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Freie Software für den Unternehmenseinsatz: Multitalent Open … · 2016-06-03 · Linux’...

Date post: 13-Feb-2020
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Freie Software für den Unternehmenseinsatz: Multitalent Open Source Mehr als nur Mail- und Webserver Authentifizierung: Smartcards provisionieren mit FreeIPA Open-Source-Lizenzen: Fallstricke für eigene Projekte umgehen Enterprise-Distributionen: KMU-Linuxe im Vergleich Offene Hardware: Arduino, Raspberry Pi und Co. Dokumentenformate: Fehler beim Datenaustausch vermeiden Programmieren: Git-Strategien und freie IDEs für Unternehmen Vom Entwurf bis zum fertigen Prototyp mit Open-Source-Systemen: 3D-Druck komplett Anzeige Firewalls: Linux’ nftables und OpenBSDs Paketfilter Büroanwendungen: LibreOffice Zentral verwalten, professionell konfigurieren Android-Alternativen CyanogenMod und Co. 2016 MAGAZIN FÜR PROFESSIONELLE INFORMATIONSTECHNIK – SONDERHEFT
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Page 1: Freie Software für den Unternehmenseinsatz: Multitalent Open … · 2016-06-03 · Linux’ nftables und OpenBSDs Paketfilter Büroanwendungen: LibreOffice Zentral verwalten, professionell

Freie Software für den Unternehmenseinsatz:

Multitalent Open SourceMehr als nur Mail- und Webserver

Authentifizierung:

Smartcards provisionieren mit FreeIPAOpen-Source-Lizenzen:

Fallstricke für eigene Projekte umgehen

Enterprise-Distributionen:

KMU-Linuxe im VergleichOffene Hardware:

Arduino, Raspberry Pi und Co.Dokumentenformate:

Fehler beim Datenaustausch vermeidenProgrammieren:

Git-Strategien und freie IDEs für UnternehmenVom Entwurf bis zum fertigen Prototyp mit Open-Source-Systemen:

3D-Druck komplett

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Firewalls:

Linux’ nftables undOpenBSDs Paketfilter

Büroanwendungen:

LibreOfficeZentral verwalten, professionell konfigurieren

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MAGAZIN FÜR PROFESSIONELLE INFORMATIONSTECHNIK – SONDERHEFT

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iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen 3

EDITORIAL

Wer heute noch glaubt, Open-Source-Software (OSS)sei nicht in den Unternehmen angekommen, muss die letzten Jahre wohl in einer Zeitkapsel verbracht

haben. Denn dass die Infrastruktur des Internets ohne freieKomponenten nicht oder nicht so gut wie bisher funktionierenwürde, ist eine unbestrittene Tatsache.

Viele der Open-Source-Vorteile lassen sich am Credo derTransparenz festmachen: Die Offenheit der Quellen und derCommunity-orientierte Entwicklungsansatz verhindern, dassAnwender in die Falle der Abhängigkeit von einem Anbietertappen, und erschweren zumindest das Einschleusen uner-wünschter Hintertüren. Die transparente Umsetzung internatio-nal definierter Standards durch die freien Projekte sowie dieOption zur lizenzkostenfreien Nutzung haben zu diesem Erfolgebenso beigetragen wie die Leistungsfähigkeit der eingesetz-ten Programme.

Aber auch jenseits des Infrastruktur-Einsatzes hat OSS direktEinzug in die Unternehmen gehalten. Ende 2015 hat sich dieGöttinger SerNet die 30 im DAX gelisteten Unternehmen hin-sichtlich OSS-Nutzung angesehen und festgestellt, dass dieseausnahmslos – aber nicht überall – freie Software einsetzen,teilweise sogar aktiv dazu beitragen.

Wesentlich deutlicher zeigt sich die Durchdringung im per -sönlichen Bereich der Anwender: Laut Statistik-Portal Statista waren im April in Deutschland die beiden meistgenutztenBrowser Firefox und Chrome (wobei genau genommen nurChromium OSS ist), deren aktuelle Versionen schon die Hälftealler Page Views generierten. Noch klarer sehen die Zahlen für Mobilgeräte aus: Hier bescheinigt Statista Android seitMitte 2012 in Deutschland einen Marktanteil am Smartphone-Absatz zwischen 70 und 80 Prozent (siehe „Alle Links“).

Auch der Branchenverband Bitkom hat das Thema freie Soft-ware auf der Agenda. So veröffentlichte man 2006 den „Leit -faden Open Source Software – Rechtliche Grundlagen undHinweise“. Mittlerweile gibt es dort eine Arbeitsgruppe „OpenSource“. Die hat gemeinsam mit der Gruppe „ITK-Vertrags-und Rechtsgestaltung“ im Frühjahr 2016 eine erweiterte Neu-auflage erarbeitet: den Bitkom-Leitfaden zu Open-Source-Software 2.0. Der bemängelt, dass trotz des flächendeckendenEinsatzes freie Software immer noch nur auf technische undrechtliche Belange reduziert wird.

Nach Ansicht der Autoren des Leitfadens liegen die Heraus -forderungen darin, dass OSS ein umfassendes Produktions-,Vertriebs- und Geschäftsmodell sein kann. Dafür beschreibensie in fünf unterschiedlichen Beispielen, mit welcher StrategieUnternehmen OSS angehen können und welche Konsequen-zen sich daraus jeweils ergeben.

Ein Stück weit nimmt auch dieses iX Special, das auch dieAbonnenten als 13. Ausgabe ihres Jahresabos erhalten, dieseThematik auf. Neben den obligatorischen technischen Aspek-ten geht es auch um strategische Überlegungen zu Open-Source-Einsatz und -Methoden. Dass sich die vielbeschworeneTransparenz dabei als Leitmotiv der Aufmacher durch die ge-samte Ausgabe zieht, ist quasi das visuelle Sahnehäubchen.

ANDRÉ VON RAISON

Zeitalter der Transparenz

Alle Links: www.ix.de/ix1615003 x

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LibreOffice bändigenNicht nur bei privaten Nutzern erfreut sich die freieOffice-Suite großer Beliebtheit. Zunehmend findenUnternehmen Interesse an den Möglichkeiten, dasBüropaket an die eigenen Bedürfnisse anzupassen unddiese Modifikationen zentral zu verwalten und zu verteilen. Wie das funktioniert, steht auf den

Seiten 44 und 54

UnternehmenssoftwareOpen SourceFreie Software für den Unternehmenseinsatz 6

Content ManagementWeitverbreitete CMS: WordPress, Joomla, Drupal und TYPO3 12

KMU-LinuxCollax Business Server, Koozali SME Server und Univention Corporate Server 18

PlattformenMobile ComputingAlternative Android-Systeme für den Unternehmenseinsatz 24

RISC-SystemeOpenPOWER: IBMs Abschied vom Monopol 29

Embedded Computing IOpen-Source-Hardware im Einplatinenformat 32

Embedded Computing IIAuf dem Weg zum Einplatinen-Cluster 39

BüroanwendungenOffice-PaketFreie Office-Alternative fürs Unternehmen 40

Customizing ILibreOffice fit für den Firmeneinsatz machen 44

Customizing IILibreOffice-Extensions schreiben und im Firmennetz verteilen 54

Cloud-DiensteEin eigenes Cloud-Office mit Open-Source-Software 60

EntwicklungProgrammierungStrategien für die verteilte Versionsverwaltung Git 64

SoftwaresicherheitSichere Applikationen mit OpenSAMM 70

SoftwareentwicklungOpen-Source-IDEs für Unternehmen 78

4 iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen

INHALT | IX SPECIAL

Open Source im UnternehmenIm Vergleich zu kommerziellen Produkten hat freieSoftware bei Serverdiensten wie Web- oder Mailser-vern seit Jahren die Nase vorn. Aber auch jenseits von Apache und Co. haben sich im Sektor klassischerEnterprise-Anwendungen inzwischen leistungsfähige,freie Alternativen etabliert. Einen Blick auf den Stand der Dinge gibts auf den

Seiten 6, 12, 18, 40 und 60

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Open-Source-KlippenumschiffenBeim Einsatz freier Software in Firmen lauern manch-mal an unerwarteten Stellen unangenehme Stolper-kanten. Mit entsprechendem Wissen lassen sich lästigeHakeleien mit Dateiformaten beim Dokumentenaus-tausch ebenso umgehen wie große Fallgruben imLizenzdschungel.

Seite 70, 96 und 100

Verzeichnisdienste und -IntegrationActiveDirectoryauf Windows-und OpenLDAP auf Linux-Seite sindprobate Mittel, Benutzer-daten und -berechtigun-gen im Unternehmenzentral vorzuhalten. Dass dies ohne Sicher-heitseinbußen auch mitdelegierter Verantwortungoder dem Einsatz von Smartcards klappt, zeigen die

Seiten 112, 118 und 130

Hintergrundwissen3D-ToolchainKonstruktion und Druck dreidimensionaler Objekte mit Open Source 84

Office-FormateDateiformate als Herausforderung für Administratoren 96

Office-InternaBeim Konvertieren steckt der Teufel oft im Detail 100

NutzungsrechteJuristische Fallstricke beim Open-Source-Einsatz im Unternehmen 108

AdministrationVerzeichnis-IntegrationMit SSSD ins Active Directory und darüber hinaus 112

VerzeichnisdiensteLDAP-Benutzerzugänge mit Æ-DIR absichern 118

Smartcard-AnbindungMit FreeIPA unter Linux Smartcards provisionieren 130

Firewall ILinux Firewall Next Generation: nftables 134

Firewall IIDer Paketfilter PF von OpenBSD 140

SonstigesEditorial 3

Inserentenverzeichnis 146

Impressum 146

iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen 5

Alle Links: www.ix.de/ix1615004

Artikel mit Verweisen ins Web enthalten am Ende einenHinweis darauf, dass diese Webadressen auf dem Server deriX abrufbar sind. Dazu gibt man den iX-Link in der URL-Zeile des Browsers ein. Dann kann man auch die längstenLinks bequem mit einem Klick ansteuern. Alternativ stehtoben rechts auf der iX-Homepage ein Eingabefeld zur Verfügung.

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Laut einem Zitat von Infosys sagteGartner vor einiger Zeit voraus, dassbis 2016 nahezu alle Global-2000-

Firmen Open-Source-Software (OSS)auch für unternehmenskritische Aufgabeneinsetzen (siehe „Onlinequellen“, [a]). Dasgilt jedoch in erster Linie für Infrastruktur-software wie Serverbetriebssysteme, Vir-tualisierung, Webserver und Datenbanken.In endanwendernahen Bereichen galt bis-her noch vielfach die Devise, lieber dieFinger von OSS zu lassen, da diese alswenig anwenderfreundlich gelten.

Andererseits gelten die Pro-OSS-Argu-mente natürlich auch hier: Aufgrund desoffengelegten Quellcodes kann man ein-fach eigene Module hinzuentwickeln und

so das Produkt optimal an die eigenenBedürfnisse anpassen. Auch Sicherheits -lücken oder Fehler lassen sich im Zweifelvon jedem mit entsprechenden Program-mierkenntnissen erkennen und beheben.Unternehmen, die sich nicht nur vor Ha-ckern, sondern auch vor staatlicher Über-wachung fürchten, können durch einenBlick in den Quellcode sicherstellen, dasskeine Betriebsgeheimnisse über eine ein-gebaute Hintertür nach außen gelangen.

Schließlich ist man selbst für den Fallgewappnet, dass ein Anbieter Konkursgeht. Da der Quellcode vorliegt, kann manimmer noch ein anderes Unternehmen be-auftragen, die Software zu warten undweiterzuentwickeln. Grund genug, einen

Streifzug durch die Softwarelandschaft ty-pischer Unternehmen zu machen und denStatus von OSS in den einzelnen Berei-chen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Webauftritte

Zu Beginn steht die Repräsentation desUnternehmens im Internet an. Für kleineFirmen verbieten sich selbst gehosteteLösungen allein schon wegen der Kosteneiner vernünftigen Internetverbindung,die auch in Upload-Richtung genügendBandbreite bereitstellt. Für größere Mit-telständler mit guter Internetverbindungempfehlen sich freie Content-Manage-ment-Systeme (CMS), die man schonfast als Platzhirsche ansehen muss. EinBlick auf die Statistik zeigt WordPressmit einem Marktanteil von fast 60ˇ%weltweit [b].

Das ursprünglich als Weblog entwi-ckelte System hat nach und nach einfa-chere CMS-Funktionen bekommen, ohnedie Einfachheit der Bedienung und Ad -ministration aufzugeben. Fehlende Funk-tionen lassen sich mit einem der vielenPlug-ins nachrüsten, wobei man allerdingsaufpassen muss, sich durch schlecht pro-grammierte Plug-ins nicht auch Sicher-heitslücken oder Stabilitätsprobleme ein-zuhandeln.

6 iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen

UNTERNEHMENSSOFTWARE | OPEN SOURCE

Ungewohnte Perspektiven

René Peinl

Über die Enterprise-Tauglichkeit freier Software lässtsich je nach Einsatzgebiet trefflich streiten. Schaut man

sich die verfügbaren Ansätze jedoch genauer an, sieht esfür Open-Source-Software gar nicht so schlecht aus.

�-TRACT⚫ Bei auf die Infrastruktur bezogenen Szenarien hat Open-Source-Software

in den vergangenen Jahren ihre Tauglichkeit für den Firmeneinsatz bereits hinreichend unter Beweis gestellt.

⚫ Entgegen der landläufigen Meinung bietet freie Software auch im Bereich klassischer Enterprise-Applikationen durchaus ernstzunehmende Alternativen zu den proprietären Produkten.

⚫ Anwender sind bei Problemen aber nicht ausschließlich auf die Gnade der Community angewiesen; ein mittlerweile existierendes Dienstleistungsökosystemkann Service-Ansprüche auch von Unternehmen zufriedenstellen.

Freie Software für den Unternehmenseinsatz

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Auf den Plätzenˇ2 und 3 folgen Joomla(6ˇ%) und Drupal (5ˇ%, [1]), zwei eben-falls PHP-basierte Systeme. WährendJoomla sich als klassisches CMS für Web-auftritte versteht, richtet sich Drupal inden letzten Versionen zunehmend an Be-treiber sozialer Plattformen und Intranets.Die Komplexität der Administration steigtvon WordPress über Joomla zu Drupal.Allerdings sind beide trotzdem gut be-herrschbar. Negativ ist anzumerken, dassman zum Erstellen eigener Layout-Vorla-gen schnell Programmierkenntnisse benö-tigt beziehungsweise sich mit Template-Sprachen wie Freemarker herumschlagenmuss. Das ist bei der kommerziellen Kon-kurrenz manchmal einfacher umgesetzt.

Sind noch komplexere Aufgabenstel-lungen zu lösen, so ist in Deutschlandnach wie vor Typo3 sehr beliebt. EinigeWebagenturen haben sich darauf spezia-lisiert und wollen ihr Wissen möglichstweiterverwenden. Das scheint aber ange-sichts der anerkannt überalterten Soft-ware-Architektur und den existierendenSchwächen (etwa die Suche) heute keinegute Idee mehr. Nicht umsonst arbeitetdie Community seit Jahren am Nachfol-ger Typo3 Neos [2], der sich aber bishernoch nicht recht etablieren konnte. Fürtypische Typo3-Szenarien bieten sich ehersolide, auf Java basierende Systeme wieHippoCMS an, das Gartner im MagicQuadrant WCMS 2015 als Nischenan-bieter listet und visionärer als Microsoftsowie besser in der aktuellen Funktion alsCoreMedia einschätzt. Den Haupt-Dru-pal-Entwickler Acquia sieht Gartner so-gar in der Position des Leaders – nur vonSitecore und Adobe geschlagen. Eineausführliche Betrachtung des OSS-CMS-Umfelds liefert der Artikel „Im Über-fluss“ ab Seite 12.

Webshops

Wer zusätzlich Webshop-Funktionen ha-ben möchte, kann sein Glück mit Joomla-Plug-ins versuchen. Empfehlenswerter er-scheint es allerdings, auf ein ausgereiftesShopsystem wie Ma gento zu setzen. Dasbringt alles üb licherweise Benötigte mit;für spezielle Ansprüche lassen sich diverseErweiterungen nachrüsten. Je nach Aus-richtung der Webpräsenz kann man even-tuell ganz auf ein CMS verzichten und aufdas Shopsystem setzen, da Magento auchrudimentäre CMS-Funktionen für Lan-ding Pages bietet. Das Paket lässt wenigWünsche für kleinere Webshops offenund lässt sich über Plug-ins nachrüsten.Das sieht Gartner genauso und platziertdie kommerzielle Version Magento Com-

merce als Challenger im Magic QuadrantDigital Commerce 2016 [c].

Im eigenen Produktivbetrieb hat derAutor allerdings eine Möglichkeit zurzentralen Bildverwaltung vermisst, weilMagento Bilder immer produktspezifischhochlädt. Da verliert man schnell ein we-nig den Überblick und auch Funktionenwie serverseitige Größenänderungen aufeine bestimmte Größe oder Beschneidenauf ein Seitenformat fehlen.

Dokumentenmanagement

Im Intranet ist die Verwaltung digitalerDokumente immer noch das Thema Num-mer eins. Angesichts hochwertiger Open-Source-Angebote wie Alfresco und Nuxeoist es kaum verständlich, dass immer nochviele Firmen ihre Dokumente ausschließ-lich auf Netzwerklaufwerken verwalten,egal ob mit Windows- oder Linux/Samba-Servern. Die genannten Vertreter sind ausgereift und vollkommen unterneh-menstauglich, bis hin zu großen Mittel-ständlern. Wegen der soliden Java-Archi-tektur und der OSS-Basis sind sie nichtnur gut erweiterbar, sondern skalierenauch gut. Grundlegende Funktionen wieVersionierung, Berechtigungen, Meta -daten und Volltextsuche verstehen sichvon selbst. Check-out und Check-in erlau-ben das Sperren von Dokumenten zur ex-klusiven Bearbeitung.

Alfresco bietet aber auch weiterfüh-rende Möglichkeiten wie den direkten Zu-griff auf Microsoft-Office-Anwendun-gen über die SharePoint-Protokolle. Diesemusste Microsoft nach Gerichtsbeschlüs-sen offenlegen. Sie vermeiden es, dassman Dokumente erst umständlich herun-terladen, lokal editieren und anschließendwieder hochladen muss.

Eine Stärke von Nuxedo ist dagegendas Digital Asset Management. Die obenbei Magento als fehlend bemängeltenFunktionen für Bilder sind hier verfügbar.Darüber hinaus kann das Paket Audio- undVideodateien in andere Formate konver -tieren und transkodieren. Weiter kann dieSoftware Office-Dokumente als PDF ren-dern, unterliegt aber dabei den im Artikel„Stolperfallen“ ab Seite 100 beschriebenenSchwächen der Layouttreue von Micro-soft-Formaten bei LibreOffice, das hierals Grundlage dient. Umfangreiche Work-flow-Funktionen bieten sowohl Alfrescoals auch Nuxeo. Trotz des Funktionsum-fangs ist die Administration relativ über-sichtlich.

Wer es dennoch lieber einfacher magund hauptsächlich den Dateiaustauschzwischen Kollegen im Blick hat, der ist eventuell bei OwnCloud gut aufge -hoben [3]. Der ursprünglich als Dropbox-Ersatz gestartete Dienst hat in den letztenVersionen kräftig an Enterprise-Funk -tionen gewonnen und positioniert sichmitt lerweile als umfassende Dokumen-tenverwaltung oder auch als Ergänzungzu SharePoint für den Zugriff von au-ßen. Die Synchronisationsfunktionen zwi-schen mobilen und Desktop-Clients mitdem Server, aber auch zwischen Servernmachen das Produkt ebenfalls interessant.Für einfachere Ansprüche bietet es sogardie Verwaltung von Kontakten und Ter-minkalendern an, kann hier ausgewachse-nen Groupware-Produkten jedoch nichtdas Wasser reichen.

Groupware

Laut Lexikon unterstützt Groupware dieZusammenarbeit in Gruppen. Die Ent-sprechung dieser vagen Beschreibung in

iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen 7

In Alfresco können Benutzer auf die integrierte Dokumentenbibliothek zugreifen(Abb.ˇ1).

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der Praxis lautet: Na ja, halt das, was Mi-crosoft Exchange macht, also E-Mails,Kalender, Kontakte und Notizen. Nach-dem Lotus Notes/Domino den langewährenden Zweikampf mit Outlook/Ex-change klar verloren hat, buhlen Open-Source-Pakete meist mit gerin geren Kos-ten um das Kundeninteresse. Durch dasVerlagern des Fokus auf Webclients ge-winnen OSS-Ansätze wieder an Interes-se, da zuvor die Kompatibilität zu Out-look immer der Casus Knacksus war undselbst die ambitioniert gestarteten Ent-wickler von Zarafa zuletzt ihre Unter-stützung für Outlook aufgegeben [d] undsich voll auf den Webclient konzentrierthaben.

Quasi der letzte unbeugsame Gallierist Kolab – ursprünglich für das BSI ent-wickelt und heute beispielsweise bei derStadt München produktiv im Einsatz. Esunterstützt seit Version 3.1 das Active-Sync-Protokoll (aktuell ist 3.5, das nacheiner Änderung des Release-SchemasKolab 16 heißt) und lässt sich daher rela-tiv einfach statt eines Exchange als Out-look-Back end betreiben [e]. Mit Kontact,Evolu tion sowie Thunderbird mit Light-ning gibt es darüber hinaus mehrere, teilsplattformübergreifend verfügbare OSS-Clients. Kolab entwickelt einen eigenenWebclient. Dessen E-Mail-KomponenteRoundCube verwendet unter anderemauch SOGo.

Neben Kolab und Zarafa, die sichganz klar an Unternehmenskunden rich-ten, bietet Open-Xchange (OX) großeFunktionsvielfalt und eine moderne Web-oberfläche. Es richtet sich jedoch eher

an Hoster als an Unternehmen und wirdstark durch die Wünsche der großen Kun-den wie 1&1 beeinflusst. Über OX-Part-ner wie Univention oder Credativ lässtsich die OX App Suite aber gut im eige-nen Intranet betreiben.

Nachdem der Funktionsumfang vonGroupware lange Zeit in Stein gemeißeltschien und sich die Produkte diesbezüg-lich nur marginal unterschieden, bauteman in den letzten Jahren zunehmend Zu-satzfunktionen wie Chat, VoIP und Video-telefonie sowie Online-Office-Funktionenein. Zarafa ist dazu eine Partnerschaft mitSpreed für Webmeetings inklusive Video-konferenzen und Screen Sharing einge-gangen. Open-Xchange hat dagegen eini-ge der ehemaligen StarOf fice-Entwicklerverpflichtet und entwickelt mit OX Docu-ments eine eigene Office-Suite für dasWeb, von denen die Textverarbeitungs-komponente OX Text schon recht weitgediehen ist.

Mit OX Messenger hat man eineChat-, VoIP- und Video-Kommunika -tionsplattform im Angebot, die eng mitdem restlichen Angebot verzahnt ist. OXDrive rundet das Angebot um eine einfa-che Dokumentenablage und -freigabe ab,kann jedoch seinerseits in dieser Dis -ziplin wiederum nicht mit OwnCloudkonkurrieren. Letzteres lässt sich auch inKolab integrieren, obwohl dessen Ent-wickler aktuell scheinbar Seafile bevorzu-gen – obwohl auch das nicht gut zu har-monieren scheint [f]. Nicht unerwähntbleiben sollen SOGo und Tine 2.0 [4], dieihre Stärken in der Interoperabilität mitmobilen und Desktop-Clients beziehungs-

weise den integrierten CRM-Funktionenhaben. OSS-Groupware-Urgesteine wieScalix haben dagegen den Anschluss et-was verloren.

Projektmanagement

Was der Groupware ihr Exchange ist, ist dem Projektmanagement sein ProjectServer, auch wenn der mittlerweile in Sha-rePoint aufgegangen ist. Hier gibt es eben-falls Spezialisten aus dem Open-Source-Umfeld, die ernsthafte Alternativen sind.Hierzu zählen OpenProject, ]project open[und Libreplan. Allen gemeinsam ist daseinfache Planen neuer Projekte inklusiveRessourceneinsatz und Meilensteinen. DieDarstellung der Abhängigkeiten in einemGantt-Diagramm versteht sich von selbst.Das Multi-Projektmanagement mit Be-rücksichtigung von projektübergreifendenDependencies ist in keinem Produkt aus-geprägt. Das spanische ]project open[ (mitdeutschem Management) glänzt mit Im-und Exportmöglichkeiten für die Desktop-anwendungen MS Project, ProjectLibreund GanttProject.

Dagegen versucht die deutsche Open-Project GmbH mit Zusatzfunktionen wieDokumentenmanagement, Wiki und Mee-tingsupport zu punkten. LibrePlan entwi-ckelte sich in den letzten Jahren nichtmehr so dynamisch weiter und hat es seitVersion 1.4 im April 2013 bis heute nichtgeschafft, die geplante Version 1.5 zu ver-öffentlichen. Ein relativ neuer Wettbewer-ber ist MyCollab. Das Produkt zielt aufeher kleine Unternehmen quer über alleBranchen und versucht neben Projektma-nagement, das im Mittelpunkt steht, auchDokumenten- und Kundenverwaltung zubieten. Das etablierte Redmine eignet sichhingegen überwiegend für Softwareent-wicklungsprojekte und versteckt seine gu-ten Funktionen etwas hinter einer altba-ckenen Oberfläche. Es bietet ein Wiki,Issue Tracking und kann externe Code-Repositories wie Git und Mercurial ein-binden.

Enterprise Search

Jedes der bisher genannten Produktebietet eine Suche im eigenen System anund nahezu jeder benutzt dazu die All-zweckwaffe Lucene [5]. Hat man meh-rere Informationssysteme im Einsatz,möchte man aber idealerweise nicht vor-her entscheiden, in welchem System sichdie Inhalte befinden, sondern einfachnur suchen und finden. Für diesen An-wendungsfall, der unter dem Stichwort

8 iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen

UNTERNEHMENSSOFTWARE | OPEN SOURCE

So kann die persönliche Startseite im neuen Liferayˇ7 aussehen (Abb.ˇ2).

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unternehmensweite Suche oder Enter -prise Search firmiert, gibt es Apache Solrund Elasticsearch [6].

Beide basieren auf Lucene und funk-tionieren gut, was die reine Suche angeht.Leider fehlen ihnen damit fast alle re -levanten Funktionen wie Konnektoren zu Informationssystemen, Extraktion derTexte aus Office-Dateiformaten, Rechte-verwaltung, eine Suchoberfläche und ei-ne komfortable Admin-Oberfläche, diemehr bietet als bloßes Monitoring. Willman das haben, so muss man entwederein halbes Dutzend freier Komponentenselbst zusammenbasteln und ein bisschendazu programmieren, oder man greift zuden kommerziellen Vertretern von Lucid-works (Solr) oder Intrafind (Elastic search).Die architektonischen Unterschiede, diebei Elasticsearch von vorneherein zu ei-ner guten Skalierbarkeit führen, währendSolr das erst nachträglich berücksichtigthat, sind für mittelständische Kunden zuvernachlässigen.

In dieser Kategorie ist der Unterschiedzwischen den Community-Editionen undden kommerziellen Ablegern am größten.Das geht so weit, dass die freien Versio-nen eigentlich nur als Grundlage für ei-gene Anwendungen zu empfehlen sindund sich nicht für den Administrator eig-nen, der es nur installieren und konfigu-rieren will.

Geschäftsprozesse

Obwohl viele der genannten Informa -tionssysteme bereits integrierte Workflow-Engines mitbringen, decken sie trotzdemlängst nicht alle Anforderungen für einelektronisches Geschäftsprozessmanage-ment ab. Hier punkten die Spezialistenvon Bonitasoft, Camunda oder Intalio;weitere Beispiele sind jBPM (Red Hat)und ProcessMaker. Einen Spezialfall stelltActiviti dar: Ursprünglich in Alfresco in-tegriert, ist es heute auch als StandaloneEngine erhältlich. Allen gemeinsam istdas einfache Modellieren von Prozessenmit grafischen Werkzeugen, die typischer-weise entweder im Browser laufen oderauf Eclipse basieren [7].

Unterschiede ergeben sich hinsichtlichder Zielgruppe. Während Camunda etwaganz klar auf Entwickler zielt, die die En-gine in eigene Anwendungen einbauenwollen, eignen sich andere wie jBPMauch für Prozessanalysten und wollen de-ren Zusammenarbeit mit Entwicklern ver-einfachen. ProcessMaker richtet sich miteinem Outlook-Konnektor für die Aufga-benverfolgung ebenfalls klar an Endbe-nutzer. Andere erweiterte Funktionen wie

Prozesssimulation sind mittlerweile weit-verbreitet. Schon seltener anzutreffen sindFormulareditoren, mit denen sich HTML-Formulare für Benutzerrückmeldungen inHuman Tasks gestalten lassen, und Regel-interpreter zum einfachen Modellieren vonGeschäftsregeln.

Besonderheiten sind beispielsweisedie vielfältigen Konnektoren für Infor-mationssysteme, die Bonitasoft von Hausaus mitbringt. Sie reichen von Alfrescound CMIS über LDAP und E-Mail bishin zu Salesforce und SugarCRM. Intaliowirbt mit einem SharePoint Connectorund Business Activity Monitoring. Ca-munda setzt dagegen voll auf die OMG-Standards und beherrscht neben denweitverbreiteten BPMN 2.0 auch dasnoch seltene DMN für die Modellierungvon Entscheidungsregeln (im Gegensatzzu nicht standardisierten Regelinterpre-tern) sowie CMMN für die Unterstüt-zung schwach strukturierter Prozesse.

Umfassende Pakete fürs Intranet

Sucht man nach einer umfassenden Un-terstützung und scheut sich davor, selbstdie spezialisierten Systeme der verschie-denen Anbieter zusammenzustellen, kannman zu Intranetlösungen greifen, die ei-nen ganzen Zoo an Modulen bieten. Dazuzählen auf Intranets spezialisierte CMSwie Drupal sowie Portale wie Liferay undKomplettsysteme wie Bitrix24 und Xe-los.net. Letztere gibt es auch als Cloud-Angebot. Allen gemeinsam ist eine großeFunktionsfülle, die mindestens Wikis,Foren, Blogs, Dokumentenspeicher undSocial-Media-Funktionen wie Kommen-

tare, Bewertungen und Activity Streamsumfassen. Dazu gesellen sich noch jenach System CMS, Workflow und Pro-jektmanagement. Eine Volltextsuche imgesamten System ist natürlich ebenfallsinklusive.

Während Drupal mit einem sehr um-fangreichen Modulsystem punktet, dasvorgefertigte Lösungsbausteine für vieleSzenarien beinhaltet, sieht sich Liferayals Ersatz für Microsofts SharePoint undstellt die von dort bekannte Verwaltungvon Inhalten in Listen sowie die Integra-tion in betriebswirtschaftliche Standard-software in den Vordergrund. Im jüngstenMagic Quadrant für horizontale Portale(September 2015) positioniert GartnerLiferay sogar deutlich vor Microsoft undnur knapp hinter IBM im Leaders Qua-dranten.

Komplettangebote wie Bitrix24 rich-ten sich im Gegensatz zu Liferay an klei-nere Unternehmen und versprechen da-für im Gegenzug alles aus einer Hand.Die Feature-Liste liest sich wie ein Best-of aller oben besprochenen Katego-rien und enthält überdies E-Mail-Client,Sprach- und Videokommunikation sowiebetriebswirtschaftliche Funktionen wieKunden- und Personalverwaltung. Daserscheint fast zu gut, um wahr zu sein. Esgibt jedoch zufriedene Kunden, die da-rauf schwören. Das nur als Cloud-Ange-bot erhältliche Produkt des US-amerika-nischen Anbieters wirbt mit „Hosted inGermany“.

In die gleiche Kerbe schlägt XelosSocial Workplace und stellt ebenfalls„soziale“ Zusammenarbeit in den Mittel-punkt der Lösung. Im Gegensatz zu Bi-trix24 kann man das Produkt der Wies-badener Firma blueend web:applications

iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen 9

Eine Kombi -nation ausOpenStack

mit Docker-Containern und

einem reinen Java-Stack bil-det das Grund-

gerüst des Social Collabo-

ration Hub(Abb.ˇ3). Backend

OpenLDAP

MySQL Galera/XtraDB ClusterPostfix

Dovecot

CEPH neo4j

Endbenutzer-Softwaredienste

Nuxeo OXLiferay

Infrastruktur

Univention Corporate Server

OpenStack

Docker

ElasticSearchCamunda Shindig CAS

Middleware/Supporting Services

nginx

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AG jedoch auch herunterladen und „onpremise“ betreiben. Kunden-, Personal-und Veranstaltungsmanagement sindebenfalls enthalten, aber der Pro-Versionvorbehalten.

Ein Blick hinter die Kulissen

Auch wenn Funktionsumfang und Be-dienbarkeit der Software im Mittelpunktstehen, so ist insbesondere bei den aufErweiterbarkeit durch eigenen Code aus-gerichteten Open-Source-Vertretern auchdie Architektur der Software wichtig. Zunächst gibt es Enterprise-OSS haupt-sächlich in den Varianten PHP und Java.Andere Programmiersprachen, die fürDesktop-Software oder Infrastrukturkom-ponenten häufig anzutreffen sind, kom-men hier kaum vor.

Im Java-Bereich zeichnet sich einTrend zu OSGi hin ab. Das ist sehr zu be-grüßen, da sich die Modularisierung da-durch deutlich vereinfacht. Aus Sicht dergerade populären Microservice-Architek-tur, die eine gute Wahl für skalierbareSysteme im Cloud-Umfeld darstellt, sindaber auch diese modularen Systeme großemonolithische Deployment-Einheiten.

Wer ein umfassendes Paket für diegängigen Aufgaben im Intranet braucht,dessen Komponenten eng aufeinanderabgestimmt sind und das auf eine Micro-service-Architektur setzt, der sollte sichden „Social Collaboration Hub“ (SCHub)genauer anschauen. Der entstand im Rah-men eines vom BMBF geförderten Pro-jekts am Institut des Autors und basiertauf einer Reihe der bereits vorgestelltenWerkzeuge wie Liferay, OX, Nuxeo, Ca-

munda und Elastic search. SCHub kombi-niert diese mit Single Sign-on und einemeinheitlichen Look-and-Feel, sodass sichein Paket wie aus einem Guss ergibt, dasauf einer soliden Java-Enterprise-Basissteht (siehe Abbildungˇ3).

Dadurch, dass die Entwickler Kom -ponenten wie die Suche, Workflows undWeb-2.0-Funktionen wie Bewertungen,Kommentare und Activity Streams ausden Systemen herausgelöst und in eigeneMicroservices verschoben haben, stehensie systemweit zur Verfügung. Somit fin-det etwa eine Suche nicht nur Wiki-Arti-kel und News aus Liferay, sondern auchDokumente in Nuxeo und eigene E-Mailsaus OX. Interessenten für eine Evaluationkönnen sich gern beim Autor melden.

BetriebswirtschaftlicheSoftware

Nach diesem ausführlichen Überblicküber Collaboration-Tools sei abschlie-ßend ein Blick auf betriebswirtschaftlicheSoftware gestattet. Im ERP-Bereich (En-terprise Resource Planning) sehen dieAnalysten Open-Source-Software nichtso stark. In Gartners Magic Quadrant zuERP-Lösungen für Mittelständler [g] fin-den sich neben den üblichen Verdäch -tigen SAP (Business All-in-One), Oracle(JDedwards) und Microsoft (DynamicsAX) keine OSS-Vertreter.

Dennoch gibt es hier vielverspre -chende Kandidaten, insbesondere Odoo (ehemals OpenERP) und Compiere mitseinen vielen Ablegern. Von letzterenscheinen ADempiere, iDempiere undOpenBravo eine gute Wahl. Besser aufdie deutschen Bedürfnisse als das Origi-

nal ausgerichtet ist der OpenBravo ForkOpenZ, selbst wenn einige Übersetzun-gen etwas eigenwillig sind (zum BeispielHerstellung statt Produktion). Es hat aucheinige Funktionen eines ManufacturingExecu tion System (MES) wie die Be-triebsdatenerfassung integriert. Den kom-pletten Funktionsumfang eines ERP-Pakets darzustellen, würde den Umfangdieses Artikels sprengen.

Odoo verfolgt ein modulares Konzeptund will nicht weniger als alle betriebs-wirtschaftlichen Belange eines KMU abdecken. Es bietet nicht nur typischeERP-Funktionen wie Finanzbuchhaltung,Personalabrechnung und Lagerverwal-tung, sondern darüber hinaus auch zumKunden gerichtete Werkzeuge für Web -sites, Shops, Blogs, Foren und Ähnlichessowie Kundenverwaltung, E-Mail-Mar-keting, Umfragen und Dokumentenaus-tausch.

Ist man, wie der Autor, eher ein Freundspezialisierter Werkzeuge für die jeweili-gen Aufgaben anstelle eines SchweizerTaschenmessers für alles, dann sollte mansich als Ergänzung zu einem ERP-SystemLösungen für Customer Relationship Ma-nagement (CRM) und Supply Chain Ma-nagement (SCM) ansehen. Im BereichCRM gibt es mit SugarCRM einen Platz-hirsch, den Analysten regelmäßig auf ho-hem Niveau einstufen – wenngleich nichtals Leader.

Obwohl es mit Sugar On-Site eineVersion zum Selbstbetreiben gibt, stelltSugarCRM den SaaS-Gedanken in denVordergrund. Darüber hinaus wirbt dasProjekt mit einer komplett neu gestaltetenBenutzeroberfläche für mobile Endgerä-te. Ähnlich wie OpenZ und OpenBravogibt es auch hier mit vTiger einen besserauf den deutschen Markt angepasstenFork. SuiteCRM ist kein Fork, sondernbasiert auf der Community Edition vonSugarCRM und versucht den Funktions-umfang der Sugar-Bezahlversion mitOpen-Source-Komponenten zu erreichen.Daneben gibt es noch Ansätze, die Group-ware- und CRM-Funktionen vereinen.Während sich Tine 2.0 von der Group -ware kommend in Richtung CRM ver-breitert hat, ist OpenCRX eher im CRM-Umfeld beheimatet und bietet zusätzlichE-Mail, Kalender und Kontakteverwal-tung. Das SaaS-Angebot Zoho verdient esebenfalls, erwähnt zu werden, da es fürzehn Benutzer und 5000 Datensätze kos-tenlos einsetzbar ist.

Im Bereich Supply Chain Manage-ment sind Open-Source-Produkte weni-ger präsent. Odoo liefert einige Funktio-nen als Teil seiner umfangreichen ERPSuite. Apache OFBiz und OpenBoxes

10 iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen

UNTERNEHMENSSOFTWARE | OPEN SOURCE

Natürlich gehört eine Finanzbuchhaltung zu den in Odoo angebotenen klassischenERP-Funktionen, denen die Entwickler unter anderem Tools für Marketing, Shopsoder Dokumentenaustausch an die Seite stellen (Abb.ˇ4).

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sind weitere Vertreter. Sie erreichen aberbei Weitem nicht den Grad an Professio-nalisierung der oben genannten Open-Source-Pakete.

Fazit

„Software is eating the world“, sagteMarc Andreessen im Wall Street Magazin2011. Das bedeutet nicht nur, dass IT-Fir-men wie Apple, Google, Facebook undAmazon die etablierten Konzerne wieGeneral Electric, Shell, Nestlé und To -yota als wertvollste Companies ab lösen,sondern auch, dass selbst KMUs bald nurnoch erfolgreich sein dürften, wenn sieihr Unternehmen durch Softwareun -terstützung fit für die Zukunft machen.Dank solider bis sehr guter Open-Source-Software quer über alle Bereiche der Un-ternehmenssoftware gibt es kaum nochAusreden für den Einsatz veralteter Me-chanismen wie Netzwerklaufwerke oderpapierne Terminkalender.

Neue Funktionen wie die SharePoint-Protokolle zum direkten Öffnen undSpeichern von Dokumenten im DMSoder Online-Office-Funktionen erlaubenein genauso komfortables Arbeiten mitDokumenten wie auf dem lokalen PCund bieten darüber hinaus einfaches Tei-len von Dokumenten, Versionierung so-wie gute Backup-Optionen für den Admi-nistrator. Dasselbe gilt für die übrigenKategorien.

Jedoch bedeutet Open Source nichtunmittelbar „ohne Kosten“. In vielen Fäl-len unterscheiden die Hauptentwicklerzwischen einer kostenlosen Community-

Version und einer kommerziellen Enter-prise-Variante mit Support. Die Preise fürletztere unterscheiden sich sehr stark undkönnen durchaus hoch sein. So beginntdie jährliche Subskription bei Nuxeo (Sil-ber) bei 47ˇ000 USD und verdeutlicht so,dass man damit eher größere Unterneh-men abholen möchte. Andere Software istdagegen ausgesprochen fair bepreist. Sokann man vTiger beispielsweise mit allenFunktionen für 30 USD pro Benutzer undMonat nutzen. Ein Betrag, den man durchdie Effizienzsteigerung sicherlich leichteinsparen kann. (avr)

Literatur[1] Ralf Hendel; Content-Management;

Kreise ziehen; Drupal 8 mit viel Objektorientierung und Symfony;iXˇ4/2016, S.ˇ90

[2] Monika Steinberg; Content-Manage-ment; Knoten schürzen; Freies CMSNeos; iXˇ10/2014, S.ˇ62

[3] Thomas Drilling; Cloud Computing;Eigenart; Cloud im Eigenbau:ownCloud 6 in der Community-Version; iXˇ2/2014, S.ˇ68

[4] Thomas Drilling; Groupware; Treffender Generationen; Tine 2.0 Collin undZarafa WebApp im Vergleich;iXˇ2/2014, S.ˇ60

[5] Rainer Baumgärtner, Thomas Kamme-rer, Peter Mandl; WWW; Pfadsucher;Suchfunktionen auf der Basis von Lucene; iXˇ12/2011, S.ˇ131

[6] Peter Karich; Suchmaschinentechnik;Immer flexibel; Apache Solr bekommtKonkurrenz: ElasticSearch; iXˇ3/2012, S.ˇ67

[7] Achim Born; Business Process Management; Mitspracherecht; Social BPM: Fachanwender gestaltenGeschäftsabläufe; iXˇ1/2016, S.ˇ80

Prof. Dr. René Peinl ist Leiter der Forschungs -gruppe Systemintegration am Institut für Informa -tions technologie der Hoch-schule Hof.

[a] Infosys OSSmosis www.infosys.com/information-platform/Documents/OSSmosis-open-source-journey.pdf

[b] CMS-Statistik de.statista.com/statistik/daten/studie/320670/umfrage/marktanteile-der-content-management-systeme-cms-weltweit/

[c] Digital Commerce 2016 www-01.ibm.com/software/commerce/digital/gartner-mq.html[d] Zarafa Outlook-Support www.etes.de/blog/zarafa-verlaengert-auslaufenden-outlook-

support-nun-bis-2017/[e] Exchange-Alternative: www.zdnet.de/88234355/kolab-der-open-source-ersatz-fuer-

Kolab microsoft-exchange[f] Kolab und Seafile kolab.org/hub/topic/22/integrate-owncloud-or-seafile/15[g] Gartner: ERP-Pakete blog.ifsworld.com/2014/12/gartners-magic-quadrant-

validates-ifs-vision-and-customer-success-2

Onlinequellen

Alle Links: www.ix.de/ix1615006 x

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Fast jede Unternehmens-Webpräsenzbasiert auf einem Content-Manage-ment-System. Unternehmen sind im-

mer mehr auf der Suche nach einfachenund kostengünstigen Lösungen, um In-vestitionen zu vermeiden, insbesonderewenn diese keinen erkennbaren Mehr-wert bringen. Durch die große Auswahl

an Content-Management-Systemen aufdem Markt besteht jedoch die Herausfor-derung darin, das für die eigenen Bedürf-nisse und den vorhandenen Grad an Ex-pertise passende System zu finden.

Eine generelle Unterscheidung kannzwischen kommerziellen und Open-Source-CMS vorgenommen werden. Bei

jeweils unterschiedlichen Voraussetzungenbezüglich der Verwaltung, Darstellung undNutzung von Informationen auf einer In-tra- oder Internetseite ist, je nach Bedürf-nissen und finanziellem Aufwand, den ei-ne Privatperson oder ein Unternehmenbereit ist zu investieren, jeweils eine derbeiden Systemarten der anderen vorzu -ziehen. Da Open-Source-Systeme einehohe Nutzergemeinde aufweisen, sind siegegenüber den kommerziellen Lösungenmeist weiter verbreitet.

Was es an Vor- und Nachteilen gibtBeim Vergleich kommerzieller mitOpen-Source-Paketen ergeben sich Vor-und Nachteile, wobei jedoch klar zu er-kennen ist, dass bei Open Source dieVorteile eindeutig überwiegen: schon al-lein, weil keine Lizenz- beziehungsweise

12 iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen

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Weitverbreitete CMS: WordPress, Joomla, Drupal und TYPO3

Im ÜberflussGeorgios Dimoulis

Vor allem im Bereich des Web Content Management haben Open-Source-Systeme schon vor Jahren einen großen Teil des Marktes erobert.

Aber sie gleichen sich nicht wie ein Ei dem anderen.

�-TRACT⚫ Statistiken belegen die Dominanz von Web Content Management mit Open

Source. Nur sehr große Installationen fahren Firmen heute noch mit kommerziel-ler Software.

⚫ WordPress, Joomla, Drupal und TYPO3 sind die vier weitverbreitetsten CMS, wobei das aus dem Blogging-Bereich stammende WordPress mit deutlichem Abstand führt.

⚫ Im Vergleich mit kommerziellen haben Open-Source-CMS Vor- und Nachteile.Dass erstere überwiegen, liegt nicht zuletzt an den fehlenden Lizenzkosten.

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Wartungsgebühr zu zahlen ist. LediglichImplementierungskosten könnten anfal-len, jedoch sind dies Kosten, die beikommerziellen Lösungen ebenfalls ent-stehen.

Ein weiterer Vorteil von Open-Source-CMS ist die hohe Sicherheit, da durch dieOffenheit des Quellcodes Sicherheitslü-cken oder sicherheitsrelevante Fehlfunk-tionen schnell sichtbar werden und mansie im günstigen Fall sogar selbst korri-gieren kann – sofern das Wissen inner-halb der Organisation vorhanden ist.

Ebenfalls für den Einsatz von Open-Source-Anwendungen spricht der kosten-lose Support, da bei solchen Systemenmeist eine große Entwicklergemeindeexistiert, weshalb sich Anwender in Fo-ren oder Mailinglisten gegenseitig Hilfe-stellung geben können. Und wichtig istdie Unabhängigkeit vom Anbieter, daviele Dienstleister ein spezielles Wissenbezüglich der Open-Source-Entwicklungmitbringen und ein Wechsel des Anbie-ters somit leichter fällt, etwa wenn derDienstleister, der das Projekt installierthat, insolvent wird.

Offensichtliche und versteckte KostenTrotz der genannten Vorteile ergeben sichbei Open-Source-Produkten durchaus ei-nige Nachteile, die die Entscheidungsfin-dung beeinflussen dürften: Die fehlendeGewährleistung kann als Nachteil gelten,

denn bei kommerziellen Lösungen ist sievorhanden. Zudem sind Open-Source-CMS nur beschränkt individualisierbar, dabei den Anwendern nicht immer genugKnow-how für ein CMS existiert. Denk-bare konzeptionelle Schwachstellen deroffenen Systeme sind ebenfalls ein nega-tiver Aspekt. Open-Source-Content-Ma-nagement-Systeme lassen sich nur mitgroßer Mühe zum ersten Mal aufsetzen, dahier der Administrator nur bedingt Supportvom Hersteller bekommen kann – in derMehrzahl der Fälle ist er auf die Nutzer-gemeinde angewiesen, wobei er die An-passungen und Lösungsvorschläge selbstumsetzen muss. Ein weiteres oft unter-schätztes Thema sind versteckte oder garunbekannte Kosten (siehe Abbildungˇ1),

die bei der Implementierung eines Open-Source-CMS anfallen und das vorgegebe-ne Budget leicht übersteigen können.

Es gibt mittlerweile eine kaum nochüberschaubare Vielzahl an Content-Ma-nagement-Systemen. Über die genaue An-zahl der bestehenden CMS auf dem Marktherrscht jedoch Uneinigkeit, da sich schondie Entscheidung darüber, welche Syste-me man dazu zählen kann, als eine Kate-gorisierungsleistung herausstellt.

Abbildungˇ2 zeigt eine aktuelle Dar-stellung der Firma BuiltWith, die eineAufstellung der Top 10 Open-Source-CMS weltweit zusammengestellt hat. Eswird die Anzahl der Webseiten angege-ben, die auf den angeführten CMS ba -sieren. BuiltWith ist ein australisches Un-ternehmen, das seit seiner Gründung imJahr 2007 eine große Anzahl von Nut-zungsanalyse-Tools für Themen wie Lead-Generierung, Wettbewerbsanalyse undBusiness Intelligence anbietet.

Drastische Unterschiede in der VerbreitungEs ist deutlich zu erkennen, dass an derSpitze WordPress mit 12ˇ337ˇ054 Web-seiten steht (80,93ˇ% globaler Markt -anteil unter den Open-Source-CMS),wobei das zweitplatzierte System mitgroßem Abstand folgt. Joomla findethier bei 1ˇ869ˇ536 Webseiten Verwen-dung (12,26ˇ% Marktanteil). An nächsterPosition befindet sich Drupal mit 539ˇ444Webseiten (3,54ˇ% Marktanteil) und TYPO3 mit 310ˇ255 Webseiten (2,04ˇ%Marktanteil). Es folgen weitere Open-Source-CMS zwischen 79ˇ418 und 5323Webseiten.

Innerhalb der bei BuiltWith als Topbezeichneten CMS sind auch kommer-zielle enthalten, wobei Open-Source-Sys-

iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen 13

offensichtlicheKosten

Open-Source-Installationskosten

Erstanpassungen

Schulungen,Schulungsunterlagen

neue Schnittstellen,erweiterte Anpassungen

und Funktionen

Modulentwicklung durchFremddienstleister

externer Support vonDrittanbietern

verlorene Nutzerproduktivität,keine Herstellergarantie,

fehlende Qualitätskontrolle,IT-Schulungen,

+n externe Dienstleister

versteckteKosten

unbekannteTiefen

Zu bedenken: Versteckte oder gar unbekannte Kosten, die bei der Implementierung eines Open-Source-CMS anfallen und das vorgegebene Budget ausufern lassen können(Abb.ˇ1).

0

3.000.000

6.000.000

9.000.000

WordPress

12.337.054

1.869.536

310.255 79.418 60.984 18.557 12.273 12.018 5.323539.444

Joomla! Drupal TYPO3 ConcreteS Umbraco Ghost eZ Sytems CraftDNNSoftware

12.000.000

15.000.000

Laut BuiltWith, einem australischen Unternehmen, führt WordPress mit großemAbstand vor den anderen drei CMS dieses Artikels (Abb.ˇ2).

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teme das Ranking eindeutig anführen.Ein Blick auf cmscrawler.com bestätigtdiese Analyse in der Reihenfolge, wobeidie Abstände zwischen den Systemennicht so dramatisch sind wie bei built-with.com:• WordPress 5 536 958• Joomla! 772 593• Drupal 408 000• TYPO3 374 865Dieser Artikel ist eine überarbeitete undaktualisierte Fassung eines Abschnitts

aus „Die Auswahl der richtigen OpenSource CMS“ [1]. Er beschreibt Word-Press, Joomla, Drupal und TYPO3 näher,die die ersten vier Positionen belegen.Die Auswahl eben dieser CMS begrün-det sich zudem mit ihrem hohen Popula-ritätsgrad und ihrer stetigen Weiterent-wicklung. Ein weiterer wichtiger Grundfür die genannte Auswahl ist, dass vielebekannte Organisationen und Institutio-nen Websites mit diesen Systemen auf-gesetzt haben.

Für eine erste Einschätzung der Markt-situation dienen Daten des Dienstleister-verzeichnis-Portals für Content Manage-ment cms-garden.org (siehe die Tabelle„Eckdaten …“). Schon diese Website of-fenbart, dass das hier vorgestellte Quar-tett nicht „allein“ auf der CMS-Welt ist,denn der CMS-Garten versammelt der-zeit vierzehn Produkte, die von Contaoüber Plone bis Django und Papaya rei-chen und teilweise auf bestimmte (Unter-nehmens-)Bereiche zielen.

WordPress

WordPress war zunächst „lediglich“ einBlogging-Werkzeug, brachte jedoch nachund nach weitere Funktionen mit auf denWeg. Mittlerweile hat sich dieses Blog-ging-Tool durch unzählige Erweiterungenzu einem vollwertigen CMS entwickelt,sodass Webautoren damit ganze Websitesbetreiben und steuern können – inklusivegroßer Online-Projekte.

Heute ist WordPress Spitzenreiter aufdem Markt für Blogging-Software unddarüber hinaus für Content-Management-Systeme. Beim Start von WordPress.orglautete die gängige Meinung, dass derMarkt vollkommen übersättigt sei und eskeinen Platz für ein weiteres CMS gebe.WordPress hat das Gegenteil bewiesen.Nach wie vor wird es kontinuierlich wei-terentwickelt – laut eigenen Angabenkommen fast täglich Programmaktuali-sierungen hinzu. Außerdem stehen diemeisten Add-ons (über 18ˇ000) und über14ˇ000 Designvorlagen kostenlos zurVerfügung; nur vereinzelte Add-ons wie„custom design“ und „custom domain“sind kostenpflichtig.

Erstellte Inhalte sortiert das CMS aufder Startseite nach Aktualität, und manbekommt eine gute Übersicht. Eine gro-ße Auswahl an Schnittstellen (circa 1800)erlaubt dem Benutzer an fast jede Stelleim Code zu springen und diesen zu er-gänzen oder eigene Skripte zu nutzen.WordPress verzichtet bewusst auf eine ei-gene Template-Sprache, um den Entwick-lern den Einstieg in PHP und HTML zuerleichtern. Die Pflege der Inhalte kannman mittlerweile auch über mobile End-geräte durchführen. Neben zahlreichenDokumentationen über das CMS gibt esFachblogs, Foren, Chats, Seminare, We-binare, Videos und lokale Supportgrup-pen (WordCamps), die beim Einstieg un-terstützen.

Zudem basieren stark besuchte undumfangreiche Websites wie UPS, Tech-Crunch und CNN auf dem System.WordPress-Webseiten sind in über 80

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WordPress Joomla Drupal TYPO3Seiten in Deutschland 796ˇ132 311ˇ579 74ˇ534 294ˇ704Marktanteil in Deutschland (%) 39,02 15,27 3,65 14,44Programmiersprache PHP PHP PHP PHPerstmals veröffentlicht 2004 2005 2001 2000Open Source seit 2004 2005 2001 2001Lizenz GPLˇ2 GPL GPL GPLaktuelle Major Release 4.5.1 3.5.1 8.1.0 8.0.1Entwickler/innen k.A. > 600.000 > 38.000 > 70.000Core-Contributors circa 20 circa 120 circa 90 circa 125Anzahl Installationen > 75ˇ000ˇ000 > 50ˇ000ˇ000 > 1ˇ000ˇ000 > 500ˇ000verfügbare Sprachen 50 > 60 181 50

Eckdaten der vier CMS

Google Trends bestätigt die Popularität der Suchbegriffe – mit klarem Übergewicht vonWordPress (Abb.ˇ3).

WordPress-Admins haben, wenn sie wollen, links alles im Blick und rechts das Dash board vor sich (Abb. 4).

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Sprachen geschrieben, wobei Englischmit 66ˇ% den ersten Platz belegt.

Joomla

Joomla leitet sich aus einem Suaheli-Wort ab, das für „alle zusammen“ steht.Das seit 2008 nicht mehr weiterentwi-ckelte CMS Mambo war der Vorläufervon Joomla; die australische Firma Mirohat es zuerst 2000 als Open Source ent-wickelt. Für die Firma arbeitende Ent-wickler gerieten einige Jahre nach derGründung des Unternehmens in einenDisput, ob man Mambo weiterhin kosten-los zur Verfügung stellen sollte oder obes für das Unternehmen besser wäre, einekommerzielle Lösung daraus zu machen.Da sich die Entwickler über den weiterenVerlauf des Geschäftsmodells nicht eini-gen konnten, haben sich im Jahre 2005einige abgespalten und das heutige Joom-la ins Leben gerufen.

Obwohl das Entwickler-Team gleichzu Beginn entschieden hat, Joomla freizur Verfügung zu stellen, bedeutet esnicht, dass das CMS kein Geld kostenkann. Zahlreiche kostenpflichtige Erwei-terungen stehen dagegen, allerdings bietetJoomla schon in der Basis-Version so vie-le Funktionen, dass eine Erweiterungnicht immer notwendig ist.

Joomla ist leicht zu erlernen, lässt sichinnerhalb von 30 Sekunden installierenund läuft auf nahezu jedem Webhosting-Paket. Es verfügt über mehr als 7500Plug-ins und viele fertige Designs, die esermöglichen, selbst komplexe Webpro-jekte umzusetzen. Im Vergleich zu ande-ren CMS bietet der WYSIWYG-Editorvon Joomla allerdings nicht die intuitiveBedienung bezüglich der Formatierungs-möglichkeiten. Dafür haben die Entwick-ler aber schon zahlreiche Erweiterungenbereitgestellt, die diesem Mangel abhel-fen sollen. Allein in Deutschland gibt esüber 175ˇ000 User in der Support-Com-munity.

Alle sechs Monate veröffentlicht dasEntwicklerteam ein neues Release. Stetsdie vier letzten Versionen werden in ei-nem Versionszweig zusammengefasst,der über einen Zeitraum von 27 Monatenmit Updates und Sicherheitspatches ver-sorgt wird. Das führt dazu, dass die Un-terhaltskosten für ein Joomla-Projekt sichim Vergleich zu anderen CMS in Gren-zen halten.

Den Beweis dafür, dass Joomla in derGröße einer Online-Präsenz beziehungs-weise des Webprojekts keine Grenzenkennt, stellen unter anderem Unterneh-men wie Ebay, Orange, General Electric

oder IKEA dar, die zu den Joomla-An-wendern gehören.

Drupal

Ursprünglich hat der belgische Program-mierer Dries Buytaert Drupal entwickelt;es diente als lokale Nachrichtenaustausch-plattform zwischen ihm und seinen Kom-militonen.

Nach abgeschlossenem Studium be-schlossen die jungen Akademiker aus Ant-werpen das Tool weiterhin zu nutzen undtauften die Software „dorp“, Nieder -ländisch für Dorf. Während der Domain-Reservierung machte Buytaert einen Tipp-fehler und suchte nach drop.org stattdorp.org – als er merkte, dass dorp.orgschon vergeben war, entschied er sich, esbei dem Tippfehler zu belassen und wählteDrop als Namen für die Software. Der

iX Special 2016 – Open Source im Unternehmen 15

Joomla: Eintritt in die Admin-Welt, statt

mit hierarchischen Listen hier mit grafi-

schen Symbolen(Abb.ˇ5).

Drupals Git-Anmutung: frugal-funktionales Admin-Menü für die Inhaltssuche (Abb.ˇ6).

CMS Vorteile NachteileWordPress •ˇgeringer Aufwand bei Installation und

Einrichtung•ˇbedienungsfreundliche Nutzeroberfläche•ˇeinfache Integration von Plug-ins und

anderen Erweiterungen

•ˇgilt als weniger sicher als andere Systeme•ˇeingeschränkte Nutzer- und Rechtever -

waltung•ˇeingeschränkte Stabilität und Performance

bei hohem TrafficJoomla •ˇInstallation und Einrichtung relativ

simpel•ˇgroßer Pool an Erweiterungen und

Designs•ˇGenerierung eigener Templates

bedienungsfreundlich

•ˇlückenhafte Rechteverwaltung•ˇviele Prozesse wenig intuitiv•ˇausgereifte Erweiterungen teilweise

kostenpflichtig•ˇteilweise komplizierte manuelle Updates

einzelner Erweiterungen nötigDrupal •ˇdifferenziertes Rollen- und Rechtesystem

•ˇUnterstützung von Multi-Domain Management

•ˇstark ausgeprägte Community

•ˇaufwendige Konfiguration•ˇschlanke Grundversion erfordert viele

Nachinstallationen•ˇInstallation von Modulen nur über FTP

TYPO3 •ˇweitverbreitet und damit viele Experten involviert

•ˇflexibel•ˇnahezu alle denkbaren Funktionen

realisierbar•ˇdurch kontinuierliche Weiterentwicklung

immer auf dem aktuellen Stand der Technik

•ˇhohe Anforderung an den Server•ˇEinrichtung und Anpassung mit enorm

hohem Aufwand verbunden•ˇBackend für Laien wenig intuitiv

Vor- und Nachteile der Systeme


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