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FORSCHUNGSCAMPUS ARENA2036 IST GEWINNER BEIM BMBF ... · Gefragt sind dabei Leute mit einer...

Date post: 12-Aug-2020
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Sichere Kooperationen von Mensch und Roboter sind ein Thema im Bereich Wandlungsfähige Produktionssysteme. Visualisierung des künftigen Neu- baus für den Forschungscampus ARENA. (Fotos: Werner Sobek/Storz Medienfabrik) FORSCHUNGSCAMPUS ARENA2036 IST GEWINNER BEIM BMBF-WETTBEWERB >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Flexible Fabrik für leichte Autos >>>>> SPEKTRUM Stuttgarter uni kurier Nr. 110 2/2012 6 Wenn das Automobil im Jahr 2036 sein 150-jähriges Jubiläum feiert, sollte es bei höherer Leistung weniger Sprit schlucken und das Klima sowie die Ressourcen scho- nen. Dafür müssen Autos leichter werden, und faserver- stärkte Kunststoffe sollen dabei eine zentrale Rolle spielen. Doch was können diese Materialien und vor allem: wie las- sen sie sich kostengünstig und flexibel in Serie produzie- ren? Um diese Nuss zu knacken, haben sich Universität, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie bedeu- tende Wirtschaftsunternehmen zum Forschungscampus ARENA2036 zusammengetan. Das Projekt gehörte zu den Gewinnern im Wettbewerb „Forschungscampus – öffent- lich-private Partnerschaft für Innovationen“ des Bundesmi- nisteriums für Bildung und Forschung (BMBF) und erreichte als bester und einziger Preisträger direkt die Hauptphase der Förderung. Das Kürzel „ARENA2036” steht für „Active Research Envi- ronment for the Next Generation of Automobiles”. Dahinter verbirgt sich ein ambitioniertes Forschungsprogramm mit dem Namen „Wandlungsfähige Produktion der Zukunft für funktionsintegrierten Leichtbau“. Die wissenschaftlichen Ziele liegen darin, wettbewerbsfähige Produktionsmodelle für eine flexible Fabrik zu entwickeln und auch gleich auszu- testen. Hersteller und Zulieferer sollten dann in Zukunft auf die zunehmende Fahrzeugvielfalt, Marktschwankungen und individuelle Kundenwünsche rasch reagieren können. Außerdem machen die Forscherinnen und Forscher den Faserverbund-Leichtbau fit für die Serienfertigung. Der For- schungscampus konzentriert sich zunächst auf den Automo- bilbau. Doch auch andere Branchen werden davon profitie- ren. ARENA2036 soll jedoch nicht nur das Auto und seine Herstellungsprozesse neu erfinden. „Mit diesem Zukunfts- projekt starten wir in eine neue Epoche der Forschungs- partnerschaft“, betont Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel. Unter der Federführung der Universität Stuttgart finden sich Forscherinnen und Forscher aus Universität, For- schungsinstituten sowie Großunternehmen und Mittel- ständlern zusammen, um gemeinsam an einem Ort anwen- dungsorientierte Grundlagenforschung zu betreiben und so einen strategischen Weg von der Forschung zum innovati- ven Produkt zu gehen. Um dies umzusetzen, planen die Hauptpartner – Universität Stuttgart, das Deutsche Zen- trum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Fraunhofer, die Deut- schen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) sowie die Firmen BASF, Bosch und Daimler - eine eigene Forschungsfabrik auf dem Campus der Universität in Vaihingen. Tisch an Tisch, Tür an Tür stecken dort For- scherinnen und Forscher aus Wissenschaft und Industrie ihre Köpfe zusammen, diskutieren und tauschen sich über ihre tägliche Arbeit fortwährend aus. Das gemeinsame Zentrum bietet ein kreatives Umfeld für neue Ideen und raschen Transfer in die Praxis. In fünf Jahren soll der Neu- bau fertig gestellt sein. Vier Forschungsbereiche Für die ersten 30 Forscher – je die Hälfte stammt aus Wis- senschaft und Industrie – beginnt die Zukunft im Verfü- gungsgebäude auf dem Campus Vaihingen schon heute. Ihr Forschungsprogramm teilt sich in drei eher technische For- schungsbereiche sowie einen Querschnittsbereich: Im For- schungsbereich „Materialien und Konstruktion“ betreiben die Partner Materialforschung zur Herstellung von Leicht- bauteilen und untersuchen die Integration zusätzlicher Funktionen wie etwa dämmende oder elektrische Eigen- schaften in einem tragenden Faserverbundelement. Eng damit verbunden ist der Bereich „Simulation und digitaler Prototyp“, in dem die Forscherinnen und Forscher Simulati- onstools für Faserverbundmaterialien entwickeln und die
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Page 1: FORSCHUNGSCAMPUS ARENA2036 IST GEWINNER BEIM BMBF ... · Gefragt sind dabei Leute mit einer Affinität zu den Themen Leichtbau und Produktion, die die ARENA-Vision vom „For- schen

Sichere Kooperationen von Mensch und Roboter sind ein Thema im Bereich Wandlungsfähige Produktionssysteme. Visualisierung des künftigen Neu-baus für den Forschungscampus ARENA. (Fotos: Werner Sobek/Storz Medienfabrik)

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Flexible Fabrik für leichte Autos

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Wenn das Automobil im Jahr 2036 sein 150-jährigesJubiläum feiert, sollte es bei höherer Leistung wenigerSprit schlucken und das Klima sowie die Ressourcen scho-nen. Dafür müssen Autos leichter werden, und faserver-stärkte Kunststoffe sollen dabei eine zentrale Rolle spielen.Doch was können diese Materialien und vor allem: wie las-sen sie sich kostengünstig und flexibel in Serie produzie-ren? Um diese Nuss zu knacken, haben sich Universität,außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie bedeu-tende Wirtschaftsunternehmen zum ForschungscampusARENA2036 zusammengetan. Das Projekt gehörte zu denGewinnern im Wettbewerb „Forschungscampus – öffent-lich-private Partnerschaft für Innovationen“ des Bundesmi-nisteriums für Bildung und Forschung (BMBF) und erreichteals bester und einziger Preisträger direkt die Hauptphaseder Förderung.

Das Kürzel „ARENA2036” steht für „Active Research Envi-ronment for the Next Generation of Automobiles”. Dahinterverbirgt sich ein ambitioniertes Forschungsprogramm mitdem Namen „Wandlungsfähige Produktion der Zukunft fürfunktionsintegrierten Leichtbau“. Die wissenschaftlichenZiele liegen darin, wettbewerbsfähige Produktionsmodellefür eine flexible Fabrik zu entwickeln und auch gleich auszu-testen. Hersteller und Zulieferer sollten dann in Zukunft aufdie zunehmende Fahrzeugvielfalt, Marktschwankungen undindividuelle Kundenwünsche rasch reagieren können.Außerdem machen die Forscherinnen und Forscher denFaserverbund-Leichtbau fit für die Serienfertigung. Der For-schungscampus konzentriert sich zunächst auf den Automo-bilbau. Doch auch andere Branchen werden davon profitie-ren.

ARENA2036 soll jedoch nicht nur das Auto und seineHerstellungsprozesse neu erfinden. „Mit diesem Zukunfts-projekt starten wir in eine neue Epoche der Forschungs-

partnerschaft“, betont Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel.Unter der Federführung der Universität Stuttgart findensich Forscherinnen und Forscher aus Universität, For-schungsinstituten sowie Großunternehmen und Mittel-ständlern zusammen, um gemeinsam an einem Ort anwen-dungsorientierte Grundlagenforschung zu betreiben und soeinen strategischen Weg von der Forschung zum innovati-ven Produkt zu gehen. Um dies umzusetzen, planen dieHauptpartner – Universität Stuttgart, das Deutsche Zen-trum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Fraunhofer, die Deut-schen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf(DITF) sowie die Firmen BASF, Bosch und Daimler - eineeigene Forschungsfabrik auf dem Campus der Universitätin Vaihingen. Tisch an Tisch, Tür an Tür stecken dort For-scherinnen und Forscher aus Wissenschaft und Industrieihre Köpfe zusammen, diskutieren und tauschen sich überihre tägliche Arbeit fortwährend aus. Das gemeinsameZentrum bietet ein kreatives Umfeld für neue Ideen undraschen Transfer in die Praxis. In fünf Jahren soll der Neu-bau fertig gestellt sein.

Vier ForschungsbereicheFür die ersten 30 Forscher – je die Hälfte stammt aus Wis-senschaft und Industrie – beginnt die Zukunft im Verfü-gungsgebäude auf dem Campus Vaihingen schon heute. IhrForschungsprogramm teilt sich in drei eher technische For-schungsbereiche sowie einen Querschnittsbereich: Im For-schungsbereich „Materialien und Konstruktion“ betreibendie Partner Materialforschung zur Herstellung von Leicht-bauteilen und untersuchen die Integration zusätzlicherFunktionen wie etwa dämmende oder elektrische Eigen-schaften in einem tragenden Faserverbundelement. Engdamit verbunden ist der Bereich „Simulation und digitalerPrototyp“, in dem die Forscherinnen und Forscher Simulati-onstools für Faserverbundmaterialien entwickeln und die

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Ergebnisse unmittelbar an die Konstruktion zurückspiegeln.Ziel ist ein vollständiges digitales Modell eines Bauteilsüber alle Design- und Produktionsschritte hinweg. Dadurchlassen sich Bauteile zielsicher auslegen, so dass wenigerreale Tests (zum Beispiel Crash-Tests) erforderlich sind undsomit schneller entwickelt und produziert werden kann.

Der Forschungsbereich „Produktion und Forschungsfa-brik“ erforscht Konzepte sowie Prozess- und Logistikmodulefür die flexible Produktion abseits der klassischen Band-montage. An Beispielen, die in enger Zusammenarbeit mitden vorgenannten Forschungsbereichen erarbeitet werden,bauen die Wissenschaftler in der großen Halle des For-schungscampus eine Musteranlage auf und legen dabeigemeinsam Konzepte fest für jene Faktoren, die den Wandelin der Produktion am stärksten beeinflussen: den Pro-duktaufbau, den Produktionsprozess sowie die Beherr-schung von Toleranzen.

Der Querschnittsbereich „Kreativität, Kooperationsmo-dell und Kompetenztransfer“ schließlich begleitet die struk-turelle Entwicklung auf dem Forschungscampus. Hier unter-suchen die Wissenschaftler zum einen im Rahmen einerFallstudie den Forschungscampus als Kooperationsmodellals solches und schlagen Verbesserungen vor. Zum Zweitennehmen sie die kooperativen Prozesse selbst in Augenscheinund entwickeln kreativitätsfördernde Maßnahmen für einFabrikumfeld – von der Gruppendynamik bis zur Raumauftei-lung und der Gebäudestruktur. Last but not least leiten sieaus den Ergebnissen der anderen Forschungsbereiche Aus-und Weiterbildungsangebote für den akademischen Bereichwie auch für Facharbeiter ab.

Führungsposition der Region wird gestärktFür den Standort Stuttgart bedeutet der Forschungscam-pus, dass dort die Projektpartner ihre über die Region ver-teilten Kompetenzen in Sachen Produktion und Leichtbaubündeln. Und zwar nicht in Form eines weiteren, virtuellenNetzwerks, sondern konkret in Form der Zusammenarbeitihrer besten Köpfe. So wollen die Partner sicherstellen, dassdie Region Stuttgart im Fahrzeugbau auch künftig führendsein wird. „Mit dieser für die Region modellhaften Koopera-tion werden wir die Herausforderungen an die Serienferti-gung der Zukunft wie Nachhaltigkeit und Ressourcenscho-

nung, Varianz bei Antriebstechnologien und Reaktions-schnelligkeit auf radikale Marktveränderungen meistern.Wir werden den Aufbau und die Fertigung des Automobilsvon Grund auf überdenken und so auch künftig die Innova-tionsführerschaft hier in Deutschland behalten“, bringt esProf. Herbert Kohler, Leiter der Forschung beim ARENA-Partner Daimler, auf den Punkt.

Dieses Potential hat auch das Bundesforschungsministeri-um erkannt und die ARENA2036 zum Sieger des Forschungs-campus-Wettbewerbs gekürt. 96 Bewerbungen waren einge-gangen, zehn Anträge wurden auserwählt. ARENA2036 warder beste und einzige, der für alle anderen modellhaft einge-stuft wurde und sofort starten kann. Über die geförderte Pro-jektlaufzeit von maximal 15 Jahren überweist das BMBF jähr-lich zwei Millionen Euro nach Stuttgart. Zudem steuern diePartner erhebliche Summen bei und bringen zudem ihreNetzwerke in den Forschungscampus ein.

Vier weitere SäulenIn Stuttgart soll ARENA2036 der Nukleus sein für einenumfassenden Kooperativen Forschungscampus, in demUniversität, außeruniversitäre Forschungseinrichtungenund die Wirtschaft in der Region ihre Stärken bündeln undgemeinsam strategische Forschungsthemen zur Lösungglobaler Fragen definieren. Damit realisiert sich schrittwei-se genau jene Vision, die die Universität bereits seit demJahr 2010 im Rahmen der Exzellenzinitiative vorangetrie-ben hat. Weitere Themen neben Leichtbau und Produktionsind Energiespeicher, Ressourcen- und Energieeffizienz,Informationstechnologie sowie E-Humanities in Zusam-menarbeit mit den Geisteswissenschaften. Der Teamgeistwährend der Antragsphase macht Mut: Moderiert vomRektoratsbüro haben 100 Menschen in fünf Arbeitsgruppenund 20 Workshops um das beste Konzept für den For-schungscampus gerungen. hhg/amg

KONTAKT

Dr. Michael WaldbauerLeiter RektoratsbüroTel. 0711/685-81000E-Mail: [email protected]

Als Wettbewerbsgewinner wurde der Uni Stuttgart die Förderung für vier große Verbund-For-schungsprojekte zugesagt. Der erste Schritt wird nun sein, diese endgültig formell zu beantragen,womit noch sehr viel Detailarbeit verbunden ist. Parallel planen wir den Umzug der Forscherinnenund Forscher in das gemeinsame Gebäude. Für beides haben wir uns den 1. April 2013 zum Zielgesetzt. Im ersten Quartal des nächsten Jahrs ist auch die offizielle Auftaktveranstaltung geplant,zu der wir hochrangige Vertreter des Bundesforschungsministeriums sowie aus Wissenschaft undWirtschaft erwarten. Den ersten gemeinsamen Auftritt der ARENA-Partner in der Öffentlichkeit stre-ben wir auf der Hannover Messe im April an. Im weiteren Jahresverlauf beginnen dann schon dieGespräche und Planungen für den Forschungsneubau.

Um all das zu bewältigen, ist es wichtig, möglichst bald ein schlagkräftiges Management-Team zusammenzustellen.Gefragt sind dabei Leute mit einer Affinität zu den Themen Leichtbau und Produktion, die die ARENA-Vision vom „For-schen und Arbeiten unter einem Dach“ im Blut haben und kraftvoll vorantreiben. amg

Michael Waldbauer

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ARENA2036 - Wie geht es weiter?

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Kleusberg und Werner neue ProrektorenDer Senat der Universität Stuttgart hat in seiner öffentli-chen Sitzung am 25. September 2012 die Prorektoren fürdie zweite Rektoratsamtszeit unter Leitung von Uni-RektorProf. Wolfram Ressel gewählt. Neuer Prorektor Lehre undWeiterbildung ist seit dem 1. Oktober der Leiter des Insti-tuts für Navigation, Prof. Alfred Kleusberg, neuer ProrektorStruktur und Forschung wurde der Direktor des Institutsfür Theoretische Chemie, Prof. Hans-Joachim Werner.

Erstmals wurden in dieser Wahlperiode die bisher getrenn-ten, aber stark ineinander verwobenen Zuständigkeitsberei-che für Forschung und Struktur in einer Position zusam-mengefasst. Durch die Zusammenführung schaffen wirneue Synergien“, erläutert Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel.„Wir werden gemeinsam mit den im 10 Punkte-Programmformulierten Optimierungsmaßnahmen das Forschungspro-fil ausbauen, die übergreifenden strategischen Zielsetzun-gen der Gesamtuniversität weiter verfolgen und so insge-samt die Identität der Universität programmatisch stärken“.Es ist geplant, weitere Prorektoren-Ämter für die BereicheWirtschaft und Technologietransfer sowie für den Bereich

Informatik einzurichten, für die internationale Fragen wirdein Berater das Rektorat unterstützen. Auch die Dekane derzehn Fakultäten sollen, wie durch die externe Strukturkom-mission im vergangenen Jahr in den „Stuttgarter Perspekti-ven“ empfohlen, dem erweiterten Rektorat künftig ange-hören. Hierfür wird derzeit eine Geschäftsordnung ausge-arbeitet.

Prof. Alfred Kleusberg wurde 1949 in Ellingen (Mittel-franken) geboren, studierte Vermessungswesen in Bochunumd Berlin und promovierte 1984 an der Universität Stutt-gart. Nach verschiedenen Forschungstätigkeiten in Kanadafolgte er 1997 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Navigationan der Universität Stuttgart und leitet seither auch das

gleichnamige Institut. Kleusberg ist stellvertretender Vorsit-zender des Forums Luft- und Raumfahrt Baden Württem-berg und wirkte mehrfach in Gremien der Universität,zuletzt als Dekan der Fakultät Luft- und Raumfahrttechnikund Geodäsie. „Nachdem die Umstellung der Studiengängeder Universität Stuttgart auf konsekutive Bachelor- undMaster-Studiengänge nun abgeschlossen ist, werden wirnach Eingang der ersten Erfahrungsberichte eine kritischeund konstruktive Analyse durchführen“, erklärt Kleusberg.„An der einen oder anderen Stelle wird es sicherlich erfor-derlich sein, Feinjustierungen durchzuführen, um demAnspruch der Universität Stuttgart gerecht zu werden, aufallen Gebieten exzellente Lehre anzubieten. Des Weiterenwerden wir das Angebot der Universität im Bereich derimmer bedeutender werdenden akademischen Weiterbil-dung ausbauen und stärker strukturieren.“

Prof. Hans-Joachim Werner wurde 1950 in Hamburggeboren, promovierte nach dem Studium der Chemie inMainz in Göttingen und habilitierte sich 1982 an der Univer-sität Frankfurt/Main. Seine wissenschaftliche Tätigkeit führ-te ihn über Kaiserslautern, Los Alamos, New Mexico (USA),

Cambridge, Frankfurt undBielefeld an die UniversitätStuttgart, wo er seit 1994 dasInstitut für Theoretische Che-mie leitet. Werner bringtErfahrung aus zahlreichenGremientätigkeiten mit, unteranderem bei der DeutschenForschungsgemeinschaft(DFG). An der UniversitätStuttgart wirkte er unteranderem seit 2006 als Dekander Fakultät Chemie und seit2008 als Mitglied des Senats-ausschusses Struktur. Wernererhielt im Jahr 2000 den Gott-fried Wilhelm Leibniz-Preisder DFG. „Ich möchte helfen,die Universität Stuttgart aufdem Weg zu einer nationalführenden und international

in der Breite sichtbaren Forschungsuniversität voranzubrin-gen. Dringende Aufgaben sind zum Beispiel: Erarbeitungvon fachspezifischen Kriterien für eine flexiblere Mittelver-teilung, Vereinfachung und Optimierung von Verwaltungs-vorgängen, Schaffung weiterer Anreizsysteme für die Ein-werbung von Drittmitteln, fakultätsübergreifende Koordinie-rung und Förderung von Forschungsschwerpunkten derUniversität sowie zentrale Bereitstellung einer optimalenInfrastruktur, angefangen von den Informationsdiensten bishin zu modernsten Großgeräten für die Forschung. All diesist notwendig, um auch in Zukunft die besten Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler gewinnen und halten zu kön-nen“, betont Werner. hhg/amg

Das neue Rektoratssteam: (v.l.) Prof. Alfred Kleusberg (Lehre und Weiterbildung), Rektor Prof. Wolfram Ressel,Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann und Prof. Hans-Joachim Werner (Stuktur und Forschung). (Foto: Regenscheit)

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Weniger Energieverbrauch, mehr SicherheitEr sieht aus wie ein übergroßer halber Fußball auf Beinchen,und er kann sich auch heben. Tatsächlich handelt es sich beidem neuesten Highlight des Instituts für Verbrennungsmo-toren und Kraftfahrwesen (IVK) der Uni und des Forschungs-instituts für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart(FKFS) um den größten Fahrsimulator seiner Art an einereuropäischen Forschungseinrichtung. Zur Einweihung am25. Juni kamen zahlreiche Festgäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, darunter WissenschaftsministerinTheresia Bauer und Ministerialrat Dr. Bernhard Rami vomBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Im Forschungsalltag wird der rund sieben Millionen Euroteure Fahrsimulator, für den eigens ein zweigeschossigerAnbau errichtet wurde, zur Entwicklung intelligenter Fah-rerassistenzsysteme eingesetzt. Diese sollen bei Elektro-und Hybridfahrzeugen sowie bei Fahrzeugen mit konventio-nellem Antrieb zur Senkung des Energieverbrauchs beitra-gen und die Sicherheit optimieren. In der Halbkugel, diesich auf Schienen in einem Bereich von zehn auf siebenMeter bewegen kann, um so Längs- und Querbeschleuni-gungen zu simulieren, finden komplette SerienfahrzeugePlatz. Ein Hexapod, das ist eine räumliche Bewegungs-maschine mit sechs Antriebselementen, ermöglicht Hub-,Nick-, Wank- und Gierbewegungen. 12 Projektoren sorgenfür ein Rundumbild höchster Qualität – sogar nach Rück-spiegel kann gefahren werden. Geräusche nimmt der„Simulationsfahrer“ ebenso wahr wie auch Schwingungen,die Vibrationsgeneratoren erzeugen.

Kürzere Modellzyklen und die zunehmende Vielfalt anAutos lassen das Zeitfenster für die Entwicklung immer klei-ner und die Simulation immer wichtiger werden, erklärteProf. Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, inseiner Begrüßungsrede und betonte: „Mit dem Fahrzeugsi-mulator werden wichtige Forschungsarbeiten für das Auto-mobil der Zukunft möglich.“ Die neuen elektronischenRegelungs- und Assistenzsysteme müssen nicht mehr inPrototypen eingebaut werden, sondern können direkt gete-stet werden. Ob die Innovation beim Kunden ankommt,beantworten die Tests gleich obendrein. Eine entscheidendeFrage ist: Wie lässt sich die Fahrweise vorausschauendbeeinflussen, um den Kraftstoffverbrauch signifikant zu sen-ken und in der Folge die CO2-Emission zu reduzieren?Besonders bei Elektrofahrzeugen ist ein effizientes Ener-giemanagement wichtig für deren Markterfolg. „Neben der

Energie- und CO2-Einsparung“, so FKFS-Vorstand Prof.Hans-Christian Reuss, „wird künftig die Unfallvermeidungeinen Schwerpunkt bilden. Unsere Forschungen werdendazu beitragen, die Zahl der Verkehrsopfer zu reduzieren.“

Das eng mit der Universität Stuttgart verbundene FKSFsei ein gelungenes Beispiel dafür, wie in Baden-Württembergvon den Grundlagen bis hin zur praktischen Anwendunggeforscht werde, erklärte Theresia Bauer, die Ministerin fürWissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg:„Diese Art der Forschung und des Energietransfers ist wich-tig für die Fragen und Probleme unserer Zeit.“ Gerade ineinem Bundesland, in dem jeder vierte Arbeitsplatz von derMobilität abhänge, müsse man sich um diese kümmern.

„Neues voranbringen und Bestehendes verbessern: in dieserKombination kommt Gutes auf die Straße“, so die Ministerin.

„Wir sind dankbar, dass Sie an diesem Institut simulie-ren“, sagte Ministerialrat Dr. Bernhard Rami. Das BMBFhabe das Projekt aus Überzeugung gefördert, denn „dieZunahme der Emissionen ist nicht durch eine Maßnahmealleine kompensierbar“. Der Fahrsimulator trage dazu bei,beim Fahrer das Bewusstsein für energiebewusstes Fahrenzu schärfen, sagte Rami. Zudem sei die Forschung damitvon unmittelbarer gesellschaftlicher Relevanz, um Unfällezu reduzieren. Ihre Probefahrt meisterten Theresia Bauerund Bernhard Rami jedenfalls unfallfrei.

Der Fahrsimulator wird aus Fördermitteln des Bundes-ministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen desProjekts VALIDATE (Plattform zur Simulation und Erprobungvon Automobiltechnologien) in Höhe von rund drei Millio-nen Euro gefördert, 1,8 Millionen steuert das Wissen-schaftsministerium Baden-Württemberg im Rahmen desProjekts „Elefant – Elektrofahrzeuge und Antriebe“ bei. Hin-zu kommen 1,25 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket IIund Eigenmittel des FKFS in Höhe von einer Million Euro.

Julia Alber/amgKONTAKT

Prof. Hans-Christian ReussInstitut für Verbrennungsmotoren und KraftfahrwesenTel. 0711/685-68501 E-Mail: [email protected]

Unfallfreie Probefahrt: Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Mini-sterialrat Dr. Bernhard Rami. (Fotos: Eppler)

Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel erläutert Wissenschaftsministerin Theresia Bau-er die Funktionsweise des Fahrsimulators.

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Simulierte Inneneinsichten in 3DIns Innere von Motoren schauen oder bei einem Oberschen-kelhalsbruch vor der Operation durchspielen, wie nachherdie Schrauben am besten sitzen? Kein Problem im neuen3D-Visualisierungszentrum (CAVE) der Uni, einem begeh-baren Würfel aus Acryl und Glas für die komplett dreidi-mensionale Darstellung von komplexen Rechenergebnis-sen. Die CAVE ist das Herzstück des Erweiterungsbaus amHöchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart,der am 31. Oktober im Beisein von Staatssekretär IngoRust (Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Würt-temberg) eingeweiht wurde. Der 5,5 Millionen Euro teure,zweistöckige Forschungs- und Bürotrakt ergänzt den sie-ben Jahre alten Bestandsbau an der Nobelstraße 19. Damitverfügt das HLRS jetzt über eine Nutzfläche von 2.700 Qua-dratmetern - genug Raum, um alle Mitarbeiterinnen undMitarbeiter unter einem Dach zusammenzuführen, doch andie nächste Erweiterung wird schon gedacht.

„Mit dem neuen Gebäude vollziehen wir siebeneinhalb Jah-re nach der Einweihung des ersten HLRS-Gebäudes dennächsten Schritt zur Schaffung eines der leistungsfähigstenHöchstleistungsrechenzentren in Europa. Die mit diesemGebäude errichtete virtuelle Werkbank für Forschung, Ent-wicklung und Design wird international sichtbar sein undunseren Kooperationen mit der Industrie neue Impulsegeben“, so Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel. Forschung undBetrieb auf dem Gebiet des Höchstleistungsrechnens kön-nen somit noch intensiver verknüpft werden. „Endlichhaben wir alle Forscher, Entwickler und die Werkzeuge aneinem Ort und können jetzt konzentriert und noch koordi-nierter an den großen Fragestellungen der heutigen Zeit –Mobilität, Umwelt, Gesundheit und Energie – arbeiten“,freut sich HLRS-Direktor Professor Michael Resch, der damiteine weitere Etappe im „Projekt Höchstleistungsrechnen“des HLRS vollzogen sieht. Bis 2016 soll durch den Bau einesSchulungszentrums der Ausbau abgeschlossen werden.

Gleichzeitig in Betrieb genommen wurde ein mit aktuell-ster Technologie ausgestattetes Visualisierungszentrum für3D-Projektion und Virtuelle Realität. Die neue CAVE (CaveAutomatic Virtual Environment) des HLRS verfügt über fünfProjektionsflächen - drei Wände, Decke und Boden -, dieeinen Würfel von 2,7 m Kantenlänge ergeben. Die Pro-jektionstechnik erstreckt sich über drei Stockwerke. Die Projektoren, so genannte single chip DLP Beamer mit zweigetrennten Eingängen für das linke und das rechte Bild, lie-fern eine Auflösung von 1.920x1.200 Bildpunkten.

Interaktiver Spaziergang durch dreidimensionale virtuelleWeltenMit der Installation der hochmodernen CAVE kommt manden Forderungen der zahlreichen Anwender der Höchstlei-stungssysteme des HLRS entgegen, die auf die Visualisie-rung von immer größer werdenden Datenmengen zurück-greifen müssen. Diese sind mittlerweile so umfangreich undkomplex, dass der Mensch auf zusätzliche Hilfsmittel ange-

wiesen ist, um sie „greifen“ und bewerten zu können – zumBeispiel durch die Umsetzung der riesigen Datenmengen indreidimensionale Modelle. Virtuelle Realität erlaubt es demWissenschaftler, die Simulationsdaten in Echtzeit zu analy-sieren und mit ihnen zu arbeiten. Durch die dynamischeAdaption des Bildes an die Position des in der begehbarenCAVE agierenden Betrachters erhält der Nutzer das Gefühl,

sich in einer „virtuellen Welt“ real zu bewegen. Auf dieseWeise kann man beispielsweise komplette Umgebungs-szenarien wie Wälder, Berge, Flussläufe oder auch Innen-räume dreidimensional darstellen, sich in dieser virtuellenWelt bewegen und mit den Simulationsdaten interagieren.

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KONTAKT

Prof. Michael Resch Höchstleistungsrechenzentrum Universität StuttgartTel. 0711/685-87269E-Mail: [email protected]

Der Spaziergang durch die simulierten Welten in der neuen CAVE gibtein Gefühl von Raumschiff Entreprise – tatsächlich ist sie eine virtuelleWerkbank, auf die Wissenschaft und Industrie lange gewartet haben.

(Foto: HLRS)

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den die Unterstützungsmaßnahmen für Führungskräfte beider Verwirklichung einer familienbewussten Organisations-kultur ausgebaut und gebündelt. Die wissenschaftliche Qua-lifizierung und Familienaufgaben sollen leichter vereinbarund befristete Stellen in ihrer Ausgestaltung optimiert wer-den. Generell sollen familiäre Anforderungen stärkerberücksichtigt werden, das gilt bei der Gestaltung vonArbeitsprozessen ebenso wie beim Thema „Studium mitKind“, bei Fragen der Eltern- und Pflegezeit oder bei derEntwicklung von neuen Angeboten im Bereich der Pflege.14 der geplanten Maßnahmen sollen schon im ersten Jahrumgesetzt werden. Teilweise geschieht dies zunächst in

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Gütesiegel und ZukunftsinvestitionIm Januar 2012 startete das Verfahren, wenige Monate spä-ter, am 30. August 2012, war das Ziel erreicht und die UniStuttgart erhielt das begehrte Zertifikat „familiengerechtehochschule“. Mit der Zielvereinbarung, die dem von derberufundfamilie gGmbh durchgeführten Auditierungsver-fahren zu Grunde liegt, ist die Universität die Verpflichtungeingegangen, bereits bestehende erfolgreiche Unterstüt-zungsangebote für Beschäftigte und Studierende zur famili-engerechten Gestaltung der Studien- und Arbeitsbedingun-gen an der Universität auszubauen und weiter zu ent-wickeln.

Die Universität Stuttgart versteht sich als familiengerechteHochschule und verpflichtet sich dazu, dieses Selbstver-ständnis in ihren Strukturen, Prozessen und Instrumentenzu verankern. So hat Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel zuBeginn seiner zweiten Amtszeit in seinem 10 Punkte-Pro-gramm zur zukünftigen Entwicklung der Universität nebenden Dimensionen Gender, Internationalität und Interdiszipli-narität die Vereinbarkeit von Beruf und Studium mit Famili-enaufgaben als einen der vier Schwerpunkte der Diversity-

Strategie der Universität Stuttgart festgelegt. „Uns als Uni-versitätsleitung“, so Ressel, „ist das Thema Vereinbarkeitvon Beruf und Studium mit Familienaufgaben ein besonde-res Anliegen: Es ist eine Investition in die Zukunft.“

Für das Gütesiegel hat die Universität auf einen Zeit-raum von drei Jahren insgesamt 17 Ziele und 58 Maßnah-men definiert, insbesondere mit Schwerpunkt auf die Berei-che Arbeits- und Studienorganisation, Führung und Service-angebote für Familien. Sie knüpft dabei zunächst an bereitsbestehende familienfreundliche Strukturen und Maßnah-men an, wie zum Beispiel den Service Uni & Familie mit sei-nen Beratungs- und Unterstützungsangeboten sowie demgleichnamigen Internetportal, den Möglichkeiten der fle-xiblen Arbeitszeitgestaltung, dem Dual Career Programmoder an Kinderbetreuungsangebote wie die Belegplätze fürBeschäftigte, die Notfallbetreuung und das Ferienpro-gramm für Schulkinder.

Gerade die Kinderbetreuungsangebote sollen künftigkonsequent weiterentwickelt werden. Darüber hinaus wer-

Die 2010 eröffnete Kindertagestätte auf dem Campus Vaihingen ist ein Schritt indie richtige Richtung, doch der Bedarf an Betreuungsplätzen ist weitaus größer.

(Foto: Archiv/Eppler)

Edeltraud Walla, Beauftragte für ChancengleichheitAllein durch die Auditierung haben wirnoch keine Verbesserungen bezüglich derFamiliengerechtigkeit erreicht. Wir wissennun aber, in welche Richtung sich unserProzess der Optimierung bewegen soll. ImHinblick auf die Gewinnung von qualifizier-tem Personal im wissenschaftsunterstütz-enden Bereich kann die Universität garnicht anders, als familiengerechte Rahmen-bedingungen anzubieten. Auf unserer „to

do“-Liste stehen ganz oben: Erleichterung bei Nutzbarkeitvon Telearbeit, familienfreundliche, flexiblere Arbeitszeiten,Unterstützung für pflegende Beschäftigte und ein mutigesAnbieten von Teilzeitarbeitsplätzen auf Leitungsebene.Abschließend, mein großer Traum, ein Kinderhaus für alleBeschäftigten der Uni. Das fehlende Angebot von Kinderbe-treuungsplätzen war in allen Workshops ein vorrangigesThema. Jede und jeder Einzelne ist jetzt aufgefordert, mitzu-wirken und neue Strukturen nicht nur zu denken. Ergreifenwir die Chance, Veränderungen zu (er)leben!

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Dr. Marco Spurk, Fehling-LabZwei wichtige Erwartungen an eine famili-engerechte Hochschule sind zum einen dieMöglichkeit, Kinder von Universitätsan-gehörigen und Studierenden auf dem Cam-pus qualitativ hochwertig betreuen zu kön-nen. Ich denke hierbei auch an die vielfälti-gen Angebote, die durch den Schülerfor-schungscampus bereits vorhanden sindund für Betreuungsangebote genutzt wer-den könnten.

Zum anderen sind flexible Arbeitszeiten wichtig, um in Pha-sen außergewöhnlicher Belastung, wie sie zum Beispieldurch kranke Kinder oder pflegebedürftige Verwandte ent-stehen, die Belastung erträglich zu halten. In diesemZusammenhang würde ich die Chance, ein Sabbatjahr zunehmen, sehr begrüßen. Dieses zukunftsweisende Arbeits-zeitmodell bietet den Beschäftigten nicht nur die Möglich-keit, sonst unlösbare Notsituationen zu meistern, sonderndient auch der Regeneration und Weiterbildung, meist ver-bunden mit der Schöpfung neuer Ideen und Impulse.

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Pilotprojekten an einigen Instituten beziehungsweise Ver-waltungsbereichen, so zum Beispiel zu den Themen „Tele-arbeit“ und „Studieren mit Kind“. Die weiteren Maßnah-men werden in den Folgejahren beziehungsweise fortlau-fend über die nächsten drei Jahre hinweg umgesetzt. Einerster Zwischenbericht ist im August 2013 fällig. Die jährli-chen Berichte gegenüber der berufundfamilie gGmbh sowiedie Koordination zur Umsetzung der Maßnahmen fällt inden Aufgabenbereich der Audit-Verantwortlichen der Uni-versität Stuttgart, Dr. Bettina Schmidt.

Nicht nur Maßnahmen, sondern GrundhaltungDoch es geht um mehr als um einzelne Maßnahmen, esgeht um die Schaffung eines familienfreundlichen Klimas inder gesamten Universität: „Die familienfreundliche Grund-haltung beinhaltet, die verschiedenen Interessen aller Uni-versitätsmitglieder zu respektieren und anzuerkennen“, soUni-Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann. „Wir setzen uns nach-haltig dafür ein, dass Beschäftigte und Studierende unsererUniversität darin unterstützt werden, eine Balance zwischenihren beruflichen und familiären Aufgaben zu finden.“

Verantwortlich für die Umsetzung der Zielvereinbarungzum „audit familiengerechte hochschule“ der UniversitätStuttgart sind alle Mitglieder der Hochschule, in besonde-rem Maße aber Führungskräfte, die Personalverantwortungtragen und somit maßgeblich Einfluss auf die Arbeitsbedin-gungen anderer haben. Die über 80 Mitwirkenden an derAuditierung der Universität Stuttgart waren sich einig:wenn eine Hochschule die Vereinbarkeit von Beruf, Studiumund Familie fördert, kommt dies allen zugute. Mütter undVäter können nach der Geburt eines Kindes bald wieder anden Arbeitsplatz zurückkehren beziehungsweise das Studi-um fortsetzen, die Gleichstellung von Männern und Frauenwird gefördert und die Attraktivität der Hochschule alsArbeitgeber und Studienort erhöht. Aber auch ökonomischrechnet sich der audit: Wer Uni und Familie problemlosunter einen Hut bringt, ist zufriedener, fehlt seltener unddenkt nicht so schnell an einen Jobwechsel. hhg/amg

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Dr. Bettina SchmidtService Uni & FamilieTel. 0711/685-84037E-Mail: [email protected]

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Prof. Tilman Pfau, 5. Physikalisches InstitutMeine wichtigste Erwartung wäre, dass dieUniversität ihr Kinderbetreuungsangebotdem Beispiel anderer Universitäten wieKonstanz oder auch dem Max Planck Insti-tut folgend mit einem Kinderhaus deutlicherweitert. Wissenschaftler, Mitarbeiter undStudierende sollten vor Ort auf dem Cam-pus Vaihingen und in der Stadt ein Ganz-tagsbetreuungsangebot auch schon ab

dem ersten Lebensjahr des Kindes bekommen können.

Kristina Ulm, Studierendenvertretung FaVeVeMein größter Wunsch wäre ein Kinderhausauf dem Campus, das flexible Ganztagesbe-treuung mit genügend Plätzen anbietet, undzwar auch in der Stadtmitte. Von einer fami-liengerechten Hochschule erwarte ichzumindest die Ermöglichung eines Studi-ums mit Kind, aber viel lieber wäre mir des-sen Förderung und breite Anerkennung.Denn das Zertifikat der Hertie-Stiftung ist

nicht einfach nur ein attraktives Aushängeschild, sondern dieVerantwortung in unserer alternden Gesellschaft, der hohenKinderlosigkeit unter Akademikern entgegenzuwirken.

Beatrice Olgun-Lichtenberg, 5. Physikalisches InstitutDie Universität Stuttgart hat bereits Schrittein Richtung Vereinbarkeit Familie und Berufgemacht und begonnen, Angebote zu for-mulieren. Zum Teil sind diese den Beschäf-tigten aber nicht hinreichend bekannt undeinzelnen Mitarbeitern fällt es mitunterschwer, sich mit einem Betreuungsproblembei Kindern oder Angehörigen an die Zen-trale Verwaltung ihres Arbeitgebers zu wen-den. Ganz wichtig wäre deshalb ein Kinder-

haus oder eine Tagespflege für Angehörige. Dieses könnteeine direkte Brücke zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiterbauen, die Kontaktaufnahme erleichtern und dem individu-ellen Anliegen der einzelnen Mitarbeiter besser gerechtwerden.

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E R S T E R M I T A R B E I T E R - K I N D E R T A G A N D E R U N I > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Kids entdecken das Fehling-LabWas machen die Eltern eigentlich, wenn sie morgens zur Arbeit an dieUni gehen? Einen Teilaspekt des Uni-Alltags erlebten 30 Kinder von Uni-Beschäftigten beim ersten Mitarbeiter-Kindertag am 19. Oktober 2012.Mit Feuer und Eifer experimentierten die Kids im Alter von acht bis zwölfJahren im Chemielabor des Fehling Lab. Angeleitet von Özlem Kilinc, Fabian Rex und Helga Stahr führten sie zweiStunden lang begeistert Versuche zum Thema Farbe, Düfte und Formdurch und stellten viele neugierige Fragen. Initiiert wurde die Veranstal-tung durch das Team für Chancengleichheit der Universität, EdeltraudWalla und Edith Demuth. Ihr Ziel: Eltern exklusiv besondere Angeboteder Universität zugänglich und den Kindern einen Arbeitsbereich trans-parent zu machen. In Zukunft sollen weitere Berufsfelder im nichtwissen-schaftlichen Bereich vorgestellt werden, um das breite Spektrum anBerufen an der Universität aufzeigen./amg (Foto: Zimmat)

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P R O F . F R A N K A L L G Ö W E R W I R D N E U E R D F G - V I Z E P R Ä S I D E N T > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Ingenieurwissenschaftliche PerspektiveSpitzenamt für Prof. Frank Allgöwer: Der Direktor des Insti-tuts für Systemtheorie und Regelungstechnik der Uni wur-de am 4. Juli zum Vizepräsidenten der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFG) gewählt. Künftiger Präsidentist der Mediävist Prof. Peter Strohschneider von der Lud-wig-Maximilians-Universität München. Das Präsidium derzentralen Forschungsförderorganisation in Deutschlandberät alle Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutungfür die Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft.

„Für einen enga-gierten Wissen-schaftler ist esgleichermaßeneine Ehre und einegroße Herausfor-derung, die Arbeitder DFG im Präsi-dium mitgestaltenzu können“, freutesich der Leibniz-Preisträger undTräger des Lan-deslehrpreisesüber die Wahl. All-göwer möchte in

das Gremium die Perspektive der Ingenieurwissenschafteneinbringen und wird sich für deren Stärkung und Weiterent-wicklung im Anwendungs- und Grundlagenbereich enga-gieren. „Einen besonderen Akzent meines Ehrenamtsmöchte ich in den kommenden drei Jahren auf die interdis-

ziplinäre Zusammenarbeit unter Forscherinnen und For-schern sowie auf den Dialog der Wissenschaft mit Wirt-schaft und Gesellschaft setzen“, betonte der weiter.

„Es ist für die Universität Stuttgart eine besondere Freu-de, einen solchen exzellenten Forscher und weltweitgesuchten akademischen Lehrer wie Frank Allgöwer in derProfessorenschaft zu haben“, so Uni-Rektor Prof. WolframRessel. „Seine Wahl in das DFG-Präsidium ist eine ganz per-sönliche Auszeichnung für unseren Kollegen und ehrt des-sen Ethos als Wissenschaftler.“ Mit seiner Kreativität undErfahrung werde Allgöwer die Arbeit der Deutschen For-schungsgemeinschaft im Präsidium befruchten und dabeidie Bindungen zwischen der Universität Stuttgart und derDFG noch enger ausgestalten.

Frank Allgöwer, 1962 in Heilbronn geboren, hat an der Universität Stuttgart Technische Kybernetik und an der University of California in Los Angeles (UCLA) Ange-wandte Mathematik studiert und 1996 mit Auszeichnung an der Universität Stuttgart promoviert. Bereits in jungenJahren erhielt er Rufe an die University of California undan die ETH Zürich. 1999 gelang es der Universität Stuttgart,Frank Allgöwer für die Leitung des neu gegründeten Insti-tuts für Systemtheorie technischer Prozesse zu gewinnen.

hhg

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Prof. Frank AllgöwerInstitut für Systemtheorie und RegelungstechnikTel. 0711/685-67733E-Mail: [email protected]

Frank Allgöwer

K U R Z B E R I C H T E T : D R I T T M I T T E L E I N N A H M E N > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Uni erneut bei den SpitzenverdienernDrittmittel in Höhe von 521.700 Euro warben die Professo-rinnen und Professoren der Universität Stuttgart nach Zah-len des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2010 durch-schnittlich ein – ziemlich genau doppelt so viel wie ihrevergleichbaren Kollegen im Bund und 17 Prozent mehr alsim Vorjahr. Damit lag die Universität Stuttgart bei denDrittmitteln pro Professor im bundesweiten Vergleich aufPlatz 4.

Die höchsten Drittmitteleinnahmen erzielten die Professo-rinnen und Professoren der Technischen HochschuleAachen (737.000 Euro) und der Technischen UniversitätMünchen (583.400 Euro). Nach Fachbereichen finden sichdie Spitzenverdiener in der Humanmedizin und denGesundheitswissenschaften, gefolgt von den Ingenieurswis-senschaften.

Bei den Drittmitteleinnahmen insgesamt erreichte dieUniversität Stuttgart mit 129 Millionen Euro den sechstenPlatz, wobei nur 88 Prozent der im Uni-Haushalt ausgewie-senen Drittmittel in der Statistik berücksichtig wurden. Bun-desweit flossen den deutschen Hochschulen 2010 Drittmit-tel in Höhe von 5,9 Milliarden Euro zu, davon entfielen rund5,5 Milliarden auf die Universitäten einschließlich ihrermedizinischen Einrichtungen.

Dass die Absolventen der Uni Stuttgart gefragt sind,bestätigte einmal mehr ein Ranking der Wirtschaftswoche.Die Zeitschrift fragte deutsche Personalchefs, von welchenHochschulen sie bevorzugt Bewerber einstellen. Die UniStuttgart schaffte es in Elektrotechnik und Maschinenbauauf Platz 6 und in den Naturwissenschaften auf Platz 10.

amg

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N E U E S I N S T I T U T E N E R G I E E F F I Z I E N Z I N D E R P R O D U K T I O N > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Energiewende auf der NachfrageseiteBeim Stichwort Energiewende wird bisher viel über dieAnbieter, aber nur wenig über die Nachfrageseite gespro-chen. Ein Manko, denn eine nachhaltige Energiepolitik wirdin Deutschland nur erfolgreich umsetzbar sein, wenn esgelingt, Wohlstand und ökonomisches Wachstum vomEnergieverbrauch zu entkoppeln. Dazu muss die Energieef-fizienz in der produzierenden Industrie, die in Deutschlandein Drittel der Gesamtenergie verbraucht, erheblich verbes-sert werden. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das neueInstitut für Energieeffizienz (EEP) an der Uni Stuttgart, dasim Oktober 2012 gegründet wurde. Die Heinz und HeideDürr Stiftung und die Karl- Schlecht-Stiftung haben dafürMittel in Höhe von insgesamt 2,5 Millionen Euro auf fünfJahre bereitgestellt.

Welche Sparpotentiale in der Herstellung von Maschinen,Anlagen und Gütern schlummern, zeigt ein Beispiel aus derDichtungsproduktion, bei der bisher in hohem Maße Stanz-abfälle anfallen. Werden die Teile nicht mehr gestanzt, son-dern durch Umformen und Schweißen hergestellt, lässt sichder Materialaufwand um bis zu 85 Prozent reduzieren. Dassenkt nicht nur die Kosten für Stahl erheblich, sondern auchden CO2-Ausstoß sowie den Verbrauch an umweltbelasten-den Schmierstoffen, ganz zu schweigen von den enormenEinspareffekten bei der im Stahl gebundenen Energie.Neben solch konkreten Fragestellungen in der Grundlagen-und anwendungsorientierten Forschung hat das Institut dieAufgabe, die Politik auf Bundes- und Europaebene zu bera-ten. So wird es, nach dem Vorbild des ifo Geschäftsklimain-dex, regelmäßig Reports zum Stand der Energiewende mitdem Fokus auf Energieeffizienz in der Industrie veröffentli-chen. Unterschiedliche Veranstaltungsformate sowie Marke-tinginstrumente wie Social Media sollen das Thema perma-nent in der öffentlichen und politischen Diskussion halten.

Entwicklung und Förderung effektiver Technologien Für die unterschiedlichen Industrien beziehungsweise Bran-chen soll das Institut gemeinsam mit anderen universitärenund außeruniversitären (Fraunhofer-)Forschungsinstitutenlangfristige Technologie-Roadmaps entwickeln. Sie werdenden Geldgebern von Forschungsinitiativen, beispielsweise

der EU, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF), der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungs-vereinigungen (AiF) und der Großindustrie Anhaltspunktefür sinnvolle Initiativen geben. Andererseits bilden dieseRoadmaps die Basis für eigene Forschungsvorhaben, diegemeinsam mit anderen Forschungsinstituten sowie Indu-striepartnern umgesetzt werden.

Mit dem Stiftungsinstitut baut die Universität Stuttgarteinen zentralen Forschungsschwerpunkt aus, der Lösungs-ansätze für die gesellschaftlichen Herausforderungen derZukunft bietet. Davon profitieren auch die Studierenden, dieüber Lehrveranstaltungen, Bachelor- und Masterarbeiten

sowie Promotionsvorhaben für das Thema Energieeffizienzsensibilisiert und nachhaltig aktiviert werden sollen. Zusätz-lich sollen sogenannte Summer Schools auch internationalWirkung erzielen. Neben der Verleihung von Preisen für her-ausragende Doktor-, Diplom- und Masterarbeiten ist auchdie öffentlichkeitswirksame Vergabe von Preisen für beson-dere Leistungen bei der nachhaltigen Steigerung von Ener-gieeffizienz in der Produktion geplant.

Angesiedelt ist das neue Institut an der Fakultät für Energie-, Verfahrens- und Biotechnik (Fakultät 4), es arbeitetjedoch fakultätsübergreifend. Als Gründungsdirektor fun-giert bis zur Berufung eines neuen Professors der Leiter desInstituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF)der Uni sowie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstech-nik und Automatisierung IPA, Prof. Thomas Bauernhansl.Zur Unterstützung des Instituts bei strategischen Fragestel-lungen und in der Kommunikation wurde ein Beirat gegrün-det, dem Persönlichkeiten wie der ehemalige Umweltmini-ster und UNO Beauftragter für Umweltschutz Prof. KlausTöpfer, der Leiter der Deutschen Energie-Agentur DENA,Stephan Kohler, Dr. Carsten Rolle, Abteilungsleiter Energie-politik beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)und Professor Reimund Neugebauer, Präsident der Fraun-hofer Gesellschaft angehören. uk

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Prof. Thomas BauernhanslInstitut für Energieeffizienz in der ProduktionTel. 0711/970 1101 E-Mail: [email protected]

Energieeffiziente Beschichtung in der Lernfabrik der Uni Stuttgart. (Foto: IFF)

Pressekonferenz anlässlich der Institutsgründung (v.l.) Prof. ThomasBauernhansl, Heinz Dürr, Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel, Karl Schlecht.

(Foto: Eppler)

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E R C S T A R T I N G G R A N T F Ü R S I M T E C H - J U N I O R P R O F E S S O R O L I V E R R Ö H R L E > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Simulationen für bessere BeinprothesenErneut konnte ein Wissenschaftler der Universität Stuttgarteine hoch dotierte Auszeichnung durch den EuropäischenForschungsrat (European Research Council, ERC) gewin-nen: Oliver Röhrle, Juniorprofessor des ExzellenzclustersSimulation Technology (SimTech), erhält für die kommen-den fünf Jahre mehr als 1,6 Millionen Euro an Fördergel-dern für seine Forschungen im Bereich der Biomechanik.Bereits 2011 zeichnete der Europäische Forschungsrat dieStuttgarter Physiker Prof. Tilman Pfau und Prof. JörgWrachtrup mit einem „ERC Advanced Investigator Grant“aus.

Mit dem „ERC Starting Grant“ intensiviert Röhrle seineArbeiten im Bereich der Modellierung von Bewegungsab-läufen bei Patienten, deren Bein über dem Knie amputiertwurde. Bis diese Menschen mit einer komfortablen Pro-these versorgt werden können, ist es ein langer Weg, undRöhrle setzt dabei auf den Computer. Der Mathematikerbefasst sich mit der Modellierung von Skelettmuskeln undTeilen des menschlichen Bewegungsapparats. Die von ihmentwickelten Computermodelle erlauben es zum Beispiel,das Verhalten von Skelettmuskeln auf externe Reize vir-tuell zu untersuchen. Von Nutzen ist dies unter anderemfür die Behandlung von Querschnittsgelähmten oder ebenbei simulierten Bewegungsabläufen von beinamputiertenMenschen. „Indem wir mit Hilfe von dreidimensionalenComputermodellen für verschiedene Bewegungsszenariensimulieren, welche dynamischen Eigenschaften in derMuskulatur der betroffenen Beine vorherrschen, könnenwir einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung des Zusam-menspiels von Stumpf und Schaft leisten“, erklärt Oliver Röhrle.

Notwendig sind Simulationen im medizinischen oderorthopädietechnischen Umfeld, da in diesen Anwendungs-

fällen häufig zu wenig experimentelle Daten vorhandensind, um alle entwicklungstechnisch notwendigen Schlüsseziehen zu können. So sind zum Beispiel die Kontaktkräftezwischen Stumpf und Schaft, wenn überhaupt, nur punktu-ell bekannt. Durch die Simulation können diese an jeder

Stelle und eventuell auch in Kombi-nation mit weiteren physikalischenGrößen betrachtet werden. „DerERC Starting Grant ist eine weiteretolle Bestätigung meiner For-schungsarbeiten. Die Fördergelderhelfen mir, meine Biomechanik-For-schungsgruppe auch langfristig her-vorragend aufstellen zu können“, soRöhrle.

Für den gebürtigen Ulmer setztsich mit der Auszeichnung eineaußergewöhnliche Erfolgsgeschich-te fort. Erst im vergangenen Jahr

wurde er mit dem renommierten Richard-von-Mises-Preisder Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik(GAMM) ausgezeichnet. Im Oktober 2011 erhielt er gemein-sam mit Dr. Urs Schneider vom Fraunhofer-Institut für Pro-duktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart 1,7Millionen Euro verteilt auf fünf Jahre aus dem Fraunhofer-Attract-Förderprogramm zum Aufbau seiner eigenen Nach-wuchsforschergruppe „Virtual Orthopedic Lab“ am IPA.

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JP Oliver Röhrle Institut für Mechanik (Bauwesen) Tel. 0711/685-66284E-Mail: [email protected]

JP Oliver Röhrle (Foto: SimTech)

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Erste Projekte, erste ErfolgeVirtuelle Prüfung und Zertifizierung von Leichtbauteilen inFlugzeugen, Hitzeschutzschilde für Rückkehrkapseln in derRaumfahrt, alternative Antriebe für Elektrofahrzeuge oderdezentrale Stromerzeugung aus Klärschlamm und Holzre-sten sind nur einige der Zukunftsthemen in der Helmholtz-Allianz DLR@UniST. In der Forschungsinitiative bündeln dieUniversität Stuttgart und das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) ihre Kompetenzen in den Schwer-punktbereichen Luft- und Raumfahrt, Energie sowie Ver-kehr. Eineinhalb Jahre nach dem offiziellen Start derKooperation zogen die Partner bei der ersten Jahresveran-staltung im Internationalen Begegnungszentrum der Uni-versität Stuttgart am 11. Juli eine positive Zwischenbilanz.

Erste Ergebnisse aus den Projekten wurden präsentiert,erste Erfolge vermeldet: Beispielsweise haben bereits zweivollständig am Computer überprüfte Flugzeugteile, ohne

die üblichen teuren und zeitaufwändigen Crashtests einamtlich anerkanntes Prüfsiegel erhalten. Im Bereich Energieerreichten die Kooperationspartner mit einem kombiniertenVerfahren aus Vergärung von Klärschlamm und Vergasungvon Waldholzresten bei der Stromerzeugung einen elektri-schen Gesamtwirkungsgrad von 45 Prozent – mehr als mitherkömmlichen Verfahren.

Ein „Erfolgsmodell“ nannte der Rektor der UniversitätStuttgart, Prof. Wolfram Ressel, die Forschungsinitiative, ander inzwischen 36 Wissenschaftler aus sieben Universitäts-Instituten und vier DLR-Instituten beteiligt sind. „Wir glau-ben, dass wir zusammen ganz neue Wege gehen könnenund diese erfolgreich gehen werden“, sagte Ressel. Gestar-tet war die Forschungsinitiative unter dem Dach des soge-nannten kooperativen Forschungscampus – ein Konzept,das die Universität für die Exzellenzinitiative eingereichthatte und nun in Eigenregie weiterentwickelt, um univer-

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sitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,Industriepartner und Gesellschaft zusammen zu bringen.Das erklärte Ziel: den Wissenschaftsstandort Stuttgartattraktiver zu machen und auf internationaler Ebene eineSpitzenposition einzunehmen.

„Im Gegensatz zu früheren Projektkooperationen besit-zen wir nun eine gemeinsame Forschungsstrategie in denThemenfeldern Luft- und Raumfahrt, Energie sowie Verkehr.

Das baut unsere wissenschaftliche Position aus“, betonteProf. Heinz Voggenreiter, DLR Stuttgart. Sein Partner in derGeschäftsstelle der DLR@UniST, Prof. Thomas Hirth von

der Universität Stuttgart, ergänzte: „Wir adressieren wichti-ge Zukunftsfelder, die auf der Prioritätenliste von Politik undGesellschaft ganz weit oben stehen“. Dabei seien die Pro-jekte in den einzelnen Forschungssäulen eng miteinanderverzahnt. So kommen zum Beispiel Erkenntnisse zur Strom-erzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen unmittelbardem Thema Elektromobilität zugute.

Doch die Zusammenarbeit zwischen Universität undDLR erstreckt sich nicht nur auf die gemeinsame Forschung,auch der Nachwuchs wird gefördert – ab der Grundschulebis Studienbeginn im AEROSPACE LAB, das auch Mitgliedim Schülerforschungscampus der Universität Stuttgart ist.Während der Promotion stehen Promovierenden innerhalbvon DLR@UniST die Graduiertenprogramme beider Koope-rationspartner offen. Frei nach dem Motto der Forschungsi-nitiative „Gemeinsam die Zukunft gestalten“ schloss Hirthmit den Worten: „Die beste Art, die Herausforderungen derZukunft zu bewältigen, ist, sie aktiv mit zu gestalten, undzwar gemeinsam mit unserem Kooperationspartner“.

Die Helmholtz-Allianz wird vom Land Baden-Württem-berg, der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungs-zentren und der Universität Stuttgart gefördert und von derBaden-Württemberg Stiftung finanziell unterstützt.

Helmine Braitmaier

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Prof. Thomas HirthInstitut für Grenzflächenverfahrenstechnik Tel. 0711/970-4400 E-Mail: [email protected]

Durch Vergärung von Klärschlamm und Vergasung von Holzpellets kön-nen die Wissenschaftler Gas erzeugen. In der gläsernen Gasturbinen-For-schungsbrennkammer analysieren sie mit Hilfe von Lasern die Flammei-genschaften. (Foto: DLR)

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Energiespeicher und Treibstoff in einemDie Nutzung erneuerbarer Energien ist mit zwei grundsätz-lichen Herausforderungen verbunden: Die erzeugte Strom-menge entspricht oft nicht dem gerade vorhandenenBedarf und zugleich liegen zwischen Produktionsort undVerbraucher oft tausende Kilometer. Es gilt also, die Frageder Energiespeicherung und des Transports zu lösen. Einzukunftsweisender Ansatz, um beide Probleme in einemZug zu lösen, sind synthetische flüssige Kohlenwasserstof-fe (KWS). Das Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstech-nik der Universität Stuttgart arbeitet gemeinsam mit Wis-senschaftlern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raum-fahrt (DLR) in Stuttgart und der Universität Bayreuth daran,die Erzeugung und Verbrennung dieser Alleskönner zu opti-mieren und untersucht ihr Potential als Energiespeicher.

Das Projekt, das am 1. Juli 2012 startete, ist eine von vierEnergie-Allianzen der Helmholtz-Gemeinschaft. Diese zielendarauf ab, innovative Lösungen für eine nachhaltige Ener-gieversorgung zu erforschen. Als größte Wissenschaftsor-ganisation in Deutschland fördert die Helmholtz-Gemein-schaft die vier Vorhaben jährlich mit insgesamt 3,6 Millio-nen Euro.

KWS sind bei Umgebungstemperatur flüssig undbenötigen keine speziellen Lager- oder Transportbehälter.Im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff sind sie wesent-

lich einfacher und sicherer zu handhaben. Zudem lassen siesich langfristig in großen Mengen und im Gegensatz zu Bat-terien ohne Verluste speichern. „Es gibt viele unterschiedli-che Möglichkeiten, Energie zu speichern. Flüssige Kohlen-wasserstoffe vereinen viele Vorteile und sind, was die Ener-giedichte und die mögliche Speicherdauer betrifft, ganzoben auf der Skala“, erklärt Prof. Manfred Aigner, Leiter desDLR-Instituts für Verbrennungstechnik und wissenschaftli-cher Koordinator des Projekts.

Von großem Interesse sind synthetische KWS in Zukunftauch für den Verkehrssektor: Als eine Art optimiertes Benzinverbrennen sie sehr schadstoffarm. Dabei können ähnlicheBrennkammern und Turbinen zum Einsatz kommen wie beiherkömmlichen Benzin. „Unser Ziel ist es, den Verbren-nungsprozess weiter zu verbessern und den ohnehin gerin-gen Schadstoffausstoß weiter zu minimieren“, schildertManfred Aigner. „Langfristig halten wir es für möglich, flüs-sige Kohlenwasserstoffe sogar schadstofffrei zu verbren-nen.“

Um flüssige Kohlenwasserstoffe herzustellen, ist einmehrstufiger Prozess notwendig: Im ersten Schritt wird ausüberschüssigem Sonnen- oder Windstrom mittels Elektroly-se Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt. Das Institut für Feue-rungs- und Kraftwerkstechnik (IFK) der Uni Stuttgart unter-sucht als Projektpartner, wie aus dem gewonnenen Sauer-

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stoff möglichst effizient ein hochreines Synthesegas gewon-nen werden kann. „Die Integration von Vergasungsverfah-ren ermöglicht die Bereitstellung der Kohlenstoffkomponen-te für die Synthese bei gleichzeitiger Nutzung des Sauer-stoffs aus der Elektrolyse“, erläutert IFK-Leiter Prof. GünterScheffknecht.

Am Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik der Uni-versität Bayreuth analysieren Wissenschaftler im letztenSchritt, wie sich die flüssigen Kohlenwasserstoffe am

besten aus dem Elektrolyse-Wasserstoff und dem Synthese-gas synthetisieren lassen.

Eine zentrale Herausforderung des Projekts ist es, diesenHerstellungsprozess in seiner Gesamtheit zu erfassen undzu optimieren. Diese Aufgabe liegt beim DLR-Institut fürTechnische Thermodynamik. „Die Ergebnisse aus der tech-nischen Prozessanalyse dienen uns als Grundlage für eineumfassende Systembewertung. Wir untersuchen also, wel-ches Potenzial synthetische flüssige Kohlenwasserstoffe alschemische Energiespeicher haben und wo wir sie zur Reali-sierung der Energiewende am besten nutzen können“,erklärt die Leiterin der Abteilung Thermische Prozesstech-nik, Dr. Antje Wörner. Neben dem Einsatz in hocheffizientenGroßkraftwerken oder direkt bei den Erzeugern von Primär-energie vor Ort sei auch die Verwendung in dezentralenAnlagen wie beispielsweise in Blockheizkraftwerken fürWohnanlagen denkbar. uk

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Prof. Günter Scheffknecht Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik Tel. 0711/685-68913 E-Mail: [email protected]

Das Erzeugen von Wasserstoff aus überschüssigem Sonnen- und Windstrom ist dererste Schritt, um flüssige Kohlenwasserstoffe zu gewinnen. (Foto: DLR)

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Raumtransporttechnologien von morgenGemeinsame Forschung betreiben Astrium, Europasführendes Raumfahrtunternehmen, und die Uni schon lan-ge. Jetzt kommt die Kooperation auch jungen Weltraumin-genieuren zu Gute: Im Rahmen eines von Astrium geförder-ten Graduiertenkollegs sollen in den nächsten fünf Jahrenbis zu acht Doktorandinnen und Doktoranden Schlüsselthe-men rund um Aufstiegs-, Orbital- und Wiedereintrittssyste-me bearbeiten.

Wie sieht der Weltraumtransport von kommerziellen undwissenschaftlichen Satelliten in der Zukunft aus? Welchebemannten und unbemannten Raumfahrtmissionen sindtechnologisch und finanziell realisierbar? Welche Technolo-gien müssen beherrscht werden, um den Transport im Welt-raum effizient zu gestalten oder um Nutzlasten von den Tie-fen unseres Planetensystems sicher zur Erde zurück zu brin-gen? Wie lassen sich ausgediente Satelliten gezielt entsor-gen, um der ständig zunehmenden Problematik von Kolli-sionen im Weltraum zu begegnen und damit auch nachfol-genden Generationen den Zugang zu speziellen Umlaufbah-nen zu ermöglichen? Es sind Fragen wie diese, die im Rah-men der neuen Graduiertenschule erforscht werden sollen.Im Mittelpunkt steht dabei die ingenieurwissenschaftlicheGrundlagenforschung.

Das dies mit Unterstützung der Industrie geschieht, istbei einem Graduiertenkolleg relativ neu. „Neben den reinwissenschaftlich motivierten Fragen ist es uns ein besonde-res Anliegen, dem absehbar zunehmenden Mangel an inge-nieurwissenschaftlichem Nachwuchs zu begegnen“, beto-nen die Koordinatoren des Graduiertenkollegs, Prof. Stefa-nos Fasoulas vom Institut für Raumfahrtsysteme der UniStuttgart und Dr. Frank Pohlemann, Leiter der Geschäftsent-

wicklung von Astrium Space Transportation. Schon bisherunterstützt Astrium beispielsweise das Kleinsatelliten-Pro-gramm am Institut für Raumfahrtsysteme, ebenso wurdenzahlreiche Ein-zelthemen imBereich Raum-transportsyste-me in Formvon Doktoran-den-Paten-schaften geför-dert. Das Gra-duiertenkollegstellt nun dieseZusammenar-beit auf einebreitere Basisund ermöglichtsomit dembesondersqualifiziertenakademischen Nachwuchs attraktive Randbedingungen füreine wissenschaftliche Weiterqualifikation. In der zunächstfür fünf Jahre vereinbarten Maßnahme sollen bis zu achtDoktorandinnen und Doktoranden gefördert werden. amg

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Prof. Stefanos Fasoulas Institut für Raumfahrtsysteme Tel. 0711/685-62417 E-Mail: [email protected]

Simulation eines Mondsatelliten kurz nach dem Start vonder Erde. (Abbildung: IRS)

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Von der Idee zum fertigen Erzeugnis ist es ein langer Weg,doch die Produktzyklen in der Wirtschaft werden immerkürzer. Klassische Forschungs- und Entwicklungsprozessestoßen angesichts dieses Innovationsdrucks schnell an ihreGrenzen. „Open Innovation“ heißt der Schlüssel für eineneue Strategie, bei der die Unternehmen zunehmend denIdeenreichtum ihrer Außenwelt wie etwa von Kunden, Lie-feranten und Forschungspartnern einbeziehen. Einen Markt-platz für diesen Austausch zwischen Wirtschaft und Wissen-schaft soll die neue Open Research Platform (ORP) der UniStuttgart bieten. Eingeweiht wurde sie im Rahmen derTagung „Neue Wege in der Innovation“ im September, dievon der Universität Stuttgart und der WirtschaftsförderungRegion Stuttgart (WRS) gemeinsam veranstaltet wurde.

Noch vor wenigen Jahren waren bei der Suche nach inno-vativen Produktideen vorwiegend die Tüftler in der eigenenForschungsabteilung gefragt, die aus Gründen der Geheim-haltung sorgsam von der Außenweltabgeschirmt wurden. Das Problemdabei: Gute Ideen, die außerhalb der Fir-ma lagen, blieben ungenutzt, währendumgekehrt so mancher Geistesblitz dereigenen Mitarbeiter aus Kapazitätsgrün-den in der Schublade verschwand. Undechte Revolutionen brachte ein solchesgeschlossenes System ohnehin seltenhervor. Gerade Großunternehmen set-zen deshalb längst auf ein offenesSystem des Ideenaustauschs, und all-mählich beginnt auch der Mittelstand,sich für „open innovation“ zu interessie-ren. Die Möglichkeiten sind dabei vielfäl-tig und reichen von Forschungskoopera-tionen und Entwicklungspartnerschaftenbis hin zu ganz neuen Methoden wiedem „crowdsourcing“, bei dem ein Pro-blem einem großen Kreis unbekannterTeilnehmer vorgelegt wird. Untersu-chungen zeigen, dass Unternehmendurch die Öffnung ihrer Innovationspro-zesse ihren „Output“ im Bereich For-schung und Entwicklung signifikant stei-gern können.

Doch wer forscht nun was? Hier leistet die neue OpenResearch Platform der Universität Stuttgart wertvolle Dien-ste. „Die Plattform ist ein wichtiges Instrument, um schnellWissenschaftler zu finden, die an einer relevanten Fragestel-lung arbeiten“, betonte der Prorektor Struktur, Prof. Man-fred Berroth, bei der Einweihung, an der auch Staatsse-kretär Ingo Rust vom Ministerium für Finanzen und Wirt-schaft Baden-Württemberg und WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg teilnahmen.

In dem webbasierten Portal, das an das bisherige Hand-buch „Forschung-Entwicklung-Beratung“ der AbteilungHochschulkommunikation anknüpft, können Firmen übereine Schlagwortsuche mit wenigen Mausklicks zielgerichtetim Angebotsspektrum von 265 Uni-Instituten und For-

schungseinrichtungen recherchieren und schnell einenAnsprechpartner finden. Neben den aktuellen Arbeitsgebie-ten und Kontaktdaten enthalten die Seiten einen Überblicküber die jeweilige Forschungsausstattung und besondereQualifikationen. Damit erhöht die ORP-Plattform die Trans-parenz der Forschungsaktivitäten der Universität Stuttgartnach außen und ermöglicht gleichzeitig den Unternehmeneine gezielte Suche nach technischen Lösungen für ihreFragestellungen.

Knapp ein Jahr lang wurde für den neuen Service ineiner Pilotphase gemeinsam mit mehreren Firmen- undInstitutsvertretern der Bedarf der Akteure und derenAnforderungen an die Plattform ermittelt. An der Erstel-lung der Seiten waren rund 100 redaktionelle Mitarbeiterbeteiligt. „Um über die Plattform gemeinsame For-schungs- und Entwicklungsprojekte in der Wirtschaftsregi-on Stuttgart anzustoßen, gilt es nunmehr, mit dem neuenAngebot aktiv umzugehen und die dadurch entstehenden

Potenziale für die regionale Wirtschaft, insbesondere fürdie kleinen und mittleren Unternehmen zu nutzen“, soBastian Strinz, Referent für Technologietransfer im For-schungsreferat der Universität Stuttgart. Das freilich müs-se erst noch wachsen, erklärte Dr. David Boehringer vonden Technischen Informations- und Kommunikationsdien-sten der Universität: „Die Transparenz der Uni ist hochwill-kommen, die Firmen sind dagegen eher noch zurückhal-tend.“

Die Entwicklung der Open Research Platform an der Uni-versität Stuttgart war eingebettet in das EU-Projekt EURIS(European Collaborative and Open Regional InnovationStrategies). Hierfür haben sich die Universität Stuttgart unddie Wirtschaftsförderung Region Stuttgart mit Vertretern

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Gemeinsam zu Innovationen

Suchergebnisse zum Stichwort Kunststoffe (Ausschnitt)

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der nordspanischen Region Navarra, der Region West Pan-nonien in Ungarn sowie der Region Lodz in Polen zusam-mengeschlossen.

EURIS ist ein europäisches Kooperationsprojekt, dasdurch die EU-Initiative INTERREG IVC mit Geldern desEuropäischen Fonds für Regionalentwicklung finanziell unter-stützt wird. Übergreifendes Ziel von EURIS ist es, die Öffnungregionaler Innovationssysteme und den praxisbezogenenAustausch der beteiligten Partnerregionen im Bereich derInnovationsförderung zu unterstützen sowie den vergleichs-weise neuen Open-Innovation-Ansatz zu stärken. Hierzu wer-den wegweisende Beispiele im Bereich regionaler OpenInnovation analysiert und in einem „Open Innovation PolicyBest Practices Guide“ zusammengefasst, um diese über dasProjekt hinaus bekannt zu machen, den Austausch zu fördernund Empfehlungen an die Politik zu erarbeiten. amg

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Bastian StrinzDezernat I, Abteilung Forschung Tel. 0711/685-81009 E-Mail: [email protected]> > > http://www.uni-stuttgart.de/forschung/orp/

Der Prorektor Struktur, Prof. Manfred Berroth (rechts) und Dr. UlrichEggert geben den Startschuss für die neue Open Research Platform.

(Foto: WRS)

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Produktionsakademie geht an den StartUm den vieldiskutierten Fachkräftemangel im Ingenieurbe-reich abzumildern, sind alternative Weiterbildungskonzeptegefragt. Einzelanbieter mit spezialisierten Angeboten gibtes viele, doch ein umfassendes Pro-grammangebot für alle Themen derindustriellen Produktion ist bisher eherMangelware. Eben dies hat sich dieStuttgarter Produktionsakademie, dieAnfang 2013 an den Start geht, zum Zielgesetzt. Im November 2012 fand dieAuftaktveranstaltung mit namhaftenVertretern aus Wirtschaft und Wissen-schaft statt.

Die Stuttgarter Produktionsakademie isteine Kooperation der Universität Stutt-gart und dem Fraunhofer-Institut für Pro-duktionstechnik und Automatisierung(IPA). Damit wird es ermöglicht, die Stär-ken beider Partner optimal miteinanderzu kombinieren. Zusätzliche Kooperati-onspartner ergänzen das Programm. DieEinrichtung versteht sich als eine offene Plattform, die mitPartnern zusammenarbeitet. „Wir wollen jeweils die bestenExperten für ein Thema in einer Schulung“, so der Leiter,Dr. Alexander Schloske.

Ziel der Stuttgarter Produktionsakademie ist es, maßge-schneiderte und zielgruppenorientierte Aus- und Weiterbil-dungskonzepte über alle Hierarchieebenen der Unterneh-men hinweg anzubieten. Ein integraler Bestandteil der Aus-und Weiterbildungen wird unter anderem die Lernfabrik„Advanced Industrial Engineering“ des Instituts für Industri-

elle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität Stutt-gart sein. In ihr lassen sich Methoden und Konzepte desLean Managements problemspezifisch abbilden. Dies

ermöglicht es den Teilnehmern, das im Rahmen der Aus-und Weiterbildung Erlernte sofort praxis- und realitätsnahumzusetzen. amg

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Dr. Alexander SchloskeFraunhofer IPATel. 0711/970 1890 E-Mail: [email protected]

Die Digitale Lernfabrik am Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb der Uni wird einwichtiger Bestandteil der neuen Produktionsakademie. (Foto: Cichowicz)

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D R . H A N S - H E R W I G G E Y E R I S T N E U E R L E I T E R H O C H S C H U L K O M M U N I K A T I O N U N D P R E S S E S P R E C H E R D E R U N I > > > > > >

„Qualität sichtbar machen“Um die Leistungen der Universität noch besser darzustellenund nachhaltig in die Gesellschaft hineinzutragen, hat dieUniversität die Bereiche Marketing und Pressearbeit im Zugeder Evaluation der Zentralen Verwaltung in einer gemeinsa-men Abteilung Hochschulkommunikation gebündelt. Seitdem Sommersemester steht mit Dr. Hans-Herwig Geyer eineerfahrene Führungskraft in der strategischen und operativenKommunikationsarbeit an der Spitze der neuen Einheit. DreiFragen an den neuen Kommunikationschef.

Sie haben im Sommersemester 2012 die Leitung der Hoch-schulkommunikation der Uni Stuttgart übernommen. Wiewar der Start?

Hans-Herwig GeyerVorgefunden habe ich eine Kultur der Offenheit – von derUniversitätsleitung über Lehrende und Kolleginnen und Kol-legen aus den Dezernaten bis hin zu meinem eigenen Team.In einer solchen offenen Atmosphäre kann man den Start ineinem neuen beruflichen Umfeld produktiv und einver-nehmlich ausgestalten. Die Universität Stuttgart suchte ja inmeiner Person einen Kommunikationsmanager, der überExpertisen außerhalb der Universität verfügt und neueSichtweisen einbringen kann, zum Beispiel aus meiner vor-herigen Verantwortung im Bereich Corporate Responsibilityeines Wirtschaftsunternehmens. Mein Ziel in den erstenWochen war es indessen nicht, „alles auf den Kopf zu stel-len“. Aktionismus ist kein guter Ratgeber für das Etablierengleichermaßen innovativer wie tragfähiger Strukturen. Viel-mehr hatte ich mir in den ersten Wochen vorgenommen,bewährte Kommunikationsaktivitäten auf der Grundlage dereigenen Erfahrungen optimiert fortzuführen und Zukunfts-themen in strategischer Neuorientierung anzugehen.

Welche neuen Schwerpunkte haben Sie am Anfang gesetzt?

Hans-Herwig GeyerErfolge in der Kommunikation kann man nicht mit Schnell-schüssen erreichen, sondern sind das Ergebnis von strate-gisch reflektiertem Handeln und Nachhaltigkeit. Natürlichmuss man in einem neuen Amt auch kurzfristig sichtbarAkzente setzen, um von Beginn an deutlich zu machen,

wohin die Reise gehen soll und welche übergeordneten Zie-le künftig verfolgt werden. So haben wir uns auch zum Zielgesetzt, die Wahrnehmung der international renommiertenForschungsuniversität Stuttgart in Wissenschaft, Gesell-schaft, Wirtschaft und Kultur zu steigern und folglich unse-re Kommunikationsaktivitäten verstärkt auch auf überregio-nale Premiummedien auszurichten. Hierzu dient auch derAufbau einer neuen Portalseite auf unserer Homepage, umder Dialoggruppe der Journalisten aktuelle Themenschwer-punkte aus der Forschungskompetenz unserer Universität inattraktiver und zeitgemäßer Form zugänglich zu machen.Wir haben sehr zeitnah ein Konzept zum Social Media-Ein-satz verabredet, der ja im universitären Bereich oft nochvernachlässigt wird. Hier wollen wir insbesondere mit derDialoggruppe der Studierenden eine neue Qualität derKommunikation aufbauen. Schließlich haben wir insgesamtdie Fokussierung der Print- und Online-Kommunikation aufdie unterschiedlichen Dialoggruppen vorangetrieben: Indem sehr wichtigen Bereich der internen Kommunikationhaben wir das neue Online-Medium „campUSintern“ konzi-piert, das künftig die gedruckten Uni-News ersetzen wirdund Lehrende und Beschäftigte regelmäßiger als bisherüber Themen und Geschehnisse der Universität informiert.Und im Printbereich werden wir unsere Flagschiffe „uniku-rier“ und „Jahresbericht“ journalistisch weiterentwickeln,um eine breitere Außenwirkung dieser Publikationen zuerzielen.

Wie geht es weiter?

Hans-Herwig GeyerRektor Prof. Wolfram Ressel hat zu Beginn seiner zweitenAmtszeit einen programmatischen Entwicklungsplan fürdie Universität Stuttgart vorgelegt. Dieses 10-Punkte-Pro-gramm bildet die Grundlage für Ziele, Strategien und Maß-nahmen der künftigen Kommunikationsarbeit. Es wird inden nächsten Jahren insbesondere darum gehen, die insti-tutionelle Identität der Universität in allen Facetten transpa-rent zu machen und mit einer Stimme zu sprechen sowiedie vielschichtigen erfolgreichen Beiträge des Forschung-scampus Universität Stuttgart zur Lösung globaler undgesellschaftlicher Fragestellung sichtbar zu machen. uk

Hans-Herwig Geyer studierte Musikwissenschaft, Soziologie, Europäische Kulturanthropologie und Literaturwissen-schaft in Würzburg, Hamburg, Wien und Kiel und promovierte als Stipendiat der Studienstiftung des deutschenVolkes an der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel im Fach Historische Musikwissen-schaft. Nach beruflichen Stationen in der Dramaturgie des Schleswig-Holstein-Festivals und im Lexikonverlag derHarenberg Kommunikation Dortmund startete er seine Karriere bei der deutschen Urheberrechtsgesellschaft GEMABerlin/München. Er war dort Abteilungsleiter im Geschäftsbereich Tantiemenverteilung und sodann Pressesprecherund Direktor des Vorstandsbereichs Kommunikation. Das Communications Committee des Weltdachverbands derAutorengesellschaften CISAC (Confédération Internationale des Sociétés d‘Auteurs et Compositeurs, Paris) wählteihn zu seinem Präsidenten. Bei der Schwergutreederei Beluga Shipping GmbH in Bremen war er Pressesprecherund Director Corporate Responsibility und verantwortete das unternehmerische Sponsoring. Ehrenamtlich enga-gierte er sich u.a. als Präsident der Jeunesses Musicales Deutschland und als Vorstandsmitglied im ArbeitskreisSponsoring im Kulturverband der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. Er ist Mitglied im Bundesverband deutscherPressesprecher, in der Deutschen Public Relations Gesellschaft sowie im Bundesverband Hochschulkommunikation.

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Dr. Hans-Herwig Geyer, Abteilung Hochschulkommunikation, Tel. 0711/685-82555,E-Mail: [email protected]

Hans-Herwig Geyer(Foto: Regenscheit)

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U N I S T A R T E T N E U E N W E B S H O P > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

T-Shirts, Tassen und mehrPünktlich zum Beginn des Wintersemesters ging ein neuerWebshop online: Ab sofort können Merchandise-Artikel derUni Stuttgart wie T-Shirts, Tassen oder Taschen bequemunter der Adresse www.unishop-stuttgart.de bestellt wer-den. Gestartet wird mit einem Angebot, das besonders Stu-dierende ansprechen soll. Schnelle Besteller konnten sogarsparen: Mit einem Gutscheincode erhielten die ersten 1.000Käufer fünf Euro Rabatt – entsprechende Flyer dazu wurdenauf dem Campus verteilt.

Mit dem neuen Unishop reagiert die Abteilung Hoch-schulkommunikation auf die steigende Nachfrage von Stu-dierenden und Alumni nach Artikeln mit dem CorporateDesign ihrer Alma Mater. „Vor allem Bestellungen aus demAusland konnten wir mit unserem bisherigen Vor-Ort-Shopnicht mehr bewältigen“, erklärt Christina Fischer von derAbteilung Hochschulkommunikation. Die Verkaufsstelle inihrem Büro wird es künftig nicht mehr geben, die angebote-nen Artikel des Webshops werden lediglich in einer Vitrineim Erdgeschoß der Keplerstraße 7 ausgestellt. Gemeinsammit dem Bochumer Dienstleister „Hecker&Hemmrich“, derüber viel Erfahrung im Vertrieb von Hochschul-Merchandiseverfügt, wurde der neue Onlineshop umgesetzt. „Da wirnicht viel Zeit verstreichen lassen wollten, starteten wirzunächst mit einem kleinen, aber feinen Sortiment. Je nachBedarf der Interessenten wollen wir unser Angebot abererweitern und freuen uns, wenn wir dazu Feedback von Stu-dierenden und Mitarbeitern bekommen“, so Fischer. uk

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Christina FischerAbteilung HochschulkommunikationTel. 0711/685-82155E-Mail: [email protected]

Der neue Webshop der Uni Stuttgart bietet eine Reihe Artikel in frischerOptik.

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Nachwuchs meets ForschungseliteSeit 1951 treffen sich in Lindau regelmäßig Nobelpreisträ-ger der Chemie, Physik und Medizin oder Physiologiegemeinsam mit exzellenten Nachwuchswissenschaftlernaus aller Welt zu den „Tagungen der Nobelpreisträger inLindau“. Die diesjährige Tagung im Juli war den Laureatender Physik gewidmet. Einer der 580 jungen Wissenschaftler,die durch einen mehrstufigen zunächst nationalen, danninternationalen Auswahlprozess aus 20.000 Bewerbernausgewählt wurden, war Dr. Emanuel Henn, Humboldtsti-pendiat am 5. Physikalischen Institut der Uni.

Henn hat nicht nur eine Einladung nach Lindau erhalten,auch seine Bewerbung um einen Vortrag war erfolgreich,und so stellte der gebürtige Brasilianer in einem Kurzvor-trag mit dem Titel: „Confinement-induced collapse of adipolar Bose-Einstein condensate in an optical lattice“ vorrund 50 internationalen Nachwuchswissenschaftlern derPhysik sein Forschungsthema vor. Die sogenannte Master-class wurde geleitet von William D. Phillips, dem Pionier imBereich der „kalten Atome“ und Nobelpreisträger der Phy-sik von 1997. „Das Besondere an dieser Tagung ist, dassjunge Wissenschaftler wie ich viel Zeit haben, um mit denNobelpreisträgern persönlich zu sprechen. Diese Gesprächewaren sehr inspirierend“, schildert Henn seine Eindrücke.Zum Abschluss der Tagung lud das Land Baden-Württem-

berg zu einer Bootsfahrt zur Insel Mainau. Auf dem Schiffpräsentierten sich die wichtigsten physikalischen Einrichtun-gen aus Baden-Württemberg, darunter der Fachbereich Phy-sik der Universität Stuttgart mit Informationsständen zu denAktivitäten des Fachbereichs und des Sonderforschungsbe-reich SFB/TRR 21 (Stuttgart, Ulm, Tübingen) Control of Quan-tum Correlations in Tailored Matter. 20 der jungen Wissen-schaftler folgten im Anschluss an die Tagung einer Einladungdes Fachbereichs Physik der Uni Stuttgart auf den CampusVaihingen. Einen halben Tag lang besuchten sie Labore undVersuchseinrichtungen und bekamen einen Einblick in dieForschungsthemen der Stuttgarter Physik. uk

Spannende Einblicke in Labore und Forschungsthemen erhielten 20 Teil-nehmer der Nobelpreisträgertagung hier durch Prof. Martin Dressel vom1. Physikalischen Institut. (Foto: Fakultät 8)

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Stabwechsel beim PersonalratDie langjährige Vorsitzende des Per-sonalrats, Margarete Höck, hat ihrAmt mit Beginn der Freistellungs-phase ihrer Altersteilzeit niederge-legt. Zum neuen Vorsitzenden wähl-te der Personalrat in seiner Sitzungam 30. Oktober 2012 Michael Stein-len. Seine Stellvertreter und Stell-vertreterinnen sind Ralph- WalterMüller, Jürgen Kern, Beate Ewaldund Beatrix Laier. Margarete Höckkam 1971 zunächst an das damalige

Institut für Flugnavigation (heute Institut für Navigation) derUni und war später am Geodätischen Institut im dortigenRechenzentrum tätig. Dem Personalrat gehörte Höck seit1993 an, seit Juli 2000 war sie dessen Vorsitzende. Trotzmancher schwieriger Situation habe sie die Arbeit im Perso-nalrat stets als persönliche Bereicherung empfunden: „Ichhoffe, sie hat den Kolleginnen und Kollegen so viel gebrachtwie mir selbst“, sagte die scheidende Personalratsvorsitzen-de und bedankte sich für all das in diesen Jahren entgegen-gebrachte Vertrauen. Ihre Verabschiedung durch Uni-Kanz-lerin Dr. Bettina Buhlmann erfolgte im Anschluss an die Per-sonalversammlung am 22. November. amgMargarete Höck

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Eine „unglaublich spannende“ AufgabeMit Melanie Egerer hat das Dezernat Personal in der Zen-tralen Verwaltung seit September 2012 eine neue Leiterin.Die 46-jährige Geisteswissenschaftlerin und Betriebswirtin(VWA) folgt Heike Lindenschmid, die im Sommer zur Kanz-lerin der Hochschule Esslingen gewählt wurde. Linden-schmid war seit 2002 Personaldezernentin der Uni und seit2005 Stellvertreterin der Kanzlerin.

Automobilhersteller, IT-Unternehmen, Energiewirtschaft,Industrie- und Handelskammer (IHK): die Bandbreite derBranchen, in denen Melanie Egerer in den letzten 16 Jahrenin leitender Funktion für das Personalmanagement verant-wortlich war, ist ebenso vielfältig wie die Menschen, mitdenen sie es dabei zu tun hatte. So betreute sie Ingenieureebenso wie Marketing- und Vertriebsspezialisten; bei der IHKwiederum ähnelten die Strukturen denen des öffentlichenDienstes. „Diese Vielfalt kommt mir bei meiner neuen Auf-gabe an der Universität Stuttgart sehr zugute“, sagt Egererund findet ihre Arbeit an der Uni „unglaublich spannend“:„In meinem Bereich Anteil zu haben an der Entwicklung vonWissenschaft und Lehre, das ist eine sehr schöne Aufgabe.“

Aber auch eine komplexe: „Das Miteinander von wis-senschaftlichem und nichtwissenschaftlichem Personal, vonBeamten und Angestellten an der Universität führt zu einerVielzahl unterschiedlicher gesetzlicher Bestimmungen undTarifregelungen, das macht die Arbeit deutlich administrati-ver als in der Wirtschaft“, erklärt Egerer. Ob der Verwal-tungsaufwand immer in diesem Umfang sein muss, istgleichwohl eine der Fragen für die Zukunft. Besonders wich-tig sind Egerer die Prozesse, zumal sie aus der Wirtschaftauch ganz andere Formen der Personalorganisation kennt.

Wie sind die einzelnen Abläufe organisiert, sind sie wirk-lich kundenorientiert, was kann man verbessern? Neben dereigenen Einarbeitung und Analyse bestehender Abläufesteht für Melanie Egerer in den kommenden Monaten die

Fortführung bestehenderProjekte und Aufgaben imVordergrund. So steht unteranderem für die im vergan-genen Jahr eingeführtenMitarbeitergespräche in derZentralen Verwaltung imJahr 2013 eine erste Evalua-tion an. Daneben werdendas Fortbildungsprogrammund die Angebote desGesundheitsmanagementskontinuierlich weiterent-wickelt und ausgebaut. Diebereits bestehende Arbeits-gruppe Suchthilfe soll fort-geführt werden. Im Zugeder Zertifizierung der Uni-versität zur familiengerechten Hochschule kommen eben-falls neue Aufgaben auf das Dezernat zu, da viele der dortverankerten Maßnahmen den Mitarbeitern unmittelbar zuGute kommen sollen.*) Auch auf den Personalrat will Mela-nie Egerer zugehen. „Man kann schon unterschiedlicherMeinung sein, aber die sachliche und zielgerichtete Zusam-menarbeit ist wichtig“, betont sie.

amg

*) Mehr zum Audit Familiengerechte Hochschule lesen Sie auf S. 12.

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Melanie EgererDezernat IV/PersonalTel. 0711/685-82250E-Mail: [email protected]

Melanie Egerer (Foto: Privat)

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Kompetente Begleitung in das BerufslebenAuch in diesem Sommer haben mehrere junge Menschenan der Uni Stuttgart ihre Berufsausbildung erfolgreichabgeschlossen. Der Anspruch an die Qualität der Ausbil-dung sowie der Aufwand für die Prüfungen sind in den ver-gangenen Jahren stetig gewachsen. Um die Herausforde-rungen zu meistern, hat die Universität zum 1. Juli 2012einen Ausbildungsleiter für alle Berufe eingesetzt, der sichum alle zentralen Belange der Ausbildung wie Kurspla-nung, Prüfungen, die Koordination mit den Schulen oderdie Bewerberauswahl kümmert.

Die Universität Stuttgart nimmt ihre gesellschaftliche Ver-antwortung schon seit Jahrzehnten ernst, jungen Menscheneine gute und zeitgemäße Ausbildung zu vermitteln unddadurch einen fundierten Start in das Berufsleben zuermöglichen. Derzeit werden elf Berufe an 21 Instituten aus-

gebildet. Den Löwenanteil machen mit 27„Azubis“ die Industriemechaniker aus, diesich in den Werkstätten verschiedener Insti-tute auf ihren künftigen Beruf vorbereiten.Nicht wenige dieser Facharbeiter sindgeblieben und leisten ihren Beitrag zumErfolg der Universität Stuttgart.

Die Ausbildungsinhalte freilich habensich in den vergangenen Jahren erheblichverändert, manches ist völlig neu hinzuge-kommen. Die Universität passt sich diesemstetigen Wandel an. So werden grundle-gende Kurse in Pneumatik, Elektro-Pneuma-tik, Speicherprogrammierbare Steuerung

(SPS), computergesteuertem (CNC)-Fräsen oder -Drehen imAusbildungszentrum der Universität Stuttgart von den Aus-bildern einiger Institute zentral angeboten. Ferner organi-siert der Ausbildungsleiter weitere Veranstaltungen, so zumBeispiel die Einführung für neue Auszubildende, Englisch-und Schweißkurse oder Prüfungsvorbereitungen vor denAbschlussprüfungen. Für die Abnahme der Prüfungen mussdie Uni Prüfungswerkstätten anbieten, wofür vier Instituteihre mechanischen Werkstätten zur Verfügung gestellthaben. In diesem Zusammenhang haben sich zudem fünfAusbilder zum Prüfer schulen und berufen lassen.

Da die Suche nach geeigneten Bewerbern immerschwieriger wird, ist es notwendig, die Universität Stuttgartals Ausbildungsbetrieb bekannter zu machen. Diesgeschieht im Rahmen von Informationsveranstaltungen inden Schulen sowie auf Ausbildungsmessen. Zusätzlich pfle-gen Vertreter derUniversität Kontak-te zu Berufsschu-len, der Industrie-und Handelskam-mer sowie derHandwerkskammerund besuchenderen Veranstaltun-gen und Kurse. Diedabei gewonnenenEinblicke undErfahrungenfließen in die Aus-bildung ein.

Die sehr zeitaufwändige Koordination und Organisati-on all dieser Aufgaben wird nun in den Händen des zentra-len Ausbildungsleiters gebündelt. Ziel ist es, weiterhineine erfolgreiche und für alle Beteiligten optimale Berufs-ausbildung an der Universität Stuttgart zu gewährleistenund die Qualität der Ausbildung weiterhin zu verbessern.Besetzt wurde die Position mit Peter Salzmann, der schonin seiner bisherigen Funktion als Werkstattleiter am Insti-tut für Plasmaforschung mit zentralen Fragestellungen derAuszubildenden befasst war. Er wird zusammen mit KlausThieringer das Ausbildungsteam der Universität Stuttgartbilden, das mit den jungen Menschen in stetem Kontaktbleibt und sich um ihre Wünsche, Sorgen und Problemekümmert. uk

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Peter SalzmannDezernat Personal/Abt. PersonalentwicklungTel. 0711/685-60143E-Mail: [email protected]

„Azubi“ Serhat Özbey (links) im Gespräch mit AusbilderChristian Otto von der mechanischen Werkstatt desInstituts für Thermodynamik der Luft- und Raumfahrt.

(Foto: Salzmann)

Peter Salzmann (Foto: Otto)

C H E M I E I N G E N I E U R I N D E R U N I S C H R E I B T R O M A N > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Bill und die GangsterbrautVon Geheimnisträgern, Desperados und Gemütsmenschenerzählt der Roman „Bill und die Geisterbraut“, für den ElkeGeiselhart von der Abteilung Sicherheitswesen der Uniunter die Schriftsteller gegangen ist. In ihrem leichtfüßiggeschriebenen Erstlingswerk führt die gelernte Chemieinge-nieurin, die sich im „normalen“ Leben mit Gefahrstoffver-ordnungen und der Prüfung von Laborplätzen beschäftigt,in das Manchester des Jahres 1947. Dort haben die Erleb-nisse am Kriegsende bei Polizeikommissar O’Conner dafürgesorgt, dass er sich in einem emotionalen Schutzpanzereingeigelt hat und nur noch für seinen Beruf lebt. Als „Blut-

hund von Manchester“ ist er der Schrecken aller Ver-brecher – doch ausgerechnet einer von denen, undmehr noch dessen Frau, lassen den harten Knabenauftauen. Von nun an ist O‘Conner nicht mehr zu brem-sen, er bringt selbstgerechte Vorgesetzte zu Fall, befreitgefallene Engel und gründet eine Schutzvereinigung fürMenschen ohne Lobby. Erst ein gewisses Glühwürmchenaus Torquay haut ihn am Ende doch ganz schön um…

Elke Geiselhart: Bill und die Gangsterbraut, Frankfurt 2012,ISBN 978-3-86369-116-5, Euro 24,80

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Spannungsvolle FarbgebungDie drei farbigen Hörsäle der Elektrotechnik der (ETI) aufdem Campus Vaihingen wurden für ihre Farbgebung im

Inneren und Äußeren beim internationalen Farbdesignpreis1984 mit einem 1. Preis ausgezeichnet. Doch zunehmend„zierten“ Sprühereien und Graffities die in lebhaften Blau-und Rottönen gehaltenen Betonflächen. Im September 2012wurde mit einem Aufwand von 24.000 Euro der Ursprungs-zustand wiederhergestellt.

Die Jury begründete die Preisvergabe vor knapp 20 Jah-ren unter anderem damit, dass „eine außerordentliche diffe-renzierte Anwendung dreier Skalen transparenter Farben dieungegliederten Wandflächen der drei Hörsäle zu je unter-schiedlich gestimmten „Farbräumen“ zusammenschließt.“Die Farbgebung im Inneren und Äußeren gestaltete derschwedische Maler Fritz Fuchs, der dabei eine Lasurfarbeauf Wasserglasbasis auf die rohen Betonflächen aufbrachte.„Es kann einem mit diesen Farben wirklich gelingen, in dasFarbige vorzudringen, der farbige Raum und Bau kann Erleb-nis werden, die Flächen, die Wände im Bau können durcheine so aufgefasste farbige Behandlung wieder spannungs-voll und interessant erscheinen“, schrieb der Maler in einemArtikel in der Zeitschrift „Bauwelt“ im Jahr 1984.

Fuchs war es auch, der den Wänden jetzt mit Unterstüt-zung eines Malerbetriebs und unter der Regie des Univer-sitätsbaumamts ihre ursprüngliche Wirkung zurückgab.„Wir hoffen und wünschen der Universität, dass durch dieFarbgebung selbst der Eindruck vermittelt wird, dass hieretwas Außerordentliches entstanden ist, das es zu bewah-ren gilt“, betont der Architekt, Ralf Kosche. amg

Das Hörsaalgebäude der ETI entstand in enger Verflechtung mit dem Außenbe-reich, der so genannten Lernstraße, und dem damals neuen S-Bahn AusgangUniversität. (Foto: Kosche)

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KI–KII–Sanierung auf der Architekturbiennale in VenedigStrategien im Umgang mit vorhandener Bausubstanz stan-den im Mittelpunkt der der 13. Internationalen Architektu-rausstellung unter dem Titel Reduce Reuse Recycle vom 29.August – 25. November 2012 in Venedig. Unter den deut-schen Beiträgen war auch die Sanierung der Kollegienge-bäude KI und KII der Universität Stuttgart aus den Jahren2000/2002 und 2007/2009. Der verantwortliche Generalkom-missar der Ausstellung, Muck Petzet, hob in einem Inter-view die „liebevolle und pflegliche Haltung“ bei der Sanie-rung der beiden Häuser hervor.

Behutsame Instandsetzung unter Anwendung zeit-gemäßer Technik, aber mit gleichzeitiger Wertschätzungund Wahrung der vorhandenen Bausubstanz – so lautetedie Aufgabenstellung, der sich neben den beauftragtenArchitekten Heinle, Wischer und Partner auch die verant-wortlichen Mitarbeiter des Universitätsbauamtes Stutt-gart/Hohenheim mit den beteiligten Fachingenieuren undHandwerkern bei beiden Projekten verschrieben hatten.Dass die Gesamtsanierungen auf der Architekturbiennale inVenedig nun Teil der Ausstellung wurden, freut nicht nuralle Beteiligten, sondern bekräftigt auch das gewählteSanierungskonzept.

Die beiden Zwillingshochhäuser, von Rolf Gutbier, KurtSiegel und Günter Wilhelm entworfen und 1961 bezie-

hungsweise1963 fertiggestellt, geltenals „Hauptwerkeder Neuen Stutt-garter Schule“und strahlen mitihrer Ästhetikund intelligen-ten Strukturauch nach 50Jahren nochKreativität undKraft aus. Nachder Sanierungmit einem Inve-stitionsvolumenvon über 30 Mil-lionen Euro kön-nen sie fürArchitekten auchin Zukunft Vor-bild und Motiva-tion sein. /uk

Projektion des KII im Pavillion der Biennale.(Foto: Erica Overmeer)

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Aus den insgesamt 23 Vorschlägen wählte die Jury, bestehendaus Mitgliedern des Senatsauschuss Forschung und Technolo-gie, acht Preisträgerteams aus. Sie erhalten je 6.250 Euro ausdem Forschungsfond der Universität Stuttgart. Eingereichtwerden konnten sowohl Forschungs- als auch Lehrprojekte.„Ganz bewusst haben wir bei der Auswahl den Rahmen der

konventionellen geisteswissenschaftlichen Technikforschunggesprengt und stattdessen innovativen Themenstellungen derZusammenarbeit Raum gegeben“, so die damalige ProrektorinForschung und Technologie, Prof. Sabine Laschat, die denWettbewerb initiierte. Entsprechend breit ist die Palette derVorschläge.

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Damit Geistes-, Sozial-, Ingenieur- und Naturwissenschaften in innovativen Projekten zusammenfinden, hat die Universität den Wettbewerb „Geisttrifft Maschine“ ausgelobt.

Die Gewinner bei der Preisverleihung durch die Prorektorin Forschung und Technologie, Prof. Sabine Laschat, am Tag der Wissenschaft im Juni 2012.(Foto: Eppler)

Von Nano bis Cicero

Die Integration der Ingenieur-, Natur-, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zu einem umfassenden Universitätsprofil hat im 10-Punkte-Programm von Uni-Rektor Prof. Wolf-ram Ressel für seine zweite Amtsperiode hohe Priorität. Neben strukturellen Maßnahmen soll-ten dabei auch neue Wege angestoßen werden, um diese Zusammenarbeit auf kreative Weisemit Leben zu erfüllen. Ein Beispiel dafür ist der Wettbewerb „Geist trifft Maschine“, an demsich Teams beteiligen konnten, die jeweils aus Ingenieur- oder Naturwissenschaftlern sowieGeisteswissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Preisverleihung fand am 30. Juni im Rah-men des Tags der Wissenschaft statt.

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Collective Intentionality in Multi-Agent-Systems

Mit Agenten-Systemen, die aus mehreren autonomen, intelli-genten Akteuren bestehen und als Kollektiv ihr spezifischesWissen, ihre Pläne und Ziele abstimmen, beschäftigen sichProf. Catrin Misselhorn vom Institut für Philosophie, derSystemtheoretiker Prof. Frank Allgöwer und der Informatikstu-dent Filip Krumpe. Ein wichtiger Forschungszweig ist die Simu-lation sozialer Prozesse durch computerbasierte Agenten-Syste-me. Dadurch kann die Dynamik derartiger Prozesse besser ver-standen werden. Relevant ist dies für die Planung von Produk-tionsprozessen oder für Finanztransaktionen, für fahrerloseTransportsysteme oder Evakuierungskonzepte bei Notfällen. Einrelativ neues Einsatzgebiet von Agenten-Systemen ist die Ana-lyse sozialer Konflikte, zum Beispiel der Ausschreitungen imSommer 2011 in England. Ebenso sind technische Agenten-Systeme in Forschungsgebieten wie der verteilten künstlichenIntelligenz und der Robotik von Bedeutung. Bisher sind jedochdie Grundlagen des kollektiven Handelns solcher Agenten-Systeme nur unzureichend systematisch reflektiert worden.Hier kann an die hoch entwickelte Diskussion kollektiven Han-delns und kollektiver Intentionalität in der Philosophie ange-knüpft werden.

Antike Redner in antiker Akustik hören

Prof. Peter Scholz vom Historischen Institut und Prof. Philip Leist-ner vom Lehrstuhl für Bauphysik untersuchen in ihrer Koopera-tion die physiologischen, physischen und stimmlichen Voraus-setzungen des öffentlichen Redens in der Antike. Ziel des Pro-jekts ist es, die stimmlichen und sprachlichen Anforderungen, diean einen antiken Redner gestellt wurden, mittels computerge-stützter Simulationen exemplarisch ausgewählter antiker Bautenzu ermitteln und modellhaft zu rekonstruieren. Das Vorhaben versteht sich als ein Beitrag zu den verschiedenen Ansätzen der„digital humanities“, traditionell geisteswissenschaftliche Frage-stellungen mit Hilfe moderner Technologien und computer- undingenieurwissenschaftlicher Kenntnisse zu bearbeiten. Dabeigreifen die Wissenschaftler auf Verfahren der akustischen Model-lierung zurück. Eine zusätzliche Bewertungsmöglichkeit bietet dieAuralisierung von Szenarien, das heißt die Darbietung hörbarerSignale, die man als Ergebnis der Modellierung erhält.

Didaktik und Akustik im MuseumGemeinsam mit Prof. Martin Fromm vom Institut für Erzie-hungswissenschaft und Psychologie geht Leistner der Raum-akustik im Museum auf die Spur. Museen werden heute zuneh-mend als Bildungsinstitutionen und Lernorte verstanden, diesich einer breiten Öffentlichkeit zur Vermittlung von kulturell

bedeutsamen Inhalten öffnen. Räumlichkeiten, die für ganzandere Zwecke geplant wurden und unter Denkmalschutz ste-hen, mit den dafür erforderlichen technischen und multimedia-len Mitteln auszustatten, ist jedoch oft eine große Herausforde-rung. So ist es in akustisch ungeeigneten Räumen problema-tisch, den Exponaten „eine Stimme“ zu verleihen: Instrumentenihren Klang, Personen ihre Sprache, Zeremonien ihr akusti-sches Ambiente. Zudem soll die Erklärung der Exponate mitAudioguides optimiert werden.

Letztlich geht es auch um die Schaffung einer verbessertenRaumakustik. Die Wissenschaftler erforschen die räumlicheBalance von erwünschten und unerwünschten Geräuschen, umKommunikation zu ermöglichen und Störungen zu reduzieren.Dabei werden technische Parameter wie Störgeräuschpegelund Nachhallzeit der Räume mit dem subjektiven Empfindender Besucher in Einklang gebracht, um mit aktiven und passi-ven akustischen Mitteln eine angenehme und didaktisch förder-liche Atmosphäre zu erreichen. Erprobt werden soll dies imStuttgarter Linden-Museum.

Steinfuß-Theater trifft IGMA-Architektur

Das 1990 als freier Zusammenschluss von Studenten gegrün-dete Steinfuß-Theater und das Institut für Grundlagen moder-ner Architektur und Entwerfen IGMA, (Prof. Mona Mahall, Prof.Asli Serbest) arbeiten an einem innovativen Lehrprojekt, in demStudierende unterschiedlichster Fächer gemeinsam ein Thea-terstück zur Aufführung bringen. Mit beteiligt ist auch der Leiterdes Studium Generale, Markus Lion. Hier trifft der Geist desTheaters auf die „Maschine innovativer, medialer Bühneninstal-lationen“. Die Architekten verstehen ihre Arbeit als konzeptio-nelle und experimentelle Disziplin, die in verschiedene Richtun-gen jenseits des Hochbaus erweiterbar ist. Damit eröffnet dieEntwicklung eines Bühnenbildes neue experimentelle Möglich-keiten: Nicht nur Video und Audio sind Teil moderner Inszenie-rungen, sondern auch interaktive Installationen, selbstprogram-

mierte Applikationen und robotische Anwendungen. Letztlichkönnen hier Fähigkeiten entwickelt und individuelle Talentegefördert werden, mit denen sich die beteiligten Studierenden

Bühnenbild aus einer früheren Kooperation des IGMA mit dem Steinfuß-Theater. (Foto: IGMA)

Alle Portraitfotos: Privat

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von der Masse absetzen und das eigene Profil schärfen können.Die Aufführungen sind für 2013 geplant.

Kommunikation (Geo-)technischer Sachverhalte in die Mitteder Gesellschaft

Bei großen öffentlichen Bauvorhaben hängt das Gelingen nichtnur von der technischen Abwicklunga ab, sondern auch von derpolitischen und ethischen Legitimation des Projekts zum Bei-spiel gegenüber Anwohnern und Steuerzahlern. Doch wie kom-muniziert man (geo-)technische Sachverhalte in die Mitte derGesellschaft? Das erforschen Stephan Ries vom Institut fürGeotechnik und die Technikpädagogik-Studentin Corinna Frank.

Ihr Ziel ist es, mithilfe der Fachdisziplinen Bau, Wirtschaftund Politik Tools für ein besseres gegenseitiges Verständnis derSpezialisten untereinander zu entwickeln, eine optimierte Ver-netzung zu erarbeiten und den Grundstein für eine zukünftigeZusammenarbeit zu legen.

Vorgesehen ist dafür eine internetbasierte Plattform, auf deraktuelle bautechnische Großprojekte mit geotechnischemSchwerpunkt zunächst fachlich fundiert und verständlich vorge-stellt und zur Diskussion gestellt werden. In einem weiterenSchritt sollen in einem Workshop der Öffentlichkeit verborgenegeotechnische Vorgänge anschaulich präsentiert sowie eineBegegnungsplattform für interessierte Studenten und Mitarbei-ter bereitgestellt werden.

NanoInnovation

Gerade im Bereich der Nanotechnologien laufen Technologie-debatten immer frühzeitiger und können durchaus dazu führen,dass die Forschungsziele und -ergebnisse hinterfragt oder neujustiert werden. Im gemeinsamen Lehrprojekt NanoInnovationdiskutieren Lehrende, Studierende und internationale Experten,inwieweit Forschung und Innovationen rund um den BereichNanotechnologien gesellschaftlich eingebunden werden kön-nen. Das Projekt unter der Federführung von Dr. Antje Grobevon der Abteilung für Technik- und Umweltsoziologie und Dr.Günter Tovar vom Institut für Grenzflächenverfahrenstechnikverbindet Lehrveranstaltungen aus den Fakultäten für Energie-,Verfahrens- und Biotechnik sowie für Wirtschafts- und Sozial-wissenschaften. Entwickelt werden insgesamt vier Module mitdem Ziel, die verantwortliche und nachhaltige Gestaltung vonForschungs- und Innovationsprozessen frühzeitig in den Lehr-plan zu integrieren. Ein innovatives, webbasiertes Vorlesungs-format soll Studierende aktiv mit einbeziehen und geht dabeineue, interdisziplinäre Wege.

Studierende und junge Forschende werden bereits frühzei-tig damit vertraut gemacht, wie sie die Kommunikation und den

Dialog mit verschiedenen Anspruchsgruppen, beispielsweiseaus Politik, Umweltorganisationen, Verbraucherverbänden,Gewerkschaften oder Kirchen, gestalten können. Auch das The-menfeld der „Responsible Innovation“ mit seinen Fragen derNachhaltigkeit wird interdisziplinär aufgegriffen.

Sprache und Denken aus Sicht der Philosophie und der Informatik

Um den Zusammenhang von Sprache und Denken aus Sichtder Philosophie und der Informatik geht es in einem gemeinsa-men Lehrprojekt des Instituts für Philosophie (Juniorprof. UlrikePompe) und des Instituts für Softwaretechnik (Torsten Görg). ImRahmen interdisziplinärer Tandems werden Studierende beiderFachrichtungen Literatur zu Programmiersprachen und derenFundierung in der theoretischen Informatik sowie relevanteBeiträge aus der Philosophie des Geistes, der Sprachphiloso-phie und den Kognitionswissenschaften bearbeiten und diegewonnenen Erkenntnisse in Vorträgen präsentieren. Der Cloudaran: Studierende der Philosophie arbeiten sich in Themen derInformatik ein und umgekehrt widmen sich Studierende derSoftwaretechnik sich philosophischen Inhalten. Den Teilneh-mern soll auf diese Weise ein intensiver Einblick in den anderenFachbereich geboten werden.

Two for Energy

Die im Jahre 2011 beschlossene Energiewende des DeutschenBundestages bedarf neben technischen Lösungen auch innova-tiver Ansätze innerhalb der Planung, Steuerung, Umsetzung,Kommunikation und Partizipation. Dafür müssen geistes- bezie-hungsweise sozialwissenschaftliche wie auch naturwissen-schaftliche Aspekte und Perspektiven gleichermaßen bedachtwerden. Das Projekt „Two for Energy“ unter der Federführungvon Dr. Marlen Schulz (Interdisziplinärer Forschungsschwer-punkt Risiko und Nachhaltige Technikentwicklung - ZIRN) undDaniel Zech (Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Ener-gieanwendung) will im Rahmen eines Seminars Studierendeinsbesondere aus den Fachbereichen Architektur, Raumpla-nung, Technik, Sozialwissenschaft und Philosophie mit deninhaltlichen Aspekten zur Energiewende aus dem Blickwinkelsehr unterschiedlicher Fachdisziplinen vertraut machen. Zu-dem werden die Möglichkeiten und Grenzen interdisziplinärerZusammenarbeit erarbeitet. Ziel ist die gemeinsame Erarbei-tung eines Leitfadens für eine kooperative und erfolgreicheinterdisziplinäre Zusammenarbeit. uk

Projektdetails und Ansprechpartner unter > > > http://www.uni-stuttgart.de/tag/2012/news/preistraeger.html

02-spektrum_06.11.12 20.11.2012 15:31 Uhr Seite 29


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