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Gefährden Magnetfelder die Gesundheit? || Die epidemiologischen Befunde der Confounder

Date post: 08-Dec-2016
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Geflihrden Magnetfelder die Gesundheit? 7 Die epidemiologischen Befunde der Confounder 7.1 Wiring configuration indiziert auch andere Gefahren als die der Magnetfelder 35 Wir wollen die Machtigkeit der Confounder in der in Kap. 6 gegebenen Reihenfol- ge betrachten. Den ersten Hinweis auf den EinfIuB soziookonomischer Faktoren gab die merkwurdige Thtsache, daB die Krebsgefahrdung dann maximal erschien, wenn die magnetische FeldsUirke nach der sog. "high wiring configuration" geschatzt, aber eben nicht als magnetische FluBdichte in Tesla gemessen wurde. SAVITZ selbst hatte auch diesen Eindruck (SAVITZ u. a. 1989, S. 69), aber nur in dem Sinn, daB reiche Haushalte groBere Orundstucke besitzen, welche weitere Abstande zu Freileitungen mit sich bringen oder daB hohe Verdrahtungsdichte mit hohem Verkehr gekoppelt ist (SAVITZ 1987, S. 88). Diese VerhaItnisse werden deutlich, wenn man die gleichen KrebsfaIle, welche SAVITZ (1988) untersucht hat, nicht nach magnetischen FluBdichten (Thbelle 2 und 5) ordnet, sondern nach der Wiring configuration nahe den entsprechenden Wohnungen. Thbelle 6 gibt eine Auflistung der wichtigsten OR-Werte, wie sie sich bei der Codierung der Wiring configuration ermitteln lieBen, und aufgeschlusselt nach den verschiedenen Krebsarten. Zum Vergleich sind die Daten (rechts) angefuhrt, welche sich auf ge- messene Feldstarken beziehen, wobei die hochste Expositionsstufe (2,5 mO und hOher) aufgelistet wurde, urn den Vergleich mit der hochsten Stufe der Wiring configuration zu ermoglichen. Die Daten zeigen, daB die OR-Werte nur bei der hOchsten Exposition der Wi- ring configurations hoch sind, bei sehr kleinen Fallzahlen, daB bei der Einteilung der Wiring configuration in nur 2 Stufen die OR-Werte sinken. Zwar zeigen in der Aufschlusselung in die verschiedenen Krebsarten die hochsten Expositionsstufen auch der gemessenen FluBdichten OR-Werte, welche der hochsten Stufe der Wi- ring configuration nahekommen, freilich immer bei extrem kleinen Fallzahlen. 1m Uberblick aller Werte sind jedoch die der Wiring configuration deutlich hOher als die gemessenen FluBdichten. Werte uber OR = 2,0 kommen bei gemessenen FluB- dichten mit 2 Ausnahmen nicht vor, bei Wiring configuration und bei der Stratifi- kation nach Confoundern sind sie in hohen Feldern die Regel! Es kann daher gefolgert werden, daB hohe Wiring configuration auch (oder nur) eine andere QueUe der Krebsgejahr indiziert als Magnet/elder. Wenn der Unterschied zwischen Wiring configuration und gemessenen FluB- dichten auf einen starken Confounder deutet, so lassen sich Hypothesen uber die Art der Confounder an dem Material von SAVITZ (1988) prufen. Der wichtigste Confounder ist der des soziookonomischen Status des Vaters. Thbelle 7 gibt die Daten wieder. In dieser Thbelle sind OR-Werte aus den Thbellen von SAVITZ 1988) fur alle Krebsarten und fur l..eukamiefaIle wiedergegeben, wobei letztere durch- wegs hohere OR-Werte aufzuweisen pfIegen. - 247 - H. Schaefer, Gefährden Magnetfelder die Gesundheit? © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1991
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Geflihrden Magnetfelder die Gesundheit?

7 Die epidemiologischen Befunde der Confounder

7.1 Wiring configuration indiziert auch andere Gefahren als die der Magnetfelder

35

Wir wollen die Machtigkeit der Confounder in der in Kap. 6 gegebenen Reihenfol­ge betrachten.

Den ersten Hinweis auf den EinfIuB soziookonomischer Faktoren gab die merkwurdige Thtsache, daB die Krebsgefahrdung dann maximal erschien, wenn die magnetische FeldsUirke nach der sog. "high wiring configuration" geschatzt, aber eben nicht als magnetische FluBdichte in Tesla gemessen wurde.

SAVITZ selbst hatte auch diesen Eindruck (SAVITZ u. a. 1989, S. 69), aber nur in dem Sinn, daB reiche Haushalte groBere Orundstucke besitzen, welche weitere Abstande zu Freileitungen mit sich bringen oder daB hohe Verdrahtungsdichte mit hohem Verkehr gekoppelt ist (SAVITZ 1987, S. 88). Diese VerhaItnisse werden deutlich, wenn man die gleichen KrebsfaIle, welche SAVITZ (1988) untersucht hat, nicht nach magnetischen FluBdichten (Thbelle 2 und 5) ordnet, sondern nach der Wiring configuration nahe den entsprechenden Wohnungen. Thbelle 6 gibt eine Auflistung der wichtigsten OR-Werte, wie sie sich bei der Codierung der Wiring configuration ermitteln lieBen, und aufgeschlusselt nach den verschiedenen Krebsarten. Zum Vergleich sind die Daten (rechts) angefuhrt, welche sich auf ge­messene Feldstarken beziehen, wobei die hochste Expositionsstufe (2,5 mO und hOher) aufgelistet wurde, urn den Vergleich mit der hochsten Stufe der Wiring configuration zu ermoglichen.

Die Daten zeigen, daB die OR-Werte nur bei der hOchsten Exposition der Wi­ring configurations hoch sind, bei sehr kleinen Fallzahlen, daB bei der Einteilung der Wiring configuration in nur 2 Stufen die OR-Werte sinken. Zwar zeigen in der Aufschlusselung in die verschiedenen Krebsarten die hochsten Expositionsstufen auch der gemessenen FluBdichten OR-Werte, welche der hochsten Stufe der Wi­ring configuration nahekommen, freilich immer bei extrem kleinen Fallzahlen. 1m Uberblick aller Werte sind jedoch die der Wiring configuration deutlich hOher als die gemessenen FluBdichten. Werte uber OR = 2,0 kommen bei gemessenen FluB­dichten mit 2 Ausnahmen nicht vor, bei Wiring configuration und bei der Stratifi­kation nach Confoundern sind sie in hohen Feldern die Regel!

Es kann daher gefolgert werden, daB hohe Wiring configuration auch (oder nur) eine andere QueUe der Krebsgejahr indiziert als Magnet/elder.

Wenn der Unterschied zwischen Wiring configuration und gemessenen FluB­dichten auf einen starken Confounder deutet, so lassen sich Hypothesen uber die Art der Confounder an dem Material von SAVITZ (1988) prufen. Der wichtigste Confounder ist der des soziookonomischen Status des Vaters. Thbelle 7 gibt die Daten wieder. In dieser Thbelle sind OR-Werte aus den Thbellen von SAVITZ 1988) fur alle Krebsarten und fur l..eukamiefaIle wiedergegeben, wobei letztere durch­wegs hohere OR-Werte aufzuweisen pfIegen.

- 247 -

H. Schaefer, Gefährden Magnetfelder die Gesundheit?© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1991

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Gefiihrden Magnetfelder die Gesundheit? 39

Das Ergebnis ist uberraschend: Selbst bei den gemessenen FluBdichten, die sonst durchwegs OR-Werte weit unter 2 zu zeigen pflegen, finden sich unter schlechten soziookonomischen Bedingungen OR-Werte, die sonst nirgendwo in dieser GroBe vorkommen.

Auch die Rauchgewohnheiten der Mutter wahrend der Schwangerschaft und ei­ne hohe Verkehrsdichte fuhren zu OR-Werten, die sehr hoch sind. Insbesondere die Verkehrsdichte, deren EinfluB vollig unabhangig von der moglichen Wirkung von Magnetfeldern bestimmt wird, zeigt bei besonders starkem Verkehr exzessive Krebswahrscheinlichkeiten. SAVITZ u. a. (1989) stellen in einer gesonderten Ar­beit fest, daB hohe Verkehrsdichte eine OR fUr aIle Krebse von 1,7, fUr l..eukamie von 2,1 bewirkt, und ein extrem starker Verkehr sogar die OR auf 3,1 bzw. 4,7 er­hoht (vgl. Thbelle 8).

Tabelle 8. Wahrscheinlichkeit fUr Kinder, Krebs oder Leukiimie zu bekommen, falls schlechte soziookonomische Bedingungen vorliegen, bezogen auf die beste Bedingung gleich 1,0. Die Daten beziehen sich auf die Gesamtzahl der Faile und Kontrollen. Aus SAVITZ (1987), Tab. App. 4.14 u. 4.15, S. 150-153 und aus SAVITZ u. a. (1989) fUr die Verkehrsdichte. Die magnetische FluBdichte ist nicht mehr berucksichtigt. Die OR-Werte

Soziookonomische Situation

Wohnungswechsel 2 Jahre vor Diagnose bis Diagnose

Bildung des Vaters, kleinster gegen hochsten Status

Einkommen unter 7000 $ gegen gleich oder mehr als 7000$

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Rauchen der Mutter i.d. Schwangerschaft gegen Nicht­raucherinnen

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Hohe/niedrige Verkehrsdichte

Extreme Verkehrsdichte (10000 Fahrzeuge/Tag)

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Zu Thbelle 7 muB noch rein rechnerisch gesagt werden, daB die OR-Werte fUr hohen und niedrigen Status nicht unabhangig sind, da in allen Rechenbeispielen die Zahl der Falle und Kontrollen durch die Studie vorgegeben ist, sich also jede Steigerung der OR der Probanden mit niedrigem Status in einer Senkung der OR bei hohem Status auBern muB. Die OR-Werte geben aber korrekt wieder, wie sich bei wechselndem Status Falle und Kontrollen auf die verschiedenen Felder vertei­len.

7.2 Soziookonomische Krebsgefahren

Diese Confounder sind nun nicht nur im Zusammenhang mit der moglichen Ge­fiihrdung durch Magnetfelder von Interesse. Sie sind Teil eines umfassenden Pro­blems. Wir haben daher in Tabelle 8 noch einmal aile von SAVITZ (1987) doku­mentierten Faktoren zusammengestellt, die eine erhebliche Gefahr fur die Entste­hung von Krebs darstellen.

Man konnte die Zuverlassigkeit solcher Erhebungen in Frage stellen. Es ist da­her wichtig, daB diese Faktoren Dosis-Wirkungs-Beziehungen aufweisen, wie sie in dieser Klarheit fUr die Magnetfeldwirkung nicht gefunden wurden (vgl. Kap.7, Thbelle 4 u. 5). In den Tabellen 9 und 10 sind besonders eindrucksvolle Dosis-Wir­kung-Relationen dargestellt. Die anderen Faktoren der Tabelle 8 zeigen aber, wo sie prufbar sind, ahnliche, nur weniger strikte Relationen. Die Korrektheit der Annahme, daB die Faktoren der Thbelle 8 kanzerogen sind, wird man also mit gu­ten Grunden voraussetzen durfen, obwohl uber den Mechanismus der Wirkung nichts gesagt werden kann. Es ist jedoch eindrucksvoll, daB aile sozialen Umwelt­bedingungen, die wir in der Sozialmedizin als belastend kennen, hier eine vollig ubereinstimmende Wirkung zu haben scheinen.

Es ist insbesondere eindrucksvoll, daB sich dieser soziookonomische EinfluB auch bei Erwachsenen findet, bei denen Magnetfelder keine oder fast keine Effek-

TabeUe 9. Einflul3 des Alters der Mutter auf die Krebshaufigkeit ihrer Kinder. Daten aus SAVITZ 1987, Tab. App. 4.14. S. 150. Das relative Risiko (OR) ist bezogen auf die Sterb­lichkeit der Kinder von Muttern uber 24 Jahre (OR 1,0). Einbezogen sind aIle Krebsfalle und aIle KontroIlen, ohne Rucksicht auf die Starke der Exposition in Magnetfeldern.

Alter der Mutter

15-19 20-24

>24

OR fUr aIle Krebse

2,42 1,31 1,00

OR nur fUr Leukamie

3,0 1,13 1,00

Die absoluten Zahlen der FaIle/KontroIlen in den 3 Gruppen betrugen fUr alle Krebse 24/10-77/59-143/144, fUr die Leukamiefillle: 9/10-20/59-43/144.

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Tabelle 10. EinfluB von 5 Stufen der Bildung des Vaters auf die Krebshllufigkeit der Kin­der. Das relative Risiko ist bezogen auf die Sterblichkeit der Kinder von Vatern mit hOch­

ster Bildung.

Erziehungs-Status des Vaters Relatives Risiko Relatives Risiko aller KrebsflHle nur Leukamie

Weniger als High School 1,93 2,51 High School beendet 1,64 2,17 Einige College-Ausbildung 1,58 2,09 College beendet 1,18 1,42 Post-graduate 1,00 1,00

Alle Klassen sind bei Krebs im Mittel mit 47 Fallen bzw. Kontrollen besetzt, und keine sank unter 16. Nur bei der Leukamie lagen die Fallzahlen zwischen 9 und 22. Einbezogen wurden wie in Tabelle 9 alle Krebsfalle und alle Kontrollen, ohne Beriicksichtigung der Magnetfelder. Daten aus SAVITZ (1987), Tab. App. 4. 14.

te zeigen (SEVERSON u. a. 1988). Aus den dokumentierten Daten ergibt sich z. B. eine OR = 2,71 fUr die Probanden aus Familien mit kleinem Einkommen (unter 15000 $ pro Jahr), Krebs zu bekommen, bezogen auf die OR = 1 der AngehOrigen der hOchsten Einkommensgruppe. Auch die Bildung der Familienmitglieder spielt eine groBe Rolle (OR = 1,64 der niedrigsten bezogen auf die zwei hochsten Bil­dungsstufen). Auch zeigen die relativen Risiken fUr Erziehungsgrad und Einkom­menshohe eine sehr klare Dosis-Wirkungs-Kurve, wie sie in dieser Stringenz nir­gends bei Magnetfeldeinflussen zu finden ist (vgl. Thbelle 17).

7.3 Sind Magnetfelder und soziookonomische Faktoren obligate Kofaktoren?

Aus den Daten der Thbelle 7 lassen sich einige Tatsachen entnehmen, welche den Zusammenhang von Magnetfeldern und soziookonomischen Faktoren beleuch­ten.

1. In Thbelle 7 sind die OR-Werte der Magnetfeld-Kanzerogenitat fUr die Kollekti­ve soziookonomisch gut oder schlecht gestellter Kinder getrennt aus den Daten von SAVITZ neu berechnet worden. Es zeigt sich, daB Magnetfelder fUr Kinder in guter soziookonomischer Situation entweder ungefilhrlich sind, und zwar auch fUr die hOchste gemessene Stufe der FluBdichten, oder doch mindestens erheblich weniger gefahrlich als fUr Kinder in schlechter Situation. Fur Daten der Wiring configuration ist das weit weniger deutlich als fUr gemessene Felder, fur l..eukamie

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sind die OR-Werte hoher als fOr aIle Krebsarten zusammen, aber auch hier ist der soziookonomische EinfluB eindrucksvoll.

2. Der Unterschied zwischen dem Risiko gemessener FluBdichten und der Schiit­zung durch Wiring configuration (Thbelle 6) bleibt zwar im Grundsatz bestehen, d. h., auch jetzt sind die OR-Werte hoher Wiring codes wesentlich hOher als die der gemessenen Felder: erstere liegen deutlich Uber 1, letztere darunter. Die hohen OR-Werte der Thbelle 6 finden sich aber nur bei den soziookonomisch schlechter Gestellten.

3. Auch unter der high-power-Messung, bei Klassifizierung der Wohnungen nach Feldstiirken bei eingeschalteten Haushaltsgeriiten, finden sich jetzt deutliche Wir­kungen hoher Magnetfelder, aber nur in der Gruppe der schlecht Situierten. Die (an sich sehr schwer interpretierbare) Thtsache, daB die Felder bei hohem Strom­verbrauch, also bei interner Verursachung, in Thbelle 3 keinerlei Wirkung zeigen, konnte also mit den soziookonomischen Verhiiltnissen zusammenhiingen.

4. Angesichts der in Thbelle 7 enthaltenen Daten konnte die Hypothese plausibel erscheinen, daB die soziookonomischen Faktoren allein die Krebshiiufigkeit deter­minieren. Diese Hypothese liiBt sich aber aus den Daten der Studie selbst widerle­gen.

Wenn diese Hypothese richtig wiire, so mUBten sich, aus welchen GrUnden auch immer, in hohen Magnetfeldern die soziookonomisch schlechter gestellten Fami­lien angereichert finden, d. h. es mUBte eine Korrelation zwischen der Magnetfeld­stiirke und dem soziookonomischen Status geben. FUr die KrebsfiiIle ist das auch der Fall (Tabelle 11).

Tabelle 11. Wahrscheinlichkeit, daB Viiter von Krebs/iillen, welche einen niedrigen sozio­okonomischen Status haben, in hohen magnetischen Feldstiirken wohnen. Die Feldstiir­ken sind teils nach einem 2-level-code bestimmt (hohe gegen niedrige Wiring configura­tion), teils nach gemessenen FluBdichten (hOher oder kleiner als 1 mG). Einkommen

± 7000 $ pro J ahr, Bildung ohne College oder College und hOher.

Soziookonom. Status

Niedriges gegen hohes Einkommen Niedrige gegen hohe Bildung Niedriges gegen hohes Einkommen Niedrige gegen hohe Bildung Mittelwert

Bestimmung der magn. OR des schlechten Status Feldstiirke in hohen Feldern zu le­

ben

Wiring code Wiring code Gemessene FluBdichten Gemessene FluBdichten

1,53 1,55 1,0 2,62 1,675

Daten aus SAVITZ 1987, S. 158 u. 176, neu berechnet.

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Gefiihrden Magnetfelder die Gesundheit? 43

Tabelle 12. Wahrscheinlichkeit, daB Viiter der Kontrollen, welche einen niedrigen sozio­okonomischen Status haben, in hohen magnetischen Feldstarken leben. Die Feldstarken sind wie in Tabelle 11 nach Wiring codes bzw. gemessenen FluBdichten bestimmt. Status

wie in Tabelle 11.

Soziookonomischer Status

Niedriges gegen hohes Einkommen Niedrige gegen hohe Bildung Niedriges gegen hohes Einkommen Niedrige gegen hohe Bildung Mittelwert

Bestimmung der magn. OR des schlechten Status Feldstarke in hohen Feldern zu le­

ben

Wiring code 1,0 Wiring code 1,0 Gemessene FluBdichten 0,44 Gemessene FluBdichten 1,0

0,86

Daten aus SAVITZ 1987, S. 158 u. 176, neu berechnet.

Tabelle 11 und 12 gibt die Berechnungen wieder, mit denen diese Hypothese wi­derlegbar ist. Die Berechnung grtindet sich auf die Uberlegung, daB eine solche Korrelation zwischen Magnetfeld und soziookonomischen Variablen sich auch bei den Kontrollen finden mtiBte. Es ist namlich nicht einzusehen, wie das Vorliegen der Krankheit, das ja angeblich aus der Kombination der beiden Faktoren Status und Magnetfeld resultiert, deren Korrelation bedingt haben konnte.

Es ist aber so, daB diese Korrelation StatuslFeld bei den Kontrollen nicht nur nicht existiert, sondern umgekehrt so, daB die soziookonomische Situation bei den Kontrollen, die in hohen Feldern leben, deutlich besser ist als diejenige von Probanden, die in niedrigen Feldern leben, bei gemessenen Feldern ausgepragter als bei der Wiring configuration (Thbelle 12). Auf diese Paradoxie weist SAVITZ selbst hin (1987, S. 32). Nur die Vater der an Krebs erkrankten Kinder wohnen sehr viel haufiger in Wohnungen mit hohen magnetischen Feldstarken und zwar mit einer Wahrscheinlichkeit (OR-Zahl), welche den OR-Werten, aus denen die kanzerogene Potenz der Magnetfelder erschlossen wurde, durchaus gleicht, bei der Bildung der Vater deutlicher als bei ihrem Einkommen.

Diese Tatsache ware mit der Hypothese, daB der Krebs durch Magnetfelder pro­moviert wird, kompatibel, nicht aber mit der Annahme, daB es nur die soziooko­nomischen Verhiiltnisse der Familien sind, welche die Krebshaufigkeit der Kinder bestimmen.

5. Aus Tabelle 7 ist nicht ersichtlich, ob diejenigen Kollektive der Falle und Kon­trollen, welche in niedrigen Feldstarken leben, einen EinfluB ihres jeweiligen so­ziookonomischen Status auf die Krebswahrscheinlichkeit nicht mehr im gleichen AusmaB aufweisen wie das Gesamtkollektiv. Die Prtifung ergibt, daB die Mittel­werte einer OR, welche das relative Risiko fUr eine Krebserkrankung der schlech­ter Gestellten, verglichen mit den besser Gestellten angibt, bei den Proband en, die

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in Feldern von weniger als 0,65 mG wohnen, fUr alle Krebserkrankungen 1,01 und fUr die Leukamie 1,31 betragt.

Ftir das Kollektiv der in hohen Feldern tiber 1 mG lebenden Probanden sind diese OR-Werte 2,8 und 6,0! Es fragt sich also, ob der soziookonomische Status der Unterstiitzung hoher Felder bedarf, urn kanzerogen zu werden. Diesem Zu­sammenwirken wtirden die OR-Werte der schlechten Situation der Tabelle 7 ihre jeweilige GroBe verdanken.

Ware die Studie von SAVITZ also nur mit Probanden in guter soziookonomischer Situation gemacht worden, so hatte man keinen EinflufJ des Magnetjeldes auj die Krebsentstehung entdeckt. Ware sie nur mit Probanden, die in niedrigen Feldern leben, gemacht worden, so ware ein EinfluB soziookonomischer Bedingungen auf die Krebsentstehung nur bei der Leukamie deutlich gewesen.

Eine hypothetische Interpretation dieser epidemiologischen Befunde konnte durch zwei Annahmen erfolgen:

1. Magnetfelder und soziookonomische Faktoren sind nur in ihrem Zusammen­wirken kanzerogen. Sie sind obligate Kofaktoren.

2. Der enge Wirkungszusammenhang zwischen Magnetfeldern und soziookono­mischen Faktoren ist nur durch einen dritten, noch unbekannten Kofaktor vor­getauscht, der die eigentliche kanzerogene Potenz besitzt.

Die erste Hypothese ist mindestens nicht sonderlich wahrscheinlich. Die zweite Hypothese ware nur dann plausibel, wenn dieser gesuchte Kofaktor sowohl mit den Magnetfeld-Starken als auch mit soziookonomischen Faktoren korreliert. Ein solcher Faktor konnte z. B. der Verkehr sein, der sowohl die mindere Qualitat ei­ner Wohnung bestimmt, als auch mit der Dichte von Freileitungen korreliert sein konnte, welche sich langs bedeutender Verkehrswege angereichert haben.

Eine dritte Hypothese ware, daB alle epidemiologisch vorgelegten Korrelatio­nen zufallig sind. Diese Hypothese ist bei der Thtsache, daB sich tiberall in der Li­teratur OR-Werte tiber 1, so gut wie nie aber unter 1 finden, besonders wenig wahrscheinlich. Wir diskutieren dieses Problem spater (Kap. 15).

8 Ein besonderer Confounder: der Wohnungswechsel

Ein Confounder, der betrachtliches allgemeines Interesse vor allem beim Strahlen­schutz gefunden hat und deshalb gesondert behandelt wird, ist die Mobilitat, die in der Studie von SAVITZ als Wohnungswechsel innerhalb zweier Zeitraume do­kumentiert ist: zwischen Geburt und Diagnose und in den 2 Jahren vor der Dia­gnosestellung.

DaB Migration die Krebshaufigkeiten einer den Wohnort wechselnden Bevolke­rung erhoht, wurde schon von HAENSZEL u. a. (1962) gefunden und neuerdings

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