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Final 1 2019 · 2019. 9. 18. · 2 spätlese 1/2019 Das Spiel bleibt in jedem Alter ein wichtiger...

Date post: 23-Jan-2021
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Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang • 1 | 2019 spät lese Spiel als Wurzel von Kultur? Spielen erfüllt viele Funktionen Gewinnen und verlieren Spielen im Wandel der Zeit Spiel und Spaß
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Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang • 1 | 2019

spätlese

Spiel als Wurzel von Kultur?Spielen erfüllt viele Funktionen

Gewinnen und verlierenSpielen im Wandel der Zeit

Spiel und Spaß

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Das Spiel bleibt in jedem Alter ein wichtiger Teil des Lebens. Dass Spiel nicht „unnütz“ ist, sondern im Gegen-teil, eine wichtige Funktion hat, lesen Sie in diesem Heft. Mit Kreativität und Freude bleiben wir nicht nur selbst länger aktiv und rege, sondern laden auch andere zu mehr Lebensfreude ein. Dabei ist Spielen auch ein wichti-ger Faktor, wenn es beispielsweise um Integration und Teilhabe geht. Viele Projekte und Initiativen in Rheinland-Pfalz stehen dafür bereit.

Vielleicht regt Sie diese Ausgabe an: zu einem neuen Hobby, wie das Boule-spielen, oder zu einem Spielenachmit-tag mit der Familie oder Freundinnen und Freunden.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Le-sen und eine schöne Zeit,

Ihre

ImpressumRedaktion: Marlies Becker (MB), Tanja E. Birkenstock (TEB), Gabi Frank-Mantowski (GFM), Petra v. Gersdorff (PVG), Rüdiger Heins (RH), Arnold Holstein (AH), Dieter Kürschner (DK), Ellen Löwer (EL), Norbert Mentz (NM), Elke Plass-Mackensen (EPM), Claudia Sabic (CS, ver- antwortlich), Solveigh Schneider (SO).

Herausgeber: Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Referat Öffent-lichkeitsarbeit – Bauhofstraße 9, 55116 Mainz, www.msagd.rlp.de.

Die Spätlese erscheint dreimal im Jahr und wird kostenlos abgegeben. Nachdruck unter Quellenangabe erlaubt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und der Herausgeberin wieder. Für unaufgefordert zugesandte Beiträge und Fotos entsteht kein Anspruch auf Veröffentlichung.

Redaktion Spätlese, Landesleitstelle „Gut leben im Alter” im MSAGD, Bauhofstraße 9, 55116 Mainz, Telefon: 0 6131/16 53 27 und 16 53 34, E-Mail: [email protected]

Gestaltung: Kreativwerkstatt | Kommunikationsdesign | 61137 Schöneck

Druck: DHVS/Druckhaus und Verlagsservice GmbH, 54294 Trier

Bildernachweis: Fotolia: Titelbild (Robert Kneschke), S. 3 (Lightfield Studios), S. 4 (Kzenon, didesign), S. 5 (photophonie, blueringmedia), S. 6 (gani_dteurope), S. 8 (Polat Alp, Vadim), S. 9 (fotofrank), S. 11 (Tomasz Zajda), S. 20 (M.Dörr & M.Frommherz, Syda Productions), S. 21 (Jürgen Fälchle, Michael Flippo); S. 3: commons.wikim (gemeinfrei); S. 6: Burckhardt; S. 7: Mühlbeyer; S. 9: Marlies Becker; S. 10: Sabrina Burghard; S. 12: Bund Deutscher Amateur-theater e.V; S. 13: Wolfgang Thiel; S. 14: Ellen Löwer, Harald Kaspar; S. 15: Caritasverband Koblenz, Rita Schmitt; S. 16: Frauennotruf Mainz; S. 17: commons.wikimedia (gemeinfrei); S. 18: public domain (gemeinfrei), Rudi Ritter; S. 19: www.polizei.rlp.de, Seniorenbeirat VG. Kirchberg; S. 22/23: wikipedia (gemeinfrei).

Inhalt

Unser nächstes Thema 2 /2019: Verantwortung

Rätselauflösung: Mein Leben ist wie ein Spiel im Frühling. Ich will so leben, wie es mir gefällt: Ich will mit euren steifen Sitten und matten Bräuchen nichts zu tun haben. Blau ist der Himmel, grün die Wiese und Flur, frisch die Quellen, heiter die Flüsse, und von herrlicher Gastlichkeit sind Sonne und Sterne. Ich will mein Spiel zu Ende spielen.

Sabine Bätzing-LichtenthälerMinisterin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz

Liebe Leserinnen und Leser,

endlich ist es Frühling, die Tage wer-den länger, und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen locken uns an die fri-sche Luft.

Passend zu dieser Jahreszeit des Auf-bruchs widmet sich die Spätlese dem Thema „Spiel und Spaß“. Was häufig nebensächlich erscheint, nimmt bei genauerer Betrachtung einen großen Teil unseres Lebens ein. Denn schon als Kind begreifen wir die Welt im Spiel, lernen, wie Regeln funktionieren, wie man Strategien entwickelt und versetzen uns in andere Rollen.

Impressum ................................................... 2

Grußwort der Ministerin ......................... 2

Themenschwerpunkt:Spiel und Spaß Liegt die Wurzel von Kultur im Spiel? 3

Von Karten und Kegeln ........................... 4

Familienspiele ............................................. 5

Spiele an der frischen Luft ..................... 6

Spiele der Wirtschaftswunderzeit ....... 7

Systemspielzeug:

von Lego bis Playmobil ........................... 8

Theater und Musik als Spiel .................. 9

Auf dem Mittelaltermarkt .................... 10

Wenn Spielen zur Sucht wird .............. 11

Europa ......................................................... 12

Aus der Arbeit derLandesseniorenvertretung ................. 13

Aus Seniorenbeirätenund Projekten .................................. 14 –16

Seniorenbeirat Kirchberg: Ältere aktiv einbinden ............................ 15

Senioren auf Reisen ................................ 15

Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ ..... 16

Berühmt und Bekannt ................... 17, 18

Aktuelles ........................................... 19–21Seniorensicherheit wird ausgezeichnet ........................................... 19 Gedächtnistraining ............................... 21

LiebenswertesRheinland-Pfalz .............................. 22–23

Ein Ausflug an die Nahe ....................... 22

Mario Adorf ............................................... 23

Wichtiges · Interessantes · Nützliches · Verbraucher-Tipps......................................................................... 24

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macht. So wurden aus der Jungstein-zeit stammende Brettspiele aus dem fünften Jahrtausend vor Christus ge-funden. Auf Zypern und Kreta waren Brettspiele wie unser heutiges Müh-lespiel im zweiten Jahrtausend vor Christus bekannt.

Sportspiele gibt es spätestens seit der griechischen Kultur in Form der Olym-pischen Spiele. So ist die Spielfreude unserer Vorfahren bis heute durch viele Funde und Schriften bestens do- kumentiert. Spiele begleiten Sagen und Märchen, viele Grabbeigaben zeugen von ihrer Bedeutung. Spiel- figuren und Würfel wurden aus Holz geschnitzt, aus Lehm geformt, in Tier-häute eingeritzt, aber auch aus Gold und Silber gefertigt und zeugten so vom Reichtum und der Macht ihrer Benutzer.

Spielen erfüllt viele Funktionen

Spiele ohne Zweck und Nutzen, oft in Gesellschaft, prädestinieren den Spieler zum Künstler, zum Musikan-ten und Maler, zum Kulturschaffen-den, zum Grenzgänger in Traum- und Suchtwelten. Spiele begeistern Kinder und Erwachsene und bilden die ganze Breite des menschlichen Lebens ab. Das Spiel mit anderen und allein macht Freude, schafft Gemeinschaft, verbindet Menschen verschiedener Völker schon in der Antike. Spiele sind besonders für Kinder und Jugendli- che wichtig, denn hierbei erproben sie soziale Rollen und Regeln, erkennen und festigen ihre Persönlichkeit, ler-nen fair zu sein, auch wenn man ver-liert. Deshalb ist Spielen weder unnütz noch verlorene Zeit.

Huizinga reichten die Erklärungen für den Ursprung der Kulturen, die den Menschen in erster Linie als Homo sa-piens verstanden, nicht aus und such-te den Ursprung der Kultur auch im „Homo ludens“. Spielen ist für ihn eine grundlegende menschliche Akti-vität, die Kreativität erfordert und för-dert. Spielen auch als vergleichender Wettkampf setzt Energie und Kraft frei und macht so das Spiel zu einer der wichtigsten Ursachen zur Entste-hung der Kulturen. DK

Spiel und Spaß

„Spielen“ ist eine Vokabel, die eher der Kindheit, dem Sport, der Sucht und insgesamt dem Zweckfreien zugeordnet wird – im Gegensatz zum Machen, Schaffen, Erzeugen und Arbeiten.

„Spiel“ im Sinne des Kulturhistorikers Johan Huizinga „ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die in-nerhalb gewisser festgesetzter Gren-zen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bin-denden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das gewöhnliche Le-ben“ (Johan Huizinga: Homo Ludens, 1938). Der „Homo ludens“, den Hui-zinga beschrieb, ist ein spielender und dadurch schöpferischer Mensch.

In jedem Alter, zu allen Zeiten

Man kann vermuten, dass der Mensch schon vor dem Entwickeln der Spra-che gespielt hat. Hund und Katze spielen und haben keine Sprache in unserem Sinne entwickelt. Der Säug-ling spielt in den ersten Wochen sei-nes Lebens zweckfrei, zum Vergnü-gen, freiwillig und zur Entspannung. Das hat schon der frühe Mensch ge-

„Der Mensch spielt nur,

wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist,

und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Friedrich von Schiller (1759 – 1805),

deutscher Dichter und Dramatiker

Liegt die Wurzel von Kultur im Spiel?

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Spiel und Spaß

Von Karten und KegelnNeben unseren alltäglichen Ver-pflichtungen brauchen wir auch Orte für gesellige Stunden. Für die Generation meines Vaters und Großvaters war das auch der Stammtisch in der Dorf- und Eck-kneipe. Hier traf man sich nach Fei-erabend auf ein Glas Bier oder einen Schoppen Wein, manchmal auch ei-nige mehr.

Hier wurde geraucht, was das Zeug hielt, vornehmlich Zigarren. Den meist Älteren ging es weniger um den Alko-hol- oder Tabakkonsum, sondern mehr um die zwischenmenschlichen Kon-takte. Der Stammtisch stand fürs Los-lassen vom Alltag, Pflege von Bezie-hungen, Austausch von Klatsch und Tratsch und natürlich: das Politisieren. Die Kneipe war das heutige Facebook.

Ein Kreuz hat jeder

An mindestens einem Tisch wurde „Skat gekloppt“, wie es hier bei uns an der mittleren Sieg hieß. Und das ge-schah mitunter recht hitzig. Das Skat-spiel, 1813 in der thüringischen Stadt Altenburg erfunden, ist das populärste deutsche Kartenspiel. Es besteht aus 32 Karten und hat immer drei aktive Spieler. Ein gut durchdachtes Regel-werk ermöglicht eine unglaublich gro-ße und jegliche Vorstellung sprengen-de Anzahl von Spielvarianten, nämlich über 2,7 Billiarden. Skat ist ein Aben-teuer und Wettkampf pur. Es ist des-halb auch kein Zeitvertreib für Men-

schen mit schwachen Nerven, sondern ein Spiel für Abenteurer. Eine Würdi-gung der ganz besonderen Art erfuhr das Skatspiel im Dezember 2016: Es wurde als immaterielles Kulturerbe in Deutschland anerkannt.

Gut Holz!

Den meisten Kneipen waren auch Ke-gelbahnen angegliedert, im Keller ge-legen oder in einem Anbau. Ab den 1960er-/1970er-Jahren gehörten Nach- mittage oder Abende auf der Kegel-bahn zum angesagten Freizeitpro-gramm. Sie waren Sinnbild für Gesel-ligkeit. Die Kegelbrüder und Kegel- schwestern trafen sich wöchentlich oder monatlich, typisch deutsch ver-einsmäßig organisiert, also ausgestat-tet mit Statuten, Präsides, Schriftfüh-rer, Kassenwart, Kegelordnung mit Strafliste, Kegelbuch …

Da wurde dann zwei, drei Stunden lang gekegelt. Danach saß man noch weiter zusammen, um das Spiel mit Lob und Tadel zu „analysieren“. Es wurde gelacht, getrunken, gegessen. Wenn man dann auseinanderging, freute man sich schon auf das nächste Treffen. Highlights waren immer die jährlichen Kegelausflüge – obligato-risch und überdies feuchtfröhlich und ausgelassen.

Die Zugehörigkeit zu einem Kegelklub stand für etwas ganz Besonderes. Nicht die sportliche Aktivität, sondern das regelmäßige Zusammenkommen, das Spaßhaben in der Gemeinschaft und in gewisser Weise auch das Fürei-nander-Eintreten waren wichtig. Wer sich als Neuling für eine Mitglied-schaft interessierte, brauchte einen langen Atem und „eine Empfehlung“ eines anderen Kegelbruders oder einer anderen Kegelschwester.

Und heute?

Beide Geselligkeitsarten sind ein wenig aus der Mode gekommen. Immer mehr Dorfkneipen und damit auch Stamm- tische und Kegelbahnen verschwinden. Die Freizeitgewohnheiten haben sich insbesondere durch die digitale Welt und die Flexibilisierung des Arbeitsle-bens radikal verändert. Beiden Spielen fehlt der Nachwuchs. Skat kann man allerdings inzwischen ganz bequem und sehr komfortabel auch am PC spielen. Alles hat also seine Zeit! AH

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Spiel und Spaß

Familienspiele: wie wir lernen zu verlieren – und gewinnen

Geburtsjahrgang 1940, bin ich mit vier älteren Geschwistern aufge-wachsen. Und das – auch während der Kriegsjahre – wohlbehütet. Für mein leibliches Wohl war die älteste Schwester zuständig. Einer der älte-ren Brüder war sozusagen der „Ani-mateur“ für mich. Er konnte mich mit seinen selbst erfundenen Mär-chen bei Laune halten und mir jegli-che Angst nehmen.

Mit Zunahme der Bombenangriffe Ende 1943 wurden die Tagesabläufe „strukturiert“ durch häufigere Aufent-halte im Luftschutzkeller und Luft-schutzbunker. Da ging es ums blanke Überleben. Für gemeinsame Spiele in der Familie hatte da niemand Zeit oder Interesse. Ich konnte mich mit Teddybär und Kasperlefigur bestens beschäftigen.

Nach dem Krieg haben wir sonntags zusammen gespielt. Dank der Voraus-sicht meiner Mutter hatte eine stabile Holzkiste mit einer Unmenge von Brett- und Kartenspielen den Krieg überstanden. Mein Vater spielte mit einem der Brüder Schach. Mein Spiel-zeugbestand wurde um eine Eisen-bahn und einen Märklin-Baukasten er-

ich aber aus den wenigen Malen des Mitspielens in der „großen Runde“ ler-nen konnte: Ich durfte Gefühle zeigen, wie etwa Stolz, Enttäuschung, Freude und Wut. Es hat mir gezeigt, dass man für sein Handeln, wie das Schummeln, auch einstehen und Einsicht zeigen muss. Das habe ich dann auch getan und aufs Mitspielen verzichtet.

Ohnehin wurde das gemeinsame Spielen bald beendet. Die älteste Schwester stand vor der Hochzeit, der älteste Bruder ging zum Studium. Ich selbst habe mich dann für den Kla-vierunterricht entschieden und war völlig ausgelastet. Und den Märklin-Baukasten hatte ich ja immer noch.

Sich den Spieltrieb erhalten

Im Laufe der Zeit ergab es sich, dass meine Mutter wieder Interesse am Spielen fand. Sie liebte die klassischen Spiele Halma, Mensch ärgere dich nicht und vor allem Rommé. Wir bei-de, manchmal kam auch noch eine gute Bekannte von ihr hinzu, haben dann jeden Sonntag Rommé gespielt. Es war Ehrensache für mich, nicht zu schummeln. So ging es dann einige Jahre, bis ich zur Bundeswehr musste. In unserer Familie wurde weder Skat gespielt noch gekegelt. Deshalb war ich auch an diesen beiden Spielarten nie interessiert. Hingegen habe ich das Klavierspiel bis heute beibehalten. Wenn ich Zeit und Lust habe, spiele ich gelegentlich am PC auch schon mal zwei bis drei Partien Schach. Mein Bedarf am Spielen ist damit ausrei-chend gedeckt.

Der amerikanische Mediziner und Schriftsteller Oliver Wendell Holmes sen. (1809 –1894) sagte: „Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sondern sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.“ Da kann ich in gewisser Weise wohl zuversicht- lich sein: Denn den Spieltrieb habe ich mir erhalten und pflege ihn auch sorg-fältig. AH

„Das Spielzeug an sich

ist Nebensache, die fantasievolle Beschäftigung

damit ist alles.“

Peter Rosegger (1843 – 1918), österreichischer Schriftsteller

weitert. Das kam mir auch sehr entge-gen, weil ich am liebsten allein spielte.

Gefühle zeigen

Irgendwann hatte ich begriffen, dass eine meiner Schwestern eine Meiste-rin im Schummeln war. Was sie aber immer abstritt. Das wollte ich selbst-verständlich nachmachen – und fiel prompt auf. Da gab es dann großen Aufstand und zwei, drei Kopfnüsse – und ich wurde ausgeschlossen. Was

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Können Sie sich ein Dasein ohne das Spielen vorstellen? Über alle Alters-stufen hinweg begleitet uns das Spielen in den unterschiedlichsten Varianten. Am gesündesten sind Bewegungs- und Geschicklichkeits-spiele in der freien Natur, wie zum Beispiel Boule, Boccia oder Minigolf.

Ursel Burckhardt aus Speyer ist lei-denschaftliche Boule-Spielerin. Die über 70-Jährige hat vor 30 Jahren während eines Urlaubs im Schwarz-wald dieses Kugelspiel aus Frankreich für sich entdeckt. „Ich bewege mich an der frischen Luft und trainiere mei-ne Geschicklichkeit, Reaktionsfähig-keit und Konzentration. Ich komme mit vielen Leuten ins Gespräch, und viel Spaß macht das Spielen noch dazu“, schwärmt die Rentnerin. Ein-mal in der Woche trifft sie sich mit Freunden im schattigen Domgarten zum gemeinsamen Spiel mit den Boule-Kugeln.

Boccia wurde in Deutschland beson-ders durch den ehemaligen Bundes-kanzler Konrad Adenauer populär. In

Spiel und Spaß

Spiel und Spaß an der frischen Luft

Nachrichtensendungen wurde er beim Boccia-Spielen im Urlaub in Italien ge-zeigt. Boccia ist die italienische Vari-ante des Boule-Spiels. Die Spielregeln sind einfach: Sie müssen möglichst vie- le eigene Kugeln näher an die platzierte Zielkugel bringen, als der Gegner.

Minigolf-Spielen macht besonders bei schönem Wetter viel Freude. Sie kön-nen alleine spielen oder in einer Gruppe. Auf 18 Bahnen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wird versucht, einen Ball mit Hilfe eines Schlägers in das Loch am Ende der Bahn zu bewe-gen. Sieger ist, wer die wenigsten Ver-suche zählt.

„Alla hopp!“ heißt eine Förderaktion der Dietmar-Hopp-Stiftung. Unter dem

Motto „Bewegen und Spielen macht Spaß“ spendete die Stiftung 19 genera- tionsübergreifende Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsanlagen in der Metro-polregion Rhein-Neckar. Sechs Anla-gen befinden sich in Rheinland-Pfalz – Deidesheim, Edenkoben, Grünstadt, Ilbesheim, Rülzheim und Speyer. Sie können sich in den frei zugänglichen Anlagen kostenlos nach Lust und Lau-ne fit halten, spielen und erholen.

Sich spielerisch sportlich zu betätigen, ist eine unbedingte Notwendigkeit im Alter. Dadurch bleiben Sie körperlich fit und geistig aktiv. Durch regelmäßi-ges Bewegungsspiel trainieren Sie das Herz-Kreislauf-System und gleichzei-tig beide Gehirnhälften. So verbessert sich nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Denkvermögen. EL

I N F ODer Pétanque-Verband Rheinland-Pfalz e.V. führt unter www.pvrlp.com ein Vereinsregister mit Kontaktdaten zu den Boule-Vereinen in Rheinland-Pfalz. Geschäftsstelle: Jonas Hilzendegen, Haardtstraße 7, 76863 Herxheim, Telefon 01 51/55 34 01 85.

Der Rheinhessische Turnerbund (RhTB), der Turnverband Mittelrhein (TVM) und der Pfälzer Turnerbund (PTB) schulen ehrenamtliche Bewegungsbe-gleiterinnen und -begleiter. Kommende Termine sind: 6./7. Mai 2019 in Koblenz, 15./16. Juni 2019 in Annweiler, 11./12. Juli 2019 in Mainz.

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„Die Quelle alles Guten liegt im Spiel“

Das meinte der Pädagoge Friedrich Wilhelm Fröbel (1782–1852). Spiel- psychologen gehen davon aus, dass Nicht-Spielen im Kindesalter den Menschen zu einem sozialen Au-ßenseiter machen kann.

Kinder lernen durch das Spiel die Welt kennen. Sie entwickeln durch das Spie- len die Regeln des Zusammenlebens im Erwachsenenalter, sie erfahren Strate- gien der Lezbensbewältigung und ent- wickeln dabei Gehirn und Körper, so der Entwicklungspsychologe Rolf Oerter. Doch wie so vieles lässt sich auch das Spielen in Epochen einteilen. Manfred Mühlbeyer, ein Kind der Wirtschafts- wunderzeit, beschreibt in seinem Buch „Einfach spielen“ eine glückliche und zufriedene Kindheit, ohne stundenlan-ges Fernsehen, Kisten überfüllt mit Spielsachen oder Computerspiele.

Nussschalen und Weidenzweige

Mühlbeyer bezeichnet die Kinder der Wirtschaftswundergeneration als die „Improvisationsgeneration“, denn Kre-ativität und Improvisation standen im Vordergrund. Aus geteilten, bunt be-malten Nussschalen wurden Nussscha- len-Schiffchen. Sieger war der, dessen Schiffchen auf dem Bach als erstes die nächste Bachbrücke erreichte. Der da-malige Indianer bastelte seinen Kopf-schmuck aus den Federn, die er im Hühnerstall fand, seine Pfeile machte er aus Schilfrohr und den Bogen aus

Spiel und Spaß

Alle Jahre wieder

Um die Weihnachtszeit begann das Spielen im Haus, allerdings nicht im Kinderzimmer, das es damals noch selten gab, sondern in der Küche. Die Mädchen spielten eher mit ihren Pup-pen, während die Buben am Küchen-tisch bastelten oder mit wenigen Bau-klötzen experimentierten. In der guten Stube wurde das Weihnachtsfest ge-feiert, zu dem jedes Jahr Schätze vom Dachboden geholt wurden. So der Kaufladen, der mit neuen Waren auf-gefüllt war, oder die Puppenstube, die mit neuem Anstrich und oft auch neuen Möbeln große Freude bereitete. Freude für Jung und Alt bereitete die Eisenbahn, die jedes Jahr an Weih-nachten erweitert wurde.

Vieles hat sich bis heute im Spielzeug-land geändert und eine neue Epoche hat Einzug gehalten. Gespielt wird heu- te mit anderen Spielsachen, die aber nach wie vor die Kinder zum Spielen anregen. Auch ältere Menschen soll-ten das Spielen wieder entdecken. Denn Spielen im Alter ist nicht kin-disch. Es fördert die geistige Beweg-lichkeit, ist ein Ausgleich zum Alltag und führt zu Entspannung. SO

einem biegsamen Weidenzweig, der mit einer Schnur gespannt wurde. Der alte Regenschirm wurde zum Zirkus-zelt und in der Zirkusmanege befanden sich Tiere aus aller Welt, die aus den beliebten Wundertüten stammten.

An die frische Luft!

Zu jeder Jahreszeit wurde draußen ge-spielt, denn es gab wenig oder keinen Verkehr. Spielen mit Murmeln oder dem Peitschenkreisel, der Gummit-wist, der sich vom „Wirtschaftswun-dertwist“ der 60er-Jahre ableitete, das Laufen auf Stelzen und die vielen Ab-zählreime, die Versteckspiele und an-dere Spiele einleiteten, waren einfa-che, aber glückliche und unbeschwerte Spiele. Wenn der Herbstwind über die Felder blies, ließ man nach der Schule Drachen steigen. Gebaut aus Holzleis-ten mit buntem Drachenpapier und mit einer langen Schnur versehen, konnte er hoch in den Himmel steigen. Der Winter brachte oft viel Schnee, und warm eingepackt wurden Schneemän- ner gebaut und (oft halsbrecherisch) mit dem Schlitten gerodelt.

Manfred Mühlbeyer beschreibt in „Einfach spielen“ die Kindheit der Wirtschaftswunderzeit und erinnert an die Spiele der Kinder der 1950er- und 1960er-Jahre. ISBN 978-3-95894-061-1, Omnino Verlag, 22,99 Euro.

Buchtipp

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Spiel und Spaß

Architekten im Kinderzimmer

Kaum zu glauben: Das erste syste-matische Bauspiel stammt aus dem Jahr 1838. Es war aus Holz gefer-tigt und sollte Fantasie, Kreativität und Motorik fördern.

Die Brüder Lilienthal entwickelten da-raus den ersten Steinbaukasten und verkauften die Idee an den Unterneh-mer Friedrich Adolph Richter in Ru-dolstadt. Der ließ sie patentieren und produzierte sie ab 1882 als „Richters Anker-Steinbaukasten“ in seinem phar- mazeutischen Werk. Die Bauvorlagen wurden von Künstlern, Illustratoren und Architekten geschaffen.

Geschätzt wurden weltweit bis 1963 fünf Millionen Anker-Bausteine in 400 verschiedenen Baukästen verkauft. Die Anker-Bausteine haben zwei Welt-kriege überstanden, doch 1963 ver-fügt die DDR-Führung die Einstellung der Produktion. Treue Fans in Holland gründeten 1979 den Internationalen Club der Ankerfreunde, dem heute Mitglieder in Europa, Chile und USA angehören. Seit 1995 gibt es die tradi-tionsreichen Baukästen wieder aus Rudolstadt, ausgezeichnet mit dem Siegel „Spiel gut“.

Moderne Spielwelten

Während die jetzigen Seniorengene-rationen dieses Spielmittel kennen, haben die zukünftigen ihre Kindheit

mit anderen Systembauspielen ver-bracht: In den 1960er- und 1970er-Jahren begann der Siegeszug der däni-schen Lego-Bausteine, später erober- ten die Playmobil-Figuren die Kinder-zimmer. Der Chefentwickler aus dem Hause Brandtstätter in Zirndorf, Hans Beck, erfand die Playmobil-Figur. Rit-ter, Indianer und Bauarbeiter sind ei-gentlich altbekannte Spielfiguren. Sie wurden nun allerdings nicht mehr aus Zinn, Blech, Holz oder Porzellan herge- stellt, sondern aus Kunststoff. Um die Figuren herum werden Themenwelten angeboten, die Lebenswelten darstel-len. Die reichen vom Krankenhaus über die Wildtierstation bis zum Zirkus.

Die kleinen Spielfiguren haben auch erwachsene Fans. Sie treffen sich ganz zeitgemäß in Foren im Internet, tau-schen sich aus, zum Beispiel über selbst gestaltete Bauten, Fahrzeuge oder Landschaften. Bei Ausstellungen, Börsen oder regionalen Stammtischen treffen sie sich auch persönlich. PVG

Bauen mit Lego- und Anker-Bausteinen

In dem Roman „Else oder Woher der Wind weht“ erzählt Marliese Reitzel von der selbstbewussten Rhein-hessin Else. Das Buch beschreibt in heiter-leichter Weise ihre Talente, ihr nicht immer einfaches Leben in den 1960er- und 1970er-Jahren und ihr wahres Lebens-glück. Es lässt schnell den Alltag vergessen und ist mit viel Lebensweisheit gespickt. Am 12. November 2019 wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rheinhessen liest“ im Wilmshof in Selzen eine Lesung stattfinden. Im Altenzentrum in Oppenheim liest die Seniorenbetreuerin Ingrid Wagner den Bewohnern regelmäßig Geschichten aus dem Buch vor – zum Vergnü-gen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Den Roman erhält man bei Hugendubel in Mainz am Brand, bei der Dombuchhandlung in Mainz oder bei PUBLICUM in 55278 Selzen, Telefon 0 67 37/76 03 26 und 0 67 37/76 03 46, E-Mail: [email protected]. Der Preis beträgt 14,90 EUR.

Buchtipp

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Spiel und Spaß

meinschaftliche Miteinander. Es tut der Seele gut. Der Spruch „Wo gesun-gen wird, da lass dich nieder…“ zeigt dies auch. Klassikfreunde haben die Möglichkeit, mit Orffschen Instru-menten zum Beispiel einen Walzer zu begleiten. Wer etwas Neues auspro-bieren möchte, kann zu Trommeln greifen. Spielerisches oder rhythmi-sches Trommeln in der Gruppe fördert

Hausmusik, gemeinsames Musizie- ren im Kreis von Familie oder Freun-den, ist heute leider eher die Aus-nahme.

An ihre Stelle ist das Gesellschafts-spiel als beliebter Zeitvertreib getre-ten, und die jüngere Generation hat Videospiele für sich entdeckt. Viele Spiele begleiten uns ein Leben lang (z.B. Mühle oder Mensch ärgere dich nicht). Die Regeln sind uns vertraut.

Man muss sich trauen

Auch bei unbekannten Brettspielen ist die Hemmschwelle, es zu versuchen, sehr gering. Etwas anders sieht es bei Musik aus. Hier kommt schnell die Aussage: Aber ich bin doch unmusika-lisch. Oder: Ich kann das bestimmt nicht. Dabei ist spielerische Musik viel regelfreier als zum Beispiel Mühle. Es gibt kein Falsch. Vom gemeinsamen Singen beliebter Volksliedern oder be-kannter Schlager aus der Jugend bis zum Tanz ist alles möglich. Gemeinsa-mes Singen fördert nicht nur das ge-

die Reaktionsgeschwindigkeit und be-nötigt kein Vorwissen. Wer beim Brettspiel bleiben will, der kann mit „Concerto“ ein Spiel für Mu-sikbegeisterte ausprobieren. Bei „Con-certo“ schlüpf man in die Rolle eines Stardirigenten, engagiert ein Orches-ter und führt die größten Klassiker der Musikgeschichte auf. Concerto, Uwe Bursig, Skellig Games Verlag. TEB

Musik als Spiel

zudem seit 1979 das Neuwieder Schlosstheater. Seit 2017 zieht er sich nach und nach in den Ruhestand zu-rück. Als Schauspieler ist er jedoch noch aktiv.

Das Theaterspiel hat ihn sein ganzes langes Leben be-gleitet. Schon mit vier Jahren stand er auf der Bühne. Als Sohn eines Schauspielers und einer Sängerin 1931 in

Fernab der großen Bühnenbetriebe und Kunstdiskurse bedient der 87-jährige Inten-dant und Schauspie-ler Walter Ullrich ver- lässlich ein boden-ständiges Kulturbe-dürfnis seiner großen Fangemeinde.

Seit 1958 führte er das „Kleine Theater“ in Bad Godesberg und leitete

Ein Leben fürs TheaterMönchengladbach geboren, lag das Theaterspielen wohl in seinen Genen. Obwohl er nie eine Schauspielaus- bildung genossen hatte und er auch seine Schulbil- dung kriegsbedingt als recht lückenhaft bezeichnet, wurde Ullrich mit 28 Jahren jüngster Intendant Deutsch-lands.

Heute ist er 87 Jahre alt und bisher der dienstälteste Intendant der Republik. Sein aktuelles Erfolgsstück „Die Brücke“, das in den vergangenen fünf Jahren 75-mal im Tunnel am Brückenkopf in Erpel aufgeführt wurde, war auch im Sommer 2018 wieder an seinem Original-schauplatz zu sehen. Es erzählt vom Kampf um die Rheinbrücke zwischen Erpel und Remagen im Zweiten Weltkrieg. Es basiert auf dem dokumentarischen Ro-man „Die Brücke von Remagen“ von Rolf Palm.

Hat Walter Ullrich auch den Staffelstab als Intendant im Neuwieder Schlosstheater an einen Nachfolger übergeben, fesseln ihn das Theaterspielen und die Über-nahme verschiedener Rollen heute immer noch. MB

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Spiel und Spaß

Mit Hex’ und Henker auf den Mittelaltermarkt

Eintauchen in eine andere Zeitepo-che, sich kleiden und leben wie anno dazumal – wer hat nicht mit diesem Gedanken gespielt?

Mittelaltermärkte bieten eine gute Gelegenheit dazu. Wobei die Bezeich-nung „Mittelalter“ irreführend ist. „Mittelaltermärkte decken die Zeit von Römerzeit bis Renaissance ab. Mithilfe des Zeitstrahls der Geschichte wollen wir vor allem Kindern und Jugendli-chen spielerisch historische Ereignisse und Epochen näherbringen“, erläutert Mittelalter-Fan Sabrina Burghard.

Sie erklärt: „Im Mittelalter wurden keine Hexen verbrannt. Deren Verfol-gung begann einige hundert Jahre später und dauert in einigen Weltge-genden noch an.“ Tatsächlich sagen Historiker, dass die Hexenverfolgung erst in der frühen Neuzeit ihren Höhe-punkt erreichte.

Im karolingischen Frühmittelalter gab es keine Hexenverfolgung, jedoch ver-brannten die vorchristlichen Germa-nen bereits Schadenzauberer.

Das Hexenbild des späten Mittelalters sowie das der frühen Neuzeit verband volkstümliche Zaubereitraditionen mit der Idee vom Teufelspakt. Daraus wur- de ein Verbrechen konstruiert. Mit der Verbrennung der angeblichen Hexen ist viel Heil- und Gesundheitswissen, das immer nur mündlich überliefert wurde, verloren gegangen.

Am Wochenende auf Zeitreise

Als Hex’ und Henker verbringen Sabri-na Burghard und Marc Braun viele Wochenend- und Urlaubstage auf Mittelaltertreffen. „Wir reisen don-nerstags an und montags wieder zu-rück. Wobei wir nur in den Sommer-monaten unterwegs sind, da wir keine adäquate Kleidung und Ausrüstung für kalte Tage und Nächte besitzen“, erzählen sie. Ihr Stand ist mit Natur-materialien gestaltet, Holzbänke und Kisten sind selbst gefertigt, ebenso die Kleidung. Der Hausrat wurde bei an-deren Markthändlern erstanden.

Gespräche mit Händlern während ei-nes Mittelaltermarktrundgangs vor Jahren weckten Sabrina Burghards In-teresse, als Darsteller mitzuwirken. Die Figur der Hex’ entwickelte sich langsam, Ritter und Edelfräulein gab es bereits zahlreich. „Es ist nicht machbar, eine Lebenssituation von Hex’ und Henker realistisch darzustel-len. Wir, die Unehrbaren, hätten weit außerhalb des Lagers leben müssen“, meinen Hex’ und Henker. Der Berufs-stand des Henkers galt in den meisten Städten als unehrenhaft. Unehrbare, wie auch Aussätzige und Huren, musste für jeden schon von Weitem erkennbar sein, z. B. durch ein Schel-lenband oder ein gelbes Tuch. Foltern, Hinrichten, Durchführen von Körper- und Ehrenstrafen, Kloakenreinigung, die Aufsicht über Hübschlerinnen (Hu- ren) und über wilde Hunde in der Stadt sowie die Tierkörperverwertung gehörten zu seinen Aufgaben.

Der Sohn eines Henkers konnte nur den Beruf des Vaters erlernen, und der Tochter eines Henkers blieb keine an-dere Wahl, als den Sohn eines anderen Henkers zu ehelichen. So bildeten sich regelrecht Scharfrichterdynastien. Ein Scharfrichter konnte eine zum Tode Verurteilte ehelichen und so vor der Hinrichtung bewahren. Die realistische Vorlage für Hex’ und Henker als Paar.

Folterwerkzeuge, Hinrichtungsmetho- den und Kultglauben an Hexen, da-mals wie heute, wird in der begleiten-den Ausstellung vor Augen geführt. Ein Spendenkorb steht bereit. Die Ein-nahmen werden an Amnesty Interna-tional weitergegeben, die Projekte ge-gen Folter und Verfolgung unter- stützen. EPM

I N F OLagertermine 2019: Speyer 26.–28. April Speyrer Geschich- ten, Germersheim 14.–16. Juni Festungsfest mit Gruselgang, weitere Märkte unter www.dieunehr-baren.de. Kontakt: Sab- rina Burghard & Marc Braun, Mandelring 242, 67344 Neu- stadt/Weinstraße., [email protected].

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Spiel und Spaß

Tragödien „spielen“ sich ab

Es beginnt harmlos am Spielauto-maten. Spannung und Nervenkitzel machen Spaß. Die ersten Gewinne lassen nicht lange auf sich warten. „Ich möchte ja nur einen kleinen Betrag investieren.“

Schnell werden die Einsätze höher. Aufhören ist keine Option, auch – oder gerade – nicht bei hohen Gewin-nen. Die Gewinne werden vollends verspielt. Und jetzt setzt die Abwärts-spirale ein. Der Spielende will die ho-hen Verluste wieder zurückgewinnen und riskiert dafür immer höhere Sum-men. So oder ähnlich verläuft die „Spielerkarriere“ von überwiegend Män- nern, darunter auch Senioren. Das ge-samte Monatseinkommen wird einge-setzt, Erspartes aufgebraucht. Dann wird bei Verwandten und Freunden Geld geliehen, Kredite kommen hinzu. Am Ende stiehlt der Spielende Geld; Betrug und Unterschlagung sind keine Seltenheit.

Wie konnte es dazu kommen?

Spielsucht ist eine anerkannte Krank-heit. Aus dem Spiel als Zeitvertreib entwickelt sich das übersteigerte Be-dürfnis, es wieder zu tun, ohne Kont-rolle, ohne Maß und Ziel. Ausgeschüt-

tete Glückshormone beim Spielen und Gewinnen treiben den Spielenden immer wieder an. Der gesunde Menschenver-stand ist ausgeschaltet. Der Spielende befindet sich in einer schweren Sucht, die behandelt werden muss.

Ein seltenes Phänomen?

Weit gefehlt! Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weist für 2017 aus: „Nach den Ergebnissen der Befragung gelten aktuell in Deutsch-land, hochgerechnet auf die 16- bis 70- jährige Bevölkerung, 326.000 Men- schen als problematisch und 180.000 als pathologisch Spielende.“Sie finden

sich in Spielotheken, machen Compu-ter- und Gewinnspiele, besuchen Casi-nos und zocken oft verbotenerweise bei Online-Wetten.

Phasen der Sucht und Hilfsangebote

Laut dem Psychologen Werner Gross verläuft die Sucht idealtypisch in drei Phasen: Auf Gewinn- und Verlustpha-se folgt schließlich die Verzweiflung. Der Spielende zieht sich immer weiter zurück. Darauf angesprochen, reagiert er ausweichend bis hin zur Lüge. Be-troffene verbergen lange ihr Sucht. Ihren Angehörigen fällt es schwer, das eigentliche Problem zu erkennen. He-gen sie Verdacht, können sie versu-chen, mit viel Fingerspitzengefühl ver-trauensvoll auf eine Verhaltensände- rung einzuwirken.

In schweren Fällen wird das nicht aus-reichen. Selbsthilfegruppen und Bera-tungsstellen sind erste Anlaufpunkte. Sie beraten, ob eine Sucht vorliegt. Oftmals ist eine stationäre Behand-lung in einer Suchtklinik die letzte Ret-tung. Dort müssen der Umgang mit Geld neu erlernt und die Hintergründe der Sucht aufgearbeitet werden. Rück-schläge kommen nach der Therapie leider vor. Auch darauf werden die Be- troffenen vorbereitet. Es schaffen nicht alle, die Sucht komplett zu besiegen. Der Facharzt für Psychiatrie und Psy-chotherapie Reto Cina spricht von „etwa 40 Prozent Erfolgsrate.“ NM

I N F O

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Infomaterial, Präventionsmaßnahmen und Be- ratungstelefon zur Glücksspielsucht: Telefon 08 00/137 27 00. Kostenlose und anonyme Erstberatung und Vermittlung an Beratungsstellen vor Ort. Internet: www.bzga.de/infomaterialien/, Stich- worte Suchtvorbeugung, Glücksspielsucht.

Kostenlose Sucht-Infoline der LZG unter Telefon 08 00/5 5116 00 (Band-ansage) zu Abhängigkeitserkrankungen, Ausgabe von Adressen von Bera-tungs- und Selbsthilfekontaktstellen in Rheinland-Pfalz. Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V., Internet: www.lzg-rlp.de/de/praevention-der-gluecksspielsucht.html.

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Vom 16. bis 19. Mai 2019 veran-staltet der Bund Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT) in Zusammenarbeit mit dem Bun-desarbeitskreis Seniorentheater das Gesamteuropäische Senio-rentheater-Festival stAGE! in Esslingen.

Ziel ist es, die künstlerische und the-matische Breite von Seniorentheatern in Europa zu zeigen. Es gibt Raum, de-ren gesellschaftliche Bedeutung zu diskutieren und sich europaweit zu vernetzen. Die Eröffnung findet am 16. Mai statt. Es gibt sieben Auffüh-rungen aus Dänemark, Deutschland, Estland, Georgien, Griechenland und der Schweiz. Das Rahmenprogramm besteht unter anderem aus Work-shops, Aufführungsgesprächen und einem europäischen Speed-Dating. Das Festival findet in Kooperation mit der Württembergischen Landesbühne Esslingen statt.

Das Seniorentheater boomt – europaweit

Europa

Jedes Jahr richtet der BDAT in Zusam-menarbeit mit dem Bundesarbeits-kreis Seniorentheater zudem ein Euro-päisches Theaterforum aus.

2019 findet es vom 13. bis 17. Okto-ber in Vierzehnheiligen in Bayern statt. 2018 kamen zu diesem Forum über 60 Vertreterinnen und Vertreter der bun-desweiten Seniorentheaterszene so- wie Teilnehmende aus Österreich, Dä-nemark und der Schweiz. Das Forum qualifiziert Fachkräfte aus Spielleitung und Theaterpädagogik sowie Aktive in Seniorentheatern. Vor dem Senioren-theater-Forum traf sich eine europäisch besetzte Jury zur Auswahl der sieben europäischen Seniorentheatergruppen, die zum Gesamteuropäischen Senio-rentheater-Festival eingeladen sind. 38 Theatergruppen hatten sich um die Teilnahme beworben. Kontakt: Bund Deutscher Amateurtheater e.V., Ulrike Straube, Lützowplatz 9, 10785 Berlin, Telefon: 0 30/2 63 98 59 17. CS

Die Europawoche 2019 findet vom 4. bis 12. Mai statt

Die Themen der Europawoche für das Jahr 2019 sind: die Wahl zum Europäischen Parlament 2019, Rheinland-Pfalz in einem vereinten Europa, die Zukunft Europas, mehr Europa durch Mo- bilität? sowie weitere, frei ge- wählte Themen. Bewerben konnten sich Schulen, Klassen, Bürgerinitiativen, Vereine, etc., die in dieser Woche oder in ihrer zeitlichen Nähe Europa in all seinen Facetten im Rahmen von Projekten zu den oben genann-ten Themengebieten in Rhein-land-Pfalz lebendig werden lassen. Alle Informationen findet man auf europa.rlp.de.

Die Europawoche ist eine Ge- meinschaftsaktion der deutschen Länder mit dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission und der Bundesre-gierung. CS

Die Broschüre „Ältere Menschen in Deutschland und der EU“ gibt einen Einblick in die Lebenswelten von Se- niorinnen und Senioren in Deutsch- land. Erwerbsbeteiligung, finanzielle Situation, Gesundheit sowie Wohnen, Bildungsstand oder Freizeitaktivitäten werden anschaulich dargestellt und durch zahlreiche EU-Vergleiche er-gänzt. Die Broschüre kann man herun- terladen unter www.bmfsfj.de unter den Stichworten „Service“, „Publika-tionen“ und „ältere Menschen“. CS

I N F O

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Seniorenforum beschließt Leitlinien

Beim 19. Seniorenforum im No-vember 2018 im Mainzer Ratssaal konnte der Vorsitzende Herman-Hartmut Weyel 117 Teilnehmende aus 39 Seniorenbeiräten begrüßen. Ein wichtiger Punkt auf der Tages-ordnung war das Projekt „Senio-renbeiräte stärken“.

Ein Grußwort sprach Staatssekretär Randolf Stich aus dem Innenministeri-um. Er betonte, dass die von der Lan-desseniorenvertretung Rheinland-Pfalz (LSV) ausgearbeiteten Leitlinien und Empfehlungen aus dem Projekt „Senio- renbeiräte stärken“ eine gute Grund-lage für die Arbeiten der Seniorenbei-räte seien und von der Landesregie-

rung befürwortet werden. Die Leit- linien werden in einem Handbuch zu-sammengefasst, außerdem auf der Homepage der LSV, www.landesseni-orenvertretung-rlp.de, veröffentlicht. Die Leitlinien wurden mit drei Enthal-tungen einstimmig verabschiedet.

Projektleiterin und Diplom-Pädagogin Elisabeth Portz-Schmitt verdeutlichte anhand einer Power-Point-Präsentati-on die aktuellen Ergebnisse des Pro-jekts „Seniorenbeiräte stärken“. Für

Staatssekretär Dr. Alexander Wilhelm aus dem Sozialministerium ist es von großer Bedeutung, dass die Vorsätze und Ideen der Leitlinien in den kom-

AUS DER ARBEITDER LANDESSENIORENVERTRETUNG

Staatssekretär Dr. Alexander WilhelmHerman-Hartmut Weyel

Elisabeth Portz-Schmitt

menden Jahren umgesetzt werden. Es sei wichtig, sich mit anderen Akteuren vor Ort zu vernetzten, neue Engagier-te zu gewinnen und offen für neue Ar-beitsweisen zu sein. Die Vielfalt der digitalen Möglichkeiten soll genutzt werden.

Der zweite Teil des Seniorenforums be- gann mit dem Vortrag „Neue Wohn-formen – am liebsten zu Hause“. Refe-rent Alfred Böhmer aus Neustadt an der Weinstraße war vor seinem Ruhe-stand Geschäftsführer der GEWO in Speyer. Diese Power-Point-Präsenta-tion sowie die von Elisabeth Portz-Schmitt sind auf der genannten Homepage veröffentlicht. EL

Seniorenbeiräte beraten und informieren in Sprech-stunden und bei Seniorentagen. Sie initiieren Aktio-nen oder Projekte, um die Situation älterer Men-schen vor Ort zu verbessern.

Für diese Arbeiten braucht es Beteiligung in den ent-sprechenden Fachgremien und Netzwerken sowie einen regelmäßigen Informationsaustausch mit der Verwal-tung. Um diese Aufgaben zu strukturieren, wurde durch die Landesseniorenvertretung Rheinland-Pfalz das Pro-jekt „Seniorenbeiräte stärken“ entwickelt. Unterstützung leistet das Projektbüro durch Elisabeth Portz-Schmitt, Diplom-Pädagogin. Ziele des Projekts sind, Leitlinien zur eigenverantwortlichen Arbeit von Seniorenbeiräten und Handreichungen, welche moderne Beteiligungs-und Ar-

Seniorenbeiräte stärkenbeitsformen aufzeigen, zu erar-beiten und zu veröffentlichen.

In weiteren Schritten werden Bil-dungsangebote für Seniorenbei-räte und engagierte Bürgerinnen und Bürger konzipiert. Bereits bestehende Empfehlungen der Landesseniorenvertretung Rhein-land-Pfalz zur Arbeit der Senio-renvertretungen auf Kreis-, Stadt-, Verbandsgemeinde- und Ortsebene werden überarbeitet und die Muster- satzung der aktuellen Gesetzgebung angepasst. Das Projekt wird vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Ge-sundheit und Demografie gefördert. EL

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AUS SENIORENBEIRÄTEN UND PROJEKTEN

Römerberg lud zur Messe für ÄltereDass man auch als Neuling eine „Messe für alle, die auch im Alter mobil, aktiv und fit bleiben möch-ten“ auf die Beine stellen kann, zeigte der Seniorenbeirat Römer-berg.

Vor gut einem Jahr gegründet, organi-sierten der Vorsitzende Gerhard Me-dian und seine Stellvertreterin Elvira Theurer eine Seniorenmesse. „Vielleicht möchten auch Sie so lange als mög-lich in Ihrem Zuhause bleiben. Wie das möglich ist, möchten wir Ihnen anhand dieser Messe zeigen“, konnte man dem Flyer entnehmen, den die ehrenamtlichen Seniorenbeiratsmitglie- der im ganzen Ort verteilt hatten.

Senioren auf Reisen mit der CaritasBereits zum 17. Mal führte eine Gruppenreise Seniorinnen und Senioren aus Koblenz und Umgebung ins malerische Bad Bocklet.

„Uns ist es wichtig, dass die Seniorin-nen und Senioren die Firmen ganz in der Nähe kennenlernen, denen sie vertrauen können“, so Elvira Theurer in der Eröffnungsrede. Die Aussteller kamen aus Römerberg und der nähe-ren Umgebung und informierten die Besucherinnen und Besucher über ein breites Angebot: von Augenoptik bis Treppenlifte, Hörakustik und Pflege-stützpunkte.

Überaus froh, dass sich in Römerberg nach langem Anlauf ein so rühriger Seniorenbeirat aufgestellt hat, zeigte sich Bürgermeister Manfred Scharfen-berger aus der Verbandsgemeinde Rö-merberg-Dudenhofen. EL

Elvira Theurer, Johannes Steiniger, Manfred Scharfenberger, Ellen Löwer, Heidelore Deigentasch (von li)

Immer wieder lädt der Seniorenbei- rat Kirchberg zu Veranstaltungen. Diese stoßen auch über die Gren-zen der Verbandsgemeinde (VG) hinaus auf Interesse.

Während einer Sitzung des Senioren-beirates der VG Kirchberg/Hunsrück wurde eine Videokonferenz mit dem Seniorenbeirat in Altenkirchen ge-schaltet. Dort war man sehr an der „iPad-Party“, einem Angebot der Kirch- berger, interessiert. Andrea Rohrbach, Leiterin des Seniorenbeirates Altenkir-chen, regte die Videokonferenz an. Da- bei tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Bild- und Tonver- bindungen miteinander aus, auch wenn sie sich an völlig unterschiedlichen Orten befanden.

Ältere Menschen aktiv einbindenSeniorenbeirat Kirchberg macht’s vor

Ein Fest für die Älteren

Jährlich richtet der Seniorenbeirat auch einen großen Seniorennachmit-tag in der Stadthalle in Kirchberg aus. Viele Gäste aus allen Teilen der Ver-bandsgemeinde Kirchberg waren 2018

Auf YouTube kann man ein Video der Videokonferenz sehen: https://youtu.be/f8J7OYGu86Y.

in die sehr gut besuchte Stadthalle ge-kommen, um gemeinsam bei Kaffee, Kuchen und einem bunten Unterhal-tungsprogramm vergnügliche Stun-den zu verleben. Der Vorsitzende des Seniorenbeirates Harald Kaspar be-grüßte alle Seniorinnen und Senioren. Die gute Resonanz zeige, welchen ho-hen Stellenwert der Seniorennachmit-tag bei den Senioren habe. 2019 wird der Seniorennachmittag am 22. Sep-tember stattfinden.

Die Reise ist ein Angebot des Caritas-verbandes Koblenz in Kooperation mit dem örtlichen Kurhaus. Eingebettet in die reizvolle Natur am Rande der bay-erischen Rhön, bot der Kurort optima-

le Voraussetzungen für einen erholsa-men Aufenthalt. „Das Interesse ist un- gebrochen“, sagt Caritasmitarbeiterin Marina Jakobs. „Mittlerweile haben

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Der Deutsche Evangelische Kirchen-tag findet in diesem Jahr vom 19.–23. Juni in Dortmund statt. Er steht unter

der Losung „Was für ein Vertrauen“ aus dem 2. Buch der Könige, Kapitel 18, Vers 19. Die Organisatoren setzen damit bewusst ein Signal gegen das von ihnen wahrgenommene, wachsende Misstrauen, beispielsweise gegenüber dem Staat oder Europa. „Gemeinsam müssen wir die Vertrauenskrise überwinden. Wir wissen aber, dass Vertrauen nicht befohlen oder angeordnet werden kann. Nur wer bereit ist, anderen zu vertrauen, kann auch Vertrauen bekommen. Die Losung ist also bestens geeignet, um darüber zu reden, in welcher Welt wir leben wollen und in welcher Welt nicht“, so die Organisatoren auf der Seite www.kirchentag.de. CS

Der Antrag des Seniorenbeirates Koblenz, sich gegen star-re Altersgrenzen im Ehrenamt und für ein Altersdiskriminie-rungsverbot im Grundgesetz auszusprechen, wurde einstim-mig vom Stadtrat Koblenz angenommen. „Es ist doch völlig sinnlos, dass jemand, der eben noch mit 69 Jahren ein Ehren-amt übernehmen durfte, von seinem 70. Geburtstag an dafür als ungeeignet gelten soll“ – mit diesen Worten leitete der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Prof. Dr. Heinz-Günther Borck, seine Erläuterungen zum Entschließungsantrag ein. Nur persönliche Eignung, nicht kalendarisches Alter, solle für die Übernahme von Ehrenämtern maßgebend sein. CS

AUS SENIORENBEIRÄTENUND PROJEKTEN

Kurz und knapp

Gruppenfoto im Kurpark: Die Senioren genossen die Reise ins malerische Bad Bocklet.

I N F OCaritasverband Koblenz, Seniorenreisen, Frau Marina Jakobs, Telefon: 02 61/139 06-304, E-Mail: [email protected]

Der Caritasverband Westeifel e.V. gewann mit seinem Projekt „Caritas- haus der Begegnung in Irrel“ beim

Brückenpreis 2018 in der Kategorie „Bürgerschaftliches En-gagement von Jung und Alt“. Das „Caritashaus der Begeg-nung“ wurde 1997 als Einrichtung der offenen Altenhilfe konzipiert. Ziel ist, für Frauen und Männer ab 55 Jahren aus der Verbandsgemeinde Irrel ein ergänzendes Angebot zu den schon bestehenden Strukturen zu schaffen. Mittlerweile ist das Haus Treffpunkt für alle Generationen der Verbandsgemeinde Süd-eifel und darüber hinaus. Neben der Freizeitgestaltung für Jung und Alt wird dort Beratung, Hilfestellung und Vermittlung zu den Diensten des Caritasverbandes Westeifel e.V. und der Ko-operationspartner angeboten. „Mit dem Brückenpreis möchte ich den Engagierten in Rheinland-Pfalz danken und ihre Arbeit öffentlich würdigen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. CS

wir viele Stammgäste, sodass sich auch schon feste Freundschaften ent-wickelt haben.“

An der letztjährigen Reise nahmen 27 Menschen im Alter von 71 bis 89 Jahren teil. Die Reiseleitung vor Ort übernahm die ehrenamtliche Caritas-mitarbeiterin Margret Günster. Neben der Besichtigung von Bad Kissingen und einem Halbtagsausflug nach Ful-da mit Dombesichtigung stand auch eine Schiffstour auf der Saale auf dem Ausflugsprogramm. Margret Günster resümierte: „Wir hatten sehr viel Spaß und genossen die Zeit in einer schö-nen Gemeinschaft.“ Dieser Meinung schlossen sich die Senioren gerne an, ob 71 oder 89 Jahre jung. Sie freuen sich jetzt schon auf ein Wiedersehen 2019 in Bad Bocklet. Marco Wagner, Caritas Koblenz

Seit Sommer 2016 trifft sich jeden Montag Vormittag eine kleine Gruppe von sechs Tänzerinnen und Tänzern im Senio-renzentrum in Katzenelnbogen zum Rollatortanz. Um allen Teilnehmenden gerecht werden zu können, hat sich der Initi-ator, Dr. Adolf Föhren-bach, selbst Choreogra-fien ausgedacht, die nie- manden überfordern Das Angebot ist sehr beliebt. Aufgrund der Räumlich-keiten ist die Teilnehmer- zahl jedoch begrenzt. A. Föhrenbacher

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AUS SENIORENBEIRÄTEN UND PROJEKTEN

Voneinander lernen

Eine Vertreterin des Frauennotrufs begleitete die Dele-gation von Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Herbst 2018 nach Ruanda. Das Motto der Delegationsreise:

„Voneinander lernen“, das Motto des Frauennotrufs seit 2001: „Frauensolidarität mit Ruanda – Weiter auf gemeinsamen Wegen“.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat auf ihrer Reise auch eine Partnerorganisation des Frau-ennotrufs Mainz besucht. In der Family Circle Love Lab Or-ganisation (FCLLO) berät und unterstützt die Leiterin Dati-ve Nakabonye 120 Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Auf dem kleinen Grundstück außerhalb von Huye erhalten die Frauen therapeutische Einzelbehandlung und schließen sich in Selbsthilfegruppen zusammen.

Dative Nakabonye erklärt: „Im Mittelpunkt stehen bei uns die Frauen und dass sie lernen, sich wieder selbst zu lieben.“ Sowohl Yamara Wessling vom Frauennotruf als auch die Ministerpräsidentin betonten die Gemeinsamkeiten der Si-tuation von Frauen in Deutschland und Ruanda. „Im Kampf gegen sexualisierte Gewalt und für die Stärkung von Frauen können wir viel voneinander lernen,“ so Yamara Wessling. Anette Diehl und Yamara Wessling

Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ unterstützt HeimkinderDie bundesweite Stiftung unter-stützt Menschen, die als Kinder oder Jugendliche in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder in stationären psychiatrischen Einrichtungen Leid und Unrecht er-litten haben.

Das betrifft die Jahre 1949 bis 1975 in der Bundesrepublik Deutschland be-ziehungsweise 1949 bis 1990 in der Deutschen Demokratischen Republik. Bund, Länder und Kirchen haben die Stiftung 2017 eingerichtet und finan-zieren sie gemeinsam. Sie soll bis 2021 bestehen. Betroffene können sich bis Ende 2019 bei Anlaufstellen in den Län- dern anmelden. Hier haben Betroffe-ne die Möglichkeit, in einer vertrau-ensvollen Atmosphäre mit Fachkräf-

ten über ihre Erlebnisse zu sprechen. „Aus den Erfahrungen mit dem Hilfe-system für ehemalige Heimkinder wissen wir, wie wichtig gerade dieses Gesprächsangebot für die betroffenen Menschen ist. Für nicht wenige ist es sogar das erste Mal, dass sie mit ihren Erlebnissen und Erfahrungen ernst ge-nommen werden“, erklärte Sozialmi-nisterin Sabine Bätzin-Lichtenthäler.

I N F OFrauennotruf Mainz e.V., Kaiserstr. 59-61, 55116 Mainz; Telefon: 0 61 31/221213; www.frauennotruf-mainz.de

V.l.n.r: Vize-Bürgermeisterin des Huye Districts, Yamara Wessling (Frauennotruf Mainz), Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dative Nakanbonye (FCLLO), Finanzministerin Doris Ahnen

Die Anlauf- und Beratungsstellen hel-fen auch bei der Antragstellung auf Unterstützungsleistungen aus der Stiftung. Betroffene, die sich an die Stiftung wenden, erhalten in der Regel eine einmalige Pauschale in Höhe von 9.000 Euro. Opfer, die ohne Bezahlung arbeiten mussten, erhalten zusätzlich bis zu 5.000 Euro für entgangene Ren-tenansprüche. CS

I N F OLandesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, Anlauf- und Beratungsstelle „Stiftung Anerkennung und Hilfe“, Rheinallee 97–101, 55118 Mainz; Telefon 0 61 31/9 67-544; E-Mail: [email protected]. Bundesweites Infotelefon: 08 00/2 21-22 18; E-Mail-Adresse für Gehörlose: [email protected]; Gebärdentelefon: [email protected].

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BERÜHMT UND BEKANNT

Loki Schmidt hatte die Bromelie „Pitcairnia loki-schmidtiae Rauh & Barthlott“ bei einer Reise nach Me-xiko 1985 selbst entdeckt. Nach ihr benannt sind außer Bromelien auch Rosen und Orchideen.

Ihr Traum vom Biologiestudium war ihr durch die Studiengebühren ver-wehrt. Den Brotberuf „Pädagogik fürs Lehramt“ hatte sie 1940 nach vier Se-mestern erlernt. Bis zum Umzug ins Kanzleramt in Bonn war sie Lehrerin. Die Liebe zu Pflanzen und zur Natur blieb. Bereits 1976 gründete Loki Schmidt das Kuratorium zum Schutze gefährdeter Pflanzen, welches 1979 in eine Stiftung überführt wurde, die heutige Loki Schmidt Stiftung. Diese vergibt seit 1977 den Umweltpreis „Loki-Schmidt-Silberpflanze“ an Men-schen, denen der Naturschutz am

Die Schwachen schützen

Herzen liegt und wählt seit 1980 die Blume des Jahres.

Hamburger Deern

Loki Schmidt wurde am 3. März 1919 im Hamburger Arbeiterstadtteil Ham-merbrook geboren. Als kleines Kind wandelte sie ihren Taufnamen Hanne-lore in Loki um. Während der Schul-zeit im koedukativen Gymnasium lernte sie ihren späteren Ehemann Helmut Schmidt kennen. Mit ihm rauchte sie ihre ersten Zigaretten – beider Markenzeichen. Im Juni 1942 heirateten sie.

Angst hatte Loki Schmidt vor Nichts und Niemandem. Hohe Würdenträger und einfache Leute hatten für sie den gleichen Stellenwert. In ihrem Buch „Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde“ erläuterte sie dazu: Als groß-

Damals...

Loki Schmidt wäre im März 100 Jahre alt geworden

gewachsenes Mädchen habe sie sich immer verpflichtet gefühlt, die Schwä-cheren zu beschützen. Loki Schmidt starb am 21. Oktober 2010 in Ham-burg-Langenhorn. EPM

Leonardo da Vinci wurde 1452 in Anchi-ano in der Nähe von Vinci geboren. Er war Universalgelehrter. Wir kennen ihn als Maler der Mona Lisa und des Abendmahls. Das Wandgemälde schmückt das Refektorium im Domini-kanerkloster Santa Maria delle Grazie in Mailand und gilt als Höhepunkt sei-nes malerischen Schaffens. Weniger bekannt sind seine Forschungen, Illust-rationen und Modelle zu Anatomie, Architektur und Technik. Dazu zählen seine Körperstudie, zu sehen auf unse-rer Krankenversicherungskarte, oder die Unendlichkeitsmaschine, umgesetzt im Pirmasenser Dynamikum. Er starb vor 500 Jahren, 1519. An seinem Sterbeort, auf Schloss Clos Lucé in Amboise, Frank- reich, ist seinen Studien ein äußerst se-henswertes Museum gewidmet. NM

Herrmann Gmeiner wurde am 23. Juni 1919, vor 100 Jahren, in Alberschwede im Voralberg, Österreich, geboren. Er wuchs als Halbwaise auf, seine älteste Schwester übernahm die Mutterrolle. Er wusste also, wie schwer es Waisen ha-ben. Und so reifte später in ihm die Idee, ein Haus für Kinder zu bauen, indem sie mit Geschwistern und einer Mutter auf-wachsen können. Mit der Gründung sei-nes Vereins Societas Socialis 1949 legte er den Grundstein zum ersten SOS-Kin-derdorf in der Gemeinde Imst, Öster-reich. Das erste deutsche Haus wurde 1958 in Drießen am Ammersee eröff-net, es folgten weitere, zunächst in Eu-ropa, dann weltweit. Gmeiner selbst war im Kinderdorf Imst zu Hause, heiratete nicht und hatte keine eigenen Kinder. Am 26. April 1986 starb er in Innsbruck. Weltweit wird in allen SOS-Kinder- dörfern sein Geburtstag als „Internatio-naler SOS-Kinderdorftag“ gefeiert. PvG

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nem Tod geschenkt. Die Ausstellung ist parallel zu den Zeiten des benach-barten Heimatmuseums geöffnet: stets am ersten und dritten Sonntag eines Monats von 14:30 Uhr bis 17:00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Gruppen ab acht Personen haben die Möglichkeit, sich über die Tourist-Information un-ter der Telefon 0 63 24/93 52 25 an-zumelden. Kulturviereck, Gillergasse 14, 67454 Haßloch, Te-lefon 0 63 24/93 53 44. Rudi Ritter, Haßloch

BERÜHMT UND BEKANNT

Kulturtipps

Ein Soldat als Präsident

Im Haßlocher Kulturviereck ist die wohl deutschlandweit einzige feste Ausstellung von Suiseki-Steinen zu sehen. Das sind Steine, die durch Erosionen oder Auswaschun- gen geformt und nicht durch Menschenhand bearbeitet wurden. Die Steine hatte der Haßlocher Unternehmer Ri-chard Sang gesammelt und der Gemeinde bereits vor sei-

Der Kultursommer Rheinland-Pfalz findet auch 2019 vom 1. Mai bis zum 31. Oktober statt. Dieses Jahr steht der 28. Kultursommer unter dem Motto „heimat/en“.

Die offizielle Kultursommer-Eröffnung wird am ersten Mai-wochenende in Ingelheim stattfinden. In Rahmen des Kul-tursommers finden Festivals wie das Mosel-Musikfestival, Worms: Jazz & Joy oder die Eifel-Kulturtage statt. Das Pro-gramm finden Sie unter www.kultursommer.de. CS

Die Ausstellung Valentinian I. und die Pfalz in der Spätantike ist im Histo-rischen Museum der Pfalz in Speyer noch bis zum 11. August 2019 zu se-hen. Die archäologische Ausstellung beleuchtet den Lebensweg dieses we-nig bekannten römischen Kaisers und stellt sein bedeutendes Wirken in der

Region in den Mittelpunkt. Kein anderer Herrscher hielt sich öfter in der Pfalz auf als Valentinian I. Er residierte in Trier und initiierte ein umfangreiches Befestigungspro-gramm zur Sicherung der Rheingrenze. Info über Begleit-programm, Öffnungszeiten und Buchung unter Histori-sches Museum der Pfalz, Domplatz, 67346 Speyer, Telefon 0 62 32/1 32 50, www.museum.speyer.de. SO

Er war der 34. Präsident der USA: Dwight David „Ike“ Eisenhower, der erste Republikaner im Weißen Haus seit 1933.

1890 in Texas geboren, wuchs Eisen-hower in einer religiösen Familie auf. Der Westpoint-Absolvent begann 1915 seine militärische Karriere als Leutnant. Im Zweiten Weltkrieg leite-te er ab 1942 das US-amerikanische

Hauptquartier in Europa und avan-cierte nach der Kapitulation Deutsch-lands zum Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone.

Zweimal, 1947 und 1952, schlug man ihn als Kandidat für die Präsidenten-wahl vor, er lehnte ab. 1952 änderte er allerdings seine Meinung, denn im

ganzen Land entstanden „I-Like-Ike“-Clubs (dt. „Ich mag Ike“), die sich für ihn aussprachen. Der Parteilose hätte sowohl für die Demokraten als auch die Republikaner antreten können, entschied sich dann für Letztere.

Präsidentschaft im Kalten Krieg

In seine erste Amtszeit ab 1953 fielen das Ende des Koreakriegs, der Tod des sowjetischen Diktators Josef Stalin, der Kalte Krieg und der Putsch im Iran mit der von der CIA autorisierten Machtübernahme durch Schah Mo-hammed Reza Pahlavi. Innenpolitisch hetzte zunächst McCarthy gegen Kom- munisten, bis Eisenhower sich ab 1954 gegen ihn wandte. In seiner zweiten Amtszeit ab 1956 nahm das US-Raumfahrtprogramm seinen Anfang. Eisenhower war der erste Präsident, dessen Amtszeit die Verfassung auf zwei Perioden begrenzte. 1961 zog er sich ins Privatleben zurück. Eisenhow-er starb am 28. März 1969, vor 50 Jahren. CS

Dwight D. Eisenhower (1956)

Eisenhower und Schah Mohammad Reza Pahlavi im Jahr 1959

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Seniorensicherheit wird ausgezeichnetErstmals wurde 2018 im Rahmen des Landespräventionspreises ein Sonderpreis für Projekte zur Förde-rung der Seniorensicherheit ausge-lobt.

Bewertet werden innovative Projekt-ideen, die Nachhaltigkeit der Maßnah- me, die Teilhabe der Zielgruppe an der Projektplanung und Umsetzung sowie der Grad der Vernetzung mit Koopera- tionspartnern. Der Sonderpreis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro dotiert. Die Gewinner wurden im April in Mainz bekannt gegeben. Den Sonder- preis Seniorensicherheit erhielt das Pro- jekt „Sicher, gesund und fit im Alter“, Präventionsprojekt, Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Mayen-Koblenz e.V.

Kriminalprävention steht stets vor der Herausforderung, sich an Entwicklun-

gen anzupassen und vorbeugende Konzepte weiterzuentwickeln. Das ist allerdings auch eine gesamtgesell-schaftliche Aufgabe und bedarf des großen Engagements vieler Akteure. Besonders herausragende Projekte ver- dienen daher auch eine Würdigung.

AKTUELLES

Aus diesem Grund vergibt der rhein-land-pfälzische Landespräventionsrat seit dem Jahr 2012 jährlich den Lan-despräventionspreis.

Helfen, ohne den Helden zu spielenIn jedem Alter kann man helfen, wenn andere in Not sind. Das Be-streben des Seniorenbeirates der Verbandsgemeinde Kirchberg ist es, innerhalb der Bevölkerung den Gedanken der Solidarität und des Helfens zu fördern.

Oft wissen Bürgerinnen und Bürger nicht, wie sie wirkungsvoll eingreifen können, ohne sich dabei selbst in Ge-fahr zu bringen. Deshalb hat Harald Kaspar, Sicherheitsberater für Senio-ren (SfS), sechs praktische Regeln für mehr Sicherheit zusammengestellt, die jeder anwenden kann.

Gefordert ist kein Heldentum. Manch- mal reicht es, das Handy zu benutzen und Hilfe zu holen oder Passanten um Unterstützung zu bitten. Je schneller die Polizei informiert wird, desto bes-ser können die Täter ermittelt werden. Der Notruf 110 ist gebührenfrei. Küm-mern Sie sich unverzüglich um ver-letzte Personen. Alarmieren Sie den Rettungsdienst. Wenn Sie nicht aktiv

1. Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.2. Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf.3. Ich beobachte genau und präge mir Täter-Merkmale ein.4. Ich organisiere Hilfe unter Notruf 110. 5. Ich kümmere mich um Opfer.6. Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung.

bei der Versorgung des Opfers tätig sind, sollten Sie die Unfallstelle oder den Tatort meiden: Rettungsdienste und Polizei verlieren nicht selten wert-volle Minuten, weil Schaulustige die Zufahrtswege blockieren.

Mehr Informationen: www.kirchberg.seniorenvertretung.net

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Bisher haben sich landesweit über 250 Interessierte für das Ehrenamt gemeldet, von denen schon 94 Personen in sechs Schulungen zu Digital-Botschafterinnen und -Botschaftern ausgebildet wurden. Viele der Ehrenamtlichen sind bereits aktiv und erreichen ältere Menschen mit ihren Angebo- ten in deren Häuslichkeiten, in Einrichtungen von Wohl-fahrtsverbänden, Bibliotheken, Kirchen, Seniorenzentren, Volkshochschulen, PC- und Internettreffs und Begegnungs- zentren.

Im April erscheint die erste Ausgabe des „DigiBo-Magazins“. Das Magazin richtet sich an Digital-Botschafterinnen und -Botschafter und an Menschen, die den Schritt ins Internet noch nicht gewagt haben, jedoch interessiert sind und Hilfe suchen. Das Magazin können Sie bei der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Am Kronberger Hof 6, 55116 Mainz bestellen oder abholen.

Auf der Internetseite www.digibo.rlp.de können sich Inter-essierte zur Ausbildung anmelden oder über aktuelle Ent-wicklungen im Projekt informieren. Sie wollen den Schritt ins Internet wagen und suchen nach Ansprechpartnerinnen oder -partnern? Sie wollen selbst Digital-Botschafterin oder -Botschafter werden? Dann melden Sie telefonisch unter 0 61 31/27 96 75 oder per E-Mail unter: [email protected]. Fabian Geib

AKTUELLES

Initiative für Pflegefachkräfte geht in die nächste Runde„Jede Fachkräftelücke erhöht die Arbeitsverdichtung für die rund 44.000 Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz“, so Arbeits- und Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler.

Sie fährt fort: „Deshalb stand es für uns außer Frage, dass wir gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern die erfolgreiche‚ Fachkräfte- und Qualifi-zierungsinitiative Gesundheitsfachbe-rufe 2012 bis 2015, Berufsfeld Pflege‘ in Form der ‚Fachkräfte- und Qualifi-zierungsinitiative Pflege 2.0 – 2018 bis 2022‘ fortsetzen.“

„Durch die bisherigen Maßnahmen konnten wir beispielsweise die prog-nostizierte Fachkräftelücke für das Jahr

2015 um 65 Prozent von 5.367 auf rund 1.900 reduzieren.

Wir wollen jetzt auch neue Impulse setzen und uns verstärkt den Beschäf-tigungs- und Rahmenbedingungen in der Pflege widmen. Dies ist notwen-dig, damit wir nicht nur neue Pflege-kräfte gewinnen können, sondern die-se auch lange den Beruf ausüben wollen und können“, so die Ministerin.

Die „Fachkräfte- und Qualifizierungs-initiative Pflege 2.0 – 2018 bis 2022“ besteht insgesamt aus fünf Hand-lungsfeldern: I. Zukunftsorientierte For- men von Ausbildung, Studium und Weiterbildung in der Pflege, II. Weiter- entwicklung und Rahmenbedingun- gen der Pflegeberufe, III. Attraktive Be-

schäftigungsbedingungen in der Pflege, IV. Integration ausländischer Pflege-kräfte und V. Öffentlichkeitsarbeit. MSAGD

Digital-Botschafterinnen und -Botschafter für Rheinland-Pfalz

Nach dem offiziellen Startschuss des Projekts Digital-Botschafterinnen und -Botschafter Rheinland-Pfalz sind die Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest und das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und De-mografie auf der Suche nach Ehrenamtlichen. Sie sollen ältere Menschen auf ihrem Weg in die digitale Welt be-gleiten.

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AKTUELLES

Mit der GEISTIG FIT Aufgabensammlung 2018 haben Sie das wissenschaftlich fundierte und in der Praxis erprobte Trainingsprogramm der Gesellschaft für Gehirntraining e.V. (www.gfg-online.de) in der Hand.

160 Seiten mit abwechslungsreichen Übungen zur Steige-rung der geistigen Fitness mit dem Gütesiegel der Gesellschaft für Gehirntraining. Anhang mit ausführlichen und übersichtli-chen Lösungen zur Kontrolle.

Friederike Sturm, GEISTIG FIT Aufgabensammlung 2018, ISBN: 978-3-88562-120-1, 19,95 Euro, VLESS Verlag 2018, 85560 Ebersberg.

Aufmerksamkeit, Konzentration | Rückwärts zu lesenRalph Waldo Emerson (1803–1882) betrachtete das Leben als Spiel. Seine klugen Worte sind hier Wort für Wort rückwärts geschrieben. Wenn Sie die Seite auf den Kopf stellen, können Sie den korrekten Text lesen.

GEDÄCHTNISTRAINING

nieM nebeL tsi eiw nie leipS mi gnilhürF. hcI lliw os nebel, eiw se rim tlläfeg: hci lliw tim nerue nefiets nettiS dnu nettam nehcuärB sthcin uz nut nebah. ualB tsi red lemmiH, nürg eid eseiW dnu rulF, hcsirf eid nelleuQ, retieh eid essülF, dnu nov rehcilrreh tiekhciltsaG dnis ennoS dnu enretS. hcI lliw niem leipS uz ednE neleips.

Sehr geehrte Damen und Herren! Zunächst möchte ich mich bedanken für die Zusendung des Heftes „Spätlese“. Ich freue mich jedes Mal über die interessanten Artikel! Edith Julius, Eppelsheim

Sehr geehrte Damen und Herren, kürzlich habe ich im Bürgerbüro der Kreisverwaltung Kusel das Heft mit dem vielsagenden und originellen Titel „Spätlese“ entdeckt, mit Begeisterung darin gelesen und es mit nach Hause genommen. Ich bin 79 Jahre alt, lese noch gern, und wür- de mich freuen, wenn Sie mich in Ihren Verteiler aufneh-men würden. Heinz Hornberger, Wahnwegen

LESERBRIEFE

Sehr geehrte Damen und Herren, mit Interesse lese ich immer Ihr Heft. In Ausgabe 3/2018 ist auf Seite 21 ein Gedächtnistraining. Bestimmt haben sich schon mehrere Personen über die falsche Verschlüsselung beschwert. So ergibt sich nach Ihren Angaben das Wort „Armut“ statt „Anmut“. Auch beim darauffolgenden Wort ist der letzte Buchstabe falsch verschlüsselt. Ilse Faber, per E-Mail

Lieber Leserinnen und Leser, Frau Faber hat recht. Die Ver- schlüsselung im Rätsel in der Ausgabe 3/2018 wies zwei Fehler auf. Wir entschuldigen uns dafür und hoffen, dass alle Ratefüchse unseren Rätseln treu bleiben. Die Redaktion

Seniorenbeirat für mehr

Der Seniorenbeirat der Verbandsgemeinde Maifeld stimmte einer Resolution einstimmig zu, die sich gegen die zunehmende Verrohung in der politischen Ausein-andersetzung wendet und auf das Grundgesetz ver-weist.

Der Seniorenbeirat wendet sich in der von Rupertina Engel initiierten Resolution gegen populistische und undemokra-tische Äußerungen von links und rechts. „Wir wurden in eine vom Grundgesetz bestimmte Gesellschaft hinein- geboren und haben diese mitgestaltet. Wir können stolz sein auf das, was wir seit 1945 erreicht haben, und froh, dass wir uns frei entfalten können. Der Weg nach Europa hat begonnen, bis zum Ziel ist es noch weit. Daher unter-stützen wir alle demokratischen Parteien, die sich für eine gerechte und gewaltfreie Gesellschaft in Europa und Deutschland einsetzen, respektvoll miteinander umgehen und Differenzen ohne Hass und Gewalt austragen“, so der Wortlaut. DK

Hat Sie ein Beitrag in der Spätlese beson-ders berührt? Bitte schreiben Sie uns an die unten stehende Adresse. Wir freuen uns auf Ihre Zuschrift an: Spätlese, Landesleitstelle

„Gut leben im Alter“, Ministerium für So- ziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Bauhofstraße 9, 55116 Mainz, E-Mail: [email protected].

Möchten Sie Ihre Ansicht mit uns teilen?

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… wenn das Gute liegt so nahe

Rheinkilometer 528. Da, wo die Na- he in den Rhein fließt, beginnt un- sere Tagestour entlang dieses klei-nen Flusses von Bingen nach Bad Kreuznach.

Doch verweilen wir zunächst noch ein wenig in der Rhein-Nahe-Stadt Bin-gen, die sich als „heimliche Haupt-stadt“ des Weines einen Namen er-worben hat. An der Mündung von Rhein und Nahe begegnen wir einer Kulisse, die eingebettet von zwei Flusslandschaften und Mittelgebirgen mit ihren charakteristischen Wein-hängen die Augen der Betrachter ver-wöhnt. Damit aber nicht genug, eine Burgenlandschaft rundet das Bild ab und verwandelt das Erblickte in eine traumhafte Szenerie. Auf dem gegen-überliegenden Rheinufer blickt man auf den Rheingau, das Niederwald-denkmal, Rüdesheim und die Abtei Sankt Hildegard.

Mitten im Rhein der Mäuseturm. Bi-schof Hatto soll sich dorthin vor der aufbegehrenden Bevölkerung von der Mainzer Domstadt aus gerettet haben. Er, so die Sage, gab der Bevölkerung in einer Hungerszeit nichts von dem ge-horteten Getreide in den bischöfli-chen Kornkammern ab. Seine Flucht auf

den Turm war vergebens, denn Mäuse schwammen über den Rhein, drangen in den Turm ein und fraßen den Bischof auf. Das erklärt den Namen des Turms.

Nahe am Wasser gebaut

Wir befinden uns immer noch an der Rhein-Nahe-Mündung. Dort stand das ehemalige Benediktinerinnen Kloster der Heiligen Hildegard. Direkt gegen-über von Bingen, auf der anderen Na-heseite. Hildegard war ihrer Zeit weit voraus. Mit ihren Visionen sprach sie Themen an, die auch heute noch ak-

LIEBENSWERTES RHEINLAND-PFALZ

Zusammenfluss von Rhein und Nahe bei Bingen

Binger Mäuseturm

tuell sind: Umweltverschmutzung oder die Verrohung des Menschen, um nur einige Beispiele zu nennen. Einer der bedeutendsten Söhne Bingens ist Ste-phan George, der ebenfalls, wie die Heilige vom Rupertsberg, Dichter war. Wir benutzen die Regionalbahn RE 17, deren Schienenstrang längs der Nahe verläuft. Vorbei an Wiesen und einer lieblich anmutenden Nahelandschaft, die nur von kleinen Dörfern neben der Bahntrasse abgelöst wird.

In Bad Kreuznach angekommen, führt unser Weg direkt durch die Fußgän-gerzone. Das Flair dieser Badestadt hat etwas Mediterranes. Neben Geschäf-ten und Straßenständen reihen sich verlockende Straßencafés in das Am-biente ein. Wir erreichen die Nahe-brücke mit ihren berühmten Brücken-häusern, die zwischen den Jahren 1480 und 1600 auf Pfeilern als „Schwarz-bauten“ errichtet wurden. Innerhalb der Stadtmauern wurde es so eng für die Menschen, dass Bürger die Brücke mit ihren Fachwerkbauten besetzten. In einem der Brückenhäuser können wir auf der Frontseite eine Kanonen-kugel der Schweden aus dem 30-jäh-rigen Krieg in Augenschein nehmen.

Der Schlosspark, der an die Fußgän-gerzone angrenzt, führt uns direkt ins Museum für PuppentheaterKultur. Hier werden auf 700 Quadratmetern Figu-ren vorgestellt, die in der Welt des Pup- pentheaters Geschichte geschrieben

Brückenhäuser auf der Alten Nahebrücke über dem Mühlenteich in Bad Kreuznach

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I N F O

LIEBENSWERTES RHEINLAND-PFALZ

Mario Adorf und die Eifelstadt MayenSohn nicht unter so schwierigen Um-ständen aufziehen müssen. Alice lebte in einer winzigen Dachkammer und musste ihren kleinen Sohn aus beruf- lichen Gründen in ein Waisenhaus, das „Spitälchen“, geben.

Mario Adorf schildert in seinem Buch „Mit einer Nadel bloß“ das Leben seiner Mutter, die hart arbeitete, um ihrem Sohn Kindergarten und Schule bis zum Abitur, das er 1950 am Mayener Gymnasium ablegte, zu er-möglichen.

Heimatverbunden und weltoffen

Mario Adorf hat seine Heimatstadt bei allen seinen Erfolgen auch als Weltstar nie vergessen. Er ist Mayener Ehrenbürger und hat sehr gern und engagiert die Schirmherrschaft der mittlerweile in der ganzen Region be-kannten Mayener Burgfestspiele über-nommen. Diese Festspiele werden in der historischen Kulisse im Burghof der Genovevaburg in Mayen gespielt. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gab es auf der Burg hin und wieder Genoveva-Festspiele. Dieser Theater-tradition wurde anlässlich der 700- Jahrfeier 1980 ein fester Rahmen ge-boten: Man entschied, die „Mayener Burgfestspiele“ zu gründen. Die Burg-festspiele haben Heiteres und Ernstes, Komisches und Tragisches und immer auch etwas für Kinder im Programm.

Museum für PuppentheaterKulturHüffelsheimer Straße 5 55545 Bad Kreuznach

Telefon 06 71/8 45 91 85, E-Mail: [email protected]

Orgel Art Museum Rhein-Nahe Windesheim, Hauptstraße 52

55452 WindesheimFreitags bis sonntags

und an Feiertagen 11 bis 17 Uhr Telefon 0 67 07/24 29-700

Als Mario Adorfs Mutter bettelarm mit ihrem unehelichen Sohn, „dem Bankert vom Alice“, durch das klei- ne Eifelstädtchen Mayen ging, ahn- ten die Mayener nicht, welche Rolle dieser Dreikäsehoch einmal in der Welt und in ihrer Stadt spielen sollte.

Mario Adorf wurde am 8. September 1930 geboren. Er war der Sohn der Röntgenassistentin Alice Adorf aus der Eifel und des verheirateten Chirurgen Matteo Menetti aus Siderno in Süd-italien. Groß kann die Unterstützung seines leiblichen Vaters nicht gewesen sein, sonst hätte Marios Mutter ihren

Sozial und politisch engagiert

Adorf engagierte sich immer wieder politisch und sozial. Er konstatierte die wachsende Spaltung der Gesell-schaft, wobei er die liberale wachs-tumsorientierte Wirtschaftstheorie in- frage stellt. „Einmal so richtig Karl Marx spielen zu können“, sagte er, „das könnte eine besondere Möglich-keit sein.“ Im Jahre 2018 ging die- ser Wunsch in Erfüllung: Er spielte die Hauptrolle in dem ZDF-Doku-Dra-ma „Karl Marx − der deutsche Pro-phet“. Mario Adorf prangert auch die rechtspopulistische Flüchtlings- und Migrationspolitik mancher Politiker an und plädiert für eine flexiblere Ein-wanderungspolitik in Deutschland.

Mayen und Deutschland können stolz sein auf den Menschen, den Bürger, den Künstler und Weltstar Mario Ad-orf und besonders auf seine Mutter, die dies ermöglicht hat. DK

Mario Adorf auf der Frankfurter Buch- messe 2016

Burgfestspiele Mayen, Ende Mai bis August 2019, Genovevaburg,

Anfahrt: Boemundring, 56727 Mayen,

www.burgfestspiele-mayen.de. Tickets unter Telefon

0 26 51/49 49 42 oder E-Mail: [email protected].

haben. So etwa die „Augsburger Pup-penkiste“ mit ihren bekannten Ge-sichtern.

Mit der Buslinie 204/205 führt uns unser Naheausflug nach Windesheim ins Orgel Art Museum Rhein-Nahe. In diesem Museum der „besonderen Art“ werden Orgeln verschiedener Bauart ausgestellt. Der Organist Albrecht Weil führt uns sachkundig durch die unter-schiedlichen Epochen der Orgelbau-

kunst. Ein Höhepunkt: Weil gibt bei be- stimmten Orgeln eine Kostprobe ihres Klanges zum Besten, indem er kleine Stücke auf ihnen spielt.

Unsere Tagestour wird also von der „Königin der Instrumente“ gekrönt. Zeit diesen Tag mit einem Essen in der Bad Kreuznacher Altstadt zu beschlie-ßen. Natürlich mit einem Nahewein, denn: Wenn das Gute nahe liegt, … Naja, Sie wissen schon! RH

Bad Kreuznach: Blick von der Kauzenburg

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auch Institutionen, zum Beispiel beim Erarbeiten von passenden Fort- und Weiterbildungsprogrammen. CS

WICHTIGES • INTERESSANTES • NÜTZLICHES • VERBRAUCHERTIPPS

Beratungsstelle unterstützt Opfer rechter GewaltSei es ein körperlicher Angriff, eine Be-drohung, Diskriminierung, Beleidigung oder Sachbeschädigung – die mobile Beratungsstelle mpower hilft Opfern rechter Gewalt kostenlos, vertraulich, auf Wunsch auch anonym und unab-hängig von Behörden. Mpower bietet einen sicheren Raum, in dem Betroffe-ne sich über das Erlebte austauschen können oder sucht sie vor Ort auf. Des Weiteren ist eine Begleitung zu Polizei oder Gericht möglich. Die Organisati-on leistet Hilfe bei der Vermittlung

Damit Urlaub nicht zum Glücksspiel wirdSeit 2018 gilt ein neues Pauschalreise-recht. „Die Europäische Union will Verbraucherinnen und Verbraucher besser schützen und stärkt die Pau-schalreise“, sagt Christian Gollner, Rechtsreferent der Verbraucherzent-rale Rheinland-Pfalz: „Leider werden Verbraucherinnen und Verbraucher je- doch zukünftig Schwierigkeiten haben, Pauschalreisen überhaupt als solche zu erkennen.“ Nur wenn eine Reise

ausdrücklich als Pauschalreise ver-kauft wird, kann man sich auf den be-stehenden Reiseschutz sicher verlas-sen. Im Zweifel sollten Sie genau nachfragen. Eine weitere Gesetzesän-derung betrifft nachträgliche Preiser-höhungen. Statt der früher erlaubten fünf Prozent kann der Reisepreis jetzt bis 20 Tage vor Reisebeginn um acht Prozent erhöht werden. Übersteigt die Erhöhung diesen Rahmen, müssen

psychologischer, rechtlicher oder sprach- licher Unterstützung. Beratung bekom- men nicht nur Einzelpersonen, sondern

Verbraucherinnen und Verbraucher die Änderung aktiv ablehnen. Eine po-sitive Änderung gibt es: Die Verjäh-rungsfrist von Reisemängeln wird von einem Monat auf zwei Jahre verlän-gert. Nach wie vor müssen Sie dem Veranstalter die Mängel bereits wäh-rend der Reise melden. Ausführ- liche Informationen zu den Änderun-gen auf www.verbraucherzentrale.de, Stichwort „Reise“. CS

Genug Betrug: Sicher unterwegs im InternetAllzu sorgloses Surfen im Internet kann gefährlich werden, warnen das Landeskriminalamt und die Verbraucherzentra-le. Das Landeskriminalamt und die Verbraucherzentrale empfehlen, sich mit den folgenden elf Tipps um die eigene Sicherheit im Netz zu kümmern:

1. Verwenden Sie sichere Passwörter: mindestens zwölf Zeichen lang und bestehend aus Groß- und Kleinbuch- staben, Zahlen und Sonderzeichen. 2. Schränken Sie Rechte von PC-Mitbenutzerinnen und -benutzern ein. 3. Halten Sie Ihre Software aktuell. 4. Verwenden Sie eine Firewall. 5. Achtung bei unbekannten Absendern von E-Mails und Nachrichten in sozialen Netzwerken. Vermeiden Sie es, hier Anhänge zu öffnen. 6. Verwenden Sie einen aktuellen Internet-Browser mit modernen Sicherheitsfunktionen. Wählen Sie generell eine hohe Sicherheitsstufe.

7. Vorsicht beim Download von Software aus dem Internet. Downloads sollten von Hersteller-Webseiten installiert und vor der Anwendung durch aktuelle Anti-Viren-Programme geprüft werden. 8. Sichern Sie Ihre drahtlose (Funk-)Netzwerkverbin dung. Schützen Sie den Administrationsbereich Ihres Routers durch ein sicheres Kennwort. 9. Seien Sie zurückhaltend mit der Angabe persönlicher Daten im Internet. 10. Schützen Sie Ihre Hardware gegen Diebstahl. 11. Führen Sie regelmäßig Backups auf getrennten Systemen/Netzwerken, um Ihre Daten zu sichern.

I N F O

Weitere Informationen rund um Cybersicherheit gibt es im neuen Portal „Cybersicherheit“ der Leitstelle Krimi-nalprävention unter www.cybersicherheit-rlp.de. CS

I N F O mpower, Casinostraße 1b, 56068 Koblenz, Telefon 01 51/10 59 47 99; 02 61/55 00 11 40 oder -41, www.mpower-rlp.de, E-Mail: [email protected]. Infos auch beim Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, www.verband-brg.de.


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