Date post: | 05-Apr-2015 |
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Finanzierung lokaler Infrastrukturmaßnahmen in
Entwicklungsländern durch kostendeckende Tarife
Das Beispiel der jemenitischen Wasserversorgung
Kostendeckende Tarife: Warum überhaupt?
Staaten sind verschuldetStrukturanpassungsmaßnahmenSteigende NachfrageZ.T. steigende Bereitstellungskosten
Um flächendeckende, zuverlässige Versorgung mit Infrastruktur zu sichern, muss ihre Bereit-stellung von staatlichen Zuschüssen entkoppelt werden
Konsequenzen nicht-kostendeckender Tarife1. Keine Flächendeckung
2. Schlechte Qualität
Versorgung mit sauberem Trinkwasser
2,4%
10,5%
46,9%
50,2%
31,0%
62,1%
30,6%
86,8%
82,0%
95,0%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Elfenbeinküste
Ghana
Guatemala
Mexiko
Peru
unteres Viertel oberes Viertel
Kostendeckende Tarife: Voraussetzungen und Grenzen
Voraussetzungen:Ausschließbarkeit von der NutzungEffiziente Bereitstellung Zahlungsbereitschaft der Nutzer
Grenzen:Zahlungsfähigkeit der NutzerPositive externe Effekte
Beispiel: Die Wasserversorgung im Jemen
Erste Voraussetzung für Einführung kostendeckender Tarife
Ausschließbarkeit von der Nutzung:Kein öffentliches Gut
Öffentlichkeitsgrad hängt ab von:• Ausgestaltung der Eigentums- und Nutzungsrechte
• Technologie der Bereitstellung
• Ausmaß der Nutzung
Zweite Voraussetzung für Einführung kostendeckender TarifeEffiziente Bereitstellung
Organisationsform der Infrastrukturbereitstellung muss an Merkmalen des Infrastrukturgutes ausgerichtet sein
Kontinuum von staatlicher bis privater Bereitstellung:• Regierungsabteilung
• Öffentliches Unternehmen
• Kooperationen zwischen öffentlichem und privatem Sektor (z.B.: Management- oder Leasingverträge, Konzessionen)
• Privatwirtschaftliche Bereitstellung
Bereitstellungsoptionen und Effizienz
Effizienz nimmt tendenziell zu je weitreichender die Beteilung der Privatwirtschaftje geringer die die Möglichkeiten staatlicher Einflussnahme
Transaktionskosten für Ausgleich privater und gesellschaftlicher Interessen steigen, je größer der Entscheidungsspielraum privater Akteure
Keine Organisationsform ist unter Effizienzgesichtspunkten a priori zu bevorzugen
Dritte Voraussetzung für Einführung kostendeckender Tarife
Zahlungsbereitschaft der NutzerHäufig vernachlässigtPauschale Faustregeln (z.B. 5 % des Haushalts-einkommens für Wasserversorgung) führen zu Unterschätzung der ZahlungsbereitschaftBeeinflusst durch:
• Wert eines Gutes (kulturell beeinflusst)• Qualität- und Nutzenunkenntnis• Subjektives Belastungsgefühl
Mögliche Tarifstrukturen in der Wasserversorgung
Anschlussgebühren
Verbrauchsbezogene PreiseKonstanter Preis pro Mengeneinheit(von Gesamtverbrauchsmenge unabhängig)
Progressive / degressive Blocktarife
Fixpreise
Nutzungszeitbezogene Preise
Kostendeckung erfordert Kombination dieser Elemente
Grenzen der Einführung kostendeckender Tarife: Zahlungsfähigkeit
Quersubventionierung (basierend auf Leistungsfähigkeit)
Arten von Quersubventionierung(Indikatoren für Leistungsfähigkeit):
Verbrauchsmenge
Wohnverhältnisse
Wohngebiet
Konsumgruppen (Privathaushalte / Industrie)
Verschiedene Infrastrukturgüter (z.B. Subventionierung der Wassertarife durch Einnahmen aus Elektrizitätsversorgung und Telekommunikation)
Grenzen der Einführung kostendeckender Tarife: Zahlungsfähigkeit
Probleme bei Quersubventionierung:Einkommensschwache Haushalte müssen an das Versorgungsnetz angeschlossen sein
• Lösung: Quersubventionierung der Anschlussgebühren
Funktioniert nicht bei hoher Preiselastizität der Nachfrage der stärker belasteten Gruppen
Hohe Zielgenauigkeit der Tarife erfordert hohen Verwaltungsaufwand
Kriterien zur Berechtigung von Quersubventionierungen sind schwer zu überprüfen
Verhältnis von privaten zu staatlichen Wasserpreisen
Land Marktpreis als Vielfaches des
staatlichen Preises (Hauptstadt)
Bangladesch 12-25
Kolumbien 10
Ecuador 20
Elfenbeinküste 5
Kenia 7-11
Nigeria 4-10
Uganda 4-9
Quelle: Ramesh/Malin (1993:14)
Grenzen der Einführung kostendeckender Tarife: Zahlungsfähigkeit
Probleme bei Quersubventionierung:Einkommensschwache Haushalte müssen an Versorgungsnetz angeschlossen sein
• Lösung: Quersubventionierung der Anschlussgebühren
Funktioniert nicht, wenn stärker belasteten Gruppen ihren Konsum überproportional einschränken
Hohe Zielgenauigkeit der Tarife erfordert hohen Verwaltungsaufwand
Kriterien für Begünstigung durch Quersubventionierung sind schwer zu überprüfen
Beispiele für positive externe Effekte
Förderung der
öffentlichen Gesundheit
Kanalisation
Wasser-versorgung
Abfall-beseitigung
Grenzen der Einführung kostendeckender Tarife: Positive externe Effekte
Negative Konsequenz positiver externer Effekte :
Eigennützig handelnde Individuen werden bei kostendeckendem Preis geringere Menge nachfragen als gesamtgesellschaftlich wünschenswert
Finanzierung von Infrastruktur kann mit übergeordneten Zielen in Konflikt geraten
Zielkonflikte zwischen Zahlungsbereitschaft und
Zahlungsfähigkeit
Ziel Maßnahme Konflikt mit… Zahlungsfähigkeit Quersubventionierung durch
mengenunabhängige Fixpreise; z.B. gekoppelt an Wohnverhältnisse
Differenzierte Tarifstruktur, um Zielgenauigkeit der Subventionen zu sichern
Zahlungsbereitschaft
Zahlungsbereitschaft Determiniert durch
Qualitätsunkenntnis Determiniert durch
subjektives Belastungsgefühl
Mengenabhängige,
progressive Tarife Einheitspreis für m³ Übersichtliche Tarifstruktur,
um Überschätzung der eigenen Belastung zu vermeiden
Zahlungsfähigkeit
Beispiel für Kompromiss zwischen Zahlungsbereitschaft, Zahlungsfähigkeit
m³
Preis
Grenzkosten
Monatl. Fixpreis für einkommensschwache
Haushalte (nach Wohnverhältnissen)
Progressiver mengenabhängiger Tarif für
wohlhabende Haushalte
Lebensnotwendig Mindestmenge
Der JemenSüd-westliches Ende der arabischen HalbinselHöchste Einwohnerzahl aller Staaten auf der HalbinselIm „Länder-Ranking“ der vereinten Nationen (HDI) Rank 144 von 175 (D: Platz 18)Lebenserwartung: 60 J. (D: 77)Kindersterblichkeit: 85 pro 1000 Geburten (D: 5) Jahreseinkommen pro Kopf: 280 € (D: 28.550 €)Hauptwirtschaftszweig:
Öl- und Gas(70% der staatlichen Einnahmen)Landwirtschaft
Organisation der jemenitischen Wasserversorgung und Tarifstruktur
Wasserver- und Abwasserent-sorgung in öffentlicher Hand (NWSA und GAREW)Tarife von der Regierung vorgegeben1993 erster landesweit gültiger TarifLandesweit werden 73,5 % der Kosten gedeckt.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
m³
Jem
eniti
sche
Ria
l
Private Gebäude Regierungsgebäude
Moscheen, Schulen, Krankenhäuser Gewerbe
Kosten pro m³
Konsequenzen der mangelnden Kostendeckung
1. Häufige Versorgungsunterbrechungen
8,2
12,2
34,7
20,3
10,3 10,2
4,1
0
5
10
15
20
25
30
35
40
weniger als 5Std.
5 bis unter10 Std.
10 bis unter15 Std.
15 bis unter20 Std.
20 bis unter30 Std.
30 bis unter40 Std.
über 40
Wasserversorgung in Stunden pro Woche
% d
er N
WS
A-K
un
den
Konsequenzen der mangelnden Kostendeckung
2. Geringe Reichweite des staatlichen VersorgungssystemsVersorgung mit Trinkwasser
24%
78%
12% 9%1%
76%
8%19%
54%
19%
0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%
NWSA-N
etz
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jem
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Stadtbevölkerung Landbevölkerung
Könnten kostendeckende Wassertarife eingeführt werden?
1. Sind Nutzer ausschließbar? Ja!
2. Gibt es positive externe Effekte?Ja, aber sie gehen nur von lebensnotwendiger Mindestmenge aus (20-40 Liter pro Kopf/Tag)
Könnten kostendeckende Wassertarife eingeführt werden?
3. Sind Nutzer bereit, für besseren Service mehr zu zahlen?
Ja!23,3%
8,5%
19,1%17,1%
12,8% 12,8%
6,8%
0,0%
5,0%
10,0%
15,0%
20,0%
25,0%
bis unter50 %
50 bisunter 100
%
100 bisunter 150
%
150 bisunter 200
%
200 bisunter 300
%
300 bisunter 400
%
über 400%
Anteil an aktuellen Wasserausgaben, die freiwillig mehr gezahlt würden
% d
er B
efra
gten
Könnten kostendeckende Wassertarife eingeführt werden?
4. Arbeitet NWSA effizient?Nein: Ineffizientes Management stellt Hindernis für Einführung kostendeckender Tarife dar:
• Nur 60 % der produzierten Wassermenge werden in Rechnung gestellt
• 30 % der ausgestellten Rechnungen werden nicht bezahlt
• Zu viele Beschäftigte pro Zweigstelle• Geringe Leistungsmotivation der Angestellten
Fazit
Einführung kostendeckender Tarife für Infrastrukturleistungen wird immer wichtigerBerücksichtigung sozialpolitischer Kriterien ist nötig und möglich Voraussetzungen für Einführung kostendeckender Wassertarife im Jemen:
Jeder HH müsste funktionstüchtigen Wasserzähler bekommen, der regelmäßig abgelesen wirdPolitische Motive müsste bei Tarifsetzung in Hintergrund tretenZweigstellen müsste erlaubt werden, Tarife zu erheben, die den regionalen Produktionskosten entsprechenTarife müssten regelmäßig an Inflation angepasst werdenGebühreneinzugssystem müsste verbessert werden
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!