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extra-tipp abenteuer nordkap Richtung Nordpol · kenes waren noch fast 150 Kilometer zu...

Date post: 01-Mar-2020
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72 EXTRA-TIPP ABENTEUER NORDKAP ALPENTOURER 3/2015 73 D ie Idee zu einer Motorradtour an die nörd- lichste Spitze Europas kamen mir und meinem Motorradfreund sowie Namens- vetter Theo, nachdem wir gerade von einer Tour aus Südspanien zurückgekehrt waren. Wir fan- den es spannend, das nächste Ziel in entgegen ge- setzter Richtung zu setzen. Bei der Planung stand schnell fest: Die Tour durfte 18 Reisetage nicht überschreiten. Das war ambitioniert, zumal sich mit unserem Kollegen Heiner schon bald ein drit- ter, begeisterungsfähiger Mitfahrer hinzu gesellte – und verschiedene Wünsche unter einen Hut ge- bracht werden mussten. Das Hauptziel Nordkap stand. Heiner wollte je- doch unbedingt durch die Fjordlandschaft Süd- norwegens, ich wollte auf die Lofoten, während Theo schon ganz gerne auch Schweden und Finn- land mitnehmen wollte. Nach einigem Hin und Her stand folgender Kompromiss: Schweden und Finnland bleiben, Nordkap natürlich auch, Lofo- ten alternativ und das Ganze in 17 Tage mit ei- nem Tag Reserve. Für die konkrete Tour hieß das: zügig durch Dänemark, dann auf die E4 hoch zur Ostküste Schwedens und weiter am Bottnischen Meerbusen entlang über Finnland nach Norwe- gen und dann zum Nordkap. Bei der Rückfahrt die Lofoten einplanen, alternativ den Süden von Norwegen. Unter Berücksichtigung einer durch- schnittlichen Tagesetappe von 450 Kilometern. Kurvenreiche Anreise über Lappland Der lang ersehnte Tag war endlich da und die ers- ten Tage verliefen exakt wie geplant. Kaum in Finnland angekommen, begrüßte uns prompt das erste Rentier unserer Reise; es sollten noch sehr viele folgen. Unsere Teilstrecke über die finnisch- norwegische Grenze zum Tagesziel Karasjok erwies sich als eine nicht enden wollende Fahrt durch die wunderschönen Naturschutzgebiete Lapplands. Von Karasjok aus waren es noch gute 270 Kilometer bis zum Nordkap. Da wir einen langen Tag vor uns hatten, saßen wir am nächs- ten Morgen bereits um 8 Uhr wieder auf den Mo- torrädern. Die vor uns liegende Strecke erinnerte uns wie am Vortag an die wie mit dem Lineal ge- zogenen Highways der USA. Sie war hügelig und das Motorradfahren bei 100 Stundenkilometern glich einer einzigen Berg- und Talfahrt. In Russe- nes bogen wir ab auf die E69 – ab hier befanden wir uns auf der „Sackgasse” zum Nordkap. Nur noch 125 Kilometer bis zum Ziel. Die Vegetation hatte sich hier oben weitestgehend verabschiedet, man sah nur noch sehr niedrigen Bewuchs. Im Gegensatz zu vielen anderen Reise- berichten, kam uns die Strecke aber gar nicht so öde vor. Das Wetter war nach wie vor phantas- tisch und die Luft unwahrscheinlich klar. Wir waren von der unwirklichen, rauen Landschaft fasziniert. Gegen Mittag erreichen wir den Nordkaptun- nel. Wir standen vor dem Eingang des längsten Unterwasser-Straßentunnels der Welt. Auf einer Länge von 6 870 Metern verbindet er das norwe- gische Festland mit der Insel Mageroya. Er führt unter dem 3,5 Kilometer breiten Mageroysundet hindurch. Das Gefälle bzw. die Steigung in der Röhre beträgt etwa zehn Prozent. Im Tunnel herrschte eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und am Ausgang wartete die Zahlstelle. Die E69 auf der Richtung Nordpol Nordkap hieß das festgelegte Ziel: Innerhalb von 18 Tagen wollte man am nörd- lichsten Punkt Europas gewesen sein, unterwegs aber auch die Lofoten und die Fjordwelt im Süden Norwegens bewundert haben. Ein ambitionierter Plan. Vor dem obligato- rischen Foto an der Weltkugel (links) gibt es einen Pausen- stopp in Finnland (oben).l Fotos: Theo Bolte
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die Idee zu einer Motorradtour an die nörd-lichste Spitze Europas kamen mir und meinem Motorradfreund sowie Namens-

vetter Theo, nachdem wir gerade von einer Tour aus Südspanien zurückgekehrt waren. Wir fan-den es spannend, das nächste Ziel in entgegen ge-setzter Richtung zu setzen. Bei der Planung stand schnell fest: Die Tour durfte 18 Reisetage nicht überschreiten. Das war ambitioniert, zumal sich mit unserem Kollegen Heiner schon bald ein drit-ter, begeisterungsfähiger Mitfahrer hinzu gesellte – und verschiedene Wünsche unter einen Hut ge-bracht werden mussten.

Das Hauptziel Nordkap stand. Heiner wollte je-doch unbedingt durch die Fjordlandschaft Süd-norwegens, ich wollte auf die Lofoten, während Theo schon ganz gerne auch Schweden und Finn-land mitnehmen wollte. Nach einigem Hin und Her stand folgender Kompromiss: Schweden und Finnland bleiben, Nordkap natürlich auch, Lofo-ten alternativ und das Ganze in 17 Tage mit ei-nem Tag Reserve. Für die konkrete Tour hieß das: zügig durch Dänemark, dann auf die E4 hoch zur Ostküste Schwedens und weiter am Bottnischen Meerbusen entlang über Finnland nach Norwe-gen und dann zum Nordkap. Bei der Rückfahrt die Lofoten einplanen, alternativ den Süden von Norwegen. Unter Berücksichtigung einer durch-schnittlichen Tagesetappe von 450 Kilometern.

Kurvenreiche Anreise über LapplandDer lang ersehnte Tag war endlich da und die ers-ten Tage verliefen exakt wie geplant. Kaum in Finnland angekommen, begrüßte uns prompt das erste Rentier unserer Reise; es sollten noch sehr viele folgen. Unsere Teilstrecke über die finnisch-norwegische Grenze zum Tagesziel Karasjok erwies sich als eine nicht enden wollende Fahrt durch die wunderschönen Naturschutzgebiete Lapplands. Von Karasjok aus waren es noch gute 270 Kilometer bis zum Nordkap. Da wir einen langen Tag vor uns hatten, saßen wir am nächs-ten Morgen bereits um 8 Uhr wieder auf den Mo-

torrädern. Die vor uns liegende Strecke erinnerte uns wie am Vortag an die wie mit dem Lineal ge-zogenen Highways der USA. Sie war hügelig und das Motorradfahren bei 100 Stundenkilometern glich einer einzigen Berg- und Talfahrt. In Russe-nes bogen wir ab auf die E69 – ab hier befanden wir uns auf der „Sackgasse” zum Nordkap. Nur noch 125 Kilometer bis zum Ziel.Die Vegetation hatte sich hier oben weitestgehend verabschiedet, man sah nur noch sehr niedrigen Bewuchs. Im Gegensatz zu vielen anderen Reise-

berichten, kam uns die Strecke aber gar nicht so öde vor. Das Wetter war nach wie vor phantas-tisch und die Luft unwahrscheinlich klar. Wir waren von der unwirklichen, rauen Landschaft fasziniert.

Gegen Mittag erreichen wir den Nordkaptun-nel. Wir standen vor dem Eingang des längsten Unterwasser-Straßentunnels der Welt. Auf einer Länge von 6 870 Metern verbindet er das norwe-gische Festland mit der Insel Mageroya. Er führt unter dem 3,5 Kilometer breiten Mageroysundet hindurch. Das Gefälle bzw. die Steigung in der Röhre beträgt etwa zehn Prozent. Im Tunnel herrschte eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und am Ausgang wartete die Zahlstelle. Die E69 auf der

Richtung NordpolNordkap hieß das festgelegte Ziel: Innerhalb von 18 Tagen wollte man am nörd-

lichsten Punkt Europas gewesen sein, unterwegs aber auch die Lofoten und die

Fjordwelt im Süden Norwegens bewundert haben. Ein ambitionierter Plan.

Vor dem obligato-rischen Foto an der Weltkugel (links) gibt es einen Pausen-stopp in Finnland (oben).l

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das Gelände zu kommen. Mittelpunkt der „Tou-ristenattraktion” ist die Nordkaphalle, die wir na-türlich kurz besichtigten.

Gegen 19.30 Uhr erreichen wir bei 19 Grad und sonnigem Wetter das Tagesziel, den Camping-platz in Alta. Wir nahmen zur Feier des Tages die größte Hütte und landeten damit einen Volltref-fer: super Ausstattung auf zwei Etagen inklusive Sauna und ganz ohne Mückenplage.

Doch auf die LofotenAn jenem Abend wurden zudem die Weichen für den weiteren Tourenverlauf gestellt. Laut Wetter-vorhersage sollte die Hochdrucklage die nächsten Tage unverändert anhalten. Damit konnte mein zweiter Traum – die Lofoten – wohl auch in Er-füllung gehen.

Der nächste Tag entpuppte sich wie vorherge-sagt tatsächlich als Bilderbuchtag. Gegen Mittag erreichten wir die Fähre Olderdalen. Zuvor hat-ten wir noch einen Abzweig übersehen, weil die faszinierende Fjordlandschaft mit ihren atembe-raubenden Wasserfällen uns dermaßen in den Bann gezogen hatte, dass wir prompt 20 Kilome-ter zu weit gefahren waren. Das war aber nicht weiter schlimm, da die Fähren hier regelmäßig alle paar Minuten verkehren.

Von Lyngseidet ging es dann fast durchgängig am Kjosen entlang. Dieser Fjord teilt die Lyngen-Alpen in zwei Hälften. Die Berge rechts und links ragen über 1 200 Meter in die Höhe und haben zwischen ihren Gipfeln einige Gletscher, die wir von der E6 aus bereits gut sehen konnten. Die zweite Fähre am jenem Tag wartete schon nach 22 Kilometern in Svensby auf uns. Es ging über den Ullsfjorden nach Breivikeidet. Von dort aus machten wir uns auf den Weg zu einem weiteren

Insel Mageroya war kurven-reich und erstaunlich hüge-lig.

Nach einer Fahrt von fast 3 000 Kilometern erreichten wir gegen 15 Uhr bei 18 Grad und Sonnenschein das

Nordkap auf Position 71 10’21’’. Dies sind die Koordinaten des „nördlichsten Aussichtspunktes Europas”, wie es den zahlreichen Besuchern an-gepriesen wird. Westlich der 307 Meter hohen Klippen liegt auf den Koordinaten 71 11’48’’ Knivskjelodden. Tatsächlich ist dieser der nörd-lichste Punkt des europäischen Festlands. Weil seine Klippen aber nicht so spektakulär in die Tiefe abfallen wie das Nordkap, ist er auch nicht so berühmt geworden.

Bevor wir unser obligatorisches „Siegerfoto” an der Aussichtsplattform mit der Weltkugel ma-chen konnten, hieß es erst mal zahlen. Umgerech-net knapp 25 Euro waren fällig, um überhaupt auf

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Landschaftlich errinnert die E6 stellenweise an US-Highways, nur eben mit Rentieren.

Ein schöner, wenn-gleich unfreiwiliger Abstecher hinter Ol-derdalen.

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reichten wir im strömenden Regen wieder die E6, die wir 500 Kilometer nördlich in Höhe Olderda-len verlassen haben. Wir fuhren auf der E6 noch 50 Kilometer weiter und bogen dann links ab an der Beschilderung Junkerdal Camping. Freie Hüt-ten gab es reichlich und das Restaurant hatte ge-öffnet. Was wollten wir mehr?

Starker Regen und Temperaturen um die zwölf Grad machten es uns am nächsten Morgen nicht leicht, die warme und gemütliche Hütte zu verlas-sen. Das Wetter wurde aber mit jedem Kilometer Richtung Süden besser. Am Laksfossen, einem beeindruckend gelegenem Lachsfluss nördlich von Trofors an der E6, machten wir eine kleine Pause. Es hatte schon seit einigen Kilometern auf-gehört zu regnen und das Thermometer zeigt mittlerweile angenehme 18 Grad.

Lediglich ein leichter Nieselregen lag noch in der Luft. Ursache hierfür war jedoch der impo-sante 16 Meter hohe Wasserfall. Der weitere Weg

führte uns durch das Namdalen am Fluss Nam-sen. Wenige Orte durchbrachen die ausgedehn-ten Waldgebiete und das Verkehrsaufkommen war sehr gering.

Je näher wir Trondheim kamen, desto höher wurde das Verkehrsaufkommen. Die Stadt ist nach Oslo und Bergen mit gut 150 000 Einwoh-nern die drittgrößte Stadt Norwegens und gilt als

am Empfang war jedoch sehr hilfsbereit und star-tete für uns einen Rundruf. Nach etlichen Telefo-naten hatte sie etwas für uns: Auf dem etwa 20 Kilometer entfernten Sandsletta Camping war noch eine Hütte frei. Es war mittlerweile fast 22 Uhr geworden als wir unsere Sachen auspackten.

Wir freuten uns auf ein leckeres Abendessen im hell erleuchteten und sicherlich warmen Restau-rant. Doch dann die Enttäuschung: Das Restau-rant hatte ausgerechnet an diesem Tag wegen einer Veranstaltung geschlossen. Aber die Rezep-tion war noch besetzt und hatte zumindest Hot Dogs und eine Mikrowelle…

Unter einer WolkendeckeAm folgenden Tag mussten wir die Lofoten leider schon wieder verlassen. Bis zur Fähre nach Mos-kenes waren noch fast 150 Kilometer zu bewälti-gen und die ging bereits um elf Uhr. Aufgrund des Nebels konnten wir bei der Fahrt leider kei-

nen Blick auf das beeindruckende Panorama die Inselwelt werfen. Wir verließen die Lofoten unter einer Wolkendecke, die wie abgeschnitten keine 30 Meter über dem Wasser lag.

Die Überfahrt dauerte gute vier Stunden und je näher wir dem Festland kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Am Fährhafen in Bodö ange-kommen, regnete es bereits. Kurz vor 17 Uhr er-

dass wir schlussendlich doch noch auf der richti-gen Seite gelandet waren.

Auf der 862 verließen wir Tromsö und errei-chen nach 25 Kilometern die nächste Fähre und weiter ging es Richtung Finesse. Die Stimmung war trotz der anstrengenden Tagesetappe wie im-mer hervorragend. Wir saßen an diesem Abend noch lange auf der Terrasse und betrachteten fas-ziniert das diffuse Licht- und Schattenspiel der Wolken, welches eine fast mystische Atmosphäre über den Fjord legte.

Cocktail aus Irland und SchottlandAn Tag Acht der Tour ging es dann endlich auf die Lofoten. Die Fähre nach Harstad auf der Insel Hinnoya kennzeichnete den Einstieg in diese In-selwelt, die wir am Vormittag erreichten. Schon seit Tagen waren wir über das milde Klima er-staunt. Ursächlich hierfür ist der Golfstrom. Durch seinen Wärmetransport wirkt er wie eine große Heizung. Unter einer Polarregion stellt man sich eigentlich Permafrost, Gletscher, Inlandeis und bitterkalten Wind vor. Die Lofoten jedoch er-wiesen sich als ein Cocktail aus Irland und Schott-land, aufgefüllt mit Eismeer, dekoriert mit Dolo-miten und Ägäis und durchgeschüttelt vom manchmal unberechenbaren Wetter, aber auch mediterranen Temperaturen.

Um 20 Uhr erreichten wir unser Tagesziel in Svolvaer und müssen leider feststellen, dass alle Hütten belegt waren. Der nächste Campingplatz hatte ebenfalls nichts mehr frei. Das nette Mädel

Highlight dieser Tour: Es ging nach Tromsö – dem Tor zur Arktis.

Tromsö liegt rund 400 Kilometer oberhalb des Polarkreises auf 69 Grad 30‘ nördlicher Breite – und damit fast auf gleicher Höhe wie Kirkenes im Nordostzipfel des Landes. Mit dem Festland ist Tromsö über ein architektonisches Meisterwerk, die 1016 Meter lange Tromsöbrua verbunden. Die Stadt liegt auf der sehr hügeligen Insel Tromsöya und ist mit einem Netz von Tunneln durchzogen. Aus der Sonne kommend, fuhren wir in das nur schwach beleuchtet Tunnellabyrinth und nach dem dritten unterirdischen Kreisverkehr, war es dann endgültig vorbei mit der Orientierung. Am Ende des Tunnellabyrints waren wir überrascht,

Der Fährplan am Hafen (unten) war noch von 2003 und sorgte für allgemei-ne Verwirrung. Ge-klappt hat es irgend-wann trotzdem (rechts).

Letzte Pause vor der Fähre nach Har-stad, dem Einstieg auf die Lofoten.

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und Storfjord bis zum Tagesziel, dem Geiranger-fjord, führte.

Der Trollstigen gilt als die bekannteste Pass-straße Norwegens. Sie ist eine Gebirgsstrecke, die in eine steile Wand gebaut wurde und schraubt sich über elf Haarnadelkurven bei einer Steigung von zwölf Prozent hinauf auf 850 Meter. Die Kur-

ven sind extrem spitz und der Verkehr kam im-mer wieder ins Stocken. Kurvenfeeling wie in den Alpen kam dadurch leider nicht auf; dafür ent-schädigte das grandiose Bergpanorama. Über das Hochplateau ging es weiter auf einer kurvenrei-chen Strecke von 40 Kilometern bis hinunter zum Norddalsfjorden und wieder zu einer Fähre.

Phantastischer AdlerwegKurz vor dem Geirangerfjord kamen wir zu einer der schönsten Kurvenstrecken unserer Reise, dem Örnevegen (Adlerweg). Er bietet einen phantas-tischen Ausblick in den Fjord, auf das Fjordende und auf die umgebenden hohen Berge.

Auf einer Länge von sechs Kilometern ging es die R63 in engen Serpentinen talwärts bis vor die Haustür unseres heutigen Etappenzieles, dem Grande Fjord Hotel+Camping. Wir hatten „Glück“. Denn dadurch, dass die Hütten bereits belegt waren, kamen wir an zwei gut ausgestatte-te Doppelzimmer im Hotel mit Blick auf den Gei-rangerfjord. Unser Abendessen konnten wir auf der Dachterrasse mit wunderbarem Panoramab-lick und Temperaturen um die 25 Grad genießen.

Der Geirangerfjord ist eigentlich ein Seitenarm des Sunnylvsfjorden und erstreckt sich über eine Länge von 15 Kilometern. Die Enge der Windun-gen, die bis 800 Meter steil aufsteigenden Berge, die direkt in den Fjord mündenden Wasserfälle – all das war mächtig beeindruckend. Nicht um-sonst zählt der Fjord zu den meist besuchten Sehenswürdigkeiten Norwegens. >

die historische Kapitale des Landes. In Trond-heim findet man die typisch skandinavischen Holzhäuser. Die Farbpalette der Gebäude reicht von zartrosa bis dunkelblau und gibt der Stadt ei-nen freundlichen und gemütlichen Charakter. Bis dorthin waren wir an dem Tag bereis 600 Kilo-meter gefahren. Wir wurden müde, daher war es auch an der Zeit sich eine Unterkunft zu suchen.

Der nächste Campingplatz in unserem GPS lag 15 Kilometer entfernt. Er war jedoch ausgebucht und machte zudem auch keinen besonders guten Eindruck. Ein anderer wartete 20 Kilometer ent-fernt auf uns. Bis auf zwei ganz einfache Hütten ohne Dusche, Wasser und Toilette, war auch hier alles belegt. Wenn es auch die einfachste Unter-kunft unserer gesamten Reise sein sollte, so war sie dennoch sauber und wir froh, ein Dach über den Kopf gefunden zu haben.

Das Abendessen fiel leider recht spartanisch aus. Doch die gute Nachricht: Mit der heutigen Etappe hatten wir die Zeit gutgemacht, die wir brauchten, um innerhalb unseres Limits auch den Süden Norwegens durchstreifen zu können.

Durchaus spannende FernstraßenBei herrlichstem Sonnenschein fuhren wir am nächsten Tag schon um halb Acht vom Camping-platz und bogen direkt auf die E39. Wer nun meint, bei den „E”-Straßen handelt es sich über-wiegend um breite, gradlinige Fernstraßen, der irrt gewaltig. Wir befuhren auf einer Länge von fast 25 Kilometern eine schmale, sehr kurvenrei-che Strecke, die eher an das Straßenlabyrinth oberhalb des Gardasees erinnert. Trotz der spek-takulären Kurvenhatz hielten wir immer wieder an, um die faszinierende Fjordlandschaft zu be-wundern, die sich weit unter uns ausbreitete.

Entlang dem Vinjefjorden erreichen wir am Vormittag die Fähre Kanestraum. Nach nur zehn Minuten Wartezeit kamen wir an Bord und ge-nossen während der 15-minütigen Überfahrt die wunderbare Landschaft.

Der weitere Weg führte uns nach Krifast auf die Insel Bergsöya, durch den 6,2 Kilometer lan-gen Fannefjord-Tunnel und anschließend sofort über die 550 Meter lange Bolsøsundbrücke. Kurz danach standen wir auch schon an der Fähre

Rumsdal. Von hier aus waren es noch gut 30 Kilometer nach Andalsnes, dem nördlichen Einstieg in die höchsten Berge Norwegens und der „Golden Route”, die über Trollstigen

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Laut Planung sollte die Route am nächsten Tag weiter entlang der Westküste über Stavanger, dem Lysefjord (mit dem Preikestolen) bis nach Bru-sand im Südwesten verlaufen. Da wir mittlerweile genug Wasser und Fjorde gesehen hatten, änder-ten wir kurzfristig den Verlauf. Statt der ur-sprünglichen Routenplanung fuhren wir über die Hardangervidda-Hochebene, weiter auf der R9 über die Gebirgszüge der Telemark, bis direkt nach Kristiansand.

Hinein in die Bergwelt der TelemarkDen ersten Stopp machten wir bereits nach 50 Ki-lometern an den Wasserfällen des Latefoss. Kurz vor Röldal bogen wir später auf die E134 und ka-men damit in die Bergwelt der Telemark mit sei-nen kargen Hochebenen, den türkisgrünen Berg-seen, üppigen Tälern und tiefen Schluchten.

Am Tagesziel Kristiansand angekommen, fuh-ren wir später zunächst direkt zum Fährterminal, um die Tickets für den nächsten Tag zu besorgen. Abends um halb sieben schien hier alles geschlos-sen zu sein. Wir riefen die Rufnummer des Reser-vierungsbüros der Colorline an. Die erste Fähre um acht Uhr sei (auch für Motorräder) bereits komplett ausgebucht, auf der zweiten um 13.30 Uhr aber noch Plätze frei. Diese reservierten wir.

Im Umkreis von 50 Kilometer schien es keine freien Hütten mehr zu geben. Also rein in die City und schauen, was es an Hotelzimmern gab. Im Zentrum herrschte Open-Air-Stimmung, auf dem Marktplatz war eine Bühne aufgebaut und eine Live-Band gab sich redlich Mühe. Meine Mitstreiter blieben bei den Motorrädern und ich machte mich zu Fuß auf Hotelsuche. Nach einer Stunde kam ich ohne Erfolgsmeldung zurück. Es war wie verhext, alles ausgebucht. Jedes der Ho-tels hatte wiederum andere angerufen, um noch irgendwo vier Betten zu bekommen. Null Chan-ce. Erst auf der Küstenstraßen Richtung Westen wurden wir schließlich fündig.

Am nächsten Mittag standen wir dann wieder am Fährhafen und lösten unsere Tickets ein. Ehe wir uns versahen, legte auch schon die Fähre ab. Die Überfahrt dauert vier Stunden und je näher wir dem dänischen Festland kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Auch am Fährhafen von Hirtshals regnete es bei unserer Ankunft in Strömen, so dass wir zusahen so schnell wie mög-lich Richtung deutscher Grenze zu kommen, mit so wenig Zwischenstopps wie möglich, dafür im-mer mit den tollen Erlebnissen aus Skandinavien im Hinterkopf… Theo Bolte

Auf der R55 ging es am nächsten Tag über Bale-strand zunächst immer entlang des Sognafjorden. Nach 45 Kilometern passierten wir den Höyan-gertunnel: mit 7,2 Kilometern der zweitlängste unserer Reise. Nach weiteren 50 Kilometern er-reichten wir auf der E39 gegen Mittag die Fähre Lavik-Oppendal.

Da die heutige Etappe direkt an Bergen, der zweitgrößten Stadt Norwegens vorbei führte, machten wir spontan einen Abstecher dorthin. Lange hielten wir uns aber nicht auf, denn bis zu unserem Tagesziel in Kinsavik waren es noch gut 130 Kilometer – inklusive zwei Fährüberfahrten. Einen kurzen Stopp legten wir noch am Steins-dalfossen ein, einem imposanten Wasserfall an der R7 kurz vor Norheimsund. Um 19.15 Uhr er-reichten wir die Fähre Utne/Kinsarvik, die vor unseren Augen gerade abfuhr. Die nächste Fähre ging erst eine Stunde später. Zeit genug, um am Anleger etwas zu essen. Am gegenüber liegenden Ufer des Utnefjorden legte die dann genommene Fähre an und wir fuhren schon wieder von Bord. Was wir aber nicht wussten war, dass die Fähre hier lediglich einen kurzen Zwischenstopp ein-legte und dann weiter nach Kinsarvik fuhr. Ge-nau das, was wir geplant hatten.

Die Mitstreiter wollten unbedingt weiterEgal, denn gegenüber dem Anlegesteg befand sich ein gemütlich aussehendes Hotel mit Blick auf den Fjord. Ich frage nach und es waren tatsächlich noch zwei Doppelzimmer frei. Meine frohe Bot-schaft fand jedoch keine Gegenliebe. Während ich mich nach den Zimmern erkundigte, hatten die anderen sich den Fährplan angesehen und festgestellt, dass um 21.10 Uhr die nächste Fähre nach Kinsarvik ging. Auch mein Hinweis auf die vorgerückte Uhrzeit half nichts, die Mitstreiter wollten unbedingt noch weiter. Also wieder auf die Fähre.

Es kam, wie es kommen musste: Beide Cam-pingplätze in Kinsarvik waren um diese Uhrzeit bereits ausgebucht. Das örtliche Hotel hatte zwar noch Zimmer frei, diese waren aber überteuert. Bevor wir uns auf den Weg zum nächsten Cam-pingplatz machten, riefen wir dort erst an. Ich be-kam zum Glück direkt den Besitzer ans Telefon und erkläre ihm unsere Situation. Er hat noch eine Hütte für vier Personen frei, und obwohl die Rezeption bereits geschlossen war durften wir kommen. Um 22 Uhr standen wir vor seinem Pri-vathaus und wurden mit einem herzlichen „Hallo Guys” empfangen.

Im Hotel ließen wir uns am nächsten Morgen Zeit und fuhren erst gegen zehn Uhr los. Dies war angesichts der Tagesetappe von nur 280 Kilome-tern auch völlig in Ordnung.

Über die R63 ging es zum Südende des Geiran-gerfjordes und später in Serpentinen den Dals-nibba bis auf 1500 Meter hoch. Bevor wir ab etwa 500 Höhenmeter im Nebel verschwanden, mach-ten wir noch einen kurzen Fotostopp. Die Sicht-weite war so gering, dass an ein Überholen der Autos nicht zu denken war. An der Abzweigung zum Gipfel (eine gut planierte Schotterstraße un-mittelbar an der Berghütte Djupvasshytta) hörte es auf zu regnen und die Sicht wurde besser. Die Hütte selbst lag an dem von Gipfeln eingefassten grünblau schimmernden Bergsee Djupvatnet. Weiter ging es über das Gebirge Strynefjells nach Stryn am Innvikfjorden.

Als landschaftlich schöner und fahrerisch ab-wechslungsreicher Abschnitt erwiesen sich die 80 Kilometer auf der R13, die von der E39 abgeht und bis zu unserem Tagesziel dem Sognefjord führt.

www.visitnorway.com/deOffizielle Tourismusseite des norwegischen Fremdenver-kehrsamtes. Deutschsprachig.

anreise

Diverse Reedereien fahren in Richtung Skandinavien. Ei-nen Überblick über alle Strecken gab es in der Ausgabe 2/2015. Nachbestellbar im Shop. www.motourmedia.de

unterkunft

Hütten (in Skandinavien Hytter oder Stugor genannt) fin-det man auf fast jedem Campingplatz und davon gibt es allein in Norwegen über 1 400. Da die Ausstattung der Hütten sich je nach Kategorie zwischen Minibehausung und Luxusferienwohnung mit Sauna bewegen, ist eine Vorplanung sinnvoll. Sehr gut für die Planung sind die Campinguides von NAF-CAmPiNg für Norwegen (www.nafcamp.com) und SChwEDEN-CAmPiNg (www.swe-camp.se). Die Campingplätze in Finnland sind nicht so dicht gesät. Informationen findet man unter www.schneeland.com/camping.html. Für Dänemark empfiehlt sich www.dk-camp.dk. Neben der Mitnahme eines Schlafsackes/Bettdecke und eines Kopfkissens, sollte unbedingt auch ein Spannbettuch mitgenommen werden.

attraktion

Die NorDkAPhALLE ist natürlich ein Muss für all jene, die sich auf den Weg zum nördlichsten Punkt Europas aufgemacht haben. Neben einer sehr gut gemachten Mul-tivisionsshow lohnt ein Besuch der Poststelle. Dort kön-nen Postkarten mit dem Nordkap N 71 10’21’’ nach Hause versendet werden.

ALPENTOURERinformation

Nach kinsarvik geht es wieder ein-mal per Fähre (oben). Ein maleri-scher Stopp bei 28 Grad (unten). Die wasserfälle

des Latefoss.


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