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FOM München — 2. Semester Wirtschaftsinformatik...

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Volkswirtschaftslehre Preisbildung FOM München — 2. Semester Wirtschaftsinformatik München, den 27. April 2005 Patric Thurm
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Volkswirtschaftslehre

Preisbildung

FOM München — 2. Semester Wirtschaftsinformatik

München, den 27. April 2005

Patric Thurm

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Inhaltsverzeichnis

1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1

1.1 Güternachfrage der Haushalte 11.1.1 Nutzenfunktion 11.1.2 Indifferenzkurve 21.1.3 Budgetgleichung 21.1.4 Optimaler Haushaltsplan 31.1.5 Determinanten der Güternachfrage 4

1.2 Faktorangebot der Haushalte 81.2.1 Arbeitsangebot 81.2.2 Ersparnisangebot 9

2 Grundzüge der Unternehmenstheorie 13

2.1 Produktionsfunktionen 132.1.1 Klassisches Ertragsgesetz 132.1.2 Neoklassische Produktionsfunktion (Cobb-Douglas) 14

2.2 Kostentheorie 152.2.1 kurzfristige Kostenfunktion – partielle Faktorvariation 152.2.2 langfristige Kostenfunktion – totale Faktorvariation 172.2.3 mindestoptimale Betriebsgröße 19

3 Grundzüge der Preistheorie 21

3.1 Einführung 213.1.1 Koordination von Angebot und Nachfrage 213.1.2 Marktformen und Marktverhalten 22

3.2 vollständige Konkurrenz 233.3 Monopol 253.4 monopolistische Konkurrenz 263.5 Oligopol 273.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildung 28

3.6.1 Höchst– und Mindestpreise 283.6.2 Steuern und Subventionen 303.6.3 Preisstabilisierung 32

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie

1 Grundzüge der Haushaltstheorie

1.1 Güternachfrage der Haushalte

1.1.1 Nutzenfunktion

Die Haushalte versuchen, ihren Nutzen zu maximieren. Der Konsum von Gütern stiftetNutzen. In der Haushaltstheorie geht man von der subjektiven Wertlehre aus, d. h. der WertNutzen

eines Gutes bestimmt sich aus dem Nutzen, der aus dem Verbrauch gezogen werden kann.Im Gegensatz dazu geht man bei der objektiven Wertlehre davon aus, dass der Wert einesGutes durch die Produktionsfaktoren bei seiner Herstellung bestimmt wird.

Die subjektive Wertlehre führt zur Nutzenfunktion. Nach der Nutzenfunktion sind Nut-zen und Verbrauch von Gütern positiv verknüpft, d. h. steigtder Verbrauch eines Gutes, sosteigt auch der gestiftete Nutzen. Dies gilt jedoch nur bis zu einer gewissen Sättigungsgren-ze, verbraucht der Haushalt darüber hinaus, so könnte der Nutzen auch wieder abnehmen.Die Steigung der Nutzenfunktion wird immer geringer, je mehr von dem Gut konsumiertwird, d. h. der Nutzenzuwachs pro Einheit zusätzlich verbrauchtem Gut nimmt typischer-weise ab (Grenznutzen). Die 2. Ableitung der Nutzenfunktion ist also negativ. Grenznutzen

xi

U

UδUδxi

δUδxi

Abbildung 1.1: Nutzenfunktion

Dieses Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen ist das1. GOSSENsche Gesetz. Ökono- 1. GOSSENsche Ge-setzmisch gesehen ist der Grenznutzen der zusätzliche Nutzen, den man durch Verbrauch ei-

ner zusätzlichen Einheit mehr erhält. Zum Beispiel ist der Nutzen eines Glases Wasser füreinen durstigen Menschen sehr hoch. Der Nutzenzuwachs, wenn er ein zweites, drittes,. . . Glas trinkt wird jedoch immer geringer. Dies erklärt, warum Güter, die im Überflussvorhanden sind relativ billig sind und knappe Güter teurer.

c©2005, Patric Thurm VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 1

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.1 Güternachfrage der Haushalte

1.1.2 Indifferenzkurve

In der Regel werden in einem Haushalt mehrere verschiedene Güter konsumiert, wobei einGesamtnutzen gestiftet wird. Ausgehend von 2 Gütern gelangt man zurIndifferenzkurve.Indifferenzkurve

Jede Kombination der GüterG1 undG2 stiftet den gleichen NutzenUa. Die Indifferenzkur-ve stellt also ein gewisses NutzenniveauU dar, welches durch Verbrauch mehrerer Güterentsteht. Alle möglichen Mengenkombination der Güter, dieauf der Kurve liegen, lieferndenselben Nutzen, d. h. der Haushalt ist diesen gegenüber indifferent. Je weiter die Kurvevom Ursprung entfernt ist, desto höher ist der Nutzen.

1 8

2

6

10

3.2 x2

x1

Ua

Ub

A

B

C

Abbildung 1.2: Indifferenzkurve

Die typische Indifferenzkurve verläuft konvex zum Ursprung. Diese Nichtlinearität erklärtsich aus dem 1. GOSSENschen Gesetz. Je knapper ein Gut ist, umso höher ist sein Wertund Grenznutzen. Hat man ein zweites Gut zur Verfügung, welches ein Substitut für daserste ist, so muss umso mehr davon konsumiert werden, je weniger vom ersten Gut zurVerfügung steht um das Nutzenniveau insgesamt zu erhalten.

Das Verhältnis der Verbrauchsmengenänderung bei konstantem Nutzenniveau spiegelt die-sen Sachverhalt wieder, man spricht von derGrenzrate der Substitution.Grenzrate der Substitu-

tion

GRS = −dx1

dx2

> 0

Da die Grenzrate (negative erste Ableitung der Indifferenzkurve) mit größer werdendemx2

immer kleiner wird, spricht man vom Gesetz der abnehmenden Grenzrate der Substitution.Mathematisch läßt sich dies aus dem Grenznutzen der einzelnen Güter ableiten.

1.1.3 Budgetgleichung

Die Indifferenzkurven repräsentieren die Präferenzen desHaushalts, also eine gewünschteKonsummenge. Da der Konsum des Haushaltes jedoch durch seinEinkommen beschränkt

2 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.1 Güternachfrage der Haushalte

ist, soll dies nun mit berücksichtigt werden. Geht man davonaus, dass der Haushalt seingesamtes EinkommenY für die beiden GüterG1 undG2 ausgibt, lässt sich folgendeBud-getgleichnungformulieren: Budgetgleichnung

Y = p1 ∗ x1 + p2 ∗ x2

wobeip der Preis des Gutes undx die Menge des Gutes sein sollen. Nachx1 umgestellterhält man:

x1 = −p2

p1

∗ x2 +Y

p1

Die Gleichung wurde nachx1 umgestellt, dax1 hier den Wertebereich der Budgetglei-chung darstellt, also auf der Ordinate abgetragen wird. Es ergibt sich eine Gerade mit derSteigung−p2

p1. Die von der Budgetgerade begrenzte Fläche enthält alle Mengenkombina-

tionen vonG1 undG2, die sich der Haushalt leisten kann. Unter der Bedingung, dass derHaushalt sein gesamtes Einkommen für die Güter ausgibt, liegen alle möglichen Mengen-kombinationen auf der Geraden selbst, sie repräsentiert also die maximale Konsummög-lichkeit.

x2

x1

Yp1

Yp1

Abbildung 1.3: Budgetgleichung

Die Budgetgerade wird durch endogene (veränderbare) Variablen x1 und x2 beeinflusst,sowie durch exogene (unveränderliche) VariablenY (das Einkommen ist kurzfristig nichtänderbar) undp (der Preis wird sich kurzfristig nicht ändern, der Konsument ist Preisneh-mer).

1.1.4 Optimaler Haushaltsplan

Welcher Punkt auf der Budgetgeraden stellt nun den größten Nutzen dar? Unter Zuhilfe-nahme der Indifferenzkurve erkennt man, dass man die optimale Gütermengenkombination

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.1 Güternachfrage der Haushalte

genau dann erhält wenn die Budgetgerade die Tangente der Indifferenzkurve darstellt, d. h.wenn Gerade und Kurve sich in genau einem Punkt schneiden, dem TangentialpunktA.

x2

x1

Ua

Ub

A

B

C

Yp1

Yp1

Abbildung 1.4: Optimaler Haushaltsplan

An diesem ist die Steigung der Budgetgeraden gleich der Steigung der Indifferenzkurve:

−p2

p1

=dx1

dx2

Es wird das Nutzenmaximum erreicht, keine andere Kombination vonG1 undG2 bei demEinkommenY bringt dem Haushalt denselben oder einen größeren Nutzen. Die einzelnenGrenznutzen der Güter sind ausgeglichen, d. h. die für die verschiedenen Güter jeweilszuletzt ausgegebene Geldeinheit bewirkt denselben Nutzenzuwachs.

1.1.5 Determinanten der Güternachfrage

Ausgehend vom Haushaltsoptimum lässt sich nun untersuchen, welchen Einfluss Preise,Präferenzen und Einkommen auf die vom Haushalt nachgefragte Gütermenge haben.

Die Elastizitätbeschreibt das Ausmaß der Reaktion einer Größeb (endogen), wenn sichElastizität

der Wert der Größea (exogen) ändert, von der sie abhängt.

ηa =∆b

∆a

Die quantitativeAbhängigkeit der Nachfrage vom Preis eines Gutes(Nachfrageänderunginfolge einer Preisänderung) nennt manPreiselastizität der Nachfrage. Sie wird berechnetPreiselastizität der

Nachfrage durch Division der relativen Mengenänderung und der relativen Preisänderung und ermög-licht somit die Aussage, um wieviel Prozent sich die nachgefragte Menge ändert, wennsich der Preis um 1% ändert:

ηp =δxxδpp

=δx

δp∗ p

x

4 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.1 Güternachfrage der Haushalte

Ähnlich bestimmt dieEinkommenselastizität der Nachfragedie relative Nachfrageände-Einkommenselastizitätder Nachfragerung bei einer relativen Einkommensänderung (Abhängigkeit der Nachfrage vom Einkom-

men des Haushaltes):

ηY =δxx

δYY

=δx

δY∗ Y

x

Die Kreuzpreiselastizitätbestimmt sich durch die relative Nachfrageänderung bei Guti bei Kreuzpreiselastizität

einer Preisänderung eines anderen Gutesj (Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis einesanderen Gutes):

ηi,j =

δxi

xi

δpj

pj

=δxi

δpj∗ pj

xi

Einkommenselastizität der Nachfrage

Steigt das Einkommen des Haushaltes, steigt im Allgemeinenauch die Gesamtgüternach-frage. Betrachtet man hingegen einzelne vom Haushalt konsumierte Güter so können dieseinferior oder superior sein.Inferiore Güterhaben eine negative Einkommenselastizität derinferiore Güter

Nachfrage (ηY < 0), die Haushalte werden davon bei steigendem Einkommen immerweniger nachfragen, z. Bsp. minderwertige Grundnahrungsmittel. Superiore Güterhinge- superiore Güter

gen besitzen eine positive Einkommenselastizität der Nachfrage (ηY > 0), die Haushaltewerden davon bei steigendem Einkommen immer mehr nachfragen, z. Bsp. höherwertigeProdukte.

Kreuzpreiselastizität der Nachfrage

Auch die Preise anderer Güter können die Güternachfrage beeinflussen. Beikomplementä-ren Güternsinkt die Nachfrage nach GutG2 (z. Bsp. Benzin), wenn der Preis von GutG1 komplementäre Güter

(z. Bsp. Autos) steigt. Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage ist kleiner 0 (ηi,j < 0).

Bei Substitutionsgüternist der Effekt umgekehrt, steigt der Preis von GutG1 (z. Bsp. But- Substitutionsgüter

ter), steigt die Nachfrage nach GutG2 (z. Bsp. Margarine). Hier ist die Kreuzpreiselastizitätder Nachfrage größer 0 (ηi,j > 0).

Außerdem können zwei Güter nochunverbundensein, d. h. eine Preisänderung bei einemGüt bewirkt keine Nachfrageänderung bei einem anderen Gut (z. Bsp. Benzin und Marga-rine).

Preiselastizität der Nachfrage

Bei der Betrachtung der Preiselastizität der Nachfrage spielen die Zusammenhänge vonEinkommenselastizität und die Kreuzpreiselastizität eine Rolle. Ändert sich der Preis einesGutes kann es zu Substitution kommen. Auch das Realeinkommen des Haushaltes ändertsich.

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.1 Güternachfrage der Haushalte

x2

x1

Ua

A

BSE

Yp1

Yp1

Abbildung 1.5: Substitutionseffekt

Ein Preissenkung bei GutG2 bewirkt zunächst eine Bewegung auf der Indifferenzkurvevon A nachB (siehe Abbildung 1.5), da die Nachfrage nachG2 zu Lasten des GutesG1

steigt. Der dadurch bewirkteSubstitutionseffektist negativ.Substitutionseffekt

x2

x1

Ua

Ub

A

B

C

EEYp21

Yp1

Yp22

Abbildung 1.6: Einkommenseffekt bei normalen, superiorenGütern

Durch die Preissenkung steigt das Realeinkommen des Haushaltes und die Budgetgeradewird parallelverschoben, wodurch er das NutzenniveauUb erreichen kann. DieserEinkom-menseffektverschiebt das Optimum von PunktB nachC (siehe Abbildung 1.6).Einkommenseffekt

Bei sogenanntennormalen Güternist der Einkommenseffekt positiv. GutG2 ist ein sol-normale Güter

ches normales Gut. Die Nachfrage ist der Preisänderung entgegengesetzt und steigt. DiePreiselastizität von normalen Gütern der Nachfrage ist kleiner 0 (ηp < 0). Im Sinne derEinkommenselastizität ist GutG2 ein superiores Gut. Deswegen steigt die Nachfrage beider durch die Preissenkung verursachten Einkommenserhöhung (B → C).

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.1 Güternachfrage der Haushalte

Der Einkommenseffekt kann bei inferioren Gütern jedoch auch negativ sein. Dabei ist esmöglich, dass die Gesamtnachfrage trotzdem steigt, da der Einkommenseffekt noch vomSubstitutionseffekt überkompensiert wird.

x2

x1

Ua

Ub

A

B

C

EEYp21

Yp1

Yp22

Abbildung 1.7: Einkommenseffekt bei normalen, inferiorenGütern

Kann der negative Einkommenseffekt bei stark inferioren Gütern nicht mehr vom Substi-tutionseffekt kompensiert werden, sinkt die Nachfrage nach GutG2. Solche Gütern derenNachfrage fällt wenn der Preisfällt nennt manGIFFEN–Güter. Die Preiselastizität der GIFFEN–Güter

Nachfrage ist größer 0 (ηp > 0).

x2

x1

Ua

Ub

A

B

C

EEYp21

Yp1

Yp22

Abbildung 1.8: Einkommenseffekt bei GIFFEN–Gütern

c©2005, Patric Thurm VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 7

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.2 Faktorangebot der Haushalte

1.2 Faktorangebot der Haushalte

1.2.1 Arbeitsangebot

Der Tag lässt sich wie folgt in ArbeitszeitN und FreizeitF einteilen:

N + F = 24

Sowohl Arbeitszeit als auch Freizeit stiften Nutzen für denHaushalt. Der Nutzen der Ar-beitszeit besteht im EinkommenY bei einem bestimmten StundensatzW .

Y =W ∗ N

Y =W ∗ (24 − F )

Die optimale Mischung aus Arbeits- und Freizeit lässt sich wiederum mit Hilfe der Indif-ferenzkurve ermitteln. Da der Grenznutzen von Einkommen und Freizeit mit zunehmenderMenge abnehmend ist, verläuft auch die Indifferenzkurve zwischen Einkommen und Frei-zeit konvex zum Ursprung.

F

Y

Ua

PY0

F0 24

24W

Abbildung 1.9: Optimales Arbeitszeitangebot

Es gilt wieder, die höchstmögliche Indifferenzkurve zu finden, die die Einkommens–Frei-zeit–Gerade in einem Punkt tangiert, d. h. die Steigung der Indifferenzkurve soll gleich derSteigung der Gerade sein.

−dY

dF= W

Das Arbeitszeitangebot ist also dann optimal, wenn die Grenzrate der Substitution zwi-schen Einkommen und Freizeit gleich dem Stundenlohn ist, d.h. der Gesamtnutzen würdesich nicht ändern, wenn der Einkommenszuwachs durch eine Stunde mehr Arbeit (=Stun-denlohnW ) dem Wert einer Stunde Freizeit entsprechen würde (da der Grenznutzen beiderAlternativen gleich groß ist, nämlichW ). Daraus lässt sich die Arbeitsangebotsfunktionableiten. Sie gibt an, wie der Haushalt sein Arbeitsangebotändert, wenn sich der Lohnsatz

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.2 Faktorangebot der Haushalte

ändert. Da gerade die Bewertung von Freizeit individuell und subjektiv ist, kann man dieArbeitsangebotsfunktion nur allgemein darstellen.

Im Normalbereich zwischenW1 undW2 führt eine Erhöhung des Stundensatzes zu einerAusdehnung des Arbeitsangebotes. Bei einer Erhöhung ausgehend vonW2 wird eine Ein-schränkung des Angebotes auftreten, da der Haushalt bereits soviel arbeitet, dass Freizeitüberproportional wertvoll geworden ist (knappe Güter werden immer teuerer), dass diesauch durch höhere Stundensätze nicht mehr kompensiert wird(ausserdem hat der Haus-halt beiW2 bereits ein hohes Einkommen). UnterhalbW1 hingegen nähert sich das Ein-kommen des Haushaltes bereits dem Existenzminimum. Wird der Stundensatz noch weitergesenkt, kommt es trotzdem zu einer Vergrößerung des Arbeitsangebotes, denn dem Haus-halt bleibt zur Existenzsicherung keine andere Wahl, als noch mehr zu arbeiten.

N

W

W1

W2

Abbildung 1.10: Arbeitsangebotsfunktion

1.2.2 Ersparnisangebot

Normalerweise versucht ein Haushalt, nicht sein gesamtes Einkommen auszugeben son-dern spart einen Teil davon. Es besteht ein definitorischer Zusammenhang zwischen Ein-kommen undErsparnis: Ersparnis

Y = C + S

wobeiY das Einkommen,C der Konsum undS die Ersparnis ist. Ist die Ersparnis positiv,so bedeutet das, dass der Haushalt auf möglichen Konsum verzichtet hat. Die Ersparniskann verzinst werden, sodass in Zukunft der zusätzliche Konsum höher sein kann, als dergegenwärtige Konsumverzicht. Die Zinsen sind die Belohnung für Konsumverzicht.

Im Diagramm ist auf der Abszisse der GegenwartskonsumCt und auf der Ordinate derZukunftskonsumCt+1 abgetragen. Die StreckeFG repräsentiert die Budgetgleichung, al-so den tatsächlichen vorgegebenen Einkommensstrom bei einem bestimmten Marktzins.In PunktG konsumiert der Haushalt sein gesamtes Einkommen in der Gegenwart (t). Das

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.2 Faktorangebot der Haushalte

Ct

Ct+1

F

D

Yt+1

B Yt G

A

E1

E2

I1

I2

Abbildung 1.11: Ersparnis und Zins

Gesamteinkommen setzt sicht zusammen aus dem gegenwärtigen EinkommenYt und demzukünftigen EinkommenYt+1, welches jedoch abgezinst werden muss (entspricht einerKreditaufnahme in HöheYt+1). Umgekehrt verhält es sich in PunktF , bei welchem derHaushalt seinen gesamten Konsum in die Zukunft verlagert. Dabei steht ihm zur Zeitt + 1des EinkommenYt+1 und das EinkommenYt welches noch aufgezinst werden muss (eswurde verzinslich gespart) zur Verfügung. PunktA repräsentiert den Normalfall, in demder Haushalt zum Zeitpunktt das EinkommenY für Konsum aufbringt und zum Zeitpunktt+1 das EinkommenYt+1. Die Steigung der Budgetgeraden ergibt sich aus dem Zinssatz:−(1 + r), die Budgetgeradengleichung lautet:

Ct+1 = −(1 + r) ∗ Ct + Yt+1 + Yt+1 ∗ (1 + r)

Die Budgetgleichung beantwortet die Frage, welchen Konsumder Haushalt bei gegebenengegenwärtigen und zukünftigen Einkommen und Marktzins tätigen kann. Um die Fragezu beantworten, welches Verhältnis von Konsum und Ersparnis der Haushalt wählenwird,muss man seine Präferenzordnung berücksichtigen. Die Präferenzen des Haushaltes wer-den ausgedrückt durch eine Schar von Indifferenzkurven. Eine Indifferenzkurve zeigt alleKombinationen aus Gegenwarts- und Zukunftskonsum, die demHaushalt den gleichenNutzen stiften. Die Grenzrate der Substitution zwischen Gegenwarts- und Zukunftskon-sum

GRZ = −dCt+1

dCt

auchGrenzrate der Zeitpräferenzgenannt, gibt die Wertschätzung des Haushaltes bei ei-Grenzrate der Zeitprä-ferenz nem bestimmten KonsumCt an, etwas mehr zu sparen (Zukunftskonsum), oder etwas

mehr sofort auszugeben (Gegenwartskonsum). Der Nutzen wird dann maximiert, wennder Haushalt mit der gegebenen Budgetlinie die höchstmögliche Indifferenzkurve erreicht,hier I1. Der Haushalt wirdYt − B des Gegenwartseinkommens sparen. Diese Ersparniswird ihm zum Zeitpunktt + 1 aufgezinst zusätzlich zum EinkommenYt+1 zur Verfügungstehen (DY t+1 = BY t ∗ (1 + r)). Durch das Sparen erreicht er ein höheres NutzenniveauI1, als in der AusgangssituationA.

10 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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1 Grundzüge der Haushaltstheorie 1.2 Faktorangebot der Haushalte

Die Grenzrate der Zeitpräferenz hilft auch beim Begründen der üblichen positiven Zin-sen. Ein positiver Zins entsteht, wenn sämtliche Haushaltsoptima eineGRZ > 1 haben.Das bedeutet, dass die Haushalte nur dann zu gegenwärtigem Konsumverzicht bereit sind,wenn der dadurch ermöglichte zusätzliche Zukunftskonsum größer als der Verzicht ist(dCt+1 > dCt), also nur dann, wenn sie mit einem positiven Zins „belohnt”werden.Diesen Sachverhalt nennt man Gegenwartsvorliebe. Sie entsteht durch Minderschätzungkünftiger Bedürfnisse und zeitlich abnehmenden Grenznutzen, d. h. der Grenznutzen ge-genwärtigen Konsums ist höher als der des Zukunftskonsums.

Wie reagieren Haushalte auf steigende Zinsen? Der PunktF verschiebt sich auf der Ord-ninate nach oben, wenn der Zins steigt (F = Yt+1 + Yt ∗ (1 + r)), d. h. die Budgetgeradedreht sich im AusgangspunktA. Die negative Steigung wird größer. Höhere Zinsen bewir-ken eine Verringerung des Gegenwartswertes des Einkommensstromes, der Zukunftswerterhöht sich. Es wird die höhere IndifferenzkurveI2 erreicht, die die neue Budgetgerade inE2 schneidet. Der PunktB wandert nach links, d. h. die Ersparnis steigt (Yt − B), dennSparen lohnt sich bei höherem Zins im Allgemeinen mehr. Außer in Ausnahmefällen gilt

S = S(r)dS

dr> 0

also erhöht sich die Sparneigung bei steigendem Zins.

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2 Grundzüge der Unternehmenstheorie

2 Grundzüge der Unternehmenstheorie

2.1 Produktionsfunktionen

Die Produktion von Gütern geschieht durch den Einsatz von Produktionsfaktoren. DiePro-duktionsfunktionbeschreibt die durch den Faktoreinsatz maximal mögliche Güterproduk- Produktionsfunktion

tion, d. h. es wird technische Effizienz vorausgesetzt. Klassische Produktionsfaktoren sindArbeit, Boden, Kapital. Es ergibt sich folgende allgemeineProduktionsfunktion, wobeixdie Produktion ist undvi die einzelnen Faktoreinsatzmengen.

x = x(v1, . . . , vn)

2.1.1 Klassisches Ertragsgesetz

Folgendes Diagramm zeigt den Graphen einer partiellen Produktionsfunktionx = x(v1, v2). Klassisches Ertragsge-setzAuf der Ordinate wird die Produktion (Ertragx) in Abhängigkeit von der Einsatzmenge

(v1) des variablen Faktors abgetragen. Der andere Produktionsfaktor ist konstant.

v1

xxv1

δxδv1

A

BC

D

E

F

I II III IV

xv1

δxδv1

Abbildung 2.1: Klassische Ertragsfunktion

Im Bereich I (Nullpunkt bis Wendepunkt) ist dieGrenzproduktivitätpositiv und zuneh- Grenzproduktivität

mend, danach (Bereich II und III) positiv und abnehmend und darüber hinaus negativ.Sieht man den Faktor 1 als Arbeit, so würde im Bereich I zusätzliche Arbeitskraft einenüberproportionalen Produktivitätszuwachs bedeuten. Im Bereich II und III bewirken weite-re Arbeitskräfte zwar ebenfalls eine Steigerung der Produktion, jedoch nicht mehr so stark,

c©2005, Patric Thurm VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 13

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2 Grundzüge der Unternehmenstheorie 2.1 Produktionsfunktionen

wie im Bereich I. Erhöht man die Zahl der Arbeitskräfte weiter (Bereich IV), so sinkt dieProduktivität.

Die Durchschnittsproduktivität( xv1

) ist vom Nullpunkt bis zum Punkt mit der höchstenDurchschnittsprodukti-vität Steigung des Fahrstrahls (gestrichelte Gerade, PunktB) steigend, danach abnehmend. Für

landwirtschaftliche Produktionen ist das klassische Ertragsgesetz zutreffend, wohingegenindustrielle Produktionen nur beschränkt damit zu erfassen sind.

2.1.2 Neoklassische Produktionsfunktion (Cobb-Douglas)

Bereich I der klassischen Ertragsfunktion spielt für weiteTeile der Güterproduktion kaumeine Rolle. In der volkswirtschaftlichen Produktionstheorie konzentriert man sich auf Funk-tionen, die nur degressive Grenzproduktivität aufweisen (Bereich II bis IV in der klassi-schen Produktion). Eine mit viel Erfolg angewandte Art dieser neoklassischen Produk-tionsfunktionen ist dieCobb–Douglas–Produktionsfunktion. Für 2 ProduktionsfaktorenCobb–Douglas–

Produktionsfunktion sieht diese wie folgt aus:

x = va1 ∗ vb

2, 0 < a, b < 1

v1

xxv1

δxδv1

x(v1)

xv1

δxδv1

Abbildung 2.2: partielle Cobb-Douglas-Funktion

Die Grenzproduktivität ist über den gesamten Definitionsbereich abnehmend. Leitet mandie Cobb-Douglas-Funktion nachv1 ab erhält man für die Grenzproduktivität:

δx

δv1

= ava−11

∗ vb2 = a

x

v1

Daa < 1 ist die Grenzproduktivität kleiner als die Durchschnittsproduktivität. Außerdemvon Interesse ist das Substitutionsverhalten der beiden Produktionsfaktoren. Alle Faktor-kombinationen, die zum gleichen Ertragx führen, liegen auf einer Isoquante. Die Isoquanteist die Kante der Fläche, die entsteht wenn man das Ertragsgebirge bei einem bestimmtenErtragsniveaux schneidet.

14 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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2 Grundzüge der Unternehmenstheorie 2.2 Kostentheorie

v1

v2

I1

I2

Abbildung 2.3: Substitutionselastizität

Die IsoquanteI1 zeigt den theoretischen Verlauf bei einer neoklassischen Produktions-funktion. Die Faktoren sind stark substituierbar, weswegen man diese Produktionsfunktio-nen auch als substitutionale oder variable Produktionsfunktionen bezeichnet. Im Gegensatzdazu ist bei limitationalen Produktionsfunktionen die Faktorsubstitution stark oder völligeingeschränkt (I2).

2.2 Kostentheorie

Die gesamtenKostensind die geldwerte Summe aller Faktoreinsatzmengen, ausgedrückt Kosten

durch die Kostengleichung

K = q1v1 + q2v2 + · · · + qnvn

wobeiqi die Faktorpreise undvi die Einsatzmengen sind. In der Kostentheorie sucht mannun nach der KostenfunktionK = K(x), die der Produktionsmengex die minimalenKosten zuordnet. Aus der Produktionsfunktionx = x(v) lässt sich die Faktorverbrauchs-funktion v = v(x) durch Umkehrung ableiten, die einem bestimmten Produktionsniveaux die Faktoreinsatzmenge zuordnet. Verknüpft man die o.g. Kostengleichung mit der Fak-torverbrauchsfunktion, so lassen sich zu jedemx die dazugehörigen Kosten berechnen.

2.2.1 kurzfristige Kostenfunktion – partielle Faktorvari ation

Betrachtet man nur einen der Produktionsfaktoren als variabel und alle anderen konstant(partielle Faktorvariation), so entspricht dies dem Fall der gegebenen Betriebsgröße miteiner Kapazitätsgrenze, die kurzfristig nicht veränderbar ist. Die Gesamtkosten sind dannzusammengesetzt aus Fixkosten und variablen Kosten für denvariablen Produktionsfaktor.

K(x) = FK + V K(x) = FK + qvvv(x)

c©2005, Patric Thurm VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 15

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2 Grundzüge der Unternehmenstheorie 2.2 Kostentheorie

Ausgehend von der klassischen Ertragsfunktion ergibt sichfür den Verlauf der Kosten-funktion folgender Graph:

x

x

K

GK

GKTDK

TDK

V DK

V DK

AB

C

K(x)

FK

Abbildung 2.4: Ertragsgesetzliche Kostenfunktion

Die FK sind bei kurzfristiger Betrachtung auch bei einer Produktion x = 0 vorhanden.Zum Beispiel müssen die Miete für die Werkstatt und Fremdkapitalzinsen kurzfristig wei-terhin bezahlt werden, auch wenn die Produktion ruht. Die Kosten steigen bis zum PunktA nur degressiv, da in diesem Bereich die Grenzproduktivitätansteigt. Eine Erhöhungdes Faktoreinsatzes bewirkt eine überproportionale Erhöhung der Produktion, wodurchder Kostenanstieg unterproportional ist. Erhöht manx überA hinaus, steigen die Kostenprogressiv, da die Grenzproduktivität abnimmt. Dazu folgendes Beispiel: Die Produktioneines Gutes hängt von der Faktoreinsatzmengev1 ab. Dabei gilt:

v1 1 +100%→ 2 +50%→ 3 . . . 25 +44%→ 36 +36%→ 49

x 10 +300%→ 40 +125%→ 90 . . . 50 +20%→ 60 +17%→ 70

K 2 +100%→ 4 +50%→ 6 . . . 50 +44%→ 72 +36%→ 98

16 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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2 Grundzüge der Unternehmenstheorie 2.2 Kostentheorie

Im linken Teil der Tabelle giltx = 10v21 . Eine Erhöhung des Faktoreinsatzesv1 von 2 auf

3 (+50%) bewirkt eine Kostenerhöhung um ebenfalls 50% bei einer Produktionsteigerungvon 40 auf 90 (um 125%). Die Grenzproduktivität ist ansteigend ( dx

dv1= 20v1).

Hat man die Einsatzmengev1 zu weit erhöht so gilt hierx = 10√

v1. Eine Erhöhung derProduktion um 20% (50 auf 60) erfordert eine Faktoreinsatzerhöhung und damit Kosten-

erhöhung um 44%. Die Grenzproduktivität ist abnehmend (dxdv1

= 5v−

12

1).

Die Grenzkosten(GK) geben an, wie sich die Gesamtkosten ändern, wenn die Produkti- Grenzkosten

onsmenge um eine kleine Einheit variiert wird (erste Ableitung der KostenfunktionK(x)).Bis zum ProduktionsniveauxA nehmen die Grenzkosten ab, danach wieder zu.

Die totalen Durchschnittskosten(TDK) sind die Gesamtkosten pro Produktionseinheit (va-totale Durchschnitts-kostenriable Kosten + Fixkosten). Sie entsprechen der Steigung des Fahrstrahls vom Nullpunkt

zur Gesamtkostenkurve. Im PunktC hat der Fahrstrahl die geringste Steigung, hier schnei-det die TDK-Kurve die GK-Kurve und hat ihr Minimum.

Die variablen Durchschnittskosten(VDK) sind niedriger als die TDK, da sie nicht die Fix-variable Durchschnitts-kostenkosten enthalten. Man erhält die VDK-Kurve aus dem Fahrstrahl ausgehend vom Fixkosten-

Schnittpunkt mit der Ordinate (FK) an den Graphen der Gesamtkostenfunktion. Im PunktB hat der Fahrstrahl die geringste Steigung, hier liegt das Minimum der VDK.

2.2.2 langfristige Kostenfunktion – totale Faktorvariation

Die Höhe der Fixkosten hängt stark vom gesetzten Zeitrahmenab. Theoretisch werden übereinen längeren Zeitraum alle Fixkosten zu variablen Kosten. Wenn also bei langfristigerBeobachtung alle Faktoren variierbar sind (z. Bsp. Arbeit (Menschen) wird durch Kapital(Maschinen) ersetzt), so ist zu klären, bei welcher Faktorkombination die Kosten minimalsind (um den Gewinn zu maximieren). Bei 2 Faktoren ensteht eine ähnliche Situation wie

v1

v2

Kq1

Kq[2

A

B

C x1

x2

Abbildung 2.5: Minimalkostenkombination

bei der Bestimmung des Haushaltsoptimums, wo die Haushaltezwischen verschiedenen

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2 Grundzüge der Unternehmenstheorie 2.2 Kostentheorie

Gütern wählen mussten, um ihren Nutzen zu maximieren. Die Isoquantenx1, x2 stellenein gewisses Produktionsniveau dar, wobei gilt, dass das Niveau umso höher ist, umsoweiter es vom Ursprung entfernt ist.

Die am weitesten entfernte Isoquante (x2), die von der Budgetgeraden (Kostengleichung)in einem Punkt berührt wird stellt das mit dem gegebenen Budget höchste erreichbareProduktionsniveau dar. Der Schnittpunkt (A) ergibt die Faktoreinsatzkombination, die zudieser Produktion führt. Bei dieser Minimalkostenkombination ist die Grenzproduktivitätdes Geldes bei allen Faktoren gleich. Das bedeutet, dass diejeweils zuletzt ausgegebeneGeldeinheit denselben Produktionszuwachs bewirkt, egal für welchen Faktor sie ausgege-ben wird.

Für jedes Produktionsniveau lässt sich eine Minimalkostenkombination ermitteln. Aus die-sen Kombinationen lässt sich ein Zusammenhang zwischen denProduktionsniveaus undden Kosten ermitteln.

x

K

LK1

LK2

LK3

Abbildung 2.6: Langfristiger Kostenverlauf

Bei totaler Faktorvariation bezeichnet man den Zusammenhang zwischen Produktion undFaktoreinsatz alsSkalenertrag. Der Skalenertrag kann konstant sein (LK1), zunehmendSkalenertrag

(LK2) oder abnehmend (LK3). Konstante Skalenerträge treten bei der Cobb-Douglas-Produktionsfunktion auf, die Skalenelastizität ist 1. Eine Verdopplung der Produktion führtdabei zu einer Verdopplung der Kosten. Bei abnehmenden Skalenerträgen (LK3) ist dieSkalenelastizität kleiner 1, die Kosten steigen überproportional zur Produktion an, eineVerdopplung der Produktion erhöht die Kosten um mehr als dasDoppelte. Umgekehrtverhält es sich bei zunehmenden Skalenerträgen. Hierbei steigt der Faktorverbrauch (unddamit die Kosten) bei Erhöhung der Produktion nur unterproportional an, so könnte z. Bsp.die Produktion verdreifacht werden bei lediglich doppelt so hohen Kosten.

18 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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2 Grundzüge der Unternehmenstheorie 2.2 Kostentheorie

2.2.3 mindestoptimale Betriebsgröße

Betrachtet man wieder entsprechend lange Zeiträume kann man die Produktion behindern-de Engpässe durch Kapazitätserweiterungen beseitigen. Kurzfristig sind die Durchschnitts-kosten stark steigend, wenn man die Produktion beliebig stark erhöht. Erweitert man dieProduktionsmöglichkeiten, so nehmen die Durchschnittskosten wieder ab. Da langfristigbeliebige Produktionserweiterungen realisierbar sind, ergibt sich einelangfristige Durch-schnittskostenkurve. langfristige Durch-

schnittskostenkurveNimmt man an, dass die langfristigen Durchschnittskosten (LDK) stetig abnehmen, solässt sich eine immer höhere Produktion bei abnehmden Stückkosten realisieren. Dies kanndurchaus vorkommen, z. Bsp. bei bestehenden Fixkostenapparaten. Dies sind Vorrichtun-gen, die eine Erhöhung der Produktion bei vernachlässigbargeringer Kostenerhöhung be-wirken. Es verursacht kaum Kosten, an ein bestehendes IT-Netzwerk einen zusätzlichen PCanzuschliessen oder an einer bestehenden nicht ausgelasteten Kfz-Fließbandanlage ein Au-to mehr herzustellen. Solange die Grenzkosten der Produktionserhöhung unter den Durch-schnittskosten liegen, bewirkt eine Produktionserhöhungabnehmende Durchschnittskos-ten. Auch durch Arbeitsteilung und Spezialisierung sowie durch technisch–physikalischeGegebenheiten können langfristig sinkende Durchschnittskosten entstehen. Jedoch findetauch dieser Prozess seine Grenzen. Jede Produktionsausdehnung stößt irgendwann aufFaktorrestriktionen, denn nicht alle Faktoren sind in beliebigen Mengen vorhanden (Bo-denschätze, qualifizierte Mitarbeiter, . . . ).

Auch konstante LDK können auftreten. Hierbei erhöhen sich die Kosten proportional zurProduktionserhöhung, d. h. die Durchschnittskosten bleiben konstant. Jedoch ist auch die-ser Fall nicht beliebig fortzusetzen, irgendwann stößt dieUnternehmung wieder auf Fak-torrestriktionen und steigende LDK.

Die unvermeidlichen Faktorrestriktionen führen also zwangsweise ab einem gewissen Pro-duktionsniveau zu steigenden LDK. Daraus ergibt sich für den Gesamtverlauf der LDKtypischerweise folgender Graph:

x

LDK

MOB

Abbildung 2.7: LDK und mindestoptimale Betriebsgröße

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2 Grundzüge der Unternehmenstheorie 2.2 Kostentheorie

Besonders interessant ist die Produktionsmenge, bei der die LDK nicht mehr abnehmen(MOB). Diese Betriebsgröße wirdmindestoptimale Betriebsgrös̈segenannt und gibt an,mindestoptimale

Betriebsgrö̈sse ab welcher Betriebsgröße die Produktion unter Kostengesichtspunkten am effizientestenist.

20 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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3 Grundzüge der Preistheorie

3 Grundzüge der Preistheorie

3.1 Einführung

3.1.1 Koordination von Angebot und Nachfrage

Der Begriff desgerechten Preiseskann auf zwei Arten definiert werden: gerechter Preis

• die Kosten aller „Produzenten” des Gutes müssen bezahlt werden

• der Nutzen des Gutes für den Konsumenten muss bezahlt werden

In der Realität wird der Preis durch beide Aspekte gebildet.Die Produzenten richten dieProduktion so aus, dass der Preis den Grenzkosten entspricht, die Konsumenten hingegenkonsumieren soviel, dass der Preis dem Grenznutzen entspricht. An einem ungestörtenMarkt, bei dem sowohl Produzenten als auch Konsumenten Preisnehmer sind (vollständi-ge Konkurrenz), bildet sich durch das Bestreben der Produzenten und Konsumenten dasMarktgleichgewichtheraus. Andernfalls liegt ein Nachfrageüberhang oder Angebotsüber- Marktgleichgewicht

schuss vor. Dieses Idealbild des ungestörten Marktes dientdem besseren Verständnis vonrealen Marktformen und ermöglicht die Behebung von Fehlernder realen Marktsituation.

x

p

D

S

x∗x1x2

p∗

p1

p2

Abbildung 3.1: Preisbildung

Im Marktgleichgewicht wird die maximale Gütermengex∗ erreicht. Bei keinem anderenPreis (p1, p2) kann diese Gütermenge realisiert werden. Auch Produzentenrente und Kon-sumentenrente sind im Marktgleichgewicht am größten. Daraus folgt, dass in einer freien

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.1 Einführung

Marktwirtschaft der maximale Nutzen für die Gesellschaft erreicht wird, obwohl jeder ei-gennützig handelt.

Daher sind die Mechanismen, die zum Marktgleichgewicht führen von Interesse. Ange-bot und Nachfrage müssen zum Marktgleichgewicht koordiniert werden, es liegt nicht au-tomatisch von Anfang an vor. Zur Erklärung wurde bisher das Modell der unsichtbarenHand verwendet, welches jedoch ungenügend ist, da es nicht auf die realen Märkte eingehtund deren spezielle Gesetze berücksichtigt. So werden in der Realität auch Transaktionenaußerhalb des MG getätigt und nicht erst und ausschließlich, wenn der Markt auf wun-dersame Weise im Gleichgewicht ist. Der Preis (das MG) hängtim großen Maße von derherrschenden realen Marktform ab.

3.1.2 Marktformen und MarktverhaltenMarktformenMarktverhalten

Marktformen nach Anzahl der Marktteilnehmer

Ein Kriterium zur Unterscheidung verschiedener Marktformen ist die Anzahl der Markt-teilnehmer. Klassifiziert man die Anzahl in „ein großer”, „wenige mittlere” und „vielekleine” ergeben sich folgende 9 Marktformen:

Anbieter

ein großer wenige mittlere viele kleine

ein großer bilaterales Monopol beschränktes Monopson Monopson

wenige mittlere beschränktes Monopol bilaterales Oligopol Oligopson

Nac

hfr

ager

viele kleine Monopol Oligopol Polypol

Marktformen nach Marktvollkommenheit

Die Vollkommenheit eines Marktes hängt von verschiedenen Merkmalen ab. Bei einemvollkommenen Markt gilt:

• HomogenitätHomogenität

Alle gehandelten Güter sind homogen, d. h. dass die (konkurrierenden) Güter vonden Nachfragern in jeder Hinsicht als gleich gut eingeschätzt werden, also vollstän-dig substituierbar sind.

• keinePräferenzenPräferenzen

Es bestehen keine sachliche, räumliche oder persönliche Präferenzen zwischen Nach-fragern und Anbietern, z. Bsp. darf der Konsument keine Vorliebe für ein bestimmtesGeschäft haben, da es klimatisiert ist.

• MarkttransparenzMarkttransparenz

Alle Marktteilnehmer besitzen vollständige und gleichartige Informationen über dasMarktgeschehen.

22 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.2 vollständige Konkurrenz

• Offenheit Offenheit

Es herrscht freier Marktzugang für alle Konkurrenten.

Je unvollkommener ein Markt ist, umso höher sind die Preise und umso unterschiedlicher(regional) sind sie. Ein weiterer Faktor ist die Zeit, je größer der betrachtete Zeitraum,umso vollkommener ist der Markt.

Marktverhalten

Die Preisgestaltung hängt auch vom Verhalten der Marktteilnehmer ab. Folgende Verhal-tensweisen werden unterschieden: Anpassung, Strategie und Kooperation.

Hat der einzelne Marktteilnehmer keine Möglichkeit, Marktgrößen (z. Bsp. Preis) zu be-einflussen und unternimmt er auch keine Versuche dahingehend, so spricht man von An-passung. Diese passive Verhaltensform ist typisch für Polypole.

Kann ein einzelner Marktteilnehmer durch eigene Aktionen Marktgrößen beeinflussen undmuss er dabei mit Reaktionen anderer Marktteilnehmer rechnen, so liegt die Verhaltens-weise Strategie vor; typisch für Oligopole (besonders bei Kartellen).

Durch Kooperation in verschiedenen Formen, wie z. Bsp. durch Absprachen und wettbe-werbsbeschränkende Verträge zwischen den Anbietern kann Einfluss auf das Marktgesche-hen erreicht werden. Auch seitens der Nachfrager kann durchKooperation die Marktmachtvergrößert werden.

3.2 vollständige Konkurrenz

Bei dervollständigen Konkurrenzhandelt es sich um einen vollständigen Markt in Polypol–vollständige Konkur-renzForm. Sie entspricht dem oben genannten idealem Markt und ist dementsprechend selten

in der Realität zu finden. Die vollständige Konkurrenz ist ein Referenzsystem. Der Preisist aus Sicht des Anbieters ein Datum, an das er sich anpasst.Dies kann nur durch Men-genanpassung erfolgen (der Preis ist ja vorgegeben und nicht zu beeinflussen).

Der Erlös ist also nur abhängig von der Mengex: E = p∗x∗, wobei der Preisp∗ gleichden Grenzkosten ist. Liegt der Preis über den Durchschnittskosten entsteht ein Gewinn(genauer Produzentenrente), der jedoch nur kurzfristig Bestand hat. Der Gewinn des Un-ternehmers ist der Erlös - Kosten, also die Fläche0x∗Cp∗ (Erlös) abzüglich der Fläche0x∗BA.

Da von einem vollkommenen Markt ausgegangen wird, der unteranderem auch offen seinmuss, würden durch die Aussicht auf Gewinne umgehend weitere Konkurrenten auftreten,wodurch der Preis gedrückt wird. Die kurzfristig mögliche Produzentenrente würde alsoherauskonkurriert werden und gegen 0 gehen.

Gewinn und ProduzentenrenteDer hiesige Verwendung des BegriffsGewinnist unterschiedlich zu der in der Gewinn

BWL üblichen. In der VWL wird der Gewinn auchProduzentenrentegenannt Produzentenrente

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.2 vollständige Konkurrenz

x

p

D

TDK

GK = S

x∗

p∗

A B

C

0

Abbildung 3.2: Preisbildung bei vollständiger Konkurrenz

und ist die Differenz zwischen Grenzkosten und totalen Durchschnittskosten(TDK). Da der Produzent bei einem Preis gleich den Grenzkosten anbietet (umden Gewinn zu maximieren) kann die Produzentenrente auch als Überschussdes am Markt erzielten Erlöses über die Kosten der Produktion (=TDK) an-gesehen werden. Dabei enthalten die TDK eine angemessene Verzinsung desEigenkapitals.

Die Produzentenrente ist also ein Maß dafür, wie rentabel die Investition desKapitals in ein Unternehmen im Gegensatz zu einer Anlage desKapitals zuüblichen Zinsen ist. Dazu ein Beispiel: Ein Investor hat einKapital von 1Mio.e zur Verfügung und die Wahl, es zu 8% Verzinsung anzulegen oder esals Eigenkapital für ein eigenes Unternehmen zu verwenden.Im Unternehmenfallen Kosten in Höhe von 19,82 Mio.e an. Da die 1 Mio.e nicht angelegtwurden, muss man als Opportunitätskosten der Investition in das Unterneh-men die entgangenen Zinsen in Höhe von 80.000e zu den Kosten des Un-ternehmens hinzuzählen (sie sind als Fixkostenposten in den TDK enthalten),d. h. die Gesamtkosten belaufen sich auf 19,9 Mio.e.

Macht das Unternehmen nun einen Umsatz von genau 19,9 Mio.e so erzieltder Unternehmerkeine Produzentenrentejedoch macht aber das Unternehmenwohl einenGewinn(im betriebswirtschaftlichen Sinne) in Höhe von 80.000e,der genau den Zinsen entspricht, die er bei Anlage des Eigenkapitals auf üb-liche Weise bei 8% erhalten hätte. Erzielt das Unternehmen einen Erlös von20 Mio.e, so beträgt die Produzentenrente 100.000e. Dieser Überschuss istin der VWL der Gewinn. Die Produzentenrente ist also die „Belohnung” fürden Unternehmer, das Geld in sein Unternehmen zu investieren, anstatt es amGeldmarkt anzulegen. Oder anders ausgedrückt: die Produzentenrente ist derGewinn desUnternehmers, der betriebswirtschaftliche Gewinn ist der ErfolgdesUnternehmens.

24 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.3 Monopol

Die führt zur allgemeinen Definition der Rente eines Produktionsfaktors: sieist der Überschuss des in einer bestimmten Faktorverwendung entstehendenFaktorertrages, der über die Opportunitätskosten des Faktors in der nächstbes-seren Verwendung hinausgeht.

3.3 Monopol

Der Monopolist maximiert seinen Gewinn bei der Produktion,bei der die GrenzkostenMonopol

gleich dem Grenzerlös sind (bei der vollständigen Konkurrenz wird die Produktion rea-lisiert, bei der die Grenzkosten gleich dem akzeptierten Preis sind). Bei einem Mono-pol gibt es nur einen Anbieter am Markt weswegen dessen Produktionsfunktionen di-rekt mit der Marktnachfrage in Bezug gesetzt werden können.Der Monopolist kann jedePreis/Mengen–Kombination erreichen, die auf der NachfragefunktionDD liegt.

x

p

DD

GE

GK

x∗

p∗

xM

pM

U

V

W

X

C

0

Abbildung 3.3: Preisbildung bei Monopol

Der Erlös für den Monopolisten istE = p(x)x, wobei der Preis über die Nachfragefunkti-on von der Menge abhängt. Für den Grenzerlös ergibt sich dann:

GE(x) =dp

dxx + p = p ∗

(

1 +1

η

)

︸ ︷︷ ︸

Monopolaufschlag

Der „Monopolaufschlag” ist abhängig von der Preiselastizität der Nachfrage. Je größerdie Elastizität, desto kleiner die Marktmacht des Monopolisten (die Nachfrager können jaz. Bsp. auf Substitute umsteigen). Daraus folgt, die Marktmacht ist umgekehrt proportio-nal zur Preiselastizität der Nachfrage. Je kleiner die Elastizität, desto beliebiger kann derMonopolist den Preis festlegen.

Der PunktC wird Cournot–Punktgenannt und repräsentiert das Preis/Mengen–VerhältnisCournot–Punkt

mit dem maximalen Gewinn für den Monopolisten. Durch die Realisierung des PunktesC

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.4 monopolistische Konkurrenz

in der Monopolsituation anstatt des MarktgleichgewichtsV bei vollständiger Konkurrenzwerden zwei Effekte ausgelöst:

• Umverteilung der KonsumentenrenteBei vollständiger Konkurrenz wäre die Konsumentenrente das Dreieckp∗V W , inder Monopolsituation wird von dieser Konsumentenrente dieFlächep∗UCpM zurProduzentenrente. Die Konsumentenrente wird zur Produzentenrente umverteilt. Die-ser Effekt ist volkswirtschaftlich neutral.

• WohlfahrtsverlustDie Summe aus Produzentenrente und Konsumentenrente (Gesamtrente) bei voll-ständiger Konkurrenz entspricht ca. der Fläche0V W . Beim Monopol schrumpftdiese auf die Fläche0CW . Diese Verringerung der Rente (XCV ) stellt einen volks-wirtschaftlichen Wohlfahrtsverlust dar.

Bisher wurde ein vollkommener Markt unterstellt. Ein Monopolist ist aber oftmals in derLage, durch Bildung von Teilmärkten die Homogenität der Güter zu reduzieren. So wer-den z. Bsp. durch Verkaufen ein und desselben Produktes einmal als Markenprodukt undeinmal als No–Name–Produkt unterschiedliche Preise erzielt. Außerdem können durchMarketing verschiedene Käufergruppen nach Präferenzen gebildet werden (Fluglinien:Business–/Economy–Class). Könnte aus dieser Situation heraus jedem Nachfrager das Gutzu einem individuellen Preis verkauft werden, würde die Konsumentenrente insgesamt ge-gen 0 gehen.

3.4 monopolistische Konkurrenz

Die Stabilität eines Monopols hängt entscheident davon ab,ob der Markt offen oder ge-monopolistischeKonkurrenz schlossen ist. Für ein dauerhaftes Monopol muss der Markt völlig geschlossen sein. Auf

einem offenen und damit bestreitbaren Markt hat ein Monopolkeinen dauerhaften Be-stand. Konkurrenten werden von den hohen Gewinnen angelockt und sofern keine insti-tutionellen oder ökonomischen Hemnisse vorliegen einen Teil des Marktes übernehmen.Dem ursprünglichen Monopolisten steht damit nicht mehr dergesamte Markt als Absatz-möglichkeit zur Verfügung. Die Preis–Absatz–Funktion desMonopolisten ändert sich.

Wie bereits erwähnt, haben die Nachfrager–Präferenzen einen großen Einfluss auf dieMarktmacht des Monopolisten. Daher muss er dafür sorgen, genügend Nichtpreispräfe-renzen aufzubauen (z. Bsp. gute Geschäftslage, Parkplätze, sympathische Angestellte, po-sitives Image), um sein Monopol zu stabilisieren. Dadurch hat er einen breiteren Spielraumfür Preiserhöhungen, ohne dass viele Kunden zur Konkurrenzwechseln. Daraus resultierteinedoppelt geknickte Preis–Absatz–Kurve(siehe Abbildung 3.4).doppelt geknickte

Preis–Absatz–KurveBietet der Monopolist (unter Konkurrenz) seine Güter über einem Preisp3 an, so muss ermit einem starken Rückgang der Nachfrage rechnen. Auch die durch Marketing aufgebau-ten Präferenzen können die Kunden bei dermaßen hohen Preisen nicht mehr halten undsie wechseln zur Konkurrenz. Im Bereich zwischenp3 undp1 reagieren die Kunden auf-grund der durch Präferenzen gebildeten Monopolstellung verhalten auf Preisänderungen.

26 VWL — Preisbildung, FOM München, 27. April 2005 c©2005, Patric Thurm

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.5 Oligopol

x

p

PAF

GE

GK

p1

p2

p3

0

Abbildung 3.4: doppelt geknickte Preis–Absatz–Kurve

Der Monopolist muss kaum Einfluss der Konkurrenten hinnehmen. Der Monopolist wirdden Preisp2 realisieren, da hier das Gewinnmaximum vorliegt (GE=GK). Bei einem Preisunterhalbp1 würde der Monopolist viele potentielle Kunden anziehen, dader Preis sehrattraktiv ist.

Die monopolistische Konkurrenz findet sich überwiegend in reichen Ländern wegen derdort herrschenden stark differenzierten Nachfrage. Es gibt viele Nischen, in denen ein Pro-duzent monopolistisch agieren kann, wozu besonders das ausgeprägte Markenbewusstseinbeiträgt.

3.5 Oligopol

Kennzeichnend für einOligopol sind mehrere größere Anbieter die miteinander konkur-Oligopol

rieren, wobei jeder Mitbewerber Einfluss auf den Markt hat. Dabei muss jeder Anbieterdamit rechnen, dass Aktionen seinerseits Auswirkungen aufdas Verhalten der Mitbewer-ber haben. Daher spielen Strategiemodelle bei der Betrachtung von Oligopolen eine großeRolle (Stichwort Gefangenendilemma).

Ein homogenes Oligopolist ein Oligopol in einem homogenen Markt und es gibt keinehomogenes Oligopol

Präferenzen. Der einzige Aktionsparameter ist die Menge. Diese Art von Oligopol ist ehertheoretischer Natur und daher kaum interessant. Realistischer ist einheterogenes Oligopol, heterogenes Oligopol

bei dem es gewisse Preisunterschiede bei ähnlichen Substitutionsgütern aufgrund von Prä-ferenzen der Nachfrager gibt (z. Bsp. Automobilmarkt). Im heterogenen Oligopol ist derPreis ein wichtiger Aktionsparameter. Erfahrungswerte zeigen, dass die Preisschwankun-gen in einem Oligopol eher verhalten sind, daher ist die Preisbildung am besten anhanddieser Preisstarrheit zu erklären. Betrachtet man vereinfachend einDyopol (nur zwei An- Dyopol

bieter konkurrieren) ergibt sich folgendegeknickte Preis–Absatz–Kurve. geknickte Preis–Absatz–Kurve

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildung

x

p

PAF

GE

GKA

pA

xA0

Abbildung 3.5: geknickte Preis–Absatz–Kurve

Die Konkurrenten sind in erster Linie an einem hohen Marktanteil interessiert. Unter die-sem Gesichtspunkt verläuft die PAF eines Anbieters oberhalb des PunktesA elastisch,da er vermutet, dass bei diesem hohen Preisniveau selbst kleine Preiserhöhungen bereitsgroße Absatzeinbußen zur Folge haben, da der Konkurrent nicht mitziehen wird. Unter-halb Punkt A verläuft die PAF relativ unelastisch. Der Anbieter erwartet hier, dass einePreissenkung nur mit geringem Absatzzugewinn einhergeht,da auch der Konkurrent denPreis reduzieren wird um keine Marktanteile zu verlieren. Der Schnittpunkt von GE undGK liegt in der Unstetigkeitsstelle (hervorgerufen durch den Knick der PAF). Es bildetsich also der PreispA. Selbst bei einer Verschiebung der Grenzkostenfunktion (d. h. beiVeränderung der Kostensituation des Anbieters) „innerhalb” der Unstetigkeitstelle bleibtder Preis konstant. Auch Änderungen der Nachfrage haben keine Auswirkungen auf denPreis solange der Schnittpunkt von GK und GE in der Unstetigkeitsstelle bleibt.

3.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildung

3.6.1 Höchst– und Mindestpreise

Ein Mindestpreisist ein garantiertes Preisniveau, das über dem Gleichgewichtspreis liegtMindestpreis

(z. Bsp. Mindestpreise für Agrargüter in der EU). BeimHöchstpreishingegen wird verhin-Höchstpreis

dert, dass der Preis auf das Niveau des Gleichgewichtspreises steigt.

Der Mindestpreisp1 liegt über dem GleichgewichtspreispG. Zu diesem Preis wird nurnoch die Mengex1 umgesetzt. Durch den Mindestpreis sinkt die Konsumentenrente vonder Fläche des DreieckspGBG auf die Fläche des Dreiecksp1BM . Die Fläche des Vier-eckspGXMp1, die im Gleichgewichtspreis zur Konsumentenrente gehört wird nun zurProduzentenrente. Die Fläche des DreiecksXGM (ehemals Konsumentenrente) geht ver-loren. Analog geht die Produzentenrente in Höhe der FlächeXY G verloren. Produzenten

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildungreplacements

p

SS

DD

xG

pG

p1

p2

x1A

B

G

M

X

X

Y

Abbildung 3.6: Mindestpreis und Höchstpreis

und Konsumenten zusammen verlieren also durch den Mindestpreis die Rente im Umfangdes DreiecksMY G. Dies ist einWohlfahrtsverlust, hervorgerufen durch den Mindestpreis.Wohlfahrtsverlust

Im Falle eines Höchstpreisesp2, der unter dem Gleichgewichtspreis liegt wird es ebenfallszu einem Wohlfahrtsverlust in Höhe der Fläche des DreiecksMY G kommen. Der Unter-schied ist lediglich, dass es zu einer Umverteilung der Produzenten- zur Konsumentenrentekommt (pGXY p2).

Wird ein Mindestpreis festgesetzt, dann kommt es zu Überschussproduktion. Diese mussvom Staat aufgekauft werden, wodurch hohe Lagerhaltungskosten entstehen oder der Über-schuss muss vernichtet werden (Stichwort Butterberg). Mindestpreise dienen meist demSchutz der Produzenten, insbesondere kleinerer Unternehmen, wodurch z. Bsp. Arbeitsplät-ze gesichert werden sollen. Die gesamtwirtschaftlichen Aufwirkungen eines Mindestprei-ses sind jedoch angesichts der gravierenden Nachteile kaumabzuschätzen.

Durch einen Höchstpreis wird ein Nachfrageüberschuss bewirkt. Die Nachfrager wollenmehr Güter haben als zu dem Preis angeboten werden. Ein Höchstpreis hat im Wesentli-chen 4 negative Wirkungen (am Beispiel Höchstmiete):

• keine Ausweitung des AngebotsObwohl ein Nachfrageüberschuss herrscht, kommt es aufgrund des festgesetztenPreises nicht zu einer Ausweitung des Angebots. Die geringen Mieten schaffen kaumAnreiz für Investoren, neue Wohnungen zu errichten.

• verschärfte Bedingungen bei der VerteilungDurch den Nachfrageüberschuss kommen die Anbieter in eine Machtposition. DieVermieter können sich unter den zahlreichen Bewerbern die besten aussuchen undzwar auch nach nichtökonomischen Kriterien (z. Bsp. Kinder, Haustiere, Religion),die normalerweise keine Rolle spielen würden.

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildung

• SchwarzmarktUm diesen Bedingungen zu entgehen, weichen die Menschen aufschwarze Märkteaus, in denen sich der Preis frei gestalten kann.

• RationierungsmaßnahmenDer Staat muss die Höchstpreise durch Rationierungsmaßnahmen absichern (z. Bsp.Bezugsscheine). Dadurch werden z. Bsp. Bestechung und Lobbyismus provoziert.

3.6.2 Steuern und Subventionen

AuchSteuernundSubventionenstellen staatliche Eingriff in die Preisbildung dar. Am Bei-SteuernSubventionen spiel einer Verbrauchssteuer, die vom Produzenten abzuführen ist (z. Bsp. Mineralölsteuer)

soll der Effekt einer Steuer dargestellt werden.

p

SS1

SS2

DD

xG

pG

pS

p1

xSA

B

G

X

X

Y

t

Abbildung 3.7: Verbrauchssteuer

Die Verbrauchsteuert muss vom Produzenten abgeführt werden, er hat die Zahllast.DieSteuern bedeuten also für die Produzenten Kosten, wodurch sich die SS–Kurve um dieSteuert nach oben verschiebt. Im neuen SchnittpunktY wird nur noch die MengexS

zum höheren PreispS umgesetzt. Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust in Höhe der Fläche desDreiecksXY G. Dieser Verlust kann nur durch Abschaffung der Steuer vermieden werden.

Der Teil der Konsumenten- und Produzentenrente, der vom Viereckp1XY pS umschlossenwird, ist die gesamtwirtschaftliche Steuerlast, getragensowohl von den Produzenten (TeilunterhalbpG), als auch von den Konsumenten (Teil oberhalbpG). Die Steuereinnahmenbilden also einen volkswirtschaftlich neutralen Umverteilungseffekt. Obwohl die Produ-zenten die Zahllast für die Steuer haben, ist zu erkennen, dass die Traglast auch teilweisebei den Konsumenten liegt. Die Verteilung der Traglast auf die Produzenten und Konsu-menten hängt von den Angebots- und Nachfrageelastizitätenab. Die Traglast liegt umsomehr auf Seite der Konsumenten, je unelastischer die Nachfrage (Konsumenten könnennur wenig ausweichen) oder je elastischer das Angebot ist. Je elastischer die Nachfrage

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildung

(Konsumenten haben gute Ausweichmöglichkeiten) oder je unelastischer das Angebot ist,desto mehr Traglast liegt auf Seite der Produzenten.

Genau wie eine Steuer hat euch eine Subvention einen Wohlfahrtsverlust zur Folge. AufPreis und Menge wirkt eine Subvention umgekehrt wie die Steuer. Es kommt zu einerProduktionsausdehnung bei niedrigen Preisen (Ausmaß abhängig von den Elastizitäten).

p

SS2

SS1

DD

xG xS

pG

pS

A

B

C

G

X

X

Yz

Abbildung 3.8: Subvention

Die Subvention in Höhez bewirkt eine Ausdehnung der Produktion vonxG auf xS beieiner Preissenkung vonpG aufpS. Im Gegensatz zur Steuer bewirkt eine Subvention einenZuwachs der Konsumenten- und Produzentenrente. Die Konsumentenrente im Gleichge-wichtG entspricht der Fläche vonpGCG und erhöht sich aufpSXC. Die Produzentenrenteentspricht im Gleichgewicht der Fläche des DreieckspGAG und steigt auf die Fläche vonABY . Die Subventionsausgaben des Staates entsprechen der Fläche des ViereckspSXY B

und übersteigen damit die Rentenzuwächse um den BetragGXY , der den Wohlfahrts-verlust darstellt. Zusätzlich zu dem Wohlfahrtsverlust bedeuten die Subventionszahlungenaußerdem eine Belastung des Staatshaushalts.

Die durchwegs negativen Wirkungen von Steuern und Subventionen lassen die Frage ent-stehen, wieso sie überhaupt angewendet werden. Am häufigsten werden Steuern und Sub-ventionen zur Behebung von Marktmängeln eingesetzt.

• Internalisierung externer Effekte, also die Einbeziehungvon Faktoren, die nicht vomMarkt von sich aus berücksichtigt werden (Ökosteuer).

• Steuerung der Bereitstellung kollektiver Güter (subventionierte Mietwohnungen).

• Korrektur ungerechter Einkommensverteilung (Ungleichgewicht PR und KR durchstark ungleiche Elastizitäten in Angebot und Nachfrage).

• Erhöhung der fiskalischen Einnahmen (USt).

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildung

Liegen zum Beispiel wegen externer Effekte die sozialen Kosten bei der Herstellung ei-nes Gutes höher als die privaten (unternehmerischen) Kosten (z. Bsp. Energieerzeugung,Umweltverschmutzung) kann dieser Wohlfahrtsverlust durch Erhebung einer Steuer kom-pensiert werden.

x

p

SS1

SS2

DD

xGxO

pO

pG G

O

Y

Abbildung 3.9: Internalisierung

Bei der Produktion der im MarktgleichgewichtG abgesetzten MengexG entstehen exter-ne Effekte, die nicht durch den PreisxG „abgegolten” werden, da die Marktteilnehmerdiese nicht berücksichtigen. Die privaten Kosten sind geringer als die sozialen Kosten.Durch eine Steuer würde der Preis steigen und die produzierte Menge würde sich verrin-gern; es wird das soziale OptimumO erreicht (eine entsprechend genau bemessene Steuervorausgesetzt). Dadurch verschiebt sich die Angebotskurve vonSS1 (entspricht den pri-vaten Kosten) aufSS2 (beinhaltet auch die sozialen Kosten der externen Effekte)und derWohlfahrtsverlustOGY wäre kompensiert.

3.6.3 Preisstabilisierung

Auf einigen Märkten (z. Bsp. Kaffee) soll der Staat durch Eingriff in die Preisbildung füreinePreisstabilisierungsorgen. Dazu wird oftmals in Zeiten einer AngebotsvergrößerungPreisstabilisierung

der Überschuss durch den Staat aufgekauft und eingelagert.Dadurch kann ein Preisverfallverhindert werden. Kommt es dann zu einer Verknappung des Angebots kann der Staat dasAngebot und damit auch den Preis stabilisieren indem der denLagerbestand wieder aufden Markt bringt. Dieses Verfahren ist jedoch mit erheblichen Nachteilen behaftet.

• Durch die Lagerhaltung entstehen erhebliche Kosten, die häufig in keinem Verhältniszum dem erzielten Nutzen der Preisstabilisierung liegen.

• Die Abschätzung der Marktentwicklung ist oftmals nur schlecht möglich. Ist zumBeispiel ein gegenwärtig beobachter Nachfragerückgang nicht nur vorübergehenderNatur, sondern der Beginn einer nachhaltigen Entwicklung,so wird durch den staat-lichen Eingriff der normalerweise eintretende Angebotsrückgang verzögert.

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildung

• Versagt der Mechanismus kommt es zu heftigen und plötzlichen Destabilisierungendes Preises. Steigt die Nachfrage zum Beispiel dauerhaft an, was ab einem bestimm-ten Zeitpunkt nicht mehr kompensiert werden kann (Lager leer) schießt der Preis indie Höhe, weil das Angebot kurzfristig nicht erhöht werden kann. Bei Verzicht aufIntervention hätten das Angebot entsprechend der Nachfrage mitwachsen können.

Eine effektivere Form der Preisstabilisierung ist daher die Erlösstabilisierung. Dabei wer- Erlösstabilisierung

den in Zeiten hoher Einnahmen die erzielten (monetären) Überschüsse in einen Fondsgezahlt. Kommt es zu Einnahmeverringerungen durch sinkenden Absatz oder verteuerteProduktion können die Verluste durch Zahlungen aus dem Fonds kompensiert werden unddamit eine Preiserhöhung verhindert werden.

Besonders bei Märkten mit regelmäßigen periodischen Schwankungen des Angebotes machtPreisstabilisierung Sinn. Diese Schwankungen wurden zuerst auf dem Markt für Schwei-nefleisch untersucht und der gefundene Effekt demnachSchweinezyklusgenannt. Durch Schweinezyklus

zeitliche Verzögerungen in der Anpassung des Angebotes kommt es regelmäßig zu Si-tuationen mit zu hohem oder zu knappen Angebot und demzufolge zu niedrigen bzw. zuhohen Preisen. Steigen die Preise durch höhere Nachfrage kommt es zu Investitionen zurAusweitung der Produktion. Diese wirken sich jedoch erst verzögert auf das Angebot aus,sodass es zu einer übergroßen Erhöhung des Angebotes kommt (der Markt hat sich zwi-schenzeitlich wieder beruhigt, die Nachfrageerhöhung warnur vorübergehend). Durch dieÜberproduktion wird ein Preisverfall bewirkt, infolgedessen es zu einer Verringerung derProduktion kommt. Da auch diese zeitverzögert abläuft kannes wiederrum zu einer An-gebotsverknappung mit steigenden Preisen kommen. Durch die steigenden Preise wird dieInvestitionstätigkeit erhöht und der Kreislauf beginnt von vorn. Ursache dafür sind diekurzfristig unelastischen Angebotskurven.

2

3

4

1

x

p

SSSS1 SS2SS3 SS4

DD

p1

p2

p3

p4

G

Abbildung 3.10: Schweinezyklus

Das langfristige GleichgewichtG wird beim Schweinezyklus erst nach langer Zeit erreicht.Aufgrund der kurzfristig unelastischen Angebotsfunktion(SS1) kommt es durch eine stei-gende Nachfrage zu sehr hohen Preisen (p1) die weit über dem langfristigen Gleichge-

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3 Grundzüge der Preistheorie 3.6 Staatliche Eingriffe in die Preisbildung

wichtspreis liegen. Dadurch werden bestehende Produzenten ihre Produktion ausweitenund neue Anbieter auftreten. Das Angebot wird soweit ausgeweitet (SS2), wie es den Pro-duzenten aufgrund der langfristigen Faktorrestriktionen(symbolisiert durchSS) bei demPreisp1 möglich ist. Die angebotene Menge liegt nun jedoch über der Gleichgewichtsmen-ge. Aufgrund des Überangebotes lässt sich nur der Preisp2 am Markt erzielen. Bei diesemPreis können die Anbieter aber nur eine geringere Menge produzieren, es kommt zu einerAngebotsverminderung aufSS3. Es herrscht ein Nachfrageüberschuss bei hohen Preisen(p3) infolgedessen die Investitionstätigkeit wieder zunimmtund das Angebot ausgeweitetwird (SS4, p4).

Sollte der Staat bei einem solchen Markt stabilisierend eingreifen, ist es also erforderlichin regelmäßigen Abständen eine Bevorratung vorzunehmen. Während dieser Bevorratungkommt es zu anscheinend künstlich erhöhten Preisen und hohen Belastungen des Staats-haushaltes, weswegen sie oftmals nicht in erforderlichem Maße durchgeführt wird (Poli-tik, Machkämpfe, Zusammenspiel Wahltermin — Schweinezyklus). In ungünstigen Zeitenbleibt dem Staat dann nur noch die Aufnahme von Krediten, um stabilisierend eingreifenzu können.

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Index

Ziffern1. GOSSENsche Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

BBudgetgleichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

CCobb–Douglas–Produktionsfunktion. . . . . . . . . . . . .14Cournot–Punkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Ddoppelt geknickte Preis–Absatz–Kurve . . . . . . . . . . 26Durchschnittsproduktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14Dyopol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

EEinkommenseffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Einkommenselastizität der Nachfrage . . . . . . . . . . . . . 5Elastizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Erlösstabilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Ersparnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9

Ggeknickte Preis–Absatz–Kurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27gerechter Preis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Gewinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23GIFFEN–Güter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Grenzkosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17Grenznutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1Grenzproduktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Grenzrate der Substitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2Grenzrate der Zeitpräferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

HHöchstpreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28heterogenes Oligopol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27homogenes Oligopol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Homogenität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

IIndifferenzkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2inferiore Güter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5

KKlassisches Ertragsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13komplementäre Güter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15Kreuzpreiselastizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Llangfristige Durchschnittskostenkurve . . . . . . . . . . . 19

MMarktformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Marktgleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Markttransparenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Marktverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22mindestoptimale Betriebsgrös̈se . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Mindestpreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Monopol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25monopolistische Konkurrenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Nnormale Güter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Nutzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1

OOffenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Oligopol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

PPräferenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Preiselastizität der Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Preisstabilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Produktionsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Produzentenrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

SSchweinezyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Skalenertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Steuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Substitutionseffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Substitutionsgüter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5Subventionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30

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superiore Güter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Ttotale Durchschnittskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Vvariable Durchschnittskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17vollständige Konkurrenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23

WWohlfahrtsverlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29


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