73
C i t y G u i d e
P A L M A
STÄDTE-TRIP NACHS t o r y : B ä r b e l H o l z b e r g
72 GATE TO TRAVEL 8/2013
7574 GATE TO TRAVEL 8/2013
MAN SOLLTE SICHPALMA VOM MEER HER NÄHERN.
DIE STADTSILHOUETTE KANNDANN IHRE GANZE PRACHT
ENTFALTEN. MACHTVOLL ERHEBT SICH DIE KATHEDRALE
OBERHALB DER RENAISSANCE-FESTUNGSMAUERN. SA SEU
GEHÖRT ZU DEN BEDEUTENDSTEN GOTISCHEN SAKRALBAUTEN
EUROPAS, OBWOHL IHR DIE HIM-MELSTÜRMENDEN TÜRME FEHLEN.
DANEBEN ERHEBT SICH DER PALAU DE S’ALMUDAINA,
DAHINTER DIE TÜRME DER ADELSPALÄSTE, AUF DENEN
NACH DEN ANKOMMENDENHANDELSSCHIFFEN
AUSSCHAU GEHALTEN WURDE,DENEN PALMA SEINEN REICHTUM VERDANKT.
Himmel blauSTATT
WINTERGRAU
7776 GATE TO TRAVEL 8/2013
atürlich wählen wir
den bequemen und
schnellen Weg mit
dem Flieger. PALMA
ist in rund zwei Stun-
den von allen gro-
ßen deutschen Flughäfen zu erreichen, die
Taxifahrt zum Hotel dauert gerade einmal
15 Minuten. Entspannter kann man einen
City-Trip kaum starten. Ruckzuck
tauscht man das Wintergrau gegen einen
Kaffee unter blauem Himmel auf der
Plaça Mercat, oder einen Stadtspaziergang
in der warmen Wintersonne entlang der
Strandpromenade, gegen einen Shopping-
bummel in den Gassen rund um den Pas-
seig des Born. PALMA hat die größte ge-
schlossene Altstadt Europas. Ihre
anmutigen Plätze, plätschernden Brunnen
und reich geschmückten Patios wollen
entdeckt werden. Die kleinen gepflaster-
ten Gässchen verlaufen auf den Funda-
menten der ehemaligen arabischen Me-
dina, ein Labyrinth, in dem man sich
einmal verlieren muss.
Überall eröffnen chice Läden und
Restaurants. Angesagte Tapas-Bars schie-
ßen wie Pilze aus dem Boden. So essen zu
gehen, passt gut zum Zeitgeist. Es ist le-
ger, man kann sich alles teilen, viele unter-
schiedliche Gerichte probieren. Die Stim-
mung ist großartig und relaxt. PALMA ist
kosmopolitisch und es sind nicht zuletzt
die zugezogenen Neubürger, die einen
speziellen Vibe in die Balearenhauptstadt
bringen. Der Norweger John Egil steht
hinter den hippen Coffee-Shops FIBO-
NACCI, zwei Schweden führen einen
großartigen CONCEPT STORE mit
traumhaften Interiors. Die schönen Fin-
cas, die von Nord- und Mitteleuropäern
erworben werden, müssen schließlich im
passenden lässig-coolen Look eingerichtet
werden. Neue kleine Stadthotels sind
wahre Refugien, die Mallorca als Massen-
tourismusziel vergessen lassen. Sie liegen
perfekt, um zu Fuß auf Entdeckungstour
zu gehen. Kosmopolitisch ist auch die
Kunstszene. Lebendig und spannend. Ga-
leristen und Künstlerateliers können an
die Tradition des großen Joan Miró an-
knüpfen, der seine letzten 27 Lebensjahre
in Cala Major verbrachte. Und wo kann
man schon nach einem ausgedehnten
Stadtbummel direkt an den Strand? In die
Sonne blinzeln, den dümpelnden Booten
zuschauen, einen prickelnden Cava trin-
ken und entspannen.
n…die Stimmung
ist relaxt – PALMAist kosmopolitisch!
78 GATE TO TRAVEL 8/2013 79
HOTEL CORT Schon vom ersten Tag seiner Eröff-
nung an hat das HOTEL CORT dafür
gesorgt, dass die bezaubernde Plaça Cort
mit ihrem wenigstens achthundertjähri-
gem Olivenbaum zu einem gern besuch-
ten kleinen Salon im Freien wurde. Das
liegt an dem bestens frequentierten Res-
taurant mit der holzvertäfelten Bar und
den raumhohen gut bestückten Weinre-
galen. Als Hotelgast fühlt man sich schon
beim Frühstück auf der Terrasse der Plaça
Cort inspiriert vom lebhaften Treiben
mitten in Palma. Einen wirklichen Rück-
zugsort bieten die 14 Suiten und zwei
Zimmer des kleinen feinen Suitenhotels.
Sie sind großzügig und mit hochwertigen
Materialien ausgestattet und beweisen
eine ganz besondere Liebe zum Detail.
Auf den maßgefertigten cremefarbenen
Bibliotheksregalen warten Bildbände da-
rauf, dass sie an einem langen Winter-
abend durchgeblättert werden, während
man auf seiner ausladenden Samtcouch
chillt. Vielleicht vorm offenen Gaskamin,
wenn man sich für eine zum Innenhof
ausgerichtete Suite entscheidet. Die un-
glaublich komfortablen schwedischen
Betten garantieren einen erholsamen
Schlaf. Blaue von Hand gearbeitete Ka-
cheln aus Alicante machen die luxuriösen
Bäder fein. Eine kleine abgeschirmte Son-
nenterrasse mit Plunge Pool und Liegen,
bepflanzt mit Buchsbäumen und Jasmin,
lädt dazu ein, einen Nachmittag zu ver-
trödeln. Von den zur Plaça Cort gelege-
nen Suiten genießt man einen Traumblick
auf das prachtvolle barocke Rathaus und
den Olivenbaum. Die Suiten zum Innen-
hof bieten dafür absolute Ruhe.
www.hotelcort.com
HOTEL CALATRAVAKleine feine Stadthotels scheinen das
neue Ding in Palmas Altstadt zu werden.
Die zweite interessante Neueröffnung,
das HOTEL CALATRAVA, liegt ein
wenig abseits des lebhaften Stadtkerns,
aber doch in Gehweite zur Kathedrale,
den Galerien und Restaurants. Auf den
Fundamenten der arabischen Befesti-
gungsmauer, die heute nicht mehr exis-
tiert, verläuft die dem Meer zugewandte
Häuserzeile der Villalonga an der Plaça
Llorenç. Eines der Gebäude, ein Privat-
haus aus dem 19. Jahrhundert, beherbergt
das im Mai eröffnete Hotel. Die wunder-
baren historischen Räume mit ihrem frei
gelegten Mauerwerk und den Gewölben
wurden mit stylischen spanischen Desig-
nermöbeln eingerichtet. Es gibt 16 weit-
läufige lichte Zimmer und Suiten mit
großzügigen komfortablen Bädern. Zehn
davon haben Balkons oder Terrassen mit
Blick zum Meer. In der Juniorsuite Num-
mer 17 erreicht man eine kleine uneinseh-
bare Privatterrasse über eine steile Treppe.
Die Badewanne ist so positioniert, dass
man im warmen Wasser liegend auf einen
Zipfel der Kathedrale schaut. Absolutes
Highlight ist die Frühstücksterrasse im
fünften Stock. Von dort bietet sich ein
fantastischer grenzenloser Blick über das
blaue Mittelmeer, den Fährhafen und die
Gipfel der Tramuntana. Einem kleinen
Kokon gleicht der Privatspa mit Jacuzzi,
Sauna und Ruheraum, den sich Gäste ex-
klusiv und ohne zusätzliche Kosten bu-
chen können. Ganz in Kerzenlicht ge-
taucht, bietet er Romantik pur.
www.boutiquehotelcalatrava.com
HOTEL TRESMan lässt die lebhaften Altstadtgassen
von Llotja hinter sich, geht durch ein
schmiedeeisernes Tor und findet sich in
einem stimmungsvollen Innenhof wieder,
den eine 100jährige Palme beschattet.
Gartensessel und Loungemöbel laden
zum Entspannen ein, ein plätschernder
Brunnen liefert die Begleitmusik. Zwei
Häuser, die den Innenhof umschließen
und die nicht gegensätzlicher sein könn-
ten, bilden das HOTEL TRES, das zwei
Skandinaviern gehört: ein Palast aus dem
Jahr 1576 und ein Gebäude aus den Fünf-
ziger Jahren. Die 41 Zimmer, davon drei
Suiten, zeigen sich in bestem skandinavi-
schen Stil. Mit funktionalem Design, viel
Glas und hellen Farben. In den Räumen
des Stadtpalastes bildet das historische
Gebälk einen spannungsreichen Kontrast
zum modernen Interior. Wahre Ferienge-
fühle lässt die Dachterrasse aufkommen,
eine weitläufige Lounge mit Sonnenlie-
gen, einem kleinen Pool und einer Sauna.
Der Panoramablick über die Dächer der
Altstadt ist unschlagbar. Exklusiv genie-
ßen kann man diese Aussicht in der
Grand Suite und ihrer Privatterrasse samt
Jacuzzi.
www.hoteltres.com
HOTELSa
8180 GATE TO TRAVEL 8/2013
TASTMit der modernen Taberna an der
Unió begann die Erfolgsgeschichte der
TAST-Gruppe, die mittlerweile drei Ta-
pas-Restaurants in Palma betreibt. An ei-
ner langen, mit Kacheln verkleideten Bar
reihen sich die appetitlichen Köstlichkei-
ten. Die Vielzahl der unterschiedlichen
Tapas und Pinchos ist nicht zu übertref-
fen. Tast ist Katalanisch und bedeutet „na-
schen“. Und das sollte man: von den
Gambas al ajillo bis zum frittierten Baca-
lao mit Honig. Vom Cajunhühnchen mit
Langostino bis zum Espárragos a la plan-
cha. Zur Mittagszeit, das heißt in Palma
ab 14.00 Uhr, ist es immer voll, Geschäfts-
leute drängen sich neben Touristen und
Shoppern. Wer keinen Platz an der Bar
bekommt, setzt sich an einen der Tische,
bestellt eine Tortilla de patata oder eine
Entenbrust vom heißen Stein, die man am
besten zu zweit genießt.
www.tast.com
TAST CLUBIn der schmalen, von elegan-
ten Stadtpalästen gesäumten Car-
rer de Sant Jaume verweist weder
ein Schild noch eine Speisekarte
auf das Restaurant. Allein die fla-
ckernden Kerzen in einem kleinen
Patio liefern einen Hinweis auf den
Club, das jüngste Mitglied der
TAST-Gruppe. Ledersessel, Biblio-
thek und ein gut bestückter Humidor
schaffen Clubatmosphäre. Im Restau-
rant sitzt man unter einem großartigen
Gewölbe und prachtvollen Lüstern.
Der TAST CLUB ist Palmas neueste und
edelste Tapasbar. Serviert werden Köst-
lichkeiten wie Salpicon de marisco, ein
Meeresfrüchtesalat, Tortilla con Sobrasada
und ein exzellentes Entrecôte. So mächtig,
dass man sich selbst die halbe Portion
noch teilen kann.
www.tast.com
GAUDEIXDie Tapasbar von Maria Moreno und
Christina Díaz versteckt sich in den klei-
nen Gassen Llojas. Aber das Suchen lohnt
sich. GAUDEIX ist Katalanisch für „Ge-
nuss“ und der ist garantiert. Die Tapas
sind von unvergleichlicher Qualität. Was
auf die Teller kommt, steht auf einer gro-
ßen schwarzen Tafel geschrieben. Darun-
ter sind Köstlichkeiten wie marinierter
Thunfisch, grüne Bohnenkerne mit schar-
fen mallorquinischen Würsten, butter-
zarte, stundenlang geschmorte Rinder-
bäckchen. Das Gewölbe, dunkles Holz,
die geschwungene Holztheke erinnern an
die Atmosphäre einer Bodega, entspre-
chend sind auch ausgesuchte spanische
Weine im Ausschank. Küchenutensilien,
TAPASa
8382 GATE TO TRAVEL 8/2013
Slow-Fast-Food zu essen.
Alles wird frisch zubereitet
mit Produkten, die mög-
lichst von Mallorca stam-
men und von kleinen Pro-
duzenten und Bauern, die
nach biologisch-organischen Gesichts-
punkten anbauen, geliefert werden. Es
gibt immer eine Sopes Mallorquines, eine
heiße Suppe mit Gemüse und Brot, und
natürlich den mallorquinischen Burger,
für den das Fleisch mit der scharfen Sob-
rassada vermischt wird, der Käse aus Me-
norca kommt und der Ketchup hausge-
macht ist. Spezialität während der
Wintermonate sind die Buñols, mallorqui-
nische Krapfen aus Süßkartoffeln.
www.es-rebost.com
BAR NICÓLAS2010 eröffnet, ist die BAR NICÓ-
LAS an der Plaça Mercat innerhalb kür-
zester Zeit zum Place-to-be avanciert.
Nachts fungiert sie als Cocktailbar, tags-
über als relaxter Stopp für eine Tasse Kaf-
fee oder ein Glas Cava. Innen leuchtet die
verspiegelte Bar, die bis unter die Decke
mit Flaschen angefüllt ist. Im Gewölbe-
keller befindet sich ein Restaurant, auf der
Terrasse sitzt man geschützt hinter grü-
nen Hecken und kann in Ruhe den Pas-
santen nachschauen. Es gibt eine ausge-
zeichnete Cocktailkarte. Berühmt ist der
Gin Tonic, der in einem langstieligen gro-
ßen Kelchglas serviert wird mit kleinen
roten Pfefferkörnern.
www.barnicolas.com
AMOR DE MADREWeiße Stühle, weiße Bänke, wenige
Tische vor den Fenstern. Die Betreiber
der hübschen lebhaften Tapasbar an der
Plaça Mercat sind jung und kommen aus
Nordspanien, die Rezepte ihrer baski-
schen Heimat haben sie im Gepäck mit-
gebracht. Ihre Spezialität sind Pintxos,
kleine knusprige Brotscheiben mit lecke-
rem Belag und einem kleinen ungewöhn-
lichen Twist. Unterm Jámbon Ibérico de
Bellota verbirgt sich eine dünne Schicht
Tomatensugo, der Thunfischpaste gibt
eine Anchovis die pikante Note. Köstlich
sind die immer frisch zubereiteten Mini-
Burger. Am Abend ist es brechend voll,
wenn Künstler aus den umliegenden Ate-
liers die Bar bevölkern, die Galeristen fin-
det man dann auf der gegenüberliegenden
Seite in der BAR NICÓLAS.
Plaça Merçat, 3
die zur Deko umfunktioniert wurden, aus
Kartoffelstampfern wurden Kerzenleuch-
ter, Töpfe zu Lampenschirmen, unter-
streichen augenzwinkernd die rustikale
Atmosphäre.
www.gaudeix.com
LA BÓVEDASpätestens Viertel vor acht am Abend
bildet sich in der Calle Boteria eine große
Menschentraube vor den Türen des LA
BÓVEDA. Punkt acht öffnet sich die
Glastür, binnen kürzester Zeit ist jeder
Platz besetzt an den rustikalen Holzti-
schen, den urigen Weinfässern, der langen
Bar mit den mallorquinischen Kacheln.
Das BÓVEDA ist der Klassiker unter
Palmas Tapasbars, es kommen vor allem
die klassischen Tapas auf die Teller: Dat-
teln umhüllt mit luftgetrocknetem Schin-
ken, in Knoblauch gedünstete Gambas,
Tortillas. Und natürlich der immer frisch
aufgeschnittene Jamón Ibérico de Bellota,
wofür eigens ein Kellner abkommandiert
ist. Gute Idee, eine „Tapas Variadas“ zu
bestellen mit verschiedenen mallorquini-
schen Spezialitäten.
www.restaurantelaboveda.com
ES REBOSTUnter den Arkaden der Av. Jaume
III, einer der Haupteinkaufsstraßen, hat
Helmut Clemens im letzten Jahr seine
„Speisekammer“ – nichts anderes heißt
REBOST – eingerichtet. In einem rusti-
kalen Ethno-Look mit Flechtstühlen,
Schilfmatten und einem Tisch mit einer
3.000 Kilo schweren Steinplatte. Der Deut-
sche, der seit vielen Jahren auf Mallorca
lebt und als Hotel-Consultant viel he-
rumkommt, ist ein Anhänger der Slow
Food-Bewegung. Also gibt es bei ihm
PATRON LUNARESSchon die Location ist supercool. In
einer ehemaligen Bootshalle an der Calle
Fábrica in Santa Catalina haben drei Mal-
lorquiner Ende Dezember letzten Jahres
ihre Cantina eröffnet. Schachbrett-Stein-
boden, Holztische mit roten Beinen, an
der einen Seite eine breite Bar, drüber eine
historische Landkarte der Baleareninsel,
an der anderen Seite lange Bänke mit
blau-weißen Kissen im typischen Llen-
aRESTAURANTS
8584 GATE TO TRAVEL 8/2013
guos-Muster. Industrielampen und Reu-
sen als Lampenschirme. Aber das coolste
sind die sechs Porträts an der Wand, die
ein befreundeter Künstler malte. Sie zei-
gen die Besitzer, den Künstler selbst und
den Namensgeber Patron Lunares, einen
stadtbekannten Fischer und der Großva-
ter einer der dreien, in Manier alter Ree-
dereiporträts ironisch verfremdet. Auf die
Teller kommt Comfort Food. Guacamole,
die man sich im Mörser selbst stampft,
mürbe Steaks vom Angusrind und fantas-
tisch frischer Fisch.
www.patronlunares.com
DUKELässiger Spot in Santa Catalina, Surf-
bretter und Beachfotos an den Wänden.
Wie könnte es auch anders sein, wenn
zwei passionierte Surfer ihr Lokal DUKE
nennen? Duke Kahanamoku aus Hawaii
gilt als Erfinder des modernen Surfens, ist
Mitglied der Surfing Hall of Fame. Den
lässigen Surfer-Lifestyle leben, Spaß ha-
ben und trotzdem professionell agieren,
lautet das Erfolgsrezept. Küchenchef
Ronny Portulidis, einer der beiden Besit-
zer, hat das Kochen von der Pike gelernt,
war in Spitzenhäusern wie dem Adlon tä-
tig. Pan-Pacific nennen die beiden ihre
Küchenrichtung. Die Karte ist überschau-
bar, alles wird frisch zubereitet. Renner ist
die südamerikanische Ceviche. Das
DUKE ist immer brechend voll. Wer
draußen Schlange steht, bekommt schon
mal vom Chef ein Glas Hauswein ser-
viert, um die Wartezeit zu verkürzen.
www.dukepalma.es
EMILIO INNOBAR„Fine Fusion“ nennt Emilio Castre-
jón seine Küche. Ein Mix aus mexikani-
schen, mediterranen und japanischen Ein-
flüssen. Hat doch der aus Mexiko
stammende Küchenchef zwölf Jahre in Ja-
pan gearbeitet. Von dort brachte er seine
Leidenschaft für scharfe Messer mit, mit
denen er in seiner Showküche geschickt
hantiert, um die überragend schmecken-
den Sashimi und Tataki zuzuschneiden.
Es gibt keine Karte. Emilio fragt nach
Vorlieben, eventuellen Unverträglichkei-
ten und danach, wie viel Gänge es sein
sollen. Dann lässt man sich überraschen.
Zum Beispiel mit einer ungewöhnlichen
Hummer-Ziegenkäse-Kombination, ei-
nem feinen Salat mit warmen Langostinos
und Avocados und abschließend einem
Schokoladensoufflé vom allerfeinsten.
Passend zur innovativen Küche ist auch
das Ambiente des Restaurants. Moderne
Glastische und weiße Stühle im histori-
schen Sandsteingewölbe.
www.emilioinnobar.com
WASABI BLUEJapanische Küche und Sushi sind auch
in Palma auf dem Vormarsch. Das WA-
SABI BLUE in der hübschen Gartenstadt
Ciutat Jardí punktet mit einer coolen Ein-
richtung und einer beeindruckenden
Fensterfront. Im Winter sitzt man ge-
schützt hinter den großen Glasscheiben
und kann den Blick aufs blaue Meer ge-
nießen – und Sushi, Sashimi, Niguiri und
Tempura, die kunstvoll präsentiert wer-
den, in hervorragender Qualität.
www.wasabiblue.es
FIBONACCIFünf hippe FIBONACCI-Coffee-
Shops gibt es inzwischen in Palma. Der
vielleicht schönste ist in Portixol mit einer
Terrasse und Blick auf die dümpelnden
Boote im Club Marítimo Molinar. Im
chic-lässigen Ambiente gibt es fantasti-
schen frisch gerösteten Kaffee und nach
traditionellen Rezepten gebackenes
knuspriges Brot. Ausgesuchte Produkte
von der Baleareninsel, Olivenöl, Essig
und Salz kann man gleich kaufen. Sie
stammen von kleinen Produzenten, die
lieben, was sie tun, sagt Besitzer John Egil
Kristiansen, der aus Norwegen stammt.
Den Namen seiner Coffee-Shops hat er
mit Bedacht gewählt. Fibonacci bezeich-
net eine Zahlenreihe, bei der die Summe
zweier nebeneinander liegenden Zahlen
den Wert der nächsten ergibt. Nie stehen
bleiben, Immer an den nächsten Schritt
denken, heißt die Devise.
www.fibonacci.com
C’AN PUNTADer Besitzer des erfolgreichen Surfer-
Spots DUKE hat sich auf seine grie-
chischen Wurzeln besonnen und eine
trendige Taverne in El Molinar eröffnet.
Bunt bemalte Fensterläden, dazu Eames-
Chairs und eine cool beleuchtete Bar. Vor-
urteile gegen die griechische Küche – alles
schwimmt in Öl, alles ist verkocht – kann
man getrost vergessen. Die kleinen Ge-
richte wie gegrillter Halloumi mit Rosma-
rin und Honig oder knusprig ausgeba-
ckene Calamaris mit einer leichten
Cocktailsauce, sind leicht und modern.
Nicht weniger cool ist das Publikum. Es
werden viele Hipster-Bärte gesichtet,
Künstler, Media-Leute.
www.canpunta.com
ANIMA BEACHAm Küstenweg nach Portixol, wo
früher ein einfaches Chiringuito Strand-
läufer mit Getränken versorgte, gibt es
seit letztem Jahr einen urbanen Beach-
club. Unbezahlbar, um nach einer Shop-
ping-Tour am Strand abzuhängen, die
letzten Sonnenstrahlen mit Blick auf den
Fährhafen zu genießen, dem Meeresrau-
schen zu lauschen. Sollte es doch einmal
stürmen, ist man drinnen gut aufgehoben.
Dort erwartet einen viel italienisches
Club-Design, raumhohe Verglasungen
und eine gut bestückte Bar. Serviert wer-
den spanisch-mediterrane Gerichte, Sand-
wiches und Nudelgerichte aus dem Wok.
www.animabeachpalma.com
aSTRANDCAFÉS
87
MARKTHALLE SANTA CATALINA MIT BAR JOAN
FRAU UND LA COQUERIAKleiner als der MERCAT OLIVAR,
aber mit einem Angebot, das Gourmet-
Herzen höher schlagen lässt, präsentiert
sich der MERCAT DES SANTA CATA-
LINA. Die Sterne-Köche der Insel kau-
fen in der Markthalle ein. Feine Fischspe-
zialitäten, Olivenöl und Jamón Iberíco,
der in ganzen Keulen am Haken hängt,
werden an den gepflegten Ständen appe-
titlich präsentiert. Seele des Marktes ist
die Bar JOAN FRAU. Die unspektakulär
aussehende Bar in einer Ecke der Markt-
halle gehört zu den traditionsreichsten
Adressen in Palma und ist immer umla-
gert. Gekocht wird eine Paella, die einen
86 GATE TO TRAVEL 8/2013
aTYPISCH
MALLORCA
8988 GATE TO TRAVEL 8/2013
Ruf wie Donnerhall
hat. Sollte man leer
ausgehen, kann man
immer noch die nicht weniger berühmten
flachen, mit Aprikosen oder Äpfeln be-
legten Blechkuchen probieren. Im Innern
des kleinen Marktlokals haben gerade mal
drei kleine Zweiertische Platz. Wer hier
sitzt, gehört dazu in Palma, so heißt es.
Gleich nebenan werden an Katja Wöhrs
und Maria Solivellas LA COQUERIA
seit April knusprig-dünne
Cocas, die mallorquinische
Gemüsepizza, gebacken.
Und die schmecken – einfach
unvergleichlich. Das liegt am
steinmühlengemahlenen Ur-
weizen Blat Xeixa und dem
kaltgepressten Olivenöl, dass
den Teig so elastisch macht, dass er sich
hauchdünn ausrollen lässt. Das Gemüse
für den Belag kommt von heimischen
Biobauern, ist aromatisch und voller
Nährstoffe. Es werden täglich wechselnd
wenigstens vier verschiedene Cocas geba-
cken, mit karamellisierten Zwiebeln &
Rosmarin, mit Auberginen & Granatap-
fel, mit Fisch & Fleisch. Das berühmte
handgeschöpfte Meersalz Flor de Sal d’Es
Trenc, mit dem sich die Deutsch-Schwei-
zerin Katja Wöhr auf Mallorca einen Na-
men gemacht hat, gibt es natürlich auch.
Das Unternehmen hat sie mittlerweile
verkauft, weil sie wieder etwas Neues an-
packen wollte. Jeder, der einmal die Cocas
der beiden probiert hat, wird das absolut
begrüßen.
Montag bis Samstag 8–15 Uhr
CARMINA SHOEMAKERSchuhe, die wenigstens ein Leben lang
halten, gibt es bei den CARMINA
SHOEMAKER an der Unío 4. Bis ins
Jahr 1886 reicht die Firmengeschichte zu-
rück. In bester handwerklicher Tradition
werden die feinen Schuhe in rund 300 Ar-
beitsschritten auf Mallorca hergestellt.
Auf Wunsch auch maßgefertigt. Buda-
pester mit klassischer Schnürung und
Lochmuster, puristische Derbys oder der
noble Oxford als perfekter Begleiter zum
Anzug: Zeitlose Eleganz, die bei entspre-
chender Pflege auch noch nach Jahren
dem Träger (oder der Trägerin) zu einem
eleganten Auftritt verhilft. Nach modi-
schen Plateausohlen oder 15-Zentimeter
hohen Killer-High-Heels wird man aller-
dings vergeblich suchen.
www.carminashoemaker.com
PASSEIG DES BORNDie von wunderbaren Platanen ge-
säumte Allee ist das Wohnzimmer Palmas
und eine feine Einkaufsstraße mit klassi-
zistischen und Jugendstil-Fassaden. Sie er-
streckt sich vom Plaça Rei Joan Carles bis
zum Meer. Nur über einen schmalen Sei-
tenstreifen rollen die Autos. In der Mitte
lädt ein breiter Gehweg zum Promenieren
ein. LOUIS VUITTON hat hier einen
Shop, MULBERRY und HUGO BOSS.
Im noblen Corner gibt es die italienischen
Brands PRADA, MIU MIU und ETRO
zu kaufen. Immer noch sind auch altein-
gesessene Geschäfte zu finden, wie QUE-
SANA, wo es die berühmten mallorqui-
nischen Stoffe gibt mit dem Llenguos-
Muster, den auslaufenden Zungen, die
gewebt sein müssen, nicht gedruckt. Im
Winter werden die Kübel auf der PAS-
SEIG DES BORN mit Weihnachtsster-
nen bepflanzt, Bäume und Sträucher mit
Lichterketten illuminiert. Dann spätes-
tens ist es Zeit, sich in der BAR BOSCH
niederzulassen, um eine heiße Schokolade
zu trinken. Die Touristen sitzen dabei
gerne im Schutz von Heizstrahlern auf
der Terrasse. Die Einheimischen ziehen
die warmen Innenräume vor.
SITA NEVADO Weniger ist mehr? Im Gegenteil! Bei
Modeschmuck ist momentan das große
Bling-Bling angesagt. SITA NEVADO,
Modeschmuckdesignerin aus Barcelona,
experimentiert mit auffallenden Farben
und ungewöhnlichen Glassteinen. Ketten
werden vielfach um den Hals oder das
Handgelenk geschlungen. Farbig email-
lierte Blütenblätter als Kollier getragen.
Mich übersieht keiner, heißt die unausge-
sprochene Botschaft. Präsentiert werden die
glitzernden Schmuckstücke in einem ganz
in Altrosé gehaltenen hübschen Laden an
der Unío, ein paar Schritte von Carmina.
www.sitanevado.com
RIALTO LIVINGInteriors, Stoffe, Kissen, Accessoires,
Mode, Lampen, Bücher und ein Café. RI-
ALTO LIVING in einer kleinen Seiten-
straße der Borne ist ein Lifestyle-Kosmos.
Und zwar ein überaus geschmackvoller.
Hinter dem Concept Store stehen zwei
Schweden, die Grafikerin Barbara und
Klas, einer der Mitbegründer des schwe-
dischen Labels Gant. In ihrem riesigen
Laden im früheren Kinopalast Rialto, der
gerade noch um ein Vielfaches erweitert
wird, verkaufen sie ein Lebensgefühl und
alles, mit dem man seiner neu erworbenen
Finca oder dem Loft in Portixol einen läs-
sigen, entspannten Chic verpassen kann.
www.rialtoliving.com
9190 GATE TO TRAVEL 8/2013
MALABABADie Location im Hotel von Brondo Ar-
chitects, das mit seinem Mix aus Industrie-
und Boho-Chic mitten in Palma für Auf-
sehen sorgte, passt gut zur Leder Acces-
soire-Kollektion von MALABABA. Die
Gürtel und Taschen aus naturfarbenem
und schwarzem Leder werden ausschließ-
lich in Spanien in eigenen Werkstätten pro-
duziert. Haar- und Halsbänder mit Sta-
cheloptik bringen ein wenig Punk ins Spiel.
www.malababa.com
B CONNECTEDColour up your life! heißt das verhei-
ßungsvolle Motto der B-CONNECT
Concept Stores im Santa Catalina Viertel.
Wer den Laden an der Calle Dameto be-
tritt, fühlt sich von einem wilden bunten
Sammelsurium umfangen, Geschirr neben
Kleidung, Taschen, Deko, Kleinmöbel
Accessoires, Pullover, Kleider, bedruckte
Shirts. An den Wänden fröhliche Blumen-
tapeten, House Music sorgt für relaxte
Stimmung. Man findet alles – nur keine
konventionelle Ware. Hinter dem Kon-
zept steht die deutsche Architektin Chris-
tine Leja, die seit 23 Jahren auf Mallorca
lebt, im Immobiliensektor tätig ist und
vor allem für Skandinavier, die auf der Su-
che nach Sonne und Licht auf die Balea-
ren kommen, Wohnungen umbaut. Sie
bietet an, „was uns gefällt und unseren
ethisch-moralischen Wertmaßstäben ent-
spricht.“ Das betrifft die Produktion ge-
nauso wie die verwendeten Materialien.
Nach dem Dekoladen und dem Mode-
shop, war es nur konsequent, dass vor
wenigen Wochen ein Interior-Geschäft,
wenige Häuserblocks entfernt, dazu kam.
Vintage-Sessel bezogen mit alten Kelims,
Fischerkörbe, denen eine dänische Desig-
nerin zu einem zweiten Leben verhilft, in
dem sie Lampen aus ihnen fertigt. Seifen
mit Düften aus Afrika. Jedes Teil, das
Christine Leja verkauft, erzählt eine Ge-
schichte. Das meiste hat sie auf ihren zahl-
reichen Reisen entdeckt, bei denen sie mit
„offenen Augen und offenem Herzen
durch die Welt geht.“
www.bconnected-conceptstore.com
FRIDA WATSON Santa Catalina wird seinem Ruf als
„Little Scandinavia“ mehr als gerecht.
Auch mit dem kleinen besonderen Laden
für skandinavisches Vintage-Design auf
der Calle Annibal, den die Dänin Margit
Watson zusammen mit ihrer Tochter Sa-
rah und deren Lebensgefährten eröffnet
hat. Ausgesuchte Möbel, Keramiken und
Objekte aus den 50, 60er und 70er Jahren,
sowie dänische Lampen, deren Retro-De-
sign bei Architekten gerade sehr gefragt
ist. Mit den berühmten schwedischen Vi-
nyl-Läufern von Brita-Design und Kis-
sen, deren Muster von den Sixties inspi-
riert ist – Dinge, die leicht ins Fluggepäck
passen – kann man die Wohnung daheim
mit einem Retro-Touch auffrischen.
www.fridawatson.com
93
ALTSTADTGASSENPalma rühmt sich die größte
geschlossene Altstadt Europas zu
haben. Auf jeden Fall ist es eine
der schönsten. Wunderbar restau-
riert und liebevoll gepflegt. Einfach los-
gehen und sich im Gassengewirr verlie-
ren. Am besten südlich von Santa Eulalia
bis zur Dalt Murada und rund um das
Kloster Santa Clara. Dort ist Palma ganz
bei sich. Es fehlen die Geschäfte, die die
Touristen anziehen. Man wandelt auf sich
windenden Gässchen, die sich zu hüb-
schen kleinen Plätzen öffnen. Sie sind ge-
säumt von noblen Häusern mit schmalen
schmiedeeisernen Balkons und den cha-
rakteristischen geraden Erkern. Die schö-
nen Natursteinpflaster, die bis dicht an die
Häusermauern verlegt wurden, sind
blank poliert von den zahllosen Passan-
ten. Nicht selten kommt es vor, dass man
sich fest an die Wand drücken muss, wenn
sich wider allen Erwartens ein Auto durch
die winzigen Sträßchen drängt.
VIERTEL SANTA CATALINA Früher war SANTA CATALINA
ein Fischerviertel, vom Verfall bedroht,
bis vor wenigen Jahren Architekten die
Qualität des westlichen Stadtteils ent-
deckten. Die kleinen Häuser mit den grü-
nen Fensterläden wurden zu chicen
Apartments, dann kamen hübsche un-
konventionelle Läden und hippe Szene-
Lokale wie das DUKE oder der neueste
Hot-Spot Patron LUNARES. Heute gilt
die Gegend um den Mercat des Santa Ca-
talina als das kreative In-Viertel mit einem
gewissen Soho-Vibe. Es
ist kosmopolitisch, aber
nicht touristisch. Beson-
ders beliebt bei Schwe-
den, Dänen und Norwegern, die sich hier
eingekauft haben, und dem Viertel den
Namen „Little Scandinavia“ eingebracht
haben. Toll für den Abend: Seit die Carrer
de Fábrica für den Autoverkehr gesperrt
wurde, reiht sich ein Restaurant ans an-
dere, wurde die Straße mit den lichten
Akazien zum mediterran-lebhaften
Schlemmerboulevard.
SA LLOTJAEs war einer der lebhaftesten Orte im
früheren Palma: die Seehandelsbörse SA
LLOTJA, die mallorquinische Kaufleute
im 15. Jahrhundert bauen ließen. Der go-
tische Prachtbau, der zu den bedeutend-
sten in Spanien zählt, ist Ausdruck des
Reichtums und der Macht des damaligen
Kaufmannsstandes. Der imposante In-
nenraum erinnert mit den hohen goti-
schen Bogenfenstern an ein Kirchenschiff,
das sechs schlanke Säulen tragen. Wo frü-
her die Waren umgeschlagen wurden, die
Schiffe von ihren Fahrten über die Welt-
meere mitbrachten, finden heute tempo-
räre Kunstausstellungen statt. Nur dann
kann SA LLOTJA besichtigt werden.
92 GATE TO TRAVEL 8/2013
aDON’T MISS
9594 GATE TO TRAVEL 8/2013
ES BALUARDBaluard ist Katalanisch und bedeutet
Bollwerk. Der Name des Museums für
moderne und zeitgenössische Kunst ver-
weist damit zum einen auf seine Lage: Der
moderne aufsehenerregende Bau ist in die
Renaissance-Befestigungsanlage inte-
griert. Gleichzeitig schwingt mit, was die
Rolle der Kunst sein sollte. Das 2004 er-
öffnete Museum, auf das man in Palma
sehr stolz ist, zeigt eine umfangreiche
Sammlung Kunst des 19. und 20. Jahr-
hunderts. Werke von Picasso, Miró, Bar-
celó , Baselitz und Schnabel. Einer der
Schwerpunkte ist die mediterrane Land-
schaftsmalerei. Unbedingt auf die Dach-
terrasse steigen. Von dort eröffnet sich ein
fantastischer Blick über die Stadt, den Ha-
fen und die bewaldeten Berge der Serra de
Tramuntana.
www.esbaluard.com
FUNDACIÓ PILAR I JOAN MIRO A MALLORCA
In Cala Major, 20 Autominuten au-
ßerhalb von Palma, hat der große Joan
Miró seine letzten 27 Lebensjahre ver-
bracht. In einem Haus, das er sich hoch
an einen Hang bauen ließ, von dessen Ter-
rassen sich ein weiter Blick über die Bucht
von Palma eröffnet. Sein Atelier, Parade-
beispiel für moderne spanische Architek-
tur, ist bis heute unverändert. Sorgsam
plante Miró den indirekten Lichteinfall
von Norden. Die Räume legen beredtes
Zeugnis ab von der ungebrochenen Schaf-
fenskraft Mirós bis ins hohe Alter. Un-
vollendete Bilder in den Staffeleien schei-
nen auf die letzten Pinselstriche des
Künstlers zu warten. Flüchtig hingewor-
fene Skizzen auf ihre Realisierung. Riesige
Leinwände, die er in seinen letzten Le-
bensmonaten orderte, harren ihrer Bear-
beitung in SON BOTER, der Finca aus
dem 16. Jahrhundert, die er erwarb, als ein
Preisgeld ihm das finanziell ermöglichte.
Die Vorstellung, dass sein Refugium den
schrecklichen Bauten, die überall um ihn
errichtet wurden, weichen müsste, beun-
ruhigte Miró in seinen letzten Jahren.
Eine Stiftung hat das verhindert. Sie ließ
einen Museumsbau errichten, der einen
Überblick über Mirós Werk zeigt, und
füllt diesen besonderen Ort mit Leben,
indem sie junge Künstler fördert, die in
den Ateliers vor allem im Bereich der gra-
fischen Künste arbeiten können.
www.miro.palmademallorca.es
LA CAJA BLANCA + GALERIE KEWENIG
Palmas Kunstszene ist jung und le-
bendig. Dazu trägt maßgeblich Eva Sha-
kouri bei, die gemeinsam mit ihrem Bru-
der Amir die Galerie LA CAJA
BLANCA führt. Sie sind im Iran geboren
und in London aufgewachsen, wo sie eine
Office-Dependance betreiben. Kein
9796 GATE TO TRAVEL 8/2013
Kunst-Shop soll ihre „Weiße Box“ –
nichts anderes heißt CAJA BLANCA -
sein, sondern eine Verbindung zur Au-
ßenwelt schaffen. Junge Künstler zu ent-
decken und fördern, die das Potential
zum großen Durchbruch haben, ist ihr
Anliegen. Eva ist bestens vernetzt mit der
Galerieszene Palmas. Der renommierten
GALERIE KEWENIG, die ihre ein-
drucksvollen, sieben Meter hohen Aus-
stellungsräume in einer Kapelle aus dem
13. Jahrhundert hat. Oder der GALERIE
HORRACH MOYA, die
neuerdings in einem kostbar
ausgestatteten Stadtpalais re-
sidiert, wo sie auch das stil-
volle Restaurant SA DRAS-
SANA betreibt. Neuestes
Projekt ist der Kunstcampus
SES VOLTES in den Fes-
tungsräumen unterhalb der
Kathedrale, bei dessen Rea-
lisation Eva die Federfüh-
rung hat. Junge internatio-
nale Künstler werden
eingeladen, in den unterirdi-
schen Atelierräumen zu ar-
beiten; Besucher sind will-
kommen, können den
Schaffensprozess beobach-
ten, mit den Künstlern in
Kontakt treten.
www.lacajablanca.com
www.kewenig.com
www.horrachmoya.com
CATEDRAL SA SEUDie Kathedrale ist das
stolze Wahrzeichen der
Stadt. Ein machtvoller, das
Stadtbild beherrschender Bau, errichtet
auf den Grundmauern einer Moschee. Im
Inneren 109 Meter lang und 39 Meter
breit. Grundsteinlegung war 1230, die
Bauarbeiten sollten mehrere Jahrhunderte
andauern. Sieben kunstvoll ausgearbeitete
Rosetten tauchen das Innere in ein mys-
tisches Licht. Jedes Jahr wiederkehrend
und nur im Winter scheint die tief ste-
hende Sonne so in die Kathedrale, dass ein
Lichtspiel voller Magie entsteht: „El mi-
lagro de la luz“. Antonio Gaudí wurde be-
auftragt nach vielen Umbauten den goti-
schen Urzustand im Kirchenschiff wieder
herzustellen. Was ihm auch gelang, bevor
er 1914 die Baustelle im Streit mit seinen
Auftraggebern verlies. Neueste Attraktion
ist die vielgelobte Gestaltung der CA-
PELLA DE SANT PERE durch den mal-
lorquinischen Künstler Miquel Barceló.
ABENDSPAZIERGANG AUF DER STADTMAUER
Auf der Suche nach einem romanti-
schen Spot? Ein Spaziergang im Abend-
licht auf der Stadtmauer ist nicht zu top-
pen. Man schlendert entlang der
Kathedrale, deren reich geschmücktes
Mauerwerk durch die Strahler noch plas-
tischer hervortritt. Schaut über die sich
wiegenden Palmen auf die Bucht von
Palma und den Hafen mit den hell er-
leuchteten Fähren, die auf ihre Abreise
zum Festland warten. Passiert den PA-
LAU DE S’ALMUDAINA, Sitz von
König Juan Carlos, wenn er auf der Insel
weilt, in dem die Illumination nur ein-
zelne Torbögen erhellt. Setzt sich auf die
kleinen Steinbänke in den Nischen, die in
die mächtigen Mauern eingelassen sind
und lässt das Bild von Licht und Schatten
auf den großartigen steinernen Kunstwer-
ken wirken. Gebaut wurde die Renais-
sancebefestigungsanlage aus dem heimi-
schen Santanyí, einem rötlichen
Sandstein. Jeder Stein trägt die Signatur
des Steinmetzes, der ihn behauen hat.
IMMER AM STRAND ENTLANGAn Sommerwochenenden ist ganz
Palma auf zwei Rädern, um auf dem Pas-
seig Marítimo entlang dem Strand nach
Portixol zu radeln. Im Winter ist es ent-
schieden ruhiger, dann lädt der Strandweg
entlang der Molen zu einem gemächlichen
Spaziergang in der Wintersonne ein. Das
frühere Fischerviertel Portixol ist hipp ge-
worden. Unschwer zu erkennen an den
zahlreichen fabelhaften Restaurants, Bars
und Cafés, die hier eröffnet haben. Man
läuft entlang der Buchten, vorbei an den
Yachtclubs und den niedrigen Fischerhäu-
sern, von denen sich viele unglaublich
chic gemacht haben. Sie wurden zu super-
modernen Lofts umgebaut mit raumho-
hen Verglasungen und großen Lounges
auf den Dächern. Wer nicht in einem der
Strandcafés hängenbleibt, spaziert noch
weiter nach El Molinar. Schlendert runter
zum Strand, um die Füße mal kurz ins
kühle Wasser zu strecken oder wenigstens
in den Sand.
aTIPP