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Liechtensteinisches Gymnasium Vaduz
„Hitzesommer“ 2003 und „Kältesommer“ 2014 -
Analyse und Vergleich der Grosswetterlagen und
der klimatischen Grundbedingungen
Kenneth Vogt
7Na
Geografie
Schuljahr 2014/15
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1 2 Das Klima in Liechtenstein 3
3 Der „Hitzesommer“ 2003 5 3.1 Winter 2002/2003 und Frühjahr 2003 5
3.2 Sommer 2003 7
3.3 Herbst und Frühwinter 2003 10
3.4 Extremwerte 12
4 Der „Kältesommer“ 2014 14 4.1 Winter 2013/14 und Frühjahr 2014 14
4.2 Sommer 2014 17
4.3 Herbst und Frühwinter 2014 20
4.4 Extremwerte 22
5 Analyse / Schlussfolgerung 24 6 Literaturverzeichnis 27 7 Dank 29
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1 Einleitung
Das Wetter – seit Jahrtausenden schon beschäftigt es die Menschen und heutzu-
tage ist es nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Während sich die Rö-
mer und Griechen hauptsächlich speziellen Wetterphänomenen wie Blitz, Donner
oder Regenbogen widmeten und diese den Göttern zuschrieben [1], weiss man
seit dem Aufblühen der Wissenschaften in der Epoche der Aufklärung, dass sich
hinter diesen meteorologischen Phänomenen teils komplexe, physikalische Vor-
gänge verbergen und diese wiederum keinesfalls übermenschlichen Mächten zu-
gesprochen werden müssen. Vielmehr gilt es, diese physikalischen Vorgänge zu
erforschen, Schlüsse aus ihnen zu ziehen und somit wertvolle Beiträge zum bes-
seren Verständnis der Meteorologie bzw. der Klimatologie zu leisten. Besonders
wertvoll sind heutzutage Erkenntnisse über den Klimawandel und die Erderwär-
mung, welche in Zukunft neue, uns unbekannte Wetterlagen und –Phänomene
herbeibringen dürften. Doch auch ohne jeglichen Einfluss von Klimawandel und
Erderwärmung gibt es auf der ganzen Welt Wetterereignisse, welche uns Men-
schen immer wieder neuen Gesprächsstoff liefern: so in unseren Breiten Meldun-
gen über Hitzewellen, verregnete Sommer oder aber auch Orkanstürme. In die-
sem Kontext dürfte vielen Menschen in Mitteleuropa der sogenannte „Hitzesom-
mer“ 2003 in Erinnerung geblieben sein, als etliche Hitzerekorde gebrochen und
schweizweit teils verheerende Dürren verzeichnet wurden [2]. Einen markanten
Gegensatz zu jenem Sommer bildet der Sommer 2014, welcher von vielen Medien
als „Sommer, der keiner war“ verschrien wurde [3]. Aussergewöhnlich viele Re-
gentage, eine unterdurchschnittliche Sonnenscheinzeit und zu kühle Monatsdurch-
schnittstemperaturen halfen dem Sommer 2014 zu diesem Image. Doch war der
Sommer 2014 wirklich so schlecht, wie er von vielen verschrien wurde? Und wa-
rum war eigentlich der Sommer 2003 so aussergewöhnlich heiss? Dies sind Fra-
gen, welche ich im Folgenden in meiner Facharbeit vor allem in Bezug auf das St.
Galler Rheintal soweit als möglich beantworten werde. Dafür blicke ich nicht bloss
auf die Wetterlagen, welche zu den Zeitpunkten geherrscht haben, sondern werfe
auch einen Blick auf die aus den davorliegenden Halbjahren hervorgegangenen
Basen für die Wetterentwicklung im jeweiligen Sommer. Hierfür analysiere ich zum
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einen Wetterkarten mit verschiedenen Parametern wie Luftdruck oder Temperatu-
ren in bestimmten Höhen und zum anderen Messwerte der privaten Wetterstatio-
nen in Feldkirch-Nofels und Balzers, um meine Ergebnisse abzurunden, auf das
St. Galler Rheintal abzustimmen und letztendlich dem Leser die tatsächlichen
Ausmasse der Ereignisse vor die Augen zu führen.
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2 Das Klima in Liechtenstein
Das Klima Liechtensteins ist massgeblich vom Golfstrom und der Lage Liechten-
steins in der Westwindzone geprägt. Zudem beeinflussen vor allem die häufigen
warmen und meist stürmischen Föhnwinde das Klima stark, wodurch die Vegetati-
onszeiten im Frühling und im Herbst teils beachtlich verlängert werden können.
Eingebettet in den umliegenden Schweizer und Vorarlberger Alpen stellt das auf
rund 450m liegende Rheintal ein inneralpines Becken dar. Dieses ist vor atlanti-
scher und polarer Kaltluft geschützt und stellt ein überdurchschnittlich mildes
Föhnklima dar [4]. Aufgrund seiner kleinen räumlichen Ausdehnung sind Klimaun-
terschiede auf gleichbleibender Höhenlage abgesehen von Föhnlagen zu vernach-
lässigen. Eine Gliederung in vertikale Schichten bringt jedoch wesentliche Klima-
unterschiede hervor, so dass beispielsweise die jährlichen Niederschlagsmengen
in inneralpinen Hoch- und Staulagen wie dem Saminatal oder in Malbun das Dop-
pelte gegenüber dem Rheintal betragen können. So fallen im Rheintal nach dem
langjährigen Durchschnitt zwischen 900-1200mm Niederschlag, in den Stauregio-
nen können es bis zu 2000mm Niederschlag sein [5]. Am meisten Niederschlag
fällt aufgrund häufiger Gewitterregen jeweils im Sommer, vor allem in den Mona-
ten Juni, Juli und August (vgl. Abb. 1).
Die durchschnittliche Sonnenscheinzeit beträgt etwa 1600 Stunden jährlich [6].
Auch die deutlichen jährlichen Temperaturamplituden verleihen Liechtenstein den
typischen Alpentalcharakter. Während in Vaduz im Sommer durchschnittlich Ta-
geshöchsttemperaturen von etwa 24°C zu erwarten sind, beträgt der Durch-
schnittswert der Tageshöchsttemperaturen für den Januar -1°C [5]. Der tatsächli-
che Wert kann aber vor allem durch häufige Föhnlagen stark vom Durchschnitts-
wert abweichen. Dieser Effekt kommt vor allem im Winterhalbjahr zum Tragen, wo
während Föhnstürmen Temperaturen von 15°C und mehr keine Seltenheit sind.
Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt im langjährigen Mittel etwa 8.5°C. Der
wärmste Monat ist mit Tagesdurchschnittstemperaturen von 17.4°C der Juli, der
kälteste Monat mit Durchschnittstemperaturen von -1.1°C der Januar (vgl. Abb. 1).
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Ebenfalls erwähnenswert sind die im Spätherbst und Winter häufigen auftretenden
Inversionslagen, welche in der Vertikalen grosse Temperaturamplituden hervor-
bringen können. So kann der Temperaturunterschied zwischen Vaduz und Trie-
senberg bereits mehrere Grad betragen, wobei die Temperatur in Vaduz tiefer ist
als in Triesenberg. Die Nebelgrenze befindet sich dann knapp unterhalb von Trie-
senberg.
Abb. 1: Klimadiagramm von Vaduz, langjähriges Mittel [7]
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3 Der „Hitzesommer“ 2003
3.1 Winter 2002/2003 und Frühjahr 2003 Die aussergewöhnliche Witterung im Jahre 2003 nahm bereits zum Jahreswech-
sel 2003 ihren Anfang. Das viel zu milde Wetter der vorangegangenen Wochen
hatte zur Folge, dass es in jenem Winter selbst im Rheintal noch nicht geschneit
hatte. Auch die darauffolgenden Januarwochen brachten keine nennenswerte Än-
derung der Grosswetterlage. Lediglich ein kurzer Kaltlufteinbruch um den 5. Ja-
nuar sorgte für den ersten Schneefall im Rheintal, wie Aufzeichnungen aus Feld-
kirch (Vorarlberg, Österreich) zeigen [8]. Eine verbreitete Schneedecke gab es gar
erst in den letzten Januartagen, welche zugleich eine Änderung der Grosswetter-
lage andeuteten.
Der Februar zeigte sich in der ersten Dekade dank einer Nordstaulage mit starken
Schneefällen erst von der winterlichen Seite (siehe Abb. 2). Daraufhin überwog je-
doch stabiler Hochdruckeinfluss mit kontinentaler Kaltluft aus Osteuropa, wodurch
der Februar als einer der kältesten, aber zugleich auch sonnigsten in die Ge-
schichte der klimatischen Datenerfassung einging [9].
Abb. 2: Ein Tiefdruckgebiet sorgte Anfang Februar für Kälte und Schneefall [10]
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Im März stellte sich die Grosswetterlage erneut zugunsten von wärmeren Luftmas-
sen um. Eine stabile Südwestströmung sorgte für trockene Luft, wenige Nieder-
schläge und Temperaturen, welche dem Monat Mai gerecht würden [9]. Die Nie-
derschlagsarmut des Jahres 2003 nahm hiermit ihren Lauf.
Anfangs April sorgte ein erneuter, massiver Luftmassenwechsel für Schneefälle
bis in tiefe Lagen und tiefe Temperaturen. Dieses Intermezzo wurde jedoch
schnell von einer erneuten Südwestlage abgelöst, welche - teils mit Föhnunterstüt-
zung - für sommerliche Temperaturen von 25°C sorgte [9].
Im Mai folgte mit Föhn der Sprung in den Hochsommer. Dank der Föhnunterstüt-
zung wurden im Rheintal verbreitet Höchsttemperaturen von über 30°C gemes-
sen. Mit kurzen Unterbrüchen der warmen Temperaturen durch Kaltfronten endete
der Mai bereits überdurchschnittlich warm [9].
Die in den ersten fünf Monaten des Jahres 2003 vorkommenden, teils markanten
Temperatursprünge sind für das Klima in der Schweiz und Liechtenstein eher sel-
ten und stellen typische Merkmale eines kontinentalen Klimas dar, wie es bei-
spielsweise in Osteuropa herrscht. [9] Bemerkenswert war ebenfalls das bereits
vergleichsweise grosse Niederschlagsdefizit, welches sowohl in der Schweiz, als
auch in Liechtenstein und in Österreich zu beobachten war (siehe Abb. 3).
Abb. 3: Aufsummierte Niederschlagssummen des Jahres 2003 am Beispiel von Bregenz (Vorarl- berg, Österreich), 424 m.ü.M. [11]
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Es kann gesagt werden, dass sich das Frühjahr 2003 bis in den späten April hin-
ein von seiner winterlichen und kalten Seite zeigte. Vor allem die erwähnte Kälte-
periode im Februar verstärkte den Eindruck eines kalten Winters beträchtlich. Auf-
fällig war ebenfalls das Niederschlagsdefizit, welches mit der langanhaltenden,
kalten Bisenlage im Februar, sowie den Föhnlagen im April hervorgerufen wurde
und somit einen gefährlichen Grundstein für das Sommerhalbjahr legte. Die Situa-
tion verschärfte sich durch den eher trockenen, warmen und föhnigen Mai noch et-
was mehr.
3.2 Sommer 2003
Im Juni 2003 nahm das Sommerwetter weiter seinen Lauf und intensivierte sich
sogar noch. Das Azorenhoch, welches eine zentrale Stellung für das Wetterge-
schehen in Mitteleuropa einnimmt, und im Sommer jeweils für tagelange Hitzewel-
len sorgt, entwickelte im Jahr 2003 eine besonders ausgeprägte Stärke und
reichte nicht nur über die Meeresfläche des Atlantiks, sondern grösstenteils weit
bis nach Mitteleuropa (siehe Abb. 4) [9] Der Grund für das ausgeprägte Azoren-
hoch liegt in seinem Zusammenspiel mit dem Islandtief. Dieses Zusammenspiel
stellt die Schaltzentrale schlechthin für das mitteleuropäische Wetter dar. Im Juni
2003 war das Islandtief aufgrund der unüblich weit gegen Norden verschobenen
Position der Innertropischen Konvergenz (ITC) geschwächt, während das Azoren-
hoch durch diese eine deutliche Stärkung erfuhr [22]. Dies bewirkte eine der Hö-
henströmung zu verdankende, fortlaufende Ablenkung der Regen und Abkühlung
verheissenden Störungszonen auf dem Atlantik weit in den Norden Europas
(schwarzer Pfeil in Abb. 4). So war das Spezielle der Hitzewelle nicht nur ihre
Hitze, sondern auch ihre Dauer, welche sich über den gesamten Juni hinwegzieht.
So lagen die Monatsdurchschnittstemperaturen schweizweit 2-3°C über dem lang-
jährigen Durchschnitt, in vielen Regionen war es gar der wärmste Juni seit Mess-
beginn 1864 [9].
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Abb.4: Weit bis nach Mitteleuropa reichendes Azorenhoch im Juni 2003. Der schwarze Pfeil zeigt die allgemeine Strömung in der höheren Atmosphäre [9]
Im Juli schwächte sich das Azorenhoch vorübergehend leicht ab, wodurch ein-
zelne Störungen vom Atlantik nach Mitteleuropa und somit auch in die Schweiz
und nach Liechtenstein ziehen konnten. In der Folge entwickelte sich in der zwei-
ten Julihälfte eine flache Luftdruckverteilung, welche in Kombination mit über-
durchschnittlich warmen Temperaturen für teils heftige Gewitter und somit für
leichte Entspannung in den Niederschlagsmengen sorgte [9].
Nach dem vergleichsweise moderaten Juli folgte eine extrem heisse, erste Au-
gusthälfte. Das Azorenhoch streckte seine Fühler wieder bis nach Mitteleuropa
aus. In Kombination mit Tiefdruckgebieten über den britischen Inseln sowie über
Osteuropa bildete sich eine ausgesprochen starke Omegalage aus, welche sich
durch Stabilität und die Ablenkung sich annähernder Störungen auszeichnet und
im Sommer für trockenes Wetter und heisse Temperaturen sorgt.
So auch im August 2003. Diese Wetterlage erzeugte die bisher extremste Hitzepe-
riode in der Schweiz und in Liechtenstein seit Beginn der systematischen Messun-
gen 1864 [9]. Die Störungen auf dem Atlantik wurden aufgrund des ausgeprägten
Omegahochs noch weiter nach Norden abgelenkt als dies noch im Juni der Fall
war (siehe Abb. 5). Die Abtrocknung der absinkenden Luft aus dem Hochdruckge-
biet sorgte zudem für massive Niederschlagsdefizite, welche auch in der zweiten
Monatshälfte, in welcher sich das Omegahoch langsam auflöste, nicht ausgegli-
chen werden konnten, da Mitteleuropa weiterhin im Einflussbereich trockener und
sehr warmer Luft lag. Somit ging der August schweiz- und liechtensteinweit als der
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wärmste Monat seit Messbeginn in die Geschichtsbücher ein. In Zürich beispiels-
weise betrug die Monatsdurchschnittstemperatur 22.7°C. Dieser Wert liegt somit
rund 6°C über dem langjährigen Mittel von 16.7°C. Auch in der Höhe ergab sich
ein deutlicher Wärmeüberschuss: Die Nullgradgrenze lag im August fast täglich
auf über 4000 m.ü.M [9].
Abb. 5: Ausgeprägte Omegalage am 8. August 2003. Die Luftdruckverteilung gleicht dabei dem griechischen Buchstaben Omega. Der rote Pfeil stellt das Einströmen heisser Luft dar [10]
Zusammenfassend kann der Sommer 2003 als heiss, trocken und beständig be-
zeichnet werden. Das stabile und stark ausgeprägte Azorenhoch und die sich dar-
aus entwickelnden Omegalagen verursachten im Juni und August wochenlang an-
haltende Hitzewellen mit nur sehr wenig Niederschlag. Dies verschärfte das Nie-
derschlagsdefizit beträchtlich. Etwas Entspannung brachte lediglich der Juli, wel-
cher mit einigen Kaltfronten und Hitzegewittern einherging.
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3.3 Herbst und Frühwinter 2003
Der September war von einer neuerlichen Umstellung der Grosswetterlage ge-
prägt. Das Azorenhoch schwächte sich immer wieder ab und machte so zeitweise
den Weg für Störungen aus Westen frei, welche zwar kühlere Luft nach Mitteleu-
ropa brachten, meist aber nur sehr wenig Niederschlag mit sich brachten.
In der zweiten Septemberhälfte vermochte sich das Azorenhoch nochmals bis
nach Mitteleuropa auszudehnen und sorgte letztmals für Temperaturen über der
30-Grad-Marke [9].
Im Oktober folgte ein massiver und nachhaltiger Wetterumschwung. Nachdem
sich das Azorenhoch zurückgezogen hatte, folgten immer wieder polare Kaltluf-
teinbrüche, welche für teils anhaltende Schneefälle bis in tiefe Lagen sorgten [9].
In Feldkirch (Vorarlberg, Österreich) fiel der erste Schnee bereits am 7. Oktober,
so früh wie nur selten zuvor (siehe Abb. 6) [8]. Zudem war der Monat Oktober ver-
glichen mit dem langjährigen Mittel zu kühl, vor allem aber zu niederschlagsreich.
In den östlichen Voralpen und somit rund um das Fürstentum Liechtenstein wur-
den Niederschlagsmengen verzeichnet, welche der Doppelten für den Oktober ge-
mittelten Menge entsprechen [9].
Es folgten ein zu warmer und zu sonniger November, sowie ein durchschnittlicher
Dezember. Der Verlauf der darauffolgenden Monate war verglichen mit dem Win-
ter 2002/2003 und dem Jahr 2003 wenig auffallend und entsprach weitgehend
dem Durchschnitt [9].
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Abb. 6: Ein Kaltlufteinbruch am Abend des 7. Oktobers sorgte für den ersten Schneefall des Win- ters 2003/2004 im Rheintal [10]
Die letzten Monate des Jahres 2003 zeigten sich also umso durchschnittlicher, je
mehr sich das Jahr dem Ende zuneigte. Während der September noch weitge-
hend sommerlich war, stellte der Oktober mit kühlen Temperaturen und den seit
langer Zeit ersehnten Niederschlägen das „Stellwerk“ für den Winter dar. Der No-
vember zeigte sich nochmals von seiner goldigen Herbstseite, während die Mess-
werte im Dezember letztendlich dem langjährigen Durchschnitt entsprachen.
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3.4 Extremwerte
Es folgen Extremwerte des Sommers 2003 der Wetterstation Feldkirch-Nofels [21]
Tab.1: Extremwerte des Sommers 2003
Sommer
2003
Temp
Max
(°C)
Temp
Min
(°C)
Ø
Temp
(°C)
Ø
Temp
langjähriges
Mittel (°C)
Niederschlags-
summe (l/m2)
Niederschlags-
summe langjähri-
ges Mittel (l/m2)
Mai 32 2 15.40 ▲ 13.20 80 ▼ 91
Juni 35 13 22.30 ▲ 15.90 108▼ 120
Juli 33 12 19.90 ▲ 17.40 116 ▼ 135
August 36 13 22.00 ▲ 16.30 81 ▼ 133
September 26 4 13.80 ► 13.80 59 ▼ 94
Hitzetage (Tmax >30°C): 34
Maximale Nachttemperatur: 21°C am 6. Mai
Das trockene und heisse Wetter im Sommer 2003 spiegelt sich auch in den Wet-
terdaten der Privaten Wetterstation Feldkirch-Nofels wider. Schaut man sich den
Temperaturverlauf genauer an, so kann man erkennen, dass alle Sommermonate
bis auf den September gegenüber dem langjährigen Durchschnitt teils massiv zu
warm waren. Vor allem der Juni und der August - jene Monate mit langanhalten-
den und extremen Hitzewellen - weisen in der Durchschnittstemperatur eine ext-
rem starke Abweichung von +6.4°C im Juni und +5.7°C im August gegenüber dem
langjährigen Mittel auf. Der Mai und der Juli waren ebenfalls zu warm, die Abwei-
chungen von +2.2°C im Mai und +2.5°C im Juli bewegen sich allerdings in einem
durchaus normalen Bereich für immer wieder auftretende Klimaschwankungen.
Der September zeigte sich bzgl. der Temperaturen als einziger Sommermonat
durchschnittlich, die Monatsdurchschnittstemperatur lag genau im langjährigen
Mittel.
Eine zweite Besonderheit des Sommers 2003 stellen die Niederschlagsmengen
dar. Den ganzen Sommer durch war es zu trocken, es stechen vor allem der Au-
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gust und der September heraus. Im August fiel nur rund 60% der durchschnittli-
chen Niederschlagsmenge, im September waren es 62%. In den Monaten von Mai
bis Juli war es mit Niederschlagsdefiziten von bis zu 20% ebenfalls zu trocken, die
Defizite wurden jedoch von Sommergewittern etwas gedämpft. Über den ganzen
Sommer hinweg ergibt sich ein Niederschlagsdefizit von 129 Litern, das entspricht
fast 25%.
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4 Der „Kältesommer“ 2014
4.1 Winter 2013/2014 und Frühjahr 2014
Bereits die ersten Januartage waren wegen dominierendem Föhneinfluss viel zu
warm und deuteten damit - wie wir im weiteren Verlauf sehen werden - auf einen
ganzjährigen Trend hin. Beständige und kräftige Tiefdruckkomplexe über dem At-
lantik und dem Golf von Biskaya, sowie hochdruckdominiertes Wetter über Osteu-
ropa sorgten den ganzen Januar und Februar hindurch immer wieder für lang an-
haltende und starke Föhnlagen, welche subtropische Luftmassen von Afrika auf
die Alpennordseite brachten. (Abb. 7).
Abb. 7: Ausgeprägte Föhnlage am 2. Januar [10]
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Seite 15
Während auf der Alpensüdseite massive Niederschläge fielen [12], zeigten sich
die ersten zwei Monate des Jahres in der Region um Liechtenstein insgesamt
überaus trocken und rekordmässig warm. In Feldkirch wurde im Januar eine Mo-
natsdurchschnittstemperatur von 3°C verzeichnet [13], an der neu errichteten Wet-
terstation in Balzers, dem wohl am meisten vom Föhn beeinflussten Ort Liechten-
steins, betrug die Monatsdurchschnittstemperatur gar 4.8°C [14]. Dieser Wert liegt
rund 5°C über dem langjährigen Durchschnitt.
Der März brachte eine Umstellung der Grosswetterlage auf hochdruckbestimmtes
Wetter. Nach einer kurzen Phase mit kühleren Temperaturen und wenig Nieder-
schlag in den ersten Märztagen folgte bis zum Monatsende traumhaftes Vorfrüh-
lingswetter mit angenehmen Temperaturen [12], welche lediglich einmal von einer
kräftigen Kaltfront unterbrochen wurde. Somit hielt das überaus milde Wetter wei-
ter an.
Der April gestaltete sich wettertechnisch weiterhin sonnig, mild und sehr trocken
[15] und war in der ersten Monatshälfte geprägt von typischem „Aprilwetter“. Ob-
wohl Föhnlagen im April kaum eine Rolle spielten, war die Monatsdurchschnitts-
temperatur in Feldkirch mit 11.3°C um 2.7°C zu warm [15], in Balzers war die Mo-
natsdurchschnittstemperatur mit 11.9°C gar 3.3°C über dem langjährigen Schnitt.
Die Niederschlagsmengen blieben ebenfalls unterdurchschnittlich [14][15]. Dies,
da sich eine schwache Omegalage ausbilden konnte. Zwei Tiefdruckgebiete, ei-
nes westlich der britischen Inseln, das andere über Osteuropa, blockierten die Zu-
fuhr feuchter, atlantischer Luft und machten somit den Weg für subtropische
Warmluft aus dem Süden frei. Die eher flache Druckverteilung in Mitteleuropa er-
möglichte den Aufbau einer Föhnströmung aber nicht.
Der Mai gestaltete sich als erster Monat dieses Jahres durchschnittlich. Sowohl
die Temperaturen, als auch die Niederschlagsmengen aus Feldkirch und Balzers
bestätigen dies [14][15]. Die Grosswetterlage zeigte zu dieser Zeit eine unbestän-
dige Südwestlage auf, weshalb sich auch kein stabiles Hochdruckgebiet auszubil-
den vermochte. Eine Besonderheit stellte jedoch die Föhnlage vom 19. bis 22. Mai
dar, welche grosse Mengen an Saharastaub mit sich brachte. Hier zeigt sich auch
der eindeutige Weg der Föhnluft über die Alpen (Abb. 8) Die Fernsicht war an die-
sem Tag entgegen normalen Föhnlagen durch den Saharastaub ordentlich beein-
trächtigt (Abb. 9).
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Abb. 8: Saharastaubkonzentration in µgr/m3 am 22. Mai um 12:00 Uhr [16]
Abb. 9: Webcambild von Balzers, Blickrichtung West, mit durch den Saharastaub beeinträchtigter
Fernsicht [14]
Seite 17
Das Frühjahr 2014 war also durchgehend von sehr warmen Temperaturen und
wenig Niederschlag geprägt. Es zeigte sich mal wieder unsere spezielle Lage als
Föhntal in den Alpen, denn ohne den überdurchschnittlich häufigen Föhneinfluss
wären der Spätwinter und das Frühjahr weitgehend durchschnittlich verlaufen.
Eine Rarität stellte zudem die häufige und starke Saharastaubkonzentration im
Mai dar.
4.2 Sommer 2014 Der Juni startete weitgehend sommerlich. Pünktlich zu Monatsbeginn stabilisierte
sich die Wetterlage weitgehend und rief eine flache Hochdrucklage hervor, welche
für angenehm warme Temperaturen, viel Sonnenschein und abendliche Schauer
und Wärmegewitter sorgte. Ab dem 6. Juni bescherte uns ein ortsfestes Tiefdruck-
gebiet über dem Ostatlantik mit der Ablenkung subtropischer Luftmassen nach
Mitteleuropa eine erste Hitzewelle, welche bis zum 12. Juni anhielt und erstmals
für Temperaturen über 30 Grad sorgte (siehe Abb. 10) [14][17].
Abb. 10: Ein Tief über dem Atlantik lenkte am 8. Juni subtropische Luftmassen nach Mitteleuropa [10]
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Erwähnenswert ist zudem ein heftiges Hitzegewitter, welches sich am 10. Juni
über Teilen des Sarganserlandes und Liechtenstein entlud, in Balzers innert 60
Minuten eine Niederschlagsmenge von 37.6 l/m2 in Form von sintflutartigem Re-
gen brachte [14] und damit laut Aussage der Bauverwaltung der Gemeinde Bal-
zers die Kanalisationssysteme der Gemeinde an ihre Grenzen brachte.
Der restliche Juni zeigte sich eher von einer wechselhaften, aber weiterhin milden
Seite, weshalb der Juni gesamthaft leicht zu warm war [17]. Zudem war der Juni
vor allem durch Schauer- und Gewitterereignisse eher zu nass. In Balzers bei-
spielsweise betrug die Niederschlagssumme dank des heftigen Sommergewitters
vom 10. Juni rund 150.8 l/m2, das sind rund 20% mehr Niederschlag als üblich.
Zudem konnten im Juni in der Region verbreitet überdurchschnittlich viele Son-
nenstunden verzeichnet werden [14][18].
Auf den Juni folgte der Monat, der dem Sommer 2014 den Namen „Kältesommer“
[3] verlieh - der Juli. Dies wohl, da die Ferienzeit genau in eine regnerische Zeit fiel
und damit die Gemütsstimmung einiger Bürgerinnen und Bürger massgeblich be-
einflusste. Doch tatsächlich war der Juli kein aussergewöhnlich nasser Monat.
Auch von „Kälte“ war kaum etwas zu spüren [14].
Der Juli begann, wie der Juni aufhörte. Durchschnittliche Temperaturen und einige
Sonnenstunden brachten die ersten Julitage mit sich. Anschliessend kanalisierten
ein kräftiger Tiefdruckkomplex über Nordeuropa sowie das Azorenhoch kühle und
feuchte Luft aus Nordwesten an die Alpen, welche sich dort staute und vom 7. bis
zum 11. Juli immer wieder für kräftige Niederschläge im Rheintal und vor allem in
den Staugebieten sorgte [14] und somit den Ferienstart der Schülerinnen und
Schüler vermieste. Doch Rettung in Form eines Hochdruckgebietes, genauer ge-
sagt einer schwachen Omegalage (siehe Abb. 11), nahte. Vom 13. bis zum 20.
des Monats erwartete uns somit die zweite und gleichzeitig letzte Hitzewelle die-
ses Sommers mit Höchsttemperaturen am 19. Juli von bis zu 32 Grad in Feldkirch
und gar 34.8°C im leicht föhnigen Balzers[14][19]. Die Hitzewelle wurde daraufhin
jäh von einer Kaltfront beendet. Die Wetterlage, welche nun auf einem Genuatief,
instabilen Luftdruckverhältnissen und immer wieder teils kräftige Niederschlägen
beruhte, vermochte sich bis zum Ende des Monats nicht mehr zu erholen. So
konnte der Juli mit einer durchschnittlichen Bilanz aufzeigen. Sowohl die Regen-
mengen, als auch die Temperaturen zeigten keine nennenswerten Abweichungen
Seite 19
vom langjährigen Mittel auf. Lediglich die rund 40% an fehlenden Sonnenstunden
fallen in der Monatsstatistik auf und tragen folglich wohl stark zur Empfindung ei-
nes trüben Monats bei [12].
Abb. 11: Subtropische Luftmassen liegen am 19. Juli über der Region und sorgen für den heisses- ten Tag des Jahres [10]
Die Hoffnung auf wenigstens ein bisschen Sommer lebte weiter, starb jedoch im
Laufe des Augusts. Dieser verlief weiter unspektakulär, aber entgegen den Wün-
schen aller Sommerfreunde meist nass und nach körperlichem Empfinden kühl. In
Balzers konnte lediglich ein einziger Hitzetag - das heisst, die Höchsttemperatur
beträgt mehr als 30.0°C - verzeichnet werden und dies dank Föhnunterstützung
[14]. Ansonsten bescherte eine einer „umgedrehten“ Omegalage ähnliche Wetter-
lage kühle Luftmassen, welche aus Nordeuropa immer wieder in die Alpen gelenkt
wurden und an diesen ausregneten. Auch der August endete somit mit durch-
Seite 20
schnittlichen Niederschlagssummen und einer durchschnittlichen Monatsmittel-
temperatur. Erneut auffallend ist das Defizit an Sonnenstunden, welches wiede-
rum zwischen 30% und 40% betrug [14].
Der Sommer 2014 zeigte sich im Juni also gleich schon von seiner schönsten
Seite, die er in jenem Sommer zu zeigen hatte. Denn nach der einzigen echten
Hitzewelle des Sommers Anfang Juni stellte sich bis in den September hinein
durchgehend wechselhaftes und kühles Wetter mit häufigen Niederschlägen ein,
welches lediglich im Juli während einer Woche von der föhnbedingten zweiten und
letzten Hitzewelle des Sommers, sowie von einzelnen Föhntagen unterbrochen
wurde. Erstaunlich ist aber, dass sowohl der Juli, als auch der August geringfügig
zu warm ausfielen, was sich aber durch natürliche Klimaschwankungen zurückfüh-
ren lässt. Im Gegenzug dazu waren sie aber auch zu nass.
4.3 Herbst und Frühwinter 2014
Erst der Altweibersommer im September brachte spätsommerliche Gefühle auf.
Eine flache Hochdrucklage in den ersten Septembertagen brachte spätsommerli-
che Temperaturen, jedoch keine für diese Wetterlage typischen Hitzegewitter, was
sich durch den bereits niedrigen Sonnenstand erklären lässt [14]. Ein Mittelmeer-
tief beendete anschliessend die kurze sommerliche Phase mit regnerischem Wet-
ter. In der zweiten Dekade sorgte ein Biskayatief nochmals für sommerliche Wet-
terverhältnisse mit etwas Föhn und Temperaturen von über 25°C in der Region,
die dritte Septemberdekade zeigte sich dann wechselhaft mit einigen Schauern
und Gewittern und angemessenen Temperaturen. Insgesamt war der September
mit einer Durchschnittstemperatur von 15.5°C aber rund 1.5°C zu warm. [14][
Der Oktober zeigte sich bis zur Monatshälfte mit milden Temperaturen, einzelnen
für den Oktober typischen Föhnphasen und kaum Niederschlag von seiner golde-
nen Seite. Erwähnenswert ist erst der Wettersturz vom 21. Oktober. Eine erste
Front sorgte in Balzers bereits in den Morgenstunden für rund 20 l/m2 Nieder-
schlag. Nach einem wechselnd bewölkten Tag mit Temperaturen von rund 20°C
erreichte uns in der Nacht zum 22. Oktober eine aktive Kaltfront (siehe Abb. 12),
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welche die Temperatur auf rund 5°C fallen liess und bis zum Abend des 22. Okto-
bers weitere 40 l/m2 an Niederschlag mit sich brachte [14]. Der Oktober endete an-
schliessend mit milden Temperaturen und einigem an Sonnenschein. Mit einer
Durchschnittstemperatur von 13.4°C war der Monat Oktober wiederum rund 4°C
(!) zu warm. [14]
Nach einem trockenen und milden Start in den November folgte am 5. November
ein weiterer Wettersturz mit rund 50 l/m2 Niederschlag und dem ersten Schneefall
des Winters 2014/15. Bis zum Ende der zweiten Monatsdekade folgte anschlies-
send eine kühlere und zeitweise nasse Phase. In der dritten Dekade sorgte hoch-
druckbestimmtes Wetter für viel Sonnenschein und sehr milde Temperaturen. Es
fiel zudem bis zum Monatsende kein Tropfen Niederschlag mehr. Mit einer Durch-
schnittstemperatur von 9°C war der November rund 5°C zu warm, zudem wurde in
Balzers kein einziger Frosttag registriert! [14]
Abb. 12: Polare Kaltluftmassen stiessen am Abend des 21. Oktobers nach Mitteleuropa vor [10]
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Auch der Dezember reihte sich nahtlos an die zu warmen Vormonate ein. Der mit
einer Durchschnittstemperatur von rund 4°C um 3.5°C zu warme Monat begann
mit viel Hochnebel und nur wenig Sonne. Erst eine Föhnlage um den 10. Dezem-
ber brachte Turbulenzen in das Wettergeschehen in der Region. Daraufhin
brachte eine Front Niederschläge und die Temperaturen sanken von nun an von
Tag zu Tag leicht ab, so dass das Weihnachtsfest bei Temperaturen knapp um
den Gefrierpunkt gefeiert werden konnte. Die letzten Tage des Jahres endeten
schliesslich mit grossen Schneemengen und winterlichen Temperaturen [14].
Die letzten Monate des Jahres 2014 verliefen also mild und mit durchschnittlichen
Niederschlagsmengen. Fielen aber Niederschläge, so war dies vor allem in Form
von sehr aktiven Frontsystemen der Fall, wie der 21./22. Oktober sowie der 5. No-
vember zeigten. Das gesamte Jahr 2014 war in Balzers mit einer Durchschnitts-
temperatur von 11.8°C rund 3°C zu warm. Die Niederschlagssummen hingegen
liegen mit 968 l/m2 genau im langjährigen Schnitt.
4.4 Extremwerte
Es folgen Extremwerte des Sommers 2014 der Wetterstation Feldkirch-Nofels [21]
Tab.2: Extremwerte des Sommers 2014
Sommer
2014
Temp Max (°C)
Temp Min (°C)
Ø Temp (°C)
Ø Temp
langjähriges Mittel (°C)
Niederschlags-summe (l/m2)
Niederschlags-
summe langjähri-ges Mittel (l/m2)
Mai 29 2 13.70 ▲ 13.20 107 ▲ 91
Juni 33 6 18.20 ▲ 15.90 116 ▼ 120
Juli 32 8 18.50 ▲ 17.40 163 ▲ 135
August 31 7 16.90 ▲ 16.30 138 ▲ 133
September 26 4 15.00 ▲ 13.80 83 ▼ 94
Sommertage (Tmax >25°C): 35
Hitzetage (Tmax >30°C): 7
Tropennächte (Tmin >20°C): 2
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Der Sommer 2014 fiel im St. Galler Rheintal gemässigt aus. Anomalien zeigen
sich aber vor allem in den Monatsdurchschnittstemperaturen, welche sich von Mai
bis September durchgängig über dem langjährigen Durchschnitt befanden. Hierbei
ragte der Juni, welcher zugleich der sommerlichste der Sommermonate war, mit
einer Monatsdurchschnittstemperatur, die 2.3°C über dem langjährigen Schnitt
lag, heraus.
Interessant ist ebenfalls die Niederschlagsverteilung über den Sommer. Alle Som-
mermonate ausser dem Juni und dem September fielen teils deutlich zu nass aus.
So fiel beispielsweise im Juli mit 163 l/m2 rund 20% mehr Niederschlag als üblich.
Die Monate Juni und September, die jeweils ein Niederschlagsdefizit mit sich
brachten, waren jedoch nur geringfügig zu trocken, da sich die Anomalien höchs-
tens im tiefen zweistelligen Bereich bewegen und dies aufgrund der hohen, zu er-
wartenden Niederschlagsmengen im Sommer nur einen kleinen Teil ausmacht.
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5 Analyse / Schlussfolgerung
Zweifelsohne stellen die Jahre 2003 und 2014 meteorologisch gesehen spezielle
Jahre dar, welche jedoch teilweise regional unterschiedlich stark wahrgenommen
werden konnten. Während der Sommer 2003 im ganzen Mitteleuropa einen aus-
sergewöhnlich heissen und sehr trockenen Sommer darstellte, wurde der Sommer
2014 von Region zu Region unterschiedlich wahrgenommen, was auch der
schweizerische Jahresrückblick von Meteonews erläutert. So fiel beispielsweise im
Tessin das rund 1.5-fache der üblichen Jahresniederschlagsmenge, während es in
Zürich gar etwas zu trocken war. Zudem war es in Lugano zu trüb, in Zürich hinge-
gen sogar zu sonnig! [12]
Beide Jahre begannen in den ersten Tagen des neuen Jahres ähnlich warm, es
deutete sich aber schon bald eine gegenläufige Änderung an: Während jeweils un-
terdurchschnittliche Niederschlagsmengen verzeichnet wurden, verlief der Rest-
winter 2003 sehr kalt, der Restwinter 2014 jedoch sehr warm. Ebenfalls warm ver-
lief in beiden Jahren der Frühling, jedoch war der Temperaturüberschuss im Jahr
2003 deutlich höher. Zum Sommerbeginn zeigte sich dann die eindeutige Trend-
wende: Während im Jahr 2003 das Azorenhoch ein Ausmass annahm, welches
nur selten zu beobachten ist und somit zur Bildung von mehreren lang anhalten-
den und ausgeprägten Omegalagen führte, vermochte sich das Azorenhoch im
Jahr 2014 kaum richtig auszubilden. Somit war der Weg für zahlreiche Tiefdruck-
gebiete nach Mitteleuropa weitgehend frei und sie wurden nur zeitweise von kurz-
lebigen Hochdruckgebieten abgeblockt, wodurch im meteorologischen Vergleich
der beiden Jahre eindrucksvoll sichtbar werden (siehe Abb. 13).
Das Jahr 2003 kehrte nach dem Hitzesommer wieder zu durchschnittlicheren
Temperaturen zurück, weshalb dieses Jahr im Ganzen gesehen - und abgesehen
von der Niederschlagsarmut - keine rekordverdächtige Abweichungen zeigte. Dem
Sommer 2014 hingegen folgten weitere teils stark überdurchschnittlich temperierte
Monate, weshalb das Jahr 2014 schlussendlich trotz eines „Kältesommers“ als ei-
nes der wärmsten Jahre in die Geschichtsbücher einging [12].
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Abb. 13: Vergleich der Tagesmittel der Lufttemperaturen und der aufsummiertenTagessumme des Niederschlages gegenüber dem langjährigen Durchschnitt der Jahre 2003 (links) und 2014 (rechts) am Beispiel von Bregenz (Vorarlberg, Österreich), 424 m.ü.M.[11][18]
Abbildung 13 zeigt eindrücklich die klimatischen Gegensätze der Jahre 2003 und
2014. Rote Balken stellen eine Temperaturanomalie im positiven Bereich dar, ein
blauer Balken eine Temperaturanomalie im negativen Bereich. Je länger der Bal-
ken, desto grösser die Abweichung. Bei den Niederschlagssummen zeigt eine
blaue Fläche eine positive Niederschlagsabweichung, eine beige Fläche eine ne-
gative Niederschlagsabweichung.
Es lässt sich erkennen, dass das Jahr 2003 mit teils stark unterdurchschnittlichen
Temperaturen begann, während im Jahr 2014 genau das Gegenteil der Fall war.
Der Spätwinter war dank des vielen Föhns von stark überdurchschnittlichen Tem-
peraturen geprägt. Darauf folgte im Jahr 2003 der extrem übertemperierte Som-
mer mit nur kurzen Unterbrechungen. Der Sommer 2014 zeigt sich im Diagramm
zwar meist leicht überdurchschnittlich warm, doch sind auch zu kühle Phasen er-
kennbar. Dies vor allem im Juni und August. Während im Oktober 2003 der Win-
tereinbruch mit kalten Temperaturen folgte, blieb es 2014 bis zum Jahresende
weiterhin teils stark überdurchschnittlich warm. Im Jahr 2003 traf dies vor allem mit
dem sonnigen November noch einmal zu, ansonsten glichen sich die Temperatur-
anomalien aus.
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Ebenfalls ansehnlich sind die Niederschlagskurven. Mit der ersten Hitzewelle im
Jahr 2003 begann auch die Trockenheit zu einem zunehmenden Problem zu wer-
den. Über den Sommer hinweg wurde das Niederschlagsdefizit immer grösser.
Auch ein nasser Oktober konnte an dem Defizit nicht mehr viel ändern, womit das
Jahr 2003 viel zu trocken endete. Im Jahr 2014 hingegen waren die Nieder-
schlagsmengen mehr oder minder durchschnittlich. Im Diagramm auffallend sind
jedoch der trockene Juni, sowie der nasse Juli, welcher das Niederschlagsdefizit
des Junis wieder aufholte.
Als letzten Punkt erwähnenswert ist die Tatsache, dass im Jahr 2003 auf einen
recht kalten Winter ein heisser Sommer folgte, im Jahr 2014 auf einen milden Win-
ter ein verhältnismässig kühler Sommer. Dies lässt jedoch keinen Schluss auf fol-
gende Jahre zu. Es ist wissenschaftlich nämlich nicht nachweisbar, dass auf kalte
Winter heisse Sommer folgen und umgekehrt. So werden das Wetter und langläu-
fig auch das Klima weiterhin weitgehend unberechenbar bleiben und den Men-
schen, allen voran den Meteorologen, mit dieser Eigenschaft weiterhin Kopfzer-
brechen bereiten.
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6 Literaturverzeichnis
[1] Crummenerl, Rainer. WAS IST WAS – Das Wetter. Nürnberg:
Tessloff Verlag, 1999.
[2] Hitzesommer 2003. Synthesebericht. November 2005. ProClim - Forum for Climate and Global Change. 21. Oktober 2014 <http://proclimweb.scnat.ch/portal/ressources/137.pdf>
[3] Alton, Lukas. Ein Sommer, der KEINER war! August 2014. Wetterring Vorarlberg. 21. Oktober 2014 <http://wetterring.at/ein-sommer-der-keiner-war/>
[4] „Inneralpines Becken.“ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. 8.12.2014 <http://de.wikipedia.org/wiki/Inneralpines_Becken>
[5] Das Klima in Liechtenstein, meteocentrale.li. 8.12.2014 <http://www.meteocentrale.li/>
[6] Klima, liechtenstein.li. 8.12.2014 <http://www.liechtenstein.li/de/land-und-leute/geografie/klima/> [7] Klimadiagramm: Vaduz/Liechtenstein, erdpunkte.de. 8.12.2014
<http://www.erdpunkte.de/images/stories/Klimagrafiken/Liechten-stein%20-%20Vaduz.png>
[8] Alton, Lukas. Das Schneetippspiel 2014 ist eröffnet! September 2014.
Wetterring Vorarlberg. 13.1.2015 <http://wetterring.at/schnee-tippspiel-2014/>
[9] BUWAL, BWG, MeteoSchweiz. Auswirkungen des Hitzesommers 2003 auf
die Gewässer. 2004. 13.1.2015 <http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/message/attach-ments/554.pdf y>
[10] NCEP Reanalysis, wetterzentrale.de. 3.4.2015 <http://www.wetterzentrale.de/topkarten/fsreaeur.html> [11] Klimaspiegel Bregenz, Jahr 2003. ZAMG. 6.4.2015
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[12] Schnyder, Geraldine. Jahresrückblick 2014 - Ein Spitzenreiter der Wetterre
korde. Meteonews. 31. Dezember 2014. 7.2.2015 <http://meteonews.ch/de/News/N4083/Jahresr%C3%BCckblick- 2014-%E2%80%93-Ein-Spitzenreiter-der-Wetterrekorde>
[13] Walser, Edi. Wetterrückblick Januar 2014 (Feldkirch-Nofels). Wetterring
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Kenneth Vogt. 2014. 3.4.2015 [15] Walser, Edi. Wetterrückblick April 2014. Wetterring Vorarlberg. 7.2.2015 <http://wetterring.at/wetterrueckblick-april-2014/>
[16] Dust Concentration near Ground. SKIRON Forecast. University of Athens. 7.2.2015.
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[17] Walser, Edi. Wetterrückblick Juni 2014. Wetterring Vorarlberg. 8.2.2015. <http://wetterring.at/wetterrueckblick-juni-2014/>
[18] Klimaspiegel Bregenz, Jahr 2014. ZAMG. 3.4.2015 <http://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klima-aktuell/klimaspie-gel/jahr/bregenz/?jahr=2014>
[19] Walser, Edi. Wetterrückblick Juli 2014. Wetterring Vorarlberg. 8.2.2015 <http://wetterring.at/wetterrueckblick-juli-2014/>
[20] Walser, Edi. Wetterrückblick Oktober 2014. Wetterring Vorarlberg.8.2.2015 <http://wetterring.at/wetterrueckblick-oktober2014/>
[21] Wetterdatenarchiv der Privaten Wetterstation Feldkirch Nofels. Edi Walser. 3.4.2015
[22] Wettererscheinungen: Das Azorenhoch, leotours.de. 6.4.2015 <http://www.leotours.de/index_htm_files/Azorenhoch.pdf/>
Anmerkung zu [14] bzw. [21]: Bei Bedarf können entsprechend verwendete Daten
beim Verfasser verlangt werden. Dafür bitte eine Mail an [email protected].