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Date post: 29-Dec-2019
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Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin - Mechanistische Betrachtungen und Untersuchungen zur Katalysatorrezyklierung für eine nachhaltige Reaktionsführung Technische Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg Zur Erlangung des Grades Doktor Ingenieur vorgelegt von Diplom Ingenieur Viktor Ladnak Erlangen 2010
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Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin - Mechanistische Betrachtungen und Untersuchungen zur

Katalysatorrezyklierung für eine nachhaltige Reaktionsführung

Technische Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg

Zur Erlangung des Grades

Doktor Ingenieur

vorgelegt von

Diplom Ingenieur

Viktor Ladnak

Erlangen 2010

Als Dissertation genehmigt von

der Technischen Fakultät der

Universität Erlangen-Nürnberg

Tag der Einreichung: 05.05.2010

Tag der Promotion: 15.10.2010

Dekan: Prof. Dr.-Ing. habil. R. German

Berichterstatter: Prof. Dr. P. Wasserscheid

Prof. Dr.-Ing. habil. K.-E. Wirth

Die vorliegende Arbeit entstand in der Zeit vom Januar 2006 bis Februar 2009 am

Lehrstuhl für Chemische Reaktionstechnik (CRT) der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg.

Herrn Professor Dr. rer. nat. Peter Wasserscheid danke ich herzlich für die

interessante Themenstellung, die hervorragende Betreuung und die stets

motivierenden Diskussionen.

Herrn Professor Dr. Wirth danke ich für die freundliche Übernahme des

Zweitgutachtens.

Der Firma Lonza, insbesondere deren Mitarbeitern Dr. Andreas Heyl, Dr. Lothar Ott

und Dr. Paul Hanselmann, danke ich für die Bereitstellung der finanziellen Mittel und

für die sehr kooperative und überaus nette Zusammenarbeit.

Michael Schmacks, Achim Mannke, danke ich für die anlagentechnische

Unterstützung und die endlose Geduld beim ständigen Austausch korrodierter

Anlagenteile. Gerhard Dommer, Karl-Heinz Ksoll und Walter Fischer danke ich für die

technische Unterstützung in elektrotechnischen und elektronischen Angelegenheiten.

Regine Müller, Katja Kreuz und Norbert Hofmann, danke ich für die zahllosen ICP-

Messungen.

Bedanken möchte ich mich auch bei meinen HiWi´s, Studien- und Diplomarbeitern

Johannes Mang, Florian Strobl und Stefan Schlenk für die engagierte Mitarbeit.

Ferner gilt mein Dank allen Mitarbeitern im Arbeitskreis, insbesondere meinen

Bürokollegen Esther Kuhlmann, Tobias Weiss, Norbert Hofmann, Katharina Obert,

Florian Enzenberger und Friedrich Glenk für das kollegiale und freundliche

Arbeitsklima und für das regelmäßige Auffüllen der Keksdose. Dr. Peter Schulz für

die Unterstützung in analytischen Fragen. Dr. Marco Haumann und Joni für die gute

Zusammenarbeit bei der Übungsvorbereitung und Klausurenstellung.

Vielen Dank bei allen, die zum gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.

Für meine geliebte Frau Alexandra

"Bildung ist eine wunderbare Sache, doch sollte man sich von Zeit zu Zeit daran

erinnern, dass die wirklich wichtigen Dinge des Lebens nicht gelehrt werden können."

– Oscar Wilde

Inhaltsverzeichnis

i

1. Einleitung und Aufgabenstellung........................................................1

2. Allgemeiner Teil .................................................................................5

2.1. Salzschmelzen..............................................................................5 2.2. Anorganische Salzschmelzen.......................................................5 2.3. Ionische Flüssigkeiten ..................................................................7

2.3.1. Eigenschaften und Anwendungen ionischer Flüssigkeiten ...................... 8 2.3.2. Acidität von ionischen Flüssigkeiten ...................................................... 11

2.4. Friedel-Crafts Alkylierung............................................................13 2.4.1. Technische Friedel-Crafts Alkylierung und deren Entwicklung .............. 17 2.4.2. Technische Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin................................... 21 2.4.3. Friedel-Crafts Alkylierung in Salzschmelzen.......................................... 26 2.4.4. Alkylierung von Anilin in Salzschmelzen ................................................ 28

2.5. COSMOtherm zur Abschätzung von Löslichkeitseigenschaften.30 3. Versuchsergebnisse und Diskussion ...............................................35

3.1. Konzeption der Arbeit .................................................................35 3.2. Vorversuche zur Auswahl geeigneter Versuchsparameter.........37

3.2.1. Aluminiumtrianilid als Katalysator .......................................................... 37 3.2.2. Aluminiumtrichlorid als Katalysator ........................................................ 43 3.2.3. Mechanistische Betrachtungen.............................................................. 52

3.3. Verfahrensentwicklung zur Katalysatorrückführung....................59 3.3.1. Einsatz ionischer Flüssigkeiten.............................................................. 59 3.3.2. Einsatz anorganischer Salzschmelzen .................................................. 74 3.3.3. Einsatz von überkritischen Gasen als Extraktionsmittel......................... 91 3.3.4. Katalysatorabtrennung durch Kristallisation........................................... 95

3.4. Verfahrenserweiterung auf Anilinderivate .................................105 3.4.1. Kristallisationsversuche von substituierten Anilinen..............................105 3.4.2. [AlCl3(MIPA)2] als Katalysator für die Friedel-Crafts-Alkylierung...........110

3.5. Untersuchungen zur Reaktionsoptimierung..............................112 3.5.1. Kinetische Betrachtungen .....................................................................112 3.5.2. Screening von Reaktionsparametern bei der Alkylierung .....................127

4. Zusammenfassung.........................................................................137

5. Ausblick..........................................................................................145

6. Experimenteller Teil .......................................................................149

6.1. COSMO-RS Berechnungen......................................................149 6.2. Allgemeine Arbeitstechniken ....................................................149

6.2.1. Arbeiten unter Schutzgas......................................................................149 6.2.2. Bereitstellung von Lösungsmitteln und Reagenzien .............................150

6.3. Alkylierungsversuche................................................................150 6.3.1. Aluminiumtrianilid als Katalysator .........................................................150 6.3.2. Versuche mit ionischer Flüssigkeit........................................................151 6.3.3. Versuche mit anorganischen Salzschmelzen .......................................151 6.3.4. Durchführung der Katalyseversuche.....................................................151 6.3.5. Rezyklierungsversuche.........................................................................153 6.3.6. Probenaufarbeitung ..............................................................................153

Inhaltsverzeichnis

ii

6.4. Kristallisationsversuche ............................................................153 6.5. Analytik .....................................................................................154

6.5.1. Gaschromatographie (GC)....................................................................154 6.5.2. Inductive Coupled Plasma (ICP)...........................................................155 6.5.3. Nuclear Magnetic Resonance (NMR) ...................................................156 6.5.4. Röntgendiffraktometrie (XRD)...............................................................156 6.5.5. Thermogravimetrie (TG) .......................................................................156

7. Anhang...........................................................................................159

7.1. Kristallographische Daten von AlCl3-(o-DIPA)2.........................159 8. Literaturverzeichnis ........................................................................171

Abkürzungsverzeichnis

iii

DFT Dichtefunktionaltheorie DIPA Diisopropylanilin DSC Differential scanning calorimetry EMIM 1-Ethyl-3-Methyl-Imidazolium ICP inductively coupled plasma IL Ionische Flüssigkeit IPA Isopropylanilin MIPA 2-Methyl-6-Isopropylanilin N,2-DIPA N-2-Diisopropylanilin N-IPA N-Isopropylanilin NMR Nuclear magnetic resonance NTf2 Bistrifluoromethylsulfonylamid o-DIPA 2,6-Diisopropylanilin sc überkritisch TG Thermogravimetrie TIPA Triisopropylanilin XRD x-ray diffractometry

iv

Abstract

v

Kurzfassung Die Friedel-Crafts Alkylierung ist eine der wichtigsten Reaktionen zur industriellen

Herstellung substituierter Aromaten. Als Katalysatoren werden Brønsted- und

Lewissaure homogene und heterogene Systeme verwendet.

Die technische Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin wird hauptsächlich in der

Flüssigphase mit einem Katalysatorgemisch aus Aluminiumtrichlorid und

Aluminumtrianilid durchgeführt. Bei der Produktisolation wird der Katalysator durch

einen irreversiblen Hydrolyseschritt zerstört, wobei hohe Kosten bei der Aufarbeitung

und der Entsorgung korrosiver und giftiger Katalysatorabfälle anfallen.

Um die ökologischen und ökonomischen Probleme bei den bereits bestehenden

homogenen Verfahren bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin zu umgehen,

wurden in der vorliegenden Arbeit verschiedene Verfahrenskonzepte zur

Immobilisierung und Rezyklierung des Katalysators durch den Einsatz ionischer

Flüssigkeiten und anorganischer Salzschmelzen eingehend untersucht. Zum

besseren Verständnis der betrachteten Alkylierungsreaktion wurden weiterhin

mechanistische und kinetische Untersuchungen durchgeführt, sowie Einflussfaktoren

auf die Selektivität und Aktivität ermittelt.

Die Rezyklierung des Katalysators konnte durch die Kristallisation einer katalytisch

aktiven AlCl3-Arylamin Spezies dreimal ohne Aktivitäts- und Selektivitätsverlust

reproduzierbar durchgeführt werden. Durch das hier erstmals vorgeschlagene

Rezyklierungsverfahren konnte die Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen

unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid im Vergleich zum kommerziellen

homogenen Flüssigphasenprozess im Hinblick auf Aktivität und Nachhaltigkeit

entscheidend optimiert werden. Bereits bestehende Alkylierungsverfahren können

hierdurch profitieren, da keine wesentlichen Veränderungen im Stoffsystem

durchgeführt werden müssen.

Das Einsparpotential durch die teilweise Rückführung des Katalysators ergibt sich

durch die Verringerung der insgesamt benötigten AlCl3-Menge und der damit

verbundenen Menge an Natronlauge, die für die Hydrolyse des Aluminiumchlorids

bei der Produktaufarbeitung benötigt wird. Neben den ökonomischen Vorteilen

dieses Verfahrenskonzepts kann ein Großteil des Waschwassers zur

Produktaufreinigung eingespart werden, in dem gelöste Reaktionsrückstände die

Umwelt belasten.

Abstract

vi

Abstract Friedel-Crafts alkylations are among the most important reactions for industrial

production of substituted aromatics. They are catalysed by Lewis or Brønsted acids

either in heterogeneous or homogeneous phase systems.

The industrial production of substituted anilines is carried out in liquid phase with a

catalyst mixture of aluminiumtrichloride and aluminiumtrianilide. The process’ major

drawback is the catalyst separation from the final product mixture by an irreversible

hydrolysis step releasing a large amount of toxic and corrosive wastewater leading to

high production costs in the downstream process.

The following work will discuss in detail various concepts of recycling the acidic

catalyst used for isopropylation of anilines by application of ionic liquids and molten

salts. Furthermore kinetic and mechanistic studies are conducted in order to achieve

a broad comprehension of the reaction revealing influencing factors on selectivity and

activity.

Recycling of the catalyst system is achieved three times without change in selectivity

and activity by crystallisation of an AlCl3-arylamine species. In comparison to the

conventional homogeneous liquid phase alkylation process of anilines the concept

described in this work for the first time ever leads to a clear improvement in activity

and sustainability in AlCl3 catalysed alkylation reactions.

Decreasing the total amount of catalyst and therefore the total amount of NaOH

needed for hydrolysis without decreasing activity and selectivity of the alkylation

reaction leads to both, a financial benefit as well as a significant reduction of

environmental impact.

1

Kapitel 1 Einleitung und Aufgabenstellung

1

Einleitung und Aufgabenstellung

1

1. Einleitung und Aufgabenstellung

Anilin ist mit einer Jahresproduktion von etwa 3 Millionen Tonnen1 (Stand 1999) ein

wichtiges organisches Zwischenprodukt in der chemischen Industrie. Über 70% der

Jahresproduktion von Anilin wird über die Zwischenstufe MDI

(Diphenylmethandiisocyanat) für die Weiterverarbeitung zu Polyurethan verwendet.2

Weitere Anwendungsgebiete sind z.B. die Herstellung von Farbstoffen, Pigmenten,

Pharmazeutika und Pestiziden.

Zur Veränderung der Eigenschaften der verschiedenen Endprodukte ist es oftmals

von Interesse, funktionelle Gruppen an den aromatischen Ring zu binden. Eine

gängige Methode zur Herstellung substituierter aromatischer Amine ist die

Alkylierung unter Friedel-Crafts-Bedingungen.3 Dabei wird ein ringgebundenes

Wasserstoffatom am Anilin in Gegenwart einer Säure durch eine Alkylgruppe

substituiert.4 Die Aromatenchemie ist durch die spezielle Reaktivität des π-

Elektronensystems gekennzeichnet, das Substitutionen an mehreren Stellen des

aromatischen Ringsystems ermöglicht und auch zu Mehrfachsubstitutionen führt.

In Abhängigkeit von den Reaktionsbedingungen und der verwendeten Edukte,

können als Katalysatoren für die Alkylierung sowohl Lewissäuren als auch

BrØnstedsäuren verwendet werden. Industriell finden bei der homogenen

Verfahrensvariante hauptsächlich mineralische Säuren wie HCl, H2SO4 und HF,

sowie Lewissäuren wie AlCl3 und FeCl3 Anwendung.5 Diese Katalysatorsysteme

haben den Nachteil, dass sie stark korrosiv sind und dadurch die Prozesse aufgrund

hoher Investitionskosten für Korrosionsschutzmaßnahmen und der Instandhaltung

belastet werden. Zusätzlich ist es nur schwer möglich, diese Katalysatoren zu

rezyklieren. Bei der Isolierung der Produkte wird der Katalysator nach der Reaktion

mit viel Wasser hydrolysiert, wodurch enorme Kosten bei der Aufarbeitung und

Abfallentsorgung entstehen. Intensive Bemühungen, die Verfahren durch heterogen

arbeitende Katalysatoren zu ersetzen, scheitern meist an der zu geringen Aktivität

(fehlende Acidität) und Deaktivierung des Katalysators durch Verkokung bei hohen

Arbeitstemperaturen.

Eine Alternative zur Heterogenisierung bzw. zur Immobilisierung des aciden

Katalysators stellt die Anwendung von organischen und anorganischen

Salzschmelzen dar. Insbesondere in den letzten 20 Jahren haben ionische

Einleitung und Aufgabenstellung

2

Flüssigkeiten eine bedeutende Entwicklung nicht nur im Bereich der homogenen

Katalyse erlebt. Ionischen Flüssigkeiten sind eine Klasse nicht molekularer

Lösungsmittel, die vollständig aus Ionen bestehen und im Gegensatz zu

konventionellen Salzschmelzen unter 100°C flüssig sind. Ihre gute Löslichkeit von

verschiedenen Übergangsmetallkomplexen und Säuren macht sie für die

Anwendung in der homogenen Katalyse attraktiv.6,7,8,9

Bis heute sind zahlreiche Beispiel bekannt, in denen vor allem

Chloroaluminatschmelzen als Katalysatoren für Friedel-Crafts- Reaktionen eingesetzt

werden. Als Substrate dienen überwiegend Benzolderivate wie Toluol oder Cumol

ohne funktionelle Gruppen, deren Alkylierung mit Hilfe acider ionischer Flüssigkeiten

bereits kontinuierlich durchgeführt und der Katalysator erfolgreich rezykliert werden

konnte.10

Der Einsatz acider ionischer Flüssigkeiten bei der Friedel-Crafts Alkylierung von

Anilin hingegen ist weitgehend unbekannt, da durch die Basizität der Aminogruppe

der Katalysator komplexiert und hierdurch eine Abtrennung des Katalysators ohne

hydrolytische Aufarbeitung der Produkte erschwert wird.

Diese Arbeit befasst sich mit mechanistischen Betrachtungen zur Friedel-Crafts

Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid.

Dabei steht das Ziel einer nachhaltigen Reaktionsführung im Vordergrund.

Verschiedene Konzepte zur Katalysatorrezyklierung durch den Einsatz ionischer

Flüssigkeiten und acider anorganischer Salzschmelzen sollen zeigen, ob bereits

bestehende Verfahren hinsichtlich der Ausbeute an ringalkyliertem o-

Diisopropylanilin (o-DIPA), Reaktionsgeschwindigkeit und Nachhaltigkeit verbessert

werden können.

3

Kapitel 2 Allgemeiner Teil

4

Allgemeiner Teil

5

2. Allgemeiner Teil

2.1. Salzschmelzen

Der Begriff Salzschmelze bezeichnet im Allgemeinen geschmolzene Salze, die

vollständig in Kationen und Anionen dissoziiert sind11,12. In Abgrenzung zu den

anorganischen Salzschmelzen, deren Schmelzpunkt aufgrund der Stärke der

ionischen Bindung meist weit oberhalb 150°C liegt, werden organische

Salzschmelzen mit einem Schmelzpunkt kleiner 100°C als ionische Flüssigkeiten

bezeichnet.13 ,6,14

2.2. Anorganische Salzschmelzen

Anorganische Salzschmelzen zeichnen sich durch einen sehr geringen Dampfdruck,

eine hohe thermische Stabilität, sowie durch eine ausgezeichnete thermische und

elektrische Leitfähigkeit aus. Die Löslichkeit für andere Salze und Metalle in

anorganischen Salzschmelzen ist bemerkenswert und steigt überwiegend mit der

Temperatur an11,15.

Da anorganische Salze aufgrund der Stärke der ionischen Bindung einen hohen

Schmelzpunkt aufweisen, werden meist eutektische Systeme aus binären oder

ternären Gemischen verwendet, um die Schmelztemperatur abzusenken. Die

Arbeitstemperatur von anorganischen Salzschmelzen liegt zwischen 150°C und

1300°C11.

Aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften besitzen anorganische Salzschmelzen

einen breiten Anwendungsbereich. Sie werden z.B.

- in der Elektrochemie zur elektrolytischen Gewinnung wichtiger Metalle, zur

Herstellung von Halbleitern und Solarzellen und in Brennstoffzellen und

Batterien,

- in der Thermochemie zur thermochemischen Reinigung und

Wärmeübertragung,

- in der präparativen und Prozesschemie zur Katalyse oder als Lösungsmittel

und als Flussmittel zum Löten und Schweißen

- in der analytischen Chemie als stationäre Phase bei der Chromatographie

verwendet.11,15,16

Allgemeiner Teil

6

Obwohl schon vor längerer Zeit auf die Bedeutung von anorganischen

Salzschmelzen in der präparativen Chemie aufgrund ihrer physikalischen und

chemischen Eigenschaften hingewiesen wurde12,15,16, sind kaum Arbeiten zu ihrer

Anwendung in diesem Bereich zu finden. Dies ist auf die hohen Arbeitstemperaturen

zurückzuführen, die für die meisten organischen Reaktanden schädlich sind.

Die gebräuchlichsten und am häufigsten untersuchten anorganischen Salzschmelzen

sind Chloroaluminatschmelzen bzw. binäre Gemische aus Aluminiumchlorid und

Alkalichloriden. Das lewissaure Aluminiumchlorid reagiert dabei mit dem

Alkalihalogenid (AX) nach folgendem Reaktionsschema:

AlCl3 + AX [A]+[AlCl3X]-

Beträgt der Molenanteil des Aluminiumchlorids in einer Chloroaluminatschmelze

weniger als 50 mol-%, so spricht man von einer basischen Schmelze, bei einem

Molenanteil von 50 mol-% von einer neutralen Schmelze. Durch

überstöchiometrische Zugabe von AlCl3 entstehen dimere [Al2Cl6X]-A+ bzw. trimere

Aluminiumspezies [Al3Cl9X]-A+. Diese Systeme werden als saure Chloroaluminat-

Schmelzen bezeichnet.17

Je nach Zusammensetzung der Chloroaluminatschmelze variiert deren

Schmelzpunkt und damit ihr Anwendungsbereich. Abbildung 1 zeigt ein

Phasendiagramm für das System AlCl3/NaCl:

Allgemeiner Teil

7

Abbildung 1: Phasendiagramm für AlCl3/NaCl Mischungen18

Bei einem Molenanteil an Aluminiumchlorid von etwa 60 mol-% ist die Ausbildung

eines eutektischen Systems zu erkennen, bei dem eine Schmelztemperatur von

annähernd 113°C erreicht werden kann. Dieser niedrige Schmelzbereich im aciden

Bereich der Chloroaluminatschmelze ermöglicht den Einsatz als Reaktionsmedium

für säurekatalysierte Reaktionen bei moderaten Temperaturen.

Ein gesteigertes Interesse an Salzschmelzen als Lösungsmittel und Katalysator in

der organischen Chemie ist in jüngster Zeit mit der gezielten Erforschung

niedrigschmelzender organischer Salzschmelzen, den ionischen Flüssigkeiten

aufgekommen.

2.3. Ionische Flüssigkeiten

Im Gegensatz zu den konventionellen Salzschmelzen weisen ionische Flüssigkeiten

eine relativ niedrige Viskosität auf und eignen sich daher z.B. als Ersatz für die

üblichen flüchtigen organischen Lösungsmittel.

Die Flexibilität der ionischen Flüssigkeiten beruht auf der Vielzahl verschiedener

Kation-/ Anionkombinationen, welche niedrig schmelzende Salze bilden. Abbildung 2

zeigt die typischen Kationen-/ Anionentypen:

Allgemeiner Teil

8

Kationen:

Anionen: [Cl]-; [AlCl4]-; [PF6]-; [BF4]-; [CF3SO2]-; [(CF3SO2)2N]-; [CN]-; [SCN]-;[MeSO4]-

Abbildung 2: Wichtige Typen von Kationen und Anionen6

Die Kombination verschiedener Kationen und Anionen, sowie eine Variation der

Reste R1 bis R6 ermöglichen die Einstellung unterschiedlicher physikalischer

Eigenschaften, wodurch eine optimale Anpassung des ionischen Reaktionsmediums

an die jeweilige Anwendung möglich ist. Man spricht in diesem Zusammenhang

gelegentlich auch von "designer solvents".19

2.3.1. Eigenschaften und Anwendungen ionischer Flüssigkeiten

Die Eigenschaften ionischer Flüssigkeiten sind aufgrund der großen Anzahl von

Kombinationen unterschiedlicher Kationen und Anionen über einen großen Bereich

variabel. Ihre generellen Eigenschaften, wie hydrophober oder hydrophiler Charakter,

werden durch das Anion festgelegt. Eigenschaften wie Viskosität, Dichte und

Schmelzpunkt können hauptsächlich durch die Wahl der Alkylreste am Kation

gesteuert werden.

• Dampfdruck und thermische Stabilität

Ein großer Vorteil ionischer Flüssigkeiten ist ihr vernachlässigbarer Dampfdruck.

Damit sind ionische Flüssigkeiten den herkömmlichen flüchtigen organischen

Lösungsmitteln überlegen, da ökologische und sicherheitstechnische Probleme, die

durch das Ausgasen flüchtiger organischer Lösungsmittel auftreten, vermieden

NN

R1

R2

R3

R4

R5

NR1

R6

R5

R4

R3

R2

Imidazolium Pyridinium Ammonium

P

R1

R2 R4

R3

N

R1

R2 R4

R3

Phosphonium

Allgemeiner Teil

9

werden können. Hierdurch eignen sich ionische Flüssigkeiten zur Anwendung in

destillativen Trennverfahren.20,21,22

Die Grenzen hierbei liegen in der thermischen Stabilität der ionischen Flüssigkeiten.

Einige ionische Flüssigkeiten, wie z.B. [EMIM][NTf2] (1-Methyl-3-Methyl-Imidazolium

Bistrifluoromethansulfonamid) sind zumindest kurzweilig noch bei Temperaturen bis

400 °C stabil23 und weisen somit einen größeren Flüssigkeitsbereich als Wasser und

die meisten organischen Lösungsmittel auf. Langzeitstabilitäten über 300°C konnten

allerdings bisher nicht beobachtet werden. Im Allgemeinen bestimmt die Wahl des

Anions maßgeblich die thermische Stabilität einer ionischen Flüssigkeit.24

• Schmelztemperatur und Viskosität

Ein möglichst niedriger Schmelzpunkt, sowie eine niedrige Viskosität für einen guten

Stofftransport sind weitere Eigenschaften, die das Einsatzgebiet von ionischen

Flüssigkeiten maßgeblich mitbestimmen. Verantwortlich für den Schmelzpunkt ist

meist die Struktur des Kations. Durch eine niedrige Symmetrie7 und eine gute

Ladungsverteilung, sowie durch das Wegfallen intermolekularer Kräfte wie z.B.

Wasserstoffbrückenbindungen25, können Schmelzpunkte deutlich unter 100 °C

realisiert werden. Eine Vergrößerung des Anions bei gleicher Ladungsverteilung führt

ebenfalls zu einer Erniedrigung des Schmelzpunktes. 6

Die Viskosität einer ionischen Flüssigkeit hängt hauptsächlich von ihrer Fähigkeit ab,

Wasserstoffbrückenbindungen auszubilden und wird von der Stärke ihrer Van-der-

Waals Wechselwirkungen bestimmt.7 Gerade im Bereich der Farbstoffsolarzellen ist

aufgrund des vernachlässigbaren Dampfdrucks und der guten elektrischen

Leitfähigkeit, die Anwendung von ionischen Flüssigkeiten als Elektrolyt von

besonderem Interesse. Hier sind ionische Flüssigkeiten im Einsatz, die neben einem

niedrigen Schmelzpunkt eine niedrige Viskosität aufweisen, da die elektrische

Leitfähigkeit proportional mit sinkender Viskosität zunimmt.26

• Dichte

In der Regel besitzen ionische Flüssigkeiten eine höhere Dichte als die meisten

organischen Flüssigkeiten. Dies ermöglicht im technischen Einsatz eine rein

gravimetrische Abtrennung (z.B. Schwerkraftabscheider) von ionischer Flüssigkeit

und organischer Reaktandenphase. Die Dichte der ionischen Flüssigkeiten ist sowohl

vom Anion als auch vom Kation abhängig. Durch die Wahl des Anions wird ein

Allgemeiner Teil

10

Dichtebereich festgelegt, in welchem durch Strukturveränderung am Kation eine

Feinregelung möglich ist.27 Bei gleichem Anion ist die Dichte ähnlicher ionischer

Flüssigkeiten umso niedriger, je sperriger das organische Kation ist.

• Löslichkeitseigenschaften

Insbesondere bei der Anwendung in der Mehrphasenkatalyse sind die

Löslichkeitseigenschaften ausschlaggebend und bieten neue Möglichkeiten,

eingesetzte Katalysatoren zu immobilisieren und zu rezyklieren. Durch eine

geeignete Wahl von Kation und Anion lassen sich Mischungslücken mit bestimmten

Lösungsmitteln gezielt einstellen. Auf diese Weise wird eine leichte Abtrennung der

ionischen Flüssigkeit von der organischen Reaktandenphase ermöglicht.

Auf eine detaillierte Betrachtung der allgemeinen Eigenschaften von ionischen

Flüssigkeiten wird im Rahmen dieser Arbeit verzichtet und auf Übersichtsartikel

verwiesen. 9, 24, 28, 29, 30, 31

Aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften finden ionische Flüssigkeiten Anwendung

in vielen Bereichen der Chemie.

In den frühen Entwicklungsstadien konzentrierte sich die Entwicklung von ionischen

Flüssigkeiten fast ausschließlich auf Anwendungen im elektrochemischen Bereich.32

In jüngster Zeit finden ionische Flüssigkeiten aber auch in anderen Gebieten

Verwendung, wie z.B. in der Photochemie33, der Solarzellentechnik oder der

Batterietechnik als Elektrolyte34,35. Anwendungen in der Biokatalyse36, der

Übergangsmetallkatalyse37,38,39, der Trenntechnik40,41, als Funktionsmaterialien im

Bereich der Sensorik42, in Prozess- und Arbeitsmaschinen als operation fluids43, als

Extraktionsmittel44 und in der flüssig-flüssig Zweiphasenkatalyse wurden ebenfalls

berichtet.6,45,46,47

Der erste kommerzielle Prozess, bei dem ionische Flüssigkeiten in der chemischen

Großindustrie eingesetzt werden, wurde von der BASF AG entwickelt. Beim so

genannten BASILTM – Verfahren (Biphasic Acid Scavenging Utilizing Ionic Liquids)48

wird 1-Methylimidazol zum Abfangen von HCl bei der Synthese von

Phosphorverbindungen eingesetzt. Dadurch entsteht die ionische Flüssigkeit 1-

Methylimidazoliumchlorid, welche leicht vom Produkt abgetrennt und rezykliert

Allgemeiner Teil

11

werden kann. Zusätzlich wirkt die gebildete ionische Flüssigkeit als Katalysator und

verbessert sowohl die Reaktionsgeschwindigkeit der Reaktion, als auch die Ausbeute

und die Selektivität der Produkte.

Daneben werden ionische Flüssigkeiten auch im DIFASOL-Prozess des Instituts

Français du Pétrole zur Dimerisierung von Buten49 oder als Dispergier-Additive in

Lacken50 und bei der Herstellung von Silanen bei der Evonik Industries AG51

eingesetzt.

Die Firma Air Products & Chemicals verwendet ionische Flüssigkeiten zur

Speicherung von toxischen und korrosiven Gasen.52

Das zunehmende Interesse am Thema ionische Flüssigkeiten wird durch mehrere

Übersichtsartikel verdeutlicht, welche die chemischen und physikalischen

Eigenschaften und die Entwicklung in den verschiedenen Anwendungsbereichen der

ionischen Flüssigkeiten detailliert beschreiben.53, 8, 54

2.3.2. Acidität von ionischen Flüssigkeiten

Bei ionischen Flüssigkeiten handelt es sich in der Regel um neutrale

Reaktionsmedien. Ihre chemischen Eigenschaften werden hauptsächlich durch die

Koordinationsfähigkeit des jeweiligen Anions bestimmt. Ausnahmen hiervon bilden

die Schmelzen der mehrwertigen Säuren, wie zum Beispiel die Hydrogensulfate, bei

denen das verbleibende Proton im Anion acide reagiert und an Säure-Base

Reaktionen teilnehmen kann.

Bei ionischen Flüssigkeiten vom Typ [Kation]+[MXy]- wird die Acidität vom Verhältnis

Halogenidsalz / Lewissäure bestimmt. Die Bildung unterschiedlicher Anionenspezies

in den gut untersuchten Chloroaluminatschmelzen ist in Abbildung 3 dargestellt:

Allgemeiner Teil

12

Abbildung 3: Molarer Anteil xm verschiedener Anionenspezies Xn in Chloroaluminiumatschmelzen (X1=Cl-; X4=AlCl4-; X7=Al2Cl7-; X10=Al3Cl10

-; X13=Al4Cl13-;

X6=Al2Cl6)6

Bei einem molaren Anteil der Lewissäure kleiner 0,5 bestimmt die Anwesenheit der

lewisbasischen Chloridanionen die chemischen Eigenschaften der ionischen

Flüssigkeit. Solche Gemische bezeichnet man daher als basische Schmelzen.

Beträgt der molare AlCl3 Anteil genau 0,5, kann man davon ausgehen, dass nur das

neutrale Anion [AlCl4]- vorliegt. Man bezeichnet solche Gemische daher als neutrale

Schmelzen. Liegt der molare Anteil an AlCl3 über 0,5, spricht man von aciden

Schmelzen. Hier existieren in Abhängigkeit vom molaren gelösten Anteil an AlCl3

unterschiedliche saure Anionen wie [Al2Cl7]- oder [Al3Cl10]-. Entgegen der

eigentlichen Definition stellen diese Spezies keine Lewissäuren dar, da es sich hier

nicht um Elektronenmangelverbindungen handelt, sondern bereits um Säure-Base

Addukte. Allerdings ist der basische Charakter so gering, dass das AlCl3 nur sehr

gering koordiniert vorliegt, und sich somit wie eine starke Lewissäure verhält.

Allgemeiner Teil

13

2.4. Friedel-Crafts Alkylierung

Alkylierungsreaktionen beschreiben eine Addition von Alkylgruppen an ein Molekül

mit der damit verbundenen Neuknüpfung von C-C Bindungen. Es gibt keine

universelle Methode der Alkylierung, sondern viele Verfahren, die sich je nach Art der

Edukte und der gewünschten Produkte unterscheiden. Als Katalysatoren für die

Alkylierung werden Säuren, Basen und metallorganische Verbindungen verwendet.

Dieser Abschnitt soll in erster Linie auf die in dieser Arbeit untersuchte Reaktion, die

Friedel-Crafts Alkylierung, beschränkt sein. Für detailliertere Betrachtungen sei hier

auf weiterführende Literatur verwiesen.55

Die im 19. Jahrhundert von Charles Friedel und James Mason Crafts entdeckte

Friedel-Crafts-Alkylierung zählt heute zu den wichtigsten Reaktionen in der

chemischen Industrie. Durch die Verwendung von AlCl3 konnten sie die Reaktivität

von aromatischen Kohlenwasserstoffen gegenüber Alkylhalogeniden und

ungesättigten organischen Verbindungen nachweisen.56 Sie ermöglichten damit die

Herstellung eines breiten Spektrums wichtiger organischer Zwischenprodukte wie

Ethylbenzol, Cumol und anderer Alkylbenzolen, die heute eine breite Anwendung bei

der Produktion von Polymeren, Waschmitteln, Parfümen, Farbstoffen, Pharma- und

landwirtschaftlichen Produkten finden.

Die Friedel-Crafts Alkylierung ist eine elektrophile säurekatalysierte

Substitutionsreaktion, bei der ein aromatisch gebundenes Wasserstoffatom durch ein

elektrophiles Kohlenstoffatom eines Alkylierungsreagenzes ersetzt wird. Als

Alkylierungsmittel können Alkylhalogenide, Alkene, oder Alkohole verwendet werden.

Entscheidend ist die Bildung eines elektrophilen Kohlenstoffs durch die Säure, das

an den Aromaten binden kann:5

Schema 1: Bildung eines elektrophilen Carbokations aus einem Alkohol, einem Alkylhalogenid und einem Olefin durch Lewis- und BrØnstedsäuren.

R OH HX R+ H2O

R AlCl3 R+ AlCl3X-

X-

X

RHX X-R

Allgemeiner Teil

14

Bei der Verwendung von Alkoholen als Alkylierungsreagenz ist eine

Protonenkatalyse zwingend erforderlich. In ihrer ursprünglichen Arbeit beschreiben

Herr Friedel und Herr Crafts Reaktionen, die durch wasserfreies Aluminiumchlorid

katalysiert werden. Es ist geradezu unmöglich, Aluminiumchlorid und andere

Lewissäuren komplett wasserfrei zu erhalten. Selbst wenn dies realisierbar wäre, ist

es durch die Handhabung und die Verwendung anderer Reaktanden nicht möglich

jegliche Feuchtigkeitsspuren bei der Reaktion zu vermeiden. Diese sind gerade bei

der Verwendung von Alkoholen als Alkylierungsmittel unverzichtbar, da durch die

teilweise Hydrolyse des Aluminiumchlorids HCl entsteht. Dieses wirkt als Co-

Katalysator und unterstützt die Bildung des elektrophilen Carbokations.57 Als

Katalysatoren für die Friedel-Crafts Alkylierung können somit sowohl BrØnsted-, als

auch Lewissäuren verwendet werden.

Typische Friedel-Crafts Katalysatoren sind Metallchloride wie AlCl3, AlBr3 und FeCl3.

Aufgrund der breiten Verfügbarkeit, des geringen Preises und der hohen Aktivität

wird in industriellen Prozessen überwiegend AlCl3 als Katalysator verwendet.

Der Einsatz verschiedener Metallchloride bei der Alkylierung von Benzol und Toluol

mit Benzylchloriden wurde von Olah58 näher auf Aktivität und Selektivität hin

untersucht. Dabei stellte er folgende Aktivitätsreihe auf:

SbF5 > AlCl3 > TaCl5 > AlBr3 > TiCl4 > FeCl3

Neben den typischen Metallchloriden kommen auch eine Reihe anderer Säuren, wie

BrØnsted-Säuren (H2SO4, HF,…), Alkoxide (Al(OPh)3) und Metallalkyle (AlR3,

BR3,…), geträgerte Säuren (H3PO4-SiO2, BF3-Al2O3), saure Oxide (Zeolithe) und

saure Polymere (Nafion) zum Einsatz.

Sehr häufig werden in Friedel-Crafts Reaktionen auch Kombinationen aus Lewis- und

BrØnstedsäuren verwendet, wodurch sehr schwach koordinierende Protonen

entstehen.59

Entscheidend bei der Wahl des Katalysators ist die Bildung eines elektrophilen

Kohlenstoffs, das nach Schema 2 an den Aromaten bindet:

Schema 2: Addition des Carbokations an den Aromaten

R+ H

RR

H+

Allgemeiner Teil

15

Durch die Addition des Carbokations, oder eines anderen elektrophilen Kohlenstoffs

an den aromatischen Ring entsteht ein konjugiertes Carbokation – auch σ-Komplex

genannt, der nach Abspaltung eines Protons wieder rearomatisiert (s. Schema 2).

Katalysatoren mit einer hohen Aktivität bei der Alkylierung erhöhen auch die intra-

und intermolekulare Isomerisierungsaktivität, wie in Schema 3 dargestellt:

Schema 3: Intramolekulare Isomerisierung des Carbokations

Dies ist nicht nur auf eine Umlagerung des intermediär gebildeten Carbokations

durch den Einsatz von Alkylierungsreagenzien mit einer C-Zahl größer 2 beschränkt.

Da es sich bei der Friedel-Crafts Alkylierung um eine reversible Reaktion handelt,

können auch die bereits eingeführten Alkylgruppen zu den thermodynamisch

bevorzugten Positionen am aromatischen Ring umlagern:

Schema 4: Intermolekulare Isomerisierung alkylierter Produkte

Um die Isomerisierungsaktivität zu unterdrücken und die Exothermie der Reaktion

abzufangen, werden Alkylierungsreaktionen oftmals bei niedrigen Temperaturen

durchgeführt.

Grenzen in der Produktselektivität werden ebenfalls durch den induktiven Effekt der

Alkylgruppen erreicht. Dieser erhöht die Elektronendichte am aromatischen Ring

wodurch bevorzugt Mehrfachalkylierungen auftreten. Um den Anteil an

+H+

-H+

+H+

-H+

-H+

Allgemeiner Teil

16

mehrfachalkylierten Produkten zu verringern, wird in der Regel mit einem

Überschuss an Aromaten gearbeitet.

Schema 5 liefert einen guten Überblick über die Produktvielfalt bei der Friedel-Crafts

Alkylierung von Benzol mit Propen zur Herstellung von Cumol:

Schema 5: Produktvielfalt bei der Alkylierung von Benzol mit Propen durch Isomerisierungs-reaktionen

Aus thermodynamischer Sicht besitzen die einzelnen Positionen am aromatischen

Ring unterschiedliche Energieniveaus. Bei der Einführung eines Zweitsubstituenten

an einen bereits substituierten Aromaten hängt die Position, an welche der

Zweitsubstituent dirigiert wird, von der Natur des Erstsubstituenten ab.

Substituenten 1. Ordnung (wie z.B. F, Cl, Br, I, R, OH, OR, NH2, NHR, NR2) erhöhen

die Elektronendichte am Benzolring und dirigieren in ortho- und para- Stellung,

während Substituenten 2. Ordnung (wie z.B. NH3+, NO2, CN, SO3H, CHO, COR,

COOH, COOR CONH2) die Elektronendichte am Benzolring verringern und in meta-

Allgemeiner Teil

17

Stellung dirigieren.60 Dieses Verhalten ist auf zwei Effekte, den induktiven und den

mesomeren Effekt zurückzuführen:

- Für den induktiven Effekt ist die Elektronegativität des Substituenten

ausschlaggebend. Substituenten, die eine höhere Elektronegativität besitzen

als Kohlenstoff verringern die Elektronendichte am aromatischen Ring indem

sie die Elektronen an sich ziehen und damit die Bindung polarisieren (-I-

Effekt). Umgekehrt verhält es sich mit Substituenten, die eine niedrigere

Elektronegativität besitzen (+I-Effekt).

- Der mesomere Effekt kommt dadurch zustande, dass sich nichtbindende

Elektronenpaare oder π-Elektronen von Doppelbindungen des Substituenten

an der Mesomerie des Benzolkerns beteiligen. Diese Wechselwirkung

bezeichnet man daher als Mesomerieeffekt. Auch dieser bewirkt je nach der

Natur des Substituenten eine Erhöhung (+M-Effekt) oder Erniedrigung (-M-

Effekt) der Elektronendichte im Kern.

Nicht nur die gezeigte Produktvielfalt erschwert den großtechnischen Einsatz der

Friedel-Crafts Alkylierungsreaktionen. Die Verwendung saurer Katalysatorsysteme

verursacht hohe Instandhaltungs- und Investitionskosten für

Korrosionsschutzmaßnahmen. Zudem erschwert die Koordination des Katalysators

an den aromatischen Ring der Produkte die Rezyklierung dieser Katalysatoren.

Daher wird bei der homogenen Friedel-Crafts Alkylierung zur Isolierung der Produkte

der Katalysator nach der Reaktion mit viel Wasser hydrolysiert, wodurch zusätzlich

enorme Kosten bei der Aufarbeitung und Abfallentsorgung der korrosiven und

oftmals toxischen salzhaltigen Abfälle entstehen.

2.4.1. Technische Friedel-Crafts Alkylierung und deren

Entwicklung

Das mit Abstand wichtigste großtechnische Alkylierungsprodukt ist mit einer

Jahresproduktion von 25 Millionen Tonnen (2006)61 das Ethylbenzol. Dieses kann

durch einen Dehydrierungsschritt zu Styrol und durch Polymerisation weiter zu

Polystyrol verarbeitet werden (s. Schema 6). Aufgrund der enormen Bedeutung

dieses organischen Zwischenprodukts und der Ähnlichkeit bestehender

Allgemeiner Teil

18

Alkylierungsverfahren, soll in diesem Kapitel die Entwicklung der technischen Friedel-

Crafts Alkylierung auf Basis der Benzolalkylierung mit Ethen erläutert werden.

-H2

FeCl3

CH

CH2 n

AlCl3

+

Benzol Ethylbenzol Styrol

Polystyrol

Schema 6: Beispielhafte Herstellung von Polystyrol aus Benzol

Die Herstellung von Ethylbenzol erfolgt durch Alkylierung von Benzol mit Ethen und

wird großtechnisch sowohl in der Gasphase, als auch in der Flüssigphase

durchgeführt.

Dominierende technische Bedeutung hat die Friedel-Crafts Alkylierung mit

Aluminiumchlorid unter Zusatz von Co-Katalysatoren in der Flüssigphase. Wegen der

korrodierenden Wirkung des Katalysators wird das traditionelle Verfahren in

emaillierten oder mit Keramikziegeln ausgekleideten Blasensäulenreaktoren bei

Temperaturen von 125 – 180 °C und Drücken von 2 - 10 bar durchgeführt. Als Co-

Katalysatoren finden Ethylchlorid und BF3, FeCl3, ZrCl4, SnCl4, H3PO4 und

Erdalkaliphosphate als Lewissäuren Anwendung.62

Der konventionelle AlCl3-Prozess (s. Abbildung 4), der heutzutage nur selten

angewendet wird, geht von einem vorherrschenden 3-Phasensystem aus. Der

flüssige rote Katalysatorkomplex (red-oil) aus AlCl3 und Benzolderivaten wird

zusammen mit getrocknetem Benzol und rezyklierten höheralkylierten Benzolen

kontinuierlich in den Reaktor gespiesen und ineinander dispergiert. Mit einer

Dosierlanze wird das Ethen in den Reaktor dosiert. Das aus dem Reaktor

austretende Reaktionsprodukt wird gekühlt und zu einem Abscheidegefäß geführt, in

dem die organische Phase von dem schweren rotbraunen Katalysatorkomplex (red

oil) getrennt wird. Der Katalysator wird zum Teil in den Reaktor zurückgeführt und die

organische Produktphase mit Wasser und NaOH gewaschen, um noch vorhandene

Spuren an Katalysator zu entfernen. Nach der Neutralisation und Abtrennung der

wässrigen Phase wird das rohe Ethylbenzol destillativ aufgereinigt. Zur Erhöhung der

Ausbeute werden höheralkylierte Benzole zur Transalkylierung in den Reaktor

zurückgeführt und durch Reaktion mit Benzol zu einfachalkylierten Produkten

dealkyliert.

Allgemeiner Teil

19

Abbildung 4: Konventioneller AlCl3 Prozess zur Herstellung von Ethylbenzol63

Beim verbesserten Monsanto-Prozess64 (s. Abbildung 5) wird bei der Alkylierung von

Benzol mit Ethen eine weitaus geringere Menge AlCl3 benötigt, wodurch geringere

Kosten bei der Beseitigung der Katalysatorabfälle anfallen. Die Menge an AlCl3 kann

durch eine Temperaturerhöhung bei der Alkylierung und eine bessere Kontrolle der

Ethendosierung bis zur Löslichkeitsgrenze des AlCl3 in Benzol verringert werden.

Dadurch fällt die zweite flüssige Katalysatorkomplexphase des konventionellen

Verfahrens weg und die Alkylierung kann in einer homogenen flüssigen Phase

durchgeführt werden. Mit einigen Abweichungen gleicht das Fliessbild dem des

konventionellen AlCl3-Prozesses. Während beim konventionellen Prozess Alkylierung

und Transalkylierung in einem Reaktor stattfindet, muss bei der homogenen

einphasigen Variante ein zusätzlicher Transalkylierungsreaktor eingesetzt werden,

der bei niedrigeren Temperaturen betrieben wird. Nach der Transalklyierung werden

die Alkylierungsprodukte neutralisiert und destillativ aufgereinigt. Beim homogenen

Prozess bleibt das gesamte AlCl3 in Lösung.

Allgemeiner Teil

20

Abbildung 5: Homogener AlCl3 Prozess zur Herstellung von Ethylbenzol nach Monsanto64

Der große Nachteil dieser homogenen AlCl3 Verfahren ist die Korrosivität der im

Reaktionsgemisch suspendierten und gelösten Katalysatoren, die hohe

Investitionskosten für korrosionsbeständige Reaktoren erfordern. Des Weiteren muss

das Rohprodukt wegen der unvollständigen Abtrennung vom Katalysatorkomplex

wässrig oder alkalisch aufgearbeitet werden, wodurch weitere Kosten bei der

Abwasserreinigung und Abfallentsorgung anfallen.

Aus diesem Grund wurden auch heterogen-katalysierte Verfahren entwickelt, bei

denen saure Festbettkatalysatoren verwendet werden. Das 1958 von UOP

eingeführte Alkar- Verfahren wird mit BF3/Al2O3- Katalysatoren betrieben. Die

Alkylierung erfolgt bei Temperaturen von 120 – 150 °C. Die Transalkylierung zur

Erhöhung der Ausbeute an monoalkylierten Benzolen wird in einem zusätzlichen

Reaktor bei Temperaturen von 170 – 180 °C und Drücken von 35 bis über 100 bar

durchgeführt.

Der Nachteil dieses Verfahrens ist, dass Feuchtigkeitsspuren mit BF3 zu flüchtigen

Boroxyfluoriden reagieren, die sich im zurückgeführten Benzol anreichern.

Die Alkylierung von Benzol mit Ethen in der Gasphase wurde erstmals 1942

betrieben. Benzol wird bei etwa 300 °C und 40 – 65 bar mit Ethen an sauren

Allgemeiner Teil

21

Trägerkatalysatoren wie Al2O3/SiO2 oder H3PO4/SiO2 umgesetzt. Die

Transalkylierung kann mit diesen Katalysatoren jedoch nicht durchgeführt werden, so

dass mit diesem Verfahren nur geringe Ausbeuten realisierbar sind.65

Seit 1980 finden zur Herstellung von Ethylbenzol in der Gasphase auch Zeolith-

Katalysatoren Anwendung. Beim Mobil-Badger Prozess wird ein ZSM-5-Zeolith-

Katalysator bei einer Temperatur von 420 – 430 °C und einem Druck von 15 – 20 bar

eingesetzt. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen darin, dass wegen der einfachen

Regenerierbarkeit des nichtkorrosiven Katalysators weder Korrosionsprobleme, noch

Deponierprobleme durch den verbrauchten Katalysator entstehen.62 Aufgrund des

höheren Temperaturbereichs kommt es bei diesem Verfahren zu Ablagerungen auf

dem Katalysator (Verkokung), die im Laufe der Verwendung zu

Ausbeuteeinbußungen führen. Der Katalysator muss in regelmäßigen Abständen

regeneriert werden, was den kontinuierlichen Betrieb einer Anlage erschwert.

Zusammenfassend ist die Verwendung der Friedel-Crafts Alkylierung zur C-C

Knüpfung ein Mittel zur Funktionalisierung von aromatischen Systemen. Allerdings

sind bestehende Prozesse mit ökologischen und ökonomischen Nachteilen

(Nebenprodukte, Abfallsalzlösungen, Energieverbrauch bei der Aufarbeitung)

verbunden. Aus diesem Grund wird verstärkt auf der Katalysatorseite nach

Alternativen, insbesondere zur Immobilisierung der eingesetzten Katalysatoren,

gesucht.

2.4.2. Technische Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin

Aufgrund der Basizität des Anilins (pKs = 30,6)66 sind elektrophile Substitutionen nicht

nur am aromatischen Ring, sondern auch am Aminstickstoff möglich.

Definitionsgemäß spricht man lediglich bei einem elektrophilen Angriff an den

aromatischen Ring des Anilins von einer Friedel-Crafts Alkylierung. Da allerdings die

Alkylierung des Aminstickstoffs ebenfalls von wirtschaftlichem Interesse ist und unter

Friedel-Crafts Bedingungen durchgeführt wird, soll sie an dieser Stelle dennoch

aufgeführt werden.

Je nach Wunschprodukt werden unterschiedliche Katalysatoren und

Reaktionsbedingungen verwendet:

Allgemeiner Teil

22

N-Alkylierung von Anilin

Wichtige Produkte, die durch N-Alkylierung von Anilin und Anilinderivaten hergestellt

werden, sind: N-Methylanilin, N,N-Dimethylanilin, N,N-Diethylanilin, N-Benzyl-N-

Ethyl-m-Toluidin, m-Chloro-N-Ethylanilin, N-Benzylanilin. Sie dienen insbesondere

zur Herstellung von Farbstoffen. Beispielsweise kann das N,N-Dimethylanilin zum

Michlers Keton umgesetzt werden, das zur Herstellung von Triphenylmethan-

Farbstoffen, wie dem Kristallviolett dient.62

O

N N

Abbildung 6: Michlers Keton, hergestellt aus N,N-Dimethylanilin

Die N-Alkylderivate des Anilins werden in einer Flüssigphasenreaktion von Anilin bei

etwa 200 °C mit einem Überschuss des zur Alkylierung eingesetzten Alkohols unter

Druck (30 – 50 bar) in Gegenwart eines Säurekatalysators (H2SO4, H3PO4)

hergestellt.62 Zur Verbesserung der Ausbeute werden oftmals aliphatische Amine, ein

phosphorsaures Salz oder ein quartäres Ammoniumsalz des Amins zugesetzt.

Nachteilig auf die Aktivität wirken sich die in einer unerwünschten Nebenreaktion

ablaufende Alkylierung des aliphatischen Amins, sowie eine nicht homogene

Verteilung der Salze in der Katalysatorphase aus.67 Neben den einfach- und

zweifachalkylierten N-Alkylderivaten des Anilins treten auch ringalkylierte Aniline als

Nebenprodukte auf. Wie bei der Flüssigphasenalkylierung von Benzol, erfolgt die

Produktaufreinigung durch einen Hydrolyseschritt, wobei giftige und salzhaltige

Abfälle entstehen, die die Umwelt belasten und die Herstellungskosten in die Höhe

treiben.

Um die Korrosions- und Abwasserproblematik bei der Flüssigphasenalkylierung zu

umgehen, wird intensiv an heterogenen Gasphasenreaktionen geforscht. Diese

zeigen in der Regel schlechtere Ausbeuten bei geringeren Durchsätzen68, bieten

jedoch den Vorteil der nachhaltigen Reaktionsführung mit geringeren

Investitionskosten. Als Katalysatoren werden verschiedene geträgerte Aluminium-

und Magnesiumphosphate69, Zeolithe70, modifizierte Tonerde71, Vanadium-72 und

Allgemeiner Teil

23

Eisenoxide73 eingesetzt. Die Säure- Base Eigenschaften (Anzahl aktiver Zentren und

Säurestärke) des heterogenen Katalysators nehmen neben den üblichen

Reaktionsbedingungen einen entscheidenden Einfluss auf die Aktivität und

Selektivität.74 Aufgrund der Basizität des Anilins kommt es bei stark aciden

Katalysatoren durch die Komplexierung des Anilins zu Ablagerungen am Katalysator

und damit zu Verlusten in der Aktivität.

Daher gibt es einige Ansätze zur übergangsmetallkatalysierten Hydroaminierung von

Anilin zur C-N Knüpfung. Hier sei lediglich auf einen sehr detaillierten

Übersichtsartikel von T. Müller75 verwiesen. Im Vergleich zur säurekatalysierten

elektrophilen Substitutionsreaktion werden allerdings geringere

Reaktionsgeschwindigkeiten erzielt.

Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin

Die wichtigsten technischen Wertprodukte aus ringsubstituierten Anilinen werden

durch Weiterverarbeitung der ortho- alkylierten Aniline hergestellt. Ortho- alkylierte

Produkte des Anilins werden wie Anilin selbst, insbesondere zur Herstellung von

Diphenylmethandiisocyanaten (MDI) verwendet, welches die Vorstufe zu den

Polyurethan Kunststoffen darstellt. Durch Kondensation von substituiertem oder

unsubstituiertem Anilin mit Formaldehyd entsteht 4,4´-Diaminodiphenylmethan,

welches nach Schema 7 mit Phosgen zu MDI umgesetzt werden kann:

H2N NH2

+ 2 COCl2- 4 HCl

N NC

OC

O

Schema 7: Umsetzung von 4,4´-Diaminodiphenylmethan mit Phosgen zu Diphenylmethandiisocyanat (MDI)

Die selektive Einführung von Alkylresten an den Benzolkern des Anilins ist lt. Franck

und Stadlhofer76 durch gewöhnliche elektrophile Substitution des Anilins

wirtschaftlich nicht durchführbar, da der Aminstickstoff ebenfalls elektrophil

angegriffen wird. Deswegen werden hierfür metallorganische Katalysatoren

verwendet. Durch die Reaktion von Anilin mit Ethen unter katalytischer Wirkung von

Diethylaluminiumchlorid erhält man bei einem Druck von 70 bar und einer

Allgemeiner Teil

24

Temperatur von etwa 150°C in über 85-%-iger Ausbeute das ringalkylierte Produkt

2,6-Diethylanilin. Dieses dient insbesondere zur Herstellung des Herbicids Alachlor

(s. Schema 8), das in den USA in einer Menge von 42000 t/a verwendet wird:

NH2

+HCHO

-H2O

N

CH2

+Cl-CH2-COCl

NCH2Cl

O

ClH2C

+CH3OH

-HCl

NCH2OCH3

O

ClH2C

Alachlor

Schema 8: Darstellung von Alachlor aus 2,6-Diethylanilin

Ein weiterer aktiver Katalysator für die ortho- Alkylierung von Anilin ist

Aluminiumtrianilid, das sich aus der Reaktion zwischen Anilin und Aluminiumpulver

unter Wasserstoffentwicklung bildet. Hier führt die Reaktion zwischen Anilin und

Ethen bei Temperaturen von 300 – 340 °C und einem Druck von 200 bar nach 2 – 3

Stunden zu hohen Ausbeuten an ringalkyliertem Produkt. Nachfolgender

Reaktionsmechanismus beschreibt die Addition des Alkens über eine am Aluminium

gebundene Zwischenstufe: NH2

Al HNAl

3

1,5 H23AlCl3 H

NAl

3

NH

Al

3

NH2

3 HNAl

3

NH2

HNAl

3

3

Schema 9: Reaktionsmechanismus zur ortho-Alkylierung von Anilin mit Alumniumtrianilid als Katalysator77

Zur Verbesserung der Aktivität werden typische Friedel-Crafts Katalysatoren wie

AlCl3 und BF3 als Promoter eingesetzt.78

Die technische Alkylierung von Anilin mit Propen zur Herstellung von 2,6-

Diisopropylanilin wird sowohl in der Flüssig-, als auch in der Gasphase durchgeführt.

In der Flüssigphase führt die Reaktion bei Temperaturen zwischen 150 und 400 °C

und Drücken von 50 – 300 bar zu Selektivitäten von 80 % bezüglich 2,6-

Diisopropylanilin. Der Prozess wird mit einem Katalysatorgemisch aus

Allgemeiner Teil

25

Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid durchgeführt. Dabei entstehen di- und

trialkylierte Aniline, die sowohl am aromatischen Ring, als auch am Aminstickstoff

durch lineare und verzweigte Alkylgruppen substituiert sind. Diese lassen sich durch

Rektifikation voneinander trennen.3 Um Korrosion in den Destillationskolonnen zu

verhindern, muss die Produktphase nach der Reaktion wässrig bzw. alkalisch

aufgearbeitet werden, wobei der Katalysator hydrolysiert wird:

AlHNNH

NH

3H2OAl(OH)3 3

NH2

AlCl3 + 3 H2O Al(OH)3 + 3 HCl

3 HCl + 3 NaOH 3 NaCl + 3 H2O

Schema 10: Wässrige Aufarbeitung zur Produktisolierung

Die auf diese Weise entstehenden Abfallmengen sind aufgrund der Querlöslichkeit

aromatischer Amine in Wasser teilweise giftig und korrosiv, weshalb das Verfahren

aus ökologischen Gründen bedenklich ist. Eine Möglichkeit diese Probleme zu

umgehen sind heterogene Prozesse, wie z.B. die Alkylierung in der Gasphase.

Die Alkylierung von Anilin mit Propen in der Gasphase wird heterogen in der

Gegenwart von LZY62-Zeolithen bei 62 bar und 250 °C durchgeführt. Sie erreicht

Selektivitäten von ca. 70% bezüglich o-DIPA bei Umsatzgraden zwischen 80% und

90%.79 Der wesentliche Nachteil dieses Verfahrens liegt im geringen Stoffdurchsatz

im Vergleich zur Flüssigphasenalkylierung. Insbesondere bei hohen

Katalysatoraciditäten kommt es zur raschen Verkokung des Katalysators, so dass

dieser nach einer geringen Betriebszeit von etwa 480 h ausgetauscht und regeneriert

werden muss.

Allgemeiner Teil

26

Zusammenfassend ist die elektrophile Substitution eines Wasserstoffatoms am Anilin

durch eine Alkylgruppe mit einer Reihe von Problemen verknüpft. Während

homogene Flüssigphasenmethoden mit ökologischen und ökonomischen Nachteilen

behaftet sind, werden durch heterogen arbeitende Katalysatoren nur geringe

Katalysatorstandzeiten bei geringeren Ausbeuten erzielt.

2.4.3. Friedel-Crafts Alkylierung in Salzschmelzen

Einen guten Überblick über die historische Anwendung acider anorganischer

Salzschmelzen als Reaktionsmedium in Friedel-Crafts-Reaktionen liefert ein

Übersichtsartikel von Wilkes80. Aufgrund ihres relativ geringen Schmelzpunktes (s.

Kap. 2.2, Abbildung 1) werden insbesondere binäre Mischungen aus AlCl3 und NaCl

verwendet. Die weiteren Vorteile dieser anorganischen Chloroaluminatschmelzen als

Reaktionsmedium und Katalysator sind die hohe Acidität und die damit verbundene

schnelle Reaktionsgeschwindigkeit, sowie die leichte Abtrennbarkeit der Produkte.81

Allerdings ist deren Einsatz aufgrund der Flüchtigkeit und der begrenzten

thermischen Stabilität vieler organischer Reaktanden auf wenige organische

Produkte beschränkt. Der Einsatz von AlCl3-NaCl Schmelzen in Friedel-Crafts und

einigen anderen organischen Reaktionen wurden von Jones und Osteryoung82

zusammengestellt.

Die ersten Beispiele für Alkylierungsreaktionen in flüssigen Salzschmelzen wurden in

den fünfziger Jahren von Baddeley und Williamson veröffentlicht. Sie untersuchten

die intramolekulare Zyklisierung von Alkylhalogeniden in Mischungen von

Natriumchlorid und Aluminiumchlorid.83

1986 veröffentlichte Wilkes erste Untersuchungen zur Alkylierung von Benzol mit

unterschiedlichen Alkylhalogeniden in aciden Chloraluminatschmelzen. Trotz

niedriger Temperaturen ergaben sich sehr hohe Alkylierungsgeschwindigkeiten.84,85

Eine gute Möglichkeit zur Immobilisierung eines aciden Katalysators liefern ionische

Flüssigkeiten. Aufgrund ihrer guten Löslichkeit für Metallsalze und andere

Übergangsmetallkomplexe bieten sie durch ihre Mischungslücke mit vielen

organischen Substanzen die Möglichkeit einer homogenen flüssig-flüssig

Allgemeiner Teil

27

Zweiphasenkatalyse. Eine Abtrennung der ionischen Katalysatorphase von den

Reaktionsprodukten kann in den meisten Fällen rein gravimetrisch erfolgen, wodurch

eine einfache Rezyklierung dieser Katalysatorsysteme realisiert werden kann.

IL + Katalysator

Organische Edukt- / Produktphase

IL + Katalysator

Organische Edukt- / Produktphase

Abbildung 7: Konzept zur homogenen Zweiphasenkatalyse mit ionischen Flüssigkeiten

In Patenten der BP Chemicals wurden 1995 die ersten Friedel- Crafts Alkylierungen

von Aromaten mit Olefinen in ionischen Flüssigkeiten beschrieben.86 In der

Alkylierung von Benzol mit Ethen zeigen Mischungen von [EMIM]Cl/ AlCl3 im

Vergleich zum reinen Aluminiumchlorid vergleichbare Umsätze und Selektivitäten,

jedoch mit dem Vorteil der leichteren Produktabtrennung. Aufgrund seiner hohen

Polarität und Dichte bildet das ionische Katalysatorsystem eine zweite Phase, was

eine Rezyklierung des Systems ermöglicht. Allerdings wurden keine Angaben zur

Aktivität des abgetrennten Katalysators gemacht.

Song et al. berichteten zum ersten Mal von Lewissäure katalysierten Friedel- Crafts

Alkylierungen, die von den aciden Chloraluminatschmelzen abweichen. Sie

verwendeten Scandiumtriflat als Katalysator, das in ionischen Flüssigkeiten mit

schwach koordinierenden Anionen, wie [SbF6]-, [PF6]-, [BF4]- oder [N(Tf)2]- gelöst

wurde. Allerdings zeigten lediglich die ionischen Flüssigkeiten mit den Anionen

[SbF6]- und [PF6]- Aktivität in der Alkylierungsreaktion, was auf eine Hydrolyse der

Anionen durch Feuchtigkeitsspuren hindeutet. Dabei entsteht HF, das die Reaktion

katalysiert haben könnte.87 Dennoch sind in jüngster Zeit Triflate in den Fokus

säurekatalysierter Reaktionen getreten. Der Vorteil von Verbindungen wie

Scandium-, Indium-, Zirkonium-, Zink-, und Kupfertriflat ist ihre Unempfindlichkeit

gegenüber Wasser. Dadurch kann der Katalysator nach einer wässrigen

Aufarbeitung der Produkte wieder verwendet werden.

Allgemeiner Teil

28

Hölderich et al. beschrieben die Alkylierung von Benzol mit Dodecen an

immobilisierten aciden Chloroaluminatschmelzen88,89. Die kontinuierliche

Festbettreaktion lieferte gute Ausbeuten und Selektivitäten bezüglich des

monoalkylierten Produkts. Allerdings deaktiviert der Katalysator durch die Bildung

von Oligomeren aus Dodecen und durch Katalysatorleaching.

Heutzutage berichten mehrere Forschungsgruppen über die Verwendung

verschiedener ionischer Flüssigkeiten bei Friedel- Crafts Reaktionen, sowie deren

effiziente Rezyklierung. Trotz milder Reaktionsbedingungen werden sehr hohe

Umsatzgrade erreicht, so dass in diesem Zusammenhang von „green reaction

characteristics“ gesprochen wird.90

2.4.4. Alkylierung von Anilin in Salzschmelzen

Durch die Immobilisierung von aciden Katalysatoren in ionischen Flüssigkeiten

konnten bei der Alkylierung von unfunktionalisierten Aromaten wie Benzol die

Vorteile der Flüssigphasenalkylierung (hohe Aktivität bei geringeren Temperaturen,

hoher Durchsatz) mit den Vorteilen der Gasphasenalkylierung (leichte

Produktabtrennung, nachhaltiges Verfahrenskonzept) verknüpft werden. Zum Einsatz

acider ionischer Flüssigkeiten bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin gibt es

derzeit kaum Veröffentlichungen.

Alkylierungsreaktionen zur Herstellung von N-Alkylaminen in ionischen Flüssigkeiten

sind in der Literatur hinreichend beschrieben. Im Vergleich zu heterogenen

Prozessen können durch die Verwendung von ionischen Flüssigkeiten mildere

Reaktionsbedingungen und höhere Ausbeuten an monoalkylierten Produkten erzielt

werden.

Die Monoalklyierung aromatischer Amine mit Alkylhalogeniden und Tosylaten in

verschiedenen ionischen Flüssigkeiten zur Herstellung N-alkylierter Aniline wurde

2006 in Green Chemistry veröffentlicht.91 Im Vergleich zu konventionellen

organischen Lösungsmitteln, wie Dimethylsulfoxid und Dichlormethan, konnten bei

der Verwendung von Imidazol-basierten ionischen Flüssigkeiten als Katalysator und

Lösungsmittel höhere Ausbeuten und Selektivitäten zum N-alkylierten Produkt erzielt

werden. Aufgrund der Mischbarkeit der alkylierten Produkte müssen diese nach der

Reaktion durch Zugabe von n-Heptan aus der ionischen Flüssigkeit extrahiert

Allgemeiner Teil

29

werden. Die ionische Flüssigkeit konnte nach einer Aufarbeitung wieder rezykliert

werden.

Der Einsatz ionischer Flüssigkeiten bei der Friedel-Crafts Alkylierung von

aromatischen Aminen zur Herstellung ringsubstituierter aromatischer Amine

hingegen ist weitgehend unbekannt.

Ein Patent aus dem Jahr 2007 beschreibt einige Versuche, bei denen die Alkylierung

von Anilin mit langkettigen Alkenen, wie Nonen, Dodecen und Decen in

verschiedenen Chloroaluminaten durchgeführt wurde.92 Bei hohem Einsatz an

Aluminiumchlorid (50 mol-% bezogen auf Anilin) und langen Reaktionszeiten (über

24 h) wurden Ausbeuten an mono- und dialkylierten Anilinen kleiner 60 % erhalten.

Eine Phasentrennung zwischen den alkylierten Produkten und der ionischen

Katalysatorphase konnte nur durch Zugabe von n-Heptan als Extraktionsmittel erzielt

werden, welches sich mit der verwendeten ionischen Flüssigkeit [BMIM]Cl / AlCl3

nicht mischt. Nach wässriger Aufarbeitung der Produktphase wurde eine leichte

Wärmeentwicklung festgestellt. Dies deutet auf einen Austrag an Aluminiumchlorid

aus der ionischen Flüssigkeit in die organische Produktphase hin, da es in

Gegenwart von Wasser unter Wärmeentwicklung zu HCl und Al(OH)3 hydrolysiert.

Bei der Verwendung von Ammonium- basierten ionischen Flüssigkeiten ([NR4]Cl /

AlCl3), musste zur Phasentrennung neben n-Heptan noch Dichlormethan

hinzugegeben werden.

Die Erfinder glauben, dass es möglich sei, die acide ionische Flüssigkeit zu

rezyklieren. Sie machen jedoch keine konkreten Angaben über Katalysatorleaching

oder über erfolgreich durchgeführte Rezyklierungsversuche.92

Ein erfolgreiches Konzept zur Katalysatorrezyklierung bei der homogenen

säurekatalysierten Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin ist derzeit noch nicht bekannt

und soll im Rahmen dieser Arbeit entwickelt werden.

Allgemeiner Teil

30

2.5. COSMOtherm zur Abschätzung von Löslichkeitseigenschaften

Zur Vorabschätzung der Löslichkeit ionischer Flüssigkeiten mit 2,6-Diisopropylanilin

(o-DIPA) wurden thermodynamische Berechnungen auf Basis der

Dichtefunktionaltheorie (DFT) mit COSMOtherm durchgeführt. COSMOtherm basiert

auf dem COSMO-RS Modell (Conductor-like Screening Model for Real Solvents),

das die Wechselwirkungen von Molekülen durch quantenchemische Berechnungen

derer Oberflächenladungen simuliert.

Während rein quantenchemische Methoden isolierte Moleküle bei einer Temperatur

von 0 K beschreiben und damit lediglich eine realistische Beschreibung der Moleküle

im Vakuum oder in der Gasphase erlauben, können mit Hilfe der CSM-Modelle

(continuum solvation models) Interaktionen in kondensierten Medien simuliert

werden. Die umgebenden Moleküle werden dabei als Kontinuum aufgefasst und die

Reaktion des Moleküls auf dieses Kontinuum quantenchemisch modelliert. Eine

ausführliche Übersicht zur Theorie und Entwicklung der Kontinuumsolvensmodelle

haben Tomasi und Persico zusammengestellt.93

Mit dem COSMO-Ansatz haben Klamt und Schürmann eine Methode entwickelt, bei

dem der Rechenaufwand durch die Annahme des Kontinuums als idealer Leiter, im

Vergleich zu den CSM-Modellen, stark reduziert wird.94 Das COSMO-Modell definiert

die Randbedingungen für die Bestimmung der Geometrie und

Oberflächenladungsverteilung der einzelnen Moleküle nach der

Dichtefunktionaltheorie (DFT). Die Grundlagen der Dichtefunktionaltheorie sind

ausführlich bei Atkins und de Paula erläutert.95

Mit dem physikalischen Modell COSMO-RS (Conductor-like Screening Model for

Real Solvents) können die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen in einer

flüssigen Mischung bestimmt werden. Dabei wird die virtuelle Oberfläche des

Moleküls, die in den DFT-Berechnungen mit dem COSMO-Modell bestimmt wurde, in

Segmente zerlegt. Trägt man nun die Häufigkeit über die

Abschirmungsladungsdichte σ der Segmente im betrachteten Molekül auf, so erhält

man das σ-Profil der Substanz:

Allgemeiner Teil

31

0

5

10

15

20

25

30

35

-0,03 -0,02 -0,01 0 0,01 0,02 0,03

Abschirmungsladungsdichte

Häuf

igke

it

Anilin DIPA TIPA

Diagramm 1: Sigma-Profil von Anilin, o-DIPA und 2,4,6-TIPA

Vergleicht man die Sigma-Profile von Anilin mit DIPA und TIPA, so ist erkennbar,

dass die Häufigkeit der ungeladenen Oberflächensegmente mit steigendem

Substitutionsgrad zunimmt.

Für die flüssige Mischung werden diese Segmente der Solvat- und Solvensmoleküle

nun paarweise in Kontakt gebracht. Aus den resultierenden Differenzen in der

Ladungsdichte kann über Zusammenhänge aus der statistischen Thermodynamik

das chemische Potential der Mischung bestimmt werden, auf dem die anschließende

Berechnung der konkreten Eigenschaften basiert.99,96,97

Weiterführende Literatur zur COSMO-Methodik kann den angegebenen

Veröffentlichungen entnommen werden.98,99

32

33

Kapitel 3 Versuchsergebnisse und Diskussion

34

Versuchsergebnisse und Diskussion

35

3. Versuchsergebnisse und Diskussion

3.1. Konzeption der Arbeit

Aufbauend auf den jüngsten Entwicklungen in der homogenen flüssig-flüssig

Zweiphasenkatalyse mit aciden ionischen Flüssigkeiten soll deren Einsatz in der

Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von

Aluminiumchlorid untersucht werden. Ähnlich wie bei der in der Literatur bereits

hinreichend beschriebenen homogenen Isopropylierung von Toluol10, soll der

Katalysator (Aluminiumchlorid) in der ionischen Flüssigkeit gelöst werden und als

zweite, nicht mischbare Katalysatorphase nach Möglichkeit rezykliert werden.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Rezyklierung der ionischen Katalysatorphase

sind eine Phasentrennung mit den organischen Produkten und eine möglichst

vollständige Immobilisierung des Aluminiumchlorids in der ionischen Flüssigkeit.

Der geforderte Temperaturbereich zur erfolgreichen Ringalkylierung mit

Aluminiumchlorid als Katalysator liegt mit 150 - 400 °C (s. Kapitel 2.4.2) im

Grenzbereich der Thermostabilität vieler ionischer Flüssigkeiten. Einige ionische

Flüssigkeiten, wie z.B. [EMIM][NTf2] (1-Ethyl-3-Methyl-Imidazolium-

bistrifluoromethansulfonamid) sind zumindest kurzweilig noch bei Temperaturen bis

400 °C stabil23, allerdings ist aus ökonomischer Sicht selbst ein geringer

Massenverlust der „teuren“ ionischen Flüssigkeit in einem kontinuierlichen Betrieb

nicht tragbar. Der Einfluss des gelösten Aluminiumchlorids in der IL auf die

Thermostabilität ist in der Literatur noch nicht beschrieben und kann die

Thermostabilität der IL beeinflussen.

Da der Katalysator in der ionischen Flüssigkeit in einem gelösten, polaren Zustand

für die Reaktanden zugänglich ist, besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass eine

niedrigere Temperatur für die Reaktion benötigt wird, als im konventionellen Prozess.

Sollte der geforderte Temperaturbereich zur Alkylierung des aromatischen Ringes

von Anilin unterhalb der Zersetzungstemperatur der verwendeten ionischen

Flüssigkeit liegen, könnte deren Einsatz aufgrund der vielseitig einstellbaren

Eigenschaften für die Phasentrennung von Vorteil sein.

Die starken Wechselwirkungen zwischen der Aminogruppe des Anilins und der

Lewissäure Aluminiumchlorid werden die Rezyklierung des Katalysators im Vergleich

Versuchsergebnisse und Diskussion

36

zur Isopropylierung von Toluol erheblich erschweren. Die Koordination des

Aluminiumchlorids in der ionischen Flüssigkeit müsste für eine gute Immobilisierung

stärker sein als die Koordination an der Aminogruppe des Anilins, was vermutlich mit

Einbußen in der Katalysatoraktivität einherginge.

Voruntersuchungen zum Mischungsverhalten mit o-DIPA und zur Thermostabilität

sollen zeigen, ob ionische Flüssigkeiten den genannten Bedingungen unterliegen

und für eine nachhaltige Reaktionsführung bei der Friedel-Crafts Alkylierung von

Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid geeignet sind.

Eine Alternative besteht in der Verwendung von aciden anorganischen

Salzschmelzen, die eine weitaus höhere Thermostabilität aufweisen als organische

ionische Flüssigkeiten. Insbesondere Chloroaluminatschmelzen mit AlCl3 und

Alkalichloriden bilden niedrig schmelzende Eutektika (s. Kap. 2.2) und weisen eine

hohe Acidität auf. Im Falle einer Nichtmischbarkeit zwischen der aciden

anorganischen Salzschmelze und der Produktphase müsste die Trennstufe

allerdings für höhere Temperaturen ausgelegt sein, um ein Aussalzen der Schmelze

zu verhindern.

Der Hauptfokus dieser Arbeit besteht in der Rezyklierung der aciden

Katalysatorphase, die nach Möglichkeit durch eine flüssige Phasentrennung

zwischen der organischen bzw. anorganischen Katalysatorphase und den

organischen Produkten realisiert werden soll. Aufgrund der bereits erläuterten

Koordination des Aluminiumchlorids an den Aminstickstoff und der damit

einhergehenden Trennproblematik zwischen Katalysator und Produkt, erschien es

sinnvoll, das vorgestellte Konzept zur flüssig-flüssig Zweiphasenalkylierung durch

alternative Trennverfahren zu erweitern, um eine Nachhaltigkeit im bestehenden

Prozess der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin zu erzielen.

So bietet sich im Falle einer vollen Mischbarkeit der Anilinderivate mit den

anorganischen Salzschmelzen die Möglichkeit der gezielten Kristallisation der aciden

Schmelze aus der Produktphase. Dies ist allerdings mit einem höheren apparativen

Aufwand und höheren Betriebskosten bei der Temperaturführung verbunden.

Versuchsergebnisse und Diskussion

37

Im Folgenden sollen die angedachten Konzepte auf ihre Durchführbarkeit untersucht

werden.

3.2. Vorversuche zur Auswahl geeigneter Versuchsparameter

Vorversuche sollen zunächst die Grundlage für nachfolgende Verfahrenskonzepte

bilden und eine Vorauswahl an Reaktionsparametern liefern. Die konventionelle

Flüssigphasenalkylierung von Anilin mit Propen wird mit einem Katalysatorgemisch

aus Aluminiumtrianilid und Aluminiumchlorid durchgeführt. Bei Temperaturen

zwischen 150 °C und 400 °C entsteht analog Diagramm 2 mit 80 %-iger Selektivität

das 2,6-Diisopropylanilin:

NH2 NH2

2AlCl3

Al(NHPh)3

Diagramm 2: Flüssigphasenalkylierung von Anilin mit Propen zur Herstellung von o-DIPA

Die maximale Ausbeute an ortho- alkyliertem Produkt wird nach etwa 5 Stunden bei

Temperaturen um 260 °C und einem Stoffmengenverhältnis zwischen Al / AlCl3 /

Anilin = 1 / 1,7 / 14 erreicht.3 Das Anilin wird dabei nahezu quantitativ umgesetzt.

Eine Erniedrigung der Temperatur unter 260 °C führt bevorzugt zur Alkylierung am

Aminstickstoff.

3.2.1. Aluminiumtrianilid als Katalysator

Die Katalysatormischung zwischen Aluminiumtrianilid und Aluminiumchlorid wird vor

der Reaktion in einem Glaskolben unter Inertgas hergestellt. Das Aluminiumtrianilid

entsteht durch eine Redox-Reaktion zwischen elementarem Aluminium und Anilin.

Dabei wird analog Schema 11 Al0 zu Al3+ oxidiert und der am Amin gebundene

Wasserstoff zu elementarem Wasserstoff reduziert:

Versuchsergebnisse und Diskussion

38

Schema 11: Herstellung von Aluminiumtrianilid durch Oxidation von elementarem Aluminium

Ox: Al0 Al3+ + 3e-

Red: 2 NH2-Ph + 2e- 2 NH-Ph- + H2

Redox: 2 Al + 6 NH2-Ph 2 Al(NH-Ph)3 + 3 H2

Nach etwa 1 h Reaktionszeit bei 170 °C ist keine Wasserstoffentwicklung mehr zu

erkennen und das Katalysatorgemisch wird unter Inertgas in den Reaktor

eingeschleust. Ein Teil des Alkylierungsmittels Propen wird ebenfalls vorgelegt, um

eine Sublimation von Aluminiumchlorid zu verhindern. Nach Erreichen der

Betriebstemperatur wird über eine HPLC- Pumpe so viel Propen zudosiert, wie durch

die Reaktion verbraucht wird, so dass der Reaktordruck konstant gehalten werden

kann. Diagramm 3 zeigt den Umsatz an Anilin über die Reaktionszeit:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5

t [h]

X [-]

Umsatz bzgl. Anilin

Diagramm 3: Anilinumsatz beim Benchmarkversuch – Katalysator: Aluminiumchlorid + Aluminiumtrianilid; Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen)

Entgegen den Erwartungen wird nach 5 h Stunden Reaktionszeit bei 250 °C ein

Anilinumsatz von lediglich 48 % erreicht. Die Ausbeuten der jeweiligen

Produktisomere sind in Diagramm 4 dargestellt:

Versuchsergebnisse und Diskussion

39

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA)

Diagramm 4: Ausbeute der jeweiligen Produktisomere beim Benchmarkversuch - Katalysator: Aluminiumchlorid + Aluminiumtrianilid; Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen);

Wie erwartet bildet sich zunächst das einfach alkylierte Produkt Isopropylanilin (IPA).

Das zweifachalkylierte Diisopropylanilin (DIPA) ist ein Folgeprodukt des IPA´s und

entsteht durch eine weitere Addition des Propens. Der DIPA-Verlauf geht daher mit

der Bildung des IPA´s einher, verschoben zu höheren Anilinumsätzen.

Bemerkenswert ist die relativ starke Bildung dreifachalkylierter Produkte (TIPA),

bereits bei niedrigen Anilinumsätzen. Lineare Propylaniline konnten nicht

nachgewiesen werden.

Eine genauere Analyse der Produktisomere zeigt, dass die Erstsubstitution am

aromatischen Ring in ortho-Position des Anilins erfolgt. Die gebildeten

Isopropylaniline bestehen nahezu ausschließlich aus 2-Isopropylanilin. Die Ausbeute

stickstoffalkylierter Isopropylaniline ist kleiner 3 %. Dies steht mit dem

vorgeschlagenem Reaktionsmechanismus zur ortho-Alkylierung mit

Aluminiumtrianilid als Katalysator (s. Schema 9) im Einklang.

Diagramm 5 zeigt die Selektivität innerhalb der zweifachalkylierten Aniline:

Versuchsergebnisse und Diskussion

40

0,00

0,02

0,04

0,06

0,08

0,10

0,12

0,00 0,08 0,09 0,10 0,12 0,25 0,26 0,47

X [-]

Y [-]

Y(o-DIPA) Y(N-2-DIPA) Y (DIPA-Gesamt)

Diagramm 5: Selektivität innerhalb der zweifachalkylierten Produkte beim Benchmarkversuch - Katalysator: Aluminiumchlorid + Aluminiumtrianilid; Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen);

Widererwartend bildet sich zunächst das am Stickstoff substituierte N-2-

Diisopropylanilin (N-2-DIPA). Ausgehend von dem vorgeschlagenen

Reaktionsmechanismus ist das nichtbindende Elektronenpaar am Stickstoff durch die

Bindung zum Aluminium blockiert und kann demnach nicht substituiert werden. Dies

deutet auf eine parallel ablaufende elektrophile Substitution des Aminstickstoffs der

freien ringalkylierten Isopropylaniline hin. Die Tatsache, dass keine stickstoff-

alkylierten Isopropylaniline (N-IPA), aber stickstoffalkylierte Diisopropylaniline (N-2-

DIPA) gebildet werden, kann anhand des induktiven Effekts der Isopropylgruppen

erklärt werden. Dieser erhöht die Elektronendichte am aromatischen Ring und am

Aminstickstoff, wodurch das Isopropylanilin im Vergleich zum Anilin eine höhere

Affinität für elektrophile Substitutionsreaktionen aufweist.

Die Selektivität des o-Diisopropylanilins innerhalb der ringsubstituierten DIPA´s

beträgt 100 %. Dies deutet darauf hin, dass dessen Bildung lediglich über die

Zwischenstufe am Aluminiumtrianilid erfolgt. Bei einem elektrophilen Angriff des

Propens an den aromatischen Ring müssten analog Schema 12 neben den ortho-

alkylierten Produkten noch paraalkylierte Produkte gebildet werden, da die

Versuchsergebnisse und Diskussion

41

Aminogruppe aufgrund des mesomeren Effektes am aromatischen Ring in ortho- und

para- Position dirigiert:

NH2

NH2

NH2

NH2

NH2

NH2

-H+

-H+

NH2

NH2

Schema 12: Bildung unterschiedlicher Isomere bei einer elektrophilen Substitution am aromatischen Ring

Insgesamt konnte die in der Literatur beschriebene maximale Selektivität zum o-

DIPA nicht erreicht werden. Dies könnte im Wesentlichen auf den verwendeten

Reaktortyp zurückzuführen sein. In industriellen Anlagen werden vorzugsweise

Schlaufenreaktoren eingesetzt, die komplett mit Flüssigkeit gefüllt sind. Durch eine

Injektordüse wird so viel Propen in den Reaktor zudosiert, wie verbraucht wird.

Dadurch herrscht im Reaktor ein Einphasensystem. Im Gegensatz dazu bildet sich

im halbkontinuierlich betriebenem Rührkesselreaktor, wie er für diese Versuche

verwendet wurde (s. Kap. 6.3.4) ein Zweiphasensystem zwischen überstehender

Gasphase und organischer Reaktandenphase aus. Somit ergeben sich

beispielsweise unterschiedliche Dispergierintensitäten und lokale

Mischungsverhältnisse in den jeweiligen Reaktoren, was zu verschiedenen

Produktausbeuten führen kann.

Bei geringen Anilinumsätzen wurden insbesondere einfachalkylierte Aniline gebildet.

Die Ausbeute an zweifachalkylierten Diisopropylanilinen ist mit 11 % gering.

Vermutlich wird die Folgereaktion zur Bildung dreifachalkylierter Aniline durch die

hohe Elektronendichte am aromatischen Ring der Diisopropylaniline bevorzugt. Die

Bildung der ortho- alkylierten Produkte scheint dem vorgeschlagenem

Reaktionsmechanismus zu folgen, da Substitutionen am aromatischen Ring nahezu

ausschließlich in ortho- Position erfolgen. Stickstoffalkylierte Produkte werden durch

eine klassische säurekatalysierte Alkylierungsreaktion der freien Isopropylaniline

Versuchsergebnisse und Diskussion

42

gebildet. Diese Konkurrenzreaktion verschlechtert die Ausbeute an ortho-alkylierten

Diisopropylanilinen.

3.2.1.1. Alkylierung mit reduziertem Anteil an Aluminiumchlorid

Der vorangegangene Benchmarkversuch legt die Vermutung nahe, dass neben dem

vorgeschlagenen Reaktionsmechanismus eine Konkurrenzreaktion abläuft. Bei

dieser werden, vermutlich durch eine säurekatalysierte elektrophile Substitution eines

am Stickstoff gebundenen Wasserstoffs, stickstoffalkylierte Produkte gebildet. Durch

Erniedrigung des Aluminiumchloridgehalts in der Katalysatormischung könnte die

säurekatalysierte elektrophile Substitutionsreaktion am Aminstickstoff unterdrückt

und die Ausbeute an ringsubstituierten Diisopropylanilinen erhöht werden.

Tabelle 1 zeigt eine Übersicht der Versuchsergebnisse bei einer Variation des

Aluminiumchloridgehalts in der Katalysatormischung:

Tabelle 1: Versuchsergebnisse bei der Variation des Aluminiumchloridgehalts in der Katalysatormischung

Eintrag m(AlCl3) m(Al) m(Anilin) Aluminiumtrianilidbildung X(Anilin) nach 5h Alkylierung 1 15 g 1,6 83 g x 48%2 3 g 1,6 83 g x 03 0 g 1,6 83 g - 0

Versuchsbedingungen: T=250°C; p=40bar (Propen)

Nach einer Erniedrigung des Aluminiumchloridgehalts von ursprünglich 15 g im

Benchmarkversuch auf 3 g konnte nach 5 Stunden Reaktionszeit bei gleichen

Bedingungen kein Anilinumsatz festgestellt werden. Das Aluminiumchlorid erhöht

somit die Aktivität im Katalysatorsystem Aluminiumtrianilid / AlCl3.

Durch die komplette Abwesenheit des Aluminiumchlorids gelingt die Bildung des

Aluminiumtrianilds aus Aluminium und Anilin auch bei erhöhten Temperaturen nicht.

Vermutlich bewirkt das Aluminiumchlorid ein Anätzen der Aluminiumflitter und damit

die Initiation der Redox-Reaktion. Den Erwartungen entsprechend konnte unter

diesen Bedingungen kein Umsatz in der Alkylierung beobachtet werden.

Versuchsergebnisse und Diskussion

43

3.2.2. Aluminiumtrichlorid als Katalysator

Da keine Aktivität des Aluminiumtrianilids ohne die Anwesenheit entsprechender

Mengen Aluminiumchlorid beobachtet werden konnte, stellt sich die Frage, inwieweit

das Aluminiumtrianilid die Reaktion katalysiert. Um den Einfluss des

Aluminiumtrianilids auf die Produktselektivität zu verdeutlichen, wurden Versuche

ohne Aluminiumtrianilid bei sonst identischen Bedingungen durchgeführt. Diagramm

6 zeigt den Verlauf des Anilinumsatzes über der Zeit:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5

t [h]

X [-]

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

300

T [°

C]

X(Anilin) Kat: AlCl3 + Aluminiumtrianilid X(Anilin) Kat: AlCl3T Kat: AlCl3 + Aluminiumtrianilid T Kat: AlCl3

Diagramm 6: Vergleich der Reaktionsgeschwindigkeiten mit und ohne Alumniumtrianilid als Katalysator Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen)

Trotz derselben eingesetzten Menge an Aluminiumchlorid und des gleichen

Temperaturprofils während der Reaktion ist die Reaktionsgeschwindigkeit bei

Abwesenheit von Aluminiumtrianilid deutlich größer. Nach 5 Stunden Reaktionszeit

wird mit reinem Aluminiumchlorid als Katalysator ein kompletter Anilinumsatz

erreicht, während bei der Verwendung des Katalysatorgemischs aus

Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid lediglich die Hälfte des eingesetzten Anilins

umgesetzt wird. Das Aluminiumtrianilid ist eine schwächere Lewissäure als

Aluminiumchlorid und reduziert vermutlich die Gesamtacidität des

Katalysatorgemischs, wodurch die Reaktionsgeschwindigkeit verringert wird.

Ein Vergleich des Produktspektrums liefert Diagramm 7:

Versuchsergebnisse und Diskussion

44

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(IPA) Kat: AlCl3 + Alumniumtrianilid Y(DIPA) Kat: AlCl3 + Alumniumtrianilid Y(TIPA) Kat: AlCl3 + AlumniumtrianilidY(IPA) Kat: AlCl3 Y(DIPA) Kat: AlCl3 Y(TIPA) Kat: AlCl3

Diagramm 7: Vergleich der Produktausbeuten mit und ohne Alumniumtrianilid als Katalysator Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen)

Die Ausbeute an alkylierten Produkten in Abhängigkeit des Anilinumsatzes liefert mit

und ohne Verwendung von Aluminiumtrianilid einen ähnlichen Verlauf. Nennenswert

ist lediglich die stärkere Bildung dreifachalkylierter Aniline bei der Verwendung des

Katalysatorgemischs aus Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid.

Da bei der Alkylierung ohne Aluminiumtrianilid ein anderer Reaktionsmechanismus

vermutet wird (elektrophile Substitution am Aminstickstoff und am aromatischen Ring

in ortho- und para- Position), wird in Diagramm 8 die Produktzusammensetzung

weiter aufgeschlüsselt:

Versuchsergebnisse und Diskussion

45

0,00

0,05

0,10

0,15

0,20

0,25

0,30

0,35

0,40

0,00 0,09 0,30 0,52 0,72 0,88 0,92 0,98 1,00

X [-]

Y [-]

Y(2-IPA) Y(N-IPA) Y (IPA-Gesamt)

Diagramm 8: Selektivität innerhalb der einfachalkylierten Produkte, Katalysator: 15g AlCl3 Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen), IPA: Isopropylanilin; 2-IPA: 2-Isopropylanilin; N-IPA: N-Isopropylanilin

Anders als bei dem Benchmarkversuch mit Aluminiumtrianilid werden sowohl

ringalkylierte, als auch stickstoffalkylierte Aniline gebildet. Die Substitution am

aromatischen Ring tritt wie beim vorangegangenen Versuch ausschließlich in ortho-

Position auf. Dies ist ungewöhnlich, da aufgrund des mesomeren Effekts der

Aminogruppe Substitutionen in ortho- und para- Position bevorzugt auftreten sollten

(s. Schema 12).

Beide Produkte unterliegen einer Folgereaktion und nehmen in gleichem Maße ab,

um die Bildung zweifachalkylierter Aniline zu ermöglichen:

Versuchsergebnisse und Diskussion

46

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,00 0,09 0,30 0,52 0,72 0,88 0,92 0,98 1,00

X [-]

Y [-]

Y(o-DIPA) Y(N-2-DIPA) Y(andere DIPA-Isomere) Y (DIPA-Gesamt)

Diagramm 9: Selektivität innerhalb der zweifachalkylierten Produkte, Katalysator: 15g AlCl3 Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen), DIPA: Diisopropylanilin; o-DIPA: 2,6-Diisopropylanilin; N-2-DIPA: N-2-Diisopropylanilin

Analog der Theorie der elektrophilen Substitution bilden sich zunächst bevorzugt

stickstoffalkylierte Diisopropylaniline (N-2-DIPA) und ein Isomerengemisch der

zweifachalkylierten Produkte (Diagramm 9). Die Bildung des o-DIPA setzt erst bei

Anilinumsätzen größer 50% ein und stellt dann das Hauptisomer innerhalb der

zweifachalkylierten Produkte dar.

Zusammenfassend ist bei der Verwendung von reinem Aluminiumchlorid als

Katalysator, entgegen der gängigen Literatur aus den 80er Jahren,76 eine deutlich

schnellere Reaktionsgeschwindigkeit zu erkennen. Neben den ortho- alkylierten

Isopropylanilinen entstehen auch stickstoffalkylierte Isopropylaniline, die in einer

Folgereaktion zu den zweifachalkylierten Anilinen (DIPA) abreagieren. Neben dem o-

DIPA entstehen auch weitere Isomere der zweifachalkylierten Aniline. Die

Gesamtausbeute an o-DIPA hingegen ist bei gleichem Anilinumsatz vergleichbar mit

dem Benchmarkversuch, bei dem das Katalysatorgemisch aus Aluminiumtrianilid und

Aluminiumchlorid verwendet wurde. Diagramm 10 zeigt den Verlauf der o-DIPA

Ausbeute über dem Umsatzgrad an Anilin:

Versuchsergebnisse und Diskussion

47

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y(o-

DIP

A) [

-]

Y(o-DIPA) Kat: AlCl3+AlumniuniumtrianilidY(o-DIPA) Kat: AlCl3

Diagramm 10: Vergleich o-DIPA Bildung mit und ohne Alumniumtrianilid als Katalysator Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen)

Die in der Literatur beschriebene Ausbeute von über 80% o-DIPA konnte in keinem

der beiden Versuche mit und ohne Aluminiumtrianilid erreicht werden. Dies könnte

auf eine Reihe von Betriebsparametern zurückzuführen sein, von denen an dieser

Stelle nur auf einige hingewiesen wird:

Die Ausbeute an o-DIPA nimmt mit steigendem Anilin- und Propenumsatz zu. Es ist

anzunehmen, dass bei weiterer Zudosierung von Propen die o-DIPA Ausbeute ein

Maximum durchläuft, das bisher nicht erreicht wurde. Allerdings ist hierbei mit einem

verstärkten Auftreten mehrfachalkylierter Aniline zu rechnen, da vermehrt

Folgereaktionen auftreten werden, die die maximale Ausbeute an o-DIPA nach oben

begrenzen. Des Weiteren konnte die vorgegebene Temperatur von 260 °C aufgrund

von apparativen Schwierigkeiten nicht erreicht werden. Auch der Grad der

Dispergierung, zusammen mit dem Propenpartialdruck und dem damit verbundenem

Propeneintrag ins System könnten die erreichbaren Ausbeuten schmälern.

Zusammenfassend bietet der in der Literatur beschriebene Einsatz des

Katalysatorgemischs aus Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid keinen

entscheidenden Vorteil bei der Herstellung orthoalkylierter Diisopropylaniline

gegenüber reinem Aluminiumchlorid. Entgegen den allgemeinen Sichtweisen in der

Versuchsergebnisse und Diskussion

48

Literatur76 wird die Selektivität des o-DIPA bei einer elektrophilen

Alkylierungsreaktion von Anilin mit Propen durch das Weglassen des

Aluminiumtrianilids nicht nachteilig beeinflusst. Vielmehr ist der Herstellungsprozess

des Aluminiumtrianilids aus Aluminium und Anilin energie- und zeitaufwendig. Des

Weiteren verlangsamt dessen Anwesenheit die Reaktionsgeschwindigkeit drastisch,

ohne einen positiven Einfluss auf die ortho-Selektivität zu nehmen. In nachfolgenden

Versuchen wird daher auf den Einsatz des Aluminiumtrianilids verzichtet.

3.2.2.1. Alkylierung mit reduziertem Anteil an Aluminiumchlorid

Das primäre Ziel dieser Arbeit ist der katalytische Einsatz des Aluminiumchlorids bei

der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen und dessen Rückgewinnung aus

der Produktmischung. Da bisher eine sehr hohe Menge an Aluminiumchlorid (etwa

10 mol-% bezogen auf Anilin) verwendet wurde, soll im Folgenden der Einfluss einer

reduzierten Menge an Aluminiumchlorid auf die Reaktionskinetik und die Selektivität

untersucht werden:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5 6

t [h]

X [-]

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

300

T [°

C]

X(Anilin) Kat: AlCl3 15g X(Anilin) Kat: AlCl3 3gT Kat: AlCl3 15g T Kat: AlCl3 3g

Diagramm 11: Vergleich der Reaktionsgeschwindigkeiten bei einer Variation der AlCl3-Menge Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen)

Versuchsergebnisse und Diskussion

49

Aus Diagramm 11 ist ersichtlich, dass die Menge an Aluminiumchlorid insbesondere

in der Anfangsphase der Reaktion eine entscheidende Rolle spielt. Trotz gleicher

Temperaturverläufe und sonst identischen Reaktionsbedingungen ist ein starker

Anstieg des Anilinumsatzes beim Einsatz der reduzierten Menge Aluminiumchlorid

erst nach 3 h Reaktionszeit zu erkennen, während der Anilinumsatz bei erhöhter

Aluminiumchloridmenge nach derselben Zeit bereits 90 % beträgt. Die

Stoffmengenänderungsgeschwindigkeiten nach Überschreitung der Anlaufphase

unterscheiden sich kaum voneinander und erscheinen unabhängig von der

verwendeten Menge an Aluminiumchlorid. Vermutlich ist die Bildung eines aktiven

Katalysatorkomplexes, der in einem späteren Abschnitt dieser Arbeit näher

untersucht wird (s. Kap. 3.3.4), abhängig von der Katalysatorkonzentration. Erst nach

der Bildung dieser Spezies ist kein Einfluss der AlCl3-Konzentration auf die

Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit von Anilin erkennbar.

Die Ausbeute an alkylierten Produkten in Abhängigkeit des Anilinumsatzgrades zeigt

Diagramm 12:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(IPA) Kat: 3g AlCl3 Y(DIPA) Kat: 3g AlCl3d Y(TIPA) Kat: 3g AlCl3Y(IPA) Kat: 15g AlCl3 Y(DIPA) Kat: 15g AlCl3 Y(TIPA) Kat: 15g AlCl3

Diagramm 12: Vergleich der Produktausbeuten bei einer Variation der AlCl3-Menge Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen)

Versuchsergebnisse und Diskussion

50

Beide Versuche zeigen einen annähernd identischen Verlauf. Bei geringeren

Mengen Aluminiumchlorid scheint die Affinität zur Mehrfachalkylierung etwas

unterdrückt zu werden. Bei Umsatzgraden größer 50 % bezüglich Anilin zeigt sich

eine geringe Abweichung in der Produktselektivität zu Gunsten der einfachalkylierten

Produkte.

Innerhalb der einfachalkylierten Produkte ist die Selektivität zu den

stickstoffalkylierten Isopropylanilinen bei einer geringeren Menge AlCl3 höher.

Diagramm 13 zeigt die Selektivität innerhalb der Isopropylaniline über dem

Umsatzgrad an Anilin:

0,00

0,05

0,10

0,15

0,20

0,25

0,30

0,35

0,40

0,45

0,50

0,00 0,05 0,03 0,15 0,19 0,55 0,82

X [-]

Y [-]

Y(2-IPA) Y(N-IPA) Y (IPA-Gesamt)

Diagramm 13: Selektivität innerhalb der einfachalkylierten Produkte, Katalysator: 3g AlCl3 Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen);

Die Bildung ringalkylierter Isopropylaniline scheint durch eine Folgereaktion der N-

alkylierten Isopropylaniline zu erfolgen. Die Reaktionsbeschleunigung nach der

Anlaufphase konnte ab einem Umsatzgrad von 10 % beobachtet werden und geht

mit der Bildung des 2-Isopropylanilins einher.

Die Selektivität innerhalb der zweifachalklyierten Produkte kann Diagramm 14

entnommen werden und zeigt ebenfalls einen erhöhten Anteil an stickstoffalkylierten

Diisopropylanilinen:

Versuchsergebnisse und Diskussion

51

0,00

0,05

0,10

0,15

0,20

0,25

0,30

0,35

0,40

0,00 0,05 0,03 0,15 0,19 0,55 0,82

X [-]

Y [-]

Y(o-DIPA) Y(N-2-DIPA) Y(andere DIPA-Isomere) Y (DIPA-Gesamt)

Diagramm 14: Selektivität innerhalb der zweifachalkylierten Produkte, Katalysator: 3g AlCl3 Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen);

Im Vergleich zu dem Versuch mit einer höheren Menge Aluminiumchlorid, bilden sich

neben o-DIPA und N-2-DIPA kaum andere Isomere des Diisopropylanilins. Analog

der Theorie der elektrophilen Substitution sollten neben den ortho- alkylierten

Produkten noch para- alkylierte Isomere zu finden sein.

Zusammenfassend scheint die Menge an Aluminiumchlorid insbesondere Einfluss

auf die Bildung ringalkylierter Aniline zu nehmen. Bei einem hohen Anteil

Aluminiumchlorid entstehen weniger stickstoffalkylierte Aniline und mehr

ringalkylierte Isomere. Auch der Grad der Mehrfachalkylierung wird dabei erhöht.

Vermutlich entstehen die ringalkylierten Aniline durch eine Folgereaktion aus den N-

alkylierten Anilinen. Diese intra- oder intermolekulare Isomerisierung scheint von der

Menge an Aluminiumchlorid abhängig. Bei einer hohen Aluminiumchlorid-

konzentration und einer damit einhergehenden schnellen Kinetik dieser Umlagerung

reagieren die gebildeten N-alkylierten Produkte zu den ringalkylierten Produkten ab.

Die Bildung der N-alkylierten Produkte ist nicht so stark abhängig von der

Aluminiumchlorid Konzentration. Da durch eine reduzierte Menge Aluminiumchlorid

die Mehrfachalkylierung und die Bildung anderer ringalkylierter Diisopropylaniline

unterdrückt werden kann und der Hauptfokus dieser Arbeit auf einen katalytischen

Versuchsergebnisse und Diskussion

52

Einsatz an Aluminiumchlorid gerichtet ist, sollen die folgenden Versuche zur

Katalysatorimmobilisierung hauptsächlich mit einer reduzierten Menge an

Aluminiumchlorid durchgeführt werden.

Die mechanistischen Betrachtungen werden im nachfolgenden Kapitel fortgesetzt

und führen zusammen mit kinetischen und thermodynamischen Untersuchungen zu

einem Vorschlag für den Reaktionsmechanismus, der die Zusammenhänge zwischen

Reaktion und Isomerisierung näher erläutert.

3.2.3. Mechanistische Betrachtungen

3.2.3.1. Thermodynamische und kinetische Betrachtungen

Um die mechanistischen Hintergründe und die Triebkraft der Reaktion besser

verstehen zu können, wurden thermodynamische Betrachtungen auf Basis einer

DFT-Kalkulation durchgeführt, bei denen die gebildeten Zwischenprodukte

berücksichtigt werden. Da Voruntersuchungen gezeigt haben, dass keine linearen

Propylaniline, sondern lediglich verzweigte Isopropylaniline gebildet werden, wurden

nur letztere berücksichtigt.

Die thermodynamischen Berechnungen mittels Spartan100 liefern absolute

Energieniveaus der einzelnen Konformere der jeweils betrachteten Substanzen. Die

Energien der Konformere wurden mit Hilfe folgender Relation relativiert:

Befindet sich eine Spezies i im thermodynamischen Gleichgewicht mit Spezies j, so

kann die Gleichgewichtskonstante K wie folgt beschrieben werden:

RTE

j

i

i

j ekk

nn

=== ,

wobei der erste Term das molare Verhältnis zwischen den Spezies j und i darstellt,

der zweite Term das Verhältnis der Geschwindigkeitskonstanten. EΔ entspricht

dabei der Energiedifferenz zwischen den beiden Spezies Ej - Ei. Die Energien können

durch eine Normierung dieser Energieverteilung anteilig berechnet werden. So erhält

man als Summe der einzelnen Energieanteile eine gemittelte Energie über alle

Konformere. Tabelle 2 zeigt die Vorgehensweise an dem Beispiel von N-IPA.

Versuchsergebnisse und Diskussion

53

Tabelle 2: Berechnung der gemittelten absoluten Energie von N-IPA, gemittelt über den Energieanteil der einzelnen Konformere

Energieniveau i ni/nj normierte Verteilung ni/nj anteilige Energien N-IPA [kJ/mol] = EXP(-(ΔE/RT)) =(ni/nj)/(Summe(ni/nj)) =Energie x Anteil Konformer1 57,84 7,36E-11 2,66E-01 15,40 Konformer2 57,84 7,35E-11 2,66E-01 15,40 Konformer3 57,85 7,32E-11 2,65E-01 15,33 Konformer4 61,36 1,78E-11 6,43E-02 3,94 Konformer5 61,36 1,77E-11 6,42E-02 3,94 Konformer6 61,37 1,77E-11 6,40E-02 3,93 Konformer7 68,28 1,09E-12 3,95E-03 0,27 Konformer8 68,98 8,22E-13 2,97E-03 0,21 Konformer9 68,99 8,16E-13 2,96E-03 0,20 Summe 2,76E-10 1,00 58,63

In Abbildung 8 wurden die so erhaltenen gemittelten absoluten Energien der

jeweiligen Substanzen auf das Energieniveau von 3,5-DIPA normiert, da dies in den

Berechnungen das thermodynamisch instabilste Isomer darstellt.

Auffällig ist die systematische Verringerung des relativen Energieniveaus ausgehend

vom Edukt über die gebildeten Zwischenprodukte bis hin zum Endprodukt. Das

höchste Energieniveau zeigt das Anilin. Die Alkylierung von Anilin mit Propen kann

zu N-alkylierten oder ringalkylierten Propylanilinen führen. Die Triebkraft für die

Reaktion ist die Erniedrigung der absoluten freien Energie. Vermutlich ist die

Aktivierungsenergie zur direkten ortho- Alkylierung von Anilin sehr hoch, weswegen

zunächst kinetisch bevorzugt N-alkylierte Isopropylaniline gebildet werden. Diese

können in einer Folgereaktion durch inter-, bzw. intramolekularer Umlagerung zu

ringalkylierten Isopropylanilinen, oder durch eine direkte Alkylierung an den

aromatischen Ring weiterreagieren. Letzteres könnte aufgrund der erhöhten

Elektronendichte am aromatischen Ring durch die eingeführte Isopropylgruppe am

Aminstickstoff eine niedrigere Aktivierungenergie aufweisen, als die direkte

Ringalkylierung des Anilins. Durch eine Folgereaktion der ringalkylierten

Isopropylaniline mit Propen entsteht widerum kinetisch bevorzugt das N-2-DIPA,

dessen relatives Energieniveau sich über dem ringalkylierten DIPA befindet. Dessen

Umlagerung liefert das Wunschprodukt o-DIPA. Obwohl das 3,5-DIPA innerhalb der

ringalkylierten Diisopropylaniline das thermodynamisch stabilste Produkt darstellt, ist

die Selektivität des 2,6-DIPA innerhalb der ringalkylierten DIPA bei den

Voruntersuchungen annähernd 100%. Dies legt die Vermutung nahe, dass die

Aktivierungsenergie zur Bildung von 2,6-DIPA deutlich niedriger ist und dieses dann

Versuchsergebnisse und Diskussion

54

nur über eine hohe Aktivierungsbarriere zu den thermodynamisch stabileren

Isomeren weiterreagieren kann.

0

25

50

75

100

125

150re

lativ

es E

nerg

ieni

veau

[kJ/

mol

] (D

FT-K

alku

latio

n; S

part

an)

AnilinN-IPA2-IPAN-2-DIPA2,3-DIPA2,6-DIPA3,4-DIPA2,5-DIPA2,4-DIPA3,5-DIPA

NH2

NH

NH

NH2

0

10

20

30

40

rela

tives

Ene

rgie

nive

au [k

J/m

ol]

(DFT

-Kal

kula

tion;

Spa

rtan

)

2,3-DIPA2,6-DIPA3,4-DIPA2,5-DIPA2,4-DIPA3,5-DIPA

NH2

NH2

NH2

NH2

NH2

NH2

Abbildung 8: mittels DFT-Kalkulation errechnetes relatives Energieniveau (gemittelt über die jeweiligen Konformere) der einzelnen Alkylierungsprodukte

Versuchsergebnisse und Diskussion

55

Im thermodynamischen Gleichgewicht kann die Produktverteilung mit einer ASPEN-

Simulation bei unterschiedlichen Temperaturen simuliert werden. Das Ergebnis zeigt

Diagramm 15:

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300

T[°C]

Ant

eil

3,5-DIPA 2,4-DIPA 2,5-DIPA 3,4-DIPA 2,6-DIPA 2,3-DIPA

Diagramm 15: Isomerenverteilung der Diisopropylaniline im thermodynamischen Gleichgewicht – ASPEN Kalkulation

Im thermodynamischen Gleichgewicht ist der Anteil des stabilsten Isomers 3,5-DIPA

stets am höchsten. Mit steigender Temperatur nimmt der Anteil der instabileren

Verbindungen zu, zu denen auch das 2,6-DIPA gehört. Das 2,6-DIPA, welches bei

den Voruntersuchungen fast ausschließlich gebildet wird, muss somit ein kinetisches

Produkt sein, das theoretisch durch Folgereaktion zu den thermodynamisch

begünstigten Isomeren der DIPA weiterreagieren sollte.

Aus kinetischer Sicht müsste bei der direkten Alkylierung von Anilin mit 2 mol-

equivalenten Propen neben dem o-DIPA auch das 2,4-DIPA gebildet werden. Die

Aminogruppe des Anilins gehört zu den Substituenten erster Ordnung, die aufgrund

des mesomeren Effektes in ortho- und para- Position dirigieren. Rein statistisch

gesehen, durch die Aufsummierung aller Ereignisse, die zur Bildung der zwei

Isomere führen, müsste das Verhältnis zwischen 2,4-DIPA und 2,6-DIPA mit 33,3%

zu Ungunsten des o-DIPA liegen.

Weder die thermodynamischen noch die statistischen Betrachtungen stimmen mit

den Versuchsergebnissen überein. Die Bildung des o-DIPA muss daher über einen

Versuchsergebnisse und Diskussion

56

speziellen Reaktionsmechanismus unter kinetischer Kontrolle erfolgen, der von den

Regeln einer gewöhnlichen elektrophilen aromatischen Substitution abweicht.

Die gebildeten Zwischenprodukte und die thermodynamischen Betrachtungen wären

mit folgendem Reaktionsmechanismus (Schema 13) gut in Einklang zu bringen:

Schema 13: postulierter Reaktionsmechanismus zur Alkylierung von Anilin mit Propen

Zunächst wird das Anilin mit Propen aufgrund der geringeren Aktivierungsenergie in

N-Position alkyliert. Das gebildete N-IPA isomerisiert bevorzugt intramolekular zu 2-

IPA. Die thermische Umlagerung von N-Alkylanilinen mit Halogenwasserstoffen

wurde bereits im 19. Jahrhundert von Hofman und Martius101 entdeckt und ist

heutzutage als Hofmann-Martius Umlagerung bekannt102. Mechanistische

Untersuchungen zur Lewissäure katalysierten Umlagerung von N-Alkylanilinen

wurden von Hickinbottom103 durchgeführt und werden nunmehr als Reilly-

Hickinbottom Umlagerungen bezeichnet. Der Mechanismus geht je nach Katalysator

und Substrat von einer ionischen Abspaltung der Alkylgruppe aus, die den Aromaten

erneut angreift. Interessanterweise isomerisieren bei den Umlagerungen die

Substituenten nicht. Beispielsweise führt eine Isomerisierung von N-n-Hexylanilin mit

Cobaltchlorid bei 240 - 250 °C nach 4 Stunden hauptsächlich zu p-n-Hexylanilin.

Eine darauf aufbauende Veröffentlichung von Hart und Kosak104, in der

Versuchsergebnisse und Diskussion

57

hauptsächlich orthosubstituierte Aromaten erhalten wurden, postuliert die Bildung der

ringsubstituierten Produkte über folgende Zwischenstufe:

H2NH

NH2

-H+

Schema 14: Bildung von 2-IPA nach dem postulierten Mechanismus von Hart und Kosak104

Werden Metallchloride anstelle von Protonensäuren als Katalysator eingesetzt, wie

es bei Hickinbottom der Fall war, so erhöhen sie je nach Größe den sterischen

Anspruch in ortho- Position, wodurch es bevorzugt zur Substitution in para- Position

kommt. Es bleibt umstritten, welcher Reaktionsmechanismus letztlich zur Bildung

orthosubstituierter Aniline führt. Zahlreiche Literaturbeispiele belegen allerdings, dass

das N-IPA ein Zwischenprodukt bei der Alkylierung sein kann und bei geeigneten

Reaktionsbedingungen in ortho- Position isomeriseren kann.

Neben den intramolekularen Umlagerungen können als Nebenreaktionen je nach

Reaktionsbedingungen intermolekulare Isomerisierungen auftreten, die vermutlich

mit einer höheren Aktivierungsenergie verbunden sind. Dabei entstehen weitere

ringalkylierte Isomere der Isopropylaniline. Alternativ kann durch die direkte

Alkylierung des N-IPA das N,N-DIPA, N-2-DIPA und N-4-DIPA entstehen. Das

Auftreten dieser Nebenreaktionen konnte in den Voruntersuchungen nicht

nachgewiesen werden, sie erscheinen aber aufgrund der erhöhten Elektronendichte

am aromatischen Ring durch die eingeführte Isopropylgruppe möglich.

Das 2-IPA wird mit Propen bevorzugt zum N-2-DIPA alkyliert, welches wiederum in

einer Folgereaktion intramolekular zu o-DIPA isomerisiert. Hier erscheint das

Auftreten von Nebenreaktionen, wie die direkte Alkylierung des N-2-DIPA und die

intermolekulare Transalkylierung, noch wahrscheinlicher, da nunmehr 2

Isopropylgruppen die Elektronendichte des aromatischen Rings weiter erhöhen.

Zusammengefasst scheint die Alkylierung des Aminstickstoffs eine geringere

Aktivierungsenergie zu besitzen als die direkte Alkylierung des aromatischen Rings.

Die dadurch gebildeten N-alkylierten Zwischenprodukte isomerisieren intra- bzw.

intermolekular zu den ringalkylierten Anilinen, die bevorzugt in ortho- Position

Versuchsergebnisse und Diskussion

58

substituiert werden. Bei einer hohen AlCl3 Konzentration ist die Ausbeute an N-

alkylierten Anilinen gering, was auf eine starke Abhängigkeit der

Katalysatorkonzentration auf die intramolekulare Isomerisierungsreaktion hindeutet.

Die Reaktionsgeschwindigkeit der Isomerisierung ist durch die erhöhte

Katalysatorkonzentration höher als die Geschwindigkeit der N-Alkylierung, weshalb

alle gebildeten N-alkylierten Aniline sofort zu ringalkylierten Anilinen weiterreagieren.

Dies trifft ebenso auf die Isomerisierung der ringalkylierten Aniline zu. Bei einer

hohen AlCl3 Konzentration treten neben 2,6-DIPA noch weitere zweifachalkylierte

Aniline auf, die entweder durch eine direkte Alkylierung oder durch eine

Isomerisierung des 2,6-DIPA entstehen.

Der postulierte Reaktionsmechanismus weist starke Parallelen zu dem

Reaktionsmechanismus auf, der bei der Alkylierung mit Aluminiumtrianilid aufgestellt

wurde. Hier erfolgte die Alkylierung über die Zwischenstufe am Aluminium und die

Bildung der orthoalkylierten Produkte über eine intramolekulare Umlagerung. Im

Gegensatz dazu bilden sich bei der Verwendung von reinem AlCl3 N-alkylierte

Zwischenstufen, die ihrerseits intramolekular zu den orthoalkylierten Anilinen

isomerisieren. Nähere Untersuchungen zur Isomerisierung der Reinkomponenten

und zur Lösung kinetischer Ansätze werden in Kapitel 3.5 dargestellt.

Versuchsergebnisse und Diskussion

59

3.3. Verfahrensentwicklung zur Katalysatorrückführung

3.3.1. Einsatz ionischer Flüssigkeiten

Bei der homogenen Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin entstehen bei der

Produktaufarbeitung korrosive und giftige Katalysatorabfälle, die bei der Hydrolyse

des eingesetzten Aluminiumchlorids anfallen. Um die ökologischen und

ökonomischen Probleme des technischen Prozesses zu umgehen, soll im Folgenden

untersucht werden, ob der Einsatz ionischer Flüssigkeiten zur Immobilisierung und

Rezyklierung des Aluminiumchlorids beitragen kann. Voraussetzungen für eine

erfolgreiche Rezyklierung der ionischen Katalysatorphase sind eine Phasentrennung

mit den organischen Produkten und eine möglichst vollständige Immobilisierung des

Aluminiumchlorids in der ionischen Flüssigkeit. Des Weiteren muss die ionische

Flüssigkeit eine ausreichende Thermostabilität über 250 °C aufweisen, um Verluste

während des kontinuierlichen Betriebs gering zu halten.

Voruntersuchungen zur Thermostabilität und zum Mischungsverhalten mit o-DIPA

sollen zeigen ob ionische Flüssigkeiten den genannten Bedingungen unterliegen und

für eine nachhaltige Reaktionsführung bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin

mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid beitragen können.

3.3.1.1. Vorversuche - Mischungsverhalten verschiedener

ionischer Flüssigkeiten mit 2,6-Diisopropylanilin

a) Abschätzung von Löslichkeiten mit COSMOtherm

Die relative Löslichkeit )( soljx einer Komponente j (o-DIPA) in einem Lösungsmittel i

(IL) wird über die Differenz des chemischen Potentials der zu lösenden Komponente

( )(Pjμ ) und des chemischen Potentials der zu lösenden Komponente in unendlicher

Verdünnung im Lösungsmittel ( )(ijμ ) berechnet:105,98

Gleichung 1: Berechnung der relativen Löslichkeit über die Differenz des chemischen Potentials105

[ ] ))10ln(/(),0min()(log )()(10 RTGx fus

ij

Pj

solj Δ+−= μμ

Versuchsergebnisse und Diskussion

60

Während Phosphonium- und Ammonium- basierte ionische Flüssigkeiten bei

thermischer Beanspruchung zu Dealkylierungs- und Transalkylierungsreaktionen

tendieren, zeigen Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten hohe

Thermostabilitäten, z.B. ist [EMIM][NTf2] zumindest kurzweilig thermostabil bis zu

400°C25. Institutsinterne Messungen zur Thermostabilität ionischer Flüssigkeiten106

konnten bestätigen, dass Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten vom Typ

[Kation][NTf2] in Kombination mit kurzkettigen Alkylresten und einer Substitution an

der C-2-Position hohe thermische Stabilitäten aufweisen. Da für die

Flüssigphasenalkylierung von Anilin mit Propen hohe Temperaturen benötigt werden

(150 °C < T < 400 °C), wurden die Löslichkeitsberechnungen mit COSMOtherm auf

Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten beschränkt. Abbildung 9 zeigt die

berechneten relativen Löslichkeiten von o-DIPA in verschiedenen ionischen

Flüssigkeiten:

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

EMIM

MMMIMBZMIM

MMMBenzIM

BMIM

PMMIMBBIM

BOIM

Kation

rela

tive

Lösl

ichk

eit m

it o-

DIP

A

BF4-AnionOTf-AnionNTf2-AnionEtOSO3-AnionOcOSO3-AnionCH3SO3-AnionCl-Anion

Abbildung 9: Mit COSMOtherm simulierte relative o-DIPA Löslichkeit in verschiedenen Imidazolium-basierten IL´s „E“=Ethyl, „M“=Methyl, „IM“=Imidazolium, „BZ“=Benzyl, „P“=Pentyl, „O“=Octyl, MMMIM:1,2,3-Trimethylimidazolium; MMMBenzIM:1,2,3-Trimethyl-Benzimidazolium

Die Löslichkeit von o-DIPA in ionischen Flüssigkeiten scheint aufgrund der

simulierten Löslichkeitsberechnungen sowohl vom Anion, als auch von der Art und

der Kettenlänge der N-Substituenten am Imidazolium-Kation abhängig. In ionischen

Flüssigkeiten mit schwach koordinierenden Anionen, wie [BF4] (Tetrafluoroborat),

[NTf2] (Bistrifluoromethansulfonylimid) und [OTf] (Trifluormethansulfonat), ist die

errechnete Löslichkeit von o-DIPA gering. Bei gleich bleibendem Anion steigt die o-

DIPA Löslichkeit mit steigender Kettenlänge am Imidazolium Kation, s. Abbildung 9:

Versuchsergebnisse und Diskussion

61

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

EMIM BMIM BMIM BBIM BOIM

Kation

rela

tive

Lösl

ichk

eit m

it o-

DIP

A

BF4-AnionOtf-AnionNTf2-Anion

Abbildung 10: Mit COSMOtherm simulierte relative o-DIPA Löslichkeit in Abhängigkeit der Kettenlänge am Imidazolium-Kation

Zusammenfassend zeigen auf Basis der COSMO- Berechnungen kurzkettige,

Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten mit schwach koordinierenden Anionen

die geringsten Wechselwirkungen mit o-DIPA.

Neben den Löslichkeitseigenschaften ist für eine erfolgreiche Phasentrennung der

Dichteunterschied zwischen ionischer Flüssigkeit und organischer Reaktandenphase

entscheidend. Die Dichte einer ionischen Flüssigkeit wird maßgeblich durch das

Anion festgelegt (s. 2.3.1). Nachfolgende Tabelle zeigt die Dichte ionischer

Flüssigkeiten des Typs [EMIM][Anion]:

Tabelle 3: Dichte in Abhängigkeit des Anions

IL ρ / kg/m³ T / K[EMIM][BF4] 1296* 293,1[EMIM][OTf] 1383** 298.15[EMIM][NTf2] 1524*** 293.1

* Zhao, H.; Malhotra, S. V.; Luo, R. G. Phys. Chem. Liq. 41 (5), 487-492, 2003

** Rodriguez, H.; Brennecke, J. F.,J. Chem. Eng. Data 51 (6), 2145-2155, 2006

*** Krummen, M.; Wasserscheid, P.; Gmehling, J., J. Chem. Eng. Data 47 , 1411-1417,2002

Die ausgewählten ionischen Flüssigkeiten zeigen eine höhere Dichte als o-DIPA (940

kg/m³ bei 293K) und müssten sich im Falle der Ausbildung einer Mischungslücke

zwischen IL und o-DIPA als schwerere Phase absetzen. Somit dürfte auf Basis der

Versuchsergebnisse und Diskussion

62

simulierten Löslichkeitseigenschaften eine Phasentrennung zwischen IL und der

Produktphase auftreten.

b) experimentelle Löslichkeitsversuche Auf Basis der simulierten Löslichkeitseigenschaften soll im Folgenden das

Mischungsverhalten von o-DIPA mit ausgewählten IL´s, sowie der Einfluss des

gelösten Aluminiumchlorids experimentell untersucht werden.

Hierzu wurden in einem 10 ml Schlenkrohr etwa 1 ml ionische Flüssigkeit (teilweise

bereits mit Aluminiumchlorid versetzt) mit 5 ml o-DIPA wenige Minuten bei 20 –

80 °C dispergiert. Bei folgenden ionischen Flüssigkeiten konnte keine

Mischungslücke mit o-DIPA festgestellt werden:

Tabelle 4: Mischungsverhalten von o-DIPA mit ausgewählten IL´s

stark koordinierendes Anion Mischungslücke mit o-DIPA 1 [EMIM]Cl - 2 [EMIM]Cl/AlCl3 - 3 [EMIM][EtSO4] - 4 [EMIM][EtSO3] - 5 [EMIM][OcSO4] -

schwach koordinierendes Anion 6 [EMIM][NTf2] - 7 [EMIM][NTf2]/AlCl3 - 8 [HexPy][NTf2] - 9 [MMCyHexPN][NTf2] - 10 [BBSulfIm][Otf]/HOTf -

Nach kurzer Dispergierung zeigte sich entgegen der Erwartungen aufgrund der zuvor

simulierten Löslichkeitseigenschaften keine flüssige Phasentrennung zwischen o-

DIPA und den verwendeten ionischen Flüssigkeiten. Eine Variation der

Mischungsverhältnisse (V(IL) / V(o-DIPA) = 1/1) und der Temperatur (20 - 80°C)

brachte keine Entmischung zwischen IL und Organik.

Bei der Dispergierung der aciden ionischen Flüssigkeiten (Eintrag 2,7 und 10,

Tabelle 4) kam es zu einer starken Erwärmung des Gemisches, hervorgerufen durch

die Wechselwirkung zwischen der Säure und dem basischen Anilin.

Ein interessantes Mischungsverhalten konnte beim Einsatz von [MMMBenzIm][Ntf2]

beobachtet werden. Während sich eine deutliche Phasengrenzfläche zwischen

[MMMBenzIm][NTf2] und o-DIPA ausbildet, bewirkt die Zugabe von Aluminiumchlorid

zur IL eine Erwärmung der Reaktionsmischung und führt zur Vermischung der beiden

Phasen. Da das Mischungsverhalten anhand der zuvor simulierten

Versuchsergebnisse und Diskussion

63

Löslichkeitseigenschaften stark von der Koordinationsfähigkeit des Anions abhängig

ist, könnte dies auf eine Veränderung des Anions durch die Bildung einer

Mischspezies aus [NTf2]- und AlCl3 zurückzuführen sein107:

[Kation][NTf2] + AlCl3 [Kation][AlxNTf2yClz]

Das gelöste Aluminiumchlorid verändert die Struktur des Anions und damit die

Löslichkeitseigenschaften der ionischen Flüssigkeit.

Dennoch besteht die Möglichkeit einer homogenen flüssig-flüssig

Zweiphasenkatalyse durch den Einsatz eines Extraktionsmittels, das sich nicht mit

der IL mischt und eine hohe Affinität zu den organischen Produkten aufweist. Da die

Produkte aufgrund der Alkylsubstituenten eine niedrigere Polarität aufweisen sollten

als die Edukte, bieten sich für die Extraktion unpolare Kohlenwasserstoffe an. Sie

dürfen keine Funktionalitäten aufweisen und müssen sich gegenüber elektrophilen

Angriffen inert verhalten.

c) Cyclohexan als Extraktiosmittel Nachfolgende Versuche wurden in einem 10ml Schlenkrohr unter

Inertgasatmosphäre (Argon) durchgeführt. Zunächst wurde das Aluminiumchlorid in

der ionischen Flüssigkeit vollständig gelöst, anschließend die organischen

Flüssigkeiten zugegeben und für einige Stunden bei Raumtemperatur dispergiert.

Tabelle 5 zeigt die Ergebnisse der Extraktionsversuche mit Cyclohexan als

Extraktionsmittel.

Tabelle 5: Mischungsverhalten zwischen [EMIM][NTf2]/AlCl3 und Anilin/o-DIPA bei Verwendung von Cyclohexan als Extraktionsmittel

m [g]

[EMIM][NTf2] AlCl3 Anilin o-DIPA Cyclohexan Mischungslücke 0,3 0,2 - - 4,0 ja 0,3 0,2 4,0 - 4,0 ja 0,5 0,3 - 4,9 2,3 nein 0,4 0,3 2,0 4,8 2,4 nein*

*nach 24h Dispergierung

Reines Cyclohexan bildet mit der aciden ionischen Flüssigkeit ein Zweiphasensystem

aus und bildet aufgrund der geringeren Dichte die leichtere Phase. Die Zugabe von

Anilin bewirkt eine Volumenzunahme der aciden Katalysatorphase, was darauf

hindeutet, dass keine Extraktion des Anilins aus der aciden ionischen Flüssigkeit

stattfindet. Ersetzt man das Anilin mit dem Alkylierungsprodukt o-DIPA bildet sich

Versuchsergebnisse und Diskussion

64

keine Phasengrenze aus. Auch bei Mischungen zwischen Anilin und o-DIPA kann

durch Cyclohexan als Extraktionsmittel kein Zweiphasensystem beobachtet werden.

Das o-DIPA weist aufgrund der Aminogruppe eine hohe Affinität zur ionischen

Flüssigkeit und aufgrund der unpolaren Isopropylgruppen eine gute Löslichkeit in

Cyclohexan auf. Dadurch wirkt o-DIPA als Phasenvermittler, was zur Vermischung

der beiden ineinander unlöslichen Flüssigkeiten führt. Trotz weiterer Zugabe von

Cyclohexan (2-10g) und einer Temperaturvariation (20-80°C) konnte bei

Anwesenheit von o-DIPA keine Zweiphasigkeit erzielt werden.

d) Dekalin als Extraktionsmittel Nachfolgende Versuche wurden in einem 50 ml Schlenkkolben bei RT unter

Inertgasatmosphäre (Argon) durchgeführt, wobei dieselbe Vorgehensweise wie bei c) angewandt wurde. Die Ergebnisse sind in Tabelle 6 zusammengetragen:

Tabelle 6: Mischungsverhalten zwischen [EMIM][NTf2]/AlCl3 und Anilin/o-DIPA bei Verwendung von Dekalin als Extraktionsmittel

m [g] Eintrag [EMIM][NTf2] AlCl3 Anilin o-DIPA Dekalin Mischungslücke

1 0,9 0,9 10,0 - 1,9 nein 2 1,3 1,2 5,1 - 4,4 ja 3 0,9 0,9 2,7 4,0 3,9 ja

Sobald eine Mindestmenge an Dekalin erreicht ist, bildet sich eine deutliche

Phasengrenzfläche zwischen ionischer Flüssigkeit, Anilin und Dekalin aus. Anders

als bei der Verwendung von Cyclohexan als Extraktionsmittel kommt es bei Zugabe

von o-DIPA zu keiner Phasenvermittlung bei einem äquimolaren Verhältnis zwischen

Anilin, o-DIPA und Dekalin (Eintrag 3, Tabelle 6).

Zur Beurteilung der Extraktionsfähigkeit von Dekalin, wurde die organische Phase mit

einer Spritze abgezogen, mit Ethanol verdünnt und mittels GC/FID auf ihre

Zusammensetzung hin untersucht. Tabelle 7 zeigt die Zusammensetzung der

organischen Phase:

Tabelle 7: Zusammensetzung der organischen Phase nach Extraktion mit Dekalin

Eintrag mol-% in org. Phase Verteilungskoeffizient* miorg/miIL Anilin o-DIPA Dekalin Anilin o-DIPA Dekalin 2 2,6 - 100 0,03 - - 3 26,1 81,0 100 0,35 4,27 -

*Unter der Annahme, dass Dekalin 100% unlöslich in der IL

Versuchsergebnisse und Diskussion

65

Das Anilin zeigt nur eine geringe Löslichkeit in der organischen Extraktphase. Über

97 % des eingesetzten Anilins befinden sich in der ionischen Katalysatorphase.

Umgekehrt verhält es sich mit o-DIPA. Dieses zeigt eine hohe Affinität zur

organischen Extraktphase. Die Zugabe von o-DIPA in das System bewirkt zudem

eine Erhöhung des Anilinanteils in der organischen Extraktphase.

Der Einsatz des Systems IL/Extraktionsmittel in der Alkylierung bietet neben der

Möglichkeit zur Katalysatorrezyklierung den Vorteil, dass aufgrund der hohen

Löslichkeit des Anilins in der ionischen Katalysatorphase eine hohe

Eduktkonzentration vorliegt, was zu einer schnellen Reaktionsgeschwindigkeit führen

kann. Da die gebildeten Produkte wegen ihrer geringeren Polarität und der hohen

Affinität zum Extraktionsmittel Dekalin aus der ionischen Katalysatorphase extrahiert

werden, ist deren Konzentration in der Reaktionsphase gering. Hierdurch können

unerwünschte Folgereaktionen unterdrückt werden. Das Konzept für eine homogene

flüssig-flüssig Zweiphasenalkylierung von Anilin mit Propen scheint somit durch die

Verwendung des Systems IL/Dekalin durchführbar.

3.3.1.2. Vorversuche - Einfluss des gelösten Aluminiumchlorids

auf die Thermostabilität ionischer Flüssigkeiten

Während Phosphonium- und Ammonium- basierte ionische Flüssigkeiten bei

thermischer Beanspruchung zu Dealkylierungs- und Transalkylierungsreaktionen

tendieren, zeigen Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten hohe

Thermostabilitäten, z.B. ist [EMIM][NTf2] zumindest kurzweilig thermostabil bis zu

400°C25. Allerdings können kaum Aussagen zur Langzeitstabilität während eines

kontinuierlichen Einsatzes der IL getroffen werden. Institutsinterne Messungen zur

Thermostabilität ionischer Flüssigkeiten108 konnten jedoch bestätigen, dass

Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten vom Typ [Kation][NTf2] in Kombination

mit kurzkettigen Alkylresten und einer Substitution an der C-2-Position hohe

thermische Stabilitäten aufweisen. So zeigt die ionische Flüssigkeit

[MMMBenzIm][NTf2], die aufgrund der interessanten Löslichkeitseigenschaften mit o-

DIPA für nachfolgende TG-Messung ausgewählt wurde, eine Thermostabilität von

über 300 °C.

Versuchsergebnisse und Diskussion

66

Da der Wassergehalt und der Reinheitsgrad der IL´s einen entscheidenden Einfluss

auf die Thermostabilität der ionischen Flüssigkeiten nimmt, ist davon auszugehen,

dass in einem technischen und kontinuierlichem Betrieb die im Folgenden

gemessene Thermostabilität eher die Obergrenze darstellt. Zur besseren

Vergleichbarkeit wurden in Diagramm 16 die TG-Messungen differentiell

aufgetragen:

-10

-9

-8

-7

-6

-5

-4

-3

-2

-1

0

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

T [°C]

DTG

[m-%

/min

]

[MMMBenzIm][NTf2] [MMMBenzIm][NTf2]+AlCl3

Diagramm 16: Differentieller Verlauf der Massenabnahme bei der TG-Messung von [MMMBenzIm][NTf2] mit und ohne AlCl3; Bedingungen: 10 K/min, Inertgas N2 80ml/min, Feuchtegehalt [MMMBenzIm][NTf2]~20ppm, Halogengehalt<20ppm:

Ohne die Zugabe von Aluminiumchlorid (blau) zeichnet sich ab 400°C ein deutlicher

Massenverlust ab, der auf die Zersetzung der ionischen Flüssigkeit hinweist. Die

Massenabnahme bei Zugabe von Aluminiumchlorid zur ionischen Flüssigkeit

hingegen (rot) verläuft in zwei Stufen: Zunächst sublimiert ein Teil des eingesetzten

Aluminiumchlorids in einem Temperaturbereich von 50 – 100 °C aus der Probe. Bei

Temperaturen um 300 °C zersetzt sich anschließend die ionische Flüssigkeit.

Die Zersetzung der ionischen Flüssigkeit, die mit AlCl3 versetzt wurde beginnt bereits

in einem Temperaturbereich zwischen 250 und 300°C und zeigt somit eine, um etwa

100 °C frühere Zersetzungstemperatur als die reine IL. Dies könnte wiederum auf die

Veränderung des Anions durch die Bildung einer Mischspezies aus [NTf2]- und AlCl3

zurückzuführen sein107:

Versuchsergebnisse und Diskussion

67

[Kation][NTf2] + AlCl3 [Kation][AlxNTf2yClz] Überschüssiges Aluminiumchlorid sublimiert aus der ionischen Flüssigkeit heraus,

bis ein stabiles Verhältnis zwischen Al/NTf2/Cl gebildet wird. Denkbar wäre ebenfalls,

dass die Sublimation von Al(NTf2)3 zu der Massenabnahme zwischen 50 und 150 °C

führt. Die letztlich nach der Sublimation der flüchtigen Bestandteile resultierende

ionische Flüssigkeit hat aufgrund der Strukturveränderungen am Anion eine

geringere Thermostabilität als die ursprüngliche IL ohne Zugabe von AlCl3. Die

ermittelte Thermostabilität bewegt sich dabei an der Grenze zum geforderten

Temperaturbereich für eine erfolgreiche Alkylierung.

3.3.1.3. Alkylierung mit ionischen Flüssigkeiten

In vielen Anwendungen kann durch den Einsatz ionischer Flüssigkeiten mit schwach

koordinierenden Anionen die Reaktivität und die Selektivität des gelösten

Katalysators verbessert werden, da der Katalysator in einem aktivierten und polaren

Zustand gelöst und somit besser für die Reaktanden verfügbar ist.6

Es besteht daher die Möglichkeit, dass durch die Verwendung von ionischen

Flüssigkeiten die Temperaturgrenze für eine erfolgreiche Alkylierung herabgesetzt

werden könnte. Auf diese Weise ließe sich das Problem der thermischen Stabilität

der aciden ionischen Flüssigkeit umgehen.

Diagramm 17 zeigt einen Alkylierungsversuch mit ansteigendem Temperaturprofil.

Als Katalysatorsystem wurde eine Mischung aus AlCl3 und Aluminiumtrianilid

verwendet, das in [EMIM][NTf2] gelöst wurde. Zur Phasentrennung zwischen

ionischer Katalysatorphase und organischer Produktphase wurde Decalin als

Extraktionsmittel eingesetzt:

Versuchsergebnisse und Diskussion

68

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

t [h]

Y [-]

190

200

210

220

230

240

250

260

270

280

290

T [°

C]

Y(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA) Temperatur

Diagramm 17: Produktausbeute bei Verwendung von [EMIM][NTf2]/AlCl3 + Aluminiumtrianilid als Katalysator; Endumsatz = 100% Versuchsbedingungen: m([EMIM][NTf2])=4,9g; m(AlCl3)=4,1g; m(Al)=0,5g; m(Anilin)=30,4g; m(Dekalin)=45,6g; p=40bar (Propen)

Unterhalb einer Temperatur von 230°C kann kein Reaktionsfortschritt beobachtet

werden. Die ersten einfachalkylierten Produkte bilden sich bei Temperaturen über

230°C. Durch eine Folgereaktion entstehen zwei- und dreifachalkylierte Produkte.

Die Endausbeute an DIPA erreicht nach 20 Stunden Reaktionszeit 50% und ist damit

vergleichbar mit den Benchmarkversuchen mit reinem AlCl3 als Katalyator (s.

Diagramm 7). Über die Aktivität des Systems IL/AlCl3-Anilid im Vergleich zum

System AlCl3-Anilid kann aufgrund fehlender Datenpunkte zwischen 5 und 20

Stunden und unterschiedlichen Temperaturverläufen keine Aussage getroffen

werden. Die Gesamtausbeute an mehrfachalkylierten Produkten ist mit 40 % sehr

hoch, weshalb die Hypothese, dass ein- und zweifachalkylierte Produkte aufgrund

des höheren Verteilungskoeffizienten (miorg/miIL) bevorzugt aus der Katalysatorphase

extrahiert werden und damit die Folgereaktion zu den dreifachalkylierten Anilinen

unterdrückt wird, zunächst nicht bestätigt werden kann.

Nach der Reaktion hat der Reaktorinhalt eine dunkle und ölige Konsistenz mit

stechendem Geruch. Eine Phasentrennung konnte nicht beobachtet werden.

Versuchsergebnisse und Diskussion

69

Diagramm 18 zeigt die Zusammensetzung der organischen Extraktionsphase

während der Reaktion:

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

t [h]

n [%

]

Y(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA) Anilin Decalin

Diagramm 18: Produktausbeute bei Verwendung von [EMIM][NTf2]/AlCl3 + Aluminiumtrianilid als Katalysator; Endumsatz = 100% Versuchsbedingungen: m([EMIM][NTf2)=4,9g; m(AlCl3)=4g; m(Al)=0,5g; m(Anilin)=30,4g; m(Dekalin)=45,6g; p=40bar (Propen)

Zu Beginn der Reaktion bildet sich ein Zweiphasensystem zwischen ionischer

Katalysatorphase und organischer Extraktionsphase aus. Der Großteil des Anilins

befindet sich in der Katalysatorphase. Nach 4 Stunden Reaktionszeit geht mit der

Bildung der ersten alkylierten Produkte eine Vermischung der beiden Phasen einher,

so dass das resultierende Stoffmengenverhältnis zwischen Amin und Dekalin dem

eingesetzten Molenverhältnis von n0(Anilin):n0(Dekalin)=1:1 gleicht. Die gebildeten

Produkte wirken demnach als Phasenvermittler.

Da aufgrund der Konsistenz des Reaktorinhaltes zumindest von einer teilweisen

Zersetzung der ionischen Flüssigkeiten auszugehen ist, wurde ein erneuter Versuch

mit [MMMBenzIm][NTf2]/AlCl3 durchgeführt, das nach vorangegangen TG-

Untersuchungen eine Thermostabilitätsgrenze von etwa 250 °C besitzt. Auf den

Einsatz von Aluminiumtrianilid als Katalysator wurde im Folgenden verzichtet, da

dieses die Reaktionsgeschwindigkeit und Reaktivität des Systems verschlechtert

(vgl. Kap.3.2). Um weiterhin die Reaktionsgeschwindigkeiten und Selektivitäten

Versuchsergebnisse und Diskussion

70

besser vergleichen zu können, wurde zunächst auf den Einsatz von Dekalin als

Extraktionsmittel während der Alkylierung verzichtet. Diagramm 19 zeigt den Verlauf

des Umsatzgrades an Anilin mit und ohne die Verwendung der ionischen Flüssigkeit:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5 6

t [h]

X [-]

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

300

T [°

C]

X - Kat: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3 X - Kat: AlCl3T - Kat:[MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3 T - Kat: AlCl3

Diagramm 19: Vergleich der relativen Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit mit und ohne Verwendung von IL - Katalysator: rot: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3; blau: AlCl3 Versuchsbedingungen: rot: m([MMMBenzIM][NTf2])=5g; m(AlCl3)=3,2g; m(Anilin)=80,2g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; p=40bar (Propen);

Durch den Einsatz der ionischen Flüssigkeit kommt es bereits nach 2 Stunden

Reaktionszeit zu einem deutlichen Umsatzanstieg auf 60 %, was auf eine bessere

Verfügbarkeit des Katalysators hindeutet. Nach einer Initiationszeit von 3,5 Stunden

ist die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit ohne die Verwendung der ionischen

Flüssigkeit deutlich höher, so dass der Umsatzgrad nach 5 Stunden Reaktionszeit

ohne IL höher ist.

Ähnlich wie bei dem vorangegangenem Versuch hat der Reaktorinhalt nach der

Reaktion eine dunkle und ölige Konsistenz und einen stechenden Geruch, der auf

die Bildung schwefelhaltiger Gase hindeutet und auf eine teilweise Zersetzung des

organischen Anions der ionischen Flüssigkeit schließen lässt. Die Zugabe von

Dekalin zur Reaktionsmischung bewirkt keine Phasentrennung zwischen ionischer

Katalysatorphase und organischer Produktphase.

Versuchsergebnisse und Diskussion

71

Die Ausbeute der jeweiligen Produktisomere kann Diagramm 20 entnommen werden:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0

abreagierte mol-equiv. Propen zu Anilin

Y [-]

Y(IPA) - IL Y(DIPA) - IL Y(TIPA) - ILY(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA)

Diagramm 20: Vergleich der Produktausbeute mit und ohne Verwendung von IL – Katalysator: rot: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3; blau: AlCl3 Versuchsbedingungen: rot: m([MMMBenzIM][NTf2])=5g; m(AlCl3)=3,2g; m(Anilin)=80,2g; p=40bar (Propen); T=260°C; blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen);

Durch die Verwendung der ionischen Flüssigkeit ist eine leicht erhöhte Ausbeute an

einfachalkylierten Anilinen zu erkennen. Da diese allerdings einer Folgereaktion zu

den zwei- und dreifachalkylierten Anilinen unterliegen, ändert sich die Ausbeute der

jeweiligen Produktisomere kaum. Eine weitere Aufschlüsselung der Produktisomere

liefert Diagramm 21:

Versuchsergebnisse und Diskussion

72

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X (Anilin) [-]

Y [-]

Y(IPA-Gesamt) Y(2-IPA) Y(N-IPA)Y(IPA-Gesamt) - IL Y(2-IPA) - IL Y(N-IPA) - IL

Diagramm 21: Vergleich der Produktausbeute innerhalb der einfachalkylierten Isopropylaniline mit und ohne Verwendung von IL - Katalysator: rot: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3; blau: AlCl3 Versuchsbedingungen: rot: m([MMMBenzIM][NTf2])=5g; m(AlCl3)=3,2g; m(Anilin)=80,2g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; p=40bar (Propen);

Die Ausbeute ringalkylierter Isopropylaniline ist bei der Verwendung der IL deutlich

erhöht. Vermutlich bewirkt eine Koordination der aciden komplexen Anionen der

ionischen Flüssigkeit an die basische Aminogruppe des Anilins eine sterische

Hinderung, so dass diese nur erschwert elektrophil angegriffen werden kann. Eine

weitere Erklärung könnte die erhöhte Aktivität des gelösten Aluminiumchlorids in der

ionischen Flüssigkeit liefern, wonach die Umlagerung von N-alkylierten zu

ringalkylierten Isopropylanilinen schneller funktioniert.

Innerhalb der zweifachalkylierten Diisopropylaniline zeigt sich eine vergleichbare

Produktzusammensetzung. Diagramm 22 zeigt die Produktausbeute über dem

Umsatzgrad an Anilin mit und ohne die Verwendung der ionischen Flüssigkeit:

Versuchsergebnisse und Diskussion

73

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X (Anilin) [-]

Y [-]

Y(DIPA-Gesamt) Y(o-DIPA) Y(N-2-DIPA)Y(DIPA-Gesamt) - IL Y(o-DIPA) - IL Y(N-2-DIPA) - IL

Diagramm 22: Vergleich der Produktausbeute innerhalb der zweifachalkylierten Isopropylaniline mit und ohne Verwendung von IL - Katalysator: rot: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3; blau: AlCl3 Versuchsbedingungen: rot: m([MMMBenzIM][NTf2])=5g; m(AlCl3)=3,2g; m(Anilin)=80,2g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; p=40bar (Propen);

Ähnlich wie bei den einfachalkylierten Anilinen, zeigt sich beim Einsatz der ionischen

Flüssigkeit eine niedrigere Ausbeute an N-alkylierten Isomeren.

Durch den Einsatz ionischer Flüssigkeiten konnte trotz der Verwendung eines

Extraktionsmittels keine Phasentrennung zwischen ionischer Katalysatorphase und

organischer Produktphase erzielt werden. Die gebildeten Produkte bewirken eine

Phasenvermittlung, wodurch eine gravimetrische Abtrennung und kontinuierliche

Rezyklierung der aciden Katalysatorphase nicht realisiert werden kann. Des Weiteren

gibt es Grund zur Annahme, dass sich die ionische Flüssigkeit aufgrund der aciden

Bedingungen und der hohen Reaktionstemperaturen zumindest teilweise zersetzt

und dadurch ein kontinuierlicher Betrieb ohnehin wirtschaftlich nicht durchführbar

wäre.

Dennoch konnte durch die Verwendung der ionischen Flüssigkeit die Verfügbarkeit

und damit die Aktivität des gelösten Aluminiumchlorids eindeutig gesteigert werden,

so dass eine leicht erhöhte Selektivität zu den ringalkylierten Produkten beobachtet

Versuchsergebnisse und Diskussion

74

wird. Um diese Vorteile zu nutzen, soll im Folgenden der Einsatz anorganischer

Salzschmelzen untersucht werden, die im Vergleich zu den ionischen Flüssigkeiten

eine wesentlich höhere Thermostabilität aufweisen und zudem preisgünstiger sind.

3.3.2. Einsatz anorganischer Salzschmelzen

AlCl3 bildet mit unterschiedlichen Chloridsalzen niedrigschmelzende Salze, die

aufgrund der Ausbildung eines Eutektikums einen niedrigeren Schmelzbereich

aufweisen als die Reinsubstanzen:

eutektische Mischung (molar) Schmelzbereich

AlCl3/NaCl81 ~0,6 ~113°C

AlCl3/LiCl109 ~0,58 ~108°C

AlCl3/KCl109 ~0,65 ~123°C

Die anorganischen aciden Salzschmelzen haben den Vorteil der sehr hohen

thermischen Stabilität und sind wesentlich günstiger als organische ionische

Flüssigkeiten. Untersuchungen zum Phasenverhalten zwischen Salzschmelze und

den organischen Produkten sollen zeigen, ob die zuvor ermittelten Ergebnisse mit

ionischen Flüssigkeiten auch auf anorganische Salzschmelzen anwendbar sind.

3.3.2.1. Vorversuche - Untersuchungen zum

Mischungsverhalten mit 2,6-Diisopropylanilin

Für die Untersuchungen zum Mischungsverhalten zwischen der aciden

Salzschmelze und o-DIPA wurden die Salzkomponenten (AlCl3/NaCl) unter einer

Decanschutzschicht geschmolzen, da hierdurch die Sublimation des AlCl3 bei

Temperaturen über 100°C verringert werden kann. Anschließend wurden die

organischen Aniline unter Inertgas zugegeben und mit der aciden Salzschmelze 2

Stunden bei 170 °C dispergiert.

Die Phasentrennung zwischen der aciden Salzschmelze AlCl3/NaCl und o-DIPA

gelingt durch einfaches Überschichten der beiden Flüssigkeiten aufgrund des

vorherrschenden Dichteunterschieds. Sobald die beiden Phasen ineinander

Versuchsergebnisse und Diskussion

75

dispergiert werden, lässt sich die acide Salzschmelze nicht mehr flüssig vom o-DIPA

abtrennen. Untersucht wurden hierzu folgende Einflussparameter:

Temperaturvariation zwischen 60 und 220°C: Bei einer raschen Abkühlung

der Reaktionsmischung erstarrt die gesamte Flüssigkeit im Reaktionskolben,

ohne dass eine Trennung zwischen acider Salzschmelze und organischer

Produktphase beobachtet werden kann.

Zentrifugation der Probe bis zu dem 3000 – fachen der Erdbeschleunigung

Veränderung der Zusammensetzung der Probe von 0,6 g o-DIPA pro g

Salzschmelze bis 20 g o-DIPA pro g Salzschmelze

Anlegen eines elektrischen Feldes: elektrostatische Emulsionsspalter werden

seit vielen Jahren im großtechnischen Maßstab zur Entsalzung von Rohöl

eingesetzt.110 Untersucht wurden folgende Frequenz- und

Spannungsbereiche: f = 50 - 107 Hz; U = 0,5 - 60 V; I = 0 A.

Da sich mit keiner Variation eine flüssige Phasentrennung zwischen acider

Salzschmelze und o-DIPA einstellt, muss für eine erfolgreiche flüssig-flüssig

Zweiphasenalkylierung ein Extraktionsmittel eingesetzt werden. Ähnlich wie bei den

ionischen Flüssigkeiten weist die acide Salzschmelze eine eindeutige

Mischungslücke zu unpolaren organischen Lösungsmitteln wie Cyclohexan, Dekalin,

Decan, usw. auf.

Wie bereits in den Voruntersuchungen zum Mischungsverhalten mit ionischen

Flüssigkeiten gezeigt, besitzt das o-DIPA eine sehr gute Löslichkeit in Dekalin.

Hierdurch besteht eine Möglichkeit zur Extraktion der Produkte aus der aciden

Salzschmelze in die organische Extraktionsphase. Nachfolgende Untersuchungen

wurden mit Decan als Extraktionsmittel durchgeführt, da Dekalin als

Isomerengemisch zwischen cis- und trans vorliegt und somit die GC-Auswertung

erschwert. Des Weiteren besitzt das Decan eine niedrigere Dichte, was für eine

schnellere Phasentrennung zur aciden Salzschmelze von Vorteil sein kann.

Die Salzkomponenten (AlCl3/NaCl) wurden unter einer Decanschutzschicht

geschmolzen und die organischen Aniline anschließend unter Inertgas zugegeben.

Da nach einer 2-stündigen Dispergierung bei 170 °C keine klare Phasentrennung

beobachtet werden konnte, wurde die Probe zentrifugiert. Die Zentrifuge bewirkt eine

Aufteilung in eine hochviskose dunkle und eine hellere niederviskose Phase, deren

Versuchsergebnisse und Diskussion

76

Aluminiumgehalt mittels ICP untersucht werden kann. Phasenuntersuchungen mittels

GC bestätigen eine Phasentrennung in eine Anilin-arme, o-DIPA-reiche Decanphase

und in eine Anilin-reiche, o-DIPA-arme AlCl3-NaCl Phase. Tabelle 8 zeigt, dass durch

den Einsatz von Decan (20 mol-% bzgl. Anilin/o-DIPA) als Extraktionsmittel, der

Aluminiumaustrag in die organische Produktphase von 90 % auf 57 % reduziert wird.

Tabelle 8:Einfluss des NaCl auf die Immobilisierung des AlCl3

m[g] AlCl3 NaCl o-DIPA Anilin Decan Al-Leaching [%]1 0,6 0,2 29,6 31,9 - 90 2 0,6 0,2 28,9 32,0 22,5 57

Pro mol NaCl konnten 0,7 mol AlCl3 in einer hochviskosen flüssigen Phase

immobilisiert werden. Für den Fall, dass kein NaCl ausgetragen wird, resultiert

demnach nach der Phasentrennung eine basische Salzschmelze die für Friedel-

Crafts Reaktionen katalytisch inaktiv ist.

Tabelle 9 zeigt den Einfluss der Zusammensetzung der organischen Phase auf die

ausgetragene Menge an AlCl3:

Tabelle 9: Einfluss der Zusammensetzung auf die Immobilisierung des AlCl3

m[g] AlCl3 NaCl o-DIPA Anilin Decan Al-Leaching [%]3 3,0 0,9 19,0 11,6 8,0 86 4 3,0 0,9 19,0 11,6 18,9 62 5 3,1 0,9 19,1 6,1 18,8 68 6 3,0 0,9 10 11,5 18,9 48

Eine Erhöhung des Decananteils in der Probe bewirkt eine Verringerung des

Aluminiumaustrags (Eintrag 3 und 4). Während Anilin keinen Einfluss auf die

Immobilisierung des AlCl3 nimmt (Eintrag 4 und 5), kann durch eine Verringerung des

o-DIPA Anteils das Aluminiumleaching abgesenkt werden (Eintrag 6). Aufgrund der

höheren Elektronendichte durch den positiven induktiven Effekt der Isopropylgruppen

ist die Koordination zwischen der Aminogruppe am DIPA und dem Aluminiumchlorid

offensichtlich stärker, als bei dem unsubstituierten Anilin. Dies kann den erhöhten

Aluminiumaustrag mit zunehmender Menge an o-DIPA erklären.

Weiterhin kann das Mischungsverhältnis zwischen AlCl3 und NaCl (Acidität:

n(AlCl3)/n(NaCl)) durch die Bildung unterschiedlicher Aluminiumspezies (Dimeren-/

Versuchsergebnisse und Diskussion

77

Trimerenbildung) in der Salzschmelze Einfluss auf die koordinativen Eigenschaften

des Aluminiums nehmen. Tabelle 10 zeigt, dass ein niedriges AlCl3/NaCl- Verhältnis

zu einem erhöhten Aluminiumaustrag führt:

Tabelle 10: Einfluss der Acidität auf die Immobilisierung des AlCl3

m[g] AlCl3 NaCl o-DIPA Decan n(AlCl3)/n(NaCl) Al-Leaching [%]7 3,0 0,9 33,4 31,9 1,5 67 8 3,1 0,5 32,3 33,7 2,7 37

Bei einem 1,5- fachen molaren Überschuss an AlCl3 (Eintrag 7) sollten sich folgende

Aluminiumspezies in der Salzschmelze ausbilden:

2 NaCl + 3 AlCl3 AlCl4-Na+ + Al2Cl7-Na+ Ein Drittel des eingesetzten Aluminiums liegt in neutraler Form als AlCl4- Spezies vor

und kann daher nicht mit dem basischen Amin koordinieren. Die gebildeten dimeren

Al2Cl7- Spezies liegen zu zwei Dritteln (~66%) vor und werden offensichtlich durch

das basische Amin in die organischen Phase ausgetragen.

Bei einem 3-fachen molaren Überschuss an AlCl3 (Eintrag 8) sollten sich in erster

Linie trimere Aluminiumspezies Al3Cl10- in der Salzschmelze ausbilden. Diese

scheinen eine niedrigere Affinität zum basischen Amin aufzuweisen, wodurch das

Aluminiumleaching verringert werden kann. Vermutlich könnte der Einfluss sterischer

Effekte auf die koordinativen Eigenschaften der jeweiligen Aluminiumspezies im

Vordergrund stehen.

• 27Al-NMR Untersuchungen zur Wechselwirkung zwischen AlCl3 und den unterschiedlichen Anilinderivaten

Um die Wechselwirkungen zwischen Aluminiumchlorid und der Aminogruppe besser

zu verstehen, wurden 27Al-NMR - Messungen unterschiedlich substituierter

aromatischer Amine durchgeführt. Hierzu wurden die jeweiligen Amine mit derselben

Menge AlCl3 und Aluminiumnitrat als Referenz versetzt, in DMSO gelöst und die

chemische Verschiebung im 27Al-NMR aufgenommen.

Eine erhöhte Elektronendichte am aromatischen Ring führt zu einer höheren

Elektronendichte am koordinierten Aluminium und damit zu einer

Tieffeldverschiebung im 27Al-NMR Spektrum. Somit steht die chemische

Versuchsergebnisse und Diskussion

78

Verschiebung im 27Al-NMR Spektrum im direkten Zusammenhang mit der

Koordinationsstärke des Aluminiums an die Aminogruppe. Abbildung 11 zeigt die

chemische Verschiebung des 27Al-NMR Signals der AlCl3-Amin Addukte zur

Referenz Aluminiumnitrat :

Abbildung 11: Verschiebung des 27Al-NMR-Signals von AlCl3- Anilin und AlCl3- o-DIPA in Referenz zu Aluminiumnitrat

In nachfolgender Tabelle ist die relative chemische Verschiebung der untersuchten

Anilin-Derivate zu Aluminiumnitrat zusammengestellt:

Tabelle 11: Einfluss des induktiven und des sterischen Effektes auf die chemische Verschiebung zur Referenz im 27Al-NMR Spektrum

elektronischer und sterischer Effekt

Substanz d[ppm]

Anilin 56,8

2-IPA 95,5

2-M-6-IPA 99,3

2,6-DIPA 101,3

Mit steigendem Substitutionsgrad des aromatischen Rings nimmt der positiv-

induktive Effekt durch die Alkylgruppen zu und führt zu einer erhöhten

Elektronendichte am aromatischen Ring und damit auch am koordinierten AlCl3. Dies

resultiert in einer stärkeren Verschiebung des 27Al-NMR-Signals gegenüber dem

Aluminiumnitrat. Daher ist anzunehmen, dass die Koordination des

Aluminiumchlorids an die Aminogruppe des o-DIPA stärker ist als zum Anilin. Das

Leaching sollte somit bei reinem Anilin geringer sein als bei o-DIPA. Dies stimmt mit

den Beobachtungen aus den Leachingexperimenten (s. Tabelle 9) überein.

101 ppm

NH2

AlCl3

NH2

AlCl3 57 ppm

Al(NO3)3 Al(NO3)3

+I-Effekt

Versuchsergebnisse und Diskussion

79

Neben den elektronischen Effekten der Alkylgruppen beeinflussen auch sterische

Effekte die Koordinationsfähigkeit des Aluminiumchlorids an die Aminogruppe.

Tabelle 12 zeigt die relative chemische Verschiebung des 27Al-NMR Signals von 2,6-

DIPA-AlCl3 und 2,6-DEA-AlCl3 Addukten zu Aluminiumnitrat:

Tabelle 12: Einfluss des sterischen Effektes auf die chemische Verschiebung zur Referenz im 27Al-NMR Spektrum

sterischer Effekt

Substanz d[ppm]

2,6-DIPA 101,3 höherer +I-Effekt

2,6-DEA 104,4 geringerer sterischer Anspruch

Trotz des höheren induktiven Effekts der Isopropylgruppen am 2,6-DIPA, ist die

chemische Verschiebung und damit die Koordinationsstärke zum AlCl3 bei 2,6-DEA

höher. Dies ist vermutlich auf die geringere sterische Abschirmung des freien

Elektronenpaares am Aminstickstoff durch die linearen Ethylgruppen am 2,6-DEA im

Vergleich zu den verzweigten Isopropylgruppen des 2,6-DIPA zurückzuführen.

Tabelle 13 zeigt, dass die Position der Alkylgruppen am Anilin einen weiteren Effekt

auf die Koordinationsstärke des Aluminiumchlorids an die Aminogruppe des Anilins

nimmt:

Tabelle 13: Einfluss des induktiven Effektes der Isopropylgruppen auf die chemische Verschiebung zur Referenz im 27Al-NMR Spektrum

Elektronischer Effekt

Substanz d[ppm]

2-IPA 95,5

N-IPA 103,2

=> e--Dichte am Stickstoff direkt erhöht

Die direkte Erhöhung der Elektronendichte am Aminstickstoff durch das N-IPA

bewirkt eine stärkere Koordination des AlCl3 an die Aminogruppe des N-IPA im

Vergleich zum 2-IPA. Eine sterische Abschirmung des freien Elektronenpaares durch

die Isopropylgruppe am Aminstickstoff bewirkt somit bei reinem AlCl3 keine

Verringerung der Koordinationsstärke.

Versuchsergebnisse und Diskussion

80

Wie zu erwarten, bestimmt insbesondere der elektronische Effekt der

Isopropylgruppen die Koordinationsstärke des AlCl3 an die Aminogruppe der

substituierten Aniline. Das o-DIPA zeigt letztlich eine stärkere Wechselwirkung mit

Aluminiumchlorid als das Anilin. Eine wesentliche Abschirmung der Aminogruppe

durch die Isopropylgruppen in ortho- Position ist nicht erkennbar, weswegen der

Aluminiumaustrag bei den Leachingexperimenten insbesondere von der Menge an o-

DIPA beeinflusst wird (s. Tabelle 9).

Zusammenfassend ergibt sich durch den Einsatz der anorganischen Salzschmelze

aus AlCl3 und NaCl mit Hilfe des Extraktionsmittels Decan eine Möglichkeit zur

flüssigen Produktabtrennung mittels eines Zentrifugationsschritts. Aufgrund der

starken Wechselwirkungen zwischen o-DIPA und dem Aluminiumchlorid ist nur eine

teilweise Immobilisierung des Aluminiumchlorids möglich.

3.3.2.2. Alkylierung mit anorganischen Salzschmelzen

Alkylierungsversuche mit der anorganischen Salzschmelze aus AlCl3/NaCl sollen

zeigen, ob die Ergebnisse der Voruntersuchungen zum Phasenverhalten auf die

Vorgänge im Reaktor anwendbar sind. Diagramm 23 zeigt die Stoffmengenverteilung

der organischen Produktphase während der Alkylierung mit einer

Katalysatormischung aus AlCl3 und NaCl, sowie dem Einsatz von Decan als

Extraktionsmittel:

Versuchsergebnisse und Diskussion

81

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0 1 2 3 4 5 6 7 8

t [h]

n [%

]

n(IPA) n(DIPA) n(TIPA) n(Anilin) n(Decan)

Diagramm 23: Stoffmengenverteilung der organischen Produktphase – Kat: AlCl3/NaCl Phasentrennung durch Decan Versuchsebdingungen: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen); T=260°C

Zu Beginn der Reaktion bildet sich ein Zweiphasensystem zwischen ionischer

Katalysatorphase und organischer Extraktionsphase aus. Das Anilin löst sich

bevorzugt in der ionischen Katalysatorphase, wie es auch beim Einsatz von

ionischen Flüssigkeiten beobachtet werden konnte. Nach 2 Stunden Reaktionszeit

geht mit der Detektion der ersten alkylierten Produkte eine Vermischung der beiden

Phasen einher, so dass das resultierende Stoffmengenverhältnis zwischen den

Aminen und Decan dem eingesetzten Molenverhältnis von n0(Anilin):n0(Decan)=3,2

entspricht. Genau wie bei den Alkylierungsversuchen mit ionischen Flüssigkeiten

wirken die gebildeten Produkte als Phasenvermittler zwischen ionischer

Katalysatorphase und organischer Extraktionsphase. Im Gegensatz zur Alkylierung

mit ionischen Flüssigkeiten ist der Reaktorinhalt nach der Reaktion jedoch nicht

dunkel verfärbt.

Ein Teil des Reaktorinhalts wurde nach der Reaktion zentrifugiert und die organische

obere Phase mittels ICP auf ihren Al-Gehalt hin untersucht. Das Aluminiumleaching

beträgt nach Hochrechnung auf das Gesamtvolumen etwa 30 mol-%.

Versuchsergebnisse und Diskussion

82

Einen direkten Vergleich der Produktausbeuten mit dem Benchmarkversuch ohne

NaCl und Extraktionsmittel liefert nachfolgendes Diagramm:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

abreagierte mol-equiv. Propen zu Anilin

Y [-]

Y(IPA) - Kat: AlCl3/NaCl Y(DIPA) - Kat: AlCl3/NaCl Y(TIPA) - Kat: AlCl3/NaClY(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA)

Diagramm 24: Vergleich der Produktausbeute mit und ohne Verwendung von NaCl und Extraktionsmittel Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen) – blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); T=260°C

Bei dem Vergleich der beiden Kurven gilt es zu beachten, dass die eingewogene

aktive AlCl3-Menge trotz unterschiedlich eingewogener Mengen direkt vergleichbar

ist, da pro mol NaCl 1 mol AlCl3 unter der Bildung des neutralen und katalytisch

inaktiven AlCl4- neutralisiert wird. Nach der Phasenvermittlung, die unmittelbar durch

die Bildung der alkylierten Produkte hervorgerufen wird, ist die

Katalysatorkonzentration bei beiden Versuchen vergleichbar. Die

Anfangskonzentration des Katalysators in der Reaktionsphase vor der

Phasenvermittlung ist demnach bei dem Versuch mit Extraktionsmittel und der

anorganischen Salzschmelze deutlich höher.

Entgegen den Erwartungen, durch eine bevorzugte Extraktion der bereits alkylierten

Aniline aus der ionischen Katalysatorphase in die organische Extraktionsphase die

Mehrfachalkylierung unterdrücken zu können, ist in Diagramm 24 ein erhöhter Anteil

dreifachalkylierter TIPA zu erkennen. Dies könnte auf die hohe AlCl3- Konzentration

vor der Phasenvermischung zurückzuführen sein, die die Folgereaktion der

Isopropylaniline zu den mehrfachalkylierten Anilinen beschleunigt (vgl. Diagramm

Versuchsergebnisse und Diskussion

83

12). Die einsetzende Phasenvermischung verhindert dabei die selektive Extraktion

der gebildeten Produkte. Allerdings erscheint es aufgrund der schnell einsetzenden

Phasenvermittlung wahrscheinlicher, dass die bevorzugte Bildung

mehrfachalkylierter Aniline auf die höhere Acidität des Aluminiumchlorids in der

Salzschmelze bzw. dessen Homogenisierung zurückzuführen ist.

Diagramm 25 zeigt, dass die höhere Acidität des AlCl3/NaCl Systems zu einer

erhöhten Selektivität der ringalkylierten Aniline führt:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X (Anilin) [-]

Y [-]

Y(IPA-Gesamt) Y(2-IPA) Y(N-IPA)Y(IPA-Gesamt) - Kat: AlCl3/NaCl Y(2-IPA) - Kat: AlCl3/NaCl Y(N-IPA) - Kat: AlCl3/NaCl

Diagramm 25: Selektivitätsvergleich innerhalb der einfachalkylierten Aniline mit und ohne Verwendung von NaCl und Extraktionsmittel Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen) – blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); T=260°C

Obwohl die Gesamtausbeute aller Isopropylaniline bei Verwendung von reinem

Aluminiumchlorid als Katalysator deutlich höher ist, ist die Ausbeute des in ortho-

Position alkylierten 2-IPA niedriger. Die hohe Acidität der Salzschmelze bewirkt

vermutlich eine schnelle Isomerisierung der Isopropylgruppen vom N-IPA zum 2-IPA.

In Diagramm 26 ist erkennbar, dass der Einsatz der anorganischen Salzschmelze

auch bei zweifachalkylierten Anilinen zur bevorzugten Bildung ringalkylierter

Produkte führt:

Versuchsergebnisse und Diskussion

84

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X (Anilin) [-]

Y [-]

Y(DIPA-Gesamt) Y(o-DIPA) Y(N-2-DIPA)Y(DIPA-Gesamt) - Kat: AlCl3/NaCl Y(o-DIPA) - Kat: AlCl3/NaCl Y(N-2-DIPA) - Kat: AlCl3/NaCl

Diagramm 26: Selektivitätsvergleich innerhalb der zweifachalkylierten Aniline mit und ohne Verwendung von NaCl und Extraktionsmittel Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen) – blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen), T=260°C

Bei gleicher Gesamtausbeute an zweifachalkylierten Diisopropylanilinen und o-DIPA

ist die Ausbeute des N-alkylierten N-2-DIPA bei Einsatz der anorganischen

Salzschmelze deutlich herabgesenkt. Genau wie bei den Isopropylanilinen wird

offenbar die Folgereaktion von N-2-DIPA zum o-DIPA durch die hohe

Katalysatoracidität beschleunigt. Allerdings bewirkt der Einsatz der Salzschmelze

ebenfalls die Isomerisierung der gebildeten o-DIPA zu den thermodynamisch

begünstigten ringalkylierten Diisopropylanilinen, weshalb sich die Ausbeute an o-

DIPA nicht wesentlich unterscheidet.

Der Einsatz der aciden anorganischen Salzschmelze aus AlCl3 und NaCl nimmt

ebenfalls einen starken Einfluss auf die Reaktionsgeschwindigkeit der

Alkylierungsreaktion. Diagramm 27 vergleicht die Stoffmengenänderungs-

geschwindigkeit beim Einsatz der aciden anorganischen Salzschmelze mit den

Versuchen mit reinem AlCl3 bei unterschiedlichen Katalysatoreinwaagen:

Versuchsergebnisse und Diskussion

85

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5 6

t [h]

X [-]

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

300

T [°

C]

X - Kat: AlCl3/NaCl X - Kat: 14g AlCl3 X - Kat: 3g AlCl3T - Kat: AlCl3/NaCl T - Kat: 14g AlCl3 T - Kat: 3g AlCl3

Diagramm 27: Vergleich der relativen Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit mit und ohne Verwendung von NaCl - Katalysator: rot: AlCl3; blau: Al2Cl7-Na+ Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen) - blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen) – gelb: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen)

Trotz der geringen Menge an Katalysator und der früh einsetzenden

Phasenvermittlung, die zu einer equivalenten AlCl3- Konzentration zwischen dem

Versuch mit der anorganischen Salzschmelze und demjenigen mit 3 g

Aluminiumchlorid führt, ist die Reaktionsgeschwindigkeit beim 2-Phasenversuch

vergleichbar mit der Verwendung einer 4-fachen Menge AlCl3. Die hohe

Anfangskonzentration an AlCl3 bewirkt eine schnelle Überbrückung der Initiationszeit,

die vermutlich auf die Bildung einer katalytisch aktiven Spezies zurückzuführen ist. In

einem späteren Kapitel dieser Arbeit wird die Bildung eines AlCl3(Arylamin)2

Komplexes beschrieben (s. Kap. 3.3.4), von dem vermutet wird, dass dieser die

Alkylierungsreaktion katalysiert. Die Bildung dieser Spezies scheint abhängig von der

AlCl3-Konzentration zu sein. Nach Überschreiten der Initiationszeit kann kein Einfluss

der Katalysatorkonzentration auf die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit vom

Anilin beobachtet werden.

Durch die Verwendung der anorganischen Salzschmelze aus AlCl3 und NaCl und der

Ausbildung eines 2-Phasensystems mit Decan, kann eine hohe

Katalysatorkonzentration zu Beginn der Reaktion erreicht werden. Dies führt zu

Versuchsergebnisse und Diskussion

86

einem schnellen Anstieg des Anilinumsatzes, vermutlich durch die schnelle Bildung

einer katalytisch aktiven AlCl3(Arylamin)2- Spezies. Weiterhin ist eine verstärkte

Bildung ringalkylierter Produkte zu beobachten, was auf einen weiteren Effekt des

zugesetzten NaCl hindeutet. Vermutlich verändert sich der gebildete

Katalysatorkomplex bei Zugabe geringer Mengen NaCl durch die Bildung einer

ionischen Na+ [AlxClyArylaminz]- - Spezies, dessen veränderte Acidität die Ausbeute

beeinflusst.

Die Phasenvermischung, die mit der Bildung von alkylierten Produkten einhergeht,

bewirkt eine Erniedrigung der Katalysatorkonzentration, jedoch wird die

Folgereaktion zu unerwünschten Nebenprodukten dadurch nicht unterdrückt. Eine

flüssige Phasentrennung kann beim Einsatz der anorganischen Salzschmelze nicht

beobachtet werden.

Um eine bessere Vergleichbarkeit der Versuchsergebnisse mit und ohne den Zusatz

von NaCl zu bekommen, wurde nachfolgend auf den Einsatz von Decan als

Hilfslösungsmittel verzichtet. Somit kommt es zu keiner Veränderung der

Katalysatorkonzentration durch auftretende Phasenvermischungen im Laufe der

Reaktion. Diagramm 28 zeigt, dass auch bei der gleichen eingewogenen Menge

AlCl3 die Zugabe von NaCl zu einer schnelleren Überbrückung der Initiationszeit

führt:

Versuchsergebnisse und Diskussion

87

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5 6

t [h]

X [-]

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

300

T [°

C]

X(Anilin) Kat: AlCl3/NaCl X(Anilin) Kat: AlCl3T Kat: AlCl3/NaCl T Kat: AlCl3

Diagramm 28: Vergleich der relativen Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit mit und ohne Verwendung von NaCl - Katalysator: rot: AlCl3; blau: Al2Cl7-Na+ Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=81g; p=40bar (Propen)

Obwohl effektiv weniger aktives AlCl3 eingesetzt wird, da durch die Zugabe von NaCl

äquimolare Mengen AlCl3 neutralisiert werden, ist ein früherer Reaktionsfortschritt bei

der Verwendung der anorganischen Salzschmelze zu beobachten. Vermutlich ist

dies ist auf die bessere Verfügbarkeit und Homogenisierung des AlCl3 aufgrund der

flüssigen Salzschmelze zurückzuführen, die sowohl dimere als auch trimere

Aluminiumspezies beinhalten kann. Diese können eine unterschiedliche Reaktivität

besitzen und auch zu unterschiedlichen Selektivitäten führen. Die

Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit des Anilins nach Überschreiten der

Initiationszeit zeigt wiederum keinen Unterschied.

Einen Vergleich der Produktausbeute liefert Diagramm 29:

Versuchsergebnisse und Diskussion

88

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(IPA) Kat: AlCl3 Y(DIPA) Kat: AlCl3 Y(TIPA) Kat: AlCl3Y(IPA) Kat: AlCl3/NaCl Y(DIPA) Kat: AlCl3/NaCl Y(TIPA) Kat: AlCl3/NaCl

Diagramm 29: Vergleich der Produktausbeute mit und ohne Verwendung von NaCl Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=81g; p=40bar (Propen)

Bei der Verwendung der anorganischen Salzschmelze ist ein leicht erhöhter Anteil

einfachalkylierter Aniline zu erkennen. Folgende Einflussfaktoren sollen hierzu

diskutiert werden:

- verminderte effektive AlCl3-Konzentration durch die äquimolare Neutralisation

durch Zugabe von NaCl: Im Widerspruch hierzu stehen die Ergebnisse aus

den Versuchen mit reinem AlCl3 als Katalysator, bei denen trotz der 5- fachen

Menge AlCl3, geringere Unterschiede im Alkylierungsgrad zu erkennen sind (s.

Diagramm 12)

- geringe Temperaturunterschiede bei Umsatzgraden kleiner 60%: In Kapitel

3.5.2.1 wird der Temperatureinfluss bei der Alkylierung im System AlCl3/NaCl

diskutiert. Es kann kein Unterschied im Alkylierungsgrad bei einer

Temperaturvariation von 220 - 250°C beobachtet werden (s. Diagramm 49)

- sterischer Einfluss der koordinierten Aluminiumchloridspezies am

aromatischen Amin: Schema 15 zeigt zwei Koordinationsmöglichkeiten der

dimeren AlCl3-Spezies an 2-IPA.

Versuchsergebnisse und Diskussion

89

AlCl

Cl

Cl

ClAl

Cl

Cl

Cl

NH2Na

AlCl

ClAl

Cl

Cl

Cl

NaNH

ClCl

AlCl

Cl

Cl

ClAl

Cl

Cl

Cl

Na

NH2

Schema 15: Mögliche Koordination der dimeren AlCl3-Spezies an ein aromatisches Amin in einer aciden AlCl3/NaCl Schmelze

Bereits im Jahre 1964 konnten indische Wissenschaftler die Koordination von AlCl3

mit verschiedenen aromatischen Aminen nachweisen.113 Sie kristallisierten aus einer

benzolischen Lösung eine AlCl3(Arylamin)2- Spezies, die sie mittels atomspezifischer

Analysemethoden nachweisen konnten. Das Aluminium kann dabei eine maximale

Koordinationszahl von 6 erhalten, wenn ein dimeres Aluminiumchlorid mit 4

aromatischen Aminen komplexiert. In einer aciden Salzschmelze liegen dimere

Al2Cl7-- Spezies vor, die nach Schema 15 mit dem aromatischen Amin koordinieren

könnten. In diesem Falle könnte der höhere sterische Anspruch die

Mehrfachsubstitution unterdrücken.

In jedem Falle ist davon auszugehen, dass die Zugabe von NaCl den Katalysator

derart verändert, dass die Folgereaktion der bereits alkylierten Aniline zu den

mehrfachalkylierten Anilinen etwas unterdrückt wird.

Diagramm 30 zeigt eine weitere Aufschlüsselung der Produkte und verdeutlicht die

Unterschiede bei der Alkylierung mit und ohne Zugabe von NaCl:

Versuchsergebnisse und Diskussion

90

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

S [-]

S(2-IPA) Kat: AlCl3 S(N-IPA) Kat: AlCl3S(2-IPA) Kat: AlCl3/NaCl S(N-IPA) Kat: AlCl3/NaCl

Diagramm 30: Selektivitätsvergleich innerhalb der einfachalkylierten Aniline mit und ohne Verwendung von NaCl Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=81g; p=40bar (Propen)

Während bei reinem AlCl3 eine langsame Bildung ringalkylierter Isopropylaniline

durch eine Folgereaktion der N-alkylierten Aniline beobachtet werden kann, ist die

Selektivität zu den ringalkylierten Isopropylanilinen bei der Verwendung der

anorganischen Salzschmelzen deutlich erhöht. Die Isomerisierung der N-alkylierten

Aniline scheint durch die anorganische Salzschmelze schneller zu sein, obwohl die

effektive Menge an AlCl3 geringer ist.

Ebenso verhält es sich bei den zweifachalkylierten Anilinen, wie aus Diagramm 31

ersichtlich:

Versuchsergebnisse und Diskussion

91

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

S [-]

S(o-DIPA) Kat: AlCl3 S(o-DIPA) Kat: AlCl3/NaClS(N-2-DIPA) Kat: AlCl3 S(N-2-DIPA) Kat: AlCl3/NaClS(andere DIPA-Isomere) Kat: AlCl3 S(andere DIPA-Isomere) Kat: AlCl3/NaCl

Diagramm 31: Selektivitätsvergleich innerhalb der zweifachalkylierten Aniline mit und ohne Verwendung von NaCl Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=81g; p=40bar (Propen)

Das Aluminiumchlorid scheint in der Salzschmelze eine höhere

Isomerisierungsaktivität zu besitzen. Dies führt neben der schnelleren Abnahme der

N-alkylierten N-2-DIPA auch zur stärkeren Bildung anderer unerwünschter

ringalkylierter Diisopropylaniline und damit zu einer etwas niedrigeren o-DIPA

Ausbeute.

3.3.3. Einsatz von überkritischen Gasen als Extraktionsmittel

Unpolare Extraktionsmittel wie Decan, Dekalin und Isooctan bilden keine

zufriedenstellende Phasengrenze zu den anorganischen Chloroaluminatschmelzen,

da die gebildeten Produkte eine Phasenvermittlung zwischen der aciden

Salzschmelze und der organischen Phase bewirken. Daher soll im Folgenden der

Einsatz von überkritischen Gasen als Extraktionsmittel untersucht werden. Der

Vorteil ist die leichte Abtrennung des Extraktionsgases durch Druckentspannung,

wobei keine zusätzlichen Kosten bei der destillativen Produktaufarbeitung entstehen.

Versuchsergebnisse und Diskussion

92

Da bei der Reaktion bereits hohe Temperaturen und Drücke benötigt werden, ist der

zusätzliche Energieaufwand durch die Extraktion minimal.

Der Einsatz überkritischer Gase in Verbindung mit ionischen Flüssigkeiten ermöglicht

die kontinuierliche Rezyklierung homogener Katalysatoren, trotz starker

Wechselwirkungen zwischen Katalysator und Produkt.111 Aufgrund der

Unbrennbarkeit, der toxikologischen Unbedenklichkeit und der milden überkritischen

Bedingungen ((pc= 74 bar, Tc= 31,2 °C), wird in erster Linie CO2 als überkritisches

Extraktionsmittel verwendet.

Extraktion mit überkritischem CO2 (scCO2) Als Alternative zu den bisherigen Methoden der Katalysatorabtrennung bietet sich

eine Extraktion der Produktphase mit überkritischem CO2 an. Zunächst wurde eine

Modelllösung aus Anilin, o-DIPA und AlCl3/NaCl mit überkritischem CO2 extrahiert.

Hierzu wurde dem Reaktor nach einer Dispergierung der eingesetzten Modelllösung

bei 210°C flüssiges CO2 (mittels pumpenkopfgefühlter HPLC-Pumpe) bis über den

kritischen Dampfdruck (pc= 74 bar, Tc= 31,2 °C) zudosiert. Über ein Nadelventil,

dessen Ende nicht in die flüssige Reaktandenphase eintaucht, wurde entspannt.

Während das CO2 hinter dem Ventil ausgast, konnte die austretende Extraktlösung

mittels Schlenkrohr aufgefangen werden. Bei einer anschließenden ICP-Analyse der

extrahierten Lösung konnte kein Aluminium nachgewiesen werden (Nachweisgrenze

<0,003mg/l). Tabelle 14 zeigt, dass sich die Zusammensetzung der Extraktlösung

von der eingesetzten Modelllösung unterscheidet:

Tabelle 14: Veränderung der Zusammensetzung nach einer Extraktion der Modelllösung mit scCO2 bei T=210°C und p=100bar

Einwaage GC-Analyse des extrahierten Gemisches

m(AlCl3) m(NaCl) m(Anilin) m(o-DIPA) m-%(Anilin) m-%(o-DIPA) m-%(IPA)

2,95 0,67 34,04 35,98 77,9 17,48 4,62

In der Extraktphase befindet sich neben den eingesetzten Edukten zusätzlich noch

IPA, das durch eine Transalkylierung von o-DIPA mit Anilin oder durch Abspaltung

von Propen aus o-DIPA entsteht. Im Allgemeinen lassen sich Produkte mit einem

hohen Dampfdruck besser mit überkritischen Gasen extrahieren, daher ist der Anteil

an Anilin in der Extraktlösung deutlich erhöht.

Versuchsergebnisse und Diskussion

93

Eine selektive Extraktion der Produkte und eine Abtrennung des Katalysators mit

scCO2 scheint möglich zu sein, jedoch ist das Verfahrenskonzept mit einigen

Nachteilen verbunden:

- Die Produkte zeigen eine niedrigere Affinität zur Extraktionsphase als die Edukte,

somit könnte es schwierig sein, die bei der Alkylierung gebildeten mehrfachalkylierten

Produkte vollständig zu extrahieren. Diese könnten sich in der Katalysatorphase

anreichern und zu schlechteren Produktausbeuten führen.

- Da die Extraktion bei hohen Temperaturen durchgeführt wird, sind

Nebenreaktionen, wie Transalkylierung, Isomerisierung und Dealkylierung zu

erwarten, was sich ebenfalls negativ auf die Produktselektivität auswirken könnte.

Zur besseren Beurteilung des Verfahrenskonzeptes der Extraktion mit scCO2 wurde

die Produktlösung im Anschluss an eine Alkylierungsreaktion extrahiert. Die

Alkylierungsreaktion erreichte nach 10 Stunden bei 260°C die in Diagramm 32

dargestellte Produktzusammensetzung. Für die anschliessende Extraktion mit CO2

wurde der Reaktor auf 150°C abgekühlt, um Nebenreaktionen (Isomerisierung,

Transalkylierung, etc.) während des Extraktionsvorgangs zu vermeiden.

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

Reaktorinhalt Extrakt Rückstand

Y [-]

Y(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA)

Diagramm 32: Veränderung der Produktverteilung durch die Extraktion mit scCO2 Versuchsbedingungen: Alkylierung: m(AlCl3)=6,0g; m(NaCl)=1,3g m(Anilin)=83g; p=50bar (Propen); T=260°C; Extraktion: T=150°C, p=90bar, m(CO2)=216g

Versuchsergebnisse und Diskussion

94

Trotz der hohen eingesetzten Menge an CO2 (n(CO2)/n0(Anilin)=5,5) kann kein

zufriedenstellendes Extraktionsergebnis beobachtet werden. Die Ausbeute an

alkylierten Produkten im Extrakt ist in Tabelle 15 dargestellt und kleiner 1%.

Dementsprechend kann auch kein Aluminiumaustrag aus dem System detektiert

werden:

Tabelle 15: Extraktionsparameter bei der Extraktion mit scCO2 im Anschluss an eine Alkylierungsreaktion

Extraktionsgüte Aluminiumaustrag m(Extrakt) [g] m(CO2) [g] mol(CO2)/mol(Extrakt) Y (Gesamt) Leaching [mol%]

0,90 216 964 0,6% n.d.

Eine Erhöhung der Extraktionstemperatur auf 260°C zur Verbesserung der Ausbeute

an extrahierten Produkten bewirkt ein Aufquellen des Reaktorinhalts, was vermutlich

auf eine Reaktion zwischen dem Amin und CO2 zu Carbamat nach Schema 16

zurückzuführen ist:

R

NH2C

O

O

R

HN

O

O-H+

Schema 16: Carbamatbildung bei der Extraktion mit scCO2112

Die Extraktion alkylierter Aniline aus einer anorganischen Salzschmelze mit

überkritischem CO2 ist auf Basis der durchgeführten Voruntersuchungen

wirtschaftlich nicht durchführbar. Die Ausbeute an extrahierten Produkten ist trotz des

Einsatzes einer hohen Menge CO2 sehr gering. Eine Erhöhung der

Extraktionstemperatur auf 260°C zur Verbesserung der Ausbeute an extrahierten

Produkten führt zu einer unerwünschten Nebenreaktion zwischen den Aminen und

CO2. Des Weiteren ist bei höheren Temperaturen bevorzugt mit Isomerisierungs- und

Transalkylierungsreaktionen zu rechnen, die die Ausbeute an Wunschprodukt

verschlechtern.

Extraktion mit überkritischem Propan Alternativ wurden Extraktionsversuche mit überkritischem Propan durchgeführt, da im

Vergleich zu CO2 mit keiner Nebenreaktion zwischen den Aminen und dem

Versuchsergebnisse und Diskussion

95

Extraktionsmittel zu rechnen ist. Somit könnten höhere Extraktionstemperaturen

eingesetzt werden.

Tabelle 16 zeigt die Extraktion einer Modelllösung aus o-DIPA und AlCl3/NaCl mit

überkritischem Propan (Tc = 97 °C, pc = 43 bar) bei T = 140 °C und p = 100 bar.

Tabelle 16: Extraktionsparameter bei der Extraktion einer Modelllösung mit überkritischem Propan bei T=140°C und p=100bar

Einwage m(AlCl3) [g] m(NaCl) [g] m(o-DIPA) [g]

3,02 0,82 51

Extraktionsgüte Aluminiumaustrag m(Extrakt) [g] m(Propan) [g] mol(Propan)/mol(Extrakt) Y (o-DIPA) Leaching [mol%]

35 136 16 0,68 31

Bei nur geringem Einsatz an Propan und einer geringen Extraktionstemperatur zeigt

sich eine hohe Ausbeute an extrahiertem Produkt von 68%. Zusammen mit dem o-

DIPA wird allerdings auch das AlCl3 zu 31% ausgetragen. Eine selektive Extraktion

der Produkte zur Abtrennung des Katalysators scheint demnach mit überkritischem

Propan nicht möglich, da es durch die starken Wechselwirkungen zwischen Amin

und AlCl3 zu einem hohen AlCl3- Austrag aus dem System kommt. Es ist weiterhin

davon auszugehen, dass sich höheralkylierte Aniline aufgrund ihres geringen

Dampfdruckes in der Reaktionslösung ansammeln und die Produktausbeute bei

einer Rezyklierung des Katalysators schmälern.

3.3.4. Katalysatorabtrennung durch Kristallisation

Da eine flüssige Phasentrennung zwischen acider Salzschmelze und den alkylierten

Produkten aufgrund ihrer vollen Mischbarkeit selbst durch den Einsatz organischer

Extraktionsmittel nicht möglich und mit überkritischen Gasen ineffizient ist, soll im

Folgenden untersucht werden, ob eine Abtrennung des Katalysators aus der

Reaktionsphase als Feststoff nach einer Kristallisation durchführbar ist.

Bereits bei den Voruntersuchungen hatte sich herausgestellt, dass durch die

Zentrifugation von AlCl3/NaCl und o-DIPA bei Zugabe von Decan eine Abtrennung

der Salzschmelze möglich ist. Die Abtrennung könnte auf eine gravimetrische

Emulsionstrennung oder auf eine Kristallisation der anorganischen Salzschmelze

Versuchsergebnisse und Diskussion

96

zurückzuführen sein. Letzteres könnte ohne Zentrifugation und ohne die Zugabe von

Decan durch langsames Abkühlen der Reaktionsmischung ebenfalls erzielt werden.

Nachfolgende Versuche wurden in einem Glaskolben unter Inertgas durchgeführt.

Nach dem Lösen der eingewogenen Substanzen wurde die Reaktionsmischung 1 h

bei 150°C dispergiert und anschließend innerhalb 1 – 2 Stunden auf

Raumtemperatur abgekühlt. Tabelle 17 zeigt entsprechende Versuche zur

Kristallisation einer Aluminiumspezies aus einer Modelllösung:

Tabelle 17: Einfluss der NaCl-Menge auf die Immobilisierung des AlCl3 durch langsames Abkühlen der Modelllösung

m[g] eingesetzt immobilisiert m(AlCl3) m(DIPA) m(NaCl) Al-Leaching [mol%] mol(Al)/mol(NaCl) mol(Al)/mol(NaCl)

1,61 19,61 0,22 20,2 3,2 4,90 1,61 19,61 0,52 23,0 1,35 2,36 1,61 19,61 1,24 22,3 0,56 0,96

Die langsame Abkühlung der Modelllösung bewirkt tatsächlich die Kristallisation einer

aluminiumreichen Salzverbindung, deren Aluminiumgehalt unabhängig von der

zugegebenen Menge NaCl ist. Der Aluminiumgehalt in der verbleibenden flüssigen

Phase bleibt mit 20 – 23 % konstant. Zu erwarten gewesen wäre eine Zunahme des

Aluminiumleachings bei geringerer Zugabe von NaCl. Die Bildung von dimeren und

trimeren Aluminiumspezies in aciden AlCl3/NaCl Schmelzen sind hinreichend

bekannt, allerdings ist es kaum vorstellbar, dass durch Zugabe von 1 mol NaCl 5 mol

AlCl3 koordiniert und durch Kristallisation abgetrennt werden können. Das NaCl

scheint daher lediglich als Impfkristall für die Kristallisation einer anderen

Aluminiumspezies zu dienen:

Tabelle 18: Einfluss des Impfkristalls auf die Kristallisation einer Aluminiumspezies aus einer Modelllösung

m[g] Impfkristall m(AlCl3) m(DIPA) m(Impfkristall) Al- Leaching - mol% m(org Phase)

- 0,81 9,02 - 10,2 4,02 NaCl 0,88 9,78 0,04 12,7 5,79

Tabelle 18 zeigt, dass es selbst ohne die Verwendung von NaCl möglich ist, den

Großteil an AlCl3 durch die Kristallisation einer Aluminiumspezies abzutrennen.

Neben dem Aluminium wird allerdings auch ein großer Teil der eingesetzten

organischen Phase abgetrennt, was vermutlich auf Einschlüsse durch unsaubere

Kristallisationsbedingungen zurückzuführen ist. Die entstandenen Kristalle konnten

Versuchsergebnisse und Diskussion

97

mittels DSC (differential scanning calorimetry) und Röntgenspektroskopie (XRD)

näher analysiert werden.

Abbildung 12: DSC-Messung der erhaltenen Kristalle bei der Kristallisation einer Aluminiumspezies aus einer Modelllösung aus AlCl3 und o-DIPA

Abbildung 12 zeigt das Ergebnis der DSC Messung. Der maximale Wärmefluss bei

der Kristallisation ist bei 30,5 °C, beim Schmelzvorgang bei 76,8 °C zu erkennen. Der

Energiebedarf für den Schmelzvorgang beträgt 92 J/g. Durch die Zugabe von

Impfkristallen, kann die Kristallisation bei einer geringen Übersättigung der

Reaktionslösung im Temperaturbereich zwischen 30 und 50°C durchgeführt werden.

Die Kristallstruktur der erhaltenen Kristalle ist in Abbildung 13 dargestellt:

Versuchsergebnisse und Diskussion

98

Abbildung 13: Kristallstruktur (XRD) der erhaltenen Kristalle bei der Kristallisation einer Aluminiumspezies aus einer Modelllösung aus AlCl3 und o-DIPA

Das o-DIPA ist ein fester Bestandteil der erhaltenen Kristalle. Zwei o-DIPA Moleküle

sind über den Aminstickstoff direkt am Aluminium des AlCl3 koordiniert. Bereits im

Jahre 1964 entdeckten indische Wissenschaftler einige AlCl3-(Arylamin)2 Spezies113,

die sie aus einer benzolischen Lösung auskristallisieren konnten. Die Kristalle

werden als leicht hygroskopisch beschrieben, die sich durch Wasser oder

Temperatureinwirkung zersetzen. Über die in Abbildung 13 beschriebene Verbindung

ist derzeit noch keine Veröffentlichung bekannt.

Durch die Kristallisation dieser Aluminiumspezies könnte es möglich sein, den

Katalysator nach einer Alkylierungsreaktion zumindest teilweise aus der

Produktlösung abzutrennen und zu rezyklieren, ohne den Reaktorinhalt durch

Zugabe von Extraktionsmitteln oder Impfkristallen zu verunreinigen. Aufgrund der

hohen Reaktionstemperatur sollte sich bei der Rezyklierung der gebildete Komplex

unter Freisetzung des eigentlichen Katalysators AlCl3 wieder zersetzen.

Versuchsergebnisse und Diskussion

99

3.3.4.1. Rezyklierungsversuche

Rezyklierungsversuche durch die Kristallisation der AlCl3(Arylamin)2-Verbindung

sollen zeigen, ob die katalytische Aktivität des AlCl3 erhalten bleibt. Da ohne den

Zusatz von NaCl keine Kristallisation im Reaktor beobachtet werden konnte, sind

nachfolgende Versuche mit einer aciden Mischung aus AlCl3 und NaCl durchgeführt

worden. Nach der Alkylierungsreaktion wird der Reaktor über Nacht auf

Raumtemperatur abgekühlt, die flüssige organische Phase abdekantiert und deren

Aluminiumgehalt mittels ICP bestimmt. Das ausgetragene AlCl3 wird dem Reaktor

zusammen mit frischen Edukten zugeführt und eine weitere Alkylierung gestartet.

Diagramm 33 zeigt den Umsatzverlauf über der Zeit der jeweiligen

Rezyklierungsversuche, wobei die Zeit erst nach Erreichen der Reaktionstemperatur

gemessen wurde:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5

t [h]

X [-]

1. Durchlauf 2. Durchlauf 3. Durchlauf

Diagramm 33: Vergleich der Reaktionsgeschwindigkeiten bei der teilweise Rezyklierung des Katalysators Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=11,8g; m(NaCl)=3,3g; m(Anilin)=84g; p=50bar (Propen); T=260°C; rot: Zugabe: AlCl3=5,4g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen); T=260°C; gelb: Zugabe: AlCl3=4,0g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen); T=260°C

Alle drei Durchläufe zeigen einen ähnlichen Verlauf der Stoffmengenänderungs-

geschwindigkeit des Anilins. Nach drei Durchläufen ist kein Aktivitätseinbruch zu

beobachten. Das AlCl3 scheint somit reversibel im abgetrennten AlCl3(Arylamin)2–

Versuchsergebnisse und Diskussion

100

Komplex gebunden zu sein und verliert durch die Rezyklierung nicht an Aktivität. Aus

Tabelle 19 kann die Menge des immobilisierten Aluminiumchlorids errechnet werden:

Tabelle 19: Massenbilanz bei den Rezyklierungsversuchen

m(Reaktorinhalt) [g] m(abgetrennt) [g] m(rezykliert) [%] Al-Leaching [mol-%]1. Durchlauf 179 151 16 62 2. Durchlauf 170 150 12 39 3. Durchlauf 157 124 21 12

Während nach der ersten Kristallisation ein hoher Restgehalt an Aluminiumchlorid

von 62 % bezogen auf die eingesetzte Menge AlCl3 in der Mutterlauge detektiert

werden konnte, sinkt das Aluminiumleaching im Laufe der Rezyklierungsversuche

über 39 % auf 12 %. Die zugeführte Menge frischen Aluminiumchlorids vor den

jeweiligen Versuchen reduziert sich demnach von ursprünglich 11,8 g auf 4,6 g, ohne

dass eine Veränderung in der Reaktionsgeschwindigkeit festgestellt werden kann.

Bei einem weiteren Rezyklierungsversuch könnte die Menge an ergänztem

Aluminiumchlorid sogar auf 1,4 g reduziert werden.

Diagramm 34 verdeutlicht das Einsparungspotential bei einer teilweisen Rezyklierung

des Katalysators durch die Kristallisation einer AlCl3(Arylamin)2- Spezies:

0%

20%

40%

60%

80%

100%

nach 1. Durchlauf nach 2. Durchlauf nach 3. Durchlauf

m(A

lCl3

) [g]

AlCl3 - Leaching AlCl3 rezykliert

Diagramm 34: Einsparung AlCl3 durch die teilweise Rezyklierung des Katalysators

Bemerkenswert ist die sehr starke Abnahme des Aluminiumleachings, da die

Ausbeute an Kristallen im thermodynamischen Gleichgewicht lediglich von der

Versuchsergebnisse und Diskussion

101

Sättigungskonzentration der jeweiligen Salzspezies in der Mutterlauge bestimmt wird.

Da die Kristallisation über einen langen Zeitraum durchgeführt wurde, kann davon

ausgegangen werden, dass sich die Lösung im thermodynamischen Gleichgewicht

befindet und die Abnahme des Aluminiumleachings nicht auf einen kinetischen

Effekt, sondern auf eine Veränderung der kristallisierten Aluminiumspezies im Laufe

der Rezyklierungsversuche zurückzuführen ist. Die Aluminiumspezies, die nach dem

ersten Durchlauf der Alkylierung gebildet wird, zeigt eine höhere

Sättigungskonzentration in der Mutterlauge und verbleibt daher zu 62 % in Lösung.

Nach der zweiten und dritten Rezyklierung kristallisiert vermutlich eine andere

Aluminiumspezies, die eine geringere Löslichkeit in der Mutterlauge aufweist,

wodurch das Aluminiumleaching abnimmt. Diagramm 35 und Diagramm 36 zeigen,

dass sich die Produktausbeute während der Rezyklierungsversuche nicht verändert,

somit ist die Mutterlauge, aus der die Aluminiumspezies kristallisiert in jedem

Versuch vergleichbar.

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0 0,25 0,5 0,75 1 1,25 1,5 1,75 2 2,25

abreagierte mol-equiv. Propen bzgl Anilin

Y [-]

Y(IPA) - 1. Durchlauf Y(DIPA) - 1. Durchlauf Y(TIPA) - 1. DurchlaufY(IPA) - 2. Durchlauf Y(DIPA) - 2. Durchlauf Y(TIPA) - 2. DurchlaufY(IPA) - 3. Durchlauf Y(DIPA) - 3. Durchlauf Y(TIPA) - 3. Durchlauf

Diagramm 35: Vergleich der Produktausbeute bei der teilweise Rezyklierung des Katalysators Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=11,8g; m(NaCl)=3,3g; m(Anilin)=84g; p=50bar (Propen); rot: Zugabe: AlCl3=5,4g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen); gelb: Zugabe: AlCl3=4,0g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen)

Im Laufe der Rezyklierungsversuche ist keine Veränderung in der Produktausbeute

erkennbar, obwohl die zugegebene Menge AlCl3 deutlich reduziert wurde. Das

Versuchsergebnisse und Diskussion

102

rezyklierte AlCl3 ist demnach katalytisch aktiv und verändert die Produktselektivität

nicht. Es ist leicht vorstellbar, dass höheralkylierte Aniline eine höhere Tendenz zur

Kristallisation aufweisen, da sie aufgrund des positiven induktiven Effekts der

Isopropylgruppen eine höhere Elektronendichte am aromatischen Ring und am

Aminstickstoff besitzen und damit eine stärkere Koordination mit dem Aminstickstoff

eingehen. Aufgrund der Reversibilität der Alkylierungsreaktion wird die

Produktselektivität bei der Rückführung der höheralkylierten Aniline nicht beeinflusst,

da diese durch Transalkylierung und Isomerisierung wieder dealkyliert werden. Aus

Diagramm 36 ist auch keine Veränderung in der Produktausbeute innerhalb der

zweifachalklyierten Aniline erkennbar:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0 0,25 0,5 0,75 1 1,25 1,5 1,75 2 2,25

abreagierte mol-equiv. Propen bzgl Anilin

Y [-]

Y(o-DIPA) - 1. Durchlauf Y(N-2-DIPA) - 1. Durchlauf Y(andere DIPA) - 1. DurchlaufY(o-DIPA) - 2. Durchlauf Y(N-2-DIPA) - 2. Durchlauf Y(andere DIPA) - 2. DurchlaufY(o-DIPA) - 3. Durchlauf Y(N-2-DIPA) - 3. Durchlauf Y(andere DIPA) - 3. Durchlauf

Diagramm 36: Vergleich der Produktausbeute innerhalb der DIPA bei der teilweise Rezyklierung des Katalysators Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=11,8g; m(NaCl)=3,3g; m(Anilin)=84g; p=50bar (Propen); rot: Zugabe: AlCl3=5,4g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen); gelb: Zugabe: AlCl3=4,0g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen)

Lediglich die Ausbeute an o-DIPA ist bei dem ersten Durchlauf der

Rezyklierungsversuche um etwa 5 % erhöht. Dies könnte allerdings auf die um 18 %

höhere Gesamtmenge an Aluminiumchlorid in Bezug auf Durchlauf 2 zurückzuführen

sein.

Versuchsergebnisse und Diskussion

103

3.3.4.2. Reproduktionsversuche

Um die Reproduzierbarkeit dieser sehr vielversprechenden Rezyklierungsversuche

zu bestätigen, wurden Reproduktionsversuche unter denselben

Reaktionsbedingungen durchgeführt. Diagramm 37 zeigt die Ausbeute an o-DIPA

über die abreagierten mol-equivalente an Propen im Vergleich zu den

Reproduktionsversuchen:

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00

abreagierte mol-equiv. Propen bzgl Anilin

Y(o

-DIP

A)

Durchlauf 1 Reproduktion Durchlauf 2 Reproduktion Durchlauf 3 Reproduktion Durchlauf 4 ReproduktionDurchlauf 1 Erstversuch Durchlauf 2 Erstversuch Durchlauf 3 Erstversuch

Diagramm 37: Veränderung in der o-DIPA Ausbeute durch die teilweise Rezyklierung des AlCl3 im Vergleich zwischen Erstversuch mit Reproduktionsversuch

Anhand des Diagramms lässt sich kein Unterschied zwischen Erstversuch und

Reproduktion, sowie zwischen den jeweiligen Rezyklierungszyklen erkennen.

Die maximal erreichte o-DIPA- Ausbeute bei den Rezyklierungsversuchen beträgt

50%. Da das gebildete o-DIPA in einer Folgereaktion zu den unerwünschten und

thermodynamisch stabileren Alkylierungsprodukten weiterreagiert, ist mit der

Ausbildung eines Ausbeutemaximums zu rechnen. Dieses wurde in den

Rezyklierungsversuchen mit Ausnahme vom Erstversuch der Reproduktion nicht

erreicht, weshalb bei gleichen Reaktionsparametern noch eine Steigerung der o-

DIPA Ausbeute möglich ist.

Der Aluminiumaustrag in die organische Produktphase nach der Kristallisation für

den Erstversuch und die Reproduktion wird in Diagramm 38 verdeutlicht:

Versuchsergebnisse und Diskussion

104

0

10

20

30

40

50

60

70

nach 1. Durchlauf nach 2. Durchlauf nach 3. Durchlauf nach 4. Durchlauf

Al-L

each

ing

(mol

-%)

Erstversuch Reproduktion

Diagramm 38: Veränderung des Al-Leachings durch die teilweise Rezyklierung des AlCl3 im Vergleich zwischen Erstversuch mit Reproduktionsversuch

Genau wie beim Erstversuch kommt es zu einer Abnahme des Aluminiumleachings

im Laufe der Rezyklierungsversuche. Der Unterschied in den Absolutwerten

zwischen Reproduktion und Erstversuch lässt sich auf die unoptimierten

Kristallisations- und Rezyklierungsbedingungen zurückführen. Die Heizung des

Reaktors wird nach der Reaktion ausgeschaltet und die Abkühlrate über die

Umgebungstemperatur und die Isolation bestimmt. Die Abtrennung der gebildeten

Kristalle erfolgt lediglich durch Abdekantieren der flüssigen, organischen

Produktphase. Somit verbleiben die abgesetzten Kristalle im inertisierten Reaktor,

während kleinere Kristalle, die in der organischen Produktphase dispergiert sind,

ausgeschleust werden.

Die Reproduktion der Rezyklierungsergebnisse zeigt somit ein verlässliches und

robustes Verfahrenskonzept auf, bei dem das eingesetzte AlCl3 durch einen

Kristallisationsvorgang als AlCl3-(Arylamin)2-Komplex von der Produktlösung

abgetrennt und rezykliert werden kann, ohne den Reaktorinhalt mit Extraktionsmitteln

o.ä. zu verunreinigen und so die Produktaufarbeitung zu erschweren. Die Ausbeute

an alkylierten Produkten und die Selektivität zum o-DIPA ändern sich bei diesem

Verfahren nicht. Es ist nicht gelungen, die Kristallisation im Alkylierungsreaktor ohne

Versuchsergebnisse und Diskussion

105

die Zugabe von NaCl durchzuführen. Da allerdings die unterstöchiometrische Zugabe

von NaCl zu AlCl3 die katalytische Aktivität des Katalysators verbessert ohne sich

nachteilig auf die Produktselektivität auszuwirken, stellt dies keine wesentliche

Einschränkung des Konzeptes dar.

Durch die Möglichkeit einer teilweisen Rezyklierung des Katalysators bei den

Alkylierungsreaktionen von aromatischen Aminen ergibt sich ein enormes

Einsparungspotential, da die aufwendige Aufreinigung des Abwassers nach der

Hydrolyse des Katalysators proportional zur hydrolysierten Menge AlCl3 reduziert

werden kann. Dabei ist kein Eingriff in bestehende Alkylierungsverfahren notwendig.

Allerdings sollte sich der Einsatz einer anorganischen Salzschmelze als Ersatz zum

Auminiumtrianilid positiv auf die Aktivität auswirken. Weiterhin wird für eine

erfolgreiche Kristallisation keine Kühlenergie benötigt, so dass keine zusätzlichen

Betriebskosten entstehen.

3.4. Verfahrenserweiterung auf Anilinderivate

S. Prasad und L.P. Pandey113 konnten bereits 1964 zeigen, dass auch andere

Arylamie, wie Toluidin, Benzylamin, Xylidin, etc. mit AlCl3 kristallisieren. Dies

ermöglicht die Ausweitung dieses Verfahrenskonzeptes auf eine Reihe weiterer

substituierter Aniline.

3.4.1. Kristallisationsversuche von substituierten Anilinen

Weiterführende Kristallisationsversuche mit Aluminiumchlorid und substituierten

aromatischen Aminen sollen zeigen, ob das vorgestellte Konzept zur selektiven

Kristallisation einer AlCl3-(Arylamin)2 Spezies aus einer Arylamin Mutterlauge auf

eine Reihe weiterer Substrate ausgeweitet werden kann. Von Interesse ist hier vor

allem eine qualitative Aussage über die relative Tendenz verschiedener

Anilinderivate mit Aluminiumchlorid Komplexe zu bilden. Dabei wurde das

Aluminiumchlorid in dem jeweiligen Arylamin bei erhöhten Temperaturen gelöst und

durch langsame Abkühlung der Lösung eine Übersättigung für die Kristallisation

erreicht. Die Abtrennung erfolgte lediglich durch Dekantieren, daher muss von

Versuchsergebnisse und Diskussion

106

Rückständen der flüssigen Phase in der kristallisierten Phase ausgegangen werden.

Tabelle 20 zeigt den prozentualen Anteil der eingesetzten Menge in der

kristallisierten Phase.

Tabelle 20: Kristallisationsversuche von AlCl3 mit substituierten aromatischen Aminen

Ansatzgrößen

Arylamin AlCl3

kristallisierter Massenanteil*

Name m [g] m [g] eq an Arylamin

an AlCl3

9,4 0,81 0,11 88 % 92 % 9,4 0,81 0,11 94 % 97 % o-DIPA 9,4 0,79 0,11 94 % 97 %

7,2 0,81 0,13 93 % 99 % 7,2 0,81 0,13 91 % 99 % DEA 7,2 0,80 0,12 82 % 97 %

8,9 0,80 0,12 64 % 95 % 8,9 0,79 0,12 53 % 92 % CDEA 8,9 0,79 0,12 65 % 96 %

7,2 0,81 0,13 19 % 78 % 7,2 0,81 0,13 10 % 78 % MIPA 7,2 0,80 0,12 9 % 77 %

6,5 0,80 0,13 36 % 90 % 6,5 0,81 0,13 49 % 93 % 2-IPA 6,5 0,80 0,13 42 % 88 %

6,6 0,81 0,12 6,6 0,80 0,12

N-IPA 6,6 0,79 0,12

keine Kristallisation

9,7 0,80 0,08 9,7 0,78 0,08 MEA 9,7 0,87 0,09

keine Kristallisation

8,6 0,78 0,12 8,6 0,80 0,12 DETDA 8,6 0,81 0,13

keine Kristallisation

*Prozentualer Anteil der eingesetzten Menge in der kristallisierten Phase o-DIPA: 2,6-Diisopropylanilin CDEA: 4-Chlor-2,6-diethylanilin DEA: 2,6-Diethylanilin MIPA: 2-Methyl-6-isopropylanilin IPA: Isopropylanilin MEA: 2-Methyl-6-ethylanilin, DETDA: Isomerengemisch 3,5-Diethyl-2,6-diaminotoluol (80%) / 3,5-Diethyl-2,4-diaminotoluol (20%) MIPA: 2-Methyl-6-Isopropylanilin

Versuchsergebnisse und Diskussion

107

Für jedes Arylamin wurden drei identische Kristallisationsversuche durchgeführt. Der

Vergleich zwischen den jeweiligen Ergebnissen zeigt eine gute Reproduzierbarkeit.

Bei drei der acht untersuchten Anilinderivate kann auch trotz der Zugabe eines

Impfkristalls keine Kristallisation erreicht werden. Bei den fünf restlichen Arylaminen

gelingt die Abtrennung von 77 % bis 99 % des Aluminiumchlorids. In den meisten

Fällen (o-DIPA, DEA und CDEA, 2-IPA) geht damit allerdings auch eine Abtrennung

eines großen Teils des Arylamins einher. In diesen Fällen erscheint die feste Phase

als geleeartige Masse, in der ein großer Teil des flüssigen Arylamins eingelagert ist.

Es handelt sich dabei aber nicht um amorphen Feststoff, sondern um sehr kleine

Kristalle, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Dies konnte durch

Mikroskopaufnahmen und Röntgenstrukturanalysen nachgewiesen werden.

Abbildung 14 zeigt eine beispielhafte Mikroskopaufnahme:

Abbildung 14: Mikroskop-Aufnahme von Kristallen eines AlCl3(o-DIPA)2-Adduktes

Es ist zu erwarten, dass sich bei langsamerer Abkühlgeschwindigkeit und Zugabe

von Impfkristallen größere Kristalle bilden, die leichter abtrennbar sind. Die Bildung

neuer Keime wird durch diese Maßnahmen unterdrückt und das Wachstum

vorhandener begünstigt. Die Verringerung der Abkühlrate auf 1,3 °C/h (Abkühlen

über 50 h) sowie NaCl-Zusatz zwischen 0 und 50 Massen-% bringen jedoch für 2,6-

DIPA keine Änderung des Kristallisationsverhaltens.

Lediglich bei der Kristallisation mit MIPA kann ein leicht handhabbarer kristalliner

Feststoff in Form von rosa Plättchen erhalten werden (s. Abbildung 15), der sich

nach einiger Zeit (trotz Aufbewahrung unter Argonatmosphäre) dunkellila färbt. Durch

eine Röntgenstrukturanalyse konnte nachgewiesen werden, dass es sich hierbei um

den Komplex [AlCl3(MIPA)2] handelt.

Versuchsergebnisse und Diskussion

108

Abbildung 15: [AlCl3(MIPA)2]-Kristalle, frisch (links) und gealtert (rechts)

Auch die Strukturen der Addukte von Aluminiumchlorid mit DEA, CDEA und 2-IPA

konnten in dieser Arbeit durch Röntgenstrukturanalyse aufgeklärt werden. Es handelt

sich jeweils um Komplexe der Zusammensetzung [AlCl3(Arylamin)2], wie in Abbildung

16 gezeigt. Das Aluminiumatom besitzt jeweils eine trigonal-bipyramidale

Koordinationssphäre mit drei Chloratomen in äquatorialer und zwei

Arylaminmolekülen in axialer Position. Diese Geometrie stimmt mit der in Kap. 3.3.4

bereits vorgestellten Kristallstruktur von [AlCl3(o-DIPA)2] überein.

Abbildung 16: Strukturen von [AlCl3(DEA)2], [AlCl3(CDEA)2], [AlCl3(MIPA)2] und [AlCl3(2-IPA)2]

Versuchsergebnisse und Diskussion

109

Für eine Korrelation zwischen der Struktur von Anilinderivaten und ihrer Neigung zur

Bildung abtrennbarer Kristalle mit Aluminiumchlorid müssen eine ganze Reihe von

Faktoren berücksichtigt werden.

Die Lewis-Säure-Base-Wechselwirkung zwischen Arylamin und Aluminiumchlorid

steigt mit der Lewis-Basizität der Aminogruppe. Diese hängt vom Substitutionsgrad

ab. Alkylsubstituenten erhöhen die Elektronendichte an Benzolring und

Aminstickstoff und verstärken damit die Elektronendonoreigenschaften. Der Effekt ist

bei der Substitution am Stickstoff größer als bei einer Ringsubstitution. Andererseits

ist zu erwarten, dass eine erhöhte Anzahl von Seitengruppen aufgrund von

sterischen Wechselwirkungen untereinander zu einer Schwächung der Bindung führt.

Eine stabile Komplexierung des AlCl3 durch den Anilinstickstoff ist eine

Voraussetzung für die Kristallisation.

Der Einfluss der Teilchensymmetrie auf die Neigung zur Kristallisation114 ist bekannt.

Je symmetrischer die Gitterbausteine, desto einfacher die Ausbildung einer

regelmäßigen Struktur unter optimaler Ausnutzung von intermolekularen

Wechselwirkungen.

Diese Überlegung wird durch die Ergebnisse in Tabelle 20 teilweise bestätigt: Die

weniger symmetrischen MEA und N-IPA tendierten weniger zur Kristallisation als die

symmetrischen Derivate o-DIPA und DEA. Die vergleichsweise gute

Kristallisationsfähigkeit des unsymmetrischen 2-IPA dagegen entzieht sich einer

solchen Deutung und hat möglicherweise sterische Gründe.

Durch die Anwesenheit chemisch ähnlicher, aber sterisch unterschiedlicher

Fremdsubstanzen wird die Kristallisation gehemmt oder verhindert. Das erklärt,

warum keine Kristallisation des Isomerengemisches DETDA erreicht werden kann.

CDEA verfügte durch ein Chloratom am Benzolring über die Möglichkeit zu

zusätzlichen Lewis-Säure-Base-Wechselwirkungen mit Aluminiumatomen oder

Wasserstoffbrückenbindungen mit Aminogruppen. Das wirkt sich positiv auf die

Kristallisationsfähigkeit aus.

Die Abtrennbarkeit der gebildeten Kristalle hängt im Allgemeinen zusätzlich

maßgeblich von deren Größe ab. Je größer die Kristalle, desto einfacher können sie

durch Filtration oder Dekantieren gewonnen werden. Die Partikelgröße wird durch

das Verhältnis von Keimbildung und Kristallwachstum festgelegt und kann durch die

Wahl der Kristallisationsbedingungen beeinflusst werden.

Versuchsergebnisse und Diskussion

110

Zusammenfassend konnte durch Kristallisationsversuche gezeigt werden, dass sich

einige kommerzielle Anilinderivate als Lewis-Säure-Base-Addukte der Form

[AlCl3(Arylamin)2] kristallisieren lassen. Die Struktur von einigen dieser Komplexe

wurde durch Röntgendiffraktometrie aufgeklärt. [AlCl3(MIPA)2] kann in leicht

handhabbarer Form und großer Menge hergestellt werden.

3.4.2. [AlCl3(MIPA)2] als Katalysator für die Friedel-Crafts-

Alkylierung

In Kap 3.3.4.1 wird gezeigt, dass sich nach der Alkylierung von Anilin mit Propen ein

Katalysator-Addukt auskristallisieren und rezyklieren lässt. Es wird vermutet, dass

dieses Addukt aus einem Lewis-Säure-Base-Komplex zwischen Aluminiumchlorid

und Anilinderivaten besteht. Falls die Vermutung stimmt, dass zwischen den

Katalysatorrezyklierungen ähnliche Komplexe kristallisieren, muss [AlCl3(MIPA)2] ein

aktiver Friedel-Crafts-Katalysator sein. Dies wird im Folgenden bei der Alkylierung

von Anilin getestet.

Die Verwendung derselben Reaktionsbedingungen wie bei den

Rezyklierungsversuchen unter 3.3.4.1 ermöglicht den direkten Vergleich der

Katalysatoren AlCl3 und [AlCl3(MIPA)2] hinsichtlich ihrer Aktivität und Selektivität. Es

wird erwartet, dass der MIPA-Komplex des Aluminiumchlorids ein aktiver Katalysator

ist, dessen katalytische Eigenschaften sich nicht von dem des reinen AlCl3

unterscheiden. Denn es ist von einer zumindest teilweisen Dissoziation des Lewis-

Säure-Base-Adduktes unter Reaktionsbedingungen auszugehen. Dementsprechend

ist auch mit einer Teilnahme des aus dem Addukt freigesetzten MIPA als Edukt an

der Reaktion zu rechnen.

Diagramm 39 zeigt den Vergleich der Produktausbeute über der Zeit bei der

Alkylierung von Anilin mit dem Katalysatorkomplex [AlCl3(MIPA)2] und AlCl3. Über

den Katalysator werden dem System 0,2 eq MIPA (bezüglich Anilin) zugeführt.

Dieses kann in Konkurrenz zum Edukt mit Propen umgesetzt werden. Da es mit der

zur Verfügung stehenden Analytik nicht möglich war die Alkylierungsprodukte von

Anilin und MIPA zu unterscheiden wurden die einfach-, zweifach- und

dreifachalkylierten Produkte zusammengefasst.

Versuchsergebnisse und Diskussion

111

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0 1 2 3 4 5 6 7

t(h)

Aus

beut

e

einfach alkyliert - AlCl3(MIPA)2 zweifach alkyliert - AlCl3(MIPA)2 dreifach alkyliert - AlCl3(MIPA)2

einfach alkyliert - AlCl3 zweifach alkyliert - AlCl3 dreifach alkyliert - AlCl3

Diagramm 39: Vergleich der Produktausbeute bei der Alkylierung von Anilin mit [AlCl3(MIPA)2] bzw. AlCl3 als Katalysator Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=11,8g (0,1 mol-eq bzgl Anilin); m(NaCl)=3,3g (0,07 mol-eq bzgl Anilin); m(Anilin)=84g; p=50bar (Propen); T=260°C; blau: m([AlCl3(MIPA)2])=27,6g (0,1 mol-eq bzgl Anilin); m(NaCl)=2,4g (0,07 mol-eq bzgl Anilin); m(Anilin)=60g; p=50bar (Propen); T=260°C

Im Vergleich zur Alkylierung mit AlCl3 als Katalysator zeigt der Katalysatorkomplex

[AlCl3(MIPA)2] einen schnelleren Anstieg an alkylierten Produkten. Bemerkenswert ist

der starke Anstieg zwei- und dreifachalkylierter Produkte bereits bei niedrigen

Reaktionszeiten. Einfachalkylierte Produkte werden kaum gebildet. Da MIPA an der

Reaktion als einfachpropyliertes Zwischenprodukt teilnimmt und die Methylgruppe bei

den Reaktionsprodukten nicht mehr eindeutig nachgewiesen werden kann,

verschiebt sich die Ausbeute an alkylierten Produkten in Richtung der

mehrfachalkylierten Produkte. Diagramm 40 zeigt die Abnahme des MIPA

Stoffmengenanteils in der Reaktionsmischung. Bereits nach zwei Stunden

Reaktionszeit ist nur noch die Hälfte des durch den Katalysatorkomplex eingesetzten

MIPA vorhanden. Nach derselben Reaktionszeit ist in Diagramm 39 auch ein starker

Anstieg zwei- und dreifachalkylierter Produkte zu erkennen. Eine weitere mögliche

Erklärung für die bevorzugte Mehrfachalkylierung könnte die erhöhte Reaktivität des

eingesetzten Katalysatorkomplexes sein.

Versuchsergebnisse und Diskussion

112

0%

5%

10%

15%

20%

25%

0 1 2 3 4 5 6 7

t(h)

Stof

fmen

gena

ntei

l MIP

A

Diagramm 40. Stoffmengenanteil von MIPA während der Alkylierung von Anilin mit dem Katalysatorkomplex [AlCl3(MIPA)2]

Die durchgeführten Versuche erlauben keine endgültige Aussage über den Einfluss

dieser Effekte. Jedoch konnte sowohl die katalytische Aktivität des Komplexes

[AlCl3(MIPA)2] als auch die Teilnahme von MIPA an der Alkylierungsreaktion

nachgewiesen werden.

3.5. Untersuchungen zur Reaktionsoptimierung

3.5.1. Kinetische Betrachtungen

Um ein besseres Verständnis für den Reaktionsmechanismus und die

Reaktionskinetik zu erhalten, wurden Isomerisierungsversuche der wichtigsten

Zwischenprodukte, die bei der Alkylierung gebildet werden, durchgeführt. Diese

sollen zeigen, ob durch eine geschickte Wahl der Reaktionsparameter die Ausbeute

an o-DIPA verbessert werden kann. Da das Wertprodukt o-DIPA anhand des

postulierten Reaktionsmechanismus (s. Schema 13) Folgereaktionen unterliegt,

besteht das Ziel in einer Unterdrückung dieser Folgereaktionen zu thermodynamisch

begünstigten Isomeren der DIPA und mehrfachalkylierten Anilinen. Gleichzeitig soll

die Bildungsreaktion von o-DIPA (Isomerisierung von N-alkylierten zu ringalkylierten

Versuchsergebnisse und Diskussion

113

Anilinen) beschleunigt werden. Für den Fall, dass Bildungs- und Folgereaktion

ausreichend unterschiedliche Aktivierungsenergien besitzen, bietet sich

beispielsweise eine kinetische Kontrolle der Gesamtreaktion durch eine geschickte

Temperaturführung an.

3.5.1.1. Isomerisierung von o-DIPA

In diesen Versuchen wurde das o-DIPA mit Decan als Hilfslösungsmittel verdünnt

und zusammen mit einer aciden Salzschmelze aus AlCl3 und NaCl in den Reaktor

eingewogen. Um eine Sublimation des Aluminiumchlorids zu verhindern, wurde die

Isomerisierungsreaktion bei 30 bar Argondruck durchgeführt. Der Umsatz-Zeit

Verlauf bei ansteigendem Temperaturniveau ist in Diagramm 41 dargestellt:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22

t [h]

X

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

300

T [°

C]

X(o-DIPA) T [°C]

Diagramm 41: Isomerisierung von o-DIPA bei ansteigendem Temperaturniveau Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,8g; m(o-DIPA)=52,2g; m(Decan)=28,4g; p0=30bar (Argon)

Der Anfangsumsatz von 5 % zu Beginn der Reaktion ist auf Verunreinigungen in der

Ausgangssubstanz zurückzuführen. Unterhalb einer Temperatur von 240°C ist kaum

eine Umsetzung des o-DIPA erkennbar. Bei Temperaturen um 250 °C zeichnen sich

insgesamt drei Reaktionswege ab, die zur Abnahme von o-DIPA im

Reaktionsgemisch führen (s. Diagramm 42):

Versuchsergebnisse und Diskussion

114

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22

t [h]

X,Y

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

300

T [°

C]

X(o-DIPA) Y(DIPA-Isomere) Y(IPA) Y(TIPA) Y(Anilin) T [°C]

Diagramm 42: Produktausbeute bei der Isomerisierung von o-DIPA mit ansteigendem Temperaturniveau Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,8g; m(o-DIPA)=52,2g; m(Decan)=28,4g; p0=30bar (Argon)

Wie erwartet, isomerisiert das o-DIPA zu den thermodynamisch stabileren Isomeren

der zweifachalkylierten Produkte. Weiterhin ist die Bildung von IPA und TIPA zu

beobachten, die durch intermolekulare Transalkylierung zweier o-DIPA Moleküle

entstehen können. Da mehr Isopropylaniline als Triisopropylaniline gebildet werden,

kann die Massenbilanz aller zur Verfügung stehenden Isopropylgruppen für die

flüssigen Produkte nicht geschlossen werden. Dies ist auf die Reversibilität der

Alkylierungsreaktion zurückzuführen, die zu einer Dealkylierung der substituierten

Aniline führt. Das dabei entstehende Propen geht physikalisch in Lösung oder

entweicht entsprechend des Dampfdruckes in die Gasphase.

Insgesamt wird zur Isomerisierung von o-DIPA derselbe Temperaturbereich von etwa

250°C benötigt wie zur Bildung von o-DIPA durch die Alkylierungsreaktion.

Versuchsergebnisse und Diskussion

115

3.5.1.2. Ermittlung kinetischer Parameter zur Isomerisierung

von o-DIPA

Mit Hilfe des formalkinetischen Potenzansatzes wurde versucht, die kinetischen

Parameter der Isomerisierungsreaktion von o-DIPA zu ermitteln.

Unter der Annahme, dass sich das Gesamtvolumen bei der Isomerisierung von o-

DIPA nicht ändert, ergibt sich die Reaktionsgeschwindigkeit durch die zeitliche

Ableitung der o-DIPA - Konzentration:

dtdcr DIPAo−=

ν1 ,

mit ν =stöchiometrischer Koeffizient, co-DIPA=o-DIPA-Konzentration

Unter Anwendung des Potenzansatzes, gilt für die Stoffmengenänderungs-

geschwindigkeit von o-DIPA:

bAlCl

aDIPAo

DIPAo cckdt

dc3•••= −

− ν ,

mit k=Geschwindigkeitskonstante, a,b=Reaktionsordnungen bzgl. der jeweiligen Substanzen Die Isomerisierungsversuche wurden bei unterschiedlichen Temperaturen und

Aciditäten (n(AlCl3)/n(NaCl)) durchgeführt. Die Acidität wird in dieser Arbeit als

Verhältnis zwischen den Stoffmengen von Lewis-Säure und Lewis-Base definiert. Sie

gibt den Überschuss an Aluminiumchlorid zu Natriumchlorid an:

NaCl

AlCl

BaseLewis

SäureLewis

nn

nn

Ac 3==−

Die Gesamtmasse an AlCl3 hingegen wurde nicht verändert, da das Hauptziel dieser

Arbeit in einem katalytischen Einsatz von AlCl3 besteht. Diagramm 43 zeigt die

Konzentrationsabnahme von o-DIPA über der Zeit:

Versuchsergebnisse und Diskussion

116

y = -0,0059x + 5,2275R2 = 0,9832

y = -0,0024x + 3,0751R2 = 0,9896

y = -0,0032x + 3,0173R2 = 0,9784

y = -0,0058x + 2,8648R2 = 0,9088

y = -0,0066x + 3,0388R2 = 0,9279

0

1

2

3

4

5

6

0 50 100 150 200 250 300 350 400

t[min]

c(o-

DIP

A)[m

ol/l]

T=250°C T=260°C T=260°C m(o-DIPA)=75g T=270°C T=270°C m(NaCl)=0,9g

Diagramm 43: Konzentrationsabnahme über der Zeit bei der Isomerisierung von o-DIPA Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,5g (rot: 0,9g); m(o-DIPA)=52,2g (türkis: 75g); m(Decan)=28g (türkis:0g); p0=60bar (Argon)

Erwartungsgemäß nimmt die o-DIPA Konzentration mit steigender

Reaktionstemperatur stärker ab. Auffällig hingegen ist die geradezu lineare Abnahme

der o-DIPA Konzentration bei 250 und 260°C. Die lineare Regression wird mit einem

Bestimmtheitsmaß von über 98% wiedergegeben und deutet auf eine Gesamtkinetik

0-ter Ordnung bezüglich o-DIPA hin. Angesichts der geringen Umsatzgrade bei

Temperaturen unter 260°C (X<30%) und der etwas stärkeren Abnahme bei einer

hohen o-DIPA Startkonzentration, kann keine genaue Aussage über die

Konzentrationsabhängigkeit der Isomerisierungsreaktion von o-DIPA getroffen

werden.

Bei einer Erhöhung der Reaktionstemperatur auf 270°C ergibt sich eine deutliche

Abweichung zur linearen Regressionsgerade. Eine Erhöhung des NaCl- Anteils in

der aciden Salzschmelze bewirkt kaum eine Veränderung der

Reaktionsgeschwindigkeit. Angesichts der Tatsache, dass pro mol eingesetztes NaCl

ein mol AlCl3 zur katalytisch inaktiven AlCl4--Spezies neutralisiert wird, führt die

Erhöhung der NaCl- Menge von 0,5g (gelb) auf 0,9g (rot) zu einer Halbierung der

effektiven AlCl3- Konzentration im System. Dies deutet auf eine geringe Abhängigkeit

der AlCl3- Konzentration auf die Reaktionsgeschwindigkeit hin.

Versuchsergebnisse und Diskussion

117

Da von einer Überlagerung mehrerer Reaktionsmechanismen auszugehen ist, wurde

die Kinetik anhand postulierter parallel ablaufender Abbaureaktionen von o-DIPA

aufgestellt:

Folgende Abbaureaktionen des o-DIPA sind aufgrund der identifizierten

Nebenprodukte bei den Voruntersuchungen wahrscheinlich:

Schema 17: postulierte Folgereaktionen des o-DIPA

Reaktion 1: Intramolekulare Isomerisierung:

Reaktion 2: Dealkylierung:

Reaktion 3: Transalkylierung:

Die gebildeten Isomerisierungsprodukte sind keineswegs stabil unter den gewählten

Reaktionsbedingungen. Sie unterliegen ihrerseits weiteren Folgereaktionen, so dass

es zu einer Ausbildung eines komplexen Reaktionsnetzwerks kommt, in dem die

einzelnen Teilreaktionen voneinander abhängig sind. Um diese Folgereaktionen der

aus o-DIPA gebildeten Isomerisierungsprodukte zu unterdrücken, muss bei niedrigen

Produktkonzentrationen, respektive bei geringen o-DIPA Umsatzgraden gearbeitet

werden. Dies macht eine sinnvolle Bestimmung der Reaktionsordnungen zu den

jeweiligen Teilreaktionen nahezu unmöglich. Durch den Einsatz eines

Hilfslösungsmittels könnten bei gleichem Reaktorfüllgrad verschiedene o-DIPA-

Anfangskonzentrationen realisiert und bei geringen Umsatzgraden die

Konzentrationsabhängigkeit ermittelt werden. Idealerweise müsste hierzu ein inertes

NH2 NH2

NH2 NH2

NH2 NH2 NH2

2

Versuchsergebnisse und Diskussion

118

Lösungsmittel gefunden werden, welches die Stoffeigenschaften (Viskosität,

Löslichkeiten, etc.) bei unterschiedlichen o-DIPA- Konzentrationen nicht verändert.

Die Konzentrationsänderung von o-DIPA nach einer bestimmten Zeit ergibt sich bei

konstantem Volumen durch die Summe aller Konzentrationsänderungen der

jeweiligen Teilreaktionen:

Gleichung 2: Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit von o-DIPA

dtdc

dtdc

dtdc

dtdc RDIPAoRDIPAoRDIPAoDIPAo 3,2,1, −−−− ++=

Die Konzentrationsänderung des o-DIPA, die durch die jeweilige Teilreaktion

entsteht, kann anhand der Bildung der teilreaktionsspezifischen Produkte ermittelt

werden. Streng genommen ist dies nur bei geringen Umsatzgraden zulässig, da die

gebildeten Zwischenprodukte weiteren Folgereaktionen unterliegen. Nur bei einem

geringen Umsatzgrad, und damit bei geringen Konzentrationen der gebildeten

Zwischenprodukte, können die Folgereaktionen vernachlässigt werden:

Reaktion 1: Da die Bildung anderer ringalkylierter Isomere des DIPA (candere-DIPA)

anhand der postulierten Teilreaktionen nur auf intramolekulare Isomerisierung

zurückzuführen ist, kann die Konzentrationsänderung des o-DIPA durch Reaktion 1

direkt aus der Bildung anderer ringalkylierter Isomere berechnet werden:

c0,o-DIPA-co-DIPA,1(t)= candere-DIPA(t)

Reaktion 2: Die Bildung von IPA kann durch Teilreaktion 2 und 3 erfolgen. Dadurch

ergibt sich für die Konzentrationsänderung an o-DIPA durch Teilreaktion 2:

c0,o-DIPA-co-DIPA,2(t)= cIPA,ges(t)- cIPA,3(t)= cIPA,ges(t)- cTIPA,3(t)

Reaktion 3: Die Bildung von einem mol TIPA ist auf die Transalkylierung von 2 mol

o-DIPA zurückzuführen:

c0,o-DIPA-co-DIPA,3(t)=2cTIPA,3(t)

Unter Anwendung des Potenzansatzes kann für jede postulierte Teilreaktion die

Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit der reaktionskinetischen

Parameter gesetzt werden:

Versuchsergebnisse und Diskussion

119

Gleichung 3: Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit von o-DIPA durch die Reaktion j

RT

Eaj

DIPAojxjKat

ajDIPAo

RT

E

jijxjKat

ajDIPAojij

jDIPAoAjAj

eckccekcckdt

dc −

−−

−− === ´

00, νν ,

mit: k0=präexponentieller Faktor, EA=Aktivierungsenergie, R=allgemeine Gaskonstante

Die Linearisierung dieser Gleichungen nach der Integralmethode liefert aufgrund der

geringen Umsatzgrade keine sinnvollen Werte für die Konzentrationsabhängigkeit

des o-DIPA.

Um die Temperaturabhängigkeit der jeweiligen Teilreaktionen R1 - R3 zu ermitteln,

wurden die Geschwindigkeitskonstanten bei unterschiedlichen Reaktionsordnungen

in einem Arrheniusdiagramm aufgetragen und in Tabelle 21 miteinander verglichen:

Tabelle 21: Aktivierungsenergie der jeweiligen Teilreaktionen in Abhängigkeit verschiedener Reaktionsordnungen

EA Ordnung [kJ/mol] 0 1 2

R1 (intramolekulare Isomerisierung) 60 63 65 R2 (Dealkylierung) 21 28 34 R3 (Transalkylierung) 30 35 41

Die Abhängigkeit der Aktivierungsenergie der jeweiligen Teilreaktionen von der

angenommenen Reaktionsordnung ist gering, weshalb die Werte trotz der

ungewissen Reaktionsordnung eine vernünftige Aussagekraft besitzen. So ist die

Aktivierungsenergie für die intramolekulare Isomerisierung des o-DIPA zu

thermodynamisch günstigen DIPA-Isomeren wesentlich höher als die der

intermolekularen Transalkylierung. Dies führt bei der Alkylierung von Anilin mit

Propen bei niedrigen Temperaturen zu einer geringeren Bildung unerwünschter

ringalkylierter Isomere, jedoch auch zu einer höheren Selektivität zu den

dreifachalkylierten Anilinen.

Die Dealkylierung von o-DIPA zu IPA und Propen zeigt eine sehr geringe

Temperaturabhängigkeit.

Anhand des postulierten Reaktionsmechanismus zur Alkylierung von Anilin, wird das

o-DIPA durch eine intramolekulare Isomerisierung von N-alkylierten Anilinen gebildet.

Um bei der Alkylierung von Anilin mit Propen eine hohe Ausbeute an o-DIPA zu

erhalten, muss die Bildungsgeschwindigkeit erhöht und die

Reaktionsgeschwindigkeit der Folgereaktionen verringert werden. Ein Vergleich der

Versuchsergebnisse und Diskussion

120

Aktivierungsenergien bei der intramolekularen Isomerisierung von N-IPA zu den

ringalkylierten Anilinen wird zeigen, ob dies durch eine geschickte

Temperatursteuerung möglich ist.

3.5.1.3. Isomerisierung von N-IPA

Da aufgrund von Literaturdaten und den bereits durchgeführten

Alkylierungsreaktionen bekannt ist, dass N-IPA bereits bei niedrigeren Temperaturen

gebildet wird als o-DIPA, wurden die kinetischen Untersuchungen zur Isomerisierung

von N-IPA bei 210 bis 250 °C durchgeführt. Das N-IPA wurde mit Decan als

Hilfslösungsmittel verdünnt und zusammen mit einer aciden Salzschmelze aus AlCl3

und NaCl in den Reaktor eingewogen. Zur Unterdrückung der AlCl3 Sublimation

wurde ein Inertgasdruck (Argon) von 60 bar angelegt. Diagramm 44 zeigt die

Produktausbeute bei der Isomerisierung von N-IPA:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0 30 60 90 120 150 180 210

t [min]

Y,X

X(N-IPA) Y(Anilin) Y(IPA) Y(N,2-DIPA) Y(N,N-DIPA) Y(DIPA)

Diagramm 44: Produktausbeute bei der Isomerisierung von N-IPA bei T=250°C Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,5g; m(N-IPA)=40g; m(Dekan)=30g; p0=60bar (Argon)

Versuchsergebnisse und Diskussion

121

Bereits nach 3 Stunden beträgt der Umsatzgrad bezüglich N-IPA 50%. Ein Großteil

des N-IPA dealkyliert unter Bildung von Anilin und Propen. Letzteres geht

physikalisch in Lösung oder entweicht entsprechend des Dampfdruckes in die

Gasphase. Analog des vorgeschlagenen Reaktionsmechanismus entsteht durch

intramolekulare Isomerisierung das ringalkylierte 2-IPA. Des Weiteren bilden sich in

etwa gleichem Maße N-2-DIPA und N-N-DIPA, vermutlich durch eine intermolekulare

Transalkylierung, oder durch eine Addition des bei der Dealkylierung entstandenen

Propens an den Aminstickstoff. Eine geringe Menge an DIPA kann ebenfalls

detektiert werden.

Diagramm 45 zeigt die Konzentrationsabnahme über der Zeit bei unterschiedlichen

Reaktionstemperaturen:

y = -0,0073x + 3,4522R2 = 0,9456

y = -0,0078x + 3,7114R2 = 0,981

y = -0,003x + 3,5595R2 = 0,9823

y = -0,001x + 3,631R2 = 0,9581

0

1

2

3

4

5

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360

t[min]

c(N

-IPA

)[mol

/l]

T=210°C T=230°C T=250°C T=250°C Ac=1,5

Diagramm 45: Konzentrationsabnahme über der Zeit bei der Isomerisierung von N-IPA Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,5g (türkis: 0,9g); m(N-IPA)=40); m(Dekan)=23g p0=60bar (Argon)

Ähnlich wie bei der Isomerisierung von o-DIPA gleicht die Reaktionskinetik bei

Temperaturen kleiner 250°C aufgrund der geringen Umsatzgrade (X<30%) mit guter

Übereinstimmung einer Kinetik 0-ter Ordnung. Die Konzentrationsabnahme ist stark

temperaturabhängig. Genau wie bei der Isomerisierung von o-DIPA bewirkt eine

Erhöhung des NaCl- Anteils in der aciden Salzschmelze kaum eine Veränderung der

Reaktionsgeschwindigkeit. Angesichts der Tatsache, dass pro mol eingesetztes NaCl

ein mol AlCl3 zur katalytisch inaktiven AlCl4--Spezies neutralisiert wird, führt die

Versuchsergebnisse und Diskussion

122

Erhöhung der NaCl- Menge von 0,5g (blau) auf 0,9g (türkis) zu einer Halbierung der

effektiven AlCl3- Konzentration im System. Dies deutet auf eine geringe Abhängigkeit

der AlCl3- Konzentration auf die Reaktionsgeschwindigkeit hin.

Dies stimmt mit den Beobachtungen aus den Alkylierungsversuchen nur zum Teil

überein. Bei einer Erhöhung der AlCl3 Konzentration in den Alkylierungsversuchen

konnte erst nach Überschreitung einer Initiationszeit kein Einfluss auf die

Reaktionsgeschwindigkeit festgestellt werden (s. Diagramm 11) .

Da von einer Überlagerung mehrerer Reaktionsmechanismen auszugehen ist, wurde

die Kinetik anhand postulierter parallel ablaufender Abbaureaktionen (s. Schema 18)

von N-IPA aufgestellt:

Schema 18: postulierte Folgereaktionen des N-IPA

Reaktion 1: Intramolekulare Isomerisierung

NH NH2

Reaktion 2: Dealkylierung

NH NH2

Reaktion 3: Transalkylierung 1

NH NH2 NH

2

Versuchsergebnisse und Diskussion

123

Reaktion 4: Transalkylierung 2

NH NH2 N

2

Die Vorgehensweise bei der Aufstellung kinetischer Gleichungen wurde bereits in

3.5.1.1 erläutert. Es soll im Folgenden auf die Berechnung der

Konzentrationsänderungen des N-IPA durch die jeweilige Teilreaktion anhand der

Bildung der teilreaktionsspezifischen Produkte eingegangen werden. Weiterhin sei

darauf verwiesen, dass dies trotz der Verwendung eines Lösungsmittels zur

Konzentrationserniedrigung nur bei geringen Umsatzgraden zulässig ist, da die

gebildeten Zwischenprodukte weiteren Folge- und Rückreaktionen unterliegen. Nur

bei einem geringen Umsatzgrad, und damit bei geringen Konzentrationen der

gebildeten Zwischenprodukte, können die Folgereaktionen vernachlässigt werden:

Reaktion 1: Da die Bildung ringalkylierter IPA anhand der postulierten Teilreaktionen

nur auf intramolekulare Isomerisierung zurückzuführen ist, kann die

Konzentrationsänderung des N-IPA durch Reaktion 1 direkt aus der Bildung von IPA

berechnet werden:

c0,N-IPA-cN-IPA,1(t)= cIPA(t)

Reaktion 2: Die Bildung von Anilin kann durch Teilreaktion 2, 3 und 4 erfolgen.

Dadurch ergibt sich für die Konzentrationsänderung an N-IPA durch Teilreaktion 2:

c0,N-IPA-cN-IPA,2(t)=cAnilin(t) - cAnilin,3(t) - cAnilin,4(t)=cAnilin,ges(t) - cN-2-DIPA,3(t) - cN,N-DIPA,4(t)

Reaktion 3: Die Bildung von einem mol N-2-DIPA ist auf die Transalkylierung von 2

mol N-IPA zurückzuführen:

c0,N-IPA-cN-IPA,3(t)=2cN-2-DIPA,3(t)

Reaktion 4: Die Bildung von einem mol N,N-DIPA ist auf die Transalkylierung von 2

mol N-IPA zurückzuführen:

c0,N-IPA-cN-IPA,3(t)=2cN,N-DIPA,3(t)

Versuchsergebnisse und Diskussion

124

Aufgrund des komplexen Reaktionsnetzwerks und den niedrigen Umsatzgraden ist

wiederum keine eindeutige Bestimmung der Reaktionsordnung mit diesem

Versuchsparametern möglich.

Um die Temperaturabhängigkeit der jeweiligen Teilreaktionen zu ermitteln, wurden

die Geschwindigkeitskonstanten bei unterschiedlichen Reaktionsordnungen in einem

Arrheniusdiagramm aufgetragen und in Tabelle 22 miteinander verglichen:

Tabelle 22: Aktivierungsenergie der jeweiligen Teilreaktionen R1 - R4 (s.Schema 18) in Abhängigkeit verschiedener Reaktionsordnungen

EA Ordnung [kJ/mol] 0 1 2

R1 (intramolekulare Isomerisierung) 56 58 59 R2 (Dealkylierung) 19 22 24 R3 (Transalkylierung 1) 10 11 11 R4 (Transalkylierung 2) 16 17 17

Die Abhängigkeit der Aktivierungsenergie der jeweiligen Teilreaktionen von der

angenommenen Reaktionsordnung ist gering, weshalb die Werte trotz der

ungewissen Reaktionsordnung eine vernünftige Aussagekraft besitzen. So ist die

Aktivierungsenergie für die intramolekulare Isomerisierung des N-IPA zum

ringalkylierten IPA (Reaktion 1) wesentlich höher, als die der intermolekularen

Transalkylierung (Reaktionen 3+4). Dies sollte bei der Alkylierung von Anilin mit

Propen zu einer stärkeren Bildung N-substituierter Aniline bei niedrigeren

Temperaturen führen. Durch eine Erhöhung der Alkylierungstemperatur hingegen

kann die intramolekulare Isomerisierung von N-IPA zu 2-IPA beschleunigt und damit

die Ausbeute an ringalkylierten Anilinen erhöht werden.

3.5.1.4. Vergleich der Temperaturabhängigkeit bei der

Isomerisierung von N-IPA und o-DIPA

Um einen guten Überblick über die Temperaturabhängigkeit der einzelnen

postulierten Teilreaktionen zu bekommen, sind die ermittelten Aktivierungsenergien

bei der Isomerisierung von o-DIPA und N-IPA in Tabelle 23 zusammengetragen.

Versuchsergebnisse und Diskussion

125

Tabelle 23: Vergleich der gemittelten Aktivierungsenergien bei der Isomerisierung von N-IPA und o-DIPA

EA [kJ/mol] N-IPA o-DIPA intramolekulare Isomerisierung R1 58 63 Dealkylierung R2 22 27 Transalkylierung 1 R3 10 35 Transalkylierung 2 R4 16 -

Die Aktivierungsenergien bei der intramolekularen Isomerisierung liegen für beide

Reaktanden in einem ähnlichen Bereich um 60 kJ/mol. Hier erscheint eine

Temperatursteuerung zur bevorzugten Bildung ortho- alkylierter Aniline nicht möglich,

da eine Erhöhung der Temperatur zwar zu einer schnelleren Bildung von o-DIPA aus

den N-alkylierten Anilinen, allerdings auch zu dessen schnelleren Isomerisierung zu

den thermodynamisch stabileren ringalkylierten Produktisomeren führt. Die

Dealkylierungsreaktionen von N-IPA und o-DIPA besitzen eine geringe

Aktivierungsenergie und unterscheiden sich kaum voneinander. Eine gezielte

kinetische Steuerung erscheint aufgrund der unterschiedlichen Aktivierungsenergien

lediglich bei den Transalkylierungsreaktionen möglich. Bei niedrigen

Alkylierungstemperaturen führt die Transalkylierung des N-IPA überwiegend zu N-

substituierten Diisopropylanilinen, die aufgrund des postulierten

Reaktionsmechanismus eine Vorstufe zum o-DIPA darstellen. Die Transalkylierung

von o-DIPA zu TIPA kann durch eine Temperaturerniedrigung relativ zu den anderen

Teilreaktionen verlangsamt werden und die Selektivität zu den mehrfachalkylierten

Anilinen verringert werden.

Einen direkten Vergleich der Reaktionskinetik bei der Isomerisierung von N-IPA und

o-DIPA zeigt Diagramm 46:

Versuchsergebnisse und Diskussion

126

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0 30 60 90 120 150 180 210 240

t[min]

X

X(N-IPA) T=250°C X(o-DIPA) T=250°C

Diagramm 46: Vergleich der Stoffmengenänderungsgeschwindigkeiten bei der Isomerisierung von N-IPA und o-DIPA Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,5g; c(Amin)=3mol/l; m(Decan)=30g p0=60bar (Argon)

Die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit bei der Isomerisierung von N-IPA ist

deutlich höher als bei der Isomerisierung von o-DIPA.

Unter der Annahme, dass die Isomerisierung von N-alkylierten zu ringalkylierten

Anilinen generell schneller verläuft, als die Isomerisierung der ringalkylierten Aniline

zu thermodynamisch bevorzugten ringalkylierten Isomeren, könnte die

Produktselektivität bei der Alkylierung durch die Verweilzeit im Reaktor gesteuert

werden. Die Bildung der Zwischenprodukte, aus denen sich analog des postulierten

Reaktionsmechanismus das erwünschte o-DIPA bildet (s. Schema 13) wäre

demnach schneller, als der Verbrauch des gewünschten Wertprodukts o-DIPA.

Durch einen vorzeitigen Reaktionsabbruch bei der Alkylierung, könnte die Bildung

unerwünschter ringalkylierter Isomere des DIPA deutlich unterdrückt werden, ohne

dass hohe Mengen N-alkylierter Zwischenprodukte im Reaktionsgemisch übrig

bleiben.

Zusammenfassend konnte der postulierte Reaktionsmechanismus durch die

Isomerisierungsversuche zum Teil bestätigt und weiter ausgedehnt werden. Die

Bildung ringalkylierter Aniline kann durch eine intramolekulare Umlagerung der

Versuchsergebnisse und Diskussion

127

Isopropylgruppe vom Amin-Stickstoff an den aromatischen Ring erfolgen. Die Bildung

dreifachalkylierter Aniline könnte auf eine Transalkylierung zweier DIPA

zurückzuführen zu sein und zeigt eine höhere Temperaturabhängigkeit als die

Transalkylierungsreaktionen von N-IPA. Durch eine Erhöhung der

Reaktionstemperatur könnte die Selektivität zu den dreifachalkylierten TIPA

verringert werden, während die Ausbeute an ringalkylierten Produkten steigt.

3.5.2. Screening von Reaktionsparametern bei der Alkylierung

3.5.2.1. Einfluss der Reaktionstemperatur

Die Temperaturabhängigkeit einer chemischen Reaktion ist durch die Arrhenius

Gleichung beschrieben. Eine Temperaturerhöhung bewirkt bei einer positiven

Aktivierungsenergie in der Regel eine Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit.

Diagramm 47 zeigt den Umsatzgrad an Anilin bei unterschiedlichen

Alkylierungstemperaturen:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5 6

t [h]

X [-]

0

27

54

81

108

135

162

189

216

243

270

T [°

C]

X - 1 X - 2 X - 3T - 1 T - 2 T - 3

Diagramm 47: Vergleich der Reaktionsgeschwindigkeiten bei unterschiedlichen Temperaturniveaus Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen); gelb: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen),

Versuchsergebnisse und Diskussion

128

Wie erwartet zeigt sich eine deutliche Temperaturabhängigkeit der

Alkylierungsreaktion. Betrachtet man die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit bei

annähernd konstanter Temperatur (Reaktionszeit 3 - 5 h), ist diese mit zunehmender

Reaktionstemperatur höher. Bei einem Anilinumsatz von 80% ist eine Stagnation der

Reaktionsgeschwindigkeit zu beobachten.

Die Temperatur müsste anhand der gewonnenen Erkenntnisse bei den

Isomerisierungsreaktionen einen entscheidenden Effekt auf die Produktselektivität

nehmen. Aufgrund der hohen Aktivierungsenergie der intramolekularen

Isomerisierung von N-alkylierten zu ringalkylierten Anilinen ist durch eine

Temperaturerhöhung mit einer stärkeren Bildung ringalkylierter Aniline zu rechnen.

Weiterhin sollte eine Temperaturerhöhung nur einen geringen Effekt auf die

Transalkylierungsreaktionen bewirken und somit die Selektivität zu N,2-DIPA und

TIPA verringern. Diagramm 48 zeigt den Einfluss der Alkylierungstemperatur auf den

Alkylierungsgrad:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(IPA)-T=220°C Y(DIPA)-T=220°C Y(TIPA)-T=220°C

Y(IPA)-T=230°C Y(DIPA)-T=230°C Y(TIPA)-T=230°C

Y(IPA)-T=250°C Y(DIPA)-T=250°C Y(TIPA)-T=250°C

Diagramm 48: Vergleich der Produktausbeute bei unterschiedlichen Temperaturniveaus Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen); gelb: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen)

Wider Erwarten zeigt sich keine Veränderung im Alkylierungsgrad. Trotz einer

Temperaturvariation von 220 – 250°C ist kein Unterschied in der Ausbeute an

einfach- und mehrfachalkylierten Anilinen bei gleichem Umsatz erkennbar. Aus

Versuchsergebnisse und Diskussion

129

einem Vergleich des Anilinverbrauchs mit der Produktausbeute ist ersichtlich, dass

die Stagnation der Reaktionsgeschwindigkeit mit einer Stagnation der

Isopropylanilinbildung einhergeht. Die Bildung zweifachalkylierter Aniline hingegen

nimmt exponentiell zu. Dies liegt zum einen an der gestiegenen IPA Konzentration,

deren weitere Alkylierung zu N,2-DIPA in direkter Konkurrenz zur Anilinalkylierung

steht. Gleichzeitig führt die intermolekulare Transalkylierung von IPA zur Bildung von

N,2-DIPA und Anilin, weshalb sich der Gesamtanilinumsatz kaum verändert und die

DIPA Bildung stark zunimmt.

Die Bildung dreifachalkylierter Aniline ist aufgrund der noch relativ geringen DIPA

Konzentration in der Reaktionsmischung gering, weshalb kein Unterschied in der

TIPA Ausbeute ersichtlich ist.

Anhand der gewonnenen kinetischen Daten aus den Isomerisierungsuntersuchungen

sollte die intermolekulare Transalkylierung weitestgehend temperaturunabhängig

sein. Die intramolekulare Isomerisierung von N-IPA zu 2-IPA hingegen besitzt eine

hohe Temperaturabhängigkeit, wodurch eine Temperaturvariation in einer

Veränderung der Selektivität innerhalb der IPA resultieren sollte:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(IPA-gesamt)-T=220°C Y(2-IPA)-T=220°C Y(N-IPA)-T=220°C

Y(IPA-gesamt)-T=230°C Y(2-IPA)-T=230°C Y(N-IPA)-T=230°C

Y(IPA-gesamt)-T=250°C Y(2-IPA)-T=250°C Y(N-IPA)-T=250°C

Diagramm 49: Vegleich der Produktisomere innerhalb der IPA bei unterschiedlichen Temperaturniveaus Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen); gelb: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen)

Versuchsergebnisse und Diskussion

130

Bei gleicher Gesamtausbeute an einfachalkylierten IPA ist in Diagramm 49 die

Selektivität zu den stickstoffalkylierten N-IPA bei höheren Temperaturen nur sehr

leicht erniedrigt. Da die Aktivierungsenergie der intramolekularen Isomerisierung

einfachalkylierter Aniline etwas geringer ist als die der zweifachalkylierten Aniline,

sollte der Temperatureffekt auf die Selektivität innerhalb der DIPA größer sein:

0,00

0,02

0,04

0,06

0,08

0,10

0,12

0,14

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(o-DIPA)-T=220°C Y(N-2-DIPA)-T=220°C Y(andere DIPA)-T=220°C

Y(o-DIPA)-T=230°C Y(N-2-DIPA)-T=230°C Y(andere DIPA)-T=230°C

Y(o-DIPA)-T=250°C Y(N-2-DIPA)-T=250°C Y(andere DIPA)-T=250°C

Diagramm 50: Vergleich der Produktisomere innerhalb der DIPA bei unterschiedlichen Temperaturniveaus Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen); gelb: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen)

Wie erwartet zeigt sich in Diagramm 50 eine deutliche Veränderung der

Produktselektivität innerhalb der DIPA. Bei einer niedrigen Reaktionstemperatur ist

die Ausbeute an N-alkylierten Anilinen höher als die der ringalkylierten Aniline. Bei

einer stufenweise Erhöhung der Reaktionstemperatur von 220°C über 230°C auf

250°C kommt es zu einer Inversion der Produktausbeute, wobei vermehrt o-DIPA

gebildet wird. Die Bildung anderer DIPA-Isomere, die anhand des postulierten

Reaktionsmechanismus durch eine Isomerisierung von o-DIPA entstehen, nimmt mit

steigender Reaktionstemperatur ebenfalls leicht zu.

Versuchsergebnisse und Diskussion

131

3.5.2.2. Einfluss des Propendruckes

Die Druckabhängigkeit einer chemischen Mehrphasenreaktion wird großteils durch

die Gaslöslichkeit eines Reaktanden und damit durch dessen Konzentration in der

Reaktionsphase bestimmt. Die Gaslöslichkeit für ideal verdünnte Lösungen wird

durch das Henry- Gesetz bestimmt, das einen direkten Zusammenhang zwischen

dem Partialdruck des Gases und dessen Konzentration in einer Flüssigkeit

beschreibt. Eine Erhöhung des Propendruckes führt in Abhängigkeit des

Henrykoeffizienten zu einer höheren Propenkonzentration in der Reaktionslösung.

Bei einer positiven Reaktionsordnung bzgl. Propen sollte dies zu einer schnelleren

Reaktionsgeschwindigkeit der Alkylierung führen:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 1 2 3 4 5 6 7 8

t[h]

X [-]

0

28

56

84

112

140

168

196

224

252

280

T[°C

]

X; p=50bar X; p=20barT; p=50 bar T; p=20 bar

Diagramm 51:Einfluss des Propendruckes auf die Reaktionsgeschwindigkeit Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=20bar (Propen);

Die Druckerhöhung führt in Diagramm 51 zu einer höheren Propenkonzentration in

der Reaktionslösung und damit zu einer schnelleren Reaktionsgeschwindigkeit. Die

Tatsache, dass sowohl eine Temperaturerhöhung, als auch eine Druckerhöhung zu

einer schnelleren Reaktionsgeschwindigkeit führt, deutet darauf hin, dass die

Reaktion nicht durch eine Diffusionslimitierung des Propens beeinträchtigt ist. Das

durch die Reaktion verbrauchte Propen wird durch die Diffusion aus der Gasphase

Versuchsergebnisse und Diskussion

132

stetig nachgeliefert. Wäre die Reaktion deutlich schneller als die Diffusion, so würde

eine Temperaturerhöhung keinen Effekt auf die Stoffmengenänderungs-

geschwindigkeit des Anilins nehmen, da die Temperaturabhängigkeit der Diffusion

sehr gering ist.

Den Einfluss des Propendrucks auf die Produktausbeute zeigt Diagramm 52:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(IPA)-p=50bar Y(DIPA)-p=50bar Y(TIPA)-p=50bar

Y(IPA)-p=20bar Y(DIPA)-p=20bar Y(TIPA)-p=20bar

Diagramm 52: Einfluss des Propendruckes auf die Produktausbeute Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=20bar (Propen);

Wider Erwarten führt eine Erniedrigung des Propendruckes von 50 auf 20 bar zu

einer geringeren Bildung einfachalkylierter und zu einer stärkeren Bildung

mehrfachalkylierter Aniline. Dies ist ein weiteres Indiz auf die Anwendbarkeit des

postulierten Reaktionsmechanismus. Die Alkylierung von Anilin mit Propen wird

durch die höhere Propenkonzentration beschleunigt und führt zu einer stärkeren

Bildung einfachalkylierter Aniline. Die Bildung dreifachalkylierter Aniline ist anhand

des postulierten Reaktionsmechanismus auf eine intermolekulare Transalkylierung

zweier DIPA zurückzuführen und offenbar nicht durch die direkte Alkylierung

zweifachalkylierter Aniline. Daher ist kein Anstieg der TIPA durch einen höheren

Propendruck zu beobachten.

Die selektive Beschleunigung der Alkylierungsreaktion sollte sich insbesondere auf

die Selektivität innerhalb der ein- und zweifachalkylierten Aniline auswirken.

Versuchsergebnisse und Diskussion

133

Diagramm 53 zeigt den Einfluss des Propendruckes auf die Selektivität innerhalb der

einfachalkylierten Aniline:

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(IPA-gesamt)-p=50bar Y(2-IPA)-p=50bar Y(N-IPA)-p=50bar

Y(IPA-gesamt)-p=20bar Y(2-IPA)-p=20bar Y(N-IPA)-p=20bar

Diagramm 53: Einfluss des Propendruckes auf die Selektivität innerhalb der IPA Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=20bar (Propen);

Erwartungsgemäss kommt es bei hohen Drücken zu einer verstärkten Bildung N-

alkylierter Aniline. Diese werden durch direkte Alkylierung am Aminstickstoff gebildet

und durch eine druckunabhängige Isomerisierungsreaktion verbraucht. Somit wird

die Ausbeute an N-alkylierten Anilinen durch das Verhältnis zwischen Bildungs- und

Verbrauchsgeschwindigkeit bestimmt. Die Druckerhöhung führt zu einer schnelleren

Alkylierungsreaktion und damit zur schnelleren Bildung N-alkylierter Aniline. Die

Isomerisierung von N-alkylierten zu ringalkylierten Anilinen hingegen wird durch die

Druckerhöhung nicht beeinflusst, wodurch deren Ausbeute bei einer Druckerhöhung

steigt. Die gebildeten ringalkylierten 2-IPA reagieren in einer Folgereaktion mit

Propen zu den N-alkylierten N-2-DIPA. Diese Folgereaktion ist abhängig von der

Propenkonzentration, was bei höheren Propendrücken zu einer schnelleren

Abnahme an 2-IPA und damit zu einer niedrigeren 2-IPA Ausbeute führt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Diagramm 54 für die Ausbeute an zweifachalkylierten

DIPA:

Versuchsergebnisse und Diskussion

134

0,00

0,05

0,10

0,15

0,20

0,25

0,30

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

X [-]

Y [-]

Y(o-DIPA)-p=50bar Y(N-2-DIPA)-p=50bar Y(andere DIPA)-p=50bar

Y(o-DIPA)-p=20bar Y(N-2-DIPA)-p=20bar Y(andere DIPA)-p=20bar

Diagramm 54: Einfluss des Propendruckes auf die Selektivität innerhalb der DIPA Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=20bar (Propen);

Wie bei den IPA bewirkt die Erhöhung des Reaktionsdruckes von 20 auf 50 bar eine

verstärkte Bildung N-alkylierter N-2-DIPA. Da das o-DIPA durch eine intramolekulare

Isomerisierung von N-2-DIPA gebildet wird, ist dessen Bildungsgeschwindigkeit

unabhängig von der Propenkonzentration, weswegen sich die Ausbeute an o-DIPA

nicht wesentlich verändert. Da es sich zwischen der direkten Alkylierung am

Aminstickstoff (druckabhängig) und der intra- und intermolekularen Isomerisierung

(druckunabhängig) zu den anderen DIPA- Isomeren um Konkurrenzreaktionen

handelt, bewirkt die Druckerhöhung eine Beschleunigung der Alkylierungsreaktion,

wobei die Ausbeute an Alkylierungsprodukten zunimmt und die Ausbeute an

Isomerisierungsprodukten abnimmt.

135

Kapitel 4 Zusammenfassung

136

Zusammenfassung

137

4. Zusammenfassung

Das Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines nachhaltigen Verfahrenskonzepts

zur Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischem Einsatz von

Aluminiumchlorid. Um die ökologischen und ökonomischen Probleme bei den bereits

bestehenden homogenen Verfahren zu umgehen, wurden folgende

Verfahrenskonzepte zur Immobilisierung und Rezyklierung des Katalysators

eingehend untersucht:

- Einsatz ionischer Flüssigkeiten

- Einsatz anorganischer Salzschmelzen

- Katalysatorrückführung durch Kristallisation

Zum besseren Verständnis der betrachteten Alkylierungsreaktion wurden weiterhin

mechanistische und kinetische Untersuchungen durchgeführt, sowie Einflussfaktoren

auf die Selektivität und Aktivität ermittelt.

Einsatz ionischer Flüssigkeiten Auf Basis einer DFT Kalkulation mit COSMO-RS konnte eine Vorauswahl aus der

Vielzahl an möglichen Anion- und Kationkombinationen für die ionische Flüssigkeit

getroffen werden, die eine möglichst vollständige Mischunglücke mit den gebildeten

Alkylierungsprodukten aufweist. Des Weiteren war aufgrund der geforderten hohen

Temperaturen für eine erfolgreiche Alkylierung eine hohe Thermostabilität gefordert,

so dass die Wahl auf Imidazolium-basierte ionische Flüssigkeiten der Art

[Imidazolium][NTf2] fiel. Das AlCl3 löst sich in der ionischen Flüssigkeit und verändert

die Struktur des Anions unter der Bildung einer anionischen

Chloroaluminatspezies115. TG Untersuchungen zeigten allerdings, dass die

resultierende acide ionische Flüssigkeit eine verringerte Thermostabilität aufweist

und damit den hohen thermischen Belastungen bei der Alkylierung nur kurz

standhalten kann. Weiterhin zeigt die acide ionische Flüssigkeit gegenüber der

reinen IL ein verändertes Phasenverhalten mit den organischen Produkten, so dass

eine Phasentrennung nur durch den Einsatz organischer Extraktionsmittel erzielt

werden konnte. Während sich das polare Anilin überwiegend in der ionischen

Katalysatorphase löst, werden durch den Einsatz von unpolaren Extraktionsmitteln

die gebildeten alkylierten Produkte in die unpolare Extraktphase extrahiert. Die

Zusammenfassung

138

Bildung unterschiedlicher Alkylierungsprodukte bewirkt eine Phasenvermittlung

zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Extraktionsphase, was eine

rein gravimetrische Abtrennung der alkylierten Produkte von der ionischen

Katalysatorphase verhindert.

Einsatz anorganischer Salzschmelzen Aufgrund der begrenzten Thermostabilität organischer ionischer Flüssigkeiten wurde

weiterhin der Einsatz anorganischer Salzschmelzen mit aciden Mischungen aus AlCl3

und NaCl als Reaktionsmedium und Katalysatorphase getestet. Genau wie bei den

ionischen Flüssigkeiten kommt es zu einer Phasenvermittlung zwischen ionischer

Katalysatorphase und organischer Extraktphase. Selbst durch den Einsatz von

überkritischen Gasen, wie scCO2 und scPropan, konnte aufgrund der starken

Wechselwirkungen zwischen den Aminen und dem Aluminiumchlorid keine

zufriedenstellende Katalysator-Produkttrennung erzielt werden. Während beim

Einsatz von überkritischem CO2 nach einer Alkylierungsreaktion nur eine geringe

Extraktausbeute (<1%) erzielt werden konnte, führte die Extraktion mit

überkritischem Propan zwar zu einer hohen Ausbeute an extrahierten Produkten,

allerdings auch zu einem hohen Aluminiumleaching.

Die starken Wechselwirkungen zwischen dem AlCl3 und den jeweiligen

unterschiedlich substituierten Isomeren des Anilins konnten mittels 27Al-NMR

Messungen qualitativ miteinander verglichen werden. Aufgrund der höheren

Elektronendichte durch die eingeführten Alkylgruppen koordinieren die alkylierten

Produkte stärker an das AlCl3 als die Edukte. Dies resultiert im 27Al-NMR in einer

stärkeren Tieffeldverschiebung des Aluminiumsignals relativ zu der eingesetzten

Referenz. Die Untersuchungen haben ergeben, dass sterische Effekte bei der

Koordination an das AlCl3 eine untergeordnete Rolle spielen. Eine Abtrennung und

Rezyklierung des Katalysators von den alkylierten Produkten durch eine

Verdrängungsreaktion mit frischen Edukten ist daher kaum möglich.

Katalysatorrückführung durch Kristallisation Gerade die starken Säure-Base Wechselwirkungen zwischen den Produkten und

dem AlCl3 ermöglichen eine Katalysatorabtrennung durch Kristallisation einer

AlCl3(Arylamin)2-Spezies. Diese Lewis-Säure-Base-Addukte wurden mit mehreren

kommerziell erhältlichen Arylaminen hinsichtlich ihrer Tendenz zur Kristallisation mit

Zusammenfassung

139

Aluminiumchlorid untersucht. Bei einigen gelang die Strukturaufklärung mittels

Röntgenstrukturanalyse. Ein Versuch zur Anilinalkylierung mit [AlCl3(MIPA)2] als

Katalysator zeigt die hohe Aktivität dieser Aluminiumchlorid-Arylamin-Komplexe als

Friedel-Crafts-Katalysatoren in der Anilinalkylierung.

Die Rezyklierung einer AlCl3 Spezies nach einer Alkylierungsreaktion von Anilin mit

Propen konnte dreimal ohne Aktivitäts- und Selektivitätsverlust reproduzierbar

durchgeführt werden, wobei das Aluminiumleaching in die Produktphase im Laufe

der Rezyklierungsversuche drastisch abnimmt. Dies ist vermutlich auf die

Anreicherung einer Aminspezies zurückzuführen, die bevorzugt mit AlCl3 kristallisiert.

Es wird vermutet, dass ein bestimmtes Substitutionsmuster am Anilin eine besonders

effiziente Kristallisation durch ein optimiertes Verhältnis aus sterischer Hinderung und

Lewis-Basizität ermöglicht. Wenngleich das AlCl3 nicht komplett aus der

Reaktionsmischung kristallisiert werden konnte, ergeben sich durch das hier erstmals

vorgeschlagene Rezyklierungsverfahren erhebliche Einsparungen an Waschwasser

bei der Produktaufarbeitung und an AlCl3 durch dessen Rezyklierung. Die

Kristallisation dieser AlCl3(Arylamin)2-Spezies konnte im Reaktor nur durch Zugabe

von NaCl erzielt werden.

Mechanistische und kinetische Betrachtungen Im Vergleich zum konventionellen Prozess ohne Katalysatorrückführung mit einer

Katalysatormischung aus Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid zeigt der Einsatz

von reinem Aluminiumchlorid und Mischungen aus Aluminiumchlorid und

Natriumchlorid eine wesentlich höhere Aktivität, selbst bei Verwendung einer

geringeren Menge AlCl3. Aufgrund des niedrigen Schmelzbereichs acider

Chloroaluminatschmelzen und der damit verbundenen besseren Verfügbarkeit der

aciden Spezies kann die Reaktionsgeschwindigkeit drastisch erhöht werden.

Entgegen der vorherrschenden Meinung in der Literatur bewirken das Weglassen

des Aluminiumtrianilidkatalysators und der Einsatz acider Salzschmelzen keine

Verschlechterung der Produktausbeute. Die Selektivität zu o-DIPA ist trotz der

thermodynamischen Instabilität im Vergleich zu den anderen Diisopropylanilinen am

höchsten. Dies ist umso bemerkenswerter, als bei einer statistisch kontrollierten

elektrophilen Substitution bevorzugt das 2,4-DIPA gebildet werden sollte. Um diese

Tatsache zu erklären, wurde aufgrund von thermodynamischen und kinetischen

Zusammenfassung

140

Überlegungen ein Reaktionsmechanismus postuliert, der alle experimentellen

Beobachtungen dieser Arbeit widerspiegelt (Schema 19):

NH2

NH

NH2

NH2

HN

NH2NH2

NH2

NH2

AlCl3schnell

schnell

AlCl3

langsamhohe T

begünstigt durch hohe c(AlCl3)

AlCl3

langsamhohe T

langsamhohe T

begünstigt durch hohe c(AlCl3)

AlCl3

...begünstigt durch hohe c(AlCl3)

Schema 19: postulierter Reaktionsmechanismus zur Alkylierung von Anilin mit Propen

Die Alkylierung des Anilins mit Propen unter katalytischer Wirkung von

Aluminiumchlorid scheint bei den untersuchten Reaktionsbedingungen zunächst

bevorzugt am Aminstickstoff zu erfolgen. Erst durch intramolekulare Isomerisierung

entsteht das ringalkylierte Isopropylanilin. Dieser Schritt erfordert hohe Temperaturen

und wird durch eine hohe Katalysatorkonzentration begünstigt. Das 2-IPA reagiert

durch eine Folgealkylierung am Aminstickstoff weiter zum N,2-DIPA. Das

großtechnisch wertvolle o-DIPA entsteht wiederum durch einen intramolekularen

Isomerisierungsschritt, der wiederum durch hohe Temperaturen und hohe

Katalysatorkonzentrationen beschleunigt werden kann. Als Nebenreaktionen treten

neben Dealkylierungsreaktionen auch intermolekulare Transalkylierungsreaktionen

auf, die bevorzugt zur Bildung dreifachalkylierter Aniline führen.

Kinetische Isomerisierungsuntersuchungen konnten zeigen, dass insbesondere die

intramolekularen Umlagerungen zur Bildung ringalkylierter Produkte eine starke

Temperaturabhängigkeit aufweisen. Dies steht im Einklang mit den Literaturdaten,

Zusammenfassung

141

bei denen die Bildung N-alkylierter Produkte insbesondere bei niedrigen

Temperaturen beobachtet werden kann.

Insgesamt konnte die Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter

katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid im Vergleich zum kommerziellen

homogenen Flüssigphasenprozess im Hinblick auf Aktivität und Nachhaltigkeit

entscheidend optimiert werden, ohne dabei einen negativen Einfluss auf die

Produktselektivität zu nehmen. Bereits bestehende Alkylierungsverfahren können

hierdurch profitieren, da keine wesentlichen Veränderungen im Stoffsystem

durchgeführt werden müssen. Während ein zusätzlicher Operationsschritt

(Kristallisation) zur Katalysatorrezyklierung hinzugefügt wird, kann ein

Operationsschritt zur Herstellung des Aluminiumtrianilidkatalysators weggelassen

werden.

Das Einsparungspotential durch die teilweise Rückführung des Katalysators ergibt

sich durch die Verringerung der insgesamt benötigten AlCl3-Menge und der damit

verbundenen Menge an Natronlauge, die für die Hydrolyse des Aluminiumchlorids

bei der Produktaufarbeitung benötigt wird. Neben den ökonomischen Vorteilen

dieses Verfahrenskonzepts kann ein Großteil des Waschwassers zur

Produktaufreinigung eingespart werden, in dem gelöste Reaktionsrückstände die

Umwelt belasten.

142

143

Kapitel 5 Ausblick

144

Ausblick

145

5. Ausblick

Die Katalysatorrückführung konnte in dieser Arbeit durch die Kristallisation einer

AlCl3-(Arylamin)2 Spezies realisiert werden. Diese wurde in separaten

Kristallisationsversuchen mit Reinsubstanzen mittels Röntgendiffraktometrie

identifiziert. Allerdings war es bisher nicht eindeutig feststellbar, welche Aminspezies

nach der Alkylierungsreaktion bevorzugt mit Aluminiumchlorid kristallisiert und zu

einer drastischen Abnahme des Aluminiumleachings führt. Durch eine genaue

Identifizierung der kristallisierten Aluminiumspezies könnte diese gezielt synthetisiert

und von vornherein für die Alkylierung eingesetzt werden. Dadurch könnten

optimierte Kristallisationsbedingungen ermittelt werden und der Aluminiumaustrag in

die Produktphase minimiert werden. Diese Friedel-Crafts aktive Aluminiumspezies

könnte in einer Vielzahl von elektrophilen Substitutionsreaktionen Verwendung

finden, bei denen eine Abtrennung des Katalysators nur schwer möglich ist.

146

147

Kapitel 6 Experimenteller Teil

148

Experimenteller Teil

149

6. Experimenteller Teil

6.1. COSMO-RS Berechnungen

Alle in dieser Arbeit verwendeten Moleküle wurden mit der DFT-Methode (Kapitel

2.3.2) unter den COSMO Randbedingungen geometrieoptimiert. Mit der

Molekülmodellierungssoftware HyperChem Release 7.51 der Firma Hypercube Inc.

wurden die Molekülgeometrien erzeugt und aus Standardvorgaben für

Bindungslängen, Bindungswinkel und Drehwinkel eine dreidimensionale

Molekülstruktur erstellt. Mit dieser angenäherten Struktur wurde eine

Konformeranalyse durchgeführt.

Da COSMO-RS auf Basis der Molekülgeometrie arbeitet, besitzen unterschiedliche

Konformere verschiedene σ –Profile und beeinflussen folglich den

Aktivitatskoeffizienten und das chemische Potential. Die Konformeranalyse wurde

ebenfalls mit dem Programm HyperChem durchgeführt. Bei der

Geometrieoptimierung innerhalb der Konformersuche wurde die Kraftfeldmethode

MM+ gewählt116. Die genaue Vorgehensweise der Konformeranalyse wird bei

Spuhl117 eingehend beschrieben.

Die ermittelten Molekülstrukturen der Konformere wurden mittels DFT durch das

Programm Turbomole118 geometrieoptimiert. Dabei wurde die RI-DFT Variante

verwendet, welche Coulomb-Wechselwirkungen einbezieht. Als Basis-Set, worin

Parameter zur Beschreibung der Basisfunktionen enthalten sind, wurde das TZVP-

(triple zeta valence polarization) Basis-Set119 verwendet. Die

Ladungsdichteverteilungen wurden im „COSMO-File“ für die COSMO-RS Rechnung

zur Verfügung gestellt und mit Hilfe von COSMOtherm die Aktivitätskoeffizienten,

chemischen Potentiale und Löslichkeiten berechnet.

6.2. Allgemeine Arbeitstechniken

6.2.1. Arbeiten unter Schutzgas

Aufgrund der Luft- und Feuchtigkeitsempfindlichkeit der eingesetzten Substanzen,

wurden die beschriebenen Versuche in einer Inertgasatmosphäre durchgeführt. Das

verwendete Argon hat die Qualität 4.6.

Experimenteller Teil

150

Die verwendeten Schlenkgefäße und der Autoklav wurden vor Gebrauch je dreimal

im Vakuum ausgeheizt und mit Argon beschickt. Während der Arbeiten an offenen

Gefäßen, wurde ein permanenter Argonstrom aufrechterhalten. Flüssige Substanzen

und Lösungsmittel wurden im Argongegenstrom mit Kunststoffspritzen, deren

Kanülen zuvor mehrmals mit Argon gespült wurden, zugegeben.

6.2.2. Bereitstellung von Lösungsmitteln und Reagenzien

Alle verwendeten aromatischen Amine wurden als Handelsprodukte von der Firma

Lonza bezogen und über einem Molsieb in einer Inertgasatmosphäre gelagert, um

Feuchtigkeitsspuren so gering wie möglich halten zu können.

Cyclohexan wurde über eine Lösungsmittelreinigungsanlage der Firma Glass

Contour getrocknet.

Die verwendeten ionischen Flüssigkeiten wurden anhand gängiger

Synthesevorschriften hergestellt und mittels NMR auf ihre Reinheit untersucht. Die

Lagerung erfolgte in einer Inertgasatmosphäre.

Alle übrigen Chemikalien wurden als Handelsprodukte bezogen und ohne weitere

Aufarbeitung verwendet.

6.3. Alkylierungsversuche

6.3.1. Aluminiumtrianilid als Katalysator

Die Katalysatormischung zwischen Aluminiumtrianilid und Aluminiumchlorid wird vor

der Reaktion in einem 100 ml Glaskolben unter Inertgas hergestellt. Dabei werden

0,6 mol-equivalente elementares Aluminium (Aluminiumflitter) und 1 mol-equivalent

Aluminiumchlorid mit 9 mol-equivalenten Anilin bei 170 °C in Reaktion gebracht. Der

dabei entstehende Wasserstoff entweicht über einen Rückflusskühler und einen

Silikonölbubbler aus der mit Inertgas gefluteten Apparatur. Dabei wird ein stetiger

Argonstrom aufrechterhalten. Nach etwa 1 h Reaktionszeit entweicht kein

Wasserstoff mehr und das Aluminium ist komplett abreagiert. Die Katalysator-

Eduktmischung wird unter Inertgas in den Reaktor eingewogen.

Experimenteller Teil

151

6.3.2. Versuche mit ionischer Flüssigkeit

Die acide ionische Flüssigkeit wird in einem 50 ml Schlenkrohr hergestellt. Dabei

werden 1,5 mol-equivalente Aluminiumchlorid unter Inertgas mit 0,75 - 1 mol-

equivalenten ionischer Flüssigkeit bei 80°C in Lösung gebracht. Die so erhaltene

acide ionische Flüssigkeit wird unter Inertgas in den Reaktor eingewogen.

6.3.3. Versuche mit anorganischen Salzschmelzen

Aufgrund der hohen Schmelztemperatur über 100 °C und der hohen

Sublimationsneigung von Aluminiumchlorid wurde die acide anorganische

Salzschmelze in-situ bei 30 bar Propendruck im Alkylierungsreaktor hergestellt.

Dabei wurden 1,5 mol-equivalente Aluminiumchlorid mit 0,75 – 1 mol-equivalenten

Natriumchlorid zusammen mit Anilin in den Reaktor eingewogen und mittels

pumpenkopfgekühlter HPLC-Pumpe Propen bis zu einem Druck von 30 bar

zudosiert. Es ist davon auszugehen, dass sich die anorganische Salzschmelze bei

Temperaturen zwischen 100 und 150 °C im Reaktor bildet.

6.3.4. Durchführung der Katalyseversuche

Alle Alkylierungsversuche wurden in einem 300 ml Hastelloy C Autoklaven der Firma

Haage mit Glasliner durchgeführt. Die Temperaturregelung erfolgt über ein

Thermoelement, das in die Reaktionsmischung eintaucht. Zur Sicherheit ist ein

weiteres Thermoelement in den Reaktormantel angebracht, das bei Überschreitung

der zulässigen Reaktorwandtemperatur von 300 °C die Begleitheizung von Horst

abschaltet. Ein über Kopf gesteuerter Begasungsrührer sorgt für eine gute

Dispergierung des Gases in der Reaktionsmischung. Nachfolgende Abbildung zeigt

den verwendeten Haage Druckautoklaven:

Experimenteller Teil

152

Abbildung 17: Alkylierungsreaktor mit kontinuierlicher Propenzudosierung

Nachdem die Katalysatormischung zusammen mit Anilin in den Reaktor eingewogen

wurde, wird der Reaktor je dreimal mit Argon und einmal mit Propen gespült, um

Feuchtigkeit aus dem System zu entfernen. Anschließend wird mittels

pumpenkopfgekühlter HPLC-Pumpe Propen bis zu einem Druck von 30 bar

zudosiert. Die Dispergierung wird gestartet und mit dem Aufheizen des Reaktors

begonnen. Dies geschieht in drei Stufen. Nachdem die Solltemperatur von 150 °C

erreicht wurde wird in 50 °C Schritten weiter bis auf die gewünschte Temperatur

aufgeheizt. Dies verhindert ein zu starkes Überschwingen der Reaktortemperatur, da

die Temperaturregelung über ein im Reaktor angebrachtes Thermoelement gesteuert

wird. Nach Erreichen der Betriebstemperatur wird über eine HPLC- Pumpe so viel

Propen hineingefördert, wie durch die Reaktion verbraucht wird, so dass der

Reaktordruck konstant gehalten werden kann. Während der Alkylierung können mit

dem angebrachten Nadelventil, das in die Reaktionslösung eintaucht, Proben

gezogen werden. Das Tauchrohr muss dazu zunächst gespült werden, so dass die

erste Probe verworfen wird, um eine repräsentative Probe aus dem Reaktorinhalt zu

bekommen.

Nach der Reaktion wird die Begleitheizung und der Rührer ausgeschaltet und nach

Abkühlung auf Raumtemperatur über den Silikonölbubbler der Druck abgelassen.

Experimenteller Teil

153

6.3.5. Rezyklierungsversuche

Um eine möglichst vollständige Kristallisation der AlCl3-(Arylamin)2 Spezies zu

bekommen wurde der Reaktor nach der Reaktion über Nacht, ohne Dispergierung,

mit ausgeschalteter, aber angebrachter Begleitheizung zur Isolation, langsam auf

Raumtemperatur abgekühlt. Nach der Druckentspannung und dem Öffnen des

Reaktors, wurde die überstehende flüssige Phase unter Inertgas abdekantiert. Die

hochviskose Phase, in der sich der kristallisierte Katalysator befindet, wurde wieder

in den Reaktor gegeben und unter Inertgas aufbewahrt, bis die nächste Reaktion

gestartet werden konnte. Hierzu musste zunächst die ausgetragene Menge an

Aluminiumchlorid in der flüssigen Phase mittels ICP detektiert werden. Die verlorene

Menge an Katalysator wurde anschließend zusammen mit neuen Edukten zu der

abgetrennten Katalysatorphase in den Reaktor eingewogen und nach erneuter

Inertisierung eine weitere Alkylierung gestartet.

6.3.6. Probenaufarbeitung

Die aus der Reaktion gezogenen Proben wurden über Magnesiumsulfat und

Natriumcarbonat gepuffert und mit Ethanol verdünnt. Gelöstes AlCl3 fällt als

Aluminiumhydroxid aus, so dass Schäden an der Analytik vermieden werden können.

Nach einer fest-flüssig Trennung, zum Teil mittels Spritzenfilter oder durch

Dekantieren erfolgte die quantitative Analyse der Produktlösung mittels GC-FID.

Zur Bestimmung des Aluminiumleachings wurden 500 µl der Reaktionslösung mit 50

ml konzentrierter Essigsäure versetzt und mittels ICP untersucht.

6.4. Kristallisationsversuche

Versuche zur Kristallisation von Lewis-Säure-Base-Addukten zwischen

Aluminiumchlorid und verschiedenen Anilinderivaten wurden mit und ohne Zusatz

von Natriumchlorid in einem Überschuss des jeweiligen Arylamins ohne weiteres

Lösungsmittel durchgeführt.

Alle Kristallisationsversuche wurden im Schlenkkolben unter Argonatmosphäre

durchgeführt. Aluminiumchlorid, evtl. Natriumchlorid und ein Überschuss des

Arylamines wurden eingewogen und anschließend bei 80 °C im Ölbad bis zur

Experimenteller Teil

154

vollständigen Auflösung des Bodensatzes gerührt. Die Kristallisation erfolgte nach

Abschaltung von Heizung und Rührer über Nacht im abkühlenden Ölbad.

Die gebildeten Kristalle wurden abgefrittet, Masse und Aluminiumgehalt der

überstehenden Flüssigkeit ermittelt und daraus quantitativ Menge und

Zusammensetzung der Kristalle bestimmt.

6.5. Analytik

6.5.1. Gaschromatographie (GC)

Die quantitative Analyse des Reaktionsgemisches wurde mittels GC-FID, mit

folgenden technischen Daten bestimmt:

GC-Gerät: Varian CP3900

GC-Säule: WCOT Fused Silica 50m x 0,21 mm Coating CP SILPONA

CB DF=0,5 µm

Temperaturprogramm: 50°C 1 min Iso, 210°C 5K/min, 250°C 10K/min 10 min iso

Trägergas: Helium

Volumenstrom: 1 ml/min

Zur Identifizierung der Peaks wurden Reinsubstanzen verglichen und anhand der

Retentionszeiten identifiziert. Zur Überprüfung wurden begleitend GC-MS

Messungen durchgeführt:

GC-Gerät: Varian Saturn 2100

GC-Säule: Varian Factor Four, VF-5ms, 30 m x 25 m, ID = 0,25 mm,

DF = 0,25 μm

Temperaturprogramm: 50 °C - 250 °C 10 K/min; 15 min iso; 275°C 15 K/min; 5

min iso

Trägergas: Helium

Volumenstrom: 1 ml/min

Ionisationsmethode: Elektronenstoß-Ionisation (EI)

Detektor: Ionenfalle

Als Lösungsmittel wurde für alle Proben Ethanol verwendet. Um die GC-Säule vor

sauren Rückständen zu schützen, musste jede Probe mit Natriumcarbonat gepuffert

und mit Magnesiumsulfat getrocknet werden. Über Nacht setzte sich Al(OH)3 als

Experimenteller Teil

155

Feststoff ab, die überstehende ethanolische Lösung wurde abdekantiert und

vermessen.

• Auswertung der GC-Daten Der Gehalt einzelner Komponenten im Reaktionsgemisch wurde mittels

Gaschromatographie bestimmt und in Massenprozenten ausgegeben. Diese Daten

wurden über die Verhältnisse der stöchiometrischen Koeffizienten der auftretenden

Reaktanden in Stoffmengen umgerechnet.

Nicht identifizierte Nebenprodukte können bei der Berechnung unberücksichtigt

bleiben, da sie nur in geringen Mengen gebildet werden (< 3m%). Die Stoffmengen

der in den Proben enthaltenen Komponenten ergeben sich aus ihrem Massenanteil

nach folgendem Zusammenhang:

Gleichung 4: Stoffmengen aller Komponenten

( )DiPhAEdukte

i i

i

i

i

i nn

Mm

Mm

n −=

∑0,*

%

%

mi : Masse der Komponente i

mges. : Gesamtmasse aller Komponenten

mi% : Massenanteil der i-ten Komponente an der Gesamtmasse

ni : Stoffmenge der Komponente i

nges. : Gesamtstoffmenge

n0 : Stoffmenge der eingesetzten Komponenten vor Beginn der Reaktion

ni% : Stoffmengenanteil der Komponente i an der Gesamtstoffmenge

Mi : Molmasse der Komponente i

6.5.2. Inductive Coupled Plasma (ICP)

Die quantitative Analyse des Aluminiumgehalts in der Produktphase erfolgte mit

einem Spectro Ciros Emissionsspektrometer mit folgenden technischen Daten:

Experimenteller Teil

156

Modell: Spektro Ciros CCD

Linien (nm): Ar (430.010), Al (167.078), Al (309.271), Al (396.152)

Plasmaleistung: 1600 W

Kühlgas: 20 L/min

Hilfsgas: 1.50 L/min

Zerstäubergas: 0.50 L/min

Zusatzgas (O2): 0.30 L/min

Messzeit: 45 s

Standard: Al(NO3)3 in 5 % HNO3, wässrig, 1 mg/mL

Aus dem Standard wurden drei Kalibrierlösungen mit 5, 50 bzw. 100 mg/L durch

Verdünnung mit Eisessig hergestellt und für eine Dreipunktskalibrierung verwendet.

Die Probenvorbereitung erfolgte durch Auflösen von 250 µL flüssiger oder 250 mg

fester Probe in 50 mL Eisessig im Maßkolben.

6.5.3. Nuclear Magnetic Resonance (NMR)

Die Analyse der verwendeten ionischen Flüssigkeiten wurde mittels NMR

durchgeführt. Zur Messung wurde ein Gerät von Jeol (Jeol ELX 400) verwendet, die

Auswertung erfolgte mit der Delta© NMR Processing and Control Software, Version

3.4.3. Als Lösungsmittel kamen d6-DMSO und CD2Cl2 zum Einsatz.

6.5.4. Röntgendiffraktometrie (XRD)

Die Röntgenstrukturanalysen wurden an einem Bruker Nonius Kappa CCD

Diffraktometer durchgeführt. Die Lösung der Kristallstrukturen und deren

Verfeinerung erfolgte mit SHELX-97.120

6.5.5. Thermogravimetrie (TG)

Die thermogravimetrischen Untersuchungen wurden an einem Netzsch TG 209 F in

Aluminiumtiegeln durchgeführt. Bei einer Aufheizrate von 10 K/min von 30°C bis auf

450°C wurde ein konstanter Stickstoffstrom von 80 ml/min aufrechterhalten.

157

Anhang

158

Anhang

159

7. Anhang

7.1. Kristallographische Daten von AlCl3-(o-DIPA)2

Empirical formula C36 H57 Al Cl3 N3 Formula weight 665.18 Temperature 150(2) K Wavelength 0.71073 A Crystal system, space group Monoclinic, P2(1)/n Unit cell dimensions a = 13.6950(13) A alpha = 90 deg. b = 19.3890(4) A beta =90.503(7) deg. c = 14.0867(9) A gamma = 90 deg. Volume 3740.3(4) A^3 Z, Calculated density 4, 1.181 Mg/m^3 Absorption coefficient 0.296 mm^-1 F(000) 1432 Crystal size 0.24 x 0.18 x 0.13 mm Theta range for data collection 2.96 to 28.50 deg. Limiting indices -18<=h<=18, -26<=k<=25, -18<=l<=18 Reflections collected / unique 92103 / 9458 [R(int) = 0.0701] Completeness to theta = 28.50 99.8 % Absorption correction Semi-empirical from equivalents Max. and min. transmission 0.960 and 0.860 Refinement method Full-matrix least-squares on F^2 Data / restraints / parameters 9458 / 0 / 559 Goodness-of-fit on F^2 1.047 Final R indices [I>2sigma(I)] R1 = 0.0371, wR2 = 0.0704 R indices (all data) R1 = 0.0673, wR2 = 0.0801 Largest diff. peak and hole 0.329 and -0.277 e.A^-3

Tabelle 24: Atomic coordinates ( x 10^4) and equivalent isotropic displacement parameters (A^2 x 10^3) for VL0801. U(eq) is defined as one third of the trace of the orthogonalized Uij tensor.

________________________________________________________________

x y z U(eq) ________________________________________________________________ Al(1) 8152(1) 141(1) 4537(1) 16(1) Cl(1) 9033(1) 1076(1) 4406(1) 20(1) Cl(2) 6756(1) 156(1) 5229(1) 25(1) Cl(3) 8849(1) -752(1) 3902(1) 21(1) N(1) 8897(1) -77(1) 5840(1) 17(1) N(2) 7419(1) 394(1) 3234(1) 19(1) C(1) 8386(1) -171(1) 6737(1) 17(1) C(2) 8211(1) 406(1) 7311(1) 20(1) C(3) 7660(1) 306(1) 8130(1) 26(1) C(4) 7301(1) -334(1) 8367(1) 29(1) C(5) 7508(1) -897(1) 7807(1) 28(1) C(6) 8057(1) -832(1) 6981(1) 21(1) C(7) 8578(1) 1131(1) 7094(1) 26(1) C(8) 7731(2) 1630(1) 6951(2) 40(1)

Anhang

160

C(9) 9274(2) 1392(1) 7867(2) 40(1) C(10) 8274(1) -1477(1) 6402(1) 27(1) C(11) 8923(2) -1974(1) 6973(2) 37(1) C(12) 7342(2) -1834(1) 6066(2) 39(1) C(13) 7427(1) -31(1) 2373(1) 19(1) C(14) 6743(1) -563(1) 2268(1) 23(1) C(15) 6790(1) -963(1) 1444(1) 31(1) C(16) 7475(1) -838(1) 758(1) 32(1) C(17) 8140(1) -309(1) 874(1) 29(1) C(18) 8141(1) 103(1) 1685(1) 22(1) C(19) 5985(1) -748(1) 3010(1) 27(1) C(20) 6291(2) -1394(1) 3556(2) 37(1) C(21) 4959(1) -852(1) 2580(2) 38(1) C(22) 8881(1) 684(1) 1799(1) 25(1) C(23) 8427(2) 1381(1) 1518(2) 37(1) C(24) 9814(1) 572(1) 1237(1) 34(1) N(3) 6574(1) 2672(1) 2206(1) 39(1) C(25) 6010(1) 2118(1) 2522(1) 26(1) C(26) 5835(1) 2035(1) 3499(1) 24(1) C(27) 5314(1) 1458(1) 3794(1) 28(1) C(28) 4966(1) 977(1) 3154(1) 30(1) C(29) 5138(1) 1068(1) 2198(1) 30(1) C(30) 5656(1) 1630(1) 1861(1) 27(1) C(31) 6230(1) 2551(1) 4216(1) 31(1) C(32) 5641(2) 2596(1) 5126(2) 51(1) C(33) 7295(2) 2374(1) 4446(2) 43(1) C(34) 5783(2) 1741(1) 801(1) 40(1) C(35) 5829(2) 1077(2) 228(2) 56(1) C(36) 4959(2) 2208(2) 425(2) 63(1) ________________________________________________________________

Tabelle 25: Bond lengths [A] and angles [deg] for VL0801.

_____________________________________________________________ Al(1)-N(1) 2.1346(13) Al(1)-N(2) 2.1413(13) Al(1)-Cl(2) 2.1532(6) Al(1)-Cl(3) 2.1745(6) Al(1)-Cl(1) 2.1854(6) N(1)-C(1) 1.4612(18) N(1)-H(1A) 0.849(19) N(1)-H(1B) 0.887(19) N(2)-C(13) 1.4651(19) N(2)-H(2A) 0.88(2) N(2)-H(2B) 0.869(19) C(1)-C(6) 1.403(2) C(1)-C(2) 1.403(2) C(2)-C(3) 1.398(2) C(2)-C(7) 1.524(2) C(3)-C(4) 1.377(2) C(3)-H(3) 0.958(19) C(4)-C(5) 1.379(3) C(4)-H(4) 0.92(2) C(5)-C(6) 1.397(2) C(5)-H(5) 0.975(19) C(6)-C(10) 1.524(2) C(7)-C(8) 1.523(3) C(7)-C(9) 1.528(3) C(7)-H(7) 0.961(19) C(8)-H(8A) 1.02(2)

Anhang

161

C(8)-H(8B) 0.95(2) C(8)-H(8C) 1.00(2) C(9)-H(9A) 1.00(2) C(9)-H(9B) 0.95(3) C(9)-H(9C) 1.01(2) C(10)-C(12) 1.524(3) C(10)-C(11) 1.534(2) C(10)-H(10) 0.950(19) C(11)-H(11A) 0.99(2) C(11)-H(11B) 0.99(2) C(11)-H(11C) 0.96(2) C(12)-H(12A) 0.97(2) C(12)-H(12B) 1.01(2) C(12)-H(12C) 0.95(2) C(13)-C(14) 1.401(2) C(13)-C(18) 1.407(2) C(14)-C(15) 1.398(2) C(14)-C(19) 1.522(2) C(15)-C(16) 1.374(3) C(15)-H(15) 0.94(2) C(16)-C(17) 1.379(3) C(16)-H(16) 0.95(2) C(17)-C(18) 1.395(2) C(17)-H(17) 0.94(2) C(18)-C(22) 1.523(2) C(19)-C(20) 1.528(3) C(19)-C(21) 1.538(2) C(19)-H(19) 1.001(19) C(20)-H(20A) 1.00(2) C(20)-H(20B) 0.96(2) C(20)-H(20C) 0.98(2) C(21)-H(21A) 0.99(2) C(21)-H(21B) 0.97(2) C(21)-H(21C) 0.99(2) C(22)-C(24) 1.525(2) C(22)-C(23) 1.537(2) C(22)-H(22) 0.954(19) C(23)-H(23A) 0.96(2) C(23)-H(23B) 0.98(2) C(23)-H(23C) 1.05(2) C(24)-H(24A) 0.96(2) C(24)-H(24B) 0.97(2) C(24)-H(24C) 0.98(2) N(3)-C(25) 1.398(2) N(3)-H(3A) 0.86(2) N(3)-H(3B) 0.81(2) C(25)-C(26) 1.409(2) C(25)-C(30) 1.411(2) C(26)-C(27) 1.391(2) C(26)-C(31) 1.517(2) C(27)-C(28) 1.380(3) C(27)-H(27) 0.92(2) C(28)-C(29) 1.381(3) C(28)-H(28) 0.95(2) C(29)-C(30) 1.387(2) C(29)-H(29) 0.94(2) C(30)-C(34) 1.520(2) C(31)-C(32) 1.524(3) C(31)-C(33) 1.531(3) C(31)-H(31) 0.98(2) C(32)-H(32A) 0.98(3) C(32)-H(32B) 1.04(3)

Anhang

162

C(32)-H(32C) 0.98(3) C(33)-H(33A) 1.01(3) C(33)-H(33B) 0.98(3) C(33)-H(33C) 0.95(3) C(34)-C(35) 1.520(3) C(34)-C(36) 1.537(3) C(34)-H(34) 0.96(2) C(35)-H(35A) 0.99(3) C(35)-H(35B) 0.97(3) C(35)-H(35C) 1.02(3) C(36)-H(36A) 0.97(3) C(36)-H(36B) 0.95(3) C(36)-H(36C) 0.92(3) N(1)-Al(1)-N(2) 178.19(6) N(1)-Al(1)-Cl(2) 91.88(4) N(2)-Al(1)-Cl(2) 88.49(4) N(1)-Al(1)-Cl(3) 89.29(4) N(2)-Al(1)-Cl(3) 91.92(4) Cl(2)-Al(1)-Cl(3) 126.29(3) N(1)-Al(1)-Cl(1) 88.68(4) N(2)-Al(1)-Cl(1) 89.61(4) Cl(2)-Al(1)-Cl(1) 121.33(2) Cl(3)-Al(1)-Cl(1) 112.38(2) C(1)-N(1)-Al(1) 122.64(9) C(1)-N(1)-H(1A) 107.8(12) Al(1)-N(1)-H(1A) 106.0(12) C(1)-N(1)-H(1B) 109.6(11) Al(1)-N(1)-H(1B) 105.4(11) H(1A)-N(1)-H(1B) 103.9(16) C(13)-N(2)-Al(1) 125.01(10) C(13)-N(2)-H(2A) 107.3(12) Al(1)-N(2)-H(2A) 106.4(12) C(13)-N(2)-H(2B) 109.1(12) Al(1)-N(2)-H(2B) 103.4(12) H(2A)-N(2)-H(2B) 103.7(17) C(6)-C(1)-C(2) 122.08(14) C(6)-C(1)-N(1) 118.91(13) C(2)-C(1)-N(1) 118.98(13) C(3)-C(2)-C(1) 117.49(14) C(3)-C(2)-C(7) 118.36(14) C(1)-C(2)-C(7) 124.15(14) C(4)-C(3)-C(2) 121.43(16) C(4)-C(3)-H(3) 120.2(11) C(2)-C(3)-H(3) 118.4(11) C(3)-C(4)-C(5) 120.02(15) C(3)-C(4)-H(4) 119.5(12) C(5)-C(4)-H(4) 120.5(12) C(4)-C(5)-C(6) 121.31(16) C(4)-C(5)-H(5) 120.9(11) C(6)-C(5)-H(5) 117.7(11) C(5)-C(6)-C(1) 117.60(15) C(5)-C(6)-C(10) 118.73(14) C(1)-C(6)-C(10) 123.67(14) C(8)-C(7)-C(2) 111.14(14) C(8)-C(7)-C(9) 110.67(16) C(2)-C(7)-C(9) 111.52(15) C(8)-C(7)-H(7) 108.1(11) C(2)-C(7)-H(7) 107.9(11) C(9)-C(7)-H(7) 107.4(11) C(7)-C(8)-H(8A) 110.9(13) C(7)-C(8)-H(8B) 109.3(14)

Anhang

163

H(8A)-C(8)-H(8B) 108.2(19) C(7)-C(8)-H(8C) 111.3(13) H(8A)-C(8)-H(8C) 105.1(18) H(8B)-C(8)-H(8C) 112(2) C(7)-C(9)-H(9A) 109.5(13) C(7)-C(9)-H(9B) 111.1(14) H(9A)-C(9)-H(9B) 111(2) C(7)-C(9)-H(9C) 111.8(13) H(9A)-C(9)-H(9C) 109.9(19) H(9B)-C(9)-H(9C) 103.9(19) C(6)-C(10)-C(12) 111.84(15) C(6)-C(10)-C(11) 110.47(15) C(12)-C(10)-C(11) 110.97(15) C(6)-C(10)-H(10) 109.9(11) C(12)-C(10)-H(10) 107.0(11) C(11)-C(10)-H(10) 106.5(11) C(10)-C(11)-H(11A) 109.5(13) C(10)-C(11)-H(11B) 110.1(13) H(11A)-C(11)-H(11B) 107.2(18) C(10)-C(11)-H(11C) 111.7(14) H(11A)-C(11)-H(11C) 107.4(19) H(11B)-C(11)-H(11C) 110.8(19) C(10)-C(12)-H(12A) 112.3(14) C(10)-C(12)-H(12B) 110.1(13) H(12A)-C(12)-H(12B) 108.0(19) C(10)-C(12)-H(12C) 110.9(14) H(12A)-C(12)-H(12C) 108(2) H(12B)-C(12)-H(12C) 107.4(19) C(14)-C(13)-C(18) 122.11(14) C(14)-C(13)-N(2) 119.41(14) C(18)-C(13)-N(2) 118.47(13) C(15)-C(14)-C(13) 117.42(15) C(15)-C(14)-C(19) 118.44(15) C(13)-C(14)-C(19) 124.09(14) C(16)-C(15)-C(14) 121.54(17) C(16)-C(15)-H(15) 119.4(12) C(14)-C(15)-H(15) 119.1(12) C(15)-C(16)-C(17) 120.10(16) C(15)-C(16)-H(16) 120.4(12) C(17)-C(16)-H(16) 119.5(12) C(16)-C(17)-C(18) 121.27(16) C(16)-C(17)-H(17) 120.5(12) C(18)-C(17)-H(17) 118.2(12) C(17)-C(18)-C(13) 117.56(15) C(17)-C(18)-C(22) 120.42(14) C(13)-C(18)-C(22) 122.00(14) C(14)-C(19)-C(20) 110.69(14) C(14)-C(19)-C(21) 112.76(15) C(20)-C(19)-C(21) 109.69(15) C(14)-C(19)-H(19) 108.7(11) C(20)-C(19)-H(19) 108.1(11) C(21)-C(19)-H(19) 106.7(11) C(19)-C(20)-H(20A) 108.1(13) C(19)-C(20)-H(20B) 110.5(13) H(20A)-C(20)-H(20B) 106.8(18) C(19)-C(20)-H(20C) 112.0(14) H(20A)-C(20)-H(20C) 110.5(19) H(20B)-C(20)-H(20C) 108.8(19) C(19)-C(21)-H(21A) 112.1(14) C(19)-C(21)-H(21B) 110.9(14) H(21A)-C(21)-H(21B) 110.1(19) C(19)-C(21)-H(21C) 111.9(13)

Anhang

164

H(21A)-C(21)-H(21C) 105.4(18) H(21B)-C(21)-H(21C) 106.2(19) C(18)-C(22)-C(24) 113.57(15) C(18)-C(22)-C(23) 110.82(14) C(24)-C(22)-C(23) 109.26(15) C(18)-C(22)-H(22) 107.2(11) C(24)-C(22)-H(22) 107.6(11) C(23)-C(22)-H(22) 108.2(11) C(22)-C(23)-H(23A) 109.6(14) C(22)-C(23)-H(23B) 113.0(13) H(23A)-C(23)-H(23B) 108.1(19) C(22)-C(23)-H(23C) 108.6(12) H(23A)-C(23)-H(23C) 108.5(18) H(23B)-C(23)-H(23C) 108.9(17) C(22)-C(24)-H(24A) 110.0(13) C(22)-C(24)-H(24B) 111.5(13) H(24A)-C(24)-H(24B) 108.0(18) C(22)-C(24)-H(24C) 111.0(13) H(24A)-C(24)-H(24C) 109.8(18) H(24B)-C(24)-H(24C) 106.4(18) C(25)-N(3)-H(3A) 115.8(16) C(25)-N(3)-H(3B) 115.7(18) H(3A)-N(3)-H(3B) 113(2) N(3)-C(25)-C(26) 119.92(16) N(3)-C(25)-C(30) 119.50(16) C(26)-C(25)-C(30) 120.52(15) C(27)-C(26)-C(25) 118.38(15) C(27)-C(26)-C(31) 120.81(15) C(25)-C(26)-C(31) 120.78(15) C(28)-C(27)-C(26) 121.61(16) C(28)-C(27)-H(27) 119.1(12) C(26)-C(27)-H(27) 119.3(12) C(27)-C(28)-C(29) 119.35(17) C(27)-C(28)-H(28) 119.7(12) C(29)-C(28)-H(28) 121.0(12) C(28)-C(29)-C(30) 121.74(17) C(28)-C(29)-H(29) 118.7(12) C(30)-C(29)-H(29) 119.4(12) C(29)-C(30)-C(25) 118.40(15) C(29)-C(30)-C(34) 120.65(17) C(25)-C(30)-C(34) 120.84(16) C(26)-C(31)-C(32) 114.17(17) C(26)-C(31)-C(33) 109.13(15) C(32)-C(31)-C(33) 110.15(18) C(26)-C(31)-H(31) 108.1(11) C(32)-C(31)-H(31) 107.5(11) C(33)-C(31)-H(31) 107.6(11) C(31)-C(32)-H(32A) 112.6(16) C(31)-C(32)-H(32B) 112.2(15) H(32A)-C(32)-H(32B) 106(2) C(31)-C(32)-H(32C) 108.0(16) H(32A)-C(32)-H(32C) 108(2) H(32B)-C(32)-H(32C) 110(2) C(31)-C(33)-H(33A) 108.7(13) C(31)-C(33)-H(33B) 105.8(14) H(33A)-C(33)-H(33B) 108.8(19) C(31)-C(33)-H(33C) 110.9(15) H(33A)-C(33)-H(33C) 110(2) H(33B)-C(33)-H(33C) 113(2) C(35)-C(34)-C(30) 114.10(18) C(35)-C(34)-C(36) 110.5(2) C(30)-C(34)-C(36) 109.36(17)

Anhang

165

C(35)-C(34)-H(34) 106.4(13) C(30)-C(34)-H(34) 108.1(13) C(36)-C(34)-H(34) 108.2(13) C(34)-C(35)-H(35A) 110.8(16) C(34)-C(35)-H(35B) 109.3(17) H(35A)-C(35)-H(35B) 110(2) C(34)-C(35)-H(35C) 110.7(16) H(35A)-C(35)-H(35C) 105(2) H(35B)-C(35)-H(35C) 111(2) C(34)-C(36)-H(36A) 108.1(18) C(34)-C(36)-H(36B) 112.8(19) H(36A)-C(36)-H(36B) 106(3) C(34)-C(36)-H(36C) 113.6(19) H(36A)-C(36)-H(36C) 108(3) H(36B)-C(36)-H(36C) 108(3) _____________________________________________________________ Symmetry transformations used to generate equivalent atoms:

Tabelle 26: Anisotropic displacement parameters (A^2 x 10^3) for VL0801. The anisotropic displacement factor exponent takes the form: -2 pi^2 [ h^2 a*^2 U11 + ... + 2 h k a* b* U12 ]

_______________________________________________________________________ U11 U22 U33 U23 U13 U12 _______________________________________________________________________ Al(1) 14(1) 18(1) 16(1) 0(1) 2(1) 1(1) Cl(1) 21(1) 17(1) 24(1) 3(1) -1(1) -1(1) Cl(2) 15(1) 42(1) 19(1) 3(1) 3(1) 3(1) Cl(3) 21(1) 20(1) 22(1) -5(1) -1(1) 4(1) N(1) 15(1) 17(1) 19(1) 0(1) 2(1) 1(1) N(2) 16(1) 22(1) 18(1) -1(1) 1(1) 1(1) C(1) 14(1) 24(1) 14(1) 3(1) -1(1) 1(1) C(2) 17(1) 25(1) 18(1) -1(1) -2(1) 2(1) C(3) 23(1) 37(1) 18(1) -4(1) 1(1) 2(1) C(4) 24(1) 46(1) 17(1) 5(1) 3(1) 0(1) C(5) 27(1) 32(1) 24(1) 9(1) 1(1) -4(1) C(6) 21(1) 23(1) 20(1) 4(1) -1(1) -1(1) C(7) 29(1) 24(1) 25(1) -4(1) 6(1) 0(1) C(8) 43(1) 27(1) 50(1) 2(1) -1(1) 6(1) C(9) 38(1) 38(1) 44(1) -5(1) -5(1) -10(1) C(10) 33(1) 20(1) 28(1) 3(1) 4(1) -2(1) C(11) 35(1) 27(1) 49(1) 6(1) 2(1) 1(1) C(12) 43(1) 32(1) 42(1) -4(1) -8(1) -3(1) C(13) 20(1) 22(1) 16(1) 1(1) -3(1) 5(1) C(14) 22(1) 25(1) 21(1) 1(1) -3(1) 3(1) C(15) 39(1) 29(1) 24(1) -3(1) -8(1) -1(1) C(16) 50(1) 28(1) 19(1) -3(1) -2(1) 6(1) C(17) 37(1) 33(1) 17(1) 2(1) 3(1) 9(1) C(18) 23(1) 25(1) 19(1) 4(1) 0(1) 6(1) C(19) 23(1) 30(1) 28(1) -4(1) 0(1) -6(1) C(20) 32(1) 45(1) 36(1) 11(1) 3(1) -7(1) C(21) 25(1) 41(1) 49(1) -7(1) -5(1) -5(1) C(22) 23(1) 31(1) 21(1) 3(1) 4(1) 2(1) C(23) 31(1) 30(1) 49(1) 8(1) 8(1) 3(1) C(24) 25(1) 46(1) 32(1) 5(1) 7(1) 4(1) N(3) 42(1) 28(1) 46(1) 11(1) 10(1) -2(1) C(25) 20(1) 23(1) 34(1) 8(1) 4(1) 7(1) C(26) 20(1) 21(1) 32(1) 1(1) 1(1) 7(1) C(27) 28(1) 28(1) 27(1) 6(1) 7(1) 6(1) C(28) 25(1) 26(1) 41(1) 4(1) 8(1) -2(1) C(29) 24(1) 32(1) 35(1) -4(1) -1(1) 2(1)

Anhang

166

C(30) 22(1) 33(1) 27(1) 4(1) 2(1) 9(1) C(31) 30(1) 24(1) 40(1) -1(1) -4(1) 6(1) C(32) 58(1) 52(1) 44(1) -20(1) 3(1) 5(1) C(33) 36(1) 33(1) 61(1) -2(1) -15(1) 5(1) C(34) 37(1) 55(1) 27(1) 10(1) 2(1) 13(1) C(35) 59(2) 80(2) 30(1) -7(1) -1(1) 20(1) C(36) 65(2) 88(2) 36(1) 21(1) -1(1) 36(2) _______________________________________________________________________

Tabelle 27: Hydrogen coordinates ( x 10^4) and isotropic displacement parameters (A^2 x 10^3) for VL0801.

________________________________________________________________ x y z U(eq) ________________________________________________________________ H(1A) 9310(13) 246(9) 5916(12) 25 H(1B) 9262(13) -445(10) 5723(12) 25 H(2A) 6807(14) 468(9) 3377(13) 28 H(2B) 7640(14) 802(10) 3100(13) 28 H(3) 7536(13) 695(10) 8530(13) 31 H(4) 6924(14) -382(10) 8902(14) 35 H(5) 7248(14) -1352(10) 7959(13) 33 H(7) 8939(13) 1111(9) 6512(13) 31 H(8A) 7978(17) 2108(13) 6767(16) 60 H(8B) 7381(18) 1671(12) 7528(18) 60 H(8C) 7298(17) 1483(12) 6410(17) 60 H(9A) 9512(17) 1864(13) 7696(16) 60 H(9B) 9806(18) 1085(12) 7956(17) 60 H(9C) 8952(17) 1405(12) 8508(18) 60 H(10) 8631(14) -1357(9) 5850(13) 32 H(11A) 9040(16) -2398(12) 6595(16) 55 H(11B) 8586(17) -2118(12) 7562(17) 55 H(11C) 9549(18) -1774(12) 7118(16) 55 H(12A) 6954(17) -2002(12) 6590(17) 58 H(12B) 7506(17) -2240(12) 5648(16) 58 H(12C) 6949(17) -1529(12) 5700(17) 58 H(15) 6344(14) -1323(10) 1359(13) 37 H(16) 7501(14) -1118(10) 205(14) 39 H(17) 8617(14) -224(10) 409(14) 35 H(19) 5935(13) -359(10) 3473(13) 32 H(20A) 6298(17) -1789(12) 3102(17) 56 H(20B) 5819(17) -1504(11) 4034(16) 56 H(20C) 6930(18) -1340(12) 3859(16) 56 H(21A) 4768(17) -468(12) 2156(17) 57 H(21B) 4478(18) -909(12) 3075(17) 57 H(21C) 4921(17) -1271(12) 2184(16) 57 H(22) 9058(13) 705(9) 2455(14) 30 H(23A) 8885(17) 1744(12) 1644(16) 55 H(23B) 7823(17) 1484(11) 1864(16) 55 H(23C) 8271(16) 1374(11) 785(17) 55 H(24A) 10295(17) 913(12) 1413(16) 51 H(24B) 10090(16) 121(12) 1357(15) 51 H(24C) 9684(16) 596(11) 553(17) 51 H(3A) 6655(18) 3004(13) 2605(17) 58 H(3B) 6453(18) 2807(13) 1675(18) 58 H(27) 5200(14) 1395(9) 4432(14) 33 H(28) 4605(14) 591(10) 3376(13) 37 H(29) 4854(14) 755(10) 1761(14) 36 H(31) 6220(14) 3010(10) 3919(14) 38 H(32A) 4940(20) 2664(14) 5005(19) 77

Anhang

167

H(32B) 5700(19) 2150(15) 5533(19) 77 H(32C) 5883(19) 2990(14) 5492(19) 77 H(33A) 7547(17) 2711(13) 4942(17) 65 H(33B) 7284(17) 1910(14) 4724(17) 65 H(33C) 7688(18) 2402(13) 3892(18) 65 H(34) 6394(16) 1973(11) 705(15) 48 H(35A) 6320(20) 757(14) 500(20) 84 H(35B) 6000(20) 1185(14) -420(20) 84 H(35C) 5180(20) 818(14) 257(19) 84 H(36A) 4340(20) 1975(16) 530(20) 95 H(36B) 4920(20) 2635(16) 760(20) 95 H(36C) 5010(20) 2306(15) -210(20) 95 ________________________________________________________________

Tabelle 28: Torsion angles [deg] for VL0801.

________________________________________________________________

Cl(2)-Al(1)-N(1)-C(1) 1.66(11) Cl(3)-Al(1)-N(1)-C(1) -124.63(11) Cl(1)-Al(1)-N(1)-C(1) 122.96(11) Cl(2)-Al(1)-N(2)-C(13) -120.12(12) Cl(3)-Al(1)-N(2)-C(13) 6.15(12) Cl(1)-Al(1)-N(2)-C(13) 118.53(12) Al(1)-N(1)-C(1)-C(6) 88.39(15) Al(1)-N(1)-C(1)-C(2) -89.49(15) C(6)-C(1)-C(2)-C(3) -2.3(2) N(1)-C(1)-C(2)-C(3) 175.56(13) C(6)-C(1)-C(2)-C(7) 178.09(14) N(1)-C(1)-C(2)-C(7) -4.1(2) C(1)-C(2)-C(3)-C(4) -0.1(2) C(7)-C(2)-C(3)-C(4) 179.62(15) C(2)-C(3)-C(4)-C(5) 2.0(2) C(3)-C(4)-C(5)-C(6) -1.7(3) C(4)-C(5)-C(6)-C(1) -0.5(2) C(4)-C(5)-C(6)-C(10) 179.01(15) C(2)-C(1)-C(6)-C(5) 2.5(2) N(1)-C(1)-C(6)-C(5) -175.29(13) C(2)-C(1)-C(6)-C(10) -176.95(14) N(1)-C(1)-C(6)-C(10) 5.2(2) C(3)-C(2)-C(7)-C(8) -61.6(2) C(1)-C(2)-C(7)-C(8) 118.03(17) C(3)-C(2)-C(7)-C(9) 62.4(2) C(1)-C(2)-C(7)-C(9) -117.95(17) C(5)-C(6)-C(10)-C(12) 59.2(2) C(1)-C(6)-C(10)-C(12) -121.36(17) C(5)-C(6)-C(10)-C(11) -65.0(2) C(1)-C(6)-C(10)-C(11) 114.52(17) Al(1)-N(2)-C(13)-C(14) 85.94(16) Al(1)-N(2)-C(13)-C(18) -92.85(15) C(18)-C(13)-C(14)-C(15) -0.1(2) N(2)-C(13)-C(14)-C(15) -178.83(14) C(18)-C(13)-C(14)-C(19) 177.31(14) N(2)-C(13)-C(14)-C(19) -1.4(2) C(13)-C(14)-C(15)-C(16) -0.5(2) C(19)-C(14)-C(15)-C(16) -178.04(16) C(14)-C(15)-C(16)-C(17) 0.2(3) C(15)-C(16)-C(17)-C(18) 0.7(3) C(16)-C(17)-C(18)-C(13) -1.2(2) C(16)-C(17)-C(18)-C(22) 179.99(15)

Anhang

168

C(14)-C(13)-C(18)-C(17) 0.9(2) N(2)-C(13)-C(18)-C(17) 179.69(13) C(14)-C(13)-C(18)-C(22) 179.68(14) N(2)-C(13)-C(18)-C(22) -1.6(2) C(15)-C(14)-C(19)-C(20) 74.53(19) C(13)-C(14)-C(19)-C(20) -102.83(18) C(15)-C(14)-C(19)-C(21) -48.8(2) C(13)-C(14)-C(19)-C(21) 133.87(17) C(17)-C(18)-C(22)-C(24) -25.2(2) C(13)-C(18)-C(22)-C(24) 156.03(15) C(17)-C(18)-C(22)-C(23) 98.18(18) C(13)-C(18)-C(22)-C(23) -80.54(19) N(3)-C(25)-C(26)-C(27) -176.67(15) C(30)-C(25)-C(26)-C(27) 0.7(2) N(3)-C(25)-C(26)-C(31) 1.5(2) C(30)-C(25)-C(26)-C(31) 178.87(14) C(25)-C(26)-C(27)-C(28) -0.6(2) C(31)-C(26)-C(27)-C(28) -178.75(15) C(26)-C(27)-C(28)-C(29) 0.2(3) C(27)-C(28)-C(29)-C(30) 0.1(3) C(28)-C(29)-C(30)-C(25) 0.0(2) C(28)-C(29)-C(30)-C(34) -176.28(16) N(3)-C(25)-C(30)-C(29) 176.96(15) C(26)-C(25)-C(30)-C(29) -0.4(2) N(3)-C(25)-C(30)-C(34) -6.8(2) C(26)-C(25)-C(30)-C(34) 175.86(15) C(27)-C(26)-C(31)-C(32) -28.1(2) C(25)-C(26)-C(31)-C(32) 153.71(17) C(27)-C(26)-C(31)-C(33) 95.6(2) C(25)-C(26)-C(31)-C(33) -82.6(2) C(29)-C(30)-C(34)-C(35) -31.7(2) C(25)-C(30)-C(34)-C(35) 152.15(18) C(29)-C(30)-C(34)-C(36) 92.6(2) C(25)-C(30)-C(34)-C(36) -83.6(2) ________________________________________________________________ Symmetry transformations used to generate equivalent atoms:

Tabelle 29: Hydrogen bonds for VL0801 [A and deg.].

____________________________________________________________________________

D-H...A d(D-H) d(H...A) d(D...A) <(DHA) N(1)-H(1A)...Cl(3)#1 0.849(19) 2.715(19) 3.4957(14) 153.4(15) N(1)-H(1B)...Cl(1)#1 0.887(19) 2.645(19) 3.4540(13) 152.1(15) N(3)-H(3B)...Cl(3)#2 0.81(2) 2.94(2) 3.4773(16) 126(2) ___________________________________________________________________ Symmetry transformations used to generate equivalent atoms: #1 -x+2,-y,-z+1 #2 -x+3/2,y+1/2,-z+1/2

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