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Farbduplexsonographie zum Monitoring von vaskularisierten Fibulatransplantaten

Date post: 26-Aug-2016
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Für das postoperative Management nach mikrovaskulärem Gewebetransfer ist das frühzeitige Erkennen vaskulärer Komplikationen entscheidend. Die klinische Beurteilung mikro- vaskulärer Transplantate durch Reper- fusionstests, Inspektion der Farbe trans- plantierter Haut und Blutung nach Punktion wird routinemäßig durchge- führt (Abb. 1). Diese klinische Beurtei- lung kann nicht durchgeführt werden, wenn keine Hautinsel vorhanden ist, wie z. B. bei Fibula-, Skapula- oder Becken- kammtransplantaten. Methoden für das postoperative Monitoring der Transplantatperfusion (Abb. 2), wie z. B. Szintigraphie, Laser- dopplerflussmessungen, Magnetreso- nanzangiographie, computertomogra- phische Angiographie, Messungen des pH-Werts, der Sauerstoffsättigung und der Gewebetemperatur, werden nicht routinemäßig durchgeführt, weil sie in- vasiv, zeit- und kostenintensiv sind [1, 2, 3, 4, 5, 6, 9]. Wenn keine Hautinsel vor- handen ist, sind einige dieser Methoden auch nicht zuverlässig durchführbar [1, 2]. Das postoperative Monitoring der Transplantatperfusion von Kno- chentransplantaten und so genannten „buried“ Transplantaten ist schwierig. Werden vaskuläre Komplikationen ver- mutet, wird häufig unnötigerweise eine chirurgische Revision durchgeführt [1, 2, 8]. Über die gute Darstellbarkeit peri- pherer Gefäße mit der Farbduplexsono- graphie wurde bereits berichtet [6, 7, 8]. Im Folgenden wird das postoperative Monitoring von 12 mikrovaskulär re- anastomosierten Fibulatransplantaten mit der Farbduplexsonographie demon- striert. Mund Kiefer GesichtsChir 5 · 2002 319 Mund Kiefer GesichtsChir 2002 · 6 : 319–322 DOI 10.1007/s10006-002-0388-1 Originalien R. Schön · R. Gutwald · A. Schramm · J. Düker · N.-C. Gellrich · R. Schmelzeisen Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Farbduplexsonographie zum Monitoring von vaskularisierten Fibulatransplantaten Online publiziert: 28 März 2002 © Springer-Verlag 2002 Dr. Dr. Ralf Schön Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinik Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg, E-mail: [email protected], Phone: 0761-2704919, Fax: 0761-2704900 Zusammenfassung Hintergrund: Für das postoperative Mana- gement nach mikrovaskulärem Gewebe- transfer ist das frühzeitige Erkennen vaskulä- rer Komplikationen entscheidend. Die klini- sche Beurteilung mikrovaskulärer Knochen- transplantate ist schwierig, wenn keine Hautinsel vorhanden ist. Patienten und Methode: Bei 12 Patienten wurde nach der Transplantation von mikro- chirurgisch reanastomosierten Fibulatrans- plantaten ohne Hautanteil mit der Farbdu- plexsonographie ein postoperatives Moni- toring, beginnend am ersten postoperativen Tag, für 10 Tage durchgeführt.Die arterielle und venöse Perfusion der Gefäßstiele und Transplantate war bei allen 12 Fibulatrans- plantaten farbduplexsonographisch darstell- bar. Diskussion: Die Farbduplexsonographie ist eine zuverlässige, nichtinvasive Methode für das postoperative Monitoring von mikrochi- rurgisch revaskularisierten Fibulatransplan- taten. Schlüsselwörter Farbduplexsonographie · Mikrochirurgie · Vaskularisierte Fibulatransplantate · Post- operatives Monitoring Abb. 1a,b Beim Auftreten von vaskulären Komplikationen ist die frühzeitige chirurgische Revision indiziert. a Klinisches Erscheinungsbild eines Radialislappens bei venöser Thrombose, die am 3. Tag postoperativ diagnostiziert wurde. b Regelrechte Transplantatperfusion nach not- fallmäßiger chirurgischer Revision mit Entfer- nung des Thrombus
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Page 1: Farbduplexsonographie zum Monitoring von vaskularisierten Fibulatransplantaten

Für das postoperative Managementnach mikrovaskulärem Gewebetransferist das frühzeitige Erkennen vaskulärerKomplikationen entscheidend.

Die klinische Beurteilung mikro-vaskulärer Transplantate durch Reper-fusionstests, Inspektion der Farbe trans-plantierter Haut und Blutung nachPunktion wird routinemäßig durchge-führt (Abb. 1). Diese klinische Beurtei-lung kann nicht durchgeführt werden,wenn keine Hautinsel vorhanden ist, wiez. B. bei Fibula-, Skapula- oder Becken-kammtransplantaten.

Methoden für das postoperativeMonitoring der Transplantatperfusion(Abb. 2), wie z. B. Szintigraphie, Laser-dopplerflussmessungen, Magnetreso-nanzangiographie, computertomogra-phische Angiographie, Messungen despH-Werts, der Sauerstoffsättigung undder Gewebetemperatur, werden nichtroutinemäßig durchgeführt, weil sie in-vasiv, zeit- und kostenintensiv sind [1, 2,3, 4, 5, 6, 9]. Wenn keine Hautinsel vor-handen ist, sind einige dieser Methodenauch nicht zuverlässig durchführbar [1, 2]. Das postoperative Monitoring der Transplantatperfusion von Kno-chentransplantaten und so genannten„buried“ Transplantaten ist schwierig.Werden vaskuläre Komplikationen ver-mutet, wird häufig unnötigerweise einechirurgische Revision durchgeführt [1,2, 8].

Über die gute Darstellbarkeit peri-pherer Gefäße mit der Farbduplexsono-graphie wurde bereits berichtet [6, 7, 8].Im Folgenden wird das postoperativeMonitoring von 12 mikrovaskulär re-

anastomosierten Fibulatransplantatenmit der Farbduplexsonographie demon-striert.

Mund Kiefer GesichtsChir 5 · 2002 319

Mund Kiefer GesichtsChir 2002 · 6 : 319–322DOI 10.1007/s10006-002-0388-1 Originalien

R. Schön · R. Gutwald · A. Schramm · J. Düker · N.-C. Gellrich · R. SchmelzeisenKlinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,Universitätsklinik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Farbduplexsonographie zumMonitoring von vaskularisiertenFibulatransplantaten

Online publiziert: 28 März 2002© Springer-Verlag 2002

Dr. Dr. Ralf SchönKlinik und Poliklinik für Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie,Universitätsklinik Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg,E-mail: [email protected],Phone: 0761-2704919, Fax: 0761-2704900

Zusammenfassung

Hintergrund: Für das postoperative Mana-gement nach mikrovaskulärem Gewebe-transfer ist das frühzeitige Erkennen vaskulä-rer Komplikationen entscheidend. Die klini-sche Beurteilung mikrovaskulärer Knochen-transplantate ist schwierig, wenn keineHautinsel vorhanden ist.Patienten und Methode: Bei 12 Patientenwurde nach der Transplantation von mikro-chirurgisch reanastomosierten Fibulatrans-plantaten ohne Hautanteil mit der Farbdu-plexsonographie ein postoperatives Moni-toring, beginnend am ersten postoperativenTag, für 10 Tage durchgeführt. Die arterielleund venöse Perfusion der Gefäßstiele undTransplantate war bei allen 12 Fibulatrans-plantaten farbduplexsonographisch darstell-bar.Diskussion: Die Farbduplexsonographie isteine zuverlässige, nichtinvasive Methode fürdas postoperative Monitoring von mikrochi-rurgisch revaskularisierten Fibulatransplan-taten.

Schlüsselwörter

Farbduplexsonographie · Mikrochirurgie ·Vaskularisierte Fibulatransplantate · Post-operatives Monitoring

Abb. 1a,b � Beim Auftreten von vaskulärenKomplikationen ist die frühzeitige chirurgischeRevision indiziert. a Klinisches Erscheinungsbildeines Radialislappens bei venöser Thrombose,die am 3. Tag postoperativ diagnostiziert wurde.b Regelrechte Transplantatperfusion nach not-fallmäßiger chirurgischer Revision mit Entfer-nung des Thrombus

Page 2: Farbduplexsonographie zum Monitoring von vaskularisierten Fibulatransplantaten

Material und Methode

Das qualitative und quantitative post-operative Monitoring der Perfusion von12 Fibulatransplantaten ohne Hautanteilwurde, beginnend am 1. postoperativenTag, für einen Zeitraum von 10 Tagenmittels Farbduplexsonographie (7,5-MHz-Schallkopf, Elegra®, Siemens, Deutsch-land) durchgeführt. Die Unterkieferre-konstruktion mit freien Fibulatransplan-taten wurde primär bei 2 Patienten nachAmeloblastomresektion (Abb. 3) und se-kundär bei 10 Patienten mit Zustandnach radikalchirurgischer Therapie vonPlattenepithelkarzinomen des Mundbo-dens mit Unterkieferteilresektion durch-geführt (Abb. 8). 6 der 10 Patienten wur-den nach radikalchirurgischer Therapieeiner Strahlentherapie zugeführt.

Ergebnis

Die arterielle und venöse Perfusion desGefäßstiels und des Transplantats war

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Originalien

R. Schön · R. Gutwald · A. Schramm · J. Düker · N.-C. Gellrich · R. Schmelzeisen

Color duplex sonography to monitor vascularized fibular grafts

Abstract

Background: For the successful manage-ment of vascularized free fibular bone grafts,the early detection of vascular complicationsis important.When vascular complicationsare suspected without a reliable monitoringof the graft perfusion, revision surgery oftenproved to be unnecessary. Color duplexsonography for the postoperative monitor-ing of free fibular bone grafts without a skinisland is demonstrated.Material and methods: The quantitative andqualitative monitoring of the perfusion ofmicrovascular anastomosis and the trans-planted tissues using color duplex sonogra-phy with a 7.5-Mhz scanner (Elegra, Sie-mens, Germany) for the postoperative moni-toring of 12 free fibular bone grafts was per-formed. Using color duplex sonography, theperfusion of the vascular pedicle and thefree fibular bone grafts was demonstrated inall 12 free fibular bone grafts. In three pa-tients vascular complications and failure ofthe bone grafts were suspected due to post-operative complications next to free fibularbone grafts such as abscess formation,wound dehiscence, and disturbances ofwound healing. Using color duplex sonogra-phy, adequate perfusion of the vascularpedicle and the transplanted tissue wasdemonstrated and therefore revision surgerynot indicated.Discussion: Color duplex sonography is a re-liable, noninvasive, and inexpensive methodfor the postoperative monitoring of freefibular bone grafts.

Keywords

Color duplex sonography · Postoperativemonitoring · Microsurgery · Free fibular bonegrafts

Mund Kiefer GesichtsChir 2002 · 6 : 319–322DOI 10.1007/s10006-002-0388-1

Abb. 2 � Quantitatives andqualitatives Monitoring

der Perfusion einer mikro-vaskulären Anastomosemit Farbduplexsonogra-

phie: Der arterielle und ve-nöse Blutfluss (Inlet) desGefäßstiels sind im Farb-

dopplermodus dargestellt

Abb. 3 � Resektion eines Amelo-blastoms, präoperative und postope-rative Panoramaschichtaufnahmen:primäre Unterkieferrekonstruktionmit einem Fibulatransplantat nach

Resektion des Ameloblastoms

Abb. 4 � Abszessbildung bei dem Patienten ausAbb. 3 in unmittelbarer Nähe des Fibulatrans-plantats 10 Tage postoperativ

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bei der Verlaufskontrolle bei allen 12 Fi-bulatransplantaten farbduplexsonogra-phisch darstellbar (Abb. 2). Das Auffin-den der Anastomose stellte sich insbe-sondere bei Patienten mit Zustand nachradikalchirurgischer Tumorresektion mitEntfernung der Lymphabflusswege amHals vereinfacht dar.Nach Entfernung derGlandula submandibularis und der Fa-zialgefäße im Rahmen von suprahyoida-len Ausräumungen ist der relativ großka-librige Gefäßstiel von Fibulatransplanta-ten sicher mit einem 7,5-MHz-Schallkopfdarstellbar und am Unterrand des Trans-plantats zu demonstrieren.

Bei 3 Patienten traten postoperativeKomplikationen,

∑ Abszessbildung (Abb. 4, 5),∑ Wunddehiszenz und∑ Wundheilungsstörung (Abb. 6, 7) bei

Zustand nach Strahlentherapie mit 60 Gy 18 Monate vor der Unterkiefer-rekonstruktion,

in der unmittelbaren Umgebung desTransplantats auf. Mit der Farbduplex-sonographie wurde eine gute Perfusionder Transplantate beim Verdacht aufvaskuläre Komplikationen dargestellt(Abb. 5, 7). Eine operative Revision wardeshalb nicht indiziert. Die Komplika-tionen wurden durch lokale Wundpfle-ge behandelt.Zum Zeitpunkt der Metall-entfernung waren die Transplantateknöchern eingeheilt (Abb. 8).

Schlussfolgerung

Die Farbduplexsonographie ist eine zu-verlässige nichtinvasive Methode für daspostoperative Monitoring von mikro-chirurgisch revaskularisierten Fibula-transplantaten. Eine enge Verlaufskon-trolle ist möglich. Durch die Farbdu-plexsonographie kann beim Verdachtauf vaskuläre Komplikationen das post-operative Management von Fibulatrans-plantaten erleichtert werden [7]. ImGegensatz zu anderen Monitoringver-fahren die als invasiv, strahlenbelastend,kosten- und/oder zeitintensiv mit teil-weise unsicherer Aussage beurteilt wer-den, erscheint die Farbduplexsonogra-phie bei Gefäßen mit einem Anastomo-sendurchmesser >2 mm als zuverlässig[1, 2, 6, 7, 8].Weitere Untersuchungen zurBeurteilung der Wertigkeit der Farbdu-plexsonographie für das Monitoring vonmikrochirurgisch revaskularisierten

Mund Kiefer GesichtsChir 5 · 2002 321

Abb. 5 � Farbduplexsono-graphische Darstellung des Fibulatransplantats(Abb. 4): regelrechte Per-fusion des Gefäßstiels

Abb. 7 � Farbduplexsono-graphische Kontrolle derWundheilungsstörung(Abb. 6) zeigt eine regel-rechte Perfusion des Ge-fäßstiels und von Perfora-torgefäßen, die in das Kno-chentransplantat eindrin-gen (Pfeil)

Abb. 6 � Sekundäre Unterkieferrekonstruktionmit einem Fibulatransplantat nach Resektion ei-nes Plattenepithelkarzinoms des Mundbodens,18 Monate nach postoperativer Bestrahlung mit60 Gy, Wundheilungsstörung am 6. postoperati-ven Tag. Als Ursache wurde eine vaskuläre Kom-plikation verdächtigt

Abb. 8 � Panoramaschichtaufnah-me nach Entfernung einer Überbrü-ckungsosteosynthese bei Radioos-teomyelitis (oben) und nach Unter-kieferrekonstruktion mit einem Fi-bulatransplantat (unten) (Patientaus Abb. 6, 7)

Page 4: Farbduplexsonographie zum Monitoring von vaskularisierten Fibulatransplantaten

Transplantaten bei einer größerenGruppe von Patienten mit mikrochirur-gischen Rekonstruktionen im Mund-,Kiefer- und Gesichtsbereich werden zur-zeit an unserer Klinik durchgeführt.

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Originalien


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