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Foto: Thilo Rückeis HölzernerKindheitszauber Tagesspiegel 11.12.2012.pdfSTADTLICHTER Themen –...

Date post: 27-Jan-2021
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A h ja, sagt Günter Münzberg, mus- tert den Reparaturfall und kramt in seinem Werkzeug. Wie, ah ja? „Das ist die Pyramide ,Abend- gruß‘, in den 70ern in Seiffen herge- stellt.“ Damit ist wieder Schweigen im Walde. Der Reparateur muss sich konzen- trieren, da stört Quatschen nur. Er holt eine Schachtel mit runden bunten Teil- chen raus. Das sind? „Glaslager“, sagt Münzberg, wirft einen kleinen Bohrer an und dreht die Pyramide um. „Da kommt man nur von hinten ran.“ Mitten in dieser heiklen Operation tritt Kundschaft durch die Tür. Im Advent ist Hochsaison bei „Erzgebirgische Volks- kunst“ in Spandau, wo Günter Münzberg seit mehr als 20 Jahren sitzt und auf 30 vollgestopften Quadratmetern 4500 Räu- chermännchen, Schwibbögen, Pyrami- den, Reifentiere, Nussknacker, Orchester- engel, Spielzeuge, Krippenfiguren, Spiel- dosen und Miniaturen von 120 original erzgebirgischen Handwerksbetrieben verkauft. Und sie auch nach Kräften repa- riert. Zum Glück nimmt sich jetzt eine Mitar- beiterin des wartenden Kunden mit der Prinz-Heinrich-Mütze an. Er verlangt nach einem neuen Baum und einer Holz- platte für seine sorgfältig in Kunststoff- beutel verpackte Figurengruppe. Und der Günter Münzberg bohrt jetzt tatsäch- lich ungerührt die kostbare Pyramide an, die Tante Anneliese aus der DDR einst an die Westverwandtschaft im Pyrami- den-Entwicklungsland Niedersachsen schickte. Wenn das nur gut geht. Doch sicher kennt sich einer, der auf Anhieb eine seit 30 Jahren nicht mehr herge- stellte Weihnachtspyramide erkennt, auch mit ihrer Mechanik aus. So richtig drehen wollten sich die auf dem Holztel- ler gruppierten Rodelfreunde Sandmann, Pittiplatsch und Schnatterinchen näm- lich schon im letzten Advent nicht mehr. Ihr Kreiseln wirkte müde, stoppte gar, und nur beherztes Anpusten der Flügel verhinderte den Zimmerbrand. „So was kann gefährlich werden!“, sagt Münz- berg. Doch was hat die Pyramide denn nur? „Das Glaslager ist kaputt“, sagt er und zeigt mithilfe einer Lupe das Loch in dem herausgebohrten Etwas vor. In die- ser Glaspfanne laufe die Metallspitze des Pyramidendorns, erläutert er. Und manchmal, da zerpiekst er sie. Flugs klebt Münzberg eine neue in das Loch am Pyramidengrund, gibt einen Tropfen Nähmaschinenöl ins Glaslager und Sandmann, Pittiplatsch und Schnatterin- chen stoßen im Testlauf zu neuen Umdre- hungshöchstgeschwindigkeiten vor. Nicht schwer zu erraten, dass dieser 54 Jahre alte Familienvater nur in zweiter Linie Verkäufer und in erster Linie Lieb- haber seiner Figürchen ist. Das fing schon daheim in Sachsen an, wo er in Ka- menz in der Lausitz aufgewachsen ist. Da schmückten die Eltern mit Seiffener Figu- ren die Weihnachtsstube, aber den Sam- melwahn fachte die Großmutter beim vierjährigen Günter an. Sie schenkte ihm eine Kurrende. Also einen geschnitzten Kinderchor samt Sternsingerstab und Seiffener Kirche. Die hat es dem in Dres- den zum Anlagentechniker ausgebilde- ten Münzberg, der kein Abi machen durfte, weil er weder in die Partei noch drei Jahre zur Armee wollte, angetan. So sehr, dass er sie 1984 mitnahm, als sein Ausreiseantrag nach drei bangen Jahren endlich bewilligt wurde. „Ich habe wenig eingepackt, aber die Kurrende, die musste mit.“ Jetzt steht sie in Spandau, wo Münzberg damals hinzog, weil schon seine Schwester hier lebte. Er weiß, dass viele Leute die Erzgebirgs- figuren für Kitsch halten. Deswegen könne die auch nur verkaufen, wer Sinn für liebevolle Details und traditionelle Handwerkstechniken wie Drechseln, Schnitzen, Spanbaumstechen, Reifendre- hen, Laubsägen habe. „Für mich sind das kleine Kunstwerke“, sagt er, „da steckt viel Arbeit drin.“ Klassiker wie das Engelor- chester sind denn auch begehrtes Sammel- objekt. Die Leidenschaft steckt im Laden manchen an. „Ich habe Kunden, die schon mit ihren Eltern da waren und wenn sie dann selber Weihnachten feiern, suchen sie hier den Kindheitszauber von einst.“ So wie er, wenn er im Advent die eigene Stube schmückt. Der Erzgebirgsnusskna- cker steht neben der Nussschale, in der ein zweiter aus Metall liegt. Der hölzerne ist Deko. Zum Knacken viel zu schade. — Erzgebirgische Volkskunst, Adamstraße 49, Spandau, www.erzgebirge-in-berlin.de C D SERIE Es weihnachtet sehr Pyramidenklinik. 4500 Erzgebirgsartikel bietet Günter Münzberg in seinem Laden in Spandau an. Aber er repariert auch verunfallten Weihnachtsstubenschmuck. So wie den defekten elektrischen Lichterengel, der im Erzgebirge immer als Paar mit einem Bergmann aufgestellt wird, oder die alte Sandmann-Pyramide „Abendgruß“ aus der DDR. Foto: Thilo Rückeis Von Gunda Bartels Hölzerner Kindheitszauber In seinem Laden in Spandau repariert und verkauft Günter Münzberg Figuren aus dem Erzgebirge Sein erstes eigenes Stück – die von Oma geschenkte Kurrende – musste mit, als er aus der DDR ausreiste ES WEIHNACHTET SEHR Heute: . . . buntes Spielzeug fromm geschmückt (4) NÄCHSTE FOLGE: Donnerstag, 13. Dezember D DIENSTAG, 11. DEZEMBER 2012 / NR. 21 540 STADTLEBEN
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  • Ah ja, sagt Günter Münzberg, mus-tert den Reparaturfall und kramtin seinem Werkzeug. Wie, ah ja?„Das ist die Pyramide ,Abend-

    gruß‘, in den 70ern in Seiffen herge-stellt.“ Damit ist wieder Schweigen imWalde. Der Reparateur muss sich konzen-trieren, da stört Quatschen nur. Er holteine Schachtel mit runden bunten Teil-chen raus. Das sind? „Glaslager“, sagtMünzberg, wirft einen kleinen Bohrer anund dreht die Pyramide um. „Da kommtman nur von hinten ran.“

    Mitten in dieser heiklen Operation trittKundschaft durch die Tür. Im Advent istHochsaison bei „Erzgebirgische Volks-kunst“ in Spandau, wo Günter Münzbergseit mehr als 20 Jahren sitzt und auf 30vollgestopften Quadratmetern 4500 Räu-chermännchen, Schwibbögen, Pyrami-den, Reifentiere, Nussknacker, Orchester-engel, Spielzeuge, Krippenfiguren, Spiel-dosen und Miniaturen von 120 originalerzgebirgischen Handwerksbetriebenverkauft. Und sie auch nach Kräften repa-riert.

    Zum Glück nimmt sich jetzt eine Mitar-beiterin des wartenden Kunden mit derPrinz-Heinrich-Mütze an. Er verlangt

    nach einem neuen Baum und einer Holz-platte für seine sorgfältig in Kunststoff-beutel verpackte Figurengruppe. Undder Günter Münzberg bohrt jetzt tatsäch-lich ungerührt die kostbare Pyramide an,die Tante Anneliese aus der DDR einst andie Westverwandtschaft im Pyrami-den-Entwicklungsland Niedersachsen

    schickte. Wenn das nur gut geht. Dochsicher kennt sich einer, der auf Anhiebeine seit 30 Jahren nicht mehr herge-stellte Weihnachtspyramide erkennt,auch mit ihrer Mechanik aus. So richtigdrehen wollten sich die auf dem Holztel-ler gruppierten Rodelfreunde Sandmann,Pittiplatsch und Schnatterinchen näm-lich schon im letzten Advent nicht mehr.Ihr Kreiseln wirkte müde, stoppte gar,und nur beherztes Anpusten der Flügel

    verhinderte den Zimmerbrand. „So waskann gefährlich werden!“, sagt Münz-berg. Doch was hat die Pyramide dennnur? „Das Glaslager ist kaputt“, sagt erund zeigt mithilfe einer Lupe das Loch indem herausgebohrten Etwas vor. In die-ser Glaspfanne laufe die Metallspitze desPyramidendorns, erläutert er. Undmanchmal, da zerpiekst er sie. Flugsklebt Münzberg eine neue in das Loch amPyramidengrund, gibt einen TropfenNähmaschinenöl ins Glaslager – undSandmann, Pittiplatsch und Schnatterin-chen stoßen im Testlauf zu neuen Umdre-hungshöchstgeschwindigkeiten vor.

    Nicht schwer zu erraten, dass dieser54 Jahre alte Familienvater nur in zweiterLinie Verkäufer und in erster Linie Lieb-haber seiner Figürchen ist. Das fingschon daheim in Sachsen an, wo er in Ka-menz in der Lausitz aufgewachsen ist. Daschmückten die Eltern mit Seiffener Figu-ren die Weihnachtsstube, aber den Sam-melwahn fachte die Großmutter beimvierjährigen Günter an. Sie schenkte ihmeine Kurrende. Also einen geschnitztenKinderchor samt Sternsingerstab undSeiffener Kirche. Die hat es dem in Dres-den zum Anlagentechniker ausgebilde-ten Münzberg, der kein Abi machendurfte, weil er weder in die Partei noch

    drei Jahre zur Armee wollte, angetan. Sosehr, dass er sie 1984 mitnahm, als seinAusreiseantrag nach drei bangen Jahrenendlich bewilligt wurde. „Ich habe wenigeingepackt, aber die Kurrende, diemusste mit.“ Jetzt steht sie in Spandau,wo Münzberg damals hinzog, weil schonseine Schwester hier lebte.

    Erweiß,dassvieleLeutedieErzgebirgs-figuren für Kitsch halten. Deswegenkönne die auch nur verkaufen, wer Sinnfür liebevolle Details und traditionelleHandwerkstechniken wie Drechseln,Schnitzen, Spanbaumstechen, Reifendre-hen, Laubsägen habe. „Für mich sind daskleineKunstwerke“,sagter,„dastecktvielArbeit drin.“ Klassiker wie das Engelor-chestersinddennauchbegehrtesSammel-objekt. Die Leidenschaft steckt im Ladenmanchen an. „Ich habe Kunden, die schonmit ihren Eltern da waren und wenn siedann selber Weihnachten feiern, suchensie hier den Kindheitszauber von einst.“So wie er, wenn er im Advent die eigeneStube schmückt. Der Erzgebirgsnusskna-cker steht neben der Nussschale, in derein zweiter aus Metall liegt. Der hölzerneist Deko. Zum Knacken viel zu schade.

    — Erzgebirgische Volkskunst, Adamstraße49, Spandau, www.erzgebirge-in-berlin.de

    C D SERIE Es

    weihnachtetsehr

    UNTER PYRAMIDEN„Schauen Sie mal, der Holden-stedter Engelstock, der ist bis zusechs Meter hoch und absolut ein-malig“, ruft Kuratorin Tina Pe-schel und steuert an traditionel-len und modernen Weihnachtspy-ramiden vorbei auf ein wahrlichnicht zu übersehendes Gestell zu.Die mit grob geschnitzten rotenEngeln, grünem Buchsbaum,Schäferfiguren und triumphalenGoldpapierfahnen eigenwillig ge-schmückte Pyramide hat sich im19. Jahrhundert so nur in Holden-stedt in Sachsen-Anhalt entwi-ckelt. So wie der mit kunterbun-tem Papier umwickelte, über undüber mit Korinthenketten und Pfef-ferkuchen behängte HiddenseerBügelbaum nur auf der Ostsee-insel üblich war und die von innenerleuchteten, mit Scherenschnit-ten beklebten Papiertrommelnder Sebnitzer Schattenspiele nurvon kunstfertigen sächsischenHandwerkern gebaut wurden. Umdie 100 verschiedene Pyramidenversammelt die Ausstellung„Weihnachtspyramiden – Tradi-tion und Moderne“ im MuseumEuropäischer Kulturen in Dah-lem. Und die Ethnografin Tina Pe-schel weiß ebenso kenntnisreichwie begeistert davon zu erzählen.„Was heute in den Berliner Weih-nachtsstuben der Tannenbaumist, war im 19. Jahrhundert die

    Perjemide.“ Egal ob Arbeiter oderwohlhabender Bürger, jeder hatteeine Weihnachtspyramide zuHause. Die Pyramide „Berliner Ma-nier“ ist ein mit Buchsbaum, Nüs-sen, Äpfeln oder auch biblischenHolzfiguren geschmücktes, mehr-geschossiges Gestell. Statisch,nicht kreisend wie die mit einemFlügelrad gekrönte Erzgebirgspyra-mide. Letztere ersetzten in derevangelisch geprägten Bergbaure-gion die süddeutsche, katholi-sche Tradtion der Weihnachtskrip-pen, sagt Tina Peschel. Und natür-lich sind sie reichlich in der Aus-stellung vertreten. Mit stattlichenExemplaren in italienischem Ba-

    rock oder romantischem Ruinen-look. Auch lustig glöckelnde Blech-pyramiden sind zu sehen. „Die wa-ren früher oft ein Holzpyramidener-satz für arme Leute.“ Sie sind bil-lig und robust und Kinder liebendas Geklingel. gba

    — Die Ausstellung im MuseumEuropäischer Kulturen, Arnimallee25, Dahlem, läuft bis 3.Februar.Di-Fr 10-18, Sa/So 11-18 Uhr. Ein-tritt: 6 Euro, bis 18 Jahre frei.

    EIN SÜSSES PROGRAMM:PYRAMIDEN PLUS PRALINENWie wäre es mit einem lehrrei-chen und leckeren Adventssams-

    tag? Kuratorin Tina Peschel führtam Sonnabend, 15. Dezember,ab 14.30 Uhr eine Gruppe von 20Lesern (Kinder ab 10 Jahren) eineStunde lang durch die Weih-nachtspyramiden-Ausstellung.Danach, ab 16 Uhr, geht es imFoyer des Museums weiter mit ei-ner süßen Überraschung: In ei-nem etwa eineinhalbstündigenKursus des Catering-Unterneh-mens „Esskultur“ lernen die Besu-cher, weihnachtliche Pralinen her-zustellen. Ein Tütchen Konfektgibt es mit nach Hause. Kostenfür Museumsbesuch, Führungund Schoko-Kursus: 12 Euro(bitte beim Kursus zahlen). Ver-bindliche Anmeldung mit Name,Adresse, Telefon ab sofort bismorgen, 12 Uhr, unter [email protected] (Betreff:Pyramiden und Pralinen). DiePlätze werden verlost, die Gewinn-ner per Mail benachrichtigt.

    HISTORISCHES SPIELZEUGIM MÄRKISCHEN MUSEUMEs gibt eine neue Dauerausstel-lung in Berlin, die Kinder undErwachsene gleichermaßenbegeistert. Sie zeigt Histori-

    sches aus

    der Kinderstube, heißt „Kaiser, Kö-nig, Bettelmann. Spielen in Alt-Ber-lin 1871–1933“ und wurde zum 1.Advent im Märkischen MuseumAm Köllnischen Park 5 eröffnet.Fast die ganze Welt en miniaturekann man dort bewundern, von Kä-the-Kruse-Püpp-chen überBlechautosbis zur LaternaMagica. Span-nende De-tails zurGe-schichte alldieser Spiel-zeuge erfahren 20 Leser bei einerKuratoren-Führung durch dieSchau am Sonntag, 16. Dezem-ber, ab 15 Uhr. Anmeldung mitName, Adresse, Telefon bis mor-gen unter [email protected] (Betreff: Spielzeug).

    Die Plätze werden verlost,die Gewinnner

    benach-richtigt. lei / CS

    — DieAusstel-lung istDiens-

    tag bisSonntag,10-18 Uhrgeöffnet.

    Ein kleines Zimmer in einem Hinterhofin Mitte, direkt neben der Charité in derLuisenstraße. Vier zusammengestellte Ti-sche stehen mittig im Raum, darauf etli-che Laptops, Monitore, Tablet-Computerund Smartphones. Dazwischen Kabel-wirrwar und ein Modellauto, gelb natür-lich, wie die New Yorker Taxis. So siehtes aus, wenn sich vier junge Menschenzusammentun, um eine App zu entwi-ckeln, eine mobile Anwendung fürSmartphones. „Bettertaxi“ soll Taxifah-ren nachhaltig, günstiger und bargeldlosmöglich machen. Und vor allem günsti-ger. Denn ab dem kommenden Frühjahrsoll die App auch als eine Art Mitfahrzen-trale für Taxifahrten fungieren. Gemein-sam in einem Taxi, obwohl man sichnicht kennt, sogenanntes Taxi-Sharing,gibt es in Berlin bislang noch nicht – zu-mindest nicht organisiert.

    Die Idee ist einfach: Der Nutzer tipptStart und Ziel seiner Route ein, dannmacht die App Vorschläge, mit welchenanderen Fahrgästen er sich das Fahrzeugund damit auch die Kosten teilen kann.Diese Vermittlungsarbeit kostet einenEuro,gezahltwirdnur,wenneszurerfolg-reichen Sammelfahrt kommt. „Es lohntsich besonders für längere Strecken undzu hoch frequentierten Orten wie etwadem Flughafen“, sagt Niels Beisinghoff,35, der vor knapp zwei Jahren die Idee zurApphatte.GemeinsammitseinemCousinMarius Schatke, 25, Fredrik ForstbachundTimoEuteneuertüftelterhierimHin-terhaus an der Weiterentwicklung seinerIdee. In dem Hochhaus neben der Charitésitzen lauter Berliner Start-up-Firmen,dieein„Exist“-StipendiumdesBundesmi-nisteriums für Wirtschaft und Technolo-gie erhalten; kofinanziert wird das ganzevom Europäischen Sozialfonds.

    Seit Oktober ist die Grundversion be-reits fürs iPhone und Android-Systemeverfügbar. Momentan ist es vor allemeine andere App, deren Aufkleber auf vie-len Taxis der Stadt zu sehen ist: Mytaxi.Dennoch glauben die Macher, dass ihrKonzept vor allem in Berlin auf große Zu-stimmung stoßen wird. Auch wegen des„Better“ im Namen. Damit rechtfertigendie jungen Unternehmer ihren Anspruchauf Nachhaltigkeit. „Wir möchten, dassder Nutzer sein eigenes Auto gar nichtmehr braucht“, sagt Beisinghoff. Das Un-ternehmen möchte gern den CO2-Fußab-druck verwischen. Für jede über die Appgebuchte Fahrt investiert Bettertaxi inProjekte des TÜV-geprüften HamburgerUnternehmens „Arktik“, das Windräderund Klimaschutzprogramme finanziert.„Bei einer Fahrt von zehn Kilometern fal-len etwas zwei Kilogramm CO2 an“, sagtBeisinghoff. „Auf dem Weltmarkt kostendie ungefähr drei Cent. Dieses Geld inves-

    tieren wir.“ Den Passagier kostet dasnichts. Der zahlt nur seine Taxifahrt, de-ren Preis durch die deutsche Taxigebüh-renordnung festgeschrieben ist. Die Ma-cher von Bettertaxi erhoffen sich davongrößeres Interesse unter den umweltbe-wussten Berlinern.

    Einen Nachteil haben die Sammelfahr-ten: Sie sind nur mit Kartenzahlungbuchbar. Zur Anmeldung gibt der Fahr-gast seine Kontoinformationen an undder Fahrpreis wird nach erfolgreicherFahrt abgebucht – ähnlich wie bei ande-ren Car-Sharing-Angeboten. Auch des-wegen ist man beim Taxiverband skep-tisch, dass sich das Taxi-Sharing durch-setzen wird.

    Die App funktioniert momentan nurin Berlin, soll aber bald in allen deut-schen Großstädten verfügbar sein. DasUnternehmen ist derzeit mit den Zentra-len im Gespräch. „Wir sind in ersterLinie Taxi-App, ein Massengeschäft“, er-klärt Beisinghoff. Ganz im Sinne ihrerIdee hat nur einer der vier Gründernoch einen privaten Pkw – Fredrik Forst-bach ist das sichtlich peinlich. „Ichhabe vor kurzem einen Sohn bekom-men“, sagt er entschuldigend. „Und derist ziemlich lauffaul. Ronja Spiesser

    8 Jahre, 40 Seconds. Panorama-Bars? Da-von gibt’s ja eine Menge in der Stadt.Mal kurz überlegen: Da ist zum Beispielder Weekend Club hoch überm Alexan-derplatz im einstigen „Haus des Rei-sens“, zwölfter Stock, eine irre Aus-sicht! Im Jahr 2004 wurde das Week-end einst eröffnet. Dann wäre da nochdie Puro-Lounge in Charlottenburg, im20. Stockwerk des Europacenters – Er-öffnung: 2008. Und die Solar Bar amAnhalter Bahnhof in Kreuzberg? Wurde2005 eröffnet, ganz oben in der 17.Etage des einstigen „Saskatche-wan“-Hochhauses (so hieß früher auchein Restaurant im tristen Betonriegel).Irgendeine bekannte Panoramabar ver-gessen? Naklar, das „40 Seconds“, nochso eine Institution. Die Bar existiertnun schon seit acht Jahren an der Pots-damer Straße 58 in Tiergarten (gleicham Landwehrkanal) und feiert am15.Dezember ihren Geburtstag. Die Ge-schäftsführer Jennifer Michaels undThorsten Schermall ziehen stolz Bilanz:„In den vergangenen acht Jahren habenim 40 Seconds schon Stars wie JenniferLopez, Marilyn Manson und Leonardodi Caprio gefeiert, um nur einige Na-men zu nennen.“ Der Name 40 Secondsbasiert auf der Länge der Fahrstuhlfahrtin den achten Stock des vollverglastenLoeser-&-Wolff-Hauses. Wer am kom-

    menden Sonnabend mitfeiern mag – dieParty beginnt um 23 Uhr, bis 0.30 Uhrist der Eintritt frei. Und da wir geradean Bars mit Aussicht denken – vielleichtpassiert ja im Jahr 2013, wie angekün-digt, in Steglitz in 46 Metern Höhe: imalten Bierpinsel. Seit langer Zeit geltendie Gastronomen der „Bar Tausend“(Schiffbauerdamm 11 in Mitte) als Inte-ressenten für den knallbunten Turm ander Schlossstraße. AG

    Pyramidenklinik. 4500 Erzgebirgsartikel bietet Günter Münzberg in seinem Laden in Spandau an. Aber er repariert auch verunfallten Weihnachtsstubenschmuck. So wie den defektenelektrischen Lichterengel, der im Erzgebirge immer als Paar mit einem Bergmann aufgestellt wird, oder die alte Sandmann-Pyramide „Abendgruß“ aus der DDR. Foto: Thilo Rückeis

    Aus alter Zeit: Zu den Spielen ins Museum

    Von Gunda Bartels

    Hölzerner KindheitszauberIn seinem Laden in Spandau repariert und verkauft Günter Münzberg Figuren aus dem Erzgebirge

    Sein erstes eigenes Stück – die von Oma geschenkte Kurrende – musste mit, als er aus der DDR ausreiste

    ES WEIHNACHTET SEHR Heute: . . . buntes Spielzeug fromm geschmückt (4)

    Taxi ohne Säule.Niels Beisinghoff,Fredrik Forstbach

    und Timo Euteneuer(von links) glauben,

    dass niemand in Berlinein eigenes Auto

    braucht. Foto: Georg Moritz

    NÄCHSTE FOLGE:Donnerstag, 13. Dezember

    Weiß alles über Pyramiden. Tina Peschel ist Kuratorin der weihnacht-lichen Ausstellung in Dahlem. Foto: Thilo Rückeis

    DFESTLICHER ADVENT: EXTRA FÜR LESER

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    s:pr

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    E FSTADTLICHTERThemen – Trends – Termine

    Fremde im FondJunge Berliner haben eine App erfunden,

    mit der sich Kunden ein Taxi teilen können

    DIENSTAG, 11. DEZEMBER 2012 / NR. 21 540 DER TAGESSPIEGEL 9STADTLEBEN

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    GünterSchreibmaschinentextBerliner Tagesspiegel


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