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FFH-Grünlandtypen in Deutschland: Ziel- und Problemarten, Erhaltungsmöglichkeiten Rainer Buchwald...

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FFH-Grünlandtypen in Deutschland: Ziel- und Problemarten, Erhaltungsmöglichkeiten Rainer Buchwald Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
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Page 1: FFH-Grünlandtypen in Deutschland: Ziel- und Problemarten, Erhaltungsmöglichkeiten Rainer Buchwald Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

FFH-Grünlandtypen in Deutschland:

Ziel- und Problemarten, Erhaltungsmöglichkeiten

Rainer BuchwaldCarl von Ossietzky Universität Oldenburg

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1. Einleitung

2. Ziele der FFH-Richtlinie

a. Allgemeine Ziele

b. Pflanzen- und Tierarten

c. Lebensräume

3. Berücksichtigung gefährdeter Arten und Lebensräume in der FFH-Richtlinie und in den Naturschutzgesetzen

4. Problemarten im Grünland

5. Entwicklung artenreicher Mähwiesen

a. Notwendigkeit der Impfung

b. Verfahren der Mähgut-Übertragung

c. Vergleich verschiedener Impfmethoden

6. Fazit

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Einleitung: Naturschutzfachlicher Hintergrund

• Quantitativer Rückgang des Grünlands in Mitteleuropa: z.B. Emsland von ca. 60.000 ha (1979) auf ca. 23.000 ha (1999)

• Qualitativer Rückgang des Grünlands in Mitteleuropa: Rückgang spezifischer und allgemeiner Grünlandarten, Verlust an struktureller Diversität, Rückgang spezifischer Tierarten

• Ursachen: allmähliche Umwandlung in artenarme Intensivwiesen, Überführung in Äcker (Umbruch) oder durch Ein- oder Übersaat regelmäßig erneuerte Fettwiesen

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Naturschutz: häufig langwierige oder erfolglose Extensivierung u. Arten-Anreicherung

• Standorte hinsichtlich kennzeichnender ökologischer Faktoren irreversibel verändert (v.a. hydrologische, bodenphysikalische Faktoren)

• Hohe Konzentrationen an Nährionen im Oberboden nach jahr(zehnt)elanger Intensivnutzung

• Typische Grünlandarten teilweise mit kurzlebiger und/oder individuenarmer Diasporenbank

• Typische Grünlandarten teilweise mit geringer Keimrate in situ• Unzureichende Aktivierung der Diasporenbank wegen fehlender

Vegetationslücken• Spenderpopulationen von Grünlandarten individuenarm und/oder

in weiter Entfernung• Fehlende Ausbreitungsvektoren (Überschwemmungen,

Weidetiere, landwirtschaftliche Fahrzeuge u.a.)

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Teil 1:FFH-Richtlinie und nationales Gesetz

• Welche Lebensräume und Arten sind durch die FFH-Richtlinie (Anhang I, II) geschützt und welche nicht?

• Welche Lebensräume und Arten sind durch das Bundesnatur-schutzgesetz und die Landesnaturschutzgesetze geschützt und welche nicht?

• Gibt es Koinzidenzen zwischen der Seltenheit (Rote Liste der Biotope und Arten) und dem nationalen und dem FFH-Schutzstatus?

• Schützen FFH-Richtlinie und BNatG/LNatGe dieselben oder unterschiedliche Lebensräume und Arten? Wo gibt es Komplementaritäten, wo Überschneidungen?

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Richtlinie 92/43/EWG des Ratesvom 21. Mai 1992

zur Erhaltung der natürlichen Lebensräumesowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

Artikel 1, Absatz a:

„Erhaltung“

= alle Maßnahmen, die erforderlich sind, um die natürlichen Lebensräume und die Population wildlebender Tier- und Pflanzenarten in einem günstigen Erhaltungszustand … zu erhalten oder diesen wiederherzustellen.

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Artikel 1, Absatz e:

„Erhaltungszustand eines natürlichen Lebensraumes“

= die Gesamtheit der Einwirkungen, die den betreffenden Lebensraum und die darin vorkommenden charakteristi-schen Arten beeinflussen und die sich langfristig auf seine natürliche Verbreitung, seine Struktur und seine Funktion sowie das Überleben seiner charakteristischen Arten … auswirken können.

Richtlinie 92/43/EWG des Ratesvom 21. Mai 1992

zur Erhaltung der natürlichen Lebensräumesowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

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Artikel 2, Absatz 2:

Die aufgrund dieser Richtlinie getroffenen Maßnahmen zielen darauf ab, einen günstigen Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume und wildlebenden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse zu bewahren oder wiederherzustellen.

Richtlinie 92/43/EWG des Ratesvom 21. Mai 1992

zur Erhaltung der natürlichen Lebensräumesowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

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Absolute Fläche (in 1000 ha) und Anteil (in %) gemeldeter FFH-Gebiete, geordnet nach Gruppen

von Lebensraumtypen (nach BfN 2006)

Gruppe der Lebensraumtypen Fläche Flächenanteil(tausend ha) (%)

Marine Lebensräume (einschl. Watt) 1.202 46,9Küstenlebensräume 40 1,6Binnendünen 12 0,5Süßwasserlebensräume 169 6,6Heiden und Gebüsche 53 2,1Grünland 200 7,8Moore, Sümpfe und Quellen 59 2,3Felsen und Schutthalden 27 1,1Wälder 801 31,3Summe 2.563 100

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Prozentualer Anteil gemeldeter FFH-Gebieteund Vogelschutzgebiete, bezogen auf terrestrische

Flächennutzungstypen (nach BfN 2006)

FFH-Gebiete Vogelschutzgebiete Natura 2000-GebieteAcker und sonstige landwirtschaftliche Kulturen

13,4% 24,4% 21,4%

Grünland 17,5% 19,1% 17,8%Moore, Heiden, Feuchtwiesen und Sümpfe

3,6% 3,4% 2,8%

Laub- und Mischwälder 40,5% 25,6% 33,1%Nadelwälder 16,7% 19,9% 18,1%Binnengewässer 5,0% 4,4% 4,1%Sonstiges (u.a. Siedlungen, vegetationsarme Flächen, Dünen, Felsen, Gletscher)

3,3% 3,3% 2,7%

Flächennutzung (CORINE LANDCOVER 2000)

Prozentualer Anteil an terrestrischen Schutzgebietsflächen

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Da mehrere Arten in verschiedenen Anhängen gleichzeitig aufgeführt sind, ergibt die Summe der Arten der einzelnen Anhänge nicht die Gesamtzahl aller Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland.

Pflanzen- und Tierarten der FFH-RichtlinieGesamtartenzahl der Anhangsarten

Anh. II darin prior. (*)

Anh. IV Anh. V

Pflanzen 30 18 3 18 11Moose 45 9 0 0 36Flechten 8 0 0 0 8Säugetiere 40 14 1 33 8Amphibien/Reptilien 23 4 0 20 3Fische/Rundmäuler 28 24 2 2 11

(und weitere Coregonidae spp.)

Käfer 10 10 3 6 0Libellen 9 4 0 8 0Schmetterlinge 13 7 1 10 0Weichtiere 6 5 0 1 2übrige Tiere 4 1 0 0 4Summe 216

(Arten bzw. Unterarten)

94 8 97 85 (und Coregonidae

spp.)

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Pflanzenarten des Anhangs IIder FFH-Richtlinie in Deutschland

Pflanzenart Lebensraum aktueller BestandAldrovanda vesiculosa Stillgewässer, Torfstiche 2 MTBAngelica palustris Hochstaudenfluren (Niedermoore) ca. 10 MTBApium repens Ufer, Tümpel, Gräben > 75 MTB*Artemisia laciniata salzhaltige Magerwiesen -Botrychium simplex feuchte Borstgrasrasen 1 VorkommenBromus grossus Getreidefelder ca. 40 MTBCaldesia parnassiifoloa Stillgewässer (Röhricht) 2 MTBColeanthus subtilis sommertrockene Stillgewässer 10 VorkommenCypripedium calceolus kalkhaltige Laub- und Nadelwälder ca. 300 MTB*Jurinea cyanoides Sandtrockenrasen 12 MTBLiparis loeselii (Quell-) Kalkniedermoore ca. 120 MTBLuronium natans kalkarme, flache Stillgewässer ca. 130 VorkommenMarsilea quadrifolia offene Zwergbinsenfluren 2 MTBMyosotis rehsteineri sommernasse, oligotrophe Kiesufer 10 MTBNajas flexilis mesotrophe, flache Stillgewässer -*Oenanthe conioides Tide-beeinflusste Schlammufer (Elbe) 10-12 VorkommenPulsatilla patens trockene Magerrasen, Kiefernwälder 1 VorkommenSaxifraga hirculus nasse Nieder- und Übergangsmoore -Stipa pulcherrima ssp. bavaria Xerothermstandorte (Felsköpfe) 1 VorkommenThesium ebracteatum Heiden, Borstgrasrasen 3 VorkommenTrichomanes speciosum silikatische Felsflächen > 100 MTB

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Überwiegend von landwirtschaftlicherNutzung oder naturschutzfachlicher Pflege

abhängige Lebensraumtypen des Anhangs 1 der FFH-Richtlinie (Auswahl; nach BfN 2006)

Nutzung (N) / Pflege (P) Bemerkungen Fläche in FFH-Gebieten (Stand: 02/2005)

6110 Basenreiche oder Kalk-Pionierrasen

(P) gelegentliche Pflege: ggf. Entbuschung 378 ha

6120 Subkontinentale basenreiche Sandrasen

(P) gelegentliche Pflege: ggf. Entbuschung 3.062 ha

6130 Schwermetallrasen (P) gelegentliche Pflege: ggf. Entbuschung 339 ha

6170 Alpine und subalpine Kalkrasen

(P) gelegentliche Pflege: extensive Beweidung, Entbuschung nur sekundäre Bestände

20.036 ha

6210 Kalk-(Halb-)Trocherrasen und ihre Verbuschungsstadien (*orchideenreiche Bestände)

(N) Extensive Beweidung oder Mahd bei primären Trockenrasen (Xerobromion p.p.) keine Nutzung erforderlich (P) gelegentlich Pflege: ggf. Entbuschung

31.801 ha

Lebensraumtyp

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Überwiegend von landwirtschaftlicherNutzung oder naturschutzfachlicher Pflege

abhängige Lebensraumtypen des Anhangs 1 der FFH-Richtlinie (Auswahl; nach BfN 2006)

Nutzung (N) / Pflege (P) Bemerkungen Fläche in FFH-Gebieten (Stand: 02/2005)

6230 Artenreiche Borstgrasrasen (N) Extensive Beweidung oder Mahd (P) gelegentlich Pflege: ggf. Entbuschung

8.375 ha

6240 Steppenrasen (N) ggf. extensive Beweidung oder Mahd 734 ha

6410 Pfeifengraswiesen (P) regelmäßige Pflege: Mahd oder Streunutzung

8.426 ha

6430 Feuchte Hochstaudenfluren (P) gelegentliche Pflege: Offenhaltung durch z.B. Mahd

21.758 ha

6440 Brenndolden-Auenwiesen (N) Extensive Beweidung oder Mahd 3.726 ha

6510 Magere Flachland- Mähwiesen

(N) zweischürige Mahd, ggf. Mähweidenutzung

80.237 ha

6520 Berg-Mähwiesen (N) ein- bis zweischürige Mahd 12.943 ha

7230 Kalkreiche Niedermoore (N) Extensive Beweidung oder Mahd nur sekundäre Bestände

7.673 ha

Lebensraumtyp

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Grasland-Lebensraumtypen (LRT)der FFH-Richtlinie (Anhang I) und ihre

Pflanzengesellschaften

* = prioritär; (*) = z.T. prioritär

LRT Nr. Lebenraumtypen Pflanzengesellschaften (Auswahl)6120 Subkontinentale Sandtrockenrasen Festucetum polesicae6210 (*) Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen Brometalia

6211 Subkontinentale Steppenrasen Allio-Stipetum capillatae6212 Submediterane Steppenrasen ruderal. Arrhenatheretum elatioris6212 Submediterane Halbtrockenrasen Arrhenatheretum elatioris, Subass.gr. Briza media

Gentiano-Koelerietum pyramidataeCarlino - Caricetum semperviventisMesobrometum erectiFestuco - Brometea - Fragmentges.

6213 Trockenrasen Pulsatillo - Caricetum humilis6214 Halbtrockenrasen sandig-lehmiger

basenreicher StandorteGenisto sagittalis - Phleetum phleoidis

6230 * Borstgrasrasen Festuco - Genistelletum sagittalisGalium saxatile - Nardus stricta - Ges.Leontodo - Nardetum strictaeweitere Nardion Gesellschaften

Subtypen

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Grasland-Lebensraumtypen (LRT)der FFH-Richtlinie (Anhang I) und ihre

Pflanzengesellschaften

* = prioritär; (*) = z.T. prioritär

LRT Nr. Lebenraumtypen Pflanzengesellschaften (Auswahl)6240 * Steppenrasen Adonido - Brachypodietum pinnati

Potentillo - Stipetum capillatae6410 Pfeifengraswiesen Cirsio tuberosi - Molinietum arundinaceae

Allio suaveolentis - MolinietumMolinietum caeruleaeMolinietum / Juncetum subnodulosi - Übergang

6430 Feuchte Hochstaudenfluren Soncho - Archangelicetum litoralisEpilobio - Convolvuletum hirsutiCuscuto europaeae - ConvolvuletumGalio - Urticetea - GesellschaftAngelico - Cirsietum oleraceiFilipendulo - Geranietum palustris

6440 Brenndolden-Auenwiesen Cnidio - Deschampsietum6510 artenreiche Flachland-Mähwiesen Arrhenatheretum elatioris (diverse Ausbildungen)6520 artenreiche Berg-Mähwiesen Geranio - Trisetetum flavescentis

Festuco - Genistelletum sagittalis

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Vorkommen ausgewählter Grünlandartenin der Roten Liste Deutschlands und Niedersachsens, in der Artenschutzverordnung Deutschlands, (indirekt) in Anhang I

sowie in den Anhängen II, IV und V der FFH-Richtlinie

SchutzPflanzenart Dtschl. Nieders. Dtschl. I II / IV / V

Liparis loeselii 2 ! 1 § + IIArnica montana 3 2 § + VOrchis mascula - 3 § + -Carex hostiana 2 - 1 - + -Oenanthe lachenalii 2 2 - + -Crepis mollis 3 ! 1 - + -Campanula patula - 3 - + -Trifolium montanum - 2 - (+) -Genista tinctoria - 3 - (+) -Trollius europaeus 3 + 2 § - -Colchicum autumnale - 3 - - -Silene flos-cuculi - - - - -

FFH-RichtlinieRote Liste

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Gefährdung und Schutz artenreicherGrünlandtypen in Niedersachsen

(v. Drachenfels 1996, 2004)

1) RL 1, geschützt (§28a,b NNatG), Anhang I (FFH-Richtlinie)GNA = basen- und nährstoffarme NasswieseGNK = basenreiche, nährstoffarme NasswieseGNS = wechselnasse StromtalwieseGFP = wechselfeuchte Pfeifengraswiese

2) RL 2, geschützt (§28a,b NNatG), Anhang I (FFH-Richtlinie)GTS = submont. Grünland frischer, basenreicher StandorteGFB = wechselfeuchte Brenndolden-WieseGMF = mesophiles Grünland mäßig feuchter Standorte*GMM = mesophiles Marschengrünland mit Salzeinfluss*GMA = mageres mesophiles Grünland kalkarmer Standorte*GMK = mageres mesophiles Grünland kalkreicher Standorte*

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Gefährdung und Schutz artenreicherGrünlandtypen in Niedersachsen

(v. Drachenfels 1996, 2004)

3) RL 2, geschützt (§28a,b NNatG)GNW = magere NassweideGNR = nährstoffreiche NasswieseGNF = seggen-, binsen- oder hochstaudenreicher FlutrasenGFF = sonstiger FlutrasenGFR = Sumpfdotterblumen-Wiese

4) RL 3, geschützt (§28a,b NNatG), Anhang I (FFH-Richtlinie)GTR = nährstoffreiche BergwieseGTA = magere Bergwiese

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Gefährdung und Schutz artenreicherGrünlandtypen in Niedersachsen

(v. Drachenfels 1996, 2004)

5) RL 3 (d)GMZ = sonstiges mesophiles GrünlandGIH = Intensivgrünland auf HochmoorstandortenGIN = Intensivgrünland auf NiedermoorstandortenGIM = Intensivgrünland der MarschenGIA = Intensivgrünland der AuenGIF = sonstiges feuchtes Grünland

6) geschützt (§28a,b NNatG), Anhang (FFH-Richtlinie)GMR = sonstiges feuchtes Intensivgrünland*

* seit 2005 nicht mehr geschützt (nach Änderung des NNatG)!

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Bilanz der gefährdeten BiotoptypenNiedersachsens (ohne Degenerationsstadien)

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§ = Schutz nach § 28a,b oder §33(§) = z.T. nach § 28a,b geschützt - = nicht geschützt

Gesetzlicher Schutz der schutzwürdigenBiotoptypen Niedersachsens:

Verteilung nach Obergruppen der Biotoptypen

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Status verschiedener Grünlandtypen (i.w.S.),zugeordnet zu pflanzensoziologischen Verbänden

Aufgeführt sind Schutzstatus in Niedersachsen und Baden-Württemberg, Status nach der RL Biotoptypen Deutschland sowie Vorkommen in Anhang I der FFH-Richtlinie.

Pflanzensoziologischer Nieder- Baden- Rote Liste FFH-RichtlinieVerband sachsen Württemberg Dtschl. (Anhang I)

Filipendulion § § 3 +Calthion, Juncion acutiflori § § 2-3 -Lolio-Potentillion § § 3 -Molinion § § 1 (-2) +Cnidion § - 1 +Arrhenatherion - - 2 (1-2 bis 3) +Cynosurion - - 2 +Polygono-Trisetion - - 2 (-3) +Nardion, Violion caninae § § 1-2 (1 bis 2-3) +Mesobromion, Cirsio-Brach. § § 2 (1-2 bis 3) +

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Fazit 1

• FFH-Richtlinie: Problem Anhang II (Pflanzenarten)

• FFH-Richtlinie: große Spanne von Lebensräumen (speziell: Grünlandtypen) durch Anhang I geschützt;

Lücken: u.a. Calthion, Juncion acutiflori, sonstiges Feucht-grünland

• BNatG: Schutz seltener Sippen (Artenschutzverordnung)

• BNatG, LNatG: große Spanne von Lebensräumen (speziell: Grünlandtypen) geschützt;

Lücken: u.a. mesophiles Grünland, Buchenwälder

• Rote Listen Arten und Biotope (Bund, Länder): Argumentation für Ausweisung von einzelnen Schutzgebieten (NSG, NP, etc.)

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Teil 2:für Erhaltung und Aufwertung problematische Arten

Juncus effusus Senecio jacobaea

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Problemart Flatterbinse (Juncus effusus)

Dichter Horst der Flatterbinse mit

vielsamigen Fruchtständen

Halme der Flatterbinse in lockeren Beständen werden von Eseln und (seltener) angepassten Schafrassen befressen

Dichte Juncus effusus - Bestände sind in der Regel außerordentlich

arten- und strukturarm

Sehr dichte, ungemulchte Bestände von Juncus effusus werden von Weidetieren kaum verbissen

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Bekämpfung vonFlatterbinsen-Beständen im Grünland

Flächenmäßige Unterschneidung einer von Juncus effusus dominierten Grasnarbe nach vorangegangener Kurzmahd

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Problemart Senecio jacobaea

Kennzeichnung nach OBERDORFER et al. (2001):

- Habitat: Weiden (Unkraut; wohl giftig!), Magerwiesen, Straßen-ränder, Böschungen, Raine, Waldsäume

- Standort: mäßig frisch, nährstoff- und basenreich, mäßig sauer, humose Lehmböden

- Biologie: Insektenbestäubung, Windausbreitung, langlebige Diasporenbank

- Verbreitung: Ebene bis mittlere Gebirgslagen, eurasiatisch-subozeanisch (-submediterran)

Aktueller Status: starke Ausbreitung in einigen Bundesländern, v.a. in Extensivgrünland, auf Brachen sowie Wald- und Wegsäumen

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Fazit 2

• Einige Pflanzensippen aufgrund ihrer effektiven Ausbreitung problematisch für die Erhaltung und Entwicklung artenreicher Grünlandbestände

• Beispiele: Juncus effusus, Senecio jacobaea, Ranunculus repens, Deschampsia cespitosa, Rumex obtusifolius, Elymus repens, Brachypodium pinnatum u.a.

• Kennzeichen: oft starke vegetative (J. effusus, R. repens, D. cespitosa, E. repens, B. pinnatum, weitere Poaceae) und/oder generative (J. effusus, S. jacobaea, Rumex spp.) Ausbreitung, allg. hohe Konkurrenzkraft

• Ursachen: oft unsachgemäße Bewirtschaftung oder Pflege (Zeitpunkt der Mahd oder Beweidung, Einsatz von Maschinen, Art und Intensität der Düngung)

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Teil 3: Wiederherstellung und Neuschaffung artenreicher Mähwiesen

• Erhaltungszustand: Wertstufen A, B und C; „Entwicklungsgebiet“

• Notwendigkeit von Impfmaßnahmen

• Vorgehensweise, Methodik und erste Ergebnisse der Mähgut-Übertragung von Spender- auf Empfängerflächen

• Vergleich verschiedener Impfmethoden

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Vereinfachter Kartier- undBewertungsschlüssel für Lebensraumtypen

A (hervorragend) B (gut) C (mittel-schlecht)Habitatstruktur und -elemente besonders vielfältig strukturarm

- Schichtung

- Vegetationsstruktur- Geländestruktur und Sonder-

standorte

- Pflanzen (Grundarten und seltene / besonders kennzeichnende Arten

- Tiere

- Boden, Wasser-/ Stoffhaushalt- Störungen der Vegetationsstruktur

- Vorkommen und ggf. Dominanz von LRT-fremden Arten

- Nutzung / Bewirtschaftung

- Sonstiges

Beeinträchtigungen keine / geringe Beeinträchtigungen

mittlere Beeinträchtigungen

erhebliche Beeinträchtigungen

ErhaltungszustandKriterien

durchschnittliche Ausprägung

besonders reich an LR-typischen Arten

Arteninventar durchschnittliche Ausprägung

arm an LR-typischen Arten

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Vergleichende Bewertung des Erhaltungs-zustandes in gemeldeten FFH-Gebieten, zugeordnet zu fünf Lebensraumtypen von Magerrasen und Grünland

A = sehr guter ErhaltungszustandB = guter ErhaltungszustandC = mittlerer/schlechter Erhaltungszustand

Angegeben ist die absolute und relative Zahl der Bewertungen nach m = 207 Standarddatenbögen (SDB) und n=193 Grunddatenerhebungen (GDE) (BfN 2006)

(*) = teilweise prioritärer LRT * = prioritärer LRT

FFH-Lebensraumtyp EU- Daten- ohne gesamt

Code quelle Angabe A B C

(*)6210 SDB - 3 (10%) 21 (72%) 5 (17%) 29 (100%)

GDE 1 (3%) 5 (14%) 16 (46%) 13 (37%) 35 (100%)

*6230 SDB - 5 (13%) 28 (74%) 5 (13%) 38 (100%)

GDE 3 (8%) 7 (18%) 20 (51%) 9 (23%) 39 (100%)

6410 SDB - 10 (48%) 7 (33%) 4 (19%) 21 (100%)

GDE 1 (3%) 10 (34%) 14 (48%) 4 (14%) 29 (100%)

6430 SDB - 3 (8%) 25 (68%) 9 (24%) 37 (100%)

GDE 1 (8%) 1 (8%) 7 (54%) 4 (31%) 13 (100%)

6510 SDB - 22 (27%) 50 (61%) 10 (12 %) 82 (100%)

GDE 4 (5 %) 14 (18%) 33 (43%) 26 (34%) 77 (100%)

Wertstufe

Extensive Mähwiesen, planar bis submontan

Trespen-Schwingel-Kalk-Trockenrasen

Borstgrasrasen, artenreich montan (und submontan)

Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden

Feuchte Hochstauden-fluren, planar bis montan

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Naturschutz: häufig langwierige oder erfolglose Extensivierung u. Arten-Anreicherung

• Standorte hinsichtlich kennzeichnender ökologischer Faktoren irreversibel verändert (v.a. hydrologische, bodenphysikalische Faktoren)

• Hohe Konzentrationen an Nährionen im Oberboden nach jahr(zehnt)elanger Intensivnutzung

• Typische Grünlandarten teilweise mit kurzlebiger und/oder individuenarmer Diasporenbank

• Typische Grünlandarten teilweise mit geringer Keimrate in situ• Unzureichende Aktivierung der Diasporenbank wegen fehlender

Vegetationslücken• Spenderpopulationen von Grünlandarten individuenarm und/oder

in weiter Entfernung• Fehlende Ausbreitungsvektoren (Überschwemmungen,

Weidetiere, landwirtschaftliche Fahrzeuge u.a.)

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Bodenchemische Kennzeichnungvon 20 Mähgut-Aufbringungsflächen in NW- und SW-Deutschland

Angegeben ist jeweils das arithmetische Mittel aus 3 (bisherige Äcker) bzw. 6 (bisherige Intensivwiesen) Einzelwerten.

pH (

CaC

l 2)

C/N

-Ver

hältn

is

K2O

(mg

*10

0g -

1 )

P2O

5 (m

g*10

0g

-1)

N 1 Duntzenwerder 4,8 9,1 30,6 29,1

N 3 Jaderkreuzmoor 5,2 10,8 33,4 18,4

N 4 Moorplacken-Süd 4,0 19,1 42,6 79,9

N 5 Moorplacken-Nord 4,6 13,3 116,7 72,2

N 12 Austen 4,7 15,1 21,4 24,3N 13 Spaschen 1 4,2 11,0 23,3 32,3N 16 Wasserwerk Ol 6,0 3,6 8,0 4,1S 1 Mattfeld 1 4,1 9,5 12,2 10,6

S 2 Mattfeld 2 4,5 9,3 18,4 13,8S 3 Mattfeld 3 4,5 6,9 22,7 22,1

S 4-1 Tüllinger Berg 1 7,5 21,2 78,2 28,0S 4-2 Tüllinger Berg 2 7,4 17,1 114,3 68,7S 4-3 Tüllinger Berg 3 7,4 11,9 98,4 102,2S 7 Zienken 6,1 11,6 38,2 18,9

S 8 Mattfeld 4 4,5 7,5 19,5 16,4S 9 Steinenstadt 4,1 10,2 24,0 19,1

S 11 Hohtann-Belchen 4,5 12,3 12,0 1,9S 12 Gisiboden 4,1 10,0 14,0 9,2

S 14 Umkirch 1 6,0 11,1 17,6 8,4S 15 Eberfingen 7,3 30,4 18,9 56,3

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Sechs Varianten der Mähgut-Aufbringungauf der Empfängerfläche Belchen-Hohtann

(intensiv genutztes Geranio – Trisetetum)

Osten

Mit Bodenbearbeitung Ohne Bodenbearbeitung A Doppelte Schichtdicke

B Einfache Schichtdicke C Null-Fläche

Hangneigung

A

B

C

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Übertragung von Mähgut auf eineBorstgras-reiche Goldhaferwiese nach

vorsichtiger Bodenlockerung

Mahd der Empfängerfläche unmittelbar vor der Mähgut-Übertragung

Bodenbe-arbeitung mit dem Frontlader

Die bei der Bearbeitung entstandenen Bodenrillen

Abtransport und Abladen des Mähguts von einem Lade-wagen mit Schneidewerk und per Hand

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Spenderfläche Mattfeld SpenderflächeEmpfängerfläche

Mahd mit Kreiselmähwerk (Mittel-schwadablage)

Abtransport per Silierwagen mit Schneidewerk

Abladen des Mähgutes auf der vorbereiteten Fläche

Verteilen des Mähguts mit dem Zetter

Mähgut-Übertragung von einerSalbei-Glatthaferwiese auf eine Ackerfläche

im Juni 2006 (Mattfeld; Stadt Weil am Rhein)

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Mähgut-Übertragung auf beweidetes,artenarmes Intensivgrünland mit hohem Anteil von

Alopecurus pratensis und einigen Flutrasen-Bereichen

Spenderwiese für die Empfängerfläche „Duntzenwerder“ (Alter Ochtum-Polder). Blühaspekt mit Rhinanthus minor.

Ausgebrachtes Mähgut auf der Fläche „Duntzenwerder“.

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Mähgut-Übertragung auf extensiv genutztes,artenarmes Hochmoor-Grünland (dominant: Holcus

lanatus, Deschampsia cespitosa, Juncus effusus)

Mähgutgewinnung mit Häcksler und Miststreuer auf der Spenderfläche (Bornhorster Wiesen).

Mähgutverteilung mit dem Miststreuer auf der Fläche „Moorplacken-Süd“.

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Mähgut-Übertragung von einemungedüngten Sandtrockenrasen auf eine

vegetationsfreie Rohbodenfläche

Mähgut-Gewinnung mit einem Auf-sitzmäher auf dem Wasserwerks-gelände Oldenburg-Alexanderfeld.

Auf der nahe gelegenen Empfänger-fläche wird das Mähgut von Hand ausgebracht.

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Entwicklung der Gesamtartenzahlen von2004 (Zeitpunkt der MGA) bis 2007 und der mittleren

Artenzahlen in den Dauerquadraten (DQ) 2006 bis 2007 in drei Flächen am Tüllinger Berg

Gebiet 2004 2005 2006 2007 2006 2007

Tüllingen 1 12 27 32 30 16 19

Tüllingen 2 11 30 34 34 18 23

Tüllingen 3 14 26 33 36 20 26

Mittelwert 12 28 33 33 18 23

Gesamtartenzahl mittl. Artenzahl in DQ

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Artenentwicklung in der Fläche Tüllingen 3von 2004 (Mähgutaufbringung) bis 2007

Die Zielarten der Salbei-Glatthaferwiese sind hervorgehoben.Art 2004 2005 2006 2007Elymus repens ● ● ● ●Cirsium arvense ● ● ● ●Convolvulus arvensis ● ● ● ●Brachypodium pinnatum ● ● ● ●Trifolium pratense ● ● ● ●Veronica chamaedrys ● ● ●Amaranthus retroflexus ● ●Chenopodium album ● ●Echinochloa crus-galli ● ●Sonchus arvensis ● ●Potentilla reptans ● ●Equisetum arvense ● ●Brassica napus ●Achillea millefolium ● ● ●Centaurea jacea agg. ● ● ●Dactylis glomerata ● ● ●Galium album ● ● ●Poa pratensis ● ● ●Sanguisorba minor ● ● ●Rhinanthus alectorolophus ● ● ●Festuca pratensis ● ● ●Festuca rubra agg. ● ● ●Medicago lupulina ● ● ●Salvia pratensis ● ● ●Taraxacum officinale ● ● ●Glechoma hederacea ●

Art 2004 2005 2006 2007Arrhenatherum elatius ● ●Daucus carota ● ●Medicago sativa ● ●Onobrychis viciifolia ● ●Helicotrichon pubescens ● ●Convolvulus sepium ●Knautia arvensis ● ●Tragopogon pratensis ● ●Trifolium repens ● ●Vicia angustifolia ●Bellis perennis ● ●Leucanthemum ircutianum ● ●Rumex obtusifolius ● ●Poa trivialis ● ●Bromus erectus ●Holcus lanatus ●Leontodon hispidus ●Prunella spec. ●Ranunculus acris ●Trifolium dubium ●Zielarten 0 3 5 6weitere Grünlandarten 2 10 17 20Acker-, Ruderal- und Saumarten

9 9 5 5

Sonstige 2 3 5 4Artenzahl 13 25 32 35

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Übertragung von Pflanzenarten bei denin 2006 erfolgten Maßnahmen (NW-Deutschland)

In den rechten Spalten ist die absolute Zahl der wahrscheinlich übertragenen Arten sowie ihr Anteil an der Artenzahl der Spenderfläche und an der Anzahl der potentiell übertragbaren Arten angegeben.

davon bereitsGebiet Artenzahl in Empfänger-

Spenderfläche fl. vorhanden absolut relativ (%) * relativ (%) **Moorplacken Nord 35 13 3 8,6 13,6Moorplacken Süd 35 10 9 25,7 36Jaderkreuzmoor 22 4 2 9,1 11,1Duntzenwerder 34 7 13 38,2 48,1Spaschen 30 - 11 36,7 -Austen 37 8 4 10,8 13,8Wasserwerk Ol 30 - 14 46,7 -Mittelwert (n = ) 32 (7) 8 (5) 8(7) 25,1 (7) -

* relativ zur Artenzahl der Spenderfläche** relativ zur Anzahl potentiell übertragbarer Arten

Anzahl wahrscheinlich übertragener Arten

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Aus: Badische Zeitung, 11.06.2007

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Projekt Bremgarten: Verbesserung des Erhaltungszustandes (B,C) durch internen

Mähgut-Transfer (von A,B)

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Impfmethoden zur Wiederherstellungoder Neuschaffung artenreicher Mähwiesen

(1) Mähgut-Übertragung: Aufwuchs wird in frischem Zustand auf die Empfängerfläche aufgetragen

(2) Heublumensaat (traditionell: Diasporen werden nach langer Lagerung auf Heuboden gesammelt)

(3) Heudrusch: frisches Mähgut wird gedroschen, getrocknet, gelagert und aufgebracht

(4) Ansaat von gezielt gesammelten Diasporen

(5) Ansaat einer käuflich erworbenen Artenmischung

(6) Pflanzung ausgewählter adulter Arten

(7) Übertragung von Rasensoden

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Vor- und Nachteile des Mähgut-Transfers

+ Aktive Auswahl der Spender- und Empfängerfläche mit bekannter Artenzusammensetzung

+ Steuerung der übertragbaren Artenzusammensetzung über Wahl des Mähzeitpunktes (Zeitpunkt der Samenreife) möglich

+ mikroklimatischer Schutz für Keimung und Etablierung

+ Übertragung von generativen und vegetativen Diasporen (auch Farne, Moose, Flechten) und von diversen Stadien der Mikro- und Mesofauna

+ ggf. Lösung von Entsorgungsproblemen bei Pflegeflächen

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Vor- und Nachteile des Mähgut-Transfers

+ im Vergleich zu anderen Impfmethoden geringe Kosten

+ Übertragung nur von autochthonen Pflanzen- und Tiersippen

+ Beitrag zum Verbund artenreicher Mähwiesen (Schaffung von Korridoren, Trittsteinen etc.)

- hoher logistischer Aufwand

- Engagement und Erfahrung von Landwirten oder Lohnunter-nehmern notwendig

- große Abhängigkeit von geeigneter Witterung

- in einigen Regionen Fehlen geeigneter Spenderflächen

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Fazit 3

• Grundsätzlich ist die Ausmagerung und v.a. Arten-Anreicherung von Intensivgrünland in vielen Fällen langwierig und teuer oder sogar erfolglos. Auf den betreffenden Flächen ist die Entwicklung artenreichen Grünlands nur durch geeignete Impfmethoden möglich.

• Gemeldete FFH-Flächen des Erhaltungszustands B und C sowie Entwicklungsflächen können durch Transfer von Diasporen aus artenreichen Spenderflächen aufgewertet werden.

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• Aus ökologischen wie ökonomischen Gründen ist häufig die Aufbringung frischen Mähguts zu empfehlen, auch wenn in der Praxis personelle, logistische oder technische Probleme auftreten können.

• Nach 2-3 Jahren ist bei Mähgut-Transfer auf ehemaligen Ackerflächen und teilweise auf ehemaligem Intensiv-grünland bereits die Artenkombination und Struktur des angestrebten Grünlandtyps erkennbar.

Fazit 3

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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!


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