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fresh Magazin spring 2016

Date post: 30-Jul-2016
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Here is the current issue of fresh Magazin, the only Magazin in German Speaking countries about Black Lifestyle with a focus on Austria.
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BLACK AUSTRIAN LIFESTYLE FOTO VON PHILIPP HORAK//AUSGABE FRÜHJAHR 2016 GI-KINDER DIE GESCHICHTEN EINER VERGESSENEN GENERATION POLITISCH KORREKT FEHLEN UNS TATSÄCHLICH DIE WORTE? URBAN GENTLEMAN DAS ZIEL, MÄNNER GUT AUSSEHEN ZU LASSEN DER MITTELSTÜRMER DES „DREAM-TEAMS“ ÜBER DIE EM-EUPHORIE, FAMILIE UND SPORT. RUBIN OKOTIE
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Page 1: fresh Magazin spring 2016

BLACK AUSTRIAN LIFESTYLE

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GI-KINDER DIE GESCHICHTEN EINER VERGESSENEN GENERATION

POLITISCH KORREKTFEHLEN UNS TATSÄCHLICH DIE WORTE?

URBAN GENTLEMANDAS ZIEL, MÄNNER GUT AUSSEHEN ZU LASSEN

DER MITTELSTÜRMER DES „DREAM-TEAMS“ ÜBER DIE EM-EUPHORIE, FAMILIE UND SPORT.

RUBIN OKOTIE

Page 2: fresh Magazin spring 2016

Ich heiße Orest Rihs … … und wurde 1879 in meiner Funktion als stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr im

niederösterreichischen Tattendorf fotografiert. Dort arbeitete ich als Forstaufseher und Jäger, aber geboren wurde ich angeblich 1832 in Alexandria. Mit bereits acht Jahren kam ich in den Haushalt des griechischen Handelsherrn

Demeter Theodor Tirka in der Wiener Innenstadt und freundete mich mit Nikolaus Dumba, dem Sohn eines schwerreichen Orienthändlers an, der im selben Haus wohnte. Wir blieben Freunde und gingen gerne gemeinsam

im Ennstal auf die Jagd. Ich heiratete die Tochter eines wohlhabenden Bauern. Was mir in meinen letzten Jahren Sorgen bereitete, war das Anwachsen der politischen Rechten und die Zunahme rassistischer und

antisemitischer Tendenzen. Verstorben bin ich 1888; mein Sohn Nicolaus ging später nach Kärnten. TEX

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HIS STORY

MUSA Museum

Wien Geschichte Wiki

Wien. Die Stadt fürs Leben.

Die digitalen Services der Stadt machen’s möglich: Wer die Kulturhaupt-stadt entdecken will, schaltet einfach sein Tablet oder den Computer ein. Wien stellt immer mehr Angebote online zur Verfügung. Auf www.kultur.wien.at kann man sich zum Beispiel die Wiener Vorlesungen online ansehen. Oder man wandelt im Wien Geschichte Wiki auf den Pfaden der Stadtgeschichte: www.geschichtewiki.wien.at. Den Überblick über Museen und Sehens- würdigkeiten liefert der digitale Stadtplan unter www.wien.at/stadtplan.

So viel Kultur auf einem

Display.

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kulturgut.wien.at geschichtewiki.wien.at

MuseumsQuartier – KunsthalleWiener Vorlesungen

Kunsthalle W

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Kunst Haus Wien –

Museum HundertwasserRonacher

Haus der Musik

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Liebe Leserinnen, liebe Leser!In unserer neuen Ausgabe haben wir uns einem Thema gewidmet, das irgendwie immer aktuell und umstritten ist – der Politischen Korrektheit. Was darf man über-haupt noch sagen und raubt uns die Politische Korrekt-heit den Wortschatz? Spoiler-Alarm: Nein, tut sie nicht. Aber diesen Themen sind wir in unserem Schwerpunkt (Seite 12) auf den Grund gegangen. Wir haben außerdem Leute gefragt, wie sie sich selbst bezeichnen und mit dem Schwarzen Aktivisten aus Deutschland, Tahir Della, über rassistische Fremdbezeichnungen und Gegenstrategien gesprochen (Seite 16). Mit Selbst- und Fremdbezeichnun-gen mussten sich sicherlich auch die Nachkommen von Österreicherinnen und amerikanischen Soldaten aus-einandersetzen. Die Kinder der GIs, die ein sichtbares Symbol für das Ende des Nazi-Regimes und zudem für die Besatzungszeit waren, hatten es in Österreich nicht leicht. fresh sprach mit einem Zeitzeugen über sein Leben und erzählt die Geschichte einer vergessenen Generation (Seite 18). Kurz bevor Europa im Fußballfieber versinkt, trafen wir Nationalspieler Rubin Okotie für unsere Co-verstory in München. Der Sportler sprach mit uns aber nicht nur über Fußball und Erfolg, sondern auch über seine Familie und das Vatersein (Seite 8). Ein Mann mit Ambitionen ist auch Michael Allai: Der ehemalige Wirt-schaftsstudent gründete sein eigenes Modelabel für Män-ner. Sein Ziel ist es, den Urban Gentleman zu kreieren. Was seine Designs so besonders macht, seht ihr bei uns (Seite 24). In dieser Ausgabe erfahrt ihr außerdem, wa-rum die muslimische Studentin Monika Alamgir plötz-lich Flüchtlingshelferin wurde (Seite 6) und warum Black Soap ein schwarzes Wundermittel für gesunde Haut und Haare ist (Seite 32). Für den Text über Black Yoga (Seite 42) haben wir uns wirklich ins Zeug gelegt, eigentlich sind wir sogar richtig ins Schwitzen gekommen. fresh hat für euch nämlich einen Yogakurs besucht. Aber lest selbst.

Die Redaktion

HIS STORY

3 Orest RihsVon Alexandria zur Freiwilligen Feuerwehr in Tattendorf

9 FRAGEN

6 Monika AlamgirWie wird man Flüchtlingshelferin?

COVER

8 Rubin OkotieDer Fußballprofi über die Europameisterschaft, Disziplin und das Vatersein

THEMA

12 Politisch korrekt Darf man jetzt nichts mehr sagen? PAST

18 GI-KinderGeneration Schwarz/Weiß: Die vergessenen Geschichten der sogenannten Besatzungskinder

FESCH

24 Michael AllaiDer Modedesigner will den Urban Gentleman wiederauferstehen lassen

BODY

32 Black SoapEin Wundermittel aus Asche

FRISCH

34 Poulet Directeur GénéralEssen wie ein Generaldirektor in Kamerun

COOLTOUR

36 Von Klängen bis SeitenKulturtipps vom Schwarzen Clown bis Dakar

HEIMATLAND

40 Stella Jones im LändleMein schönster Platz in Österreich

TREND

42 Black YogaYoga für Schwarze – ein Trend aus den USA

INHALTWhat’s fresh

24ImpressumHerausgeber simon INOU//Chefredaktion Clara Akinyosoye// Stv. Chefredaktion Vanessa Spanbauer// Design Michael Fürnsinn/Andreas Posselt (www.buero8.com)// Foto-Editor Philipp Horak (philipphorak.com)// Redaktion Gladys Akinyosoye//Sumayya Ahmed//Bih Fon// Daniela Krenn//Marie-Noel Ntwa//Elisabeth Taruvinga Mtasa// Fotografie Philipp Horak//Sophie Kirchner//Peter M. Mayr// Lektorat Tino Schulter//Druck Gutenberg Druck, Wr. Neustadt// Anzeigen, Marketing Simon Inou ([email protected])// PR/Event Elisabeth Taruvinga Mtasa//Vanessa Spanbauer// Magazinkonzept simon INOU/Michael Fürnsinn/Philipp Horak//Medieneigentümer M-MEDIA//Diversity Mediawatch Austria// Franz-Josefs-Kai 27/1. Stock//1010 Wien//www.m-media.or.at// Tel.: +43 1 533 87 47 36//Fax: DW 66//[email protected]

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9 Fragen an Monika Alamgir (24) Monika Alamgir hat aus dem Ehrenamt einen Beruf ge-

macht. Im Sommer half die Muslimin mit indisch-banglade-schischen Wurzeln Flüchtlingen am Hauptbahnhof, heute

betreut die Studentin Asylsuchende hauptberuflich.

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1. Wie bist du zur Flüchtlingshilfe gekommen? Ich war im Sommer eine Zeitlang nicht in Wien und habe die Flüchtlingssituation nur aus den Medien mitbekommen. Als ich dann wieder hier war, habe ich mit vielen anderen in Traiskirchen geholfen – später dann auch am Westbahnhof und am Hauptbahnhof.

2. Du arbeitest jetzt auch hauptberuflich als Flüchtlingshelferin. Wie kam das? Ich studiere eigentlich islamische Religionspädagogik. Durch die Flüchtlingshilfe, die wir am Hauptbahnhof geleistet haben, habe ich als Sozialbetreuerin im Kran-kenhaus Lainz Fuß gefasst. Ich kümmere mich dort um die unterschiedlichen Be-dürfnisse der Flüchtlinge – ich muss bei vielen bürokratischen Dingen helfen.

3. Welchen persönlichen Bezug hast du zu Flucht und Asyl?Mein Vater war Journalist in Bangladesch und musste selbst aus politischen Gründen fliehen. Er war auch in Traiskirchen untergebracht und hat davon er-zählt, wie es dort war. Ich selbst bin in Wien geboren.

4. Ist Wien für eine Schwarze Muslimin eine lebenswerte Stadt? Das habe ich mich in letzter Zeit oft gefragt. Ich werde hier zum Beispiel immer wieder von der Polizei kontrolliert. Ich denke häufig daran, woanders hinzuge-hen. Aber solange es Menschen gibt, wie die vom Hauptbahnhof, bleibt Wien für mich lebenswert.

5. Hast du konkrete Pläne, von Wien wegzugehen?Ich habe mich gerade in England wegen einem Masterstudium umgehört. Ab nächstem Jahr will ich in London Soziale Arbeit und Soziale Wirtschaft studieren.

6. Wie reagierst du auf Kontrollen durch Polizei und Flughafenpersonal?Ich kenne meine Rechte. Ich nehme es auch mit Humor und frage dann: „Was gibt’s dieses Mal wieder?“ Und ich verlange den Dienstausweis. Mit meiner Haut-farbe und meinem Kopftuch bin ich bei solchen Kontrollen der Jackpot.

7. Seit wann trägst du Kopftuch? Ich habe recht früh begonnen, etwa als ich 11 oder 12 war. Ich musste damals sogar die Schule wechseln, weil die Reaktionen so schlimm waren. In der neuen, toleranteren Schule haben mir Kinder aber trotzdem manchmal das Kopftuch runtergerissen. Am Anfang war ich ein stilles Mauerblümchen, dann habe ich an-gefangen mich zu wehren.

8. Hat das „Mauerblümchen“ damals daran gedacht, das Kopftuch abzulegen? Meine Mutter hat mir eines beigebracht: Wenn die Menschen dich nicht so neh-men, wie du bist, sind sie es nicht wert. Menschen, die mich wirklich mochten, haben mich auch damals normal behandelt.

9. Wofür kannst du dich privat begeistern? Fußball und Autos. Ich liebe Autofahren. Ich hätte gerne einen Mini: Da kann man schnell erhöhen, aber er ist klein, also perfekt für die Stadt.

EIN LEBEN IN ÖSTERREICH

9 FRAGEN

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FOTOS VON PHILIPP HORAK//INTERVIEW: VANESSA SPANBAUER

Wie schaut ein normaler Tagesablauf im Le-ben eines Profifußballers aus?Mein Tag ist geprägt von Familie und Sport. Ich stehe gegen acht Uhr auf, frühstücke mit meiner Familie und bringe meinen Sohn in die Kinderkrippe. Dann geht’s zum Training. Nach dem Mittagessen holen entweder meine Frau oder ich unseren Kleinen ab und dann habe ich noch einmal Training. Es ist weniger spektakulär, als so mancher glauben mag.Dein Sohn ist jetzt eineinhalb Jahre alt. Wie ist das Gefühl, jetzt auch für einen anderen Menschen verantwortlich zu sein?Vater zu werden ist schon etwas Besonderes. Plötzlich hat man Verantwortung für eine Familie und Fußball ist nicht mehr die Nummer eins. Ein wenig bekommt Tiamo Romero auch schon mit. Eines seiner ersten Worte war Ball, und wenn etwas Rundes herumliegt, versucht er es irgendwo hinzuschießen. Ich bin nicht böse, wenn er da auch ein Talent entwickelt. Aber falls er später mal mit Fußball nichts anfangen kann, ist das auch nicht schlimm.Wie hast du eigentlich mit dem Sport begonnen?Begonnen hat es in der Volkschule. Wir haben in der Pause immer gespielt und der Vater eines Schulkolle-gen war Trainer – so bin ich zu einem Verein gekom-men. Also habe ich eine Zeit lang bei Wiener Viktoria im Zwölften Wiener Gemeindebezirk gespielt. Wie geht’s dir bei deinem jetzigen Verein?Es geht mir eigentlich recht gut, auch wenn die Si-

tuation gerade nicht einfach ist. Wir spielen hinten gegen den Abstieg. München 1860 ist ein Traditi-onsverein mit hohen Ansprüchen. Als ich vor zwei Jahren dorthingekommen bin, war das Ziel, dass wir in die Erste Bundesliga aufsteigen. Es gab eine riesen Erwartungshaltung, aber wir hatten vier neue Spieler und mussten uns als Team erst wieder zurechtfinden. Wir wollten diese Saison nicht wieder in die Situation kommen, gegen den Abstieg zu spielen, aber leider be-finden wir uns wieder hier.Wie geht man damit um, mit der Erwartung des Aufstiegs zu kommen und dann gegen den Abstieg zu spielen?Es ist natürlich eine neue Situation. Von allem, was neu ist, kann man etwas für die Zukunft mitnehmen. Ich versuche das Positive daraus mitzunehmen und als Spieler zu reifen.Auf instagram hast du ein Zitat gepostet, das sich darum dreht, dass Arbeit und Kampfgeist wichtiger sind als Talent…Ich glaube, Talent ist nur ein kleiner Teil, den man braucht, um erfolgreich zu sein. Ich kenne sehr viele talentierte Menschen, die nicht die richtige Einstel-lung hatten. Mit großem Willen und großem Hunger kann man meiner Meinung nach fast alles erreichen. Du warst im Laufe deiner Karriere oft mit Ver-letzungen konfrontiert. Woher hattest du die Kraft, dranzubleiben?Ich hatte schon einige Rückschläge, bei denen ich am Boden war. Aber ich habe diesen Ehrgeiz, das Maxi-

COVER

„ICH WILL EIN GUTER VATER SEIN“1, 88 Meter groß, 28 Jahre alt und begnadeter Mittelstürmer – Rubin Okotie spielt in

der Österreichischen Nationalmannschaft und überzeugt bei seinem Verein 1860 München. fresh hat den sympathischen Fußballer in München besucht und mit ihm über EM-Euphorie,

Herausforderungen im Sport und seine neue Stammposition als Familienvater gesprochen.

„PLÖTZLICH HAT MAN VERANTWOR-TUNG FÜR EINE FAMILIE UND FUSSBALL IST NICHT

MEHR DIE NUMMER EINS.“

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mum erreichen zu wollen, nie verloren. Ich wollte im-mer mein Niveau wieder erreichen oder mich danach sogar noch übertreffen. Du hast auch deinen Fitnessplan immer wie-der umgestellt, richtig?Wenn man merkt, dass man verletzt ist und etwas auf-holen muss, versucht man die verschiedensten Dinge. Ich habe immer sehr viel trainiert und zusätzlich viel mit Gewichten gearbeitet und eigentlich ist nie viel dabei rausgekommen. Das Resultat war, dass ich im-mer müde und viel zu schlapp war. Es war immer zu viel und das ist genauso schädlich wie zu wenig. Mein Privattrainer hat geholfen, dass ich da die richtige Ba-lance finde. Wie fühlst du dich am Spieltag?Das Ziel sollte sein, dass man am Platz an nichts denkt und nur im Spiel ist. Das gelingt natürlich nicht im-mer – leider.Hasskommentare sind ein eigenes Thema im Sport – wie gehst du damit um?Ich beschäftige mich damit eigentlich nicht wirklich. Fußball ist ein Sport mit vielen Fans und viele Men-schen legen ihre Emotionen sehr rein. Mit den Sozialen Medien gibt’s natürlich viel Platz für Freude und Mut. Früher habe ich einiges gelesen, heute ist es mir egal.Die EM steht an. Wie ist die Stimmung in der Österreichischen Nationalmannschaft?Eine riesengroße Euphorie ist zu spüren. Wir haben eine super Qualifikation hingelegt, wo wir fast alles gewonnen haben. Jetzt ist die Vorfreude sowohl bei den Fans als auch bei den Spielern enorm und wir sind alle schon ganz heiß darauf. Natürlich will man bei einer EM etwas erreichen und nicht nur Frank-reich genießen. Mit vier Schwarzen Spielern im Team – habt ihr so etwas wie eine besondere Verbindung?Wir freuen uns, wenn mehr Schwarze oder Mischlinge, wie ich, dabei sind. Mit David Alaba, Karim Onisiwo, Valentino Lazaro und mir haben wir dann echt schon vier. Jeder der dazukommt ist herzlich willkommen. David Alaba und du kennt euch schon ewig lang. Wie ist es für euch beide, in München zu sein?Wir schreiben und treffen uns manchmal. Mit den vie-len Spielen und dadurch, dass ich jetzt Familie habe, kommen wir zwar seltener dazu, aber einmal im Mo-nat geht sich das schon aus. Ich kenn ihn ja schon seit Kindertagen und es freut mich, dass er so eine steile Karriere hingelegt hat. Laut einer Studie der IESE Business School in Barcelona sehen Schwarze Fußballer in eu-ropäischen Mannschaften viel öfter Rote und Gelbe Karten, als alle anderen. Ist dir das auch schon aufgefallen?Das höre ich gerade zum ersten Mal. Möglich, dass sie mit mehr Körpereinsatz oder etwas aggressiver spie-len, aber mir ist das neu.Viele Fans kaufen Trikots von euch. Was wür-dest du dir kaufen?Ich würde mir etwas von Michael Jordan kaufen. Er war sportlich gesehen für mich immer einer der

Größten und er hat irrsinnig viel erreicht. Es gibt viele Leute aus den verschiedensten Bereichen, die man als Vorbilder sehen kann. Muhammad Ali ist sicher der Größte im Boxen. Ich hab auch letztens die Biografie von Nelson Mandela gelesen – was für eine Wahnsinns Persönlichkeit! Man kann sich von einzelnen Men-schen genauso viel abschauen wie von verschiedenen Kulturen.Du bist in Pakistan geboren und hast schon in den verschiedensten Ländern gewohnt. Was ist dein Bezug zu anderen Kulturen?Stimmt, ich bin in Pakistan geboren worden, weil mein Vater dort geschäftlich war. Dann sind wir nach Nigeria, wo meine Eltern geheiratet haben und an-schießend habe ich circa bis zum vierten Lebensjahr in Barcelona gewohnt. Mit viereinhalb ging es dann nach Österreich. Da bin ich dann aufgewachsen, also sehe ich Wien als meine Heimat an. Wie seid ihr in Österreich gelandet?Meine Mutter ist eigentlich Kärntnerin und ist in jun-gen Jahren nach Gran Canaria ausgewandert. Dort hat sie meinen Vater kennengelernt. Wir sind viel gereist. Als es für mich Zeit für mehr Ordnung wurde, sind wir in Wien geblieben. Meine Eltern haben sich getrennt und mein Vater ist zurück nach Nigeria. Kon-takt habe ich keinen mehr zu ihm und deshalb auch keine wahnsinnig starke Bindung zu der nigeriani-schen Hälfte von mir. Ist es dir deswegen so wichtig, ein guter Vater zu sein?Absolut! Ein gutes Verhältnis zu meinem eigenen Sohn ist mir deshalb noch wichtiger. Ich will ein guter Vater sein, denn ich hatte keinen Vater, der für mich da war. Was geht dir durch den Kopf, wenn du an Wien denkst?Wien ist wirklich eine coole Stadt, die sich stark weiterentwickelt. Das merkt man erst so richtig aus der Ferne. Jedes Mal, wenn ich für ein Nationalspiel, im Sommer oder über Weihnachten herkomme, um meine Mutter zu besuchen, fällt es mir wieder auf. Wie sehr fühlen sich die Orte als Zuhause an, die du im Laufe deine Karriere bewohnt hast?Fußball ist ein sehr schnelllebiges Geschäft – du bist eigentlich ständig unterwegs, auch wenn du nicht ge-rade den Verein wechselst. Ich hab schon einige Stati-onen durch und konnte überall was Gutes mitnehmen. Aber ich reise auch privat immer, wenn ich kann. New York, Miami, die Karibik, Thailand und Barcelona sind sicher meine Lieblingsreiseziele.Gibt’s außer Reisen und der Familie noch ei-nen anderen Ausgleich zum Sport?Meine Familie bestimmt mein Leben schon sehr stark, aber ab und zu schaue ich Filme und Serien. Narcos habe ich jetzt fertig, das war schon sehr, sehr cool. Biografien lese ich ebenfalls gerne. Du hast laut Gerüchten gerade wieder viele verschiedene Angebote. Bereitest du dich auf den nächsten Umzug vor? Mein Vertrag läuft im Sommer aus und ich würde schon gerne noch etwas anderes machen. Es ist noch nichts fix entschieden, aber ich habe meine Favoriten.

„NATÜRLICH WILL MAN BEI EINER EM ETWAS ERREICHEN UND NICHT NUR

FRANKREICH GENIESSEN.“

ÖSTERREICHS EM-SPIELPLAN IN DER GRUPPE FÖSTERREICH – UNGARN 14. Juni//18 Uhr//Stade de BordeauxÖSTERREICH – PORTUGAL 18. Juni//21 Uhr//Parc des Princes/ParisÖSTERREICH – ISLAND 22. Juni//18 Uhr//Stade de France/Saint-Denis

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THEMA

E s war ein langer Weg. Der Verlag Friedrich Oetinger musste eini-ges an Überzeugungsarbeit leis-ten, aber er setzte sich schließlich durch: Aus dem N*-König in dem

Buch Pippi Langstrumpf im Taka-Tuka-Land wurde der Südseekönig. Die Autorin hatte sich Zeit ihres Lebens gegen eine Änderung ausgesprochen und ihre Erben stellten sich anfänglich auch quer. Doch was lange währt, wird endlich gut. Das beliebte Kinderbuch ist N-Wort frei. Doch als die Änderung im Buch sich in der Öffentlichkeit herumsprach, ha-gelte es vielerorts Kritik an der vermeintlich über-bordenden politischen Korrektheit. Der Literatur solle man die Freiheit, und Pipi ihren N* lassen – könnte man sagen. Dass Literatur sich der Zeit und der Sprache anpasst, ist nicht neu. Wo früher Weib stand, steht heute Frau – die Proteste darüber hiel-ten sich bislang in Grenzen. Sprache ist einem Wan-del unterzogen. Wer heute das N-Wort sagt und in den vergangenen Jahren nicht weit abgeschieden im Wald gelebt hat, der weiß um die herabwürdi-gende Bedeutung. Das N-Wort stand schon immer mit der blutigen Geschichte des Kolonialismus, der Sklaverei und des Rassismus in Zusammenhang. Auch wenn das Wort – wie oft eingeworfen wird – nicht von jeder Person immer negativ gebraucht wurde, ändert das nichts an der Bedeutung des Be-griffs und daran, dass Schwarze Menschen sich da-gegen wehren, so benannt zu werden.

Schwarze Menschen in Österreich – allen voran Schwarze Aktivist/innen – fordern seit langem ein, dass rassistische Fremdbezeichnungen aus dem Wortschatz getilgt werden. Proteste gegen die Be-zeichnung der österreichischen Nachspeise M* im Hemd zeugen davon, sowie der Protest Schwarzer Aktivist/innen gegen ein Theaterstück mit dem Titel „Die N*“ vor zwei Jahren.

In den vergangenen Jahren ist der Protest von Schwarzen Menschen gegen rassistische Fremdbezeichnungen lauter geworden.Kritiker/innen sprechen von übertriebener politischer Korrektheit, man dürfe nun nichts mehr sagen. Fehlen uns tatsächlich die Worte?

VON CLARA AKINYOSOYE

POLITISCH KORREKT!Fehlen uns jetzt die Worte?

„AFRICAN“Nnamdi

„AUSTRIAN INFLUENCED WESTAFRICAN-TITI“ (TITI BEDEUTET MÄDCHEN)Debbie

„CONGOLESE-AUSTRIAN“ Natascha

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D och auch wenn sich mittlerweile rum-gesprochen hat, dass das N-Wort rassis-tisch ist, gibt es unabhängig davon noch viele andere Fremd- und Selbstbeschrei-

bungen. Das lässt viele Menschen, die nicht genau wissen, was sie im Zusammenhang mit ethnischen Minderheiten eigentlich sagen sollen, ratlos zurück. Und auch unter Schwarzen Menschen gibt es gele-gentlich Unsicherheiten: Wie soll ich die Tochter einer Senegalesin und eines Österreichers bezeichnen? Wie soll ich mich selbst nennen? „Es gibt kein Handbuch, das dir sagt, wie du dich selbst bezeichnen sollst“, sagt die Poetin, Künstlerin und Aktivistin Njideka. Es sei vielmehr eine individuelle Entscheidung, ob man sich als Schwarz, afro-österreichisch oder anders de-finiere. „Mir würde es aber nie in den Sinn kommen, mich als Mischling zu bezeichnen.“ Mischling – ein Wort aus der Zoologie, das die Kreuzung von unter-schiedlichen Rassen bezeichnet – Hunderassen zum Beispiel. Auch Menschen mit Eltern unterschiedlicher Nationalitäten oder Ethnien wurden in der Vergan-genheit so benannt. In Nazi-Deutschland wurden etwa Kinder mit einem jüdischen Großelternteil als „Mischlinge“ bezeichnet. Auch sie waren Repres-salien und Verfolgung ausgesetzt. Doch es kommt immer wieder vor, dass Menschen, die Eltern un-terschiedlicher Ethnie oder Nationalität, Schwarze und weiße Eltern haben, sich selbst als „Mischling“ bezeichnen. Eine Selbstbezeichnung, die es zu akzep-tieren gilt? Jeder und jede soll ja schließlich selbst bestimmen, wie er sich nennen möchte. Die Ursache für derartige „Selbstbezeichnungen“ sieht die Aktivis-tin jedenfalls darin, dass wir tagtäglich von Fremdzu-schreibungen umgeben sind und dass die Geschichte und die genaue Bedeutung der Begriffe vielen Men-schen oftmals nicht bekannt sind. So wüssten etwa viele nicht, dass der Begriff Schwarzafrikaner/in zum einen von der Kriminalisierung Schwarzer Menschen in den 90er Jahren geprägt ist und andererseits das

kolonialistische rassistische Gedankengut einer Tei-lung Afrikas in das „weiße zivilisierte“ – nämlich Ägypten – und das „Schwarze unzivilisierte“ Afrika repräsentiert. Fakt ist jedenfalls, dass Schwarze Men-schen, die in einer weißen Mehrheitsgesellschaft le-ben, sich ständig damit konfrontiert sehen, dass sie von anderen benannt werden und dazu angehalten sind, sich selbst zu benennen. Man müsse im Grunde ständig erklären, warum man so aussehe, wie man aussieht, sagt Njideka.

Es ist unbestreitbar, dass in den vergangenen Jahren der Protest der Schwarzen Bevölkerung lau-ter geworden ist. Sie setzt sich gegen rassistische Zuschreibungen zur Wehr, manchmal aktionistisch und manchmal hoch-akademisch. Und ja, dieser Protest hat den Druck auf die Mehrheitsgesellschaft erhöht und das zulässige Repertoire an Worten, mit denen Schwarze Menschen betitelt werden können, erheblich minimiert. Und das dadurch ausgelöste Ringen um Worte sorgt bei manchen Menschen für Unmut. Schwarze haben nicht für jedes rassistische Wort ein neues nicht-rassistisches Wort parat. Das müssen sie auch nicht. Manchmal kann man sich mit der englischen Sprache behelfen – so wählen manche Menschen etwa Begrifflichkeiten wie peo-ple of colour oder mixed, um sich zu benennen.

Doch die Frage ist, braucht es denn all diese, so vielen Worte? Es bleibt immer noch, jene Begriffe zu wählen, die nicht beleidigend sind und Betrof-fene als legitime Selbstbezeichnung erachten. Und die Menschen, die für sich keine Bezeichnung fin-den oder akzeptieren – weder auf Englisch, noch auf Deutsch – weil sie sich nicht als Schwarz de-finieren, aber auch nicht als weiß, nicht als afro-österreichisch, sich aber auch nicht „Mischling“ nennen wollen: Benennt euch einfach nicht. Ja, für die Kinder von Blauäugigen und Braunäugigen gibt es auch keine eigene Bezeichnung. Und wir alle le-ben gut damit.

WAS MAN SAGEN DARF:

SCHWARZ Im deutschsprachigen Raum ist in den vergangenen 30 Jahren die Selbstbe-zeichnung „Schwarze Menschen“ entstanden, die viele für sich in Anspruch nehmen. Wobei Schwarz und weiß keine biologischen Faktoren sind, sondern für bestimmte gemeinsame Erfahrungen stehen, die Men-schen in einer Gesellschaft machen. Schwarze und weiße Menschen haben unterschiedliche Lebensrealitä-ten. Auch wenn manche Schwarze hellere Haut haben als manche Weiße, bleiben sie Schwarze. Und wenn Weiße dunkelbrauner sind als Schwarze, bleiben sie Weiße. Also man sieht: Um die tatsächliche Farbe der Haut geht es bei solchen Einteilungen nicht. Schwarz ist jedenfalls eine politisch korrekte und selbst ge-wählte Bezeichnung.

PEOPLE OF COLOUR Die Bezeichnung stammt aus dem US-amerikani-schen Raum. Martin Luther King jr. sprach etwa im Jahr 1963 von cizitens of colour und der Begriff people of color bekam dann in der Black-Power-Bewegung in den USA große Bedeutung. Im deutschsprachigen Raum hat er bereits Einzug in den akademischen Bereich gefunden. Er wird oft von jenen Menschen als Selbstbezeichnung gewählt, die in der Mehrheitsgesellschaft nicht als weiß gelten, Rassismuserfahrungen machen, sich aber nicht mit „Schwarz“ identifizieren können – etwa von Muslimen und Musliminnen, Araber/innen usw. In Österreich und im Alltag ist diese Bezeichnung noch nicht wirklich angekommen, wahrscheinlich weil sie englisch und nicht sehr knackig ist. People of colour kann man nicht einfach mit „farbig“ übersetzen.

AFROOSTERREICHER/IN Der Begriff ist in Anlehnung an die Begriffe Afroamerikaner/innen und Afrodeutsche entstanden. Die Bezeichnung wird zunehmend von und für Menschen mit – manchmal auch ohne – österreichischer Staatsbürgerschaft und Wurzeln in afrikani-schen Ländern verwendet.

AFRIKANISCHE WURZELN Manchen beziehen sich auf ihrer Wurzeln in afrikanischen Ländern, um sich selbst zu bezeichnen und ihre Familiengeschichte kurz und knapp zu erklären. Oft wird ein Länderbezug (kenianisch, nigerianisch etc.) miteinbezogen.

AFRIKANISCHE HERKUNFT Menschen afrikanischer Her-kunft – so definiert etwa die Statistik Austria Menschen, die in einem afrikanischen Land geboren sind oder eine Staatsbürgerschaft aus einem afrikanischen Land haben. Wird auch als Selbstbezeichnung ver-wendet, in der Alltagssprache aber nicht so oft.

..

„ICH BIN SCHWARZ!“John

„ICH BIN WIENERIN. WENN WER FRAGT, SAGE ICH, MEIN VATER IST AUS KUBA UND MEINE MUTTER AUS ÖSTERREICH.“Edith

„QUEER WOMAN OF COLOR“Emilia

„ICH BIN EIN MISCHLING! SO WURDE ES MIR AUCH IMMER GESAGT.“Raphaela „ERST HABE ICH MISCHLING

GESAGT, ABER ‚MIXED‘ KLINGT HARMLOSER. ANSONSTEN SAGE ICH EINFACH: MIT NIGERIA-NISCHEN UND ÖSTERREICHI-SCHEN WURZELN.“Sade

„AUSTRIAN-GHANIAN“Yaa Estelle

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Was ist „Political Correctness“ eigentlich?Der Begriff kommt aus der US-amerikanischen Szene und wurde kreiert, um gegen Eigenbezeichnungen und emanzipatorische Bestrebungen vorzugehen.Bestrebungen, wie die Sprache diskriminie-rungsfrei zu halten?Ja, durch das Streichen von rassistischen Fremdwör-tern wird das Problem zwar nicht gelöst oder aufgeho-ben, aber die Veränderung im Sprachgebrauch leitet die Veränderung in der Gesellschaft ein. Wenn ich Menschen bezeichnen, markieren oder kategorisieren kann, raube ich ihnen so ein Stück Menschlichkeit und Selbstbestimmung. Wie problematisch sind Fremdbezeichnungen?Es gibt eine Reihe von problematischen, rassistischen und diskriminierenden Fremdbezeichnungen für Schwarze Menschen. Diese Fremdbezeichnungen sind auch Teil der kolonialen Geschichte. Man hat Men-schen die Selbstbestimmung genommen, wie sie von außen gesehen bzw. beschrieben werden. Oft ging das mit dem Ziel einher, sie herabzuwürdigen, zu dis-kriminieren und zu entmenschlichen. Bezeichnungen sind nicht einfach nur Bezeichnungen, sondern haben immer den Zweck, Handlungen zu legitimieren. Ist es nicht ein Widerspruch, dass immer neue Labels für Schwarze Menschen kreiert werden? Wir müssen dem Rassismus etwas entgegensetzen und deutlich machen, dass wir nicht wollen, dass Men-schen kategorisiert werden. Solange es diesen Rassis-mus gibt, werden wir ohne diese Selbstbezeichnungen nicht auskommen.Wer ist Black? Alle, die sich mit dieser kollektiven Erfahrung von Rassismus und Unterdrückung aufgrund phänoty-pischer Merkmale oder möglicher tatsächlicher Zu-schreibungen so bezeichnen. Es ist wichtig, dass es immer eine Frage der Selbstdefinition ist. Ich würde nie jemandem auf die Nase zusagen, dass sie Schwarz ist, nur weil ich die Person so lese. Wichtig ist, wie sich die Menschen selbst definieren, auch wenn es mir nicht in den Kram passt. Aber in meinen Augen sind sind es Menschen mit Rassismuserfahrungen im weißen Kontext beispielsweise, und Menschen mit Diskriminierungserfahrungen aufgrund von phäno-typischen Merkmalen, die berechtigt sind, sich so zu positionieren. Welche Probleme entstehen bei der Definition und Positionierung von Black bzw. Schwarz?Rassismus ist ein ziemlich flexibles Konzept. Eine Kol-legin von mir kommt aus Argentinien und dort wird sie als weiß gelesen, also gehört sie somit zu einer pri-

INTERVIEW: SUMAYYA AHMED

„DAS ZIEL WAR ENT MENSCHLICHUNG“Tahir Della, Vorstandsmitglied des Bundesweiten Dachverbands für die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland über Political Correctness und Fremdbezeichnungen.

vilegierten Gesellschaftsschicht. Und hier in Deutsch-land macht sie knallharte Rassismuserfahrungen, weil sie hier natürlich nicht als weiß gelesen wird, zumin-dest nicht als weiß-deutsch im engsten Sinne. Wenn sich jetzt Menschen hier als Schwarz bezeichnen, weil sie der Meinung sind, dass das der Ausdruck dessen ist, was sie an Erfahrungen machen, kann ich damit gut leben.Was bedeutet der Begriff „colorblind“?Der Begriff wird oft von der Dominanzgesellschaft benutzt, wenn behauptet wird, man sehe keine Un-terschiede zwischen Menschen. Ich glaube nicht, dass eine globale Ungleichheit bzw. Ungerechtigkeit auf-hört eine zu sein, indem ich sie ignoriere. Welche Strategien gibt es, um Diskriminie-rungen bzw. Ausschlussmechanismen in der Gesellschaft zu beseitigen?Wir haben eine Ausstellung entwickelt, die ,Home-story Deutschland’ heißt. Wir haben in der Ausstel-lung exemplarisch das Leben Schwarzer Menschen in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert abgebildet. Das Ziel ist nicht nur zu sagen, dass es uns hier gibt und dass wir rassistische Verhältnisse abschaffen wollen. Wir wollen auch zeigen, was Schwarze Menschen in dieser Gesellschaft beigetragen haben und dass wir fester Bestandteil deutscher Geschichte sind. Das sind praktische Ansätze: Wir machen klar, dass es Geschichte gibt, die von Weißen ignoriert oder ausge-blendet wurde. Und in dem Moment, wo wir Schwar-zen Menschen ein Gesicht geben und endlich sichtbar machen, was schon da war, rücken wir in die Gesell-schaft hinein. Es geht darum, die Verhältnisse länger-fristig zu verändern. Wenn es klar ist, dass Schwarze Menschen fester Bestandteil der Gesellschaft sind, wird es immer schwieriger sie auszugrenzen oder noch schlimmeres mit ihnen zu machen. Du engagierst dich schon lang in der ISD. Was ist eigentlich die Entstehungsgeschichte der Plattform? Audre Lord (Anm. der Redaktion: Schwarze US-Schriftstellerin) hat Mitte der 80er Jahre in Berlin do-ziert und ist sehr schnell auf die Suche nach Schwar-zen Frauen gegangen. Sie fing an, Schwarzen Frauen zu kontaktieren, um sich über ihre Gedanken und Per-spektiven, Wünsche und Forderungen auszutauschen. Im Zuge dessen ist die ISD aufgekeimt. Das Hauptau-genmerkmal ist immer noch das Zusammenkommen und das Entwickeln von Konzepten und Projekten, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Kundgebungen und Offenen Briefen – also eine breite Palette, die uns helfen soll, die Stimmen Schwarzer Menschen hörba-rer zu machen.

THEMA

„BEZEICHNUNGEN SIND NICHT EINFACH

NUR BEZEICHNUNGEN, SONDERN HABEN IMMER

DEN ZWECK, HANDLUNGEN ZU LEGITIMIEREN.“

TAHIR DELLA

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Generation Schwarz/WeißDie Kinder der GIs

Verspottet und ausgegrenzt – wer als Kind einer Österreicherin und eines afroamerikanischen Soldaten zwischen 1945 und 1956

zur Welt kam, hatte einen schweren Start ins Leben. Die vergessenen Ge-schichten dieser sogenannten Besatzungskinder treten jetzt durch eine Sonderausstellung im Museum für Volkskunde ans Tageslicht.

Sie offenbaren Ungerechtigkeiten der Behörden, Identitätsfragen und enorme Stärke im Umgang mit der Nachkriegsgesellschaft.

TEXT VON VANESSA SPANBAUER

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S ie nannten sie „Schokoladys“, „Amischickse“ oder „Dollarflitscherl“ – Frauen, die sich mit afroamerika-nischen Soldaten einließen, hatten in der Nachkriegs-

zeit einiges zu erdulden: Beschimpfungen, Ausgrenzung und auch physische Angriffe gehörten zum Alltag. Ihre Kinder wa-ren ein sichtbares Zeichen für den Untergang des NS-Regimes.

Österreich 1945: Britische, US-amerikanische, französische und sowjetische Truppen marschierten im Land ein und been-deten die nationalsozialistische Herrschaft. Österreich wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Salzburg, der westliche Teil Oberösterreichs und ein kleiner Teil Wiens gehörten zur ame-rikanischen Zone. Gut fünf Prozent der US-Soldaten waren Af-roamerikaner, die sich aufgrund der noch bestehenden Rassen-trennung in den Vereinigten Staaten auch in der Army nicht als gleichwertig fühlen konnten. Rassismus erlebten die Schwar-zen Soldaten aber nicht nur in ihrer eigenen Militärstruktur, besonders die österreichische Bevölkerung post Naziregime konnte sich erst nur schwer mit den Fremden anfreunden. Durch die ersten Kontakte fielen bei vielen die Hemmungen schnell und die afroamerikanischen GIs wurden besonders we-gen ihrer Freundlichkeit und ihres vermeintlichen Wohlstandes geschätzt. Kein Wunder also, dass sich immer wieder Beziehun-gen zwischen ihnen und Österreicherinnen ergaben. Dadurch waren die gewonnenen Sympathien in der Bevölkerung aller-dings schnell wieder verspielt.

UNERWÜNSCHTE BEZIEHUNGENDie Beziehungen zu afroamerikanischen GIs wurden von der

Bevölkerung und oft auch von den eigenen Familienmitgliedern nicht einfach hingenommen. Auch von Seiten des amerikani-schen Militärs gab es Gegenwind, sie versuchten diese Liaison um jeden Preis zu unterbinden. Wie sich die betroffenen Frauen – besonders wenn sie von den GIs Kinder bekamen – in dieser Situation gefühlt haben, darüber ist nur wenig bekannt. Ihren Kindern vertrauten sie nur wenig an. Über die Beziehung der Eltern und den Verbleib des Vaters wurde kaum gesprochen.

Geschätzte 30.000 Kinder, die aus Beziehungen alliierter Soldaten und österreichischer Frauen entstanden, wurden von 1945 bis 1956 geboren. Die genaue Anzahl der Kinder mit afro-amerikanischen Vätern ist mangelnder Dokumente wegen nicht genau festzustellen. Laut den Historikern und Kuratoren der Ausstellung „SchwarzÖsterrreich“, Philipp Rohrbach und Niko Wahl, beläuft sich die Zahl etwa auf 300 bis 400.

Klar ist, dass nicht nur Affären und Liebesbeziehungen, sondern auch Vergewaltigungen und Gelegenheitsprostitution dazu führten, dass Österreicherinnen von Soldaten schwanger wurden. Unabhängig von den Umständen der Zeugung, kamen die meisten Kinder unehelich zur Welt. Selbst wenn ein Paar heiraten wollte, wurde das von amerikanischer Seite untersagt. Die Soldaten wurden mitunter versetzt, bevor Ehen geschlossen werden konnten. Bis September 1945 galt ein generelles Frater-isierungsverbot: Es untersagte jeglichen Kontakt der Truppen mit Einheimischen. Ab 1946 durften Österreicherinnen und amerikanische GIs heiraten, allerdings nur mit Zustimmung der US-Army, die diesen Paaren skeptisch gegenüberstand. Daher verlief das Leben vieler Kinder von Österreicherinnen und afro-amerikanischen GIs ohne ihre leiblichen Väter.

Unterhaltszahlungen erhielten die Mütter in den meisten Fällen keine, da Angehörige der alliierten Streitkräfte nicht der österreichischen Gerichtsbarkeit unterlagen. In den vielen Fällen, in denen die Männer ihre Kinder nicht freiwillig aner-kannten, kam es zu sehr schwierigen finanziellen Situationen.

Die Mütter mussten Hilfe vom Staat beziehen. Durch den Status als unehelich ging die Vormundschaft vieler Kinder an die Jun-gendämter über. Fürsorgerinnen spielten über weite Strecken eine wichtige Rolle im Leben der Kinder. Die Dokumente aus dieser Zeit zeichnen, laut Philipp Rohrbach und Niko Wahl vom Forschungsprojekt „Lost in Administration“, ein zwiespältiges Bild der Wohltäterinnen: Einerseits versuchten sie wohl alles, um zu helfen. Andererseits mussten Frauen die Erfahrung ma-chen, dass Jugendamtsmitarbeiter/innen die Mütter Schwarzer „Besatzungskinder“ dazu drängten, ihre Töchter und Söhne zur Adoption freizugeben. Oftmals war weniger die Sorge um die schlechte finanzielle Situation der Familie, sondern vielmehr ein rassistisches Weltbild für diese Vorschläge ausschlaggebend.

ALLEINE IN DIE STAATENTrotz des Drucks und des gesellschaftlichen Ausschlusses

gab die Mehrheit der Frauen ihre Kinder nicht zur Adoption frei. Laut einer sozialpsychologischen Studie der Internationa-len Vereinigung für Jugendhilfe (IVJH) von 1954 blieben fast 70 Prozent der Schwarzen Kinder bei ihren Müttern, 15 Pro-zent kamen bei Familienmitgliedern unter und ein kleiner Teil kam in temporäre Pflege oder landete in Heimen. Jene Kinder, die allerdings zur Adoption freigegeben wurden, landeten oft im Heimatland ihrer Väter. Internationale Adoptionen waren kein Einzelfall: Zwischen Europa und den USA entstand in den 1950ern gewissermaßen ein illegaler Markt für Baby- und Kleinkinder, der dem Budgetproblem der österreichischen Ein-richtungen sehr entgegen kam.

Gegen Ende der Besatzungszeit standen viele Ämter in den Bundesländern diesem Handel negativ gegenüber und sie konn-ten ein Verbot durchsetzen. Wie das Forschungsprojekt „Lost in Administration“ herausfand, blieb die Adoption von Schwar-zen Kindern in Salzburg, wo aufgrund der Besatzungszone die meisten dieser Kinder auf die Welt kamen, allerdings lange le-gal. Vorzugsweise Adoptiveltern aus den USA wurden gesucht, da man sie für am geeignetsten hielt. Das Demokratische Volks-blatt berichtet am 20.02.1960 – „Acht amerikanische Ehepaare, die die gleiche Hautfarbe hatten, wie die Kinder, sind nun zu glücklichen Eltern geworden. Sie haben die Kinder zu sich ge-nommen und keines von ihnen wird sich je Gedanken machen, warum es allein so braun ist: es hat ja auch eine braune Mutti und einen braunen Vati, also ist da gar nichts Absonderliches. Das Stadtjugendamt Salzburg hatte sich um diese Ehepaare bemüht.“

Proxy-Adoptionen, bei denen die Adoptiveltern nicht an-wesend sein mussten, waren nicht selten. Die Kinder wurden einfach alleine mit Flugzeugen in die USA geschickt. Die man-gelnde Überprüfung führte dazu, dass Kinder mitunter bei in den USA als ungeeignet empfundenen oder mental instabilen Menschen unterkamen. Aber auch die Situationen in vielen ös-terreichischen Pflegeheimen waren prekär.

RASSISMUS MACHT SCHULEKinder mit österreichischer Mutter und afroamerikanischem

Vater waren gleich drei Stigmatisierungen ausgesetzt. Erstens handelte es sich meist um uneheliche Kinder, die den morali-schen Vorstellungen der Zeit nicht entsprachen. Zweitens han-delte es sich in den Augen der österreichischen Bevölkerung um Besatzungskinder und daher um Nachkommen der Feinde. Für die dritte Stigmatisierung war die Hautfarbe verantwortlich, da Schwarze Menschen in Österreich nach dem Nationalsozialis-mus auf tief verankertes rassistisches Gedankengut stießen.

Im Rahmen der Ausstellung „SchwarzÖsterreich – Die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten“, die vom 27. April bis zum 21. August im Wiener Museum für Volkskunde läuft, werden die vergessenen Geschichten dieser Kinder beleuchtet. Kuratoren Philipp Rohrbach, Niko Wahl und Tal Adler präsentieren die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Lost in Administration“ und lassen die Kinder von damals erzählen. Eine Wiener Bezirkspolitikerin, ein Lastwagenfahrer aus Idaho, eine Friseurin aus Salzburg, eine Autorin aus Texas und ein Grazer Journalist – sie alle geben Einblicke in ihr Leben. Rahmenprogramm auf Seite 39.

Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog: Niko Wahl, Philipp Rohrbach, Tal Adler//SchwarzÖsterreich. Die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten//Löcker Verlag//ISBN 978-3-85409-802-7www.lostinadministration.at

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Der Beginn der Schule bedeutete für viele dieser Kinder enor-men Stress, da sie sich das erste Mal einer größeren Öffentlich-keit aussetzten. Rassistische Äußerungen und Hänseleien der Mitschüler/innen gehörten genauso zum Alltag wie Lehrende, die im NS-Denken festhangen. Die Schüler/innen mussten teil-weise viel mehr leisten und in einigen Fällen wurde es ihnen gar nicht erst erlaubt, eine Höhere Schule zu besuchen. Aber sie machten auch positive Erlebnisse, zum Teil solidarisierte sich das Lehrpersonal mit den betroffenen Schülern und Schülerinnen.

WER BIN ICH?Das Leben geprägt – von Rassismuserfahrungen – bot eine

weitere Herausforderung: die ungewollte Aufmerksamkeit. Ständig wurden die Kinder der GIs angestarrt, da sie sich äu-ßerlich von der Mehrheit der Bevölkerung unterschieden. Die Leute sahen die gekräuselten oder gelockten Haare als Auffor-derung, ungefragt hinzugreifen. Die Betroffenen betrachteten das meist als großes Problem, das sie ungemein belastete. Auch den Kindern, die in den USA aufwuchsen, war das Thema Ras-sismus nicht fremd, da sie ihn zusätzlich von der Schwarzen Seite erlebten. Sie waren zu Schwarz für die Weißen, aber zu weiß für die Schwarzen. Die Frage nach der eigenen Identität blieb niemanden erspart. Besonders für die Kinder, die hier in Österreich aufwuchsen, war es schwer, Anknüpfungspunkte gegenüber dem eigenen Schwarzsein zu finden. Es gab keine Vorbilder in den Medien – und Verwandte, die sie über die Ge-schichte, die Kultur und den Umgang mit Rassismus informier-ten, fehlten völlig.

Die positive Bewertung des eigenen Schwarzen Selbstbildes stellte eine zusätzliche Schwierigkeit dar, weil dieser Teil des Selbst ihnen viele negative Erlebnisse einbrachte. Die Hautfarbe war für sie primär ein äußerliches Merkmal und fand sich nicht, wie bei jenen Kindern, die in die USA adoptiert wurden, in der Kultur wieder. Eines der wichtigsten Merkmale der eigenen Verbindung zur Herkunft ist die individuelle Haarpracht, da hier die weißen Ansprechpersonen keinen Rat zur Pflege ge-ben konnten und dies eine notwendige Beschäftigung mit dem Thema auslöste.

ZUSAMMEN IST MAN WENIGER ALLEINDadurch, dass die meisten Kinder afroamerikanischer Väter

im Umkreis keine anderen Menschen mit ähnlicher Geschichte vorfanden, wurden viele einsam und schotteten sich ab. Die eigenen Familien versuchten oftmals, sie aufgrund der uner-wünschten Aufmerksamkeit zu verstecken. Manche wählten den Weg zur Flucht nach vorne und suchten sich Berufe und Hobbys, bei denen sie zwangsläufig unter Menschen mussten – auch politische Ämter wurden besetzt. Der Schritt der Fami-liengründung war für viele essenziell. Bei jungen Frauen ging die Vormundschaft vom Staat an den Mann über, die Beziehung zu den Schwiegereltern stellte viele vor neue Probleme und das Eintreffen von Kindern rückte die Identitätsfrage wieder in den Vordergrund. Viele suchten dann doch nach ihren Vätern, die einmal mehr, einmal weniger auffindbar waren. Auch adop-tierte Kinder suchten oftmals nach den leiblichen Eltern in Ös-terreich. Manche der Kinder interessierte sich aber überhaupt nicht für deren Herkunft.

Die Schicksale der einzelnen Personen sind vielfältig, doch egal ob im Familienverband aufgewachsen, in Heime gesteckt oder in den USA ein neues Leben begonnen, die Geschichten dieser Generation sind geprägt vom Kampf um Normalität in ei-ner Welt, in der sie immer als anders wahrgenommen wurden.

Sie stört der Begriff Besatzungskind. Warum?Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der das Wort sehr negativ konnotiert war. Man war damals kein Befreiungskind, sondern ein Besatzungskind. Dass das Wort in den 50ern und 60ern normal war, ist schon klar. Da war noch alles frisch und die Alliierten waren Sieger, aber heute ist das überholt. Außerdem zog sich die negative Behaftung sowieso durch. Man wurde als „N*“ oder „N*lein“ bezeichnet, da war dann Besatzungskind noch eins drauf. Wie kamen Ihre Eltern zusammen?Mein Vater ist in der Karibik angeworben worden, hat für die Amerikaner gekämpft und kam so nach Europa. Mein Großvater war Pastor in einer Methodistenkirche in Linz und hat ein sehr offenes Haus geführt. Viele Soldaten kamen dort hin und so haben sich meine Eltern kennen und lieben gelernt. Mein Vater ist nach Amerika zurückbeordert worden, bevor ich geboren wurde. Meine

Mutter wurde anfangs regelrecht verstoßen und von der Gesell-schaft als Hure angesehen. In der Familie war diese Situation schwierig. Meine Großmutter wollte erst gar nichts mit mir zu tun haben. Was sind Ihre ersten Erinnerungen daran, dass Sie als anders wahrgenommen wurden?Man merkt früh, dass man eine unnatürliche Aufmerksamkeit be-kommt. Jemand wie ich war im Straßenbild relativ selten. Im Kin-dergarten begann es mit den Hänseleien und in der Volksschule ging es erst richtig los. Da kamen Lehrer in den Dienst zurück, die in ihrem NS-Gedankengut festgesteckt sind. Eine Lehrerin hat mich häufig geschlagen. Da wollte ich plötzlich nicht mehr in die Schule gehen. Später haben Lehrer auch sehr offen gesagt, dass ich mehr leisten muss als Andere, um ihre Anerkennung zu bekommen.

Ihre Schulzeit wurde vor allem von Arbeit ge-prägt. Wie schafft man Schule und Arbeit in so jungen Jahren?Meine Mutter war Alleinerzieherin und ich hatte noch zwei Halbschwestern von jeweils anderen Vätern. Geld war immer sehr knapp. Es war nie genug Geld und Essen zur Verfügung. Da begann ich als kleiner Junge damit, mir Taschengeld dazu zu verdienen. Mit 14 habe ich in den Ferien durchgearbeitet und mit 16 begann ich auch in der Schulzeit zu arbeiten. Ich bin für ein Marktfor-schungsinstitut durch Österreich gefahren und habe beim Landesschulrat um ein Recht auf mehr Fehlstunden ange-sucht. Ich musste etwas zum Einkommen beitragen. Teil-weise habe ich da schon mehr verdient als meine Mutter.Beim Marktforschungsunternehmen von Tür zu Tür, dann die Arbeit als Journalist – wieso such-ten Sie sich Berufe aus, die viel mit Kontakt zu Menschen und Öffentlichkeit zu tun haben?Ich hatte das Gefühl, dass man stark an seinem Selbstbild arbeiten muss. Meine Mutter hat mir immer vermittelt, dass ich mich nicht verstecken brauche. In meiner Jugend war Aufmerksamkeit für mich ganz schlimm – wenn jeder tuschelt und versucht, dir ungefragt in die locki-gen Haare zu greifen. Ich bin mir vorgekommen wie ein Maskottchen und habe begonnen, mich zu verstecken. In der Schule habe ich dann eine andere Variante gewählt und bin offensiver an dieses Thema herangegangen. Klassensprecher und sogar Schulsprecher zu werden war mein Weg, damit umzugehen. Ich wollte nicht in die Falle tappen, zu beginnen, mich komplett aus der Gesellschaft auszuschließen. Gab es einen Moment, in dem Sie sich gewünscht haben, so wie alle anderen in der Umgebung zu sein?Natürlich viele. Ich kann mich an einen Moment im Alter von ca. 15 Jahren erinnern, als ich vor dem Spiegel stand und mir dachte, „Scheiße, diese Farbe bringst du einfach nicht weg!“. Es fühlte sich an wie eine Behinderung, die immer präsent ist.Sie haben Ihren Vater nicht gefunden, aber ihr Vater hat Sie gefunden. Wie war diese Erfahrung?Mit 38 Jahren hat mich die Familie meines Vaters ausfin-dig gemacht. Mein Vater war verheiratet und hatte wei-tere Kinder bekommen. Doch er stand immer offen dazu, dass er in Österreich noch einen Sohn hat. Das wusste ich alles nicht. Es war schon sehr überwältigend, dann doch so viele Gemeinsamkeiten mit einem eigentlich Fremden zu finden. In diesem Alter ist es natürlich nicht einfach eine Vater/Sohn-Beziehung aufzubauen, aber besonders für meine Kinder war es sehr wichtig, ihre Wurzeln ken-nenzulernen. Ich konnte meine Großmutter auch noch be-suchen und war in der Karibik, um das Feeling zu spüren. Puzzleteile haben sich so zusammengefügt.Jahrzehnte später, welche Erfahrungen machen Ihre Kinder und Enkelkinder?Meine Familie ist sehr bunt. Eine meiner Töchter ist mit einem Argentinier zusammen, die Älteste hat einen Tua-reg geheiratet und hat zwei Kinder. Jetzt mit fünf Jahren merkt man, dass meine Enkeltochter im Kindergarten auch schon Erfahrungen mit Ausgrenzung gemacht hat. Meine jüngste Tochter ist jetzt 16 Jahre alt und mein Sohn maturiert dieses Jahr. Beide haben besonders in der Schule von Mitschülern und Lehrern Rassismus erlebt. Es ist wichtig, diese Erfahrungen auszutauschen, um ihnen innere Stärke mitzugeben. In Österreich ist das Ganze lei-der tief verwurzelt. Es ist nie richtig verarbeitet worden, genau so wenig wie der Nationalsozialismus selbst.

„DIE FARBE KRIEGST DU NICHT WEG“

Peter Nausner wurde am 21.12. 1954 in Linz als Sohn einer Österreicherin mit russischen Wurzeln und eines Schwarzen GIs, der ursprünglich aus Panama stammte, geboren. Nach einer harten Kindheit begann

er schon in seiner Jugend zu arbeiten und machte Karriere als Journalist, Buchhändler und Berater. Mittler-weile lehrt er an Fachhochschulen und Universitäten. Seine Erlebnisse und Erfahrungen schildert er unter

anderem in der Ausstellung „SchwarzÖsterreich. Die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten“.

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Peter Nausner in Salzburg in den 1970er Jahren

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FOTOS VON PHILIPP HORAK

Der 33-jährige Michael Allai hat es sich zum Ziel gesetzt, Männer gut aussehen

zu lassen. Klassisch, urban, elegant: Mit seinem jungen Modelabel

„Alexandre Allai“ will der ehemalige Wirtschaftsstudent den modernen

Gentleman wieder auferstehen lassen.

MICHAEL ALLAI

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INTERVIEW: BIH FON & MARIE NOEL NTWA

Wo man „Alexandre Allai“ findet:Online Shop: www.alexandreallai.com

Sneaker Store „Zappateria“ & im Store „LOCAL Vienna“, 1070 Wien

Dein Name ist Michael Allai. Woher kommt die Markenbezeichnung „Alex-andre Allai“?Der Name kommt aus dem Französischen, Ale-xandre ist mein zweiter Name. Wirst du von einem Team unter-stützt oder ist „Alexandre Allai“ eine One-Man-Show?Ich bin Gründer und Chefdesigner und arbeite mit verschiedenen Leuten zusammen. Meine Schneiderin und Schnittdarstellerin sind fix, aber ich arbeite unter anderem auch mit ver-schiedenen Grafikern, die aus einem Netzwerk mehrerer Freunde bestehen.Du bist mit deiner Arbeit momentan in Wien tätig. Kennt man „Alexandre Allai“ auch in anderen Städten und Ländern?Stimmt, mein Standort ist hier in Wien. Ich möchte der Modeszene der Männer etwas geben, das fehlt und finde, dass in Wien das Potenzial dazu da ist. Das Label ist aber unter anderem auch in Frankreich, London, Belgien und Italien bekannt. Dort habe ich Freunde und Familie, die meine Sachen tragen und die Marke repräsentieren. Möchtest du dein Modelabel in Zukunft auch stärker im Ausland verbreiten?Natürlich, wer weiß, was in 5 Jahren passiert. Aber als Familienmensch möchte ich momen-tan bei meiner Frau und meiner Tochter, die mich auch unterstützen, hier in Wien bleiben.War es schon immer dein Traum, Desig-ner zu sein?

Ich war schon immer an Mode interessiert und meine Kreativität zeigt sich außerdem auch in der Musik. Ich bin manchmal als DJ tätig. Wäre ich meinem Modeinteresse nicht nachgegan-gen, hätte ich das auf jeden Fall bereut.Die Auswahl von Männermode kann manchmal ziemlich begrenzt sein. Was hast du alles im Sortiment?Ich möchte jetzt nicht das Rad neu erfinden. Ich möchte Männern nur neue Möglichkeiten ge-ben, sich individueller zu kleiden. Durch meine Jacken, Hosen, T-Shirts und Hemden bietet sich diese Chance. Sakkos können mit meinen Shirts kombiniert werden. So kann sich das Urbane mit dem klassischen „Mann aus dem Büro“ überschneiden.Wie würdest du selbst deine Designs beschreiben? „Alexandre Allai“ ist eine Kombination aus Wiener Gemütlichkeit, Ivorischer Lebensfreude und französischem Charme. Ich möchte einen „Urban Gentleman“ kreieren. Ich unterscheide mich von anderen Designern, weil ich sehr viel Wert auf Details lege. Ich sehe einen Hemd-schnitt als Basis und baue alles darauf auf; jede Naht spiegelt meinen kreativen Vorgang wieder. Du designst ausschließlich für Män-ner, könntest du dir vorstellen, in Zukunft auch eine Frauenkollektion herauszubringen?Ich möchte erst einmal mit Männern durchstar-ten, aber ich plane, in den nächsten zwei Jah-ren auch ein Pendant für Frauen zu kreieren.

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BODY

1. Narben? Black Soap enthält Vita-mine A & E und Eisen: Das enthaltene Vi-tamin E lässt Narben verschwinden. Und das Vitamin A stärkt die Haut.

2. Black Soap ist die einzige Seife mit einem so hohen Anteil an Shea-Butter - die dient wiederum als UV-Schutz.

3. Unreine Haut? Auch kein Problem. Die Seife reinigt das Gesicht von allen Unreinheiten. Aber Vorsicht! Die Black Soap am besten höchstens zwei bis drei Mal in der Woche anwenden. Sie trock-net die Haut aus.

4. Black Soap kann auch als Sham-poo verwendet werden, die enthaltene Shea-Butter lässt die Haare geschmeidig weich werden und durch die Vitamine werden sie gestärkt. Aber auch hier gilt: Nicht zu oft verwenden, da sonst die Haare austrockenen können.

5. Ein Tipp für Männer: Falls der Ra-sierschaum mal ausgeht, einfach Black Soap verwenden. Die Shea-Butter verrin-gert die Irritation, also keine Sorge.

In Österreich findet man Black Soap meist in exotischen Supermärkten. Zum Beispiel im Prosi Exotic Supermarket, Wimbergergasse 5, 1070 Wien.

In afrikanischen Haushalten ist Black Soap so essenziell wie Milch. Black Soap oder auch „African Black Soap“ genannt, ist eine Seife aus natürlichen Inhaltsstoffen. Sie besteht aus

Asche, die unter anderem aus Bananenbaumstämmen gewonnen wird, dazu kommen noch Kakaobohnen, Palmenblätter, Sheanussbaumrinden, und manchmal wird auch Zitronen-

saft dazu gemischt. Bei der Endverarbeitung kommen noch Palmen,- Kokos,- und Palmenkernöl hinein. Black Soap hat viele Vorteile für Haut und Haar. Hier ein paar Tipps!

TEXT VON ELISABETH TARUVINGA MTASA//FOTO VON PHILPP HORAK

Black Soap

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Poulet Directeur Général* Zutaten: (für 4 Personen) | 3 große Karotten | 350 g Tomaten 300 g Fisolen | 2 TL Gelbwurz | 1 Stange Lauch | 300g Paprika (Grün-Rot-Gelb) 4 Stangen Petersilie | 5 reife Kochbananen | 1 Zwiebel | 6 Zehen Knoblauch 30g Ingwer | Salz, Pfeffer | Djansan-Samen (Samen des Baumes | Ricinodendron heudelotii) 35 cl Öl (Sonnenblumenöl) | 6 Hühnerschenkel Zubereitung: Zwiebel, Knoblauch und Ingwer waschen und mit Petersilie grob zerhacken. Djansan-Samen hinzufügen und alles zur einer homogenen Masse mixen. 35 cl Öl hinzufügen und vermischen. Karotten und Lauch waschen und in etwa 1-cm-dicke Ringe schneiden. Paprika in kleine Quadrate schneiden. Die Kochbananen mit Hilfe eines Messers schälen und schneiden. Hühnerschenkel in drei Teile schneiden. Schenkel in das heiße Öl legen, bis sie gar sind. 0,5 Liter Wasser in einem Topf zum Kochen bringen und alles Zubereitete, mit Ausnahme der Kochbananen, hinzufügen. Mit Gelbwurz, Salz und Pfeffer würzen und aufkochen lassen. Nach etwa 10-12 Minuten Kochbananen hinzufügen und nach Bedarf würzen. 15 Minuten auf mittlerer Hitze kochen. Warm servieren. *Poulet Directeur Général (Huhn-General-Direktor) war ursprünglich ein Gericht für reiche Menschen in Kamerun. Daher die Bezeichnung DG (Directeur Général – General Direktor).

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COOL TOUR

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Du bist seit letztem Jahr Dauergast im Radio – wie fühlt es sich an, so schnell erfolgreich geworden zu sein?Das ist der reinste Wahnsinn. Ich habe das so nicht erwartet, da ich mit einem anderen Projekt zwar ein wenig Aufmerksamkeit hatte, allerdings nie so erfolgreich war. Manchmal braucht man ein wenig, um seinen Sound zu finden. Hip-Hop ist allerdings immer noch ein großer Teil von mir. Missy Elliot ist ein riesen Vorbild und ich sehe mich nicht als Popsängerin.Du bezeichnest dich gerne als Kulturhyb-rid. Was bedeutet dieses Wort für dich?Kulturhybrid ist in erster Linie jemand, der mit zwei Kulturen aufgewachsen ist. In meinem Fall die deutsche Kultur, in der ich groß geworden bin und andererseits die marokkanische, die ich durch meine Familie mitbekommen habe. Es kann schwierig werden, weil man in keiner Kul-tur als ganz gesehen wird. Allerdings sehe ich es heute als absoluten Mehrwert, denn man kann aus jedem Erdteil etwas für sich mitnehmen.Welche Verbindung hast du zu Marokko?Ich hab eine starke emotionale Bindung zu die-sem Land, da ich 16 Jahre lang immer meine Ur-laube dort verbracht habe. Entfernte Verwandte leben dort. Es ist schon ein Stückchen Heimat. Wenn ich dort geboren worden wäre, hätte ich – wie in meinen Songs beschrieben – zwar andere Freunde und andere Werte, aber der Kern wäre bestimmt gleich.Inwieweit merkt man das in deiner Musik?Ich lasse gerne orientalische Klänge in meine Musik einfließen, wenn es passt. Bei zwei Songs hat es von der Thematik her Sinn gemacht, den Sound orientalisch zu gestalten. Einerseits „Na-dor“ und andererseits „Wenn sie kommen“, in dem es um einen Straßenjungen geht. Einige meiner Musikvideos sind ebenfalls in Marokko gedreht worden. Du bekommst überall Unterstützung – wie entstehen diese guten Kontakte im Musikbusiness?Viele von denen sind einfach mittlerweile meine Freunde, die ich in Berlin kennengelernt habe, während ich an meinem Album gesessen bin. Besonders Fabian Römer, der auch einige Songs am Album mit mir geschrieben hat, ist mit mir auf einer Wellenlänge. Cro und Teesy sind super Wegbegleiter, auch was gemeinsame Auftritte betrifft. Mit Abdi – der einen Hälfte von Celo und Abdi – bin ich sogar aufgewachsen.

TALK NAMIKA – zu Deutsch, die Schreiberin – ist gebürtige Frankfurterin mit marokkanischen Wurzeln. Vergange-nes Jahr stürmte sie mit „Lieblingsmensch“ die Charts, nahm am Bundesvision Song-contest teil und wurde vor kurzem für den Echo nominiert. Die 24-Jährige war davor als Rapperin Hän Violett unterwegs und setzt jetzt auf eingängige Melodien statt harten Rhymes.

MHDMHD

VÖ: 15.04.2016

Ghanaian Stallion

Soul FruitsVÖ: 08.04.2016

Corinne Bailey Rae The Heart Speaks in

WhispersVÖ: 13.05.2016

CD TIPPS

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CD VON KLÄNGEN ZU MELODIENAdesse – „Fechnerstraße“Vom Fußballer zum Sänger – diese Wandlung begann für Adesse bereits früh. Statt für einen Vertrag mit einem Bun-desligisten entschied er sich für die Liebe zur Musik und beschert uns deshalb feine Popmusik für die warme Jahres-zeit. Adesse ist bewusst kein Rapper. Der Berliner, dessen westafrikanischer Vater und deutsche Mutter sich bei einem gemeinnützigen Projekt kennenlernten, spielt seit seiner frühesten Kindheit Klavier und sitzt, wann immer es mög-lich ist, an neuen Texten. Mit „Fechnerstraße“ beschert er uns ein Debüt, das einfach ehrlich klingt und von dem man sicher den einen oder anderen Song bald im Radio zu hören bekommt. Anspieltipps: „Anruf333”, „Männer weinen nicht“ feat. Sido, „Sekundenkleber”

VON MORGEN Jahson the ScientistMontserrat, London, USA, Wien – Jahson the Scientist ist irgendwie überall zuhause.

Bereits seit geraumer Zeit schwirrt das Talent durch die österreichische Musikszene und sagt der Eintönigkeit den Kampf an. Da heutzutage fast alles ein Genremix ist, paart der

junge Künstler Dancehall und elektronische Elemente mit seinen spannenden Texten. Seine neue EP „No Doubt“ veröffentlichte er Mitte April. Das Nebenprojekt „Scattah Brain“ bietet die Möglichkeit, experimentellen Hip-Hop mit Live-Besetzung zu bewundern. Er wirkt wie

ein Sound-Forscher – immer auf der Jagd, sein Schaffen weiter zu optimieren. Eines ist sicher: Sich musikalisch eingrenzen lassen ist nicht sein Stil. Watch out, Jahson is in town!

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4. Mai//LOGIC //Hip-Hop//Grelle Forelle – Wien //VVK: € 258. Mai//BLVZE W/WILEY & SLIMZEE//Hip-Hop//Flex – Wien// VVK: €2515. Mai//THE HARLEM GLOBETROTTERS//Basketball-Show// TipsArena – Linz//VVK: ab € 4621. Mai//NELLY//Hip-Hop/RnB//Bollwerk, Wien//VVK: tba 25. Mai//MAX ROMEO & AIDONIA//Reggae//WUK – Wien// VVK: € 2527. – 29. Mai//BODIES OF KNOWLEGE CONFERENCE: EN-COUNTERS//Art/Storytelling/Performance//Sargfabrik – Wien//VVK: tba18. Juni//JAZZ FEST//Ottakringer Arena – Wiesen//Mit: The Roots, Michael Kiwanuka, Selah Sue, Robb, uvm.//VVK: € 8911. Juni//AFRO RADUNO FESTIVAL//Afro, World & Cosmic Festival//Innsbruck Hafen – Innsbruck//VVK: €252. Juli//NELSON IN AFRIKA//Kindertheater//Steudltenn – Uderns//VVK: ab €65. Juli//BEAT THE FISH DELUXE//Festival//Arena open Air – Wien//Mit: Tyler the Creator, K.I.Z., Jurassic 5, Lady Leshurr, uvm.//VVK: ab €59

EVENT TIPPS

DIE COOLTOUR WIRD ZUSAMMENGESTELLT VON VANESSA SPANBAUER

FILM VOM TV ZUR LEINWAND „MONSIEUR CHOCOLAT”Frankreich, im 19. Jahrhundert: Der ehemalige Sklave Raphaël Padilla alias Kananga arbeitet im Wanderzirkus und mimt den wilden Kannibalen, der das Publikum in Angst und Schrecken versetzt. Als der alteingesessene Clown George Footit sein Programm überarbei-tet, kommt er auf die Idee eines Schwarz-Weißen Clownduos. Aus Kanganga wird Chocolat und gemeinsam nehmen sie die Lachmus-keln des Publikums ins Visier. Die Show rund um den „Meister“ Footit und den Schwarzen Dilettantenclown wird so erfolgreich, dass der Wanderzirkus bald zu klein wird. Doch mit zunehmendem Erfolg steigen auch die Ansprüche… „Ziemlich beste Freunde“ war ges-tern – Omar Sy ist jetzt Chocolat! Regie: Roschdy Zem//Mit: Omar Sy, James Thiérrée, Clotilde Hesme, Olivier Gourmet//Ab 29.4. im Kino

BUCH VON SEITE ZU SEITENetworking à Dakar – Portraits einer StadtMargit Niederhuber, Ina Ndeye Fatou Thiam, Reiseführer sind etwas zäh – dieser neue Take, eine Stadt von all ihren Seiten zu betrachten, kann aber definitiv was. Am westlichsten Punkt Afrikas gelegen, ist Dakar für Respekt und vor allem für seine Gastfreundschaft bekannt. Den Anfang nimmt das Buch im Vorort Pi-kine. Hier arbeitet die NGO »Africulturban«, die von Rappern 2006 gegründet wurde und schnell Anklang bei Jugendlichen fand. Networking à Dakar bietet spannende Einblicke in das Leben von KünstlerInnen, LehrerInnen, Straßen-händlerInnen, Kulturinitiativen, NGOs und vielen mehr. Das Buch liefert diese Insights sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache. Ein weiteres Must-have für Weltenbummler, die mit den drei Vorgängern über Johannes-burg, Maputo und Nairobi schon viel Spaß hatten.Mandelbaum Verlag 2016, ISBN 9783854764830

FILM TIPPSDer große Tag, Dokumentation, Regie: Pascal Plisson, Ab 22.4. auf DVDEphraim und das Lamm, Coming of Age-Drama Regie: Yared Zeleke, Mit: Rediat Amare, Indris Mohamed, Surafel Teka, Ab 20.5. auf DVDCreed, Boxerdrama Regie: Ryan Coogler Mit: Michael B. Jordan, Sylvester Stallone, Tessa Thompson, Ab 5.5. auf DVD

BUCH TIPPSDer Ort, an dem die Reise endetYvonne Adhiambo Owuor, Übersetzt von Simone Jakob, RomanDuMont Buchverlag (2016)Das Haremsfenster – Zur fotografi-schen Eroberung Ägyptens im 19. JahrhundertFelix Thürlemann, FachbuchWilhelm Fink (2016)Und von Tanger fahren die Boote nach irgendwo, Jalid Sehouli, Romanbe.bra (2016)

NELSON IN AFRIKA//NELLY//THE ROOTS// MAHIR JAHMAL – FACE IT//DANIEL BAMBAATA//

MARLEY SHAWN

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Kunsthaus BregenzTheaster GatesBlack Archive 23 | 04 — 26 | 06 | 2016

Kunsthaus BregenzKarl-Tizian-Platz |

6900 Bregenz | Austria

www.kunsthaus-bregenz.at

ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag

10 — 18 Uhr

Donnerstag 10 — 20 UhrTheaster Gates, Tar baby, 2014 Ed William’s CollectionFoto: Sara Pooley, Courtesy of the artist

27.April – 21. August//SCHWARZÖSTERREICH – DIE KINDER AFROAMERIKANISCHER BESATZUNGSSOLDATEN//Ausstellung// Museum für Volkskunde – Wien//VVK: ab € 4RAHMENPROGRAMM2. Mai//Kuratorenführung//10. Mai, 19 Uhr: Vor-trag: „Was wohl aus diesen Kindern geworden ist?“ Entstehung und Verlauf des Projekts „Lost in Administ-ration“ – Niko Wahl und Philipp Rohrbach//19. Mai, 19 Uhr//Podiumsdiskussion: „Mein Österreich, Dein Österreich“ – Zugehörigkeit, Identität und Erfahrungen Schwarzer ÖsterreicherInnen aus der Perspektive dreier Generationen/Am Podium: Linda O., Zeitzeugin; Michaela Obemeata, Verfasserin der der Diplomarbeit „Andere Österreicher. Die Kinder der afrikanischen Diaspora in Wien“; Clara Akinyosoye (Moderation), Chefredakteurin fresh //14. Juni// Vortrag „Diskriminiert, adoptiert, vergessen?“// 28. Juni//Podiumsgespräch mit dem im Rahmen des Projekts interviewten Zeitzeugen Peter N./Am Podium: Peter N., Zeitzeuge; Vanessa Spanbauer (Moderation), stv. Chefredakteurin fresh//4. Juli//Kuratorenfüh-rung//19. Juli//Filmabend „Brown Babies“// 16. August//Filmabend „Kleine große Stimme“, Moderation: Simon INOU, Herausgeber fresh

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Stella im Salzburger Ländle

HEIMAT LAND

St. Jakob am Thurn ist ein Ortsteil der Gemeinde Puch bei Hallein im Tennengau. Der kleine Ort liegt am Fuße des Thurns. Bis nach dem zweiten Weltkrieg bestand die Ortschaft aus nur acht Häusern. Mittlerweile ist die Gemeinde aber schon gewachsen. Sehenswert sind in der kleinen Gemeinde das Schloss mit einem Turm aus dem Jahre 1200 sowie die Kirche St. Jakob, die auch eine beliebte Wallfahrtskirche ist.

WEGBESCHREIBUNG: St. Jakob am Thurn liegt etwa eine halbe Stunde von Salz-burg Stadt entfernt. Man erreicht den kleinen Ort entwe-der über die Autobahnen A1 und A10 oder man nimmt die Halleiner Landstraße. Von Wien aus fährt man über die A1 etwa 3 Stunden in die Gemeinde.

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ein Lieblingsort ist St. Jakob am Thurn. Das ist ein kleiner Ortsteil der Gemeinde Puch bei Hal-lein in Salzburg. Meine Großeltern hatten dort ein Haus, das jetzt der ganzen Familie als Rück-zugsort dient. Ich lebe sonst in der Stadt, daher liebe ich es, im Urlaub aufs Land zu fahren. Hier

entspanne ich, hier komme ich zur Ruhe. Der Garten vor dem Haus ist mein Lieblingsplatz, vor allem, weil ich so fasziniert bin von dem großen alten Baum, der dort steht. Das Lustige ist, obwohl ich eigentlich zum Abschalten nach Salzburg aufs Land fahre, habe ich hier meine besten Ideen. Mein letztes Kindermusical ist in diesem Haus entstanden. Aber ich verbinde noch mehr mit diesem Haus: Es hat meinen Großeltern gehört und ich habe auch selbst zuerst mit meiner Mutter und dann auch allein mit meinen Großeltern ein paar Jahre dort gewohnt. Ich erinnere mich an Abende, an denen meine Großeltern alles Geschirr aus den Laden geholt haben und dann ha-ben wir gemeinsam darauf musiziert. Das ganze Haus war eine Klanghöhle. Da wusste ich schon mit 5 Jahren: Ich will Musikerin werden. Meine Kinder lieben das Haus genauso wie ich. Sie sagen immer: "Hier können wir tun, was wir wollen!“ Dieses Gefühl der Freiheit habe ich dort auch. Und das macht St. Jakob zu meinem Lieb-lingsfleck in Österreich.“

Mein schönster Platz in Österreich. Die Großeltern, die Kinder, der große alte Baum im Garten: All das macht

das Haus in St. Jakob am Thurn für Stella Jones zu etwas ganz Besonderem. Das, und das Gefühl der absoluten Freiheit. VON DANIELA KRENN

Stella Jones ist Sängerin, Produzentin von Kinder-musicals und Audio-Büchern, Vocal Coach und außerdem die musikalische Leiterin der Gospelgruppe American Christmas Gospel. Mit verschiedenen Bands aus Funk and Soul tourt sie um die Welt. Geboren ist die Wienerin und Mutter von zwei Kindern in Berlin. Ihr neues Buch – eine Anleitung für Sänger und solche, die es noch werden möchten – ist im März erschienen.

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Y oga ist gesund, beliebt und gewissermaßen in Mode. Doch der Trend ist an manchen Frauen vor-übergezogen, ohne sie mitzureißen. Viele people of

colour (POC) fühlen sich von den gängigen Bildern, die Yoga vermittelt, nicht angesprochen. Also haben einige Schwarze Frauen das Ruder selbst in die Hand genommen, sich vernetzt und eigene Räume für Yoga geschaffen. Calia Marshall ist so eine Frau: Die Yoga-Lehrerin leitet den Kurs „Brown Sugar – Yoga for Folks of Color Class“ in New York. In einem Interview mit der Zeitschrift Elle sprach sie kürzlich darüber, dass gerade in den Bereichen Yoga und Gesundheit ein bestimmtes Stereo-typ vorherrschend ist – nämlich dass Yoga weiß, teuer und vor allem für schlanke Frauen ist. Wenn man sich in einer Gruppe also nicht repräsentiert sieht, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass man sich dort nicht mehr blicken lasse. Marshall hat daher einen Raum geschaffen, in dem sich Schwarze Frauen weder al-lein noch fremd fühlen und sich auch andere Yoga-Begeisterte treffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und diese in einem geschützten Raum teilen können (auch ohne Worte!). Dass Yoga gerade für bestimmte Communities nicht leistbar ist, gibt ihm zusätzlich einen sehr elitären Touch. Chelsea Jackson Roberts „Chelsea Loves Yoga“ hat sich mit dem Thema Yoga und Body Image auseinandergesetzt und ist Yogalehrerin in At-lanta. Sie versucht Jugendlichen und marginalisierten Commu-nities Yoga näher zu bringen.

Natürlich müssen sich Yogylehrerinnen wie Marshall und Roberts immer wieder mit der Kritik auseinandersetzen, dass sie bewusst Segregation betreiben (in Österreich würde man wahrscheinlich von Ghetto-Bildung oder Parallelgesellschaft sprechen). „Wir sollten doch lieber gemeinsam Yoga praktizie-ren“ – das ist nur einer der vielen Botschaften, die an sie gerich-tet werden. Frauen wie ihnen geht es aber nicht um Abgren-zung, sondern darum, Yoga auch Menschen näher zu bringen, die sich bisher nicht damit identifizieren konnten.

YOGA NUR FÜR SCHLANKE?Ein prominentes Mitglied der Yoga-Community ist Jessamyn

Stanley. Sie hat mittlerweile mehr als 160.000 Instagram-Follo-wer. Stanley ist so besonders, weil sie das Bild der jungen, wei-ßen und superschlanken Frau auf der Yogamatte ins Wanken bringt. Und das ist gut so. Stanley ist eine queere, übergewich-tige Schwarze Yogalehrerin aus North Carolina (USA). Sie hatte 2011, nachdem sie als Teenagerin bereits einmalig eine Bikram-Yogastunde („Schwitz-Yoga“, 90 Minuten in einem Raum mit 38-40 Grad) besuchte, nur wegen eines Gutscheins wieder an einem Yogakurs teilgenommen. Heute ist sie

mehrmals wöchentlich selbst als Yoga-Lehrerin tätig. Davon kann man sich auf ihrer Website und in ihrem Blog „My name is Jessamyn – Yoga Enthusiast and Fat Femme“ überzeugen. Sie er-zählt, wie sie Yoga für sich entdeckt hat und dokumentiert ihre Yoga-Sessions anhand zahlreicher Bilder. Ihre Sicht auf ein po-sitives Körperbewusstsein hat sie zu einer Inspiration für viele kurvige Frauen werden lassen. Frauen, die sich aufgrund ihres Gewichts niemals in ein Yogastudio getraut hätten. Sie hat eine deutliche Message für all die Selbstzweifler/innen, die wir uns alle zu Herzen nehmen können: „Your body is not standing in your way. Only your mind is standing in your way.“

YOGA-TESTJazz Shivay, eine afro-kolumbianische Yoga-Lehrerin, hält

seit einigen Jahren Kurse in Wien ab. Es ist ein gemischtes Pu-blikum, aber in der Regel kommen kaum Schwarze Frauen in ihre Kurse. Sie selbst hat eine fundierte Ausbildung in Indien gemacht und wird dennoch oftmals belächelt. Das stereotype Image, das in Medien verbreitet wird und sich auch in vielen Köpfen verfestigt hat, kann sie nicht verstehen: „Yoga ist für alle Menschen – egal ob alt, jung, dick, dünn, weiß oder Schwarz“. Die Yogalehrerin hat ein Studio gemietet, in dem sie Kurse in Spanisch und Englisch abhält. „We are very special“, sagt sie. Sie würde sich sehr freuen, wenn auch mehr Schwarze Frauen ihren Yoga-Kurs besuchen würden. Ich, Yoga-Neuling, habe sie besucht und bin voll begeistert. Es war schweißtreibend, aber auch entspannend. Ich habe mich bei Jazz sofort wohlgefühlt. Man merkt, sie weiß was sie tut und, ganz wichtig, sie geht auch auf spezielle Bedürfnisse ein. Einfach mal ausprobieren, die Ter-mine findet ihr auf ihrer Facebook-Seite.

BLACK YOGAWarum hat Yoga das Image, ein Sport für weiße, superschlanke Frauen zu sein?

Und braucht es eigene Yoga-Kurse für Schwarze Frauen? In den USA und in England wird dieses Thema mehr oder weniger heftig diskutiert.

VON GLADYS AKINYOSOYE

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ISTO

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OTO

YOGA IN WIENJazz Shivay gibt Kurse auf Englisch und Spanisch. Auf Facebook kündigt sie die Kurstermine an: facebook.com/jazz.shivay//www.jasshivay.com

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