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Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.

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campus Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? GLAUBE AUF DEM CAMPUS 1/13. Februar 2013 Zwischen Vorlesung, Klausur und Milchkaffee noch schnell zur Bank? Die Filiale im Campus Center der Universität des Saarlandes bietet beste Beratung und individuelle Produkte. Für alle, die an der Uni lernen, lehren und arbeiten. Damit Träume keine bleiben. Egal ob während oder nach dem Studium. Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben. die persönlichere Note auf dem Campus
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campus

Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?

Glaube auf dem Campus 1/13.Februar 2013

Zwischen Vorlesung, Klausur und Milchkaffee noch schnell zur Bank?Die Filiale im Campus Center der Universität des Saarlandes bietet beste Beratung und individuelle Produkte. Für alle, die an der Uni lernen, lehren und arbeiten.

Damit Träume keine bleiben. Egal ob während oder nach dem Studium.

Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.

die persönlichere Note auf dem Campus

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Liebe Leserinnen und Leser, Glaube und Wissenschaft: Passt das zusammen? Ja, das passt. Auch an der Saar-Uni gehen

Glaube und Wissenschaft Hand in Hand. Drei Hochschulgemeinden bereichern das Cam-pusleben in Saarbrücken und Homburg. Die Katholische Hochschulgemeinde, die Evange-lische Studierendengemeinde und die Islamische Hochschulgruppe sind aktive Gestalter des universitären Miteinanders. Sie vermitteln ihren Glauben, laden zum gemeinsamen Gebet, sind oft zweite Heimat für die Gläubigen und suchen den Dialog miteinander. Lesen Sie in der Campus-Titelgeschichte ab Seite 4, worin das Besondere unserer Hochschulgemeinden liegt.

Neben diesem spirituellen Thema stellen wir Ihnen in dieser Campus-Ausgabe auch eine wirklich bodenständig arbeitende Einrichtung vor: die Zentrale Beschaffung. Rudolf Guggenmoser und sein Team besorgen an dieser Uni – fast – alles, was in Hörsälen, Büros und Laboren gebraucht wird, von der Büroklammer bis zum 3-D-Drucker fürs High-Tech-Labor. Auf den Seiten 10 und 11 erfahren Sie, wie das Team der Zentralen Beschaffung all die nützlichen Dinge besorgt, ohne die auf dem Campus nichts vorwärts ginge.

Vorwärts geht es zwar auch auf einem anderen Gebiet, oft aber nicht so schnell, wie sich viele wünschen. Studieren mit Behinderung ist in vielen Fällen leider immer noch nicht so barrierefrei möglich, wie es eigentlich sein sollte. Von sichtbaren Hürden wie Treppenabgängen abgesehen, gibt es noch viele weitere Hindernisse, die behinderten Menschen auf dem Campus im Wege stehen. Damit solche Dinge aus der Welt geschafft werden, kümmert sich Michelle Froese-Kuhn in der Kontaktstelle Studium und Behinderung um die Belange der Betroffenen. Ab Seite 12 stellt die Redaktion sie und ihre Arbeit vor.

Selbstverständlich stellt das Campus-Team auch in dieser Ausgabe viele Forschungs-projekte vor. So können Sie zum Beispiel die Geschichte von Wolfgang Behringer ab Seite 19 lesen. Der Historiker hat mit seinem Buch über die Geschichte des Sports bundesweit viel Aufmerksamkeit erlangt. Sein Kollege Eckart Meese, Professor für Humangenetik, forscht mit seinen Mitarbeitern in gleich fünf DFG-geförderten Projekten unter anderem an Millio-nen Jahre alten Viren und an Stammzellen. Wie das alles von einem Institut bewältigt wird, erfahren Sie ab Seite 15. Mehrere Hüte auf hat Professor Christian Boller. Er ist sowohl Uni- Professor als auch Leiter des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren. Dieses älteste außeruniversitäre Forschungsinstitut an der Saar-Uni sorgt seit über 40 Jahren dafür, dass wir sicher fliegen, fahren und wohnen. Mehr über dessen Arbeit auf Seite 14.

Viel Spaß beim Lesen wünschtIhr Universitätspräsident ProfessorVolker Linneweber

4 Vom Glauben zu wissen: Religiöse Gemeinden auf dem Campus

7 Forschung

10 Darf’s ein bisschen mehr sein: Die Zentrale Beschaffung besorgt (fast) alles

12 Helferin im Alltag: Michelle Froese-Kuhn leitet die Kontaktstelle Studium und Behinderung

14 Bevor alle Stricke reißen: Forscher auf der Suche nach kleinsten Fehlern in Bauteilen

15 Aller guten Dinge sind… fünf? DFG-Projekte in der Humangenetik

17 Campus

19 Vom Wagenrennen zum Rennwagen: Historiker Wolfgang Behringer erforscht die Geschichte des Sports

21 Menschen

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Religion ist eine komplizierte Sache. Sie verbietet Speisen, schließt Ehen oder verhindert sie, auch innerhalb einer Religion – man bedenke nur den Aufschrei, der noch vor gar nicht allzu langer Zeit durchs Dorf ging, wenn ein Katholik eine Protestantin heiraten wollte oder umgekehrt, je nachdem, wo man gerade war. Tu dies nicht, tu stattdessen lieber das, Gott mag dies nicht, dafür sollst du jenes tun, denn das findet er gut …

Ganz schön anstrengend. Muss aber nicht sein. Religiöses Leben sieht in vielen Gemeinden auf der Welt heute – Gott sei Dank! – anders aus, so auch an der Saar-Uni. »Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit«, lautet das Motto der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG), die für Studentinnen und

Studenten aller saarländischen Hochschulen offen ist. »Wir leben davon, dass der Geist uns herausholt aus der Beschäftigung mit uns selbst und in Begegnung bringt mit anderen«, erläutert der Gemeindepfarrer Matthias Freudenberg diesen Wahlspruch.

Das tut die evangelische Gemeinde in ihrem Alltag auf verschiedene Weise. Zentraler Bestandteil sind natürlich die Gottesdienste der Gemeinde, die alle vier Wochen stattfinden. Matthias Freudenberg predigt im Gemeinde-zentrum der ESG im Saarbrücker Waldhausweg, in dem es einen Andachtsraum gibt, buchstäblich über Gott und die Welt, über Alltag und Religion. Anschließend sprechen die in der Regel zwischen 20 und 30 Gottesdienstbesucher über

ihre Erfahrungen zum Thema, stellen Fragen und brin-gen neue Sichtweisen ein. »Das ist ein wesentliches Merk- mal unserer Gemeinde: Teamarbeit. Hier gibt es nicht nur den Pfarrer, der vorturnt und alle anderen turnen hinter- her«, sagt Matthias Freudenberg über diese Form der Gemein- schaft, die nicht nur evangelischen Christen offensteht. »Inter- religiöses spielt eine große Rolle für uns. Und ökumenisch sind wir sowieso«, erklärt der Geistliche.

Das stellen Freudenberg und die studentischen Mit- glieder der Gemeindeleitung zu vielen Anlässen unter Beweis. Vor allem bei der so genannten Tafelrunde kom- men Menschen aus aller Welt und vieler Religionen zu-sammen. »Es kocht immer derjenige, der gerade Lust hat«, erklärt Studentin Elisabeth Zscherpel das Grundprinzip in einem Satz. »Meistens sind es internationale Gerichte, die dann für rund 25 Leute gekocht werden. Das ist an-fangs zwar schwer, aber irgendwann hat man den Dreh raus«, sagt Zscherpel. So entsteht eine bunte Truppe, die sich an der Tafel trifft und nicht nur den kulina- rischen Horizont erweitern möchte, wie es auf der Web-seite der ESG zusammengefasst ist. Pfarrer Freudenberg be- grüßt das außerordentlich und betont: »Unsere Gastfreund-schaft ist an alle gerichtet«.

Unterstützung erfährt dieser Gedanke auch dadurch, dass die ESG ein Studentenwohnheim im Saarbrücker Wald- hausweg betreibt. »70 Studentinnen und Studenten aus 33 Nationen wohnen hier«, erklärt Mawlan Mamat, der Mitglied der Wohnheimsleitung ist. Der uigurische Student ist selbst Moslem und steht in engem Kontakt mit Matthias Freu-denberg und der ESG-Referentin Heike Luther-Becker. Freudenberg empfindet solche Kontakte als Bereicherung. Natürlich sei die Gesellschaft pluralistischer und säkularer geworden, räumt der Geistliche ein. Das Interesse an Re-ligion scheint auf der einen Seite abzunehmen. »Aber an-dererseits fragen zum Beispiel Muslime sehr oft, was es für uns bedeutet, als Christen zu leben«. So entsteht wiederum ein Dialog, der gegenseitiges Verständnis und das Interesse aneinander weckt.

Diese religiöse Neugier, in einem christlich gepräg-ten Land zu leben, war einer der Gründe für Mohammed Elzatma, sich bei der Islamischen Hochschulgruppe (IHG) zu engagieren. Der Palästinenser, seit 2004 in Deutschland, studiert an der HTW Mechatronik und steht kurz vor seinem Masterabschluss. »Als ich nach Deutschland kam, habe ich mich mit anderen Religionen beschäftigt, etwa dem Christentum. Daher war es für mich auch wichtig, mich mit meiner Religion, dem Islam, besser auszukennen. Ich werde ja auch immer wieder angesprochen auf mei- ne Religion«. Und da Religion für ihn eine Lebensweise ist, möchte er sich möglichst gut damit auskennen.

Schnell begann Mohammed Elzatma, sich in der IHG zu engagieren und wurde schließlich vor rund einem Jahr deren Vorsitzender. Heute treffen sich freitags etwa 120 Studentinnen und Studenten aus 30 Nationen zum Freitags- gebet. »Darunter sind Gläubige aus Deutschland, Ost- europa, Ägypten, Marokko, Tunesien, Sudan, Indonesien, Arabien und vielen anderen Regionen der Welt«, zählt der 26-Jährige auf. Vier Imame, also Vorbeter, wechseln sich ab. Sie stammen aus dem Kreis der Studenten, denn ein Imam ist nicht zwingend ein Geistlicher wie ein Pfarrer

oder katholischer Priester. »Der Imam muss gottesfürchtig sein, fromm und den Islam kennen. Dann kann er eine Pre- digt halten«, erklärt Elzatma. Die erste Predigt dauert rund zehn Minuten und ist in arabischer Sprache. »Dann folgt meist eine zweite Predigt auf Deutsch oder Englisch, da viele Gläubige ja nicht arabisch sprechen«, erklärt der Student.

Mit ihm gehören rund 20 weitere Mitglieder zum eng- eren Kreis der IHG. Sie organisieren Veranstaltungen, Aus- flüge für Studenten und Vorträge. »Jedes Wintersemester gibt es zum Beispiel ein Welcome-Meeting für neue Stu- denten«, so Mohammed Elzatma. »Wir fahren in Freizeit-parks, in Museen und organisieren Ausflüge, zum Beispiel an die Saarschleife. Da fahren immer zwischen 30 und 40 Personen mit«, nennt er weitere Beispiele. Für ihn ist es wichtig, dass er auch mit den Mitgliedern anderer Religio-nen reden kann. »Was ist der Unterschied zwischen uns? Mit solchen Dialogen bauen wir Vorurteile ab. Denn wenn sich jeder in seine Welt zurückzieht, baut man nur Barrieren auf«, weiß Mohammed Elzatma.

Davon weiß auch Hochschulpfarrer Johannes Kreier von der Katholischen Hochschulgemeinde Hl. Edith Stein (KHG) ein Lied zu singen. »Bei uns begegnen sich die Kul- turen«, sagt der Geistliche, der mit einer halben Stelle die Hochschulgemeinde betreut und mit einer weiteren halben Stelle dem Herz-Jesu-Kloster am Rande der Stadt in Burbach vorsteht. »Bei uns treffen zum Beispiel arab- ische Christen auf Muslime aus Syrien. Beide hegen bis-weilen Vorurteile füreinander. Die Situation in Syrien ist für Christen sehr gefährlich, daher sind sie oft dünn-häutig, wenn sie auf Muslime treffen«, sagt Kreier über solche Situationen, in denen es mal knirscht. Der Pries-ter ist niemand, der solche Konflikte scheut. »Wir wollen ja nicht zwangsläufig eine Harmonieveranstaltung machen. Das ist das Christentum auch nicht. Schließlich gibt es bis in den Kreis der Jünger hinein Auseinandersetzungen«,weiß

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Auf dem Campus gibt es drei religiöse Gemeinden, zwei christliche und eine islamische – Die Neugier auf die Religion der anderen ist eines ihrer wesentlichen Merkmale

Johannes Kreier aus der biblischen Geschichte. Daher geht er Konflikte geradeheraus an und löst sie mit den Beteilig-ten. »Wenn dann aber erstmal die Luft raus ist, ist es schon viel besser«, weiß er aus Erfahrung. »Schließlich sind wir hier ein offenes und gastfreundliches Haus. Das ist eine der ältesten christlichen Lebensweisen. Und daher darf und soll auch ausdrücklich jeder hierherkommen«, erklärt er eine Grundtugend der KHG.

Der Priester hat vor zwei Jahren auch den Konflikt mit dem Bistum Trier nicht gescheut, das vorhatte, die KHG aus Kostengründen dichtzumachen. Johannes Kreier, nunmehr der einzige Hochschulpfarrer der katholischen Kirche im Bistum Trier, konnte den Bischof davon überzeugen, wie wichtig die Arbeit an den saarländischen Hochschulen ist. »Für viele Studenten ist die KHG schließlich ein Stück Heimat«, erklärt er die Bedeutung. »Viele unserer Gläubigen kommen aus anderen Kulturkreisen, sprechen andere Sprachen«. Der christliche Glaube ist dann oft die einzige Gemeinsamkeit, die zwischen ihrer Heimat und dem Stu-dienort in Deutschland besteht. Dieses Stück Heimat finden die Gläubigen im Semester vor allem in den Eucharistie-feiern sonntags und donnerstags sowie in der Meditation, die dienstags stattfindet.

Gemeinsam mit Edeltraud Brändle, dem »Gesicht« der KHG, wie Kreier voller Anerkennung über die Sekretärin sagt, und einem Team von 35 ehrenamtlich tätigen Studenten stemmt er das Pensum der Gemeinde. Zum einen sind da natürlich die Gottesdienste in der Gemeindekirche auf dem Saarbrücker Campus, zu denen etwa 60 junge Gläu-bige aus aller Welt kommen und nach denen manchmal noch eine muntere Diskussion über die Themen der Predigt entsteht. »Die Gottesdienste sind ein gutes Ab-bild der KHG: Sie sind sehr international. Da treffen sich Afrikaner, Polen, Südamerikaner und Deutsche«, sagt Johannes Kreier über die Zusammensetzung. Zum anderen gehört auch der Betrieb des Cafés der KHG zu den grund-legenden Angeboten der Gemeinde. Und hierfür ist die Hilfe der Studenten unentbehrlich. »Ich habe für jeden ein- zelnen großen Respekt, der neben seinem Studium auch noch dabei hilft, das Café zu betreiben«, sagt Kreier über die Freiwilligen.

Wie für Matthias Freudenberg von der ESG und Mohammed Elzatma von der IHG ist für Johannes Kreier das Miteinander, die Überwindung von Konfessions- und Reli- gionsgrenzen der Kerngedanke seiner Arbeit. Denn trotz aller Unterschiede eint die drei Gemeinden doch ein Gedanke. Mohammed Elzatma äußerte ihn genauso trocken wie treffend auf die Frage, wo er denn Gemeinsam-keiten zwischen der IHG und den christlichen Hochschul-gemeinden sehe: »Wir glauben alle an Gott«. Manchmal kann Religion auch ganz einfach sein.

_Thorsten Mohr

www.khg-edith-stein.de

www.waldhausweg7.de

http://ihg-saarland.de

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Medizinerin der Saar-Uni erforscht angeborene Herzfehler bei Erwachsenen

Über 80 Prozent der Kinder mit angeborenen Herz- fehlern erreichen heute das Erwachsenenalter – dank der Fortschritte der modernen Medizin. In Deutschland leben ungefähr 180.000 Erwachsene mit angeborenem Herz- fehler (EMAH), die dauerhaft medizinisch betreut werden müssen. Die Internistin und Kardiologin Tanja Rädle-Hurst vom Universitätsklinikum des Saarlandes behan-delt seit Jahren EMAH-Patienten und forscht unter anderem an besseren Diagnose-Techniken. Sie beschäftigt sich mit neuen Echokardiographie-Methoden, das heißt mit der Untersuchung des Herzens mittels Ultraschall. Rädle-Hurst wurde deutschlandweit als erste Medizinerin mit dem Forschungsgebiet »Kardiologie Erwachsene mit an- geborenem Herzfehler« habilitiert. »Herzrhythmusstö-rungen, Herzinsuffizienz oder Restbefunde nach erfolgter Korrekturoperation sind keine Seltenheit. Die Patienten müssen daher ein Leben lang in medizinischer Behand-lung bleiben«, erklärt die Privatdozentin.

Saarbrücker Physiker an Forschungsnetzwerk zur Entwicklung eines leistungsfähigen Quanten- computers beteiligt

Physiker aus sechs europäischen Ländern wollen den Bau eines Quantencomputers voranbringen, der mit leis- tungsfähigen Computerchips aus Supraleitern ausgestat- tet ist. Hierfür haben die Wissenschaftler das Forschungs- netzwerk »Scaleqit« (Scalable Quantum Information Technology) gegründet. Ihr Projekt wird innerhalb des siebten EU-Forschungsrahmenprogramms drei Jahre lang mit insgesamt 4,5 Millionen Euro gefördert. Daran betei- ligt ist auch Frank Wilhelm-Mauch, Professor für Theore-tische Physik an der Universität des Saarlandes. An seinen Lehrstuhl fließen 250.000 Euro für »Scaleqit«. »Wir wollen dem Bau eines Quantencomputers näher kommen, der auf integrierten Schaltkreisen, also auf einer neuen Art von Computerchips, beruht«, sagt Frank Wilhelm-Mauch. Neben der RWTH Aachen ist er der zweite deutsche Part-ner in dem Projekt, das von der Chalmers University of Technology in Göteborg koordiniert wird. Die von den Forschern verwendeten Computerchips bestehen nicht aus Halbleitermaterialien, wie die Chips herkömm- licher Computer, sondern aus Supraleitern. Ihr Vorteil: »Supraleiter verlieren bei tiefen Temperaturen ihren elek-trischen Widerstand, der Strom fließt dann völlig ohne Energieverlust. Und da wir mit Quanten rechnen, also unteilbaren Einheiten von Energie, ist es wichtig, dass keines verloren geht«, erklärt Wilhelm-Mauch.

Saarbrücker Forscher entwickeln Suchmaschine für Argumentationen

Saarbrücker Wissenschaftler der Rechtswissenschaft, Informatik und Philosophie gehen neue Wege, im Inter-net vorhandene Informationen aufzufinden und auszu-werten: Gemeinsam arbeiten sie an einer Suchmaschine, die mithilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz Argumente und Argumentationsstrukturen inhaltlich erfasst. »Eine solche Suchmaschine würde die rechts-wissenschaftliche und rechtspraktische Arbeit erheb-lich vereinfachen und beschleunigen«, erklärt Professor Maximilian Herberger, der das am Projekt federführend beteiligte Institut für Rechtsinformatik der Saar-Uni leitet. Denn vor allem Juristen könnten so viel effizien-ter Literatur recherchieren. Der Software-Prototyp wird anhand des Textkorpus der Entscheidungen des Bundes- verfassungsgerichts entwickelt. Bis 2015 soll der Proto-typ erstellt werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit insgesamt 1,4 Millionen Euro. Beteiligt sind die Universität des Saar- landes, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und die Europäische EDV-Akademie des Rechts (EEAR).

Forscher der Saar-Uni arbeiten mit neuem hochauflösendem Supermikroskop

Um zu verstehen, was im Inneren einer Zelle vor sich geht, brauchen Wissenschaftler leistungsstarke Lichtmi- kroskope, die ihnen Einblicke in den Mikrokosmos bie-ten. Konnten diese Mikroskope lange Zeit nur Strukturen sichtbar machen, die größer als 200 Nanometer waren, ist eine neue Generation dieser Geräte in der Lage, De-tails in einer Zelle zu zeigen, die 50 bis 100 Nanometer klein sind. Wissenschaftler um Jens Rettig, Professor für zelluläre Neurophysiologie an der Universität des Saar- landes, haben eines dieser neuen Superresolution-Mikroskope der Firma Carl Zeiss Microscopy GmbH getestet. Sie zählen damit zu insgesamt fünf Forscher-Teams weltweit, die das Gerät vorab nutzen durften. Die Physiologen möchten mithilfe des Mikroskops unter anderem neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Nervenzellen miteinander kommunizieren und wie Im- munzellen Infektionen bekämpfen. Im Gegensatz zu Elektronenmikroskopen, die eine noch höhere Auflö-sung besitzen, können die Forscher mit dem neuen Ge- rät auch lebende Zellen untersuchen. »Wir haben das Mi- kroskop in unserem Laboralltag auf Stärken und Schwä-chen hin untersucht«, erläutert Rettig. Auf diese Weise haben die Wissenschaftler dazu beigetragen, das Gerät zu optimieren.

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Forscher der Großregion suchen neue Duft- und Geschmacksstoffe

Forscher um Rita Bernhardt, Biochemie-Professorin an der Universität des Saarlandes, suchen gemeinsam mit französischen Wissenschaftlern nach bestimmten Inhalts-stoffen von Pflanzen, neuen so genannten Terpen-Verbin-dungen. Diese sind verantwortlich für den Geruch und den Geschmack bestimmter Inhaltsstoffe von Pflanzen. Terpene haben verschiedene Eigenschaften, die sie nicht nur für die Kosmetik- und Lebensmittelindustrie interes-sant machen, sondern auch für die Herstellung von Arznei-mitteln, wie Rita Bernhardt weiß: »Viele Terpene besitzen beispielsweise eine entzündungshemmende oder antibio-tische Wirkung.« Zusammen mit der lothringischen Fir-ma Plant Advanced Technologies SA bauen die Forscher derzeit eine Geschmacks- und Duftstoff-Bibliothek auf. Das Interreg-Projekt, das von der Europäischen Union mit über einer Million Euro gefördert wird, soll langfristig neue Arbeitsplätze in der Region schaffen.

Saarbrücker Soziologe erforscht die Chancen von Ausländern an deutschen Universitäten

Rund 70 Prozent der deutschen Studenten beenden ihr Studium erfolgreich mit einem Abschluss. Unter den ausländischen Studenten ist diese Quote deutlich ge-ringer. Nur zirka 40 bis 50 Prozent dieser so genannten Bildungsausländer machen einen Abschluss in einem grundständigen Studiengang. Woran liegt das? Und was können die Hochschulen tun, um diesen signifikanten Un-terschied zu beheben? Diesen Fragen ist der Soziologe Jörg Rech von der Universität des Saarlandes in seiner Dissertation »Faktoren des Studienerfolgs von Bildungs- ausländern« nachgegangen. »Größtes Problem neben bei-spielsweise finanziellen Hürden war die Orientierung im Studiensystem. Das ist ein Faktor, den die Hochschule selbst beeinflussen kann«, erklärt Jörg Rech. Konkret heißt das, dass die Ausländer sich bisweilen nicht so gut an der Hoch-schule aufgehoben fühlen, wie es eigentlich sein sollte, um erfolgreich studieren zu können. Nachteilen wie zum Bei-spiel mangelnden Sprachkenntnissen oder einer für Auslän-der ungewohnten Studienorganisation könnten die Hoch- schulen entgegentreten, indem sie solche Probleme institu- tionalisiert zu beheben versuchen.

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Zwillingsstudie zu sozialer Ungleichheit

Wie entsteht soziale Ungleichheit? Und wie wirken dabei Gene und Umweltfaktoren zusammen? Um Ant-worten auf diese Fragen zu finden, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein langfristiges Forschungspro-jekt der Professoren Martin Diewald und Rainer Riemann von der Universität Bielefeld sowie Frank M. Spinath von der Universität des Saarlandes. Für die ersten drei Jahre werden dafür über vier Millionen Euro bereitgestellt. In der Längsschnittstudie, die sich über zwölf Jahre erstre-cken soll, untersuchen die Forscher die Entwicklung sozi-aler Ungleichheiten über die Lebensspanne hinweg. Die Wissenschaftler kombinieren dafür psychologische und soziologische Forschungstraditionen mit Methoden der Verhaltensgenetik.

Saarbrücker Anglistik und Amerikanistik schneiden im Forschungsrating des Wissenschaftsrates sehr gut ab

Die Forschungsleistungen der Anglistik und Ameri-kanistik an der Universität des Saarlandes sind vom Wissenschaftsrat sehr positiv beurteilt worden. In einem aufwändigen Forschungsrating wurden die Fachbereiche Anglistik und Amerikanistik an 60 Universitäten detail-liert untersucht. Bei den Kriterien »Forschungsqualität«, »Reputation« und »Transfer an außeruniversitäre Adres-saten« schnitt die englische Sprachwissenschaft jeweils mit sehr guten Noten ab, die Forschungsqualität der Ameri-kanistik wurde ebenfalls als sehr gut bewertet.

Saar-Forscher entwickeln Feder aus metallischem Glas für hochwertige Uhren

Werkstoff-Wissenschaftler um Professor Ralf Busch von der Universität des Saarlandes arbeiten mit dem Saar-brücker Uhrenhersteller Nivrel zusammen. Gemeinsam haben Forscher und Uhrmacher eine besondere Feder aus einer speziellen Legierung für den so genannten Re-pititionsmechanismus in hochwertigen Uhren entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Schlagwerk, das auf Knopf-druck die aktuelle Uhrzeit hörbar wiedergibt. »Dieser Mechanismus geht auf die Zeit zurück, in der es noch kein elektrisches Licht gab«, erklärt Ralf Busch. Bei der Kooperation zwischen den Saarbrücker Forschern und Nivrel ging es darum, mit einem neuen Werkstoff eine bessere Feder für dieses Schlagwerk zu entwickeln. Sie ist fest wie Stahl, aber formbar wie Kunststoff.

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Molekulare Fingerabdrücke helfen bei Prostatakrebs-Früherkennung

Über 63.000 Männer erhalten in Deutschland jedes Jahr die Diagnose Prostatakrebs. Wird die Krankheit früh erkannt, sind die Heilungschancen gut. Da sie im Frühstadium jedoch keine Symptome aufweist, wird die Erkrankung meist spät entdeckt. Abhilfe könnte hier ein Frühtest schaffen. An einer solchen Diagnose-methode forschen auch Wissenschaftler der Univer-sität des Saarlandes. Das Team um Jaroslaw Szczyrba von der Uniklinik in Homburg hat dabei Gruppen kleiner Moleküle, so genannte microRNAs, mit ei-nem neuen Verfahren bei Patienten näher untersucht. »MicroRNAs sind kleine Moleküle, die auch bei gesun-den Menschen im Blut und im Gewebe vorkommen«, erklärt Jaroslaw Szczyrba. Sie bestehen wie die DNA aus Nukleinsäuren, regulieren Gene und spielen bei Entwicklungsprozessen des Körpers, aber auch bei der Krebsentstehung eine wichtige Rolle. Ähnlich wie ein Fingerabdruck einmalig für jeden Menschen ist, er- geben diese Moleküle eine spezifische Signatur für eine bestimmte Krankheit, je nachdem wie sie in Blut und Ge-webe zusammengesetzt sind.

Neuer Sonderforschungsbereich untersucht grundlegende physikalische Mechanismen in Zellen

Wie funktionieren grundlegende Prozesse in Zellen? Dieser Frage werden Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler aus Saarbrücken und Homburg in einem neuen Sonderforschungsbereich an der Universität des Saarlan-des nachgehen. Die Physiker, Mediziner, Biologen und Bioinformatiker untersuchen in stark fächerübergrei-fenden Projekten zum Beispiel grundlegende physikali-sche Mechanismen von Zellbewegungen, Anhaftung von Bakterien an Oberflächen oder die Dynamik verschiede-ner Transportprozesse. Aus den Erkenntnissen über die Zell-»Mechanik« möchten die Forscher allgemeingültige Grundprinzipien zellulärer Prozesse ableiten. »Grund-sätzlich wollen wir ein physikalisches Verständnis von bio-logischen Prozessen in diesem Sonderforschungsbereich gewinnen, wie wir es heute noch nicht haben«, erklärt Professor Heiko Rieger, der Sprecher des neuen SFB. Der theoretische Physiker ist einer von neun Physikern der Saar-Uni, die zusammen mit 15 Medizinern, Biologen und Bioinformatikern diesen Fragestellungen nachgehen. Die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung könn-ten in der Zukunft wichtig sein, um Anwendungen in der Medizin zu ermöglichen, die heute noch nicht möglich sind. Zunächst fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Vorhaben über vier Jahre mit 9,1 Millionen Euro.

Wann und wie lernen Menschen, ihre Handlungen im Voraus zu planen?

Besonders wichtig für die Fähigkeit, vorausschauend Handlungen zu planen, ist die Entwicklung im jungen Kindesalter. Das haben Entwicklungspsychologen der Saar-Uni um Professorin Gisa Aschersleben gemein- sam mit Sportpsychologen der Uni Paderborn heraus- gefunden. Beispiel: Ein Glas steht mit der Öffnung nach unten auf dem Tisch. Soll ein Erwachsener es umdrehen, macht er zunächst etwas Seltsames: Er verdreht Hand und Arm auf recht unbequem anmutende Weise, greift so das Glas, dreht es und stellt es richtig herum hin. Die-ses Phänomen, das Psychologen den »Endstate Comfort Effect« nennen, beweist: Es wurde vorausschauend ge-dacht und die Bewegung im Voraus geplant. Im Alter von drei bis fünf Jahren machen die Kinder große Entwick-lungsschritte und erwerben das für ein vorausplanendes Tun erforderliche Erfahrungswissen. Außerdem haben die Psychologen festgestellt, dass Kinder bei vertrauten Ge-genständen wie Gläsern deutlich früher ihre Bewegungen vorausplanen als bei unbekannten Gegenständen.

Saar-Forscher untersuchen, wie das Gehirn Sprache und visuelle Wahrnehmung verbindet

Welche Prozesse laufen beim so genannten Multitas- king in unserem Gehirn ab? Wie verbinden Menschen bei- spielsweise Sprache und visuelle Eindrücke miteinander? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Psycholin- guisten um Professor Matthew W. Crocker und Pirita Pyykkönen-Klauck von der Universität des Saarlandes im Rahmen eines neuen europaweiten Forschungsprojekts. Die Wissenschaftler wollen Blickbewegungen und Ge- hirnströme bei Probanden untersuchen, um heraus- zufinden, wie unser Gehirn Sprache und Sehen mit-einander verbindet. Die Europäische Union fördert das Vorhaben insgesamt mit 4,15 Millionen Euro; davon gehen 428.000 Euro ins Saarland.

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Das funktioniert natürlich ein bisschen anders, als wenn Herbert und Lisa Müller nach Feierabend noch schnell zum Supermarkt fahren und eine Packung Waschmittel einkau-fen. »Bis zu 1.000 Euro Wert können die Verbraucher an der Uni Waren und Dienstleistungen selbst bestellen. Das meiste, was über diese Summe hinausgeht, muss allerdings in einem offiziellen Vergabeverfahren beschafft werden«, erklärt Rudolf Guggenmoser. Und das ist natürlich auf-wändiger als schnell mal besagtes Waschmittel einzukaufen und wieder davonzufahren. Ab einem Auftragswert von 200.000 Euro müssen er und seine Mitarbeiter europaweit ausschreiben.

Grundlage dafür ist die Beschaffungsrichtlinie, an der sich alle Einkäufe der Uni orientieren müssen. »In privaten Unternehmen ist das recht einfach. Da wird knallhart der Anbieter mit dem günstigsten Preis ausgewählt«, erklärt Rudolf Guggenmoser. »Die wichtigste Vorgabe für uns lautet jedoch: Das Vergabeverfahren muss transparent und nachvollziehbar sein. Der Preis ist zwar ein wichtiges Kriterium, aber nicht das allein entscheidende. Vor allem bei Forschungsgeräten kommt es natürlich in er-ster Linie auf die Qualität und Funktionalität an. Wichtig ist auch, dass wir regelmäßig die Lieferanten wechseln.« Das hat seinen Grund. Denn so soll Korruption vermieden werden. Der Gedanke dahinter: Wenn öffentliche Gel-der im Spiel sind, dürfen keine Unternehmen bevorzugt behandelt werden.

Damit einher geht eine weitere Hürde, die Guggenmosers Team nehmen muss: »Natür-lich prüfen wir immer, ob es nicht Sinn macht, uns an die Ausschreibungen des Landes an-zuhängen und möglichst große Mengen ein-zukaufen. Das senkt den Preis«, so der Kauf-mann. »In einzelnen Fällen machen wir das auch, beispielsweise in Teilen der IT-Beschaf-fung und beim Bürobedarf. Aber grundsätz-lich sind wir gehalten, auch den Mittelstand zu fördern.« Die Beschaffungsmengen sind deshalb so aufzuteilen, dass nicht nur Großan-bieter zum Zuge kommen. Günstiger wird es für die Uni auch oft durch ihre Lage als Campus-Uni-versität. »Die Transportkosten für die Lieferanten bleiben überschaubar, so dass wir günstigere Preise aushandeln können«, erklärt Rudolf Guggenmoser.

Die Vorgabe, den Mittelstand zu fördern, hat durch-aus ihre guten Seiten. »Wir haben zum Beispiel mehrere Elektrohändler vor Ort, bei denen wir regelmäßig Ange-bote einholen«, erklärt Udo Andres, der in Guggenmosers Abteilung für die Baubeschaffung verantwortlich ist. Da-durch profitiert auch der regionale Mittelstand in erheb-lichem Maß von der Universität. Denn auf diesem Weg fließt viel Geld wieder zurück in die hiesige Wirtschaft und an Dienstleistungsunternehmen. Alleine für Büroartikel, Gebäudereinigung und -verwaltung gibt die Uni jährlich rund sieben Millionen Euro aus, vorrangig an saarländische Unternehmen.

Insgesamt belieferten im vergangenen Jahr rund 15.000 Unternehmen die Universität mit Waren und Dienstlei-stungen im Wert von über 40 Millionen Euro. Damit die-se Menge an Gütern auch zuverlässig und schnell an den Mann oder die Frau gelangt, arbeitet die Zentrale Beschaf-fung derzeit an einer Erweiterung des SAP-Programms, mit dem der Warenbestand der Abteilung verwaltet wird. »Wir arbeiten zwar mit diesem System, die Lehrstühle aber nicht. Hier kommt es daher immer wieder zu Reibungsverlusten«, erklärt Rudolf Guggenmoser. Mit der Implementierung des neuen Beschaffungsportals soll eine Bestellung auf Knopfdruck übers Internet möglich sein. Der Lehrstuhl schaut, was er braucht, löst die Bestellung aus, ohne dass beispielsweise Fehler in der Übertragung passieren. »Wir erwarten uns so mehr Transparenz besonders für die Lehr-stühle und eine höhere Bearbeitungsgeschwindigkeit.«

Außerdem benötigt die Uni weniger Lagerplatz, da vie-le Dinge direkt nach Bedarf bestellt und ausgelie-

fert werden können, ohne sie vorrätig zu haben. Neben den alltäglichen Dingen wie Stiften,

Tackern und Toilettenpapier organisiert Gug-genmosers Abteilung auch wissenschaftliches Equipment. Oft gibt es nur wenige Hersteller weltweit, die solche Spezialgeräte überhaupt herstellen. »Vor Kurzem haben wir zum Bei-spiel einen 3-D-Drucker für industrielle An-wendungen gekauft«, erzählt Peter Meier, der in der Zentralen Beschaffung für Geräte und Dienstleistungen verantwortlich ist. »Auf den ersten Blick ist das dann auch nichts Außerge-wöhnliches. Man sieht Datenblätter und liest Leistungsbeschreibungen. Wenn das Gerät dann aber erst einmal im Labor steht und der Fachmann einem zeigt, was der Drucker alles kann, ist das schon sehr beeindruckend«, sagt er. Die wenigsten Unimitarbeiter werden künftig allerdings beeindruckt sein, wenn sie gedankenverloren einen neuen Aktenordner oder Stift aus dem Schrank kramen. Aber viel-leicht erinnern sich in Zukunft einige daran,

welcher Aufwand nötig ist, um auch solche Klei-nigkeiten in der richtigen Menge an den richtigen

Platz zu bekommen. Den Beschaffern sei Dank.

_Thorsten Mohr

Ein neuer Aktenordner muss her, der laufende ist voll. Kein Problem, ein Griff in den Büroschrank und schon ist der neue Ordner da. Schnell noch die Akten zusammentackern, lochen und abheften, fertig. Wenn das erledigt ist, noch einen Kaffee als kleine Pause zwischendurch, und wenn der kleine Kaffee doch zu viel war, geht’s noch auf einen kurzen Abstecher aufs stille Örtchen.

Das dürfte eine alltägliche Szene sein, die sich so oder ähnlich jeden Tag vielfach auf den Unicampus in Saar- brücken und Homburg abspielt. Aber wer besorgt über-haupt die ganzen Dinge, die hier so beiläufig verwendet werden? Die Heftklammern? Die Aktenordner? Den Drucker? Und nicht zuletzt das Toilettenpapier? Irgend-

woher muss es ja kommen, irgendjemand muss es ja an den Ort oder das Örtchen seiner Bestimmung bringen.

Sicher ist: Es sind nicht die Heinzelmännchen. Es sei denn, sie reden mit schwäbischem Akzent wie Rudolf Guggenmoser, der die Zentrale Beschaffung der Saar-Uni leitet und all die nützlichen wie nötigen Dinge mit seinem 16-köpfigen Team besorgt, von der Heftklammer bis zum 3-D-Drucker für die Forschung. »Wir beschaffen Verbrauchsmaterial, wissenschaftliche Geräte, Computer, Telefone, Büromöbel. Eigentlich alles außer Chemikalien«, erklärt der Kaufmann die umfangreichen Aufgaben seiner Abteilung, die rund 3.500 Mitarbeiter und 18.000 Studenten versorgt.

Möbel, Stifte, Drucker, Papier und und und… Diese Dinge sind überall und zu jeder Zeit an der Uni verfügbar. Aber wer besorgt den stetigen Nachschub all dieser praktischen Sachen überhaupt? Das tun Rudolf Guggenmoser und sein Team. Einblicke in die Arbeit der Zentralen Beschaffung der Saar-Uni.

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Acht Prozent der Studentinnen und Studenten in Deutschland haben eine Behinderung oder chronische Krankheit, doch den wenigsten sieht man das auf den ersten Blick an. Um sie zu beraten und die

Dozenten im Umgang mit ihnen zu unterstützen, hat die Saar-Uni die Kontaktstelle Studium und Behinderung eingerichtet.

studieReN mit behiNdeRuNG

»In der Beratung kläre ich gemeinsam mit den Betroffenen, wie die Anforderungen des Studiums trotz Beeinträchtigung zu realisieren sind.« Außerdem berät Froese-Kuhn über den im Universitätsgesetz verankerten »Nachteilsausgleich«, der die Universität verpflichtet, behinderte Studenten in ihrem Studium nicht zu benachteiligen und ihnen die Nutzung der Universitätsangebote möglichst ohne fremde Hilfe zu ermöglichen. »Ich kläre die Studierenden über ihre Möglichkeiten auf und, falls gewünscht, helfe ich bei den individuellen Antragsstellungen«, erläutert die Uni-Mitarbeiterin. »Ich sage immer ›Sie müssen sich nicht rechtfertigen, sondern Sie haben ein Recht auf Unterstützung‹«. Dass es im Einzelfall nicht immer leicht ist, eine Lösung zu finden, hat sie inzwischen erfahren. Oft muss mit den Dozenten und dem Prüfungsamt verhandelt werden, um passende Nachteilsausgleiche zu finden. Manchmal helfen jedoch schon einfache Initiativen. So könnten beispielsweise blinde und hörbehinderte Studierende schon vor der Lehrveranstaltung mit den Unterlagen versorgt werden. »Hier sind auch die Kreativität und Flexibilität der Lehrenden gefragt«, empfiehlt Froese-Kuhn.

Viele Studenten mit Behinderung oder chronischer Krankheit möchten jedoch ihre Beeinträchtigung nicht preisgeben. Laut Studentenwerk verzichten aus diesem Grund 44 Prozent der Betroffenen auf eine Beratung. Aus Datenschutzgründen ist eine generelle Erfassung von Studenten mit Behinderung nicht möglich. Bei der Bedarfsermittlung ist Michelle Froese-Kuhn auf freiwillige Meldungen angewiesen. »Eine bessere Kenntnis der Situation lässt uns Projekte und Sensibilisierungsmaßnahmen passgenauer konzipieren«, erläutert auch Sybille Jung, Leiterin der Stabsstelle Chancengleichheit.

Neben der Beratung steckt Michelle Froese-Kuhn ihre Arbeitsenergie in verschiedene Projekte, mit denen die Situation für behinderte Studentinnen und Studenten an der Saar-Uni verbessert werden soll. So will sie gemeinsam mit dem Asta eine Online-Assistenzbörse aufbauen. »Hier können sich Studierende melden, die ihren behinderten Kommilitoninnen und Kommilitonen helfen wollen. Im Allgemeinen bewähren sich solche Börsen, denn das ist ein Geben und Nehmen, und alle lernen voneinander.« Außerdem wurden im Wintersemester bereits zum zweiten Mal Gebärdensprachkurse für Anfänger sowie für Fortgeschrittene angeboten, die bei Studenten und Dozenten ein enormes Feedback finden. Auch ein Runder Tisch wurde mithilfe des Asta initiiert, damit sich betroffene Studenten vernetzen können. Bei den Treffen mit dabei ist natürlich auch die Mitarbeiterin der Kontaktstelle. »Ein zentrales Thema ist die bauliche Barrierefreiheit und Türen, die sich nicht richtig öffnen lassen. Großer Unmut herrscht zurzeit auch wegen der Behindertenparkplätze auf dem Campus.« So gebe es derzeit für Studierende und Beschäftigte 32 Behindertenparkplätze über den Campus verteilt, aber sie würden oft von Nichtberechtigten zugeparkt. »Das kann dazu führen, dass jemand wieder nach Hause fahren muss, weil kein gebäudenaher Parkplatz frei ist«, weiß Michelle Froese-Kuhn. Wie genau gegen die rücksichtslosen Falschparker vorgegangen werden soll, ist noch unklar, aber einen Campus-Plan für Rollstuhlfahrer, der unter anderem Behindertenparkplätze, leichte Wege

und Behindertentoiletten zeigt, hat die Uni-Mitarbeiterin schon in Angriff genommen. »Alle unsere Aktivitäten stehen in Einklang mit dem Leitbild der Universität, die konsequent die Empfehlungen der HRK ›Eine Hochschule für Alle‹ umsetzen möchte«, sagt sie.

Gerade bei den Gebäuden liegt für Max Engel, der im Juni vergangenen Jahres das Asta-Referat »Familie und Gleichstellung« übernommen hat, an der Saar-Uni vieles im Argen. »Mir kommt es manchmal vor, als seien hier ästhetische Gesichtspunkte oft wichtiger als die Funktionalität«, sagt er und prangert an, dass manche Gebäude oder Geschosse für Rollstuhlfahrer schlicht nicht erreichbar sind. Auch was die übrige Infrastruktur für behinderte Studenten, beispielsweise ein taktiles Leitsystem auf den Gehwegen, betrifft, fällt sein Urteil ziemlich vernichtend aus: »Ich bin überzeugt, dass hier weniger Studierende mit Behinderung studieren als an anderen Unis, weil die Infrastruktur schlecht ist.« Seine Kritik gilt aber auch der Studentenschaft in Saarbrücken: Ihr fehle es an Wahrnehmung und Engagement in diesem Bereich, sagt Engel, der gemeinsam mit Michelle Froese-Kuhn den Runden Tisch weiterführen will und vor allem auf Vernetzung und Sensibilisierung setzt.

Dass die Vernetzung nicht auf die Saar-Uni beschränkt bleibt, ist Michelle Froese-Kuhn wichtig: Um Erfahrungen mit anderen Universitäten auszutauschen, kooperiert sie nicht nur mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft, sondern trifft sich regelmäßig auch mit den anderen Experten der Universitäten der Großregion. »Vor allem an der Université de la Lorraine gibt es ein besonders großes Engagement, auch aufgrund besonderer staatlicher Vorgaben.« Derzeit werde eine gemeinsame Charta erarbeitet, um die Mobilität zwischen den Universitäten auch für Studentinnen und Studenten mit Behinderung zu fördern.

_Gerhild Sieber

Kontakt:

Kontaktstelle Studium und Behinderung (KSB), Campus Center

(Gebäude A4 4), Zimmer 1.06 (1. OG), Telefon: 0681 302-5025,

E-Mail: [email protected], www.uni-saarland.de/ksb

Infos:

Der Runde Tisch für Studenten mit Behinderung und chronischer Krankheit

trifft sich einmal im Monat. Die Termine findet man auf der Homepage der

KSB und des Asta, bei Interesse ist eine Aufnahme in den Verteiler möglich

(Mail an: [email protected]).

Die Ergebnisse der Umfrage »beeinträchtigt studieren« können hier

nachgelesen werden: www.best-umfrage.de.

Das Studentenwerk hat eine Wanderausstellung mit dem Titel

»Studieren mit Behinderung« konzipiert, die im Dezember 2013 an der

Saar-Uni gezeigt wird.

Studentinnen und Studenten mit Behinderung – gibt es die überhaupt an der Saar-Uni? Ja, ein paar junge Leute sind mit Rollstuhl auf dem Campus unterwegs, aber sonst, so könnte man annehmen, ist ein Studium mit Behinde-rung sicherlich die Ausnahme. »Das ist ein Irrtum«, wi-derspricht Michelle Froese-Kuhn entschieden. Sie ist die Ansprechpartnerin der Kontaktstelle Studium und Behin-derung an der Universität und weiß: »Nur bei sechs Prozent der Studierenden, die eine Behinderung oder chronische Krankheit haben, nimmt man die Beeinträchtigung auf den ersten Blick wahr.« Das hat das Studentenwerk anhand einer deutschlandweiten Befragung im Sommersemester 2011 belegt, an der 16.000 Studenten mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen teilgenommen haben.

Die Kontaktstelle wurde im Oktober 2011 im Campus Center unter dem Dach der Stabsstelle Chancengleichheit eingerichtet und ist Anlaufstelle für Studentinnen und Studenten mit Behinderung und chronischen Krankheiten. »Neben der Beratung wollen wir vor allem für das Thema sensibilisieren und alle Akteurinnen und Akteure an der Uni anregen, bei ihren Planungen diese spezielle Gruppe mitzudenken, denn dann würden viele Barrieren gar nicht

erst entstehen«, sagt Michelle Froese-Kuhn. Daher ist die Uni-Mitarbeiterin, die ihre vielfältigen Aufgaben derzeit im Rahmen einer 50-Prozent-Stelle wahrnimmt, auf vernetztes Arbeiten angewiesen. Wichtige Partner sind die Zentrale Studienberatung, die Psychologisch-psychotherapeutische Beratungsstelle, das Gleichstellungsbüro, das Facility Management, das Präsidialbüro, die Rechtsabteilung, der Asta und das Studentenwerk.

Beim Thema Barrieren denkt Michelle Froese-Kuhn zwar durchaus an architektonische Barrieren – so gebe es immer noch Gebäude, die nicht barrierefrei sind –, hat aber auch andere Gesichtspunkte im Sinn: »Die meisten Betroffenen brauchen Hilfe beim Studienablauf, sie benötigen beispielsweise Prüfungspausen oder einen Ruheraum oder sind auf barrierefreie Kommunikation angewiesen.« Die Erhebungen des Studentenwerks stützen ihre Beobachtung: Am häufigsten sind Studenten aufgrund psychischer und chronischer Erkrankungen sowie durch Teilleistungsstörungen wie Legasthenie in ihrem Studium beeinträchtigt. Im Vergleich dazu fühlen sich nur vier Prozent durch Bewegungsbeeinträchtigungen im Studium beschränkt und fünf Prozent durch Sehbeeinträchtigungen. 12

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Die Forscherinnen und Forscher am Institut für Humange-netik suchen genetische Ursachen für Tumorerkrankungen und erforschen die Entwicklung des menschlichen Genoms. Um überhaupt forschen zu können, sind sie – wie andere Wissenschaftler auch – darauf angewiesen, genügend Gel-der einzuwerben. Diese finanziellen Mittel stellt in erster Linie die öffentliche Hand, wie die DFG, zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützen Stiftungen, Vereine, Unter-nehmen, aber auch Privatpersonen die Arbeit der Wissen-schaftler. »Die DFG fördert unsere Projekte momentan mit fast 1,2 Millionen Euro«, erläutert Professor Eckart Meese, Leiter des Instituts für Humangenetik in Homburg. Darüber hinaus sind die Genetiker noch an zwei Studien beteiligt, für die die Europäische Union Gelder bereitstellt.

In einem der Projekte, das die DFG mit knapp 200.000 Euro unterstützt, sucht Meese zusammen mit dem Saar-brücker Bioinformatik-Professor Hans-Peter Lenhof und Professor Norbert Graf von der Homburger Kinderonkolo-gie unter anderem nach neuen Biomarkern für den Wilmstu-mor. »Diese bösartige Tumorerkrankung der Nieren trifft in der Regel Kinder unter fünf Jahren«, erläutert Meese. »Wir

möchten einen Bluttest entwickeln, der die Therapie bei erkrankten Kindern verbessern soll.« Dazu untersuchen die Forscher mit einem relativ neuen Analyseverfahren, dem Next Generation Sequencing, bestimmte Moleküle, die so genannten microRNAs, die im Blut jedes Menschen vorkommen. Sie bestehen, ähnlich wie DNA, aus Nuklein-säure, regulieren Gene und spielen bei Entwicklungspro-zessen des Körpers, aber auch bei der Krebsentstehung eine wichtige Rolle. Für die medizinische Diagnostik sind sie von wachsendem Interesse: Im Blut treten sie in spezifischen Si-gnaturen auf, die einer bestimmten Erkrankung zugeordnet werden und die Auskunft über den Verlauf einer Krankheit geben können. »Die ersten Ergebnisse unserer Arbeit zei-gen, dass es ein charakteristisches microRNA-Muster für den Wilmstumor gibt«, erklärt Meese. In der Vergangenheit konnten die Homburger Humangenetiker unter anderem bereits charakteristische microRNA-Profile für Hirntumo-ren und für Multiple Sklerose erstellen.

In einem weiteren DFG-Projekt steht ebenfalls ein Bluttest für die Krebs-Diagnostik im Mittelpunkt: Petra Leidinger untersucht microRNA-Signaturen von Menschen,

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt hierzulande die unterschiedlichsten Projekte von Nach-wuchswissenschaftlern bis hin zu großen Forschungsko-operationen. Die DFG ist die Selbstverwaltungsorganisa-tion der Wissenschaft und erhält ihre finanziellen Mittel zum größten Teil von Bund und Ländern. 2011 hat sie bei-spielsweise 2,7 Milliarden Euro für rund 33.000 Projekte zur Verfügung gestellt. Auch an der Saar-Uni spielt die

DFG-Förderung eine wichtige Rolle: So bewilligte sie hier zwischen 2008 und 2011 Gelder in Höhe von 82 Millionen Euro. Gleich fünf Forschungsprojekte werden beispiels-weise am Institut für Humangenetik von ihr unterstützt. Hier entwickeln die Wissenschaftler unter anderem neue Bluttests für Krebserkrankungen, arbeiten mit Stamm-zellen oder erforschen Viren, die sich schon vor Millionen Jahren im menschlichen Erbgut eingenistet haben.

Züge fahren über 300 Stundenkilometer schnell auf Schie-nen, auf den Autobahnen sind immer mehr Autos und Lastwagen unterwegs, Flugzeuge wie der Airbus A380 und Kreuzfahrtschiffe transportieren immer mehr Passa-giere – Werkstoffe und Bauteile müssen heutzutage immer größere Belastungen aushalten. Minimale Risse in Eisen-bahnrädern oder in den Tragflächen eines Flugzeugs können fatale Folgen mit sich bringen. Daher müssen Werkstoffe bei ihrer Verarbeitung einer Qualitätsprüfung unterzogen werden. Solche Prüfmethoden entwickeln die Experten des Fraunhofer IZFP, das bereits 1972 eröffnet wurde und somit das älteste An-Institut auf dem Saarbrücker Campus ist. 1992 ist ein weiterer Standort in Dresden dazugekommen. Insgesamt arbeiten am Fraunhofer IZFP mittlerweile über 400 Menschen. »Das Institut wurde damals mit dem Ziel gegründet, neue Technologien für die Stahlindustrie und die Reaktorsicherheit zu erarbeiten«, erläutert Christian Boller, Leiter des Fraunhofer IZFP und Professor für Zerstörungsfreie Prüfung und Qualitätssicherung an der Saar-Uni. »Heute arbeiten die Wissenschaftler und Inge-nieure unter anderem an Prüftechniken für die Automo-bilindustrie, die metallverarbeitende Industrie oder den Schienenverkehr. Zudem forschen sie an neuen Prüf- und Überwachungsverfahren für die medizinische Diagnostik sowie für die Umwelt- und Energietechnologie.«

Mit dem so genannten Sampling Phased Array können die Ingenieure des Fraunhofer IZFP zum Beispiel blitz-schnell die Schienenräder von Zügen mittels Ultraschall auf Risse hin untersuchen. Darüber hinaus arbeiten die Forscher auch daran, die Alterung von metallischen Bau-teilen mit akustischen und elektromagnetischen Verfahren zu kontrollieren. »Dies spielt etwa bei der Reaktorsicher-heit eine wichtige Rolle«, schiebt Boller ein. So werden in Deutschland die Kernkraftwerke zwar in den nächsten Jahren abgeschaltet, einige stünden aber für den Fall, das Energie knapp werde, zur Verfügung. Hier werde die Qua-litätssicherung eine wichtige Rolle spielen.

Ein Prüfsystem des Fraunhofer IZFP, das neuerdings zu-nehmend regelmäßig zum Einsatz kommt, ist »BetoScan«: Hierbei untersuchen sensible Sensoren eines Robotersy-stems beispielsweise die Betonböden von Parkhäusern, Tiefgaragen und Brücken. Der Roboter, der sich selbst steuert und navigiert, kann auf diese Weise in kurzer Zeit Risse im Boden aufspüren und feststellen, ob diese nur oberflächlich sind oder ob sie bereits tiefer gehen.

Aber auch Tragseile von Brücken nehmen die Ingenieu-re genauer unter die Lupe, wie Boller berichtet: »Wir haben einen Roboter konstruiert, der die Seile hinaufkrabbelt und diese mit einem elektromagnetischen Verfahren überprüft.« Außerdem haben die Saarbrücker Forscher zusammen mit den Wissenschaftlern von Bollers Lehrstuhl an der Saar-Uni ein Mikroflugzeug entwickelt, dessen hochauflösendes Kamerasystem Bauwerke in 3-D-Bildern darstellen kann. »Wir können so relativ schnell Rückschlüsse auf den Bauzu-stand von Gebäuden und Brücken ziehen, was anderweitig nur mit großer Mühe möglich ist«, erklärt der Professor.

Die Ingenieure des Fraunhofer IZFP sind weltweit ge-fragte Experten. Aber auch die heimische Industrie ver-traut auf ihr Wissen, wie Boller berichtet: »Wir arbeiten zum Beispiel mit der Dillinger Hütte, Saarstahl oder Villeroy & Boch zusammen.« So trägt das Fraunhofer IZFP mit seiner Arbeit dazu bei, dass aus dem Saarland qualitativ hochwer-tige Produkte kommen.

_Melanie Löw

Ihre Prüfroboter untersuchen selbstständig den Betonboden von Parkhäusern, ihre Analysegeräte können in Sekundenschnelle Risse im Inneren von Stahl aufspüren und mit einem unbemannten Mikroflugzeug können sie Fassaden von Hochhäusern und Brücken inspizieren – die Wissenschaftler und Ingenieure des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP entwickeln unter anderem Prüfsysteme, die unseren Alltag sicherer machen und die Industrieunternehmen helfen, Fertigungsprozesse zu optimieren.

Materialprüfer auf Fehler suche

Forschung dank Förderung

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die an Lungenkrebs leiden. »Wir konnten in unserer Studie schon zeigen, dass sich die Signaturen der Blutproben von Patienten deutlich von denen gesunder Testpersonen un-terscheiden«, berichtet die promovierte Biologin. Zudem konnten die Forscher um Leidinger zeigen, dass es auch Unterschiede bei microRNA-Profilen zwischen Krebs-Patienten und Personen gibt, die etwa eine chronische Lungenerkrankung haben. Leidinger arbeitet bei diesem Projekt mit den SHG-Kliniken Völklingen, dem Klinikum Bremen-Ost sowie der Pneumologie am Uniklinikum in Homburg zusammen. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, das Blut von Patienten vor und nach einer Operation zu untersuchen. »Auf diese Weise könnte der Therapie- erfolg besser kontrolliert werden«, erklärt Leidinger. »Die microRNA-Signatur könnte beispielsweise Aufschluss dar-über geben, ob ein Tumor vollständig entfernt wurde oder ob ein Tumor Metastasen gebildet hat.« Für die Arbeit stellt die DFG rund 235.000 Euro zur Verfügung.

Im Oktober 2012 ist am Institut für Humangenetik ein neues DFG-Projekt an den Start gegangen, das genetische Unterschiede bei bestimmten Hirntumoren, den Meninge-omen, aufdecken soll. Diese meist gutartigen Geschwülste können in der Regel in einer Operation vollständig entfernt werden. Bei einigen Patienten kommen die Tumore jedoch wieder. Nicole Ludwig möchte in den nächsten Jahren her-ausfinden, ob sich diese »wiederkehrenden« Meningeome in ihrem Erbgut oder dessen Ausprägung von den Menin-geomen unterscheiden, bei denen der Patient nach der Ope-ration geheilt ist. »Zurzeit gibt es zwar Anhaltspunkte dafür, dass der Verlust genetischen Materials eines bestimmten Chromosoms ein Merkmal ist, das solche wiederkehren-den Meningeome auszeichnet, allerdings ist das nicht in allen Fällen so«, erläutert die promovierte Wissenschaftle-rin. »Deshalb ist es notwendig, nach weiteren Merkmalen zu suchen, die diese Unterscheidung erlauben.« Darüber hinaus möchte Ludwig auch untersuchen, ob microRNA-Signaturen Aussagen über den Verlauf der Erkrankung ermöglichen. Ihre Erkenntnisse könnten dazu beitragen, Krankheitsverläufe besser einzuschätzen und individuelle Therapieformen zu entwickeln. Die Studie wird von der DFG mit über 275.000 Euro für drei Jahre gefördert. Darüber hinaus wird die junge Forscherin von HOMFOR Exzellent, einem Förderprogramm für Nachwuchswissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes, un-terstützt. Das Programm richtet sich an Nachwuchswissen-schaftler und bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Forschungs-vorhaben bis zu vier Jahre mit etwa 100.000 Euro zu fördern.

Mit der Genetik von neuronalen Stammzellen beschäf-tigt sich Privatdozentin Ulrike Fischer. Sie will in einem weiteren DFG-Projekt herausfinden, ob es so genannte Gen-amplifikationen auch in normalen Zellen gibt. Bei diesen Amplifikationen werden Gensequenzen vervielfältigt – ein Gen oder mehrere Gene kommen hierbei als Vielfaches in der Zelle vor. »Bislang ging die Wissenschaft immer da-von aus, dass diese Amplifikationen beim Menschen nur in Tumorzellen vorkommen«, erklärt Fischer. »Allerdings ist schon länger bekannt, dass diese genetischen Verände-rungen bei der embryonalen Entwicklung von Amphibien und manchen Insekten eine Rolle spielen.« So benötige der Organismus insbesondere in der Entwicklungsphase in kurzer Zeit viele Proteine. Diese könnten unter anderem

dadurch in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden, dass die Zelle ihre Gene vervielfältigt und so die Protein-Produktion steigert. Fischer ist es nun erstmals ge-lungen, diese Amplifikationen in gesunden Zellen bei Mäu-sen und Menschen nachzuweisen. »Diese Veränderung tritt auf, wenn sich die Stammzellen differenzieren, das heißt, wenn sie sich zu bestimmten Zelltypen spezialisieren.« In diesem Fall bedeutet das beispielsweise, dass sich eine neu-ronale Stammzelle zur Nervenzelle entwickelt. Die Biolo-gin vermutet daher, dass es sich bei der Genamplifikation um einen Mechanismus handelt, der bei der Entwicklung des Menschen eine entscheidende Rolle spielt und auf den Tumorzellen ebenfalls zurückgreifen. Das Projekt läuft in diesem Jahr aus. Die DFG hat hierfür rund 150.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Auf einem ganz anderen Gebiet forscht Privatdozent Jens Mayer. Der Wissenschaftler beschäftigt sich mit Huma-nen Endogenen Retroviren (HERV). »Bestimmte Viren kön-nen sich in unser Genom einbauen«, erklärt Mayer. »Die Viren, die wir untersuchen, haben sich bereits vor Millionen von Jahren in das Erbgut von Vorfahren des Menschen in-tegriert und werden seitdem weitervererbt.« Auch andere Säugetiere enthalten ähnliche Viren. »Etwa acht Prozent des menschlichen Erbguts sind solche Virussequenzen«, erläutert der Biologe. »Sie haben unser Genom verändert, nehmen Einfluss auf die Funktionen des Erbguts und spie-len womöglich bei Krankheiten eine Rolle.« In einer von der DFG geförderten Studie möchte das Team um Jens Mayer in Kooperationen mit der Charité in Berlin und der Dermato-logie des Homburger Uniklinikums herausfinden, welche dieser HERV-Sequenzen noch aktiv sind, das heißt, welche zum Beispiel bei Erkrankungen Proteine herstellen. »In un-serer Arbeit untersuchen wir Gewebeproben und Zelllinien unter anderem von Melanom-Patienten und von Multiple-Sklerose-Patienten«, sagt Mayer weiter. »Wenn wir wissen, welche der Sequenzen aktiv sind, können wir in weiteren Schritten klären, ob sie auch bei diesen Krankheiten von Bedeutung sind.« So wird bei der Multiplen Sklerose seit Längerem diskutiert, ob ganz bestimmte HERV-Sequenzen an der Entwicklung der Krankheit beteiligt sind. Genauere Aufschlüsse darüber könnten die Ergebnisse dieser Studie liefern. Das Projekt läuft seit knapp zwei Jahren. Die DFG unterstützt es mit rund 256.000 Euro.

_Melanie Löw

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Universität des Saarlandes wurde als »EXIST-Gründerhochschule« ausgezeichnet

In einem Wettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ist die Universität des Saarlandes als eine der drei bundesweit besten Gründer-hochschulen gekürt worden. In den kommenden Jahren wird die Saar-Uni dadurch rund 2,7 Millionen Euro Bundes-mittel erhalten, um die Zahl der Firmengründungen an der Universität zu steigern. Außerdem soll der Unternehmer-geist von Studenten und Wissenschaftlern gefördert wer-den. Insgesamt werden in dieser Wettbewerbsrunde zwölf Hochschulen bundesweit unterstützt, nur drei Hochschulen dürfen das Label »EXIST-Gründerhochschule« führen.

Als Gründerhochschule hat sich die Universität des Saarlandes ehrgeizige Ziele gesteckt. Sie will eine nach-haltige Gründungskultur nicht nur in Lehre und Forschung, sondern auch in der Verwaltung der Universität und den außeruniversitären Forschungsinstituten verankern. »Jede Studentin und jeder Student sowie alle Mitarbeiter auf dem Campus sollen sich wenigstens einmal ernsthaft die Fra-ge stellen, ob eine Unternehmensgründung für sie nicht eine Option wäre«, erläutert Universitätspräsident Volker Linneweber. Das Gründungsthema soll daher in allen Fä-chern verankert werden und über Seminare, Workshops und die Erstellung von Business-Plänen vermittelt werden.

Firmengründungen vor allem von Absolventen haben an der Saar-Uni schon eine lange Tradition. »Seit 1995 wur-den mit Hilfe des Starterzentrums der Universität 249 Un-ternehmen mit derzeit 1.450 Arbeitsplätzen gegründet. 66 Firmengründungen gab es allein in den letzten fünf Jahren«, sagt Wolfgang Lorenz, Geschäftsführer des Starterzentrums und einer der Haupt-Initiatoren der Gründerhochschule.

Neuer Vorstand der Uni-Freunde gewähltAm 30. September hat die Vereinigung der Freunde der

Universität des Saarlandes einen neuen Vorstand gewählt. Thomas Buchbinder und Hans-Joachim Koebnick wurden auf der Mitgliederversammlung für eine weitere Amtszeit ge-wählt. Neu im Vorstand ist Matthias Böcker von der Saar LB. Dirk Hermann ist neu im Kuratorium der Freunde. Einstim-mig genehmigten die Mitglieder den Tätigkeits- und Kassen-bericht sowie den Haushaltsplan 2013 mit einem Volumen von rund 93.000 Euro. Diese Mittel werden für Stipendien, als Zuschüsse zum Druck herausragender Dissertationen, für Literatur, Geräte, Tagungen, die Forschungsförderung einzelner Institute sowie zur Unterstützung Not leitender Studentinnen und Studenten verwendet. Neue Mitglieder sind stets willkommen. Der Jahresbeitrag beträgt 40 Euro.www.uni-saarland.de/info/universitaet/alumni/freunde-uds.html

Studenten gestalten die dauerhafte Münzausstellung im Römermuseum Schwarzenacker neu

Das Römermuseum in Schwarzenacker bei Homburg ist eine der bedeutendsten kulturgeschichtlichen Stätten des Saarlandes. Nun bereiten Studenten der Saar-Uni die dortige Münzausstellung neu auf. Die angehenden Alter-tumswissenschaftler arbeiten sich tief in die Geschichte der römischen Münzen ein, die viel mehr waren als reines Zahlungsmittel. Das Geld, das aus einer Zeitspanne von rund vier Jahrhunderten stammt, gibt Rückschlüsse auf das Alltags- und Wirtschaftsleben der Römer im heutigen Saar-land und in ganz Europa. Unter der Anleitung von Susanne Börner vom Institut für Alte Geschichte der Saar-Uni und dem Archäologen Thomas Kreckel vom Römermuseum nehmen sie Münzen aus verschiedenen Jahrhunderten ge-nau in Augenschein. Bis dato sind die Münzen in Schau-kästen zu sehen, bei denen die Besucher einen gewissen Abstand zu den Jahrtausende alten Zahlungsmittel halten müssen. »Wir möchten die Münzen in Plexiglasscheiben einfassen, die wir wie eine Art Hängetableau an der Wand befestigen möchten. So können die Besucher die Münzen ›durchblättern‹. Schließlich muss man nahe ran, um die wichtigen Details und beide Seiten zu erkennen«, erklärt Studentin Heike Schröder. Insgesamt umfasst die Schau die Zeitspanne der Regentschaft von 61 Kaisern bis zu Ar-cadius, dessen Herrschaft im Jahre 408 n. Chr. endete. Ab 15. März soll die Ausstellung den Besuchern des Museums offen stehen.

NanoBioLab der Saar-Universität als eines von zehn Modell-Laboren ausgewählt

Deutschlandweit experimentieren jährlich rund eine halbe Million Schülerinnen und Schüler in 300 Schülerla-boren. Bei vielen Jugendlichen kann so die Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik geweckt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) fördert nun das Modellvorhaben »Lab2Venture – Unter-nehmergeist in Schülerlaboren«. Dabei kooperieren ausge-wählte Schülerlabore mit Unternehmen, um gemeinsam an offenen Fragestellungen zu arbeiten. Zu den zehn Laboren, die im kommenden Jahr eine Förderung von bis zu 10.000 Euro erhalten, gehört auch das NanoBioLab der Chemie an der Universität des Saarlandes.

Bisher sind Schülerlabore in erster Linie darauf aus-gerichtet, interessierte Schülerinnen und Schüler in natur-wissenschaftlicher Projektarbeit zu begleiten. Ergänzend hierzu soll künftig auch die Vermarktung von Forschungs-ergebnissen bis hin zur Unternehmensgründung in Schü-lerlaboren vermittelt werden. Von Februar bis Juni 2013 können vier bis fünf Schüler-Teams samstags vormittags im Labor forschen und Ideen entwickeln. Dabei können sie bei intensiver fachlicher Betreuung gleichzeitig Erfahrungen im unternehmerischen Denken und Handeln machen.

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Studenten der Saar-Uni belegen den zweiten Platz bei Cosima-Wettbewerb

Für ihr Projekt »Quasimodo« haben vier Bachelor-Studenten der Universität des Saarlandes den zweiten Preis beim Cosima-Wettbewerb gewonnen. Sie haben eine Methode entwickelt, mit der sich die Körperhaltung eines Menschen durch Mikrosensoren überwachen lässt. Caroline Schultealbert, Franziska Emmerich, Florian Bansemer und Tizian Schneider (alle Studenten des Fachs Mikrotechno-logie und Nanostrukturen im fünften Semester) haben ein Mikrosensorsystem entwickelt, das die Körperhaltung eines Menschen im Alltag überwacht und ihn bei einer Fehlstel-lung der Wirbelsäule warnt. Quasimodo nutzt acht Sensoren, die entlang der Wirbelsäule auf die Haut aufgeklebt werden und die Ausrichtung des jeweiligen Wirbels in allen drei Raumrichtungen messen. Verwendet werden Sensoren der Firma Bosch Sensortec, die normalerweise in Smartphones zum Einsatz kommen. Der Cosima-Wettbewerb wird jähr-lich vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informa-tionstechnik ausgeschrieben. Der diesjährige Preis wurde auf der Messe Electronica in München vergeben.

Master-Studenten geben der Saarbrücker Informatik die Note Eins

Im aktuellen CHE-Ranking zu Masterstudiengängen ist die Saarbrücker Informatik von den Studenten in den meisten Kategorien als herausragend bewertet worden. Für das Ranking hat das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) 33 Informatik-Fachbereiche an Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, Österreich und den Nie-derlanden untersucht. Dabei wertete das CHE die Rück-meldungen von rund 2.200 Studenten aus, die Informatik in einem Masterstudiengang studieren. Die Saarbrücker Fachrichtung Informatik erhielt dabei von allen öffentlich finanzierten Hochschulen mit die besten Bewertungen. Ihre Masterstudenten stufen nicht nur die gesamte Studiensitua-tion als hervorragend ein, sondern vergeben auch für die CHE-Kategorien Studienorganisation, Lehrangebot, Wis-senschaftsbezug, Studierbarkeit und Betreuung Bestnoten. Auch in puncto Evaluationen, Übergang zum Master sowie Bibliotheks- und Raumausstattung bewerten sie die Saar-brücker Informatik mit »sehr gut«. Sie bestätigen damit auch die herausragenden Ergebnisse im allgemeinen CHE-Hochschulranking, das regelmäßig erscheint und zuletzt im vergangenen April veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse wurden im Magazin »Zeit Campus« und bei »Zeit Online« veröffentlicht.

Neues Europazentrum an der Saar-Uni soll Schwerpunkt Europa stärken

Die Universität des Saarlandes hat ein neues Europa-zentrum: Das CEUS (Collegium Europaeum Universitatis Saraviensis) soll alle Aktivitäten zum Schwerpunkt Europa miteinander vernetzen und fachübergreifende europäische Forschungsthemen initiieren. Es ist eine gemeinsame wis-senschaftliche Einrichtung der drei Philosophischen Fakul-täten der Universität des Saarlandes sowie der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Ins CEUS integriert werden bereits bestehende Europa-Einrichtungen der Uni-versität, wie das Europainstitut, das Centre Juridique fran-co-allemand, das Zentrum für historische Europaforschung, das Institut für Europäisches Recht, das Europäische Insti-tut für Rhetorik, das Europäische Institut für Rechtsinfor-matik, das Frankreichzentrum, das Atelier Europa und die Europa-Gastprofessur. Im neuen Europazentrum sollen unter anderem interdisziplinäre Forschungsprojekte zum Thema Europa entstehen und gemeinsame Lehrveranstal-tungen koordiniert werden. Dazu gehört etwa das Lehr-angebot des Zertifikats Europaicum, mit dem Studenten Zusatzqualifikationen zu europäischen Themen erwerben können. Seit fünf Jahren ist auch die Europa-Professur wichtiger Bestandteil des europaorientierten Lehrange-bots: Jedes Jahr ist sie einem anderen europäischen Land gewidmet und bringt Wissenschaftler wechselnder Fach-richtungen nach Saarbrücken. Das CEUS soll die Entstehung weiterer interdisziplinärer und grenzüberschreitender Stu-diengänge voranbringen. So ist im Rahmen der Universität der Großregion die Einrichtung eines Master-Studiengangs im Bereich der Europastudien geplant. Darüber hinaus soll eine Professur für Europäische Politikwissenschaft einge-richtet werden. Auch Graduiertenprogramme, in denen Doktoranden an europäischen Themen forschen, sollen besonders gefördert werden.

Litauisches Jahr an der Saar-Universität wurde offiziell eröffnet

Am 29. Januar ist das Litauische Jahr an der Saar-Uni of-fiziell eröffnet worden. Litauen steht bereits seit Beginn des Wintersemesters im Zentrum des Europa-Schwerpunkts der Universität des Saarlandes: Die litauische Kulturwis-senschaftlerin Ruta Eidukeviciene ist ein Jahr lang in Saar- brücken zu Gast und vermittelt den Studenten unter an-derem Einblicke in die Geschichte sowie das soziale und kulturelle Leben ihres Heimatlandes. Nach Professoren aus Finnland, der Türkei, Irland und Ungarn hat sie die fünfte Gastprofessur im Rahmen des Europaicums inne.

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Hand aufs Herz: Hätten Sie gedacht, dass Heinrich VIII. ein Tennis-As war? Medici-Fürsten rempelnde Fußballer? Der römische Kaiser Konstantin ein Rennsport-Fan? Wolfgang Behringer zeigt, dass sie genau das waren. Der Historiker hat die Kulturgeschichte des Sports von der Antike bis zur Gegenwart erforscht und eine Gesamtdarstellung in einem Buch veröffentlicht. Zehn Jahre lang hat er Material gesam-melt und ausgewertet, viele Quellen, die bis dahin in Archi-ven schlummerten wie Briefwechsel, Tagebücher, Memoi-ren, Rechnungsbücher. Was er herausfand, offenbart eine erstaunliche Sportlichkeit und Sportbegeisterung durch die Jahrhunderte und alle Bevölkerungsschichten – besonders in Adelskreisen und bei gekrönten Häuptern. Und eine besondere Bedeutung des Sports für das Verständnis der Geschichte überhaupt. In den Geschichtsbüchern kommt der Sport gleichwohl so gut wie nicht vor. Ganz zu Unrecht, wie Professor Behringer betont. »Der Sport ist Teil der Alltagsgeschichte. Er nahm in den meisten Gesellschaf-ten einen hohen Stellenwert ein und prägte diese«, sagt er und tritt entschieden Stimmen entgegen, die behaupten, der Sport hätte nach der Antike bis zur »Erfindung des richtigen Sports« im 19. Jahrhundert einen Durchhänger gehabt. Gerade der frühen Neuzeit, also dem Zeitalter vom ersten Buchdruck bis zum Eisenbahnbau, komme hohe Be-deutung zu. »Sie hat eine Scharnierfunktion zwischen der olympischen Antike und dem Aufschwung des modernen Sports«, erklärt er.

Neben Kunst und Wissenschaft erlebte in der Renais-sance auch der Sport nach antikem Vorbild eine Wieder-geburt. Er wandelte sich vom Kampf auf Leben und Tod hin zum Spiel. Statt brutaler Kraft und ritterlichen Gewalt-sportarten wurden Können und Eleganz der Bewegungen spielerisch demonstriert. Geschicklichkeitsspiele wie Ring-stechen kamen auf – was nicht zuletzt durch blutige Unfälle wie den Turniertod des französischen Königs Heinrich II. 1559 angespornt wurde. »Das antike Bildungsideal, geistige durch körperliche Erziehung zu fördern, wurde wiederbe-lebt, der Körper geformt und trainiert. Damit einher ging eine große Sportbegeisterung«, sagt Behringer. Die Spiele des einfachen Volkes – wie Ballspiele – wurden von den Oberschichten aufgegriffen, verfeinert, mit Regeln ver-sehen und durch feste Spielplätze institutionalisiert. Sie wurden wie auch die militärische Übung sportifiziert, in sportliche Form gebracht. »Dieser Vorgang der Sportifizie-rung ist auch heute nicht abgeschlossen und zählt zu den Fundamentalprozessen der Moderne. Wie Säkularisierung oder Globalisierung sollte er als einer der rund ein Dutzend Schlüsselbegriffe der Neueren Geschichte verstanden wer-den, die grundlegende Prozesse der Veränderung beschrei-ben«, erklärt er.

»No sports« hat der sportliche Churchill nie gesagt. Davon ist Wolfgang Behringer überzeugt. Auch als Wahlspruch vergangener Zeiten tauge der Ausspruch nicht – im Gegenteil. Der Historiker, der an der Saar-Uni Geschichte der Frühen Neuzeit lehrt, hat die Kulturgeschichte des Sports erforscht. Sein Fazit: Die Wurzeln des Sports reichen tiefer in unsere Kultur, als es moderne Medienspektakel vielleicht vermuten lassen.

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Professor Uwe Hartmann ist neuer Vizepräsidentfür Europa und Internationales

Uwe Hartmann, Professor für Experi-mentalphysik der Universität des Saarlandes, wurde zum Vizepräsident für Europa und Internationales der Saar-Uni ernennt. Hart-mann ist seit 1993 Professor für Experimen-talphysik an der Universität des Saarlandes.

Einer seiner Schwerpunkte ist die experimentelle Nano-strukturforschung. Der neue Vizepräsident für Europa und Internationales wurde für zwei Jahre ernannt und hat sich für diese Zeit viel vorgenommen: »Mein Hauptanlie-gen ist die Entwicklung einer umfassenden Internationa-lisierungsstrategie der Universität des Saarlandes, die sie weiter konkurrenzfähig im internationalen Wettbewerb um die besten Studierenden und um Forschungsmittel macht.« Uwe Hartmann löst Professorin Patricia Oster-Stierle ab, die seit 2007 als Vizepräsidentin für Europa und Kultur die grenzüberschreitenden Beziehungen der Universität betreute.

Professorin Patricia Oster-Stierle ist neue Vizepräsidentin der Deutsch-Französischen Hochschule

Die Romanistin und bisherige Vizepräsi-dentin für Europa und Kultur der Univer-sität des Saarlandes, Professorin Patricia Oster-Stierle, wurde im Rahmen des Deutsch-Französischen Forums zur Vizeprä-sidentin der Deutsch-Französischen Hoch-

schule (DFH) gewählt. In zwei Jahren wird sie automatisch die Präsidentschaft der DFH antreten. Die DFH hat zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen in Deutschland und Frankreich zu stärken. Sie koordiniert in beiden Ländern unter anderem verschiedene binationale Studiengänge sowie Doktoranden- und Forschungspro-gramme. Die Einrichtung ist ein Verbund von mehr als 120 Mitgliedshochschulen aus Deutschland und Frankreich. Patricia Oster-Stierle wird weiterhin als Romanistik-Pro-fessorin an der Saar-Uni forschen und lehren.

August-Wilhelm Scheer erhält Dr. Kausch-Preis 2012Professor August-Wilhelm Scheer ist für seine Verdienste um die Integration von Rechnungswesen und Wirtschaftsinformatik mit dem Dr. Kausch-Preis 2012 ausgezeich-net worden. Professor Scheer war lange Zeit Direktor des Instituts für Wirtschaftsinforma-

tik an der Universität des Saarlandes und Vorstandsvor-sitzender der IDS Scheer AG. Heute ist Scheer beratender Professor am Deutschen Forschungszentrum für Künst-liche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken. Der Dr. Kausch-Preis ist der wichtigste Wissenschaftspreis für das Rech-nungswesen im deutschsprachigen Raum. Er wird jedes Jahr an der Universität St. Gallen verliehen. Der Preis hat zum Ziel, die Forschung und Praxis auf dem Gebiet des finanziellen und betrieblichen Rechnungswesens zu fördern.

Ulrich Laufs neuer Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechsel-störungen und ihren Folgeerkrankungen

Ulrich Laufs, Oberarzt an der Uniklinik für Innere Medizin III, ist neuer Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen. Die DGFF wurde 1988 in Wiesbaden gegründet und setzt sich für ge-

sundheitliche Aufklärung auf dem Gebiet von Fettstoff-wechselstörungen und der Atherosklerose ein.

Ehrendoktorwürde für Professor Edgar RosenbergIn einem eindrucksvollen Festakt verlieh die Philosophische Fakultät II (Sprach-, Litera-tur- und Kulturwissenschaften) am 11. Juli dem durch seine anglo-jüdischen Studien, seine Forschungen zu Charles Dickens und seine literarischen Arbeiten bekannten Pro-

fessor Edgar Rosenberg die Würde eines Ehrendok-tors. Der in Fürth geborene und an der Cornell Univer-sity emeritierte Wissenschaftler pflegt seit Langem einen intensiven wissenschaftlichen Austausch mit Professor Joachim Frenk, dem Inhaber des Saarbrücker Lehrstuhls für Anglistik, Amerikanistik und Anglophone Kulturen. Die Ansprachen der akademischen Feier werden dem-nächst in der Reihe der »Universitätsreden« dokumentiert.

Junge Pharmazeuten gewinnen Preis für ihre Dissertationen

Hagar Ibrahim Labouta, Dominik Pistorius und Andrea Eva Schwaninger

sind für ihre Dissertationen im Fach Pharma-zie mit dem Preis der Apotheker-Jacob-Stif-tung ausgezeichnet worden. Hagar Ibrahim Labouta promovierte im Arbeitskreis von Juniorprofessor Marc Schneider über das Thema »Interaction of Nanoscale Parti-cles with the Skin Barrier«. Sie arbeitet in-zwischen als Postdoc von Professor Claus- Michael Lehr im Helmholtz-Institut für Phar-mazeutische Forschung Saarland. Dominik Pistorius schrieb seine Doktorarbeit über »Deciphering novel mechanisms of bacterial secondary metabolite biosynthetic pathways« bei Professor Rolf Müller. Inzwischen ist er Laborleiter bei Novartis in Basel. Andrea Eva Schwaningers Thema lautete »Phase II

Metabolism of 3,4-Methylenedioxymethamphetamine: Synthesis, Analysis, and Enantioselective in vitro and in vivo Kinetics«. Sie wurde von Professor Hans H. Mau-rer betreut und habilitiert sich gerade an der Universität Zürich. Die Preise der Apotheker-Jacob-Stiftung sind mit je 1.000 Euro dotiert.

Barack Obama zeigt zuweilen seinen trainierten Ober-körper beim Schwimmen, Putin reitet gern oben ohne, wei-tere Beispiele finden sich mühelos. Die Mächtigen wollen beweisen: Ich bin fit, regierungs- und leistungsfähig. Was heute gilt, galt auch für die Fürsten früherer Zeiten. Könige demonstrierten ihre Schieß- und Reitkünste bei der Jagd, ihre Wendigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen beim Fechten oder bei Ballspielen. Tennis wurde seit dem späten Mittelalter leidenschaftlich gespielt – auch von Heinrich VIII. von England, der fast täglich spielte; Gerüchten zufolge sogar, während seine zweite Frau enthauptet wurde. »Hein-rich VIII. war in jungen Jahren einer der sportlichsten Für-sten seiner Zeit. Er stellte seine Kraft und Energie bewusst zur Schau«, sagt Behringer. »Treffen junger Fürsten glichen oft wochenlangen Sportveranstaltungen.« Eine Sternstun-de erlebte die Tennisgeschichte etwa 1522, als Heinrich mit Kaiser Karl V. im Doppel gegen den Prinzen von Oranien und den Markgrafen von Brandenburg antrat. Und wo-bei heute dank der Medien alle selbst zuschauen könnten, saßen früher die Adligen im Publikum und bezeugten die Fürsten-Fitness.

Welchen Stellenwert der Sport beim Adel hatte, zeigt ein Blick in die Ritterakademien der Frühen Neuzeit. Hier wurden Geist und Körper des jungen Adels gebildet – ne-ben Reiten, Fechten, Ringen absolvierten sie ein komplettes Leichtathletikprogramm. »Nur etwa ein Fünftel der Gebäu-de waren Hörsäle, Bibliotheken und Verwaltungsgebäude. Alles andere diente dem Sport: Da gab es Ball-, Fecht- und Reithallen. Und Sportlehrer waren besser bezahlt als Pro-fessoren«, so Behringer.

Ballspiele waren besonders beliebt. Um Geschick ging es beim Pallone, das in Deutschland und Italien die populär-ste Sportart war. Hier mussten die Teams ähnlich wie beim Volleyball verhindern, dass der Ball den Boden berührte. »Sobald man gezielt sucht, wird man überall in Quellen fündig, vor allem in Tagebüchern. In dem des Reichsfürsten Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg aus dem 16. Jahrhun-dert etwa findet sich fast täglich der Eintrag ›nachmittags Pallone‹«, sagt Behringer.

Auch die Geschichte des Fußballs reicht weit zurück. Seine Mittelaltervariante kann in einem Atemzug mit Steinschlachten und Faustkämpfen genannt werden. Ein Spiel dauerte so lange, wie es hell war, ohne Spielfeld, feste Spielerzahl oder gar Regeln. Stadttore dienten als Tor. Mas-senraufereien, Unfälle und Todesfälle waren nicht selten. Und so wurde es des Öfteren verboten. In Italien traten beim Calcio genannten Fußball Dörfer und Stadtviertel gegeneinander an. Die Medici, die wie der sportbegeisterte Cosimo I. selbst spielten, erhoben das Spiel zu ihrem Mar-kenzeichen. Sie pflegten eine galantere Version – grob, aber bereits mit genauen Regeln, versuchten die 27 Spieler einer Mannschaft das gegnerische Zelt zu treffen. 1863 wurde Fußball in England Schulsport und im Zuge dessen Regeln und eine Spielerzahl von elf festgelegt.

Viele Anhänger hatte Pallamaglio – ein dem Golf und Krocket ähnliches Schlagballspiel, das auf sehr geraden Spielflächen gespielt wurde. Das Spiel prägte sich in man-ches Stadtbild ein, wie Behringer aufklärt: »Die ersten Shopping-Malls nutzten frühere Pallamaglio-Anlagen, die zu Prachtstraßen und schließlich zu Einkaufsstraßen wur-den« – und so den Malls ihren Namen gaben.

Sport als Zuschauer zu verfolgen, ist jahrtausendealte Tradition – wie das Phänomen der Fan-Kultur. In der Antike standen Wagen- und Pferderennen hoch im Kurs, was schon Zahl, Größe und Lage der Rennbahnen belegen. Kaiser Konstantin ließ das Hippodrom in Konstantinopel neben seinem Palast für 100.000 Zuschauer ausbauen. »Im Circus Maximus in Rom verfolgten zu Cäsars Zeiten bis zu 150.000 Zuschauer die Rennen. Das macht diese Sport-stätte zu einer der größten aller Zeiten«, erklärt Behringer. Noch heute läge der Circus Maximus an zehnter Stelle der Rangliste der weltweit größten Stadien. Übrigens belegen aktuell acht Auto- und zwei Pferderennbahnen die Spit-zenplätze. »Die Mischung aus Gefahr, Geschwindigkeit und Geld zog die Menschen seit jeher in ihren Bann. Der Rennsport war teuer. Eine Quadriga kostete so viel wie ein Formel-1-Wagen heute, nur die Reichsten konnten sich solch ein Hobby leisten«, sagt der Historiker. Auch gewet-tet wurde im großen Stil und mit hohen Einsätzen. »Das gilt übrigens für alle Sportarten zu allen Zeiten«, sagt er.

In der Renaissance waren zwar die Glanzzeiten der Wagenrennen längst vorbei. Rennen nach antikem Vorbild wurden aber wieder veranstaltet. So sahen sich die Päpste Pius II. und Leo X. aus dem Hause Medici in der Nachfolge römischer Kaiser und erinnerten mit Wagenrennen und Tierhatzen an Roms vergangenen Ruhm. Pferderennen außerhalb von Stadien waren beliebt: wie in Florenz. Hier bewiesen die Reiter ihre Geschicklichkeit in den Straßen-schluchten. »Englische Reisende berichteten von einem großartigen Spektakel mit miserabler Sicht«, sagt Behringer. In Deutschland wurden Pferderennen vor allem bei Volks- und Dorffesten ausgetragen, wo alle Arten von Sport ver-treten waren – vom Wettlauf der Frauen über Kegeln und Schwertkampf bis hin zu Schießwettbewerben.

Behringer belegt: Der Sport schrieb und schreibt Ge-schichte – auch als ihre Kulisse: »Der Ballhausschwur zu Beginn der Französischen Revolution wurde nicht etwa in einem Tanzsaal, sondern in einer Tennishalle abgeleistet«.

_Claudia Ehrlich

»Kulturgeschichte des Sports. Vom antiken Olympia

bis ins 21. Jahrhundert« von Wolfgang Behringer ist erschienen bei

C.H. Beck, 2012, ISBN 978-3-406-63205-1

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Geburtstage im Ruhestand befindlicher Professoren80 Jahre alt wurde am 11. Dezember der Professor für Psychiatrie und Neurologie und ehemalige Direktor des Instituts für Gerichtliche Psychologie und Psychiatrie Rainer Luthe. Der Jubilar ist seit seiner Studienzeit unserer Universität verbunden und hat die Entwicklung des von Hermann Witter gegründeten Homburger Insti-tuts seit den Anfängen miterlebt und geprägt und zahl-reiche Standardwerke zur Psychopathologie, aber auch belletristische Arbeiten vorgelegt. Wegen seiner Verdiens-te um die fachliche Kooperation zeichnete ihn die Rechts-wissenschaftliche Fakultät der Universität Trier 1993 mit der Ehrendoktorwürde aus.

Ebenfalls seinen 80. Geburtstag konnte am 6. Januar der in Forst an der Weinstraße geborene Professor für Zoo-logie Georg Mosbacher begehen, dessen Laufbahn 1961 nach Saarbrücken führte. In seinen Lehrveranstal-tungen, in denen er bis zum Eintritt in den Ruhestand am Ende des Wintersemesters 1997/98 Generationen von Studenten begleitete, wandte er sich unter anderem der Entwicklungsphysiologie, Histologie und vergleichenden Anatomie zu. Sein Forschungsinteresse galt besonders der Entwicklungsphysiologie sowie der Ökologie. Außerdem leitete er sowohl 1974/75 als auch zwischen 1990 und 1994 als Prodekan den Fachbereich Biologie.

Hans Jörg, der am 31. Januar seinen 90. Geburtstag feierte, ist als Professor für Angewandte Erziehungs-wissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik sowie als Gründer und Leiter des Medienzentrums der Philosophischen Fakultät in den An-nalen verzeichnet. In seinen vielfältigen Publikationen hat er sich mit schuldidaktischen und allgemein pädago-gischen Fragen beschäftigt, sich vor allem den Ideen und dem Œuvre des französischen Reformpädagogen Célestin Freinet gewidmet und sich unermüdlich für die Rezeption dieser Pädagogik, »die den Kindern das Wort gibt«, in Deutschland und Europa eingesetzt.

VerstorbenDer dienstälteste Mitarbeiter der NASA, Raumfahrtpionier und Publizist Jesco Freiherr von Puttkamer ist am 27. Dezember in Alexandria bei Washington D.C. verstor-ben. Als Zeichen seines »Bemühens um den notwendigen Brückenschlag zwischen Geistes- und Kulturwissenschaf-ten sowie Technik und Naturwissenschaften« hatte ihm im Juli 1996 die Philosophische Fakultät unserer Universität die Ehrendoktorwürde verliehen, weil er ein »historisch bedeutsames und international hochgeschätztes Lebens-werk mit zukunftsweisenden philosophisch-kulturwissen-schaftlichen Reflexionen« verbunden hat.

Ernst R. Sandvoss gerade erschienene Autobiogra-phie trägt den Titel »Mein Leben. Ereignisse, Erlebnisse, Erkenntnisse«, und das Panorama seiner zahlreichen Monographien reicht von »Sokrates und Nietzsche« über Aristoteles, Augustinus, Leibniz und Kant bis zur »Philosophie im Zeitalter der Raumfahrt«. Der am 18. August 1929 in Braunschweig geborene Professor, der nach seiner Saarbrücker Habilitation von 1969 bis 1994 das Fach »Geschichte der Philosophie« repräsentierte, ist am 11. Januar verstorben.

Im Alter von 73 Jahren verstarb am 16. Januar der Ehren-senator unserer Universität Paul H. Repplinger, der über 25 Jahre als Vorsitzender des Vorstandes und dann auch als Ehrenvorsitzender der Gesellschaft der Förderer des Instituts für empirische Wirtschaftsforschung agierte. Auf vielfältige Weise setzte sich der Träger des Saarländi-schen Verdienstordens für die intensive und wechselseitige Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis ein und hat 2009 den erstmals vergebenen, nach ihm benannten Eh-renpreis für herausragende Forschungen von Nachwuchs-wissenschaftlern zu Mittelstand und Handel gestiftet.

Zu den prägenden Persönlichkeiten unserer Universität gehörte der am 17. Januar verstorbene emeritierte Pro-fessor für Experimentalphysik und Ehrendoktor der Uni-versität Fribourg und der FU Berlin Stefan Hüfner. Am 2. Juli 1935 im schlesischen Löwenberg geboren, waren Frankfurt, Darmstadt, München und Berlin die ersten Sta-tionen seiner Laufbahn. 1975 folgte der Doktorvater des späteren Nobelpreisträgers Peter Grünberg und unermüd-liche Streiter für exzellente Forschungsbedingungen dem Saarbrücker Ruf, begründete und leitete hier den SFB 277 »Grenzflächenbestimmte Materialien«. Ferner nahm er zahlreiche Gastprofessuren und Aufgaben für die wissen-schaftliche Gemeinschaft in der Deutschen Forschungs-gemeinschaft, in verschiedenen Max-Planck-Instituten und Beiräten wahr und fungierte 2001/2002 als Vizeprä-sident für Planung und Strategie der Saar-Uni. Sein Œuvre umfasst rund 400 Publikationen, darunter auch mehrere literarische Arbeiten.

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Medizinstudent aus Syrien gewinnt DAAD-Preis für gesellschaftliches Engagement

Hussam Al-Raheb aus Syrien, Student der Humanmedizin an der Universität des Saar-landes, hat den Preis des Deutschen Aka-demischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Stu-dierender 2012 gewonnen. Der Preis ist mit

1.000 Euro dotiert und wird jährlich an ausländische Stu-denten deutscher Universitäten für besonders gute aka-demische Leistungen und außerordentliches gesellschaft-liches oder interkulturelles Engagement vergeben. Damit internationale Studenten schon im Studienkolleg – also während der Vorbereitungsphase auf ihr Fachstudium – noch besser betreut werden, engagiert sich der Medizin-student seit vier Jahren im Zentrum für internationale Studierende (ZiS) des International Office der Saar-Uni. Daneben ist Hussam Al-Raheb in vielen Gremien der Universität aktiv, unter anderem im Studierendenparla-ment, im Studentenwerk und in der Fachschaft Medizin.

Zwei Studentinnen der Saar-Uni erhalten Exzellenz-preis der Deutsch-Französischen Hochschule

Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) hat gleich zwei Absolventinnen der Univer-sität des Saarlandes mit dem Exzellenzpreis 2012 ausgezeichnet. Die Physik-Studentin Mélanie Rolles (Foto oben) erhielt für ihre Masterarbeit den Exzellenzpreis in der Kategorie Ingenieurwissenschaften. Sophie Schram, Absolventin des Studiengangs Deutsch-Französische Studien: Grenzüber-schreitende Kommunikation und Koopera-tion, wurde für ihre Bachelorarbeit in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaf-

ten ausgezeichnet. Mélanie Rolles hat ein trinationales Physik-Studium in der Großregion (Nancy, Luxemburg und Saarbrücken) absolviert. Sie hat sich in ihrer Master-arbeit mit der Theorie der Quantendynamik von Atomen und Photonen beschäftigt. Sophie Schram hat an der Uni-versität des Saarlandes und der Université de Lorraine (Metz) studiert. Sie hat die Zusammenarbeit auf lokaler und kommunaler Ebene in der luxemburgisch-französi-schen Grenzregion untersucht.

Feinwerk-Mechanikerin beendet Ausbildung an der Saar-Uni als Landesbeste

Stefanie Bastian aus Saarbrücken hat in der Zentralwerkstatt der Materialwissen-schaft an der Saar-Uni eine Lehre als Fein-werkmechanikerin absolviert und ist als landesbeste Auszubildende in diesem Beruf ausgezeichnet worden. Sie ist fasziniert von

der Vielfalt der metallischen Werkstoffe und tüftelt gerne an komplizierten Bauteilen wie etwa einer Laserdüse, mit der man metallische Oberflächen strukturieren kann.

Preis für die beste Lehre im Fach Mathematik für Professor Rainer Schulze-Pillot-Ziemen

Professor Rainer Schulze-Pillot-Ziemen hat den Preis für die beste Lehre für seine Vorlesung »Analysis I« im vergangenen Som-mersemester erhalten. In jedem Semester küren die Studentinnen und Studenten der Fachschaft Mathematik mit dieser Aus-

zeichnung einen Dozenten für die beste Lehre. In der Begründung der Fachschaft Mathematik heißt es, vielen Studentinnen und Studenten gefalle besonders gut, wie Schulze-Pillot-Ziemen den Stoff in seiner Vorlesung ver-mittelt. Die Fachschaft hob zudem hervor, dass es beson-ders schwierig sei, für eine Einführungsveranstaltung wie Analysis I das Lob der Studenten zu gewinnen. Die Erst-semester müssten sich in der Regel erst einmal in ihrem neuen Uni-Alltag zurechtfinden und die Umstellung vom Schulunterricht auf das Lernen an der Uni bewältigen.

Mathematiker der Saar-Uni in die amerikanische mathematische Gesellschaft aufgenommen

Frank-Olaf Schreyer, Professor für Ma-thematik und Informatik an der Universität des Saarlandes, ist von der American Mathe-matical Society (AMS) zum Fellow ernannt worden. Das Fellow Programm der AMS wur-de 2013 gestartet. Schreyer ist mit weiteren 24

in Deutschland tätigen Mathematikern in der »inaugural class« aufgenommen worden. Die AMS plant jährlich jeweils 50 weitere Fellows zu ernennen.

Neuer ProfessorMarco Mansdörfer ist zum Professor für Strafrecht einschließlich Wirtschaftsstrafrecht und Strafprozessrecht ernannt worden. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Wirtschafts-strafrecht und seinen besonderen Bezügen zur praktischen Strafverteidigung. Der Zusam-

menbruch des Neuen Marktes zu Beginn des Jahrtausends, der internationale Korruptionsskandal bei der Siemens AG oder die Schweizer Steuerhinterziehungsaffäre haben diese Art von Kriminalität in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Nach dem Versagen anderer Steuerungsmecha-nismen nimmt die Politik die Wirtschafts-Elite zunehmend stärker auch speziell strafrechtlich in die Verantwortung. Marco Mansdörfer hat hier mit seiner Habilitationsschrift »Zur Theorie des Wirtschaftsstrafrechts« Pionierarbeit im Bereich angewandter, fächerübergreifender Grundlagen-forschung geleistet.

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