+ All Categories
Home > Documents > Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge...

Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge...

Date post: 16-Aug-2019
Category:
Upload: truongdang
View: 212 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
17
FOLGEERKRANKUNGEN BEI DIABETES MELLITUS Bei Diabetes die Augen im Blick behalten
Transcript
Page 1: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus

Bei Diabetes die Augen im Blick behalten

Page 2: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

� �

Inhalt

Wenn der Zucker ins Auge geht 4 – 5

Wie das Sehen funktioniert 6

Problempunkt Auge 7 – 8

Wie Diabetes das Sehvermögen beeinträchtigt 9 – 11

Einfache Selbstkontrolle mit dem Amsler-Gitter 12 – 13

Genau hinschauen: Untersuchungen der Augen 14

Die Sicht verbessern: Möglichkeiten

zur Behandlung von Augenschäden 15 – 17

Sehprobleme verringern die Lebensqualität 18 – 19

Diabetes – was steckt dahinter ? 20 – 23

Gefährliches Quartett: das metabolische Syndrom 24

Den Alltag gut meistern 25 – 26

Genussvoll schlemmen 27 – 29

Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps 30

Glossar 31

Impressum

Alle Rechte vorbehalten. Diese Broschüre ist einschließlich all ihrer Teile

urheberrechtlich geschützt. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung

der Novartis Pharma GmbH dürfen weder die Broschüre noch Teile davon

in irgendeiner Form durch Fotokopie, Mikroverfilmung, Übertragung auf

elektronische Datenträger, Übersetzung oder auf sonstige Weise verviel-

fältigt, verbreitet oder anderweitig verwertet werden.

Novartis Pharma GmbH

Roonstraße 25, 90429 Nürnberg

www.novartis.de, www.ratgeber-makula.de

Konzept und Text:

Jutta Heinze, Allermöher Deich 95, 21037 Hamburg

[email protected], www.heinze-redaktion.de

Layout:

bbpm, Stefan Behrendt, Schaapkamp 9 a, 22927 Großhansdorf

[email protected], www.bbpm.de

Schlussredaktion:

Text+Plan Dr. Ira Lorf, Fischers Allee 59 e, 22763 Hamburg

[email protected], www.textundplan.de

Bildquellen:© iStockphoto.com/erikreis (S. 1, 32), © iStockphoto.com/stocksnapper (S. 4), Novartis Pharma (S. 6, 10, 11, 12, 16), © iStockphoto.com/duncan1890 (S. 8), © iStockphoto.com/jamstock (S. 15), Dr. med. Georg Spital, St. Franziskus-Hospital, Münster (S. 18), Carl Zeiss (S. 19), © iStockphoto.com/mpessaris (S. 20), © iStockphoto.com/amriphoto (S. 22), © iStockphoto.com/sjlocke (S. 25), © iStockphoto.com/ardaayderman (S. 27), © iStockphoto.com/ivosevicv (S. 29)

Ausklappkarte S. 1: © iStockphoto.com/kontrast-fotodesign, © iStockphoto.com/mchebby, © iStockphoto.com/Marika-, S. 2: © iStockphoto.com/bit245, © iStockphoto.com/Saddako, © iStockphoto.com/zkruger, © iStockphoto.com/MarkSwallow

Page 3: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

� �

Wenn der Zucker ins Auge geht

Folgeschäden durch Diabetes mellitus verkürzen die

Lebenserwartung von Zuckerkranken im Vergleich zu Nicht-

diabetikern um rund acht Jahre. Denn schlecht eingestellte

Blutzuckerwerte schädigen langfristig die Blutgefäße und

Nerven – und damit verschiedene Organe. Neben Herz-

Kreislauf-System und Nieren leiden vor allem die Augen

unter einer schlechten Blutversorgung. Hierzulande verlieren

jährlich rund 6.000 Diabetiker ihr Augenlicht aufgrund einer

diabetischen Retinopathie (siehe Seite 7 – 11).

Schädigung der großen und kleinen Blutgefäße

Zu viel Zucker im Blut richtet unter anderem in den Blut-

gefäßen viel Schaden an: Sie verkalken und verengen sich

(Arteriosklerose) und können dadurch ihr „Zielgebiet“ nicht

mehr optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.

Dadurch steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall,

Nierenversagen und Augenschäden bei Diabetikern massiv

an. Durchblutungsstörungen der großen Gefäße gefährden

vor allem das Herz-Kreislauf-System, Versorgungsprobleme

der kleinen Gefäße hauptsächlich Augen und Nieren.

Regelmäßige Blutzuckerkontrollen und eine auf den Patienten und seine Werte persönlich zugeschnittene Therapie (Lebens-stiländerungen, Tabletten und Insulin) bieten den besten Schutz vor diabetischen Folgeerkrankungen. Je besser und konstanter der Blutzuckerspiegel eingestellt ist, umso geringer ist die Gefahr, dass der Körper dauerhaft Schaden nimmt.

Daher gilt für alle Diabetiker:

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt (Blutzucker, Blutfette, Blutdruck, Nierenwerte)

Einmal jährlich: Augenuntersuchung beim Augenarzt

Der beste Schutz: regelmäßige Kontrollen

Page 4: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

� �

Wie das Sehen funktioniert

Wenn wir etwas anschauen, beispielsweise eine Blume,

gelangt das reflektierte Licht durch die verschiedenen Ab-

schnitte des Auges: die Hornhaut, die vordere Augenkammer,

die Iris (Regenbogenhaut), die Linse und den Glaskörper

bis auf die Netzhaut (Retina), auf der sich die Sehzellen und

im Netzhautzentrum der Bereich des schärfsten Sehens

(gelber Fleck/Makula) befinden. Die Sehzellen wandeln das

Licht in Nervenimpulse um, aus denen im Gehirn ein Bild

entsteht, durch das die Blume für uns erst sichtbar wird.

Problempunkt Auge

Unser wichtigstes Sinnesorgan leidet stark unter einer

schlechten Blutversorgung. Schwere Sehbeeinträchtigungen

bis hin zur Erblindung gehören daher zu den typischen

Spätfolgen von Diabetes – trotz verbesserter Diagnostik

und guter Behandlungsmöglichkeiten. Vor allem zwei Netz-

hauterkrankungen machen den Augen von Diabetikern zu

schaffen: die diabetische Retinopathie und die diabetische

Makulopathie bzw. das diabetische Makulaödem (DMÖ).

Diabetische Retinopathie

Hohe Blutzuckerwerte schädigen auf Dauer die feinen

Netzhautgefäße und führen zur häufigsten diabetischen

Augenerkrankung, der diabetischen Retinopathie. Anfangs

beschränken sich die Gefäßveränderungen auf die Netz-

haut. Es kommt zu Einblutungen, Ablagerungen von Fett

und Eiweiß und kleinen Gefäßaussackungen; die Sauerstoff-

versorgung des Auges leidet. Dieses Stadium bemerken

die Betroffenen selten. Im weiteren Krankheitsverlauf bilden

sich krankhafte neue Blutgefäße, die auch in den Glas-

körper des Auges einwachsen und zu Blutungen neigen

Netzhaut (Retina)

Gelber Fleck (Makula)

Regenbogen- haut (Iris)

Linse

Pupille

Hornhaut

Glaskörper

Sehnerv

Aufbau des Auges

Page 5: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

� �

(proliferative Retinopathie). Blutungen im Glaskörper

verschlechtern die Sehschärfe massiv.

Diabetische Makulopathie und Makulaödem

Diabetische Netzhauterkrankungen verlaufen schleichend,

die Betroffenen bemerken Sehbeeinträchtigungen daher

meist erst bei fortgeschrittenen Netzhautschäden im Bereich

des schärfsten Sehens – dem gelben Fleck (Makula) in der

Netzhautmitte (Makulopathie). Flüssigkeitsansammlungen

und eine verdickte Netzhaut in diesem Gebiet (Makulaödem)

gefährden das Augenlicht von Diabetikern.

Wie Diabetes das Sehvermögen beeinträchtigt

Von einer leichten Retinopathie erfahren Diabetiker oft

zufällig während eines Besuchs beim Augenarzt. Im fort-

geschrittenen Stadium kommt es jedoch zu charakteris-

tischen Beeinträchtigungen, die sich im Alltag durchaus

bemerkbar machen. Sichtbeispiele dazu finden Sie auf den

folgenden beiden Seiten.

Typische Symptome diabetischer Augenschäden

Unscharfes, verschwommenes Sehen

Dunkle Flecken und/oder rote Schleier

im Gesichtsfeld

„Grauer Vorhang“/„Schleiersehen“, verzerrtes

Sehen (bei Makulopathie bzw. Makulaödem)

„Lichtblitze“ und „Rußregen“ bei beginnender

Netzhautablösung (bei Netzhautablösung

besteht Erblindungsgefahr – bitte schnell einen

Augenarzt aufsuchen!)

Plötzliche und drastische Verschlechterung der

Sehschärfe bei Einblutungen in den Glaskörper

Page 6: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

10 11

„Lichtblitze“

„Grauer Vorhang“ / „Schleiersehen“

Dunkle Flecken

Unscharfes, verschwommenes Sehen

Page 7: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

1� 1�

Die Augen im Blick behalten

Wenn Diabetiker bemerken, dass mit ihren Augen etwas nicht

stimmt, ist die Erkrankung meist schon fortgeschritten. Ein

ganz einfacher und kurzer Test für zu Hause, der sogenannte

Amsler-Gitter-Test, kann dazu beitragen, erste Anzeichen

eines Makulaödems auch zwischen zwei Kontrollterminen

beim Arzt möglichst frühzeitig zu erkennen (siehe Einlege-

blatt). Am besten befestigen Sie das Testgitter an einer gut

sichtbarer Stelle, wie zum Beispiel an der Kühlschranktür

oder im Badezimmer.

Einfache Selbstkontrolle mit dem Amsler-Gitter

Unser Gehirn schafft es, das Sehen selbst dann noch über

lange Zeit hinweg aufrechtzuerhalten, wenn die Augen durch

diabetische Augenschäden wie beispielsweise das diabetische

Makulaödem (DMÖ) deutlichen Schaden genommen haben.

Dadurch bemerken die Betroffenen beginnende Sehprobleme

oft erst einmal gar nicht – zumal das schlechte Sehen meist

nicht von heute auf morgen auftritt, sondern sich langsam

einschleicht.

Rund 15 Prozent der Diabetiker leiden nach 15-jähriger Erkran-kungsdauer an Netzhautschäden im Bereich des gelben Flecks (Makulopathie).

Mit dem Amsler-Gitter-Test lässt sich die Funktion der Makula ganz einfach in Eigenregie überprüfen. Dieser Selbsttest ersetzt jedoch keinesfalls eine regelmäßige Überprüfung durch Ihren Augenarzt. Das für den Test notwen-dige karierte Quadrat (Amsler-Gitter) und eine Testbeschreibung haben wir dieser Broschüre beigelegt (Nachbestellung unter 01802 232300 (0,06 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz; max. 0,42 € pro Minute aus dem deutschen Mobilfunknetz).

Schneller Check für zu Hause: der Amsler-Gitter-Test

Das Amsler-Gitter

Normales Sehen Dunkler Fleck / verzerrtes Sehen

Page 8: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

1� 1�

Genau hinschauen: Untersuchungen der Augen

Eine Untersuchung des Augenhintergrunds (Ophthalmo-

skopie) einmal jährlich gehört bei Diabetikern zu den regel-

mäßigen Kontrolluntersuchungen. Diese schmerzfreie

Untersuchung zeigt Gefäßveränderungen, Ablagerungen

und Blutungen auf der Netzhaut. Da der Arzt die Pupille

dafür mit speziellen Augentropfen „weittropft“, um eine

optimale Sicht auf die Netzhaut zu erhalten, reagieren die

Augen danach sehr blendempfindlich. Die Patienten dürfen

daher einige Stunden nicht selbst Fahrrad oder Auto fahren.

Untersuchungen je nach Krankheitsverlauf

Bei einer bereits vorliegenden Retinopathie kommen

weitergehende und oft auch häufigere augenärztliche

Untersuchungen infrage. Dazu gehören beispielsweise

eine Fluoreszenzangiografie zur Darstellung der Netzhaut-

gefäße mithilfe eines harmlosen gelben Farbstoffs oder die

optische Kohärenztomografie (OCT), die – ähnlich wie eine

Ultraschalluntersuchung – einen Blick auf die einzelnen

Netzhautschichten gewährt (siehe Bilder auf Seite 18 – 19).

Die Sicht verbessern: Möglichkeiten zur Behandlung von Augenschäden

Optimal eingestellte Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruck-

werte sowie der Verzicht aufs Rauchen bilden die Grund-

lage bei der Therapie von Diabetes-Spätfolgen. Die gezielte

Behandlung diabetischer Augenschäden richtet sich dann

nach dem Erkrankungsstadium. Vor allem zwei Therapie-

verfahren tragen wirkungsvoll dazu bei, die Sehleistung

zu verbessern und / oder den Verlust der Sehkraft zu ver-

hindern: Laser- und Injektionsbehandlungen.

Page 9: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

1� 1�

Netzhaut-Lasertherapie

Laserverfahren eignen sich vor allem dann, wenn sich neue

krankhafte Blutgefäße im Auge gebildet haben.

Mit Licht gegen unerwünschte Blutgefäße

Mit dem konzentrierten Lichtstrahl (Laser) kann der Arzt

ausgewählte Netzhautareale veröden. Dadurch bilden

sich die krankhaften Blutgefäße zurück und es entstehen

weniger unerwünschte Neubildungen dieser Gefäße. Oft

kann so verhindert werden, dass der Sehverlust weiter

fortschreitet. Für die Behandlung reicht in der Regel eine

örtliche Betäubung mit Augentropfen aus.

Behandlungen per Spritze

Spezielle Augeninjektionen, die der Augenarzt unter ört-

licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim

Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems

Besserung. Die Injektionen enthalten sogenannte VEGF-

Hemmer, die genau den Wachstumsfaktor hemmen, der

bei Diabetikern für Sehprobleme sorgt (siehe Kasten).

Kortisonhaltige Augeninjektionen spielen heutzutage in

diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle.

Hinter der Abkürzung VEGF verbirgt sich ein Wachstumsfaktor (Vascular Endothelial Growth Factor), der die Bildung neuer, brüchiger Blutgefäße im Auge sowie die Gefäßdurchlässigkeit und damit Ödeme fördert. Bei Patienten mit diabetischem Makulaödem finden sich erhöhte VEGF-Werte in der Netzhaut.

VEGF-Hemmer blockieren diesen Wachstumsfaktor und sen-ken dadurch die Gefahr, dass sich unerwünschte Blutgefäße und Ödeme im Auge bilden. Einige der bereits entstandenen Schäden wie das krankhafte Gefäßwachstum und Flüssigkeits-ansammlungen gehen mit diesen Substanzen sogar zurück. Die abschwellende Wirkung von VEGF-Hemmern verbessert oft die Sehfähigkeit.

Wie VEGF-Hemmer wirken

Page 10: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

1� 1�

Lebensqualität von Diabetikern. Auto fahren, fernsehen, ein

Kinobesuch oder lesen – all dies geht bei fortgeschrittenen

Augenschäden irgendwann nicht mehr.

Leider noch immer ein Tabu: Alltagsbeeinträchtigungen

Je mehr das Augenlicht nachlässt, desto weniger trauen

sich die Betroffenen zu. Manche ziehen sich dann zurück,

weil sie andere nicht belasten wollen oder aber das Gefühl

haben, dass sie aufgrund ihrer Einschränkung ausgegrenzt

werden. Der Austausch mit anderen Diabetes-Patienten

trägt dazu bei, das Selbstbewusstsein zu stärken und den

Alltag besser zu bewältigen (siehe Adressen auf Seite 30).

Sehprobleme verringern die Lebensqualität

So mancher fühlt sich bereits beeinträchtigt, wenn irgend-

wann in der zweiten Lebenshälfte kein Weg mehr an der

klassischen Lesebrille vorbeiführt. Dieses Beispiel lässt

ahnen, wie sehr die krankheitsbedingten Sichteinschränkun-

gen bei Diabetikern die Betroffenen belasten. Denn hier geht

es um weit mehr als ein paar schlecht lesbare Zeilen. Mit

zurückgehendem Sehvermögen sinkt nicht nur die Selbst-

ständigkeit, sondern auch die ohnehin schon reduzierte

Ophthalmoskopie Darstellung des Augen-hintergrunds (Netzhaut) – direkte Sicht

Fluoreszenzangiografie Genaue Darstellung der Netzhautgefäße – direkte Sicht

Optische Kohärenztomografie (OCT) Darstellung der Netzhautschichten – Querschnitt

Page 11: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

�0 �1

aufnehmen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel (Hyper-

glykämie). Für die Glukoseaufnahme aus dem Blut stellt der

Körper das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon

Insulin bereit. Wie ein Türöffner sorgt Insulin dafür, dass der

Blutzucker in den Körperzellen ankommt und dort in Energie

umgewandelt wird. Je mehr Zucker im Blut kursiert, desto

höher die Insulinausschüttung. Bei Diabetikern funktioniert

dieses Wechselspiel nicht mehr richtig.

Alles eine Typfrage

Mediziner unterteilen die Zuckerkrankheit grob in zwei

Varianten: Typ-1- und Typ-�-Diabetes.

Typ-1-Diabetes

Diese umgangssprachlich auch als jugendlicher Diabetes

bezeichnete Krankheitsform tritt, abgesehen von Ausnah-

men, in der Regel vor dem 40. Geburtstag auf – oft bereits

bei Kindern und Jugendlichen. All diese Patienten benötigen

von Anfang an eine Insulinbehandlung. Heilbar ist diese Er-

krankungsvariante leider nicht. Ein gesunder Lebensstil, eine

gut eingestellte Behandlung und regelmäßige Kontrollen

erlauben diesen Patienten aber heutzutage ein weitgehend

normales Leben.

Diabetes – was steckt dahinter ?

Diabetes mellitus, im Volksmund auch Zuckerkrankheit

genannt, zählt weltweit zu den häufigsten chronischen

Stoffwechselerkrankungen. Angelehnt an die typische

Zuckerausscheidung im Urin bedeutet Diabetes mellitus

wörtlich übersetzt „honigsüßer Durchfluss“.

Zuckerstoffwechsel auf Abwegen

Bei Diabetes mellitus können die Körperzellen den Zucker

aus dem Blut (Glukose = Traubenzucker) nicht mehr richtig

Page 12: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

�� ��

Zu viel oder zu wenig: Unter- und Überzuckerung

Bei Diabetikern gerät der Zuckerstoffwechsel manchmal

aus dem Lot, vor allem bei zu hoch oder zu niedrig dosier-

ten Medikamenten. Extreme Entgleisungen nach oben oder

unten können schlimmstenfalls zur Bewusstlosigkeit führen

und ein diabetisches Koma („Zuckerschock“) hervorrufen.

Achten Sie daher auf folgende Anzeichen:

Unterzuckerung (Hypoglykämie)

Unruhe, Konzentrations- und Koordinationsstörungen,

Verwirrung, Zittern, Heißhunger (auf Süßes),

Schwitzen, Erbrechen, Sehstörungen, schneller Puls,

hoher Blutdruck.

Erste Hilfe: Zuckerhaltiges verabreichen (Limonade,

Traubenzucker – danach ein Stück Brot), sofern der

Betroffene bei Bewusstsein ist. Zügig einen Arzt rufen.

Überzuckerung (Hyperglykämie)

Azetongeruch beim Ausatmen (riecht wie Nagellack),

Bewusstseinstrübung, Bauchschmerzen, Übelkeit,

schneller Puls, niedriger Blutdruck, vermehrter Harndrang,

starkes Durstgefühl.

Erste Hilfe: Sofort einen Arzt rufen (Notarzt: 11�)!

Typ-�-Diabetes

Diese früher auch als Altersdiabetes bezeichnete Form

der Zuckerkrankheit macht sich meist erst jenseits des

50. Lebensjahrs bemerkbar. Inzwischen häufen sich jedoch

auch Fälle unter sehr jungen Patienten. Typ-2-Diabetiker

benötigen meist (zunächst einmal) kein Insulin – Tabletten

und eine gesunde Lebensweise reichen überwiegend

aus. Denn diese Erkrankungsvariante gilt als typisches

Wohlstandsleiden, an dem ein unvernünftiger Lebensstil

(falsche Ernährung, Übergewicht, mangelnde körperliche

Bewegung) großen Anteil hat.

Page 13: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

�� ��

Gefährliches Quartett: das metabolische Syndrom

Manche Diabetiker leiden an weiteren Erkrankungen, die sich

zusammen mit der Zuckerkrankheit zu einem ausgesprochen

gefährlichen Quartett vereinen: dem metabolischen Syndrom.

Verschiedene Werte bestimmen das Risiko

Dieses fatale Zusammenspiel schädigt Herz, Kreislauf und

Blutgefäße massiv und erhöht die Herzinfarkt- und Schlag-

anfallgefahr dadurch deutlich. Das metabolische Syndrom

basiert auf folgenden Gesundheitsrisiken, festgelegt von der

International Diabetes Federation (2005):

Bauchbetontes Übergewicht (Taillenumfang);

bei Männern > 94 cm, bei Frauen > 80 cm

plus mindestens zwei weitere Risikofaktoren wie

Erhöhte Blutzuckerwerte oder bekannter Typ-2-Diabetes

Erhöhte Triglyzeridwerte(> 150 mg/dl)

Vermindertes HDL-Cholesterin („gutes“ Cholesterin);

Männer < 40 mg/dl, Frauen < 50 mg/dl

Bluthochdruck (> 130/85 mmHg)

Den Alltag gut meistern

Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass ein gesunder

Lebensstil die Diabetesbehandlung wirkungsvoll unterstützt

und dazu beiträgt, Folgeschäden auszubremsen. Es lohnt

sich also auf jeden Fall, die innere Blockade zu überwinden

und folgende Ziele konsequent umzusetzen:

Normalgewicht anstreben oder halten (BMI < 25 kg/m²)

Auf eine gesunde Ernährung achten (siehe Seite 27 – 29)

Stress vermeiden/abbauen, regelmäßig Sport treiben

Diabetikerberatung wahrnehmen

Page 14: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

�� ��

Ganz alltägliche Dinge erleichtern Diabetikern den Umgang mit ihrer Erkrankung – angefangen bei den richtigen Socken über eine gute Hautpflege bis hin zur passenden Sehhilfe.

Gut gepflegt Spezielle Hautpflegemittel mit den Wirkstoffen Urea, Lactat, Ceramiden oder Carnitin bewahren die besonders empfindliche Haut von Diabetikern vor dem Austrocknen und vor Infektionen durch Pilze oder Bakterien. TIPP: In der Apotheke nach geeigneten Präparaten fragen

Füße im Fokus Die Füße sind bei Zuckerkranken ein wunder Punkt (Verhor-nungen, Verletzungen oder Druckgeschwüre). Untersuchen Sie Ihre Füße täglich auf Druckstellen oder Verletzungen, gehen Sie monatlich zur medizinische Fußpflege und achten Sie auf passende (eventuell orthopädische) Schuhe. TIPP: Feuchtigkeitshaltige Fußcremes benutzen

Alles im Blick Es gibt viele verschiedene Sehhilfen (z. B. Leselupen), die sich an die Bedürfnisse der Patienten anpassen lassen. TIPP: Erhältlich im Sanitätshaus oder beim Optiker

Perfekt gekleidet Spezielle Shirts, Unterwäsche und Socken mit Softbündchen wirken dank der eingearbeiteten Silber- oder Sojafasern desinfizierend und heilungsfördernd. TIPP: Im Sanitätshaus nachfragen oder bei www.diaexpert.de

Nützliche Hilfen für den Alltag

Genussvoll schlemmen

Die Zeiten, in denen Zuckerkranke sich streng an Diäten

halten mussten, gehören glücklicherweise dank moderner

Behandlungsverfahren der Vergangenheit an. Aber Aus-

nahmen gibt es dennoch: Diejenigen, die sich vor den Mahl-

zeiten eine festgelegte Insulinmenge spritzen, müssen ihre

Kohlenhydratzufuhr im Auge behalten und per Broteinheiten

(BE) berechnen. Dahinter verbirgt sich die Maßeinheit für

Kohlenhydrate (also Zucker, Stärke etc.) in Lebensmitteln.

Eine BE entspricht 12 Gramm Kohlenhydraten.

Page 15: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

�� ��

Kalorien, Gewicht und Nährstoffverhältnis

Patienten mit Insulinpumpen, einer bedarfsgerechten

individuellen Insulintherapie oder rein medikamentöser

Behandlung müssen heutzutage nicht auf Genuss verzich-

ten. Bei ihnen zählen vor allem eine dem Kalorienbedarf

angepasste Ernährung im richtigen Nährstoffverhältnis und

der Abbau überflüssiger Pfunde. Eine große Rolle spielt

auch der glykämische Index, der die Auswirkungen von

Nahrungsmitteln auf den Blutzucker darstellt.

Fragwürdige Wahl: Diabetikerprodukte

Lebensmittel für Diabetiker stehen mittlerweile durchaus in

der Kritik. Denn sie kosten meist nicht nur mehr als andere

Produkte, sondern enthalten oft auch mehr Kalorien und

Fett als vergleichbare Standardlebensmittel. Der statt Haus-

haltszucker in vielen Fällen zugesetzte Fruchtzucker steht

zudem im Verdacht, Übergewicht zu fördern.

Professionelle Beratung hilft

Nutzen Sie als Diabetiker unbedingt eine fundierte Ernäh-

rungsberatung – sprechen Sie Ihren Arzt darauf an!

Je niedriger der glykämische Index (GI) eines Lebensmittels ausfällt, desto weniger Insulin muss der Körper dafür bereitstellen. Hier einige Beispiele für eine optimale Lebens-mittelauswahl:

Vollkornprodukte (Brot und Nudeln aus Vollkorn, Naturreis, Haferflocken), Milchprodukte, Eier, Blatt- und Kohlgemüse, Hülsenfrüchte, Äpfel, Birnen

Meiden Sie jedoch folgende Lebensmittel mit hohem GI:

Weißmehlprodukte, Schokomüsli, Cornflakes, gekochte Kartoffeln und Produkte daraus (z. B. Klöße, Püree), Dosenfrüchte, Kakaogetränke, Speisestärke /Soßenbinder

Lebensmittelauswahl nach dem glykämischen Index

Page 16: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

�0 �1

ADRESSEN

Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) Blickpunkt Auge – Rat und Hilfe bei Sehverlust Beratungsstellen unter Internet: www.blickpunkt-auge.de/regionen.html Telefon: 030 285387-0 Die nächstgelegene Ortsgruppe des DBSV erreichen Sie unter Telefon: 01805 666456 (0,14 € / Minute aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 € / Minute) Internet: www.dbsv.org

Deutscher Diabetiker Bund e. V. Goethestraße 27, 34119 Kassel Telefon: 0561 703477- 0 E-Mail: [email protected] Internet: www.diabetikerbund.de

INTERNET

www.ratgeber-makula.de

www.diabetesde.org

BUCHTIPPS

Doris Fritzsche: Diabetes. Der Einkaufsberater von A – Z Gräfe und Unzer 2012 (12,99 Euro)

Ellen Jahn: Diabetes Typ 2. Wie Sie gezielt gegensteuern Stiftung Warentest 2011 (16,90 Euro)

Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps

Gelber Fleck (Makula): Etwa fünf Millimeter großer Bereich der menschlichen Netzhaut mit besonders hoher Sehzellendichte in der Netzhautmitte – auch Bereich des schärfsten Sehens genannt.

Glaskörper (Corpus vitreum): Der die Augenform erhaltende Glaskörper befindet sich zwischen Linse und Netzhaut und besteht aus einer durchsichtigen gelartigen Substanz.

Metabolisches Syndrom („tödliches Quartett“): Gefährliche Kombination aus bauchbetontem Übergewicht, Fettstoff-wechselstörungen, erhöhtem Blutzucker und Bluthochdruck.

Netzhaut (Retina): Schicht aus Nervengewebe an der hinteren Innenseite des Auges, in der die optischen Signale umgewan-delt und über den Sehnerv an das Gehirn geleitet werden.

Sehzellen: Lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut. „Stäbchen“: Sehen in der Dunkelheit und bewegter Bilder, „Zapfen“: Erkennen von Farben, zentrale Sehschärfe.

Überzuckerung (Hyperglykämie) und Unterzuckerung (Hypo-glykämie): Entgleisungen des Zuckerstoffwechsels nach oben oder unten bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten, die sofortige ärztliche Hilfe erfordern (Gefahr: diabetisches Koma!).

VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor): Wachstumsfaktor (Protein), der unter anderem die Bildung unerwünschter neuer, brüchiger Blutgefäße im Auge anregt sowie die Durchlässigkeit dieser Gefäße erhöht und dadurch Ödeme fördert.

Glossar

Page 17: Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus - ratgeber-makula.de · licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems Besserung.

Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus

Bei Diabetes die Augen im Blick behalten

Novartis Pharma GmbH

Roonstraße 25, 90429 Nürnberg, www.novartis.de

www.ratgeber-makula.de 311471 10 / 2014


Recommended