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F Dumont,Editors, ,Samuel Thomas Soemmerring. Briefwechsel 1761/65-Oktober 1784 (1996) Gustav...

Date post: 16-Sep-2016
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Buchbesprechung Dumont, F. (Hrsg.): Samuel Thomas Soemmerring. Briefwechsel 1761165-0ktober 1784. 664 Seiten. Gustav Fischer Verlag, Stutt- gart-Jena-New York 1996. DM 259,-, sFr 249,-, oS 1917,-. ISBN 3-437-11702-5 Samuel Thomas Soemmerring (* 18. 1. 1755 - t 2. 3. 1830) ist vie- len als Naturgelehrter und Anatom, aber auch als zentrale Ge- stalt der Goethezeit bekannt. Er ist der Erstbeschreiber nicht nur der Substantia nigra im Mesencephalon, sondern auch der Macula lutea. Ferner geht auf ihn die heute weltweit gebrauch- liche Einteilung der Hirnnerven zurtick. Die Bezeichnung "Bauchspeicheldrtise" stammt ebenfalls von Soemmerring. Soemmerring hat zweifelsohne eine entscheidende medizin- historische Bedeutung. Aus diesem Grunde sah sich Gunter Mann 1978179 dazu veranlaBt, eine Forschungsstelle zu Soemmerring einzurichten, welche seit 1985 Veroffentlichungen unter dem Titel "Soemmerring-Forschungen" herausgibt. 1m Rahmen der eben- falls von Gunter Mann begrtindeten "Soemmerring-Edition" er- scheint nun der erste Band tiber den Briefwechsel Soemmerrings. Weitere 4 Bande mit schlieBlich insgesamt 1500 Briefen von und an Soemmerring sollen folgen. Dieses Projekt erschien notwen- dig, da eine modernen philologischen Editionskriterien entspre- chende Ausgabe dieser medizinhistorisch bedeutsamen Schrift- stticke fehlt. In dem vorliegenden Band werden die Briefe zwischen 1761 und Oktober 1784 dokumentiert, also aus seiner Kindes- und Jugendzeit bis zum AbschluB seiner Studienzeit und ersten Beru- fungen. Dem eigentlichen Briefteil sind zunachst ausflihriiche Erlauterungen in der Einleitung vorangestellt worden. Dazu ge- hort die Uberiieferungsgeschichte, der historisch-biographische Kontext und die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung sowie die Editionsgrundsatze der Briefe. Ein Standortverzeichnis der Handschriften und ein Literaturverzeichnis neben einem Schltis- sel chemischer- und Wahrungssymbole ist mit einem Bildnach- weis und einem Verzeichnis der ersten 248 tiberlieferten Briefe ebenfalls vor dem eigentlichen Briefteil wiedergegeben. Das Register am Ende des Briefteils ist in ein umfangreiches Personen-, Orts- und Landerregister aufgeteilt, was der Suche nach bestimmten Textstellen sehr zuvorkommt. Mit 23 Jahren legte Soemmerring eine flir damalige Verhaltnisse auffallend aufwendige Dissertation "De basi encephali ... " vor. Ab 1777 mehren sich dann auch die Briefe mit anatomischen Inhalten. Der Leser bekommt einen guten Einblick in die damaligen Lehrverhaltnisse und Forschungsansatze. Praparationsmethoden finden sich teilweise in den Briefen ebenso wieder wie Beschrei- bungen zur Fixierung und zu wissenschaftlichen Zeichnungen. Die umfangreiche Korrespondenz mit den Zeitgenossen Soem- merrings, vor allem Anatomen, Arzten, Naturgelehrten und Weltreisenden wie Johann Heinrich Merck (1741-1791), Chri- stian Friedrich Michaelis (1754-1814), Georg Christoph Lichten- berg (1742-1799), Christian Gottlob Heyne (1729-1812), Pieter Camper (1722-1789), Johann Friedrich Blumenbach (1752- 1840), Heinrich August Wrisberg (1739-1808) und vor allem mit Georg Forster (1754-1794), urn nur einige mit der intensivsten Korrespondenz zu nennen, zeugen von der Bedeutung des wis- senschaftlichen Gedankenaustausches per Brief. Interessant sind auch solche Briefe, in denen die soziale Situa- tion und die finanziellen Moglichkeiten eines Gelehrten deutlich werden. So beispielsweise der Brief an den Landgrafen Fried- rich II. von Hessen-Kassel (Nr. 228), in dem Soemmerring seine Besoldung und die Rente seiner zukunftigen Gattin wie auch die Bezahlung eines Prosektors fordert bzw. festsetzt. Oder ein Brief, der ebenfalls an den Landgrafen gerichtet ist, in welchem Soemmerring, noch in Kassel lehrend, seine Berufung nach Mainz und auch eine Begrundung hierzu darlegt. Diese zielt auf das "bequemere Auskommen" zum einen und den besseren Aus- sichten zur Unterstutzung seiner "Lieblingswissenschaft", der Anatomie, zum anderen, abo Der vorliegende erste Teil der brieflichen Korrespondenz von und zu Soemmerring stellt eine groBe Bereicherung des histori- schen anatomischen Schrifttums dar. Lesenswert ist diese nicht nur fUr den Historiker, sondern ganz besonders auch flir Anato- men. Zahlreiche Briefe erlauben erstaunliche Einsichten in das Schaffen einer der groBen Schltisselfiguren anatomischer Er- kenntnisse. Oliver Schmitt, Lubeck 334
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Buchbesprechung

Dumont, F. (Hrsg.): Samuel Thomas Soemmerring. Briefwechsel 1761165-0ktober 1784. 664 Seiten. Gustav Fischer Verlag, Stutt­gart-Jena-New York 1996. DM 259,-, sFr 249,-, oS 1917,-. ISBN 3-437-11702-5

Samuel Thomas Soemmerring (* 18. 1. 1755 - t 2. 3. 1830) ist vie­len als Naturgelehrter und Anatom, aber auch als zentrale Ge­stalt der Goethezeit bekannt. Er ist der Erstbeschreiber nicht nur der Substantia nigra im Mesencephalon, sondern auch der Macula lutea. Ferner geht auf ihn die heute weltweit gebrauch­liche Einteilung der Hirnnerven zurtick. Die Bezeichnung "Bauchspeicheldrtise" stammt ebenfalls von Soemmerring.

Soemmerring hat zweifelsohne eine entscheidende medizin­historische Bedeutung. Aus diesem Grunde sah sich Gunter Mann 1978179 dazu veranlaBt, eine Forschungsstelle zu Soemmerring einzurichten, welche seit 1985 Veroffentlichungen unter dem Titel "Soemmerring-Forschungen" herausgibt. 1m Rahmen der eben­falls von Gunter Mann begrtindeten "Soemmerring-Edition" er­scheint nun der erste Band tiber den Briefwechsel Soemmerrings. Weitere 4 Bande mit schlieBlich insgesamt 1500 Briefen von und an Soemmerring sollen folgen. Dieses Projekt erschien notwen­dig, da eine modernen philologischen Editionskriterien entspre­chende Ausgabe dieser medizinhistorisch bedeutsamen Schrift­stticke fehlt.

In dem vorliegenden Band werden die Briefe zwischen 1761 und Oktober 1784 dokumentiert, also aus seiner Kindes- und Jugendzeit bis zum AbschluB seiner Studienzeit und ersten Beru­fungen. Dem eigentlichen Briefteil sind zunachst ausflihriiche Erlauterungen in der Einleitung vorangestellt worden. Dazu ge­hort die Uberiieferungsgeschichte, der historisch-biographische Kontext und die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung sowie die Editionsgrundsatze der Briefe. Ein Standortverzeichnis der Handschriften und ein Literaturverzeichnis neben einem Schltis­sel chemischer- und Wahrungssymbole ist mit einem Bildnach­weis und einem Verzeichnis der ersten 248 tiberlieferten Briefe ebenfalls vor dem eigentlichen Briefteil wiedergegeben.

Das Register am Ende des Briefteils ist in ein umfangreiches Personen-, Orts- und Landerregister aufgeteilt, was der Suche

nach bestimmten Textstellen sehr zuvorkommt. Mit 23 Jahren legte Soemmerring eine flir damalige Verhaltnisse auffallend aufwendige Dissertation "De basi encephali ... " vor. Ab 1777 mehren sich dann auch die Briefe mit anatomischen Inhalten. Der Leser bekommt einen guten Einblick in die damaligen Lehrverhaltnisse und Forschungsansatze. Praparationsmethoden finden sich teilweise in den Briefen ebenso wieder wie Beschrei­bungen zur Fixierung und zu wissenschaftlichen Zeichnungen. Die umfangreiche Korrespondenz mit den Zeitgenossen Soem­merrings, vor allem Anatomen, Arzten, Naturgelehrten und Weltreisenden wie Johann Heinrich Merck (1741-1791), Chri­stian Friedrich Michaelis (1754-1814), Georg Christoph Lichten­berg (1742-1799), Christian Gottlob Heyne (1729-1812), Pieter Camper (1722-1789), Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840), Heinrich August Wrisberg (1739-1808) und vor allem mit Georg Forster (1754-1794), urn nur einige mit der intensivsten Korrespondenz zu nennen, zeugen von der Bedeutung des wis­senschaftlichen Gedankenaustausches per Brief.

Interessant sind auch solche Briefe, in denen die soziale Situa­tion und die finanziellen Moglichkeiten eines Gelehrten deutlich werden. So beispielsweise der Brief an den Landgrafen Fried­rich II. von Hessen-Kassel (Nr. 228), in dem Soemmerring seine Besoldung und die Rente seiner zukunftigen Gattin wie auch die Bezahlung eines Prosektors fordert bzw. festsetzt. Oder ein Brief, der ebenfalls an den Landgrafen gerichtet ist, in welchem Soemmerring, noch in Kassel lehrend, seine Berufung nach Mainz und auch eine Begrundung hierzu darlegt. Diese zielt auf das "bequemere Auskommen" zum einen und den besseren Aus­sichten zur Unterstutzung seiner "Lieblingswissenschaft", der Anatomie, zum anderen, abo

Der vorliegende erste Teil der brieflichen Korrespondenz von und zu Soemmerring stellt eine groBe Bereicherung des histori­schen anatomischen Schrifttums dar. Lesenswert ist diese nicht nur fUr den Historiker, sondern ganz besonders auch flir Anato­men. Zahlreiche Briefe erlauben erstaunliche Einsichten in das Schaffen einer der groBen Schltisselfiguren anatomischer Er­kenntnisse.

Oliver Schmitt, Lubeck

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