Exkursionsreader Türkei
SoSe 2014 | Prof. Dr. AnlaufBoden, Gewässer, AltlastenProduktionsgartenbau
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Einleitung Türkei
Vom 28.05. bis zum 06.06.2014 ist Prof. Dr. Rüdiger Anlauf und Rudolf Oprée von der
Hochschule Osnabrück mit 4 Studenten aus dem Bachelor Produktionsgartenbau und mit 13
Studenten aus dem Master Boden, Gewässer und Altlasten auf Exkursion in die Türkei gefahren.
Das Themenspektrum umfasste Bereiche der Geologie, Boden- und Gewässerkunde,
Landwirtschaft, gartenbaulichen Produktion und landestypischen Kultur sowie das studentische
Leben in der Türkei. Die Reise begann in Isparta, dort wurden wir im Hotel Bolat untergebracht,
von dem die Tagesausflüge mit dem Bus organisiert waren. Der zweite Ort auf dem Programm
war das Nafiz Hotel am Eğirdir-See (Eğirdir Gölü). Anschließend ging es mit dem Bus nach
Konya, dort konnten wir im Campushotel auf dem Gelände der Selçuklu Universität nächtigen.
Mit dem Flugzeug ging es zu unserer letzen Station der Exkursion; Istanbul. Die Lage des Dedem
Boutique Hotel ermöglichte eine Erkundung der Sehenswürdigkeiten zu Fuß oder mit der
Straßenbahn.
Politische Situation
Die Türkische Republik hat seit ihrer Gründung 1923, mit dem Ziel einen „modernen“ Staat zu
schaffen, grundlegende Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik erfahren. Mustafa
Kemal, genannt Atatürk (= Vater der Türken), setzte Reformen durch, die sich von den
bisherigen Traditionen und gesellschaftlichen Strukturen des Osmanischen Reiches abgrenzen.
Diese Reformen entstanden aus Protest und Widerstand, die „kemalistische Revolution“, gegen
die geplante Aufteilung des Großteils Anatoliens unter den Siegermächten des ersten Weltkriegs.
Gestützt wurden die Reformen vor allem durch das Militär und die städtischen Eliten.
Gesellschaftlicher Widerstand wurde mit allen Mitteln unterdrückt, um die Einparteienherrschaft
der CHP unter Mustafa Kemals Führung zu etablieren. Die eingeführten kemalistischen
Prinzipien Republikanismus, Populismus, Etatismus, Revolutionismus/Reformismus, Laizismus
und Nationalismus werden bis heute von einigen Vertretern der Elite verteidigt, bspw. berufen
sich die türkischen Parteiprogramme teilweise darauf. Die Büste oder Bilder Atatürks sind nahezu
omnipräsent in öffentlichen Gebäuden. Aktuell wird die Türkei von der konservativ-
traditionellen AKP unter Ministerpräsident Erdoğan regiert. Die Opposition setzt sich zusammen
aus der im kemalistischen Erbe der Republik verwurzelten CHP und der rechts-nationalistischen
MHP sowie einer kleinen Gruppierung des organisierten kurdischen Nationalismus. Seit 2005
verhandelt die Türkei über einen EU- Beitritt, jedoch führten die differenzierten Haltungen in
einigen Verhandlungskapiteln zu einem Stillstand.
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Türkei hat rasant zugenommen. Die
Republik hat einen Wandel vom Agrarland hin zu einem industriellen Schwellenland vollzogen.
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Die Türkei hat eine Flächendeckung der Verkehrswege und Kommunikationsnetze sowie der
Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur erreicht. Die Modernisierungspolitik erschließt jedoch
nicht alle Bereiche, es herrschen erhebliche regionale Unterschiede, wie Ost/West oder
Stadt/Land. Ebenfalls kritisch zu betrachten sind die Benachteiligung, Diskriminierung und
Misshandlung von Frauen, die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die (Un-)Gleichheit der
Einkommensverteilung und das verbreitete Analphabetentum.
Nachrichten um den Exkursionszeitraum
Kurz vor der Exkursion wurden in der Türkei einige Internet-Adressen (z. B. YouTube) gesperrt.
Die Bevölkerung reagierte mit Protesten gegen die Zensur und forderte den Rücktritt von
Ministerpräsident Erdoğan. Dies erinnert an die Proteste von 2013. Am 28. Mai 2013 sollte in
Istanbul der beliebte Gezi-Park einem Einkaufszentrum weichen, daraufhin wurde der Park von
Aktivisten besetzt. Auf dem angrenzenden Taxim-Platz kam es zu heftigen
Auseinandersetzungen mit der Polizei. Am 15. Juni 2013 wurde der Gezi-Park brutal geräumt.
Ein Jahr später hat der Istanbuler Justizpalast mit der Verurteilung von Hunderten der
Demonstranten begonnen. Die Bevölkerung lässt sich davon aber nicht aufhalten und protestiert
weiter, auch wegen der kritisierten Reaktion Erdoğans auf das schwere Grubenunglück in Soma.
Die Teilnehmer der Exkursion konnten die Proteste nur indirekt in den Medien verfolgen. Der
Gezi-Park und der Taxim-Platz waren beim Aufenthalt in Istanbul friedlich. Mit dem Einbruch
der Dämmerung eroberten die Nachtschwärmer die sonst so ereignisreichen Orte zurück.
Ein kurzer Überblick über die Geologie und die Böden in der Türkei
Die Türkei wird in die folgenden sieben geografischen Gebiete unterteilt:
• Marmararegion
• Zentralanatolien
• Ägäisregion
• Mittelmeerregion
• Schwarzmeerregion
• Südostanatolien
• Ostanatolien
Die nachfolgende Grafik 1 zeigt die sieben geografischen Gebiete.
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Abb. 1: Überblick über die sieben geografischen Gebiete der Türkei (www.allaboutturkey.com)
Ersichtlich ist, dass Ostanatolien, gefolgt von Zentralanatolien die flächenmäßig größten
Regionen darstellen. Die Exkursionspunkte fanden sich v.a. in Zentralanatolien, aber auch
Ägäisregion, der Mittelmeer-
region sowie der Marmara-
region. Die Verortung der
besuchten Stellen zeigt die
Abbildung 2, welche mittels
GPS während der Exkursion
aufgenommen wurden.
Die Region Zentralanatolien
ist im Vergleich zu den
anderen sechs Regionen
weniger bergreich und ist
geprägt durch Steppen und
junge vulkanische Aktivität,
welche sich vielerorts in der
Landschaft wiederfindet. Ein
Großteil der Fläche ist durch Grünlandnutzung geprägt. In der Vergangenheit rief eine starke
Übernutzung Erosion hervor, infolgedessen Sandstürme auftraten.
Die Ägäisregion zählt, mit der Marmararegion, zu den Fruchtbarsten in der Türkei. Innerhalb
dieser beiden Regionen wird etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Erträge erzielt.
Beispielsweise wird hier Tabak (> 50% der türkischen Produktion) und Baumwolle angebaut.
Aber auch Trauben, Feigen und Oliven werden hier produziert.
Die Mittelmeerregion ist geprägt durch ausgedehnte Wälder. Innerhalb dieser Region sind weitere
Subregionen definiert wie das zentral gelegene Kalk-Plateau bei Taseli, der seenreiche Part im
Abb. 2: Verortung der besuchten Stellen in der Türkei mittels GPS (Quelle: GoogleMaps, bearbeitet v. Anlauf 2014)
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Tab. 1: In der Türkei vorkommende Bodentypen (www.ecogeodb.com)
Westen mit kontinentalem Klima und die intensiv kultivierten küstennahen Flächen, wo
Baumwolle, Sesam, Zitrusfrüchte und Bananen produziert werden.
Die Marmararegion erstreckt sich sowohl auf dem europäischen als auch auf dem asiatischen
Kontinent. Die Exkursionsgruppe besuchte in dieser Region die Stadt Istanbul. Hier findet sich
die ökonomisch stärkste als auch bevölkerungsstärkste Region der Türkei
Die nationale Bodenübersichtskarte der
Türkei wurde ab 1952 erstellt. Die
nachfolgende Tabelle 1 zeigt in der Türkei
vorkommende Böden.
Während der Exkursion wurde ein
besonderes Augenmerk auf versalzte
Böden gelegt. So konnte in der Region um
Konya ein Profil zum Solonchake
begutachtet werden. Solonchak leitet sich
vom Russischen ab (sol = Salz, chak =
Gegend, Gebiet). Diese Böden sind
gekennzeichnet durch leicht lösliches Salz.
Gemeinsam mit Solonezten gehören
Solonchake zu den halomorphen Böden.
Das Salz eines Solonchake findet sich in
den ersten 50 cm unter GOF und kann
fluvialen, äolischen, marinen, aszendenten
oder anthropogenen Ursprungs sein.
Auftretende Salze sind Chloride, Sulfate,
Carbonate, Nitrate oder Borate von
Natrium, Kalium, Calcium und
Magnesium sowie deren Mischformen.
Die charakteristischsten Eigenschaften eines Solonchake sind neben den hohen Salzgehalten
Wasserstress, Nährstoffmangel und Vegetationsarmut. Typischerweise treten Solonchake in
(semi)ariden Klimaten auf, wo sie sich auf Lockersedimenten wie Sanden, Schluffen und Tonen
in Senken und dergleichen entwickeln. I.d.R. werden solche Bodentypen extensiv beweidet, da
nur wenige Kulturpflanzen den hohen Salzgehalt tolerieren.
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Tag 1 | 28.05.2014 | Anreise
Die Exkursion begann am Mittwoch den 28.05.2014. Ein Großteil der Exkursionsteilnehmer
nahm den Regionalexpress nach Hannover Hbf und anschließend die S-Bahn, um zum
Abflughafen Hannover zu gelangen. Von dort aus ging es um 11 Uhr mit den Turkish Airlines in
Richtung Istanbul, die Ankunft erfolgte um 15:05 Ortszeit. Gegen 16:45 setzen wir unsere Reise,
ebenfalls mit dem Flugzeug, in Richtung Antalya fort. Um 18 Uhr erreichten wir unser
vorläufiges Ziel. Von Antalya begaben wir uns mit einem Minibus zum Hotel Bolat in Isparta
welches wir, aufgrund von einigen Verspätungen, gegen 21:30 Uhr erreichten. Hier war unser
Aufenthaltsort für die nächsten drei Tage.
In Isparta angekommen, unternahmen wir eine kurze Erkundung der Innenstadt, hier kamen wir
zum ersten Mal mit der regionalen Küche in Kontakt. Unter Anleitung unseres Reisebegleiters
Professor Dr. Ali Coşkan, Bodenbiologe an der landwirtschaftlichen Fakultät der Süleyman
Demirel Üniversitesi, nahmen wir erste Kontakte mit türkischen Studierenden auf.
Abb. 3: Blick über Isparta aus Richtung des Hotel Bolat
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Tag 2| 29.05.2014 | Süleyman Demirel Üniversitesi, Gölcuk Kratersee
Der Tag begann pünktlich um 8:30 Uhr. Die erste Station des Tages war die Süleyman Demirel
Üniversitesi in Isparta, auf deren Campus wir einen Rundgang gemacht haben. Die Universität
wurde im Jahre 1992 gegründet und ist eine der großen akademischen Institutionen in der Türkei.
Hervorgegangen ist sie aus der 1976 gegründeten Staatlichen Ingenieur- und Architektur-
Akademie Isparta. Zurzeit verfügt die Universität über 15 Fakultäten (z.B.: Fischerei,
Forstwissenschaften, Agrarwissenschaften etc.) und 12 angeschlossen Fachschulen und
Akademien mit etwa 60.000 bis 70.000 Studenten. Interessant ist dabei, dass eine Vielzahl von
Studenten in Wohnheimen (ca. 3.700 Betten) auf dem Campus untergebracht ist. Die
Besichtigung eines Wohnheimes verdeutlichte die hohen Sicherheitsvorkehrungen. Am Eingang
jedes Wohnheimes müssen die Studenten einen Fingerscan durchlaufen und ab 23 Uhr werden
die Eingänge geschlossen. Die Zimmer werden mit zwei bis vier Personen geteilt, dafür kosten
die teuersten Zimmer nur 180 Lira und die Studenten erhalten vom Staat eine Art Wohnungsgeld
von 210 Lira. Dieses bekommen sie jedoch nur, wenn sie in Wohnheimen der Universität
wohnen. Grundsätzlich hängt die Verteilung der Wohnheimplätze vom Einkommen der Eltern
ab. Im Anschluss an das
Wohnheim ging es über
den Campus zur Fakultät
der Bodenwissen-
schaften, in denen uns
die verschiedenen
bodenwissenschaftlichen
Labore gezeigt wurden.
Bevor es mit dem
Mittagessen weiterging,
erfolgte die Präsentation
über das Studentenleben
in Osnabrück. Highlight
war dabei der selbstgedrehte Film, der von drei mitgereisten Studenten gedreht worden ist.
Dieser sollte das Leben als Student im Master Boden, Gewässer, Altlasten in Osnabrück den
türkischen Studenten näherbringen.
Die zweite Station des Tages war ein nahe gelegenes Bodenprofil. Nach der World References
Base lässt sich dieses Profil dem Leptosol zuordnen, denkbar wäre auch ein Regosol. Der
unterste der drei Horizonte bestand überwiegend aus Kalkmaterial, welches durch
Abb. 4: Landwirtschaftliche Fakultät - Selcuk Universität Isparta
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Hangrutschungen und Wassererosion dort abgelagert wurde. Der mittlere Horizont bestand aus
Kolluvium, wobei die untere Hälfte aus kalkreichem und die obere Hälfte aus kalkarmen Material
bestand. Bei der oberen Hälfte hatten zudem bodenbildende Prozesse begonnen. Der oberste
Horizont (30 cm) bestand aus Tuff/Bims-Material, welches durch vulkanische Aktivitäten im
Raum Isparta zurückzuführen ist (pH-Wert 6,3). Grundsätzlich ist die Bodenbildung auf solchen
Böden nur sehr minimal. Landwirtschaft wird auf solchen Böden nicht betrieben.
Auf dem Weg zur dritten Station des
Tages, einem ehemaligen Vulkan (Gölcuk
Krater), stoppten wir an einem
Aussichtspunkt über Isparta. Dieser
vermittelte einen guten Eindruck über die
Stadt und die Landschaft rund um Isparta.
Der ehemalige Vulkan (Gölcuk Krater)
befindet sich etwa acht Kilometer
südwestlich von Isparta. Heute besteht er
aus einem Kratersee und aus 150 bis 300
Meter hohen Vulkandomen.
Der See liegt auf einer Höhe von 1.380
Meter über dem Meeresspiegel und hat
eine Fläche von ca. 105 Hektar. Die tiefste
Stelle beträgt etwa 32 Meter. Der letzte
große Vulkanausbruch ist zwischen 20.000
– 60.000 Jahre her. Heute wird der See als
Trinkwasserreservoir für Isparta genutzt,
wodurch ein generelles Badeverbot gilt. Gespeist wird der See ausschließlich über Regenwasser,
welches die Akkumulation von Salzen verhindert.
Abb. 5: Bodenprofil eines Leptosol (WRB) nahe der Selcuk Universität
Abb. 6: Gölcuk Kratersee
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Abb. 7: Ausdehnung des Gölcuk Kratersees
Auf dem Rückweg ins Hotel stoppte der Bus an einem Markt für regionale Spezialitäten aus dem
Raum Isparta. Dort wurden verschiedenste Kunsthandwerksarbeiten, Oliven, Wurstspezialitäten
wie Sucuk, Öle, Rosenölprodukte, Honige, Rosenpflanzen und viele weitere Besonderheiten zum
Kauf angeboten.
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Tag 3 | 30.05.2014 | Gülbirlik Rose Oil Company, Burdur Lake
Die Gülbirlik-Rosenöl-Gesellschaft ist der größte Zusammenschluss an Rosenölproduzenten in
der Türkei und wurde 1954 gegründet. Bei der Rosenölherstellung werden die in den
Rosenblüten enthaltenen Öle der Damascena-Rose herausgelöst und isoliert. Um das Jahr 1888
wurde die Damascena-Rose von einem Landwirt illegal als Steckling in die Türkei eingeführt. Die
erfolgreiche Kultivierung und
anschließende Rosenölproduktion der
Bewohner zwischen Burdur und Isparta
ermöglichte es ihnen, ein festes
Einkommen zu erwirtschaften. Früh
wurden Gemeinschaften geschlossen, um
die Weiterverarbeitung zu vereinfachen.
Heutzutage ist die Gülbirlik-Rosenöl-
Gesellschaft mit einem Umsatz von 10
Milliarden Dollar der führender Produzent
und Exporteur von Rosenöl. So kann etwa 30% des weltweiten Rosenölbedarfs mit einer
eingesetzten Fläche von 53.000m² gedeckt werden. Der Zusammenschluss besteht aus 12.000
aktiven und inaktiven Rosenblütenproduzenten, welche in der Saison von Mai bis Juni etwa 320
Tonnen Rosenblüten am Tag verarbeiten. Ein einzelner Anbauer hat bei einer Produktion von
etwa 8.000 Kilogramm Rosenblüten pro Hektar einen
Profit von etwa 24.500 Türkische Lira. Für den maximalen
Ölertrag ist der richtige Erntezeitpunkt für den Anbauer
wichtig. Dabei ist zu beachten, dass die Rosenblüten
morgens in der Zeit von 7.00 bis 10.00 Uhr gepflückt und
umgehend in eine umliegende Rosenölfabrik geliefert
werden. Wird die Rosenblüte zu spät gepflückt oder
befindet sie sich zu lange auf dem Transportweg, mindert
dies die Qualität, da rasch Abbauprozesse einsetzten. In der
Fabrik wird das Öl in der Rosenblüte mittels Destillation
isoliert und weiterverarbeitet. Ein Nebenprodukt ist das
Rosenwasser, was bei spirituellen Anlässen und in der
Kosmetikindustrie Verwendung findet. Ein neu
eingesetztes Verfahren der Ölgewinnung ist die Extraktion, wobei Hexan als Lösungsmittel der
ätherischen Öle verwendet wird. Dieser Prozess ist einfacher, ergiebiger und schneller als die
Abb. 8: Damascena-Rose
Abb. 9: Ausgestellter Wasserdampfkessel
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traditionelle Methode der Wasserdampfdestillation. Zu beachten ist jedoch, dass es den Erlös
eines Kilos Rosenöl auf 4.000€ anstatt 8.000€ reduziert. Die Überreste der Produktion werden als
Abfall nicht weiter verwertet, allerdings von Anwohnern der Fabrik als Brennmaterial verwendet.
Der Burdur Lake, auch Burdur Gölü, ist ein durch Tektonik entstandenes Gewässer zwischen
Burdur und Isparta. Seine Größe beträgt 30x7 Kilometer. Seine tiefste Stelle beträgt 110 Meter,
was ihn zu einem der tiefsten Seen der Türkei macht. Das Erscheinungsbild des Sees wird
maßgeblich durch die starke Versalzung geprägt, weshalb dieser im Winter nie zufriert. Diese
zunehmende Versalzung ist auf die sich reduzierende Fläche des Sees zurückzuführen, was eine
anthropogene Ursache hat. Zum einen wurden in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr
Zuflüsse des Sees unterbrochen und zum anderen zunehmend Brunnen um den See herum
errichtet. Infolgedessen ist zum einen der Wasserstand des Sees seit 1970 um etwa 12 Meter
abgesunken und zum anderen seine Ausdehnung um 30% zurückgegangen.
Die im Jahr 1971 beschlossene „Ramsar-Konvention“ ist ein völkerrechtlicher Vertrag über den
Schutz von Feuchtgebieten, speziell als Lebensraum für Vögel. Die Türkei ist Mitglied der
Ramsar Konvention, was sie dazu verpflichtet auf freiwilliger Basis die biologische Vielfalt am
Burdur Lake zu bewahren. Bisher gab es keine konkreten Handlungen. Viele der über hundert
Spezies von Vögeln die am Burdur Lake anzutreffen sind, sind bedroht. Ein besonderes
Augenmerk gebührt den Weißkopfruderenten, deren Population zu 60% in der Türkei
aufzufinden ist.
Sagalossos ist eine antike Stadt in der türkischen Provinz Burdur am Fuße des Taurus-Gebirges
in 1.450 bis 1.600 m Höhe über NN. Gegründet wurde diese Stadt in hellenistischer Zeit und
nach mehreren schweren Erdbeben, mit anschließenden Restaurationen und Epidemienim im
frühen 7. Jahrhundert während der spätantiken-frühbyzantinischen Epoche aufgegeben. Danach
blieb die Ruinenstadt offenbar unberührt und ist aufgrund seiner nennenswerten Lage fast
ungeplündert bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Die Säulen-, Gebäudefragmente und
Tonscherben weisen auf eine sehr wohlhabende und antike Stadt hin. 1991 begann der belgische
Abb. 10: Verlandung des Burdur Sees mit Gewässer im Hintergrund
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Archäologe Marc Waelkens mit systematischer Forschung auf dem Gelände der Stadt. Im Verlauf
der Untersuchungen stellte er fest, dass die Stadt zwei Agoren, eine obere und eine untere, besaß.
Diese wurden mit örtlichen Kräften und wissenschaftlichen Mitarbeiter ausgegraben. Die obere
Agora, entlang der Nordmauer, schmückte sich unter anderem mit einer monumentalen
Brunnenanlage bestehend aus Skulpturen, die Nymphäum und einer Heldenanlage. Ferner
wurden eine große Bibliothek aus Mosaiken und ein Kolosseum freigelegt. Die Bibliothek wurde
vermutlich durch einen Brand zerstört. Eine 1 km lange Prachtstraße läuft auf die untere Agora
zu neben der sich die Ruine eines Tempels befindet, welcher im Laufe des 5. Jahrhunderts in eine
Bischofskirche umgewandelt worden zu sein scheint. Außerdem befinden sich dort noch zwei
Brunnen. Sagalassos verfügt über ein griechisches Theater mit einer römischen Bühne. Dort
dürften gut 9.000 Menschen Platz gehabt haben. Außerdem wurde im westlichen Teil der unteren
Agora ein Rathaus, das wohl für politische Zwecke genutzt wurde, freigelegt.
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Tag 4: Isparta | 31.05.2014 | Kaklik-Höhle, Pamukkale, Egirdir
Der 4. Tag der Exkursion begann nach der traumlichen Verarbeitung der Eindrücke der letzten
Tage (Anreise, Isparta, Burdur, Wanderung, Sagalassos, Sucuk, Ayran, Çay, Köfte, Baklava…) mit
dem hervorragenden und im Verlauf des Türkei-Aufenthalts unübertroffenen Frühstück in Hotel
Bolat (Anm. des Protokollführeres: Sucuk!). Mit den Zimmern geräumt, Taschen für die weitere
Reise gepackt und Abschied von Isparta nehmend, sprangen wir zu Erkan, dem Fahrer, in den
Bus und ließen uns einem weiteren Tag entgegen tragen.
Die Busfahrt führte uns auf dem Weg nach Pamukkale an der Höhle von Kaklik vorbei, die wir
erforschten und uns trotz dem überwältigenden H2S-Geruch von der Weissagung verführen
ließen, wir würden nach einem Schluck des Heilwassers dort 100 Jahre alt werden (Anm. des
Protokollführers: Puuh!). Nach Erkundung der beeindruckend tiefen und schönen Höhle mit
ihren wasserüberströmten Travertinenstufen (wegen dieser die Höhle auch Klein-Pamukkale
genannt wird), Stalaktiten und Stalagmiten, fanden wir wieder an der Oberfläche Rast unter den
reich behangenen Maulbeerbäumen.
Abb. 11: Blick in die Kaklik-Höhle
Abb. 12: Travertinenstufen
Die Weiterfahrt bestand aus der üblichen Routine (Lesen, Musik, Schlafen und Schabernack) bis
in der Ferne die Kontur von Pamukkale als weißer Schemen auftauchte. Schon aus vielen
Kilometern Entfernung war die Kalkformation deutlich vor dem dunkleren Fels im Hintergrund
erkennbar. Nach Erwerb von Börek und traditioneller, roter Kopfbedeckungen und nachdem
man sich seiner Schuhe entledigt hatte, folgte der Aufstieg aus dem touristisch geprägten
Pamukkale-Basis-Camp über die schneeweißen Travertinenstufen dieser optisch wie haptisch
äußerst wertvollen Attraktion.
Die Stadt Pamukkale erhielt ihren Namen durch die genannten Kalksinterterrassen. Diese
entstanden über Jahrtausende durch kalkhaltige Thermalquellen und stehen auf der Liste des
Weltkulturerbes der UNESCO. Das Wasser ist mit Calciumhydrogencarbonat gesättigt. Beim
Austreten des Quellwassers (pro Liter 2,2 g Kalk) entweicht Kohlendioxid, weshalb die
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Löslichkeitsgrenze von Calciumcarbonat überschritten wird und in Form von Travertin ausfällt.
Pro Tag werden 21.600 m³ Thermalwasser ausgeschüttet, das bedeutet pro Sekunde rund 250 l.
Ab 1960 wurden oberhalb der Sinterterrassen Hotels errichtet und für die Zufahrt dahin eine
Straße durch die Sinterterrassen gebrochen. Dies schädigte allerdings die Terrassen. Ihnen fehlte
das Wasser (Wasser wurde für die Hotels genutzt) und Badegästen war es erlaubt, sich frei auf
den Sinterterrassen zu bewegen. Durch die Öle und Chemikalien in den Sonnencremes löste sich
der Kalkstein und begann weich und brüchig zu werden, was große Schäden hervorrief. 1990
drohte die UNESCO Pamukkale von der Welterbeliste zu streichen. Seit 1996 wurden
Maßnahmen zur Rettung der Sinterterrassen wie das Badeverbot, Abreißen der Hotels und das
Sperren der Zufahrt des Berges durchgeführt. Nach fast 10 Jahren intensiver Renaturierung ist
der größte Teil Pamukkales wieder weiß. Dennoch wird er weitere 30 Jahre dauern, um das alte
Erscheinungsbild präsentieren zu können.
Abb. 13: Pamukkale vom "Basis-Camp"
Abb. 14: Der Aufstieg
Trotz allem war das Baden in den Becken der Terrassen anscheinend gestattet, denn es
tummelten sich Touristen zuhauf in den weißen Fluten. So ließen wir uns auch nicht lange bitten
und tollten, teils vollständig bekleidet (und den Eintrittskarten in den Taschen), ausgelassen
herum (Anm. des Protokollführers: selbst nach 3-maligem Waschen der Hose fand sich immer
noch Kalkstaub in den Hosentaschen und puderte das Handy). An den Horden von Touristen
vorbei gelangten wir schließlich auf das Plateau oberhalb der Terrassen, auf dem sich Hierapolis
befindet.
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Abb. 15: Sinterterrassen
Abb. 16: Eine Feige findet ihren Weg
Hierapolis („Heilige Stadt“) war eine antike griechische Stadt. Dieser Ort war schon im Altertum
berühmt für die warmen Quellen. Das Wasser wurde für das Färben von Wolle genutzt, weshalb
die Weberei und der Textilhandel die Grundlagen des Reichtums der Stadt bildeten. Die ältesten
Zeugnisse der Stadt stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Als sie durch Antiochos II neu
gegründet wurde. 17 n. Chr. wurde die Stadt durch ein Erdbeben zerstört, danach aber erweitert
wieder aufgebaut. Im ersten und zweiten Jahrhundert entstanden Tempel, Theater, Brunnen und
Thermalbäder. Aus dieser Zeit stammen die in der Umgebung vorzufindenden Gräber und
Sarkophage. Trotz einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Türken und den
Byzantinern blieben alle Bauten erhalten. Erst 1334 wurde die Stadt durch ein weiteres Erdbeben
vollkommen zerstört.
Die Erkundung dieses geschichtsträchtigen Ortes war ein weiteres Highlight dieses Tages, so
gern hätte man einen Eindruck davon gehabt, wie das Leben in dieser Stadt damals
vonstattenging. Trotz der Hitze und den müden Beinen erklommen wir den Hügel zum Theater,
wo uns ein schöner Ausblick über die Ruinen und dem weißen Kalk Pamukkales dahinter
belohnte.
Abb. 17: Ruinen von Hierapolis
Abb. 18: Das Theater von Hierapolis
Nach einem kleinen weiteren Fußmarsch sammelte uns der treue Erkan ein und wir fuhren weiter
in Richtung unseres Tagesziels, dem See Egirdir. Gemäß islamischer Gastfreundschaft ließ es sich
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Erkan nicht nehmen, uns den Hof seines Heimatdorfes zu zeigen, welches wir auf unserem Weg
passierten. Wir wurden freundlichst von Erkans Verwandtschaft und den scharfen Hunden
(gegen die Wölfe!) empfangen und wurden über das ländliche Gehöft geführt. Nachdem man uns
die stattliche Anzahl an Kühen vorgeführt hatte, wurden wir mit Coca-Cola und hausgemachtem
Käse bewirtet. Da wir den Käse selbstverständlich für hervorragend befanden, konnten wir das
Geschenk des 5 Kilo Käse-Vorrats kaum ablehnen und zehrten noch Tage danach davon. Seelig
schmunzelnd über diese netten Menschen und die Erlebnisse des Tages kamen wir abends beim
Mavigöl Oteli am See Egirdir an. Erschöpft wurde trotz des Regens bei den Ständen am Strand
noch ein Imbiss genommen, alle sahen mit Freude schon dem nächsten Tag entgegen
(Wanderung und Schwimmen im See…). Sucuk.
Abb. 19: See Egirdir
Abb. 20: Das Projekt des nächsten Tages
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Tag 5 | 01.06.2014 | Fruit production Experimental Station Egidir
Die „MEYVECILIK ARASTIRMA ISTASYONU MÜDÜRLÜGÜ“ liegt nahe bei der Stadt
Egidir (37° N, 30° E) an dem viert größten See der Türkei dem „Egidir Gölü“. Die
„MEYVECILIK ARASTIRMA ISTASYONU MÜDÜRLÜGÜ“ wurde 1952 gegründet. Die
Institution ist vergleichbar mit den in Deutschland ansässigen Landwirtschaftskammern. Nach
dem Zusammenschluss von verschiedenen Bereichen wie der landwirtschaftlichen Berufsschule,
der Gartenbau-Station und der Zuchttierstation, etablierte sich die Institution immer weiter und
übernahm verschiedene Aufgaben und Projekte. Seit dem 09.06.2011 lautet der Name „Fruit
Research Station Manager“, zudem wurde die Institution für die Ergebnisse in der
Agrarforschung nominiert.
Der Zweck der Gründung lag vor allem in der gartenbaulichen Forschung mit einem
Schwerpunkt der obstbaulichen Kulturen. Folgende Forschungsbereiche sind bisher etabliert
worden, welche sich der Grundlagenforschung widmen: Obst-, Wein-, Zierpflanzen- sowie
Gemüsebau, Pflanzenschutz sowie die Erforschung medizinischer und aromatischer Pflanzen.
Auch die Grundwasserressourcen finden Berücksichtigung bei der aktuellen Forschung. Zudem
stellt die Züchtung von neuen Sorten mit höchster Effizienz sowie hoher Resistenz und hohen
Erträgen bei sehr guter Qualität ein wichtiges Forschungsfeld dar. Auch werden Forschungen an
Krankheiten sowie Schädlingen und deren Bekämpfung, Pflanzenschutzmitteln sowie deren
Wirkung durchgeführt. Darüberhinaus werden viele Versuche für den öffentlichen Sektor sowie
für private Firmen durchgeführt.
Abb. 21: Zwischenveredelung bei Malus
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Die „FruitResaearch Station“ hat sechs Laborbereiche:
1. Pflanzenschutzlabor
2. Gewebekulturlabor
3. Nachernte Physiologie (Lagerung, Reife etc.)
4. Histologie-Labor (Gewebelabor)
5. Labor für Heil- und Aromapflanzen
6. Boden- und Blattanalyse-Labore
In diesen werden sieben großen Arbeitsbereichen nachgegangen:
1. Im ersten Arbeitsfeld befinden sich der Obst-, Wein-, Zierpflanzen- und Gemüsebau, die
Pflanzenschutzforschung und die Medizinforschung an aromatischen Pflanzen sowie die
Forschung des Grundwasserressourcenschutzes. Dabei sollen, wie oben beschrieben, der Ertrag
der Sorten durch neue Züchtungen und Anbautechniken verbessert werden. Diese Aufgaben
übernimmt vor allem die Biotechnologie, wobei an Schädlingsresistenzen, Krankheitserregern
sowie Verbesserungen der Standortbedingungen geforscht wird.
2. Als zweites Arbeitsfeld ist die landwirtschaftliche Mechanisierung sowie
Informationstechnologie in der Landwirtschaft zu nennen. Die Schwerpunkte liegen bei
Precision Farmin, Effizienzsteigerung in der Pflanzenernährung, Pflanzenschutz und Ernte.
3. Das dritte Arbeitsfeld beschäftigt sich mit der nachhaltigen Nutzung und der biologischen
Vielfalt. Dabei ist auch ein Gen-Lager für sehr viele verschiedene Pflanzenarten angelegt worden.
Im Bereich Obstbau werden dort 320 Apfelsorten, 120 Birnensorten, 140 Kirschsorten, 150
Pflaumensorten und 100 Aprikosensorten gelagert.
4. Das vierte Arbeitsfeld behandelt lediglich die Registrierung der verbesserten Sorten und
Zuchtlinien.
5. Der fünfte Forschungsbereich entwickelt Methoden zur Bekämpfung von Schädlingen und
Krankheiten für Pflanzen der gemäßigten Breite.
6. Die sechste Abteilung forscht an der effizienten Nutzung von Wasser in der Landwirtschaft,
um geeignete Methoden und Technologien zu entwickeln, welche an das begrenzte
Wasservorkommen der Region angepasst sind.
7. Die siebte Abteilung behandelt den Boden in Bezug auf Pflanzennährstoffe,
Bodenfruchtbarkeit und der richtigen Düngetechnik, um die Auswirkungen auf die Qualität der
Ernte zu untersuchen.
Während der Besichtigung wurde auf die Bereiche Züchtung, Resistenzforschung sowie
Pflanzenernährung näher eingegangen. Derzeit forscht die Institution an einer Verbesserung der
Kirschsorte Salihli 0900 Ziraat. Denn diese ist aufgrund ihrer besonderen Größe, ihres festen und
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süßen Fruchtfleisches, dem langen grünen Stiel sowie ihrer guten Transportfähigkeit und ihrer
hervorragenden Lagerfähigkeit eine Sorte, die einen Spitzenplatz unter den Süßkirschen weltweit
einnimmt. Jedoch ist Salihli 0900 Ziraat stark alternierend, sodass es nur zu unregelmäßigen
Erträgen kommt. Zudem ist die Gefahr einer starken Ertragsminderung der Ernte, bedingt durch
eine sehr frühe Blüte während niederschlagsreicher Phasen, sehr hoch. Diese beiden
Hauptprobleme sollen durch neue Züchtungen und anderen Unterlagen behoben werden. Die
Forschung an Unterlagen für Apfelbäume wird an der Fruit Research Station ebenfalls stark
betrieben. Dabei wird der Schwerpunkt auf eine Zwischenveredelung gelegt. Ein weiterer Bereich
der Besichtigung stellte die Lagerung von Äpfeln unter verschiedenen Bedingungen dar. Auch
wurde kurz das Labor für Bodenanalytik besichtigt.
Abb. 22: Neuzüchtungen von Salihli 0900 Ziraat
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Tag 6 | 2. Juni 2014 | Selcuk Universität Konya
Morgens wurden wir zunächst im ERASMUS-Haus von den dortigen Mitarbeitern begrüßt. Es
folgte ein kurzes Image-Video, in dem uns die Universität kurz vorgestellt wurde. Die Selcuk
Universität besteht seit 1975. Heute gehört sie zu den größten Universitäten in der Türkei mit
aktuell 21 Fakultäten, 22 Berufsschulen, 6 Schulen, 27 Anwendungs- und Forschungszentren und
insgesamt fast 74.000 Studierenden. Pro Jahr werden mit dem Erasmus-Programm etwa 1.000
internationale Studierende empfangen, die spezielle englischsprachige Kurse besuchen können.
Der Campus ist 800.000 m² groß und beinhaltet unter anderem ein (Lehr-)Krankenhaus, ein
(Lehr-)Hotel (unsere Unterkunft), eine Moschee und eine große Shopping-Mall. Außerdem wird
der Campusvon einer S-Bahn gequert.
Die landwirtschaftliche Fakultät (türkisch: Ziraat Fakultesi) wurde im Jahr 1982 gegründet. Hier
gibt es unterschiedliche Abteilungen – von Gartenbau über Agrarwissenschaften und
Bodenwissenschaften bis hin zur Landschaftsarchitektur. Uns führten Herr Prof. Refik Üyanöz,
Bodenwissenschaftler, und Herr Prof. Kenan Peker, Agrarökonom. Wir besuchten dort zunächst
eine Vorlesung zum Thema Pflanzen und Salzverträglichkeit eines australischen Wissenschaftlers.
Danach besichtigten wir Laboratorien, wo insbesondere bodenphysikalische Parameter wie
Lagerungsdichte, Aggregatstabilität und Wasserretention, aber auch Mykorrhiza untersucht
werden. Im bodenbiologischen Labor werden u.a. Regenwürmer gezüchtet. Herr Peker zeigte uns
in der Agrarökonomie ein neues vertical farming-Projekt, welches zum Ziel hat, auf kleinstem
Raum Feldfrüchte anzubauen. Das zur Beleuchtung der Pflanzen benötigte Licht bzw. die
Elektrizitäthierfür soll aus versalzenen Böden gewonnen werden. Das Potential des
ökonomischen Gewinnes wurde stets deutlich gemacht und wiederholt. Viel Geld ließe sichaber
laut dem Professor auch mit einem Raum für die Gewinnung von Flüssigstickstoff machen.
Anschließend besuchten wir unsere erste Moschee, die Moschee auf dem Campus. Es waren zu
diesem Zeitpunkt kaum Menschen da, weshalb wir uns in Ruhe umsehen und Fragen stellen
konnten.Wir stellten zusammen mit Herr Üyanöz und Herr Peker fest, dass Christen und
Muslime eigentlich für das gleiche beten (z.B. Gesundheit, Familie). Außerdem wurde uns erklärt,
dass Männer und Frauen getrennt beten, damit die Männer nicht von den Frauen abgelenkt
werden. Ferner schützt es die Privatsphäre – vielleicht möchte man nicht von jedem Fremden
betend gesehen werden. Der gute Moslem betritt die Moschee übrigens mit dem rechten und
verlässt sie mit dem linken Fuß.
Im Anschluss gingen wir Richtung Teepause, denn „In Turkey, it’s always tea time!“ (Das sagte
Herr Peker zu mir). Auf dem Weg schauten wir uns noch ein Denkmal mit Büsten der Herrscher
Türkei-Exkursion SoSe2014
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an, die im Gebiet der heutigen Türkei gelebt und geherrscht haben (u.a. Osman). Auch die
Bibliothek wurde noch kurz besichtigt, wo sich sogar einige deutschsprachige Bücher fanden.
Den Abend ließen wir dann bei einem Tee in der Mall ausklingen, wo wir anschließend noch Zeit
zum Einkaufen hatten.
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Tag 7 | 03.06.14 | Bahri Dagdas International Agricultural Research
Institute, Landschaftsphänomene um Konya
Die Abfahrt erfolgte um 9.00 Uhr ab Selcuk Universitesi Turizm Fakultesi.
1. Station: Bahri Dagdas International Agricultural Research Institute
Nach einem kurzen Einführungsfilm über die Geschichte des Instituts hielten Dr. Hassan
Hussein und Dr. Emel Özer eine Präsentation zu den Aufgabenfeldern, Verpflichtungen und
Forschungsbereichen. Gegründet 1914 als „Demonstration Farm“ entstand das Institut im Jahre
2002 durch die Fusion des „Livestock Research Institute“ und „Bahri Dagdas International
Winter Cereals Research Center“. Sie besitzen eine ausgedehnte Saatbank und führen Keim- und
Trockenheitsexperimente mit Winterweizen (International Winter Wheat Improvement
Program) sowie Tierzuchtversuche durch. Seit 2010 behandelt es als „Drought Research Center“
zudem Fragestellungen zum Hauptproblem Zentralanatoliens: Wassermangel und Dürre. Das
kontinentale Klima mit 300-650 mm Niederschlag und 1.300 mm Verdunstung wird im rain
shelter, einer Vorrichtung, die bei Niederschlag die Versuchspflanzen schützt, um dauerhafte
Trockenheit zu simulieren, untersucht.Weltweit existieren lediglich drei Institute dieser Art:
Australien, Türkei, USA.
2. Station: Wüste mit Abwasserbewässerung, Versalzungsproblematik (Main denesh canal) Das ehemalige Feuchtgebiet wurde entwässert. Das vorgeklärte Abwasser der Stadt Konya mit
einer Leitfähigkeit von ~ 1000 mS darf offiziell nicht zur Bewässerung verwendet werden,
dennoch werden im Herbst die angrenzenden Felder mit 50 cm überstaut, um Salz zu lösen,
welches sich in tiefere Horizonte verlagert. Zusätzlich werden die Felder zwei- bis dreifache im
Jahr mit Kanalwasser bewässert. Direkt im Kanal herrscht sogar eine Leitfähigkeit von ~15.000
mS. Die im Kanalwasser befindlichen pathogenen Bestandteile lassen sich bei Kornanbau nicht
nachweisen, jedoch im Gemüse. Die klimatischen Bedingungen sind vergleichbar mit Station 1.
Das Grundwasser ist aufgrund seiner hohen Salinität für die Bewässerung ungeeignet. Im
angelegten Profil des Bodens wurde nach WRB (World Reference Base for Soil Resources) ein
Salic Calcisol angesprochen. Entsprechend ist der Boden stark kalk- und salzhaltig; es konnten
NaCl und MgSO4 bestimmt werden. Weiterhin wurde neben den Salzkristallen und Gips auch
Staunässe erfasst.
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Abb. 23: Abwasserkanal von Konya, welcher u.a. zur Entsalzung der umliegenden Felder genutzt wird
3. Station: Konya Directorate of Research Station of Soil Water and Combating Desertification Wiederum erfolgte eingangs eine Präsentation über die Erosionsproblematik der Region
Karapinar bei Konya. Insgesamt sind in der Türkei circa 500.000 ha von Winderosion betroffen,
die natürliche wie sozio-ökonomische Ursachen hat. Im kontinentalen Klima kommt es aufgrund
der negativen Verdunstung/Niederschlags-Bilanz und Winderosion zur Versandung, schließlich
zur Desertifikation. Das Gebiet ist eigentlich eine Wüste, durch Wiederverwendung des
Grundwassers zur Bewässerung kann sich allerdings hinter Windbarrieren eine Krautschicht,
später Baumbewuchs zur Befestigung des Oberbodens und Windschutz etablieren. Hierbei gilt
die Faustregel, dass 1 m Barriere 8 bis 10 m Fläche vor Erosion schützen
können.Windfrachtmesser wurden bei verschiedener Vegetation zur Ermittlung der äolischen
Transportmenge eingesetzt. Wichtig für die Nachhaltigkeit ist das Schützen des fruchtbaren
Oberbodens.
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Abb. 24: Windfrachtmesser zur Ermittlung äolischer Transportmengen in Abhängigkeit verschiedener
Vegetation
4. Station: Mittagessen in Karapinar (Yarimoglu Etliekmek Salonu) Das Mittagessen war eine Einladung des begleitenden Professors: Es gab 2 m lange Etliekmek,
zum Nachtisch Künefe. Jeweils türkische Spezialitäten, zum ersten in der direkten Übersetzung
„Brot mit Fleisch“ und zum zweiten eine süße Käsenachspeise.
4. Station: Lake Meke Gölü Innerhalb einer Caldera kam es vor etwa 1,8 Mio. Jahren zu einer weiteren Eruption, wodurch
sich „ein Vulkankegel im Vulkan“ bildete. Dieser ist allerdings als Dome stehengeblieben und
nicht ausgebrochen. Der Grund der Caldera bestand aus einer NaCl-Kruste, da der dort sonst
befindliche Salzsee stark ausgetrocknet war. Der Großteil der Exkursionsteilnehmer nutzte die
Gelegenheit zur Besteigung des Gipfels.
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Abb. 25: Lake Meke Gölü
5. Station: Doline entlang des Weges von Karapinar nach Esentepe Mehrere 100 m hohe Ablagerungen über
Kalk- und Gipsgestein, welche im Laufe
der Zeit gelöst wurden und zu einem
Einsturz der überlagerten Schichten und
Dolinenbildung führten, stellten unser
nächstes Exkursionsziel dar. Aufgrund des
hohen Anteils feinkörniger Substrate kam
es zur Ausbildung senkrechter Abbruch-
kanten anstelle von Böschungsbildung.
Abb. 26: Doline entlang des Weges von
Karapinar nach Esentepe
Türkei-Exkursion SoSe2014
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6. Station: Cirali Obruk, Dorfbesichtigung In einigen der Dolinen befinden sind annähernd 500 m tiefe, etwa 2.000 Jahre alte Wohnhöhlen,
wie von der lokalen Bevölkerung erzählt wurde. Absolutes Highlight der gesamten Exkursion,
nach Empfinden der Berichtsschreiber, war das Besuchen eines Dorfes mit Ayran- und
Brunnenwasserverköstigung. Hierbei war v.a. die Gastfreundlichkeit der, nach westlichen
Maßstäben, mittellosen Bewohner überwältigend.
Abb. 27: kleines Kind in der Nähe von Cirali Obruk
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Tag 8 | 04. Juni 2014 | Selcuk Universität
9:25 Busfahrt zur Universtitätsdirektion auf spontane Einladung des Direktors Prof.
Hakki Gökbel hin.
10:35 Herzlicher Empfang bei einer Tasse Tee durch die Direktionsleitung in Begleitung
des Universitätsfernsehens.
Bei den geführten Gesprächen wurde das Bestreben deutlich, eine Kooperation der Hochschule
Osnabrück mit der Selcuk Universität zu intensivieren, sodass die Kooperation nicht nur „auf
dem Papier“ besteht. Eine Betreuung von Masterarbeiten in der Türkei, bspw. im Themenfeld
„Bewässerung durch Abwasser“ wird als mögliche Vertiefung einer Kooperation seitens der
Selcuk Universität angesehen. Darüber wird ein Austausch von Studenten und Lehrenden für ein
sog. „joint research“ von beiden Seiten als wünschenswert angesehen.
Abb. 28: Besuch Rektorat Universität Konya (Aufnahme Selcuk Üniversitesi 2014), links Empfang Rektorat, rechts Übergabe Gastgeschenk
Türkei-Exkursion SoSe2014
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11:30 Busfahrt in das Umland von Konya, Untersuchung von Salzböden und Betrachtung
eines Gerste-Anbaufeldes
Ein ehemaliges Feuchtgebiet wurde vor 20-30 Jahren entwässert, um die Fläche ackerbaulich zu
nutzen. Ein hoher Gehalt an Natriumchlorid und Magnesiumsulfat im Grundwasser führt zu
hohen Salzgehalten im Boden. Das Grundwasser steht in geringen Tiefen ab 1m unter GOF an,
sodass Salz kapillar aufsteigen und sich im Oberboden anreichern kann. Dennoch erfolgt der
Anbau von Gerste. Dazu wird im Herbst der Boden gepflügt, dann gesät und 1-2 Mal mit
unbelastetem Tiefengrundwasser aus 150m Tiefe bewässert. Darüber hinaus erfolgt ein
Auswaschen der Salzkruste lediglich durch Regenwasser. Der Anbau von Gerste ist hier möglich,
weil der Boden eine gute Struktur aufweist. Grund hierfür ist, dass Natrium in Verbindung mit
hohen Salzgehalten eine gute Bodenstruktur durch Flockung bewirkt. Dennoch weist das
Getreidefeld aufgrund der hohen Salzgehalte eine sehr inhomogene Vegetationsverteilung auf.
12:50 Betrachtung und Untersuchung zweier Bodenprofile
Im weiteren Ablauf erfolgte die Untersuchung zweier Bodenprofile in räumlicher Nähe zum
Gerstenfeld. Der Boden weist einen sehr hohen Tongehalt und Salzakkumulation auf (hohe
Gehalte an Ca, Na, Mg, Cl und SO₄). In dem alluvialen Bodenmaterial ist durchgängig Kalk
nachweisbar. Trotz hoher Ton- und Salzgehalte ist aufgrund natriumbedingter Dispergierung und
Tonverlagerung keine Säulenstruktur erkennbar. Eine Klassifizierung nach WRB kann den
Bodentyp SOLONCHAK ergeben, eine weitere Unterteilung in GYPSIK (CaSO₄)
SOLONCHAK, CALCIC (CaCO₃) SOLONCHAK, HYPERSALIC SOLONCHAK (extrem
hohe Salzkonzentrationen) oder PUFFIC SOLONCHAK (lockere auskristallisierte Salze).
Abb. 29: Gerstenfeld (links) und die Ausfällung von Salz an der Bodenoberfläche (rechts)
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Abb. 30: Bodenprofil Solonchak
Türkei-Exkursion SoSe2014
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13.45-14.30 Uhr: Besichtigung Catalhöyük Die zum Teil ausgegrabene Siedlung aus der Jungsteinzeit Catalhöyük (oder auch Catal Hüyük)
befindet sich ungefähr 40 km südöstlich der Stadt Konya (vgl. Abb. 33) auf ungefähr 900 m
Höhe ü. NN. im anatolischen Hochland. Nach der Ankunft an der ehemaligen Siedlung bietet
das Besucherzentrum in Form eines kleinen Museums einen Überblick über die
Ausgrabungsstätte sowie der während der Grabungen entdeckten Funde. Während ein Großteil
dieser Funde in den archäologischen Museen von Konya und Ankara ausgestellt werden, können
hier neben einigen ausgegrabenen Gegenständen (vgl. Abb. 31) auch nachgebildete
Wandmalereien sowie rekonstruierte Häuser besichtigt werden. Einen Teil der ausgegrabenen
Siedlung wird dem Besucher durch eine überdachte und begehbare Grabungsfläche zugänglich
gemacht (vgl. Abb. 31). Diese ältesten Fundstätten der Türkei wurden in den 1950er Jahre durch
die britischen Archäologen James Mellaart und David French entdeckt. Erste Ausgrabungen
fanden hier zwischen 1958 und 1964 statt. Nach einer längeren Grabungspause wurden weitere
Ausgrabungen ab 1993 fortgesetzt.
Während sich in der Ebene der Catalhöyük viele Aufschüttungen aus der neolithischen Zeit
befinden, konzentriert sich das Grabungsareal auf den Südwesthang des Haupthügels, auf dem
die Reste einer ausgedehnten, mehrstöckigen Siedlungsanlage ausgegraben wurden. Auf der
ehemals 13 ha großen, stadtähnlichen Anlage wurden bis zu 6.000 Menschen vermutet, wobei
neuere Schätzungen hier auch deutlich geringere Zahlen von bis zu 2.500 Einwohnern vermuten
lassen. Das Alter der verschiedenen Schichten der jungsteinzeitlichen Siedlung konnte mit Hilfe
der Radiokarbonmethode auf die Zeit zwischen 7.400 und 6.000 v. Chr. für den östlichen und
zwischen 6.000 und 5.500 v. Chr. für den westlichen Teil der Anlage datiert werden. Neben den
freigelegten Siedlungsarealen konnten bei den Grabungen auch zahlreiche Alltagsgegenstände
(vgl. Abb. 31), Wandmalereien und Gipsreliefs freigelegt werden, die neben der verbildlichten
ehemaligen Stadt insbesondere Jagdszenen veranschaulichen.
Im Jahr 2012 wurde Catalhöyük in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Abb. 31: Ceramic „Shaker“ (links) und Ausgrabungsstätte Catalhöyük (rechts)
Türkei-Exkursion SoSe2014
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15.00-21.00 Uhr: Besichtigung Mevlana-Kloster und Innenstadt von Konya (Zeit zur
freien Verfügung)
Nach der Ankunft am Mevlana-Kloster im Zentrum von Konya bestand die Möglichkeit dieses
zu besichtigen. Im Anschluss konnten die Studenten in kleinen Gruppen selbstständig die Stadt
erkunden, bevor der Bus um 21 Uhr wieder zurück zum Hotel auf dem Campusgelände der
Selcuk Universität fuhr.
Die Stadt Konya, ehemals Zentrum des Seldschukenreiches, ist die Hauptstadt der gleichnamigen
und mit 51.000 km2 größten türkischen Provinz. Sie liegt im Zentrum Anatoliens auf einer Höhe
von ca. 1.200 m ü. NN. Mit knapp über 2 Mio. Einwohnern ist Konya die siebtgrößte Stadt der
Türkei, dabei hat sich die Einwohnerzahl seit 2006 mehr als verdoppelt. Aufgrund der
traditionellen umfangreichen Bewässerung wird Konya von einem fruchtbaren Grüngürtel
umgeben, der insbesondere landwirtschaftlich genutzt wird. Doch insbesondere die Industrie
konnten in den letzten Jahren starke Zuwächse verzeichnen. Der große Basar in Konya zeugt
dagegen von der traditionellen Rolle Konyas als wichtiger Handel- und Gewerbestandpunkt. Hier
stellt vor allem die Teppichknüpferei einen Schwerpunkt dar. Darüber hinaus gilt Konya als sehr
konservative und religiöse Stadt. In der Universität ist das Tragen von Kopftüchern gestattet und
alkoholische Getränke werden in der Stadt nur selten verkauft.
Das Zentrum der alten Seldschukenhauptstadt wird von zahlreichen Pilgern geprägt, die zum
Mevlana-Kloster pilgern. Dieser Bau wurde 1927 zum Museum umfunktioniert und stellte bis
1925 das Zentrum des bis dato verbotenen Ordens der „Tanzenden Derwische“ dar. Dieser
Orden wurde im 13. Jahrhundert von Celaleddin Rumi, von seinen Anhängern auch Mevlana
genannt, in Konya gegründet. Nach dem Tod des Ordengründers im Jahre 1273 wurde mit dem
Bau des Grabmals auf dem heute 6.500 m2 großen Klosterareals begonnen. Nachdem der erste
Bau 1274 fertiggestellt wurde, wurde dieser 120 Jahre später durch den heutigen Komplex ersetzt.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden häufig Erweiterungen, wie z. B. Brunnen und Eingangstore,
durch die verschiedenen Herrscher hinzugefügt sowie Restaurierungsarbeiten aufgrund von
Erdbeben durchgeführt. Neben dem Grabmal des Mevlana sind in dem Moscheekomplex auch
die engsten Familienmitglieder bestattet. Zusätzlich beinhaltet das Kloster noch verschiedene
Gebets- und Versammlungsräume, eine Küche und die Derbischzellen.
Neben dem zentralgelegenen Basar im Zentrum von Konya umfasst insbesondere die Altstadt
um den Alaeddin-Hügel viele Sehenswürdigkeiten. Dazu zählt in erster Linie die Moschee
Alaeddin Camii, gebaut zwischen 1155 und 1221, die zu den wichtigsten Bauwerken der
seldschukischen Architektur zählt. Rund um den Zitadellenhügel finden sich weitere Bauwerke
der seldschukischen Architektur aus dem 13. Und 14. Jahrhundert sowie Reste von dem
Türkei-Exkursion SoSe2014
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ehemaligen Palast Alaeddin Keyubats I. Zu den klassisch osmanischen Kuppelmoscheen zählt
zum Beispiel die Serefeddin Camii aus dem Jahre 1636.
Zu einer weiteren Sehenswürdigkeit zählt das Archäologische Museum in Konya, in dem, neben
zahlreichen Funden aus der neolithischen und byzantinischen Zeit, vor allem spätantike
Fundstücke ausgestellt werden. Hierzu zählen insbesondere römische Sarkophage aus dem 3.
Jahrhundert n. Chr..
Abb. 32: Mevlana-Kloster (links) und Basar im Zentrum von Konya (rechts)
Die nachfolgende Abbildung 33 zeigt die besichtigten Orte des Exkursionstages.
Abb. 33: Bodenprofile 1 und 2 und Catalhüyük, südöstlich der Stadt Konya, Bazar und Mevlana-Kloster im Zentrum der Stadt Konya (Quelle: GoogleMaps, bearbeitet v. Anlauf 2014, Kathöfer und Kämpf 2014)
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Tag 9 | 05.06.2014 | Istanbul
Am Donnerstag erfolgte um 06.30 Uhr die Abfahrt vom Campus-Hotel Konya zum Flughafen
Konya. Von dort aus nahm die Gruppe den Flug um 08.10 Uhr mit dem Ziel Istanbul. Um ca.
09.25 Uhr landete der Flieger auf dem Atatürk Airport Istanbul. Nach einer kurzen Verzögerung
aufgrund eines verschwundenen Koffers (der jedoch glücklicherweise nach kurzer Zeit und mit
Hilfe der freundlichen Flughafenmitarbeiter wieder auftauchte) und einer ca. 30-minütigen
Busfahrt erreichte die Gruppe das Dedem Boutique Hotel in der Innenstadt von Istanbul.
Nachdem das Gepäck abgeladen wurde, machte sich die gesamte Gruppe auf den Weg in die
Altstadt von Istanbul und steuerte als erstes Ziel die Sultan-Ahmed-Moschee, weitläufig als
„Blaue Moschee“ bekannt, an, die sich nur ca. 15 Gehminuten vom Hotel entfernt befand. Die
„Blaue Moschee“ ist die größte und bekannteste Moschee Istanbuls und verdankt ihren
europäischen Namen den zahlreichen blauen Iznik Fayencen (Keramikfliesen), die im Inneren
der Moschee verarbeitet wurden. Sie ist die einzige Moschee der Welt, die sechs Minarette besitzt.
Von der Blauen Moschee ging es weiter zum Topkapi-Palast, der auf Wunsch des Eroberers von
Istanbul, Fatih Sultan Mehmet, gebaut wurde. Der Palast erstreckt sich auf einem 700.000 m²
großem Areal, zu dem auch eine große Parkanlage gehört und wurde ehemals als Regierungssitz
genutzt. Früher galt dieser Standort auch als strategisch günstiger Punkt vor Feinden, u.a. weil
man von dieser Stelle aus einen guten Überblick über den Bosporus hatte.
Eine weitere Sehenswürdigkeit auf der Tagesordnung war ein Besuch des Großen Basars. In
dieser weitläufigen Markthalle konnte jeder sein Verhandlungsgeschick beweisen und das ein oder
andere Souvenir, wie Lampen, Taschen, Schals, Teeservices, Musikinstrumente, Kleidungsstücke,
Gewürze usw. ersteigern. Hatte man den Großen Basar erfolgreich durchquert, so ging man
geradewegs auf die Galata-Brücke zu. Diese Brücke führt über das Goldene Horn als Verbindung
zwischen der Alt- und Neustadt. Das Goldene Horn war früher der wichtigste Handelshafen des
Byzantinischen Reichs. Das obligatorische Foto mit dem Blick von der Galata-Brücke auf die
Hügel Istanbuls wurde ebenfalls geschossen. In der unteren Etage der Brücke luden einige
Restaurants zum Verweilen und Verzehr eines Fischbrötchens ein.
Abb. 34: Blick von der Galata-Brücke hinüber zur Altstadt von Istanbul
Am Abend ging es dann noch einmal mit dem Taxi Richtung Innenstadt in die Istiklal
einer bekannten Fußgängerzone mit zahlreichen Einkaufsmöglichkei
dem Taksim-Platz verbindet. Der Taksim
Proteste und Demonstrationen verstärkt in den Vordergrund gerückt ist, war bis ins 19.
Jahrhundert ein wichtiger Knotenpunkt für die W
Der Taksim-Platz verbindet außerdem einige wichtige Hauptverkehrsstraßen Istanbuls.
Angrenzend an den Taksim-Platz befindet sich der Gezi
der osmanischen Elitetruppe der Janit
ein letztes Bier in einer der Kneipen Istanbuls getrunken und auf die gelungene Exkursion
angestoßen.
Türkei-Exkursion
Brücke hinüber zur Altstadt von Istanbul
Am Abend ging es dann noch einmal mit dem Taxi Richtung Innenstadt in die Istiklal
einer bekannten Fußgängerzone mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, die den Tünel
Platz verbindet. Der Taksim-Platz, der in den letzten Wochen aufgrund zahlreicher
Proteste und Demonstrationen verstärkt in den Vordergrund gerückt ist, war bis ins 19.
Jahrhundert ein wichtiger Knotenpunkt für die Wasserversorgung bzw. –verteilung der Stadt.
Platz verbindet außerdem einige wichtige Hauptverkehrsstraßen Istanbuls.
Platz befindet sich der Gezi-Park, der früher als Kasernengelände
der osmanischen Elitetruppe der Janitscharen diente. Vor dem Rückweg zum Hotel wurde noch
ein letztes Bier in einer der Kneipen Istanbuls getrunken und auf die gelungene Exkursion
Exkursion SoSe2014
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Am Abend ging es dann noch einmal mit dem Taxi Richtung Innenstadt in die Istiklal Caddesi,
ten, die den Tünel-Platz mit
Platz, der in den letzten Wochen aufgrund zahlreicher
Proteste und Demonstrationen verstärkt in den Vordergrund gerückt ist, war bis ins 19.
verteilung der Stadt.
Platz verbindet außerdem einige wichtige Hauptverkehrsstraßen Istanbuls.
Park, der früher als Kasernengelände
scharen diente. Vor dem Rückweg zum Hotel wurde noch
ein letztes Bier in einer der Kneipen Istanbuls getrunken und auf die gelungene Exkursion
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Abb. 36: Innenraum der Kleinen Hagia Sophia
Die kleineHagia Sophia diente als Vorbild für den Bau
der großen Hagia Sophia. Sie wurde auf Anweisung des
byzantischen Kaiser Justinian I und seiner Frau Theodora
zwischen 527 und 536 n. Chr. unter den Namen Hagia
Sergios (Heiligen Sergius, Schutzpatron römischer
Soldaten) und Bachos-Kirche errichtet. Erst 1497 wurde
sie in eine Moschee umgebaut, als Huseyin Aga die
Oberhand über den Harem im Topkapi Palast hatte.
Damals regierte Sultan Beyazit II. Das zweigeschossige
Gebäude besitzt eine 20 Meter hohe Kuppel, die auf acht
Säulen gestützt ist. Im Innern verzieren zwölf griechische
Hexameter (epische Dichtung) die Wände. Sie sind Kaiser
Justinian, seiner Frau und dem Heiligen Sergius
gewidmet. Der Haupteingang befindet sich im Westen.
Außerhalb und nördlich dieses Gebäudes befinden sich
ein kleiner muslimischer Friedhof und das ehemalige
Baptisterium (Taufkapelle).
Tag 10 | 06.06.2014 | Istanbul, Tag der Abreise
Am Morgen konnten wir uns ein letztes Mal an einem
kleinen Frühstücksbuffet im Hotel für den
bevorstehenden Tag stärken. Je nach Belieben standen
uns die Möglichkeiten offen, noch einmal über den
großen Basar zu schlendern, den Bosporus zu
bestaunen, die Moschee Kleine Hagia Sophia zu
besichtigen (nachdem wir uns am Tag zuvor ihre große
Schwester angesehen haben, die Hagia Sophia) oder
auf andere Weise die letzten
Eindrücke von der gigantischen Stadt
Istanbul zu erhaschen und auf sich
wirken zu lassen.
Zum Schluss wurde es noch einmal
stressig, als wir um 12 Uhr vom Bus
abgeholt wurden. Der Bus
transportierte uns durch den dichten
Verkehr, begleitet von schrillen
Hupen, zum Flughafen. Glücklich
war, wer nach einer erlebnisreichen
Nacht im Bus schlafen konnte.
Wehmütig blicken wir auf die eindrucksvolle Reise zurück
und auch der Himmel konnte seine Tränen zum Abschied
nicht verbergen. Folglich sind wir genau zur richtigen Zeit
abgereist. Am Flughafen angelangt, waren nur noch die
Gepäckaufgabe und der langanhaltende Check-in zu
überwinden. Gerade pünktlich erreichten wir das Gate und
nahmen sofort unsere Plätze ein. Nach einer kleinen
Verzögerung setzte das Flugzeug zum Start an. Im
Flugzeugblieb es ruhig. Diese Erschöpfung ist berechtigt.
In Hannover angekommen teilten sich bereits unsere
Wege, doch für die meisten war der Zug die letzte Etappe Richtung Osnabrück.
Abb. 35: Kleine Hagia Sophia
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Ein Dankeschön
Unser Dank gilt Herrn Prof. Dr. Anlauf und Herrn Oprée für die Organisation und Begleitung
der Exkursion, welche reibungslos funktioniert hat. Die besuchten Orte und die vielen türkischen
Wegbegleiter der Exkursion haben sicherlich bei jedem Exkursionsteilnehmer ein ganz eigenes
Bild der Türkei entstehen lassen – vielschichtig, spannend und gastfreundlich.
Abb. 37: Man beachte den Gipfel...die kleinen Gestalten rechts der türkischen Flagge sind die Mutigen, welche trotz
Regen und drohendem Gewitter den Aufstieg eines Berges bei Egidir wagten…ein Foto aus dem Tal im richtigen Moment
Türkei-Exkursion SoSe2014
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Betreuende Dozenten:
Prof. Dr. Rüdiger Anlauf
Rudolf Oprée
Teilnehmende Student/innen:
Claudia Arndt
Sarah-Maria Brouwer
Christopher Gehring
Fabio Gröger
Berno Hellauer
Stephan Hülsmann
Thilo Hönerlage
Martin Kahnt
Frederik Simon Kathöfer
Lea Kommnick
Viktor Kämpf
Dagmar Matter
Philipp Maurischat
Dennis Plagge
Anna Cara Soltau
Michael Unkelbach
Katharina Vennemann
Die teilnehmenden Studenten sind sowohl Autoren als auch Fotografen des vorliegenden
Berichtes.