+ All Categories
Home > Documents > Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst,...

Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst,...

Date post: 18-Sep-2018
Category:
Upload: doannhu
View: 214 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
71
Ramsauer Nina Fermats letzter Satz Schriftliche Hausarbeit zur Zulassung zur Ersten Saatspr¨ ufung ur das Lehramt an Realschulen nach LPO I Universit¨ at Regensburg Betreuer: Prof. Dr. Rolf Waldi Mathematik Abgabetermin: 16.12.2004
Transcript
Page 1: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Ramsauer Nina

Fermats letzter Satz

Schriftliche Hausarbeit zur Zulassung zur Ersten Saatsprufungfur das Lehramt an Realschulen nach LPO I

Universitat Regensburg Betreuer: Prof. Dr. Rolf WaldiMathematik Abgabetermin: 16.12.2004

Page 2: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Inhaltsverzeichnis

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Kapitel I. Die Problemgeschichte von Fermats letztem Satz . 4

Kapitel II. Das Rechnen mit ganzen und komplexen Zahlen . 16§1 Grundlegende Regeln und Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . . 16§2 Teilbarkeit in Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22§3 Primzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26§4 Kongruenzrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29§5 Der kleine Satz von Fermat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34§6 Ringe und Korper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38§7 Die komplexen Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Kapitel III. Die Gleichung Xn + Y n = Zn . . . . . . . . . . . . . . 44§1 Der Fall n = 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44§2 Der Fall n = 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52§3 Der Fall n = 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

1

Page 3: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Einleitung

Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, stoßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert, beruhrt alle großen Themen der Zahlentheorie und reicht weit in dieGeschichte der Mathematik zuruck. Da es sich bei Fermats letztem Satz umeine Abwandlung des Satzes des Pythagoras handelt, liegt dessen Ursprungim sechsten Jahrhundert vor Christus bei Pythagoras. Fermat hat damit einProblem geschaffen, an dem sich viele Mathematiker mehr oder weniger er-folgreich versucht haben.1

An dieser Stellen eine kleine Zusammenstellung der Mathematiker, die Er-folge bei der Losung des Problems verbuchen konnten:

Fermat (1601-1665) Vermutlich um 1637 Problemstellung; Be-weis fur n = 4, und spater andeutungsweise fur n = 3.

Euler (1707-1783) n = 3: Beweis unvollstandig

Gauß (1777-1850) n = 3: vollstandiger Beweis

Dirichlet (1805-1859) n = 5: 1825 in der Akademie Paris; Di-richlets Beweis war zunachst unvollstandig; nach Kritik durchLegendre gab er einen Ansatz zur Vervollstandigung; dieserwurde 1828 in Crelles Journal ausfuhrlich publiziert.

Dirichlet n = 14: 1832 in Crelles Journal

Lame (1795-1870) n = 7: 1839 in Liouvilles Journal

Lame n beliebig: 1841 in Liouvilles Journal (Beweis erschien un-vollstandig; Kritik durch Liouville)

Kummer (1810-1893) 1844 in der Festschrift fur das Konigs-berger Universitatsjubilaum: Die Lucke im Beweis bei Lame

1vgl. [4], S.19

2

Page 4: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

kann nicht geschlossen werden! Der Beweisversuch von Lameist also endgultig als falsch zu bewerten.

Kummers monumentales Theorem: 1850 in Crelles Journal:Beweis fur alle Primzahlexponenten n = p, bei denen p einesogenannte

”regulare Primzahl“ ist.2

Den letztendlich großten Erfolg bei der Problemlosung leistete jedoch 1995Andrew Wiles, indem es ihm gelang Fermats letzten Satz vollstandig zu be-weisen.

Die Arbeit ist in drei große Kapitel unterteilt. Zu Beginn der Arbeit (Ka-pitel I) wird ein Einblick in den geschichtlichen Rahmen des FermatschenProblems gewahrt. Es werden Informationen uber die Entstehung, uber dieverschiedenen Ansatze zur Losung und schließlich uber die endgultige Losungdes Problems durch den Mathematiker Andrew Wiles gegeben.3

Die Grundlagen fur die Beweise, die in Kapitel III behandelt werden, sind inKapitel II zusammengefasst. Somit ist dem Leser das notige Material zumErarbeiten und Verstehen der Beweise gegeben. Der Inhalt dieses Kapitelsberuht auf der Vorlesung

”Elemente der Zahlentheorie und Aufbau des Zah-

lensystems“ von Prof. Dr. Rolf Waldi (vgl. [5]).

In Kapitel III wird zuerst der Fall n = 2 untersucht. Es wird gezeigt, dass dieGleichung X2 + Y 2 = Z2 unendlich viele positive ganzzahlige Losungen mitteilerfremden x, y und z hat. Nach dem Satz des Pythagoras bedeutet diesbekanntlich, dass es unendlich viele nicht zueinander ahnliche rechtwinkligeDreiecke mit ganzzahligen Seitenlangen gibt. Die Formel a2 +b2 = c2 ist wohldiejenige Formel, die jedem aus seiner Schulzeit in Erinnerung bleibt, auchwenn er sonst nicht mehr viel mit der Mathematik zu tun hat. Der Satz desPythagoras ist also ein Teil des Problems, um das es in dieser Arbeit geht.Im Anschluß daran wird Fermats letzter Satz fur die Falle n = 3 und n = 4bewiesen. Fermat selbst erbrachte bereits den Beweis fur n = 4. Den Beweisfur den Fall n = 3, konnte er zwar andeuten, endgultig bewiesen wurde eraber erst ca. 100 Jahre spater durch Gauß.

2vgl. [7]3vgl. [4], Vorbemerkung

3

Page 5: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Kapitel I.Die Problemgeschichte vonFermats letztem Satz

Fermats Leben

Abbildung 1: Pierre de Fermat

Pierre de Fermat wurde am 20. August 1601 in der sudwestfranzosischenStadt Beaumont de Lomagne als Sohn eines wohlhabenden Lederhandlers ge-boren. Nach einer vorzuglichen Schulbildung im Franziskanerkloster Grand-selve studierte er an der Universitat von Toulouse.Auf Drangen der Familie schlug Fermat eine juristische Laufbahn ein undwurde 1631 zum Conseiller au Parlement de Toulouse ernannt, wo er als Hof-rat an der Petitionskammer tatig war. Fermat war ein tuchtiger Staatsdienerund daruber hinaus als Richter tatig. Er strebte nicht nach Anerkennung undRuhm, sondern bevorzugte es, in aller Ruhe neue mathematische Satze zu

4

Page 6: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

postulieren ohne dabei die Fragen seiner Kollegen beantworten zu mussen.4

Gemeinsam mit Pascal war Fermat nicht nur der Schopfer der Wahrschein-lichkeitstheorie, sondern er trug auch wesentlich zur Begrundung der Differen-tialrechnung bei. Dies hatte bei weitem gereicht, um Fermat einen Platz unterden großen Mathematikern der Geschichte zu sichern. Doch er befasste sichnoch mit einem weiteren Gebiet der Mathematik, der Zahlentheorie. Fermatuntersuchte mit leidenschaftlichem Interesse die Eigenschaften der Zahlenund ihre Beziehungen untereinander.5

Nachdem Fermat am 12. Januar 1665 verstarb, verbrachte sein Sohn Clement-Samuel die darauffolgenden funf Jahre damit, samtliche Aufzeichnungen undBriefe seines Vaters sowie dessen Randnotizen in seiner Ausgabe der Arithme-tica zu sammeln. Diese veroffentlichte er schließlich in einer besonderen Aus-gabe der Arithmetica. Diese enthielt achtundvierzig Bemerkungen Fermats,wobei die Zweite als Fermats letzter Satz oder als Fermatsche Vermutungbekannt werden sollte.6

Die Entstehung des Problems

Der Ursprung von Fermats letztem Satz liegt im Satz des Pythagoras. DerSatz des Pythagoras besagt, dass zu den ganzzahligen Losungen (x, y, z) derGleichung X2 + Y 2 = Z2 ein rechtwinkliges Dreick mit den Seiten x, y undz gehort (z.B. 32 + 42 = 52 oder 52 + 122 = 132). Solche x, y und z, die dieseGleichung losen, nennt man Pythagoras-Tripel. Das Problem Pythagoras-Tripel zu finden, bezeichnet man heute, nach Diophantos von Alexandria,als diophantisches Problem. Diophantos war der letzte große Vertreter dergriechischen Mathematiktradition. Leider ist uber diesen Mathematiker sogut wie nichts bekannt, so weiß man nichts uber seinen Geburtsort, und dieZeit seines Wirkens in Alexandria lasst sich nur ungefahr auf die Zeit um 250n. Chr. schatzen. Er befasste sich v.a. mit Fragen, die ganzzahlige Losungenerforderten. Wahrend seiner Zeit in Alexandria sammelte er die schon klargelosten Probleme und erfand neue, die er zu einer großen Abhandlung mitdem Titel Arithmetica zusammenstellte. Sieben Bucher dieses Werkes gin-gen auf Grund einer Reihe tragischer Geschehnisse verloren und warfen dieMathematik bis in die Ara der Babylonier zuruck. Die verbleibenden sechsBucher inspirierten die Mathematiker der Renaissance, unter ihnen auch

4vgl. [4], S.59 ff.5vgl. [4], S.68 f.6vgl. [4], S.88

5

Page 7: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Pierre de Fermat.7

In der Mathematik ist es ublich von einem bereits existierenden Problemauszugehen und auf ein allgemeineres zu schließen, obwohl die richtige Ver-allgemeinerung oft nur schwer zu finden ist. So verhielt es sich auch, alsFermat Diophantos Buch las.8

”Anstelle des Satzes von Pythagoras,

x2 + y2 = z2,

sann Fermat uber eine Abwandlung nach:

x3 + y3 = z3.“9

Indem Fermat die Potenz von 2 auf 3 erhohte, erhielt er eine neue Glei-chung, die, wie Euler und Gauß spater bewiesen, keine ganzzahlige Losungbesaß. Fermat untersuchte auch noch hohere Potenzen, konnte jedoch nie eineLosung finden. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass es keine ganzzahligeLosung fur die folgende Gleichung gibt:

xn + yn = zn mit n = 3, 4, 5, . . .

Daher schrieb er an den Rand seiner Ausgabe der Arithmetica:

”Es ist nicht moglich einen Kubus in zwei Kuben, oder ein Biquadrat in zwei

Biquadrate und allgemein eine Potenz, hoher als die zweite, in zwei Potenzenmit demselben Exponenten zu zerlegen.“10

Fermat glaubte diese Behauptung beweisen zu konnen und fugte noch eineweitere Bemerkung hinzu:

”Ich habe hierfur einen wahrhaft wunderbaren Beweis, doch ist dieser Rand

hier zu schmal, um ihn zu fassen.“11

Obwohl Fermat nie jemandem seine Beweise mitteilte, wurde Fermats letzteroder großer Satz trotzdem beruhmt.

7vgl. [4], S.76 ff.8vgl. [4], S.869[4], S.86

10[4], S.8711[4], S.87

6

Page 8: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Die Suche nach dem Beweis

Uber drei Jahrhunderte lang haben viele große Mathematiker versucht, Fer-mats verlorenen Beweis wiederzuentdecken, doch keinem einzigen ist es ge-lungen. Nach Fermats Tod suchte man immer wieder in seinem Haus, in derHoffnung, eine entscheidende Notiz zu finden. Doch nie entdeckte man einenHinweis, wie Fermats Beweis ausgesehen haben mochte.12

Bereits zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts war Fermats letzter Satzdas beruchtigste Problem der Zahlentheorie und seit Euler den Fall n = 3beweisen konnte, wurden keine weiteren Fortschritte mehr erbracht. Dochdie Arbeit einer jungen Franzosin sollte die Suche nach Fermats verlorenemBeweis stark vorantreiben.Sophie Germain lebte in einer von Chauvinismus und Vorurteilen gegen Frau-en gepragten Zeit. Doch trotzdem gelang es ihr als einziger Frau, sich denZwangen der franzosischen Gesellschaft zu entziehen und eine große Zahlen-theoretikerin zu werden. Mit ihrer Arbeit ermoglichte sie einen großen Fort-schritt in der Forschung zu Fermats letztem Satz. Sie leistete einen großerenBeitrag als ihre mannlichen Vorganger.13

Sophie Germain wurde am 1. April 1776 als Tochter des Kaufmanns Ambroise-Francois Germain geboren. Ihr Interesse fur die Mathematik wurde durchJean-Etienne Montuclas Buch Histoire de la Mathematique, das sie zufalligin der Bibliothek ihres Vaters entdeckte, geweckt. Sie machte sich sofortdaran, sich selbst die Grundlagen der Zahlentheorie und der Analysis beizu-bringen und studierte bald bis spat in die Nacht hinein die Werke von Eulerund Newton. Germain arbeitete viele Jahre lang allein, weil es in der Familiekeinen Mathematiker gab, der sie in die neuesten Ideen einfuhren konnte.Außerdem nahmen ihre Tutoren sie nicht ernst, da man in Frankreich derAuffassung war, dass die Mathematik fur Frauen nicht geeignet und jenseitsihrer geistigen Fahigkeiten sei.14

1794 wurde in Paris die Ecole Polytechnique eroffnet. Da diese Institutionnur Mannern vorbehalten war entschloß sich Germain, unter einem falschenNamen an der Ecole zu studieren und nahm die Identitat eines ehemaligenStudenten der Akademie an. Auf Grund ihrer brillianten Leistungen mussteGermain ihre wahre Identitat jedoch ihrem Fachbeauftragten Joseph-LouisLagrange preisgeben. Trotz seines großen Erstaunens fand Lagrange Gefallenan der jungen Frau und wurde ihr Mentor und Freund. Germain gewann zuse-hends an Selbstvertrauen und beschaftigte sich bald nur noch mit unerforsch-

12vgl. [4], S.55 f.13vgl. [4], S.125 ff.14vgl. [4], S.130 f.

7

Page 9: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

ten Gebieten der Mathematik. Sie interessierte sich v.a. fur die Zahlentheorieund so stieß sie schließlich auch auf Fermats letzten Satz. Mehrere Jahre langarbeitete sie an dem Problem, bis sie der Meinung war, einen bedeutendenDurchbruch erzielt zu haben. Nun brauchte sie einen Kollegen auf dem Feldder Zahlentheorie, mit dem sie ihre Ideen erortern konnte. Daher entschloßsie sich, sich an den deutschen Mathematiker Carl Friedrich Gauß zu wen-den. Als er Sophie Germains Brief erhielt, war er von ihrer bahnbrechendenLeistung sehr beeindruckt und began sie bei ihrer Arbeit zu unterstutzten.15

Im Jahr 1825 konnte sie dank Johann Peter Gustav Lejeune-Dirichlet undAdrien-Marie Legendre mit ihrer Methode den ersten richtigen Erfolg ver-buchen. Zwischen diesen beiden Mathematikern lag eine ganze Generation.Legendre war bereits in den Siebzigern und Dirichlet hingegen war ein jun-ger Zahlentheoretiker, der gerade zwanzig geworden war. Beide konnten un-abhangig voneinander aufgrund Sophie Gemains Vorarbeit beweisen, dass derFall n = 5 keine Losungen hat. Vierzehn Jahre spater gelang es dem Fran-zosen Gabriel Lame Germains Verfahren auf geniale Weise zu erganzen undso Fermats Vermutung fur die Primzahl n = 7 zu beweisen. Germain hatteden Zahlentheoretikern gezeigt, wie eine ganze Gruppe von Primzahlfallen zuerledigen war, und nun lag es an ihnen, Fermats letzten Satz Fall fur Fall zubeweisen. Sophie Germains Arbeit an Fermats letztem Satz war ihr großterBeitrag zur Mathematik.Als sich Gauß von der Zahlentheorie abwandte, brach bald darauf sein Brief-kontakt zu Germain ab. Auf Grund der fehlenden Unterstutzung wandteauch sie sich wenig spater von der reinen Mathematik ab und begann eineerfoglreiche Laufbahn als Physikerin.16

”Pierre de Fermats beilaufige Randnotiz in Diophantos’ Arithmetica war zum

haarstraubendsten Ratsel der Mathematikgeschichte geworden.“17 Obwohlinzwischen Skeptiker der Meinung waren, man sei womoglich hinter einemnichtexistenten Beweis her, waren immer noch ganze Generationen von Ma-thematikern von Fermats letztem Satz besessen. Sie alle wollten der Heraus-forderung, die dieses Problem darstellte, standhalten und sie traumten davon,dieses Ratsel, an dem schon so viele andere vor ihnen gescheitert waren, zulosen.Die Sehnsucht, ein mathematisches Problem zu losen, wird v.a. durch dieNeugier geweckt, und die Belohnung ist die schlichte, aber uberwaltigendeBefriedigung, die die Losung eines jeden Ratsels mit sich bringt. Im Falleder Fermatschen Vermutung mangelte es sicher nicht an Neugier. Auch die

15vgl. [4], S.131 f.16vgl. [4], S.133 ff.17[4], S.179

8

Page 10: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Zweifel, ob das Problem uberhaupt losbar sei, reichten nicht aus, um die Ma-thematiker zu entmutigen. Viel enttauschender war hingegen die Tatsache,dass die Mathematiker in den dreißiger Jahren nahezu all ihre Technikenerschopft hatten und daher zur Losung des Problems etwas Neues benotig-ten.18

Die Shimura-Taniyama-Vermutung und ihre Verknupfungmit Fermats letztem Satz

Im September 1955 fand in Tokio ein internationales Symposium statt. Vierder dort gestellten Fragen stammten von Taniyama. Diese Fragen grunde-ten auf der Idee, dass jede elliptische Gleichung mit einer Modulform ver-wandt ist. Diese Idee wurde aber von den damaligen Mathematikern nur alsmerkwurdige Beobachtung abgetan.19

Taniyamas einziger verbundeter war Shimura, der an die Idee seines Freun-des glaubte. Nach dem Symposium machten sie sich gemeinsam auf die Suchenach mehr Material, um ihre Vermutung zu beweisen. 1957 wurde die Zu-sammenarbeit vorubergehend unterbrochen, da Shimura an das Institut forAdvanced Study in Princeton eingeladen wurde. Nach seinen zwei Jahren alsGastprofessor in Amerika wollte er die Arbeit mit Taniyama fortsetzen. Dochdazu kam es nicht mehr, da sich Yutaka Taniyama am 17. November 1958das Leben nahm.20

Die Fragen uber elliptische Gleichungen und Modulformen, die Taniyama aufdem Symposium aushandigte, enthielten seine großartigste Einsicht. Dochden gewaltigen Einfluss seiner Entdeckung auf die Zahlentheorie erlebte ernicht mehr.Nach Taniyamas Tod konzentrierte sich Shimura darauf, die genaue Bezie-hung zwischen elliptischen Gleichungen und Modulformen zu klaren. Er ge-wann dabei immer mehr die Uberzeugung, dass jede einzelne elliptische Glei-chung mit einer Modulform verwandt sein musse. Andere Mathematiker hat-ten immer noch Zweifel. Da aber Shimura immer deutlichere Hinweise fand,gewann seine Theorie uber elliptische Gleichungen und Modulformen im-mer mehr Anerkennung. Er konnte sie zwar nicht beweisen, doch zumindestwar sie jetzt mehr als nur Wunschdenken. Daher erhielt seine Theorie denTitel einer Vermutung. Anfangs bezeichnete man sie als Taniyama-Shimura-Vermutung, in Anerkennung des Mannes, der sie angeregt, und seines Kolle-

18vgl. [4], S.179 ff.19vgl. [4], S.216 ff.20vgl. [4], S.219

9

Page 11: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

gen, der sie vollstandig ausgearbeitet hatte.21

Andre Weil ubernahm schließlich die Vermutung und verbreitete sie auch imWesten. Da Weil bei seinen Untersuchungen der Idee von Shimura und Ta-niyama weitere solide Hinweise zu ihren Gunsten fand, wurde die Hypotheseoft auch als Taniyama-Shimura-Weil-Vermutung bezeichnet.22

In den spaten sechziger Jahren testeten ganze Scharen von Mathematikernimmer wieder die Taniyama-Shimura-Vermutung und in jedem einzelnen Fallhatte die elliptische Gleichung tatsachlich eine zugehorige Modulform. Manwar dadurch von der Richtigkeit der Taniyama-Shimura-Vermutung immermehr uberzeugt. Obwohl ein echter Beweis noch immer fehlte, tauchte dieVermutung haufig in mathematischen Forschungspapieren auf. Dort wurdespekuliert, was geschehen wurde, wenn sie bewiesen werden konnte. Naturlichwaren diese Ergebnisse nur hypothetischer Natur, aber auf diese Art undWeise entstand eine Uberfulle mathematischer Arbeiten, die auf der Wahr-heit der Taniyama-Shimura-Vermutung beruhten. Die Mathematiker hofften,dass eines Tages einer kommen wurde und durch den Beweis der Taniyama-Shimura-Vermutung all ihre Arbeiten fur richtig erklaren wurde. Andererseitsfurchteten sie auch immer, dass jemand beweisen konnte, dass Taniyama undShimura falsch gelegen hatten, und damit zwei Jahrhunderte Forschungsar-beit zerstort werden.23

Im Herbst 1984 versammelte sich eine erlesene Gruppe von Zahlentheoreti-kern zu einem Symposium im Schwarzwald. Einer der Referenten, der Saar-brucker Mathematiker Gerhard Frey, konnte zwar keinen Beweis der Vermu-tung liefern, stellte aber die Behauptung auf, falls jemand die Taniyama-Shimura-Vermutung beweisen konnte, ware damit auch Fermats letzter Satzbewiesen. Fermats letzter Satz lautet, dass es keine positiven ganzzahligenLosungen fur die Gleichung xn + yn = zn, mit n goßer als 2, gibt. Freybeschaftigte sich jedoch mit der Frage, was ware, wenn diese Vermutungfalsch ware und es mindestens eine Losung gabe. Durch die Umformung derFermatschen Gleichung in eine elliptische Gleichung, hatte Frey die Fermat-sche Vermutung mit der Taniyama-Shimura-Vermutung verknupft.24

”Freys Argument lautete wie folgt:

(1) Wenn und nur wenn Fermats letzter Satz falsch ist, existiert Freyselliptische Gleichung.

21vgl. [4], S.222 f.22vgl. [4], S.22323vgl. [4], S.224 ff.24vgl. [4], S.228 f.

10

Page 12: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(2) Freys elliptische Gleichung ist so abwegig, dass sie nie modular seinkann.

(3) Die Taniyama-Shimura-Vermutung besagt, dass jede elliptische Glei-chung modular sein muss.

(4) Deshalb muss die Taniyama-Shimura-Vermutung falsch sein!

Andererseits jedoch, und folgentrachtiger, konnte Frey sein Argument auchruckwarts aufziehen:

(1) Wenn die Taniyama-Shimura-Vermutung bewiesen werden kann, mussjede elliptische Gleichung modular sein.

(2) Wenn jede elliptische Gleichung modular sein muss, dann darf die Frey-sche elliptische Gleichung nicht existieren.

(3) Wenn die Freysche elliptische Gleichung nicht existiert, dann kann eskeine Losung der Fermatschen Gleichung geben.

(4) Deshalb ist die Fermatsche Vermutung richtig!“25

Zum ersten Mal in uber hundert Jahren sah das harteste mathematischeProblem wieder angreifbar aus. Freys Publikum war von seiner Einsicht be-eindruckt, doch fast jeder der Anwesenden, außer Frey selbst, hatte einenelementaren Fehler bemerkt. Er hatte nicht bewiesen, dass seine elliptischeGleichung hinreichend abwagig war. Und solange der Fehler nicht behobenwar, war Freys Arbeit unvollstandig. Eine Reihe von Mathematikern bemuhtesich, die Verbindung der Taniyama-Shimura-Vermutung mit der FermatschenVermutung zu beweisen und zu vervollstandigen. Dazu gehorte auch KenRibet, Professor an der Universitat von Kalifornien in Berkeley. Er war esschließlich auch, der als erster den vollstandigen Beweis gefunden hat. Damitwar Fermats letzter Satz unaufloslich mit der Taniyama-Shimura-Vermutungverknupft. Dreieinhalb Jahrhunderte lang war die Fermatsche Vermutung einabgeschottetes Problem gewesen. Nun hatte Ken Ribet, angeregt von Ger-hard Frey, das wichtigste Problem des siebzehnten Jahrhunderts mit dembedeutendsten Problem des zwanzigsten Jahrhunderts verknupft.26

Zunachst regte sich neue Hoffnung, Fermats letzten Satz dadurch beweisenzu konnen. Doch dann wurde deutlich, dass die Mathematiker bereits drei-ßig Jahre lang versuchten, Taniyama-Shimura zu beweisen und daran bishergescheitert waren. Warum sollte dies also jetzt gelingen?

”Andrew Wiles war

25[4], S.23026vgl. [4], S.230 ff.

11

Page 13: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

vermutlich einer der wenigen Menschen auf der Welt, die davon traumten,man konne wirklich hergehen und diese Vermutung beweisen.“27

Andrew Wiles, der Eremit in der Dachkammer

Abbildung 2: Andrew Wiles

Um uberhaupt eine Chance zu haben, die Taniyama-Shimura-Vermutungbeweisen zu konnen, musste Wiles sich tief in das Problem versenken. Zudiesem Zweck las er die neuesten Zeitschriftenbeitrage und ubte die mo-dernsten mathematischen Verfahren so lange, bis er sie im Schlaf beherrschte.Außerdem machte er sich mit allem vertraut, was nur im entferntesten etwasmit elliptischen Gleichungen und Modulformen zu tun hatte.28

Wiles gab alle Arbeiten auf, die nicht direkt im Zusammenhang mit dem Be-weis der Fermatschen Vermutung standen. Er ging nur noch seinen Verpflich-tungen an der mathematischen Fakultat in Princeton nach. Wann immermoglich arbeitete er zu Hause, wo er sich in seine Dachkammer zuruckzog. Indem Moment, indem er entschloß sich mit dem Beweis auseinanderzusetzen,fasste Wiles auch den Entschluss, in volliger Abgeschiedenheit zu arbeitenund kein Wort daruber zu reden. Ein Grund fur die Entscheidung, uber seineArbeit nicht zu sprechen, war das Bedurfnis, in Ruhe gelassen zu werden.Ein weiterer Grund war sicher auch das Verlangen nach Ruhm. Er befurch-tete, eines Tages den Beweis schon fast geschafft zu haben, ohne den letztenSchritt der Rechnung beenden zu konnen. Sollte an diesem Punkt etwas uberseine Arbeit nach außen dringen, gabe es nichts, was einen Rivalen abhalten

27[4], S.23528vgl. [4], S.239

12

Page 14: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

wurde, den Beweis zu vervollstandigen und den Preis zu erhalten.29

In den folgenden Jahren gelangen Wiles eine Reihe außergewohnlicher Ent-deckungen, von denen aber keine veroffentlicht werden sollte, solange derBeweis noch nicht vollstandig war. Selbst vertraute Kollegen wussten nichtsvon diesen Forschungen. Die einzige, die Wiles’ Geheimnis kannte, war seineFrau Nada.30

Fermats letzter Satz ist bewiesen

Nach sieben Jahren harter Arbeit hatte Wiles einen Beweis der Taniyama-Shimura-Vermutung zustande gebracht und damit endlich Fermats letztenSatz bewiesen. Nun war es an der Zeit, dem Rest der Welt davon Mitteilungzu machen. Dazu nutzte er eine Konferenz in Cambridge am Isaac NewtonInstitut, die fur Ende Juni 1993 angekundigt war. Als Wiles in Cambridgeankam, hatte er noch zweieinhalb Wochen bis zu seinen Vortragen. In dieserZeit wollte er den Beweis mit ein oder zwei Experten durchsprechen. Nachsieben Jahren energischer Arbeit war Wiles nun bereit, der Welt seinen Be-weis zu verkunden. Wiles erinnert sich an die Atmosphare gegen Ende seinesVortrags:

”Obwohl die Presse schon Wind von dem Vortrag bekommen hat-

te, war sie glucklicherweise nicht dabei. Doch im Publikum saßen eine MengeLeute, die gegen Ende Fotos machten, und der Institutdirektor war gut vor-bereitet mit einer Flasche Champagner gekommen. Wahrend ich den Beweisvortrug, herrschte das typische wurdevolle Schweigen, und dann schrieb icheinfach Fermats letzten Satz an die Tafel. Ich denke, das genugt, meinte ichdann, und es gab langen Beifall.“31

Nach Wiles’ Vortrag wurde sofort das Wolfskehl-Komitee uber den Beweis in-formiert. Bevor der Preis jedoch verliehen werden konnte, musste er erst, lautden Wettbewerbsregeln, von anderen Mathematikern bestatigt und formellveroffentlicht werden. Daher reichte Wiles sein Manuskript bei der ZeitschriftInventiones Mathematicae ein. Um die Uberprufung des Beweises zu verein-fachen, unterteilte man den zweihundertseitigen Beweis in sechs Abschnitte,fur die jeweils ein Gutachter zustandig war. Wiles hatte den Beweis schonmehrfach gepruft, bevor er ihn an die Gutachter weitergeleitet hatte, und ererwartete daher nur harmlose Irrtumer, die er umstandslos wurde korrigierenkonnen. Anfanglich verhielt es sich auch so. Aber dann tauchte eine Frage auf,bei der es sich um einen elementaren Fehler handelte. Das Problem bestand

29vgl. [4], S.239 ff.30vgl. [4], S.241 f.31[4], S.281

13

Page 15: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

darin, dass es keine Garantie dafur gab, dass die Kolywagin-Flach-Methodeim Sinne von Wiles funktionierte.32

Ein paar Wochen zuvor wurde Wiles in den Zeitungen als”der brillanteste

Mathematiker der Welt“33, der nach 350 Jahren endlich die Oberhand uberPierre de Fermat errungen hatte, gefeiert. Nun stand Wiles kurz davor, einenFehler eingestehen zu mussen. Bevor er aber seinen Irrtum zugab, wollte ernoch einmal alles versuchen, um die Lucke zu schließen. Daher beschloß erzu seiner alten Arbeitsweise zuruckzukehren und sich vollig von der Außen-welt abzuschotten. Lange war Wiles davon uberzeugt, dass der Fehler schnellbehoben sei. Doch mit der Zeit wurde das Problem immer unbezwingbarer.Kaum ein halbes Jahr nach seinem Vortrag am Newton Institute lag Wiles’Beweis in Fetzen. Sein Kindheitstraum hatte sich in einen Alptraum ver-wandelt. Trotz des steigenden Drucks weigerte sich Wiles, das Manuskriptfreizugeben. Sieben Jahre seines Lebens hatte er daran gearbeitet, und nunwar er nicht bereit, sich zuruckzulehnen und jemand anderem dabei zuzuse-hen, wie er den Beweis vervollstandigte. Denn nicht derjenige, der am meistenArbeit in die Sache gesteckt hatte, wurde Fermats letzten Satz beweisen, son-dern derjenige, der den endgultigen und vollstandigen Beweis lieferte. Wilesversuchte erneut sich so wie damals, als er den ursprunglichen Beweis erar-beitet hatte, abzuschotten. Er zog sich also in die Dachkammer zuruck, umkonzentriert zu arbeiten.34

Obwohl die Taniyama-Shimura-Vermutung und damit auch Fermats letzterSatz nicht bewiesen war, hatte Wiles den Mathematikern eine ganze Reiheneuartiger Verfahren und Strategien geliefert. Wiles’ Scheitern ware demnachkeine Schande gewesen und allmahlich begann er sich mit der moglichen Nie-derlage abzufinden. Wiles beschloß, sich ein letztes Mal das ganze Gefuge derKolywagin-Flach-Methode anzusehen und ausfindig zu machen, warum sienicht funktionierte. Glucklich erinnerte er sich an diesen Tag:

”Eines Montag-

morgens, es war der 19. September, saß ich am Schreibtisch und untersuchtedie Kolywagin-Flach-Methode. Nicht, dass ich geglaubt hatte, sie flottmachenzu konnen, vielleicht konnte ich wenigstens erklaren, warum sie nicht funktio-nierte. Mir kam es vor, als klammerte ich mich an einen Strohhalm, doch ichwollte mich einfach vergewissern. Plotzlich, vollig unerwartet, hatte ich dieseunglaubliche Eingebung. Die Kolywagin-Flach-Methode funktionierte zwarnicht richtig, sie war jedoch alles, was ich brauchte, um die ursprunglicheIwasawa-Theorie in Gang zu setzen. Ich sah, dass ich die Kolywagin-Flach-Methode gut genug beherrschte, um meinen ursprunglichen, vor drei Jahren

32vgl. [4], S.287 ff.33Singh 2003, S.29034vgl. [4], S.290 ff.

14

Page 16: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

verfolgten Ansatz gelingen zu lassen. Aus der Asche der Kolywagin-Flach-Methode tauchte also gleichsam die wahre Antwort auf das Problem auf.“35

Beide Theorien alleine waren also unzulanglich, aber zusammen funktionier-ten sie hervorragend. Wiles hatte sich damit nicht nur einen Kindheitstraumerfullt, sondern hatte auch der Welt sein Genie bewiesen.Diesmal gab es am Beweis nichts zu rutteln. Die beiden Artikel waren die amgrundlichsten gepruften Manuskripte in der Geschichte der Mathematik undwurden schließlich in den Annals of Mathematics (Mai 1995) veroffentlicht.Wiles hatte in achtjahriger harter Arbeit alle bahnbrechenden Erkenntnisseder Zahlentheorie des zwanzigsten Jahrhunderts zusammengetragen und siein seinen Beweis eingebaut. Er hatte vollkommen neue mathematische Ver-fahren entwickelt und sie mit den herkommlichen verflochten und so gelanges ihm schließlich Fermats letzten Satz zu beweisen.36

35[4], S.305 f.36vgl. [4], S.311 f.

15

Page 17: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Kapitel II.Das Rechnen mit ganzen undkomplexen Zahlen

§1 Grundlegende Regeln und Prinzipien

Es wird vorausgesetzt, dass der Leser mit ganzen Zahlen rechnen kann undmit der Mengenschreibweise vertraut ist. Bis auf weiteres bedeuten kleineBuchstaben

a, b, c, . . . , x, y, z

ganze Zahlen, das heißt sie stehen fur

1, 2, 3 . . . (positive ganze Zahlen)0 (Null)−1,−2,−3, . . . (negative Zahlen)

Die naturlichen Zahlen sind bei uns die Zahlen

0, 1, 2, 3, . . .

Ihre Gesamtheit wird mit N bezeichnet. Z steht fur die Gesamtheit allerganzen Zahlen

. . . ,−3,−2,−1, 0, 1, 2, 3 . . .

Wir werden von den folgenden Regeln fur das Rechnen mit ganzen ZahlenGebrauch machen:

Verknupfungsregeln der Addition

(1) (a + b) + c = a + (b + c) (Assoziativgesetz)

(2) a + b = b + a (Kommutativgesetz)

16

Page 18: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(3) a + (−a) = 0 (−a ist inverses Element zu a bzgl. +)

(4) 0 + a = a (0 ist neutrales Element bzgl. +)

Daraus ergibt sich

1.1 Satz: Jede Gleichung X + a = b mit a, b ∈ Z hat in Z eine Losung, undnur eine.Das soll heißen: Zu jedem Paar a, b ganzer Zahlen gibt es genau eine Zahlx ∈ Z, so dass x + a = b.

Beweis:Existenz: Setze x := b + (−a). Dann ist (nach den Regeln (1) bis (4))

x+ a = (b+(−a))+ a = b+((−a)+ a) = b+(a+(−a)) = b+0 = 0+ b = b.

Eindeutigkeit: Sei y ∈ Z beliebig mit y + a = b. Dann ist

b + (−a) = (y + a) + (−a) = y + (a + (−a)) = y + 0 = y.

Verknupfung der Multiplikation

(5) (a · b) · c = a · (b · c) (Assoziativgesetz)

(6) a · b = b · a (Kommutativgesetz)

(7) 1 · a = a (1 ist neutrales Element bzgl. ·)

(8) a · b = 0 dann und nur dann, wenn a = 0 oder b = 0

Distributivgesetz

(9) a · (b + c) = (a · b) + (a · c)

Fur a + (−b) schreibt man auch a− b. Dann gilt auch

a · (b− c) = (a · b)− (a · c)

Wir verwenden gelegentlich die Abkurzungen

”=⇒“ fur

”daraus folgt“,

”⇐⇒“ fur

”genau dann wenn“ und

”:=“ fur

”ist definitionsgemaß gleich“.

1.2 Kurzungsregel: Aus a · b = a · c und a 6= 0 folgt b = c.

17

Page 19: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Beweis: Aus a · b = a · c folgt (a · b)− (a · c) = (a · c)− (a · c) = 0 und daraus

ergibt sich a · (b − c)(9)= (a · b) − (a · c) = 0. Wegen (8) gilt b − c = 0 und

daraus folgt c = (b− c) + c = b + ((−c) + c) = b + 0 = b.Da fur Addition und Multiplikation das Assoziativgesetz gilt, kann man sichviele Klammern sparen: Schreibe:

a + b + c fur (a + b) + ca · b · c fur (a · b) · c

Damit lassen sich auch endliche Summen und Produkte ohne Klammernerklaren:a1 + a2 + a3 + a4 := (a1 + a2 + a3) + a4...a1 + a2 + . . . + an−1 + an := (a1 + . . . + an−1) + an

a1 · a2 · a3 · a4 := (a1 · a2 · a3) · a4...a1 · a2 · . . . · an−1 · an := (a1 · . . . · an−1) · an

Durch die Regelung”Punktrechnung geht vor Strichrechnung“ konnen wei-

tere Klammern eingespart werden:

a · b + c · d steht fur (a · b) + (c · d)

Ferner wird der Malpunkt oft weggelassen und man verwendet die abkurzendeSchreibweise

k∑n=1

an := a1 + . . . + ak;k∏

n=1

an := a1a2 . . . an; an = a · . . . a︸ ︷︷ ︸n−mal

Wichtig ist dieFormel fur die endliche geometrische Reihe:

(1 + x + x2 + ... + xn−1)(1− x) = 1− xn

Beweis:(1 + x + ... + xn−1)(1− x) =

1 + x + x2 + ... + xn−2 + xn−1

−(x + x2 + ... + xn−2 + xn−1 + xn)

= 1 −xn

18

Page 20: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Anordnung der ganzen Zahlen: Z ist in naturlicher Weise angeordnet:

. . .− 5,−4,−3,−2,−1, 0, 1, 2, 3, 4, 5, . . .

Definition: a heißt kleiner als b (”a < b“), wenn a in der obigen Reihung

links von b steht. Schreibe auch a > b (a großer b) falls b < a. Damit giltoffensichtlich: a > 0 genau dann, wenn −a < 0.

Anordnungsregeln:

(1) Es gilt entweder a > b oder a = b oder a < b

(2) Aus a > b und b > c folgt a > c

(3) Aus a > b folgt a + c > b + c

(4) Aus a > b und c > 0 folgt ac > bc

Schreibweisen:a ≥ b steht fur

”a > b oder a = b“.

a ≤ b steht fur”a < b oder a = b“.

Definition: Fur a ∈ Z definiert man den Betrag |a| von a als

|a| :={

a, falls a ≥ 0−a, falls a < 0

Betragsregeln:

(1) |a| ≥ 0; |a| = 0 genau dann, wenn a = 0

(2) |ab| = |a||b|

(3) |a + b| ≤ |a|+ |b|

Minimum und Maximum: Seien a1, ..., an ganze Zahlen. Die kleinste derZahlen a1, ..., an heißt das Minimum und die großte das Maximum vona1, ..., an. Schreibe dafur Min(a1, ..., an) bzw. Max(a1, ..., an).

19

Page 21: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Grundprinzipien: Wir wollen das folgende Prinzip anerkennen.

(P) Prinzip vom kleinsten Element. Jede nicht leere Menge A vonnaturlichen Zahlen besitzt ein kleinstes Element, d.h.:Es gibt ein Element a0 ∈ A, so dass x ≥ a0 fur alle x ∈ A. Schreibedann a0 = MinA.Aus diesem Prinzip lassen sich weitere Grundsatze ableiten:A(x) bezeichne eine Aussage, die fur eine naturliche Zahl x zutreffenkann, d.h.:Fur x ∈ N gilt entweder A(x) oder A(x) gilt nicht.

(G) Prinzip vom kleinsten Gegenbeispiel. Sei A(x) eine Aussage ubernaturliche Zahlen x ≥ a0. Ist A(x) nicht allgemein gultig, so gibt esdafur ein kleinstes Gegenbeispiel. Das soll heißen:Ist A(x) falsch fur wenigstens ein x ≥ a0, so gibt es eine Zahl a ≥ a0,so dass gilt:

(1) A(a) ist falsch.

(2) A(x) ist richtig fur alle x ∈ N mit a0 ≤ x < a.

(G) ergibt sich leicht aus dem Prinzip vom kleinsten Element:Sei N = {x | x ∈ N, x ≥ a0 und A(x) ist falsch}. Nach Voraussetzungist N nicht die leere Menge ∅. Nach (P) existiert daher das Minimuma = MinN .Zeige nun, dass a die Bedingungen (1) und (2) erfullt.Zu (1): Wegen a ∈ N ist A(a) falsch.Wegen a = MinN ist

(∗) x ≥ a fur alle x ∈ N .

Zu (2): Sei x ∈ N mit a0 ≤ x < a. Wegen (∗) ist dann x 6∈ N . NachDefinition von N bedeutet dies, dass A(x) richtig ist.Aus dem Prinzip vom kleinsten Gegenbeispiel ergibt sich leicht daswichtigere Prinzip der vollstandigen Induktion.

(V) Prinzip der vollstandigen Induktion. Sei A(x) eine Aussage ubernaturliche Zahlen x mit folgenden beiden Eigenschaften:

(i) A(0) ist richtig.

(ii) Fur alle n ∈ N folgt aus der Richtigkeit von A(n) schon die Rich-tigkeit von A(n + 1).

20

Page 22: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Dann ist A eine allgemein gultige Aussage, d.h.

A(x) ist richtig fur alle x ∈ N.

Das Induktionsprinzip (V) lasst sich aus (G) herleiten:Sei A(x) eine Aussage mit den Eigenschaften (i) und (ii). Angenom-men A ware nicht allgemein gultig. Dann gibt es gemaß (G) zu A einkleinstes Gegenbeispiel a, d.h.: A(a) ist falsch und A(b) ist richtig furalle b < a. Wegen (i) ist dann a > 0, also a− 1 ≥ 0 ist eine naturlicheZahl. Nach Wahl von a ist ferner A(a− 1) richtig. Wende nun (ii) aufn = a−1 an: Aus der Richtigkeit von A(a−1) folgt die Richtigkeit derAussage A((a− 1) + 1) = A(a), Widerspruch!Also ist die Annahme

”A ist nicht allgemein gultig“ falsch, d.h. A ist

allgemein gultig. Die Gultigkeit des folgenden Beweisprinzips ergibtsich ebenfalls aus dem Prinzip vom kleinsten Gegenbeispiel.

Schema eines Beweises durch vollstandige Induktion. Sei A(x)eine Aussage uber naturliche Zahlen x mit x ≥ a0. Es soll gezeigtwerden, dass A(x) fur alle x ≥ a0 richtig ist. Dazu geht man folgender-maßen vor:

(a) Man zeigt, dass A(a0) richtig ist (Induktionsbeginn).

(b) Man nimmt an, dass A(x) gilt fur alle x ∈ N mit a0 ≤ x ≤ n(Induktionsannahme (Induktionsbehauptung)).

(c) Man schließt aus (a) und (b), dass auch A(n + 1) gilt (Induk-tionsschluss).

21

Page 23: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

§2 Teilbarkeit in Z

Bis auf weiteres stehen kleine Buchstaben fur ganze Zahlen.Teilbarkeit: Sei a 6= 0. Eine Zahl b heißt durch a teilbar, wenn es ein qgibt mit b = qa. Wir sagen dann auch: a teilt b (a ist ein Teiler von b) undb ist ein Vielfaches von a.Wir schreiben dafur: a | b.Wenn a die Zahl b nicht teilt, schreiben wir: a - b.Ist a | b und b = qa, so ist q = b

aeindeutig durch das Paar a, b bestimmt.

Die trivialen Teiler von b sind ±b und ±1 (b = 1 · b = b · 1 und b =(−1)(−b) = (−b)(−1)).

2.1 Regeln:

(a) Aus a | b folgt a | −b und −a | b und −a | −b und |a| | |b|.

(b) Aus a | b und b | c folgt a | c.

(c) Aus a | b und c | d folgt ac | bd (insbesondere: aus a | b folgt ac | bc).

(d) Aus a | b und a | c folgt a | bx + cy fur beliebige x, y.

(e) Aus ac | bc und c 6= 0 folgt a | b.

Beweis:

(a) Aus b = qa folgt −b = (−q)a, b = (−q)(−a),−b = q(−a), |b| = |q||a|.

(b) Wegen b = qa und c = rb gilt c = r(qa) = (rq)a und daraus folgt a | c.

(c) b = qa und d = rc, daher gilt bd = (qa)(rc) = (qr)(ac). Folglich giltac | bd.

(d) Aus b = qa und c = ra folgt bx + cy = qax + ray = (qx + ry)a. Unddaraus ergibt sich a | bx + cy.

(e) Da bc = q(ac) und c 6= 0 gilt nach 1.2 b = qa und folglich gilt aucha | b.

Ist a 6= 0, so kann man b durch a immer mit Rest dividieren.

2.2 Division mit Rest: Sei a 6= 0 und b beliebig. Dann gibt es zu a, b genauein Zahlenpaar p, r mit

(∗) b = qa + r und 0 ≤ r < |a|

22

Page 24: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(a | b genau dann, wenn r = 0).Man nennt q den unvollstandigen Quotienten von b durch a, und r den Di-visionsrest (Rest bei der Division von b durch a).

Beweis:1. Existenz: Es genugt dies fur a > 0 zu zeigen, denn: Wenn a < 0, so ist−a > 0. Aus b = q(−a) + r mit 0 ≤ r < |a| = | − a| folgt: b = qa + r, wobeiq := −q.Fur u0 = −|b| ist b− u0a = b + |b|a ≥ 0. Also ist die Menge M := {b− ua |u ∈ Z und b − ua ≥ 0} ⊆ N nicht leer. Nach dem Prinzip vom kleinstenElement existiert somit eine kleinste naturliche Zahl r der Form

r = b− qa, q ∈ Z.

Wegen der Minimalitat von r ist r− a = b− (q + 1)a < 0, also r < a. Damitist, wie gefordert

b = qa + r und 0 ≤ r < a.

2. Eindeutigkeit: Sei b = qa+r = q′a+r′ mit 0 ≤ r < |a| und 0 ≤ r′ < |a|.Dann ist (q − q′)a = r′ − r und |r′ − r| < |a|. Es folgt q − q′ = 0 undr′ − r = 0 · a = 0, also r′ = r.

Der großte gemeinsame Teiler von zwei Zahlen.

2.3 Bemerkung: Ist a 6= 0 und b | a, so ist |b| ≤ |a|. Insbesondere kommenals Teiler von a nur die endlich vielen Zahlen ±1,±2, ...,±a in Frage.

Beweis: Aus b | a folgt a = qb. Da a 6= 0 ist, muss auch q 6= 0 sein. Also ist|q| ≥ 1 und daraus ergibt sich schließlich |a| = |q||b| ≥ |b|.

Nach dieser Bemerkung gibt es einen großten gemeinsamen Teiler von zweiZahlen a und b, welche nicht beide Null sind. Schreibe fur den großten ge-meinsamen Teiler (a, b) oder ggT (a, b). Mit anderen Worten:Der großte gemeinsame Teiler (a, b) von a und b ist die eindeutig be-stimmte naturliche Zahl d mit folgenden Eigenschaften:

(i) d | a und d | b.

(ii) Gilt t | a und t | b, so ist t ≤ d.

Ist ggT (a, b) = 1, so heißen a und b teilerfremd. In der Tat sind dann +1und −1 die einzigen gemeinsamen Teiler von a und b.

23

Page 25: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

2.4 Satz: Seien a und b nicht beide 0 und d = ggT (a, b). Dann gilt:

(a) d ist die kleinste positive Zahl der Form ax + by.

(b) Ist ggT (a, b) = 1, so gibt es Zahlen x und y mit

ax + by = 1.

(c) Ist t gemeinsamer Teiler von a und b, so ist t ein Teiler von d.

Beweis: M+ = {ax + by | x, y ganz und ax + by > 0} ist nicht leer, daa2 + b2 ∈ M+. Sei δ = MinM+. Zeige zunachst:

(1) δ | a und δ | b.

(2) Aus t | a und t | b folgt t | δ.

Sei δ = ax + by.

Zu (1): Dividiere a durch δ mit Rest, dann erhalt man a = qδ + r mit0 ≤ r < δ. Folglich gilt r = a− qδ = a− q(ax + by) = a(1− qx) + b(−qy) =ax′ + by′. Es folgt r = 0, da δ = MinM+, und daher gilt a = qδ, d.h. δ | a.Analog zeigt man, dass auch δ | b gilt.

Zu (2): t | a und t | b, daher gilt nach 2.1 t | ax + by = δ.Speziell gilt (2) fur t = d, so dass d | δ. Folglich ist dann d ≤ δ. Nach (1) istδ gemeinsamer Teiler von a und b, somit δ ≤ d. Es folgt d = δ, und (a) istbewiesen.(b) folgt aus (a).Wegen (2) und δ = d gilt auch (c).

2.5 Regeln fur den großten gemeinsamen Teiler. Sei a 6= 0.

(a) 1 ≤ ggT (a, b) ≤ Min(|a|, |b|), falls auch b 6= 0 (folgt aus 2.3)

(b) ggT (a, 1) = 1 (folgt aus (a))

(c) ggT (a, 0) = |a|, ggT (−a, b) = ggT (a, b) = ggT (b, a) (klar)

(d) Fur c > 0 ist ggT (ac, bc) = c · ggT (a, b)

(e) ggT(

aggT (a,b)

, bggT (a,b)

)= 1

(f) ggT (a, b + ax) = ggT (a, b) fur alle x

24

Page 26: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(g) Aus b | a folgt ggT (a, b) = |b|

(h) Aus a | bc und ggT (a, b) = 1 folgt a | c

Beweis:

(d) Sei d = ggT (a, b), dann gilt d | a und d | b. Folglich gilt dann auchdc | ac und dc | bc. Nach 2.4 gilt daher dc | ggT (ac, bc) =: δ.

Ferner folgt nach 2.4 aus c | ac und c | bc, dass c | δ und schließlichauch δ

cist ganz. Es folgt: δ | ac und daher gilt δ

c| a und wegen δ | bc

gilt δc| b.

Aus δc| a und δ

c| b folgt nach 2.4 δ

c| d und daher auch δ | dc.

Wegen dc | δ und δ | dc gilt dc = δ.

(e) ggT (a, b) = ggT(

aggT (a,b)

· ggT (a, b), bggT (a,b)

· ggT (a, b))

d)= ggT (a, b) · ggT

(a

ggT (a,b), b

ggT (a,b)

).

Kurzen ergibt die Behauptung.

(f) Aus t | a und t | b folgt nach 2.1 t | a und t | b + ax. Erneut folgtnach 2.1 t | a und t | (b + ax) − ax = b. Also haben die Paare a, bund a, b + ax die gleichen gemeinsamen Teiler und daher gilt folglichggT (a, b) = ggT (a, b + ax).

(g) Da a = bq gilt ggT (a, b) = ggT (bq, b · 1)c),d)= |b|ggT (q, 1)

b)= |b|.

(h) Fur c = 0 gilt a | c. Fur c 6= 0 gilt a | ac und nach Voraussetzung gilta | bc. Daher gilt a | ggT (ac, bc). Da ggT (ac, bc) = |c| · ggT (a, b) = |c|und a | ggT (ac, bc), gilt folglich a | c.

25

Page 27: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

§3 Primzahlen

Die Zahl 1 hat nur einen positiven Teiler, namlich 1. Jede Zahl a > 1 hatmindestens zwei positive Teiler: 1 und a.

Definition: Eine Primzahl ist eine Zahl a > 1, welche nur die Teiler 1 unda hat.

Im Folgenden ist der Buchstabe p den Primzahlen vorbehalten; ebenso be-deuten p1, p2, . . . oder p′, p′j, p

′′j , . . . stets Primzahlen.

3.1 Satz: Jedes a > 1 ist als Produkt von Primzahlen darstellbar (Primfak-torzerlegung von a):

a = p1 · p2 · . . . · pr =r∏

n=1

pn, r ≥ 1

Beweis: Fur a = p ist die Aussage offenbar wahr. Wir beweisen 3.1 durchvollstandige Induktion nach a.

Induktionsbeginn: a = 2 ist eine Primzahl.

Induktionsannahme: Sei a ≥ 3 und 3.1 bereits bewiesen fur alle b mit1 < b < a.

Induktionsschluss: Ist a eine Primzahl, so ist 3.1 richtig fur a. Sonst gibtes eine Zerlegung a = a1a2 mit 1 < a1 < a und 1 < a2 < a.Nach Induktionsannahme haben a1 und a2 eine Primfaktorzerlegung; alsogilt dies auch fur a = a1a2.

3.2 Satz: (Euklid) Es gibt unendlich viele Primzahlen.

Beweis: Es ist zu zeigen: Zu jeder endlichen Menge von Primzahlen kannman eine weitere Primzahl finden. Seien also r ≥ 1 paarweise verschiedenePrimzahlen p1, . . . , pr vorgegeben.Setze

a := 1 + p1 · . . . · pr

Dann ist a > 1 und p1, . . . , pr sind keine Teiler von a (denn sonst ware etwapi ein Teiler von 1 = a− p1 · . . . · pr, Widerspruch). Nach 3.1 ist aber a durchwenigstens eine Primzahl p teilbar. Diese kommt in der Menge {p1, . . . , pr}nicht vor.

26

Page 28: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

3.3 Regeln:

(a) Aus p - a folgt: ggT (p, a) = 1.

(b) Aus p | ab folgt: p | a oder p | b.

(c) Fur q > 1 gelte: Aus q | ab folgt q | a oder q | b. Dann ist q einePrimzahl.

(d) Aus p |∏r

n=1 an folgt: p | an fur mindestens ein n.

(e) Aus p |∏r

n=1 pn folgt: p = pn fur mindestens ein n.

Beweis:

(a) p hat nur die positiven Teiler 1 und p und p - a. Es folgt ggT (p, a) = 1.

(b) Fur den Fall p - a gilt nach (a) ggT (p, a) = 1. Ferner gilt aber auchp | ab und daher gilt folglich nach 2.5 (h) p | b. Fur p - b schließt mananalog.

(c) Ist q > 1 keine Primzahl, so schreibt sich q nach 3.1 in der Form q = pr,p Primzahl, r ≥ 2. Also ist q | q = pr und q > p, q > r. Es folgt q - pund q - r.

(d) folgt aus (b) durch Induktion.

(e) Aus p |∏r

n=1 pn folgt nach (d) p | pn fur ein n. Daher ist also p = pn,da p 6= 1 und 1 und pn die einzigen positiven Teiler von pn sind.

Der großte gemeinsame Teiler von mehr als zwei Zahlen:

Bemerkung: Sind die Zahlen a1, . . . , ar(r ≥ 1) nicht alle 0, so wird ihrgroßter gemeinsamer Teiler mit ggT (a1, . . . , ar) bezeichnet. δ = ggT (a1, . . . , ar)ist also die großte Zahl mit δ | a1, . . . , δ | ar−1 und δ | ar.

3.4 Satz: Seien a1 > 0, . . . , ar > 0, r ≥ 2. Dann gilt

(a) ggT (a1, . . . , ar) = ggT (ggT (a1, . . . , ar−1), ar).

(b) Jeder gemeinsame Teiler von a1, . . . , ar teilt ggT (a1, . . . , ar).

27

Page 29: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Beweis durch Induktion nach r:

Induktionsbeginn: Fur r = 2 ist (a) trivial und (b) gilt nach 2.4.

Induktionsannahme: Sei r ≥ 3, (a) und (b) bewiesen fur alle k mit2 ≤ k ≤ r − 1.

Induktionsschluss: Ist t gemeinsamer Teiler von a1, . . . , ar, so auch vona1, . . . , ar−1. Nach Induktionsannahme (b) ist daher t ein Teiler vonggT (a1, . . . , ar−1) = a′. Ferner gilt t | ar. Nach 2.4 ist daher t | ggT (a′, ar) =ggT (ggT (a1, . . . , ar−1), ar). Setze δ := ggT (ggT (a1, . . . , ar−1), ar). Wegent | δ ist t ≤ δ. Ferner gilt: δ | ggT (a1, . . . , ar−1) und δ | ar und daherδ | a1, . . . , δ | ar−1 und δ | ar, d.h.: δ ist gemeinsamer Teiler von a1, . . . , ar.Damit ist gezeigt, dass δ der großte gemeinsame Teiler von a1, . . . , ar ist, und(a) ist bewiesen.Im Beweis haben wir gesehen, dass jeder gemeinsame Teiler t von a1, . . . , ar

auch δ teilt. Damit ist auch (b) bewiesen.

28

Page 30: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

§4 Kongruenzrechnung

Sei m > 0 fest vorgegeben. Nach §2 wissen wir: Jede Zahl a lasst sich aufeindeutige Weise durch m mit Rest dividieren, d.h.: Es gibt genau ein Zah-lenpaar q, r mit der Eigenschaft

(∗) a = qm + r, 0 ≤ r < m

Definition: Zwei Zahlen heißen kongruent modulo m, wenn sie bei derDivision durch m den gleichen Rest lassen.Schreibe fur

”a ist kongruent zu b modulo m“ kurz

a ≡ b mod m.

Wenn klar ist, welches m gemeint ist auch: a ≡ b.a 6≡ b mod m bedeutet, dass a und b nicht kongruent modulo m (oder

”in-

kongruent modulo m“) sind.

Offenbar gilt

4.1 Bemerkung:”Kongruenz modulo m“ ist eine Aquivalenzrelation, d.h.

(a) a ≡ a mod m (Reflexivitat)

(b) Aus a ≡ b mod m folgt b ≡ a mod m (Symmetrie)

(c) Aus a ≡ b mod m und b ≡ c mod m folgt a ≡ c mod m (Transitivitat)

4.2 Bemerkung: Genau dann ist a ≡ b mod m, wenn m ein Teiler von a−bist.

Beweis: Sei a = qm + r, 0 ≤ r < m.

”=⇒“ Wegen a ≡ b mod m gilt b = q′m + r. Daher ist a− b = (q− q′)m und

damit gilt m | a− b.

”⇐=“ Aus m | a− b folgt a− b = vm. Daher ist b = a− vm = (q − v)m + r

und folglich gilt dann a ≡ b mod m.

Die moglichen Divisionsreste modulo m sind die m Zahlen 0, 1, . . . ,m − 1.Wir konnen also die ganzen Zahlen nach ihren Divisionsresten in m Klasseneinteilen:

29

Page 31: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Definition: Die Restklasse von a modulo m besteht aus allen Zahlen,welche modulo m den gleichen Divisionsrest haben wie a. Demnach gibt esgenau m verschiedene Restklassen modulo m und verschiedene Klassen habenkeine Elemente gemeinsam.

Rest 0 haben : 0,±m,±2m,±3m, . . .Rest 1 haben : 1, 1±m, 1± 2m, 1± 3m, . . ....Rest r haben : r, r ±m, r ± 2m, r ± 3m, . . . (fur 0 ≤ r < m)...Rest m− 1 haben : m− 1, m− 1±m, m− 1± 2m,m− 1± 3m, . . .

Definitionsgemaß gehoren a und b zur gleichen Restklasse modulo m, wenna ≡ b mod m.Man spricht daher auch von Kongruenzklassen modulo m anstelle vonRestklassen modulo m.Nach 4.2 gilt: a ≡ b mod m genau dann, wenn m | a− b, d.h.es gibt ein q ∈ Z mit b = a + qm.

Damit gilt

4.3 Bemerkung: Die Restklasse von a modulo m ist die Menge

{a + mq | q ∈ Z}.

Schreibe dafur auch a + mZ oder a + (m).Wir haben gesehen:

(1) Es gibt genau m verschiedene Restklassen modulo m.

(2) Jede Zahl gehort zu genau einer Restklasse modulo m.

Die Aussagen (1) und (2) zusammengenommen kann man auch so ausdrucken:Die Menge aller ganzen Zahlen ist die disjunkte Vereinigung der verschie-denen Restklassen modulo m.

Definition: Eine Menge von Zahlen a1, . . . , am heißt vollstandiges Re-prasentantensystem (Restsystem) modulo m , wenn a1+(m), a2+(m), . . .,am + (m) gerade die m verschiedenen Restklassen modulo m sind, d.h. wenn

ai 6≡ aj mod m, falls i 6= j.

Beispiel: 0, 1, 2, . . . ,m−1 ist ein vollstandiges Reprasentantensystem modu-lo m. (Diese Zahlen sind selbst Divisionsreste und voneinander verschieden.)

30

Page 32: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

4.4 Satz:

(a) Ist a1, . . . , am ein vollstandiges Restsystem modulo m, so gilt dies auchfur a1 + c, . . . , am + c (c ∈ Z). Insbesondere gilt nach dem Beispiel:Je m aufeinander folgende Zahlen bilden ein vollstandiges Restsystemmodulo m. Ein solches System mit − dem Betrag nach − moglichstkleinen Elementen ist die Menge der ganzen Zahlen großer als −m

2und

kleiner oder gleich +m2.

Fur ungerades m sind dies die Zahlen

−m− 1

2,−m− 1

2+ 1, . . . ,−1, 0, 1, . . . ,

m− 1

2

und fur gerade m die Zahlen

−m

2+ 1,−m

2+ 2, . . . ,−1, 0, 1, . . . ,

m

2

m = 7 : −3,−2,−1, 0, 1, 2, 3m = 8 : −3,−2,−1, 0, 1, 2, 3, 4

(b) Ist a1, . . . , am ein vollstandiges Restsystem modulo m und ist ggT (k,m)= 1, so ist auch a1k, a2k, . . . , amk ein vollstandiges Restsystem modulom.

Beweis:

(a) Fur i 6= j ist ai 6≡ aj mod m, also m - (ai − aj) = (ai + c) − (aj + c).Nach 4.2 folgt daraus (ai + c) 6≡ (aj + c) mod m.

(b) Aus aik ≡ ajk mod m folgt m | (aik − ajk) = (ai − aj)k, alsom | (ai−aj)k und ggT (m, k) = 1. Nach 2.5 (h) gilt daher m | (ai−aj),d.h. ai ≡ aj mod m. Nach Voraussetzung ist dann i = j.

Im folgenden sei m > 0 fest vorgegeben, und”a ≡ b“ bedeutet immer a ≡

b mod m. Es soll gezeigt werden, dass man mit”≡ “ wie mit einem

Gleichheitszeichen umgehen darf.

4.5 Satz:

(a) Aus a ≡ b folgt a± c ≡ b± c.

(b) Aus a ≡ b folgt ac ≡ bc.

31

Page 33: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(c) Aus a ≡ b folgt an ≡ bn fur alle n ∈ N.

(d) Ist f(x) = c0 + c1x + . . . + cnxn eine Polynomfunktion in der Variablen

x, so folgt aus a ≡ b schon f(a) ≡ f(b).

Beweis:

(a) Wegen a ≡ b gilt m | (a − b) = (a+

(−) c) − (b+

(−) c) und daraus folgt

a+

(−) c ≡ b+

(−) c.

(b) Da a ≡ b gilt m | a − b, ferner gilt dann m | (a − b)c = ac − bc. Alsogilt schließlich ac ≡ bc.

(c) (Induktion nach n) n = 0 : a0 = 1 ≡ 1 = b0

Induktionsannahmne: Sei n ≥ 1 und an−1 ≡ bn−1 schon bewiesen.

Mit (b) folgt an = an−1a(b)≡ an−1b ≡ bn−1b = bn.

(d) Sei a ≡ b. Nach (b) und (c) gilt: cvav ≡ cvb

v, v = 0, . . . , nInduktion nach n: n = 0 : f(x) = c0 fur alle x und daraus folgtf(a) = c0 = f(b). Sei n ≥ 1 und c0 + c1a + . . . + cn−1a

n−1 ≡ c0 + c1b +. . . + cn−1b

n−1 schon gezeigt. Nach (a) gilt dann

f(a) = (c0 + c1a + . . . + cn−1an−1) + cna

n

≡ (c0 + c1b + . . . + cn−1bn−1) + cna

n

≡ (c0 + c1b + . . . + cn−1bn−1) + cnb

n

= f(b).

4.6 Satz: Sei c > 0 und a, b beliebig.

(a) Wenn ac ≡ bc mod m und ggT (c, m) = 1, dann gilt a ≡ b mod m.

(b) a ≡ b mod m gilt genau dann, wenn ac ≡ bc mod cm gilt.

(c) Aus a ≡ b mod m, n | m und n > 0 folgt a ≡ b mod n.

(d) Gilt a ≡ b mod m, dann gilt auch ggT (a, m) = ggT (b, m).

Beweis:

(a) Wegen m | (ac − bc) = (a − b)c und ggT (c, m) = 1 gilt nach 2.5 (h)m | a− b und daher gilt a ≡ b mod m.

(b) m | (a− b) genau dann, wenn cm | c(a− b) = ac− bc. cm | ac− bc giltwiederum genau dann, wenn ac ≡ bc mod cm.

32

Page 34: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(c) Aus m | (a− b) und n | m folgt n | (a− b), daher gilt dann auch a ≡ bmod n.

(d) Da b = a + mq, gilt nach 2.8 (f) ggT (b, m) = ggT (a + mq, m) =ggT (a, m).

33

Page 35: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

§5 Der kleine Satz von Fermat

Polynomkongruenz modulo p. Sei p eine Primzahl, n ≥ 0 und c0, . . . , cn ∈Z. Wir betrachten die Kongruenz

(∗) c0 + c1X + . . . + cn−1Xn−1 + cnX

n ≡ 0 mod p

d.h.: Wir suchen alle x ∈ Z mit der Eigenschaft

c0 + c1x + . . . + cn−1xn−1 + cnx

n ≡ 0 mod p

Diese Zahlen nennt man die Losungen von (∗). Nach 4.5 gilt:

(1) Die Losungsmenge andert sich nicht, wenn man in (∗) die Koeffizientenc0, . . . , cn ersetzt durch c′0, . . . , c

′n mit ci ≡ c′i mod p.

(2) Mit einer Losung x0 von (∗) ist auch jedes y mit y ≡ x0 mod p eineLosung von (∗). Also ist die Losungsmenge von (∗) die Vereinigung vonvollen Restklassen modulo p. Daher erklart man:

Definition: Die Anzahl der Losungen von (∗) ist die Anzahl der Restklassenmodulo p, deren Elemente (∗) losen. (Diese ist auch gleich der Anzahl derLosungen x0 mit 0 ≤ x0 < p.)

5.1 Satz: Ist p kein Teiler von cn, so hat (∗) hochstens n Losungen.

Beweis durch vollstandige Induktion:

Induktionsbeginn: Fur n = 0 ist dies klar.

Induktionsannahme: 5.1 ist richtig fur n− 1.

Induktionsschluß von n-1 auf n: Angenommen (∗) habe n + 1 paarweiseinkongruente Losungen x0, x1, . . . , xn. Setzte fur x ∈ Zf(x) := c0 + c1x + . . . + cnx

n. Es gilt dann

f(x)− f(x0) = c1(x− x0) + . . . + cn(xn − xn0 )

= (x− x0)

(n∑

i=1

ci(xi−1 + x0x

i−2 + . . . + xi−20 x + xi−1

0 )

)= (x− x0)g(x),

34

Page 36: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

wobei g(X) ein Polynom der Form

g(X) = b0 + b1X + . . . + bn−1Xn−1 ist mit bn−1 = cn, p - bn−1.

Speziell gilt fur X = xk, k = 1, . . . , n:(xk − x0)g(xk) = f(xk)− f(x0) ≡ 0− 0 ≡ 0 mod p, und nach der Annahmeist (xk − x0) 6≡ 0 mod p. Also gilt p | (xk − x0)g(xk), p - xk − x0 und darausfolgt, dass p | g(xk), d.h. die Kongruenz

g(X) ≡ 0 mod p

hat n paarweise inkongruente Losungen x1, . . . , xn. Dies widerspricht der In-duktionsannahme. Also ist die Annahme falsch, dass (∗) n + 1 inkongruenteLosungen hat.

Defintion: Die zahlentheoretische Funktion

ϕ : N\{0} → N\{0}m 7→ Anzahl der zu m teilerfremden Zahlen b mit 1 ≤ b ≤ m

heißt Eulersche ϕ-Funktion.

Definition: Ein reduziertes Restsystem modulo m ist ein System vonϕ(m) paarweise inkongruenten Zahlen mod m, welche zu m teilerfremd sind.Man erhalt es aus einem vollstandigen Restsystem modulo m, indem manalle Zahlen weglasst, die mit m einen Teiler t > 1 gemeinsam haben.

5.2 Bemerkung: Ist a1, . . . , aϕ(m) ein reduziertes Restsystem mod m undist ggT (a, m) = 1, so ist auch a1a, . . . , aϕ(m)a ein solches. Dies ergibt sichsofort aus 4.6.

5.3 Der kleine Satz von Fermat: Sei m > 1. Dann gilt ggT (a, m) = 1genau dann, wenn aϕ(m) ≡ 1 mod m.

Beweis:”⇐=“: Sei aϕ(m) ≡ 1 mod m. Nach 4.6 ist dann 1 = ggT (1, m) =

ggT (aϕ(m), m), also auch ggT (a, m) = 1.

”=⇒“: Sei ggT (a, m) = 1 und a1, . . . , aϕ(m) ein reduziertes Restsystem mod

m. Dann ist nach 5.2 auch aa1, . . . , aaϕ(m) ein solches.

Nach 4.6 folgt:∏ϕ(m)

n=1 (aan) ≡∏ϕ(m)

n=1 an mod m, also aϕ(m)∏ϕ(m)

n=1 an ≡1 ·∏ϕ(m)

n=1 an mod m. Kurzen ergibt aϕ(m) ≡ 1 mod m. (Kurzen ist nach 4.6wegen ggT (a1 · . . . · aϕ(m), m) = 1 erlaubt.)

35

Page 37: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Mit ϕ(p) = p− 1 ergibt sich:

5.4 Korollar: Fur p - a ist ap−1 ≡ 1 mod p. Also gilt

ap ≡ a mod p fur jedes a ∈ Z.

5.5 Satz: Sei d ein positiver Teiler von p− 1. Dann hat die KongruenzXd ≡ 1 mod p genau d Losungen.

Beweis: Sei e ∈ N mit de = p − 1. Nach der Formel fur die geometrischeReihe ist

Xp−1 − 1 = (Xd − 1)(1 + Xd + (Xd)2 + . . . + (Xd)e−1

)= (Xd − 1)g(X)

Wegen (Xd)e−1 = Xd(e−1) ist g(X) ein Polynom vom Grad d(e− 1). Es folgt

(1) g(X) ≡ 0 mod p hat hochstens d(e− 1) Losungen (5.1).

(2) Xp−1 − 1 ≡ 0 mod p hat genau ϕ(p) = p− 1 Losungen (5.3).

a lost Xp−1−1 ≡ 0 mod p. Daraus folgt p | ap−1−1 = (ad−1)g(a) unddaher gilt entweder p | ad − 1 oder p | g(a). Folglich lost a entwederXd − 1 ≡ 0 mod p oder a lost g(x) ≡ 0 mod p. Also gilt

(3) a ist Losung von Xp−1 − 1 ≡ 0 mod p. Daher ist a Losung vong(X) ≡ 0 mod p oder von Xd − 1 ≡ 0 mod p.

Aus (1) und (3) folgt: Xd−1 ≡ 0 mod p hat mindestens p−1−d(e−1)Losungen. Aber p− 1− d(e− 1) = d und nach 5.1 gilt auch

(4) Xd − 1 ≡ 0 mod p hat hochstens d Losungen.

5.6 Korollar: Sei p ≥ 3. Dann hat Xp−12 ≡ 1 mod p genau p−1

2Losungen,

namlich die Restklassen von 12, 22, . . . ,(

p−12

)2.

Beweis: (a2)p−12 ≡ ap−1 ≡ 1 mod p fur a 6≡ 0 mod p nach 5.3. Nach 5.5 ist

noch zu zeigen: 12, 22, . . . ,(

p−12

)2sind paarweise inkongruent modulo p.

Angenommen es existieren a, b mit 1 ≤ a < b ≤ p−12

mit a2 ≡ b2 mod p.Dann ist (p − a)2 ≡ (−a)2 ≡ a2 mod p und die Kongruenz X2 ≡ a2 mod phat die drei Losungen a, b und p− a, wobei

p > p− a ≥ p− p− 1

2=

p + 1

2> b > a ≥ 1,

36

Page 38: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

im Widerspruch zu 5.1.

5.7 Korollar: Sei p ≥ 3. Die Kongruenz X2 ≡ −1 mod p hat eine Losung(das ist ein x mit p | x2 + 1), wenn p ≡ 1 mod 4 und keine Losung, wennp ≡ 3 mod 4.

Beweis: Ist a2 ≡ −1 mod p, so ist nach 5.3

(−1)p−12 ≡ ap−1 ≡ 1 mod p.

Dann muss (−1)p−12 = 1 sein, da −1 6≡ 1 mod p fur p ≥ 3. Es folgt: p−1

2ist

gerade, d.h. 4 | p − 1, d.h. p ≡ 1 mod 4. Ist umgekehrt p ≡ 1 mod 4, so ist

(−1)p−12 ≡ 1 mod p und daher −1 ≡ a2 mod p mit 1 ≤ a ≤ p−1

2nach 5.6.

37

Page 39: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

§6 Ringe und Korper

Fur das Rechnen in Z haben wir in Kapitel II, §1 Regeln aufgestellt, welcheauch in Q und R gelten. Damit werden Z,Q und R zu Ringen im folgendenSinne:

Sei R eine Menge, auf der zwei Verknupfungen, + (”plus“, Addition) und ·

(”mal“, Multiplikation), erklart sind.

Definition: R, zusammen mit den Operationen + und ·, (kurz”(R, +, ·)“)

heißt ein Ring, wenn Addition und Multiplikation den folgenden sechs Axio-men genugen:

Addition”+“ Multiplikation

”·“

1. Eindeutige Ausfuhrbarkeit

Zu je zwei Elementen a, b ∈ R existiert in R in eindeutiger Weise

die Summe a + b das Produkt a · b

Fur a, b, c ∈ R gelten die folgenden Gesetze:

2. Assoziativgesetze

(a + b) + c = a + (b + c) (a · b) · c = a · (b · c)

3. Kommutativgesetze

a + b = b + a a · b = b · a

4. Existenz neutraler Elemente

Es gib ein Element n ∈ R,so dass fur jedes a ∈ R gilt:

a + n = a

Es gibt ein Element e ∈ R,so dass fur jedes a ∈ R gilt:

a · e = a

Es ist e 6= n.

38

Page 40: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Bezeichnung: n nennt man Nullelement und e Einselement des Rings R.

Bemerkung: Sind 3. und 4. erfullt, so hat R genau ein Nullelement undgenau ein Einselement. Wir bezeichnen diese (wie in Z) mit 0 (

”Null“) und

1 (”Eins“).

Beweis: Sind n und n Nullelemente, so gilt wegen 3. und 4. n = n + n =n + n = n. Entsprechend schließt man fur Einselemente.

5. Umkehrung der AdditionZu jedem a ∈ R gibt es einElement a′ ∈ R, so dass gilt

a + a′ = 0

a′ heißt ein Negatives von a

Bemerkung: Zu jedem a gibt es genau ein Negatives. Wir bezeichnen esmit −a.Schreibe fur a + (−b) auch a− b und nenne a− b die Differenz zwischen aund b.

Beweis: Seien a′ und a Negative von a. Dann gilt a+a′ = 0 = a+ a. Darausfolgt a = a+0 = a+(a+a′) = (a+a)+a′ = (a+ a)+a′ = 0+a′ = a′+0 = a′.

6. Das Distributivgesetz

(a + b) · c = (a · c) + (b · c)

fur alle a, b, c ∈ R.Zur Vereinfachung der Schreibweise fuhren wir folgende Konventionen ein:Schreibe ab fur a · b.Punktrechnung geht vor Strichrechnung, d.h.

ab + c := (a · b) + c,

a + bc := a + (b · c).

Damit schreibt sich das Distributivgesetz in der Form

(a + b)c = ac + bc.

39

Page 41: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Bei mehrfachen Summen bzw. Produkten werden Klammern weggelassen(weil es wegen der Assoziativgesetze nicht auf die Art der Klammerung an-kommt.) Also

a + b + c := (a + b) + c, abc := (a · b) · c usw.

Definition: Ein Ring R heißt Integritatsbereich, wenn zusatzlich gilt:

7. Nullteilerfreiheit: Aus ab = 0 folgt a = 0 oder b = 0.

Definition: Ein Ring heißt Korper, wenn zusatzlich zu den Axiomen 1 bis6 noch gilt:

8. Umkehrbarkeit der Multiplikation: Zu jedem a 6= 0 aus R gibt es einElement a mit aa = 1.

Bemerkung: In einem Korper gibt es zu jedem a ∈ R, a 6= 0 genau eina ∈ R mit aa = 1.

Wir bezeichnen dieses Element mit a−1 und nennen es das zu a reziprokeElement (Kehrwert von a).

Beweis: aa = 1 = a˜a. Daraus folgt ˜a = ˜a · 1 = ˜aaa = a˜aa = 1 · a = a · 1 = a.

Wir schreiben fur a−1 auch 1a

und fur b · a−1 auch ba.

Unterring: Sei R ein Ring und S ⊆ R eine Teilmenge mit 1 ∈ S. Mannennt S einen Unterring von R, wenn S abgeschlossen ist unter Addition,Multiplikation und der Bildung des Negativen, d.h.: Sind a, b ∈ S, so sindauch −a, a + b und ab aus S. Offenbar ist jeder Unterring eines Rings selbstein Ring.

40

Page 42: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

§7 Die komplexen Zahlen

Wir betrachten eine Polynomgleichung

Xn + an−1Xn−1 + . . . + a1X + a0 = 0

mit reellen Koeffizienten a0, a1, . . . , an−1, n ≥ 2. Sie hat im Allgemeinen kei-ne reelle Losung , d.h. es gibt kein y ∈ R mit

yn + an−1yn−1 + . . . + a1y + a0 = 0.

Um diesen Mangel zu beheben, haben Euler und Andere die komplexenZahlen erfunden. Sie bilden eine Erweiterung von R, in der alle Glei-chungen obigen Typs Losungen haben. Die komplexen Zahlen werden mit Cbezeichnet.

Zum Beispiel ist die Gleichung X2 + 1 = 0 in R unlosbar und in C losbar.Die Losungen bezeichnet man gewohnlich mit i und −i. Der Bereich C wirdein Korper sein, der R umfasst,

”moglichst klein“ ist und i enthalt. Genauer

wird gelten: C = {a + ib | a, b ∈ R} mit einer”imaginaren“ Große i, welche

die Bedingung i2 = −1 erfullt.

Konstruktion von C: Die Menge R2 = {(x, y) | x, y ∈ R} der Paare reellerZahlen bilden bekanntlich einen Vektorraum vermoge der Operationen

(x1, y1) + (x2, y2) = (x1 + x2, y1 + y2) (Vektoraddition)λ(x, y) = (λx, λy) fur alle λ ∈ R (Skalarmultiplikation)

(i) Die dem Korper C zugrunde liegende Menge ist R2 (”C = R2“).

(ii) Die Addition auf C ist die Vektoraddition auf R2.

(iii) Die Multiplikation von Elementen aus C ist erklart durch

(x1, y1) · (x2, y2) := (x1x2 − y1y2, x1y2 + y1x2).

7.1 Bemerkung:

(1) (C, +) ist eine abelsche Gruppe (denn (R2, +, ·) ist sogar ein Vektor-raum).

(2) Die Multiplikation ist kommutativ und (1, 0) · (x, y) = (x, y), d.h.1C := (1, 0) ist neutrales Element der Multiplikation.

41

Page 43: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(3) Fur die Multiplikation gilt das Assoziativgesetz.

(4) Jedes (x, y) 6= (0, 0) hat ein Inverses bezuglich der Multiplikation:(x

x2 + y2,− y

x2 + y2

)· (x, y) = (1, 0) = 1C

(5) Es gilt das Distributivgesetz in C.

Mit anderen Worten bedeuten (1) bis (5): C ist ein Korper mitEins = (1,0) und Null = (0,0).

Die Gultigkeit von (2), (3) und (5) pruft man leicht nach. Wir wollennoch R als einen Unterring von C auffassen:

”Einbettung“ von R in C. Die Abbildung

ϕ : R→ C = R2 x 7→ (x, 0)

ist injektiv. Sie ist mit Addition und Multiplikation vertraglich, d.h.

ϕ(x + y) = ϕ(x) + ϕ(y) und ϕ(x · y) = ϕ(x)ϕ(y).

Wir identifizieren x ∈ R mit (x, 0) ∈ C. Damit wird R zu einemUnterring von C. Insbesondere ist dann 1 = (1, 0) und 0 = (0, 0):

R ( C, x=(x, 0) fur x ∈ R

(6) (0, 1)2 = (0, 1) · (0, 1) = (−1 · 1, 0) = −(1, 0) = −1Setze nun i = (0, 1). Dann gilt

(α) i2 + 1 = 0, d.h. i lost die Gleichung X2 = 1.

(β) Jedes (x, y) ∈ C schreibt sich eindeutig in der Form

(x, y) = (x, 0) + (0, y) = (x, 0) + (0, 1)(y, 0) = x + iy; x, y ∈ R.

Damit ist C = {x + iy | x, y ∈ R}.

Ist z = (x, y) = x + iy ∈ C mit x ∈ R, y ∈ R, so heißt x derRealteil und y der Imaginarteil von z. Schreibe dafur x = Rezund y = Imz.

z heißt rein imaginar, wenn Re z = 0, also z = iy, y ∈ R.

42

Page 44: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Konjugation: Fur x, y ∈ R heißt

z := x− iy die zu z = x + iy konjugierte Zahl.

Die Lange des Vektors (x, y) heißt Betrag der komplexen Zahl z = x + iy,d.h. nach Pythagoras

|z| :=√

x2 + y2, wenn z = x + iy mit x, y ∈ R.

7.2 Regeln: Fur komplexe Zahlen z und w gilt

a) z = z;

b) z = z genau dann, wenn z ∈ R;

c) z + w = z + w, zw = z · w;

d) |z|2 = zz;

e) Fur z 6= 0 ist z−1 = 1|z|2 z;

f) |zw| = |z||w|;

Beweis: a) und b) sind klar nach Definition.

c) Seien z = (x, y) und w = (u, v).z + w = (x + u) + i(y + v) = x+u− iy− iv = x− iy +u− iv = z + w;zw = (xu− yv) + i(xv + yu) = (xu− yv)− i(xv + yu).Ferner gilt zw = (x − iy)(u − iv) = xu − i(xv + yu) + i2yv = (xu −yv)− i(xv + yu) = zw;

d) zz = (x + iy)(x− iy) = x2 − i2y2 = x2 + y2 = |z|2;

e) folgt aus d);

f) |zw|2 = (zw)zw = (zw)(zw) = (zz) · ww = |z|2|w|2 nach den vorange-gangenen Regeln.

43

Page 45: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Kapitel III.Die Gleichung Xn + Y n = Zn

§1 Der Fall n = 2

1.1 Satz: (Pythagoras) In einem rechtwinkligem Dreieck (einem sogenanntenPythagoras-Dreieck) mit den Katheten x, y und der Hypothenuse z gilt

x2 + y2 = z2.

Abbildung 3: Pythagoras-Dreieck

Definition: Ein Tripel (x,y,z) aus positiven ganzen Zahlen, wobei x2 + y2 =z2 wird Pythagoras-Tripel genannt. Zum Beispiel (3,4,5) mit 32 + 42 = 52

stellt ein solches Tripel dar (Zimmermannsregel).

1.2 Bemerkung: Sei x, y, z ein Pythagoras-Tripel. Dann gilt:

(a) x und y sind nicht beide ungerade.

(b) Fur alle λ ≥ 1 aus N ist auch λx, λy, λz ein Pythagoras-Tripel.

(c) Teilt t die Zahlen x, y und z, so ist auch xt, y

t, z

tein Pythagoras-Tripel.

Beweis:

(a) Angenommen x und y sind ungerade, dann gilt:

(i) Ist x ≡ 1 mod 4, so ist x2 ≡ 1 mod 4.

44

Page 46: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(ii) Ist x ≡ 3 mod 4, so ist x2 ≡ 9 ≡ 1 mod 4.

Also gilt x2 ≡ y2 ≡ 1 mod 4. Daher ist dann x2 + y2 ≡ 2 mod 4. Fernergilt allgemein fur eine gerade Zahl z:

(iii) Ist z ≡ 2 mod 4, so ist z2 ≡ 4 ≡ 0 mod 4.

(iv) Ist z ≡ 0 mod 4, so ist z2 ≡ 0 mod 4.

Daraus folgt x2 + y2 ist kein Quadrat. Dies ist ein Widerspruch zurAnnahme, dass x, y, z ein Pythagoras-Tripel ist.

(b) und (c) sind offensichtlich richtig.

Demnach genugt es, diejenigen Pythagoras-Tripel zu finden mit

(i) x, y, z sind (paarweise) teilerfremd,

(ii) x ist gerade und y ungerade.

Die ubrigen Pythagoras-Tripel entstehen aus solchen durch Streckung undevtl. Vertauschung von x und y.

1.3 Satz: (Indische Formeln fur Pythagoras-Tripel)

(a) Sind a ≥ 1, b ≥ 1 mit a > b, a − b ungerade und ggT (a, b) = 1, sobilden x = 2ab, y = a2 − b2, z = a2 + b2 ein Pythagoras-Tripel mit denEigenschaften (i) und (ii) (ein sogenanntes

”normiertes“ Pythagoras-

Tripel).

(b) Jedes normierte Pythagoras-Tripel x, y, z ist von der Form x = 2ab, y =a2 − b2, z = a2 + b2 mit a ≥ 1, b ≥ 1, a− b ungerade und ggT (a, b) = 1.

(c) Es gibt unendlich viele normierte Pythagoras-Tripel.

Beweis:

(a) Seien a, b, x, y, z wie in (a) beschrieben. Dann ist x gerade und

x2 + y2 = 4a2b2 + a4 − 2a2b2 + b4 = a4 + 2a2b2 + b4 = (a2 + b2)2 = z2

Wegen a− b ungerade ist auch a + b ungerade und daher isty = (a + b)(a− b) ungerade.

Noch zu zeigen: x und y sind teilerfremd.

Angenommen die Primzahl p teilt x und y, dann ist p ungerade undp2 | x2 + y2 = z2. Folglich gilt p ungerade und p | z. Daher gilt auchp | y + z = 2a2 und p | y − z = −2b2. Da p ungerade ist muss p | a undp | b gelten, im Widerspruch zu ggT (a, b) = 1.

45

Page 47: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(c) a durchlaufe alle ungeraden Primzahlen p und b := 2. Das Paar a, berfullt dann die Voraussetzung von (a).

Also ist nach (a) 4p, p2− 4, p2 +4 ein normiertes Pythagoras-Tripel furalle Primzahlen p ≥ 3.

(b) Sei x, y, z ein normiertes Pythagoras-Tripel, dann gilt z2 = x2 + y2 istungerade und daher ist auch z ungerade; Da z und y ungerade sind,gilt z ± y ist gerade. Folglich gilt x2 = z2 − y2 = (z − y)(z + y) = 4x2

0.Somit gilt x = 2x0, x2

0 = z−y2· z+y

2, x0 ≥ 1.

Behauptung: ggT(

z−y2

, z+y2

)= 1

Beweis: Angenommen die Primzahl p teil z±y2

, dann gilt p | z+y2− z−y

2= y

und p2 | (z − y)(z + y) = z2 − y2 = x2.Es folgt p | y und p | x, im Widerspruch zur Voraussetzung. Also istggT

(z−y2

, z+y2

)= 1 und z−y

2· z+y

2= x2

0 ist ein Quadrat. Somit gilt z−y2

=b2, z+y

2= a2, a ≥ 1, b ≥ 1.

Folglich ist x20 = a2b2 und damit ist x0 = ab. Hieraus ergibt sich x = 2x0 =

2ab, y = z+y2− z−y

2= a2 − b2, z = z+y

2+ z−y

2= a2 + b2. Daher gilt nun

ggT (a, b) | x und ggT (a, b) | y. Da ggT (x, y) = 1 gilt ggT (a, b) = 1.Wegen y = a2 − b2 = (a + b)(a− b) ungerade, ist auch a− b ungerade.

Die nicht trivialen Losungen von 1.1 nach dem steigenden Wert von z ange-ordnet sind:

(4, 3, 5), (12, 5, 13), (8, 15, 17), (24, 7, 25).

Eine nicht triviale, d.h. eine von Null verschiedene Losung fur 1.1 zu finden,lauft also darauf hinaus, herauszufinden, welche ungeraden ganzen Zahlen dieSummen aus zwei Quadraten sind und fur jeden Fall all diese Darstellungenaufzuschreiben.

Fermat bewies:Genau dann ist n > 0 eine Summe aus zwei Quadraten, wenn jeder Prim-faktor von n, der Form p ≡ 3 mod 4, bei der Primfaktorzerlegung von n ineiner geraden Potenz erscheint (siehe folgender Beweis).Fur jedes ganzzahlige n, das die Summe aus zwei ganzzahligen Quadratenist, sei r(n) die Anzahl der geordneten Paare (a, b), wobei a2 + b2 = n unda, b ganze Zahlen sind (nicht unbedingt positiv), z.B. r(1) = 4, r(5) = 8.Sowohl Jakobi als auch Gauss bewiesen unabhangig voneinander, dass

r(n) = 4(d1(n)− d3(n)),

46

Page 48: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

wobei d1(n) (bzw. d3(n)) die Anzahl der Teiler von n sind, welche kongruentzu 1 (bzw. 3) modulo 4 sind (vgl. [1]). Mit dieser Formel ist es moglich dieprimitiven Pythagoras-Tripel (x, y, z) eindeutig zu bestimmen.

Im Folgenden soll nun Fermats Beweis, der von historischer Bedeutung ist,beschrieben werden.Zu Beginn notieren wir die Gleichung

(1) (a2 + b2)(c2 + d2) = (ac + bd)2 + (ad− bc)2

= (ac− bd)2 + (ad + bc)2.

Zunachst wollen wir zeigen:

1.4 Satz: Eine Primzahl p ist eine Summe aus zwei Quadraten, genau dann,wenn p = 2 oder p ≡ 1 mod 4.

Beweis:

”=⇒“ Angenommen p 6= 2 und p = a2 + b2, dann kann nicht sowohl a als

auch b gerade sein, da sonst 4 | p gilt.Seien also a und b beide ungerade, dann gilt

p ≡ 1 + 1 = 2 mod 4,

da jedes ungerade Quadrat kongruent zu 1 modulo 4 ist:

(i) Ist x ≡ 1 mod 4, so ist x2 ≡ 1 mod 4.

(ii) Ist x ≡ 3 mod 4, so ist x2 ≡ 9 ≡ 1 mod 4.

Daher ist die Annahme falsch und es muss p = 2 gelten.Sei nun a gerade und b ungerade, dann gilt

p ≡ 0 + 1 = 1 mod 4.

”⇐=“ Fur 2 = 12 + 12 ist der Fall klar.

Also nehmen wir an p ≡ 1 mod 4. Nach Kapitel II Korollar 5.7 ist −1 einQuadrat modulo p, so dass ein x existiert mit 1 ≤ x ≤ p−1, so dass x2+1 ≡ 0mod p. Folglich ist x2 + 1 = mp mit 1 ≤ m ≤ p− 1. Demnach ist die Menge{m | 1 ≤ m ≤ p− 1, mit mp = x2 + y2 fur gewisse ganze Zahlen x, y} nichtleer.Sei m0 die kleinste ganze Zahl dieser Menge, mit 1 ≤ m0 ≤ p− 1. Wir zeigennun durch einen Widerspruch, dass m0 = 1 gilt und somit p die Summe vonzwei Quadraten ist.

47

Page 49: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Annahme: 1 < m0

Ferner sei:x = cm0 + x1

y = dm0 + y1

mit −m0

2< x1, y1 ≤ m0

2und c, d seien ganze Zahlen.

Wir nehmen an, dass enweder x1 oder y1 von Null verschieden ist. Sonstwurde m2

0 | x2 + y2 = m0p gelten und damit wurde auch gelten m0 | p undsomit ware m0 = p, was ein Widerspruch ist.Wir wissen

0 < x21 + y2

1 ≤m2

0

4+

m20

4=

m20

2< m2

0

undx2

1 + y21 ≡ x2 + y2 ≡ 0 mod m0.

Folglich gilt x21 + y2

1 = m0m′ mit 1 ≤ m′ ≤ m0.

Da m0p = x2 + y2 und m0m′ = x2

1 + y21,

gilt folglich:

m20m

′p = (x2 + y2)(x21 + y2

1)

= (xx1 + yy1)2 + (xy1 − x1y)2.

Wir wissen außerdem

xx1 + yy1 = x(x− cm0) + y(y − dm0)

= (x2 + y2)−m0(cx + dy)

= m0t,

xy1 − x1y = x(y − dm0)− y(x− cm0)

= −m0(xd− yc)

= m0u,

fur zwei beliebige ganze Zahlen t und u.Folglich gilt m′p = t2 +u2 mit 1 ≤ m′ < m0. Dies ist ein Widerspruch zu derTatsache, dass m0 das kleinste Element sein sollte, und fuhrt deshalb zumBeweis.

1.5 Satz: Eine naturliche Zahl n ist die Summe von zwei ganzzahligen Qua-draten, genau dann, wenn jeder Primfaktor p von n, mit p ≡ 3 mod 4, beider Primfaktorzerlegung von n in einer geraden Potenz erscheint.

48

Page 50: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Beweis:

”⇐=“ Sei n = pk1

1 . . . pkj

j und ki sei gerade, wenn pi ≡ 3 mod 4. Dann gilt:n = n2

0n1 mit n0 ≥ 1, n1 ≥ 1 und n1 ist das Produkt aus voneinanderverschiedenen Primzahlen, die entweder gleich 2 sind, oder kongruent zu 1modulo 4.Nach 1.4 ist jeder Faktor von n1 eine Summe aus zwei Quadraten. Nach derIdentitat (1) ist n1 und daher auch n die Summe aus zwei Quadraten.

”=⇒“ Sei n = x2 + y2.

1.Fall: x = 0 oder y = 0; Beweis: klar;2. Fall: Seien x und y von Null verschieden und sei d = ggT (x, y). Damit giltd2 | n.Sei nun n = d2n′, x = dx′ und y = dy′, dann ist ggT (x′, y′) = 1 undn′ = x′2 + y′2.Wenn p | n′, dann gilt p - x′ , denn sonst wurde auch p | y′ gelten. Dies istaber wegen ggT (x′, y′) = 1 nicht moglich. Nach Kap.II, 4.4 b) gibt es eink ∈ N, so dass kx′ ≡ y′ mod p gilt. Dann ist x′2 + y′2 ≡ x′2(1 + k2) ≡ 0 modp.Folglich gilt p | 1+k2, wegen p - x′2, d.h. −1 ist ein Quadrat modulo p, daherist p = 2 oder p ≡ 1 mod 4 nach Kap.II, 5.7.Wenn pi ≡ 3 mod 4 und pi - n′, dann gilt pi | d und daher muss der Exponentgerade sein.

Interessant ist auch die Losung des Problems

(2) x2 + y2 = 1.

Die Losungen fur die ganzen Zahlen sind nur die Paare (±1, 0), (0,±1).Wir wollen nun die Menge S = {(x, y) ∈ Q×Q|x2 + y2 = 1} der rationalenLosungen der Gleichung (2) bestimmen. Dies sind gerade die Punkte auf demEinheitskreis mit rationalen Koordinaten.

Sei T = Q ∪∞, ϕ : T → Q×Q die folgende Funktion:

(3) ϕ(∞) = (0;−1),

ϕ(t) =(

2t1+t2

; 1−t2

1+t2

)fur t ∈ Q.

49

Page 51: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

1.6 Behauptung: ϕ ist eine injektive Funktion mit Bild S.

Beweis: Wegen(2t

1 + t2

)2

+

(1− t2

1 + t2

)2

=4t2 + (1− t2)2

(1 + t2)2

=1 + 2t2 + t4

(1 + t2)2

=(1 + t2)2

(1 + t2)2

= 1

ist ϕ(t) ∈ S fur jedes t ∈ Q. Außerdem ist (0,−1) ∈ S und damit giltϕ(T ) ⊆ S.Wenn t ∈ Q, dann ist 1−t2

1+t26= −1, da 1 + 1 6= 0.

Jetzt zeigen wir noch:

(a) Fur t1 6= t2 aus Q gilt ϕ(t1) 6= ϕ(t2).

(b) ϕ(T ) = S.

zu (a): Aus

ϕ(t1) =

(2t1

1 + t21,1− t211 + t21

)=

(2t2

1 + t22,1− t221 + t22

)= ϕ(t2)

folgt wegen 1 + t2i 6= 0 fur i = 1, 2,

(i) t1(1 + t22) = t2(1 + t21) und

(ii) (1− t21)(1 + t22) = (1− t22)(1 + t21), d.h.1− t21 + t22 − t21t

22 = 1− t22 + t21 − t22t

21, d.h.

t22 − t21 = t21 − t22, d.h.2(t22 − t21) = 0.

Es folgt t22 = t21. Eingesetzt in (i) ergibt sich

t1(1 + t21) = t2(1 + t21).

Kurzen ergibt schließlich t1 = t2 und daher gilt (a).

50

Page 52: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

zu (b): (0,−1) = ϕ(∞) ist klar!Sei (x, y) ∈ S, (x, y) 6= (0,−1). Ist dann x = 0, dann ist y = 1 und (0, 1) =ϕ(0).Ist nun x 6= 0 und t := 1−y

x, so gilt:

1 + t2 = 1 +(1− y)2

x2

=x2 + 1− 2y + y2

x2

=2− 2y

x2

=2(1− y)

x2

1− t2 = 1− (1− y)2

x2

=x2 − 1 + 2y − y2

x2

=2y − 2y2

x2

=2y(1− y)

x2

und

2t

1 + t2=

2−2yx

2−2yx2

= x

1− t2

1 + t2=

2y(1−y)x2

2(1−y)x2

= y

folglich ist (x, y) = ϕ(t) und daraus folgt schließlich die Behauptung.

51

Page 53: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

§2 Der Fall n = 3

2.1 Satz: Die Gleichung

X3 + Y 3 + Z3 = 0

besitzt keine ganzzahlige Losung (x, y, z) mit xyz 6= 0.

Beweis: Angenommen x, y und z sind von Null verschiedene, paarweiseteilerfremde ganze Zahlen, so dass x3 + y3 + z3 = 0 gilt. Dann mussen siepaarweise verschieden sein (da 2 keine dritte Potenz ist) und genau eine vondiesen ganzen Zahlen ist gerade. Sei also x, y ungerade und z gerade. Vonden ganzen existierenden Losungen, die diese Bedingungen erfullen, wahlenwir die Losung mit minimalem |z| aus.Wir werden von Null verschiedene, paarweise teilerfremde ganze Zahlen l, m,n finden, mit l3 + m3 + n3 = 0, n gerade und |z| > |n|. Dies ist dann einWiderspruch zur Minimalitat von |z|.

Da x+y und x−y gerade sind, existieren ganze Zahlen a, b, so dass 2a = x+yund 2b = x− y. Somit ist dann x = a + b, y = a− b und demnach ist a 6= 0,b 6= 0, ggT (a, b) = 1 und a, b sind von verschiedener Paritat. Folglich ist

−z3 = x3 + y3

= (a + b)3 + (a− b)3

= a3 + 3a2b + 3ab2 + b3 + a3 − 3a2b + 3ab2 − b3

= 2a3 + 6ab2

= 2a(a2 + 3b2).

Aber a2 +3b2 ist ungerade und z ist gerade. Folglich gilt 8 | z3, also gilt auch8 | 2a und damit ist a gerade und b ungerade.Wir zeigen nun, dass ggT (2a, a2+3b2) entweder 1 oder 3 ist. Wenn pk (k ≥ 1)die Potenz einer Primzahl p ist, die 2a und a2 +3b2 teilt, dann gilt pk | a undfolglich auch pk | 3b2, wegen p 6= 2 . Aber p - b, da ggT (a, b) = 1, daher istk = 1 und p = 3. Nun unterscheiden wir zwei Falle:

1.Fall: ggT (2a, a2 + 3b2) = 1Wegen ggT (2a, a2 + 3b2) = 1 gilt 3 - a. Aus −z3 = 2a(a2 + 3b2) folgt, wegender eindeutigen Primfaktorzerlegung ganzer Zahlen, dass 2a und a2 + 3b2

dritte Potenzen sind:

2a = r3,

a2 + 3b2 = s3,

52

Page 54: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

wobei s ungerade und kein Vielfaches von 3 ist.Wir benutzen nun eine Tatsache, die wir erst spater beweisen werden:

2.2 Lemma: Sei s ungerade mit s3 = a2 +3b2 und ggT (a, b) = 1. Dann gibtes u, v ∈ Z mit

s = u2 + 3v2,

a = u(u2 − 9v2),

b = 3v(u2 − v2).

Dann ist v ungerade und u gerade (weil b ungerade ist), u 6= 0 und 3 - u(da 3 - a) und ggT (u, v) = 1. Folglich sind 2u, u + 3v, u − 3v paarweiseteilerfremd und aus r3 = 2a = 2u(u− 3v)(u + 3v) folgt, dass 2u, u− 3v undu + 3v dritte Potenzen sind:

2u = −n3,

u− 3v = l3,

u + 3v = m3,

mit l, m, n verschieden von Null (wegen 3 - u) und paarweise teilerfremd.Wir schließen, dass

l3 + m3 + n3 = 0,

wobei n gerade ist. Nun zeigen wir noch, dass |z| > |n|. In der Tat gilt

|z|3 = |2a(a2 + 3b2)|= |2u(u2 − 9v2)|(a2 + 3b2)

= | − n3(u2 − 9v2)|(a2 + 3b2)

≥ 3|n3|> |n3|,

weil u2 − 9v2 = l3m3 6= 0 und b 6= 0, weil b ungerade ist. Dies ist einWiderspruch zur Minimalitat von |z|.

2.Fall: ggT (2a, a2 + 3b2) = 3Wir setzten a := 3c. Daher gilt c ist gerade und 4 | c (wegen 8 | 2a), wahrend3 - b (weil a, b teilerfremd sind). Demnach ist

−z3 = x3 + y3

= (a + b)3 + (a− b)3

= (3c + b)3 + (3c− b)3

53

Page 55: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

= 27c3 + 27c2b + 9cb2 + b3 + 27c3 − 27c2b + 9cb2 − b3

= 54c3 + 18cb2

= 18c(3c2 + b2),

wobei ggT (18c, 3c2 + b2) = 1: Da c gerade und b ungerade ist, gilt folglich3c2 + b2 ist ungerade. Ferner gilt 3 - 3c2 + b2 und ggT (b, c) = 1.Nach der eindeutigen Primfaktorzerlegung ganzer Zahlen sind 18c und 3c2+b2

dritte Potenzen:

18c = r3,

3c2 + b2 = s3,

wobei s ungerade ist und 3 | r gilt. Nach 2.2 gibt es u, v ∈ Z mit

s = u2 + 3v2,

b = u(u2 − 9v2),

c = 3v(u2 − v2).

Dann ist u ungerade und v gerade (da b ungerade ist), v 6= 0 (da c 6= 0),ggT (u, v) = 1. Also sind 2v, u + v und u − v paarweise teilerfremd. Ausr3 = 18c = 54v(u + v)(u− v) leiten wir ab, dass ( r

3)3 = 2v(u + v)(u− v) und

2v, u + v und u− v dritte Potenzen sind:

2v = −n3,

u + v = l3,

u− v = −m3.

Folglich ist l3 + m3 + n3 = 0 mit l, m, n von Null verschieden und n gerade.Nun zeigen wir noch, dass |z| > |n|. In der Tat gilt

|z|3 = 18|c|(3c2 + b2)

= 54|v(u2 − v2)|(3c2 + b2)

= 27|n|3|(u2 − v2)|(3c2 + b2)

> |n|3,

weil u2 − v2 = −l3m3 6= 0, |3c2 + b2| ≥ 1. Erneut ist dies ein Widerspruchzur Minimalitat von |z|.

Im Folgenden wollen wir nun noch Lemma 2.2 beweisen. Zu diesem Zweckverwenden wir Argumente, die bereits Fermat bekannt waren, in Verbindungmit der Untersuchung von ganzen Zahlen der Form u2 + v2. Sei S die Menge

54

Page 56: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

der ganzen Zahlen der Form a2 + 3b2 (a, b ∈ Z). S ist bezuglich der Multipli-kation abgeschlossen, da

(∗)(a2 + 3b2)(c2 + 3d2) = a2c2 + 3a2d2 + 3b2c2 + 9b2d2

= (a2c2 ± 6abcd + 9b2d2)∓ 6abcd + 3(a2d2 + b2c2)

= (ac± 3bd)2 + 3(a2d2 ∓ 2abcd + b2c2)

= (ac± 3bd)2 + 3(ad∓ bc)2.

2.3 Lemma: Sei p eine Primzahl ≥ 5, dann sind folgende Aussagen aquiva-lent:

(a) p ≡ 1 mod 3.

(b) Es gibt ein w ∈ N mit −3 ≡ w2 mod p.

Beweis:(a) ⇒ (b)Nach Voraussetzung gibt es ein n ∈ N mit p − 1 = 3n. Wegen p ≥ 5 ist2 ≤ n < p− 1. Die Kongruenz xn ≡ 1 mod p hat nach (Kap.II,5.5) in Z/pZgenau n Losungen. Also existiert ein y ∈ N, y 6≡ 0 mod p mit yn 6≡ 1 mod p.Nach dem kleinen Satz von Fermat (Kap.II,5.3) gilt:

yp−1 ≡ 1 mod p.

Setze x = yn, dann gilt: x 6≡ 1 mod p und x3 = (yn)3 = y3n = yp−1 ≡ 1 modp, d.h. p | x3− 1 = (x− 1)(x2 +x + 1), aber p - x− 1. Also gilt p | x2 +x + 1.Setze nun w = 2x + 1:

w2 + 3 = (2x + 1)2 + 3

= 4x2 + 4x + 4

= 4(x2 + x + 1)

≡ 0 mod p,

d.h. −3 ≡ w2 mod p.

(b) ⇒ (a)Wegen ggT (2, p) = 1 gibt es x, y ∈ Z mit w− 1 = 2x + py (Kap.II, 2.4 (b)).Es folgt also w ≡ (2x + 1) mod p, und daher gilt außerdem 4(x2 + x + 1) =(2x + 1)2 + 3 = w2 + 3 ≡ 0 mod p. Wegen p 6= 2 ist x2 + x + 1 ≡ 0 mod p.Angenommen es gilt x2 ≡ 1 mod p, dann gilt ferner x2 − 1 ≡ 0 mod p unddamit ist auch (x + 1)(x− 1) ≡ 0 mod p. Daher muss entweder (x + 1) ≡ 0mod p oder (x− 1) ≡ 0 mod p gelten.

55

Page 57: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

(i) x + 1 ≡ 0 mod p, d.h. x ≡ −1 mod p.

(ii) x− 1 ≡ 0 mod p, d.h. x ≡ 1 mod p.

(i) einsetzen ergibt x2 +x+1 ≡ 1 mod p, ferner gilt auch noch x2 +x+1 ≡ 0mod p und daher muss p = 1 gelten. Dies ist aber ein Widerspruch zurVoraussetzung p ≥ 5.(ii) einsetzen ergibt x2 + x + 1 ≡ 3 mod p, da auch noch x2 + x + 1 ≡ 0 modp gilt, muss p = 3 gelten. Dies ist aber ebenfalls ein Widerspruch zu p ≥ 5.Daher ist die Annahme falsch und es gilt:

(∗∗) x2 6≡ 1 mod p, und damit auch x 6≡ 1 mod p.

Dividiert man p− 1 durch 3 mit Rest, so erhalt man:

p− 1 = 3q + r mit q ≥ 0, 0 ≤ r < 3.

Ferner ist x3− 1 = (x− 1)(x2 + x + 1) ≡ 0 mod p und x3 ≡ 1 mod p. Darausfolgt 1 ≡ xp−1 ≡ x3q+r ≡ (x3)qxr ≡ xr mod p. Nach (∗∗) ist r = 0 und dahergilt 3 | p− 1, d.h. p ≡ 1 mod 3.

2.4 Lemma: Wenn k eine von Null verschiedene ganze Zahl ist, p einePrimzahl mit p = c2 + 3d2 ∈ S und pk = a2 + 3b2 ∈ S, dann gilt p | ac± 3bdund p | ad∓ bc (mit entsprechenden Vorzeichen) und

k =

(ac± 3bd

p

)2

+ 3

(ad∓ bc

p

)2

∈ S.

Beweis: Wir haben

k =pk

p

=a2 + 3b2

c2 + 3d2

=(a2 + 3b2)(c2 + 3d2)

(c2 + 3d2)2

=

(ac± 3bd

c2 + 3d2

)2

+ 3

(ad∓ bc

c2 + 3d2

)2

nach (∗). Aber

(ac + 3bd)(ac− 3bd) = a2c2 − 9b2d2

= a2c2 + 3a2d2 − 3a2d2 − 9b2d2

56

Page 58: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

= a2(c2 + 3d2)− 3(a2 + 3b2)d2

= a2c2 + a23d2 − 3pkd2

= a2c2 + 3a2d2 − 3(c2 + 3d2)kd2

= a2c2 + 3a2d2 − 3kc2d2 − 9kd4

= (a2 − 3kd2)(c2 + 3d2).

Da c2 + 3d2 = p eine Primzahl ist, gilt p | ac + 3bd oder p | ac − 3bd. Im

ersten Fall ist ac+3bdp

∈ Z, folglich ist auch 3(

ad−bcp

)2

= k −(

ac+3bdp

)2

∈ Z.

Demnach ist auch ad−bcp

∈ Z und k =(

ac+3bdp

)2

+ 3(

ad−bcp

)2

∈ S. Im Fall

p | ac− 3bd schließt man analog.

2.5 Lemma: Wenn p eine Primzahl ist, dann ist p ∈ S genau dann, wennp = 3 oder p ≡ 1 mod 3.

Beweis: Wenn p = a2 +3b2, p 6= 3 und b 6= 0, so gilt p ≡ a2 mod 3 und 3 - a,demnach gilt p ≡ a2 ≡ 1 mod 3.Offensichtlich gilt 3 ∈ S.Sei also p ≡ 1 mod 3. Nach dem Lemma 2.3 existiert ein t ∈ N, so dass0 < t < p

2und −3 ≡ t2 mod p. Dann ist mp = t2 + 3 < (p

2)2 + 3 < p2 also

0 < m < p. Wir zeigen nun, dass fur jedes t ≥ 1 hochstens eine Primzahlp 6= 2 und p 6= 3 existiert, so dass gilt p | t2 + 3, aber p - u2 + 3 fur jedes umit 1 ≤ u < t.Wir nehmen an, dass verschiedene Primzahlen p und p′ wie oben beschriebenexistieren, wobei p < p′. Nach der vorherigen Bemerkung gilt dann 0 < t < p

2

und t2 + 3 = pm mit 0 < m < p. Wenn p′ | t2 + 3, dann gilt ferner p′ | m, sodass p′ ≤ m < p gilt, was ein Widerspruch zu p < p′ ist.Nun konnen wir die Behauptung beweisen.Angenommen es existiert eine Primzahl p, p ≡ 1 mod 3, so dass p 6∈ S.Wir nehmen das kleinstmogliche p, das diese Bedingung erfullt. Sei t ≥ 1die kleinstmogliche ganze Zahl, so dass p | t2 + 3 gilt, also gilt 0 < t < p

2

und t2 + 3 = mp mit 0 < m < p. Wenn p′ irgendeine Primzahl ist, die mteilt, also m = p′m′, dann gilt p′ ≤ m < p und somit gilt p′ ∈ S. Wegenp′(pm′) = pm = t2 + 3 ∈ S folgt nach dem Lemma 2.4, dass pm′ ∈ S. Wennm′ = 1, dann ist p ∈ S, was wir zeigen wollten. Wenn p′′ eine Primzahl ist, diem′ teilt, also m′ = p′′m′′ gilt, dann ist p′′ ≤ m′ < p und folglich gilt p′′ ∈ S,und demnach p′′(pm′′) = pm′ ∈ S und nach dem Lemma 2.4 ist pm′′ ∈ S,mit m′′ < m′. Wenn wir dieses Argument immer wiederholen, dann gelangenwir schließlich zu dem Schluß, dass p ∈ S.

57

Page 59: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

2.6 Lemma: Sei m = u2 +3v2, mit u, v 6= 0 und ggT (u, v) = 1. Wenn p eineungerade Primzahl ist und p | m gilt, dann ist p ∈ S.

Beweis: Wegen p | m gilt m ≡ 0 mod p und somit gilt auch u2 ≡ −3v2 modp. Da 3 ∈ S gilt, nehmen wir an, dass p 6= 3. Ferner gilt wegen p | m auchnoch p - v, denn sonst wurde auch p | u gelten und dies ware ein Widerspruchzur Voraussetzung (ggT (u, v) = 1). Da p - v gilt, folgt nach Kapitel II, 5.4,dass ap−1 ≡ 1 mod p. Setzen wir nun v′ := vp−2, dann gilt vv′ ≡ 1 modp. Daher ist (uv′)2 ≡ u2v′2 ≡ −3v2v′2 ≡ −3(vv′)2 ≡ −3 mod p. Nach demLemma 2.2 ist dann auch p ≡ 1 mod 3 und nach dem Lemma 2.5 folgtschließlich p ∈ S.

Wir vervollstandigen die bisherigen Lemmas, wie folgt:

2.7 Lemma: Wenn p eine Primzahl und p ∈ S, dann ist die Darstellung vonp in der Form p = a2 + 3b2 (mit a ≥ 0, b ≥ 0) eindeutig.

Beweis: Wir verwenden das Lemma 2.4 mit k = 1. Somit ist p = a2 + 3b2 =c2 + 3d2 (wobei a, c ≥ 0, b > 0, d > 0). Folglich gilt

1 =

(ac± 3bd

p

)2

+ 3

(ad∓ bc

p

)2

,

also gilt p = ac± 3bd und ad = ±bc. Deshalb gilt

pd = acd± 3bd2

= ±bc2 ± 3bd2

= ±b(c2 + 3d2)

= ±bp.

Folglich gilt d = ±b, daher gilt b = d und daraus folgt a = c.

2.8 Lemma: Sei m = u2 + 3v2 ≥ 3 und ggT (u, v) = 1. Wenn m ungeradeist und m =

∏ni=1 pei

i (wobei p1, ...., pn Primzahlen sind und ei ≥ 1), dannexistieren ganze Zahlen ai und bi (i = 1, ...., n), so dass pi = a2

i + 3b2i und

u + v√−3 =

n∏i=1

(ai + bi

√−3)ei .

Beweis durch Induktion nach m: Fur m = 3 ist u = 0 und v = 1. Dahersetzt man a1 = 0 und b1 = 1.

58

Page 60: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Sei also m > 3, so gilt m = u2 + 3v2, mit u 6= 0 und v 6= 0, ggT (u, v) = 1.Sei p eine Primzahl, die m teilt, also gilt m = pk. Nach dem Lemma 3.6ist p ∈ S und hat daher die Form p = a2 + 3b2. Demnach erfullt jedesp ∈ S das Lemma 2.8. Nach dem Lemma 2.4 gilt ferner k = c2 + 3d2, wobeic = (ua±3vb)

pund d = (ub∓va)

p(mit entsprechenden Vorzeichen). Wir wissen

außerdem (a± b√−3)(c∓ d

√−3) = (ac + 3bd)± (bc− ad)

√−3, wobei

ac + 3bd =a(ua± 3vb)

p+

3b(ub∓ va)

p

=1

p(ua2 ± 3vab + 3ub2 ∓ 3vab)

= u · 1

p(a2 + 3b2)

= u,

±(bc− ad) = ±(

b(ua± 3vb)

p− a(ub∓ va)

p

)= ±1

p(uab± 3vb2 − uab± va2)

= v · 1

p(3b2 + a2)

= v,

so dass (a± b√−3)(c∓ d

√−3) = u + v

√−3.

Wenn k = 1 gilt, ist m = p und da fur Primzahlen das Lemma 2.8 gilt istnichts weiter zu zeigen. Im Fall k 6= 1 ist 3 ≤ k < m und k = c2 +3d2. Fernergilt ggT (c, d) = 1, da u = ac+3bd und v = ±(bc−ad) teilerfremd sind. Nachder Induktion ist das Resultat fur k wahr, folglich lasst sich c∓ d

√−3 in der

angegebenen Form ausdrucken. Da (a± b√−3)(c∓ d

√−3) = u + v

√−3 gilt

das Ergebnis auch fur m.

2.9 Lemma: Sei E die Menge aller Tripel (u, v, s), so dass s ungerade ist,ggT (u, v) = 1 und s3 = u2 + 3v2. Sei F die Menge aller Paare (t, w), wobeiggT (t, w) = 1, 3 - t und t 6≡ w mod 2. Dann hat die Abbildung φ : F → Z3,gegeben durch φ(t, w) = (u, v, s) mit

u = t(t2 − 9w2),

v = 3w(t2 − w2),

s = t2 + 3w2,

das Bild E.

59

Page 61: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Beweis: Es gilt

u2 + 3v2 = [t(t2 − 9w2)]2 + 3[3w(t2 − w2)]2

= t6 − 18t4w2 + 81t2w4 + 27t4w2 − 54t2w4 + 27w6

= t6 + 9t4w2 + 27t2w4 + 27w6

= (t2 + 3w2)3

= s3.

Weil t, w nicht beide gerade bzw. ungerade sein konnen, ist s ungerade.Als nachstes wollen wir zeigen, dass ggT (u, v) = 1 gilt. AngenommenggT (t2 − 9w2, t2 − w2) 6= 1, dann gibt es eine Primzahl p mit p | t2 − 9w2

und p | t2 − w2, dann gilt auch p | 9t2 − 9w2 und folglich auch p | 8t2. Dahermuss p = 2 gelten (da p - t wegen ggT (t, w) = 1). Dies kann aber nichtsein, da nach Voraussetzung t und w verschiedene Paritat haben. Also giltggT (t2 − 9w2, t2 − w2) = 1.Nun zeigen wir noch, dass ggT (u, v) = 1. Sei p eine Primzahl von der Prim-faktorzerlegung von u. Dann gilt p | u und daher gilt ferner p | t oderp | t2 − 9w2.

(i) p | t und daher gilt p 6= 3, p - w und p - (t2 − w2). Deshalb gilt p - v.

(ii) p - t, daher gilt p | t2 − 9w2 und p - 3w und daraus folgt wegenggT (t2−9w2, t2−w2) = 1, dass p - t2−w2. Wegen p - 3w und p - t2−w2

gilt folglich p - v.

Also ist ggT (u, v) = 1. Dies zeigt, dass φ(t, w) = (u, v, s) ∈ E, d.h. Bildφ ⊆ E.Nun zeigen wir die entgegengesetzte Inklusion. Gegeben ist ein Tripel (u, v, s) ∈E. Sei s3 =

∏ni=1 pei

i die Zerlegung von s3 in ein Produkt von Primzahlen(p1, ..., pn verschieden, ei ≥ 1), also gilt ei = 3e′i fur jedes i. Nach dem Lem-ma 2.8 existieren ai, bi mit i = 1, .., n, so dass pi = a2

i + 3b2i und

u + v√−3 =

n∏i=1

(ai + bi

√−3)ei .

Sei t, w ∈ Z definiert durch die Beziehungn∏

i=1

(ai + bi

√−3)e′i = t + w

√−3,

also ist u + v√−3 = (t + w

√−3)3. Berechnen wir explizit die dritte Potenz

auf der rechten Seite der Gleichung, so erhalten wir

(t + w√−3)3 = t3 + 3t2w

√−3− 9tw2 − 3

√−3w3

= t3 − 9tw2 + (3t2w − 3w3)√−3

60

Page 62: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

und daraus folgt, dass u = t(t2 − 9w2) und v = 3w(t2 − w2). Wir verwen-den noch die folgende Regel fur die Konjugation komplexer Zahlen (Kap.II,7.2(c)). Sind x, y ∈ R und z = x + iy ∈ C, so heißt z := x − iy die zu zkonjugierte komplexe Zahl. Es gilt

zw = z · w fur alle z, w ∈ C, also auch zn = zn.

Es folgt

s3 = u2 + 3v2

= (u + v√−3)(u− v

√−3)

= (u + i√

3v)(u + i√

3v)

= (t + i√

3w)3(t + i√

3w)3

= (t + i√

3w)3[(t + i

√3w)

]3=

[(t + w

√−3)(t− w

√−3)

]3=

[t2 + 3w2

]3und somit gilt s = t2 +3w2. Daraus ergibt sich, dass t und w nicht die gleicheParitat haben, ggT (t, w) = 1 und φ(t, w) = (u, v, s) gilt.Insbesondere gilt nach 2.9: Ist s ungerade und s3 = u2+3v2 mit ggT (u, v) = 1,dann schreibt sich s in der Form s = t2 + 3w2 mit u = t(t2 − 9w2) undv = 3w(t2 − w2). Damit ist auch 2.2 bewiesen.Nun haben wir alle Schritte des Beweises von Euler von 2.1 im einzelnengenauer betrachtet und bewiesen.

61

Page 63: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

§3 Der Fall n = 4

Fermat beschaftigte sich mit dem Problem, ob die Flache eines Pythagoras-Dreiecks das Quadrat einer ganzen Zahl ist. Dies fuhrte dazu, dass er dieGleichung

X4 − Y 4 = Z2

betrachtete. Schließlich konnte er zeigen:

3.1 Satz: Die GleichungX4 − Y 4 = Z2

hat keine positive ganzzahlige Losung.

3.2 Lemma: Seien s, t teilerfremde positive ganze Zahlen, wobei s > t.Dann gilt ggT (s + t, s− t) = 1, falls s und t verschiedene Paritat haben undggT (s + t, s − t) = 2, falls s und t ungerade sind. Im zweiten Fall ist dannalso ggT ( s+t

2, s−t

2) = 1.

Beweis von 3.2: Ist d := ggT (s + t, s − t), so gilt d | s + t und d | s − t,also gilt auch d | 2s = (s + t) + (s− t) und d | 2t = (s + t)− (s− t). Es folgtd | ggT (2s, 2t) = 2 · ggT (s, t) = 2 · 1 = 2 und daher gilt d = 1 oder d = 2.Sind s und t beide ungerade, so sind s+ t und s− t beide gerade und folglichist d = 2.Haben aber s und t verschiedene Paritat, so sind s+t und s−t beide ungerade,also 2 6= d = ggT (s + t, s− t). Daraus folgt schließlich d = 1.

Beweis des Satzes: Angenommen die Behauptung sei falsch und (x, y, z) istein Tripel aus positiven ganzen Zahlen, mit minimalem x, so dass x4−y4 = z2.Wenn eine Primzahl p sowohl x als auch y teilt, dann gilt p4 | z2, und damitgilt auch p2 | z. Sei x = px′, y = py′ und z = p2z′, dann gilt x′4 − y′4 = z′2

mit 0 < x′ < x, und dies ist ein Widerspruch zur Minimalitat von x. Dahermuss ggT (x, y) = 1 gelten.Wir wissen z2 = x4 − y4 = (x2 + y2)(x2 − y2). Da ggT (x, y) = 1 und somitauch ggT (x2, y2) = 1, ist nach 3.2 der ggT (x2 + y2, x2 − y2) entweder 1 oder2. Wir betrachten daher zwei Falle:

1. Fall: ggT (x2 + y2, x2 − y2) = 1Da das Produkt von x2 +y2 und x2−y2 ein Quadrat ist, ist auch x2 +y2 undx2−y2 jeweils ein Quadrat. Genauer: Es existieren positive ganze Zahlen s, tmit ggT (s, t) = 1, so dass

x2 + y2 = s2,

62

Page 64: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

x2 − y2 = t2.

Wegen 2x2 = s2+t2 muss entweder sowohl s als auch t gerade sein oder beidemussen ungerade sein. Ferner durfen wegen ggT (s, t) = 1 nicht beide geradesein. Also gilt, dass sowohl s als auch t ungerade sein muss.Es existieren positive ganze Zahlen u, v, so dass

u =(s + t)

2,

v =(s− t)

2,

wobei nach 3.2 ggT (u, v) = 1, weil s und t ungerade sind.

Es gilt uv = (s2−t2)4

= 2y2

4= y2

2, daher gilt y2 = 2uv. Da ggT (u, v) = 1,

existieren positive ganze Zahlen l,m mit

u = 2l2

v = m2oder u = l2

v = 2m2.

1. Moglichkeit: u ist gerade, ggT (u, v, x) = 1 und

u2 + v2 =(s + t)2 + (s− t)2

4=

s2 + t2

2= x2.

Nach 1.3 folgt, dass positive ganze Zahlen a, b existieren mit 0 < b < a undggT (a, b) = 1, so dass

2l2 = u = 2ab,m2 = v = a2 − b2,

x = a2 + b2,

folglich gilt l2 = ab. Daher existieren positive ganze Zahlen c, d mit ggT (c, d) =1, so dass

a = c2,

b = d2.

Daraus folgt m2 = c4 − d4. Das Tripel (c, d, m) aus positiven ganzen Zahlenware somit eine Losung der Gleichung X4 − Y 4 = Z2. Ferner wurde auchnoch, wie leicht zu erkennen ist, 0 < c ≤ a < x gelten. Dies ist aber einWiderspruch zur Minimalitat von x.

63

Page 65: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

2. Moglichkeit: v gerade, ggT (u, v, x) = 1 und

u2 + v2 =(s + t)2 + (s− t)2

4=

s2 + t2

2= x2.

Nach 1.3 existieren wieder positive ganze Zahlen a, b mit 0 < a < b undggT (a, b) = 1, so dass

2m2 = v = 2ab,l2 = u = a2 − b2,

x = a2 + b2.

Es gilt also m2 = ab. Folglich existieren positive ganze Zahlen c, d mitggT (c, d) = 1, so dass

a = c2,

b = d2.

Also gilt l2 = c4 − d4. Damit ware das Tripel (c, d, l) aus positiven ganzenZahlen eine Losung der Gleichung X4 − Y 4 = Z2 und ferner wurde0 < c ≤ a < x gelten. Dies ist aber ein Widerspruch zur Minimalitat von x.

2. Fall: ggT (x2 + y2, x2 − y2) = 2Jetzt sind x, y ungerade und z gerade. Nach 1.3 existieren positive ganzeZahlen a, b mit 0 < b < a und ggT (a, b) = 1, so dass

x2 = a2 + b2,

y2 = a2 − b2,

z = 2ab.

Daher gilt x2y2 = a4 − b4. Damit ware das Tripel (a, b, xy) eine Losung von3.1. Wegen 0 < a < x ist dies aber ein Widerspruch zur Minimalitat von x.Damit ware 3.1 bewiesen.

3.3 Korollar: Die Flache eines Pythagoras-Dreiecks ist nicht das Quadrateiner ganzen Zahl.

Beweis: Sind a, b, c die Seiten eines Pythagoras-Dreiecks, wobei c die Hy-pothenuse ist, so gilt c2 = a2 + b2. Angenommen die Flache ist das Quadrateiner ganzen Zahl s, dann gilt: ab

2= s2. Ferner wurde gelten

(a + b)2 = c2 + 4s2,

(a− b)2 = c2 − 4s2.

64

Page 66: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Folglich gilt dann auch

(a2 − b2)2 = (a2 + b2)2 − 4a2b2 = c4 − 16s4 = c4 − (2s)4.

Ferner ist a2 6= b2, da sonst c2 = 2a2 und√

2 = ca

eine rationale Zahl ware.Daher wurde die Gleichung X4 − Y 4 = Z2 eine nicht triviale Losung vonganzen Zahlen besitzen, dies ist aber ein Widerspruch zu 3.1.

3.4 Satz: Die GleichungX4 + Y 4 = Z4

hat keine positive ganzzahlige Losung.

Beweis: Angenommen x, y, z sind positive ganze Zahlen, mit x4 + y4 = z4,dann gilt auch z4 − y4 = (x2)2, dies ist aber ein Widerspruch zu 3.1.

65

Page 67: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Schluss

Wiles’ Beweis des letzten Fermatsatzes beruht auf der Bestatigung derTaniyama - Shimura - Vermutung aus den funfziger Jahren. In seiner Argu-mentation gebraucht er eine Reihe mathematischer Verfahren, die erst in denletzten zehn Jahren entwickelt wurden, zum Teil auch von ihm selbst. Beiseinem Beweis handelt es sich um ein Meisterstuck der modernen Mathema-tik. Fermat schrieb, sein Beweis passe nicht auf den Rand seiner Ausgabe derArithmetica von Diophantos. Diese Aussage trifft sicherlich auch auf Wiles’Beweis zu. Doch kann man andererseits auch mit großer Sicherheit davonausgehen, dass die Beweise von Wiles und Fermat nicht identisch waren, daFermat sicher nicht schon vor allen anderen die Modulformen, die Taniyama-Shimura-Vermutung usw. erfunden hat.Zur Erklarung dieser Tatsache gibt es unter den Mathematikern zwei Mei-nungen. Die Skeptiker glauben, dass Fermats letzter Satz durch eine selteneSchwache des Genies entstanden sei und dass ihm wohl bei der Beweisfuhrungein kleiner Fehler unterlaufen sei. Die Optimisten hingegen glauben daran,dass Fermat einen echten Beweis gefunden haben konnte, der auf den Ver-fahren des siebzehnten Jahrhunderts beruht und der ein so ausgeklugeltesArgument gebraucht, dass es allen anderen entgangen sei. Diese Frage wirdwohl immer unbeantwortet bleiben.37

Eine weitere interessante Tatsache ist,”dass Wiles’ Losung einer der letzten

heroischen Beweise sein konnte und dass man sich in Zukunft auf rohe Gewaltstatt auf elegante Argumentation verlegen wird, um Resultate zu erzielen.“38

Obwohl Wiles fur seinen Beweis viele moderne zahlentheoretische Verfahreneinsetzte, verwendete er, wie vor ihm schon Pythagoras und Euler, nur seinenVerstand, Stift und Papier.Das Problem, das der englische Mathematiker Francis Guthrie im Oktober1852 in die Welt setzt, war das erste Zeichen fur die Veranderung in derBeweisfuhrung. Als er eine Karte der britischen Grafschaften mit Farben

37vgl. [4], S.337 f.38Singh 2003, S.326

66

Page 68: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

bemalte, stellte er sich die Frage, wieviele Farben man mindestens benotige,um jede beliebige Karte so zu bemalen, dass keine zwei aneinandergrenzendenGebiete gleichfarbig sind. Die Frage erschien ihm anfangs trivial, doch erkonnte sie nicht losen. Und es sollte auch einige Zeit vergehen, bis diesesProblem gelost werden konnte.39

Die Geschichte des Problems verlief ahnlich, wie die des Fermatproblems: DieVermutung konnte zwar fur immer kompliziertere Karten bewiesen werden,doch so lange der allgemeine Beweis noch ausstand, konnte jederzeit jemanddie Vermutung von Guthrie widerlegen.Im Juni 1976 wurde Guthries Vierfarbenproblem von Haken und Appel end-lich gelost. Das Bemerkenswerte daran war, dass es sich um den ersten ma-thematischen Beweis handelte, bei dem ein Computer mehr geleistet hatte,als nur die Rechnung zu beschleunigen. Er hatte soviel zum Ergebnis beige-tragen, dass der Beweis ohne ihn nicht moglich gewesen ware. Es handeltesich dabei zwar um eine gewaltige Leistung, doch machte sich unter den Ma-thematikern Unbehagen breit, da der Beweis im herkommlichen Sinne nichtzu uberprufen war.40

Man kann also davon ausgehen, dass es einen derartigen Beweis, wie AndrewWiles ihn fuhrte, in der modernen Mathematik kaum mehr geben wird.

Zum Abschluss mochte ich mich noch recht herzlich bei Herrn Prof. Dr. RolfWaldi fur die gute Zusammenarbeit und freundliche Unterstutzung bedan-ken.

39vgl. [4], S.32640vgl. [4], S.333

67

Page 69: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Literaturverzeichnis

[1] Hardy, Godfrey/ Wright, Edward: Einfuhrung in die Zahlentheorie, Ol-denburg, Munchen 1958

[2] Ischebeck, Friedrich: Einladung zur Zahlentheorie, Wissenschaftsverlag,Mannheim 1992

[3] Ribenboim, Paulo: Fermat’s Last Theorem for Amateurs, Springer Ver-lag, New York 1999

[4] Singh, Simon: Fermats letzter Satz. Die abenteuerliche Geschichte einesmathematischen Ratsels, dtv, Munchen 1997

[5] Waldi, Rolf: Elemente der Zahlentheorie und Aufbau des Zahlen-systems, Vorlesungsmitschrift, Regensburg SS 2003, http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/nat Fak I/Mat4/waldi/vorles-03.html

[6] http://fermats.workjoke.com

[7] http://www.zruser.uni-heidelberg.de/ ci3/fermat.pdf

68

Page 70: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Abbildungsverzeichnis

1 Pierre de Fermat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Andrew Wiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Pythagoras-Dreieck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

69

Page 71: Fermats letzter Satz · Einleitung Sobald man sich mit der Geschichte der Mathematik befasst, st¨oßt man un-weigerlich auf Fermats letzten Satz. Dieser stammt aus dem 17. Jahrhun-dert,

Regensburg, den 16.12.2004

Eidesstattliche Erklarung

Ich versichere, dass ich diese Hausarbeit selbstandig verfasst und keine an-deren als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.

Nina Ramsauer

70


Recommended