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7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
1/28
Ga
hu
M Hteilungsblatt
arntlidter
Nadtridtten
NR
1
BERLIN
IM
JANUAR 1934
4 JAHRGANG
Zum
4
ahrgange
VOll
Gasschutz und Luftschutz
B
eres
ein uerer
Vergleich
des lnhaltsverzeichn'-sses des zwel'ten fahrollges
mit
dem
des
arz
'llen, das diuem Hefle beiliegt,
zdgl
einen erheblichen Zuwachs,
der
namentlich
im Sachregister
se/'Ilen
Ausdruck
{t ndel .
Das
hedeutet,
da
die
Materie
des
zivilen Luftschutzes
zm verflossenen
Jahre umfangreicher
und
vz'elgestaltiger geworden ist
und
nunmehr
auch in
die
unterschiedlichsten
Kreise
der
W'-ssenschaft
und Technik
Ez'ngang
gifunden halo Eine
solche
Einbezzehung
einer
neu
en
Aufgabe seitens der Fachkreise kann
nicht
schlagarlig erzwungen werden; das neue p,.oblem
mule
in steter, plal1volLer,
behutsamer
PJlege
allmhlich
bis z u
dem Punkte
heranr
eife
n, wo es
.die Wissenschaft als der Aufnahme wrchg
und
auss'-chtsvoLL empfand. Da dieser Zez'tpunkt
fr
.den
Gedanken
des
zz V1len Luftschutzes nunmehr gekommen
ist,
an
dzeser begr/>
nswerten Ent-
wicklung hat Gasschutz
und
f.u{Lsc
hutz in
drezj'hn'ger
Arbeit
zu el'nem erheblichen Antezle
beigetragen.
Anreg
en
und Bifruchten al l
er
derjenigen Zweig
e
der Wissenschaft und
Technz'k, dIe
wert-
volles
Material fr
die geistt'ge
und
praktische Ausgestaltung des zl'vilen
Luftschutzes
beitragen
.knnen,
war und
blezbt
auch fernerhin
dl'e
groe Linie von Gasschutz und Luftschutz . Gerad
e
dze an sich
s
entmutIgende Tatsache,
da
uns
auch
heule 1I0ch, 5 Jahre nach
dem
Kr'-egp,Abwe
hr
:waffen
gegen Luftberflle versagt
bleiben,
zw
zngt
Deutschland
zu einer beraus grndchen,
srstematischen Ausgestaltung
und
technisch-wissenschaftlichen Fortentwicklung sel'nes zivilen
Luft
schutzes in
einem Ausmae, wie dzeses andere Lnder
infolge ihrer
mzlitn'schen
Abwehrmglich-
keiten nicht benl/gen.
Nach wze vor besteht vlllge
Klarheit in
aLLen Kreisen des
In
-
und
Auslandes
darber, da
dur
ch passzve
Luftschutzmanahmen
stets
nur
ein IInbefrzedzgender Tedschutz
der
frzedlichen
Z ivzlbevlkerung, besonders der
Frauen
und
Kinder,
gewonnen werden
kann.
Das
auf
humanz'trem
Gebiete fhrende
Internationale Rot
e
Kreuz in
Genf
hat
diese namentlich
fr
die europischen
Staaten bestehPnde G
efahr in
vollem Umfallge
rechtzel
'
tlg
erkannt und bereits 9}0 auf der
XlV. Internationalen
R
otkreuzkofljerenz
in
Brss
el eille
Entschlieung
g ezeitigt,
wonach sie
wnscht, da dip
Regl'erungen
auf eine aktive Verteldlgung der dichtbevlk.erten
iedlungen gegen
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
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Luftangriffe bedacht sezen,
Manahmen rem
mzlitrzscher
Natur,
d,e
abp.r zum
Schutze der
Bevlkerung in erster
Linie
erforderlich
sind Mit
einem erstaunlichen
Ezfer
z'st ein
jeder der
riistungsfreien Staaten dieser Forderung im eigenen Interesse inzwzschen nachgekommen, ohneo
aber bzsher die sich bereits aus humanitren Grnden ergebrmde
Gleichberechtigung
D e
utschlands
auf
Abwehrwaffen
anzuerkennen. Und so wird
es
weiterhin Aufgabe von
Gasschutz und
Luft-
schutz
sein, diese untragbare
Sonderbehandlung
eines
Kulturvolkes
immer
und immer
wiedf'.r
aufzuzeigen und
dafr d,:e Luftrstungen
und Luftmanver
der Fremdstaaten
als
Mastab und
'
untrgbaren Bewezs einer tatschlich fehlenden Deutschen Sicherheit heranzuziehen.
Ihre
letzte
und vornehmste Aufgabe
aber
sieht
Gasschutz
und Luftschutz
im g e
z'stz gen
Ringen.
um die Erkenntnzs der Gestaltung
knftiger
Kriege, denn nur aus solchem Tun
und
Streben ergeben
sich schlz elich die Grundstze, ohne deren
lhlfe
die
Fragen
der Landesverteidzgung,
einschelich
des
zivilen Luftschutzes, nicht gelst werden
knnen. Bercl ts in einem
anderen Zusammenhang
-
wurde
darauf
hingewlesen, wie
zwingend
diese Forderung
z'st und
welche
Mglichkeiten
einer
Lsung
hzoer berhaupt vorhanden
sind.
Der
damalzge
Appell,
vornehmlich
an
die
Mediziner
und
Chemiker
gerzchtet,
mge
im neuen
Jahre
aLLe Kreise der
WIssenschaft und
Te chnik
dazu
anregen,
an dieser
Lebensfrage
des deutschen Volkes
beruflich mitzuarbeiten.
Die Interesseloszgkeit weitester
Volkskreise, nicht
zum
wenigsten der Intellektuellen, an mllitrzschen Dlngen wie berhaupt an
allen
Fragen der
Landesvertddigung
-
und
dies nicht erst in
der
Nachkrzoegszel0t, sondern bereits
in der
Vorkriegszeit
-
sollte
im
nationalsozialzstzsochen
Staat
e grundstzlz ch als
Bzldungsmangel'
gebrandmarkt werden. Keinesfalls
darf
es noch
einmal
geschehen,
da
ein deutsc
her
Gelehrter
von
Weltruf2)
den
Vorwurf
erhebt:
Dz
ogezstzge
Kraft
der deutschen Natzon
war fr
den Kriegs-
ausbruch nicht vorbereztet, nur die Leiber der
Menschen
waren geschult
und
bereit fr dzOesen-
Einsatz.
Der Zusammenhang
ZWlschen
dem
Offizier, dem
NaturWIssenschaftler
und
dem Techniker
hat
gefehlt. Aber nicht nur
Recht und
Pflicht
des Wz'ssenschaftlers
und
Technikers
sondern
jeden deutschen Mannes, jeden
Arbeiters der Faust
und
der
Stirn, mu es sein, knftig den
Au[-
gaben
der
Landesverteidzgung,
die ja letzten
Endes
doch
nur
ein
Komplex
seines eigenen Schutzes,
seines Selbstschutzes, sind, Interesse
und
positive Arbez t zu widmen.
Darber hinaus mge er
frhzeitig
selbst die
Hand an
die
ihm
von
der Luftwaffe aufgezwungene Umjormung 3
)
seiner
Lebensgestaltung und
Exzstenzbedingungen legen, denn der Beherrscher der Luft
wird
die neue
Form
bestimmen, in
der
die Welt in
Zukunft
lebt
und
sich bewegtM). Bzs in die kleinsten
Einzel-
heiten der
Lebensfhrung
hinein
wird
sich diese Macht
fhlbar
erweisen. Somit soll auch in
Zukunft jeder neue,
brauchbare
Gedanke zur
Ausgestaltung
des deutschen
Luftschutzes, aus
welchem Kreise
er auch
kommen
mag, in Gasschutz
und Luftschutz
seinen
Niederschlag fi
o
nd
en.
Sicherlich zst die Zeitschrzft ihrer
ganzen Anlage
nach in erster Linie
fr
das
Fhrertum
z m
ziviLen
Luftschutz bestimmt, aber
sie dient
nicht nur dem
Luftschutzfachmann,
sondern sie
dzOenr
auch
dem, der es werden will.
Bern,
den
1. 1 9J
4
Die SchrIftleitung
von
Gasschutz und
Luftschutz
1)
Einfhrung
zum
SOllckrheft Sallittswesen im Luftschutz .
Maiheft (1933).
2)
Fritz
Haber, Fiillf Vortrge 1920- 1923. S
2829. 1924).
3) und 4 ThiedeSchmahl,
D oflif
gell{U
Nati
oll.
9B
).
2
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
3/28
Der aerochemische ngriff
Dr.
Rudolf
H a n s 1 i a n
Von
den im
Weltkriege
gebruchlichen
Gasein.
satzverfah ren erfllt keines die im militrischen
Sinne ideale Forderung, groe Kampfstoffmengen
ber groe Entfernungen nach einer beliebigen
Stelle, wo sie dem Gegner besonders unangenehm
und b
ed
rohlich sind, zu
befrdern. Dieser Forde.
r ~ n g
wird
erst
in der Nachkriegszeit durch Ein.
fuhru.ng bzw. Propagierung einer vllig neuen
GaSemsatzform, dem "G a
s an
g r i f f aus der
L u f t" oder dem
"a
e r
0
ehe m i s ehe n
Kam p fm i t te l ", entsprochen.
I m W e 1 t k r i e g e sind Gasangriffe aus der
Luft in stillschweigendem bereinkommen zwi.
sehen den
Kriegfhrenden
mit
Rcksicht
auf die
schutzlose Zivilbevlkerung - mit ganz
verein.
zelten, heute
noch
in der Fachpresse umstrittenen
Ausnahmen
1
) - unterblieben.
I n der N ach k r i e g s z e i t hat in den
Fremdstaaten
. eine
sehr
lebendige Propagierung
und ProphezeIUng
der
aerochemischen Waffe im
Z u k u n f t s k r i ~ g e
eingesetzt. Diese Bewegung war so
stark und WIrkte sich schlielich, auch in
Deutsch.
land, derart aus,
da
man die Jahre 1920/30 als
das
D ezen n iu .m d ,e r b e r s c h t z u n g
d r a e r 0 ehe m I s ehe n W a f f e" bezeichnen
mochte.
D i ~ s ~ Propaganda hatte ihren Ursprung
in den
VerelOlgten Staaten.
Hier
war es
zunchst Gene.
ralmajor Amos
A. F r i e s
Chef des
Chemical
Warfare Service, der auf
G ~ u n d
uns
nicht
nher
bekannter
Kombinationsversuche
mit Flugzeug
u ~
Kampfstoff
der
berzeugung
,gelangte,
da
hIer auerordentlIche Entwicklungsmglichkeiten
einer
wi,rkungsvollen Waffe
schlummerten.
Augenscheinlich ist er in
seiner
Ansicht praktisch
und
theoretisch
vom Air Service U. S. A. bestrkt
worden. Beweise
hierfr
finden wir
bereits
im
amerikanischen
Schrifttum
des Jahres 1921.
Fr i e s schreibt in seinem Chemical
Warfare
:
Seitdem der Krieg beendet ist, ist die Kunst der Ver-
vollkommnung
und Entwicklung giftiger Gasbomben in
einer Weise gestiegen, wie keine
Nation
s vo r drei
Jahren voraussehen konnte.
Gleichzeitig verffentlichte J 0 n e s in der ln -
t e r n a ~ i o n a l
Aeoronautics seine Arbeit Gas
Warfare
in
the a , ~ mit dem berhmt gewordenen Satze:
Der
Gask:,eg aus der
Luft
ist lediglich eine logische Weiter-
entw,cklung des Gaskrieges auf der Erde.
Im Jahre 1924 traten militrische Autoritten
~ e e r u m ein Flieger und ein Chemiker, ffentlich
dIesen
Anschauungen
bei. Und
zwar
waren dies
General Mit
ehe 11
2
) ,
Stabschef
der Air Force
U. S. A., in Winged defense ,
indem
er die Be.
gasungsversuche gegen die "Alabama"
beschreibt,
und
Dr .F i s c h man n, Chef
des
kriegscherni.
sehen DIenstes
der
Roten Armee in seinem
Gasowaja W oina'(3). '
Wir
. wissen heute,
da
sich alle diese
Autoren
v0l?-
eIner erheblichen
berschtzung
und ber.
t r ~ l b u n ~
?er a e r o c ~ e m i s c ~ e n
Wirkungsmglich.
kelten
10 Ihren
VeroHenthchungen nicht
frei ge.
h a l t ~ n ~ a b e n . Der
y o r ~ r f einer Verkennung der
t a t s ~ c h h c h e n VerhaltOlsse und
einer daraus
re.
sultIerenden bermigen
Beunruhigung der
Vl.
ker kann
ihnen
nicht
erspart werden.
Aber da ihre Lehre einen so wirkungsvollen
Widerhall fand, hatte zwei besondere Ursachen:
einmal war in den vorwiegend p a z i f is t i s c h
eingestellten Kreisen, nicht zum wenigsten in
Deutschland, diese Lehre hochwillkommen, weil
die
unentwegten
Pazifisten
in ihr
ein geeignetes
Abschreckungsmittel gegen Krieg, Wehrwillen
und nationales Bewutsein erkannten, zum an.
deren war in den m i 1 i t a r i s t i s c
heingesteH
.
ten Kreisen, namentlich in dem stark aufrsten .
den Frankreich, die Botsch
aft Wasser
auf die
Mhle, einerseits um die deutsche chemische
In
.
dustrie zu verdchtigen, zu terrorisieren und wirt.
schaftlich zu unterdrcken, andererseits um die
eigene chemische
Industrie stark und mchtig zu
machen, sie im gewissen
Grade
zu militarisieren
und
sich so ,ein kriegschemisches
"potentiel de
guerre" zu schaffen.
Weder
Fries,
noch
Jones,
noch
Mitchell, noch
Fischmann haben diese Auswirkungen vermutet
oder .gar beabsichtigt. Sie waren von der militr.
wissenschaftlichen Richtigkeit ihrer Lehre voll
durchdrungen; eine Unterstellung einer bewuten
Irrefhrung der ffentlichen Meinung kann sie
nicht treffen.
Sie finden Anhnger bei
den fhrenden
Mi 1 i
t r
s :
G e n e r a l P e r s h in g, au f I
dessen
Ein.
flu
das
Washington.Abkommen 1922 ber Ver.
bot der Giftgase
zurckzufhren
ist, M a r
sc
ha l l F 0 eh, der droht: Das Flugzeug gibt mit
jedem Tage mehr die Mglichkeit, groe Mengen
von
Giftgasen herunterzuwerfen.
Auch fhrende Politiker,
der
amerikanische Se.
nator Bo r a h,
der
Englnder L
I
0 Yd
G e
0 r g e
u. a., schlieen sich an,
und
schlielich wird die
ffentliche Meinung der ,
ganzen Welt
in der
Ta
.
gespresse, in politischen
Zeitschriften,
ja sogar
in der militrischen
Fachpresse entfacht.
Die we.
nigen, die
dem Sturm
sachlich
entgegenzutreten
wagen),
werden verrissen
5
.
Die Zivilbevlkerung, zusammengedrngt in
West.
und Mittel.Europa, wird unruhig. Immer
strker erschallt der Ruf nach Schutz Das auf
humanitrem Gebiete fhrende und
verantwort.
liehe
"I
n t
e r n
,a t
ion
a le Ro t
e K r e u z" in
Genf hrt den Ruf und
beruft
1928 eine Sachver.
stndigenkommission ber den Schutz der Zivil.
bevlkerung nach BrsseJ.
Aber
beeindruckt durch die ffentliche Mei.
nung und
unter
Verkennung der tatschlichen
Verhltnisse fordert
das
Rote Kreuz lediglich zu
einer
Beratung
ber Schutzmanahmen gegen den
ehe m i s c h e n Krieg auf. Es war der deutschen
Delegation auf dieser Konferenz vorbehalten, das
angesetzte Thema im letzten Augenblick umzu.
stoen und an Stelle des "g u e r r e ch i m i q u e"
den Luftkrieg oder kombinierten Krieg, den
"g u e r r e a e r i e n neo u
co
m'b i n ee", der
l
VgJ.
"Gas
schutz
und LuItschutz" 1932 (AprilbeftJ. S. 93 .
')
Vgl
"Gassch
utz und
Lultschutz"
1933 (Dezemb.rhe ).
S. 312.
3
Moskau
1924 .
4)
VgJ.
"Die aerocbemiscbe edrohung
D
eutschlands
und
der
Pazi
fismus
".
Im
"Militrwochenblal "
Nr. 40 vom 25. 4. 1925 .
5
VgJ.
General Schoenaich
in der " Voaaiachen
Zeitung"
Nr. 246/121
vom 26. 5.
1925 und General
v. D
ei
mJing im
"Berliner Tageblal "
Nr.
380
Tom 13. 8.
1925
3
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
4/28
also neben dem
Gasschutz
auch den Schutz gegen
Spreng- und Brandbomben
fordert,
zu setzen.
Und
diese richtige Erkenntnis
von
Brssel zei
tigt
Frchte;
sie
nahm der
aerochemischen
Waffe
die Schrfe: auf
der zweiten Konferenz der
inter
nationalen Sachverstndigenkommission
1929 in
Rom sprach man
nur
noch vom
kombinierten und
nicht mehr vom
chemischen Luftangriff,
und
mit
dem
Jahre
1930
knnen wir
,
das Dezennium der
berschtzung
der
aerochemischen
Waffe
als ab
geschlossen
betrachten.
Es
ist
ein
Naturgesetz,
da auf
jede berspan
nung eine Reaktion in
Form einer
Entspannung
folgt. Hufig
ist
,diese Reaktion so heftig, da sie
die
krasse
Umkehrung
des
Bisherigen zeitigt. So
w,
il1d
es vielleicht verstndlich,
da auf
die Pe
riode der
berbewertung
der aerochemischen
Waffe
ein Zeitabschnitt
ihrer
Unterbewertung
folgte.
Aber beinahe noch bedenklicher
und
hngnisvoller als eine
berschtzung ist
eine
Unterschtzung
in militrischen Dingen. ichts
wre
falscher, als die
Gasgefahr
aus
der Luft
bagatellisieren zu wollen.
Unbeeinflut
von Son
derinteressen, von Tagesmeinungen,
von Ansich
ten
anderer Fachleute,
hat der
Militrwissen
schaftler
seine
Hauptaufgaben
im geistigen Rin
gen
um die
Erkenntnis
der Gestaltung knftiger
Kriege zu sehen,
und der Sonderfachmann
sollte
ihm
zumindest
dazu b
I aue
h
ba r
e Bausteine
liefern.
Unter
diesen Gesichtspunkten mgen die
nachstehenden
Errterungen
bewertet
werden.
In
der Verffentlichung
von J 0 n es finden sich
die ersten Angaben ber (die
beiden
Kampfstoff
einsatzverfahren
vom
Flugzeug aus, die auch heute
noch berall in der Literatur zu finden sind:
A.
der Gasbombenabwurf;
B
das Abregnen oder
Sprenkeln
flssigen
Kampfstoffs.
Grundstzlicher Vorzug der aerochemischen
Einsatzmethoden gegenber dem Gasschieen .
Zweifellos
ist
auch fr
das
chemische
Kampf
mittel das
Flugzeug
ein
militrisch ideales Befr
derungsmittel
zum
Zwecke von Angriffen
in die
Tiefe,
und das
Iie,
gt nicht nur
in
seiner
Reich
weite, Geschwindigkeit,
Tragfhigkeit und
Be
herrschung dreier
Dimensionen,
sondern
auch in
der
V.erringerung
der Totlast
,
in
dem gnstigen
Gewichtsverhltnis
,
der Kampfstoffmenge
zur
umgebenden Hlle, die man b ei der Gasmunition
infoI.ge fehlender Splitterwirkung - von Gas
brisanzgeschossen sei
hier
abgesehen - als
tote
Last
bezeichnen mu.
Nachstehender
Vergleich
macht dies erkenntlich.
Vergleich der Kampfstoffmengen
im Gescho.
Auf
Grund fremdstaatlicher Verffentlichun
gen
kommen
auf 100
kJg Geschogewicht
folgend e
F'llvolumina ,
der
Kampfstoffe:
7 7 cm Feldkanonen . 8,18 Il< ampfstoff
10 5 cm Ieichte Feldhaubitze
7 41
I Kampfstoff
210m
Mrser
. 6 9 I
Kampfstoff
Stokes-Mine.
. . 20,00 I
Kampfstoff
Livens-Projector. 69,00 I
Kampfstoff
Fliegerbombe 50-
100 00
I
Kampfstoff
Noch gnstiger
wird aber
di,e
Verwertungszif
fer fr ,
das
Flugzeug bei
dem zweiten Verfahren,
dem
Abregnen
oder Sprenkeln, bei dem lediglich
der
flssige
Kampfstoff
a US
dem
Behlter a1hge1as-
4
s
cn
wird, wo also eine tote Geschohlle ber
haupt fehlt.
A. Gasbomben
der
Fremdstaaten.
Grundstzlich sind
zu
unterscheiden
Bomben
mit
f
I
c h t i
gen Kampfstof
.fen
uno
Bomben
mit
se
h a f
te
n
Kampfstoffen.
Bomben mit
flchtigen
Kampfstoffen
(n
a m e n t I
i ch
P h
0
s
gen).
Nach
russischer Ansicht
ist
eine
Verwendung
von
f1chtig,
en Kampfstoffen, namentlich
in Bom
ben
k
le i
n e
r en
Kalibers, von untergeordneter
Bedeutung.
Somit erscheint
es
nicht unwahr
scheinlich,
da
g
ro kaI
i b r i g e
Bomben mit
kleiner Sprengladung, lediglich zum
Zerteilen der
Hlle, zum
Einsatz kommen
werden.
Um
100 qkJm in einer Hhe
von
etwa 10
m
30
Minuten lang mit einer Konzentration von
5 mg cbm
Phosgen
zu vergasen,
braucht
man
rund 400 t Phosgen.
Bomben
mit
sehaften Kampfstoffen
(n a m e n t I
i ch Sen f gas)
.
Gleich dem Gelbkreuz-Artilieriegescho des
Weltkrieg.es
hat
man hier nach amerikanischen
Verffentlichungen
zwischen zwei
Arten
zu
unter
scheiden:
1. Die
re
i n e en f gas b 0 m be
besteht
aue:;
einem
Behlter
in Torpedoform mit Aufschlag
znder
und mglichst kleiner Sprengladung. Beim
Aufschlag und
Zerlegen
der
Bombe
geht ein Teil
des
Kampfstoffes
in f1ssig,er
Form
auf
und
in die
Erde
bzw. auf die
Gegenstnde der
nheren Um
gebung, ein Teil wil'd zu Schwa:den
verdampft
oder
vernebelt.
2.
Die en f
gas
- B r i s a n z b
0
m b e
hat
eine
hochexplosible Sprengladung. Infolge
der
starken
Explosion bildet sich ein Senfgasschwaden,
der
mit ,dem Winde
abzieht und
in ,dieser Form so .
wohl als Lungengift als auch als Hautgift wirkt.
Blaukreuzverwendung.
Der Erfolg ,
der deutschen Blaukreuzgranate
im
Weltkriege hat
in
der
russischen
und
amerikani
schen Literatur
einen
Niederschlag in Form
einer
Anregung
gefunden,
an Verwendung von Diphe
.
nylchlorarsin
in
der
Flieger.Brisanzbombe zu
den
ken. Allerdings zeigt die Brisanzlaborierung nur
einen geringen
Ausnutzungseffekt
des
Diph
enyl
chlorarsin. Besser
wirkt das
Schwelverfahren,
wie es in
der Nachkriegszeit
in
Form von
Gift.
nebelkerzen
in
Ruland und Amerika
verwirk
licht
worden
ist.
Jedenfalls besteht die Mglichkeit eines Ein
satzes von
Diphenylchlorarsin aus
,der Luft, sei es
als Begleiterscheinung von Sprengbomben, sei es
in besonderen Behltern, die
das
Blaukreuz
vep
schwelen.
Kombinationsmglichkeiten.
Die
vorstehend errterten
Einsatzmglichkeiten
beim
Senfgas 'lind
beim Diphenylchlorarsin
zeigen
die
Zweckmigkeit einer Annahme,
da
man
be i
j e d em
p r e ngbombena bwu r f mit
e inem gew i s s en
Zusa t z
von chemi -
s c h e m K a m p
f
s t
0
f f r e c h n e n
so l l
t e.
Wenn
auch die
tatschlich er
reic
hbare Wirkung
auf
das
lebende Ziel bescheiden sein
drfte, so
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
5/28
kann Joch - namentlich bei
unzureichend
geschtzten
und
gas
disziplinierten Menschen
-
die moralische
Wirkung
eine
sehr
groe sein.
Dazu kommt,
da
die eigentliche
Wirkung
der
Sprengbombe durch einen
geringen
Zusatz von
chemischen
Kampfstoffen kaum beeinflut sein
wird. Spreng., Durchschlags.
und
Splitterwirkung
bleiben annhernd erhalten; dazu
tritt
zustzlich
eine selbstndige Sprengwolkenwirkung.
B
Technik
des Abregnens.
,-\an
unterscheidet
zwei Verfahren:
1 Ver fa h r en
mi t
D ru c k : Letzterer
wird durch Preluft oder komprimierte
o h
lensure erzeugt. Die Flssigkeit spritzt aus
einer
am
Behlter angebrachten Dse.
2
Ver f a h
r en 0
h n e D ru c k:
Hier wird
der Behlter
einfach
geffnet oder aufgeris.
sen, und
der Kampfstoff
ergiet sich
auf
die
Erde.
Welche Angriffsform
und
welchen Kampfstoff
wird der Luftangreifer whlen?
Zunch
t
mssen
wir
hier
scharf
zwischen
der
F r
0
n t
(Aufmarsch.
und
Op
erationsgebiet) und
dem Hin te l
la
n d e
(Etappe und
Heimatgebiet)
unterscheiden.
Die Frage
der
Front soll hier nicht
behandelt werden.
Im Hinterlande
sind die be.
\'orzugten Ziele
des Luftangreifer die
Zentren,
aus denen das
Heer
gespeist wird. Unter diesem
Gesichtspunkte
besteht kein wesentlicher
Untep
schied,
ob
es sich
um
die Hauptstadt des Landes
oder um
einen Etappenhauptort,
um
einen E i s e n ~
bahnknotenpunkt oder
um
eine chemische Fabrik.
um einen Flugplatz oder um einen
Hafen
handelt.
Der Luftangreifer
erstrebt
zwei Wirkungen:
einmal eine g r e i f
ba r
e,
die
Auergefechtset.
zung
des
lebenden Zieles (des 1ensehen) und
die
Unbrauehbarmachung des Materials, zum
andern
eine
mo
ra
i s
ehe , die
Vernichtung des
\\lider.
standswillens.
Materialwirkung der aerochemischen Waffe.
Sie wird im allgemeinen gering
geschtzt.
Di e
Amerikaner haben darauf
hingewiesen, da man
mit verhltnismig geringen Mengen
Chlor
und
auch Phosgen, namentlich bei feuchtem
Wetter
ein Verrosten
von
Eisen und Stahl, z
B in Stahl;
werken,
Pionierdepots
u. a., bewirken knne. Fer.
ner besteht die Mglichkeit,
Vorrte
an Lebens.
mitteln,
an Verbandstoffen, an
gestapeltem
Holz,
Leder,
Bekleidungsstoffen
-
kurz
alles
po.
r?se Material
--: durch Senfgas
nachhaltig
zu
ver.
gIften
und
damIt
unbrauchbar
zu machen. I-Iier.
fr wrde sich
vor
allem die
aerochemische Me.
thode des A:bregnens
oder
Sprenkelns eignen.
Anwendungsmglichkeit des
Abregnens
oder
Sprenkelns im
Hinterlande.
. Dieses Gaseinsatzverfahren ist nur aus sehr
n I e d r i g ~ n
I-:Ihen praktisch durchfhrbar. Ungestrt
und h ~ l m h c h
.frhzei tig
und
unbemerkt kann es
der
FlIeger
welt
vom Schu im
Gelnde des
Auf.
marsch.
o d ~ r R ~ c k z u g s g e b i e t e s
nachts
durchfh.
ren, aber
nIcht
uber einem
lohnenden
feindlichen
Ziel im Hinterland, denn jedes derartige Ziel in
den
rlistungsfreien Staaten
- sei es eine Stadt,
ein Industriezentrum. ein Flugplatz, ein Hafen -
hat
oder wird
im Kriegsfall haben: Flugmelde.
und Luftschutzwarndienst, Flaks und
Ma
c h i n e n
gewehre, Scheinwerfer,
Vernebelungsapparate
und
Luftsperren. Diese Erelabwehr, zu einem w i r k
samen
Vcrtcidigungssystem zusammengeschlossen.
zwingt
den
Luftangreifer zu greren Hhen,
aus
d c n ~ n sein Kampfstoff ohne umgebenden Be.
hIter nicht wirkungsvoll eingesetzt werden kann.
Freilich
darf
man bei einer schroffen Ablehnung
vorstehender beider aerochemischer
Angriffsver.
fahren
nicht
bersehen,
ela elie
letzten
Luft.
manver in Englanel und Italien berraschende
Leistungen des
Luftangriffs im
Ti e f f lug ge.
zeigt
haben.
Geht diese
Entwicklung
ohne ent.
sprechende Paralysierung durch
Erdabwehr.
waffen weiter, so wird die obige Verneinung nicht
aufrechtzuerhalten sein.
Anwendungsmglichkeiten des Gasbomben.
abwurfes im liinterlande.
ach allem,
was
wir wissen,
erscheint
es
be
.
rcchtigt
, die
Gasbombe
an die
e
r i t
te
Stelle,
also
hinter
die Brisanzbombe und die r a n d ~
bombe zu stellen, allerdings nur
dann, wenn
es
sich
um
eine ausreichend gasgeschtzte und gas.
disziplinierte Bevlkerung handelt. ber auch
der
Gasschutz
und die Gasdisziplin des Soldaten ha .
ben die Gaswaffe im
Felde nicht
ausschalten kn.
nen; ein Wettstreit zwischen Kampfgas und Gas
schutzforderungen
bei
Stdtebau und
Landespla.
nung
ist keine Utopie, sondern eine dringend
er.
forderliche
Tatsache. Diese
Bercksichtigung be.
deutet
auch keine
tiefen
Einschnitte
in Rechts.
pflege und Volkswirtschaft oder aber ein
Aus.
schalten
privater
Initiative,
sondern
wird sich
im
Gegenteil
der
allgemeinen Entwicklung leicht an.
passen knnen. Bei einem
einheitlichen
deutschen
Stdtebaugesetz
,
das
es leider noch immer nicht
gibt,
wird
das englische
Gesetz
als Beispiel
dafr
dienen, da die Hauptforderungen
des Luft.
schutzes nach
Abbau
der Grostadt
und
Berck.
siehtigung
von
Einzelheiten
bei
der
Landesplanung
keine
unerfllbaren
Phantasien
der
Lu ftschutz .
leute sind, sondern sich ohne weiteres in den
Rahmen der
Wirtschaft einpassen
lassen
.
1 B. um in Ga sschu tz und
Lufts
chu t z , Hell 7 [(933).
4 h o b in Mo na ts heft e
fr
Ba ukunst
und Sl
dt
e bau ,
Hef l 10 [1933) .
Deulsch etw a " Gesamtb eba
uun
gsplan " .
uslandsnachrichfen
Japanische Stimmen zur Luftverteidigung des
japanischen Reiches
In
der auch
im'
Auslande
weitverbreiteten
japani
schen Zeitschrift ..
G a i k
0
J i h
0 "
(Diplomatic
Review)
haben im Anschlu an die Anfang
August stattge
fundenen
Luftabwehrmanver
um Tokio der
Chef
des
Armeeflugwesens (Chief of the
Army Aviation
Bureau),
General Gen
S u g i y a m a,
und Konteradmiral Jutaro
Ta
k
aha
s h i zu
der
gegenwrtigen Lage
der
japani
schen
Luftabwehr
in
uerst interessanten Ausfhrun
gen Stellung genommen.
General
S u g i
y
a m a
kommt
nach
einer
allgemeinen
Einleitung
ber
die
Entwicklung
des Flugwesens, ins
besondere
in
Grobritannien, Frankreich. Italien und
den Vereinigten Staaten, auf
die
ru
s s i s c
he
Luft
notte
zu
sprechen,
die 1930 in
200 Abteilungen ber
1700 Flugzeuge
und
heute
ber
2500
Apparate
verfge.
Ferner
unterhalte Sowjetruland
eine leistungsfhige
Zivilluftfahrt, die nach
Ansicht
des Generals im Kriegs
falle militrischen
Diensten
nutzbar
gemacht werden
knne
. Ein krzlich
durchgefhrter
Fnfjahresplan fr
den Ausbau
des Flugnetzes erfasse vor allem uch ent
legenere
Gebiete
: so
habe Ruland nicht nur
Flughfen
4
entlang der
sibirischen Bahn
errichtet. sondern
auch
von
der Kstenprovinz
aus eine Flu linie
nach
Nord-
Sachalin eingerichtet, die oFfensichtlich
den Transport
von
Luftstreitkrften
im Kriegsfalle
vorberei
ten solle.
Sowjetruland
sehe offenbar
das
entscheidende Mo
ment
in einem russisch-japanischen Kriege in dem
Strkeverh
ltni s der beiderseitigen
Luftstreitkrfte. Tm
Falle eines Krieges
rechne
es damit, da Japan Wladi-
wostock
bombardieren
werde, wo hingegen es selbst
gegen die Shimonoseki-
Strae und
gegen
Tokio
vor
zustoen gedenke.
Whrend aber
die
Aufgabe Wladi
wostocks fr die Russen
nicht
viel
bedeute. rechneten
sie
damit, da
Luftangriffe auf
Tokio eine
ganz
andere
Wirkung ausben wrden.
Einen
Faktor
von
groe
r
Bedeutung fr die Entwicklun der ru,ssischen Luft
macht bilde das lebhafte Bestreben der Ossoaviachim,
die russischen
Luftstreitkrfte
zu verstrken.
Der zweite Gegner, mit dem Japan
zu
rechnen
habe,
Chi n a,
habe
schon
sehr
frh die Bedeutung des
MilitrFlugwesens
erkannt, jedoch
unter den besonde-
ren
Verhltnissen
im
Lande
diese Waffe bisher
nicht
so
ausbauen
knnen, wie es ntig gewesen
wre
.
In
sbesondere der
junge Marschall C
ha
n g H s u
eh
L i
an
g
habe
in den
Aufstnden der Untergene
riile
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
15/28
seines
Vaters mehrfach
den
Wert der
Flugwaffe
schtzen gelernt
und
dementsprechend
nach
Krften
dafr gesorgt, die ihm
unterstehenden Streitkrfte
mit
Flugzeugen auszursten. Das berraschende Vorgehen
der
Japaner
in
der
Mandschurei
habe
jedoch seine
Flugzeuge
auer Gefecht
gesetzt,
bevor
sie
berhaupt
zum Einsatz kommen
konnten. Gerade
die
Ttigkeit
der
japanischen
Flugstreitkrfte
in
der
Mandschurei
aber habe
die chinesischen
Generle um
so
mehr von
der
Notwendigkeit
berzeugt, sich
gengend mit
Flug
zeugen al\szursten. Auch die Niederlage bei Schanghai
sei von den Chinesen
ihrer
Schwche auf diesem Ge
biet
zugeschrieben
worden.
So
habe General
Chi
a n g
Kai S h e k selbst
erklrt,
da,
wenn er
nur
ber 100
Jagd- und Bombenflugzeuge
verfgt htte
, es ihm leicht
gewesen wre, die
japanischen Truppen vor
Schanghai
zu
yernichten.
In
Wirklichkeit
htten
jedoch
die
70
Flugzeuge.
ber
die die anking-Regierung zu jener
Zeit verfgt habe, an den Kmpfen sich so
gut
wie
gar nicht beteiligt und nach zwei kurzen Luftgefechten
mit den
Japanern
praktisch
berhaupt nicht mehr
ein
gegriffen.
Um
so
grer
seien dagegen die Anstrengu.ngen, die
die Chinesen
unmittelbar
nach
Abschlu der Kmpfe
um Schanghai
zur Verstrkung
ihrer
Luftstreitkrfte
unternommen htten.
So
habe man durch
ffentliche
Sammlungen
Gelder
fr den
Ankauf
von nicht weniger
als
700
Flugzeugen
zusammenzubringen
begonnen.
Ferner
habe man am
28 Februar 1933,
dem
Jahrestage der
Kmpfe um Schanghai, eine Entschlieung angenom
men, nach
der
die ganze
Nation
tglich eine Mahlzeit
ersparen
soll. um das
Geld
einem
Fonds
fr die Auf
rstung in
der
Luft zuzufhren.
Angespornt
durch die
Niederlage in Jehol ,
htten
die Chinesen
mit
einem
gewissen
Lande
(Vereinigte Sta'lten) ein
Abkommen
ber
eine Anleihe von
120
Mil . Yuans fr den
Ankauf
von Flugzeugen abgeschlossen.
Spterhin htten
dic
Fhrer der
anking-Regierung angeblich einen Drei
jahresplan
aufgestellt.
durch
den
China
in den Besitz
von
3000
Flugzeugen gelangen sollte.
Auch wenn
alle
diese
achrichten
ein
gut
Teil bertreibung enthielten,
so zeigten sie doch sebr del\tlich. in welcher Richtung
sich die Dinge in China entwickelten . . .D i e Re t tun g
de r
Tation
d u r c h
E n t w i c k l u n g
des F lug-
wes e n s" sei
heute
in
China
das
populre
Schlagwort.
Ein besonderes
Problem
bilde dabei die Frage
der
Z
iv
i u f t f a h r t hinsichtlich deren
Zusammenhang
und Bedeutung
fr das Militrflugwesen die
Ansicht
noch
immer sehr geteilt
sei.
Ja pan verfge zur
Zeit
ber
nur 140 Flugzeuge
und
380 ausgebildete Flieger.
gegenber 11
000
Flugzeugen und
17800
Fliegern in den
Vereinigten Staaten.
1770
Flugzeugen
und 4150
Fliegern
in
Grobritannien, 1600
Flugzeugen
und 1100
Fliegern
in
Frankreich und 1050
Flugzeugen
und 2500
Fliegern
in
Deutschland.
Im
letzten Jahr habe
die
Gesamt
strecke,
die von
der Zivilluftfahrt
beflogen
wurde.
in
Japan nur 3736
eng\. Meilen
betragen gegenber 93040
in USA., 44 270 in Grobritannien,
36240
in Frankreich ,
33900
in
Deutschland und
29363
in
der Sowjetunion.
Besondere Al\fmerksamkeit msse endlich den Be
mhungen Deutschlands,
Sowjetrulands und der Ver
einigten Staaten, Grofluglinien nach
Ostasien
zu ent
wickeln,
zugewandt werden. Whrend Deutschland ber
Sinkiang Schanghai zu
erreichen
suche,
und Sowjetru
land ber
Sibirien
und
die
uere
Mongolei bis nach
Nord-Sachalin seine Linien ausdehne, seien die Ver
einigten
Staaten bemht,
einerseits von Alaska aus,
andererseits
von den Philippinen
stndige Verbindun
gen
mit der
ostasiatischen Kste zu errichten. Die
j ~ n i g e n denen
die
Zivilluftfahrt Japans
am
Herzen
lage, sol ten die
Bedeutung dieser Situation
begreifen
und
daSjenige tun, was getan
werden
msse,
bevor
es
dazu zu spt sei.
Zwar. habe der Flugzeugbau
in
Japan
in
jngster Zeit
wesentltche
Fortschritte
gemacht,
sei
aber
von dem
Ideal, die vllige
Unabhngigkeit
von dem
Auslande
zu
gewhrleisten, noch
weit entfernt. Vor
zehn
Jahren
habe der Militrattache
eines
bestimmten Landes
(Eng
land?)
den Mangel von
Verstndnis
bei den
Japanern
fr die
Bedeutung der
Luftwaffe fr die
nationale
Ver
teidigung
betont und dabei ausgefhrt: Japan habe
,
fern
von
den
Schlachtfeldern Europas,
keinerlei Erfah-
rungen
mit
feindlichen L u f t a n ~ r i f f e n g ~ m a c h t so s ~ i es
natrlich,
da
die
Japaner
Sich
wel11g
um
das
Flug
wesen kmmerten . Ein Luftangriff gegen
Japan
sei
aber
auerordentlich
aussichtsreich. da alle
Gebude
im
hchsten
Grade
feuergefhrlich
wren
und
dadurch
die
Gefahren
eines Luftangriffes
ungeheuer verstrkten.
"
Seitdem htten japanische
Flugzeu,ge in
der
Mandschurei
und besonders
bei
den Operationen
im
Jeholgebiet
Groes
geleistet.
Doch
sei das Fehlen
je
glicher feind
licher Flugzeuge
d a b e ~
zu
r c k ~ i c h t i ~ e n .
In
e i n ~ m
zuknftigen Kriege mit
Chma wurde
Jedenfalls eme
derartig gnstige Situation
nicht wiederkehren
.
Japan
msse
daher
seine
Luftverteidigung weiter verstrken
und
gleichzeitig seine ZiviJluftfahrt
derart
entwickeln,
da
es die Bedienung
der
Luftlinien im fernen
Osten
ohne fremde
Hilfe gewhrleisten knne.
Noch
interessanter
im Hinblick auf die krzlichen
Tokioer Flugabwehrmanver
sind die
uerungen
.von
Admiral
T a k
a h a
s h i im gleichen
Heft. Er begmnt
mit der
Bemerkung,
da
ein Ll\ftangriff auf
Tokio
bei
dem gegenwrtigen Stande
des
F l u g w e s e ~ s nur von
See
her
von einer feindlichen
Flotte mit
Flugzeug
mutterschiffen (Amerika) zu befrchten sei. Der neueste
Typ
von
Bombenflugzeugen, die ein F I ~ g z e ~ g m u t t e : -
schiff
mit
sich zu fhren
imstande
sei,
konne
mit
einer Bombenlast
von
375
kg
600
Seemeilen zurck
legen .
Das Gebiet
um
Tokio
sei
daher
gegenwrtig in
Gefahr, von einer
Kreislinie
mit dem Radius
600
See
meilen aus angegriffen
Zl\ werden.
Wollte
man an
nehmen.
da
die angreifenden Flugzeuge
wieder
zu
ihren Flugzeugtrgern
zurckkehrten,
so
wrde
sich
der
Radius
auf 300
Seemeilen reduzieren.
Doch
msse man
auch
damit
rechnen,
da
feindliche Flugzeuge sich
gegebenenfalls
opfern oder
nach
Abwerfen ihrer
Bom
ben bei
Tokio landen wrden.
Die
grte
Gefahr
fr
Japan
bildeten dabei die beiden groen amerikanischen
Flugzeugmutterschiffe Lexington" und "Saratoga", deren
Tragfhigkeit
von
80
Maschinen nach der offiziellen
amerikanischen
Angabe ihre
wirkliche
Kapazitt
ent
schieden
nicht
angbe. Im
Gegensatz
zu diesen Riesen
u
,gzeugtrgern,
von denen Japan
die
Hauptgefahr
drohe,
knne man den
in
London
neu aufgestellten
Typ
des
kombinierten Kreuzer-Flugzeugtrgers
vorll\fig ver
nachlssigen,
da Amerika zur
Zeit nur
ein
derartiges
Schiff im Bau habe.
Admiral Takahashi
geht sodann auf die
bekannten
Vorgnge mit
dem
russischen W l a d i \ ~ o s t o c k g e s c h : v a d e r
1904
ein, das sich so lange
den starkeren
J ~ p a l 1 1 s c h e n
Streitkrften,
die es stellen sollten, zu entZiehen und
namentlich bei einem
Vorsto an der
pazifischen
Kste
bis auf die
Hhe
von
Tokio vorzudringen vermochte.
Nur der Umstand,
da
die Russen
damals noch
keine
Flugzeugtrger besessen
htten, habe
Tokio 1904
vor
einem
vernichtenden
Luftangriff bewahrt.
Wenn
es
aber
den
Japanern 1904
trotz
berlegenheit
an Streit
krften nicht
gelungen sei, einen solchen
V o r s t o ~ .
zu
verhindern
wie sollte ihnen das
dann heute
gegenuber
der
amerikanischen
Flotte
bei einem
K r f t e v e r h l ~ n i s
7 :
10
gelingen?
Wie stnde
es
nun mit
d e ~ .
Verteld
gung des Tokioer Gebiets mit Flugzeugtragern mit
Hilfe
der
japanischen U-Boot - Flotte,? S ~ l b s t wenn
Japan auf
der Londoner
K ? n f e r mit semer
Forde
rung einer U-Boot-Tonnage m
Hohe
von 78500
Tonnen
gleich
70
U-Booten
durchgedrungen wre
- in
Wirk
lichkeit
wurden 25000 Tonnen davon gestrichen -
so
htte
es
selbst
bei
Annahme
eines gnstigeren
Verhlt
nisses
der
an
der
Front
befindlichen, zu
der
Gesan:t
zahl
der
verfgbaren U-Boote, als
Deutschland
es Im
Weltkriege
durchzuhalten
vermochte, gnstigstenfalls
die Hlfte, d. h
35
U-Boote, gleichzeitig. in See.
D ~ s
genge
aber
in
keiner
~ ~ i s e um das
G e b l ~ t von T
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
16/28
in
der Nacht
Zu
einer Verdoppelung der
U-Boots-Linie,
so
da
eine
der
Linien die feindlichen Flugzeugtrger
unbedingt vor Einbruch der Nacht sichten
msse.
Unter
diesen
Umstnden
sei also eine
wirksame Ve r
teidigung
Tokios
durch U-Boote vllig ausgeschlossen.
Aber auch ein
Zusammenarbeiten von
Ubersee- und
Unterwasserstreitkrften sei
nicht
mglich,
da
die
japanische
Flotte es
ja nicht
nur mit der Verteidigung
ihrer Hauptstadt gegen einen feindlichen Luftangriff zu
tun
habe, sondern offensiv
vorgehen
msse
und
sich
nicht an
die eigene
Kste binden
knne,
ohne
alles zu
gefhrden.
Die
einzige Mglichkeit einer wirksamen Verteidi
gu ng Tokios gegen feindliche Luftangriffe von See
her
sei
daher
die
durch ei
gen e L u f t s t r e i t k
r f
t e.
Es sei zu
erwarten,
da feindliche Flugzeuge
ihre
An
griffe ebenso wie
im Weltkriege
vorzugsweise zur
Nachtzeit, vor
allem um
Mitternacht,
in Szene
setzen
wrden.
Das Gebiet von Tokio wrde
bei Durchfh
rung
der Lichtkontrolle nicht
sehr
leicht aufzufinden
sein, doch knnte der allgemeine
Umri
der Stadt aus
geographischen
Faktoren,
ihrer Lage zur Tokio-Bucht
und
am Lauf des Sumida-Flusses,
der
die Stadt durch
quere,
erkannt werden.
Im brigen wrde das Auf
leuchten einer
Leuchtbombe
von
einem Ballon aus das
ganze Gebiet
sofort
erhellen.
In mondhellen
Nchten
knnte
jedenfalls die Wasseroberflche noch aus
einer
Hhe von
mehreren tausend Metern
leicht erkannt
werden
.
Auch
bei
den deutschen
Angriffen auf
London
im
Weltkriege habe
die
von
den
Englndern durch
gefhrte Lichtkontrolle
wegen des
Glitzerns der Themse
nicht
zum Ziel gefhrt. Die einzig wirksame Ma
nahme wre
das Bedecken der ganzen Themse
mit
einem
Canvas-Dach
gewesen.
Flugzeuge, die auf
feindliche
Stdte
Luftangriffe
unter
nehmen ,
wrden
im allgemeinen bei
Tagesanbruch
zu
ihren
Mutterschiffen
zurckzukehren
suchen. Sie
wrden
infolgedessen ihre Angriffe
ungefhr
drei
Stunden
vor
Tagesanbruch
ansetzen, um in diesen drei
Stunden
den
Rckweg von 300 Seemeilen
durchzufhren,
im
Sommer
also
ungefhr
um
Mitternacht
angreifen. Ein Gegen
angriff gegen die
Flugzeugtrger mit
Bomben wrde
aber
wenig
Aussicht auf
Erfolg haben,
da
diese ihre
Kampf-
und
Jagdflugzeuge an
Bord behalten und zur
Abwehr
einsetzen
wrden.
Dagegen seien die zum
Schutz der Stdte
bestimmten
Jagdflugzeuge, wenn
ihre Flugdauer nicht wesentlich gesteigert werden
knnte,
nicht imstande
, ihrerseits die zum Gegenangriff
auf
die Flugzeugtrger
angesetzten Bomber
Zu begleiten
und zu schtzen. Sie mten sich daher auf die Be
kmpfung
der
angreifenden
Bomber beschrnken.
Wie gro
sei
nun
die
Zahl der
fr eine erfolgreiche
Verteidigung
anzusetzendt::n Flugzeuge?
Dabei
sei zu
erwgen,
da Tokio nicht nur
die Hauptstadt
und der
Sitz
der obersten
Kriegsleitung sei,
sondern da
auch
die wichtigste
Flottenbasis Yokosuka sich in unmittel
barer
Nhe befinde und ebenso wie die dabei gelegenen
flugpltze fr
den
Gegner uerst
lohnende
Angriffs
ziele
darbte. hme
man daher an, da im Kriegs
falle Tag und Nacht
Kampfgeschwader ber der Stadt
sich befinden
mten,
so
kme
man
auf
eine
Zahl von
nicht
weniger
denn
1000 Flugzeugen fr die
Verteidi
gung allein des
Tokioer
Distrikts. Da diese
Zahl
offen
sichtlich
nicht fr
diesen
Zweck
zur
Verfgung
gestellt
werden knne
, msse
man
sich
durch andere Mittel
zu
helfcn suchen.
Das
nchstliegendste
sei die
Errichtung
von Warnstationen
rings um
Tokio:
Kashimanada
im
Norden, Kujukurihama
und Boshu im Osten und die
Sagami-Bucht im Sden. Diese
Stationen
mten so
wohl mit
den
neuesten
Horchapparaten wie auch mit
zweckentsprechenden Warnmeldungsanlagen ausgerstet
werden.
Der
Hauptnachteil bei Tokio sei
aber
die allzu
groe Nhe der
Meereskste. Sowohl
von Kujukuri
hama
wie auch von
der
Sagami-Bucht sei es wenig
mehr denn
30 Seemeilen, d. h.
etwa
20
Minuten
fr
Bomber,
entfernt.
In
dieser kurzen Zeit mten nicht
nur der Alarm du.rch ganz Tokio und seine
Nachbar
schaft
verbreitet werden,
sondern
auch die eigenen
Kampfflugzeuge aufsteigen
und
Verteidigungslinien
bilden und die
Brgerschaft ihre Luftschutzposten
ein
nehmen. In
den
krzlichen
Luftschutzmanvern
im
Tokio-Yokohama-Distrikt htten
die
angreifenden
Flug
zeuge
jedes
eine
rote Lampe
getragen. Im
Ernstfalle
wrde es
jedoch sehr
viel
schwerer
sein, sie zu ent
decken,
besonders
dann,
wenn
es gelingen sollte, das
Motorengerusch
zu dmpfen.
Nach vorstehendem
sei
es klar, wie
schwer
eine
Verteidigung
des
Tokioer
Ge
bietes gegen feindliche L t ~ f t a n g r i f f e sich darstelle. Die
Brger mten lernen, im Falle eines Luftangriffes
Ruhe zu bewahren. Das sei im wesentlichen der
Zweck
dieser Luftabwehrmanver gewesen.
Jedenfalls msse
man unbedingt daran
festhalten, da
eine erfolgreiche
Abwehr nicht
in
der Verzettelung der
See- und Luftstreitkrfte an
der
eigenen
Kste
erzielt
werden
knne
- hnlich wie die
amerikanischen
Kstenstdte
beim
Ausbruch
des Spanischen Krieges
nach
Kriegsschiffen zum lokalen
Schutze
geschrien
htten - ,
sondern
nur durch die
u sam
m e n -
fa s s u n g der gesamten
Eigenstreitkrfte
zur Ver
nichtung des Gegners.
Die
Tradition des Samurai,
einen Schritt
zurck
zu tun, um um so besser angreifen
zu knnen, lasse sich im
Zeitalter
des Luftkrieges
nicht
mehr
aufrechterhalten.
Dr. R
0
s i n s k i
echnik des
asschufJes
Gassprgert Drger Schrter und seine
Anwendung m Luftschutz.
Von Dr. G. S tarn p e
und
Dr. G. A. Sc h r t e r
in
Gemeinschaft mit
Dr. F. Bangert, Lbeck.
Eine
der
schwierigsten
Aufgaben
bei
oder
besser nach
einem Angriff
mit
chemischen Kampfstoffen im Rahmen
des Luftschutzes hat sicher der Gassprer. Ihm liegt
nicht
nur ob, das
Vorhandensein von
Kampfstoffgas
oder
-dampf
in der Atmosphre festzustellen, sondern
er soll bei
Gelndekampfstoffen
auch noch
ihre genaue
Lage
und
Verbreitung
ausmachen
. Diese
Arbeit
soll
der geplagte Gassprer
nicht nur einmal ausfhren, son
dern wiederholt und immer mit der
gleichen Przision.
Fr
das
Verhalten
im
Luftschutz wesentlich
ist be
sonders
die Frage, ob
Gelndekampfstoff vorhanden
ist,
weil dieser
besondere
Entgiftungsmanahmen erfordert.
Bei
Luftkampfstoffen
tut die
Atmosphre
im a
ll
gemei
nen das ihrige und sorgt dafr, da zum
mindesten
in
luft- und windzugnglicher
Gegend
die Gaswolke sich
verhltnismig schnell
verdnnt
oder weggetrieben
wird. Bei
Luftkampfstoffen ist
also die Feststellung eines
Gassprers hier befindet
sich Phosgen in
der Luft
nicht gar
so wertvoll,
denn das
festgestellte
hier
ist
6
schon
nach
einer Minute
ganz
woanders.
Da
man wohl
damit
wird
rechnen
drfen,
da
gegen
Gas nicht
ge
schtzte
Personen
sich
whrend
eines Luftangriffes
nicht
im Freien, sondern in
Schutzrumen
aufhalten, braucht
man nur gengend lange mit der Entlassung der Leute
aus den
Schutzrumen
zu
warten,
damit sie der Vergif
tung
durch Luftkampfstoff
entgehen.
Damit wird
die a u p t a u f m e r k ~ ~ m k e i t des G a s s p ~ r e r s
auf die
Erkennung und Lokahslerung von Gelande
kampfstoffen oder Gasnestern gerichtet. Diese
Arbeit
wird
er
nach dem
Angriff zu
einer
Zeit
durchfhren,
wo
der Wind
ausschlielich in
der Luft verteilte
Kampfstoffe
schon entfernt hat; dann kann er nur
noch
solche
entdecken,
die
irgendwo
im
betroffenen Gelnde
dauernd
in die
Atmosphre
hinein
nachgeliefert werden
VerIostung, im
Boden
aufgespeichertes
Phosgen
usw.).
Entsprechend
dieser Feststellung
wird
man die Entgif
tung
vornehmen.
Nach dieser folgt die
zweite
Ha u
pt
aufgabe:
Die
Feststellung des Entgiftungserfolges. Die
Lsung dieser
Aufgabe wird ungeheuer erschwert,
wenn
noch
aus dem
Chlorkalk stammende,
stark rie.;:hende
StoFfe Chlor,
unterchlorige Sure)
in
der Luft
sind.
Die
primre Aufgabe des Gassprers ist aber
die
Feststellung
von kampfstoffhaitiger
Luft.
Wenn
man
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
17/28
noch keine erfolgreichen Versuche gemacht hat, ihm
diese Aufgabe zu erleichtern, so liegt das im wesent
lichen an
der auerordentlichen
Empfindlichkeit de s
Geruchsinnes, an die mit physikalischen
oder
chemi
schen Hilfsmitteln
heranzukommen
fast aussichtslos
schien.
Deshalb schrieb man
die Sc hnffelprobe vor. Man
hat auch Versuche gemacht, ein Ansaugen von zu unter
suchender Luft in die Maske zu ermglichen, ohne beim
Lften der Maske ihren Sitz zu gefhrden oder, noch
schlimmer, den Dich trahmen
durch
den Zugriff nich t
mehr
ganz
sauberer Hnde
zu verlosten .
Auch Geruchsunterscheidungen dem
Grade
nach und
Differenzierungen
von Geruchsmischungen
fallen
dem
Menschen aul3erordentlich schwer. (Man
suche
bitte
einmal im vllig dunklen Walde eine Stinkmorchel ,
wenn man sie schon "in der Nase hat" ) Man hat des
halb
Hunde
zur Hilfe genommen. Diese
auerordent
lich geruch begabten
Tiere
finden selbst durch
andere
in der Luft auerordentlich sparsam verteilten Kampf
stoffes.
In dem neuen as s p r ger t D r ger -
Sc h
r t
e r B i l ~ 1 findet die Anreicherung des
Kampfstoffes sowie die
Analyse
selbst auf Kiesel
suregel
statt.
Mit Hilfe einer kleinen, d o p p ~ l t
wirkenden Pumpe (Bild 2 wird Luft durch em
kleines Glasrhrchen (
.
Prfrhrchen") (Bild 3) gesaugt,
in dem sich das Kieselsuregel befindet. Die Konstruk
tion der Pumpe sorgt dafr,
da
der Luftstrom durch
das Prfrhrchen nicht ruckweisp.,
sondern kontinuier
lich fliet, wie es fr die
Adsorption
des Kampfstoffes
am Gel besonders
gnstig ist.
Auerdem ist dafr
ge
so rgt, da die St rmungsgeschwindi gkeit nicht zu gro
werden kann. Das Gert ist aus Metall ohne Verwen
dung von Gummi gebaut, so
da
es sogar als Ganzes
leicht entgiftbar ist. Bei dem Gassprgert Drger
Schrter
kommt
man
damit
aus, etwa 2
Liter
Luft zu
verarbeiten, um eine Kampfstoffmenge im Gel festzu-
Bild 1.
Gassprgert Drger-Schrler
mit gesamtem Zubehr im
Tragekaslen.
Gerche
getarnte
Gelnde-Kampfstoffe. Sie leisten
zwar also nicht
nur
die
Untersuchung der Atmosphre,
sondern
sogar die dem
Menschen
so
schwer
fallende
Lokalisierung, tun dies aber
auch
nicht zu oft hinter
einander.
Auerdem ist die notwendige eindeutige
Verstndigung mit ..diesem Apparat" nicht ganz leicht.
Die Schwierigkeit fr einen chemischen
Nachweis
liegt
hauptschlich
an der auerordentlich geringen
Konzentration, mit der
Kampfstoffe
in der Luft auf
treten. Die chemische Erkennung
setzt
nun einmal vor
aus, da man mit fr das Auge
erkennbar
zu machen
den Substanzmengen arbeitet. Auerdem darf man
keine
sehr
umstndlichen
apparativen
Hilfsmittel ntig
haben, wie sie
etwa
die Mikroanalyse, die man im
Laboratorium zur Erkennung sehr
geringer
Substanz
mengen v ~ r w e n d e t im Mikroskop erfordert. Es geht
also . h e m l s c ~ darum, eine Mikroanalyse mit makro
skopischen Hilfsmitteln auszufhren . Bei einem Gehalt
d ~ r Luft an Lostdampf, der nur 1/
40
der
Sttigung bei
Zlmme:temJl7ratu:, also etwa 15 mg/m
3
, ausmacht. mu
d.och em
Spurgerat
schon
Gefahr
anzeigen .
Da
mun in
emem
Gerat nur
wenige
Liter Luft verarbeiten
kann,
so
ist
es
notwendig,
da die verwendete Anzeige
reaktion
schon
mit Bruchteilen eines Milligramms aus
kommt. Bei anderen Kampfstoffen liegen die Verhlt
nisse ganz entsprechend. Das
Hauptproblem
des chemi
schen Gassprgertes bildet also die Anreicherung des
halten, die fr den in folgendem beschriebenen Nach
weis ausreicht. Dic Reaktion
arbeitet
also schon mit
etwa
30
y
(0,03 mg) Kampfstoff im Gel.
Sie
wird dadurch vorgenommen, da
eine kalium
permanganathaltige
Lsung I in das
P r ~ f r ~ r c h e n
tropft und nach einigen Sekunden E m w l r k u n g s z ~ l
mittels der blichen Pumpen bewegung aus dem Pruf
rhrchen herausgesaugt wird . Sodann wird mit einer
Lsung II ebenso verfahren wie m i ~ Lsung I Da
bei reinigt sich
der
Inhalt des Prutrohrchens, so
da
es bei
Abwesenheit
von reagierenden Stoffen in der
ganzen Lnge rosa
gefrbt
erscheint,
whrend
es bei
Gegenwart von
reaktionsfhigen Gasen
in
der
Luft an
der Eingangsseite einen je nach Stoff und Konzentra
tion verschieden breiten und verschieden intensiv ge
frbten braunen Ring zeigt. Diese ganzen Vorgnge
sind selbst fr den Ungebten in
der
kurzen Zeit von
3 Min. bequem durchfhrbar.
Obgleich diese Reaktion unspezifisch ist, is.t doc.h
wegen
ihrer auerordentlich groen
Empfindlichkeit
fr den
Nachweis
wohl geeignet. Sie
macht z.
B. wh
rend
der
angegebenen
Zeit 15 mg/m
3
Lost
oder
ebenso
viel
Phosgen
erkennbar; bei lngerem Pumpen
steigt
die Empfindlichkeit. Es ist eingangs schon darauf hin
gewiesen, da nach dem Angriff und nach einiger Ent
lftungsmglichkeit in
der Atmo
s
phre
noch
vorhande
ner Giftstoff auf Gelndekampfstoff schlieen lt.
7
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
18/28
Zur
Besttigung
dieses Schlusses htte
man dann
in
der
blichen \Veisc
ycrd,ichtigc
.
\\atcrialien
im
Labo
ratorium genauer
zu
untersuchen
.
Das
Gert
ist
also
geeignet, gewissermaen die
an
sich
zwar weit empfind
lichere ;\;asc dcs
Gassprcrs
zu entlasten
und
dic No t
wendigkeiten , on
Laboratoriumsuntersuchungen auf
das
dringend
erforderliche
Ma zurckzusetzen.
Auch
die
schwierige Lokalisierungsfrage hilft das Gert lsen:
M an kann mit ihm auch Materialproben '-Intersuchen,
indem man diese in ein Proberohr (Bild 4) steckt,
dieses dem Prrrhrchen aufsetzt und durch die ganze
Anordnung
Luft pumpt.
Das Sprgert samt Zubehrteilen
ist fr den
Trans
port und gleichzeitig fr
den Gebrauch
in
einem
Trage
kasten untergebracht
(Bild 1 . Dieser
Tragekasten,
dessen
Deckel
vom
Krper
des Gasspi.irers weg
auf
-
Bild 2, Gassprgert
Drger-Schrter
, gebrauchslertig zur Lultanalyse.
schlgt,
bietet
das
Gert
griffbereit und
stellt
gleich
zeitig
eine
Art
Laboratoriumstisch dar. Ubrigens
ist
das
beladene Prfrhrchen
einige
Stunden
lagerFhig,
so
da die Reaktion selbst
nicht unbedingt vom Sprer
ausgefhrt
'werden mu.
Wenn
auch
die angegebene fr den Luftschutz
sicher
brauchbare
Reaktion unspezifisch ist,
so
l
st doch
das
Gassprgert die
Anreicherungsaufgabe
in einer solchen
Weise, da aussichtsreiche Mglichkeiten zur Lsung
besonderer AuFgaben
besteheIl
und auch
bereits
unter
sucht
sind. Z.
B
lt
sich
Ammoniak ohne Schwierig
keiten dadurch nachweisen, da man
in
das beladene
Prfrhrchen etwas phenolphthaleinhaltiges Wasser
ein
giet: eine Rotfrbung zeigt Ammoniak
an .
Blausure
kann
man mit HilFe
der bekannten Benzidin-Kupfer
acetat-Reaktion durch
Blaufrbung des Gels nach
weisen.
In
diesen
beidcn Fllen
ist
eine
Spl l
sung
wie
oben bei dem Permanganat gar nicht einmr.1 ntig.
Fr
Gasschutzbungen
im LuFtschutz reicht aber
eben wegen der Flchtigkeit der Luftkampfstoffe , die
gar
nicht mehr vorhanden sind, wenn die
Spr
ttigkeit
einsetzt, die vorgeschlagene Permanganat-Reaktion zur
feststellung des Vorhandenseins von GelndekampF
stoff
vollkommen
aus.
Seine Lokalisierung bietet eine
neue
Aufgabe.
die
auch
die
Nase
nicht lsen kann .
8
Btld 3. Prlrhrchen mit Kies.lsuregel.
Nach der
Entgiftung
und Entfernung der
Chlorkalk
reste aber
kann
die sachgeme Anwendung des Gas
sprgertes Drger-Schrter den
EntgiFtungsertolg
er
kennen
lassen.
Z usa m m e n
ass
u n
g
1
Die
Arbeit des
Gassprers
im
Luftschutz hat
bei
einem Angriff
mit chemischen
Kampfstoffen
nach
dem
Abziehen
der Luftkampfstoffe einzusetzen
und ist ferner ntig nach der Entgiftung.
2 Seine
Arbeit
zur
Feststellung von
Gelndekampf
stoffen
ist
doppelter Art:
Bild 4. Gassprgert Drger-Schrter, durch
Proberohr
lr
Untersuchung
von
Erd-
oder
Mnterialproben bergerichtet.
a) Entdecken von
Kampfstoffdampf
in der Luft.
b) Lokalisierung
des
Kampfstoffes
J F r
d ie
A r b e i t 2a w i r d d a s G a s s p r
g e r t D r g e r S c h r t e r v o r g e s c h l a
gen.
E s w i r k t
mit
t e l
s A n
r e i ch e run g
d e s D a m p f e s
a u f
K i e s e l s u r e g e l
mit
H i l f e
e i n e r
k l e I n e n H a n d p u m p e u n d
E r k e n n b a r m a c h u n g d e s
a n g e r e i c h e r
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
19/28
t e n
D a m p f e s
a u f
d e m G e l m i t t e l s
e in
e r p e r m a n g a n a t h a i t i g e n
L s
u n g.
D i e E m p f i n d l i c h k e i t
l i e g t
be i d e r
i n n e r h a i b von 3 M i n . b e q u e m d ure h -
f h r b a r e n
P r o e i
w a 15 m g
o
a m
p f i
n
1
m
L
u
f t.
Das Interferometer m Luftschutz.
Von Dr.-Tng. Hans G r
la
e h e r , Karlsruhe.
Zur Feststellung des Gehaltes
der
Luft
an
Fremd
stoffen leistet das In
te
r f e r o m e t e r hervorragende
Dienste. Dieser optische
Apparat, der
in Wissenschaft
und Technik
zu
den verschiedensten Verwendungs
zwecken
Eingang
gefunden
hat, mu
in Zukunft
auch
dem
Luftschutz
dienstbar
gemacht
werden;
ist
doch
mit diesem Apparat
die
Frage, ob eine bestimmte
Atmosphre
Giftstoffe
irgendwelcher
Art enthlt. in
den meisten Fllen leicht
zu
entscheiden. Das Ende
des
Gasangriffes,
d. h.
der
Augenblick, in dem wieder
atembare Luft vorhanden ist, kann mit verhltnismig
einfachen
Mitteln erkannt werden
.
Bevor wir jedoch auf Einzelheiten eingehen,
mu
das
Prinzip
dieses
Apparates
kurz
gestreift
werden, da
dieses
wohl der
iVlehrzahl
der
Leser nicht
bekannt
sein
drfte.
Ich mu mich natrlich auf
das
Wesentlichste,
was zum allgemeinen Verstndnis notwendig ist, be
schrnken.
heres
ber den Gebrauch
des
Apparates
kann aus jedem
greren
Lehrbuch
der
Physik
ersehen
werden.
Fllt ein Lichtstrahl
von einem
Medium in ein
anderes, so ndert
er
an
der
Ubergangsstelle seine
Richtung; wir pflegen
diese
Erscheinung in die
Worte
zu kleiden: Der Strahl
wird
gebrochen. Jeder Stoff hat
nun eine ganz
spezifische Brechung
, so da wir aus
dieser
auf
die Art
des Stoffes
oder
auf seine
Anwesen
heit
berhaupt
schlieen knnen.
Wir reden
vom
Brechungsexponenten
eines
Gases
und meinen damit
die Lichtbrechung, die ein Lichtstrahl erleidet,
wenn
er
aus einem Gasraum in einen luftleeren Raum bertritt.
So
hat
Luft
z. B.
den Brechungsexponenten
1,00029317
1
.
Diese
Zahl ist entweder direkt mebar oder aus den
prozentualen Anteilen der einzelnen Bestandteile der
Luft wie folgt zu
errechnen:
Stickstoff
Sauerstoff
Argon
Luft
Brechungsexponent
gemessen
1,00029842
1,00027151
1,00028237
1.00029317
Brechungsanteil
errechnet
1,00023339
1,00005709
1,00000261
1,00029309
Ist nun
als
fremder
Bestandteil irgendein n d e r e
Gas, dessen Brechungsexponent auch nur wenig
von
dem
der
Luft
entfernt
liegt, in
der
atmosphrischen
Luft enthalten, so ist dies an einer nderung des
Brechungsexponenten
leicht
zu erkennen,
Ein
ein
faches
Beispiel
wird
dies am anschaulichsten erlutern:
Ein feindliches Geschwader soll eine Stadt mit
Kampfstoff angreifen, und zwar wird als solches das
sehr
giftige
P h 0 s gen angenommen. Der Brechungs
e ~ p o n e n t
dieses Gases liegt bei
1,001159,
also erheblich
hohe:
als
derjenige der
reinen Luft. Verg leicht man
n ~ n In Interferometer die phosgenhaltige Atmosp
hre
mit
remer Luft, so kann man
selbst
bei der geringsten
Kampfstoffmenge, die weit u n t e r ha i b
der
tdlichen
Dosis liegt, noch eine Differenz der Brechungsexponen
feststellen.
Natrlich mu vorher die Megenauig
kelt
des
verwendeten Apparates bekannt sein.
Auch wenn die Art
des
Giftgases,
wie
es wohl im
allgemeinen der Fall
sein drfte,
nicht bekannt ist oder
wenn wir es mit einem
Gemisch
von verschiedenen
Giftgasen zu
tun
haben,
ist
die
Anwesenheit
eines
Fremdstoffes
feststellbar. W i r dei
n B re c h u n g
s
e x p o n e n t
g e f u n d e n ,
d e r v o n
d e m
d e r
r e i n e n L u f t a b w e i c h t , so i s t u e r s t e
V o r s i ch t ge b o t e n. Das
Atemschutzgert
(Gas-
maske) darf
erst
entfernt
werden,
wenn lngere Zeit
der
Brechungsexponent des vorliegenden
Gases
mit
dem
der
reinen Luft
bereinstimmt.
Die absoluten Brechungsexponenten
der
meisten Gift
gase sind bis heute noch nicht exakt bestimmt, so da
wir
in den meisten Fllen die Konzentration einer
Luft
Gift-Mischung
mittels
Interferometer heute noch nicht
angeben knnen.
Doch ist diese
einfache
optische
Me
methode von so groer Bedeutung, da Forschungen
nach
dieser
Richtung von
grtem
Wert sein drften
.
\uch
mu die weitere Forschung ergeben, ob in
a l l e n
F l l
e n bis
hinunter zur
nicht
mehr
gesund
heitsschdigenden Dosis die
Methode
einwandfrei
ist.
Wie
aus den bis jetzt untersuchten Giftgasen zu
schlieen ist, liegen ihre Brechungsexponenten von den
jenigen der reinen Luft recht weit entfernt; dies ist
fr
unsere
Messungen
deshalb
sehr
wertvoll,
weil da
du r
ch
d ie
Megenauigkeit uerst
gesteigert wird. Mit
dem
Z e i s s' sehen
Laboratoriums-Interferometer ) von
einem Meter Kammerlnge
wird eine
Megenauigkeit
erreicht, die selbst Spuren von Giften, wenn sie schon
liingst nicht
mehr
tdlich
oder
gesundheitsschdlich
wirken , festzustellen erlaubt.
Zum Schlusse mu
der
Vollstndigkeit halber noch
erwhnt werden, da die Anwesenheit
zweier Gase,
nmlich
des
Wasserstoffes
und
des Sauerstoffes,
deren
Brechungsexponenten unterhalb von dem der Luft
liegen, die Ergebnisse unserer Messungen
zunichte
machen knnen. Denn das
Vorhandensein dieser Gase
im
Verein
mit Giftstoffen in
Luft knnte
einen
mitt
leren Brechungsexponenten
in
der
Grenordnung
des
jenigen der reinen Luft vortuschen. Folgendes Bei
spiel
soll zur Erluterung
dienen:
Brechungs
exponent
der
Luft 1,00029317
Brechungs-
exponent
des
Wasserstoffes ) 1,00013963
irgendeines
Giftgases 1,00060025
der Luft
1,00029317
Differenz 1 = 0,00015351
Differenz
2
=
0,00030708
Differenz
1
verhlt
sich
zu
Differenz
2
wie
1 :
2.
Daraus folgt, da, wenn in einer Atmosphre ein Teil
des
oben beschriebenen Giftgases und zwei
Teile
Was
serstoff sich vorfnden, unsere Methode unbrauchbar
wre. Wir
wissen aber,
da
Wasserstoff infolgc
seiner
geringen
Dichte sich am Erdboden nicht anzusammeln
vermag; sein
Vorkommen
ist in
der Giftatmosphre
also ausgeschlossen. Ebensowenig
kommt der die
Atmung begnstigende
Sauerstoff jemals als
Bestandteil
der
gifthaltigen
Luft in
hherem
Mae
als
der
Zusam
mensetzung
der Luft entspricht
vor.
Betreffs
Gebrauch des
Interferometers
mu auf die
\'on der
Firma
Zeiss,
Jena, herausgegebenen Broschren
\'erwiesen werden.
Vorstehenden
Ausfhrungen haben
wir
Aufnahme
ge
whrt, da es sich hier jedenfalls um eine
interessante,
wenn
auch nicht v llig
neue
Idee handelt. Die prak
tische Brauchbarkeit des Interferometers zur Erkennung
von Kampfstoffen in
der Atmosphre erscheint jedoch
sehr
begrenzt. Temperatur-, Druck-,
Wasserdampf- und
Kohlensureschwankungen
gegenuber der Standardluft
machen sich bei einer Interferometerablesung genau so
geltend
wie
ein etwaiger
Gehalt
an Fremdstoffen. So
mit trifft die Behauptung
des Verfassers
, da
man
selbst
bei
der
geringsten Kampfstoffmenge, die
weit
unterhalb
der tdlichen Dosis liegt, noch eine Differenz der
Brechungsexponenten
feststellen kann. insofern nich t zu,
als
die
obigen
Faktoren
in vielen
Fllen
einen
greren
Einflu bei
der Ablesung ausben
werden als die durch
ein Gaseinsatzverfahren
erzielten
blichen Konzentra-
tionen. D. Schriftltg.
1 Dieser Wert ist nach einer c i ~ e n e n Arbeit (Zeilschr. f. techno
Phys
. 12, 19 :19311l
fr die
gelbe
Heliumlinie
aus einer Reihe
von
Werten als
Mittelwert
bestimmt worden.
D. V.
2) In
der
Praxis.
vor
allem zur Feststellung schlagender Wetter.
ist das abcr-L
wesche
Interferometer mit
verkrzter
KammerlnJ e
im
Gebrauch .
) Zeitsehr
. I. techn_
Phys
. 12,
19
1931).
9
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1934 Nr.1 Januar
20/28
issenschaftliche itteilungen
Irrtmer ber
Mglichkeiten des Schutzes und
der
ersten Hilfe gegenber
Ei
nwirkung
von
Dichlordithylsulfid.
Von Oberstabsarzt Dr. M u n t s c h, Bcrlin.
Man trifft
in
der
heutigen Zeit,
in
der
sich weitc
Kreise
mit Gasschutz- und Luftschutzfragen
beschF
tigen, hufig auF
Anschauungen
ber
Mglichkeiten des
Schutzes gegenber
DichlordithylsulFid (Lost, SenFgas,
deutscher
Gclbkreuzkampfstoff im Kriege)
und ber
die
Arten
und
Wege
der ersten Hilfe bei Schdigungen
durch
diesen Kampfstoff, die zum
Teil
vllig irrig und
abwegig sind, zum
Teil
zu
Miverstndnissen
und
Un
klarheiten
fhren mssen.
Wenn
ich im folgenden aus
einer groen Reihe von solchen Anschauungen
, die ich
im
Schrifttum vorfand oder
die an mich
herangetragcn
wurden,
zwei Fragen
herausgreife und
zu
beantworten
versuche, so
geschieht
dies deshalb, weil sie m. E.
grundlegende Dinge behandeln.
die
von
allgemeiner Bc
deutun
g sind.
Auch von ma
gebender Seite
wurden
mir unl ngst diese beiden Fragen vorgelegt:
1.
Gib
t
es
M g I
ich
k e i
te
n,
z.
B.
dur
c h
v o r h e r i g e s E i n r e i b e n des K r p e r s mit
P e t r o l e u m s a l b e n
d i e
E i n w i r k u.
ng
von
D i c h l o r d i
th y l s u l f i d
auf
den K r p e r
h e r a b z u m i n d e r n ?
2.
K a n n
man dur
c h
B a d
e n i n
C h l o r
k a i k -
a u f s c h w e m m u n g in W a s s e r auch
b
ei
s t a t t g e f u n d
e n e r I n f e k t i o n die E n t z n
dl.\n gsge fa h r b e h e b e n und i s t es mg
l i ch d u r c h V e r w e n d u n g
von S t o f f e n
(Tuc'he), d i e mi t
C h l o r k a l k p u d e r
i m p r
g n i e r t si n d o d e r k u r z v o r ~ r a u c h da
m i t i m p r
g n ie r t w e r d e n k o r p e r l l ch e
S c h d i g u n g e n
d u r c h
Di ch l o r d i t h y l s ul
f id zu
v e r h t e n ?
Zu
1: In einem
frheren
Aufsatze )
habe
ieh a':lf
Grund
ex
p
er
imen tell
er
E r g e b n i s s ~ ~ a l b ~ n
be
nannt
,
dl.
e
fr
Dichlordit
hyls ulFid undl.\rchlasslg s
IDd, z.
B AntJ
phlogistine,
Glykylol u.
a.
D i e s ~
Schu.tzsalben k o ~ . n t e n
also
tatschlich die Aufgabe
eIDer Sc
hutzdeck
e
uber
nehmen wenn nicht andere Erwgungen ihre Verwen
dungsmglichkeit
wieder
ausschlssen.
Von
j
eder
Schutzdecke
mu
man verlangen,
da
sie lngere
Zeit
in
ihrer
Konsistenz
h
lt
, also
weder
Risse
bekommt.
durch
die
dann
der aufgespritzte Kampfstoff einsickern
knnte noch
sich die
Dicke
der aufgetragenen Schicht
v e r n d ~ r t
so
da
der
Kampf
stoff
nicht den
gengen
den
Widers ta
nd
bei seinem
Vordrin
gen
erfhrt.
Diese
beiden gr
undl
egende
n Voraussetzu.ngen
kann
die Sal
ben
verwendung
zum
Schutze
gegen Dichlordi th yl
sulfid
ni
c
ht
erfllen.
Jede auf der Haut
oberflchlich
aufgetragene
albe, wie sie
auch zusammengesetzt
sein
mag,
wird
im Laufe
der Zeit
infolge W r m e w i r k u n ~
die
von
der H a
ut
ausstrahlt und
al\ch
durch
dIe
Auenluft herangetra
gen wird, eintrocknen.
dadurch
brchig
und
an einzelnen Stellen durchgngig
werden
.
Die Dicke
der Schicht
wird
durch die
unabwendbare
mechan isc
he
Reibung von
Wsche und
Kleidungs
stcken nam
entlich
an den
Stellen
verndert
und ve r
dnnt werden,
die
be
so
nder
e
Prdilekti
onsge
biet
e fr
Gelbkreuzschdigung
sind,
z.
B. Achselhhlen, Scham
falten , Ellenboge
nbeu
ge usw.
Wie denkt man
sich die
Bedeckung beha
a
rter
K
rperteile mit
diese n Schutz
salben, e
twa
des
Kopfes?
Dazu kommt
,
da
die l
ebe
n
s-
notw
e
ndige
Hautatmung,
wenn der
ga
nze
Krp
er
mit
einer Schutzsehicht von der
Auenluft
abgeschlossen
ist, erlischt, so
da dadurch nicht nur unan
ge
nehm
e
Strungen, so
ndern
geradezu Schdigungen allgemeiner
Natur zu
erwarten
sind . Es ist vorgeschlagen
worden.
nu,r gewisse,
besonders
ge
fhrdete Krperteile
mit
diesen Schutzsalben zu
bedecken.
Dieses
Vor
gehen
knnte
lediglich die
Gefahren der
Schdigung in folge
mangelnder
Hautatmung
beheben, nicht aber
die bei
den erstgenannten Einwnde entkrften,
die die
Ver
nderung der
Salb
enkonsistenz betreffen
.
Aber
anderer
seits
wre
dieser Teilschutz
nur
ein
kmmerlicher und
2
sehr unsicherer
Schutz, wei l man doch niemals
voraus
sagen kann, wo der menschliche
Krper vom
Kampf
stoff getroffen wird.
Zusammenfassend drfen wir
sage
n,
da
in
der Praxis
die
Verw
e
ndun
g
von
Salben.
die auf Grund
ihrer Zusammensetzung
gegen Dichlor
diiithylsulfid sc
htz
en knnten, ni c h t mglich ist.
\Venn ich in
dem vorgenannten Aufsatz dennoch
be
s
timmte
Salben
benannt
habe, die eine Sehutzmglich
keit
gegen den Kampfstoff bieten, so gesc
hah
das
nicht
,
um etwa
diese
Salben
als
Krperschutz
sa lben zu emp
Fehlen,
sonde
rn es so llten lediglich die
wissenschaft
li
chen
Grundlagen
gelegt
werden ber
das
Verhalten
und
die
Durchdringungskraft
von
Dichl
or d
ith
ylsulfid
gegenber
Fette
n
und
Salben
und insbesondere
mit der
weitverbreiteten
A nsi
cht
aufgerl.\mt
werden,
als
ob
viele im
Schrifttum
als Sc hutzsa lben
benannten
Salben
zusammensetzungen fr
den Kampf
sto
ff undur
c
hdrin
g-
lich wren.
[in anderer Vorschlag em pfie
hlt
das Einreiben dieser
Sc hutzsa lben
in
die
Haut,
wo sie nach Ansicht dieser
Ratgeber innerhalb der obersten Hautschicht
oh.ne
Strung der Hautatmung und ohne Gefahr der BeeID
trchtigung
der
Salbenschichtdecke und der
Salben
konsistenz
ihre Schutzaufgabe bern
e
hm
en
knnt
en.
Hiergegen ist einzl.\wenden,
da
die
Hautatmung -
Versuche darber sind mir
nicht
bekannt geworden
-
doch
wa
hr
scheinlich
auch durch
eine
derartige
Salben
schicht i nde r Haut
ges t
r
t
werden
drfte. Und
wie
will man - selb
st
wenn dieser
Einwand nicht
zu
Recht
bestnde
- beim Einreiben der Salbe feststellen, wie
dick die Sa
lbenschicht ist? Wie
will man die Salbe
gleichmig verteilen, so
da
die
Salbenschicht
berall
die
notwendige Dicke besitzt? Und
schlielich lassen
sich - da s
ist der stichhaltigste
E
inwand
- die
von
mir angegebenenSchutzsalben. insbesondere dieAntiphlo
gistine.
berhaupt nicht ohne Trennung
ihrer inneren
Bestandteile
in die
Haut einreiben
. Diese
Salbe ent
h
lt
u. a. Silikate, also feste. feinstk
rn
ige
Bestandteile.
und
ihre Widerstandskraft
und
Undurchlss