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Fürden Erhalt der Heimat - boden-staendig.eu · projekt (siehe unten), die Marktge-meinde...

Date post: 16-Aug-2019
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FELD & STALL Saugferkel: Den Verlusten Ölkürbis: Anbau in Energiecheck: Beratung hilft auf der Spur. Seite 37 Oberästerreich. Seite 52 beim Kostensparen. Seite 60 ^ ^. -;,.. ... *-;. <»'. ^.V ;~ ... . '-t; . * ' <i ^' a»a>. äfflj Fürden Erhalt der Heimat Auszeichnung: "boden:ständig" - das steht für Gemeinschaftsprojekte zum Erhalt sauberer Gewässer und zur Vermeidung des Abschwemmens wertvoller Böden. Erstmals wurden vier Staatspreise vergeben. Unsere Beiträge ab Seite 30. r ""'"^ >^-> '.*. <' 'f-tkJ^- M iSK-7 wf. i 3"' Vs. aas*-. äs t, v;'^,^ ^< )m Fluss; Saubere Gewässet^s sind^ein wertvolles Gut, das^. . W>-^t * es ziTei-fialtengilt. .. . <"'" Zum Thema Gemeinsam anpacken itzerekorde, Unwetter und Dür- re - der vergangene Sommer bleibt in Erinnerung. Die Menschen werden Ende des Jahrhunderts al- lerdings auf das Jahr 2015 schauen und es für ein niederschlagsreiches Jahr mit kurzer Trockenperiode hal- ten. Das prophezeien Wetterexper- ten. Der Klimawandel macht es mög- lich. Hitze, Orkane und Starkregen werden zunehmen. Da kann einera angst und bange werden. Umso wichtiger ist der nachhalti- ge Umgang mit natürlichen Ressour- cen. Beim Erhalt eines gesunden Bo- dens und sauberer Gewässer spielen die Bauern eine entscheidende Rolle. Die Teilnehmer der "boden:ständig"- Projekte haben das erkannt. Es geht um maßgeschneiderte Lösungen für regionale Brennpunkte, wo die Erosi- on zu hoch ist und Gewässer durch zu hohe NahrstofFeinträge verunreinigt werden. Das Landwirtschaftsminis- terium hat jetzt erstmals vier Projekte ausgezeichnet. Die Staatspreise sollen weitere Kommunen und Landwirte Ein Kommentar von Alexandra Königer Wochenblatt- Redakteurin alexandra. koeniger® dlv. de anspornen, den guten Beispielen zu folgen. Ein Schlüssel zum Erfolg der "boden: ständig"-Projekte liegt da- rin, dass den Grundbesitzern nichts übergestülpt wird, sondern dass sie mitreden können, was vor Ort Aus- sieht auf Erfolg hat, ohne die Bauern zu sehr bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen einzuschränken. Wenn die Projektteilnehmer mit Herzblut da- bei sind, der Berater aus dem rech- ten Holz geschnitzt ist, die Dorfge- meinschaft entscheidet, jetzt etwas für sich zu tun, und sich dann noch die Bürgermeister die Hand reichen, stoppt das zwar nicht den Klimawan- del. Aber es ist ein erster Schritt, be- stehende und kommende Probleme nicht kleinzureden, sondern ge- meinsam anzupacken und das Men- schenmögliche zu tun, um die Aus- Wirkungen der globalen Erwärmung abzufedern. "boden:$tändig" ist da- für ein Musterbeispiel - passgenau abgestimmt für den Erhalt unserer vielfältigen, wunderschönen Heimat.
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FELD &STALL

Saugferkel: Den Verlusten Ölkürbis: Anbau in Energiecheck: Beratung hilftauf der Spur. Seite 37 Oberästerreich. Seite 52 beim Kostensparen. Seite 60

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Fürden Erhaltder HeimatAuszeichnung: "boden:ständig" - das stehtfür Gemeinschaftsprojekte zum Erhaltsauberer Gewässer und zur Vermeidung desAbschwemmens wertvoller Böden. Erstmals

wurden vier Staatspreise vergeben.Unsere Beiträge ab Seite 30.

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)m Fluss; Saubere Gewässet^ssind^ein wertvolles Gut, das^.

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Zum Thema

Gemeinsam

anpackenitzerekorde, Unwetter und Dür-

re - der vergangene Sommerbleibt in Erinnerung. Die Menschenwerden Ende des Jahrhunderts al-lerdings auf das Jahr 2015 schauenund es für ein niederschlagsreichesJahr mit kurzer Trockenperiode hal-ten. Das prophezeien Wetterexper-ten. Der Klimawandel macht es mög-

lich. Hitze, Orkane und Starkregenwerden zunehmen. Da kann einera

angst und bange werden.Umso wichtiger ist der nachhalti-

ge Umgang mit natürlichen Ressour-cen. Beim Erhalt eines gesunden Bo-dens und sauberer Gewässer spielendie Bauern eine entscheidende Rolle.Die Teilnehmer der "boden:ständig"-Projekte haben das erkannt. Es gehtum maßgeschneiderte Lösungen fürregionale Brennpunkte, wo die Erosi-on zu hoch ist und Gewässer durch zu

hohe NahrstofFeinträge verunreinigtwerden. Das Landwirtschaftsminis-terium hat jetzt erstmals vier Projekteausgezeichnet. Die Staatspreise sollenweitere Kommunen und Landwirte

Ein Kommentarvon

Alexandra

KönigerWochenblatt-Redakteurinalexandra.

koeniger® dlv. de

anspornen, den guten Beispielen zufolgen. Ein Schlüssel zum Erfolg der"boden: ständig"-Projekte liegt da-rin, dass den Grundbesitzern nichtsübergestülpt wird, sondern dass siemitreden können, was vor Ort Aus-

sieht auf Erfolg hat, ohne die Bauernzu sehr bei der Bewirtschaftung ihrer

Flächen einzuschränken. Wenn dieProjektteilnehmer mit Herzblut da-bei sind, der Berater aus dem rech-ten Holz geschnitzt ist, die Dorfge-meinschaft entscheidet, jetzt etwasfür sich zu tun, und sich dann nochdie Bürgermeister die Hand reichen,stoppt das zwar nicht den Klimawan-del. Aber es ist ein erster Schritt, be-stehende und kommende Probleme

nicht kleinzureden, sondern ge-meinsam anzupacken und das Men-schenmögliche zu tun, um die Aus-Wirkungen der globalen Erwärmungabzufedern. "boden:$tändig" ist da-für ein Musterbeispiel - passgenauabgestimmt für den Erhalt unserervielfältigen, wunderschönen Heimat.

30 l LÄNDLICHER RAUM BLW 14 l 8. 4. 2016

Erfolgsfaktor FreiwilligkeitOhne gesunde Böden und sauberes Wasser gibt es keine nachhaltigeLandwirtschaft. Ideen, die aus dem Projekt "boden:ständig" entstanden sind,zeigen, was nachhaltig wirken kann. Erstmals gab es dafür Staatspreise.

m die wichtigsten Produkti-onsfaktoren wie Boden undWasser für die Zukunft zu si-

ehern, hat das Landwirtschaftsminis-

terium vor einigen Jahren das Pro-jekt boden:ständig entwickelt. Auseiner unkonventionellen Idee wurde

eine regelrechte Bewegung in Bay-ern und so verlieh Minister Helmut

Brunner jetzt erstmals vier Staats-preise für besonders innovative Pro-jekte zur Verbesserung des Boden-und Gewässerschutzes.

Preisträger sind die Stadt Auerbachzusammen mit der DorfgemeinschaftHagenohe (Lks. Amberg-Sulzbach)

für ihr dezentrales Wasserrückhalte-

projekt (siehe unten), die Marktge-meinde Heidenheim (Lks. Weißen-burg-Gunzenhausen) zusammenmit ortsansässigen Landwirten fürdie Entwicklung einer kommunalenKompostwirtschaft, fünf Landwir-te aus dem Landkreis Dingolfmg-Landau für ihr Projekt zur Verringe-rung von NahrstofFeinträgen in denSchwimmbach sowie im LandkreisTraunstein die Gemeinden Kirchan-

schöring, Petting, Taching, Wagingund Wonneberg für die zum Schutzdes Waginger und Tachinger Seesangelegten Rückhalte- und Füterflä-

Und tschüss: Das Wasser hat sich seinen Weg durchs Kartoffelfeldgesucht - und gleich den Ackerboden mitgenommen.

chen (siehe S. 31). "Sie haben in bei-spielhafter Zusammenarbeit maßge-schneiderte Lösungen erarbeitet, umBodenerosion und Nährstoffeinträ-

ge in unsere Gewässer nachhaltig zuverringern, sagte Landwirtschafts-minister Helmut Brunner bei einemFestakt in Maria Bildhausen (Lks.Bad Kissingen) und: »Der Staatspreisist die verdiente Anerkennung für Ihrgroßes Engagement. Brunner beton"te, der Klimawandel sei kein fernesZukunftsszenario, sondern werde Re-alität (siehe S. 32). Dies stelle die Bau-ern vor große Herausforderungen.

Betroffene zuBeteiligten machen

Speicherfähige Böden und rück-haltefähige Landschaften bilden sei-ner Meinung nach entscheidendeFaktoren, um extreme Witterungs-ereignisse zu dämpfen. Deshalb seibodeniständig so wichtig für Bayern:Hier arbeiten die Ämter für Ländli-

ehe Entwicklung zusammen mit Ex-perten von Wasserwirtschaftsamt,Landwirtschaftsämtern, Kommu-

nalpolitik und Bauernverband. Land-Wirtschaft und Landschaftsschutz

werden in Einklang gebracht. Gera-de die Freiwilligkeit der Grundbesit-zer ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.Brunner: "Nur wer begeistert ist von

Abschwemmung von wertvollemBoden in den Fahrspuren einesMaisfelds.

einer Idee, wird mit Leidenschaft bei

der Umsetzung mitwirken. So wer-den aus Betroffenen Beteiligte.

Der mit jeweils 5000 datiertePreis soll laut Brunner weitere Kom-

munen und Landwirte anspornen,Projekte voranzutreiben. Im Rahmender Initiative boden:ständig der Ver-waltung für Ländliche Entwicklungengagieren sich bayernweit derzeitLandwirte und Kommunen in mehr

als 35 Projektgebieten für den Boden-und Gewässerschutz. Nähere Infor-mationen zur Initiative und zu den

Projekten gibt es im Internet unterwww.boden-staendig.eu. Mia Pöltl

Landwirte können Rückstauflächen weiterhin nutzen

Hagenohe/Auerbach Der Schlammdrang in alle Ritzen, das Wasser brachvon drei Seiten in den Ort, KeUer

mussten ausgepumpt werden. DerDreck war kaum zu bewältigen. Orts-Sprecher Martin Schleicher erinnertsich noch genau an die große Über-schwemmung am 30. April 2009,als auf dem Dorfplatz in dem klei-nen Ortsteil Hagenohe (Lks. Am-berg-Sulzbach) das Wasser 20 cmhoch stand. Etwa einmal im Jahrleiden die knapp 50 Bewohner un-ter mehr oder weniger Hochwasser.Soweit soll es nicht mehr kommen.

Gemeinsam mit Auerbachs Bürger-meister Joachim Neuß suchte MartinSchleicher nach einer Möglichkeit,die ständige Hochwassergefahr unddie damit verbundene Bodenerosionin den Griff zu bekommen. Endlichwurden sie beim Amt für Ländliche

Entwicklung fündig: boden:ständigüberzeuge mit seinen unauffälligen,effektiven Handlungsschritten, diemit der Landwirtschaft in Einklanggebracht werden.

Das Projektgebiet umfasst den di-rekten UmgrifF um das in einer Tal-

mulde liegende Dorf Hagenohe, dasin letzter Zeit bei Starkregenereig-nissen immer öfter überschwemmt

wird. Die abgestimmte Kombinati-on aus gezielten erosionsmindern-den Maßnahmen und der Verbesse-

rung der Wasseraufnahmefähigkeitdes Bodens, die Anlage von bewirt-schaftbaren Rückstauzonen zumWasser- und Nährstoffrückhalt sowie

die gedrosselte Ableitung oder Um-

leitung von Niederschlagswasser amOrtsrand ermöglicht eine umfassen-de, landschaftsgebundene Problera-lösung. Mit 34 Einzelmaßnahmen mder Landschaft wird ein Rückhaltevo-

lumen von ca. 30 000 m geschaffen.Die Dorfgemeinschaft und die

Stadt Auerbach haben das umfas-

sende Konzept zur Problemlösungin einem konstruktiven Miteinander

erarbeitet. Von Anfang an wurde da-

rauf geachtet, dass möglichst wenigNutzfiäche beeinträchtigt wird. Da-bei konnte erreicht werden, dass derGroßteil der Rückstaubereiche nicht

aus der Nutzung genommen werdenmuss und gleichzeitig wirksam denAbfluss bremst. Der Fahrplan für dieUmsetzung für den Boden- und Ge-wässerschutz ist fixiert - es kommenverschiedene Instrumente der Ver-

waltungen auf flexible Weise zumEinsatz. Der nächste Schritt ist eine

Dorferneuerung - ein lang ersehn-ter Wunsch der Bürger. Mia Pöftl

Ziehen für die Bewohner von Hagenohe an einem Strang: (v. l. ) Auerbachs Bürgermeister Joachim Neuß,Hagenohes Ortssprecher Martin Schleicher und Landwirt Werner Bauer.

BLW 14 l 8. 4. 2016 LÄNDLICHER RAUM l 31

Kompost zur BodenstäbilisierungFOTO: MIA PÖLTL

Heidenheim/Weißenburg-Gunzenhausen Landschaftspflegeund Landwirtschaft - das sind KlausFacklers Leidenschaften: "Und mit

boden:ständig kann ich endlich auchallen anderen zeigen, wie gut die zu-sammenpassen. Strahlend steht erim sorgsam gemulchten Feld undblickt hinab auf den Hahnenkamm-see. Gemeinsam mit Diana Schmidtarbeitet Fackler beim Landschafts-

pflegeverband Mittelfranken anden boden:ständig-Projekten. Auchdie Landwirte Rainer Rebelein und

Herbert Weigel brennen für den Er-halt der Böden: "Wir haben unsereFlächen nur von unseren Kindern

geliehen. Wir müssen den Humusaufbauen und dürfen nicht dulden,

dass er davongeschwemmt wird. Je-der Schubkarren ist schließlich bares

Geld. Mulchsaat ist für Weigel seitJahren eine Selbstverständlichkeit.

Rund 30 km groß ist das Einzugs-gebiet des Hahnenkammsees in denGemeinden Heidenheim, Gnotz-

heim, Polsingen und Westheim. 2012wurde der See erstmals aufwendigentlandet. Aufgrund der steilen Hän-ge des Höhenzuges Hahnenkamm ist

die Erosionsgefahr auf den umliegen-den Ackerflächen besonders hoch.

Ziel des boden: ständig-Konzepts isteine erosionsmindernde Bodenbear-

beitung bis hin zu Rückhaltemaßnah-men mit Sedimentfängen.

Außerdem haben Landwirte zu-

sammen mit der MarktgemeindeHeidenheim und dem Landkreis

Weißenburg-Gunzenhausen eine ei-gene Kompostwirtschaft zur Boden-stabilisierung aufgebaut. Im Som-mer 2015 wurden 160 t Kompostauf etwa 9 ha Flächen ausgebracht.Bemerkenswert ist das Engagementder Landwirte und Kommunen: Eine

Freistellung von der Behandlungs-und Untersuchungspflicht der Bio-abfallverordnung zu bekommen, isteine Pionierleistung, von der vie-le Gemeinden in Bayern profitie-ren können. Die Nachbargemeindenmöchten das "Heidenheimer Kom-

postmodell übernehmen.Im Bereich Umweltbildung setzen

Aktionen schon bei den Kleinsten

an: Die Astrid-Lindgren-Grundschu-le Gnotzheim hat sogar ein eigenesboden:ständig-Schulprojekt entwi-ekelt. Mia Pöltl

Kompostie-rung für mehrHumus: (v. l.)Klaus Fackler,Bürgermeis-terin SusanneFeller-Köhnleinund DanielaSchmidt arbei-ten mit Land-wirten wie Her-

bert Weigel undRainer Rebeleinzusammen.

Zufrieden mit der Entwicklung und Teil nah mebereitsc haft: (v. l. ) dieBürgermeister Karl Lanzinger (Petting), Martin Fenninger (Wonneberg),Hans-Jörg Birner (Kirchanschöring), Ursula Haas (Taching) und HerbertHäusl (Waging) beim Ortsbesuch am Waginger See.

Am Waginger See kehrt Ruhe einWaging/Lks. Traunstein Die Bür-germeister Ursula Haas, HerbertHäusl, Martin Fenninger, Karl Lan-zinger und Hans-Jörg Birner wuss-ten schon lange, dass etwas getanwerden muss für die Gewässerquali-tat des Waginger und angrenzendenTachinger Sees. Doch sie fühlten sichvon der Politik mit ihren Problemen

alleingelassen. Gemeinsame Fahr-ten ins Landwirtschaftsministeriumbrachten schließlich die Wende: Die

Experten von boden:ständig kamenin den Rupertiwinkel.

Die jetzige Form der Landwirt-schaft im ca. 9000 ha großen Ein-zugsgebiet führt zu einem Übermaßan Phosphor im Gewässer. Das istein Problem für die fünfTourismus-

gemeinden um die Seen. Die Initi-ative boden:ständig ist hier mit derBotschaft angetreten: "Das Mach-bare jetzt tun! Schnell ist es demTeam gelungen, engagierte Landwir-te zu finden und mit ihnen Filterbe-

cken zum Phosphatrückhalt umzu-setzen. Wesentlich war und ist dabei

die konsequente Unterstützung al-

ler Bürgermeister. Zwei Seenbera-ter des Landwirtschaftsamtes und

das Fachzentrum für Agrarökologieberaten die Bauern zudem zu Mög-lichkeiten einer minimalen Boden-

bewirtschaftung und schonendenGülleausbringung.

Das Problem mit dem Phosphat-eintrag ist seit vielen Jahren bekannt.Über Lösungen wurde immer hefti-ger gestritten. Engagierte Landwirte,die Schafflmg von Anschauungsbei-spielen sowie eine effektive ÖfFent-lichkeitsarbeit haben die über Jahreentstandene Blockade im Projektge-biet ins Gegenteil verkehrt: Immermehr Landwirte wollen selber et-

was beitragen. Eine wesentliche Vo-raussetzung dafür waren die flexiblenMöglichkeiten, die ein sogenanntes"wachsendes Verfahren des Am-

tes für Ländliche Entwicklung mitsich gebracht hat: Die fünf Gemein-den bilden die Basis der Teilnehmer-

gemeinschaft. Von den Landwirtenwird Schritt für Schritt immer derje-nige beigezogen, der bei dem Projektmitmachen möchte. Mia Pöltl

Schwimmbach und Vils vor NährstofFeintrag schützenDingolfing-Landau Im Vilstal istdie gute Laune Programm: Die fünfFreunde Karl Schuder, Michael Treff-ler, Franz Lammer, Karl Vislmei-er und Hans Dechantsreiter treffen

sich gerne beim Schuder in Wollödbei Frontenhausen in der Stubn und

tauschen aus, was es Neues gibt. DieMänner kennen sich schon seit der

Schulzeit. Als jeder den Hof von denEltern übernommen hatte, war es füralle selbstverständlich, auch etwasfür die Umwelt zu tun. "Wk wollenschließlich unser Daheim bewahren,

sagten sich die fünf und sammeltenihre Erfahrungen mit Mulchsaat undUferrandstreifen.

Als der Knogler Franz als Projekt-leiter von boden:ständig eines Tagesvor der Tür stand, wurde er mit of-

fenen Armen empfangen. "Wir wa-ren froh, als einer kam, der so vielvon Landwirtschaft versteht und

so gut drauf ist, erinnern sich dieSchwimmbach-Bauern. Sie waren

schnell Feuer und Flamme beim ge-

memsamen Erstellen eines Konzeptszum Erosionsschutz. Die Planungund die verhasste Antragstellereiübernahm Franz Knogler, so konntendie Bauern tun, was sie am liebstenmachen: Gscheid arbeiten. Wofür

Tage eingeplant waren, das schafftensie oft in wenigen Stunden.

Nomen est omen: Der Schwimm-

bach im niederbayerischen Tertiär-hügelland "schwimmt viele Male imJahr auf und setzt Wiesen und Ackerunter Wasser. Er entwässert ein rund

4600 ha großes, überwiegend acker-baulich genutztes Einzugsgebiet undführt große Mengen an Sedimenten

Die Schwimmbach-Bauern (v. l. ) Karl Vilsmeier, Hans Dechantsreiter,Karl Schuder, Franz Lammer und Michael Treffler sind öfter auf denbearbeiteten Flächen unterwegs und informieren Besucher.

und Nährstoffen der Vils zu. Im Pro-

jekt wurden durch die vier Gemein-den Marklkofen, Frontenhausen,Gerzen und Aham Pionierleistun-

gen erbracht, die für die Entwicklungder Initiative boden:ständigweichen-stellend waren: Feuchtflächen, Re-

tentionsmulden und begrünte Ab-flussmulden an Brennpunkten desStoffeintrags, Absenkung und Rena-turierung von Auenbereichen. Dieunkomplizierte Zusammenarbeitzwischen dem Projektteam und denBauern war Grundlage für das Zu-standekommen wirkungsvoUer Maß-nahmen zum Stoff- und Wasserrück-halt in der Landschaft. Zuletzt warendie S chwimmbach-Bauern die ersten

in Bayern, die Maßnahmen des Ku-lap-Bausteins B 59 umgesetzt haben.Das hat nicht nur UmweltministerinUlrike Scharf und Landwirtschafts-minister Helmut Brunner beein-

druckt, die im Oktober gemeinsamdie Maßnahmen besichtigt haben.Aufgrund der Innovationsfreude derLandwirte und Gemeinden war und

ist das Schwimmbachprojekt oft Zielvon Fachexkursionen. Mia Pöltl

32 l LÄNDLICHER RAUM BLW 14 l 8. 4. 2016

Der Klimawandel ist unaufhaltsamExperte: Die Folgen sindgravierend, nicht nur für die Landwirtschaft

ie globale Erwärmung sollzwei Grad nicht überschrei-

ten, gemessen an dem Kli-maniveau vor der industriellen Re-volution, verkündeten zunächst

die Bundesregierung, dann auchdie EU und die Vereinten Natio-nen. Dabei handelt es sich um eine

Durchschnittstemperatur, die lokalganz anders aussehen kann. Prof.Dr. Heiko Paeth vom Lehrstuhl

für Physische Geographie der UniWürzburg berichtete während desForums "bodeniständig im unter-fränkischen Maria Bildhausen vomzu erwartenden Klimawandel bis2100 - und rückte damit die Initia-

tive bodeniständig in einen globalenKontext.

Besonders in Unterfranken wird esheiß und trocken - die Hochrech-

nungen zeigen dort klimatische Ver-hältnisse wie in Südspanien, wo es imSommer in langen Hitzeperioden fastgar nicht regnet Das Szenario, dasPaeth vorstellte, ist wenig ermuti-

Es wird heiß und trocken:

Prof. Dr. Heiko Paeth zeigtein seinem Referat die Folgendes Klimawandels für dieLandwirtschaft auf.

gend, denn auch Orkane und Stark-regen werden immer mehr zuneh-men. Gemeinden und Städte müssen

sich darauf einstellen, dass Platzregenauf ausgetrocknete Böden triflft, dievon den Mengen überfordert sind.

Regenrückhalteeinrichtungen seienunerlässlich, um Überschwemmun-

gen zu vermeiden. Für die Landwir-te wird es immer wichtiger, den Bo-den vor Erosion zu schützen und ihn

speicherfähig zu erhalten.Durchschnittlich hat sich die Tem-

peratur bis jetzt erst um 0>9a C inner-halb der letzten 1000 Jahre erwärmt,mit den heute schon bekannten Fol-

gen. "Ende des Jahrhunderts lebenrund zwölf Milliarden Menschenauf einem Planeten, der noch nie sowarm war , berichtete Paeth. Wiewird das sein, wenn sich die Durch-

schnittstemperatur in Unterfrankenum 2,5° C erhöht hat, bei 30 % we-

niger Niederschlagen? In den Alpenwerden sogar bis zu 7° C mehr er-wartet, weil die kühlenden Gletscherverschwinden.

"95 Prozent der globalen Erwär-mung seit 1970 sind vom Menschenverursacht, stellt Paeth fest, mit Kli-

maschwankungen durch die Sonnen-Intensität sei das nicht mehr erklär-

Ackerboden wie eine gute Freundschaft pflegen'ie viele Gesichter

boden:ständig hat, zeigte dasForum in Maria Büdhausen, das sich

an die Preisverleihung anschloss.Zahlreiche Akteure berichteten von

ihren Projekten und den Erfolgen."Die Probleme übersteigen die

Kraft des Einzelnen, sagte BBV-Ge-schäftsführer Rhön-Grabfeld, Micha-

el Diestel, der an der Organisationvor Ort beteiligt war und mehre-re Gemeinschaftsprojekte vorstell-te. Kosten und Risiken verteilensich, wenn neue Sonderkulturen wieBio-Holunderanbau, über den auchWillibald Mültner, stellvertretenderKreisobmann, berichtete, Haselnuss-

anbau oder eine Biogasanlage ver-wirklicht werden sollen. Seit einemJahr ist der Landkreis Rhön-Grabfeldbei bodeniständig dabei und konnteschon vieles umsetzen, beispielswei-se am Sulzfelder Badesee, wo Ufer-

streifen eingerichtet wurden, um -die Wasserqualität zu verbessernund die zunehmende Verlandung zuverhindern.

Unter der Überschrift "Perspekti-venwechsel - Boden einmal anders

gesehen rechnete der BBV-Kreis-obmann Rhön-Grabfeld, MathiasKlöfFel, vor, dass das Schaffen von

Uferrandstreifen dank Kulap mehreinbringt als die Bewirtschaftung.Man sollte nicht auf Anordnungen"von oben warten, sondern guteProjekte selbst in die Hand neh-men, regte er an. Durch innovati-ve Zusammenarbeit, auch in Genos-senschaften, könne man Ökonomieund Okologie in Einklang bringen.Er berichtete von seinem Heimatort

Großbardorf, 2013 zum Bioenergie-dorf erklärt, das dank gemeinsamerBiogasanlage und Bürgersolaranlageganze 475 % des Strombedarfs und90 % des Wärmebedarfs der Gemein-

de erzeugt,Begeisterung für den Beruf des

Landwirts drückte Georg Thalmai-er, ein junger Bauer aus Wolnzach, inseinem Vertrag "Unsere Generation,unsere Zeit, unser Weg" aus. Warumsind die Menschen bereit viel Geldfür Hunde- und Katzenfutter aus-

zugeben, aber nicht für hochwerti-ge Lebensmittel für sich selbst?, frag-te er. "Wir leben mit der Natur und

nicht gegen sie , sagte er und wun-derte sich über den "bürokratischenWahnsinn", den die moderne Land-

Wirtschaft mit sich bringt. Der Acker-

boden, über den schon seine Vorfah-

ren gegangen sind, sei wie eine guteFreundschaft, man müsse ihn pfle-gen, so Thalmaier, deshalb findet erdas Projekt boden:ständig so gut.

Klaus Fackler, Landwirt und seit

25 Jahren im Landschaftspflegever-band Mittelfranken aktiv, bedauer-te, dass die Landwirte immer mehr

in ihren Betrieben eingespannt sindund kaum noch Zeit für andere Ak-

tivitäten haben. Die bayerische Kul-turlandschaft sei Produktionsstand-

ort, aber auch Erholungsraum fürdie Menschen und Lebensraum fürviele Pflanzen und Tiere. Das Wis-

sen über die Bedeutung des BodenssoUte schon tm Kindergarten vermit-telt werden, forderte er (siehe S. 31).

Regina Vossenkaul

Ideenvielfalt führt zum Erfolgerichte aus der Praxis belebten

das boden:ständig-Forum inMaria Bildhausen. Joachim Neuß,Bürgermeister von Auerbach, Ma-ximilian Graml vom Landeskura-

torium für pflanzliche Erzeugung,Bernd Hammer, Landwirt aus Ha-

genohe und Andreas Schmidt vomALE Oberpfalz, berichteten überdas Maßnahmenpaket, das in ih-rer Gemeinde entstand, um das

Schlammproblem bei plötzlichemStarkregen in den Griff zu bekom-

, men (siehe S. 30). Mit Unterstüt-zung durch das ALE entstand ein

Hochwasserkonzept. Um den Ortsind Stauzonen entstanden, die zu-

nächst von der Stadt angedachtenteuren Regenrückhaltebecken wa-ren gestrichen. Der äußere Bereichder Stauzonen wird bewirtschaftet,tritt der Schadensfall ein, werden

die Landwirte entschädigt.Auch die Erfahrungen des Ver-

suchsguts Scheyern waren Thema.Dort hat man sich mit Agrarhok alsKurzumtriebsplantage beschäftigt.Wie Georg Gerl berichtete, wurdenauf 150 ha verschiedene Arten von

Gehölzen in Reihen gepflanzt, die

bar. Man rechnet damit, dass es bald

keine Winter mehr gibt, die kälter als-7° C werden. Das alles hat Folgen fürFlora und Fauna: für die Pflanzenar-

ten, die angebaut werden können, dieSchädlinge, die Verbreitung von nichteinheimischen Pflanzen und die Bo-

denfruchtbarkeit. Die Vegetations-periode wird sich bis 2100 um dreiMonate verlängern. Da könnte zwei-mal angebaut werden, wenn es genugWasser gibt.

Für die Menschen bedeutet derKlimawandel mehr Hitzetote und

neue Krankheiten, die heute in Bay-ern noch nicht verbreitet sind. Auf

die Frage, ob die Verlangsamung desGolfstroms nicht für Abkühlung sor-gen könnte, gab Paeth keine beruhi-gende Antwort, denn das ist in dieBerechnungen bereits eingeflossen.Angenommen wurde auch, dass inabsehbarer Zeit 50 % der Energie ausregenerativen Quellen stammen, be-richtete der Professor.

Künftig brauchenFelder Schatten

In der Diskussion ging es um dieFolgen aus diesen Erkenntnissen,zu denen laut Paeth mehr Erosions-

Vorsorge durch Bodenbedeckungund das Pflanzen von Hecken ge-hören, weil Verdunstung die Luftkühlt. Während man bisher Heckenund Bäume vom Feld verbannt und

Acker zusammengelegt hat, gilt es inZukunft, Schatten zu schaffen, um die

Bodenfeuchtigkeit möglichst langezu halten. Man muss sich Gedanken

um Bewässerungssysteme und dierichtige Sortenwahl machen, außer-dem kann es bei dem vorzeitig ein-setzenden Frühling zu Nachtfröstenkommen, mit entsprechenden Folgenfür die fortgeschrittene Vegetation.Mehr Schädlinge können sich aus-breiten, das gilt auch für den Wald,wo die Forstleute schon seit Jahrendaran arbeiten, klimaresistentereLaub- Mischwälder aufzubauen.

Die Menschen werden Ende desJahrhunderts auf das Jahr 2015schauen und es für ein niederschlags-reiches Jahr mit "kurzer Trockenpe-riode halten, sagte Paeth. RV

auch gut angingen. Zwischen denReihen wurden Kartoffeln angebaut.Positiv war, dass Erdreich und Was-

ser festgehalten werden, Probleme 1gab es mit Wildverbiss, Schnecken-fraß und Wurzelunkräutern. Geern-tet wurde nach vier Jahren, aus demHolz entstanden Hackschnitzel.

Ludwig Pertl vom AELF Fürs-tenfeldbruck berichtete von sei-

nen Erfahrungen mit einem Ener-giewald und Wolfram Kudlich von 1der "Wald 21 GmbH rechnete vor,

dass Agroforstsysteme positive mi-kroklimatische Auswirkungen ha-ben. Nach vier Jahren hat er bei Pap-peln ca. 15t TM/ha geerntet.

Regina Vossenkaul


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