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FrauenKunstHandwerk -...

Date post: 06-Feb-2018
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Goldhaubengruppe Seeham FrauenKunstHandwerk FrauenKunstHandwerk Goldhaubengruppe Seeham
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„„AAlltteess dduurrcchh WWeeiitteerrggeebbeenn nneeuu bbeelleebbeenn““

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Foto Titelseite: Goldhaubengruppe Seeham, Walter K. Schweinöster

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Die Goldhaubengruppe Seeham

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Am Anfang stand der Wunsch mit einer eigenen Goldhaubengrup-pe den kirchlichen Feiern und Vereinsfesten in der Gemeinde ein

besonders festliches Gepräge zu verleihen. Am 13. Jänner 1986 haben11 Seehamerinnen das Wagnis begonnen, in mehr als 300 Stunden ei-ne Goldhaube anzufertigen. Monatelang wurden Plättchen für Plätt-chen und Bouillon für Bouillon aufgenäht, bis das Werk endlich voll-endet war. Um als Gruppe in der Öffentlichkeit auftreten zu können,wurde im November 1986 die Goldhaubengruppe Seeham unter derLeitung von Erna Herbst gegründet und im Mai 1987 das Gründungs-fest gefeiert. Heute zählt die Goldhaubengruppe Seeham 23 aktiveMitglieder im Alter zwischen 40 und 70 Jahren. Seit der Gründung haben die Goldhaubenfrauen viele Aktivitäten ge-setzt und an zahlreichen Gemeinde-, Gau- und Landesfesten teilge-nommen. Zu den besonderen Aufgaben der Goldhaubengruppe zäh-len die Pflege des heimischen Brauchtums, Leistungen im sozial-karita-tiven Bereich und die Abhaltung von Kursen, in denen alte Handar-beitstechniken mit besonderem Bezug zur Region vermittelt und an dienächsten Generationen weitergegeben werden.

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1954 in Seeham geboren, ist Erna Herbstdurch ihr vielfältiges Engagement weitüber die Grenzen ihrer Heimatgemeindebekannt. Sie war maßgeblich für dieGründung der Goldhaubengruppe See-ham verantwortlich und ist seit November1986 auch deren Obfrau. Ihre Leidenschaftgilt der Handarbeit. Laufend besucht sieSeminare und Fortbildungsveranstaltungen, in denen alte Handar-beitstechniken vermittelt werden. Für die Goldhaubengruppe organi-siert sie u.a. Kurse zu Klosterarbeit, Wachsstöckl-Legen, Stoffdruck undRosenkranzknüpfen. Zudem bemüht sie sich um den Austausch mitFrauengruppen in anderen Ländern, wie im EU-Alpenraumprojekt

Foto: Walter K. Schweinöster

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Die Goldhaubengruppe Seeham

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„Crafts“, in dessen Zuge Beispiele des Seehamer Frauenkunsthand-werkes in der Partnergemeinde Sutrio in Friaul (September 2005)präsentiert werden.

Da ihr neben der Handarbeitskunst die Traditionen und das Brauch-tum am Herzen liegen, vertritt Erna Herbst seit September 1992 alsPräsidentin auch die Interessen von zwanzig Seehamer Vereinen. 15Jahre war sie Mitglied im Pfarrgemeinderat und unterstützt die Got-tesdienste als Lektorin und Kommunionhelferin. Neben ihrem Vollzeitjob als Bilanzbuchhalterin absolvierte sie imJahr 2002 den Ausbildungslehrgang zur Museumskustodin in Ober-österreich, mit dem Ziel in ihrer Heimatgemeinde, als Teil des Öko-kulturprojektes Teufelsgrabenbach und des EU-Alpenraum Projektes„Crafts“, ein Textil- und Handarbeitsmuseum zu gründen und in die-sem Rahmen auch die derzeit deponierte Sammlung Alois Waltrander Bevölkerung wieder zugänglich zu machen.

Auch die Kultur ist Erna Herbst wichtig. Seit 2003 ist sie Mitglied imArbeitskreis „Schmiedbauernhaus“ und in den Jahren 2003/2004 er-hob und dokumentierte sie sämtliche Klein- und Flurdenkmäler derGemeinde. Im selben Zeitraum leitete sie den Arbeitskreis zur Erstel-lung des Seehamer Kulturkataloges. Auch beim Öko-Kulturprojektwirkt Erna Herbst mit und unterstützt seit 2004 den Flachgauer Ar-beitskreis „MuSEEumsstrasse. Kultur entdecken“. Für ihre Arbeit in Brauchtum und Kultur erhielt die engagierte See-

hamerin Erna Herbst im Oktober2004 von der Salzburger Landes-hauptfrau Gabi Burgstaller undLandesrätin Doraja Eberle das Sil-berne Verdienstzeichen des Lan-des Salzburg verliehen.

Foto: LPB / Susi Berger

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AAkkttiivviittäätteenn uunndd ZZiieellee ddeerr GGoollddhhaauubbeennggrruuppppee SSeeeehhaamm

� TTeeiillnnaahhmmee aann kkiirrcchhlliicchheenn FFeeiieerrnn uunndd VVeerreeiinnssffeesstteenn iinn ddeerr GGeemmeeiinn--ddee SSeeeehhaamm (z.B. Fronleichnam, Erntedank, Schützenfeste, Feuer-wehr, Kameradschaftsbund, Musikkapelle, Empfang der alternati-ven Nobelpreisträger) sowie an Gau- und Landesfesten.

� LLeeiissttuunnggeenn iimm ssoozziiaall--kkaarriittaattiivveenn BBeerreeiicchhDie beim Verkauf von selbst erzeugtem Frauenkunsthandwerk (z.B.Osterbazar) und durch die Mitarbeit bei Dorffesten eingenomme-nen Gelder wurden bisher für die neue Orgel der Pfarrkirche, dieKirchenrenovierung, für die Neueinkleidung der Ministranten undSternsinger und für Hochwasser geschädigte Familien gespendet.Weitere Spendengelder der Gruppe kamen dem Sozialen Hilfsdienstder Gemeinde zugute.

� BBrraauucchhttuummssppfflleeggeeTragen der TrachtFestliche Anlässe in der Gemeinde werden von den Frauen derSeehamer Goldhaubengruppe mit selbst gestickten Goldhaubenund Goldhaubenkleidern bzw. mit dem bäuerlichen Spenzerge-wand aufgewertet. Aber auch sonst zeigen sich die Frauen gernein der heimischen Tracht.

Blumen- und KräuterweiheMaria Himmelfahrt (15. August) hat im heimischen Brauchtum ei-ne besondere Bedeutung. Wie in vielen anderen Orten, so ist esauch in Seeham üblich am so genannten hohen Frauentag Kräuterund Blumen weihen zu lassen um ihre Heilkraft zu verstärken. AmVorabend von Maria Himmelfahrt werden von den Goldhauben-frauen alljährlich ca. 300 Blumen- und Kräuterbüscherl (Salbei,Melisse, Bohnenkraut, Lavendel, Thymian, Brennnessel, Ringel-blumen,...) gebunden und nach der Weihe an die Besucher desGottesdienstes verteilt. Die getrockneten Kräuter werden zumRäuchern verwendet und sollen nach altem Volksglauben Unheilabwehren.

Die Goldhaubengruppe Seeham

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Die Goldhaubengruppe Seeham

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Vermitteln von HandarbeitstechnikenDas Vermitteln alter Handarbeitstechniken, die in Vergessenheitzu geraten drohen, ist der Goldhaubengruppe Seeham ein großesAnliegen. Gerade die früher in der Region typischen Handarbei-ten sollen in Kursen an die nächsten Generationen weitergegeben

werden. Darüber hinaus stellt dieHandarbeit für die Frauen aucheine Möglichkeit dar für andereda zu sein, sich Zeit zu nehmenund sich von Alltag und Hektikzu erholen. Durch Besuche von Ausstellungenund Fortbildungsveranstaltungenentstehen immer wieder neueIdeen für die Abhaltung von Kur-sen in Seeham. An den Handar-beitskursen nehmen sowohl Mit-

glieder der Goldhaubengruppe alsauch Interessierte von auswärts teil.

Kursteilnehmer werden vor allem durch die Handarbeitsausstellun-gen und -vorführungen beim Salzburger Bauernherbst auf die vonder Gruppe veranstalteten Kurse aufmerksam, die nur durch die ak-tive Teilnahme der Goldhaubenfrauen und die Unterstützung enga-gierter Seehamerinnen möglich sind. Auf den folgenden Seiten werden alte kunsthandwerkliche Tech-niken beschrieben, die bereits in Kursen der GoldhaubengruppeSeeham angeboten wurden. Sämtliche bisher abgehaltenen Kursewerden bei Bedarf wieder organisiert und im Haus Barbara oderin der Volksschule in Seeham abgehalten.

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DDiiee LLiinnzzeerr GGoollddhhaauubbeeDie Linzer Goldhaube, wie wir sie heute ken-nen, ist das Produkt einer jahrhundertelangenEntwicklung. Ihre volle stilistische Blüte erreich-te die ursprünglich zum Sonntagskleid getrage-ne, bürgerliche Kopfbedeckung im frühen

19. Jahrhundert. Ab 1815 hat sich die Goldhaubeauch im Salzburger Flach- und Tennengau verbreitet. In der erstenHälfte des 20. Jahrhunderts kaum getragen, erfreutsich die Goldhaube seit den 1950er Jahren wiedersteigender Beliebtheit.

Heute werden die einst von gewerblichen Hau-benmacherinnen erzeugten Goldhauben von denmeisten Trägerinnen selbst angefertigt. Früher be-gann die Arbeit mit dem Weben der Haube(=Band) aus gelbem Leinengarn und Goldfäden.Heute werden fertig gewebte Goldbänder alsGrundmaterial bevorzugt. Das Goldband wird ineinen Holzrahmen gespannt und mit traditionel-len oder selbst entworfenen Mustern aus Gold-perlen, Pailletten, Flitter, Bouillon und Granatenbestickt. Besonderer Wert wird auf ein schön ge-staltetes Böndl (=Knauf) gelegt. Ihre formale undästhetische Vollendung erhält die Goldhaubedurch ein Drahtgerüst. Darauf werden Band und

Trachten

Das Drahtgerüst für die Goldhaube wird gebogen. Stickmustervorlage für eine Linzer Goldhaube. Bilder aus: Lipp

Meisterwerke des Frauenkunsthand-werks. Seehamer Goldhauben angefer-tigt von Erna Herbst und WalburgaMösl.

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Trachten

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Böndel befestigt. Im letzten Arbeitsschritt wird die Haube ge-füttert und ein Mascherl aus versteifter, schwarzer Spitze überdem Böndel montiert. In Seeham wurde 1986 ein Kurs zur Herstellung einer Gold-haube unter der fachlichen Leitung von Frau Köstlinger abge-halten, an dem sich elf Seehamerinnen beteiligt haben. Die inüber 300 Arbeitsstunden angefertigten Goldhauben werdenin kunstvoll bemalten oder mit Leinenstoff überzogenenSpanschachteln aufbewahrt.

LLiinnzzeerr GGoollddhhaauubbeennkklleeiiddZur Goldhaube wurden früher, entsprechend der jeweils vor-herrschenden Mode, unterschiedliche Kostüme getragen. Seitden 1950er Jahren entspricht das Kleid zur Goldhaube weitge-hend dem in der Zeit des Biedermeier beliebten Bürgerkleid. Ein entsprechendes Goldhaubenkleid haben sich einige Frau-en der Goldhaubengruppe aus Taftseide, Wildseide oder Sei-denbrokat selbst genäht oder von einem erfahrenen Schnei-der anfertigen lassen. Zum festlichen Kleid werden gehäkelteoder gestrickte Handstützel, weiße Strümpfe, ein Stoff- oderPerlbeutel, ein Schultertuch aus Kaschmirwolle (bei kaltemWetter) und ein dunkler Stockschirm mit Rüschen (bei Re-gen) getragen.

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Die Vorlage zum bäuerlichen Spenzergewand stammt aus derSalzburger Trachtenmappe. Schmuckstück dieser Festtracht istder schwierig herzustellende Garnierspenzer aus schwarzemReinseidenbrokat, Atlas, Taft oder feinem Wollstoff mit Gar-nierungen aus reiner Seide. Der Spenzer ist eng anliegend,der Ausschnitt vorne etwas ausgebunden. Die Ärmel sind biszu den Ellbogen durch Zug oder Fältelung verengt. DiesePartie wird von Rüschen oder Stoffröllchen begrenzt. Umden Ellbogen wird der Ärmel bauschig, zum Handgelenk hin

Goldhaubenkleid aus ro-ter Seide mit gleichfarbi-gem Beutel, reicher Rü-schenverzierung, Schöß-chen und gestricktenHandstützeln, angefertigtvon Walburga Mösl.

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eng. Zum Garnierspenzer wird ein langer Rock mit ge-musterter Schürze aus Seide oder Halbseide getragen.Den Ausschnitt ziert ein Miedertüchel.

FFllaacchhggaauueerr BBüürrggeerrhhuutt

Nach dem Vorbild des Flachgauer Bürgerhutes habenfünf Frauen der Goldhaubengruppe ihre eigenen Hütezum Spenzergewand angefertigt. Gekauft wurden le-diglich die Hutrohlinge. Am schwarzen Hut sind in ty-pischer Formgebung eine vierfache Goldschnur undzwei Goldquasten befestigt. Die Krempenunterseitebesticht durch aufwändige Goldstickereien aufschwarzem Stoff. Das Innenfutter ist in roter Farbe ge-halten. Der Hut ist am Kopf mit zwei breiten schwar-zen Stoffbändern mit eingewebtem Muster befestigt,die fast bis zum Kittelrand reichen. Zur Aufbewahrung

der Hüte wurden Span-schachteln bemalt odermit Leinen überzogen.

Trachten

Zum bäuerlichen Spenzergewand wird hier ein flacher Inntaler Bauernhut getragen, den die Besitzerin geerbt hat. Die Garnierung des Spenzers zeigt üppige Blumenformen, vorgeführt von Anneliese Breitfuss.

Der Flachgauer Bürgerhut mit Goldschnur, schwarzen Bändern undreicher Stickerei wird in einer bemalten Spanschachtel aufbewahrt.

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Trachten

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FFllaacchhggaauueerr WWeerrkkttaaggssddiirrnnddll

Das Flachgauer Werktagsdirndl entsprichtin der Grundform der im salzburgisch-bayerischen Raum gebräuchlichen Mie-derform. Besonderes Merkmal dieserTracht sind der eckige Ausschnitt und diePatte am Baumwollleibchen.

Für den Rock verwenden die Seehamerinnen karierten Baumwoll-stoff, der dem alten „Bettzeugkittel“ entspricht – bevorzugt in denFarben Rehbraun, Lila, Blau und Grün. Etwa eine Handbreit oberhalbdes Saumes ist am Rock eine Schrägblende aufgesteppt. Die Schürzeaus hellem Baumwollstoff ist mit selbst entworfenen Modeln be-druckt. Die Muster der Modeln orientieren sich an alten SeehamerKlöppelspitzenmotiven. Die Ärmel der Leinenbluse und den Saum des Unterrockes zieren See-hamer Klöppelspitzen. Dafür wurden im Salzburger Museum Caroli-no Augusteum eigens Vorlagen der im 19. Jahrhundert bekannten„Seehamer Klöppelspitze“ gesucht. Ein Trachtenbeiwerk besondererArt ist auch der mit Stoff gefütterte Pompadour aus altem Leinen. Die Goldhaubengruppe Seeham freut sich auf zahlreiche Nachahme-rinnen!

Das Flachgauer Werktagsdirndl. Unterrock mit Seehamer Klöppelspitze, Pompadour aus altem Leinen,vorgeführt von Gertrude Walkner.

Brauner Leib mit Patte, Bluse mit Seeha-mer Klöppelspitze.

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Ein ganzes Jahrhundert lang, vom Ende des 17. bis zum Endedes 18. Jahrhunderts, war das Spitzenklöppeln im Salzburger

Flachgau eine bedeutende Hausindustrie, in der 200–300Klöpplerinnen, aber auch Männer und Kinder beschäftigt wa-ren. Die Spitzenkramer auf dem Land sammelten die Ware einund gaben die Spitzen an den Großhandel weiter. Exportiertwurden die Spitzen in die großen deutschen Städte, dieSchweiz, Italien, die Balkanländer und sogar die Niederlande.Die kräftige Zwirnspitze war eine beliebte Zierde an Kleidung,Wäsche und geistlichen Ornaten. Mit dem Aufkommen derMaschinenspitze im 19. Jahrhundert fand die kostbare Handar-beit einen raschen Niedergang. Einzelne Frauen haben sich aberimmer wieder darum bemüht die Kunst des Klöppelns vor demVergessen zu bewahren.

Klöppeln – die Seehamer Spitze

Seehamer Klöppelspitzen, 18. und 19. Jahrhundert, aus der Sammlung des Salzburger Museums Carolino Augusteum. Zur Verfügung gestellt von Frau Dr. Christa Swoboda.

Klöppeln, wie im 19. Jahrhundert: Im Bild Ilse Herbst.

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Klöppeln – die Seehamer Spitze

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In Seeham lud die Goldhaubengruppe vor 15Jahren zum ersten Klöppelkurs ein. Aus dem Archiv des Salzburger Museums Caro-lino Augusteum wurden sechs in Seeham be-kannte Klöppelspitzenmotive geholt.Die entsprechenden Klöppelbriefe zeichnetedie Kursleiterin Mag. Monika Thonhauser. DerSeehamer Drechsler Josef Schwab fertigte dieKlöppel für die Frauen. Geklöppelt wird seit-her wieder wie im 19. Jahrhundert. HunderteStunden sitzen die Frauen bei der Arbeit. Im-merhin benötigt man allein für einen Trachten-unterrock über drei Meter Spitze! Die typischen Seehamer Klöppelspitzenschmücken Trachtenblusen und Unterröcke,aber auch Tischwäsche, Polstereinsätze und Vitrinen.

Erste, selbst gefertigte Muster der Seehamer Klöppelspitzen.

Seit Dezember 2004 fin-det in Seeham einmal imMonat ein Klöppel-stammtisch statt.Foto: GoldhaubengruppeSeeham

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Perlarbeiten waren vor allem gegen Ende des 18. Jahrhunderts, inder 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und in den ersten drei Jahrzehn-

ten des 20. Jahrhunderts hoch geschätzt. Die Perlstrickerei zählt zurKategorie des Kunststrickens und wurde meist in den Mußestundendes Feierabends betrieben. Farblich abgestimmt zur Festtagstrachtwurden in Seeham unter Anleitung von Maria Zeilinger aus Schwa-nenstadt ein Perlbeutel und ein Geldbörsel mit Monogramm gestricktoder gehäkelt. Dazu braucht man feine Glasperlen, Garn, eine speziel-le Fassnadel und Strick- bzw. Häkelnadeln. Als Vorlage werden alteMuster und Motive gewählt. Entsprechend der Vorlage werden diePerlen mit der langen Fassnadel auf das Garn gefädelt und die fertigenPerlschnüre auf Karton gewickelt. Das Auffädeln erfordert hohe Konzentration und Gewissenhaftigkeit.Unstimmigkeiten und Fehler, die hier entstehen, lassen sich währenddes Strickens kaum ohne größere Eingriffe korrigieren. Während desEinstrickens bzw. Einhäkelns der Perlen entsteht das Muster. Zur End-ausfertigung zählen das Einnähen eines Futterstoffes und das Anbrin-gen eines Bügels oder eines Bandes.

Perlbeutel

Der Beutel wird rund und in einemStück gestrickt. Entscheidend für denErfolg und das Aussehen der fertigenArbeit ist das rechtsverschränkte Ein-stricken der Perlen.

Zwei im Kurs fertig gestellte Perlbeutel und ein Geldbörsel mit Mono-gramm.

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Alte Stickkunst – neu entdeckt

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KKrreeuuzzssttiicchhssttiicckkeerreeii –– WWeeiihhkkoorrbbddeecckkeeDer Besuch einer Sonderausstellung im Kammerlanderstall in Neukir-chen regte die Frauen der Goldhaubengruppe dazu an, gemeinsam ei-ne Weihkorbdecke nach alter Vorlage zu sticken. Die Weihkorbdecke dient dem Schutz der Speisen, die am Ostermor-gen zur Weihe in die Kirche gebracht werden. Traditionell befindensich im Weihkorb das gebackene Osterlämmchen mit der Osterfahne,der Osterstriezel, bunte Eier, Salz, Selchfleisch oder Osterschinken undetwas Kren. Das weiße Leinen, aus dem die Decke gefertigt wird, erinnert an dieGrablegung Christi. Die rote Farbe des Stickgarns symbolisiert die Lie-be, das Blut und die Freude. Die im Kreuzstich gestickten Motive zei-gen das Osterlamm mit Fahne und Kelch, das Jesusmonogramm„IHS“, die Jahreszahl der Herstellung, Blütenornamente und das Mo-nogramm der Stickerin. Nach dem Kirchgang wird die Weihkorbde-cke nach altem Brauch in der Mitte des Ostertisches ausgebreitet.

Weihkorbdecke mit Kreuzstichstickerei.

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Alte Stickkunst – neu entdeckt

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DDuurrcchhbbrruucchhaarrbbeeiittBei der Durchbrucharbeit entstehendurch das Ausziehen von Gewebefädenund das Umnähen der losen Fäden ver-schiedene Muster, die in glatten Stoffenwirksam hervortreten. In einem Kurswurden Mustertücher mit abgenähtenund verschränkten Hohlsäumen ange-fertigt, die sich vor allem als Saumab-schluss eignen.

HHaarrddaannggeerr--DDuurrcchhbbrruucchhtteecchhnniikkEine spezielle Form der Durchbruchtechnikkennt die norwegische Hardangerstickerei,die eine lange Tradition hat. Ihren Namen verdankt sie dem Har-danger Fjord, einer Gegend, in der diese Sticktechnik auf Trachten zufinden ist. Die Hardangerstickerei gelangte über Persien nach Europa.Früher hauptsächlich für Kleidung verwendet, ist sie heute vor allemauf Tischwäsche beliebt und wird meist weiß auf weiß oder Ton inTon gearbeitet. Knapp an den gestickten Konturen werden für den Durchbruch insenk- und waagrechter Richtung die Fäden durchschnitten und aus-gezogen. Anschließend werden die losen Fäden durch Wickel- oderStopfstiche umschürzt.

Beispiele verschränkter Hohlnähte an einerTischdecke.

Detail einer Tischdecke in Hardanger Technik. Beispiele der Hardanger Durchbruchstechnik. Skizzen aus: Donner

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WWeeiißßssttiicckkeerreeiiUnter dem Begriff Weißstickerei werden verschiedene Arten der Sti-ckerei zusammengefasst, die vorwiegend auf feinem, weißen Leinenoder Batist ausgeführt werden. In Kursen haben die Frauen der Gold-haubengruppe vor allem die Langetten- oder Schlingstickerei, sowiedie Loch- oder Madeirastickerei kennen gelernt. Während man mitdem Richelieustich, dessen Grundlage der Langettenstich ist, Spitzenherstellen kann, eignet sich die Hochstickerei vor allem für das Sti-cken von Monogrammen.

SScchhwwäällmmeerr-- ooddeerr HHeesssseennssttiicckkeerreeiiEine besonders kunstvolle Form der Weißstickerei entdeckte dieGoldhaubengruppe mit der Schwälmerstickerei (Kursleiterin: HildeHager). In der Schwalm, einem kleinen Landstrich in Hessen, ent-stand vor etwa 300 Jahren eine Sticktechnik von unglaublicher Zart-heit, deren Charakteristikum Hohlsäume in unendlich vielen Variatio-nen sind. Eingesetzt wird die Schwälmerstickerei hauptsächlich beiTischwäsche, Polster und Taufkleidern.

Alte Stickkunst – neu entdeckt

Im Kurs wurden der Langettenstich-, der Lochstich- und die Hochstickerei erlernt. Skizzen aus: Donner

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Alte Stickkunst – neu entdeckt

Die Weißstickerei aus der Schwalm/Hessen besticht durch ihre Zartheit und die vielfältigen Hohlsäume. Fotos aus: Fernau

Die im Kurs erlernte Technik auf einem Tischläufer umgesetzt. Schwälmerstickerei mit Detailansicht.

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Für die Herstellung von Wachsstöcken wird reines Bienen-wachs verwendet, das früher in Heimarbeit zu langen

Strängen gezogen wurde. Bevor sich die Elektrizität durchsetz-te waren die sparsamen Wachsstöckl, neben den Kerzen, diewichtigste Lichtquelle im Haus. Aber auch im Lebens- und Jah-resbrauchtum waren Wachsstöcke fest eingebunden. Sie gehör-ten zur Brautausstattung, waren beliebte Votivgaben, branntenam Totenbett und wurden zu Maria Lichtmess geweiht. Bereits im 18. / 19. Jahrhundert tauchten reich verzierte undaufwändig geformte Wachsstöckl auf, die als kostbare und inEhren gehaltene Erinnerungsstücke aufbewahrt wurden. Siewaren beliebte Mitbringsel aus Wallfahrtsorten und als Liebes-gaben, Tauf-, Firm- und Hochzeitsgeschenk begehrt. Zur Anfertigung der Wachsstöcke benutzt man Leghölzer, diesich nach dem Formen der einzelnen Reihen zerlegen lassen.Wesentlich für das Aussehen des Wachsstockes ist die Art derVerzierung. Zur ältesten Form der Dekoration zählt die Bema-lung, später setzten sich die Zwicktechnik und die aufgelegteVerzierung durch, bei der jedes Ornament extra hergestelltwird.

Wachsstöckl legen

Ausschnitt aus demGemälde „Darstel-lung des Christkin-des im Tempel“von Stefan Lochner(1400–1452). Foto aus: Pfistermeister

Wachsstöcke in Hufeisen-, Herz- und Buchform mit aufgelegten Verzierungen Kursleiterin: Elisabeth Ramgraber

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Verzierte Eier

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Was wäre Ostern ohne Osterei? Das Ei als Sinnbild fürFruchtbarkeit und Geburt ist ein wesentliches Symbol

des Osterfestes. Dem Brauch des Eierverzierens widmet sichauch die Goldhaubengruppe Seeham jedes Jahr. Dabei wirdgroßer Aufwand betrieben. Die Eier werden nicht nur bemalt,sondern auch mit Occhispitzen eingefasst oder mit besticktemLeinen überzogen. Aufwändige Klosterarbeiten sind ebenso zufinden, wie die Artischockentechnik, Klapp- und Spruchband-deier.

Beim Salzburger Gebetseiwerden die Schriftzeichender Litanei oder des Ro-senkranzes in Streifen ge-schnitten, aufgeklebt undmit goldenen Spitzenbän-dern verziert.

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Occhi

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Occhi (italienisch für „Augen“) ist eine Handarbeitstechnik, beider mit einem auf einem Schiffchen aufgewickelten Faden

Spitzen hergestellt werden. Die aus dem Orient stammende Technikwurde im Mittelalter von adeligen und bürgerlichen Damen ausge-übt. Die Schiffchen aus Holz, Elfenbein und Silber waren oft aufwän-dig verziert und mit Edelsteinen besetzt. Bekannt ist Occhi auch alsSchiffchenspitze oder Frivolitätenarbeit. Die Spitze entsteht indem Knoten auf einen Trägerfaden gereiht wer-den und der Faden zu einem Ring oder Bogen zusammengezogenwird. Typisch für die Occhispitze sind die zarten Formen und diekleinen Fadenschlingen, die Pikots genannt werden.

Occhispitze, fertige Decke und Probemuster. Kursleiterin: Hilde Bacher

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Klosterarbeiten

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Der Begriff „Klosterarbeit“ stammtaus dem vorigen Jahrhundert

und weist darauf hin, dass diese auf-wändig gearbeiteten Andachtsgegen-stände früher in Klöstern erzeugt wur-den. Die Wurzeln der Klosterarbei-ten, die auch „schöne Arbeit“ oder„schöne Tafel“ genannt wurden, rei-chen bis ins Mittelalter. Die zunächstnur für den kirchlichen Raum, zur Aus-schmückung der Reliquienschreine her-gestellten Zierwerke, wurden in der Blütezeit der Wallfahrtvon Nonnen als Andenken für die Pilger in kleinerer Ausfüh-rung erzeugt. Als Folge der Säkularisierung (1803) und desZweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) wurden zahlloseReliquienkästen aus Kirchen und Klöstern entfernt. Nur in we-nigen Klöstern blieb das Wissen um die Herstellungstechnikenerhalten.

Seit etwa 25 Jahren lebt das Interesse an der traditionellenKlosterkunst wieder auf und wird in Bildungszentren an Inte-ressierte weitergegeben. So entstehen heute nach alten Vorbil-dern erneut Klosterarbeiten.

Klosterarbeit: Trauben. Foto aus: Riedl

Reich geschmückte, alte Or-gelpfeife aus der SeehamerPfarrkirche.

Aufklappbares Straußenei, Klosterarbeit von Erna Herbst.

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StoffdruckKlosterarbeiten

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Die Vielfalt der in der Klosterarbeit verwendeten Technikenist unüberschaubar und entspricht dem Formenreichtumdes Barock. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Immeraber steht ein religiöses Thema im Mittelpunkt. Um dasMittelstück (z.B.: ein Wachsmedaillon, ein Wachskindl oderein Andachtsbild) wird die Klosterarbeit aufgebaut. Sorgfäl-tig wird ein Hintergrundstoff ausgewählt und der Rahmendamit ausgeschlagen. Danach werden feinste Ornamente,kunstvolle Blüten, Ranken und Blätter aus Gold- und Silber-draht, Seidenblümchen und Perlarbeiten angefertigt undbefestigt.

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Klosterarbeiten aus vergoldeten Papierstreifen haben ih-ren Ursprung in den englischen Frauenklöstern des 18.Jahrhunderts. Da diese Klöster großteils arm waren unddie Nonnen keine kostbaren Gold- und Silberdrahtarbei-ten zu Ehren ihrer Heiligen anfertigen konnten, erfandensie reizvolle Papierrollarbeiten. Der Ausdruck „Krüllen“oder „Krüllarbeit“ leitet sich vom Zusammenschieben derPapierstreifen ab. Bei der Krüllarbeit werden feine Papierstreifen über einenZahnstocher oder eine Nadel gewickelt, in eine bestimm-te Form gebracht und mit Holzleim fixiert. Die einzelnenTeile werden zu Blüten und Ornamenten zusammenge-setzt.

Ausschnitt aus einer Krüllarbeit. Foto aus: Riedl

Vergoldete Papierstreifen wer-den bei der Krülltechnik zuwundervollen Ornamentengerollt.

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Stoffdruck

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Auch der Stoffdruck hat eine lange Tradition. Stoff-druck mit Gräsern und ergänzender Pinselmalerei eig-net sich besonders gut als Verzierung für Einkaufsta-schen, Brot- und Turnbeutel, Tischdecken, Blusen, Jacken u.v.m. Als Ausgangsmaterial verwendet man Baumwollstoffeoder Leinen. Frisch gesammelte Gräser werden gesäu-bert, mit Stoffmalfarben eingestrichen und auf denStoff gedrückt. Danach werden Stiele und Blüten mitdem Pinsel ergänzt. Besondere Motive können auchmit Kohlepapier auf den Stoff übertragen und ausge-malt werden. Das fertige Stück lässt man etwa einenTag trocknen und bügelt es anschließend von der Rück-seite.

Stoffdruck mit Gräsern, Vor-führung von Gertrude Walknerbeim 6. Bauernherbst in See-ham.Foto: Goldhaubengruppe

Gelb eingefasste Jacke mit Gräserdruck und Male-rei. Goldhaubengruppe Seeham.

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RosenkranzknüpfenStoffdruck

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Besonders beliebt ist in Seeham derStoffdruck mit Modeln. Bisher wurdenvon der Goldhaubengruppe 8 Kursemit 139 Teilnehmern organisiert. Kurs-leiterin ist Annemarie Thalhammer.Mehr als 1500 Modeln stellt sie in ih-ren Kursen zur Auswahl. Nach aus-führlichen Erklärungen und prakti-schen Vorführungen werden die Teil-nehmer selbst aktiv und bedruckenLeinenstoffe oder Mischgewebe fürOster- oder Weihnachtstischdecken,Vorhänge, Bettwäsche und vielesmehr.

Die Goldhaubengruppe mit Kurs-leiterin Annemarie Thalhammer. Foto: Goldhaubengruppe Seeham

Mitteldecke mit Blumenmotiven, gedruckt in Seeham.

Die Baumwollschürze zur Flachgauer Werktagstrachtwird mit selbst entworfenen Modeln bedruckt, derenMuster sich an den alten Seehamer Klöppelmotiven ori-entieren.

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Rosenkranzknüpfen

Das Knüpfen von Rosenkränzen aus getrockneten Monstranz-oder Rosenkranzbohnen war nicht nur in Klöstern beliebt.

Diese Tradition wird in Seeham seit zwei Jahren mit Monstranzboh-nen fortgeführt, die die Obfrau der Goldhaubengruppe Erna Herbstim eigenen Garten kultiviert. Für das Durchbohren der Bohnen braucht man eine ruhige Hand, gu-te Augen und einen sehr feinen Bohrer. Das Mittelstück des Rosen-kranzes bilden die so genannte wundertätige Medaille und ein Kreuz,vorzugsweise aus einem Wallfahrtsort.

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Es war im Krieg 1918, als eines Abends in der Kirche die Monstranzgestohlen wurde. Niemand hatte eine Ahnung, wohin sie ver-schwunden war. Ein Bauer hatte dann nach dem Krieg auf seinemFeld Stangenbohnen angebaut. Als er das abgeerntete Feld mit sei-nen Pferden umpflügte, wollten die Tiere an einer bestimmten Stel-le nicht weitergehen. Der Bauer hatte keine Ahnung, warum das sowar. So blieben bis zum Herbst etliche Bohnen hängen, deren Scha-len ganz dürr wurden. Der Bauer öffnete sie, um das Saatgut zu prü-fen und was er entdeckte war für ihn ein großes Wunder. Auf je-der Bohne war eine Monstranz zu sehen. Aufgeregt zeigte er sie imDorf und alle haben dann an dieser Stelle gesucht und gegraben.Schließlich fanden sie die Monstranz tief in der Erde, dort wo diePferde den Gehorsam verweigert hatten.

Rosenkranz aus Monstranzbohnen

Monstranzbohnen

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Verwendete Literatur

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Artikel zum 50. Geburtstag von Erna Herbst. In: Flachgauer Rundschau, 16. Jahr-

gang, August 2004, Neumarkt 2004.

DIDEROT ET D`ALEMBERT: Encyclopedie des artes. Paris 1751/72.

DONNER, Mizzi und Carl SCHNEBEL: Handarbeiten wie zu Großmutters Zeiten.

Berlin 1995.

EBERLE, Doraja: Das Land Salzburg ehrt besondere Leistungen in der Volkskultur.

In: Landesverband Salzburger Volkskultur (Hg.): Salzburger Volkskultur, 29.

Jahrgang, Mai 2005, Salzburg 2005: 51.

FINK, Georg: Alte und neue Werte. In: Salzburger Nachrichten, Salzburger Woche.

Flachgauer Nachrichten, Spezial 1, 29. Jänner 2004. Salzburg 2004.

LIPP, Franz Carl: Goldhaube und Kopftuch. Zur Geschichte und Volkskunde der

österreichischen, vornehmlich Linzer Goldhauben und oberösterreichischer

Kopftücher. Linz 1980.

LIPP, Franz Carl: Österreichische Frauentrachten I und II. In: Österreichischer Volks-

kundeatlas, 4. Lieferung. Wien 1971.

Menschen mit Herz. Im Einsatz für die „Gute Sache“. In: Rupertusblatt, Wochen-

zeitung der Erzdiözese Salzburg, Nr. 28 am 11. Juli 2004, Salzburg 2004.

MEYER-NUSSER, Monica: Ostereier – meine Freude! Nesselwang 2002.

PFISTERMEISTER, Ursula: Wachs. Volkskunst und Brauch. Ein Buch für Sammler

und Liebhaber alter Dinge. Nürnberg 1982.

RIEDL-HORN, Else: Kostbare Klosterarbeiten. Edle Kunstgegenstände selbst ge-

schaffen. Rosenheim 1998.

Salzburger Heimatpflege und Salzburger Heimatwerk (Hg.): Salzburger Klöppelspit-

zen Reihe. Spitzenmuster aus dem Salzburger Museum Carolino Augusteum.

Folge 1: 8 breite Klöppelspitzen mit Motiven aus der Salzburger Volkskunst.

Ausgearbeitet von Monika Thonhauser. Salzburg 1988.

SCHÜRENBERG, Sabina: Glasperlenarbeiten. Taschen und Beutel. Von der Vorla-

ge zum Produkt. München 1998.

SCHWEINÖSTER, Christine: „Frau Präsidentin“. In: Tauriska. Magazin für die

Schatzkammer Salzburg und Hohe Tauern in den Salzburger Nachrichten.

Sommer 2005. Salzburg 2005: 5.

LLiinnkkss:: www.gildebrief.de • www.occhi.de • www.tatting.de

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Kurse der Goldhaubengruppe Seeham

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LLaauuffeennddee KKuurrssee (jedes Jahr angeboten)� Klosterarbeiten� Stoffdruck� Rosenkranzknüpfen

GGeeppllaannttee KKuurrssee� Heiligenbilder schneiden und stupfen� Hohlsaum Mustertuch � Zwirnknöpfe nähen� Metallblumensträuße anfertigen� Kunststricken� Schattenstickerei� Gerstenkorn� Netzen� Spinnen� Filzen� Handarbeiten mit religiösen Motiven (Breverl, Votivkerzen)� Rosenkränze aus Hiobsbohnen

GGeeppllaannttee AAuusssstteelllluunnggeenn� FrauenKunstHandwerk aus Seeham mit Vorführung,

September 2005, Sutrio/Friaul� Brauchtum im Jahreskreis

ImpressumHHeerraauussggeebbeerr:: Schatzkammer Heimat Land Salzburg – Kulturelle Sonderprojekte; Prof. Alfred WinterIInnhhaallttlliicchheess KKoonnzzeepptt:: Erna Herbst IInnhhaallttlliicchhee BBeeaarrbbeeiittuunngg:: Petra AsterLLaayyoouutt:: Andrea Singer, SIRRReeddaakkttiioonn:: Christine Stadler, Erna Herbst KKoonnttaakkttaaddrreessssee:: Goldhaubengruppe Seeham, Webersbergstraße 4, 5164 SeehamHHeerrsstteelllluunngg:: Hausdruckerei, Land SalzburgFFoottooss oohhnnee HHiinnwweeiissee:: Petra AsterDank an die Leopold Kohr Akademie für die Zurverfügungstellung von Fotos.

Die Bearbeitung der Broschüre erfolgte im Rahmen des EU-Interreg-IIIB-Alpenraumpro-grammes „Crafts“ durch das SIR – Salzburger Institut für Raumordnung & Wohnen, Gemeindeentwicklung Salzburg, in Kooperation mit der Gemeinde Seeham.SSaallzzbbuurrgg,, AAuugguusstt 22000055

Dank gebührt der Gemeinde Seeham für die Zurverfügungstellung der Kursräumlichkeiten.

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