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Fachbeitag 2015 prof dr ing michael guenther

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37 Uponor Kongress 2015 · TGA – Alles geregelt?! Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten 1.Einleitung Aus anspruchsvollen Projekten der Planung sind Objekte geworden, die seit einigen Jahren genutzt werden. Sind die Erwartungen erfüllt worden? Sind die Gebäude energieeffizient und zugleich wohnlich? Welche Empfeh- lungen gibt es hinsichtlich möglicher Verbesserungen? Werden neue Vorgaben der EnEV 2014/2016 neue Kon- zepte erfordern? In den nachfolgenden 3 Fallbeispielen des Wohn- und Nichtwohnbaus soll deutlich gemacht werden, dass oſt- mals die Liebe zum Detail dafür entscheidend ist, ob die Zielstellungen hinsichtlich Komfort und Energieeffizienz erreicht werden. Dazu zählt auch, fehlertolerante Sys- teme zu planen, die ein sehr differenziertes Nutzerver- halten weitgehend ausgleichen. Hinzu kommt, dass sich verschärfende Anforderungen zur Energieeffizienz vor dem Hintergrund des Umweltschutzes nur dann erfüllen lassen, wenn bisher nicht oder unvollkommen erschlos- sene Energieeinsparpotenziale genutzt werden. Dazu zählt im Industriebau die Abwärmenutzung, die nicht selten sträflich vernachlässigt wird. Drei Fallbeispiele sollen diese Entwicklungstendenzen verdeutlichen und sind folgende: • Effizienzhaus Plus (Berlin), Wohngebäudeneubau Störfaktor Mensch? Nutzererwartungen und Nutzerzufriedenheit. Effizienzhaus Plus im Minus? Zur Effizienz der Wärmepumpenanlage. Planungsempfehlungen „Am Bergmann“ Sangerhausen, Wohngebäudesanierung Energiekonzept und Lösungen im Detail Denkmalschutz und Innendämmung Konventionelle und alternative Varianten der Flächenheizung • Tower Automotive Presswerk Artern, Nichtwohnbau Energieeffiziente Hallenheizsysteme nach EnEV 2014/2016 und EEWärmeG 2011 Abwärme – Potenzial und Nutzungsvarianten Industrieflächenheizung in der Praxis 2. Erwartungshaltungen 2.1 Energieeffizienz und Komfort Entgegen vielfacher Auffassungen, die das Erreichen der Energieeffizienz in den Mittelpunkt aller Bestrebungen „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten Bild 1: Bandtacho zum Primärenergie- bzw. Endenergiebedarf mit zugehörigen Effizienzklassen Bild 1: Bandtacho zum Primärenergie- bzw. Endenergiebedarf mit zugehörigen des Planens von Gebäude und TGA rücken (Bild 1), geht es um Gesundheit, Behaglichkeit und Komfort (Bild 2) für den „Störfaktor Mensch“, dessen Gewohnheiten und Wünsche nicht selten die versprochene Energiever- brauchsprognose konterkarieren (Tab. 1). Grundlegende Zusammenhänge zur thermischen Behag- lichkeit finden sich dazu in der DIN EN ISO 7730 und DIN EN 15251. Neuere Forschungen widmen sich der
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37Uponor Kongress 2015 · TGA – Alles geregelt?!

Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

1.EinleitungAus anspruchsvollen Projekten der Planung sind Objekte geworden, die seit einigen Jahren genutzt werden. Sind die Erwartungen erfüllt worden? Sind die Gebäude energieeffizient und zugleich wohnlich? Welche Empfeh-lungen gibt es hinsichtlich möglicher Verbesserungen? Werden neue Vorgaben der EnEV 2014/2016 neue Kon-zepte erfordern?

In den nachfolgenden 3 Fallbeispielen des Wohn- und Nichtwohnbaus soll deutlich gemacht werden, dass oft-mals die Liebe zum Detail dafür entscheidend ist, ob die Zielstellungen hinsichtlich Komfort und Energieeffizienz erreicht werden. Dazu zählt auch, fehlertolerante Sys-teme zu planen, die ein sehr differenziertes Nutzerver-halten weitgehend ausgleichen. Hinzu kommt, dass sich verschärfende Anforderungen zur Energieeffizienz vor dem Hintergrund des Umweltschutzes nur dann erfüllen lassen, wenn bisher nicht oder unvollkommen erschlos-sene Energieeinsparpotenziale genutzt werden. Dazu zählt im Industriebau die Abwärmenutzung, die nicht selten sträflich vernachlässigt wird.

Drei Fallbeispiele sollen diese Entwicklungstendenzen verdeutlichen und sind folgende:• Effizienzhaus Plus (Berlin), Wohngebäudeneubau – Störfaktor Mensch?

Nutzererwartungen und Nutzerzufriedenheit. – Effizienzhaus Plus im Minus?

Zur Effizienz der Wärmepumpenanlage. – Planungsempfehlungen

• „Am Bergmann“ Sangerhausen, Wohngebäudesanierung – Energiekonzept und Lösungen im Detail – Denkmalschutz und Innendämmung – Konventionelle und alternative Varianten

der Flächenheizung• Tower Automotive Presswerk Artern, Nichtwohnbau – Energieeffiziente Hallenheizsysteme

nach EnEV 2014/2016 und EEWärmeG 2011 – Abwärme – Potenzial und Nutzungsvarianten – Industrieflächenheizung in der Praxis

2. Erwartungshaltungen2.1 Energieeffizienz und KomfortEntgegen vielfacher Auffassungen, die das Erreichen der Energieeffizienz in den Mittelpunkt aller Bestrebungen

„project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

Bild 1: Bandtacho zum Primärenergie- bzw. Endenergiebedarf mit zugehörigen Effizienzklassen

project / object

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2. Erwartungshaltungen 2.1 Energieeffizienz und Komfort

Entgegen vielfacher Auffassungen, die das Erreichen der Energieeffizienz in den Mittelpunkt aller

Bestrebungen des Planens von Gebäude und TGA und TGA rücken (Bild 1), geht es um die Gesund-

heit, Behaglichkeit und Komfort (Bild 2) für den „Störfaktor Mensch“, dessen Gewohnheiten und Wün-

sche nicht selten die versprochene Energieverbrauchsprognose konterkariert (Tab. 1).

Bild 1: Bandtacho zum Primärenergie- bzw. Endenergiebedarf mit zugehörigen Effizienzklassen

Bild 2: PMV-Index, Raumtemperaturen und Komfortklassen A-B-C nach DIN EN 15251 mit den zu-

lässigen Abweichungen

Tab. 1: Beispiel für die Simulation des Energieverbrauchs in Abhängigkeit von Nutzerprofilen

Grundlegende Zusammenhänge zur thermischen Behaglichkeit finden sich dazu in und

DIN EN ISO 7730 und DIN EN 15251. Neuere Forschungen widmen sich der instationären Betrach-

tung der thermischen Behaglichkeit unter der Abkürzung DTS (Dynamic Thermal Sensation, Bild 3)

und werden zur Folge haben, dass sehr trägheitsarme Systeme ausgezeichneter Regelfähigkeit den

Wunsch nach Anpassung an veränderte Empfindungen im Tagesverlauf realisieren können.

Zu diesen Systemen zählen schon heute wassergeführte Dünnschichtsysteme wie Uponor Minitec, in

naher Zukunft jedoch wohl auch strombetriebene Heizleiter in Oberbodenbelägen oder Tapeten.

des Planens von Gebäude und TGA rücken (Bild 1), geht es um Gesundheit, Behaglichkeit und Komfort (Bild 2) für den „Störfaktor Mensch“, dessen Gewohnheiten und Wünsche nicht selten die versprochene Energiever-brauchsprognose konterkarieren (Tab. 1).

Grundlegende Zusammenhänge zur thermischen Behag-lichkeit finden sich dazu in der DIN EN ISO 7730 und DIN EN 15251. Neuere Forschungen widmen sich der

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

instationären Betrachtung der thermischen Behaglich-keit unter der Abkürzung DTS (Dynamic Thermal Sensa-tion, Bild 3) und werden zur Folge haben, dass sehr träg-heitsarme Systeme mit ausgezeichneter Regelfähigkeit den Wunsch nach Anpassung an veränderte Empfin-dungen im Tagesverlauf realisieren können.

Zu diesen Systemen zählen schon heute wassergeführte Dünnschichtsysteme wie Uponor Minitec, in naher Zukunft jedoch wohl auch strombetriebene Heizleiter in Oberbodenbelägen oder Tapeten.

Die Vision für das Jahr 2030, einen Primärenergiefak-tor von Strom in Höhe von fP = 0,8 erreichen zu kön-nen, erscheint nicht unrealistisch /1/ und begünstigt den Einsatz von Strom für Heizzwecke. Die Photovoltaik wird ihre kontinuierliche Entwicklung fortsetzen, weil es hierzu ganz einfach ein Entwicklungspotenzial gibt /2/ und sich neue Lösungen elegant in den Baukörper inte-grieren lassen.

2.2 Erneuerbare EnergienDas EEWärmeG 2011 hat zum Ziel, Techniken und Technologien mit erneuerbaren Energien zu fordern und zu fördern. Damit ist das Gesetz ein wichtiger Baustein zum Erreichen der ehrgeizigen Klimaschutz-ziele in Europa. Allerdings ist die Erfolgsquote bisher nicht überzeugend, wie die vom BDH (Bundesin-dustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e. V.) veröffentlichte Statistik für 2013 zeigt (Bild 4). Es ist wohl in erster Linie die mangelnde Wirtschaftlichkeit dieser Verfahren, die eine progres-sive Entwicklung beispielsweise geothermisch gestütz-ter Energiekonzepte häufig verhindert. Daraus erklärt sich aber auch, dass die Ersatzmaßnahme des EEWär-meG 2011, die EnEV-Vorgaben für den maximal zuläs-sigen Primärenergiebedarf und Wärmeverlust über die Gebäudehülle um 15 % unterschreiten zu müssen, die am häufigsten praktizierte Methode ist. Außerdem ist zu konstatieren, dass die Abwärmenutzung im Zusam-menhang mit Produktionsprozessen stiefmütterlich behandelt wird, was sich aber gerade beim Beheizen von Industriehallen auszahlen würde. Hierbei bietet die Fußbodenheizung direkt oder auch indirekt in der Kopplung mit Wärmepumpen zur Abwärmenutzung ein großes Anwendungsfeld.Bild 3: DTS-Modell „Dynamic Thermal Sensation“ nach FIALA/3/

Bild 2: PMV-Index, Raumtemperaturen und Komfortklassen A-B-C nach DIN EN 15251 mit den zulässigen Abweichungen

Tab. 1: Beispiel für die Simulation des Energieverbrauchs in Abhängigkeit von Nutzerprofilen

project / object

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2. Erwartungshaltungen 2.1 Energieeffizienz und Komfort

Entgegen vielfacher Auffassungen, die das Erreichen der Energieeffizienz in den Mittelpunkt aller

Bestrebungen des Planens von Gebäude und TGA und TGA rücken (Bild 1), geht es um die Gesund-

heit, Behaglichkeit und Komfort (Bild 2) für den „Störfaktor Mensch“, dessen Gewohnheiten und Wün-

sche nicht selten die versprochene Energieverbrauchsprognose konterkariert (Tab. 1).

Bild 1: Bandtacho zum Primärenergie- bzw. Endenergiebedarf mit zugehörigen Effizienzklassen

Bild 2: PMV-Index, Raumtemperaturen und Komfortklassen A-B-C nach DIN EN 15251 mit den zu-

lässigen Abweichungen

Tab. 1: Beispiel für die Simulation des Energieverbrauchs in Abhängigkeit von Nutzerprofilen

Grundlegende Zusammenhänge zur thermischen Behaglichkeit finden sich dazu in und

DIN EN ISO 7730 und DIN EN 15251. Neuere Forschungen widmen sich der instationären Betrach-

tung der thermischen Behaglichkeit unter der Abkürzung DTS (Dynamic Thermal Sensation, Bild 3)

und werden zur Folge haben, dass sehr trägheitsarme Systeme ausgezeichneter Regelfähigkeit den

Wunsch nach Anpassung an veränderte Empfindungen im Tagesverlauf realisieren können.

Zu diesen Systemen zählen schon heute wassergeführte Dünnschichtsysteme wie Uponor Minitec, in

naher Zukunft jedoch wohl auch strombetriebene Heizleiter in Oberbodenbelägen oder Tapeten.

Nutzer mittlere Raumtemperatur

Fenster- luftwechsel

TWE-Bedarf (Faktor TWE)

[°C] [h–1] [kWh/(m2 . a)]

Sparer 14,5 bis 16,5 0,0 bis 0,2 12,50 bis 18,75 (1,0 bis 1,5)

Durchschnitt 17,5 bis 20,5 0,3 bis 0,5 25,00 bis 43,75 (2,0 bis 3,5)

Vielverbraucher 21,5 bis 24,5 0,6 bis 0,9 50,00 bis 75,00 (4,0 bis 6,0)

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39Uponor Kongress 2015 · TGA – Alles geregelt?!

Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

2.3 NachhaltigkeitEs ist richtig, die Entscheidungskriterien über die Eig-nung von Systemen und Produkten am Bau um die Krite-rien der Nachhaltigkeit zu erweitern. Deshalb werden in Berechnungen der Lebenszykluskosten zunehmend auch die Aufwendungen für Rückbau und Recycling einbezo-gen. Im konkreten Fall des Planens einer Fußbodenhei-zung auf der Grundlage der Bauarten nach DIN 18560 und DIN EN 1264 kann dabei durchaus die Vorzugsvari-ante einer Trockenbaukonstruktion abgeleitet werden, wie es SOBEK beim Effizienzhaus Plus in Berlin prakti-ziert hat (Bild 5). Hier war sicher auch das mögliche Umsetzen des Gebäudes an einen anderen Standort von Bedeutung, jedoch ermöglicht der Aufbau das einfache Trennen von Werkstoffen, die nach einer Aufbereitung dem Bauprozess erneut zugeführt werden können. Alu-minium wird gegenwärtig mit einem Anteil von mehr als 80 % recycelt und wiederverwendet. Wärmeleitlamellen aus Aluminium wie beim Trockenbausystem Uponor Sic-cus sind deshalb die richtige Wahl für ein System, das außerdem aus leicht trennbarem und recyclebarem Poly-styrol und PEX-Rohren besteht. Die nachfolgenden Beispiele sollen die Aspekte des Komforts, der Energie-effizienz und der Nachhaltigkeit beleuchten.

3. Fallbeispiele3.1 Effizienzhaus Plus (Berlin)Das Effizienzhaus Plus in Berlin dient als Musterobjekt auf dem Weg zum Plusenergiegebäude, das im Zusam-menhang mit der EU-Vorgabe, ab 2020 Niedrigstenergie- bzw. klimaneutrale Gebäude planen und bauen zu müs-sen, die energetischen Forderungen übertrifft. Der bauliche Wärmeschutz kommt dabei den Kriterien eines Passivhauses nahe, ohne dass dessen strenge Reglemen-tierungen einzuhalten sind. Zielwerte zum Primärenergie- und Endenergiebedarf werden nicht konkret benannt, jedoch müssen Gebäude und TGA so konfiguriert werden, dass folgende Bilanzen erreicht werden:

Bild 4: Anteil der jährlichen Investitionsfälle mit Einkopplung erneuerbarer Energien und der Gesamtmarkt Wärmeerzeuger für 2013 (BDH)

Bild 5: Leicht demontierbare Trockenbau-Fußbodenheizung im Effizienzhaus Plus (Berlin)

project / object

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2.3 Nachhaltigkeit

Es ist richtig, die Entscheidungskriterien über die Eignung von Systemen und Produkten am Bau um

die Kriterien der Nachhaltigkeit zu erweitern. Deshalb werden in Berechnungen der Lebenszykluskos-

ten zunehmend auch die Aufwendungen für Rückbau und Recycling einbezogen. Im konkreten Fall

des Planens einer Fußbodenheizung auf der Grundlage der Bauarten nach DIN 18560 und DIN EN

1264 kann dabei durchaus die Vorzugsvariante einer Trockenbau-Konstruktion abgeleitet werden, wie

es SOBEK beim Effizienzhaus Plus in Berlin praktiziert hat (Bild 5). Hier war sicher auch das mögliche

Umsetzen des Gebäudes an einen anderen Standort von Bedeutung, jedoch ermöglicht der Aufbau

das einfache Trennen von Werkstoffen, die nach einer Aufbereitung dem Bauprozess erneut zugeführt

werden können. Aluminium wird gegenwärtig mit einem Anteil von mehr als 80% recycelt und wieder-

verwendet. Wärmeleitlamellen aus Aluminium wie beim Trockenbausystem Uponor Siccus sind des-

halb die richtige Wahl für ein System, das außerdem aus leicht trennbarem und recyclebarem Polysty-

rol und PEX-Rohren besteht. - Die nachfolgenden Beispiele sollen die Aspekte des Komforts, der

Energieeffizienz und der Nachhaltigkeit beleuchten.

Bild 5: Leicht demontierbare Trockenbau-Fußbodenheizung im Effizienzhaus Plus (Berlin)

3. Fallbeispiele 3.1 Effizienzhaus Plus (Berlin)

Das Effizienzhaus Plus in Berlin dient als Musterobjekt auf dem Weg zum Plusenergiegebäude, das

im Zusammenhang mit der EU-Vorgabe, ab 2020 Niedrigstenergie- bzw. klimaneutrale Gebäude pla-

nen und bauen zu müssen, die energetischen Forderungen übertrifft. Der bauliche Wärmeschutz

kommt dabei den Kriterien eines Passivhauses nahe, ohne dass dessen strenge Reglementierungen

einzuhalten sind. Zielwerte zum Primärenergie- und Endenergiebedarf werden nicht konkret benannt,

jedoch müssen Gebäude und TGA so konfiguriert werden, dass folgende Bilanzen erreicht werden:

• Jahresprimärenergiebedarf ∑Qp < 0 kWh/(m².a)

und

• Jahresendenergiebedarf ∑Qe < 0 kWh/(m².a).

project / object

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Die Vision für das Jahr 2030, einen Primärenergiefaktor von Strom in Höhe von fP = 0,8 erreichen zu

können, erscheint nicht unrealistisch /1/ und begünstigt den Einsatz von Strom für Heizwzecke. Die

Photovoltaik wird ihre kontinuierliche Entwicklung fortsetzen, weil es hierzu ganz einfach ein Entwick-

lungspotenzial gibt /2/ und sich neue Lösungen elegant in den Baukörper integrieren lassen.

Bild 3: DTS-Modell „Dynamic Thermal Sensation“ nach FIALA /3/

2.2 Erneuerbare Energien

Das EEWärmeG 20111 hat zum Ziel, Techniken und Technologien mit erneuerbaren Energien zu

fordern und zu fördern. Damit ist das Gesetz ein wichtiger Baustein zum Erreichen der ehrgeizigen

Klimaschutzziele in Europa. Allerdings ist die Erfolgsquote bisher nicht überzeugend, wie die vom

BDH (Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V.) veröffentlichte

Statistik für 2013 zeigt (Bild 4). Es ist wohl in erster Linie die mangelnde Wirtschaftlichkeit dieser Ver-

fahren, die eine progressive Entwicklung beispielsweise geothermisch gestützter Energiekonzepte

häufig verhindert. Daraus erklärt sich aber auch, dass die Ersatzmaßnahme des EEWärmeG 2011,

die EnEV-Vorgaben für den maximal zulässigen Primärenergiebedarf und Wärmeverlust über die Ge-

bäudehülle um 15% unterschreiten zu müssen, die am häufigsten praktizierte Methode ist. Außerdem

ist zu konstatieren, dass die Abwärmenutzung im Zusammenhang mit Produktionsprozessen stiefmüt-

terlich behandelt wird, was sich aber gerade beim Beheizen von Industriehallen auszahlen würde.

Hierbei bietet die Fußbodenheizung direkt oder auch indirekt in der Kopplung mit Wärmepumpen zur

Abwärmenutzung ein großes Anwendungsfeld.

Bild 4: Anteil der jährlichen Investitionsfälle mit Einkopplung erneuerbarer Energien und der Ge-

samtmarkt Wärmeerzeuger für 2013 (BDH)

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

• Jahresprimärenergiebedarf ∑Qp < 0 kWh/(m².a) und• Jahresendenergiebedarf ∑Qe < 0 kWh/(m².a).

Das Effizienzhaus Plus Berlin, das nach seiner Fertig-stellung im Rahmen des Monitorings (März 2012 bis Februar 2013) von einer Testfamilie bewohnt wurde, ist mit folgenden planerischen Angaben treffend beschrieben:• Beheizte Nettogrundfläche 149 m²;

Wohnfläche 130 m²; Gesamtkosten 2,5 Mio €• Solarer Deckungsgrad 31 % ➢ Photovoltaik (ŋ = 15 % bzw. 12 %): – Dach 98,2 m², 14,1 kWp – Fassade 73,0 m², 8 kWp• Pufferbatterie (LithiumIonen) 40 kWh• 16525 kWh an Energieerzeugung• 16210 kWh an Energiebedarf

(einschließlich 6000 kWh für die E-Mobilität) • L/W-WP mit 5,8 kW und Fußbodenheizung

(Trockenbau)• KWL mit WRG

(Temperaturübertragungsgrad 80 %; 400 m³/h)• Gebäudehülle in Anlehnung an das PHPP

mit einer Dicke von 56,25 cm (HT‘ = 0,33)

Nach der ersten Monitoring-Phase ergaben sich neben vielen positiven Ergebnissen jedoch auch einige kritische Aspekte, die nachfolgend kurz beschrieben werden sollen:• Endenergieverbrauch deutlich höher als nach der

Bedarfsberechnung erwartet• Mehr als doppelt so hoher Stromverbrauch der Wärme-

pumpe als geplant (Strom WPsoll = 2.217 kWh/a gegenüber Strom WPist = 5.865 kWh/a)

• Erforderlicher Vorlauftemperatur um ca. 15K über der geplanten Vorlauftemperatur von ca. 30 °C (d. h. Jahres-arbeitszahl JAZist = 2,3 gegenüber JAZsoll = 3,5)

• Thermischer Diskomfort im Schlafzimmer infolge zu hoher Raumtemperaturen

• Zu trocken empfundene Raumluft• Solarer Ertrag der PV-Anlage deutlich

unter den Erwartungen.

Als erste Konsequenz wurde die L/W-Wärmepumpe gegen ein Splitgerät mit Invertertechnik ausgetauscht. Die COP-Werte beider Wärmepumpen bei gleichen Prüf-bedingungen unterscheiden sich nicht gravierend. Ob das Argument stichhaltig ist, dass große Lastschwan-kungen eine angepasste Regelung erfordern würden, sei dahingestellt. Ein guter baulicher Wärmeschutz in Ver-bindung mit großer Bauschwere verringert den Einfluss externer Belastungen auf die Heizlast. In Wohngebäu-den hält sich außerdem die Varianz der internen Bela-stung in Grenzen.

Hinsichtlich der schlechten Effizienz der Wärmepumpen-anlage ist festzustellen, dass die unerwartet hohe Vor-lauftemperatur aus anderen Gründen erforderlich wurde. Dazu zählen im Wesentlichen folgende:• Notwendigkeit der Heizleistungssteigerung

(Anheben der Fahrkurve)• Trockenbau-Bodenkonstruktion mit rel.

schlechter Wärmeleitung• Montageungenauigkeiten und

wärmedämmend wirkende Luftschicht.

Es zeigte sich, dass die Heizleistung im Erdgeschoß erhöht werden musste, um die aus dem OG eindrin-genden Kaltluftströmungen in ihrer Diskomfortwirkung zu kompensieren. Allerdings weiß man seit langem, dass infolge geringer Temperaturunterschiede zwischen Gebäudezonen beispielsweise bereits durch eine geöff-nete Tür bidirektionale Ausgleichsströmungen von ca. 700 bis 1000 m3/h ausgetauscht werden können, sodass ein raumweises Nachheizen erforderlich wird. Bei Tempe-raturunterschieden von 1 bis 2K zwischen zwei Räumen resultiert daraus eine zusätzliche Heizleistungsdichte von ca. 10 W/m², die die Fußbodenheizung in einem Raum

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

mit 40 m² Nutzfläche leisten muss, damit sich die ein-dringende Kaltluftströmung erwärmt. Dagegen wird die aus dem Raum austretende Warmluftströmung im Sinne des Wärmegewinns für den anderen Raum dafür sorgen, dass das Ventil der Einzelraumtemperaturregelung dieses Raumes früher schließt.

Existiert ein Raumverbund z. B. durch Wohnbereich und Galerie (Bild 6), sind diese Luftströmungen gerade auch in Verbindung mit Fallströmungen vor hohen Vergla-sungen sehr unangenehm. Die Fallströmung induziert Raumluft, und in Verbindung mit internen Wärmequellen (z. B. durch Personen in einer dem Fenster gegenüber liegenden Sitzgruppe) entsteht eine ausgeprägte Raum-luftwalze, die Zugerscheinungen begünstigt. Dieser Effekt kann selbstverständlich auch in sehr modernen Gebäuden auftreten. Daraus kann sich eine Heizlei-stungszunahme ergeben, die mit einer um ca. 5K bis 10K höheren Vorlauftemperatur erkauft werden muss und somit die Effizienz einer Wärmepumpenanlage resp. SPF (JAZ) um die Zahl 1 mindert. Es muss davon abgeraten werden, nur mit einer beheizten Teilfläche die Heizlast

des Raumes abzudecken – auch, wenn das rein rechne-risch möglich wäre.

Der Vergleich der o. g. Schilderung von Raumluftzuständen und –strömungen mit früheren Internet-Anfragen in einem Forum zeigt, dass dieses Problem unabhängig vom Bau-standard bestehen bleibt und gelöst werden muss. Nach-folgende Anfrage aus dem Jahr 2010 beschreibt das Pro-blem, enthält aber auch eine etwas unfreiwillige Komik:• Wer kennt sich mit Luftströmungen gut aus? Wohnung

wird nicht richtig warm. Hallo zusammen, ich habe mal eine kleine Zeichnung von einem Schnitt meiner Woh-nung gemacht.

– Problem ist, dass die im Boden eingelassene Heizung kaum was bringt. Die warme Luft steigt nach oben und sammelt sich im Schlafzimmer/Galerie, wo ich es eigentlich nicht brauche.

– Ich habe schon schmale Lüfter auf die Heizung gelegt, damit die überhaupt ordentlich wirkt. Was kann ich tun damit die Luft nicht oder kaum nach oben steigt?

– Ich habe an einen Deckenventilator gedacht, den ich an die Holzdecke hänge. Oder das Geländer komplett

Bild 6: Raumverbund – offene Bauweise und Fußbodenheizung in unterschiedlichen Ebenen

project / object

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Es zeigte sich, dass die Heizleistung im Erdgeschoß erhöht werden musste, um die aus dem OG ein-

dringenden Kaltluftströmungen in ihrer Diskomfortwirkung zu kompensieren. Allerdings weiß man seit

langem, dass infolge geringer Temperaturunterschiede zwischen Gebäudezonen beispielsweise be-

reits durch eine geöffnete Tür bidirektionale Ausgleichsströmungen von ca. 700 bis 1000 m²/h ausge-

tauscht werden können, sodass ein raumweises Nachheizen erforderlich wird. Bei Temperaturunter-

schieden von 1 bis 2K zwischen zwei Räumen resultiert daraus eine zusätzliche Heizleistungsdichte

von ca. 10 W/m², die die Fußbodenheizung in einem Raum mit 40 m² Nutzfläche leisten muss, damit

sich die eindringende Kaltluftströmung erwärmt. Dagegen wird die aus dem Raum austretende Warm-

luftströmung im Sinne des Wärmegewinns für den anderen Raum dafür sorgen, dass das Ventil der

Einzelraumtemperaturregelung dieses Raumes früher schließt.

Existiert ein Raumverbund z.B. durch Wohnbereich und Galerie (Bild 6), sind diese Luftströmungen

gerade auch in Verbindung mit Fallströmungen vor hohen Verglasungen sehr unangenehm. Die Fall-

strömung induziert Raumluft, und in Verbindung mit internen Wärmequellen (z.B. durch Personen in

einer dem Fenster gegenüber liegenden Sitzgruppe) entsteht eine ausgeprägte Raumluftwalze, die

Zugerscheinungen begünstigt. Dieser Effekt kann selbstverständlich auch in sehr modernen Gebäu-

den auftreten. Daraus kann sich eine Heizleistungszunahme ergeben, die mit einer um ca. 5K bis 10K

höheren Vorlauftemperatur erkauft werden muss und somit die Effizienz einer Wärmepumpenanlage

resp. SPF (JAZ) um die Zahl 1 mindert. Es muss davon abgeraten werden, nur mit einer beheizten

Teilfläche die Heizlast des Raumes abzudecken – auch, wenn das rein rechnerisch möglich wäre.

Bild 6: Raumverbund - offene Bauweise und Fußbodenheizung in unterschiedlichen Ebenen

project / object

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Es zeigte sich, dass die Heizleistung im Erdgeschoß erhöht werden musste, um die aus dem OG ein-

dringenden Kaltluftströmungen in ihrer Diskomfortwirkung zu kompensieren. Allerdings weiß man seit

langem, dass infolge geringer Temperaturunterschiede zwischen Gebäudezonen beispielsweise be-

reits durch eine geöffnete Tür bidirektionale Ausgleichsströmungen von ca. 700 bis 1000 m²/h ausge-

tauscht werden können, sodass ein raumweises Nachheizen erforderlich wird. Bei Temperaturunter-

schieden von 1 bis 2K zwischen zwei Räumen resultiert daraus eine zusätzliche Heizleistungsdichte

von ca. 10 W/m², die die Fußbodenheizung in einem Raum mit 40 m² Nutzfläche leisten muss, damit

sich die eindringende Kaltluftströmung erwärmt. Dagegen wird die aus dem Raum austretende Warm-

luftströmung im Sinne des Wärmegewinns für den anderen Raum dafür sorgen, dass das Ventil der

Einzelraumtemperaturregelung dieses Raumes früher schließt.

Existiert ein Raumverbund z.B. durch Wohnbereich und Galerie (Bild 6), sind diese Luftströmungen

gerade auch in Verbindung mit Fallströmungen vor hohen Verglasungen sehr unangenehm. Die Fall-

strömung induziert Raumluft, und in Verbindung mit internen Wärmequellen (z.B. durch Personen in

einer dem Fenster gegenüber liegenden Sitzgruppe) entsteht eine ausgeprägte Raumluftwalze, die

Zugerscheinungen begünstigt. Dieser Effekt kann selbstverständlich auch in sehr modernen Gebäu-

den auftreten. Daraus kann sich eine Heizleistungszunahme ergeben, die mit einer um ca. 5K bis 10K

höheren Vorlauftemperatur erkauft werden muss und somit die Effizienz einer Wärmepumpenanlage

resp. SPF (JAZ) um die Zahl 1 mindert. Es muss davon abgeraten werden, nur mit einer beheizten

Teilfläche die Heizlast des Raumes abzudecken – auch, wenn das rein rechnerisch möglich wäre.

Bild 6: Raumverbund - offene Bauweise und Fußbodenheizung in unterschiedlichen Ebenen

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

hoch ziehen, damit auf die Galerie nicht gelangen kann? – Über meine Arbeit kann ich eine Wärmebildkamera

besorgen. Sieht man damit was?

Hinsichtlich des Vermeidens derartiger Diskomfortzonen in Wohnungen mit Loft-Charakter bzw. zwei Wohnebe-nen im Raumverbund wird folgendes empfohlen:• Vermeiden von Fallströmungen an Abkühlungsflächen

(Einbau von Fenstern mit einem Wärmeleitwiderstand Uw < 0,9 W/(m².K) bei einer Fensterhöhe bis 4m)

• Berücksichtigen interner Wärmequellen bzw. resultie-render Auftriebsströmungen

• Zonieren bzw. bauliches Eingrenzen von Aufenthaltszonen

• Erwärmen einzelner Ebenen und Eignungsprüfung z. B. einer Deckenheizung

• Berücksichtigen von raumbezogenen Heizleistungsreserven

• Ggfs. CFD-Simulation zur Luftführung (analog zur kaskadierten Wohnraumlüftung).

Hinsichtlich der Verwendung von Trockenbau-Fußboden-konstruktion und niedrigen Vorlauftemperaturen zeigt Bild 7, dass massive Lastverteil- und Bodenbelags-schichten vorteilhaft sind. Auch diese Darstellung ist jedoch mehr als 20 Jahre alt und gerät leider in Verges-senheit. Es kann deshalb empfehlenswert sein, ein

Nassbau-System in Verbindung mit gut Wärme leitenden Oberbodenbelägen zu bevorzugen.

Existiert zwischen Heizungsrohr und Wärmeleitlamelle oder/und zwischen Lamelle und Lastverteilschicht der Trockenbau-Fußbodenheizung montagebedingt ein Luft-spalt, so reduziert dieser bei einer Dicke von 1mm die Heizleistung um ca. 33 % bei gleichen System- und Raumtemperaturen (Bild 8). Muss die Heizleistung zum Kompensieren der Heizlast gesteigert werden, ist die Vor-lauftemperatur um ca. 5K anzuheben.

Die als zu trocken empfundene Raumluft im Effizienz-haus Plus Berlin ist ein Phänomen, was in Gebäuden dichter Bauweise mit Lüftungsanlagen nicht selten fest-gestellt wird. Passiv- und Plusenergiehäuser sind nicht per se im Winter mit zu trockener Raumluft verbunden. Es muss jedoch neben einem angepassten Zuluftvolu-menstrom auf ausreichend große Stofflasten geachtet werden, wozu bereits Grünpflanzen einen Beitrag leisten können. Ansonsten können der Umluftbetrieb oder die Befeuchtung (z. B. Dampfbefeuchtung oder Rotations-enthalpieübertrager) das Problem einer zu niedrigen Raumluftfeuchte beheben.Bild 7: Einfluss der Lastverteilschicht auf die Vorlauftemperatur

von Trockenbau-Fußbodenheizungen

Bild 8: Temperaturverteilung und Heizwärmestromdichte einer Trockenbau-Fußbodenheizung ohne und mit Luftspalt (1mm, rechts); gültig für tV/tR/ti = 35 °C/28 °C/20°

project / object

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Bild 7: Einfluss der Lastverteilschicht auf die Vorlauftemperatur von Trockenbau-Fußbodenheizungen

30 W/m² 20 W/m²

Bild 8: Temperaturverteilung und Heizwärmestromdichte einer Trockenbau-Fußbodenheizung

ohne und mit Luftspalt (1mm, rechts); gültig für tV/tR/ti = 35°C/28°C/20°

Die als zu trocken empfundene Raumluft im Effizienzhaus Plus Berlin ist ein Phänomen, was in Ge-

bäuden dichter Bauweise mit Lüftungsanlagen nicht selten festgestellt wird. Passiv- und Plusenergie-

häuser sind nicht per se im Winter mit zu trockener Raumluft verbunden. Es muss jedoch neben ei-

nem angepassten Zuluftvolumenstrom auf ausreichend große Stofflasten geachtet werden, wozu be-

reits Grünpflanzen einen Beitrag leisten können. Ansonsten können der Umluftbetrieb oder die Be-

feuchtung (z.B. Dampfbefeuchtung oder Rotationsenthalpieübertrager) das Problem einer zu niedri-

gen Raumluftfeuchte beheben.

Hinsichtlich einer zu niedrigen Raumluftfeuchte ist außerdem zu bedenken, dass Parkettschäden auf-

treten können. Hierzu zeigt Bild 9 im Ergebnis eines Holzfeuchterechners von RAPP /4/, dass im Win-

ter die rel. Raumluftfeuchte bei ca. 40% liegen sollte. Das ist insbesondere auch bei Fußbodenhei-

zungen zu berücksichtigen, die zu höheren Oberbodenbelagstemperaturen führen.

project / object

  9  

Bild 7: Einfluss der Lastverteilschicht auf die Vorlauftemperatur von Trockenbau-Fußbodenheizungen

30 W/m² 20 W/m²

Bild 8: Temperaturverteilung und Heizwärmestromdichte einer Trockenbau-Fußbodenheizung

ohne und mit Luftspalt (1mm, rechts); gültig für tV/tR/ti = 35°C/28°C/20°

Die als zu trocken empfundene Raumluft im Effizienzhaus Plus Berlin ist ein Phänomen, was in Ge-

bäuden dichter Bauweise mit Lüftungsanlagen nicht selten festgestellt wird. Passiv- und Plusenergie-

häuser sind nicht per se im Winter mit zu trockener Raumluft verbunden. Es muss jedoch neben ei-

nem angepassten Zuluftvolumenstrom auf ausreichend große Stofflasten geachtet werden, wozu be-

reits Grünpflanzen einen Beitrag leisten können. Ansonsten können der Umluftbetrieb oder die Be-

feuchtung (z.B. Dampfbefeuchtung oder Rotationsenthalpieübertrager) das Problem einer zu niedri-

gen Raumluftfeuchte beheben.

Hinsichtlich einer zu niedrigen Raumluftfeuchte ist außerdem zu bedenken, dass Parkettschäden auf-

treten können. Hierzu zeigt Bild 9 im Ergebnis eines Holzfeuchterechners von RAPP /4/, dass im Win-

ter die rel. Raumluftfeuchte bei ca. 40% liegen sollte. Das ist insbesondere auch bei Fußbodenhei-

zungen zu berücksichtigen, die zu höheren Oberbodenbelagstemperaturen führen.

Page 7: Fachbeitag 2015 prof dr ing michael guenther

43Uponor Kongress 2015 · TGA – Alles geregelt?!

Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

Hinsichtlich einer zu niedrigen Raumluftfeuchte ist außer-dem zu bedenken, dass Parkettschäden auftreten können. Hierzu zeigt Bild 9 im Ergebnis eines Holzfeuchterechners von RAPP/4/, dass im Winter die rel. Raumluftfeuchte bei ca. 40 % liegen sollte. Das ist insbesondere auch bei Fußbodenheizungen zu berücksichtigen, die zu höheren Oberbodenbelagstemperaturen führen. 3.2 „Am Bergmann“ SangerhausenZwischen 19521 und 1960 entstand im Westen von San-gerhausen (Sachsen-Anhalt) die 2. Bergarbeitersiedlung „Am Bergmann“ als komplexes Wohnungsbauprojekt, das

2008 saniert wurde. Mit der Aufnahme der Stadt Sanger-hausen in die Internationale Bauausstellung Stadtumbau 2010 Sachsen-Anhalt (IBA) ist das sanierte Wohngebiet zum bedeutendsten IBA-Projekt der Stadt geworden. Die besondere Herausforderung bei der Sanierung der Wohn-gebäude Am Bergmann und der Karl-Liebknecht-Straße bestand darin, die denkmalgeschützten Wohngebäude bei weitgehendem Verzicht auf eine Außendämmung energetisch so zu ertüchtigen, dass die Kriterien der heu-tigen KfW-Denkmal-Anforderungen erfüllt und die primärenergetischen Richtwerte deutlich unterschrit-ten werden (Bild 10). Dazu war es erforderlich, eine

Bild 9: Zusammenhang zwischen Fußboden-, Lufttemperatur, rel. Raumluftfeuchte und Holzfeuchte (online Holzfeuchte-Rechner von RAPP/4/)

Bild 10: Wohngebäudesiedlung „Am Bergmann“ Sangerhausen nach der Sanierung (ARNDT /5/)

project / object

  10  

Bild 9: Zusammenhang zwischen Fußboden-, Lufttemperatur, rel. Raumluftfeuchte und Holzfeuchte

(online Holzfeuchte-Rechner von RAPP /4/)

3.2 „Am Bergmann“ Sangerhausen

Zwischen 19521 und 1960 entstand im Westen von Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) die 2. Bergarbei-

tersiedlung „Am Bergmann“ als komplexes Wohnungsbauprojekt, das 2008 saniert wurde. Mit der

Aufnahme der Stadt Sangerhausen in die Internationale Bauausstellung Stadtumbau 2010 Sachsen-

Anhalt (IBA) ist das sanierte Wohngebiet zum bedeutendsten IBA-Projekt der Stadt geworden. Die

besondere Herausforderung bei der Sanierung der Wohngebäude Am Bergmann und der Karl-

Liebknecht-Straße bestand darin, die denkmalgeschützten Wohngebäude bei weitgehendem Verzicht

auf eine Außendämmung energetisch so zu ertüchtigen, dass die Kriterien der heutigen KfW-

Denkmal-Anforderungen erfüllt und die primärenergetischen Richtwerte deutlich unterschritten werden

(Bild 10). Dazu war es erforderlich, eine Solarthermieanlage von 300 m² ohne Beeinträchtigung des

Erscheinungsbildes des Quartiers in das Dach zu integrieren. Die solaren Erträge dienen der Hei-

zungsunterstützung und decken die Heizwärme der Trinkwassererwärmung eines Nachbargebäudes

anteilig. Außerdem wurden im Erdgeschoß deckenbeheizte Gewerberäume integriert und die Woh-

nungen barrierefrei ausgebaut. Fußboden- und Deckenheizsysteme in unterschiedlichen Varianten

waren die Grundlage für eine Niedertemperaturheizung als Bestandteil der energetischen Sanierung.

Bild 10: Wohngebäudesiedlung „Am Bergmann“ Sangerhausen nach der Sanierung (ARNDT /5/)

project / object

  10  

Bild 9: Zusammenhang zwischen Fußboden-, Lufttemperatur, rel. Raumluftfeuchte und Holzfeuchte

(online Holzfeuchte-Rechner von RAPP /4/)

3.2 „Am Bergmann“ Sangerhausen

Zwischen 19521 und 1960 entstand im Westen von Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) die 2. Bergarbei-

tersiedlung „Am Bergmann“ als komplexes Wohnungsbauprojekt, das 2008 saniert wurde. Mit der

Aufnahme der Stadt Sangerhausen in die Internationale Bauausstellung Stadtumbau 2010 Sachsen-

Anhalt (IBA) ist das sanierte Wohngebiet zum bedeutendsten IBA-Projekt der Stadt geworden. Die

besondere Herausforderung bei der Sanierung der Wohngebäude Am Bergmann und der Karl-

Liebknecht-Straße bestand darin, die denkmalgeschützten Wohngebäude bei weitgehendem Verzicht

auf eine Außendämmung energetisch so zu ertüchtigen, dass die Kriterien der heutigen KfW-

Denkmal-Anforderungen erfüllt und die primärenergetischen Richtwerte deutlich unterschritten werden

(Bild 10). Dazu war es erforderlich, eine Solarthermieanlage von 300 m² ohne Beeinträchtigung des

Erscheinungsbildes des Quartiers in das Dach zu integrieren. Die solaren Erträge dienen der Hei-

zungsunterstützung und decken die Heizwärme der Trinkwassererwärmung eines Nachbargebäudes

anteilig. Außerdem wurden im Erdgeschoß deckenbeheizte Gewerberäume integriert und die Woh-

nungen barrierefrei ausgebaut. Fußboden- und Deckenheizsysteme in unterschiedlichen Varianten

waren die Grundlage für eine Niedertemperaturheizung als Bestandteil der energetischen Sanierung.

Bild 10: Wohngebäudesiedlung „Am Bergmann“ Sangerhausen nach der Sanierung (ARNDT /5/)

project / object

  10  

Bild 9: Zusammenhang zwischen Fußboden-, Lufttemperatur, rel. Raumluftfeuchte und Holzfeuchte

(online Holzfeuchte-Rechner von RAPP /4/)

3.2 „Am Bergmann“ Sangerhausen

Zwischen 19521 und 1960 entstand im Westen von Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) die 2. Bergarbei-

tersiedlung „Am Bergmann“ als komplexes Wohnungsbauprojekt, das 2008 saniert wurde. Mit der

Aufnahme der Stadt Sangerhausen in die Internationale Bauausstellung Stadtumbau 2010 Sachsen-

Anhalt (IBA) ist das sanierte Wohngebiet zum bedeutendsten IBA-Projekt der Stadt geworden. Die

besondere Herausforderung bei der Sanierung der Wohngebäude Am Bergmann und der Karl-

Liebknecht-Straße bestand darin, die denkmalgeschützten Wohngebäude bei weitgehendem Verzicht

auf eine Außendämmung energetisch so zu ertüchtigen, dass die Kriterien der heutigen KfW-

Denkmal-Anforderungen erfüllt und die primärenergetischen Richtwerte deutlich unterschritten werden

(Bild 10). Dazu war es erforderlich, eine Solarthermieanlage von 300 m² ohne Beeinträchtigung des

Erscheinungsbildes des Quartiers in das Dach zu integrieren. Die solaren Erträge dienen der Hei-

zungsunterstützung und decken die Heizwärme der Trinkwassererwärmung eines Nachbargebäudes

anteilig. Außerdem wurden im Erdgeschoß deckenbeheizte Gewerberäume integriert und die Woh-

nungen barrierefrei ausgebaut. Fußboden- und Deckenheizsysteme in unterschiedlichen Varianten

waren die Grundlage für eine Niedertemperaturheizung als Bestandteil der energetischen Sanierung.

Bild 10: Wohngebäudesiedlung „Am Bergmann“ Sangerhausen nach der Sanierung (ARNDT /5/)

project / object

  10  

Bild 9: Zusammenhang zwischen Fußboden-, Lufttemperatur, rel. Raumluftfeuchte und Holzfeuchte

(online Holzfeuchte-Rechner von RAPP /4/)

3.2 „Am Bergmann“ Sangerhausen

Zwischen 19521 und 1960 entstand im Westen von Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) die 2. Bergarbei-

tersiedlung „Am Bergmann“ als komplexes Wohnungsbauprojekt, das 2008 saniert wurde. Mit der

Aufnahme der Stadt Sangerhausen in die Internationale Bauausstellung Stadtumbau 2010 Sachsen-

Anhalt (IBA) ist das sanierte Wohngebiet zum bedeutendsten IBA-Projekt der Stadt geworden. Die

besondere Herausforderung bei der Sanierung der Wohngebäude Am Bergmann und der Karl-

Liebknecht-Straße bestand darin, die denkmalgeschützten Wohngebäude bei weitgehendem Verzicht

auf eine Außendämmung energetisch so zu ertüchtigen, dass die Kriterien der heutigen KfW-

Denkmal-Anforderungen erfüllt und die primärenergetischen Richtwerte deutlich unterschritten werden

(Bild 10). Dazu war es erforderlich, eine Solarthermieanlage von 300 m² ohne Beeinträchtigung des

Erscheinungsbildes des Quartiers in das Dach zu integrieren. Die solaren Erträge dienen der Hei-

zungsunterstützung und decken die Heizwärme der Trinkwassererwärmung eines Nachbargebäudes

anteilig. Außerdem wurden im Erdgeschoß deckenbeheizte Gewerberäume integriert und die Woh-

nungen barrierefrei ausgebaut. Fußboden- und Deckenheizsysteme in unterschiedlichen Varianten

waren die Grundlage für eine Niedertemperaturheizung als Bestandteil der energetischen Sanierung.

Bild 10: Wohngebäudesiedlung „Am Bergmann“ Sangerhausen nach der Sanierung (ARNDT /5/)

Page 8: Fachbeitag 2015 prof dr ing michael guenther

44

Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

Solarthermieanlage von 300 m² ohne Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes des Quartiers in das Dach zu inte-grieren. Die solaren Erträge dienen der Heizungsunter-stützung und decken die Heizwärme der Trinkwasserer-wärmung eines Nachbargebäudes anteilig. Außerdem wurden im Erdgeschoß deckenbeheizte Gewerberäume integriert und die Wohnungen barrierefrei ausgebaut. Fußboden- und Deckenheizsysteme in unterschiedlichen Varianten waren die Grundlage für eine Niedertempera-turheizung als Bestandteil der energetischen Sanierung.

Die Maßnahmen der energetischen Sanierung müssen sich nach den Kriterien des Energieeinsparpotenzials und der Kosten richten. Hinzu kommt bei Gebäuden mit einer kulturhistorisch wertvollen Fassade die Denkmalverträg-lichkeit. Bild 11 verdeutlicht den Zusammenhang und lässt das Festlegen einer Rangfolge der Sanierungsmaß-nahmen zu.

Die konkreten Maßnahmen der Wohngebäude des Quar-tiers „Am Bergmann“ können kurz wie folgt beschrieben werden:

• Baukonstruktion – Innendämmung; Dicke 15cm; WLG 045

(ISOFLOC, Geschoßdecken aus Betonbalken) – Außendämmung; Dicke 12cm; WLG 035

(Karl-Liebknecht-Straße) – Loggia (Pufferraum vs. Wohnraum)• TGA – Gas-Brennwerttechnik – Solarthermie (solare Fernwärme für

Karl-Liebknecht-Straße) – Fußbodenheizung und Heizkörper

(Karl-Liebknecht-Straße) – KWL mit WRG (Fa. Swegon;

80 % Wärmerückgewinngrad) – Solare Adsorptionskälte mit FBK in Nachrüstung

(jedoch begrenzte Wirksamkeit infolge zu hoher Vorlauftemperatur tV).

Für die Wärmeübergabe in den Wohnräumen wurde das sehr gut regelbare Dünnschichtheizsystem Uponor Minitec ausgewählt (Bild 12). Es ist deutlich zu erkennen, dass das Dünnschichtheizsystem geringere Summenhäufigkeiten der Sollwertüberschreitung der Raumtemperatur im Ver-gleich zum Nassbausystem konventioneller Bauart A nach DIN 18560 aufweist (Bild 13). Dünnschichtheizsysteme haben beim Aufheizen eine geringe Zeitkonstante und kühlen bei Heizunterbrechung sehr schnell aus. Damit können eine wirksamere Nachtabsenkung der Raumtem-peratur und ein späteres Schnellaufheizen erreicht werden.

Bild 11: Energieeinsparpotenzial und Denkmalverträglichkeit von Maßnahmen im Gebäudebestand (nach Grunewald/6/)

Bild 12: Beheizte Fußbodenkonstruktionen in Nassbau-Ausführung

project / object

  11  

Die Maßnahmen der energetischen Sanierung müssen sich nach den Kriterien des Energieeinsparpo-

tenzials und der Kosten richten. Hinzu kommt bei Gebäuden mit einer kulturhistorisch wertvollen Fas-

sade die Denkmalverträglichkeit. Bild 11 verdeutlicht den Zusammenhang und lässt das Festlegen

einer Rangfolge der Sanierungsmaßnahmen zu.

Bild 11: Energieeinsparpotenzial und Denkmalverträglichkeit von Maßnahmen im Gebäudebestand

(nach Grunewald /6/)

Die konkreten Maßnahmen der Wohngebäude des Quartiers „Am Bergmann“ können kurz wie folgt

beschrieben werden:

! Baukonstruktion

• Innendämmung; Dicke 15cm; WLG 045 (ISOFLOC, Geschoßdecken aus Betonbalken)

• Außendämmung; Dicke 12cm; WLG 035 (Karl-Liebknecht-Straße)

• Loggia (Pufferraum vs. Wohnraum)

! TGA

• Gas-Brennwerttechnik

• Solarthermie (solare Fernwärme für Karl-Liebknecht-Straße)

• Fußbodenheizung und Heizkörper (Karl-Liebknecht-Straße)

• KWL mit WRG (Fa. Swegon; 80% Wärmerückgewinngrad)

• Solare Adsorptionskälte mit FBK in Nachrüstung (jedoch begrenzte Wirksamkeit infolge zu

hoher Vorlauftemperatur tV). project / object

  12  

Für die Wärmeübergabe in den Wohnräumen wurde das sehr gut regelbare Dünnschichtheizsystem

Uponor Minitec ausgewählt (Bild 12 und 13). Es ist deutlich zu erkennen, dass das Dünnschicht-

heizsystem geringere Summenhäufigkeiten der Sollwertüberschreitung der Raumtemperatur im Ver-

gleich zum Nassbausystem konventioneller Bauart A nach DIN 18560 aufweist. Dünnschichtheizsys-

teme haben beim Aufheizen eine geringe Zeitkonstante und kühlen bei Heizunterbrechung sehr

schnell aus. Damit können eine wirksamere Nachtabsenkung der Raumtemperatur und ein späteres

Schnellaufheizen erreicht werden.

Bild 12: Beheizte Fußbodenkonstruktionen in Nassbau-Ausführung

Bild 13: Summenhäufigkeit der Sollwertabweichung (Raumtemperatur) der in Bild 12 beschriebenen

Systeme (Seifert /8/)

Das Trockenbausystem Uponor Siccus wurde meist in Bereichen eingesetzt, die eine leichte Bauwei-

se und den Verzicht auf Estrich-Anmachwasser erfordern. Bild 14 zeigt die Kombination der Innen-

dämmung in Verbindung mit der neuen Fußbodenheizung. Die Thermogramme im Bild 15 lassen die

baukonstruktiv kaum zu vermeidenden Wärmebrücken erkennen.

Page 9: Fachbeitag 2015 prof dr ing michael guenther

45Uponor Kongress 2015 · TGA – Alles geregelt?!

Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

Das Trockenbausystem Uponor Siccus wurde meist in Bereichen eingesetzt, die eine leichte Bauweise und den Verzicht auf Estrich-Anmachwasser erfordern. Bild 14 zeigt die Kombination der Innendämmung in Verbindung mit der neuen Fußbodenheizung. Die Thermogramme im Bild 15 lassen die baukonstruktiv kaum zu vermeidenden Wärmebrücken erkennen.

Um die Transmissionswärmeverluste zu verringern, wäre das thermische Entkoppeln der Decken von der Außenwand notwendig, was allerdings mit erheb-lichen baulichen Aufwendungen verbunden ist.Bild 13: Summenhäufigkeit der Sollwertabweichung (Raumtemperatur)

der in Bild 12 beschriebenen Systeme (Seifert/8/)

project / object

  12  

Für die Wärmeübergabe in den Wohnräumen wurde das sehr gut regelbare Dünnschichtheizsystem

Uponor Minitec ausgewählt (Bild 12 und 13). Es ist deutlich zu erkennen, dass das Dünnschicht-

heizsystem geringere Summenhäufigkeiten der Sollwertüberschreitung der Raumtemperatur im Ver-

gleich zum Nassbausystem konventioneller Bauart A nach DIN 18560 aufweist. Dünnschichtheizsys-

teme haben beim Aufheizen eine geringe Zeitkonstante und kühlen bei Heizunterbrechung sehr

schnell aus. Damit können eine wirksamere Nachtabsenkung der Raumtemperatur und ein späteres

Schnellaufheizen erreicht werden.

Bild 12: Beheizte Fußbodenkonstruktionen in Nassbau-Ausführung

Bild 13: Summenhäufigkeit der Sollwertabweichung (Raumtemperatur) der in Bild 12 beschriebenen

Systeme (Seifert /8/)

Das Trockenbausystem Uponor Siccus wurde meist in Bereichen eingesetzt, die eine leichte Bauwei-

se und den Verzicht auf Estrich-Anmachwasser erfordern. Bild 14 zeigt die Kombination der Innen-

dämmung in Verbindung mit der neuen Fußbodenheizung. Die Thermogramme im Bild 15 lassen die

baukonstruktiv kaum zu vermeidenden Wärmebrücken erkennen.

Bild 14: Trockenbau-Fußbodenheizung Uponor Siccus und Innendämmung (Knauf TecTem)

project / object

  13  

Bild 14: Trockenbau-Fußbodenheizung Uponor Siccus und Innendämmung (Knauf TecTem)

Bild 15: Thermogramm der Fassade und Loggia mit erkennbaren Wärmebrücken

Um die Transmissionswärmeverluste zu verringern, wäre das thermische Entkoppeln der Decken von

der Außenwand notwendig, was allerdings mit erheblichen baulichen Aufwendungen verbunden ist.

Das Planen von Flächenheizsystemen im Gebäudebestand hat die benötigte Heizleistungsdichte zur

Grundlage. Die Angaben zur Heizlastdichte in Gebäudetypen unterschiedlichen Baualters (Tab. 2)

geben eine Orientierung und zeigen, dass die Fußbodenheizung i.d.R. in Gebäuden eingesetzt wer-

den kann, die nach 1978 errichtet worden sind. Die Deckenheizung setzt einen sehr guten baulichen

Wärmeschutz und damit das Erreichen der Zielwerte von EnEV 2014 voraus. Es ist zu berücksichti-

gen, dass die Angaben als Mittelwerte für die zitierten Gebäude zu verstehen sind. Exponierte Räume

liegen über diesen Mittelwerten, andere Räume wie innenliegende Flure deutlich darunter. In jedem

Fall bietet die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 genügend Sicherheit für die Wahl einer geeig-

neten Flächenheizung, zu denen natürlich auch die Wandheizung gehört.

Die Wandheizung an der raumzugewandten Seite der Innendämmung kann die Untertemperatur des

Fensters ausgleichen und damit die thermische Behaglichkeit in Fensternähe steigern. In Anbetracht

der Raum-Heizlast und der spezifischen Heizleistung der Wandheizung ist die Fläche zwischen und

unter den Fenstern jedoch meist zu klein. Dazu folgendes, einfaches Beispiel. Die nutzflächenbezo-

gene Heizlastdichte eines sanierten Raumes betrage 35 W/m². Dieser Wert ist mit dem Verhältnis der

Wärmeübergangskoeffizienten von Fußboden (αFBH = 11 W/(m².K)) und Wand (αW = 8 W/(m².K)) zu

multiplizieren. Der Fensterflächenanteil wird mit 30% angenommen. Das Verhältnis der Fußboden- zur

Außenwandfläche (einschl. Fenster) wird mit 3 zu 1 festgelegt.

Bild 15: Thermogramm der Fassade und Loggia mit erkennbaren Wärmebrücken

project / object

  13  

Bild 14: Trockenbau-Fußbodenheizung Uponor Siccus und Innendämmung (Knauf TecTem)

Bild 15: Thermogramm der Fassade und Loggia mit erkennbaren Wärmebrücken

Um die Transmissionswärmeverluste zu verringern, wäre das thermische Entkoppeln der Decken von

der Außenwand notwendig, was allerdings mit erheblichen baulichen Aufwendungen verbunden ist.

Das Planen von Flächenheizsystemen im Gebäudebestand hat die benötigte Heizleistungsdichte zur

Grundlage. Die Angaben zur Heizlastdichte in Gebäudetypen unterschiedlichen Baualters (Tab. 2)

geben eine Orientierung und zeigen, dass die Fußbodenheizung i.d.R. in Gebäuden eingesetzt wer-

den kann, die nach 1978 errichtet worden sind. Die Deckenheizung setzt einen sehr guten baulichen

Wärmeschutz und damit das Erreichen der Zielwerte von EnEV 2014 voraus. Es ist zu berücksichti-

gen, dass die Angaben als Mittelwerte für die zitierten Gebäude zu verstehen sind. Exponierte Räume

liegen über diesen Mittelwerten, andere Räume wie innenliegende Flure deutlich darunter. In jedem

Fall bietet die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 genügend Sicherheit für die Wahl einer geeig-

neten Flächenheizung, zu denen natürlich auch die Wandheizung gehört.

Die Wandheizung an der raumzugewandten Seite der Innendämmung kann die Untertemperatur des

Fensters ausgleichen und damit die thermische Behaglichkeit in Fensternähe steigern. In Anbetracht

der Raum-Heizlast und der spezifischen Heizleistung der Wandheizung ist die Fläche zwischen und

unter den Fenstern jedoch meist zu klein. Dazu folgendes, einfaches Beispiel. Die nutzflächenbezo-

gene Heizlastdichte eines sanierten Raumes betrage 35 W/m². Dieser Wert ist mit dem Verhältnis der

Wärmeübergangskoeffizienten von Fußboden (αFBH = 11 W/(m².K)) und Wand (αW = 8 W/(m².K)) zu

multiplizieren. Der Fensterflächenanteil wird mit 30% angenommen. Das Verhältnis der Fußboden- zur

Außenwandfläche (einschl. Fenster) wird mit 3 zu 1 festgelegt.

project / object

  13  

Bild 14: Trockenbau-Fußbodenheizung Uponor Siccus und Innendämmung (Knauf TecTem)

Bild 15: Thermogramm der Fassade und Loggia mit erkennbaren Wärmebrücken

Um die Transmissionswärmeverluste zu verringern, wäre das thermische Entkoppeln der Decken von

der Außenwand notwendig, was allerdings mit erheblichen baulichen Aufwendungen verbunden ist.

Das Planen von Flächenheizsystemen im Gebäudebestand hat die benötigte Heizleistungsdichte zur

Grundlage. Die Angaben zur Heizlastdichte in Gebäudetypen unterschiedlichen Baualters (Tab. 2)

geben eine Orientierung und zeigen, dass die Fußbodenheizung i.d.R. in Gebäuden eingesetzt wer-

den kann, die nach 1978 errichtet worden sind. Die Deckenheizung setzt einen sehr guten baulichen

Wärmeschutz und damit das Erreichen der Zielwerte von EnEV 2014 voraus. Es ist zu berücksichti-

gen, dass die Angaben als Mittelwerte für die zitierten Gebäude zu verstehen sind. Exponierte Räume

liegen über diesen Mittelwerten, andere Räume wie innenliegende Flure deutlich darunter. In jedem

Fall bietet die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 genügend Sicherheit für die Wahl einer geeig-

neten Flächenheizung, zu denen natürlich auch die Wandheizung gehört.

Die Wandheizung an der raumzugewandten Seite der Innendämmung kann die Untertemperatur des

Fensters ausgleichen und damit die thermische Behaglichkeit in Fensternähe steigern. In Anbetracht

der Raum-Heizlast und der spezifischen Heizleistung der Wandheizung ist die Fläche zwischen und

unter den Fenstern jedoch meist zu klein. Dazu folgendes, einfaches Beispiel. Die nutzflächenbezo-

gene Heizlastdichte eines sanierten Raumes betrage 35 W/m². Dieser Wert ist mit dem Verhältnis der

Wärmeübergangskoeffizienten von Fußboden (αFBH = 11 W/(m².K)) und Wand (αW = 8 W/(m².K)) zu

multiplizieren. Der Fensterflächenanteil wird mit 30% angenommen. Das Verhältnis der Fußboden- zur

Außenwandfläche (einschl. Fenster) wird mit 3 zu 1 festgelegt.

project / object

  13  

Bild 14: Trockenbau-Fußbodenheizung Uponor Siccus und Innendämmung (Knauf TecTem)

Bild 15: Thermogramm der Fassade und Loggia mit erkennbaren Wärmebrücken

Um die Transmissionswärmeverluste zu verringern, wäre das thermische Entkoppeln der Decken von

der Außenwand notwendig, was allerdings mit erheblichen baulichen Aufwendungen verbunden ist.

Das Planen von Flächenheizsystemen im Gebäudebestand hat die benötigte Heizleistungsdichte zur

Grundlage. Die Angaben zur Heizlastdichte in Gebäudetypen unterschiedlichen Baualters (Tab. 2)

geben eine Orientierung und zeigen, dass die Fußbodenheizung i.d.R. in Gebäuden eingesetzt wer-

den kann, die nach 1978 errichtet worden sind. Die Deckenheizung setzt einen sehr guten baulichen

Wärmeschutz und damit das Erreichen der Zielwerte von EnEV 2014 voraus. Es ist zu berücksichti-

gen, dass die Angaben als Mittelwerte für die zitierten Gebäude zu verstehen sind. Exponierte Räume

liegen über diesen Mittelwerten, andere Räume wie innenliegende Flure deutlich darunter. In jedem

Fall bietet die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 genügend Sicherheit für die Wahl einer geeig-

neten Flächenheizung, zu denen natürlich auch die Wandheizung gehört.

Die Wandheizung an der raumzugewandten Seite der Innendämmung kann die Untertemperatur des

Fensters ausgleichen und damit die thermische Behaglichkeit in Fensternähe steigern. In Anbetracht

der Raum-Heizlast und der spezifischen Heizleistung der Wandheizung ist die Fläche zwischen und

unter den Fenstern jedoch meist zu klein. Dazu folgendes, einfaches Beispiel. Die nutzflächenbezo-

gene Heizlastdichte eines sanierten Raumes betrage 35 W/m². Dieser Wert ist mit dem Verhältnis der

Wärmeübergangskoeffizienten von Fußboden (αFBH = 11 W/(m².K)) und Wand (αW = 8 W/(m².K)) zu

multiplizieren. Der Fensterflächenanteil wird mit 30% angenommen. Das Verhältnis der Fußboden- zur

Außenwandfläche (einschl. Fenster) wird mit 3 zu 1 festgelegt.

Page 10: Fachbeitag 2015 prof dr ing michael guenther

46

Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

Das Planen von Flächenheizsystemen im Gebäudebestand hat die benötigte Heizleistungsdichte zur Grundlage. Die Angaben zur Heizlastdichte in Gebäudetypen unter-schiedlichen Baualters (Tab. 2) geben eine Orientierung und zeigen, dass die Fußbodenheizung i.d.R. in Gebäuden eingesetzt werden kann, die nach 1978 errichtet worden sind. Die Deckenheizung setzt einen sehr guten baulichen Wärmeschutz und damit das Erreichen der Zielwerte von EnEV 2014 voraus. Es ist zu berücksichtigen, dass die Angaben als Mittelwerte für die zitierten Gebäude zu ver-stehen sind. Exponierte Räume liegen über diesen Mittel-werten, andere Räume wie innenliegende Flure deutlich darunter. In jedem Fall bietet die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 genügend Sicherheit für die Wahl einer geeigneten Flächenheizung, zu denen natürlich auch die Wandheizung gehört.

Die Wandheizung an der raumzugewandten Seite der Innendämmung kann die Untertemperatur des Fensters ausgleichen und damit die thermische Behaglichkeit in Fensternähe steigern. In Anbetracht der Raum-Heizlast und der spezifischen Heizleistung der Wandheizung ist die Fläche zwischen und unter den Fenstern jedoch meist zu klein. Dazu folgendes, einfaches Beispiel. Die nutzflä-chenbezogene Heizlastdichte eines sanierten Raumes betrage 35 W/m². Dieser Wert ist mit dem Verhältnis der Wärmeübergangskoeffizienten von Fußboden (αFBH = 11 W/(m².K)) und Wand (αW = 8 W/(m².K)) zu multiplizieren. Der Fensterflächenanteil wird mit 30 % angenommen.

Das Verhältnis der Fußboden- zur Außenwandfläche (einschl. Fenster) wird mit 3 zu 1 festgelegt.

Die Wandheizung müsste eine Heizlastdichte von qWH = 215 W/m² leisten, was wärmephysiologisch nicht mög-lich und außerdem energetisch nicht sinnvoll ist. Die Fußbodenheizung ist die bessere Wahl. Über eine Kom-bination von Fußboden- und Außenwandheizung mit dem Ziel höherer thermischer Behaglichkeit und abge-senkter Heizsystemtemperaturen kann allerdings befun-den werden.

Der Transmissionswärmeverlust der Außenwand ist ent-sprechend der EnEV zu begrenzen. Im Zusammenhang mit der Änderung von Außenbauteilen mit einem Anteil von mehr als 10 % der zu sanierenden Fläche beziffert die EnEV 2014 den Wärmeleitwiderstand einer Außen-wand für eine Raumtemperatur > 19 °C auf maximal UAW = 0,24 W/(m².K). Der in einer früheren Fassung der EnEV für eine Innendämmung geforderte Wert von UAW, ID = 0,35 W/(m².K) fehlt nun mit dem Hinweis, dass die Dicke der Innendämmung objektbezogen bei Kennt-nis der Bauprodukte unter Hinzunahme eines Bauphy-sikers festzulegen sei. Als Software stehen diesem dann u. a. die Programme WUFI (Fraunhofer IRB), COND und DELPHIN (TU Dresden) zur Verfügung.

Bei der Kombination von Innendämmung mit einer Wandheizung muss der erhöhte Transmissionswärme-

Tab. 2: Heizlastdichte (Raumtemperatur 20 °C) verschiedener Wohngebäude

project / object

  14  

Die Wandheizung müsste eine Heizlastdichte von qWH = 215 W/m² leisten, was wärmephysiologisch

nicht möglich und außerdem energetisch nicht sinnvoll ist. Die Fußbodenheizung ist die bessere Wahl.

Über eine Kombination von Fußboden- und Außenwandheizung mit dem Ziel höherer thermischer

Behaglichkeit und abgesenkter Heizsystemtemperaturen kann allerdings befunden werden.

Tab. 2: Heizlastdichte (Raumtemperatur 20°C) verschiedener Wohngebäude

Der Transmissionswärmeverlust der Außenwand ist entsprechend der EnEV zu begrenzen. Im Zu-

sammenhang mit der Änderung von Außenbauteilen mit einem Anteil von mehr als 10% der zu sanie-

renden Fläche beziffert die EnEV 2014 den Wärmeleitwiderstand einer Außenwand für eine Raum-

temperatur > 19°C auf maximal UAW = 0,24 W/(m².K). Der in einer früheren Fassung der EnEV für eine

Innendämmung geforderte Wert von UAW, ID = 0,35 W/(m².K) fehlt nun mit dem Hinweis, dass die Dicke

der Innendämmung objektbezogen bei Kenntnis der Bauprodukte unter Hinzunahme eines Bauphysi-

kers festzulegen sei. Als Software stehen diesem dann u.a. die Programme WUFI (Fraunhofer IRB),

COND und DELPHIN (TU Dresden) zur Verfügung.

Bei der Kombination von Innendämmung mit einer Wandheizung muss der erhöhte Transmissions-

wärmeverlust des Heizsystems an die Außenluft berücksichtigt werden. Für Flächenheizsysteme ge-

gen Außenluft enthält dazu DIN EN 1264 einen Wärmeleitwiderstand von UAW = 0,35 W/(m².K). Bild 16

zeigt die verbleibenden Transmissionswärmeverluste einer Außenwandheizung in Abhängigkeit der

Wärmedämmung.

Bild 16: Transmissionswärmeverlust einer Wandheizung an der Außenwand in Abhängigkeit der

Dämmdicke (Stadt Zürich, Amt für Hochbauten /9/)

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

verlust des Heizsystems an die Außenluft berücksichtigt werden. Für Flächenheizsysteme gegen Außenluft enthält dazu DIN EN 1264 einen Wärmeleitwiderstand von UAW = 0,35 W/(m².K). Bild 16 zeigt die verbleibenden Transmis-sionswärmeverluste einer Außenwandheizung in Abhän-gigkeit der Wärmedämmung. Tab. 3 benennt den Gas- und Heizwärmeverbrauch für das Jahr 2013 (ARNDT/6/). Die Erwartungen wurden erfüllt. Im Detail zeigt sich, dass das Gebäude Karl-Liebknecht-Straße infolge der weitgehend wärmebrü-ckenfreien Außenwanddämmung einen etwas nied-rigeren Heizwärmeverbrauch hat als die anderen Gebäude. Hinzu kommt noch der Transfer des solaren Überschusses zur Heizungsunterstützung. Der Heiz-wärmeverbrauch für die Trinkwassererwärmung lag bei den Gebäuden zwischen 18 und 26 kWh/(m².K), was die Mieter als Durchschnittsverbraucher ausweist.

Bild 16: Transmissionswärmeverlust einer Wandheizung an der Außenwand in Abhängigkeit der Dämmdicke (Stadt Zürich, Amt für Hochbauten/9/)

Bild 17: Primenergieverbrauch „Am Bergmann“ Sangerhausen im Vergleich zum Primärenergiebedarf für KfW-Denkmal-Gebäude

project / object

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Die Wandheizung müsste eine Heizlastdichte von qWH = 215 W/m² leisten, was wärmephysiologisch

nicht möglich und außerdem energetisch nicht sinnvoll ist. Die Fußbodenheizung ist die bessere Wahl.

Über eine Kombination von Fußboden- und Außenwandheizung mit dem Ziel höherer thermischer

Behaglichkeit und abgesenkter Heizsystemtemperaturen kann allerdings befunden werden.

Tab. 2: Heizlastdichte (Raumtemperatur 20°C) verschiedener Wohngebäude

Der Transmissionswärmeverlust der Außenwand ist entsprechend der EnEV zu begrenzen. Im Zu-

sammenhang mit der Änderung von Außenbauteilen mit einem Anteil von mehr als 10% der zu sanie-

renden Fläche beziffert die EnEV 2014 den Wärmeleitwiderstand einer Außenwand für eine Raum-

temperatur > 19°C auf maximal UAW = 0,24 W/(m².K). Der in einer früheren Fassung der EnEV für eine

Innendämmung geforderte Wert von UAW, ID = 0,35 W/(m².K) fehlt nun mit dem Hinweis, dass die Dicke

der Innendämmung objektbezogen bei Kenntnis der Bauprodukte unter Hinzunahme eines Bauphysi-

kers festzulegen sei. Als Software stehen diesem dann u.a. die Programme WUFI (Fraunhofer IRB),

COND und DELPHIN (TU Dresden) zur Verfügung.

Bei der Kombination von Innendämmung mit einer Wandheizung muss der erhöhte Transmissions-

wärmeverlust des Heizsystems an die Außenluft berücksichtigt werden. Für Flächenheizsysteme ge-

gen Außenluft enthält dazu DIN EN 1264 einen Wärmeleitwiderstand von UAW = 0,35 W/(m².K). Bild 16

zeigt die verbleibenden Transmissionswärmeverluste einer Außenwandheizung in Abhängigkeit der

Wärmedämmung.

Bild 16: Transmissionswärmeverlust einer Wandheizung an der Außenwand in Abhängigkeit der

Dämmdicke (Stadt Zürich, Amt für Hochbauten /9/)

project / object

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Tab. 3 benennt den Gas- und Heizwärmeverbrauch für das Jahr 2013 (ARNDT /6/). Die Erwartungen

wurden erfüllt. Im Detail zeigt sich, dass das Gebäude Karl-Liebknecht-Straße infolge der weitgehend

wärmebrückenfreien Außenwanddämmung einen etwas niedrigeren Heizwärmeverbrauch hat als die

anderen Gebäude. Hinzu kommt noch der Transfer des solaren Überschusses zur Heizungsunterstüt-

zung. Der Heizwärmeverbrauch für die Trinkwassererwärmung lag bei den Gebäuden zwischen 18

und 26 kWh/(m².K), was die Mieter als Durchschnittsverbraucher ausweist.

Für 2013 Gasverbrauch

(kWh/m².a) Heizwärmeverbrauch

(kWh/m².a) Am Bergmann 14-16 103,4 82,7 Am Bergmann 1-7 86,7 80,7 Am Bergmann 2-10 96,9 80,1 K.-Liebknecht-Str.18-22 95,99 61,9

Tab. 3: Ausgewählte Daten zum Gas- und Heizwärmeverbrauch für das Jahr 2013 (ARNDT /6/)

Bild 17: Primenergieverbrauch „Am Bergmann“ Sangerhausen im Vergleich zum Primärenergiebedarf

für KfW-Denkmal-Gebäude

KfW Denkmal QP, EnEV, Ref x 1,6

81,3…93,3 kWh/(m².a)

Tab. 3: Ausgewählte Daten zum Gas- und Heizwärmeverbrauch für das Jahr 2013 (ARNDT/6/)

Für 2013 Gasverbrauch [kWh/(m2 . a)]

Heizwärmeverbrauch [kWh/(m2 . a)]

Am Bergmann 14-16 103,4 82,7

Am Bergmann 1-7 86,7 80,7

Am Bergmann 2-10 96,9 80,1

Am Bergmann 18-22 95,99 61,9

3.3 Tower Automotive ArternIn Artern (Thüringen) ließ die TWB Fahrzeugtechnik, mittlerweile in Tower Automotive übergegangen, 2004 ein modernes Presswerk für Fahrzeugteile entstehen (Bild 18). Neben den erheblichen Anforderungen an die Fußbodenaufbau und die Ebenheitstoleranzen sind durch das Gebäude sehr große Lasten abzuführen. So laufen in den Hallenschiffen jeweils bis zu zwei 50-Tonnen-Kräne. Die Transferpresse mit einer dynamischen Belastung von 1500 Tonnen sowie die Kopfpresse der Pressenstraße mit einer dynamischen Belastung von 1200 Tonnen (Schuler-Technik) forderten eine anspruchsvolle ingenieurtech-nische Leistung zur Umsetzung. Diese Leistung erbrach-ten das Architekturbüro für Industrie- und Hochbau CML Weimar und das TGA-Planungsbüro HKL-Ingenieure Erfurt mit Bravour.

Die Entscheidung, eine Industriefußbodenheizung zu planen, fiel frühzeitig. Die Abwärme aus Drucklufterzeu-gung und Pressen über Speicher mit einer Fußboden-heizung zu verbinden, war naheliegend. Hinzu kam der Kühlkältebedarf der Halle. Der Kühlkältebedarf des Press-werks ist größer als dessen Heizwärmebedarf. Das Kühl-konzept wurde so entwickelt, dass Kaltwassersatz und Kühlturm mit der Raumkühlung verbunden wurden. Die Sohlplatte wird also zur Fußbodenkühlung genutzt. Die technologisch bedingte Abwärme wird in die Heizung

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

eingebunden, um mit einem rel. hohen Deckungsanteil den Heizwärmebedarf zu kompensieren.

Die Industriefußbodenheizung wurde als Variante mit Walzbeton ausgeführt, wobei spezielle Planungen und Fußbodeneinbauten das Aufstellen von schweren Maschinen ermöglichen.

Als Besonderheit wurde in diesem Presswerk das Über-greifen der Kranbahnanlagen ermöglicht. Damit wird das Handling der Coils deutlich vereinfacht, und der Materi-aldurchfluss in der Fabrik konnte höchst effizient gestal-tet werden. Auch deshalb wurde auf Einbauten und Heizeinrichtungen unterhalb des Daches verzichtet.

Die Industriefußbodenheizung erlangt gegenüber alter-nativen Hallenheizsystemen dann Vorteile, wenn eine primärenergetische Bewertung insbesondere unter Hinzu-nahme von Wärmepumpen erfolgt. Dabei ist zu berück-sichtigen, dass mit den soeben beschriebenen Konzepten das EEWärmeG 2011 erfüllt wird und keine Ersatzmaß-nahmen wie bei konkurrierenden Heizsystemen erforder-lich werden, die zu insgesamt höheren Vollkosten von Heizsystemen mit einem niedrigeren Endenergiebedarf führen (GÜNTHER/9/, HEMMERSBACH/10/).

Mit Inkrafttreten der EnEV 2014 ergibt sich jedoch eine neue planerische Herausforderung. Ab dem 1. Januar 2016 werden die primärenergetischen Anfor-derungen für Nichtwohnbauten verschärft, indem der bisherige, zulässige Primärenergiebedarf nach EnEV 2014 mit dem Faktor 0,75 zu multiplizieren ist. Das bedeutet eine Reduzierung dieser maßgeblichen Nach-weisgröße um 25 %. Diese Vorgabe und eine weitere Forderung, den Transmissionswärmeverlust der Gebäude ebenfalls reduzieren zu müssen, werden die Anzahl zu planender, moderner Wärmepumpenanlagen mit Flächenheizungen jedoch nicht mindern. Einerseits verringern sich infolge des höheren baulichen Wärme-schutzes die Systemtemperaturen, sodass sich die

Bild 18: Tower Automotive Artern – Presswerk für Fahrzeugteile mit Industriefußbodenheizung

project / object

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3.3 Tower Automotive Artern

In Artern (Thüringen) ließ die TWB Fahrzeugtechnik, mittlerweile in Tower Automotive übergegangen,

2004 ein modernes Presswerk für Fahrzeugteile entstehen (Bild 18). Neben den erheblichen Anforde-

rungen an die Fußbodenaufbau und die Ebenheitstoleranzen sind durch das Gebäude sehr große

Lasten abzuführen. So laufen in den Hallenschiffen jeweils bis zu zwei 50-Tonne-Kräne. Die Transfer-

presse mit einer dynamischen Belastung von 1500 Tonnen sowie die Kopfpresse der Pressenstraße

mit einer dynamischen Belastung von 1200 Tonnen (Schuler-Technik) forderten eine anspruchsvolle

ingenieurtechnische Leistung zur Umsetzung. Diese Leistung erbrachten das Architekturbüro für In-

dustrie- und Hochbau CML Weimar und das TGA-Planungsbüro HKL-Ingenieure Erfurt mit Bravour.

Bild 18: Tower Automotive Artern – Presswerk für Fahrzeugteile mit Industriefußbodenheizung

Die Entscheidung, eine Industriefußbodenheizung zu planen, fiel frühzeitig. Die Abwärme aus Druck-

lufterzeugung und Pressen über Speicher mit einer Fußbodenheizung zu verbinden, war naheliegend.

Hinzu kam der Kühlkältebedarf der Halle. Der Kühlkältebedarf des Presswerks ist größer als dessen

Heizwärmebedarf. Das Kühlkonzept wurde so entwickelt, dass Kaltwassersatz und Kühlturm mit der

Raumkühlung verbunden wurden. Die Sohlplatte wird also zur Fußbodenkühlung genutzt. Die techno-

logisch bedingte Abwärme wird in die Heizung eingebunden, um mit einem rel. hohen Deckungsanteil

den Heizwärmebedarf zu kompensieren.

Die Industriefußbodenheizung wurde als Variante mit Walzbeton ausgeführt, wobei spezielle Planun-

gen und Fußbodeneinbauten das Aufstellen von schweren Maschinen ermöglichen.

Als Besonderheit wurde in diesem Presswerk das Übergreifen der Kranbahnanlagen ermöglicht. Da-

mit wird das Handling der Coils deutlich vereinfacht, und der Materialdurchfluss in der Fabrik konnte

höchst effizient gestaltet werden. Auch deshalb wurde auf Einbauten und Heizeinrichtungen unterhalb

des Daches verzichtet.

Bild 19: Platinenschneidanlage (rechts) und Pressen auf hoch beanspruchbarer Sohlplatte mit Industriefußbodenheizung im Walzbeton

project / object

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Bild 19: Platinenschneidanlage (rechts) und Pressen auf hoch beanspruchbarer Sohlplatte mit

Industriefußbodenheizung im Walzbeton

Die Industriefußbodenheizung erlangt gegenüber alternativen Hallenheizsystemen dann Vorteile,

wenn eine primärenergetische Bewertung insbesondere unter Hinzunahme von Wärmepumpen er-

folgt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass mit den soeben beschriebenen Konzepten das EEWärmeG

2011 erfüllt wird und keine Ersatzmaßnahmen wie bei konkurrierenden Heizsystemen erforderlich

werden, die zu insgesamt höheren Vollkosten von Heizsystemen mit einem niedrigeren Endenergie-

bedarf führen (GÜNTHER /9/, HEMMERSBACH /10/).

Mit Inkrafttreten der EnEV 2014 ergibt sich jedoch eine neue planerische Herausforderung. Ab dem

1. Januar 2016 werden die primärenergetischen Anforderungen für Nichtwohnbauten verschärft, in-

dem der bisherige, zulässige Primärenergiebedarf nach EnEV 2014 mit dem Faktor 0,75 zu multipli-

zieren ist. Das bedeutet eine Reduzierung dieser maßgeblichen Nachweisgröße um 25%. Diese Vor-

gabe und eine weitere Forderung, den Transmissionswärmeverlust der Gebäude ebenfalls reduzieren

zu müssen, werden die Anzahl zu planender, moderner Wärmepumpenanlagen mit Flächenheizungen

jedoch nicht mindern. Einerseits verringern sich infolge des höheren baulichen Wärmeschutzes die

Systemtemperaturen, sodass sich die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpenanlage erhöhen wird.

Andererseits beträgt der Primärenergiefaktor für Strom nunmehr 1,8 und wird sich in den nächsten

Jahren weiter verringern. Und diesen Strom über sinnvoll geplante PV-Anlagen und bivalente BHKWs

als Eigenstrom zu nutzen, führt zu wirtschaftlichen Vorteilen für die Systeme, die eben nicht haupt-

sächlich mit Öl oder Gas befeuert werden (Jakobs /11/).

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

Die in der EnEV 2014 dennoch integrierte Ausnahmerege-lung widerspricht der technologischen Offenheit und ermöglicht keine Chancengleichheit und faire Behandlung aller Heizsystemvarianten. Allerdings ist es nicht die erste politisch motivierte Einflussnahme auf technische Zusam-menhänge. Auch muss der Aussage widersprochen wer-den, dass der Einsatz erneuerbarer Energien bei zentralen Hallenheizsystemen generell nicht wirtschaftlich darstell-bar wäre. Neue Wärmepumpenkonzepte mit Wärmequel-lenverbund von Erdwärmesonden und Eisspeichern, die auch zur Raumkühlung genutzt werden können, und der Abwärmenutzung zeigen Gegenteiliges. Das intelligente Nutzen der Wasserbevorratung für Sprinkleranlagen und vor allem die Abwärmenutzung aus technologischen Pro-zessen bieten Chancen und ingenieurtechnische Heraus-forderungen. In einer Vielzahl von Produktionsbetrieben besteht die Möglichkeit der Abwärmenutzung, wie Tab. 4 zeigt. Bisher wurden die Chancen oftmals nicht genutzt, Abwärme für Heizzwecke zu verwenden, da die Einspa-rungen im Vergleich zu den Erträgen über Produktion und Produktverkauf als zu gering, als nicht lohnenswert erach-tet wurden. Hier setzt gegenwärtig ein Umdenken ein, und die Anzahl der Beratungshilfen und Publikationen

Jahresarbeitszahl der Wärmepumpenanlage erhöhen wird. Andererseits beträgt der Primärenergiefaktor für Strom nunmehr 1,8 und wird sich in den nächsten Jahren weiter verringern. Und diesen Strom über sinnvoll geplante PV-Anlagen und bivalente BHKWs als Eigen-strom zu nutzen, führt zu wirtschaftlichen Vorteilen für die Systeme, die eben nicht hauptsächlich mit Öl oder Gas befeuert werden (Jakobs /11/).

Unverständlich bleibt allerdings, dass die dezentralen Hallenheizsysteme von verschärften EnEV-Anforderun-gen ausgenommen bleiben. In einer Expertise zur Vorbe-reitung der EnEV /12/, deren Auftraggeber das BMVBS war, hieß es dazu 2012 wie folgt:• Eine Absenkung des zulässigen Primärenergiebedarfs

für Hallengebäude erscheint daher nicht zweckmäßig, da die Anforderungen dann mit dezentralen Hallenhei-zungssystemen kaum noch zu erfüllen wären.

• Der Übergang auf zentrale Heizungssysteme würde Möglichkeiten für die Nutzung erneuerbarer Energien eröffnen, ist jedoch wirtschaftlich nicht darstellbar.

• Die diskutierte Thematik wird durch die geplante wei-tere Neufassung des EEWärmeG verschärft. Eine Anre-chenbarkeit biogener Brennstoffe für dezentrale Hal-lenheizsysteme erscheint nach dem gegenwärtigen Diskussionsstand auch zukünftig nicht sehr wahr-scheinlich. Da die mit dem EEWärmeG angestrebte Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien bisher nicht erreicht wurde, wird hingegen eine Verschärfung der Ersatzmaßnahmen diskutiert.

Bild 20: Abwärmenutzung bei Kompressoren (Quelle: Kaeser Kompressoren

project / object

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Abwärmequelle Temperaturniveau Randbedingung Abgase von Heiz-/ Heisswasser-/ Dampf- und Thermoölkesseln

40°C … 280°C " brennerabhängig " nachrüstbar

Druckluftkompressoren (Bild 20) 30°C … 70°C " ganzjährige Nutzung

" nachts reduziert

Kältemaschinen 20°C … 50°C (Kondensator) 50°C … 80°C (Enthitzer) " technische Kälteerzeugung

" Klimakälte und Heizbetrieb

Schwaden-/Heiß-/ Warmluft aus Prozessen 30°C … 250°C " Kondensation bei niedrigen

Rücklauftemperaturen Abwasser aus Prozes-sen, Waschmaschinen, Sanitärbereich

20°C … 50°C " Reinigung vorsehen " nicht immer zentral möglich

Tab. 4: Möglichkeiten der Abwärmenutzung in Verbindung mit Niedertemperaturheizsystemen

Bild 20: Abwärmenutzung bei Kompressoren (Quelle: Kaeser Kompressoren)

Die Wirtschaftlichkeit der Abwärmenutzung ergibt sich aus der Technologie, dem Potenzial (resp. der

Arbeit in kWh), den Temperaturen von Wärmequelle und –senke, der Betriebsführung (saisonale Nut-

zung, Speichererfordernis) und natürlich den Kosten unter Berücksichtigung der Einsparungen und

Vergütungen. Der DENA-Abwärmerechner /14/ gibt eine Orientierung über die Wirtschaftlichkeit fol-

gender Technologien und Maßnahmen:

• Drucklufterzeugung

• Raumlufttechnische Anlagen

• Kälteanlagen

• Abgas

• Prozessluft

• Abwasser/Kühlwasser.

Das in Tab. 5 abgebildete Beispiel verdeutlicht das Potenzail und die Wirtschaftlichkeit der Abwärme-

nutzung aus Abwasser/Kühlwasser in Kombination mit einer Fußbodenheizung.

Tab. 4: Möglichkeiten der Abwärmenutzung in Verbindung mit Niedertemperaturheizsystemen

Abwärmequelle Temperaturniveau Randbedingung

Abgase von Heiz-/Heisswasser-/Dampf-und Thermoölkesseln 40°C … 280°C brennerabhängig nachrüstbar

Druckluftkompressoren (Bild 20) 30°C … 70°C ganzjährige Nutzung nachts reduziert

Kältemaschinen 20°C … 50°C (Kondensator) 50°C … 80°C (Enthitzer) technische Kälteerzeugung Klimakälte und Heizbetrieb

Schwaden-/Heiß-/Warmluft aus Prozessen 30°C … 250°C Kondensation bei niedrigen Rücklauftemperaturen

Abwasser aus Prozessen, Waschmaschinen, Sanitärbereich 20°C … 50°C Reinigung vorsehennicht immer zentral möglich

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

ZusammenfassungDie drei Fallbeispiele zeigen, dass Flächenheiz-und –kühlsysteme sowohl in thermisch behaglichen und zugleich energieeffizienten Wohn- als auch in Nicht-wohnbauten weiterhin breite Anwendung finden. • Am Beispiel des Effizienzhauses Plus Berlin wird deut-

lich, dass wassergeführte Heizsysteme niedriger System-temperatur eine Zukunft haben. Deutlich wird aber auch, das technisch anspruchsvolle Gebäude starken Nutzer-einflüssen unterliegen und eines Monitorings und Nach-besserns nach Inbetriebnahme der TGA bedürfen.

• Das Beispiel „Am Bergmann“ Sangerhausen verdeutli-cht den Einzug der Flächenheizsysteme in den Gebäu-debestand. Gegenwärtig liegt hier der Marktanteil noch bei ca. 8 Prozent, was sich aber durch leicht nachrüstbare Dünnschichtsysteme und die Notwen-digkeit des Einsetzens von Niedertemperaturhei-zungen deutlich erhöhen wird.

• Das vor mehr als 10 Jahren in Betrieb genommene Pres-swerk Arten, heute Tower Automotive, zeigt, dass Flä-chenheizsysteme beste Voraussetzungen zur Abwärme-nutzung bieten und die Kühlfunktion übernehmen können. Da auch Wärmepumpen technisch verbessert werden und sich zudem die Bewertung des Stroms für Heizzwecke sukzessiv verbessert, können auch Ungleichbehandlungen der Heizsysteme in der Fort-schreibung der EnEV diesen Konzepten wenig anhaben.

DanksagungDer Autor bedankt sich ausdrücklich bei Dr. Arndt & Partner (Halle/S.), Ing. Diethard Leder (HKL-Ingenieure) und Hans Erhorn (Fraunhofer IRB) für Unterstützung und Inspiration.

Besonderer Dank gilt meinen jahrelangen Mitstreitern Dipl.-Ing. Dieter Preuß, Ing. Ingo Schnabelrauch, Ing. Wie-land Tempel, Dipl.-Ing. Sylvia Illgen, Dipl.-Ing. Friedhelm Piller und Friedrich „Strike“ Hamm für Ermutigung, verläss-liche Unterstützung und vor allem treue Freundschaft.

nimmt zu (z. B. SAENA/13/; Bayerisches Landesamt Umwelt /14/, DENA/15/, IfE München/16/).

In Kommentaren zum EEWärmeG 2011 heißt es hinsicht-lich der Abwärmenutzung und des Wärmepumpenbe-triebes wie folgt:• AbwärmeWenn die Abwärme einer Kältemaschine zu Heizzwecken oder Warmwassererzeugung genutzt wird (vor Ort oder in einem Netz), ist dies jedoch als Ersatzmaßnahme Abwärmenutzung zulässig.• Reversible WärmepumpenReversible Wärmepumpen, die in der Heizperiode Wärme und im Sommer Kälte bereitstellen, erfüllen dann die Nut-zungspflicht, wenn über das Jahr insgesamt mindestens 50 Prozent des Wärme- und Kälteenergiebedarfs hieraus stammt. Dabei darf allerdings nur die Kälteabgabe bei pas-sivem Betrieb gerechnet werden, da sonst wieder der gleiche Zustand vorliegt wie bei einer Kompressionskältemaschine.

Die Wirtschaftlichkeit der Abwärmenutzung ergibt sich aus der Technologie, dem Potenzial (resp. der Arbeit in kWh), den Temperaturen von Wärmequelle und -senke, der Betriebsführung (saisonale Nutzung, Speicherer-fordernis) und natürlich den Kosten unter Berücksichti-gung der Einsparungen und Vergütungen. Der DENA-Abwärmerechner/14/ gibt eine Orientierung über die Wirtschaftlichkeit folgender Technologien und Maßnahmen:• Drucklufterzeugung• Raumlufttechnische Anlagen• Kälteanlagen• Abgas• Prozessluft• Abwasser/Kühlwasser.

Das in Tab. 5 abgebildete Beispiel verdeutlicht das Potenzail und die Wirtschaftlichkeit der Abwärmenutzung aus Abwasser/Kühlwasser in Kombination mit einer Fußbodenheizung.

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51Uponor Kongress 2015 · TGA – Alles geregelt?!

Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

project / object

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Tab. 5: DENA-Abwärmerechner: Abwasser/Kühlwasser-Nutzung in Kombination mit einer

Fußbodenheizung

Tab. 5: DENA-Abwärmerechner: Abwasser/KühlwasserNutzung in Kombination mit einer Fußbodenheizung

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Prof. Dr.-Ing. Michael Günther – „project/object“ – Erfolgskontrolle und Erfahrungen aus 3 verwirklichten Projekten

Literaturhinweise 1. Energiewirtschaftliche Bewertung der Wärmepumpe in

der Gebäudeheizung. TU München. München, 2013. 2. Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland.

Fraunhofer ISE. Freiburg, 2013. 3. Fiala, D. et al. Dynamic Thermal Sensation in PDEC

buildings. PLEA ’99, Brisbane, AUS, 1999, Confe-rence Proc., Vol. 1, p. 243

4. Rapp, A. O. Holzfeuchte-Rechner. Internet http://www.faktum.eu/holzfeuchterechner.html

5. Grunewald, J. Pilotstudie zum Modellprojekt des Sächsischen Staatsministeriums des Innern: Energe-tische Sanierung von Baudenkmalen. TU Dresden. 2010

6. Arndt, H. Am Bergmann Sangerhausen. Bauphysik & TGA. Dr. Arndt & Partner. Persönliche Konsultation. Halle/S. 2014.

7. Seifert, J. Effizienz und Behaglichkeit mit der Flächen-heizung/ -kühlung. Vortragsmanuskript. Berlin, 2014. Systemvergleich unterschiedlicher Fußbodenheizungen. Klassisches Nasssystem und Systeme mit geringer Überdeckung. Vortragsmanuskript. Berlin 2013.

8. Niedertemperatur Wärmeverteilsysteme. System-evaluation für Instandsetzungen und Neubauten Schlussbericht. Zürich. 2012.

9. Günther, M. Systemwahl nur nach DIN V 18599? HLH nur. 8, 9 und 10/2011.

10. Hemmersbach, M. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Heizsystemen für Industriehallen. Moderne Gebäudetechnik. Heft 9/2014.

11. Hauser, G. et al. Untersuchung zur weiteren Verschär-fung der energetischen Anforderungen an Gebäude mit der EnEV 2012 – Anforderungsmethodik, Regel-werk und Wirtschaftlichkeit. BMVBS-Online-Publika-tion, Nr. 05/2012. Ergänzungsuntersuchungen zum Wirtschaftlichkeits-gutachten für die Fortschreibung der Energieeinspar- verordnung. BMVBS-Online-Publikation, Nr. 30/2012.

12. Jakobs, M. Status und Ausblick Wärmepumpen für Gewerbe, Prozess- und Industriekälte. Netzwerk Käl-teeffizienz Hamburg. 2010.

13. Technologien der Abwärmenutzung. SAENA Säch-sische Energieagentur GmbH. Dresden. 2012.

14. DENA-Abwärmerechner. Bayerische Staatsregierung. http://www.energieatlas.bayern.de/thema_abwa-erme/rechner.html

15. Energetische Modernisierung industrieller Wärme-versorgungssysteme.DENA. Berlin. 2011. Energieef-fizienz bei Wärmeversorgungssystemen in Industrie und Gewerbe. DENA. Berlin 2011.

16. Ermittlung von Energiekennzahlen für Anlagen, Her-stellungsverfahren und Erzeugnisse. IfE Forschungs-stelle für Energiewirtschaft. München. 1999.


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