Dr. Katrin Hille
TransferZentrum für
Neurowissenschaften und Lernen
Universität Ulm
Exekutive Funktionen:
Wundermittel für Lern- und
Lebenserfolg
Eine kleine Aufgabe, die Selbststeuerung bzw.
exekutive Funktionen erfordert
Im folgenden sehen Sie jeweils ein Herz auf der rechten oder linken
Seite erscheinen. Erscheint das Herz links, heben Sie die linke Hand.
Erscheint das Herz rechts, dann die rechte Hand.
Reagieren Sie so schnell wie möglich.
Noch mal:
Herz: Auf derselben Seite
Herz
Im folgenden sehen Sie jeweils eine Blume auf der rechten oder linken
Seite erscheinen. Erscheint die Blume rechts, heben Sie die linke Hand.
Erscheint die Blume links, dann die rechte Hand.
Reagieren Sie so schnell wie möglich.
Noch mal:
Blume: Auf der anderen Seite
Blume
Im folgenden sehen Sie jeweils ein Herz oder eine Blume. Die Regeln
bleiben dieselben. Erscheint das Herz links, heben Sie die linke Hand.
Erscheint die Blume links, heben Sie die rechte Hand.
Reagieren Sie so schnell wie möglich.
Noch mal:
Herz: Auf derselben Seite
Blume: Auf der anderen Seite
Herzen und Blumen
Entwicklung der Leistungen in diesem Test
Davidson et al. 2006
Alter in Jahren
Pro
zen
t k
orr
ek
t
Weitere Messmöglichkeiten: Den einen Marshmallow
nicht essen, wenn man dafür später zwei bekommt.
Mischel et al., 1988 JPSP
Lesen Sie die Farbworte laut vor
ROT GELB
GELB ROT
SCHWARZ GRÜN
WEISS ROSA
BLAU GELB
ROSA WEISS
GRÜN SCHWARZ
BLAU GRÜN
Nennen Sie die Farben der Buchstaben laut
ROT GELB
GELB ROT
SCHWARZ GRÜN
WEISS ROSA
BLAU GELB
ROSA WEISS
GRÜN SCHWARZ
BLAU GRÜN
Entwicklung der Exekutiven Funktionen
12,0
13,0
14,0
15,0
9 10 11 12 13 14 15
Alter in Jahren
Richtige Antworten im Stroop-Test
Mädchen
Jungs
Exekutive Funktionen, genauer betrachtet
Exekutive
Funktionen
Inhibition
Arbeitsgedächtnis: mit Informationen arbeiten, die in
der Umwelt nicht mehr wahrnehmbar sind
Die Fähigkeit Informationen bereit zu halten und mit ihnen zu operieren
- der mentale Notizblock also -, hilft Dinge, die sich im Laufe der Zeit
entfalten, zu verstehen (wie diesen überlangen Satz).
am Ende eines langen Satzes
den Anfang noch kennen und
deshalb den Sinn des Satzes
verstehen zu können
Instruktionen erinnern:
Schlagt das Buch auf
Seite 27 auf und …
Zwischenergebnisse
einer Kopfrechnung
merken (17 * 6)
Exekutive
Funktionen
Inhibition
Kognitive Flexibilität: nicht rigide verharren, sondern
leichtfüßig das eine oder das andere wählen können
Nicht Verharren müssen, sondern sich von der Perspektive, der Priorität
oder dem Standard lösen können.
visuelle Perspektive
ändern können
interpersonelle
Perspektive ändern
können
etwas Ungewöhnliches
denken / tun
(„outside the box“) Prioritäten ändern
können
Exekutive
Funktionen
Inhibition
Disziplin zeigen:
etwas fertig machen,
Belohnung aufschieben,
auch im Regen joggen
Gedanken abschütteln:
Was wird nur werden?
Ist der Herd aus?
Aufmerksamkeit lenken:
auf eine Stimme im Gewirr,
Lärm ausblenden
Impulsen widerstehen:
noch ein Stück Kuchen,
Dem zeig ich‘s!
Das will ich haben!
Inhibition: nicht der Umwelt oder den Impulsen
ausgeliefert sein, sondern wählen können
1. Arbeitsgedächtnis: Der mentale Notizblock
2. Kognitive Flexibilität: Die Kreuzung
3. Inhibition: Das Stopp-Schild im Gehirn
Exekutive Funktionen im engeren Sinne
Exekutive
Funktionen
Inhibition
Impulse kontrollieren
Planen
Entscheiden
Ziele setzen
Prioritäten setzen
Frustration tolerieren
Perspektiven
wechseln
Problemlösen
Störreize ausblenden
• Denken Sie bitte an zwei Schüler, die Sie gut kennen: einen leistungsstarken und einen leistungsschwachen.
• Nachfolgend sehen Sie Items aus einem Fragebogen zur Einschätzung der Selbstregulation.
• Bitte versuchen Sie die Fragen für die beiden Schüler zu beantworten.
• Eine solche Tabelle kann dabei helfen:
Selbstregulation einschätzen
Schüler/in A Schüler/in B
Frage 1
Frage 2
Frage 3
Frage 4
1. Der Schüler / die Schülerin
kann bestimmte Dinge nicht sein lassen,
obwohl er / sie weiß, dass sie falsch sind.
2. Dem Schüler / der Schülerin
fällt es schwer sich zu konzentrieren.
3. Der Schüler / die Schülerin
sagt Dinge, die unangebracht sind.
4. Der Schüler / die Schülerin tut Dinge,
die Spaß machen, auch wenn sie schlecht für
ihn / sie sind.
Zen
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Selbstregulation IQ Duckw
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Selig
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nce
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Zensurendurchschnitt
Leistungstest
Aufnahme an "bessere"
Highschool
Unentschuldigte Fehltage in
der Schule
Stunden Hausaufgaben (HA)
Stunden TV
Tageszeit des Beginns der HA
IQ
Selbstregulation
r=.32***
r=.67***
r=.36***
r=.43***
r=.56***
r=.26**
r=-.07
r=-.26**
r=.35***
r=-.09
r=-.06
r=-.33***
r=-.26**
r=.18*
Duckw
ort
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Selig
man
, 2005 P
sych
Scie
nce
Dunedin Multidisziplinäre
Gesundheits- und Entwicklungsstudie
seit 1972 in Dunedin, Neuseeland
Moffitt et al., 2011: A gradient of childhood self-control predicts health, wealth,
and public safety. PNAS
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Selbstregulation während Kindheit M
offitt
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2011 P
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50
40
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1 2 3 4 5
(niedrig) (hoch)
Kein Schulabschluss - Selbstregulation
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Selbstregulation während Kindheit M
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1 2 3 4 5
(niedrig) (hoch)
Rauchen mit 15 - Selbstregulation
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Selbstregulation während Kindheit M
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(niedrig) (hoch)
Ungewollte Schwangerschaften - Selbstregulation
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Selbstregulation während Kindheit M
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(niedrig) (hoch)
Alleinerziehende - Selbstregulation
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Selbstregulation während Kindheit M
offitt
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(niedrig) (hoch)
Straftaten - Selbstregulation
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(niedrig) (hoch) Selbstregulation
während Kindheit Mo
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0,2
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-0,2
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Index: Schlechte Gesundheit
Index: Drogenabhängigkeit
Fremdeinschätzung Drogenabhäng.
Gesundheit - Selbstregulation
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(niedrig) (hoch) Selbstregulation
während Kindheit Mo
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0,2
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-0,2
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Sozioökonomischer Status
Finanzielle Planungen
Fremdeinschätzung:
finanz. Probleme
Finanzen - Selbstregulation
Selbstregulation ist superwichtig aber auch
superanstrengend
• Es ist leichter, das zu tun
was man immer tut, als etwas
anders zu machen.
• Es ist leichter, etwas weiter zu
machen, als sich um etwas anderes
zu kümmern.
• Es ist leichter, der Versuchung
nachzugeben, als ihr zu widerstehen.
• Es ist leichter das zu machen, was man
immer tut, als zu überlegen was jetzt gut wäre.
Was können Sie in Ihrer Schule tun?
Selbstregulation
- + F
achlic
h
-
+
• Welche Schüler sind hinsichtlich ihrer SR
überfordert?
• Welche Situationen überfordern
viele Schüler?
Strategie 1: Selbstregulation (insb. EF) entlasten
Inhibition und Selbstregulation entlasten:
Bitte-Kommen-Tafel
• Wie bringe ich die Schüler dazu,
abzuwarten bis sie an die Reihe
kommen?
• Gibt es eine Möglichkeit, das störende
Aufzeigen zu vermeiden?
• Wie können Schüler lernen,
Wartezeiten für andere Aufgaben zu
nutzen?
• Keine Beschwerden mehr, weil die
Reihenfolge des Aufzeigens nicht
richtig wahrgenommen wurde
(„Ich war aber zuerst dran!“)
Strategie 2: Selbstregulation fordern und fördern
Angst, Überforderung
Langeweile
An
ford
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ng
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Fähigkeiten
Arbeitsgedächtnis fördern:
Das Laufdiktat
Inhibition fördern:
Klopfrechnen
Tipps rund um die Selbstregulation - Tipp 1:
Es ist leichter andere zu regulieren als sich selber.
Tipp 2:
Lernen en passant / am Modell ist mächtig!
Tipp 3: Zeitverzögertes Handeln ist selbstregulierter
Tipp 4: Sich selbst gedanklich aus der Situation nehmen,
eröffnet Optionen und kühlt Emotionen ab.
Tipp 5: Aus den Augen aus dem Sinn: überfordernde
Reize aus dem Sichtfeld nehmen
1. Es ist leichter andere zu regulieren als sich selber.
2. Lernen am Modell ist mächtig (oft mächtiger als Instruktion).
3. Zeitverzögertes Handeln ist selbstregulierter.
4. Sich selbst gedanklich aus der Situation nehmen, eröffnet Optionen
und kühlt Emotionen ab.
5. Aus den Augen aus dem Sinn gilt auch für Überforderndes.
Tipps rund um die Selbstregulation
Zum Nachlesen
Exekutive Funktionen und Selbstregulation -
Sabine Kubesch (Hrsg.)
Hogrefe Verlag – ISBN 3456856245 – 39,95€
Fex - Förderung exekutiver Funktionen –
Walk & Evers
Wehrfritz – ISBN 3941805371 – 19,95€
Enhancing and Practicing Executive Function Skills
with Children from Infancy to Adolescence. from
http://developingchild.harvard.edu/resources/activitie
s-guide-enhancing-and-practicing-executive-function-
skills-with-children-from-infancy-to-adolescence
www.znl-ulm.de/kompendium