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Erste Ergebnisse der minimalinvasiven Prospektion · mon-Grabung unter Leitung von Prof. Dr. Felix...

Date post: 19-Oct-2020
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W O 0 10 km 26°45´E 27°0´E 27°15´E 26°45´E 27°0´E 27°15´E 39°15´N 39°0´N 39°15´N 39°0´N Ägäis Grundlage: SRTM3 90x90m WGS1984 Bergama Dikili ınova Kınık Çandarlı Bakırçay Geyikli Madra Atarneus Pergamon Elaia Kane Türkei Teuthrania Alt Çiftlik 1400 0 m ü. NN Perennierende Gewässer Städte Archäologische Stätten Geoarchäologische Studie KOZAK JUNT Bauernhof 10 12 11 10 9,5 10,5 10,5 10,25 8,75 9 CF1 CF2 CF3 CF4 Bohrpunkt Profil CF1 0-8 m uGOF Profil CF2 0-3 m uGOF Profil CF3 0-6 m uGOF Profil CF4 0-5 m uGOF 1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? Scherben Knochen Mollsuken Holzkohlen Beimengungen im Bohrgut Stratigraphische Interpretation Kernverlust / Nachfall gestört Kulturschicht natürliche Ablagerung unklar Fotos der Bohrprofile aus dem Umfeld des Çiftlik. Eingezeichnet sind Siedlungsfunde und Makroreste sowie die Interpretation der Schichten. Erste Ergebnisse der minimalinvasiven Prospektion eines prähistorischen Siedlungshügels im Bakırçay-Tal, Westtürkei Marlen Schlöffel 1 , Steffen Schneider 2 , Christoph Schwall 3 , Barbara Horejs 3 1 Universität Osnabrück, Institut für Geographie, Seminarstraße 19ab, 49074 Osnabrück 2 Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, Viktoriastr. 26/28, 26382 Wilhelmshaven 3 Institut für Orientalische und Europäische Archäologie, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Fleischmarkt 20-22, 1010 Wien, Österreich Blick vom Bayram Tepe nach Süden in das Bakırçay-Tal und auf den prähistorischen Siedlungshügel Çiftlik. Die Landstraße führt von Dikili an der Ägäisküste (Westen) nach Bergama / Pergamon im Landesinneren (Osten) (Eigene Aufnahme, 2014). Das weitere Vorgehen fokussiert auf die Entwicklung eines chronologi- schen Modells der Siedlungsentwicklung, basierend auf Radiokohlen- stoffdatierungen der Profile CF1, CF3 und CF4. Des Weiteren werden die Siedlungsschichten auf Pollen, Sporen und wei- tere Non-Pollen Palynomorphs untersucht. Für die Sedimente im Liegenden der Profile CF1, CF3 und CF4 ist die Analyse der chemischen und physikalischen Kennwerte vorgesehen, um Informationen zum Ablagerungsregime und zur Paläotopopgraphie zu er- halten. Die Stratigraphie der Bohrprofile zeigt Störungen in den obersten Dezimetern. Die Profile CF1 und CF3 westlich der heutigen Erhe- bung enthalten mächtige Kulturschichten bis in 5,5 m Tiefe unter Geländeoberfläche. Sie lagern auf lehmig-sandigen Sedimenten, die fluvialen Ursprungs sind. Die Profile der östlichen, durch Abgrabung tiefergelegten Fläche enthalten deutlich weniger Makroreste und archäologische Arte- fakte und sind dadurch schwierig interpretierbar. Bis auf einzelne Molluskenfragmente und Holzkohlen sind die Sedimente steril. Profil CF1 endet in 3 m Tiefe an einer Steinlage; Profil CF4 ist durch eine 2,6 m mächtige Sedimentablagerung charakterisiert. Die vorliegende Studie kombiniert geomorphologisch-sedimentologische, archäologische und geophysikalische Prospektionsmethoden zur Rekon- struktion der prähistorischen Siedlungslandschaft im Bakırçay-Tal in der Westtürkei. Im Zentrum der Untersuchung steht ein gebirgsnaher Siedlungshügel mit dem modernen Namen ‚Çiftlik’ (türk. ‚Bauernhof’), ca. 10 km östlich der Ägäisküste und ca. 18 km westlich des antiken Pergamon. Der Siedlungshügel ist einer von 18 prähistorischen Fundorten, die im Bakırçay-Tal dokumentiert wurden. Er zählt damit zu den ältesten bekann- ten Siedlungen des Tales (Horejs, 2010). Der Çiftlik liegt, geschützt zwischen Ballıca Tepe und Bayram Tepe, im Übergangsbereich von der Bakırçay-Schwemmebene im Süden zum Kozak-Gebirge im Norden. Der Erhaltungszustand des Tells ist vergleichsweise gut. Er tritt geomor- phologisch deutlich als Erhebung mit einem Durchmesser von ca.100 m hervor und überragt die aktuelle Landoberfläche um ca. 3 bis 4 m. Auf der Erhebung wurde ein Bauernhof errichtet, der die angrenzenden Flächen intensiv bewirtschaftet. Die umliegenden Flächen wurden abgegraben und deutlich tiefer gelegt. Dadurch ist der Tell an den Flanken stellenweise an- geschnitten. Am Ostrand sind deutlich Mauerreste erkennbar. Nach bis- herigen archäologischen Einschätzungen handelt es sich bei dem Fund- ort um einen Tell aus dem Spätchalkolithikum bzw. der frühen Bronzezeit (4.-3. Jt.v.Chr.). Aus der Region liegen bislang keine Untersuchungen von geschlossenen Fundkontexten und stratigraphischen Sequenzen prähistorischer Sied- lungen vor. Die bisherigen Erkenntnisse zum Çiftlik beruhen auf Oberflä- chenfunden. Die Datierung des Fundortes erfolgte durch den Vergleich des Fundmaterials mit dem Inventar ausgegrabener prähistorischer Sied- lungen der Ägäisküste. Magnetische Prospektion Topographische Lage Stratigraphie Einleitung Keramikfragmente Das Bohrgut ist reich an Funden, die eine Unterscheidung von Kul- turschichten und natürlichen Ablagerungen erlauben. Die Siedlungs- schichten weisen Steinlagen, Lauf- und Brandhorizonte auf. Sie enthal- ten Brandlehm, Keramik, Tierknochen und Mollusken sowie botanische Reste wie Samen und Holzkohlen. Bayram Tepe Kalerga Tepe Memeli Tepe Ballıca Tepe Çiftlik Die Topographie des Siedlungshügels, verschnitten mit der Magnetome- trie im Norden und Osten des Tells, sowie die Lage der Bohrpunkte um den Çiftlik. Zum Çiftlik und dessen Relevanz Blick auf die Ostflanke des Siedlungshügels. Das Magnetogramm zeigt ein dichtes Netz aus Steinsetzungen und Gruben, die min- destens 140 m nach Norden und 80 m nach Osten reichen. Nördlich des Gehöfts wurden Feuerstellen bzw. Öfen identifi- ziert. Die Bohrungen in- nerhalb der Mess- fläche bestätigen die Ausdehnung der Siedlungsfläche. Das Fundspektrum in Boh- rung CF3 belegt, dass die Siedlung sich auch nach Westen wenigs- tens 100 m erstreckt. Damit besitzt der Tell einen Mindestdurch- messer von ca. 250 m. Ausblick Fundspektrum verkohlter Steinkern der Weinrebe (Vitis vinifera), dor- sal (links), ventral (rechts) Rinderzahn Holzkohlen (unbest.) Wir danken dem DAI Istanbul und dem Team der Perga- mon-Grabung unter Leitung von Prof. Dr. Felix Pirson für die Unterstützung bei der Durchführung unseres Projektes.
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WO

0 10 km

26°45´E 27°0´E 27°15´E

26°45´E 27°0´E 27°15´E

39°1

5´N

39°0

´N39°15´N

39°0´NÄgäis

Grundlage:SRTM3 90x90m

WG

S1984

Bergama

Dikili

ınova

Kınık

Çandarlı

Bakırç

ayGeyikli

Madra

Atarneus

Pergamon

Elaia

Kane

Türkei

Teuthrania

Alt

Çiftlik

1400

0 m ü. NN

Perennierende GewässerStädte

Archäologische Stätten Geoarchäologische Studie

KOZAK

JUNT

Bauernhof

10

12

11

10

9,5

10,5

10,5

10,25

8,75

9

CF1

CF2

CF3

CF4

Bohrpunkt

Profil CF10-8 m uGOF

Profil CF20-3 m uGOF

Profil CF30-6 m uGOF

Profil CF40-5 m uGOF

1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5

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Scherben

Knochen

Mollsuken

Holzkohlen

Beimengungen im Bohrgut

Stratigraphische Interpretation

Kernverlust /Nachfall

gestört

Kulturschicht

natürliche Ablagerung

unklar

Fotos der Bohrprofile aus dem Umfeld des Çiftlik. Eingezeichnet sind Siedlungsfunde und Makroreste sowie die Interpretation der Schichten.

Erste Ergebnisse der minimalinvasiven Prospektion eines prähistorischen Siedlungshügels im Bakırçay-Tal, Westtürkei

Marlen Schlöffel1, Steffen Schneider2, Christoph Schwall3, Barbara Horejs3

1 Universität Osnabrück, Institut für Geographie, Seminarstraße 19ab, 49074 Osnabrück 2 Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, Viktoriastr. 26/28, 26382 Wilhelmshaven

3 Institut für Orientalische und Europäische Archäologie, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Fleischmarkt 20-22, 1010 Wien, Österreich

Blick vom Bayram Tepe nach Süden in das Bakırçay-Tal und auf den prähistorischen Siedlungshügel Çiftlik. Die Landstraße führt von Dikili an der Ägäisküste (Westen) nach Bergama / Pergamon im Landesinneren (Osten) (Eigene Aufnahme, 2014).

Das weitere Vorgehen fokussiert auf die Entwicklung eines chronologi-schen Modells der Siedlungsentwicklung, basierend auf Radiokohlen-stoffdatierungen der Profile CF1, CF3 und CF4. Des Weiteren werden die Siedlungsschichten auf Pollen, Sporen und wei-tere Non-Pollen Palynomorphs untersucht. Für die Sedimente im Liegenden der Profile CF1, CF3 und CF4 ist die Analyse der chemischen und physikalischen Kennwerte vorgesehen, um Informationen zum Ablagerungsregime und zur Paläotopopgraphie zu er-halten.

Die Stratigraphie der Bohrprofile zeigt Störungen in den obersten Dezimetern. Die Profile CF1 und CF3 westlich der heutigen Erhe-bung enthalten mächtige Kulturschichten bis in 5,5 m Tiefe unter Geländeoberfläche. Sie lagern auf lehmig-sandigen Sedimenten, die fluvialen Ursprungs sind. Die Profile der östlichen, durch Abgrabung tiefergelegten Fläche enthalten deutlich weniger Makroreste und archäologische Arte-fakte und sind dadurch schwierig interpretierbar. Bis auf einzelne Molluskenfragmente und Holzkohlen sind die Sedimente steril. Profil CF1 endet in 3 m Tiefe an einer Steinlage; Profil CF4 ist durch eine 2,6 m mächtige Sedimentablagerung charakterisiert.

Die vorliegende Studie kombiniert geomorphologisch-sedimentologische, archäologische und geophysikalische Prospektionsmethoden zur Rekon-struktion der prähistorischen Siedlungslandschaft im Bakırçay-Tal in der Westtürkei. Im Zentrum der Untersuchung steht ein gebirgsnaher Siedlungshügel mit dem modernen Namen ‚Çiftlik’ (türk. ‚Bauernhof’), ca. 10 km östlich der Ägäisküste und ca. 18 km westlich des antiken Pergamon. Der Siedlungshügel ist einer von 18 prähistorischen Fundorten, die im Bakırçay-Tal dokumentiert wurden. Er zählt damit zu den ältesten bekann-ten Siedlungen des Tales (Horejs, 2010).

Der Çiftlik liegt, geschützt zwischen Ballıca Tepe und Bayram Tepe, im Übergangsbereich von der Bakırçay-Schwemmebene im Süden zum Kozak-Gebirge im Norden.

Der Erhaltungszustand des Tells ist vergleichsweise gut. Er tritt geomor-phologisch deutlich als Erhebung mit einem Durchmesser von ca.100 m hervor und überragt die aktuelle Landoberfläche um ca. 3 bis 4 m. Auf der Erhebung wurde ein Bauernhof errichtet, der die angrenzenden Flächen intensiv bewirtschaftet. Die umliegenden Flächen wurden abgegraben und deutlich tiefer gelegt. Dadurch ist der Tell an den Flanken stellenweise an-geschnitten. Am Ostrand sind deutlich Mauerreste erkennbar. Nach bis-herigen archäologischen Einschätzungen handelt es sich bei dem Fund-ort um einen Tell aus dem Spätchalkolithikum bzw. der frühen Bronzezeit (4.-3. Jt.v.Chr.).

Aus der Region liegen bislang keine Untersuchungen von geschlossenen Fundkontexten und stratigraphischen Sequenzen prähistorischer Sied-lungen vor. Die bisherigen Erkenntnisse zum Çiftlik beruhen auf Oberflä-chenfunden. Die Datierung des Fundortes erfolgte durch den Vergleich des Fundmaterials mit dem Inventar ausgegrabener prähistorischer Sied-lungen der Ägäisküste.

Magnetische Prospektion

Topographische Lage

Stratigraphie

Einleitung

Keramikfragmente

Das Bohrgut ist reich an Funden, die eine Unterscheidung von Kul-turschichten und natürlichen Ablagerungen erlauben. Die Siedlungs-schichten weisen Steinlagen, Lauf- und Brandhorizonte auf. Sie enthal-ten Brandlehm, Keramik, Tierknochen und Mollusken sowie botanische Reste wie Samen und Holzkohlen.

Bayram Tepe

Kalerga Tepe Memeli TepeBallıca TepeÇiftlik

Die Topographie des Siedlungshügels, verschnitten mit der Magnetome-trie im Norden und Osten des Tells, sowie die Lage der Bohrpunkte um den Çiftlik.

Zum Çiftlik und dessen Relevanz

Blick auf die Ostflanke des Siedlungshügels.

Das Magnetogramm zeigt ein dichtes Netz aus Steinsetzungen und Gruben, die min-destens 140 m nach Norden und 80 m nach Osten reichen. Nördlich des Gehöfts wurden Feuerstellen bzw. Öfen identifi-ziert. Die Bohrungen in-nerhalb der Mess-fläche bestätigen die Ausdehnung der Siedlungsfläche. Das Fundspektrum in Boh-rung CF3 belegt, dass die Siedlung sich auch nach Westen wenigs-tens 100 m erstreckt. Damit besitzt der Tell einen Mindestdurch-messer von ca. 250 m.

AusblickFundspektrum

verkohlter Steinkern der Weinrebe (Vitis vinifera), dor-sal (links), ventral (rechts)

RinderzahnHolzkohlen(unbest.)

Wir danken dem DAI Istanbul und dem Team der Perga-mon-Grabung unter Leitung von Prof. Dr. Felix Pirson für die Unterstützung bei der Durchführung unseres Projektes.

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