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Fink - Die Quantentheorie Und Der Liebe Gott

Date post: 18-Feb-2015
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Aufklärung und Kritik 3/2010, Schwerpunkt Atheismus 222 Helmut Fink (Nürnberg) Die Quantentheorie und der liebe Gott Eine Absage an theologische und esoterische Annäherungsversuche gegenüber der modernen Physik 1 Einleitung und Fragestellung Um es gleich zu Beginn vorwegzunehmen: Die beiden im Haupttitel dieses Beitrags genannten Kulturleistungen des Menschen haben sachlich nichts miteinander zu tun. Da jedoch in der Vergangenheit immer wie- der gegenteilige Mutmaßungen auch von einflussreichen Autoren angestellt worden sind und bis in die Gegenwart angestellt werden, mag eine Gegenüberstellung von Physik und Metaphysik im Bereich der Quanten hilfreich sein. Die Physik des 20. Jahrhunderts ist von zwei großen Revolutionen erschüttert wor- den und gestärkt aus ihnen hervorgegan- gen: erstens der Revolution durch die Re- lativitätstheorie und zweitens der Quanten- revolution. Die Relativitätstheorie formu- liert die Naturgesetze unter konsequenter Gleichberechtigung aller Bezugssysteme, d.h. aller möglichen Bewegungszustände eines (gedachten) Beobachters der physi- kalischen Phänomene. Räumliche und zeit- liche Abstände (und daher auch die Gleich- zeitigkeit zweier Ereignisse) hängen vom Bezugssystem ab (und sind in diesem Sin- ne „relativ“), die Lichtgeschwindigkeit je- doch nicht. Träge und schwere Masse sind äquivalent, Raumzeitstruktur und Massen- verteilung gekoppelt, die Gravitation auf rein geometrische Begriffe zurückführbar. Die Objektivität der physikalischen Welt wird dadurch nicht in Zweifel gezogen, sondern im Gegenteil in größerer Allge- meinheit und Eleganz neu erschlossen. Für die Relativitätstheorie ist das unter Fachleuten unstrittig und kann auch in populären Darstellungen nachgelesen wer- den 6 . Sprüche wie „alles ist relativ“ oder die Inanspruchnahme der Physik für ei- nen sozialphilosophischen oder morali- schen Relativismus sollten heute selbst in Partygesprächen mit Ansehensverlust ver- bunden sein. – Und die Quantentheorie? Ihr werden allerlei für eine physikalische Theorie höchst erstaunliche Konsequen- „In der Physik steckt keine Religion.“ (Hans-Dieter Mutschler 1 ) „Aber faktisch ist es immer noch so, daß ein bestimmtes religiöses Verständnis, ein Gottes- bild vorausgesetzt wird, wenn man sich auf Naturwissenschaft einläßt.“ (Klaus Michael Meyer-Abich 2 ) „Die Stärke der Physik liegt ja genau darin, daß sie Ergebnisse objektivieren und ablösen kann von weltanschaulichen Voraussetzungen.“ (Hans-Dieter Mutschler 3 ) „Das, was wir wirklich erleben, bringt uns dem Göttlichen viel näher als das, was wir mit Apparaten messen. Die naturwissenschaftliche Außensicht ist dafür viel zu banal.“ (Hans- Peter Dürr 4 ) „...es könnte durchaus sein, daß Jenseitsvorstellungen und der Glaube an die Auferste- hung bloß Illusionen sind...“ (Franz M. Wuketits 5 )
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Aufklärung und Kritik 3/2010, Schwerpunkt Atheismus222

Helmut Fink (Nürnberg)Die Quantentheorie und der liebe Gott

Eine Absage an theologische und esoterische Annäherungsversuchegegenüber der modernen Physik

1 Einleitung und FragestellungUm es gleich zu Beginn vorwegzunehmen:Die beiden im Haupttitel dieses Beitragsgenannten Kulturleistungen des Menschenhaben sachlich nichts miteinander zu tun.Da jedoch in der Vergangenheit immer wie-der gegenteilige Mutmaßungen auch voneinflussreichen Autoren angestellt wordensind und bis in die Gegenwart angestelltwerden, mag eine Gegenüberstellung vonPhysik und Metaphysik im Bereich derQuanten hilfreich sein.

Die Physik des 20. Jahrhunderts ist vonzwei großen Revolutionen erschüttert wor-den und gestärkt aus ihnen hervorgegan-gen: erstens der Revolution durch die Re-lativitätstheorie und zweitens der Quanten-revolution. Die Relativitätstheorie formu-liert die Naturgesetze unter konsequenterGleichberechtigung aller Bezugssysteme,d.h. aller möglichen Bewegungszuständeeines (gedachten) Beobachters der physi-kalischen Phänomene. Räumliche und zeit-

liche Abstände (und daher auch die Gleich-zeitigkeit zweier Ereignisse) hängen vomBezugssystem ab (und sind in diesem Sin-ne „relativ“), die Lichtgeschwindigkeit je-doch nicht. Träge und schwere Masse sindäquivalent, Raumzeitstruktur und Massen-verteilung gekoppelt, die Gravitation aufrein geometrische Begriffe zurückführbar.Die Objektivität der physikalischen Weltwird dadurch nicht in Zweifel gezogen,sondern im Gegenteil in größerer Allge-meinheit und Eleganz neu erschlossen.

Für die Relativitätstheorie ist das unterFachleuten unstrittig und kann auch inpopulären Darstellungen nachgelesen wer-den6. Sprüche wie „alles ist relativ“ oderdie Inanspruchnahme der Physik für ei-nen sozialphilosophischen oder morali-schen Relativismus sollten heute selbst inPartygesprächen mit Ansehensverlust ver-bunden sein. – Und die Quantentheorie?Ihr werden allerlei für eine physikalischeTheorie höchst erstaunliche Konsequen-

„In der Physik steckt keine Religion.“ (Hans-Dieter Mutschler1 )

„Aber faktisch ist es immer noch so, daß ein bestimmtes religiöses Verständnis, ein Gottes-bild vorausgesetzt wird, wenn man sich auf Naturwissenschaft einläßt.“ (Klaus MichaelMeyer-Abich2 )

„Die Stärke der Physik liegt ja genau darin, daß sie Ergebnisse objektivieren und ablösenkann von weltanschaulichen Voraussetzungen.“ (Hans-Dieter Mutschler3 )

„Das, was wir wirklich erleben, bringt uns dem Göttlichen viel näher als das, was wir mitApparaten messen. Die naturwissenschaftliche Außensicht ist dafür viel zu banal.“ (Hans-Peter Dürr4 )

„...es könnte durchaus sein, daß Jenseitsvorstellungen und der Glaube an die Auferste-hung bloß Illusionen sind...“ (Franz M. Wuketits5 )

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zen unterstellt: Die Natur sei nicht exaktbeschreibbar, Teilsysteme seien nicht von-einander trennbar, Phänomene nicht un-abhängig von ihrem Beobachter, überhaupthänge alles mit allem zusammen, und eineobjektive Realität gebe es eigentlich garnicht...

In der Tat ist sowohl die mathematischeStruktur als auch die Interpretierbarkeitder Quantentheorie deutlich verschiedenvon der gesamten klassischen Physik (ein-schließlich Relativitätstheorie). Da dieQuantentheorie7 zugleich fundamentalenCharakter hat (sie beschreibt drei der vierphysikalischen Grundkräfte, ist im gesam-ten Mikrokosmos anwendbar, ist Grundla-ge der Chemie, der Festkörperphysik, desLasers etc.), ist die Rede von einer „Re-volution des physikalischen Weltbildes“keineswegs zu hoch gegriffen. Es ist da-her grundsätzlich auch sehr zu begrüßen,dass die Frage, was uns die Quantentheo-rie über den Aufbau der Welt sagt, in zahl-reichen populären Veröffentlichungen be-handelt wird und weit über die Fachkrei-se der Physiker hinaus Interesse findet.

Leider sind aber wesentliche Aspekte derInterpretation der Quantentheorie (nichtihres Formalismus, auch nicht seiner An-wendung!) nach wie vor umstritten – auchunter Fachleuten physikalischer und phi-losophischer Provenienz8 . Zudem wirkeneinseitige Vorlieben und unglückliche For-mulierungen einiger „Gründerväter“ derQuantentheorie bis heute nach. Beidesstrahlt auf die populäre Literatur aus. Vordiesem Hintergrund ist es nachvollziehbar,dass viele Menschen mit Weltbildinteresseeiner angeblichen Annäherung von Phy-sik und Transzendenz (bis hin zu dem Be-streben, Gott in der Quantenwelt unterzu-

bringen) und einer esoterischen Ganzheits-vorstellung im Gewande der modernenPhysik (bis hin zu der Behauptung, amGrund der Wirklichkeit seien geistige Be-ziehungen statt materieller Strukturen) we-nig entgegenzusetzen haben. Solche Vor-stöße können daher mit dem Gestus, dasklassische Weltbild des 19. Jahrhundertsendlich zu überwinden, immer wieder einegewisse Breitenwirkung entfalten.

In diesem Beitrag ist lediglich die schlag-lichtartige Behandlung einiger typischer Be-hauptungen möglich, und auch dies nuranhand exemplarischer Literatur. Hierzuwird vor allem der einflussreiche Doku-mentationsband der sogenannten Toska-na-Gespräche „Gott, der Mensch und dieWissenschaft“ (Pattloch, 1997) sowie derGesprächsband „Wir erleben mehr als wirbegreifen“ (Herder, 2007) herangezogen.

Generell ist bei Weltbildaussagen mit theo-philem oder esoterischem Hintergrund imDialog mit der Naturwissenschaft zu un-terscheiden, ob wirklich der Inhalt spezi-eller naturwissenschaftlicher Erkenntnisse(hier: der Quantentheorie) zugrunde liegtoder ob nicht vielmehr Aussagekraft undReichweite des naturwissenschaftlichen(hier: des physikalischen) Erkenntnispro-zesses schlechthin angesprochen sind. Mitbesonderer Skepsis sollten Behauptungenbegutachtet werden, dass ersteres auf letz-teres durchschlage. Denn die lückenloseBeschreibbarkeit und Erklärbarkeit derobjektiven Außenwelt durch die messen-den Naturwissenschaften, mithin die kau-sale Geschlossenheit der Welt und ihre reinnaturalistische – also immanente – Deu-tung ist schon immer das zentrale Angriffs-ziel transzendenter Vorstöße gewesen.

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Oft wird argumentiert, die Methode desphysikalischen Erkenntnisgewinns begren-ze von vornherein dessen Gehalt und Re-levanz. Drei typische Gründe sind:

1. Die Idealisierung der beschriebenenPhänomene (seit Galilei), ihre experi-mentelle Zurichtung und die zunehmen-de Technisierung der Beobachtungs-situation führen weg von der „unbe-rührten Natur“ und schaffen Distanzzur Alltagswelt.

2. Analytisches Vorgehen, gedanklicheund experimentelle Zerlegung in kleins-te Bestandteile, begrifflich wohldefi-nierte Sprache und reduktionistischesErklärungsideal blenden verbindendeZusammenhänge aus und können über-greifende Ebenen eines Phänomensnicht erfassen.

3. Die Fixierung auf Reproduzierbarkeitund Objektivität verhindert die Erfas-sung individueller, subjektiver und wer-tender Aspekte von Phänomenen. Me-thodischer Naturalismus macht blindund taub für das Wirken des Geistesund die Erfahrung von Transzendenz.

Die allgemeine Auseinandersetzung mitdiesen methodischen Einwänden gegeneinen universellen Physikalismus könnenwir hier nicht führen. Wir belassen es da-her bei der Feststellung, dass die Metho-dik der Physik das Ziel der Erfassung vonobjektiv Vorhandenem perfekt widerspie-gelt und die exaktesten und verlässlichstenAussagen über empirisch Zugänglicheshervorgebracht hat, die Menschen heutemachen können. Die Physik verfeinert dieAlltagserfahrung und widerspricht ihrnicht. Sie erlaubt emergente Phänomeneund höhere Systemeigenschaften. Abergeistiges Erleben hat immer einen materi-

ellen Träger, der den Gesetzen der Physikgehorcht.

Die spezielle Auseinandersetzung mitüberzogenen Interpretationsaussagen zurQuantentheorie soll nicht nur deren spe-kulativen Charakter offenlegen und ande-re Sichtweisen dagegenstellen, sondernauch den „wahren Kern“ der jeweils kriti-sierten Aussagen identifizieren. Dies er-scheint aus Gründen der Entzauberung,aber auch aus Gründen der Fairness ge-boten. Denn die Teilnehmer an den Tos-kana-Gesprächen waren allesamt gebildeteMänner, die ihren Metaphysik-Überschussnicht wahllos erfunden haben.

2. Unschärfe und ZufallErkenntnisfortschritt und Erklärungs-leistung der Quantentheorie beruhen dar-auf, dass sie ein anderes Bild vom Verhal-ten der Materie in mikrokosmischen Di-mensionen liefert als die klassische Phy-sik, und deren Gesetze nicht einfach indie Welt des Allerkleinsten fortschreibt. Zuden beliebtesten populären Irrtümern ge-hört dabei die Vorstellung, dass man imatomaren und subatomaren Bereich keinepräzisen Aussagen mehr machen könne:„Man ging davon aus, daß alles Gesche-hen kausal und nach den Gesetzen derMechanik erklärbar ist. Aber im atoma-ren Bereich erweisen sich heute dieseZusammenhänge als lose und ungenau,wie die Quantenphysik zeigte.“9

Die Quantenphysik gestattet die Berech-nung und Manipulation des Verhaltens derMaterie mit einer Anwendungsgenauigkeitwie noch keine Theorie vorher. Der wah-re Kern obiger (und ähnlicher) Behaup-tungen liegt darin, dass die Quantentheo-rie dabei im allgemeinen nur Wahrschein-

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lichkeitsaussagen für mögliche Messwertemacht und nicht etwa einen bestimmtenMesswert sicher voraussagt. Jedem Quan-tensystem kann ein Zustand zugeordnetwerden (im einfachsten Fall repräsentiertdurch einen Vektor der Länge 1 im zuge-hörigen Zustandsraum), aus dem sich dieWahrscheinlichkeiten aller erzielbarenMesswerte für alle denkbaren Messgrößen(Observablen) dieses Systems präzise be-rechnen lassen. Solange keine Messunggemacht wird, gilt für den Zustandsvektoreine streng deterministische Zeitentwick-lung (im nicht-relativistischen Fall mathe-matisch ausgedrückt durch die berühmteSchrödinger-Gleichung). Kennt man alsoden Zustand eines Quantensystems zu ei-nem Zeitpunkt, dann kennt man ihn auchzu späteren Zeiten – vorausgesetzt es fin-det keine Messung statt.

Messungen jedoch ändern diesen Zustandunstetig (im einfachsten Fall durch eineProjektion des Zustandsvektors auf eineneue Richtung). Hier zeigt sich der Inde-terminismus der Quantenphysik: In einemeinzelnen Versuchsdurchgang ist vorhernicht klar, welcher Wert gefunden wird.Und zwar nicht nur aus Unkenntnis desExperimentators oder – wie in der Chaos-theorie10 – wegen großer Auswirkungenkleiner Unterschiede im Anfangszustand,sondern aus prinzipiellen Gründen: DieMessgröße hat vor der Messung keinenWert, der bloß entdeckt zu werden bräuch-te – sondern dieser Wert entsteht erst beider Messung!

Die Wahrscheinlichkeiten in der Quanten-theorie erlauben somit, anders als die Wahr-scheinlichkeiten in der klassischen Phy-sik, keine „Unkenntnisinterpretation“. Siequantifizieren nicht subjektive Unkenntnis,

sondern objektive Unbestimmtheit. DerZufall in der Quantentheorie beruht, an-ders als der Zufall im Alltagsleben, nichtauf einer verborgenen kausalen Vorge-schichte, sondern auf deren Fehlen: Es istein primärer, ein ontischer Zufall.

Diese Durchbrechung des lückenlosen De-terminismus der klassischen Physik ist einefundamentale naturphilosophische Er-kenntnis. Sie wurde zum Ansatzpunkt di-verser weiterer Überlegungen. Die mensch-liche Willensfreiheit schien manchen durchdie Quantentheorie gerettet. Doch unter-dessen hat sich weitgehend die Auffas-sung durchgesetzt, dass der (im Einzel-fall) blinde Zufall der Quantenphänomenewenig beiträgt zum Verständnis von Wil-lensentscheidungen, die auf Gründen oderNeigungen, also jedenfalls auf einer de-terminierenden Vorgeschichte des Indivi-duums beruhen, und von diesem daherals „frei“ erlebt werden. Freiheit und Zu-fall sind eben zwei verschiedene Dinge11.

Ein naheliegendes theologisches Interes-se verbindet sich mit dem Abschied vonder Vorstellung des Universums als klas-sisches Uhrwerk. Gott schien seit dem Ur-knall zur Arbeitslosigkeit verdammt. „Da-gegen sagt die Quantenphysik, daß dieSchöpfung nicht nur am Anfang statt-findet, sondern die ganze Entwicklungin der Welt eigentlich aus fortwährendenSchöpfungsakten besteht. Ein Quanten-physiker sieht den Schöpfungsakt deshalbals etwas an, was dauernd stattfindet.Ich brauche dafür nicht zum Urknall zu-rückzugehen. Andauernd entsteht undvergeht etwas, es gibt Erzeugungs- undVernichtungsprozesse am laufendenBand. Warum sollte man also Schöpfungnur am Anfang annehmen?“12

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Nun müssen sich die Gläubigen überlegen,wie attraktiv sie ein Gottesbild finden, beidem sich Gott strikt an die Statistik haltenmuss, die der jeweilige Quantenzustandvorschreibt. Die Wahrscheinlichkeitsaus-sagen der Quantentheorie sind nämlich em-pirisch prüfbar: Wenn das Quantensystemimmer wieder im selben Zustand präpa-riert und dann dieselbe Observable gemes-sen wird, müssen sich die relativen Häufig-keiten der verschiedenen gemessenen Werteihren jeweils vorausgesagten Auftretens-wahrscheinlichkeiten annähern. Ein Mo-geln oder eine Vorliebe Gottes würde aufDauer also auffallen. Der Theologe, Phi-losoph und Physiker Hans-Dieter Mutsch-ler antwortet denn auch prompt: „Unter‚schöpferisch‘ verstehe ich die Entstehungdes Neuen. Aber was entsteht physika-lisch gesehen? Doch nur dasjenige, wasich aus meinen Gleichungen ableiten kann.Und das ist ja gerade nicht das Schöpferi-sche, sondern das Wiederholbare.“13

Der Quantenzustand nach einer Messunghängt vom Messergebnis ab. Angesichtsdes indeterministischen Geschehens beimMessprozess sind das jeweilige Messer-gebnis und der zugehörige „Quantenzu-stand danach“ vorher möglich, aber nichtnotwendig, also kontingent. Schon in derklassischen Physik waren Theologen ansolchen kontingenten Elementen der Na-turbeschreibung interessiert: „Wir könnenvielleicht Anfangsbedingungen aus ei-nem größeren System ableiten, und dannentstehen wieder Anfangsbedingungen,die kontingent sind, also zufällig, nichtnotwendig. Wir können die Anfangs-bedingungen verschieben, aber das Pro-blem ist damit nicht aus der Welt. An ir-gendeiner Stelle entsteht genau wiederdieses Problem der Kontingenz...“14

Der Theologe Wolfhart Pannenberg führtaus: „Geschehenskontingenz (…) läßt sichangesichts der quantenphysikalischenUnbestimmtheit als Grundcharakter je-des elementaren Ereignisses behaup-ten“15. Er sieht darin eine gemeinsameBasis für das Gespräch zwischen Theo-logie und Naturwissenschaft. Aber natür-lich ist die Abzweigung zu Gott hier kei-neswegs zwingend, und so stellt der Na-turphilosoph Klaus Michael Meyer-Abichnüchtern fest: „...dafür brauchen wirnicht die Theologen, sondern das kön-nen wir getrost kontingent lassen.“16

Besonders phantasieanregend scheint dieOffenheit der Zukunft zu sein. Pannenbergmeint: „...die Welt entsteht jeden Augen-blick neu, wie es Herr Dürr ausgeführthat. Und an dieser Stelle berühren sichchristlicher Schöpfungsglaube und mo-derne Physik. Das scheint mir eine hin-reichend gesicherte Aussage zu sein. DieWelt entsteht jeden Augenblick neu. Die-se Erkenntnis hat das Verhältnis vonNaturwissenschaft und Theologie tiefverändert, weil der Determinismus über-wunden ist. Es ist deshalb nicht der In-determinismus in dem alten Sinne bestä-tigt, als ob es da Lücken gibt, sonderndas Ganze ist sozusagen eine Lücke.“ –Darauf Dürr: „Ich würde es genauso aus-drücken. Das Korsett der fest determi-nierten Voraussage ist durchbrochen wor-den. Die Zukunft ist offen.“17

Dem letzten Satz kann man nur zustim-men (wie schon Popper wusste). Bei Pan-nenberg steckt jedoch mehr dahinter: „DerSchlüssel für den Zusammenhang vonEwigkeit und Zeit liegt (…) bei der Be-deutung der Zukunft für das Verständ-nis des zeitlich Existierenden. Durch die

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Zukunft tritt die Ewigkeit in die Zeit ein.Aus der Zukunft gehen immer wiederneue, kontingente Ereignisse hervor, undandererseits kann alles Existierende nuraus der Zukunft die mögliche Ganzheitseines Daseins erwarten und empfangen.Alle Dinge gehen dem Reiche Gottes ent-gegen, aber Gottes Herrschaft wirkt auchimmer schon aus seiner Zukunft in dieGegenwart seiner Geschöpfe hinein.“18

Dazu schweigt die Quantentheorie.

Quantenobjekte sind weder Wellen nochTeilchen. Je nach experimenteller Anord-nung können sie gewisse Merkmale bei-der zeigen – aber in Strenge geht die Fra-ge nach derart klassischen Bildern ins Lee-re. Denn ein Quantenobjekt verfügt nichtüber die festen Werte klassischer Mess-größen, die solche Bilder erst rechtferti-gen. Die Anschauung zur Erschließung derQuantenwelt sollte sich daher eher auf diemathematischen Funktionen beziehen, dieim Formalismus wichtig sind. Und in derTat lassen sich Quantenzustände, oben ab-strakt als Vektoren eingeführt, durch Funk-tionen darstellen (auch Funktionen kön-nen nämlich einen Vektorraum bilden; dieMathematik handelt als Strukturwissen-schaft nicht vom Wesen der Dinge, son-dern bloß von ihren gedanklichen Ver-knüpfungen). Aus solchen „Wellenfunkti-onen“ kann man dann leicht die Wahr-scheinlichkeit bestimmen, dass sich daszugehörige Quantenobjekt bei Messung ineinem bestimmten Gebiet zeigt.

Nun bieten sich Begriffe wie „Welle“ und„Schwingung“ (ähnlich wie „Kraft“, „En-ergie“ und „Feld“) für pseudowissen-schaftlichen Missbrauch und esoterischeVerfremdung an, und es ist nicht immerleicht zu sagen, wo die Grenze von hin-

führenden physikalischen Veranschauli-chungen zu irreführenden metaphysischenAnschauungen überschritten wird. Hans-Peter Dürr erklärt: „Es kann einem ja ko-misch vorkommen, dass man die Welleso wichtig nimmt. Aber in der Schwin-gungsmetapher steckt etwas ganz Tiefes.Es hat nämlich damit zu tun, dass dieWelt, die wir begreifen, die normale Lo-gik hat des Entweder/Oder, Ja oder Nein,Null oder Eins, Richtig oder Falsch. EinDrittes gibt es nicht. (…) Die Schwin-gung ist eine Metapher für eine andereLogik. Sie sagt, es gibt im Grunde nichtdas Entweder/Oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Und die Schwingung symbo-lisiert das Sowohl-als-auch. Die Welle istetwas, das zwischen allen Möglichkei-ten hin- und herpendelt.19

Man kann das schon richtig verstehen –aber nur, wenn man die Quantentheorieschon kennt: Wellenfunktionen führen beider Berechnung von Wahrscheinlichkeitenbei zwei möglichen Zwischenzuständen(etwa: Quantenobjekt geht bei Doppelspaltdurch Spalt 1 oder durch Spalt 2) zuInterferenztermen, die das Bild auf demSchirm beeinflussen und so verhindern,dass man dem Quantenobjekt „1“ oder„2“ zuschreiben kann. Fakten („Entweder/Oder“...) liegen erst nach einer Messungvor, nicht vorher.

„Das Wellenbild, das Schwingungsbild,ist das, was übrig bleibt, wenn wir allebegreifbaren Vorstellungen als untaug-lich hinter uns gelassen haben. Am Grun-de der Wirklichkeit finden wir eine ma-thematisch präzise formulierbare Unbe-stimmtheit, die wir uns unter dem Schwin-gungsbild vorstellen. Diese schwingen-de Unbestimmtheit ist eine physikalische

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Wirklichkeit.“20 Mit anderen Worten: Quan-tenzustände sind fundamental. Aber daskann man auch ohne Mystifizierung derperiodischen Zeitabhängigkeit ihrer ver-schiedenen Energie-Komponenten (=Schwingungen) sagen. Dürrs Gesprächs-partnerin („In mir breitet sich ein leichtverschwommenes Gefühl aus“) wird je-doch weiter belehrt: „Die wesentlichenKonsequenzen der neuen Betrachtungensollten für alle, auch den Nichtphysiker,sein, dass wir Wahrnehmungen zulassen,die von einer allgemeineren Art sind alsdie, an die wir uns durch unsere objekti-ve Sprechweise gewöhnt haben“21, bissie schließlich selbst reformuliert: „DieseEntweder/Oder-Welt ist aber nicht dieeigentliche. In dieser, der eigentlichenWirklichkeit, die allem zu Grunde liegt,gilt: etwas ist zugleich es selbst und, inje gewisser Hinsicht, auch sein Gegen-teil.“22

Die Quantenwelt ist anscheinend vollerWunder, und Dürr legt nach: „Wir be-trachten ja Tod und Geburt als etwasvöllig Verschiedenes. Man müsste abersagen, in einem höheren Raum ist bei-des nur in einer anderen Schwingung.Das Geschehen ist eigentlich immer po-sitiv, aber in einer anderen Richtung ori-entiert.“23 Wahr ist, dass einander aus-schließende Möglichkeiten zueinander senk-rechten Richtungen im quantentheoreti-schen Zustandsraum entsprechen (in demdie oben erwähnten Zustandsvektoren lie-gen). Und wahr ist auch, dass die Quan-tentheorie im Prinzip alle „Zwischenrich-tungen“ für Zustandsvektoren erlaubt: Sieentsprechen sogenannten Überlagerungs-zuständen (Superpositionen).

Aber abgesehen vom leichtsinnigen (odergar bewussten?) Umgang mit den Asso-ziationen der Leser wäre es hier sachlichgeboten, auf die Nichtnachweisbarkeit sol-cher Überlagerungszustände für komple-xe makroskopische Systeme hinzuweisen.Für solche Systeme hat quasi eine Mes-sung immer schon stattgefunden, ist dieEntscheidung immer schon gefallen. Dasberühmte Gedankenexperiment von Schrö-dingers Katze24 dient genau dazu, die Ab-surdität solcher Überlagerungen in unse-rer Lebenswelt zu illustrieren: Leben undTod sind und bleiben „etwas völlig Ver-schiedenes“ – sie sind einander ausschlie-ßende Fakten. Ein Quantenzustand, deralle Bestandteile eines Lebewesens detail-liert beschreiben würde, könnte besten-falls Wahrscheinlichkeiten für das Eintre-ten dieser beiden verschiedenen Möglich-keiten liefern. Aber er könnte faktischeEntscheidungen der Natur nicht aufhalten.

3 Verschränktheit und UniversalitätDie Vorstellung, dass ein untersuchtes Sys-tem oder gar die ganze Welt eine Ganzheitsei, die man nicht – gedanklich oder real – inTeile auftrennen könne oder dürfe, nenntman Holismus. Sind die untersuchten Sys-teme Lebewesen, so leuchtet das zunächstein: „Wenn wir Lebendes zertrümmern,geht uns Wesentliches verloren. Man kannzwar hineingucken, aber es lebt nichtmehr.“25 Doch auch für unbelebte Gegen-stände meint Hans-Peter Dürr: „Selbstver-ständlich (…) geht etwas kaputt, weil inder Welt, von der wir Kenntnis haben,das Ganze immer mehr ist als die Sum-me der Teile.“26 An anderer Stelle sagt erzur Entwicklung des Lebens auf der Erde:„...ich vertrete als Physiker die Auffas-sung, daß es – gemäß der Quantenme-chanik – das freie Spiel eigentlich gar

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nicht gibt, weil die Wirklichkeit eine un-auflösbare Ganzheit ist.“27 Und über unsMenschen weiß er zu berichten: „Wir sind(sic!) eine gewachsene Komplexität, diedavon Gebrauch macht, dass alle Din-ge mit allen zusammenhängen und dasswir in Strenge und auf Dauer nichts Iso-liertes machen können.“28

Das zerlegende Herangehen, die analytischeund reduktionistische Methodik scheinenan ihre Grenzen zu stoßen. Im Gesprächmit Theologen erklärt Dürr: „Wir trennen,machen Unterscheidungen, analysierenund fragen dann, wie das zusammen-hängt. Dafür führen wir dann Wechsel-wirkungen ein. So haben wir die Vor-stellung, daß die Wirklichkeit zerlegbarist, daß wir Komplexes auf Einfaches re-duzieren können. Das ist ein gewaltsa-mer Prozeß, der den Gegenstand isoliert.Diese Anschauung ist der vernetzten Ganz-heit nicht angepaßt. Und ich wüßte nicht,wie bei diesem Prozeß je etwas auftau-chen sollte, was Gott entspricht.“29 DieQuantentheorie verheißt ihm hier Abhilfe:„Denn in der neuen Naturwissenschaft,in der Quantenphysik, ist der Gedankevorherrschend, daß alles mit allem zu-sammenhängt. Aber wo es nichts Abge-trenntes gibt, kommt man zu einem an-deren Gottesbild.“30

Bleiben wir statt beim Gottesbild beimWeltbild der Quantentheorie: Was ist dranam Quanten-Holismus? Die Quantentheo-rie erlaubt, wie jede ordentliche Theorie,die gedankliche Zusammenfassung meh-rerer Systeme und die Konstruktion vonZuständen dieses zusammengesetztenSystems aus den Zuständen seiner Teile.Eine Besonderheit der Quantentheorie be-steht allerdings darin, dass der Zustand

des zusammengesetzten Systems keines-wegs eindeutig aus den Zuständen der Teilehervorgeht. Zwar kann man bei gegebe-nem Gesamtzustand jedem Teil einen (sog.reduzierten) Zustand eindeutig zuordnen,aber umgekehrt muss der Gesamtzustandnicht das (Tensor-)Produkt der Teilzu-stände sein. (Gesamt-)Zustände, die dasnicht sind31, heißen verschränkt. Ver-schränkte Zustände32 zeigen stärkere Kor-relationen zwischen den Teilsystemen,als es klassisch möglich wäre. Das kannman nachmessen. Insofern ist hier das„Ganze“ tatsächlich mehr als die „Sum-me“ (oder genauer: das Produkt) seinerTeile.

Quantenmechanische Wechselwirkungenführen sehr leicht zu Verschränktheit zwi-schen verschiedenen Systemen. Verschränk-te Zustände sind der Normalfall und nichtdie Ausnahme in der Quantentheorie. Ihrewohl berühmteste Anwendung liegt im„EPR-Paradoxon“ von Einstein, Podols-ky und Rosen vor, das die Unvollständig-keit der Quantentheorie zeigen sollte, tat-sächlich aber nur die Voraussagemöglich-keiten von Quantenkorrelationen illustriert.

Auch bei Ansätzen zu einer „Quantentheo-rie der Messung“ spielen verschränkteZustände eine zentrale Rolle, allerdingsdort nicht zwischen gleichartigen Teilsys-temen, sondern zwischen Messobjekt undMessapparat. Diese Ansätze scheitern je-doch letztlich alle, und daraus kann manfür unser Thema etwas lernen.

Das Ziel einer „Quantentheorie der Mes-sung“ besteht darin, die unstetige Zu-standsänderung des Quantensystems beider Messung und die Entstehung einesMesswerts am Apparat durch rein quan-

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tenmechanische Wechselwirkung zu erklä-ren und dem „Akt der Messung“ damitdie Sonderstellung im Naturgeschehen zunehmen, die ihm nach der KopenhagenerDeutung der Quantenthorie zukommt. Je-doch lässt sich auch in einem höherdimen-sionalen Zustandsraum (nach Ankoppelnweiterer Teilsysteme bis hin zu etwa ei-nem Zeiger des Apparats) die unstetigeProjektion des Zustandsvektors auf einebestimmte Richtung (verbunden mit derEntstehung eines Messwerts) nicht aufeine stetige Drehung (deterministischeZeitentwicklung) dieses Zustandsvektorszurückführen.

Zwar gewährleistet der entstehende ver-schränkte Zustand aller beteiligten Teil-systeme eine perfekte Korrelation zwi-schen der Zeigerstellung des Apparatsund der Messgröße am Quantenobjekt,aber dass eine Zeigerstellung (bzw. einMesswert) am Ende wirklich vorliegt, dassagt der Quantenzustand nicht. Das Vor-liegen von Fakten kommt aus der Quan-tentheorie nicht heraus. Das muss manhineinstecken.

Hält man sich an die Minimalinterpretationvon Zustandsvektoren, dann ist das eigent-lich gar keine Überraschung: Der Zustanddient der Wahrscheinlichkeitsvoraussagemöglicher Messwerte in einer Situation,in der diese noch nicht vorliegen. Die ganzeAnkoppelei weiterer Teilsysteme ändert andieser Interpretation gar nichts – sie ver-größert nur das betrachtete Quantensys-tem, an dem am Ende dann doch gemes-sen werden muss. Wir bleiben in dieserFrage bei der alten Auffassung der Kopen-hagener Interpretation, dass die Präparier-und Messapparate von Anfang an klas-sisch beschrieben werden müssen, weil

Experimente und ihre Ergebnisse faktischin der Welt vorliegen. Es ist einfach zuvielverlangt, aus der Quantentheorie auch nochdie Erfüllung aller Voraussetzungen ihrereigenen Anwendung herleiten zu wollen.33

Weigert man sich, die Faktenentstehungbei der Messung als eigenständigen Aktim Naturgeschehen anzuerkennen, dannentgrenzt sich die Potentialität, von der dieQuantentheorie handelt. Wo alles nur mög-lich bleibt und nichts wirklich wird, kannkeine eindeutige Anbindung des theoreti-schen Formalismus an Fakten in der Weltmehr erfolgen. Die Theorie wird damit un-interpretierbar.34 Doch Hans-Peter Dürrmacht aus dieser Not eine Tugend: „...wennich das Ganze angucke, dann sehe ichnicht die Summe der Teile. Das Ganzeist eben etwas anderes, und dies nichtnur wegen der Wechselwirkungen, die da-zukommen. Das Ganze, das ist Poten-tialität, nicht Realität.“35 Schlechthin giltihm: „Wirklichkeit ist im Grunde Poten-tialität, nicht Realität.“36

Die Intuition Dürrs (der hier für viele steht)ist klar: Es ist die Hoffnung der Quanten-Universalisten, letztlich die gesamte Na-turbeschreibung in quantentheoretischenBegriffen zu vereinheitlichen. Er sagt ex-plizit: „Aus meiner Sicht muss die Quan-tenphysik, weil sie die umfassendere Theo-rie ist, die Grundlage von allem sein.“37

Am Ende hätte man es dann mit einemQuantenzustand des Universums zu tun(dessen Interpretation umstritten ist38) undmit einer vereinheitlichten Quantenfeld-theorie, die alle vier Grundkräfte der Phy-sik beschreibt (wobei es bis heute keineüberzeugende Quantentheorie der Gravi-tation gibt). Trotz der Vielfalt der bekann-ten Quantenobjekte und Quantenfelder be-

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hauptet Dürr: „Es gibt im Grunde nureine Potentialität für etwas noch Allge-meineres“39, und seine begeisterungsfä-hige Gesprächspartnerin versteht schließ-lich, „dass da ein wellendes, Wellen her-vorbringendes Feld ist, das einheitlichallen verschiedenen Wellen zugrundeliegt“40.

Natürlich ist es legitim, dem Quanten-Uni-versalismus heuristisch oder programma-tisch anzuhängen. Und zweifellos hat dieVereinheitlichungsidee in der Theoreti-schen Physik große Erfolge gefeiert. Abergesichertes Wissen – auch in der Quanten-physik übrigens durch die Isolation vonEffekten und ihre Reduktion auf Einfacheserarbeitet – ist von hypothetischen Ansät-zen und spekulativen Deutungen zu tren-nen. Dies gilt umso mehr, wenn die Auto-rität der modernen Physik zur Wiederbe-lebung von Transzendenzvorstellungenherbeigezogen werden soll.

4 Subjekt und Objekt, Materie undGeist„Auf der Ebene der Elementarteilchenspielt der Beobachter eine zentrale Rollebei der Festlegung der Wirklichkeit. Be-obachter und beobachtetes Objekt sindin der Quantenphysik untrennbar mit-einander verbunden.“41 „Diese Unter-scheidung, die wir zwischen Beobachterund Beobachtungsobjekt bei einer Be-obachtung brauchen, ist nicht strengdurchführbar.“42 Wenn es wahr ist, dassdie Quantenphysik „keine scharfe Tren-nung mehr von Ich und Welt zulässt, jasie im Grunde sogar ganz aufhebt“43,weil es, „anders als es die klassischePhysik nahe legte, keine deutlich zu de-finierende Grenzlinie zwischen mir alsBeobachter und der äußeren Welt gibt“44,

dann hat das natürlich fundamentale Aus-wirkungen auf die Erkennbarkeit einer ob-jektiven Außenwelt und damit auf denGegenstand der Physik insgesamt. Danngilt: „Unser eigenes Handeln in bezugauf Erkenntnis ist ein Teil dessen, wasals Erkenntnis dabei herauskommt“45,und dann kann man behaupten: „Die Weltist als Objekt fragwürdig geworden.“46

und zieht am Ende „die Möglichkeit inBetracht, dass da draußen streng ge-nommen gar nichts ist.“47

Woher kommen solche Auffassungen?Sind Quantenphysiker erkenntnistheoreti-sche Nihilisten? Wieder muss man unter-scheiden zwischen unstrittigen Merkma-len der Quantentheorie und überschießen-den Interpretationsversuchen. Tatsächlichändern Messeingriffe den Quantenzustandunstetig. Störeinflüsse durch Messwech-selwirkungen gibt es zwar auch schon inder klassischen Physik, aber dort könnensie wegen ihres deterministischen Charak-ters im Prinzip immer nachträglich heraus-gerechnet werden. Bei Quantenphänome-nen geht das nicht mehr, weil eine „Mes-sung“ hier nicht mehr bloß der Kenntnis-nahme von ohnehin Vorhandenem dient,sondern neue Fakten schafft. Dies ge-schieht zwar statistisch, jedoch in kontrol-lierbarem Rahmen an einer experimentel-len Anordnung, in einem Detektor, auf ei-nem Beobachtungsschirm etc.

Durch die Wahl der Anordnung, spezielldes Messapparats, ist eine bestimmte Mess-größe festgelegt. Andere Messgrößen sinddadurch ausgeschlossen. Am Ende ent-steht ein Faktum, das einem speziellenWert der gewählten Messgröße entspricht.Dieses Faktum liegt objektiv vor und istgenauso real wie Gegenstände der klassi-

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schen Physik. Es besteht also eine Wahl-freiheit bezüglich des (objektiv vorhande-nen!) Messapparats, aber ansonsten spieltder „Beobachter“ keine andere Rolle alsin der klassischen Physik auch: Er kommtin der Beschreibung der Phänomene schlichtnicht vor. Ob das Messergebnis am Endevon einem „Beobachter“ zur Kenntnis ge-nommen wird oder nicht, ist für dessenVorliegen völlig belanglos.

Wenn man jedoch diesen klassisch-fakti-schen Anwendungsrahmen für die Wahr-scheinlichkeitsaussagen der Quantentheo-rie nicht akzeptiert und stattdessen – wieim vorigen Abschnitt bereits skizziert –der Intuition des Quanten-Universalismusfolgt, dann wird man bei verschränktenZuständen landen, die auch vor dem Be-obachter selbst nicht halt machen. Im Falleiner binären Entscheidung, deren eineMöglichkeit durch Ankopplung und Ver-stärkung zu einer lebenden und deren an-dere Möglichkeit zu einer toten Katze ineinem Kasten führt, glaubt man dann: „Obdie Katze lebt oder tot ist, entscheidet sicherst in dem Moment, in dem der Beobach-ter den Kasten öffnet und nachschaut.“48

Dieses Gedankenexperiment wurde vonSchrödinger zwar entworfen, um die An-wendung quantentheoretischer Überlage-rungszustände auf die Alltagswelt ad ab-surdum zu führen. Die Verwendung derBegriffe „Beobachter“ und „Beobach-tung“ durch die Väter der KopenhagenerInterpretation (insbesondere beim frühenHeisenberg) hat solchen Vorstellungen je-doch jahrzehntelang zu Verbreitung undAnsehen verholfen.

Seit John von Neumanns eher beiläufigerErwähnung, dass in der konsistenten Fort-führbarkeit quantentheoretischer Ver-

schränkung bis in den Beobachter hineinein „psychophysischer Parallelismus“zum Ausdruck komme49, ist viel speku-liert worden über das Verhältnis vonQuantenphysik und Bewusstsein. Nebender These, das Bewusstsein des Beobach-ters sei der Schlüssel zur Lösung des Mess-problems, ist auch die umgekehrte Thesevertreten worden, die Quantenphysik seider Schlüssel zum Verständnis des Phä-nomens Bewusstsein. Gerne werden da-bei Quanteneffekte im Gehirn als relevantfür das geistige Erleben postuliert. KlareBefunde dazu liegen nicht vor.

Besonders mutig und konsequent bei derOntologisierung von Quantenzuständenund bei der Einbeziehung des Geistigenist erneut der Heisenberg-Schüler Hans-Peter Dürr. Er meint: „Die naturwissen-schaftliche Betrachtungsweise macht näm-lich das, was beobachtet wird, zu etwasAußenstehendem. Wenn dagegen Bezie-hungsstrukturen wichtig sind, dann binich mitten drin und gehöre ab einem ge-wissen Punkt zum Ganzen. Und dann binich eigentlich in der Innenbetrachtung,in dem Bereich, den ich den religiösennenne.“50 Nur so entsteht Sinn, denn:„Die Materialisten sagen ja: alles istmechanistisch zu erklären. Aber dannmüssen sie eigentlich zugeben, dass dannder ganze Witz raus ist aus der Sache.Was soll dann das Ganze?“51 Dürr spricht:„Das Geistige ist für mich fundamental,und ich gehe sogar so weit zu behaup-ten, daß es keine Materie gibt, sondernnur Geist.“52, und weiter: „Die Frage,inwieweit Gedanken etwas mit der Ma-terie zu tun haben, hat Ähnlichkeit mitder Frage, wie es kommt, daß MaterieGestalt annimmt. (…) Gestalt ist eineBeziehungsstruktur, und wenn wir an-

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nehmen, daß die Einwirkung nicht punk-tuell ist, sondern auch global, dann kannGestalt auch auf Materie wirken (…) Esist ein Eingreifen in die Spielregeln derAnordnung der Materie. Und deshalbglaube ich, daß Gedanken auch Mate-rie beeinflussen können.“53

Der Theologe Wolfhart Pannenberg ver-tritt in den Toskana-Gesprächen die Po-sition „Das Gehirn ist natürlich Ergeb-nis der Evolution“, aber „...der Geist istsozusagen das Wählen durch die Gehirn-zellen, und das ist etwas anderes“54,während der Biologe Franz Wuketits Des-cartes vom Kopf auf die Füße stellt („Ichbin, also denke ich“55). Dürr hingegenfährt fort: „Was der Theologe ‚Atem Got-tes‘ nennt, ergänzt sich im Prinzip miteiner Grundstruktur, die auch in der na-turwissenschaftlichen Beschreibung auf-tritt. Für die Quantenphysik gibt es eineimmaterielle Grundstruktur. Meiner Auf-fassung nach gibt es das Immateriellein der Gegensetzung zum Materiellen garnicht. Denn alles ist sozusagen ‚AtemGottes‘.“56

Es bleibt Hans-Dieter Mutschler vorbe-halten zu entgegnen: „...ich muß als Phi-losoph darauf dringen, nicht zum Opferder eigenen Metaphorik zu werden. Wennman nämlich die Ganzheitlichkeit in derQuantenphysik zu rasch mit der Ganz-heit des Religiösen oder Metaphysischengleichsetzt, dann macht man einen Feh-ler.“57 So ist es.

Hans-Peter Dürrs virtuose Deutungen geis-tiger Erfahrung als Ausdruck universellerQuantenstrukturen können in „Wir erlebenmehr als wir begreifen“ nachgelesen wer-den, so zur Doppelnatur von Leib und

Seele in Analogie zur Doppelnatur vonTeilchen und Welle (S. 79-82, 128-129),zur Unteilbarkeit des Selbst im Sinne derNichtaufgetrenntheit eines umfassendenQuantenzustands (S. 131-132), zu Ahnun-gen in Meditation und Halbschlaf als Fol-ge quantenmechanischer Unschärfe (S.133-134), zur Intuition als Folge von Be-ziehungsstrukturen in höherdimensionalenRäumen (S. 65-66), zur Auflösung derIndividualität einer Schaumkrone durchWellen in der Tiefe (des Meeres wie auchder Seele, S. 130-131, 135-137). Hier eineKostprobe zu delokalisierten Quantenzu-ständen und Tunneleffekt: „Alle ahnenalles. Es gibt überhaupt keine Situationin dieser Wirklichkeit, wo ein ‚Ich‘ nichtgleichzeitig auch woanders ist – obgleichjeweils nur mit einer gewissen winzigenWahrscheinlichkeit“, wobei „mit dem‚Ich‘ hier nicht das äußerlich wahrnehm-bare ‚Ego‘ mit seiner geronnenen mate-riellen Form gemeint ist, sondern dasinnere, wahrnehmende ‚Ich‘.“58

Doch auch wenn es spielverderberischklingt und „Seelen“ kränkt: Eigenschaftendes Geistigen und Eigenheiten des „Ich“kommen nun einmal in der Quantentheo-rie nicht vor. Sie werden von ihr nicht be-schrieben und für ihre Interpretation nichtgebraucht. Bei allem Respekt vor Hans-Peter Dürrs Verdiensten um die Theoreti-sche Physik und die Verantwortung desPhysikers: Mit wissenschaftlicher Aufklä-rung hat sein Ganzheitsverständnis nichtszu tun. Das ist Beihilfe zur Quanteneso-terik.

5 Einordnung und FazitDie Quantentheorie besitzt im Rahmen ih-res physikalischen Anwendungsbereicheseine strikt naturalistische Interpretation. Ihr

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Verständnis bedarf keiner theologischenoder esoterischen Vorstellungen. Die Quan-tentheorie liefert präzise Quantifizierungender Potentialität noch nicht eingetretenerFakten durch berechenbare und testbareEintretenswahrscheinlichkeiten. Sie machtdamit objektive Unbestimmtheit und onti-schen Zufall theoriefähig. Wenn man dieWürfelmetapher nicht zu ernst nimmt(denn die „Würfel“ suggerieren einen klas-sischen Mechanismus, der hier nicht vor-liegt) und die Welt naturalistisch betrach-tet, dann sollte man Einsteins berühmtesDiktum „Gott würfelt nicht“ besser um-stellen: „Nicht Gott würfelt.“

Gleichwohl gilt die Quantentheorie man-chen als Chance für einen neuen Dialogzwischen Naturwissenschaft und Theolo-gie und eine Annäherung zwischen Phy-sik und Transzendenz. Die dahinter ste-ckende Sehnsucht scheint allerdings oftso allgemein zu sein, dass sie vom Standder physikalischen Erkenntnis gar nicht ab-hängt. Hans-Peter Dürr meint etwa: „Wirerfassen mit unseren naturwissenschaft-lichen Methoden aber nicht das Wesent-liche.“59 „Die Physik läßt einen Raumoffen, der mit etwas anderem gefüllt wer-den muß als dem, was sich physikalischerfassen läßt.“60

Wer das so empfindet und ein ganzheitli-ches Weltbild sucht, der wird sich seineBrücken zwischen Physik und Transzen-denz bauen. Diese Brücken sind allerdingsrecht locker, assoziativ und von Wunsch-denken bestimmt.61 Dabei kann eine dop-pelte Freiheit genutzt werden: Zum einenist die Interpretation der Quantentheorienotorisch umstritten (obwohl die Anwen-dung der Theorie invariant unter Wechselder weltanschaulichen Hintergrundüber-

zeugung ist!), und zum anderen gibt es zuGottesbildern und Sinnstiftung viele ver-schiedene Meinungen. Es kann nicht ver-wundern, dass die Nutzung beider Frei-heiten schließlich der einen oder anderenGedankenbrücke subjektive Plausibilitätverleiht.

Heutige Theologen und Philosophen wis-sen, dass solche Bezüge jedenfalls nichtzwingend sind: „...man kann die Ord-nung der Welt, auch wie sie ein Physikererforscht, auf Gott hin deuten. Sie ist of-fen dafür. Es kann mich niemand daranhindern zu sagen, daß die Tatsache, daßKreise in ihrem Verhältnis von Umfangzu Radius oder Durchmesser immer gleichgestaltet sind, für mich letztlich die Ord-nung Gottes beweist. Das ist nicht falsch,und das ist auch nicht widersprüchlich,aber es liegt auch nicht nahe. Die mo-derne Naturwissenschaft ist zu neutralin ihrer Weltkonstruktion, als daß sie ei-nen so direkten Übergang zu religiösenPerspektiven ermöglichen würde.“62

Heutzutage wird man – aus Erfahrung kluggeworden – theologischerseits davon ab-sehen, Gott innerhalb des physikalischenWeltgeschehens unterzubringen, schon umdrohende Rückzugsgefechte zu vermeiden.Dazu nochmals Hans-Dieter Mutschler miteiner Analogie: „Wenn Sie eine Wasch-maschine haben und die Betriebsanlei-tung studieren, wird der Ingenieur auchnicht vorkommen. Sie wären sehr über-rascht, wenn in einer Betriebsanleitungvon der Person des Ingenieurs die Redewäre. Sie wollen dann ja gar nicht wis-sen, wer das gebaut hat, sondern Siewollen wissen, wie das Ding funktioniert.Ebenso wie der Physiker, der wissen will,wie die Welt funktioniert. Ob es da einen

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Ingenieur gibt, ist eine ganz andere Fra-gestellung. Es tut mir gar nicht weh, daßGott in der Physik nicht vorkommt. Dabraucht er nicht vorzukommen.“63

Es entspricht der naturalistischen Metho-de, Gott dort wegzulassen, wo seine Exis-tenz keinen Unterschied macht, und dortnach alternativen weltimmanenten Erklä-rungen oder Orientierungen zu suchen, woein solcher Unterschied behauptet wird.Jenseits pantheistischer Nacherzählungendessen, was ohnehin schon Gegenstandsäkularer Wissenschaft ist, sind fünf Ge-biete noch immer besonders beliebt alsmögliche Handlungsfelder Gottes:

1. Begründung der Existenz von allemund seiner Geordnetheit (Gott als Exis-tenzialist)

2. Festlegung von Anfangsbedingungenund Kontingenzbearbeitung (Gott alsEntscheider)

3. Schaffung qualitativ neuer Systemei-genschaften wie Leben, Geist, Be-wusstsein (Gott als Erfinder)

4. Vorgabe von Bewertungen, Moralvor-stellungen und Entwicklungszielen(Gott als Wertestifter)

5. Persönliches Gegenüber im subjekti-ven Erleben und Erfahren (Gott alsTherapeut).

Gläubige Menschen und Theologen müs-sen sich überlegen, auf welchen dieser fünfGebiete ihnen ein Wirken Gottes tatsäch-lich zu besseren Erklärungen oder Orien-tierungen verhilft als ein säkulares Heran-gehen – mit anderen Worten: wo sie Gottin ihrer Weltanschauung unterbringen.Atheisten haben dieses Problem nicht.

Anmerkungen:1 Siehe Dürr/Meyer-Abich/Mutschler/Pannenberg/

Wuketits (1997), im Folgenden als „Toskana“ be-zeichnet, S. 36.2 Siehe Toskana S. 38.

3 Siehe Toskana S. 42.

4 Siehe Toskana S. 29-30.

5 Siehe Toskana S. 130.

6 Gehaltvolle populäre Darstellungen der speziellen

und allgemeinen Relativitätstheorie sind etwa Giulini(2004) und Kiefer (2003).7 Eine populäre und untechnische Darstellung derQuantentheorie liefert Zeilinger (2003), eine didak-tisch hervorragend aufgebaute Einführung in ihreGrundideen Audretsch (2008), eine knappe undanspruchsvolle Einführung für wissenschaftlich In-teressierte Kiefer (2002).8 Als einflussreiches Fachbuch früherer Jahre sei

Mittelstaedt (1989) genannt. Die klarste aktuelledeutschsprachige Zusammenfassung der wichtigstenphilosophischen Probleme der Quantentheorie bie-tet Stöckler (2007).9 Siehe Toskana, S. 41.

10 Als knappe Darstellung des Wesentlichen zur

Chaostheorie ist immer noch Schmidt (1994) zuempfehlen.11 Die Notwendigkeit starker Kausalstrukturen fürden Freiheitsbegriff betont etwa Kanitscheider(2006).12

So der Theoretische Physiker Hans-Peter Dürrin Toskana, S. 15.13

Siehe Toskana, S. 16.14

So Hans-Dieter Mutschler in Toskana, S. 50.15

Siehe Toskana S. 195, vgl. dazu den ganzen Ab-schnitt „Naturgesetz und Kontingenz“, S. 194-196.16

Siehe Toskana S. 51.17 Siehe Toskana S. 146-147.18 Siehe Toskana S. 199-200.19

Siehe Dürr/Oesterreicher (2007), S. 36.20

So Dürr in Dürr/Oesterreicher, S. 37.21

So Dürr in Dürr/Oesterreicher; S. 38.22

Siehe Dürr/Oesterreicher S. 40.23

So Dürr in Dürr/Oesterreicher, S. 41.24

Als gute Sammlung von Beiträgen rund um diesesGedankenexperiment hat sich Audretsch/Mainzer(1990) bewährt.25 So Dürr in Dürr/Oesterreicher, S. 13.26

Ebendort.27

Siehe Toskana, S. 87.28

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 86.

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29 Siehe Toskana, S. 29.

30 Siehe Toskana, S. 45.

31 Für Fachleute: Diese Definition gilt nur für reine(Gesamt-)Zustände. Gemischte Zustände, die zwarkein Produktzustand, aber eine Konvexkombinationaus solchen sind, heißen klassisch korreliert und sindunverschränkt.32

Als Sammlung von Beiträgen zu verschiedenenAspekten und Anwendungen quantentheoretischerVerschränktheit sei Audretsch (2002) empfohlen.Zur Interpretation verschränkter Zustände vgl. auchFink (2004).33

Gut lesbar sind als frühere Kurzdarstellung diesesStandpunkts Ludwig (1955) und als spätere Lud-wig (1993).34

Hierzu gibt es andere Auffassungen und Vorschlä-ge, darunter solche, die quantitative Betrachtungenohne ontologische Ansprüche für ausreichend hal-ten, solche, die den Formalismus ohne empirischeHinweise abändern, und solche, die die Begegnungmit Ockhams Rasiermesser nicht überleben, wieetwa die Vielwelten-Ontologie oder die Bohmsche(Zusatz-)Mechanik.35

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 123.36

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 37.37

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 147.38

Vgl. dazu Fink/Leschke (2000).39

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 62.40

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 63.41

Siehe Toskana, S. 58.42

So Hans-Peter Dürr in Toskana, S. 144.43

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 16.44

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 18.45

So Klaus Michael Meyer-Abich in Toskana, S.144.46

Siehe Dürr/Oesterreicher, S. 17.47

So Dürr in Dürr/Oesterreicher, S. 21.48

Siehe Toskana, S. 58.49

Siehe von Neumann (1932), Kap. VI „DerMeßprozeß“, speziell VI.1 „Formulierung des Pro-blems“, S. 222-225.50

Siehe Toskana, S. 35.51

So Dürr in Dürr/Oesterreicher, S. 23.52

Siehe Toskana, S. 118.53

Siehe Toskana, S. 136-137.54

Siehe Toskana, S. 119-120.55

Siehe Toskana, S. 123.56

Siehe Toskana, S. 139-140.57

Siehe Toskana, S. 143.58

So Dürr in Dürr/Oesterreicher, S. 121.

59 Siehe Toskana, S. 67.60

Siehe Toskana, S. 39.61

Man beachte als ausgearbeiteten Vorschlag vontheologischer Seite Küng (2005) und dazu die ver-nichtende rationale Kritik von Albert (2006), dieauch viele Verweise auf Küngs frühere Bücher undAlberts frühere, ebenfalls vernichtende Kritik an die-sen enthält. – Unabhängig von solchen Einzelkon-troversen diskutiert Mittelstaedt (2001 und 2004)vom Standpunkt der Physik aus mögliche Bezügezur Theologie. Seine wohlwollende Behandlung desThemas lässt den Leser dennoch den Unterschiedzwischen möglichen und wirklichen Bezügen erken-nen.62

So Hans-Dieter Mutschler in Toskana, S. 34.63 Siehe Toskana, S. 31-32.

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