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Facharbeit GIS-Kataster im Vorbeugenden Brandschutz bei ... · GIS-Kataster im Vorbeugenden...

Date post: 29-Oct-2019
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Facharbeit im Rahmen der Ausbildung für das zweite Einstiegsamt der Laufbahngruppe 2 des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes GIS-Kataster im Vorbeugenden Brandschutz bei Brandschutzdienststellen Stellen Sie dar, wie sich der Stand der Technik hinsichtlich von Geo-Informations- systemen mit Zusatzinformationen für die Aufgabenerfüllung einer Brandschutz- dienststelle (maßgeblich für die Produkte Stellungnahme im Baugenehmigungs- verfahren und Brandverhütungsschau) darstellt und wie sich der notwendige Auf- wand zur Implementierung und Führung eines solchen Systems mit dem Mehr- wert und Nutzen verhält. Verfasser: BAR Dipl.-Ing.(FH) Michael Fackler Stand: 18. Dezember 2018 Dienststelle: Amt für Brand- und Katastrophenschutz Rottachstraße 2 87439 Kempten (Allgäu)
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Facharbeit

im Rahmen der Ausbildung für das zweite Einstiegsamt der Laufbahngruppe 2 des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes

GIS-Kataster im Vorbeugenden Brandschutz

bei Brandschutzdienststellen

Stellen Sie dar, wie sich der Stand der Technik hinsichtlich von Geo-Informations-

systemen mit Zusatzinformationen für die Aufgabenerfüllung einer Brandschutz-

dienststelle (maßgeblich für die Produkte Stellungnahme im Baugenehmigungs-

verfahren und Brandverhütungsschau) darstellt und wie sich der notwendige Auf-

wand zur Implementierung und Führung eines solchen Systems mit dem Mehr-

wert und Nutzen verhält.

Verfasser:

BAR Dipl.-Ing.(FH) Michael Fackler

Stand:

18. Dezember 2018

Dienststelle:

Amt für Brand- und

Katastrophenschutz

Rottachstraße 2

87439 Kempten (Allgäu)

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i

Ehrenwörtliche Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Facharbeit selbständig und ohne

fremde Hilfe angefertigt habe. Es wurden nur die in der Arbeit ausdrücklich be-

nannten Quellen und Hilfsmittel benutzt. Wörtlich oder sinngemäß übernomme-

nes Gedankengut habe ich als solches kenntlich gemacht. Diese Arbeit hat in

gleicher oder ähnlicher Form ganz oder teilweise noch keiner Prüfungsbehörde

vorgelegen.

Ort, Datum Unterschrift

Hinweise:

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die parallele Verwendung der

weiblichen und männlichen Sprachform verzichtet. Die ausschließliche Verwen-

dung der männlichen Form soll daher explizit als geschlechtsunabhängig ver-

standen werden.

Jede Nennung kommerzieller Produkte geschieht nur zu Informationszwecken.

Damit einhergehend ist keine Empfehlung des genannten Produkts durch den

Verfasser der Facharbeit verbunden

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Inhaltsverzeichnis

ii

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis .......................................................................................ii

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................. iii

1 Einleitung ..........................................................................................1

1.1 Motivation und Zielsetzung .................................................................1

1.2 Vorgehensweise und Methodik ...........................................................1

2 Grundlagen ........................................................................................2

2.1 Begriffsbestimmungen ........................................................................2

2.2 Technik, Leistungs- und Funktionsmerkmale ......................................2

3 Stand der Technik .............................................................................4

3.1 Ausgangsbasis: GIS in Brandschutzdienststellen ...............................4

3.2 GIS-Einsatz im Baugenehmigungsverfahren ......................................5

3.2.1 GIS – Werkzeuge „Messen“ und „Abfragefunktion“ ............................5

3.2.2 GIS – Werkzeuge „CAD-Import“ und „Layer“ ......................................6

3.2.3 GIS – Werkzeug: „Zeichnen“ ..............................................................7

3.2.4 GIS – Werkzeug: „Datenabfrage“ .......................................................8

3.2.5 GIS – Planungstool: „Routing“ .......................................................... 10

3.3 GIS-Einsatz bei der Brandverhütungsschau ..................................... 11

4 Aufwand zur Implementierung und Betrieb .................................. 14

4.1 Organisations- und Betriebsmodelle ................................................. 14

4.2 Kosten, Daten- und Schnittstellenmanagement ................................ 15

4.3 Betriebssicherheit und Datenschutz ................................................. 17

5 Bewertung von Nutzen und Mehrwert ........................................... 18

5.1 Quantifizierbarer Nutzen und Mehrwert ............................................ 19

5.2 Qualitativer Nutzen und Mehrwert .................................................... 20

5.2.1 Operationeller Nutzen und Mehrwert ................................................ 20

5.2.2 Strategischer Nutzen und Mehrwert ................................................. 21

5.2.3 Externer Nutzen und Mehrwert ......................................................... 22

6 Zusammenfassende Bewertung und Ausblick ............................ 23

Literaturverzeichnis .................................................................................. 25

Abbildungsverzeichnis ............................................................................. 29

Anhang ...................................................................................................... 30

Exkurs: ....................................................................................................... 32

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Abkürzungsverzeichnis

iii

Abkürzungsverzeichnis

AGBF

ALKIS

ARE

BauGB

BDBOS

BIM

BImSchG

BOS

Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren

Amtliches Liegenschaftskatasterinformationssystem

Augmented Reality Environment

Baugesetzbuch

Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und

Organisationen mit Sicherheitsaufgaben

Building Information Modeling

Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen

durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütte-

rungen und ähnliche Vorgänge

Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben

BSD

CAD

DMO

TMO

DXF

DWG

EDV

Brandschutzdienststelle

Computer Aided Design

Direct Mode (Direktmodus im Digitalfunk)

Trunked Mode (Netzbetrieb im Digitalfunk)

Drawing Interchange Format

(vektorbasiertes Zeichenformat für CAD – Anwendungen)

DraWinG - Zeichenformat

(vektorbasiertes Zeichenformat für CAD – Anwendungen)

Elektronische Datenverarbeitung

GIS

GPS

Geoinformationssystem

Global Positioning System

INSPIRE

KBSt

LoD

MBO

QR-Code

REFA

Infrastructure for Spatial Information in Europe

Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundes-

regierung für Informationstechnik in der Bundes-

verwaltung

Level of Detail (Detailierungsgrad)

Musterbauordnung

Quick-Response-Code (zweidimensionaler Strichcode)

Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und

Unternehmensentwicklung

RTG Runder Tisch GIS e.V.

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Abkürzungsverzeichnis

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TTB Taktisch Technische Betriebsstelle

VB

VZÄ

Vorbeugender Brandschutz

Vollzeitäquivalent

WFS

WMS

Web Feature Service

Web Map Service

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Einleitung

1

1 Einleitung

1.1 Motivation und Zielsetzung

Die Nutzung von Geoinformationssystemen ist in den öffentlichen Verwaltungen

weit verbreitet1. Die Bearbeitung einer Vielzahl an Arbeitsprozessen wäre ohne

die Unterstützung und den Einsatz von GIS-Werkzeugen nahezu undenkbar.

Dies gilt auch für den Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr. Insbeson-

dere in den Sachgebieten der Einsatzvorbereitung, des Katastrophenschutzes

und der Integrierten Leitstellen sind Geoinformationssysteme ein wichtiges und

etabliertes Hilfsmittel zur Bewältigung vielfältiger Aufgabenstellungen. Ebenso

finden sich auch in den Brandschutzdienststellen Anwendungsfälle für Geoinfor-

mationssysteme, da sich für fast alle zu bearbeitenden Objekte und Fragestel-

lungen des Vorbeugenden Brandschutzes ein konkreter Raumbezug herstellen

lässt. Da sich die Mehrzahl aller bekannten öffentlichen Publikationen und Fach-

diskussionen des GIS-Einsatz im Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr

fast ausschließlich um die Bereiche Einsatzvorbereitung, -führung und –lenkung

drehen, ist es mit dem Wissen und den Erfahrungen aus diesem Bereich interes-

sant, im Rahmen einer Facharbeit den Stand der Technik2 hinsichtlich der Ver-

wendung von Geoinformationssystemen auch für die Brandschutzdienststellen

zu untersuchen und darzustellen. Die Darstellung der Möglichkeiten von GIS mit

Zusatzinformationen als Hilfsmittel und deren derzeitige Verwendung in Ge-

schäftsprozessen von Brandschutzdienststellen wird anhand von konkreten und

geläufigen Beispielen näher betrachtet und skizziert. Die Beschreibung des

Mehrwerts und Nutzens im Zusammenhang mit dem Aufwand der Implementie-

rung und Führung von Geoinformationssystemen in Brandschutzdienststellen bil-

det den weiteren Schwerpunkt dieser Facharbeit.

1.2 Vorgehensweise und Methodik

Zur Erarbeitung eines Überblicks bzgl. der Leistungs- und Anwendungsmöglich-

keiten von GIS und den durch Implementierung und Betrieb verbundenen Nutzen

und Mehrwert für Brandschutzdienststellen wurden Gespräche mit Vertretern

mehrerer Softwarehersteller geführt. Des Weiteren wurde Kontakt zu Mitarbeitern

mehrerer Brandschutzdienststellen aufgenommen, um den Themenbereich auch

anwenderseitig zu untersuchen. Die Erkenntnisse aus der Analyse von Literatur

sind ebenso Bestandteil der Facharbeit wie die gewonnenen Hinweise aus den

Gesprächen mit Mitarbeitern von Geodatenmanagementämtern aus mehreren

Kommunalverwaltungen.

1 Hinweise zur Verbreitung des GIS‐Einsatzes in Kommunen Deutschlands geben z.B. folgende

Quellen: (Ebner 2007, S. 15ff; Positionspapiere des Deutschen Städtetages; u.a.) 2 Die DIN EN 45020:2006 definiert den Stand der Technik als „[…] entwickeltes Stadium der

technischen Möglichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt, soweit Produkte, Prozesse und Dienstleistungen betroffen sind, basierend auf entsprechenden gesicherten Erkenntnissen on Wissenschaft, Technik und Erfahrung“.

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Grundlagen

2

2 Grundlagen

2.1 Begriffsbestimmungen

Bachmeier et.al. (2015, S.21) definiert „die Funktion einer Brandschutzdienst-

stelle als größtenteils durch die Kreisverwaltungsbehörden / Landratsämter in

Verbindung mit dem Repräsentanten der öffentlichen Feuerwehren (Kreis- bzw.

Stadtbrandrat, -meister oder -inspektor, je nach Bundesland) wahrgenommene

Einrichtung. Zu deren Aufgaben zählt u.a. der Vorbeugende Brandschutz (z. B.

Einsatzplanungen, fachliche Stellungnahmen für Genehmigungsbehörden, Er-

klärung des Einvernehmens zum Sicherheitskonzept einer Veranstaltung oder

auch die Brandverhütungs- bzw. Feuerbeschau). Außerdem können der Brand-

schutzdienststelle Aufgaben einer Genehmigungsbehörde durch den Geschäfts-

verteilungsplan der Kommune übertragen werden.“

„Mit Geoinformationssystemen (GIS) können Geodaten mit einem räumlichen

Bezug digital erfasst und redigiert, gespeichert und reorganisiert, modelliert und

analysiert so wie alphanumerisch und graphisch präsentiert werden. Die Ver-

knüpfung von Daten führt zu neuen Informationen und ermöglicht Analysen“ (Bill

und Fritsch, 1994). Geodaten sind raumbezogene Daten wie beispielsweise Stra-

ßennamen, Adressen, Hausnummern, Flächen mit geographischen Koordinaten.

Ein GIS-Kataster beschreibt die elektronische Datenverarbeitung bzw. Darstel-

lung von Geobasisdaten. Diese Geobasisdaten sind üblicherweise keiner Fach-

disziplin zugeordnet; darunter fallen Stadtpläne, die Darstellung von Flurstücken

und Liegenschaften im amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem (AL-

KIS), die topographischen Karten, Luftbilder (Orthobilder und Schrägluftbilder)

sowie 3D Modelle. Aufbauend auf diesen Geobasisdaten verwenden die

Fachämter in den öffentlichen Verwaltungen Geofachdaten, die im GIS gesam-

melt Informationen und Daten graphisch auf einer Ebene (sog. Layer) darstellen.

Dies können z.B. Baumkataster, Sirenenstandorte, Rettungspunkte, Trinkwas-

serrohrnetze, usw. sein.

2.2 Technik, Leistungs- und Funktionsmerkmale

Geoinformationssysteme bestehen aus Hardware, Software, Daten, Anwendun-

gen und Diensten und lassen sich nach dem sog. EVAP-Modell definieren (Er-

fassung, Verwaltung, Analyse und Präsentation). Die meisten GIS-Applikationen

beschäftigen sich mit der „Abfrage-Visualisierungs-Funktion“ bzw. mit den „Wo

ist…?“ Fragen. Dieser Aspekt ist für die tägliche Arbeit im Vorbeugenden Brand-

schutz von elementarer Bedeutung. So ist in der Regel jeder Vorgang einer

Brandverhütungsschau bzw. einer Stellungnahme im Baugenehmigungsverfah-

ren einem bestimmten Objekt mit Straße und Hausnummer zuzuordnen. Neben

den Aspekten der Datenverarbeitung (Datenzugang, Metainformation, Daten-

transfer) spielt auch die Datenanalyse sowie die Frage nach der Verfügbarkeit

bei den GIS-Anwendungen eine immer größere Rolle (vgl. Bill und Fritsch, 1994;

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Grundlagen

3

Stauch, 2000, S.21). Technisch wird in der Geoinformatik hinsichtlich der Soft-

warearchitektur bisher zwischen folgenden Nutzungsklassen unterschieden:

Desktop-GIS

Client/Server-GIS

Internet-GIS

Mobiles-GIS

Weiterhin sei an dieser Stelle insbesondere auch auf den Trend verwiesen, ne-

ben zweidimensionalen GIS vermehrt dreidimensionalen Geodaten in GIS für die

Aufgabenerfüllung in öffentlichen Verwaltungen einzusetzen (vgl. hierzu auch

das Positionspapier des Deutschen Städtetags aus dem Jahr 2015).

Den Fachämtern der öffentlichen Verwaltungen stehen in der Regel kommerzi-

elle Anwendungen wie z.B. die Produkte ArcGIS der Firma ESRI Deutschland

GmbH, GeoMedia der Firma Intergraph, RIWA GIS der Firma RIWA GmbH, u.ä.

zur Verfügung. Neben solchen Standardsoftwareprogrammen ist in den kommu-

nalen Verwaltungen aber auch Individualsoftware zur digitalen Geodatenaus-

kunft weit verbreitet. Genannt seien an dieser Stelle zum Beispiel die Anwendun-

gen „FreiGIS“ der Stadt Freiburg i.Br., „FireGIS“ der Stadt Paderborn oder auch

das Programm „WuNDa“ (Wuppertaler Navigations- und Datenmanagementsys-

tem) der Stadt Wuppertal. Diese Programme werden den Fachämtern üblicher-

weise von den organisationseigenen Kataster- Vermessungs- oder Geodaten-

managementämtern zur Anwendung bereitgestellt. Im Bereich der Open Source

Software und der Internetanwendungen zählen die Produkte „QGIS“, „BING“,

„Google Maps“, „Google Street View“ als auch das Programm „Open Street Map“

sicherlich zu den bekanntesten und meist genutzten GIS bzw. GIS nahen An-

wendungen. Diese stellen unter einer freien Lizenz bzw. einem unbeschränkten

Zugang eine Vielzahl von Daten zu Topographie, Gebäude, Objekte, usw. zur

Verfügung und können selbstverständlich auch von öffentlichen Verwaltungen

genutzt werden. Da dienstlich erfasste Daten mit diesen Anwendungen für Dritte

sichtbar sind, ist die hauptsächliche Verwendung von Open Source Programmen

insbesondere für Brandschutzdienststellen meist nur auf Visualisierungs- und

Datenerfassungsaspekte beschränkt.

Um die Möglichkeiten der Geoinformationssysteme voll ausnutzen zu können,

sind nachstehende Werkzeuge und Funktionen für die Anwender in den Brand-

schutzdienststellen von besonderer Bedeutung (vgl. Ziehm, 2014, S.12):

Möglichkeit zur Erfassung, Speicherung, Verarbeitung, Visualisierung und

Analyse von Vektor-, Raster- und Sachdaten

Überlagerung von Karten (Layern), und deren inhaltliche und logische Ver-

knüpfung

Möglichkeiten Datenbanken und Geodienste (WFS und WMS) zu nutzen

Standardisierte Schnittstelle zur Geodatenpflege mit der Verwaltungssoft-

ware der Brandschutzdienststelle sowie zu anderen Fachanwendungen

von in- und externen Ämtern und Behörden

Druck- und Exportfunktion, um Karten, Pläne, usw. z.B. als Datei im PDF-

Format zu generieren

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Stand der Technik

4

3 Stand der Technik

3.1 Ausgangsbasis: GIS in Brandschutzdienststellen

Bezogen auf die geführten Fachgespräche zum Themenbereich des „Stands der

Technik“ ist festzustellen, dass sich ein sehr heterogenes Bild bzgl. der vollen

Ausschöpfung der Funktionalitäten und Möglichkeiten von GIS für den Einsatz in

den Brandschutzdienststellen ergibt. Dies ist u. a. mit den sehr unterschiedlichen

personellen und finanziellen Möglichkeiten der Brandschutzdienststellen in

Deutschland zu begründen. Insbesondere für die GIS-gestützte Aufgabenerfül-

lung im Vorbeugenden Brandschutz liegt kaum zitierfähige Literatur vor. Vermu-

tet wird, dass dies durch die „schleichende“ Einführung von Geoinformationssys-

temen in den Verwaltungen zu begründen ist. Geoinformationssysteme wurden

in den vergangenen 10 bis 15 Jahren in den allermeisten Verwaltungsbereichen

eingeführt, um Verwaltungsprozesse zu optimieren. Dabei wurde erkannt, dass

nicht nur die Kataster- und Vermessungsämter von den Möglichkeiten eines GIS

profitieren können, sondern auch ein Großteil aller anderen Ämter und Dienst-

stellen in den Verwaltungen. Verbreitung fanden GIS v. a. in den Feuerwehr- und

Rettungsleitstellen zur Suche, Bestimmung und Visualisierung von Einsatzorten.

Im Katastrophenschutzsektor finden sich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten

u. a. zur Lagedarstellung und –führung3. Geoinformationssysteme sind in diesen

Anwendungsbereichen etabliert und Stand der Technik. Hier bestehen sehr klare

Vorstellungen bzgl. der Leistungsfähigkeit und der Einsatzgrenzen von GIS.

Diese Anforderungen werden konkret formuliert und in der notwendigen Strin-

genz in den Dienststellen auch eingeführt.

Im VB wurden die Werkzeuge und Hilfsmittel des GIS zur Aufgabenerfüllung in

der Vergangenheit hingegen mehr intuitiv und zufällig als strukturiert und durch

eine Leistungsbeschreibung definiert eingeführt. In Ermangelung tiefergehender

literarischer Quellen, die explizit den Stand der Technik für den Bereich des Vor-

beugenden Brandschutzes beschreiben, stützen sich die nachstehend beschrie-

benen Anwendungsfälle für GIS auf die Dokumentation bekannter GIS-Software-

programme4. Ergänzend hierzu sind die gesammelten Hinweise und Erfahrungen

aus den Gesprächen, die im Rahmen der Recherche für diese Facharbeit geführt

wurden, mit eingearbeitet. Die nachstehende Beschreibung der technischen

Möglichkeiten von GIS zeigt deshalb kein vollumfängliches und abschließendes

Portfolio für den Anwendungsbereich des VB. Vielmehr wird anhand ausgewähl-

ter, etablierter und gängiger Verfahren und Werkzeuge der Stand der Technik

bzgl. des GIS-Einsatz im VB dargestellt.

3 Literaturhinweise zum GIS-Einsatz in Leitstellen und im Katastrophenschutz finden sich u.a. in

folgenden Quellen: (Bernsdorf B., Fritze H. 2016; Dannenberg S. 2008; Sagold Ch. 2014; Ziehm H. 2014; u.a.)

4 Verwendet wurden die Programme „RIWA-GIS“, „QGIS“ und „FreiGIS“, da diese einen reprä-sentativen Querschnitt zu kommerzieller Software, Open Source Software, sowie Individual-software abbilden.

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Stand der Technik

5

3.2 GIS-Einsatz im Baugenehmigungsverfahren

„Nach den Brandschutzgesetzen der Bundesländer ist die Zuständigkeit der

Brandschutzdienststelle vordringlich für den abwehrenden Brandschutz (insbe-

sondere die Fremdrettung von Menschen, die Realisierung von wirksamen

Lösch- und Rettungsmaßnahmen und der Eigenschutz der Einsatzkräfte) als

auch für den organisatorischen / betrieblichen Brandschutz definiert. Die Stel-

lungnahme der Brandschutzdienststelle für das Baurechtsamt im Baugenehmi-

gungsverfahren muss sich demzufolge auf diese Belange konzentrieren“ (vfdb

01/01-S1: 2012-11 (01)).

Diesen Belangen entsprechend wird nachfolgend auf der Basis des rechtlichen

Hintergrunds dargestellt, wie GIS-Anwendungen bzw. GIS-Werkzeuge im VB

eingesetzt werden können und was diese gemäß der Definition zum Stand der

Technik derzeit zu leisten vermögen.

3.2.1 GIS – Werkzeuge „Messen“ und „Abfragefunktion“

Anwendungsfall: Anordnung der Feuerwehrzugänge/-zufahrten und -flä-

chen

Das Baurecht fordert dezidiert Zugänge, Zufahrten, Aufstell- und Bewegungsflä-

chen für die Feuerwehr. § 5 der Musterbauordnung führt genau aus, wie Ge-

bäude und die vor und hinter den Gebäuden gelegenen Grundstücksteile von der

Feuerwehr erreicht werden müssen. In Verbindung mit den Abstandsflächen

nach § 6 MBO ergeben sich die Angriffswege der Feuerwehr (vgl. Klingsohr und

Messerer; 2005, S.234). Ausgehend von diesen gesetzlichen Grundlagen kön-

nen GIS-Werkzeuge im Rahmen der Bearbeitung von Bauanträgen von den

Brandschutzdienststellen zur Bestimmung von Abständen und Flächen einge-

setzt werden. Das Beispielbild in Abbildung 5 zeigt anschaulich, wie das Mess-

werkzeug eines zweidimensionalen GIS eingesetzt wird, um eine Zufahrtssitua-

tion zu einem neu geplanten Objekt zu beurteilen. Mit einer hohen Messgenau-

igkeit lassen sich auf der Grundlage der im GIS verfügbaren amtlichen Kataster-

und Liegenschaftsdaten die Grundstücksgrenzen sowie die Zufahrtssituationen

rechtssicher vermessen. Angaben in Plänen und Beschreibungen des Brand-

schutznachweises von der Brandschutzdienststelle können so mit Hilfe des GIS-

Werkzeuges einfach nachgeprüft und bewertet werden. Neben der Möglichkeit,

das Messwerkzeug zur Bestimmung von Lage und Größe der Zufahrts- und Flä-

chensituation aus Sicht des abwehrenden Brandschutzes zu beurteilen, können

bei diesem Arbeitsschritt auch die Informationen zu Grundstückseigentümern,

eingetragenen Vermerken und Grundstückslasten von der Brandschutzdienst-

stelle eingesehen werden.

Die Verwendung des GIS für diese Aufgabenerfüllung wird nach Angaben der

Gesprächspartner sehr häufig eingesetzt (vgl. [G1], [G2], [G6], [G8], [G10],

[G11]), so dass hier definitiv vom „Stand der Technik“ gesprochen werden kann.

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Stand der Technik

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3.2.2 GIS – Werkzeuge „CAD-Import“ und „Layer“

Anwendungsfall: Gewährleistung der Sicherstellung von Rettungswegen

Um die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere Leben und Gesund-

heit, nicht zu gefährden und bei einem Brand die Rettung von Menschen und

Tieren sowie wirksame Löscharbeiten zu ermöglichen, stellt das Bauordnungs-

recht u.a. Anforderungen an die Zugänglichkeit der Bebauung auf den Grundstü-

cken. Die Anforderungen betreffen auch die Herstellung von Rettungswegen

über Rettungsgerät der Feuerwehr. „Wird der zweite Rettungsweg über Ret-

tungsgerät der Feuerwehr vom öffentlichen Straßenraum hergestellt, muss die-

ser faktisch für das Anleitern geeignet sein; die Richtlinie über die Flächen für die

Feuerwehr kann zur Beurteilung herangezogen werden. […] Die Anforderungen

an die Aufstellflächen legen Entwurfsverfasser bzw. Nachweisersteller unter Be-

teiligung der Brandschutzdienststelle fest“ (van Hazebrouck, 2018).

Insbesondere [G1], [G6], [G7] und [G8] verweisen auf die Möglichkeit der Visua-

lisierung der Flächennutzung des öffentlichen Straßenraumes für die Belange der

Feuerwehr mittels Layer im GIS. So ist es bereits im Rahmen des Baugenehmi-

gungsverfahrens für die Brandschutzdienststellen möglich, die notwendigen Flä-

chen für Zu- und Durchgänge, Zu- und Durchfahrten sowie Aufstell- und Bewe-

gungsflächen inkl. notwendiger Schleppkurven für Drehleitern sowohl auf priva-

ten Grundstücken als auch auf öffentlichen Verkehrsflächen im GIS auf eigenes

dafür eingerichteten Layern einzuzeichnen. Diese Flächen können sowohl von

der öffentlichen Verwaltung bzw. der Brandschutzdienststelle selbst aufgenom-

men und im GIS selbst eingezeichnet werden, als auch direkt als CAD-Import

über im Voraus definierte Schnittstellen und Datenformate, z.B. im DXF-Format

in den zugeordneten Layer des GIS importiert werden. Anhand von Abbildung 6

wird exemplarisch gezeigt, wie eine Fläche für die Feuerwehr im GIS für ein Ob-

jekt dargestellt werden kann. Die graphische Darstellung dieser Flächen im GIS,

verbunden mit Eintragungen und Hinweisen der Brandschutzdienststelle auf die

Sicherstellung des Rettungsweges angrenzender Gebäude und Objekte macht

es in der Folge für andere Behörden und Ämter einfacher, für sich die Folgen

abschätzen und für die Zukunft planen zu können. Insbesondere bei Streitfragen

zu Grundbucheinträgen oder Interessenkonflikten bei Mehrfachnutzung öffentli-

cher Flächen kann der GIS-Einsatz zur Versachlichung der Diskussionen zwi-

schen Fachämtern, Bauherren, Architekten, Fachplanern usw. beitragen. Betei-

ligte am Baugenehmigungsverfahren wie z.B. die Straßenbaulastträger, die

Grünflächenämter, Ämter für Parkraummanagement, usw. erhalten somit die

Möglichkeit, mit Hilfe des GIS Entscheidungen über Straßeneinrichtungen oder

Anträge auf Sondernutzungserlaubnisse (z.B. Freischankflächen bei Veranstal-

tungen, Verkaufswägen, Ladesäulen, Baumpflanzungen, Verlegung von Stra-

ßenbahnnetzen inkl. der Errichtung von Oberleitungen, etc.) zu treffen oder bei

geplanten Straßenumbauten auf die Aufstellflächen Rücksicht zu nehmen (vgl.

[7]). Sowohl bei Neubauten, als auch bei Tekturen und Nutzungsänderungen von

Bestandsgebäuden sind die Brandschutzdienststellen somit in der Lage, mit der

Einsichtnahme im GIS die öffentliche Verkehrsfläche vor dem betreffenden Ob-

jekt auf Hindernisse zu überprüfen, die einer Sicherstellung des Rettungsweges

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Stand der Technik

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über Leitern der Feuerwehr im Weg stehen könnten. Des Weiteren können diese

darauf hinwirken, dass Planungen möglich werden, ohne die Baugenehmigung

eines Objektes zu gefährden.

3.2.3 GIS – Werkzeug: „Zeichnen“

Anwendungsfall: Notwendigkeit und Ausführung einer BOS-Gebäudefunk-

anlage

Im Rahmen der Bearbeitung und Genehmigung von Bauanträgen sind die Brand-

schutzdienststellen (in Abhängigkeit der übertragenen Zuständigkeit)5 auch dazu

aufgefordert, zur Notwendigkeit einer Gebäudefunkanlage Stellung zu nehmen.

„Gesetzliche Regelungen, auf deren Grundlage die Eigentümer oder Nutzer ei-

nes Gebäudes oder Bauwerkes zur Installation einer Objektfunkanlage verpflich-

tet werden können, finden sich in den verschiedenen Bauordnungen der Länder.

Die Bauordnungen sehen bspw. vor, dass im Rahmen des Baugenehmigungs-

verfahrens, die sog. Sonderbauten (Sportstadien, Einkaufszentren etc.) betref-

fen, besondere Auflagen zur Gewährleistung eines ausreichenden Brandschut-

zes gemacht werden können. Eine der Auflagen, die dem Eigentümer bzw. Nut-

zer in diesem Zusammenhang aufgegeben werden können, ist die Gewährleis-

tung einer […] Funkversorgung für die Feuerwehr im und ggf. um das Gebäude

herum“ (BDBOS, 2016, S. 10). Für die Brandschutzdienststellen gilt es dann, ins-

besondere die einsatztaktischen Belange der Feuerwehr zu berücksichtigen. Auf-

grund der Verwendung von funkwellenabsorbierenden Bauteilen und Baustoffen

in ausgedehnten Sonderbauten, Tiefgaragen, Straßen- und Eisenbahntunneln ist

ein ungestörter Einsatzstellenfunk oftmals nicht im erwünschten Maß gewährleis-

tet. Dabei ist es unerheblich, ob analoge oder digitale BOS-Funktechnik verwen-

det wird. Durch die zunehmende Verdichtung der Bebauung in innerstädtischen

Bereichen besteht zudem die Gefahr, dass Bestandsanlagen aber auch neu zu

errichtende Gebäudefunkanlagen sich gegenseitig stören und beeinflussen. Des-

halb ist bereits im Genehmigungsverfahren neuer Bauten der Standort, die Aus-

führung und die Betriebsmodi genauer zu beleuchten und zu prüfen.

Mit Hilfe von Geoinformationssystemen können die vorgenannten Fragestellun-

gen zur Vermeidung gegenseitigen Störungen und negativen Beeinflussung so-

wie der Versorgungsbereiche beantwortet werden (vgl. Breyer, 2017, S.5ff, [G2],

[G4]). Abbildung 1 zeigt einen Kartenausschnitt, dargestellt im Geoinformations-

system der Stadt Freiburg, bei dem die Brandschutzdienststelle die BOS-Gebäu-

defunkanlagen in einzelnen Gebäuden im Uniklinikvierteil eingetragen hat. Hinter

jeder farbig eingezeichneten Zone ist für ein Objekt mit BOS-Gebäudefunkanlage

der Versorgungsbereich sowie die dazugehörigen taktisch-technischen Parame-

ter hinterlegt. Die Funktionen des Geoinformationssystems ermöglichen über

5 Je nach Bundesland und Geschäftsverteilungsplan können hier anstelle der Brandschutzdienst-

stelle auch andere Abteilungen wie z.B. eine TTB zuständig sein. Oftmals wird diese Aufgabe aber auch von Brandschutzdienststellen aufgrund mangelnder Fachkenntnisse delegiert.

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Stand der Technik

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Punkt-, Linien- und Flächenfunktionen die vorhandenen bzw. geplanten Gebäu-

degrundrisse in beliebiger geometrischer Form nachzubilden. Mit diesen Funkti-

onen können die Funkreichweiten über die Gebäudegrenzen hinaus bestimmt

werden. Die gesammelten Objektinformationen, technischen Daten und Zeich-

nungen werden auf vier entsprechenden Layern zusammengefasst und darge-

stellt. Im Beispielfall der Stadt Freiburg wurden je zwei Layer für analoge Gebäu-

defunkanlagen (aktive / passive Anlagen) sowie für die digitale Objektfunkversor-

gung zwei Layer für TMO bzw. den DMO-Betrieb erstellt. Die Brandschutzdienst-

stelle kann anhand der geplanten Gebäudestruktur die Reichweite der Gebäude-

funkanlage im GIS eintragen und so bereits im Rahmen des Genehmigungsver-

fahrens die Beeinflussungssituation bewerten. In der Folge können bereits im

Planungs- bzw. Genehmigungsstadium seitens der Behörden Aussagen zu

Ausführung und Betrieb von neuen BOS-Gebäudefunkanlagen getroffen wer-

den.6

Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Programm „FreiGIS“ der Stadtverwaltung Freiburg i. Br.: darge-stellt sind die Wirkbereiche mehrerer Objektfunkanlage einzelner Gebäude (eigene Darstellung, erstellt mit dem Programm „FreiGIS“)

3.2.4 GIS – Werkzeug: „Datenabfrage“

Anwendungsfall: Prüfung der Löschwasserversorgung

Der Prüfumfang des Brandschutznachweises umfasst im Regelfall auch den

Nachweis der vom Gesetzgeber geforderten ausreichenden bzw. angemessenen

Löschwasserversorgung, damit wirksame Löscharbeiten seitens der Feuerwehr

durchgeführt werden können. Die von den Nachweiserstellern eingereichten Un-

6 Dieser GIS-Anwendungsfall kommt z.B. bei der Feuerwehr der Stadt Freiburg i. Br. zur Anwen-

dung. Weitere Brandschutzdienststellen, die GIS für diese Aufgabenstellung anwenden, sind nicht bekannt. Unter anderem daraus lässt sich schließen, dass weitere sinnvolle GIS-Anwen-dungsmöglichkeiten für den Vorbeugenden Brandschutz denkbar sind, diese aufgrund fehlen-der Publikation und Auseinandersetzung mit dem Thema in vielen Brandschutzdienststellen jedoch schlichtweg nicht bekannt sind.

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Stand der Technik

9

terlagen lassen sich in den Brandschutzdienststellen mit Hilfe von Geoinformati-

onssystemen überprüfen, da die öffentlichen Wasserversorger ihr Trinkwasser-

rohrnetz in der Regel umfassend mit georeferenzierten Daten dokumentiert ha-

ben. Die Prüfung der Löschwasserversorgung für neu geplante Objekte zählt mit

zu den dem Verfasser in vielen Gesprächen am häufigsten genannten Anwen-

dungsfällen von GIS in Brandschutzdienststellen (vgl. [G2], [G6], [G8], [G10],

[G11]).

Mithilfe der im GIS auf eigenen Layern hinterlegten Hydrantenstandorte, den da-

zugehörigen Eintragungen zu Art und Ausführung des Leitungsnetzes (z.B. Stich-

und Ringleitungen), Leitungsdurchmesser, anstehendem Druck, usw. können

tragfähige Aussagen zur Leistungsfähigkeit sowohl zu geplanten Maßnahmen als

auch zum IST-Zustand entnommen werden. Alle notwendigen Daten der lei-

tungsgebundenen Trink- bzw. Löschwasserversorgung werden in der Regel ei-

genständig von den jeweils zuständigen Trinkwasserversorgern erfasst und als

Datensatz über definierte Schnittstellen den GIS-Betreibern der öffentlichen Ver-

waltung zur Verfügung gestellt. Diese Geofachdaten können mit einem eigenen

Layer im Geoinformationssystem angezeigt und beliebig mit anderen Layern,

z.B. dem Liegenschaftskataster überlagert werden. Somit sind genaue Aussagen

zur Löschwasserversorgung eines Grundstücks bzw. der dortigen Objekte mög-

lich.

Neben den Informationen zur leitungsgebundenen Trink- bzw. Löschwasserver-

sorgung können mit Hilfe von Geoinformationssystemen auch andere Möglich-

keiten der unabhängigen Löschwasserversorgung dargestellt und überprüft wer-

den. Insbesondere Flüsse, Bäche, Weiher, Seen, Zisternen usw. können von

Brandschutzdienststellen erfasst und im GIS mit den notwendigen Informationen

auf eigenen Layern dokumentiert werden (vgl. hierzu Abbildung 2).

Abbildung 2: eingeblendete Layer: Löschbehälter, Löschweiher und Hydranten auf dem Hinter-grund des Liegenschaftskatasters (eigene Darstellung, generiert mit dem Programm „RIWA-GIS“)

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Stand der Technik

10

Anzumerken ist, dass dieses GIS-Werkzeug für die Aufgabenerfüllung einer

Brandschutzdienststelle in seiner Priorität in Fachkreisen sehr unterschiedlich

bewertet wird. Während Brandschutzdienststellen großer Städte den Nachwei-

sersteller des Brandschutzgutachtens in der Pflicht sehen (vgl. z.B. [G7]) und das

GIS hier kaum einsetzen, spielt der Prüfaspekt in Gegenden mit schlechter

Lösch- bzw. Trinkwasserversorgung durchaus eine stärkere Rolle (vgl. hierzu

z.B. [G6], [G8]).

3.2.5 GIS – Planungstool: „Routing“

Anwendungsfall: Fahrtzeitisochronen (Prüfung der Kompensationsmög-

lichkeit eines zweiten baulichen Rettungsweges durch ein Hubrettungs-

fahrzeug der Feuerwehr)

Im Rahmen der Stellungnahmen im Baugenehmigungsverfahren haben die

Brandschutzdienststellen auch zu prüfen, ob ein Einsatz einer Drehleiter nach

den gesetzlichen Bestimmungen des Baurechts und der Brandschutzgesetze der

Länder zur Sicherstellung des zweiten Flucht- und Rettungsweges in Frage

kommt. So steht in § 35 der MBO:

„Gebäude, deren zweiter Rettungsweg über Rettungsgeräte der Feuerwehr führt

und bei denen die Oberkante der Brüstung von zum Anleitern bestimmten Fens-

tern mehr als 8 m über der Geländeoberfläche liegt, dürfen nur errichtet werden,

wenn die Feuerwehr über die erforderlichen Rettungsgeräte wie Hubrettungs-

fahrzeuge verfügt.“

Die Brandschutzgesetze der Länder geben weiterhin zeitliche Fristen vor, bis

wann die Feuerwehr an der Einsatzstelle tätig werden muss. Die Gemeinden sind

so verpflichtet, eine den örtlichen Verhältnissen entsprechend leistungsfähige

Feuerwehr einzurichten und zu unterhalten. Die Brandschutzdienststellen haben

vor diesem Hintergrund im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens zu prüfen,

ob im Umfeld des zu genehmigenden Objektes eine Drehleiter rechtzeitig heran-

geführt werden kann. In Ballungszentren und Großstädten liegen den Brand-

schutzdienststellen häufig bereits Planungsgrundlagen durch eine erfolgte Feu-

erwehr- bzw. Brandschutzbedarfsplanung vor. Erreichen die Hubrettungsfahr-

zeuge das komplette Zuständigkeitsgebiet der eigenen Dienststelle innerhalb der

geforderten Hilfsfristen, entsteht kein weiterer Handlungsbedarf. Andernfalls

muss der zweite Flucht- und Rettungsweg baulich hergestellt werden.

Für Brandschutzdienststellen in Landratsämtern und Städten mit Randzonen, mit

überwiegend ländlichem Charakter und räumlich weit auseinanderliegenden

Feuerwehrstandorten mit weiten Anfahrtszeiten haben, können GIS mit integrier-

ten Planungstools mit zur Klärung der Frage eingesetzt werden, ob es zeitlich

möglich ist, bei Neubauten den zweiten Flucht- und Rettungsweg über ein Hub-

rettungsfahrzeug der Feuerwehr zu führen. Alternativ zu Befahrungen einzelner

Strecken mit Feuerwehrfahrzeugen unter Einsatz von Sonder- und Wegerechte

bieten geobasierte Routingmodule in Geoinformationssystemen die Möglichkeit,

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Stand der Technik

11

von einem definierten Standort aus Fahrtzeiten und Abdeckungsgebiete zu be-

stimmen. Beispielhaft sei hier auf Hinweis von [G4] das Programm „HeiGIT“ der

Universität Heidelberg genannt, welches zur Berechnung von Fahrtzeitisochro-

nen verwendet werden kann. Durch die Eingabe der notwendigen Parameter

(Fahrtzeit, max. Fahrgeschwindigkeit, Gewicht und Größe des zu simulierenden

Fahrzeuges) können die Gebiete bestimmt werden, innerhalb derer ein Feuer-

wehrfahrzeug in der angegebenen Fahrtzeit den Einsatzort erreichen kann. Aus-

gehend von den jeweils gesetzlich vorgegebenen Hilfsfristen bleibt nach Abzug

von Alarmierungs- und Ausrückezeiten die reine Fahrtzeit übrig, die im Geoinfor-

mationssystem graphisch dargestellt werden kann. So zeigt Abbildung 7 inner-

halb welcher Gebiete die in der kreisfreien Stadt Kempten (Allgäu) stationierte

Drehleiter Objekte innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfrist theoretisch erreichen

kann. Außerhalb der rot markierten Fläche muss aus Sicht der Brandschutz-

dienststelle bei neu geplanten Objekten der zweite Flucht- und Rettungsweg bau-

lich realisiert werden. Festzuhalten ist, dass diesem GIS-Programm das Problem

anhaftet, dass Einflüsse wie Tages- und Nachtzeit, Stausituationen z.B. im Fei-

erabendverkehr, Baustellen, u.dgl. nicht nachgestellt bzw. simuliert werden kön-

nen. Insofern zeigen sich hier auch die technischen Grenzen einer GIS-Software,

die eine GPS-gestützte Realbefahrung nur ergänzen, aber nicht ersetzen kann

(vgl. Steinvoord, 2012, S. 57).

3.3 GIS-Einsatz bei der Brandverhütungsschau

„Nach den Brandschutzgesetzen oder den Ordnungsgesetzen der Länder sind

die Gemeinden bzw. die Kreise verpflichtet, in festgelegten Zeitabständen oder

nach pflichtgemäßen Ermessen Brandverhütungsschauen (auch Gefahrenver-

hütungsschau oder Feuerbeschau genannt) durchzuführen. Die Brandverhü-

tungsschau dient dazu, Gefahren für Leben, Gesundheit, Eigentum oder Besitz,

die durch Brände oder Explosionen entstehen können, bei bestehenden bauli-

chen Anlagen zu verhüten. Um die Zielsetzung der Brandverhütungsschau zu

erreichen, sind gebäude- und nutzungsabhängig betriebliche Mängel zu erfassen

sowie bauliche, technische und organisatorische Brandschutzvorkehrungen zu

überprüfen. Durch die Brandverhütungsschau werden ferner objektspezifische

Einsatzplanungen ermöglicht und überprüft sowie Objekte auch unter arbeits-

schutzrechtlichen Aspekten (Sicherheit der Einsatzkräfte) bewertet“ (AK-VBG-

Bund 2012). Die vom Arbeitskreis Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der

AGBF-Bund hierfür empfohlene Prüfliste wird in vielfacher Weise von den Brand-

schutzdienststellen genutzt. Zur Abarbeitung der Punkte dieser Prüfliste kommen

beim Prozess der Brandverhütungsschau Geoinformationssystemen insbeson-

dere bei der Vorbereitung zum Einsatz.

Die nachstehende Auflistung zeigt, wie Geoinformationssysteme nach dem der-

zeitigen Stand der Technik unterstützend und sinnvoll zur Aufgabenerfüllung bei

der Brandverhütungsschau genutzt und in den Arbeitsprozess mit eingebunden

werden können (vgl. Hinweise aus [G1], [G2], [G6], [G8], [G9], [G10], [G11]):

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Stand der Technik

12

Suche und visuelle Anzeige der Flurstücknummer des Grundstücks an-

hand der Straßenbezeichnung, der Hausnummer und ggf. des Besitzers

im GIS nach Vorgabe der Liste, welches Objekt begangen werden soll.

Ideal ist hier eine Anbindung der VB-Verwaltungssoftware an das GIS zur

automatischen Datenübernahme.

Recherche über Eigentümer, Mieter bzw. Nutzer des betreffenden Objekts

über die im GIS zur Verfügung stehenden Daten aus dem ALKIS, damit

ggf. Anschreiben zur Terminierung, Rechnungs- und Bescheiderstellung

durchgeführt werden können.

Einblendung des aktuellen Luftbildes zur Beurteilung der Vegetation, der

Zuwegung zum Grundstück bzw. Objekt. Interessant ist hier insbesondere

der Vergleich der vorhandenen Luftbilder über mehrere Jahre, sofern

diese im GIS vorliegen, um Aussagen zu zugewachsenen oder baulich

veränderten Flächen für die Feuerwehr treffen zu können.7

Prüfung der Art und des Umfangs der Sicherstellung der Löschwasserver-

sorgung des Objektes mit Hilfe der im GIS zur Verfügung stehenden

Layer, die i.d.R. vom örtlich zuständigen Trinkwasserversorger bereitge-

stellt werden.

Prüfung der Art und des Umfangs sowie ggf. der tatsächlichen Ausführung

der Löschwasserrückhaltung bei Störfallbetrieben (sofern dies tatsächlich

als Aufgabe der Brandschutzdienststelle übertragen wurde und im Rah-

men der Brandverhütungsschau mit abgeprüft werden soll); hierbei sind

bei der Vorprüfung im GIS insbesondere die Kataster zu Schmutz- und

Regenwasserkanälen, eingetragenen Rückhaltebecken und dergleichen

relevant.

Verschaffung eines Überblicks mit Hilfe von GIS-Anwendungen, um An-

ordnungen und Ausführungen der Flächen für die Feuerwehr für das zu

begehende Objekt zu überprüfen; darunter fallen insbesondere die An-

sicht der Feuerwehraufstellflächen im öffentlichen Bereich (Straßenbreite

und Einordnung – Nebenstraße / Hauptstraße, Plätze, Sackgassen, Park-

situationen, etc.) inkl. der Ansicht von ins Grundbuch eingetragenen Las-

ten, die brandschutzrelevant sind (sofern dies rechtemäßig den GIS-Nut-

zern der Brandschutzdienststelle erlaubt ist)

Möglichkeit der Seitenansicht von Gebäuden (Höhe anhand der Ge-

schosse, grobe Fenstergrößenerkennung zum Nachweis des zweiten Ret-

tungsweges) u.a. mit Hilfe von 3D GIS-Anwendungen

Einschätzung, ob Bäume, Stromleitungen, Straßenbahnoberleitungen,

etc. den Einsatz einer Drehleiter beschränken.

Ausmessen von Höhen und Abständen zur Beurteilung, ob alternativ auch

der Einsatz von tragbaren Leitern der Feuerwehr möglich ist.

Beurteilung der Zufahrtssituation und der genutzten Parkflächen

7 Im Rahmen der Aktualisierung der georeferenzierten Datenbestände und zur Analyse von Flä-

chennutzungen können von Kommunen turnusmäßig Befliegungen durchgeführt werden – meist im Abstand von einigen Jahren. Dabei werden sog. Orthophotos erzeugt, die mit Vek-torgraphiken in GIS-Programmen überlagert werden können (vgl. [G12]) Für den Betrachter ergibt sich ein virtueller und photorealistischer Blick aus der Vogelperspektive.

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Stand der Technik

13

Beurteilung von Dachansichten, Brand- und Gebäudetrennwänden

Abbildung 3: Einsatz des Messwerkzeugs am Beispiel der 3D Anwendung „FreiGIS3D“ der Stadt Freiburg i. Br. zur Prüfung der Anleiterbarkeit des 3. Obergeschosses eines Gebäudes (eigene Darstellung, erstellt mit dem Programm „FreiGIS3D“)8

Der Einsatz der Funktionalitäten und Werkzeuge der GIS funktioniert bei den o.g.

Punkten analog wie im vorstehenden Kapitel für die Stellungnahmen im Bauge-

nehmigungsverfahren beschrieben. Um die Möglichkeiten von GIS voll aus-

schöpfen zu können, ist insbesondere die Verknüpfung mit den Verwaltungssoft-

wareanwendungen der jeweiligen Brandschutzdienststelle über definierte

Schnittstellen wichtig. Die höchste Effizienz wird durch bidirektionalen Datenaus-

tausch erreicht. Für den Produktbereich „Brandverhütungsschau“ muss im Zu-

sammenhang des derzeit technisch Machbaren festgestellt werden, dass bei der

eigentlichen Begehung von Objekten vor Ort, der Einsatz von GIS derzeit nicht

weiter sinnvoll erscheint. Dies ist darin zu begründen, dass vor Ort die Aufnahme

baulicher und betrieblicher Mängel, sowie deren Dokumentation im Vordergrund

steht (vgl. Tretzel 2007, S.11). Die zur Vorbereitung mit dem GIS generierten

Daten können zwar mit Hilfe mobiler Endgeräte wie Tablets, Laptops, Handys

usw. bei der Begehung vor Ort abgerufen und in die Aufgabenerfüllung mit ein-

bezogen werden, im Gebäude bzw. Objekt selbst sind jedoch keine weiteren An-

wendungsbezüge für GIS aktuell vorhanden.

8 Das Bild zeigt beispielhaft einen dreidimensionalen Detailausschnitt der Kaiser-Joseph Straße

in Freiburg i. Br. Die Oberflächen (Häuserfassaden, Straßen, usw.) sind in der Qualität LoD 2 dargestellt; generiert und extrahiert durch eine Laserscan-Punktwolke, bei der ca. 400 farbige 3D Punkte/m² erzeugt werden (vgl. [G12]). Die Nutzungsgrenze dieses GIS ergibt sich für die Brandschutzdienststelle hier u.a. dadurch, dass die essentiell wichtige Darstellung der Stra-ßenbahnoberleitungen (rot eingekreister Bereich) fehlt bzw. fast nicht zu erkennen ist; diese müssen jedoch bei der Beurteilung der Anleiterbarkeit mit der Drehleiter mit einbezogen wer-den können.

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Aufwand zur Implementierung und Betrieb

14

4 Aufwand zur Implementierung und Betrieb

4.1 Organisations- und Betriebsmodelle

Der Aufwand, der durch die Implementierung und Führung eines GIS für eine

Brandschutzdienststelle entsteht ist insbesondere vom Organisations- und Be-

triebsmodell abhängig. Dieser bestimmt daher auch maßgeblich seinen Nutzen

und Mehrwert mit. Deshalb werden die zwei gängigsten Betriebsvarianten von

Geoinformationssystemen in öffentlichen Verwaltungen nachstehend kurz erläu-

tert:

Betriebsvariante 1:

Betrieb eines einheitlichen GIS durch ein zentrales Amt für Geoinformation in ei-

nem Landratsamt bzw. einer Stadtverwaltung. Abhängig von der GIS-Software

sind bei dieser Betriebsvariante Schnittstellen zu Fachanwendungen9 der BSD

einzurichten. Der Hauptfokus bei Nutzen und Mehrwert dieser Betriebsvariante

liegt hier beim verwaltungsinternen Datenaustausch (z.B. mit dem Baurechts-

amt).

Betriebsvariante 2:

Amtsinterner Aufbau und Betrieb einer eigenen EDV-Struktur mit einem integrier-

ten GIS10 und zugehörigen Fachanwendungen für alle Sachgebiete und Abteilun-

gen mit einer Schnittstelle zu weiteren Ämtern (z.B. zum Bauordnungsamt), be-

zogen auf die Organisationseinheit „Amt 37“. Die BSD mit dem Aufgabengebiet

des VB ist als integrierter Bestandteil dieser Organisationseinheit zu betrachten.

Bei dieser Variante wird versucht, einen deutlichen Mehrwert durch die gemein-

same Nutzung georeferenzierter Daten aus der Arbeit im Vorbeugenden Brand-

schutz im operativen Einsatzdienst und der Einsatzlenkung in Leitstellen zu er-

zielen.

Unabhängig von der grundsätzlichen Entscheidung, ob ein GIS organisations-

bzw. verwaltungsweit oder nur amtsintern genutzt werden soll, sind die im vor-

stehenden Kapitel beschriebenen Funktionalitäten und Werkzeuge der GIS für

alle Betriebsvarianten immer gleich anwendbar. Unterschiede ergeben sich je-

doch insbesondere hinsichtlich des Aufwands zu Kosten, Personalverfügbarkeit,

Datenerhebung und Datenpflege sowie der Aspekte zu Betriebssicherheit, Da-

tenschutz, Datenverfügbarkeit und Betriebsstabilität. Deshalb sollten bei Neuein-

führung die Anforderungen an das GIS am für sich selbst analysierten und defi-

nierten Bedarf ausgerichtet und die strukturellen, personellen und finanziellen

Auswirkungen auf die Dienststelle analysiert und abgeschätzt werden.

9 Beispielhaft seien hier die im Vorbeugenden Brandschutz üblichen und oft genutzten Fachsoft-

wareanwendungen ProBrandschutz der Firma PROSOZ Herten GmbH, VB-Office der Firma creaTeam Softwareentwicklung GbR, e-VOB der Firma GEOBYTE SOFTWARE GmbH, etc. genannt.

10 Beispielhaft sei hier das Produkt metropoly GIS bzw. metropoly BOS der Firma GEOBYTE SOFTWARE GmbH genannt, das als komplette Softwarelösungen inkl. integriertem GIS für die Organisationseinheiten „Feuerwehr, Brand- und Katastrophenschutz“ gelten kann.

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Aufwand zur Implementierung und Betrieb

15

4.2 Kosten, Daten- und Schnittstellenmanagement

Bill und Fritsch (1994) stellen in ihrem Standardwerk zu Geoinformationssyste-

men fest, dass die „Daten Kern und teuerster Bestandteil eines GIS“ sind. Auf-

grund dessen sollte bei allen Betriebsvarianten aus Gründen der Effizienz und

der Kosten sowie aus zeitlichen Gründen möglichst auf bereits vorhandene digi-

tale Karten und Geofachdaten zurückgegriffen werden. „Die für [Brandschutz-

dienststellen] relevanten Informationen liegen bereits häufig in digitaler Form vor,

da diese über die Vermessungs- und Katasterämter aufgrund der Forderungen

zum Aufbau einer europaweiten Geodateninfrastruktur und der daraus resultie-

renden Umsetzung der Geodatenzugangsgesetze der Länder bezogen werden

können“11 (Stauch, 2002, S.56). „Diese Open Government Data- Strategie ist eine

Grundlage für den heute sehr einfachen Zugang zu hochwertigen und kosten-

günstigen bzw. kostenlosen Geodaten auch für die Feuerwehren [bzw. die

Brandschutzdienststellen]“ (Bernsdorf und Fritze, 2016; S.183).

Im Rahmen der Gespräche mit verschiedensten Vertretern der Brandschutz-

dienststellen und der Geodatenmanagementämter kann festgehalten werden,

dass die in Tabelle 1 aufgelisteten Geofachdaten für die Arbeit im VB von Rele-

vanz sind.

Tabelle 1: Übersichtstabelle zu „VB-relevanten“ Geofachdaten (Quelle: Eigene Darstellung) (1).

Betriebsvariante 1:

Organisationsweites GIS Betriebsvariante 2: Amtsinternes GIS

Auswahl der für Brandschutzdienst- stellen relevanten Geofachdaten

Datenpflege und Datenerhebung durch

Datenpflege und Datenerhebung durch

Grunddaten (z.B. Topographische Kar-ten, ALKIS, Orthophotos, etc.)

GIS- bzw. Fachamt

BSD (Import)

Einwohnermeldedaten GIS- bzw. Fachamt BSD (Import)

Trinkwasserrohrleitungsnetz GIS- bzw. Fachamt BSD (Import)

Hochwassergefahrenkarte GIS- bzw. Fachamt BSD (Import)

Baumkataster GIS- bzw. Fachamt BSD (Import)

Parkraumkataster GIS- bzw. Fachamt BSD (Import)

Straßenbahnoberleitungskataster GIS- bzw. Fachamt BSD (Import)

Eventflächenkataster GIS- bzw. Fachamt BSD (Import)

Fahrtzeitisochronen BSD BSD

Löschwasserversorgung (z.B. Bach, Zisterne, Seen, etc.

BSD

BSD

Flächen für die Feuerwehr BSD BSD Objektdaten (z.B. Feuerwehrpläne, BMA) BSD BSD

Betriebsflächen für „BImSCH-Betriebe“ Regen- und Abwassernetz Sirenennetz Rettungspunkte (Wald, Fluß, etc.)

BSD GIS- bzw. Fachamt

BSD BSD

BSD BSD (Import)

BSD BSD

Deutsche Bahn (DB) – Schienennetz GIS-bzw. Fachamt BSD (Import)

11 Angestoßen durch die INSPIRE – Richtlinie der Europäischen Union.

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Aufwand zur Implementierung und Betrieb

16

Ein Aufwand entsteht für die Betreiber von Geoinformationssystemen immer

dann, wenn Daten entweder importiert oder selbst erhoben und eingepflegt wer-

den müssen. Abhängig von der Art der Datenerhebung und –pflege ist der Auf-

wand für die Betriebsvariante 2 höher anzunehmen als bei Betriebsvariante 1.

Dies ist dadurch zu begründen, dass im Regelfall durch eigenes Personal ein

Großteil der Daten selbst eingepflegt und bereitgestellt werden muss (vgl. Ta-

belle 1). Vor allem die dabei entstehenden Personalkosten müssen individuell bei

der Betriebsvariante ermittelt und im Vergleich zum erwarteten Nutzen und Mehr-

wert der Weiterverwendung im operativen Einsatzdienst und der Leitstellen be-

wertet werden. Kosten für die EDV – Infrastruktur (Server, Energiekosten, Spei-

cherkapazität, usw.) schließen sich an und könnten dem Haushalt der betroffe-

nen Dienststelle nahezu zu 100 % zugerechnet werden. Die Betriebskosten der

Betriebsvariante 1 fallen unter diesem Aspekt für die Mitnutzer in den Brand-

schutzdienststellen hingegen deutlich geringer aus.

Für die tägliche Arbeit in den Brandschutzdienststellen ist es unabhängig vom

Betriebsmodell wichtig, neben dem Rückgriff auf die in einer Verwaltung bereits

vorhandenen Datenbestände auch die selbst erhobenen Informationen und Da-

tenbestände über definierte Schnittstellen aus der genutzten Verwaltungssoft-

ware selbst in GIS Programme zu übertragen. Vor allem für die Erstellung von

Stellungnahmen im Baugenehmigungsverfahren ist es von Bedeutung, dass die

Inhalte der digitalen Bauakten der Bauordnungsämter über Schnittstellen ins GIS

übernommen werden können. So ist es möglich, auf den immer gleichen geore-

ferenzierten Datenbestand zurückzugreifen. Im GIS sollte im Idealfall automa-

tisch das mit dem Vorgang bzw. der Bauakte verknüpfte Flurstück in der Flurkarte

angezeigt werden. Umgekehrt sollte aus einem angebundenen GIS die jeweilige

(VB)-Fachanwendung aufgerufen werden können, mit der dann wahlweise die

Vorgangsbearbeitung, die Vorgangssuche oder die Vorgangserfassung erfolgt.

Die letztgenannte Funktion sollte mit der Möglichkeit verbunden sein, die bei ei-

nem neuen Vorgang aus dem GIS übergebenen Flurstückdaten zu erfassen.

„Diese Art der verwaltungsinternen Zusammenarbeit hilft, Doppelarbeit bei der

Datenhaltung, -erhebung und -pflege zu vermeiden und steigert somit die Effizi-

enz und Wertschöpfung bei der Nutzung vorhandener Datenbestände. […] Zent-

rales Anliegen bei allen Betriebsvarianten muss immer die breite Nutzbarma-

chung von Geodaten durch eine intuitive Bedienbarkeit des Systems für den End-

anwender [in der Brandschutzdienststelle] sein. Der Abruf vorliegender Geoba-

sis- und Geofachdaten muss an jedem Arbeitsplatz – spezifiziert je nach Anwen-

dungsbereich – möglich sein“ (Hogrebe 2008, S9).

Insgesamt lässt sich festhalten, dass bei vorhandenen definierten und funktionie-

renden Schnittstellen zwischen den Verwaltungssoftwareanwendungen und den

Geoinformationssystemen ein relativ geringer zeitlicher Aufwand für die Daten-

pflege und dem Datenaustausch entsteht. Der höchste zeitliche – und damit auch

kostenmäßige Aufwand kann für Brandschutzdienststellen für den Anwendungs-

fall, welcher im Kapitel 3.1 für die Erfassung von Flächen für die Feuerwehr im

GIS beschrieben ist, entstehen. Bei Betrachtung dieses Anwendungsfalls ist für

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Aufwand zur Implementierung und Betrieb

17

das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen festzuhalten, dass nach Imple-

mentierung eines GIS die Flächen für die Feuerwehr erst nach und nach einge-

pflegt werden können. Bei Neubauten könnten die notwendigen Daten je nach

örtlichen Verhältnissen von den Brandschutznachweiserstellern zusätzlich zu

den Gebäudeplänen im DXF oder DWG-Format o.ä. eingefordert werden, damit

diese importiert werden können. Ist dies aufgrund rechtlicher bzw. örtlicher Rah-

menbedingungen nicht möglich, müssten die Flächen für die Feuerwehr durch

die öffentliche Verwaltung selbst vor Ort aufgenommen und ins GIS übernommen

werden. Der Nutzen und Mehrwert generiert sich so erst im Verlauf einiger Jahre

bzw. oft erst dann in Jahrzehnten (vgl. z.B. Hinweis von [G7]).

4.3 Betriebssicherheit und Datenschutz

Nachstehende Aspekte zur Betriebssicherheit sowie der Manipulationssicherheit

und des Datenschutzes dürfen bei Implementierung und Betrieb eines GIS nicht

vernachlässigt werden. Diese müssen im Rahmen der Betrachtungen zu Mehr-

wert und Nutzen als „Aufwandsgröße“ (Personalbedarf, Investitionskosten für

Hard- und Software, Lizenzgebühren, Wartungsverträge für Hard- und Software-

updates, Datenaktualisierungen, etc.) mitberücksichtigt werden. Bei der Imple-

mentierung und dem Betrieb von Geoinformationssystemen spielt neben Kosten-

und Zeitaspekten auch die Ausfallsicherheit des Systems bzw. die Verfügbarkeit

von Daten eine Rolle. Da es sich bei der Aufgabenerledigung im Bereich der Vor-

und Nachbereitung von Brandverhütungsschauen und der Stellungnahmen im

Baugenehmigungsverfahren im Gegensatz zum Betrieb von GIS in Integrierten

Leitstellen um keinen Hochrisikobereich handelt ist eine Hochverfügbarkeit nicht

gefordert. Dennoch ist der Aspekt zu System- und Datenverfügbarkeit bei der

Nutzung von Geoinformationssystemen in Brandschutzdienststellen nicht zu ver-

nachlässigen. Lange Ladezeiten führen zur individuellen Unzufriedenheit bei den

Nutzern und sind letztendlich Zeitverschwendung. Aus diesem Grund ist bei der

Einführung und dem Betrieb auch der Betriebsperformance Aufmerksamkeit zu

widmen. Die weitreichende und intensive Nutzung von personen- und objektbe-

zogenen Daten in Geoinformationssystemen benötigt eine leistungsfähige und

sichere EDV-Infrastruktur unabhängig vom Betriebsmodell. Innerhalb der öffent-

lichen Verwaltung bzw. der Brandschutzdienststelle sind deshalb zur Sicherstel-

lung der Datengrundlage für jeden einzelnen Nutzer von Geoinformationssyste-

men Lese- und Schreibrechte zu definieren.

Daneben gelten die gesetzlichen Bestimmungen zum Datenschutz natürlich auch

bei Implementierung und Betrieb von Geoinformationssystemen. In bestimmten

Fällen (z. B. Eigentümerinformationen von Flurstücken) sind geeignete Schutz-

maßnahmen zu treffen, damit nur autorisierte Nutzer mit einem nachgewiesenen

berechtigten Interesse das GIS nutzen können. Die Schutzmöglichkeiten können

dabei von unterschiedlicher Art (z. B. IT-Sicherheit, Anonymisierung, konkret

festgelegte Lese- und Schreibrechte) sein (vgl. Bill und Fritsch 1994). Eine Absi-

cherung der Betriebsstruktur gegenüber Zugriffen und Manipulation von außen

ist für jedes Betriebsmodell als selbstverständlich zu betrachten.

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Bewertung von Nutzen und Mehrwert

18

5 Bewertung von Nutzen und Mehrwert

PIETSCH (2003) definiert Nutzen als „Maß für die Bedürfnisbefriedigung, die ein

Konsument durch den Konsum von Gütern erzielt“. Berücksichtigt werden müs-

sen dabei außerdem die Ziele dieses Konsumenten. Der Begriff Mehrwert wird

im Zusammenhang mit der Aufgabenstellung unter Berücksichtigung der anfal-

lenden Kosten für den Verbrauch von Ressourcen beleuchtet, also „den in Geld

zu bewertenden Verzehr von Gütern und / oder Dienstleistungen“ (RTG, 2006,

S. 11). Kosten und Nutzen werden üblicherweise mit einer Wirtschaftlichkeits-

rechnung gegenübergestellt und bewertet. Der Begriff der Wirtschaftlichkeit ist im

Kontext der Bewertung von Nutzen und Mehrwert insofern wichtig, da Artikel 114

II, Grundgesetz die gesetzliche Grundlage dafür bildet, dass die öffentliche Ver-

waltung ihre sämtlichen Aktivitäten am Prinzip der Wirtschaftlichkeit auszurichten

hat. Für die Bewertung einer kommunalen IT- bzw. GIS-Maßnahme wurden ver-

schiedene Verfahren entwickelt, die auch für die Implementierung und Führung

eines GIS für den Einsatz im VB in Brandschutzdienststellen ihre Anwendung

finden können. Für konkrete Projekte wird an dieser Stelle zum einen auf die

„Empfehlung zur Durchführung von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen in der Bun-

desverwaltung, insbesondere beim Einsatz der IT, WiBe 4.0, Version 2004“, ver-

wiesen, die von der Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung

für Informationstechnik in der Bundesverwaltung im Bundesministerium des In-

nern (KBSt) herausgegeben wird, zum anderen auf das Verfahren der TU Mün-

chen bzw. des Runder Tisch GIS e.V. (vgl. Ebner 2007, S.27).

Abbildung 4: Vorgehensweise bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit zur Einführung von GIS in Brandschutzdienststellen (eigene Darstellung in Anlehnung an (RTG, 2006, S. 38))

Da die jeweiligen Kosten- und Nutzenaspekte individuell für jede Brandschutz-

dienststelle selbst zu identifizieren und zu erfassen sind, können die folgenden

Ausführungen zum Vergleich zwischen Aufwand und Nutzen/Mehrwert nur als

allgemeine Auswahl verstanden werden. Die weitere Betrachtung von Nutzen

und Mehrwert durch Implementierung und Führung eines GIS für Brandschutz-

dienststellen erfolgt deshalb speziell unter quantifizierbaren und unter qualitati-

ven Aspekten. Während der quantifizierbare Nutzen für konkrete Projekte in einer

Brandschutzdienststelle noch annähernd leicht zu ermitteln ist, ist der qualitative

Nutzen pekuniär nur schwer bezifferbar. So muss üblicherweise nach Klärung

und Festlegung des tatsächlichen Bedarfs über eine Kosten-Nutzen-Analyse

eine Entscheidung für eine Betriebsvariante getroffen werden. Die entstehenden

Kosten bei der Implementierung eines GIS sind dann im Wesentlichen abhängig

von der Einführungsstrategie und der Betriebsvariante, jedoch relativ genau er-

mittelbar. Insbesondere bei der Betriebsvariante 2 sind die o.g. Kosten direkt der

Bestimmung des Ziels der

Wirtschaftlich-keitsberech-

nung

Identifikation der Aufgaben-

bereiche im Vorbeugenden

Brandschutz

Quantitative Wirtschaft-

lichkeit: Kapitalwert-

methode

Qualtitative Wirtschaft-

lichkeit:Nutzwert-

analyse

Zusammen-führung der

Ergebnisse zur Beurteilung

der Wirtschaftlich

keit

Empfehlung bzgl. des GIS Betriebs im

Vorbeugenden Brandschutz

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Bewertung von Nutzen und Mehrwert

19

Brandschutzdienststelle zuordenbar und müssen bei der Kosten-Nutzen-Analyse

mit einberechnet werden. Wird ein GIS organisationsweit für die komplette Ver-

waltung implementiert, fallen die der Brandschutzdienststelle zuordenbaren Kos-

ten hingegen deutlich geringer aus. In Bezug auf die Implementierung und Füh-

rung eines GIS sind dabei Ausgaben für die Technologie (Hardware, Software,

Netzbetrieb), die Daten, das Personal, sowie sonstige Ausgaben wie Material-

oder Raumkosten einzukalkulieren (vgl. Ebner 2007, S.28).

5.1 Quantifizierbarer Nutzen und Mehrwert

Der begrenzte Rahmen einer Facharbeit und v.a. der fehlende konkrete Projekt-

bezug lässt keine genaue Aussage in Form einer finanziellen Bezifferung von

Mehrwert und Nutzen durch den GIS-Einsatz zu. Um diesen dennoch für die Be-

reiche der Erstellung von Stellungnahmen im Baugenehmigungsverfahren und

der Durchführung von Brandverhütungsschauen quantitativ zu erfassen und er-

heben zu können, erfolgten mehrere Fachgespräche mit Führungskräften und

Sachbearbeitern. Diese bewerten den Nutzen und Mehrwert, welcher sich durch

den GIS-Einsatz generiert für ihre jeweiligen Brandschutzdienststellen bzw. Auf-

gabenfelder sehr homogen und übereinstimmend (vgl. hierzu [G2],[G6],[G7],

[G10],[G11]).

So schätzt beispielhaft für die Branddirektion München, Herr Maiworm [G7], Lei-

ter der Brandschutzprüfung in der Abteilung Einsatzvorbeugung und hier für den

Bereich der Stellungnahmen im Baugenehmigungsverfahren verantwortlich,

dass durch die Verwendung von GIS in 80% aller Bearbeitungsvorgänge mindes-

tens zwei Arbeitsstunden eingespart werden können. Diese Einsparung generiert

sich aus der Vermeidung von Ortsterminen. So ist es den Mitarbeitern der Brand-

schutzdienststellen möglich, sich allein mit den zur Verfügung stehenden GIS-

Werkzeugen einen guten und ausreichenden Überblick zur räumlichen Situation

vor Ort zu verschaffen. Dies reicht i.d.R. aus, um die brandschutztechnische Stel-

lungnahme im Baugenehmigungsverfahren ohne weiteren „Vor-Ort-Termin“ an-

fertigen zu können. In Summe beziffert Herr Maiworm das Einsparpotential für

die Branddirektion München auf der Basis von 2.000 Stellungnahmen für die Lo-

kalbaukommission (Bauordnungs- bzw. Baurechtsamt in München) jährlich auf

ca. 6 VZÄ.

Anders wird die Kosten- und Zeitersparnis für den Bereich der Brandverhütungs-

schauen innerhalb derselben Dienststelle eingeschätzt und bewertet. So hält der

Leiter der Feuerbeschau bei der Branddirektion München, Herr Wohlrab [G8],

den quantifizierbaren Nutzen und Mehrwert in Form von Zeitersparnissen bei der

Vorgangsbearbeitung für die Mitarbeiter, welche die Brandverhütungsschauen

durchführen und vorbereiten „für sehr überschaubar“. Dies wird darin begründet,

dass das GIS nur für wenige Gesichtspunkte bei der Vorbereitung von Brandver-

hütungsschauen eingesetzt werden kann. Für die eigentliche Durchführung, die

Nachbereitung und die Bescheiderstellung wird so gut wie kein Nutzen gesehen.

Sowohl den o.g. Aussagen als auch allen weiteren Gesprächsergebnisse mit

Vertretern aus unterschiedlichsten Brandschutzdienststellen haftet das Problem

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Bewertung von Nutzen und Mehrwert

20

der Subjektivität an. Die Ursache ist bei den fehlenden Möglichkeiten der eindeu-

tigen und nachweisbaren Bestimmung der Zeit- und Kostenanteile und der dar-

aus folgenden betriebswirtschaftlichen Bewertung des quantitativen Nutzens des

GIS – Einsatzes zu suchen. Insbesondere aussagekräftige und belastbare Kenn-

zahlen fehlen komplett. Gemäß Kötke (2016, S.9) ist zwar in ca. 60% der Brand-

schutzdienststellen die durchschnittliche Bearbeitungsdauer der Stellungnahmen

im Baugenehmigungsverfahren bekannt. Allerdings sind auch keine weiteren tie-

fergehenden Untersuchungen im Rahmen einer Organisationsuntersuchung zur

zeitlichen Bearbeitungstiefe z.B. nach der REFA – Methode12 bekannt. Hier wäre

eine zeitgenaue Aufnahme und Bestimmung aller Bearbeitungsschritte bei der

Planbearbeitung unterschiedlichster Art und Größe von Objekten notwendig. Auf

deren Basis könnte hochgerechnet werden, wie lange und für welche Zwecke

z.B. das GIS eingesetzt wird. Mit solch einem umfangreichen statistischen Zah-

lenwerk könnten valide Rückschlüsse auf die Effektivität und das damit verbun-

denen Einspar- bzw. Nutzungspotentials des GIS bzw. EDV-Einsatzes hinsicht-

lich zeitlicher und personeller Ressourcen geschlossen werden.

5.2 Qualitativer Nutzen und Mehrwert

Basierend auf dem Leitfaden der TU München und des Runden Tisch GIS e.V.

zur Wirtschaftlichkeit von GIS im kommunalen eGovernment kann der Nutzen

und Mehrwert eines GIS auch qualitativ bestimmt werden. Der Leitfaden differen-

ziert hier zwischen operationellem, strategischem sowie externem Nutzen.

5.2.1 Operationeller Nutzen und Mehrwert

„Der operationelle Nutzen begründet sich aus einer Steigerung der Leistungsfä-

higkeit bei der Bearbeitung von Geschäftsprozessen mithilfe des GIS-Einsatzes

und einer dadurch verbesserten Informationsverarbeitung“ (RTG 2006, S.13).

Bezugnehmend auf die Produkte der Stellungnahmen im Baugenehmigungsver-

fahren und der Brandverhütungsschau können für Brandschutzdienststellen

hierzu folgende Punkte aufgeführt werden:

Schnellere Datensuche, -bereitstellung und -zugriff, da digitale Recher-

chemöglichkeit über zentrale Stelle

Fachübergreifende, digitale Recherchemöglichkeit

Schnellerer Datenaustausch mit anderen Dienststellen / Behörden

Neben den in Kapitel 3 dargestellten Möglichkeiten des GIS-Einsatzes gemäß

dem Stand der Technik bieten diese in der täglichen Arbeit den Brandschutz-

dienststellen weiteren Nutzen und Mehrwert, auch wenn diese Anwendungsfälle

oftmals nicht gleich und direkt im unmittelbaren Zusammenhang mit den Arbeits-

prozessen der Produkte der Stellungnahmen im Baugenehmigungsverfahren

12 Unter „REFA-Methode“ versteht man Methoden zur betrieblichen (Zeit-)Erfassung von Daten

unterschiedlichster Arbeitsprozesse und der daraus abgeleiteten Erkenntnisse und Maßnah-men zu deren Optimierung.

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Bewertung von Nutzen und Mehrwert

21

und der Vorbereitung von Brandverhütungsschauen in Verbindung stehen. Bei-

spielgebend betrifft dies telefonische oder schriftliche Anfragen von Bürgern wie

etwa: „Mein Nachbar parkt in der Zufahrt zur unserer Wohnanlage – darf der da

sein Auto parken oder ist das nicht vielmehr eine offizielle Feuerwehrzufahrt?!“

(vgl. [G6]). Zur effizienten und korrekten Beantwortung solcher Fragestellungen

stellen GIS ein ideales Hilfsmittel dar, um einen schnellen visuellen Überblick,

verbunden mit den zugehörigen Informationen im GIS-Grundstückskataster über

die Situation vor Ort zu gewinnen. Ohne die Nutzungsmöglichkeit eines GIS

müsste ein zeitraubender Ortstermin zur Prüfung vereinbart werden. Selbiges gilt

für kurze Anfragen von Behörden, Ämtern, Architektur- und Ingenieurbüros, etc.,

die im Zusammenhang mit konkreten oder bevorstehenden Bauvorhaben, Ob-

jekten und Liegenschaften stehen. Der operative Nutzen für die Brandschutz-

dienststelle entsteht insofern auch durch die dadurch entstehende höhere Ver-

fügbarkeit der Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Anstelle unproduktiver Fahrtzeiten zur

Inaugenscheinnahme vor Ort kann diese Zeit besser und effektiver zur Aufga-

benerfüllung in der Dienststelle selbst genutzt werden.

Losgelöst von den Betriebsvarianten und den damit verbundenen Implementie-

rungs- und Betriebsaufwänden bietet der GIS-Einsatz in Brandschutzdienststel-

len insbesondere aus technischer Sicht dann einen großen operationellen Nut-

zen und Mehrwert, wenn es nicht ausschließlich zur Visualisierung und Betrach-

tung von Luftbildern genutzt wird. Diese Vorteile ergeben sich erst dann, wenn

gemäß dem Stand der Technik die zur Verfügung stehenden Werkzeuge genutzt

und die vorhandenen Geodaten aus allen angeschlossenen Organisationsberei-

chen analysiert, bearbeitet und verknüpft werden können. Dieser Aspekt betrifft

z.B. die GIS-Datenabfrage zur Einschätzung von Grundstücksflächen für die Si-

cherstellung des zweiten Rettungsweges genauso wie die beschriebene Ver-

knüpfung von VB-Verwaltungssoftwareanwendungen mit dem GIS zum Daten-

austausch. Im Verhältnis zum Aufwand ein GIS einzuführen und zu pflegen, ist

der operative Nutzen und Mehrwert zwar nicht in Form finanzieller bzw. zeitlicher

Aspekte konkret messbar, jedoch wird dieser von allen Gesprächspartnern

durchweg positiv bewertet.

5.2.2 Strategischer Nutzen und Mehrwert

Strategischer Nutzen entsteht beispielsweise durch den GIS-Einsatz im Rahmen

der Bauleitplanung. Die Brandschutzdienststellen werden in diesem zweistufigen

Verfahren gemäß § 4 BauGB als Träger öffentlicher Belange, deren Aufgaben

durch die Planungen betroffen sind, beteiligt. Im Rahmen dieser Beteiligung kön-

nen die Brandschutzdienststellen Geoinformationssysteme bei nachfolgenden

Punkten zur Prüfung und Einschätzung der Belange des vorbeugenden und ab-

wehrenden Brandschutzes einsetzen (vgl. Flemm, 2017):

Einhaltung der Hilfsfrist

Löschwasserversorgung (Trinkwasserrohrleitungsnetz, sowie Zisternen,

Bäche, Seen, etc.)

Bewertung der Straßen- und Wegsituation

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Bewertung von Nutzen und Mehrwert

22

Aufstell- und Bewegungsflächen

Hochwassergefahren

Prüfung der Abstandsflächen, welche zu Betrieben eingehalten werden

müssen, die dem BImSchG unterliegen

Zufahrt zu Bahnanlagen, Wasserflächen, etc.

Der Einsatz von Geoinformationssystemen zur Prüfung von o.g. brandschutzre-

levanten Aspekten erfolgt analog den in den voranstehenden Kapiteln beschrie-

benen Vorgehensweisen. Diese Vorarbeit, die in den Brandschutzdienststellen

an dieser Stelle geleistet wird, wirkt sich direkt und positiv auch bei der späteren

Bearbeitung von Bauanträgen und bei der Objektbegehung im Rahmen der

Brandverhütungsschau aus und muss deshalb an dieser Stelle ausdrücklich mit

benannt werden.

Des Weiteren ist unter strategischen Gesichtspunkten der Nutzung von GIS in

allen Betriebsvarianten insbesondere die Verwendung einer einheitlichen und ge-

oreferenzierten Datenbasis zu nennen, die eine medien- und datenbruchfreie Zu-

sammenarbeit z.B. mit dem Bauordnungsamt als Nutzer der Stellungnahmen er-

möglicht.

5.2.3 Externer Nutzen und Mehrwert

„Unter dem externen Nutzen wird der Nutzen verstanden, der bei Dritten durch

den GIS - Einsatz in der […] [Brandschutzdienststelle] und eine damit verbun-

dene Verbesserung der Informationsweitergabe entsteht“ (RTG, 2006; S.14).

Hier ist zwischen dienststelleninternen Nutznießern und externen Nutznießern zu

differenzieren. Hierunter fallen z.B. die dienststelleninternen Bedürfnisse zur

Weiterverarbeitung und Nutzung der Objektdaten des VB z.B. für die Bereiche

Leitstelle, Einsatzplanung, Katastrophenschutz und Einsatzdurchführung. Fest-

zustellen ist, dass insbesondere die Betriebsvariante 2 amtsintern zwar einen

deutlich erhöhten Aufwand zur Implementierung und Führung verursacht, aber

für den operativen Einsatzdienst ein deutlicher Mehrwert und Nutzen generiert

werden kann. Die Verwendung der Objektdaten mit den passgenauen Anmer-

kungen und Hinweisen aus den Baugenehmigungsverfahren und der Brandver-

hütungsschauen über ein gemeinsames GIS im Feuerwehreinsatz vor Ort kann

den Einsatzkräften deutliche Vorteile verschaffen. Informationsverluste zwischen

der Einsatzvorbereitung im VB und der Einsatzdurchführung werden vermieden.

Die Hinweise aus dem VB können direkt vor Ort abgerufen werden.

Externer Nutzen und Mehrwert kann durch die Nutzung von GIS auch bei der

Bearbeitung von Bürgeranfragen, etc. generiert werden. Oftmals können telefo-

nische Anfragen allein durch die Informationsabfrage mittels GIS direkt und sofort

beantwortet werden. Ortstermine und langwierige Suchen im Archiv oder Nach-

fragen bei beteiligten Ämtern können je nach Art der Anfrage zumindest reduziert

werden. Die Bürger, Planungs- und Ingenieurbüros, etc. profitieren durch die

schnelle Auskunft. Im Sinne der positiven Außenwirkung der öffentlichen Verwal-

tung, zu der die Brandschutzdienststellen dazugehören, ist dieser Aspekt nicht

zu unterschätzen!

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Zusammenfassende Bewertung und Ausblick

23

6 Zusammenfassende Bewertung und Ausblick

In der vorliegenden Facharbeit wurde der Stand der Technik hinsichtlich der Ver-

wendung von Geoinformationssystemen im Vorbeugenden Brandschutz in

Brandschutzdienststellen dargestellt. Anhand einzelner ausgewählter Beispiele

konnte das Leistungsspektrum von Geoinformationssystemen für konkrete An-

wendungsfälle im Baugenehmigungsverfahren und der Brandverhütungsschau

beschrieben werden. Dabei zeigte sich, dass Geoinformationssysteme für die

Brandschutzdienststellen einen deutlichen Nutzen und Mehrwert erbringen,

wenn sie nicht nur zur alleinigen Visualisierung genutzt, sondern intelligent mit

weiteren georeferenzierten Daten aus den Fachanwendungen der Bauämter, des

Vorbeugenden Brandschutzes und weiterer Organisationseinheiten der öffentli-

chen Verwaltung verknüpft werden.

Die weitere Aufgabenstellung dieser Facharbeit beinhaltete die Darstellung des

Verhältnisses zwischen Aufwand zur Implementierung und Führung von Geoin-

formationssystemen und deren Mehrwert und Nutzen für die Arbeit im Vorbeu-

genden Brandschutz. Insbesondere die Bearbeitung dieses Themenfeldes führte

zum Ergebnis, dass die effiziente Ausnutzung aller Anwendungsmöglichkeiten,

die der Stand der Technik bei den Geoinformationssystemen den Nutzern in den

Brandschutzdienststellen bietet, sehr stark von den finanziellen und strukturellen

Voraussetzungen der jeweiligen kommunalen Verwaltung abhängt. Vor dem Hin-

tergrund einer zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft, der sich immer

schneller fortentwickelnden Technik und der damit einhergehenden Einführung

des eGovernment in den öffentlichen Verwaltungen ist zu erwarten, dass Geoin-

formationssysteme zunehmend in die Arbeitsprozesse des Vorbeugenden

Brandschutzes integriert oder zumindest über Schnittstellen an die Fachsoft-

wareanwendungen angeschlossen werden.

Insbesondere sehr große Dienststellen tendieren dazu, Geoinformationssysteme

als gemeinsame Basis für ihren eigenen organisationsweiten Austausch von ge-

oreferenzierten Daten zu nutzen und ihre EDV-Struktur danach auszurichten.

Erste öffentliche Ausschreibungen solcher Softwaresysteme deuten in diese

Richtung. Aus strategischer Sicht lassen sich dadurch erhebliche Synergieeffekte

zwischen dem Vorbeugenden Brandschutz als Teil der Einsatzvorbereitung,

-durchführung und -lenkung erzielen.

Zur tieferen Beurteilung und Bewertung des Nutzens und des Mehrwerts von

GIS-Anwendungen für die Arbeit im Vorbeugenden Brandschutz fehlen fakten-

begründende Statistiken, die für die Bewertung des quantitativen Nutzens erfor-

derlich sind. Eine detailliertere Untersuchung ist in der Konsequenz nur für einen

direkten Projektbezug sinnvoll. Organisationsgutachten könnten hier Abhilfe

schaffen, sofern z.B. bei einer Beschaffung dieser Teilbereich näher begründet

werden müsste.

Wenngleich auch konkrete Zahlen als Bewertungsgrundlage nicht vorhanden

sind ist dennoch festzuhalten, dass der Einsatz von GIS deutliche Vorteile für die

effizientere Gestaltung von Arbeitsprozessen des VB bringt. Die in dieser Arbeit

dargestellten qualifizierbaren und quantifizierbaren Aspekte sprechen für sich.

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Zusammenfassende Bewertung und Ausblick

24

Alleine die Verkürzung von Durchlaufzeiten bei der Bearbeitung von Bauanträgen

und die Einsparung von „vor-Ort-Terminen“ sind gute Gründe, um GIS im VB

einzusetzen.

Aufgrund der augenscheinlich oftmals wenig strukturierten Einführung von GIS-

Programmen in den Brandschutzdienststellen besteht dennoch im Einzelfall si-

cherlich auch die Gefahr, die Funktionalitäten von GIS nicht vollumfänglich aus-

zuschöpfen (vgl. Hinweise von G5). Ohne konkrete Leistungsbeschreibung und

der Formulierung von Zielen, die man mit dem GIS-Softwareanwendungen im VB

erreichen möchte, mutieren diese zum Zeitfresser und enden in nutzlosen Spie-

lereien. Der Einsatz von GIS als entlastendes Hilfsmittel verkehrt sich dann ins

Gegenteil. Den von der Dienststelle erwartete Mehrwert und Nutzen können GIS

deshalb nur erbringen, wenn diese nicht nur intuitiv zu bedienen sind, sondern

auch in der notwendigen Stringenz in standardisierte Arbeitsprozesse des VB

integriert werden. Ein nächster Schritt könnte deshalb für viele Dienststellen die

strukturierte Einbindung der GIS-Anwendungsmöglichkeiten in die Geschäftspro-

zesse der BSD sein. Dieses Vorgehen zur Steigerung des effektiven Einsatzes

von personellen und materiellen Ressourcen ist im Rahmen von Lean-Manage-

ment- bzw. Lean-Administration-Methoden etabliert und anerkannt13. Das Ziel

muss weniger der durch Zufall geprägte Einsatz von GIS, sondern mehr der ge-

zielte und standardisierte Gebrauch dieses technischen Hilfsmittels sein.

Zukünftig ist damit zu rechnen, dass sich durch die zunehmende Digitalisierung

und der sich immer schneller entwickelnden Informationstechnologie die Nut-

zungs- und Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Geoinformationssysteme

für Brandschutzdienststellen vervielfachen. Hierzu wird auf den Exkurs im An-

hang mit einem kurzen Ausblick zum Spannungsfeld zwischen dem Stand der

Technik und der Forschung / Entwicklung hingewiesen.

13 Verwiesen sei an dieser Stelle auf Literatur zur Optimierung von Geschäftsprozessen von

Schmelzer H., Sesselmann W.; (2013), Allweyer Th. (2012), u. a.

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Gesprächsnachweis

28

Gesprächsnachweis

[G1] Herr Ziehm, Fa. ESRI Deutschland GmbH; 31.10.2018

[G2] Herr Eichin, Berufsfeuerwehr Freiburg, 07.11.2018

[G3] Herr Lutz, Fa. Geobyte Software GmbH; 05.11.2018

[G4] Herr Dr. Golecki, Berufsfeuerwehr Freiburg, 23.10.2018

[G5] Herr Dr. Ridder, Berufsfeuerwehr Düsseldorf, 12.10.2018, 11.12.2018

[G6] Herr Mollemeier, Feuerwehr Paderborn, 01.11.2018

[G7] Herr Maiworm, Berufsfeuerwehr München, 08.11.2018

[G8] Herr Krebber; Berufsfeuerwehr Wuppertal, 08.11.2018

[G9] Herr Wohlrab; Berufsfeuerwehr München, 12.11.2108

[G10] Herr Hagen; Berufsfeuerwehr Mainz; 15.11.2018

[G11] Herr Bauer; Berufsfeuerwehr Mannheim; 15.11.2018

[G12] Herr Wild; Amt für Geodatenmanagement, Stadt Freiburg; 15.11.2108

[G13] Herr Truthän; Fa. RXSK Berlin; 17.12.2108

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Abbildungsverzeichnis

29

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Programm „FreiGIS“ der Stadtverwaltung

Freiburg i. Br.: dargestellt sind die Wirkbereiche mehrerer

Objektfunkanlage einzelner Gebäude (eigene Darstellung, erstellt mit

dem Programm „FreiGIS“) ..................................................................8

Abbildung 2: eingeblendete Layer: Löschbehälter, Löschweiher und

Hydranten auf dem Hintergrund des Liegenschaftskatasters (eigene

Darstellung, generiert mit dem Programm „RIWA-GIS“).....................9

Abbildung 3: Einsatz des Messwerkzeugs am Beispiel der 3D Anwendung

„FreiGIS3D“ der Stadt Freiburg i. Br. zur Prüfung der Anleiterbarkeit

des 3. Obergeschosses eines Gebäudes (eigene Darstellung, erstellt

mit dem Programm „FreiGIS3D“) ..................................................... 13

Abbildung 4: Vorgehensweise bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit zur

Einführung von GIS in Brandschutzdienststellen (eigene Darstellung

in Anlehnung an (RTG, 2006, S. 38)) ............................................... 18

Abbildung 5: Eingeblendete Hydranten auf einem Orthophoto / Einsatz von

Mess- und Zeichenwerkzeuge im GIS (eigene Darstellung, generiert

mit dem Programm „RIWA-GIS“)). ................................................... 30

Abbildung 6: Layer: „Feuerwehrflächen“; hier: rot eingezeichnete und

schraffierte Feuerwehrzufahrt zum Gebäude der Stadtverwaltung

Kempten (eigene Darstellung, generiert mit dem Programm „RIWA-

GIS“))................................................................................................ 30

Abbildung 7: Fahrtzeitisochronen der auf der Hauptfeuerwache Kempten

stationierten Drehleiter (eigene Darstellung, generiert mit dem

Programm „HeiGIT“) ......................................................................... 31

Abbildung 8: 3D-Stadtmodell der Innenstadt von München kombiniert mit

dem Planungsmodell der zweiten S-Bahn-Stammstrecke, links der

Hauptbahnhof samt der notwendigen Erweiterungen; Quelle:

(Bormann et.al., 2015) ...................................................................... 33

Abbildung 9: ARE-3D-Ansicht inklusive brandschutzrelevanter

Einblendungen (mit freundlicher Genehmigung der Fa. Fichtner IT

Consulting AG) ................................................................................. 34

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Abbildungsverzeichnis

30

Anhang

Abbildung 5: Eingeblendete Hydranten auf einem Orthophoto / Einsatz von Mess- und Zeichen-werkzeuge im GIS (eigene Darstellung, generiert mit dem Programm „RIWA-GIS“)).

Abbildung 6: Layer: „Feuerwehrflächen“; hier: rot eingezeichnete und schraffierte Feuerwehrzu-fahrt zum Gebäude der Stadtverwaltung Kempten (eigene Darstellung, generiert mit dem Pro-gramm „RIWA-GIS“)).

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Abbildungsverzeichnis

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Abbildung 7: Fahrtzeitisochronen der auf der Hauptfeuerwache Kempten stationierten Drehleiter

(eigene Darstellung, generiert mit dem Programm „HeiGIT“)

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Exkurs:

32

Exkurs:

Diskussion des Spannungsfelds zwischen dem Stand

der Technik und des rein technisch Machbaren

Die Aufgabenstellung fordert u. a., den Stand der Technik von GIS mit Zusatz-

funktionen für die Aufgabenfelder des Vorbeugenden Brandschutzes darzustel-

len. Die im Kapitel 3 beschriebenen Werkzeuge und Funktionen von GIS kom-

men alltäglich in Brandschutzdienststellen zur Anwendung und stellen den gesi-

cherten Stand der Technik dar. Daneben soll an dieser Stelle auch der Übergang

zwischen Forschung / Entwicklung und der sich noch entwickelnden praktischen

Anwendungsmöglichkeit neuer Techniken in Brandschutzdienststellen anhand

zweier ausgewählte Beispiele kurz vorgestellt und thematisiert werden.

Diese Beispiele stehen stellvertretend für den derzeit aktuellsten Stand der Tech-

nik im Bereich der Geoinformationssysteme – jedoch noch ohne breite und be-

kannte praktische Anwendung in Brandschutzdienststellen. Da die Relevanz und

Bedeutung dieser heute schon möglichen Technik für die Anwendung in Brand-

schutzdienststellen jedoch deutlich absehbar ist, werden diese Anwendungen als

rein informative Ergänzung exemplarisch im Rahmen eines kleinen Exkurses au-

ßerhalb der Bearbeitung der Aufgabenstellung vorgestellt. Er dient weder der Er-

weiterung noch der Ergänzung des Textteils der Facharbeit.

BIM in GIS Anwendungen für den Bereich der Baugeneh-

migungsverfahren

Der Begriff „BIM“ steht für Building Information Modeling und wird gerade als

neue Methode im Zuge der Digitalisierung des Planens und Bauens etabliert und

beschreibt eine Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaf-

tung von Gebäuden und anderen Bauwerken mit Hilfe von Software. Dabei wer-

den alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst.

Wie in anderen Bereichen der Digitalisierung auch, führt dies zu grundlegenden

Änderungen an bestehenden Vorgaben, Prozessen und Arbeitsweisen in der

Planung, Architektur und dem Bauwesen. Vorreiter dieser Entwicklung ist u.a. die

Deutsche Bahn AG, welche dazu übergeht, ihre gesamten Objekte, Liegenschaf-

ten und Infrastruktureinrichtungen mittels BIM zu modellieren.

Durch die gemeinsame Nutzung von Geobasis- und BIM-Daten können die

Brandschutzdienststellen zukünftig brandschutztechnische Fragestellungen auf

einer einheitlichen elektronischen Plattform medienbruchfrei beurteilen. Insbe-

sondere bei Infrastrukturprojekten wie z.B. dem Neubau unterirdischer Verkehrs-

anlagen können mit in GIS integrierte BIM-Modelle z.B. Rettungswegsituationen

und Entfluchtungsmöglichkeiten im virtuellen Stadtmodell betrachtet und analy-

siert werden (vgl. hierzu Hinweise von [G1]).

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Exkurs:

33

Abbildung 8: 3D-Stadtmodell der Innenstadt von München kombiniert mit dem Planungsmodell der zweiten S-Bahn-Stammstrecke, links der Hauptbahnhof samt der notwendigen Erweiterun-gen; Quelle: (Bormann et.al., 2015)

Integrierte ARE Tools in GIS für die Brandverhütungsschau vor Ort

Eine interessante Weiterentwicklung für den Bereich der Brandverhütungsschau

stellt die Augmented Reality Environment (ARE) – Lösung der Firma Fichtner IT

Consulting dar. Diese erlaubt es, zukünftig digitalisierte Feuerwehrpläne, Flucht-

und Rettungswegpläne vor Ort mit Hilfe von portablen Endgeräten (Tablets, Han-

dys, u.dgl.) zu betrachten und als dynamische Orientierungs- und Navigationshil-

fen zu verwenden. So können Feuerwehrpläne schnell und mobil aufgerufen und

beliebig skaliert werden. Aufzüge, Feuerlöscher, Fluchtwege oder Rauchabzüge

lassen sich ein- und ausblenden, standortgenaue Gebäudedetails abrufen und

auch Realbilder der Umgebung anzeigen (vgl. Abbildung 9).

Zusätzlich könnten Flucht- und Rettungspläne mittels QR-Code (zweidimensio-

nale Strichcodes, englisch für „Quick Response“, „schnelle Antwort“) mobil er-

fasst bzw. angezeigt werden und im Rahmen einer Brandverhütungsschau auf

Plausibilität und Funktionalität geprüft werden.

Die integrierte Augmented Reality Environment - Lösung in einer GIS-Anwen-

dung könnte der besseren Orientierung vor Ort bei der Brandverhütungsschau

und im Endeffekt dann auch der schnelleren Rettung von Menschen im Einsatz

dienen. Mittels eines Erfassungstools könnten aktuelle Vor-Ort-Begebenheiten

zukünftig elektronisch erfasst, bewertet und für die weitere Bearbeitung und Do-

kumentation in der Dienststelle verwendet werden (vgl. Brack und Truthän 2016).

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Exkurs:

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Abbildung 9: ARE-3D-Ansicht inklusive brandschutzrelevanter Einblendungen (mit freundlicher Genehmigung der Fa. Fichtner IT Consulting AG)


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