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Freundschaft 05/2014 - Wohnfühlen in Wien ist möglich!

Date post: 07-Apr-2016
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Wohnfühlen in Wien ist möglich!
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Wohnfühlen in Wien ist möglich!

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Ausgabe 5/2014Erscheinungsdatum: Dezember 2014Herausgeberin, Medieninhaberin: Junge Generation in der SPÖ WienChefredaktion: Paul Reisenauer, Martin Ruzicka Lisa Werderitsch, Luise WernischGrafik: Christian Högl (www.creativbox.at)Layout und Bildbearbeitung: Max StohanzlCoverfoto: Sonja Cechak

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Soma Ahmad, Alexander Bodmann, Elisabeth Esterbauer, Marcus Gremel , René Hartinger, Barbara Hauenschild, Geronimo Hirschal, Paul

Reisenauer, Nedeljko Savić, Stefanie Veigl, Lisa Werderitsch, Luise WernischDruck: Gutenberg - Werbering GmbH, 4020 Linz

Redaktions- und Erscheinungsort: JG Wien, Löwelstraße 18, 1010 Wien, Tel: 01/53427/233, Fax: 01/53427/480, [email protected], www.junge-generation.at

LeserInnenbriefe und Beiträge für die Zeitung sowie Bestellungen früherer Ausgaben bitte an obige Adresse. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Nachdruck nur mit Quellenangabe und gegen Belegexemplar erwünscht!

Impressum

In wenigen Tagen und Stunden läutet die Pummerin das für uns wichtige Wahljahr 2015 ein. Es geht um viel: Es geht um unser soziales Wien, um unsere Vision von einer gerechte-ren und besseren Gesellschaft. Es geht aber auch darum die absolute Mehrheit zurückzuerobern um Wien anhand dieser Vision zu gestalten! Gut, dass sich die JG Wien seit geraumer Zeit auf dieses Wahljahr vorbereitet und jener The-men widmet, die den in Wien lebenden Menschen wichtig sind. Wohnen gehört zu diesen Themen, wir haben daher die Wohnfühlen in Wien Kampagne mit konkreten Forde-rungen, die die Wohnsituation in Wien für junge Menschen verbessern sollen, gestartet. Auch der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf dem Thema Wohnen.

Weiters behandeln wir das neue Islamgesetz, widmen uns dem Konflikt im Irak und Syrien beleuchten das Problem der Gewalt gegen Frauen und haben uns außerdem ganz gene-rell Gedanken über soziale Nachhaltigkeit gemacht.

Am Ende des Jahres heißt es aber auch Danke zu sagen: Danke für euer tolles Engagement und danke auch, dass wir euch seit Jahren zu unseren treuen LeserInnen zählen dürfen. Wir wünschen euch eine ruhige und erholsame Zeit über die Feiertage und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr.

EURE REDAKTION

editorial Inhalt2 Editorial, Impressum3 Kommentar von Innen3 Kommentar vom Außen

Wohnen/Splitter4 Wohnfühlen in Wien6 Wohnungslose in Wien7 Mietrechtsreform7 Leerstandsabgabe

Europa

8 Wohnfühl-Faktor in Europa

Frauen10 16 Tage gegen Gewalt

Internationales11 IS-Terror

Inland 12 Das neue Islamgesetz13 Parteiinterne Demokratie14 Wirtschaftskammerwahlen

Nachhaltigkeit15 Wir denken an ein kleines Land

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3www.junge-generation.at

2014 – das Jahr der Jungen Generation WienDas Jahr 2014 war ein überaus ereignis- und erfolgreiches für die JG Wien. Zu Beginn des Jahres haben wir bei unserer Landeskonferenz die inhaltlichen und personellen Weichen für die kommenden zwei Jahre gestellt.

Das nächste Highlight war der Landesparteitag. Nach jah-relangen Diskussionen über eine grundlegende Reform des Staatsbürgerschaftsrechtes konnten wir eine Mehrheit für un-seren Antrag nach der Einführung eines ius soli erreichen. Da-mit sind wir unserem Ziel, das jedes österreichische Kind auch die gleichen Rechte und Chancen haben soll, einen großen Schritt näher gekommen.

Wie bereits im Jahr 2009 war es auch 2014 die Junge Ge-neration, die mit den Europatalks, im Vorfeld der Wahl zum Europäischen Parlament auf die Wichtigkeit der Europäischen Union aufmerksam gemacht hat. Im Intensivwahlkampf waren wir gemeinsam mit unseren engagierten Kandidaten Thomas Liebich und Raphael Sternfeld mit dutzenden Veranstaltungen und Aktionen in Wien unterwegs. Darüber hinaus haben wir auch online von uns reden gemacht. Mit unseren Videos zum Recht auf Löschung haben wir das Spannungsfeld aus glo-baler Kommunikation und der informationellen Selbstbestim-mung aufgezeigt und unseren Teil dazu beigetragen, dass der Datenschutz in der EU mittlerweile groß geschrieben wird. Des Weiteren konnten wir zahlreiche neue Hotspots mit freiem und öffentlichem Wien-LAN in der Stadt in Betrieb nehmen. Ganz besonders freut uns der Hotspot auf der neuen Mahü, ist er doch als einer der größten Wünsche aus unserer Befragung von jungen WienerInnen hervorgegangen. Damit war es aber noch lange nicht genug. Unser jahrelanges Engagement hat sich so richtig ausgezahlt, als verkündet wurde, dass die Stadt „free Wien-LAN“ flächendeckend umsetzen möchte. So sollen in den nächsten zwei Jahren insgesamt 400 neue Hotspots dazu kommen.

Krönender Abschluss unseres erfolgreichen Jahres war unsere Kampagne für leistbares Wohnen. Unter dem Slogan „Wohn-fühlen in Wien“ haben wir Maßnahmen vorgeschlagen, mit de-nen wir die Wohnsituation in Wien weiter verbessern können. Insbesondere jungen WienerInnen wollen wir beispielsweise mit einer Leerstandsabgabe und einer Senkung der Eigenmit-tel bei Genossenschaftswohnungen mehr Möglichkeiten ge-ben eine leistbare Wohnung zu finden.

Marcus GremelVorsitzender der JG Wien

meinung

Kommentar deS vorsitzendenMArcuS GrEMEL

Wir brauchen dich!Hier steht normalerweise der Kommentar von Außen. In dieser Ausgabe nicht. Du fragst dich sicher warum das so ist. Oder vielleicht fragst du dich das gar nicht, weil du gar nicht wusstest, dass es einen Kommentar von Au-ßen gibt. Weil wir – die Chefredaktion – nicht wissen, was du schon über die Freundschaft! weißt und von ihr erwartest, wenn du sie aufschlägst, steht hier heute kein Kommentar von Außen sondern die Ankündigung einer LeserInnenbefragung mit dem Versprechen eines Re-launches der Freundschaft!.

Die Freundschaft! gibt es nun seit Juni 2007 in kaum ver-änderter Form. Natürlich, die Inhalte wechseln, aber die Struktur, das Layout und die Formate sind all die Jahre gleich geblieben und eigentlich wissen wir nicht, ob dir das gefällt. Wenn du diese Zeilen liest, ist es ein Indiz, dass du zumindest die Freundschaft! aufschlägst und sie nicht komplett ungelesen in die Rundablage wandert. Wie das bei anderen Mitgliedern im JG Alter ist, kannst du wie auch wir nur vermuten. Wir haben uns daher ent-schlossen eine großangelegte Befragung aller Mitglieder zwischen 18 und 38 Jahren in Wien durchzuführen um in Erfahrung zu bringen, was sie an der Freundschaft! (nicht) mögen und generell von einem Mitgliedermagazin der JG Wien erwarten.

Du solltest in den letzten Tagen eine Mail mit der Auffor-derung zur Teilnahme an der Befragung bekommen haben, wenn du sie gelöscht hast, möchten wir dich beruhigen, es werden Erinnerungs-Mails folgen. Solltest du aber kei-ne Mail von uns erhalten haben, kannst du zur Teilnahme an der Befragung ent-weder bequem den QR-Code am Han-dy einscannen oder einfach die URL: http://jgw.at/Relaunch_Freundschaft bis zum 16. Jänner aufrufen.

Die Befragung soll die Basis für eine neue Freund-schaft! sein, die dir vielleicht noch besser gefällt als die jetzige. Damit das gelingen kann, möchten wir uns für diesen Prozess Zeit nehmen, es wird daher erstma-lig seit Existenz der Freundschaft! keine Frühjahres-ausgabe geben. Wir hoffen diesen Wehrmutstropfen mit der ersten Ausgabe der neuen Freundschaft! im April wieder gut machen zu können.

Paul Reisenauerfür die Chefredaktion

Kommentar von Außen InnenPAuL rEISEnAuEr

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Splitter

Wohnfühlen in WienDer Weg zum perfekten Zuhause ist auch in Wien nicht immer leicht: Hohe Genossen-schaftsanteile, lange Wartelisten oder unerschwingliche Mieten am Privatmarkt sind große Hürden. Mit unserer Kampagne #WohnfühlenInWien haben wir dieses heiße Thema auf’s Tapet gebracht und vier konkrete Forderungen präsentiert, um die Wohn-situation für junge Wienerinnen und Wiener zu verbessern.

Die Kampagne der JG Wien

Wien wächst jährlich um 24.000 Personen. Die-ser Zuwachs erhöht die Nachfrage nach leist-

barem Wohnraum von Tag zu Tag. Die Stadt steuert mit jährlich 7.000 neuen ge-förderten Wohnungen gegen. Das ist bei-spielgebend für ganz Europa, kann aber dennoch die enorme Nachfrage nicht ab-decken. Insbesondere am privaten Markt steigen die Mieten seit Jahren kontinuier-lich an. Alleine zwischen 2009 und 2013 um 17,2 Prozent. Besonders betroffen da-von sind junge Wienerinnen und Wiener. Sie haben überwiegend neue Mietverträge und zahlen daher mit Abstand am mei-sten – in manchen Fällen die Hälfte ihres monatlichen Haushaltseinkommens.

MaSSNahMEN zur VErbESSE-ruNG DEr WohNSItuatIoN

Die JG Wien hat daher in den vergange-nen Wochen vier konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen die Wohnungs-situation in Wien weiter verbessert wer-den kann.

1. LEErStaNDSabGabE EINFührEN!

Wir dürfen nicht zusehen, wenn Spe-kulanten Wohnungen bewusst leer ste-hen lassen, während tausende junge WienerInnen auf der Suche nach einer leistbaren Wohnung sind. Wir wollen dafür sorgen, dass mehr Wohnungen auf den Markt kommen und damit auch die Preise am Privatmarkt sinken. In einem ersten Schritt fordern wir die Meldepflicht für Wohnungen und Ge-schäftslokale, die länger als ein halbes Jahr leer stehen. Ab einem Jahr muss es dann auch eine Abgabe für unbegründe-ten Leerstand geben. Ausgenommen da-von wären begründete Leerstände wie

Sanierung, Verlassenschaft, befristete Auslandsaufenthalte oder Zweitwohn-sitze.

2. EIGENMIttELaNtEILE SENKEN!

Hohe Eigenmittel bei Genossenschafts-wohnungen sind oft eine große Hürde für den Zugang zum geförderten Wohnbau. Insbesondere Jungfamilien sind davon betroffen. Sie sind gleichzeitig mit den Ausgaben für Kind(er), Einrichtung und der Aufbringung von Eigenmitteln für die Genossenschaftswohnung konfrontiert. Wünschenswert wäre eine Erweiterung des SMART-Wohnungsprogrammes von Stadtrat Michael Ludwig. Damit gelingt es geförderte Genossenschaftswohnungen mit niedrigen Eigenmitteln UND leist-baren monatlichen Kosten zur Verfügung zu stellen.

3. WohNpLattForM EINrIchtEN!

Mit einer einfacheren Wohnungssuche sparen wir den WienerInnen viel Zeit und

Nerven. Wir fordern eine übersichtlich und intuitiv gestaltete Online-Plattform für alle Wohnungen, die von der Stadt Wien vergeben werden, sowie eine Zu-sammenlegung der Anmeldezentren von Wiener Wohnen und dem Wohnservice Wien im Sinne eines one-stop-shops.

4. MaSSENquartIErE bEKäMpFEN!

Zu guter Letzt wollen wir den Behör-den mehr Möglichkeiten geben, um gegen ein relativ neues Phänomen in unserer Stadt vorgehen zu können. Miethaie quartieren viele Menschen auf kleinstem Raum ein und verlangen für Schlafstellen horrende „Mieten“. Wir wollen die Qualifikation von die-sen sogenannten „Massenquartieren“ als Beherbergungsbetriebe. Daraus er-geben sich strengere Auflagen mit de-nen diese menschenfeindliche Ausbeu-tung der Ärmsten wirksam bekämpft werden kann.

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5www.junge-generation.at

Splitter

oNLINE uND outDoor-caM-paIGNING

Unsere Forderungen haben wir in den letzten Wochen vor allem auf zwei Wegen verbreitet: Einerseits hat sich die #WohnfühlenInWien-Kampagne zielgruppengerecht online abgespielt. Unterstützt von einer großen Anzahl unserer ehrenamtlichen Aktivistinnen und Aktivisten haben wir die vier Maß-nahmen auf Facebook und twitter pro-motet. Andererseits waren wir aber auch mit dem zur Kampagne passenden

Beislquiz in den Wiener Lokalen unter-wegs und haben die Wienerinnen und Wiener auch auf der Straße über unse-re Kampagne informiert. Bei sechzehn leistBAR-Terminen in ganz Wien ha-ben wir Glühwein und Kinderpunsch ausgeschenkt und mit zahlreichen PassantInnen über die Wohnsituation junger Menschen in Wien diskutiert. Dabei konnten wir auch über tausend Euro an Spenden für die Wohnungslo-senhilfe der Volkshilfe Wien sammeln.

brEItE uNtErStützuNG Für DIE LSa

Dass wir mit dem Themensetting ins sprichwörtliche Schwarze getroffen ha-ben, zeigen die unzähligen Reaktionen auf unsere Kampagne: Zum Kampa-gnenstart wurde ein Artikel zu unserer Forderung nach einer Leerstandsabga-

be auf derstandard.at binnen weniger Stunden 879 Mal kommentiert. Die Maßnahme, mit der Wohnungsspe-kulation der Kampf angesagt werden soll fand aber auch bei politischen VerantwortungsträgerInnen unserer Stadt Anklang: So haben sowohl Bür-germeister Michael Häupl, als auch Vizebürgermeisterin und Finanzstadt-rätin Renate Brauner unseren Vorstoß begrüßt. (Häupl will Leerstand wissen Foto) Renate Brauner hat sogar die Wirtschaftsagentur Wien und das Ma-

gistrat damit beauftragt, die Einführung einer Leerstandsabgabe für Geschäfts-lokale zu prüfen.

DaNKE Für 2014

2014 war insgesamt gesehen ein äußerst erfolgreiches Jahr für die JG Wien. Wir haben viel geschafft, auf das wir ge-meinsam stolz sein können: Unsere oben beschriebene #WohnfühlenInWien-Kampagne, unsere Lobbying-Arbeit für das Geburtsortprinzip, die zu einer Annahme des Antrages am Landespar-teitag geführt hat, die Thematisierung des Jubiläums des Anwerbeabkommens im Frühjahr oder unsere vielfältigen Aktivitäten im EU-Wahlkampf sind nur einige Highlights. Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei all jenen JGlerinnen und JGlern bedanken, die uns mit ihrem unermüdlichen Engage-ment unterstützen!

EurE JG WIEn

FoTo

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FoToS: SArAh BArBArA hIErhAcKEr

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Wohnfühlen in Wien

Wohnungslose in Wien

Warm im Winter

Dank sozialer Hilfe in Wien wird zuallererst versucht, den Verlust einer Wohnung schon frühzeitig zu verhin-

dern. Zusätzlich sorgt die Wiener Woh-nungslosenhilfe für Beratung und Be-treuung wohnungsloser Menschen und stellt passende Schlaf- und Wohnmög-lichkeiten zur Verfügung. Das Gesamt-angebot der Wohnungslosenhilfe dient der sozialen und gesundheitlichen Sta-bilisierung der Betroffenen. Mittel- und langfristiges Ziel ist es, dass die woh-nungslosen Menschen wieder in einer eigenen Wohnung oder, wenn dies nicht (mehr) möglich ist, an einem passenden betreuten Dauerwohnplatz (Sozial be-treutes Wohnen) leben können. Wien hat mit der permanenten Betreuung von 500-800 Obdachlosen im Rahmen der Wiener Wohnungslosenhilfe eine relativ gute Versorgung von Menschen in sozia-len Notlagen. So hat Berlin etwa dreimal so viele Bedürftige – unter Berücksichti-gung der Bevölkerungsgröße.

Doch nicht allen Betroffenen kann so geholfen werden – nicht alle Schicksale und Menschen sind gleich. Zusätzlich zu

diesem betreuten Wohnangebot bieten die Caritas und die Stadt Wien daher diverse Notschlafstellen für Obdachlose das ganze Jahr über an. Seit 1986 ist die „Gruft“ als Notschlafstelle in Betrieb. Über 90.000 Mahlzeiten werden in der wohl bekanntesten Anlaufstelle für woh-nungslose Wienerinnen und Wiener im Jahr ausgegeben. Im Winter sind solche Orte der Unterstützung noch um vieles wichtiger als im Sommer, und so öffnet zum Beispiel auch ein Fußballverein aus Meidling im Dezember seine Kabinen für Bedürftige. Sogenannte Nachtquartiere, in denen Menschen in akuten Notlagen untergebracht werden, stellen auch der Arbeiter-Samariter-Bund sowie das Rote Kreuz zur Verfügung.

WohNuNGSLoSENhILFE aLS KoMpLExE auFGabE

Nicht alle Wohnungslosen nehmen diese Betreuungsangebote auch in Anspruch. Wohnungslosigkeit ist ein komplexes Problem: Angelehnt an Nietzsche sagte der verstorbene Psychiater und Begrün-der der Existenzanalyse Viktor Frankl: „Wer ein Warum zum Leben hat, der er-trägt auch jedes Wie“. In diesem Sinne

suchen sich viele Betroffenen einen Grund. Wer alles verloren hat, behält oft lediglich seinen oder ihren Stolz. Viele Betroffene müssen insofern erst überre-det werden, Hilfe anzunehmen oder zu ihrer eigenen Sicherheit einen Platz in ei-ner Schlafstelle in Anspruch zu nehmen. Hier kommt den vielen ehrenamtlichen Streetworkerinnen und Streetworkern der mobilen Wohnbetreuung eine zen-trale Rolle zu: Die ehrenamtlichen Mit-arbeiterInnen bauen oft über Jahre hin-weg Kontakte und sogar Freundschaften auf. Die Betroffenen wissen so nicht nur, dass es einen Platz gibt, an den sie gehen können, sondern auch einen Menschen, der sich wirklich um sie kümmert. So mancher scherzt dann, er oder sie würde nicht wegen sich selbst, sondern für die HelferInnen kommen.

WohNuNGSLoSIGKEIt GEht uNS aLLE aN

Das Bild vom alkohol- oder drogenab-hängigen „Sandler“, der sich nicht hel-fen lassen will, sitzt bei vielen Menschen tief. Sie denken, ihnen könnte es nie so gehen, doch sie vergessen dabei, dass wohnungslose Menschen vermutlich einmal genau dasselbe dachten. Neben vielen Auslösern sind steigende Mieten durchaus mit ein Grund für das Problem Wohnungslosigkeit, wenn auch nicht das einzige. Günstigere Wohnungen würden jedoch zweifelsohne die Reintegrierung von vielen betreuten Wohnungslosen fördern. Auch deshalb sprechen wir uns klar für eine Leerstandsabgabe aus - es kann nicht sein, dass Menschen auf der Straße sitzen während mit leeren Wohnungen spekuliert wird. Bis dahin ist es nicht nur als SozialdemokratIn, vor allem aber auch als Mensch unsere Pflicht, dafür zu kämpfen und Bedürf-tigen zu helfen.

ALEXAnDEr BoDMAnn JG Meidling

Die Temperaturen fallen, die Weihnachtsstimmung bringt viele Familien bei Kerzen und Gesang zusammen. Doch nicht alle Menschen haben dieses Glück. Im Zuge des Sonder-themas Wohnen haben wir uns gefragt - was tut man eigentlich im Winter ohne Wohnung?

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bewohner der Wiener Kanalisation um 1900

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7www.junge-generation.at

Wohnfühlen in Wien

Mietrechtsreform

LEErStaNDSabGabE

Ein Mietrecht für alle

Raum leer? Raum her! Leerstandsabgabe auf Spekulationsobjekte einführen!

Die Diskussion zum Thema Wohnen ist endlich leben-dig. Nicht nur die JG Wien-Kampagne „Wohnfühlen in

Wien“ hat für mediales Echo gesorgt, auch NR-Abg. Ruth Bechers Entwurf für ein neues Mietrecht.

Das Mietrecht wurde in den letzten Jah-ren stiefmütterlich behandelt. Es wur-de immer weiter ausgehöhlt, Weiter-entwicklungen gab es keine. Auch bei den letzten Regierungsverhandlungen wurde das Thema rasch und unzufrie-denstellend abgehandelt. Doch jetzt hat SPÖ-Bautensprecherin Ruth Becher mit einem Entwurf für ein neues „Univer-salmietrecht“ für Aufsehen gesorgt.

Aktuell ist das Mietrecht ein undurch-sichtiges Konstrukt verschiedener Ge-

setze mit vielen Ausnahmeregelungen. Ruth Becher hat nun ein Universal-mietrecht vorgeschlagen, das für alle Mietwohnungen in ganz Österreich gelten soll. Endlich sollen Mietver-hältnisse transparent und für beide Seiten verständlich werden. Ausge-gangen wird von einer Normwoh-nung, die 30 bis 150 Quadratmeter groß ist. Mindestausstattung: Wohn-raum, Kochgelegenheit, Klosett, Ba-dezimmer, Heizung, Anschlüsse für Haushalts- und Mediengeräte, Gegen-sprechanlage, gegebenenfalls ein Auf-zug, Mindestenergiestandard Klasse C und durchschnittliche Lage. Die Grundmiete orientiert sich am öster-reichischen Medianeinkommen und beträgt 5,50 Euro netto pro Quadrat-meter. Die erlaubten Zu- und Abschlä-ge sind genau definiert. Nur weniger

als 20 Jahre alte Gebäude unterliegen einer freien Mietzinsbildung. Auch die Regelungen zu Erhaltungs- und Ver-besserungsarbeiten werden in Bechers Entwurf klarer.

Die Kritik an diesem Gesetzesentwurf ist vielfältig: Die Immobilienvertrete-rInnen sprechen von Enteignung, ei-nigen MietervertreterInnen geht der Entwurf nicht weit genug. Nach einem ersten Schritt im Dezember, der die Erhaltungspflicht für Thermen end-lich beim Vermieter ansiedelt, ist der Vorschlag des Universalmietrechts ein nächster Schritt, um die Wohnsituation für viele Menschen in Österreich zu ver-bessern.

LISA WErDErITSch JG Döbling

In Wien stehen laut verschiedenen Schätzungen zwischen 30.000 und 100.000 Wohnungen leer, während viele, vor allem junge Menschen

eine leistbare Wohnung suchen. Die JG Wien hat darauf mit ihrer Forde-rung nach einer Leerstandsabgabe re-agiert, mit der Wohnungsspekulation bekämpft werden soll. Dass das keines-wegs unmöglich oder gar ein Ausdruck des „Realsozialismus“ ist, wie der Ös-terreichische Haus- und Grundbesitzer-bund und die ÖVP Wien polemisieren, zeigen internationale Beispiele.

LEErStaNDSErhEbuNGEN IN Europa

In einem ersten Schritt fordert die JG Wien valide Zahlen. Möglichkeiten, Leerstand zu erheben gibt es einige: So wurde in Hamburg 2010 die Online-

Plattform www.leerstandsmelder.de ins Leben gerufen, die mittlerweile auch Da-ten für andere deutsche Städte, wie Bre-men und Berlin liefert. In Kopenhagen sind EigentümerInnen dazu verpflichtet, Leerstand bei einer Behörde zu melden. Die Leerstandszahlen werden regelmä-ßig erhoben, allerdings nicht öffentlich gemacht. Auch in Amsterdam werden die EigentümerInnen in die Pflicht ge-nommen Leerstand zu melden und müs-sen bei Unterlassung mit Verwaltungs-strafen rechnen. Daten über Leerstand in der Stadt werden in unregelmäßigen Abständen publiziert. In Zürich wird einmal jährlich per Fragebogen der Leerstand erhoben, die Teilnahme ist verpflichtend. Schließlich erhebt auch Basel in regelmäßigen Abständen den Leerstand in der Stadt und macht die Ergebnisse sogar online zugänglich.

Die JG Wien fordert eine rechtliche Verpflichtung, Leerstände nach sechs Monaten melden zu müssen. Ab einem Jahr soll es dann auch eine Abgabe für unbegründeten Leerstand geben. Ausge-nommen davon wären begründete Leer-stände wie Sanierung, Verlassenschaft, befristete Auslandsaufenthalte oder Zweitwohnsitze. Dass auch das keine Utopie einiger JungsozialistInnen ist, zeigen die Beispiele Paris und Hamburg, die beide erst kürzliche Leerstandsabga-ben eingeführt haben.

Aus den Erfahrungen dieser beiden Großstädte kann Wien sicherlich Leh-ren ziehen und mit ähnlichen Mitteln gegen Wohnungsspekulation vorgehen.

LuISE WErnISch JG Favoriten

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Wohnen / Europa

Wohnen in EuropaWie hoch ist der Wohnfühl-Faktor in Europa? In vielen europäischen Städten steigen die Mieten, Wohnen ist vor allem für junge Menschen kaum noch leistbar. Die JG hat junge Menschen, die im Ausland leben oder gelebt haben, über ihre Wohn-Erfah-rungen in anderen europäischen Ländern befragt.

„Ich wohne zusammen mit meinem Freund in Paris in einer privaten Mietwohnung. Für 36 m² zahlen wir 1000 Euro. Die Wohnung ist im 6. Stock, ohne Lift. Wir haben lange gesucht, um überhaupt eine passende Wohnung innerhalb von Paris zu bekommen und schätzen uns daher sehr glücklich. Der Woh-nungsmarkt wird immer teurer, viele Wohnungen werden pri-vat vermietet. Wenn man jetzt eine halbwegs leistbare Wohnung sucht, findet man sie in den Vororten von Paris.“

KAThArInA Juch

„Viele junge Leute, vor allem unverheiratete, wohnen noch zu Hause, außer sie sind vom Land und gehen nach Banja Luka, Sarajevo, Novi Sad oder Belgrad studieren. Wenn sie Glück haben wohnen sie in einem sehr billigen StudentenInnenheim, eine Erbschaft aus dem Sozialismus. An-dere wohnen in einer WG, was recht teuer sein kann. Mieten betragen in Belgrad z.B. 300 Euro, das Durschnittsgehalt liegt auch bei 300 Euro. Der Trend geht zum Wohnungskauf, was aber auch sehr teuer ist – vor allem im Vergleich zum Durchschnittslohn. Ein Quadratmeter kostet in Belgrad z.B. ca. 1.000 Euro. Die Zinsen sind höher als in Österreich, weil die Länder instabiler sind.“

nEDELJKo SAvIć

„Ich habe vor einigen Jahren ein Erasmus-Jahr in Stock-holm gemacht. Dort angekommen, musste ich feststel-len, dass es keinen Studentenheimplatz für mich gibt, denn Stockholm hat ein massives Housing-Problem. Daher wurden ca. 60 Erasmus-Studierende in einem "Alternativheim", das bei einer Autobahnauffahrt in Form von Hütten installiert wurde, untergebracht. Nach einem Semester beschloss ich, dem zu entkom-men und begab mich auf Wohnungssuche. Erfolglos. Bis zu 600 Euro musste ich für ein Zimmer zahlen. Die

meisten jungen SchwedInnen ziehen erst mit Ende 20/Anfang 30 aus dem Elternhaus aus, da eine eigene Wohnung kaum leistbar ist. Eine WG-Kultur nach unserem Verständnis gibt es kaum und auf staatliche Wohnungen wartet man bis zu zehn Jahre.“

SOMA AHMAD

Paris

Bosnien, Herzegowina und Serbien

Stockholm

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9www.junge-generation.at

Wohnen / Europa

„Wohnen in Budapest ist für eine Wienerin wie mich reinster Lu-xus gewesen. Die Mietpreise sind selbst in den innersten Bezir-ken ein Bruchteil der Preise in Wien. StudentInnen wohnen sehr oft in Wohngemeinschaften, die meistens sogar sehr geräumig sind. Ich selbst habe auch in einer geschätzten 100 m²-Wohnung im 8. Bezirk von Budapest gewohnt, mit 3 MitbewohnerInnen. Wir hatten alle ein eigenes Zimmer und eine große Küche/Ess-raum gemeinsam. Ich habe während meines Auslandsemesters viele andere WGs gesehen und die Größen waren immer verblüf-fend verglichen mit den Preisen. Budapest ist ja wie Wien voller wunderschöner Altbauten.“

KRISTI Z.

„Der größte Unterschied zwischen Rom und Wien ist zunächst der Preis. Oft vergessen die Wiene-rInnen, dass ihre Mieten für eine Weltstadt relativ niedrig bemessen sind. In Italien ist es üblich, dass StudentInnen sich gemeinsam ein Zimmer teilen, weil die Wohnkosten anders nicht finanzierbar sind. Auch viele Berufstätige wohnen noch so. Ansonsten legen RömerInnen generell nicht viel Wert auf die Ausstattung ihrer Wohnungen und auf Sanitärräume im speziellen. Das Leben spielt sich vielmehr außer-halb ab. Spaziert man am Piazza Venezia vorbei, ist selbst der Stephansplatz zur Mittagszeit eine Ruhe-zone. Dieses Treiben und die offene Art der Menschen haben mir immer besonders gut gefallen.“

JohAnnES WArTEr

„Bulgarien hat einen Mindestlohn von etwa 170 Euro - nicht ausreichend für Miete und Fixkosten sowie Essen. Die billigsten Mieten fangen bei 150 Euro an, Fixkosten kommen auf zumindest 90 Euro. Mit Lebensmittelpreisen ähnlich je-nen in Österreich gibt es kaum einen Weg wie ein junger, alleinstehender Mensch aus dem Elternhaus ausziehen kann. Daher ist es üblich bis zum 30. Lebensjahr zu Hau-se zu bleiben.“

ALExANDER BODMANN

LISA WERDERITSCH, JG Döbling | SOMA AHMAD, JG Alsergrund

Budapest

Rom

Bulgarien

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fRAUEN

Viele von uns kennen zumindest eine Frau in ihrem Umfeld, die schon einmal in ihrem Leben von männlicher Gewalt betroffen war. Sei es durch Belästigung in der Disko, einem Pograpscher auf der Straße oder einem gewalttätigen Partner. Nur allzu oft wird aber nicht dem Täter die Schuld an der Straftat gegeben, sondern dem Opfer.

Wessen Schuld?

Erst kürzlich veröffentlichte die ungarische Polizei ein Video zum Thema Verge-waltigung an jungen Frauen,

das unter anderem an Schulen gezeigt werden soll. In diesem vermeintlichen Präventionsvideo wird suggeriert, dass die im Video gezeigten jungen Frauen Schuld an einer Vergewalti-gung haben, wenn sie feiern gehen, Alkohol trinken und sich nicht nach konservativen Maßstäben angemes-sen kleiden.

Das Video zielt also klar auf eine Tä-ter-Opfer Umkehr ab. Frauen werden demnach alleine dafür verantwort-lich gemacht, wenn sie von sexueller Gewalt betroffen sind. Männer hin-gegen werden dabei insofern aus der Verantwortung genommen, als dass sie nur als von ihren Instinkten gelei-tet betrachtet werden und ihrerseits Opfer vom Verhalten oder Aussehen der Frau sind. VIctIM bLaMING uND DIE FoLGEN

Diese konservative, reaktionäre und gesellschaftlich leider weit verbreite-te Annahme führt in weiterer Folge sehr oft auch dazu, dass sich die be-troffenen Frauen entweder selbst die Schuld an der Tat zuschreiben oder von ihrem Umfeld als Lügnerinnen darge-stellt werden. Dementsprechend ist die Hemmschwelle, eine Vergewaltigung oder eine sexuelle Belästigung zur An-zeige zu bringen, meist sehr hoch. Nur jedes zehnte Opfer entschließt sich zu diesem Schritt. Auch die Gegenüber-stellung der Zahlen von Vergewalti-gungsanzeigen versus der gerichtlichen Verurteilungen von Sexualstraftätern spricht für sich: 920 Anzeigen im Jahr 2013 stehen 104 Verurteilungen gegen-über.

GEWaLt ISt VIELFäLtIG

Vergewaltigungen sind die häufigste Form von Gewalt an Frauen aber nicht die einzige „Möglichkeit“, Frauen kör-perlich und seelisch zu verletzen. Je-des Jahr ab dem 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wird im Zeitraum von 16 Ta-gen versucht aufzuzeigen, wie sehr und auf welche Arten und Weisen Frauen weltweit von sexualisierter, körper-licher, psychischer oder ökonomischer Gewalt, Stalking und Belästigungen betroffen sind. Alleine in Österreich ist jede fünfte Frau, unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung oder kultu-rellen Prägung, Opfer von Gewalt. Die Gefahr geht dabei häufig aber nicht nur vom Unbekannten auf der Straße oder der flüchtigen Bekanntschaft in der Disko aus. Nur allzu oft ist der Tä-ter derjenige, der im gleichen Haushalt wohnt und dort versucht, Macht über die Frau auszuüben.

Die Formen der männlichen Machtaus-übung reichen dabei von Beleidigungen und Demütigungen über Kontrolle des

Einkommens und der sozialen Kon-takte der Frau bis hin zu Misshand-lungen, Morddrohungen oder ver-suchten Mordes.

WEhrEN WIr uNS DaGEGEN

„Ist ja nicht so schlimm!“,„So sind Män-ner halt“ oder „Du bist selbst schuld“ sind nur einige der Sätze, die Frauen hö-ren, wenn sie Opfer von männlicher Ge-walt werden. Nach wie vor wird Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft verharmlost oder es wird einfach wegge-sehen. Einrichtungen wie Frauenhäuser, Beratungsstellen für von Gewalt betrof-fene Frauen und gesetzliche Maßnahmen wie das Wegweisungsrecht sind wichtige Errungenschaften der letzten Jahrzehnte im Kampf gegen die Gewalt an Frauen. Dennoch müssen wir gesellschaftlich und politisch weiterkämpfen, gerade auch in Richtung Verschärfung des Sexualstraf-rechts, damit wir in Zukunft die Opfer besser schützen und die Täter gerechter bestrafen können und nicht umgekehrt.

ELISABETh ESTErBAuEr JG Währing

16 tage gegen Gewalt

16 Tage gegen gewalT:25. November - 10. Dezember 2014

0800 222 555Frauenhelpline gegen gewalt

www.gewaltfreileben.at • www.frauen.spoe.at

Die SPö-Frauen unterstützen:

SPÖ-Frauen • Löwelstraße 18 • 1014 Wien

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11www.junge-generation.at

Internationales

IS-terror im Nahen osten

Im Irak und Syrien zeichnet sich eine humanitäre Katastrophe ab. Fast zwei Millio-nen Menschen sind auf der Flucht, während die Terroristen des selbsternannten Isla-mischen Staates weiterhin im Vormarsch sind.

Im Stundentakt ändern sich die Mel-dungen, als der Islamische Staat im Irak und Syrien, kurz ISIS, blitzartig im Irak einmarschiert. Am 9. Juni

2014 nehmen die terroristischen Kämpfer die zweitgrößte irakische Stadt Mossul ein. Hunderte Milizionäre besetzen den Regierungssitz der Provinz Ninive, etwa 360 Kilometer nord-westlich von Bag-dad. Bereits einen Tag später übernehmen sie die Kontrolle über mehrere Gebiete im Westen und Süden der Provinz Kirkuk und dringen bis vor die Tore Bagdads vor. Auch in Syrien treiben sie ihr Unwesen, die Stadt al-Raqqah steht bereits seit Mo-naten unter ihrer Verwaltung.

ISLaMISchEr Staat

Der Islamische Staat im Irak und Syrien gehört zu den radikalsten Sunnitengrup-pen, und verfolgt ein Ziel: die Errichtung des Kalifats. Die Terrormiliz hat sich im Jahr 2013 von der al-Qaida losgesagt. Mit der Eroberung Mossuls und der de-facto Neuziehung der Grenzen zwischen Syrien und dem Irak ruft der ISIS Ende Juni das Islamische Kalifat aus. Die Grup-pe nennt sich von nun an IS, Islamischer Staat. Die Anhängerschaft, auch in Eur-opa, wird immer größer. Aus Österreich sollen sich bereits 150 Personen ange-schlossen haben.

hEILIGtüMEr zErStört

Besonders brutal gehen die Terroristen gegen die yezidische Bevölkerung in der Region Shengal (arab.: Sinjar) im Irak vor. Der IS zerstört ungehindert yezi-dische Heiligtümer. An die 50.000 Ye-zidInnen fliehen auf den Berg Shengal. Dort werden sie von der IS-Miliz ein-gekesselt. Bei brütender Sommerhitze harren die Flüchtlinge aus. Fast sechzig Kinder sind laut Unicef bereits nach nur wenigen Tagen verdurstet. Zehntausen-de sind tagelang ohne Wasser und Nah-

rung. Mit Unterstützung der kurdischen Volksverteidigungseinheit YPG kann der Großteil der Eingeschlossenen auf die gegenüberliegende Seite der Berg-kette in das rund 20 Kilometer entfernte kurdische Kanton Rojava (in Syrisch-Kurdistan) und in die autonome Region Kurdistan-Irak gerettet werden.

DIE LEtztE KuGEL

Aber auch Rojava trifft es hart. Im Juli war es den kurdischen KämpferInnen noch gelungen, die Angriffe auf den seit 2012 im Windschatten des Bürger-krieges von der Armee geräumten kur-dischen Kanton abzuwehren. Seit Ende September ist die kurdische Enklave Kobane den IS-Angriffen ausgesetzt. In der Stadt spielt sich ein verzweifelter Straßenkampf ab. Seither kämpfen die KurdInnen bis zur letzten Frau und bis zum letzten Mann. Es wurde angeord-net, dass sie ihre letzte Kugel für sich selbst verwenden können. Nach den Vergewaltigungen von Frauen und den Köpfungen gefangener Kämpferinnen und Kämpfer will niemand lebend dem

IS in die Hände fallen.

INtErNatIoNaLE SoLIDarItät

Die kurdische Diaspora ist zunächst in Schockstarre. Ängste und Traumata aus längst vergangen geglaubten Zeiten kom-men wieder hoch. Dennoch reagiert sie. Europaweit werden Kundgebungen und Demonstrationen organisiert und trans-nationale Allianzen gebildet. Einerseits zeigt die europäische Zivilgesellschaft grenzenlose Solidarität mit den Opfern des ISIS. Andererseits tritt sie vehement gegen die Terrororganisation auf. Ko-bane wird zum Symbol des Widerstands. Die europäische Zivilgesellschaft ruft: „Kobane ist nicht allein!“. Auch wir in Wien haben durch unsere Kundgebung „Steh auf für Internationale Solidarität“ ein starkes und gleichzeitig empathisches Zeichen für Frieden und Solidarität ge-setzt, weil auch wir nicht tatenlos zusehen wollen.

SoMA AhMAD JG Alsergrund

Gräueltaten des selbsternannten Kalifats

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Inland

Das neue Islamgesetz

Die Novellierung eines hun-dert Jahre alten Gesetzes ist kein Fehler. Kaum jemand würde bestreiten, dass es

bei dem Islamgesetz aus dem Jahr 1912 Überarbeitungsbedarf gibt. Vieles wur-de dem Zeitgeist angepasst – im Guten, wie im Schlechten. Beginnen wir einmal mit dem Guten.

Gut GEMEINt, ...

Der Entwurf nimmt erstmals eine ge-wisse Vielfalt des Islams zur Kenntnis. Das Bild eines monolithischen Glau-benskonstrukts wird dadurch aufgebro-chen. Im Sinne einer Pluralität im Islam vollzieht er daher auch die Annerken-nung der islamisch-alevitischen sowie einer islamisch-schiitischen Bekennt-nisgemeinschaft. Die wohl wichtigste Verbesserung ist die in Paragraph 15 festgehaltene Verpflichtung des Bundes, die lang angekündigte islamisch-theo-logische Studienrichtung nun gesetzlich zu verankern. Auch die Festlegung, dass „islamische Friedhöfe bzw. Friedhofs-

abteilungen auf Dauer angelegt sind und ihre „Auflösung, Schließung oder Enterdigung (...) unzulässig“ sind, ist durchaus begrüßenswert.

... ISt DaS GEGENtEIL VoN Gut

Der Teufel liegt aber im Detail. An einer Vielzahl von Stellen lassen sich sicher-heitspolitische Überlegungen kaum ver-bergen. Der Eindruck bleibt, dass der Ressentiment-geladene Diskurs über den Islam in die Entstehung des Ge-setzes mit eingeflossen ist. Regelungen, wie die Abberufung von Funktionsträ-gern, Meldepflichten oder Veranstal-tungsuntersagungen, finden sich zwar in diesem Entwurf, aber in sonst keinem anderen Religionsgesetz. Der Paragraph 23 verlangt von musli-mischen Vereinen, Teil der islamischen Glaubensgemeinschaft zu werden, eine eigene Glaubens- oder Bekenntnisgemein-schaft zu gründen oder auf jede Form von „Verbreitung der Religionslehre“ zu verzichten. Sonst wären sie „mit Feststel-lungsbericht des Bundesministeriums für

Inneres“ aufzulösen. Mag sein, dass man dadurch die Verbreitung von salafitischen oder jihadistischen Organisationen ver-hindern will. Aber viele andere liberale Vereine wären ebenfalls betroffen.

Umstritten ist auch das Verbot der Finan-zierung aus dem Ausland. Man kann darü-ber diskutieren, dass die Türkei nicht über die Bezahlung der ATIB-Imame mitregieren soll. Aber diese Regelung schließt einmal mehr nur MuslimInnen ein. Angesichts der Finanzierung orthodoxer Kirchen durch ausländische Regierungen ist das wieder ein Pauschalurteil. Das Problematische am Ge-setzesentwurf sind nicht die Bestimmungen per se, sondern die Tatsache, dass diese nur für eine Bevölkerungsgruppe gelten. Damit stellt man Muslime per Dekret unter Gene-ralverdacht.

EIN rELIGIoNSGESEtz Für aLLE

Manche fragen auch, warum Religi-on so thematisiert wird, wenn es doch Privatsache sei. Mag sein, dass Religi-on privat ist, eine legistische Auseinan-dersetzung ist jedoch ein politischer Akt. Die wichtigen Fragen sind aber: Können wir mit so einem Gesetz dem ohnehin starken Misstrauen gegenüber den in Österreich lebenden Muslimin-nen und Muslimen entgegenwirken oder stoßen wir sie damit gar ins gesell-schaftliche und politische Abseits? Wo bleibt der Anspruch, den Betroffenen Anerkennung und Gleichberechtigung im Lichte der Verfassung zu gewähren? Und brauchen wir nicht eher eine große Reform des österreichischen Religions-rechts? Denn in einem modernen, plura-listischen Staat braucht es kein eigenes Islam-, Israeliten-, Orthodoxen- und Protestantengesetz, sondern ein Religi-onsgesetz, das für alle gilt.

SoMA AhMAD, JG Alsergrund

Im Geiste von Ressentiments oder: Warum das Private doch politisch istDer Entwurf des neuen Islamgesetzes ging am 2. Oktober diesen Jahres in Begutach-tung. Was von Kulturministerium und Integrationsministerium als großer Wurf präsen-tiert wird, stößt auf heftige Kritik.

Das bestehende Islamgesetz ist über 100 Jahre alt - trotzdem stößt die reform auf heftige Kritik.

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13www.junge-generation.at

Inland

parteiinterne Demokratie

Power to the PeopleZ

itate wie „Einen Stück des Weges gemeinsam gehen“ (Bruno Kreisky) oder „Mehr Demokratie wagen“ (Willy

Brandt) scheinen nach 40 Jahren noch immer aktuell zu sein. In der Öffent-lichkeit war z.B. im letzen Jahr viel von direkter Demokratie die Rede. Auch in unserer Partei verlangen seit einigen Jahren immer mehr Mitglieder ein hö-heres Maß an Partizipation betreffend parteiinterner Entscheidungen. Erinnert sei an den Antrag der SJ „Die SPÖ mit Demokratie durchfluten“ beim Bundes-parteitag 2012 oder an die Diskussion um eine mögliche Mitgliederbefragung zum Koalitionsvertrag 2013. Auch beim diesjährigen Landesparteitag der SPÖ Wien war das Thema „parteiinter-ne Demokratie“ Gegenstand mehrerer Anträge, die übrigens alle zugewiesen wurden.

proS. VS. coNS.

In einer immer schneller und komplizierter werdenden Welt scheinen einige Gründe gegen die Erweiterung des Kreises der Ent-scheidungsträgerInnen zu sprechen. Zu komplex erscheinen die Fragestellungen, z.B. im Bereich des Wirtschafts- und Steu-errechts, als dass sie mittels eines simplen Ja-/Nein-Schemas beantwortet werden könnten. Auf der anderen Seite sprechen aber auch einige gute Argumente für die Öffnung und Demokratisierung unserer Partei. Viele Mitglieder haben den Eindruck, dass wichtige Themen, z.B. im Bereich der KandidatInnenauswahl, nicht mehr breit diskutiert werden, sondern immer öfter von einigen wenigen GenossInnen im Hin-terzimmer beschlossen werden. Dies führt zu einer Entfremdung zwischen Parteispitze und Basis. Anstatt Teilhabe an inhaltlichen Auseinandersetzungen und am Meinungs-bildungsprozess, bekommt die Basis oft bereits fertige Entscheidungen vorgesetzt. Dass sich dies negativ auf die Motivation der „einfachen“ Mitglieder auswirkt, etwas für die Partei zu tun, liegt auf der Hand. Da kann man keinem/keiner verübeln, wenn er/sie sich die Frage stellt, warum er/sie bei Regen draußen steht und für jemanden

Die Forderung der Basis nach mehr Mitsprache wird von Jahr zu Jahr lauter. Was sind die Gründe für dieses Aufbe-gehren? Welche Lösungsansätze liegen vor?

Flyer verteilt, der nur von einigen wenigen GenossInnen zum Spitzenkandidaten einer Wahl auserkoren wurde, wie dies z.B. bei der letzten Europawahl der Fall war. Beson-ders schmerzhaft im konkreten Fall war für einige die fehlende Parteimitgliedschaft des betroffenen Kandidaten. Ein Schritt hin zu mehr Mitsprache würde dagegen die ein-fachen Mitglieder sicher mehr an die Partei binden. Auch würde dies die Partei für au-ßenstehende attraktiver machen.

VorSchLäGE

Ein guter Anfang wäre es, parteirelevante Entscheidungen hinsichtlich Positionen und KandidatInnen nicht über die Me-dien zu verkünden, bevor die zuständi-gen Gremien damit befasst wurden. In einem weiteren Schritt könnte angedacht werden, vom Instrument der Mitglie-derbefragung (§ 7 Organisationsstatut) stärker Gebrauch zu machen bzw. diese

leichter zu ermöglichen. In diesem Kon-text könnten Online-Beteiligungsmodelle eine tragende Rolle bekommen. Auch das Informationsrecht der Mitglieder (§ 6 Abs. 1 Organisationsstatut) sollte künf-tig mehr Gewicht bekommen. So könnte man z.B. auf allen Ebenen die Anträge zu den Parteitagen online stellen, inklusive follow-up, damit sich auch jede/r darüber informieren kann. Wünschenswert wäre es auch, eine Praxis der JG Bund und JG Wien bundesweit zu übernehmen, näm-lich die Verpflichtung der KandidatInnen, Informationen über sich zu liefern.

Ob diese und andere Vorschläge umgesetzt werden können oder nicht, wird sich nur auf eine Art festellen lassen - indem man miteinander darüber diskutiert.

nEDELJKo SAvIć JG Margareten

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Inland

Stellt euch vor die Wirtschaftskammer wird ROT

Wirtschaftskammerwahlen 2015

Zwischen 24. und 26. Februar finden die nächsten Wirtschaftskammerwahlen statt und wir haben ein klares Ziel vor Augen:

Das Brechen der Absoluten Mehrheit des ÖVP-Wirt-schaftsbundes und eine komplette Neustrukturie-

rung der Wiener Wirtschaftskammer.

Wir werden die Kammer umbauen zu einer Institution, die für die Mehrheit ihrer Mitglieder arbeitet und nicht wie bisher für eine Handvoll Industrieller und Banken:

•  eine zeitgemäße Gewerbeordnung im Sinne der über 67.000 Eine-Person-Un-ternehmen, die diese Stadt schon heute zu einem demokratischen, innovativen und sozial sowie ökologisch nachhal-tigen Wirtschaftsstandort machen.

•  ein gerechtes und verlässliches Sozial-versicherungssystem.

•  eine neue Wirtschaftsordnung, in der Arbeit belohnt und die Realwirtschaft gestärkt wird.

•  Mindestlöhne auch für Selbststän-dige.

DEr VErbaND — DaS MaNIFESt

Wir sind Selbstständige. Wir sind Un-ternehmer. Wir sind Menschen die Ver-antwortung für uns selbst und die Ge-sellschaft übernehmen. Wir treten ein für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Der Mensch und sein Bestreben ein gutes und sinnerfülltes Leben zu führen steht im Mittelpunkt unserer wirtschaftlichen und politischen Überlegungen.

Wir sagen: nur wenn es den Menschen gut geht, kann es der Wirtschaft gut ge-hen. Die großen Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft in dieser Zeit des Wandels und der beschleunigten Ver-änderungen können nur durch gemein-same Anstrengungen auf einer breiten Basis gemeistert werden.

Wir setzen uns ein für eine zeitgemäße Demokratie in der Wirtschaftskammer und eine grundlegende Richtungsän-derung der Wirtschaftspolitik gemäß

unseren Werten: Kooperation vor Kon-kurrenz, Dezentralisierung statt Mo-nopolisierung durch Großkonzerne, Nachhaltigkeit statt Ressourcen-Aus-beutung, Gerechtigkeit statt dem Recht der Stärkeren.

WIr SIND DIE WIrtSchaFt – WIr SIND DEr VErbaND.

Unterstützt unsere gemeinsame Sache und informiert eure FreundInnen und Be-kannten, Familien und Verwandten, die einen Gewerbeschein besitzen und damit wahlberechtigt sind: Diesmal kann ihre Stimme bei der Wirtschaftskammerwahl 2015 einen Urknall in der Österreichi-schen Wirtschaftspolitik auslösen.

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GEronIMo hIrSchAL Sprecher für Eine-Person-unternehmen

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Nachhaltigkeit

Wir denken an ein kleines Land. Quadratisch, der Einfachheit halber. In guter geografischer

Lage, genießt es eine lange Periode stabiler politischer Verhältnisse. Ob-wohl das Land klein ist gibt es viele wirtschaftlich erfolgreiche Unterneh-men, deren Produkte und Leistun-gen auch international nachgefragt werden. Durch staatliche Akzente und verantwortungsvolle Wirtschaft-streibende werden viele Maßnahmen gesetzt, die die hohen Standards und ausgezeichneten Bedingungen für die Zukunft sichern und ausbauen. Das Land baut Bildungseinrichtungen, die den jungen Menschen die Grundlagen für ein mündiges, selbstbestimmtes und verantwortliches Leben vermit-teln. Sie lernen, Herausforderungen zu meistern, aber auch, das Schöne in der Welt zu genießen. Das Land verfügt über eine hervorragende Infrastruk-tur und vermag die Bedürfnisse seiner BewohnerInnen auf hohem Niveau zu decken. Mehr noch: die Menschen können ohne gravierende Einschrän-kungen aufgrund Ihrer Herkunft Ihr Leben selbst gestalten, Chancen ergrei-fen und sich zu dem entwickeln, was in ihnen steckt. Dadurch beugt das Land sozialer Exklusion vor und fördert Po-tentiale. Erstklassige Arbeitskräfte und Investitionen in Forschung und Ent-wicklung festigen die wirtschaftliche Position im internationalen Gefüge. Hier ist es kein Manko, älter zu sein und vielleicht nicht so schnell, dafür erfahrener zu handeln; auch Behinde-

rungen sind keine Ausschlussgründe vom Arbeitsleben. Es werden Men-schen beschäftigt, nicht Performer, und jede/r hat ihren/seinen Platz und Fähig-keiten, um etwas zum großen Ganzen beizutragen.

Moderne Umwelttechnologien sichern eine lebenswerte und gesunde Umwelt, und erhöhen die Attraktivität des kleinen Landes als Ort zum Wohlfühlen. Auch die Lebensweise der Menschen schont die Natur: Da sie gebildet und mündig sind, wissen sie nicht nur zu schätzen, was man verbrauchen kann, sie genießen Kunst und Kultur ebenso wie Momente der Freundlichkeit, der Muse und die Schönheiten des Alltags. Die Menschen in diesem Land wissen von der eigenen Verantwortung – für das eigene Glück und Wohl, aber auch für die Gemein-schaft. Sie respektieren die Bedürfnisse der Anderen wie auch die eigenen und leben tolerant und aufgeschlossen. Wer hier wirtschaftet, wirtschaftet verant-wortlich. Bleibt, auch wenn er Erfolg hat, Teil der Gemeinschaft.

Früher war es auch hier anders ge-wesen. Allzu viele schauten auf sich, nutzten aus, beuteten aus, zogen über den Tisch. Beanspruchten die Gewinne für sich, während die Folgen dieses Egoismus - Perspektivlosigkeit, Armut, Krankheit, Umweltverschmutzung auf die Allgemeinheit abgewälzt wurden. Dem Gemeinwohl wurden mehr und mehr Mittel entzogen, mehr und mehr Belastungen auferlegt. Die Menschen wurden krank und resigniert, denn sie

hatten das traurige Gefühl, sie als Men-schen würden in diesem System nicht zählen, wären Spielbälle der „Notwen-digkeiten“ losgelöster, globalisierter Finanz- und Spekulationsmärkte, die sich niemandem mehr verantwortlich fühlten.

Man erkannte erst spät, was hier passierte. Erkannte es und handel-te gemeinsam. Man holte vieles in das öffentliche Eigentum zurück. Die Deckung der Grundbedürfnisse, die Versorgung von Menschen, das hatte die Erfahrung deutlich gelehrt, durf-ten keinem Kalkül anheimfallen. Mit dem Engagement vieler, staatlichen Akzenten und dem Beitrag verant-wortungsvoller Wirtschaftstreibender wurden die notwendigen Maßnahmen gesetzt. Das Ziel war vor Augen.

All das geschah in einem kleinen Land. Quadratisch, der Einfachheit halber. Einem kleinen, quadratischen Land, einem Modell für etwas, das man Soziale Nachhaltigkeit nennen könnte.

Über Soziale nachhaltigkeit nachgedacht haben:

BArBArA hAuEnSchILD ÖGPP

STEFAnIE vEIGL JG Floridsdorf

und rEnÉ hArTInGEr

JG Landstraße

Essay: Soziale Nachhaltigkeit

Wir denken an ein kleines Land

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Verlagspostamt: 1010 Wien

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GZ 08Z037649 M

DVR: 0689203-J


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