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Forum OWL - Alleine kaum zu schaffen

Date post: 22-Mar-2016
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Forum OWL - Alleine kaum zu schaffen
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arbeitsmarktpolitisches Magazin für OstWestfalenLippe AUSGABE 14 Mai 2010 Forum OWL Alleine – kaum zu schaffen. THEMA
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Page 1: Forum OWL - Alleine kaum zu schaffen

arbeitsmarktpolitisches Magazin für OstWestfalenLippe

AUSGABE 14 Mai 2010

Forum OWL

Alleine – kaum zu schaffen.

THEMA

Page 2: Forum OWL - Alleine kaum zu schaffen

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Inhalt/Impressum

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10

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Armin Laschet, Minister für Generationen, Familie, Frauen undIntegration des Landes Nordrhein-Westfalen

BRD – NRW – OWL: Zur Situation der Alleinerziehenden im SGB II

Im Dschungel der Unterstützungsnetzwerke – Plädoyer für einzielgruppenspezifisches Fallmanagement

Bielefeld: Für Alleinerziehende hat es erfolgreich „KLICK!“ gemacht

Bielefeld: Besondere Unterstützung für Alleinerziehende undBedarfsgemeinschaften

4

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3 Vereinbarkeit von Familie und Beruf – nach wie vor eineHerausforderungVerena Schrandt-Klassen, ElternService AWO OWL

19 Alleinerziehend in Europa – wie sieht es bei den Nachbarn aus?

Alleinerziehende: Zielgruppe mit besonderem Unterstützungs- undBeratungsbedarf

11 Alleinerziehende im Interview: Zwei Perspektiven, eine Meinung

Kreis Paderborn: Aktivcenter für Alleinerziehende1213 Kreis Paderborn: Erfolgreiche Kooperation zwische ARGE und Fa-

milienzentren

Das Magazin Forum OWL wird von einer Kooperations-gemeinschaft arbeitsmarktpolitischer Träger inOstWestfalenLippe herausgegeben.

Daniela PixaTeutoburger Straße 3833604 BielefeldFon.: 0521 - 13 75 25Mail: [email protected]

Wolfgang SieberMail: [email protected]

Das Magazin kann in der Druckfassung in Einzelaus-gaben bei den Trägern kostenlos bezogen werden. Down-load der PDF unter http://www.ifb-owl.de/92.0.html

HerausgeberHerausgeberHerausgeberHerausgeberHerausgeber

RedaktionRedaktionRedaktionRedaktionRedaktion

VVVVV.i.S.d.P.i.S.d.P.i.S.d.P.i.S.d.P.i.S.d.P.....

Cover: Sabine Kuhn

BildquelleBildquelleBildquelleBildquelleBildquelle

Zahlen, Daten, Fakten Zahlen, Daten, Fakten Zahlen, Daten, Fakten Zahlen, Daten, Fakten Zahlen, Daten, Fakten

8 Bielefelder Studie: „Arbeitslos mit Kindern – Bewältigungs-strategien und institutionelle Förderung

Best Practice in OWLBest Practice in OWLBest Practice in OWLBest Practice in OWLBest Practice in OWL

14 Kreis Gütersloh: PAULA – Erschließung neuer Arbeitsbereiche fürAlleinerziehende

14 Kreis Gütersloh: Brücken bauen in den Beruf – Angebot für Berufs-rückkehrerinnen Kreis Herford: Gute Arbeit für Alleinerziehende14

Kreis Lippe: Projekt „Ulla“ – Unterstützung für langzeitarbeitsloseAlleinerziehende

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OstWestfalenLippe: Teilzeitausbildung – Berufliche Perspektiven fürjunge Mütter und Väter

17

Teilzeitberufsausbildung – von der Theorie in die Praxis18

Best practice in EuropaBest practice in EuropaBest practice in EuropaBest practice in EuropaBest practice in Europa

Zielgruppenspezifische BeratungZielgruppenspezifische BeratungZielgruppenspezifische BeratungZielgruppenspezifische BeratungZielgruppenspezifische Beratung

Kreis Lippe: Alleinerziehende meistern Ausbildung undKindererziehung

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LeitartikelLeitartikelLeitartikelLeitartikelLeitartikel

KommentarKommentarKommentarKommentarKommentar

Fall(en)management für Alleinerziehende – Positionen des Verban-des alleinerziehender Mütter und Väter VAMV e.V.

5

GrußwortGrußwortGrußwortGrußwortGrußwort

Kreis Herford: Schnelle Hilfe für Alleinerziehende mit behindertenKindern

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20 Europäisches Jahr 2010 zur Bekämpfung von Armut und sozialerAusgrenzung

Page 3: Forum OWL - Alleine kaum zu schaffen

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Grußwort/LeitartikelGrußwort

ch bin froh darüber, dass heute weitgehend Kon-sens darüber besteht, dass die Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf für Wirtschaft, Gesellschaftund Familien von entscheidender Bedeutung ist.

Neben dem bereits spürbaren Facharbeitermangel invielen Branchen zwingen uns vor allem veränderte Rol-lenbilder in unserer Gesellschaft zum Umdenken.

Die Struktur des Arbeitsmarktes wird sich durch dendemografischen Wandel nachhaltig verändern. Mehr jun-ge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und mehrjunge gut qualifizierte Frauen werden künftig den be-trieblichen Alltag prägen. Gerade für junge Frauen – vorallem für Alleinerziehende – ist die Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf aber ein Schlüsselthema. Sie sind aufeine flexible Kinderbetreuung und familienorientierteArbeitsbedingungen angewiesen, um berufstätig seinzu können.

OstWestfalenLippe (OWL) ist ein starker Wirtschafts-raum in Nordrhein-Westfalen. Rund 670.000 Beschäf-tigte, fast 100.000 Gewerbebetriebe und etwa 30.000Unternehmen belegen das eindrucksvoll. Damit OWLauch in Zukunft ein starker Wirtschaftsstandort bleibt,müssen die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeitvon Familie und Beruf auch in dieser Region noch bes-ser werden.

Nur gemeinsam – im Zusammenwirken von Wirtschaftund Politik – können wir in Richtung Familienfreund-lichkeit umsteuern. Das ist übrigens auch deshalb wich-tig, damit künftig wieder mehr Kinder geboren werden.Die Landesregierung baut daher die Kinderbetreuungmassiv aus. Ab dem 01. August 2010 fördert das Landfast 90.000 Plätze für Unterdreijährige, das ist mehr alseine Verachtfachung der Plätze in fünf Jahren.

Zugleich hilft die Landesregierung Unternehmen da-bei, betriebliche Kinderbetreuungsplätze aufzubauen undfördert innovative Ideen und Projekte im Rahmen desLandeswettbewerbs [email protected]. Dasschafft neue Chancen, nicht nur für Familien, sondernauch für Firmen und Unternehmen.

IArmin Laschet, Minister für Generationen, Familie,Frauen und Integration NRW

Leitartikel

Vereinbarkeit von Familie und Beruf – nach wie vor eineHerausforderung

Verena Schrandt-KlassenElternService AWO Ostwestfalen-Lippe

B eruf und Familie unter einen Hut zu bringen, kann schwierig sein:Einen Betreuungsplatz für das Kind nach dem Arbeitsplatz- undWohnortwechsel zu finden, die Betreuung des Kindes bei Krank-heit oder während der Dienstreise zu organisieren oder eine kind-

gerechte Betreuung für das einjährige Kind zu bekommen, stellt berufstäti-ge Eltern oder alleinerziehende Beschäftigte und damit letztlich auch ihreArbeitgeber vor Schwierigkeiten. Gerade alleinerziehende Eltern, die eineBerufsrückkehr und damit einen beruflichen Neustart planen, sind auf guteBegleitstrukturen angewiesen.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist längst ein fester Bestandteil fami-lienfreundlicher Personalpolitik geworden. Junge Arbeitnehmer/-innen möch-ten eine Familie gründen und gleichzeitig nicht auf eine schnelle Rückkehr insErwerbsleben verzichten. Häufig fehlen aber entsprechende Kinderbetreuungs-angebote. Deshalb scheiden viele junge qualifizierte Mitarbeiter/-innen für län-gere Zeit oder ganz aus dem Berufsleben aus. Ihre Kompetenzen gehen demUnternehmen dann temporär oder auch vollständig verloren.

Durch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden die private Lebens-planung und eine berufliche Karriere in Einklang gebracht. Für diesen Ein-klang sind zum einen eine optimale Betreuungssituation und zum anderen einfamilienfreundlicher Arbeitgeber vonnöten.

Flexible, verlässliche und hochwertige Kinderbetreuung ist gefragt. Doch wel-ches der Angebote ist das Passende?

Die Landschaft der Betreuungsangebote ist sehr vielfältig und reicht von Kin-dergärten, Kindertagesstätten mit ganztägiger Öffnung und mit oder ohneSchließzeiten während der Ferienzeiten, Spielkreise, Tagesmüttern, -vätern undKinderfrauen, Kinderhotels, Angeboten der Randzeitenbetreuung bis hin zuAngeboten der Betreuung in Notfällen, wenn die Regelbetreuung kurzfristigausfällt. Bei der Angebotsvielfalt verliert man schnell den Überblick. Eine fach-kundige Beratung hilft bei der Findung der passenden Betreuungslösung. Die-se Beratung bieten Jugendämter, beauftragte Vermittlungsstellen, Familien-zentren und private Anbieter.

Unternehmen nehmen sich dieser Thematik heute ebenfalls an. Angesichtseines prognostizierten Fachkräftemangels setzen viele Unternehmen auf fami-

Kinderbetreuungsangebote – eine vielfältige Landschaft

Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss für alle Seiten selbstverständlich werden

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Zahlen, Daten, Fakten

D ie EU-Kommission hat bereits vor einem Jahrzehnt festgestellt, dassLangzeitarbeitslosigkeit das größte Risiko am Arbeitsmarkt dar-stellt. Arbeitslos zu werden, ist die eine, arbeitslos zu bleiben, die

andere – weitaus problematischere – Sache.

Alleinerziehende stellen fast die Hälfte an den Bedarfsgemeinschaften mitKindern in der Grundsicherung des SGB II. 90 Prozent der Alleinerziehendenin Deutschland sind Frauen. Alle bislang durchgeführten Untersuchungenhaben ergeben, dass die Alleinerziehenden auch deutlich länger auf ALG-II-Leistungen angewiesen sind als andere Gruppen.

Dies führt in der Konsequenz auch zu einem deutlich erhöhten Armutsrisiko.Es ist doppelt so hoch wie beim Durchschnitt aller Haushalte (vgl. BMAS 2009).Von allen Alleinerziehenden in Deutschland erhalten 41 Prozent Leistungender Grundsicherung für Arbeitslose (NRW 46,2 Prozent; OWL 42,3 Prozent).Fast jeder zweite Alleinerziehendenhaushalt ist damit ein Hartz IV-Haushalt –Tendenz steigend!

Der Anteil liegt viermal höher als bei Paarhaushalten mit Kindern. Besondersschwierig ist die Situation bei den Alleinerziehenden mit drei und mehr Kindern– sie beziehen zu beinahe Dreivierteln Grundsicherungsleistungen.

Die Pflichten der Kinderbetreuung stehen bei vielen faktisch der uneinge-schränkten Verfügbarkeit auf dem Arbeitsmarkt entgegen.

„Alleinerziehende mit einem nicht ausreichenden Einkommen gehören i.d.R.zum Personenkreis, der auf diese Leistungen Anspruch hat. Sie werden alserwerbsfähige Hilfebedürftige behandelt.“ (IAB 2009). Eine Ausnahme bildenAlleinerziehende mit Kindern bis zu drei Jahren. Bei ihnen ist die Erwerbs-beteiligung freiwillig.

Bei den Alleinziehenden lassen sich zwei Gruppen deutlich unterscheiden, diesehr verschiedene Lebenslagen widerspiegeln:

„Junge, ledige Alleinerziehende mit überwiegend auch jungen Kindern undältere, zumeist geschiedene oder getrennt lebende Betroffene mit meist älte-ren Kindern.“ (IAB 2009).

Zahlen – Daten – Fakten

BRD – NRW – OWL: Zur Situation derAlleinerziehenden im SGB II

lienfreundliche Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung qualifizierter Mitar-beiter/-innen. Hier reichen die Maßnahmen über flexiblere Arbeitszeitgestaltungund -modelle, betriebliche Kinderbetreuung, Belegplätze, Ferienbetreuung, Ein-richtung von Eltern-Kind-Zimmern bis hin zu dem Angebot über Beratungs- undVermittlungsleistungen durch externe Dienstleister, wie z.B. den ElternServiceAWO.

Es ist zu wünschen, dass sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in denKöpfen aller weiter festigt, dass das Angebot an flexiblen und qualitativ hoch-wertigen Angeboten zur Kinderbetreuung weiter ausgebaut wird sowie weitereUnternehmen den Vorteil einer familienfreundlichen Personalpolitik erkennen.

Kinder sind unsere Zukunft!

Gerade die Jüngeren haben mit einer Vielzahl von Pro-blemen zu tun. Weil die Kinder kleiner sind, haben sieeinen erhöhten Betreuungsaufwand. Nicht selten kommteine Überforderungssituation hinzu, wenn Haushalt, Kin-dererziehung und Berufstätigkeit gleichzeitig gemanagtwerden müssen.

Aufgrund ihres eigenen Alters gab es häufig auch we-nig Gelegenheit eine Ausbildung abzuschließen und Be-rufserfahrungen zu sammeln. In der Soziologie wurde indiesem Zusammenhang der Begriff der „Dynamik vonArmut“ geprägt (vgl. Leisering 2008).

Dreh -und Angelpunkt für die Vereinbarkeit von Eltern-schaft und Beruf ist eine gute verlässliche Kinderbe-treuung – dies gilt für Alleinerziehende ganz besonders,da sie häufig über geringere Ressourcen an sozialer Un-terstützung und finanziellem Rückhalt verfügen.

Wenngleich die Organisation und Kostenträgerschaftder Kinderbetreuung im SGB II für den Fall der Arbeits-aufnahme gesetzlich geregelt ist – hier haben die Kom-munen eine klar definierte Zuständigkeit – gibt es in derPraxis doch viele Probleme. Sie beginnen damit, dass esin Westdeutschland eine generelle Unterversorgung mitKinderbetreuungsangeboten gibt.

Zudem haben Alleinerziehende im SGB II keinen gene-rellen Anspruch auf Kinderbetreuung. Viele Alleinerzie-hende und ihre Kinder haben daher „keine Übung“ in derOrganisation und Inanspruchnahme von Betreuung.

Die bestehenden Kinderbetreuungsangebote könnenden spezifischen Bedarf Alleinerziehender nicht decken.Mehr Unterstützung durch Schulen und Kindergärtenin den Ferienzeiten, Ganztagsbetreuung in der Schulemit Mittagessen und der Wunsch nach mehr Flexibilitätin den Betreuungszeiten sind hier die wichtigsten Bedar-fe. Bestehende Betreuungsangebote decken häufig nichtdie Randzeiten ab, die gerade für eine Arbeitsaufnahmeentscheidend sind.

In OWL ist die Situation in der Stadt Bielefeld beson-ders schwierig. Die Hilfequote liegt hier mit 56,6 Pro-zent deutlich über dem OWL-, Landes- und Bundesdurch-schnitt. Im Kreis Minden-Lübbecke liegt sie mit 30 Pro-zent vergleichsweise niedrig. Dies entspricht auch demlandesweiten Bild: Der Anteil langzeitarbeitsloser Allein-erziehender ist in den städtischen Zentren deutlich hö-her als in den Gebieten ländlicher Prägung.

Die Daten der folgenden Tabelle machen deutlich, wiehoch der Anteil der Alleinerziehenden im SGB II ist. Eswird jedoch auch klar, wie viele Alleinerziehende imErwerbsprozess stehen. Der Anteil der „Aufstocker/-in-nen“ kann mit ca. 20 Prozent berechnet werden. Ent-sprechend ihrer Situation suchen arbeitslose Alleiner-ziehende viel häufiger nach einer Teilzeitbeschäftigungals der Durchschnitt der Arbeitslosen insgesamt.

Risiko: Armut

Alleinerziehende zwischen Familieund Arbeitsmarkt

Bestehende Angebote können Bedarfnicht abdecken

Kinderbetreuung: Dreh- und Angelpunkt

Zahlen – Daten – Fakten

Page 5: Forum OWL - Alleine kaum zu schaffen

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Kommentar

Quelle: MAGS 2009

Die Erwerbsquote liegt in OWL besonders hoch. Diesschafft Hoffnung bezüglich der Chancen zukünftigerIntegrationschancen in den Arbeitsmarkt.

Die Untersuchung des Ministeriums für Arbeit, Gesund-heit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen weistdarauf hin, dass bei vielen arbeitslosen Alleinerziehen-den eine hohe Motivation, aber insgesamt auch ein nied-riges Qualifikationsniveau vorliegt.

44 Prozent der arbeitslosen Alleinerziehenden habenüberwiegend einen Hauptschulabschluss. Fast 25 Pro-zent haben keinerlei Schulabschluss und: „Alleinziehendeohne abgeschlossene Berufsausbildung sind mit einemAnteil von rund 63 Prozent deutlich überrepräsentiert“.(MAGS 2009: 7)

Fazit: Die Gründe für Arbeitslosigkeit und Armut sindbei Alleinerziehenden im SGB II multikausal. Weder kön-nen sie ausschließlich bei der Gruppe selbst, bei dervorhandenen Infrastruktur der Kinderbetreuung oder beider Wirtschaft gesucht werden.

Dementsprechend kann es nur vielschichtige Lösungs-ansätze geben:

Sicher ist, dass Unternehmen in den nächsten Jahrenaufgrund des sich abzeichnenden Fachkräftemangelsneue Wege gehen müssen, um den eigenen Arbeitskräf-tebedarf zu decken. Hierzu gehört auch die Erschließung

Alleinerziehende OWL NRW

Anteil an der Gesamtbevölkerung 2,9 % 3,0 %

Migrationshintergrund 22,8 % 23,0 %

Erwerbstätigenquote 61,6 % 53,1 %

ErwerbstätigenquoteAlleinerziehender mit Kindernunter 18 Jahren

70,8 % 64,6 %

Alleinerziehende in Prozent allerArbeitslosen

8,8 % 9,6 %

AlleinerziehendeLangzeitarbeitslose in Prozentaller alleinerziehendenArbeitslosen

43,0 % 49,8 %

Hilfequote bei alleinerziehendenLangzeitarbeitslosen in Prozent

42,3 % 46,2 %

Welche Faktoren befördern bzw. behinderneine Arbeitsaufnahme?

Langfristige individuelle Beratung und Begleitung

Stärkung der sozialen Kompetenzen

Passgenaue Qualifizierung

Sensibilisierung von Unternehmen

Entwicklung lokaler und regionaler Netzwerke

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-

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-

des Potenzials der Alleinerziehenden. Den Verwaltungen, ob Arbeitsverwaltungoder kommunale Verwaltung, kommt eine wichtige Dienstleistungsfunktionzu: Lösungen sind gefragt, ob im Bereich Qualifizierung oder im Bereich Kin-derbetreuung.

Die Förderung von Modellprojekten, u.a. über das Programm „Gute Arbeit fürAlleinerziehende“, schafft regionale Erfahrungsgrundlagen für das Zusammen-wirken der unterschiedlichen Institutionen bei der Schaffung individueller Lö-sungen.

Dr. Wolfgang SieberBereichsleiter ArbeitsmarktintegrationNetzwerk Lippe gGmbH

G

Kommentar

Fall(en)management für Alleinerziehende – Positionen desVerbandes alleinerziehender Mütter und Väter VAMV e.V.

ut 40 Prozent der Alleinerziehenden beziehen Leistungen nach demSGB II. Das sind in Deutschland ca. 660.000 Frauen (95 Prozent)und Männer. Etwa ein Drittel davon arbeitet in Voll- oder Teilzeit,benötigt jedoch aufstockende Transferleistungen. Mangelhafte

Kinderbetreuungsangebote sind nach wie vor ein zentrales Problem bei derExistenzsicherung und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Eine organisatorisch und finanziell aufwändige Patchwork-Betreuung istfür erwerbstätige Alleinerziehende oftmals die Folge und beeinträchtigt diegewünschte Erwerbsteilhabe. Alleinerziehende spiegeln die Schwächen undDefizite eines Arbeitsmarktes wieder, der von Familien- und Geschlechter-gerechtigkeit noch weit entfernt ist. Sie sind deshalb keine besondere „Fall-gruppe“, sondern nur in besonderem Maße von den allgemeinen Nachteilenbetroffen.

Alleinerziehende stellen besondere Anforderungen an das Fallmanagement.Ihre hohe Arbeitsmarktbeteiligung, auch unter denen, die ALG-II beziehen, zeigtjedoch, dass sie berufstätig sein wollen. Der überproportional hohe Anteil Al-leinerziehender im SGB II stellt neue Anforderungen an eine bessere Sozial-,Familien- und Gleichstellungspolitik vor dem Hintergrund eines politisch for-mulierten Anspruchs an eine familiengerechte Arbeitswelt und der verbesser-ten Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Folgende zentrale Forderungen leitet der VAMV e.V. deshalb für das Fall-management ab:

Berücksichtigung der Erwerbsbiografie und der Lebensplanung Alleinerzie-hender: Chancen auf dem Arbeitsmarkt hängen eng mit Lebensentwürfen zu-sammen. Wer jahrelang in einer traditionellen Ehe gelebt hat und nicht er-werbstätig war, verfügt über deutlich schlechtere Einstiegsmöglichkeiten. Auch

Forderungen des Verbandes alleinerziehenderMütter und Väter e.V.

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Zielgruppenspezifische Beratung

E rwerbsfähige hilfebedürftige Mütter und Vä-ter, die alleine erziehen und/oder mehrere Kin-der haben, fehlt oftmals eine familiäre An-bindung. Sie können z.T. nicht auf soziale Netz-

werke zurückgreifen und sind damit fast ausschließ-lich auf eigene Ressourcen angewiesen. Aufgrund ih-rer Familienform haben Alleinerziehende unabhängigdavon, an welchem Familienleitbild sie sich orientie-ren, keine Möglichkeit zur Aufteilung der Erwerbs- undHausarbeit, sondern müssen die Doppelbelastung al-leine tragen.

Hinzu kommen Ambivalenzen und Ängste gegenübereiner Arbeitsaufnahme, gerade Alleinerziehende habenhier einen speziellen Beratungs- und Unterstützungs-bedarf. Dies gilt für individuelle Gestaltungsmöglichkei-ten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auchfür die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und den indi-viduellen Vorstellungen von einem gelungenen Aufwach-sen der Kinder und den Ansprüchen an die Kinderbe-treuung und -erziehung.

Alleinerziehende sorgen sich häufig darum, dass ihrKind aufgrund der Lebensform benachteiligt ist – einVorwurf, der von außen herangetragen und oft raschverinnerlicht wird. So fällt die Entscheidung zwischen„gute Mutter sein“ und dem Wunsch, durch Berufstä-tigkeit finanziell eigenständig zu werden, schwer. Hierzeigen sich die oft ausgeprägten Ambivalenzen bei derEntscheidung zur Arbeitsaufnahme. Dieser Konflikt wirddurch sich widersprechende Erwartungshaltungen (z.B.von Mitarbeiter/-innen der ARGEn, vom sozialen Umfeld,des Personals von Kindergärten und Schulen u.a.) nochverschärft.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass Alleinerzie-hende von Arbeitgebern häufig schon im Bewerbungs-verfahren „aussortiert“ werden. Arbeitgeber haben ihnengegenüber spezielle Vorbehalte und zögern sie einzu-

Ambivalente Erwartungshaltungen

Immer wieder Arbeitgebervorbehalte

Alleinerziehende: Zielgruppe mit speziellemUnterstützungs- und Beratungsbedarf

Zielgruppenspezifische Beratungbedarf der Abschied von einem einmal gelebten Entwurf einer Übergangszeitzur Neuorientierung, insbesondere kurz nach einer Trennung oder Scheidungund wenn für Kinder Verantwortung getragen wird. Die Erziehungsverantwor-tung obliegt im Alltag häufig allein der Mutter. Umgangsregelungen werdenklassischerweise nach wie vor für das Wochenende getroffen. Auch Kinderkönnen durch Trennungssituationen extrem belastet sein. Diese Komponen-ten sind in eine mögliche Erwerbstätigkeit einzubeziehen.

Einbezug einer verlässlichen und ausbaufähigen Kinderbetreuung unterBerücksichtigung besonderer Konfliktsituationen: Noch gibt es trotz der Ver-besserungen in den letzten Jahren einen deutlichen Mangel an qualifizierterKinderbetreuung, vor allem für Kinder unter drei Jahren, der auf reale Arbeits-situationen abgestimmt ist. Fallmanager/-innen müssen über die Angebotevor Ort und deren Modalitäten informiert sein.

Arbeitsaufnahme oder Maßnahmebeginn im laufenden Kindergarten- oderSchuljahr erschweren erheblich die Suche nach einem bedarfsgerechten Platz.Eingewöhnungszeiten und eine Neuorganisation des Familienhaushalts gehö-ren als Bestandteil in ein Beratungsgespräch, sowohl aus Sicht der Mütter alsauch der Kinder. Erst wenn Kinder umfassend und qualitätsvoll versorgt sind,ist der Weg frei für neue berufliche Herausforderungen.

Vorrang von qualifizierter Ausbildung vor kurzfristigen Maßnahmen: Allein-erziehende benötigen eine langfristige Erwerbsperspektive, die sie von Transfer-leistungen dauerhaft unabhängig macht. Das kann bedeuten, begonnene Aus-bildungen zu beenden, qualifizierte Berufsabschlüsse zu erlangen oder einStudium abzuschließen. Langfristige Perspektiven sollten demnach im Vorder-grund stehen. Ein stetiger Ausbau des Arbeitsumfangs ist oft eine bessereAlternative.

Unterstützung von Alleinerziehenden beim Übergang in die Erwerbstätig-keit durch unterstützende Dienstleistungen: Eine Arbeitsaufnahme ist oft mitneuen finanziellen Belastungen verbunden. Auch hierbei sollten Alleinerzie-hende auf mögliche Hilfen aufmerksam gemacht werden. Zeit ist oftmals eineknappe Ressource bei Einelternfamilien. Eine bedarfsgerechte Bündelung undhohe Transparenz der Informationen sollte vor Ort aufbereitet werden, damitsich Alleinerziehende nicht alle Informationen mühsam zusammen suchenmüssen.

Darüber hinaus sind die folgenden Änderungen der Leistungen im SGB II undim Bundeskindergeldgesetz notwendig:

Ein verbessertes Fallmanagement für Alleinerziehende, das auf eine langfri-stige und stabile Existenzsicherung abzielt, ist dafür von zentraler Bedeutung.

Nach wie vor gibt es Friktionen zwi-schen Privat- und Sozialrecht. Arbeits-marktpolitik und Sozialpolitik weisenfür die Partizipation von Frauen undMüttern deutliche Mängel auf. Einverbessertes Fallmanagement wirdstrukturelle Mängel nicht beheben,kann aber den Betroffenen ganzheit-lich ansetzende Hilfestellung bieten.

Keine Anrechnung des Kindergeldes auf den Bedarf von Erwachsenen

Finanzielle Abfederung des Übergangs in die Erwerbstätigkeit

Anpassung des Kinderzuschlags an die finanzielle Situation der Kinder vonAlleinerziehenden, d. h. keine Anrechnung von Unterhaltsleistungen

1.

2.

3.

Rosemarie BaumeisterKoordinationArbeitplus inBielefeld GmbH

Weitere Informationen unter:www.vamv.de

Page 7: Forum OWL - Alleine kaum zu schaffen

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Zielgruppenspezifische Beratungstellen. Je nach Branche, Ausbildung und Arbeitsmarkt-lage kann die Vermittlung Alleinerziehender dadurch er-heblich erschwert werden.

Dies zeigt sich auch darin, dass Alleinerziehende etwadoppelt so häufig erwerbslos sind wie verheiratete Frau-en. Alleinerziehende Frauen in Beschäftigung wiederumarbeiten doppelt so häufig in Vollzeit wie verheirateteFrauen. Oft nehmen sie dafür aber schlechtere Arbeits-bedingungen in Kauf.

Nicht zuletzt sind besonders alleinerziehende Hilfebe-dürftige, die Arbeit aufnehmen wollen, auf sehr gut orga-nisierte und umfassende Kinderbetreuung angewiesen.

Somit können in Bezug auf eine Arbeitsaufnahme viel-fältige Hindernisse identifiziert werden:

Neben diesen besonders bei Alleinerziehenden brisan-ten Einstiegshindernissen liegen häufig weitere Vermitt-lungshemmnisse vor, die nicht oder nur indirekt im Zu-sammenhang mit der Lebensform des Alleinerziehensstehen, wie z.B.:

Ein Schwerpunkt in der Beratung bzw. auchin Maßnahmen für diese Zielgruppe mussdeshalb auf dem Umgang mit Ambivalenzen,mit Vorurteilen gegenüber Alleinerziehenden,mit Doppelbotschaften zu Erwerbstätigkeitund Sorge für die Kinder, mit gesellschaftli-chem Wandel, mit Kindeswohl und ebensodem Wohl der Mutter gelegt werden.

In diesem Spannungsfeld zwischen demStreben nach Existenz sichernder Autonomiedurch Erwerbsorien-tierung und der Sorge umdas Wohlbefinden der Kinder müssen Müt-ter und/oder Alleinerziehende bei einer kla-ren Zielabwägung unterstützt werden, bevor es gelingen kann, die organisato-rischen, physischen und psychischen Anforderungen zur Vereinbarkeit von Fa-milie und Beruf zu meistern.

Der Umgang mit all diesen Widersprüchen und die Unterstützung bei dennotwendigen Abwägungen und Entscheidungen erfordert zum einen spezifi-sche Beratungskompetenz, zum anderen Sensibilität für die Ambivalenzen, diesich oft in Halbherzigkeit bei der Arbeitsplatzsuche bei gleichzeitigem Arbeits-wunsch und einem schlechten Gewissen dem/n eigenen Kind/-ern gegenüberausdrücken.

Eine sensible und kompetente Beratung von Alleinerziehenden führt zu derenSicherheit, die dazu beiträgt, dass auch die Kinder beim Übergang in die neueAlltagsituation mit der elterlichen Erwerbstätigkeit gut vorbereitet sind und sodie gesamte Familie die neuen Anforderungen besser bewältigen kann. In derSituation profitieren die Kinder vor allem von der Entscheidungs- und Zielsi-cherheit sowie einer positiven Grundstimmung der Mutter, einem passgerechtenKinderbetreuungsarrangement und einer angemessenen Umstellungszeit fürdas Kind auf die neue Situation.

Maßnahmen, die an den genannten Vermittlungshemmnissen ansetzen, müs-sen den konkreten Vermittlungsaktivitäten oft vorangehen, um die Erfolgs-wahrscheinlichkeit zu erhöhen. Wie beim Übergang in Erwerbstätigkeit mussauch bei jeder (vorgeschalteten) Maßnahme der Unterstützungsbedarf bei derOrganisation der Kinderbetreuung im Beratungsgespräch besondere Aufmerk-samkeit finden.

Um Vorbehalte bei Arbeitgebern gegenüber Alleinerziehenden als Mitarbeiter/-innen abzubauen, eignet sich vor allem die passgerechte Vorbereitung derZielgruppe auf die Arbeitsstelle und eine Einstiegsbegleitung bzw. Nachbetreu-ung während der ersten Monate nach Arbeitsaufnahme. Denn neben der Fami-lie profitieren auch die Arbeitgeber von der umfassenden Vorbereitung vonAlleinerziehenden beim Berufseinstieg, denn Alleinerziehende die zielsicherund mit Unterstützung bzw. Begleitung in die Berufstätigkeit einsteigen, kön-nen dies mit höherem Engagement und besserer Konzentration tun, als jenemit Entscheidungsunsicherheit und vagen Kinderbetreuungslösungen.

Ein gelungener Berufseinstieg und der berufliche Erfolg führt automatisch zupositiven Erfahrungen der Arbeitgeber mit Alleinerziehenden als Mitarbeiter/-innen, fördert dadurch den Abbau von Vorurteilen bei Arbeitgebern und dieChancen künftiger alleinerziehender Bewerber/-innen verbessern sich.

Hürdenlauf auf dem Weg inden Arbeitsmarkt

Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, vor allemaußerhalb der Regelzeiten

Ausgeprägte Ambivalenzen bei der Entscheidung zurAufnahme einer Erwerbstätigkeit und Konflikte im Um-gang mit widersprüchlichen Erwartungen und Anfor-derungen bei der Gestaltung der Lebensbereiche Be-ruf und Familie

Überforderung bei der eigenständigen Gestaltung ei-ner guten Lösung zur Vereinbarkeit von Familie undBeruf

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Niedriges Ausbildungsniveau, z. T. fehlende Schul-/Berufsabschlüsse vor allem bei jungen Alleinerziehen-den bzw. Abwertung der Abschlüsse nach langer Un-terbrechung der Berufstätigkeit sowie Nicht-Anerken-nung von Schul-, Berufs- oder Studienabschlüssenvon Migranten/-innen.

Geringe Berufserfahrung aufgrund frühzeitigerSchwangerschaft und/oder langer Erwerbspause durchElternzeit und/oder Arbeitslosigkeit, hieran scheiternauch viele sehr gut ausgebildete alleinerziehende Müt-ter/Väter.

Relativ starke Ortsgebundenheit, v.a. Alleinerziehen-der mit Schulkindern, da die Einbindung Alleinerzie-hender und ihrer Kinder in ein soziales Netz beson-ders wichtig für die Stabilisierung und Unterstützungder Familie ist und sich an einem neuen Ort einesolche Vernetzung nicht in kurzer Zeit herstellen lässt.

Bei Migrantinnen oft mangelnde Deutschkenntnis-se, die sowohl zu Kontaktscheue und Rückzug, alsauch zur Abwertung von Schul- und Berufsabschlüss-en und Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt durch dieMigrantinnen selbst, durch Arbeitgeber und/oder Be-ratende führen und dadurch dauerhaft zu unter-wertiger Beschäftigung.

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Vorbereitende Maßnahmen erhöhen Vermittlungschancen

Weitere Informationen unter:

Arbeitplus in Bielefeld GmbHRosemarie BaumeisterMail: [email protected]

Sensible und kompetente Beratung

Page 8: Forum OWL - Alleine kaum zu schaffen

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Zielgruppenspezifische Beratung

I n Bielefeld gibt es seit 2006 kaum Veränderungen in der Anzahl vonBedarfsgemeinschaften und Alleinerziehenden, die sich im SGB II-Be-zug befinden. Die Auswirkungen dieser Situation sind sowohl für dieBetroffenen und deren Kinder als auch gesamtgesellschaftlich gsehen

negativ.

Vor dem Hintergrund des für 2008 vereinbarten Regionalziels und aufgrundder Erkenntnisse aus dem Lebenslagen-Bericht der Stadt Bielefeld 2007 (imSeptember 2008 erschienen) und weiterer Daten des Sozialdezernats, die fürbestimmte Stadtteile eine hohe Zahl an Bedarfsgemeinschaften mit multi-plen Problemlagen im Arbeitslosengeld II-Bezug auswies, wurde eine sozial-wissenschaftliche Untersuchung angeregt.

Im Auftrag der Arbeitplus in Bielefelds GmbH und der Stadt Bielefeld befragtedas Kompetenzzentrum Soziale Dienste und die AG Soziale Arbeit der Universi-tät Bielefeld fast 300 Bedarfsgemeinschaften und Alleinerziehende mit Kin-dern unter 15 Jahren im Arbeitslosengeld II Bezug in Bielefeld zu ihrer Lebens-situation und konkreten Unterstützungsbedarfen.

Es handelt sich bundesweit um die größte Untersuchung ihrer Art. Die Studiesoll ein – wissenschaftlich fundiertes – Handlungskonzept für die Arbeit mitalleinerziehenden Hilfebedürftigen und Bedarfsgemeinschaften mit Kindernliefern. Die Untersuchung kann von der Internetseite der Arbeitplus in BielefeldGmbH herunter geladen werden: www.arbeitplus-bi.de

Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Kompetenzzentrum Soziale Dien-ste und der AG Soziale Arbeit der Universität Bielefeld, die dabei mit der Arbeit-plus in Bielefeld GmbH, der REGE mbH und der Stadt Bielefeld kooperierte. DasProjekt war als empirisches Forschungsprojekt und als akademisches undforschungspraktisches Schulungs- und Qualifizierungsprojekt für arbeitsloseAkademiker/-innen konzipiert.

Inhaltliche Schwerpunkte der Befragung betrafen die Beschäftigungsfähigkeit,die sozialen Netzwerke, die lokale Eingebundenheit in den Stadtteil, die Wirk-samkeitseinschätzung der sozialen und arbeitsfördernden Angebote, die sub-jektive Lebensqualität, die familiäre Situation, die Kindererziehung, die Tages-gestaltung und der Umgang mit knappen Ressourcen der Arbeitslosengeld II-Bezieher/-innen.

Die Befragten sind überwiegend weiblich (80 Prozent) und alleinerziehend(65 Prozent). Etwa 40 Prozent der Befragten haben höchstens einen Haupt-schulabschluss, 40 Prozent haben keinen Ausbildungsabschluss. Gut die Hälftevon ihnen ist nach Deutschland eingewandert.

Die große Mehrheit der Befragten hatte bereits vor ihrer Arbeitslosigkeit einensehr geringen Berufsstatus, in aller Regel auf dem Niveau un- und angelernterArbeiter/-innen. Etwa drei Fünftel der Befragten (62 Prozent) hatten Kinderunter sechs Jahren. Die durchschnittliche Anzahl der Kinder in der Gruppe derBefragten war 1,8.

Empirischer Forschungsbericht zu einem komplexenThemenfeld

Bielefelder Studie: „Arbeitslos mit Kindern –Bewältigungsstrategien und institutionelle Förderung

Ergebnisse: Kernaussagen und Forderungen der Studie

Die Befragten zeigten eine hohe Motivation und Arbeitsbereitschaft. Allein-erziehende WOLLEN arbeiten, aufgrund ihrer Lebensumstände KÖNNENsie jedoch oft nicht.

Alleinerziehende erleben eine hohe Selbstwirksamkeit ihres Tuns. Jedochsind sie mit ihren Lebensumständen unzufrieden. Es ist mit anderen Wor-ten keine Resignation oder Fatalismus zu beobachten, sehr wohl aber einesehr geringe subjektive Lebenszufriedenheit.

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Die Teilnehmerinnen der Studie haben ein sehr gerin-ges Exklusionsempfinden trotz hoher materieller Ein-schränkungen. Sie befinden sich am unteren Endeder sozialen Skala, erleben sich aber nicht als ausge-grenzt.

65 Prozent der befragten Haushalte haben Schulden,im Schnitt von 12.000 Euro.

Entgegen häufiger Vorstellungen wird trotz materiel-ler Knappheit zuletzt an den Bedürfnissen der Kindergespart.

Eltern im Arbeitslosengeld II-Bezug haben im Schnittnicht mehr Kinder als Nichtleistungsbezieher/-innen.

Die Standardinstrumente des SGB II passen häufignicht zu den komplexen Problemlagen Alleinerziehen-der. Es fehlt an familienkompatiblen Qualifizierungs-und Arbeitsangeboten.

Vermittlungsvorschläge werden von den Befragtenhäufig als nicht passgenau wahrgenommen.

Alleinerziehende und Familien mit Kindern haben ei-nen hohen Bedarf an kommunalen Leistungen(Schuldnerberatung, Unterstützung bei der Suchenach Kinderbetreuung, sozialintegrative Angebote).Sie nehmen diese Angebote auch in höherem Maßewahr und äußern sich zufrieden darüber.

Infolge hoher Anforderungen an die Beratungs-kompetenz des Personals der ARGEn hinsichtlich be-sonderer Zielgruppen sind Schulungen und Weiter-bildungen dringend geboten.

Der Beratungsaufwand für Alleinerziehende und Ar-beitslosengeld II-Bezieher/-innen mit Kindern er-scheint zudem größer als für Alleinstehende. Die Stu-die zeigt, dass Alleinerziehende weniger häufig zu Be-ratungsgesprächen eingeladen werden und wenigerArbeits- und Qualifizierungsangebote erhalten.

Auch ohne konkrete Sanktionserfahrungen wird dieBeratung durch die ARGE häufig als paternalistischund bevormundend beschrieben. Das Verhalten derBerater/-innen wird dabei z.T. als unangemessen er-lebt. Die Gruppe mit dem höchsten Unterstützungs-bedarf gab am häufigsten an, Furcht vor der ARGE zuhaben und sich in der Beratung unter Druck gesetztzu fühlen.

Die ARGEn müssen verstärkt passgenaue Beratungs-und Betreuungsangeboteunter der Berücksichtungder individuellen Lebens-umstände der Leistungs-bezieher/-innen entwik-keln. Gerade für Frauenmit Kindern sind sozialin-tegrative Leistungen be-sonders wichtig.

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Zielgruppenspezifische BeratungIm Dschungel der Unterstützungsnetzwerke –Plädoyer für ein zielgruppenspezifischesFallmanagement

A llein zwischen Familie und Beruf? Im Gegen-teil könnte man meinen!

Sozialamt, Arbeitsagentur oder ARGE, Op-tionskommune, Jugendamt, Familienzen-

trum, Erziehungsberatungsstelle, Frauenberatungs-stelle, sozialpädagogische Familienhilfe etc. – mittler-weile gibt es zahlreiche Unterstützungsangebote un-terschiedlicher Einrichtungen, die insbesondere für Al-leinerziehende Hilfe bei der Bewältigung ihrer Proble-me anbieten.

Leider manchmal ohne miteinander zu kooperieren,sodass unterschiedliche Beratungsziele z. T. für zu-sätzliche Verwirrung und Komplikationen bei den Be-troffenen sorgen können.

Alleinerziehende Frauen und Männer stehen zurzeitmehr als sonst im Fokus gesellschaftspolitischer Aktivi-täten. Die gesetzlichen Vorgaben zum Ausbau der Kin-derbetreuungsplätze verbunden mit dem Rechtsan-spruch für Kinder unter drei Jahren ab 2013 oder bis zu60 Millionen Euro, die die EU für Projekte mit „gutenIdeen für Alleinerziehende“ zur Verfügung stellt, sindnur einige Beispiele dafür.

Im Zuge des Fachkräftemangels hofft man, hierdurchzusätzliche Potenziale für den Arbeitsmarkt zu erschlie-ßen, insbesondere Alleinerziehende mit guter Ausbildungund einschlägiger Berufserfahrung werden von Arbeit-gebern mit speziellen Angeboten für Kinderbetreuungund flexiblen Arbeitszeitmodellen umworben.

ALG-II beziehende Alleinerziehende gehören leider nurselten zu dieser aussichtsreichen Zielgruppe, denn ih-nen fehlt nicht nur die Kinderbetreuung in Randzeiten,sondern auch oft noch die geeignete Qualifikation oderschlicht das notwendige Geld, um mobil mit Führer-schein und PKW allein den organisatorischen Alltag mitKindern und Erwerbstätigkeit zu bewältigen.

Alleinerziehend zu sein ist also, für sich genommen,kein ausschlaggebendes Vermittlungshemmnis. Kom-men jedoch weitere Probleme hinzu, ist eine Integration

Ortrud MartenAmt proArbeitKreis Minden-Lübbecke

in den Arbeitsmarkt nur auf lange Sicht möglich. Der Ansatz für eine Lösungdieser Problematik liegt in einem langfristig angelegten zielgruppenspezifi-schen Fallmanagement, das klar an einer Beendigung der Hilfebedürftigkeitdurch eine Integration von Alleinerziehenden in eine sozialversicherungs-pflichtige Vollzeitbeschäftigung ausgerichtet ist.

Das Amt proArbeit – zugelassener kommunaler Träger im Kreis Minden-Lübbecke – beginnt ab dem 01. April 2010 modellhaft mit dem Aufbau eineszielgruppenspezifischen Fallmanagements für alleinerziehende ALG-II-Bezie-her/-innen.

Um möglichst frühzeitig mit der Aktivierung zu beginnen, sollen auch Per-sonen mit Kindern zwischen zwei und drei Jahren angesprochen werden undein Beratungsangebot erhalten. So wird vermieden, dass diese über mehrereJahre von den Fördermöglichkeiten ausgeschlossen bleiben.

Eine effektive und nachhaltige Arbeitsmarktintegration von Alleinerziehen-den durch ein zielgruppenspezifisches und beschäftigungsorientiertes Fall-management muss daher vielfältigen Anforderungen gerecht werden:

Die Steuerungsfunktion: Zur wichtigsten Aufgabe gehört in diesem Zu-sammenhang die Steuerung und Unterstützung des Auf- und Ausbaus trag-fähiger – nicht nur professioneller, sondern auch informeller – Unterstüt-zungsnetzwerke für Alleinerziehende.

Die Vielzahl von nebeneinander bestehenden und teilweise wenig aufein-ander abgestimmten Beratungs-, Hilfs- und Qualifizierungsangeboten un-terschiedlichster Träger ergeben mittlerweile ein für die betroffenen Alleiner-ziehenden undurchdringliches Gewirr an Unterstützungsleistungen, die hel-fen sollen, bei unterschiedlicher Zielrichtung aber auch das Gegenteil bewir-ken können.

Reflexion des eigenen Wertesystems im Beratungskontext: Weitere Vor-aussetzung für die zu leistende Beratungsarbeit mit Alleinerziehenden istdie kritische Reflexion des eigenen Wertesystems der Fallmanager/-innenhinsichtlich der Berufstätigkeit von Müttern bzw. der Fremdbetreuung vonKindern. Der Prozess des Nachdenkens muss zunächst in den Köpfen derFallmanager/-innen beginnen, bevor er die ALG II- Bezieher/-innen erreichenkann.

Eine vorrangige Festlegung von Alleinerziehenden auf Familienarbeit undKinderbetreuung manifestiert deren durch Isolation und Stagnation gekenn-zeichneten Lebensverhältnisse dauerhaft. Die Chance auf eine selbst-bestimmte Lebensweise und die eigenständige Sicherung des Lebensunter-haltes durch Erwerbsarbeit wird dadurch verhindert.

Eine Fokussierung auf frauenspezifisch „soziale“ Qualifizierungsbereichewie Pflege, Kinderbetreuung, Hauswirtschaft, Einzelhandel etc. und auf Ver-mittlung in geringfügige Beschäftigungsverhältnisse verhindert beruflicheChancen und Weiterentwicklung und macht eine dauerhafte berufliche Ein-gliederung von vornherein schwierig. Die Beratung muss umfassendere Per-spektiven aufzeigen.

Ambivalenzen bei Alleinerziehenden abbauen: Das zielgruppenspezifischeFallmanagement soll den beruflichen Einstieg vor allem für jene Alleinerzie-hende möglich machen, die es aus eigener Kraft nicht schaffen. Das ist abernur möglich, wenn geeignete Lösungen für die Organisation und Bewälti-gung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie erarbeitet und auch umgesetztwerden.

Bei den Lösungen muss großes Gewicht auf den Abbau von Ambivalenzengelegt werden, die sich in Halbherzigkeit bei der Suche nach einem Arbeits-platz bei gleichzeitigem Arbeitswunsch und einem schlechten Gewissen denKindern gegenüber ausdrücken.

Last but not least gehört zu den unabdingbaren Voraussetzungen für eineerfolgreiche Integration in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auch

Neue Potenziale für den Arbeitsmarkt ?

Spezifische Vermittlungsansätze notwendig

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Best practice in OWLein entsprechendes – möglichst ortsnahes – Arbeitplatzangebot. Insbesonde-re gering qualifizierte Alleinerziehende benötigen stabile Arbeitsplätze mit gu-ten Konditionen.

Dafür braucht es Unternehmen, die bereit sind, das Netzwerk zu vervollstän-digen. Der Profit besteht in Mitarbeiter/-innen, die durch gut vorbereitete undsichere Organisation des Privaten motiviert und engagiert für das Unterneh-men arbeiten.

Weitere Informationen unter:

Amt proArbeitOrtrud MartenMail: [email protected]

Sozial-psychiatrischerDienst

Schaubild Zielgruppenspezifisches Fallmanagement des Amtes proArbeit

Allein zwischen Familie und Beruf

BerufAlleinerziehendeALG-II-Bezieherinnen

Kinder-betreuung

Dschungel oder Netzwerk? InformellesNetzwerk

ProfessionellesNetzwerk

Kinder-tages-stätten

JugendamtErziehungs-beratungs-stellen

Beratungs-stellen

Schulen

zkT/ARGE/Agentur fürArbeit

Gesund-heitsamt

Ärzte

LokaleBündnissefür Familie

Sozial-pädagogischeFamilienhilfen

Renten-versicherungs-träger Verein

Kollegen

Bekannte

Familie

Freunde

Unterstützung und Steuerung durchzielgruppenspezifisches FallmanagementMit Betrachtung der verschiedenen Bestandskomponenten

FinanzielleSituation

Wohnsituation BeruflicheSituation

Psycho-sozialeSituation

Gesundheit

Best practice in OWL

Bielefeld: Besondere Unterstützung für Allein-erziehende und Bedarfsgemeinschaften

D er Personenkreis der Alleinerziehenden wirdbei der Arbeitplus in Bielefeld GmbH mit be-sonderem Engagement unterstützt. Um die-ses Vorhaben gezielt zu steuern und umzu-

setzen wurde zum 01. Juli 2008 die Stelle einer Koordi-natorin eingerichtet.

Außerdem sind in jedem Vermittlungs- und Fall-managementteam zusätzliche Multiplikatoren/-inneneingesetzt, die an einem regelmäßigen Informations-austausch mit der Koordinatorin teilnehmen und dieBeratungsfachkräfte vor Ort bei der Beratung der Ziel-gruppe unterstützen.

Zielgruppenspezifische Arbeitshilfen und Informationenzu sozialintegrativen, kommunalen u.a. Leistungen wer-den laufend ergänzt und den Beratungsfachkräften zurVerfügung gestellt. Eine umfassende Datenbank weistauf die vorhandenen Beratungsstellen hin und unter-stützt so die Beratungskräfte in ihrer Lotsenfunktion.

Seit November 2009 gibt es bei Arbeitplus zudem einFortbildungsangebot für die Beratungsfachkräfte. Essensibilisiert für die Belange der Zielgruppe und infor-miert über spezifische Problemlagen sowie spezielleFörderangebote, um eine zielgruppenspezifische undqualifizierte Beratung zu ermöglichen.

Auch die Maßnahmeplanungen wurden konkreter aufdie Belange der Zielgruppe abgestimmt. So werden z.B.mehr Teilzeitaus- und Weiterbildungen sowie Weiterbil-dungen, die modular und zeitlich flexibel aufgebaut sind,angeboten. Die Koordinatorin steht in regelmäßigemKontakt zu den Maßnahmeträgern, um einen reibungs-losen Ablauf zu sichern.

Die Integrationen von Alleinerziehenden und großenBedarfsgemeinschaften mit Kindern in den Arbeitsmarktwerden seit Dezember 2008 gesondert erfasst, um diegenannten Bemühungen messbar zu machen.

Nicht zuletzt vertritt die Koordinatorin die Arbeitplus im

Rosemarie BaumeisterKoordinationArbeitplus inBielefeld GmbH

Abstimmung und Koordination vonMaßnahmeplanungen

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Best Practice in OWL

D ie Arbeitplus in Bielefeld GmbH baut ihrMaßnahmeangebot zur Unterstützung Al-leinerziehender kontinuierlich aus. In denJahren 2008 und 2009 wurde die Zielgruppe

durch das Projekt „KLICK!“ sowohl bei der Suche nachArbeit als auch bei der Organisation von Kinderbetreu-ung unterstützt.

Neben den üblichen Maßnahmeinhalten wie Profiling,Bewerbungsunterstützung und Vermittlung von Stellen-angeboten etc. wurden – der Zielgruppe entsprechend –spezifische Angebote gemacht, wie z. B. Vermittlung vonTagesmüttern, Informationsveranstaltungen zum The-ma „Kindertagesbetreuung“, Beratung hinsichtlich er-zieherischer Fragen, Vermittlung zu anderen benötigtenBeratungsstellen (Erziehungsberatung, Frauenberatung,psychologische Beratung etc.) und Einzelgespräche zurAuseinandersetzung mit Ambivalenzen und Ängsten inBezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Seit Januar 2010 fördert Arbeitplus (allein-)erziehendeHilfebedürftige mit der flexiblen Maßnahme IDEAL, ander sowohl in Teilzeit als auch in Vollzeit teilgenommenwerden kann.

Neben dem Abbau von Vermittlungshemmnissen undberuflichen Defiziten unterstützt eine sozialpädagogi-sche Begleitung die Teilnehmer/-innen bei der Planungund Organisation von Kinderbetreuungsarrangementsund arbeitet dabei eng mit den örtlichen Einrichtungender Kinderbetreuung und psycho-sozialen Einrichtun-gen zusammen.

Gruppenveranstaltungen zu Themen wie Selbstmanage-ment, Zeitmanagement, Stressbewältigung, Kommuni-kation bringen den Teilnehmer/-innen Instrumente zurBewältigung des beruflichen und familiären Alltags nä-her, betriebliche Praktika stellen Kontakte zu Arbeitge-bern her und bereiten auf eine Arbeitsaufnahme vor.

Nicht zuletzt werden die Teilnehmer/-innen nach einerArbeitsaufnahme noch sechs Monate betreut, um siebei der Lösung von evt. auftretenden Schwierigkeiten(z.B. bei der Kinderbetreuung) zu unterstützen und so-mit einer evt. drohenden Kündigung bzw. Arbeitsaufgabevorzubeugen. Seit Sommer 2009 wird für erwerbsfähigeHilfebedürftige mit Kindern neben den modularen Un-

Bielefeld: Für Alleinerziehende hat eserfolgreich „KLICK!“ gemacht

Weitere Informationen unter:

Arbeitplus in Bielefeld GmbHRosemarie BaumeisterMail: [email protected]

Handlungsfeld „Alleinerziehende und Familien mit Kin-dern“ nach außen und ist Ansprechpartnerin für andereOrganisationen in diesem Bereich.

Weitere Informationen unter:

Arbeitplus in Bielefeld GmbHRosemarie BaumeisterMail: [email protected]

terrichtseinheiten, die eine flexible Teilnahme ermöglichen, ebenfalls Unter-stützung bei der Suche nach Kinderbetreuung angeboten.

Kombination spezifischer Angebote undMaßnahmen

M it Unterstützung des Projektes „KLICK!“ hat die alleinerzie-hende medizinische Fachangestellte Frau Lein eine Stelle inder Praxis von Frau Dr. Sibum-Kremer, ebenfalls alleinerzie-hend, gefunden. Beide Frauen waren sich im Gespräch mit

Arbeitplus einig: Alleinerziehende sind genauso leistungsfähig wie andereArbeitnehmer/-innen, sofern ihnen spezifische Unterstützungsangebote zurVerfügung stehen.

Arbeitplus: „Frau Lein, Sie sind alleinerziehend. Wie viele Kinder in welchemAlter haben Sie?“

Lein: „Ich habe eine siebenjährige Tochter.“

Arbeitplus: „In welchem Umfang ist die Betreuung Ihrer Tochter gesichert?“

Lein: „Sie besucht die offene Ganztagsschule von 7 Uhr bis 16.30 Uhr. Das istvor allem morgens sehr knapp, da ich um 7.30 Uhr in der Praxis sein muss. DieBetreuung ist aber besonders in den Ferien problematisch, da Angebote wieFerienspiele erst später beginnen.“

Arbeitplus: „Frau Dr. Sibum-Kremer, haben Sie selbst betreuungsbedürftigeKinder?“

Sibum-Kremer: „Ja, ich habe zwei Kinder im Alter von 10 und 17 Jahren.Deshalb ist mir die Problematik der Kinderbetreuung bekannt.“

Arbeitplus: „Frau Lein, war es für Sie als alleinerziehende Mutter schwer,einen Arbeitsplatz zu finden?“

Lein: „Bewerben muss man sich schon allein. Das Problem war, dass ich einenOGS-Platz nur mit einem Arbeitsplatz bekommen habe und Arbeit nur miteinem OGS-Platz. Das ist ein Teufelskreis. Ich habe dann an der „KLICK!“-Maßnahme der Arbeitplus teilgenommen. Das Stellenangebot bei Frau Dr.Sibum-Kremer haben die Arbeitplus und ich gleichzeitig gefunden.“

Arbeitplus: „Frau Dr. Sibum-Kremer, haben Sie sich bewusst dafür entschie-den, eine alleinerziehende Mutter einzustellen?“

Sibum-Kremer: „Nein, das hat sich so ergeben. Zunächst muss ich sagen,dass wir fast nur alleinerziehende Mitarbeiterinnen haben. Frau Lein machteeinfach einen sehr taffen Eindruck und war für die Stelle qualifiziert. Bei ei-

nem Vorstel-lungsgesprächfragen wir aberschon nach,wie dass soa u s s i e h t ,wenn ein Kindkrank wird,und ob dannjemand ausder Familieeinspr ingenkann.“

Alleinerziehende im Interview: Zwei Perspektiven, eine Meinung

v.L.: Frau Lein und Frau Dr. Sibum-Kremer

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Best practice in OWL Arbeitplus: „Frau Lein, haben Sie sich für Ihre Bewerbungsgespräche inbesonderer Weise auf die Fragen nach Kinderbetreuung vorbereitet?“

Lein: „Ich war ganz offen bei der Frage, ob ich bei Krankheit meiner Tochterverfügbar bin, und habe klar gemacht, dass sie bei schwereren Erkrankungenimmer vorgeht. Aber es gibt auch ein Netzwerk, ohne das gar nichts ginge.“

Arbeitplus: „Arbeiten Sie in Vollzeit oder Teilzeit?“ Lein: „Ich habe im Augenblick eine halbe Stelle und hoffe, zukünftig auf 30Stunden aufstocken zu können.“

Arbeitplus: „In der Rückschau, würden Sie alles genauso machen?“

Lein: „Eventuell würde ich zunächst die Ausbildung machen, dann ein Kindbekommen. Andererseits war mein Kind ein großer Anreiz für mich, meineAusbildung auch mit sehr guten Noten abzuschließen, was ja auch geklappthat. Auf jeden Fall finde ich es sehr wichtig, dass meine Tochter mitkriegt,dass es ganz normal ist, arbeiten zu gehen und sich dann Dinge wie Urlaubleisten zu können.“

Arbeitplus: „Frau Dr. Sibum-Kremer, welche Erfahrungen haben Sie als Ar-beitgeberin mit der Beschäftigung alleinerziehender Mütter gemacht?“

Sibum-Kremer: „Meine Beobachtung ist, dass in der Regel diese Frauen denJob sogar besser hinkriegen, als jene, die noch einen Partner im Hintergrundhaben. Alleinerziehende müssen funktionieren. Das Verantwortungsgefühlist bei ihnen oft größter.“

Arbeitplus: „Finden Sie es wichtig, Alleinerziehende bei der Arbeitssuche,der Kinderbetreuung, der Ausbildung etc. besonders zu beraten und zu unter-stützen?“

Sibum-Kremer: „Natürlich finde ich das wichtig. Diese Frauen sind eine we-sentliche Säule der Gesellschaft. Sie erwirtschaften Geld für ihre Kinder, undermöglichen ihnen den Zugang zu Bildung und sind – auch berufliches –Vorbild.“

Arbeitplus: „Frau Lein, welche Unterstützung bei der Arbeitssuche und -aufnahme würden Sie sich als Alleinerziehende noch wünschen, z.B. vonArbeitplus, der Kommune, Politik u.a.?“

Lein: „Ich glaube, da können die wenig machen. Arbeitgeber müssten toleran-ter sein und vielleicht aus Vollzeitstellen mehrere Teilzeitstellen machen. Kin-derbetreuung und Ferienspiele sollten früher beginnen und ortsnaher sein.“

Arbeitplus: „Frau Dr. Sibum-Kremer, welche Unterstützung, z.B. durch dieKommune, durch Arbeitplus, durch die Politik u.a., würden sie sich als Arbeit-geberin bei der Einstellung und Beschäftigung einer alleinerziehenden Mutterwünschen?“

Sibum-Kremer: „Die Betreuung für Kinder in unserem Wohnbezirk ist eigent-lich sehr gut. Schlimm finde ich hingegen, dass Frau Lein mit ihrem Job kaumbesser gestellt ist als jemand, der erwerbslos ist.“

UKreis Paderborn: Aktivcenter für Alleinerziehende

m die materielle Situation von Alleinerziehenden im ALG II-Bezugzu verbessern und den Wiedereinstieg in das Erwerbsleben nachlängerer Erziehungspause zu unterstützen, hat die ARGE Pader-born für 28 Teilnehmer/-innen ein Aktivcenter nach § 16 SGB II

i.V.m. § 46 SGB III installiert.

Seit dem 01. Februar führt die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW)gGmbH in Paderborn diese Maßnahme durch. Die individuelle Teilnahme istauf sechs Monate begrenzt, kann aber im Bedarfsfall auch verlängert wer-den.

Beginn- und Endzeiten eines jeden Maßnahmetages können die Teilnehmer/-innen innerhalb eines Gleitzeitmodells gestalten, um evtl. notwendige Kinder-

betreuung umsetzen zu können. Diese Flexibilität isteine wichtige Besonderheit des Angebots, das mit einermindestens 15-stündigen Präsenz pro Woche für dieaktuell ausschließlich weiblichen Teilnehmerinnen aufden Arbeitsmarkt vorbereiten soll.

Die Motivation, wieder Arbeit zu finden oder eine Aus-bildung nachzuholen, ist bei den Teilnehmerinnen sehrhoch, weiß FAW-Seminarleiterin Barbara Bertram, die auchmit einer weiteren Kollegin für die sozialpädagogischeBetreuung der Frauen zuständig ist. Mangelnde Berufs-erfahrung und geringe Qualifikationen sind bei vielenTeilnehmerinnen ebenso ein Vermittlungshemmnis wiefehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder geringeFlexibilität bei Arbeitszeiten und Arbeitsort.

Diese Zielgruppe benötigt zum Abbau ihrer Benachteili-gungen für ihre Entwicklung eine Aktivierungsstrategie,die gezielt und individuell ihre Fähigkeiten und ihren Ent-wicklungsstand berücksichtigt. „Wir wollen die Teilneh-merinnen dieser Maßnahme dort abholen, wo sie nachlängerer Erziehungspause stehen und sie mitnehmenin Richtung Arbeitsmarkt“, so Hermann-Josef Bentler,stv. GF der ARGE Paderborn. Der Empowermentansatz,also die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit, ist einwichtiges Prinzip der Aktivierungsstrategie.

Ziel des Aktivcenters ist es, durch niederschwellige,lebenspraktische und berufsorientierte Teilprojekte inden Berufsfeldern Handel, Medien und Lager/Logistikvermittlungshemmende Defizite, die in der Person derTeilnehmerin und deren sozialem Umfeld liegen, zu be-seitigen. „Mit Hilfe der intensiven sozialpädagogischenBetreuung wird die Persönlichkeitsentwicklung so un-terstützt, dass die Teilnehmerinnen wieder in die Lageversetzt werden, lebenspraktische Anforderungen ohneUnterstützung zu erfüllen und sich auf die Aufnahmeeiner Arbeit oder Ausbildung vorbereiten können“, sodie FAW-Seminarleiterin Barbara Bertram.

Teilnehmerinnen brauchenAktivierungsstrategie

v.l.: Ulrike Nitsch: stv. Akademieleiterin FAW Paderborn,Hermann-Josef Bentler: stellv. GF der ARGE Paderborn,Frau Klein, Frau Radionovs, Frau Bertram: Seminarleite-rin FAW, Frau Koch, Frau Ratajczak, Frau Kahraman,Frau Elmaci

Weitere Informationen unter:

Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbHDietmar MantelMail: [email protected]

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Best practice in OWL

E ltern und Familien sehen sich heutzutage mitbesonderen Anforderungen bei der Bildung,Betreuung und Erziehung von Kindern kon-frontiert. Zu ihrer Unterstützung sollen Fami-

lienzentren so früh wie möglich erforderliche Hilfenunmittelbar den Eltern und den Familien zukommenlassen.

Hand in Hand mit der Förderung der Kinder sollen sieso Orte der Familienförderung werden, um Familienals Ganzes zu stärken, ihnen Angebote von Beratung,Information und Hilfe in allen Lebensphasen leichterzugänglich zu machen und Eltern und Alleinerziehen-de in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unter-stützen.

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, schließenFamilienzentren Kooperationen mit engagierten undqualifizierten Partnern aus den Bereichen Bildung, Be-ratung, Betreuung und Gesundheit. Die Zusammenar-beit soll dabei dem Interesse dienen, Kinder und ihreFamilien wohnortnah dabei zu unterstützen, den gewach-senen Anforderungen und die sich daraus ergebendenProblemstellungen zu bewältigen.

Eines der größten Probleme heutzutage ist sicherlichArbeitslosigkeit und deren Folgen für Familien. Daherhat die ARGE Paderborn folgerichtig vor ca. zwei Jahrenbegonnen, Kooperationen als Modellprojekt mit Fami-lienzentren zu schließen.

Aktuell steht die ARGE nun sechs Familienzentren imKreis Paderborn mit einer festen Ansprechpartnerin füretwaige Fragen hinsichtlich Themen oder Veranstaltun-gen – wie z.B. „Hin, im oder zurück in den Beruf“ – zurVerfügung. In diesen Veranstaltungen werden Berufs-rückkehrer/-innen und (Berufs-)Einsteiger/-innen überden örtlichen Arbeitsmarkt, erfolgversprechende Stellen-suche, Qualifizierungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeit-modelle und finanzielle Förderungsmöglichkeiten infor-miert.

Sie erhalten dort u.a.Tipps, die ihnen den be-ruflichen (Wieder-)Ein-stieg erleichtern sollen.Nach Bedarf bietet dieARGE Paderborn in denFamilienzentren auchSprechstunden an, dieinsbesondere für indivi-duellere Fragen und Ant-worten gedacht sind. DieErfahrung hat gezeigt,dass die Möglichkeit, inden Familienzentren (al-so außerhalb der ARGE)

Informationen zu erhalten oder Gespräche zu führen,

Weitere Informationen unter:

ARGE PaderbornMarion SchröterMail: [email protected]

Kreis Paderborn: Erfolgreiche Kooperationzwischen ARGE und Familienzentren

Individuelle Beratung und Angebote

Fühlen sich wohl: Zwei klei-ne „Kunden“ in einem Pa-derborner Familienzentrum

Hemmschwellen beseitigt und die ersten Schritte erleichtert. Die Kooperati-onspartner tauschen sich immer wieder gegenseitig über generelle Möglich-keiten der Zusammenarbeit, die Weiterentwicklung der Kooperation sowie Ver-änderungen und zukünftige Bedarfe der Kooperationspartner aus, um attrak-tive Angebote vorhalten zu können und den Aufträgen beider Organisationengerecht zu werden.

Kreis Gütersloh: PAULA – Erschließung neuerArbeitsbereiche für Alleinerziehende

S eit 2004 hat die Kolping Akademie für Gesundheits- und Sozialwe-sen gemeinnützige GmbH die Betreuungszentrale PAULA aufge-baut, in der zuvor geschulte Betreuungsassistenten/-innen in derambulanten Betreuung von Senioren und Hilfebedürftigen einge-

setzt werden, als Schulintegrationshelfer/-innen arbeiten und eine Hausge-meinschaft betrieben wird. Die Beispiele zeigen, dass es möglich ist, Allein-erziehende auch in diesem Bereich einzusetzen, wenn der Arbeitgeber unddas Umfeld konstruktiv zusammen arbeiten. Solche Lösungen werden an-gesichts des drohenden Mangels an Kräften in diesem Bereich in Zukunftunverzichtbar sein.

Frau M. arbeitetseit 2007 in derH a u s g e m e i n -schaft Vossheidemit 32,5 Wochen-stunden. Sie ar-beitet fest von8:30 bis 15:30 Uhrund macht keinenSchicht- und Wo-chenenddienst.Sie hat zwei Kin-der, vier und sechsJahre alt. Ihr Alltagist durchaus anstrengend, für ein Privatleben wie Freunde oder neue Partner-schaft bleibt kaum Zeit.

Wenn die Kinder krank sind, springt die Mutter von Frau M. ein, bei sonstigenBetreuungsausfällen nimmt sie die Kinder mit in die Hausgemeinschaft, wasvon den Bewohnern/-innen als Bereicherung empfunden wird.

Bei Frau H. ist der ehemalige Partner bereit, in der Erziehung Verantwortungzu übernehmen, deswegen kann Frau H. Schicht- und Wochenenddienste lei-sten. Sie arbeitet mit 27,3 Wochenstunden seit drei Jahren ebenfalls in derHausgemeinschaft.

Der stundenweise Einsatz in der ambulanten Betreuungszentrale ist für Al-leinerziehende unproblematisch. Der Bereich der Schulintegrationshilfe ist be-sonders familienfreundlich: die Schulferien sind frei. Die tägliche Einsatzzeitbeginnt um 7:45 bis 8:15 Uhr und geht bis um 15:15 Uhr, einmal in der Wochebis 13:15 Uhr.

Alleinerziehende sind gerade für den Bereich Betreuung und Pflege eine wich-

Alleinerziehende – eine noch unerschlossene Personalressource

Frau M. bei der Arbeit mit Patienten

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Best Practice in OWLtige, noch nicht optimal erschlossene Personalressource: Sie haben Erfahrun-gen in Pflege und Betreuung, sind lebenserfahrener und wenn entsprechendeRahmenbedingungen für die Versorgung der Kinder gegeben sind, zuverlässigund motiviert, weil das für sie einen Einstieg ins das Berufsleben nach derFamilienphase ermöglicht.

Arbeitgeber müssen bereit sein, flexible Zeitmodelle einzusetzen. Lösungensind immer Einzelfalllösungen.

W ohin kann mein Weg mich führen?“ Diese Frage stellt sichallen Frauen, die nach einer mehr oder weniger langen Fami-lien- oder Pflegephase wieder in den Beruf zurückkehren möch-ten. Die Frauen sind hoch motiviert, zumeist sehr gut ausge-

bildet und fordern ganz selbstverständlich und selbstbewusst: Wir wollenbeides, ein erfülltes Familienleben und die gleichberechtigte Teilhabe an derBerufswelt. Immer noch sind es aber auch vorwiegend die Frauen, die über-legen müssen, wie sie alles „unter einen Hut“ bekommen.

Die Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Güterslohhat mit Unterstützung des Netzwerks W unter dem Motto „Brücken bauen inden Beruf“ eine Veranstaltungsreihe konzipiert, die Frauen mit gezielten Infor-mationen unterstützt, ihren persönlichen Weg zurück in den Beruf zielgerich-tet und effektiv vorzubereiten.

Unter fachkundiger Leitung einer Referentin für Frauenfragen werden in ei-nem dreistündigen Workshop die wichtigsten Schritte auf dem Weg (zurück)in den ersten Arbeitsmarkt erläutert. Je länger die Familien- oder Pflegephasedauerte, desto wichtiger ist es für Frauen, die eigenen Chancen auf dem heu-tigen Arbeitsmarkt realistisch einzuschätzen.

Mit Hilfe von Fragebögen und Checklisten geht es deshalb um Themen, wiedie eigene Situationsbestimmung, Zeitmanagement, Netzwerken, beruflicheWeiterbildungs- und Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Abgerundet wird derWorkshop durch eine Vielzahl von Bewerbungstipps.

Als besonders wichtig und wertvoll stellt sich dabei immer wieder der intensi-ve Erfahrungsaustauschunter den Teilnehmerin-nen dar. Zum Abschlusserhalten die Teilnehme-rinnen umfangreichesInfomaterial, das explizitauf die Anforderungender Berufsrückkehrerin-nen im Kreis Güterslohabgestimmt ist.

Die Erfahrung zeigt,dass es im ländlich struk-turierten Kreis Güters-

Weitere Informationen unter:

Gleichstellungsstelle Kreis GüterslohEllen WendtMail: [email protected]

Wichtige Schritte auf dem Weg zurück inden Arbeitsmarkt

Weitere Informationen unter:

Kolping Akademie für Gesundheits- und Sozi-alwesen gemeinnützige GmbHMichael BuschsiewekeMail: [email protected]

Kreis Gütersloh: Brücken bauen in den Beruf – ein Angebotfür Berufsrückkehrerinnen

Kreis Herford: Gute Arbeit für Alleinerziehende

U nter dem Motto „Gute Arbeit für Alleinerzie-hende“ hat das BMAS im letzten Jahr zu ei-ner Interessenbekundung aufgerufen. Un-ter ca. 360 Projektideen wurden 70 ausge-

wählt. Im Kreis Herford hat das IN VIA Kath. Jugend-bildungswerk den Zuschlag bekommen.

Der Projektstart war der 22. Dezember 2009. Projekt-partner sind die ARGE Herford, der Sozialdienst kath.Frauen (SkF) Herford und die Sozialberatung derDiakoniestiftung Herford.

Die Zahl der Alleinerziehenden in Deutschland hat inden vergangenen Jahren stetig zugenommen. DieserPersonenkreis ist besonders häufig von Langzeitarbeits-losigkeit und Einkommensarmut betroffen. Eine hoheAnzahl befindet sich im ALG-II-Bezug.

Das Projekt richtet sich genau an diese Zielgruppe undhat drei Schwerpunkte:

Ziel ist es, Alleinerziehende – vornehmlich Frauen – inAusbildung oder Beschäftigung zu bringen.

Bei IN VIA stehen zurzeit zwei (demnächst drei) Berate-

1. Aktivierung

2. Integration in Erwerbstätigkeit

3. Soziale und beschäftigungsbezogene Stabilisierung

Entwicklung einer beruflichen Perspektive

Monika HeinzelLeiterinIN VIA Kath.Jugendbildungswerk

v.l.: Inge Trame, Gleichstellungsbeauftragte StadtGütersloh, Marianne Schaffrannek, Referentin derVeranstaltungsreihe und Teilnehmerinnen

loh sinnvoll ist, den Workshop monatlich an wechseln-den Orten im Kreisgebiet anzubieten, um den Frauendie Teilnahme nicht noch durch lange Anfahrtswege, ei-nen lückenhaften ÖPNV und mangelnde Kinderbetreu-ung zu erschweren.

Die Workshops werden von den örtlichen Gleichstel-lungsbeauftragten intensiv begleitet, so dass stetspassgenau auf die Bedürfnisse der Frauen vor Ort rea-giert werden kann. Das Engagement wird anerkannt –das Feedback der Teilnehmerinnen ist durchweg positiv.

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Best Practice in OWL

Weitere Informationen unter:

IN VIA Kath. JugendhilfswerkMonika HeinzelMail: [email protected]

Kreis Herford: Schnelle Hilfe für Menschenmit behinderten Kindern

V FB, Vereinbarkeit von Familie und Beruf imKreis Herford, bietet als eine Leistung fürseine Mitglieder ein Servicetelefon für dieMitarbeiter/-innen der ca. 22 beteiligten Fir-

men und öffentlichen Verwaltungen. Die Servicestellehilft, den Spagat zwischen Anforderungen aus dem

Beruf, der Familie oder Partnerschaft zu meistern, vor allem dann, wennplötzlich Umstände eintreten, die Arbeitnehmer/-innen vor neue unbekannteSituationen stellen.

Bei der Servicestelle können Mitarbeiter/-innen anrufen, Auskünfte über vor-handene Hilfsangebote erfahren oder auch gemeinsam individuelle Lösungenentwickeln. Manchmal bringt aber auch eine einfache Koordinierung eine gro-ße Erleichterung. Dieses Angebot ist vor allem auch für Alleinerziehende mitbehinderten Kindern, die jeden Tag aufs Neue die Meisterleistung vollbringen,Beruf, Betreuung und Versorgung ihrer Kinder und viele weitere Aufgaben un-ter einen Hut zu bringen.

So hat sich eine Arbeitnehmerin mit einem behinderten Kind gemeldet. DieFrau sollte eine Reha-Maßnahme antreten und konnte die Versorgung desKindes dadurch über den Zeitraum von drei Wochen in einem Zeitfenster von16.00 Uhr – 19.00 Uhr nicht gewährleisten. Über die Vermittlungsbemühungender Servicestelle konnte eine qualifizierte Tagesmutter in der Gegend gefun-den und gleichzeitig der die Kinder befördernde Bus zu dieser Tagesmutterumgeleitet werden. Der im Außendienst tätige Ehemann war nun in der Lage,ohne zusätzlichen Druck seine Heimreise anzutreten und die Mutter konnte inRuhe ihre Reha-Maßnahme antreten.

In einem anderen Fall konnte die Servicestelle ebenfalls behilflich sein. EineArbeitnehmerin mit einem schwer erkrankten Kind benötigte dringend eineandere, auf die neuen Bedürfnisse zugeschnittene Wohnung. Hinzu kam, dasssie einen möglichen Umzug durch einen stark eingeschränkten finanziellenSpielraum als schwierig ansah. Durch die Vermittlung an die im VFB beteiligteWohnungsbaugesellschaft und den Umzugsservice eines sozialen Trägers konn-te auch hier umgehend Hilfe zur Lösung des Problems angeboten werden.

Hilfreich ist für die Arbeitnehmer/-innen vor allem die Vermittlung von qualifi-zierten Angeboten, die ganz speziell auf die Person zugeschnitten und vor-geprüft worden sind, so dass eine eigene langwierige Suche, die oftmals vielZeit kostet, nicht notwendig ist. Gerade alleinerziehende Arbeitnehmer/-innenmit behinderten Kindern ist es zu gönnen, dass ihnen im Bedarfsfall eineUnterstützung zukommt, die sie schnell entlastet.

Dass diese Hilfe von ihren Arbeitgebern getragen und finanziert wird, kannman deutlich als Zeichen der Anerkennung sehen. Ein erprobtes und weiter-entwickeltes Konzept, welches möglichst vielen Arbeitnehmer/-innen zur Ver-fügung stehen sollte.

Vermittlung von qualifizierten und individuellen Angeboten

Weitere Informationen unter:

Ev. Jugenhilfe SchweichelnDieter SeetzenMail: [email protected]

AKreis Lippe: Alleinerziehende meistern Ausbildungund Kindererziehung

nja Kujat (40) hat ein behindertes Kind. Gundula Mischke (44)kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Ilona Laustroer (30) ver-ließ aus Liebe ihre Heimat Lettland, lernte Deutsch und bekamzwei Kinder. Drei Frauen, drei unterschiedliche Geschichten. Doch

eins haben alle drei gemeinsam: Als ihre Ehen in die Brüche gingen, warendie Hausfrauen plötzlich alleinerziehend und müssen nun den Unterhalt fürsich und ihre Kinder selbst verdienen.

„Viele Frauen, die zu mir in die Beratung kommen, sind mutlos; sehen keinenAusweg aus einem Leben vom Arbeitslosengeld II“, erzählt Ulrike Grabow,

rinnen zur Verfügung, die die Alleinerziehenden unter-stützen werden, eine berufliche Perspektive zu entwik-keln, dabei auch ihren Verpflichtungen ihrer Familie ge-genüber gerecht zu werden, und somit einen Start indas Berufsleben zu ermöglichen.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden neben der Bera-tung verschiedene Module zur Aktivierung (erste Schrit-te zur Perspektivenentwicklung), Orientierung (Möglich-keiten beruflicher Tätigkeit, Voraussetzungen etc.) undQualifizierung (in den Berufsbereichen Hauswirtschaft/Pflege und Kasse/Verkauf) angeboten.

Auf dem Weg in eine Erwerbstätigkeit werden die Teil-nehmerinnen des Projektes begleitet und unterstützt.Dieses Coaching erstreckt sich auch auf die erste Phaseder Ausbildung oder beruflichen Tätigkeit. Mit zu die-sem Projekt gehört eine Lobbyarbeit zur Verbesserungder Einstellungsbereitschaft bei Arbeitgebern für Allein-erziehende.

Außerdem sollen in Zusammenarbeit mit den Verant-wortlichen der Kommunen und Trägern von Jugendhilfe-einrichtungen kreative Möglichkeiten von Kinderbetreu-ungszeiten entwickelt und umgesetzt werden, da dieflexible Kinderbetreuung ein zentrales Thema für Allein-erziehende ist.

Inzwischen befinden sich 27 Frauen in der Beratungbei IN VIA. Davon werden ca. 12 Frauen nach den Oster-ferien mit dem ersten Modul der Orientierung starten.Hierbei stehen mögliche Berufe mit ihren Voraussetzun-gen, Anforderungen und Vermittlungschancen im Vor-dergrund. Berufliche Wünsche werden mit den Stärkenund dem Leistungsvermögen der Teilnehmerinnen undmit einem Anforderungsprofil in Einzelgesprächen ab-geglichen.

Weitere Inhalte sind PC-Unterricht, Bewerbungstraining,Kommunikations- und Konfliktbewältigungstraining so-wie Informationen über arbeitsrechtliche Fragestellun-gen. Abschließend werden Teilnehmerinnen im Rahmeneines betrieblichen Praktikums erste Kontakte mit derArbeitswelt haben. Wünschenswert ist, dass sich dar-aus durch den „Klebeeffekt“ ein Arbeitsplatz ergibt.

Am Ende soll ein Arbeitsplatz stehen

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Best Practice in OWL

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Weitere Informationen unter:

Lippe pro ArbeitUlrike GrabowMail: [email protected]

Weiterbildungskoordinatorin der Lippe pro Arbeit. Die Frauen können die Kin-derbetreuung nicht regeln und haben Angst, in ihrem fortgeschrittenen Alternoch mal die Schulbank zu drücken.

Zu Ulrike Grabows Aufgaben gehört es, die arbeitlosen Frauen wieder aufzu-bauen und ihnen Ausbildungen und Qualifizierungen zu vermitteln. „Doch denMut und den Willen zum Neuanfang müssen die Frauen selbst aufbringen“,sagt Grabow. „Wir können ihnen dabei lediglich beratend zur Seite stehen.“Anja Kujat, Gundula Mischke und Ilona Laustroer hatten den Mut und machennun eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin im Fachseminar der diakonis.Bezahlt wird die Ausbildung von der Lippe pro Arbeit.

„In Deinem Alter?“ „Und die Kinder lässt Du alleine?“ – diese Fragen hörtenalle drei Frauen, als sie sich zur Ausbildung entschlossen. Ilona Laustroerstellt bei solchen Fragen die Ohren auf Durchzug. Denn den Kindern, so sagtsie, komme eine arbeitende Mutter mit abgeschlossener Ausbildung schließ-lich ebenfalls zugute.

Auch Anja Kujat versteht die Zweifler nicht: „Irgendwann sind die Kinder groß,und was mache ich dann?“ Gundula Mischke sieht das ähnlich: „Ich weiß, dassich nicht frisch aus der Schule komme, aber ich habe noch 20 Jahre Arbeit vormir und will einen Beruf, der mich erfüllt.“ Weiterkommen in ihrem Leben, daswollen alle drei. Und Weiterkommen heißt für sie: Nicht mehr von Arbeitslosen-geld II leben.

Der 11-jährige Sohn von Gundula Mischke kommentierte den ersten Schultagseiner Mutter dann auch nur ganz salopp: „Cool, jetzt muss Mama auch Haus-aufgaben machen!“ Natürlich ist es eine große Veränderung für die Kinder,wenn Mama auf einmal nicht mehr den ganzen Tag zu Hause ist. Kujat, Mischkeund Langstroer hatten Glück. Ihre Kinder sind alle in Ganztagsschulen oderKindergärten gut betreut. Wenn diese geschlossen haben, springen Großmüt-ter, Freunde und Bekannte gerne ein.

Wenn sie mit ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin fertig sind, kommen Schicht-und Wochenenddienste auf die Alleinerziehenden zu. Doch Ulrike Grabow vonder Lippe pro Arbeit ist zuversichtlich, dass sie auch diese Herausforderungmeistern werden. „Alle Drei verfügen über ein gutes soziales Netzwerk, habenFamilie und Freunde, auf die sie sich verlassen können.“ Das sei einer derwichtigsten Voraussetzung, so Grabow, damit Alleinerziehende Beruf und Kin-der unter einen Hut bringen können. Die staatlichen Angebote reichen dazuallzu oft noch nicht aus.

Mut aufbringen gegen eigene und fremde Zweifel

Soziale Netzwerke immer im Hintergrund

m Rahmen des Programms „Gute Arbeit für Alleinerziehende“, dasvom Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit Mitteln des Euro-päischen Sozialfonds unterstützt wird, wird das Projekt „UllA“ der Netz-werk Lippe gGmbH in Detmold seit November 2009 gefördert. „UllA“

wird im Kreis Lippe in Kooperation mit dem Träger der Grundsicherung, derARGE Lippe Pro Arbeit durchgeführt.

Zielgruppe sind alleinerziehende lippische Langzeitarbeitslose mit Interes-

IKreis Lippe: Projekt „UllA“ – Unterstützung langzeitarbeitsloserlippischer Alleinerziehender

se am Wiedereinstieg in das Berufsleben. Bis Ende2012 werden bis zu 900 Alleinerziehende in das Pro-jekt aufgenommen. Es handelt sich dabei zu über 90Prozent um Frauen. Die Gesamtzahl der Bedarfsgemein-schaften Alleinerziehender im SGB II beträgt in Lipperund 2.600.

Die Besonderheiten des Projekts liegen in der Möglich-keit der langfristigen Teilnahme, der individuellen Be-treuung und der Ergänzung von flankierenden Maßnah-men zur Sicherstellung einer bestmöglichen Kinderbe-treuung sowie der Stärkung der Selbsthilfepotenzialedurch Einzel-Coaching. Perspektivisch wird eine engeVerzahnung mit der lippischen Wirtschaft angestrebt,um auch Unternehmen für flexible Lösungen bei derEinstellung Alleinerziehender zu sensibilisieren.

Gab es bei den bisherigen SGB II-Maßnahmen schongute Erfolge bei der Qualifizierung und Vermittlung, soexistierte immer das Problem, dass nach Maßnahme-ende die intensive Begleitung abbrach und die Teilneh-menden „in ein tiefes Loch“ fielen. Dem wirkt der Coa-ching-Ansatz entgegen.

Der Einstieg ins Projekt ist freiwillig. Nach Informati-onsveranstaltungen, die sich zunächst an diejenigenAlleinerziehenden richten, die gerade eine Maßnahmebeendet haben, schließt die ARGE eine Eingliederungs-vereinbarung ab. Nach Erstgespräch und Orientierungs-seminar wird mit den Teilnehmenden ein individuellerPlan erarbeitet.

Es steht neben dem gesamten SGB II-Qualifizierungs-angebot eine ganze Bandbreite von personenbezogenenFördermöglichkeiten zur Verfügung. Diese reichen vonder Stärkung der Erziehungskompetenzen über die Teil-nahme an beschäftigungsorientierten Coachings bis zurErstellung bzw. Optimierung der individuellen Bewer-bungsunterlagen.

Von besonderer Bedeutung ist die geplante Zusammen-arbeit mit den kommunalen Jugendämtern. Neben derschnellen Organisation der Kinderbetreuung bei Arbeits-aufnahme geht es hier um die Entwicklung dezentralerflexibler Angebote, die über das Regelangebot hinausge-hen, wie die Betreuung in den frühen Morgen -und spä-ten Abendstunden, an Wochenenden, in den Ferien undbei Schichtarbeit. Dies ist in einem Flächenkreis wieLippe von zentraler Bedeutung.

Teilnehmende, die in entfernt gelegenen Orten wieKalletal, Extertal oder Lügde wohnen, wären praktischden ganzen Tag unterwegs – allein um einen Beratungs-termin in Detmold wahrzunehmen. Aus diesem Grundwird mit den örtlichen Jugendämtern geklärt, bei wel-cher Kindertageseinrichtung regelmäßige Treffpunktefür Alleinerziehende „angedockt“ werden. Dies könnenz.B. Familienzentren sein. Für die Organisation der Tref-fen werden Honorarkräfte gewonnen, qualifiziert und

Große Bandbreite personenbezogenerFördermöglichkeiten

Verzahnung mit bestehenden Strukturen desberuflichen Wiedereinstiegs

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Best Practice in OWL

Weitere Informationen unter:

Netzwerk Lippe gGmbHChrista BlumeMail: [email protected]

begleitet. Es können durchaus auch Teilnehmende von„UllA“ sein.

Das Projekt „UllA“ ist mit anderen bestehenden Struk-turen der Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs vonFrauen verzahnt, so mit dem Netzwerk W (Wiederein-stieg).

OstWestfalenLippe: Teilzeitberufsausbildung –Berufliche Perspektiven für junge Mütter undVäter

WThomas StockTeamleiterARGE Kreis Höxter

Claudia HilseLeiterinRegionalagentur OWL

er mitten in seiner Ausbildung oder nochvor Ausbildungsbeginn Mutter oder Va-ter wird, hat dies oft nicht geplant undmuss seine beruflichen Pläne erst ein-

mal zurück stellen. Kinder und Ausbildung in Vollzeit,das ist für viele junge Mütter und Väter kaum zu schaf-fen. Wer vor der Aufnahme der beruflichen Erstaus-bildung Kinder bekommt, bleibt deshalb häufiger ar-beitslos und scheitert nicht selten beim Jobeinstieg –das gilt ganz besonders für junge Mütter.

Eine Ausbildung in Teilzeit kann hier eine Lösung sein,von der der Betrieb und die junge Familie profitiert. Dennbei einer Teilzeitberufsausbildung absolviert die Auszu-bildende 75 Prozent der normalen Regelarbeitszeit imUnternehmen.

Das Berufsbildungsgesetz bietet Betrieben seit 2005die gesetzliche Grundlage dafür. Wenn ein berechtigtesInteresse vorliegt, kann die tägliche oder wöchentlicheArbeitszeit im Betrieb reduziert werden. In der Praxisbedeutet das:

Allerdings wird die Teilzeitausbildung in OstWestfalenLippe bislang nur sel-ten genutzt. Elf Berufsausbildungsverhältnisse in Teilzeit sind von der IHKOstwestfalen zu Bielefeld 2009 überwiegend im Bereich Büro, Gastronomieund Einzelhandel eingetragen worden, zwei waren es bei der IHK Lippe. Zwei bisdrei Teilzeitberufsausbildungsverhältnisse verzeichnet die HandwerkskammerOWL.

Der Bedarf an Teilzeitberufsausbildungsplätzen, den die Agenturen für Arbeit,die ARGEn und die Optionskommune der Regionalagentur für OstWest-falenLippe gemeldet haben, ist dabei deutlich höher als erwartet. Für 2010werden in der Region 192 Ausbildungsplätze in Teilzeit benötigt.

2009 hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW erstmaligdas Programm „Teilzeitberufsausbildung – Einstieg begleiten – Perspektiveneröffnen“ aufgelegt. Das Programm, das von der Regionalagentur OWL koordi-niert und begleitet wird, unterstützt junge Mütter (und Väter) über einen Zeit-raum von zwölf Monaten dabei, eine Teilzeitausbildung in Angriff zu nehmen.Erfahrene Bildungsträger beraten Unternehmen, die einen Ausbildungsplatz inTeilzeit anbieten wollen. Sie begleiten die Teilnehmerinnen bei der Suche nacheinem Ausbildungsplatz und in den ersten Monaten der Ausbildung.

Dass erhebliche Anstrengungen erforderlich sind, um Betriebe und Auszubil-dende für eine Teilzeitberufsausbildung zusammen zu bringen, das zeigen diebeiden Projekte, die seit 2009 vom Land als Pilotprojekte in den Kreisen Min-den-Lübbecke und dem Kreis Paderborn gefördert werden. Die Träger EinladengGmbH aus Espelkamp und IN VIA e.V. aus Paderborn bemühen sich intensivum ein Matching von jungen Müttern und Unternehmen. Ein Drittel der jungenFrauen haben bereits einen Ausbildungsplatz gefunden, weitere Ausbildungs-verträge werden erwartet.

Gute Erfahrungen mit dem Programm und der Teilzeitberufsausbildung hatbeispielsweise Jessica Husemann aus Paderborn gemacht. Sie hat eine Ausbil-dung zur Steuerfachangestellten begonnen. „Ich möchte meiner Tochter gernVorbild sein, deshalb mache ich eine Ausbildung. Am Anfang war es schwer,aber jetzt hat sich das gut eingependelt.“

2010 wird das MAGS NRW aufgrund des hohen Bedarfs seine Förderung fürOWL ausweiten: 50 Plätze in vier Projekten an den Standorten Bielefeld, Det-mold, Espelkamp und Paderborn stehen für die Begleitung in und während derAusbildung zur Verfügung.

Auch die ARGE Kreis Höxter kennt die Schwierigkeiten und Problemlagen vonMüttern oder Vätern, die aufgrund der familiären Situation auf Leistungennach dem Sozialgesetzbuch 2. Teil (SGB II) angewiesen sind und nur schwerwieder auf dem Arbeitsmarkt integriert werden können.

Junge Eltern haben aufgrund der Ausbildungsbedingungen, wegen ihres be-sonderen Förderbedarfs und Problemen in der Kinderbetreuung kaum Mög-lichkeiten, eine herkömmliche Ausbildung aufzunehmen. Statistische Auswer-tung sowie Ergebnisse von Beratungsgesprächen haben ergeben, dass dieARGE derzeit 52 allein erziehende junge Frauen ohne Berufsabschluss betreut.

Eine bessere Vereinbarkeit von Kindererziehung und Ausbildung würde die

Teilzeitberufsausbildung – gesetzlicheMöglichkeiten

75 Prozent der normalen Regelarbeitszeit, mindestens21 Stunden in der Woche, werden im Betrieb absol-viert, dazu kommen ein bis zwei Berufsschultage.

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Die tägliche Arbeitszeit beträgt höchstens sechs Stunden.

Die Vergütung beträgt entsprechend der zeitlichen Verkürzung 75 Prozentund wird vom Betrieb getragen.

Die Auszubildenden können Berufsausbildungsbeihilfe und Kindergeld be-antragen.

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Einstieg begleiten – neue Perspektiveneröffnen

Zwei Pilotprojekte werden in der Region gefördert

Teilzeitberufsausbildung der ARGE Kreis Höxter

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Best practice in OWL

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Chancengleichheit dieser Zielgruppe steigern. Deshalb wird mit einer Teilzeit-ausbildung ein wichtiger Schritt genommen, Rahmenbedingungen zu schaf-fen, beides miteinander vereinbaren zu können.

Die ARGE Kreis Höxter plant daher auch für diese Zielgruppe Einzelum-schulungen mit begleitenden Hilfen bei einem regionalen Bildungsträger, sodass die Teilnehmer/-innen vor und während der Ausbildung in ihrer Gesamtsi-tuation unterstützt werden. Eine Finanzierung erfolgt aus dem Eingliederungs-titel der ARGE.

Ergänzend dazu hat die ARGE Kreis Höxter gemeinsam mit dem ESTA Bildungs-werk gGmbH einen Antrag auf Fördermittel aus der Zielgruppenförderung desEuropäischen Sozialfonds gestellt. Gleichzeitig sollten weiterführende Struk-turen und Netzwerke im Kreisgebiet geschaffen und ausgebaut werden.

Um die Möglichkeiten der Teilzeitberufsausbildung bekannter zu machen undgemeinsame Strategien für OWL zu entwickeln, hatte die RegionalagenturOWL am 17. März 2010 zu einer Fachtagung nach Bad Oeynhausen eingela-den. 80 Vertreter/-innen aus Kammern, Kreisen, Kommunen, den Agenturenfür Arbeit, den ARGEn, der Optionskommune, von Wohlfahrtsverbänden undBildungsträgern überlegten gemeinsam, wie mehr junge Mütter und Vätereine Chance auf eine berufliche Ausbildung erhalten können.

Auszubildende und ein Unternehmen berichteten von ihren positiven Erfah-rungen aus der Praxis. Wichtige Themen waren Fragen der Finanzierung, dieBegleitung von Auszubildenden, die Ausweitung flexibeler Kinderbetreuung –vor allem aber die Gewinnung und Beratung von Unternehmen, die Auszubil-denden in Teilzeit eine Chance geben.

Eindeutiges Ergebnis der Fachtagung: um Unternehmen und Auszubildendein Teilzeit zu unterstützen, müssen Kammern und Kommunen, Agenturen fürArbeit und ARGEn verstärkt Hand in Hand arbeiten. Eine zusätzliche pädagogi-sche Unterstützung der jungen Mütter vor und während der Ausbildung ist invielen Fällen sinnvoll und wichtig. Der begonnene Dialog in der Region soll mitUnterstützung der Regionalagentur OWL fortgeführt werden.

Gemeinsam für mehr Teilzeitberufsausbildung in OWL

Teilzeitberufsausbildung – Von der Theorie in die Praxis

EP- Teilzeitberufsausbildung– Einstieg begleiten – Perspektiveneröffnen: Unter diesem Motto hat das Ministerium für Arbeit, Ge-sundheit und Soziales NRW bereits 2009 den ersten Projektaufrufgestartet. In OstWestfalenLippe haben die Träger EinLaden gGmbH

aus Espelkamp und IN VIA Paderborn e.V. das Programm mit 26 Teilnehme-rinnen umgesetzt.

Im Gespräch mit Eva Leschinski von Regionalagentur OWL berichten zweiTeilnehmerinnen des TEP-Projektes von ihren Erfahrungen und Hürden einerAusbildung in Teilzeit.

Daniela Schoormann (25), EinLaden gGmbH Espelkamp, macht eine Ausbil-dung zur Bürokauffrau im Hexenhaus Espelkamp mit einer verkürzten Wochen-arbeitszeit von 35 Stunden. Jessica Husemann (23), IN VIA Paderborn, hat

T

Weitere Informationen unter:

Regionalagentur OWLClaudia HilseMail: [email protected]

Thomas StockARGE Kreis HöxterMail: [email protected]

eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten mit einerwöchentlichen Arbeitszeit von 33 Stunden bei Steuerbe-raterin Helgard Groß in Borchen begonnen.

Leschinski: „Als erstes würde ich Sie bitten kurz zuerzählen, was sie vor der Ausbildung gemacht haben?“

Schoormann: „Ich habe eine Ausbildung zur Erziehe-rin begonnen, die ich aus persönlichen Gründen nichtabgeschlossen habe. Danach habe ich eine Zeit langbei einer Zeitarbeitsfirma in Nordhorn gearbeitet, wurdeaber leider innerhalb der Probezeit gekündigt. Kurz dar-auf wurde ich schwanger und seitdem habe ich vonArbeitslosengeld II gelebt.“

Husemann: „Vor meiner Ausbildung war ich ca. vierJahre lang, bedingt durch meine Schwangerschaft undElternzeit, arbeitslos. Davor habe ich in einer Videothekgejobbt.“

Leschinski: „Frau Schoormann, Sie machen eine Aus-bildung zur Bürokauffrau. Warum haben Sie sich fürdiesen Beruf entschieden und was macht Ihnen ammeisten an diesem Beruf Spaß?“

Schoormann: „Ich habe mich für diesen Beruf ent-schieden, weil ich mich für Buchhaltung und komplexeVerwaltungsvorgänge interessiere. Außerdem wird manauch geistig gefordert, was bei dem Beruf der Erzieherinmeistens eher nebensächlich ist.“

Leschinski: „Und Sie Frau Husemann, warum wolltenSie eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten ma-chen?“

Husemann: „Da ich nicht der Typ bin der gerne vielMenschenkontakt hat, habe ich es vorgezogen meinenBeruf lieber im Hintergrund zu „suchen“. Das heißt imBüro. Durch IN VIA habe ich meinen jetzigen Ausbil-dungsberuf und Ausbildungsstelle gefunden. Ich wusstevorher nicht, dass ich mit meiner Schulbildung so ei-nen Beruf überhaupt in Erwägung ziehen kann.

Die meisten Auszubildenden in meiner Schulklassehaben Abitur oder im Allgemeinen eine bessere Schul-bildung. Durch Frau Groß, meine jetzige Vorgesetzte,habe ich dann erfahren, dass eine schlechte Schulbil-dung nicht unbedingt heißen muss, dass man „düm-mer“ ist als andere.“

Leschinski: „Wenn Sie beide an den Anfang der Aus-bildung zurück denken, was war der Punkt, bei dem Siesagen würden, das war richtig schwer für Sie?“

Schoormann: „ Einen Tagesablauf erstellen. Man mussteumdenken, konnte alles nicht mehr so machen wie vorder Ausbildung. Außerdem gab es anfänglich oft Schwie-rigkeiten in der Zeiteinteilung, vor allem was die „Kinder-bespaßung“ und die Haushaltsbewältigung angeht.

Schwierig war es auch, den ersten Monat finanziell zuüberstehen. Ämter lassen sich manchmal hinsichtlichder Bearbeitung der verschiedenen Anträge ziemlich lan-ge Zeit. So muss man sich sein Geld sehr gut einteilenund jeden Kauf nach Wichtigkeit abwägen.“

Husemann: „In erster Linie war es schwer überhauptwieder in die Schule zu gehen. Einen geregelten Tag zu

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Best practice in Europahaben, morgens früh aufzustehen und pünktlich zu sein.

Hinzu kamen noch die Geldsorgen. Es wollte nicht inmeinen Kopf, dass, als ich noch arbeitslos war, ich gere-gelt mein Geld bekommen habe. Und als ich dann Arbei-ten gegangen bin, ich plötzlich nichts mehr hatte. DreiMonate lang stand ich quasi mittellos da. Ich musste zuso vielen verschiedenen Ämtern, alle wollten etwas vonmir und ich wusste nicht genau, was ich zuerst machensollte. Ich war ja schließlich noch in der Probezeit, dakonnte ich mir nicht alle Naselang frei nehmen um ir-gendwelche Papiere irgendwohin zu schicken.

Ich musste meinen Tagesablauf komplett umdrehen,damit hatte ich schon Probleme. Ich musste zusehenwie genau ich meine Zeit jetzt einteile damit ich Allemgerecht werde. Und dann nachts nicht schlafen kön-nen, weil ich nicht wusste, was ich meiner Tochter amnächsten Tag mit in den Kindergarten zum Frühstückgeben soll.

Um ehrlich zu sein, hatte ich insgesamt 679 Euro Ein-nahmen im Monat. Aber 586 Euro Ausgaben. Und vonden Ausgaben habe ich noch kein Brot und keine Butterim Haus. Jetzt soll mir mal einer sagen, dass meineSorgen unberechtigt sind. Meine Vermieterin wollte mirschon fast meine Wohnung kündigen. Mir sollte derStrom „abgeschnitten“ werden. Ich wusste wirklich nichtmehr weiter.“

Leschinski: „Sie haben mir beide im Vorfeld gesagt,dass die Betreuung ihrer Kinder, Jeremy und Kimberly,für Sie persönlich kein so großes Problem darstellt. Bei-de sind ganztägig untergebracht und haben erstaunli-cher Weise die Umstellung sehr gut verkraftet.

Aber wie organisieren Sie ihren Alltag? Wann habensie zum Beispiel Zeit für den Haushalt und wann findenSie Zeit zum Lernen?“

Schoormann: „Der Haushalt wird in der Woche mehr„spärlich“ verrichtet. Die Grundsachen wie z.B. Küche,Wäsche, etc. werden meist erledigt, wenn Jeremy, meinSohn, im Bett ist. Teilweise muss ich das aber verrich-ten, solange Jeremy noch wach ist. So habe ich nach derArbeit noch Zeit für ihn.

Ich lerne meistens abends nach dem Haushalt. Für dieHausaufgaben komme ich montags nach der Schuleins Büro. Hier habe ich Hilfestellungen der Kolleginnenund kann mich besser konzentrieren als zu Hause.“

Husemann: „Ich habe montags und mittwochs Schulebis um 13 Uhr. Meine Tochter Kimberly ist bis 16 Uhr inder KiTa, da habe ich zum Beispiel Zeit zum Lernen. Alle14 Tage ist die Kleine dann am Wochenende bei ihremVater, da habe ich auch Zeit zum Lernen. Den Haushaltmache ich meistens abends, wenn die Kleine im Bettist.“

Leschinski: „Es scheint sich also mittlerweile so eini-ges eingespielt zu haben. Was, meinen Sie, brauchenSie weiterhin Unterstützung? Und in welchen Berei-chen?“

Schoorman: „Hilfe für einen Haushaltsplan fände ichnicht schlecht. Manchmal ist es schon schwer, alles

auf die Reihe zu bekommen. Und manchmal macht man abends dann dochnichts, weil man auch einfach keine Lust mehr hat. Ich habe nicht viel Zeit fürmich, darum lasse ich hin und wieder auch abends den Haushalt links liegen.Vielleicht gibt es aber die Möglichkeit mit Hilfe eines Planes beides zu organi-sieren.“

Husemann: „Jetzt läuft zum Glück alles seine geregelten Bahnen. Ich habeRuhe vor Ämtern, muss nirgends noch etwas ausfüllen. Jetzt würde ich sagen,bräuchte ich keine Hilfe mehr. Es liegt aber auch daran, dass ich eine sehrnette und verständnisvolle Chefin habe. Das gibt mir Sicherheit. Andere, könn-te ich mir vorstellen, die vielleicht nicht so ein Glück haben wie ich, bräuchtenbestimmt noch Hilfe.“

Leschinski: „Abschließend würde ich Sie noch gerne fragen, was Sie sichfür Ihre Zukunft wünschen?“

Schoormann: „Für die Zukunft wünsche ich mir finanzielle Sicherheit undUnabhängigkeit, natürlich auch Gesundheit.“

Husemann: „Ich wünsche mir, dass ich meine Ausbildung mit Erfolg ab-schließe. Dass ich meiner Tochter später sagen kann, dass man alles schaf-fen kann wenn man es nur wirklich will. Ich will ein Vorbild sein, denn nur soerreicht man etwas im Leben.

Ich will sagen können dass ich stark war und immer noch bin. Ich stehe aufeigenen Beinen, brauche dazu nicht einen Mann, der mir mein Leben finan-ziert. Ich will in den Urlaub fahren können, ich will mir Wünsche erfüllenkönnen ohne den Nebensatz: Hartz IV hat bezahlt.“

Leschinski: „Frau Husemann, Frau Schoormann, ich danke Ihnen für dasGespräch.“

Ü

Best practice in Europa

Anne Meuer-WilluweitPaktkoordinatorinGeneration Gold in OWL

berall in Europa wächst der Anteil der Alleinerziehenden, meistensMütter, aufgrund veränderter familiärer Strukturen. Trennung undScheidung bedeuten jedoch fast immer ein erhöhtes Armutsrisiko.So gehören Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern zu denökonomisch benachteiligten Gruppen und sind wesentlich häufi-

ger von Sozialtransfers abhängig, da sie weniger Chancen bei den Erwerbs-möglichkeiten haben.

Finanzielle Leistungen können zwar das Einkommen stabilisieren, ersetzenjedoch nicht das Einkommen aus Erwerbsarbeit. So ist eine frühe Rückkehr inErwerbstätigkeit unerlässlich, um den Verlust an Qualifikation zu vermeidenund Hilfebedürftigkeit zu überwinden. Häufig jedoch lohnt sich eine Erwerbs-aufnahme nicht, da sie den Wegfall von Transferleistungen nicht kompensie-ren kann.

Alleinerziehend in Europa – wie sieht es bei den Nachbarn aus?

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Die nächste Ausgabe von Forum OWLerscheint im November 2010 zum Thema:Zukunft der ARGEn

Einige europäische Länder, wie Irland und Großbritannien, versuchen dies mitLohnzuschüssen auszugleichen. Andere, wie beispielsweise Österreich, set-zen mehr auf Arbeitgeberzuschüsse.

Wichtig für alle Maßnahmen, die in einem Land greifen, ist jedoch die dahinterstehende familienpolitische Strategie. Sie stützt sich auf das jeweilige Rollen-bild, das in einer Gesellschaft vorherrscht oder wünschenswert wäre. Hier las-sen sich im Wesentlichen vier familienpolitische Strategien erkennen:

Die Betreuungsstrategie ist dem Ernährer-Hausfrauen-Modell am nächsten.Hier stützt die Politik ein traditionelles Rollenbild. Charakteristische Instru-mente dazu sind Betreuungsgeld, lange Elternzeiten oder die Förderung derTeilzeitarbeit. Diese Strategie findet man in Luxemburg, den Niederlanden und– trotz langsamer Veränderung – in Deutschland vor.

Die Ernährerin-Strategie steht für eine Gesellschaft, in der sich Männer undFrauen gleichermaßen an der Erwerbsarbeit beteiligen. Hier konzentriert sichPolitik darauf, Hürden und Hemmnisse am Arbeitsmarkt abzubauen, kümmertsich aber nicht um Ungleichgewichte bei der Vereinbarkeit von Beruf und Fami-lie. Dies ist am ehesten im angloamerikanischen Raum verbreitet.

Die Wahlfreiheitsstrategie ist für eine Gesellschaft typisch, die Frauen so-wohl in der erziehenden als auch in der Berufsrolle wertschätzt. Sie stützt sichdabei auf ein ambivalentes Frauenbild: Einerseits wird die Erwerbstätigkeitgefördert durch gut ausgebaute Kinderbetreuung, andererseits wird auch Be-treuung zu Hause finanziell und durch die Gewährung langer Elternzeitenunterstützt. Eine gleichberechtigte Rolle von Männern und Frauen in derFamilienarbeit wird weniger beachtet. Frankreich und Belgien sind typischeVertreter dieser Strategie.

Die Gleichstellungsstrategie zielt auf ein Modell, in dem sich Männer undFrauen gleichberechtigt an der Familien- und Erwerbsarbeit beteiligen. Beidewerden zu Elternzeiten ermuntert und eine gute Kinderbetreuungsinfrastrukturermöglicht die Erwerbstätigkeit. Die skandinavischen Länder gelten hierfür alstypisch.

Um Armutsrisiken bei Alleinerziehenden zu verhindern, erscheint das skandi-navische Modell als das wirkungsvollste. Im europäischen Vergleich zeigt sichdeutlich, dass hier das Armutsrisiko Alleinerziehender am geringsten ist. Inges-amt lässt sich feststellen: Je mehr traditionelle Rollenbilder politisch unter-stützt werden, desto größer ist das Armutsrisiko alleinerziehender Mütter. Hiermüsste jedoch am gesamten System (Arbeitsmarkt, Unternehmenskultur, Steu-erpolitik etc.) gearbeitet werden, um nachhaltig Veränderungen zu ermögli-chen.

(Quellen: OECD, BMFSFJ, Max-Planck-Institut für demografische Entwicklung)

Verschiedene familienpolitische Strategien

Traditionelle Rollenbilder erhöhen Armutsrisiko

Europäisches Jahr 2010 zur Bekämpfungvon Armut und sozialer Ausgrenzung

m 25. Februar 2010 eröffnete in Berlin die Bundesministerin fürArbeit und Soziales, Frau Dr. Ursula von der Leyen, die Auftakt-veranstaltung zum Europäischen Jahr 2010. Federführend fürdie Umsetzung des Europäischen Jahres gegen Armut und sozia-

le Ausgrenzung ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

In diesem Jahr werden bundesweit 40 Projekte umgesetzt, die von einerAuswahlkommission ausgewählt worden sind und gute Beispiele gegen Ar-mut und Ausgrenzung geben. Der Bund und die EU-Kommission förderndiese Projekte mit einem Beitrag von rund 1,4 Mill. Euro.

A

Die Nationale Strategie – „Mit neuem Mut“ – soll:

Die Schwerpunkte des Europäischen Jahres sind:

Die Gesamtstrategie des EJ 2010 ist auch eingebun-den in eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, z.B.Workshops für Regional-Journalisten oder einen Wett-bewerb von Journalisten-Schülern/-innen um die besteReportage zum EJ 2010. Botschafter/-innen begleitendas Europäische Jahr gegen Armut und sozialeAusgrenzung – EJ 2010, u.a:

Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Leiterin des WZBFatmire Bajramaj, Mitglied der DFB DamenmannschaftReinhold Beckmann, FernsehjournalistProf. Dr. Heinz Bude, SoziologeDieter Pfaff, SchauspielerBruder Paulus, Kapuziner-mönch und MedienpriesterPaster Bernd Siggelkow,Initiator der ARCHE

Verschiedene Strategien und Schwerpunkte

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Wege aus Armut und Ausgrenzung aufzeigen,

das Thema in den Mittelpunkt des öffentlichen Inter-esses rücken,

in Armut lebenden Menschen, ihren ehrenamtlichenund professionellen Helfern/-innen, sowie der Gesell-schaft insgesamt den Rücken stärken.

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„Jedes Kind ist wichtig - Entwicklungschancen ver-bessern!“

„Wo ist der Einstieg – Mit Arbeit Hilfebedürftigkeitüberwinden!“

„Integration statt Ausgrenzung – Selbstbestimmte Teil-habe für alle Menschen!“

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Best practice in Europa

www.ej2010.de bzw. www.mit-neuem-mut.de(Bundesministerium für Arbeit und Soziales)www.ej2010.nrw.de(Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales)www.2010againstpoverty.eu(Europäische Kommission)www.endpoverty.eu(Europäische NGOs)

Weitere Informationen unter:

Hermann-Josef Bentlerstv. GeschäftsführerARGE Paderborn


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