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Frühling der Frauenrojavafruehlingderfrauen.blogsport.eu/files/2016/06/tafel1.pdfEfrîn, Kobane und...

Date post: 10-Mar-2020
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Rojava bedeutet in der kurdischen Sprache „Westen“ und bezeichnet die westlichen Gebiete von Kurdistan, die in Syrien liegen. Als der „arabische Frühling“ in Syrien begann, entschieden sich die KurdInnen im Norden des Landes sich von der jahrzehntelangen Unterdrückung des Baath Regi- mes zu befreien und für den sog. drien Weg, den Auau des Demokraschen Konföderalismus. Der Demokraschen Konföderalismus ist ein polisches Modell, das die Gleich- berechgung von Ethnien, Religionen und Geschlechtern anstrebt. Die gesellschaſtliche Organisierung im Demokra- schen Konföderalismus ist die Selbstverwaltung, organisiert über Kommunen und Räte. Die Region ist in die drei Kantone Efrîn, Kobane und Cizîre aufgeteilt. Das Modell wurde von Abdullah Öcalan, als konzeponel- ler Vorschlag für ein konföderales, friedliches Zusammenle- ben der zahlreichen Völker und Religionen im Mileren Os- ten entwickelt. In der Region leben hauptsächlich KurdInnen, AraberInnen und AssyrerInnen sowie ArmenierInnen und TurkmenInnen. Es sind ChristInnen (hauptsächlich ChaldäerInnen), Mus- limInnen, JüdInnen, EzidInnen und AlewitInnen. Ca. 4 Mio Menschen leben in der Region. Derzeit sind davon knapp ein Viertel auf der Flucht. Gemeinsam mit der christlichen Einheitspartei Suryoye (einer Assyrisch/Aramäischen Partei) und weiteren Kleinpar- teien im Norden Syriens stellte die Parya Yekiya Demokrat – Partei der Demokraschen Einheit (PYD) am 12. Novem- ber 2013 eine Übergangsregierung, um den durch den Krieg entstandenen Missständen in Verwaltung und Versorgung der Bevölkerung zu begegnen. Am 21. Januar 2014 folgte die Etablierung der Verwaltung in Cizîrê, am 27. Januar in Kobanê und einige Tage später auch in Efrîn. Gleichzeig mit Ausru- fung der Demokraschen Autonomie in den drei Kantonen wurden die Übergangsregierungen gebildet. Die neuen drei Regierungen und ihre Ausschüsse (äquivalent zu „Ministeri- en“) sind mulethnisch nach dem Prinzip der Geschlechter- befreiung organisiert. Mehr als 14 Parteien, die bereit sind an diesem Modell zu parzipieren, bilden zusammen mit VertreterInnen der Zivilgesellschaſt diese Instuonen. Damit sollte die akve Parzipaon der verschiedenen Kräf- te besser gewährleistet werden. Die Übergangsregierung be- steht aus drei Gremien der Legislave (dem Verfassungsrat), Judikave (den Kommissionen für Versöhnung und Konfliktlö- sung sowie Gerichten) und Exekuve (den drei Parlamenten der Kantone) und arbeitet eng mit der Selbstverwaltung in Form von Räten zusammen. Das System ist dual, repräsenta- v und direkt demokrasch, um alle Formen der Beteiligung der Bevölkerung zu ermöglichen. Zur Grundlage der Organi- sierung des Zusammenlebens wurde der Gesellschaſtsvertrag von Rojava erarbeitet, durch den eine gleichberechgte Ver- tretung der Ethnien, Religionen und Geschlechter garanert wird. Die Organisierung der Selbstverwaltung findet unter dem Dach Tev Dem sta (Tevgera Civaka Demokrak – Be- wegung für eine Demokrasche Gesellschaſt – Koordinieren- des Organ des Volksrats Westkurdistan (MGRK). Es gibt sie auf der Gebietsebene und für ganz Rojava. Sie umfasst auch die sie unterstützenden polischen Parteien, diverse NGOs, soziale Bewegungen und Berufsorganisaonen. Die Frauen organisieren sich kommunal und kantonal in der Frauenbewegung Kongreya Star. Für die Geschlechter- gleichberechgung ist eine 40 %ige Geschlechterquote ein- geführt worden und den Vorsitz aller Gremien stellt immer eine Doppelspitze, also eine Frau und ein Mann. Die Kommunen und Räte haben immer mindestens sechs Kommissionen: Kommission für Verteidigung, Bildung, Wirt- schaſt, Konfliktlösung und Versöhnung, Gesundheit und Öko- logie. Für besmmte Arbeitsbereiche sind zudem zusätzliche Bereichsräte aufgebaut worden, wie beispielsweise der Ge- sundheitsrat des Kantons und der Rat der Stadtverwaltung. ROJAVA Frühling der Frauen „Die Entwicklungen in der Region werden oſtmals als ‚Frühling der Völker‘ bezeichnet. Uns geht es darum, dass dies auch zum ‚Frühling der Frauen‘ wird.“ Ilham Ahmed, Co-Vorsitzende des Kongresses für ein Demokrasches Syrien
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Rojava bedeutet in der kurdischen Sprache „Westen“ und bezeichnet die westlichen Gebiete von Kurdistan, die in Syrien liegen. Als der „arabische Frühling“ in Syrien begann, entschieden sich die KurdInnen im Norden des Landes sich von der jahrzehntelangen Unterdrückung des Baath Regi-mes zu befreien und für den sog. dritt en Weg, den Aufb au des Demokrati schen Konföderalismus. Der Demokrati schen Konföderalismus ist ein politi sches Modell, das die Gleich-berechti gung von Ethnien, Religionen und Geschlechtern anstrebt. Die gesellschaft liche Organisierung im Demokrati -schen Konföderalismus ist die Selbstverwaltung, organisiert über Kommunen und Räte. Die Region ist in die drei Kantone Efrîn, Kobane und Cizîre aufgeteilt.

Das Modell wurde von Abdullah Öcalan, als konzepti onel-ler Vorschlag für ein konföderales, friedliches Zusammenle-ben der zahlreichen Völker und Religionen im Mitt leren Os-ten entwickelt.

In der Region leben hauptsächlich KurdInnen, AraberInnen und AssyrerInnen sowie ArmenierInnen und TurkmenInnen. Es sind ChristInnen (hauptsächlich ChaldäerInnen), Mus-limInnen, JüdInnen, EzidInnen und AlewitInnen. Ca. 4 Mio Menschen leben in der Region. Derzeit sind davon knapp ein Viertel auf der Flucht.

Gemeinsam mit der christlichen Einheitspartei Suryoye (einer Assyrisch/Aramäischen Partei) und weiteren Kleinpar-teien im Norden Syriens stellte die Parti ya Yekitî ya Demokrat – Partei der Demokrati schen Einheit (PYD) am 12. Novem-ber 2013 eine Übergangsregierung, um den durch den Krieg entstandenen Missständen in Verwaltung und Versorgung der Bevölkerung zu begegnen. Am 21. Januar 2014 folgte die Etablierung der Verwaltung in Cizîrê, am 27. Januar in Kobanê und einige Tage später auch in Efrîn. Gleichzeiti g mit Ausru-fung der Demokrati schen Autonomie in den drei Kantonen wurden die Übergangsregierungen gebildet. Die neuen drei Regierungen und ihre Ausschüsse (äquivalent zu „Ministeri-

en“) sind multi ethnisch nach dem Prinzip der Geschlechter-befreiung organisiert. Mehr als 14 Parteien, die bereit sind an diesem Modell zu parti zipieren, bilden zusammen mit VertreterInnen der Zivilgesellschaft diese Insti tuti onen. Damit sollte die akti ve Parti zipati on der verschiedenen Kräf-te besser gewährleistet werden. Die Übergangsregierung be-steht aus drei Gremien der Legislati ve (dem Verfassungsrat), Judikati ve (den Kommissionen für Versöhnung und Konfl iktlö-sung sowie Gerichten) und Exekuti ve (den drei Parlamenten der Kantone) und arbeitet eng mit der Selbstverwaltung in Form von Räten zusammen. Das System ist dual, repräsenta-ti v und direkt demokrati sch, um alle Formen der Beteiligung der Bevölkerung zu ermöglichen. Zur Grundlage der Organi-sierung des Zusammenlebens wurde der Gesellschaft svertrag von Rojava erarbeitet, durch den eine gleichberechti gte Ver-tretung der Ethnien, Religionen und Geschlechter garanti ert wird. Die Organisierung der Selbstverwaltung fi ndet unter dem Dach Tev Dem statt (Tevgera Civaka Demokrati k – Be-wegung für eine Demokrati sche Gesellschaft – Koordinieren-des Organ des Volksrats Westkurdistan (MGRK). Es gibt sie auf der Gebietsebene und für ganz Rojava. Sie umfasst auch die sie unterstützenden politi schen Parteien, diverse NGOs, soziale Bewegungen und Berufsorganisati onen.

Die Frauen organisieren sich kommunal und kantonal in der Frauenbewegung Kongreya Star. Für die Geschlechter-gleichberechti gung ist eine 40 %ige Geschlechterquote ein-geführt worden und den Vorsitz aller Gremien stellt immer eine Doppelspitze, also eine Frau und ein Mann.

Die Kommunen und Räte haben immer mindestens sechs Kommissionen: Kommission für Verteidigung, Bildung, Wirt-schaft , Konfl iktlösung und Versöhnung, Gesundheit und Öko-logie.

Für besti mmte Arbeitsbereiche sind zudem zusätzliche Bereichsräte aufgebaut worden, wie beispielsweise der Ge-sundheitsrat des Kantons und der Rat der Stadtverwaltung.

ROJAVAFrühling der Frauen

„Die Entwicklungen in der Region werden oft mals als ‚Frühling der Völker‘ bezeichnet. Uns geht es darum, dass dies auch zum ‚Frühling der Frauen‘ wird.“

Ilham Ahmed, Co-Vorsitzende des Kongresses für ein Demokrati sches Syrien

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