PD Dr. phil. habil. Marion Grein
Erlangen: Apps im Fremdsprachenunterricht
18.09.2018 Folie Nr. 1
Neurobiologische Grundlagen und digitale Medien Mit Veröffentlichung des populärwissenschaftlichen Buches Digitale Demenz von Manfred Spitzer, einem bekannten Psychiater und Hochschullehrer, im Jahr 2012 kam das digitale Lernen vielerorts in Verruf. Zunächst wird knapp auf den Prozess des Lernens eingegangen, dann die Vorteile des Einsatzes digitaler Medien aufgezeigt und dann an konkreten Beispielen verdeutlicht, welche digitalen Medien (Software, Apps) wie lernförderlich im Fremdsprachenunterricht zum Einsatz kommen können.
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Folie Nr. 2 18.09.2018
Urin- & Speichelmessung; kostenintensiv!
Methoden: Neurolab; Linguistiklabor EEG, eyetracker, ab 2018 fMRT
Mediziner
Flora Bastian
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18.09.2018 Folie Nr. 3
Wie funktioniert lernen? Lernen = Aufbau von Neuronenpopulationen
100 Milliarden Neuronen; 1 Neuron bis zu 10.000 synaptische Verbindungen 100 Milliarden bereits bei der Geburt, aber nicht verknüpft
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Folie Nr. 4 18.09.2018
Im Gehirn ist das Wissen in Form von neuronalen Netzen gespeichert, jede neue Information verändert die neuronale Struktur des Gehirns (-> Plastizität). Feste Wissensbestände bilden starke neuronale Netzwerke; eine neue sehr sehr leichte Verknüpfung entsteht bereits nach ca. 20 Minuten Training -> Netzwerk nach ca. einer Woche „Nichtaktivierung“ wieder gelöscht.
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Reiz kommt, limbisches System prüft, ob relevant Cortex
Subkortikaler Bereich Limbisches System
Wenn relevant, erste schwache neuronale Verknüpfung
Festigung durch Wiederholung, Mehrkanaligkeit, Emotionen
Neuronaler Umbauprozess im Schlaf, 24 Stunden, weitere Wiederholungen
18.09.2018 Folie Nr. 5
Nicht andockbare Vokabel: 20x wahrnehmen, 80mal anwenden Andere Wissensbestände abhängig von Interesse
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Folie Nr. 6 18.09.2018
Quelle: nach Spektrum der Wissenschaften
Limbisches System
Das limbisches System (u.a. Hippocampus, Amygdala) ist das Zentrum für bewusste und unbewusste Emotionen
Jeder Reiz wird hier emotional bewertet!
Erste Hürde: das limbische System muss die Information als relevant bewerten -> zentral ist hier sowohl die Lehrperson, als auch die angekündigte Methode
Erster zentraler Motivationsfaktor
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Folie Nr. 7 18.09.2018
Das limbische System wird auch im Unterricht mit vielen Reizen konfrontiert. Umgangssprachlich: zum einen Ohr rein, zum anderen hinaus -> das, was vom limbischen System nicht aufgenommen wird, kann auch nicht weitergeleitet und damit gelernt werden.
Selbst wenn man motiviert ist, kann das limbische System die Informationsweiterleitung verhindern! -> Lehrperson / Methode
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Nur die Reize, die weiter geleitet werden, werden von Neuron zu Neuron zum Cortex (über das Arbeitsgedächtnis zum Langzeitgedächtnis) weitergegeben – und auch hier zeigt sich die Individualität der Lernenden; die Weiterleitung erfolgt größtenteils über Neurotransmitter.
18.09.2018 Folie Nr. 8
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18.09.2018 Folie Nr. 9
Acetylcholin: Aufmerksamkeit, bessere Speicherung je nach Alter 8-25 Minuten!!
Dopamin: (Neugierde, Konzentration, Handlungsbereitschaft): -> ausgewogen Dopamin (durch Lob z.B.): bessere Speicherleistung -> Motivation; [endogene Opioide]; Serotonin -> Glückshormon (Blutmessung) -> Sport & Bewegung: Endorphine
Noradrenalin: (Wachheit, Aufmerksamkeit, Reaktionsbereitschaft): richtige Menge -> gutes Lernen (Eustress, Motivation), zu viel -> kein Lernen (black out) - Speichelmessung
Oxytocin: Bindungshormon -> Sympathie zur Lehrkraft -> größter Motivator
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Folie Nr. 10 18.09.2018
Motivation Die zentrale Motivation des Menschen ist auf menschliche Zuwendung, Wertschätzung und Akzeptanz gerichtet (nicht mehr Darwins Kampf ums Überleben)!
Motivation aus neurobiologischer Perspektive: • Dopamin • Endogene Opioide • Oxytocin („Bindungshormon“)
-> Apps motivieren „digital natives“
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Folie Nr. 11 18.09.2018
Zeitalter der digitale natives (vs. digital immigrants)
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Folie Nr. 12 18.09.2018
Zeitalter der digitale natives
Die heutigen Lernenden – zumindest alle jüngeren Lernenden – sind sog. digital natives, d.h. sie wachsen mit PC, Laptops, Internet, Smartphone und sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram, Twitter, YouTube etc.) auf. Kinder „beherrschen“ heute das Smartphone, ehe sie das erste Mal ein Buch in die Hand nehmen (vgl. Brody 2015). Was tatsächlich mit einer zunehmend schlechteren Lesekompetenz einhergeht (vgl. Anderson & Kim 2011).
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Folie Nr. 13 18.09.2018
Bereits 2001 forderte Prensky, dass sich die Lehrenden verstärkt mit digitalen Medien und deren Möglichkeiten auseinandersetzen sollten -> Gründe folgen! Gerade Publikationen wie Spitzers Digitale Demenz (2012) forcieren jedoch die Abwendung von der vertieften Auseinandersetzung mit dem Nutzen digitaler Medien und verzerren deren Nutzen.
„Meiden Sie digitale Medien. Sie machen […] tatsächlich dick, dumm, aggressiv, einsam, krank und unglücklich“ (2012: 325).
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Folie Nr. 14 18.09.2018
Wenn ein Mensch – egal welchen Alters – dauerhaft online ist, dann ist das ohne Frage gefährlich! Spitzers Thesen – bei durchschnittlichem Gebrauch von Internet und Smartphone - wurden durch empirische Forschungen widerlegt. Appel, Markus & Schreiner, Constanze (2014). Digitale Demenz? Mythen und wissenschaftliche Befundlage zur Auswirkung von Internetnutzung. Psychologische Rundschau, 65 (1), 1-10. Göttingen: Hogrefe Verlag. Appel, Markus & Schreiner, Constanze (2015). Leben in einer digitalen Welt: Wissenschaftliche Befundlage und problematische Fehlschlüsse. Stellungnahme zur Erwiderung von Spitzer (in diesem Heft). Psychologische Rundschau 66 (2), 119-123. Göttingen: Hogrefe.
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Folie Nr. 15 18.09.2018
„Unsere Gesellschaft ist eine digitale“ (Knaus 2013) und so sollte auch der Unterricht diese Digitalisierung implementieren. Botwina & Saniewska (2016: 43) argumentieren, dass digital natives, wenn man ihnen ausschließlich traditionelle Methoden zum Sprachenlernen anbietet, schnell gelangweilt sind und der erwünschte Lernerfolg ausbleibt. Sie fordern folglich explizit die Integration digitaler Medien auch in den Fremdsprachenunterricht, wobei sie den Einsatz von Webquests, der Lernplattform Moodle und den Einsatz von YouTube favorisieren (vgl. Botwina & Saniewska 2016: 47-48).
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Folie Nr. 16 18.09.2018
• Der gezielte Einsatz digitaler Medien in den Fremdsprachenunterricht spricht also bei vielen Lernenden das limbische System an!
• Digitale Medien bieten die notwendige Abwechslung und sprechen mehrere Wahrnehmungskanäle an (bessere Speicherung, Ansprache unterschiedlicher Lernstile)
• Digitale Medien können so eingesetzt werden, dass sowohl Binnendifferenzierung möglich ist, als auch die Lernerautonomie gefördert wird (Sicherheit und Aktivität = Dopamin und festere Vernetzungen).
• Digitale Medien bieten „schwächeren“ Lernenden die Möglichkeit Fakten nachzuschlagen (Verhinderung von Stress).
• Appel & Schreiner (2014: 3; 2015: ) zeigen deutlich, dass der Umgang mit dem Internet soziale Interaktionen nicht, wie von Spitzer behauptet, reduzieren, sondern oftmals zu einer Steigerung des sozialen Kontakts führt (Webquests gemeinsam gestalten, Austausch über Lernplattform Moodle: Chats & Foren, Whatsapp-Gruppen)
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Folie Nr. 17 18.09.2018
Wie sehen die Trends 2017 aus? Wo liegt die Zukunft des „digitalen Lernens“? (vgl. MMB Learning Delphi 2017, 11. Trendstudie) • Augmented und Virtual Reality Applikation (Smartphone) -> BYOD • Mobile Learning (Apps, Smartphone) • Blended Learning (Präsenzlehre mit digitalen Phasen) statt reines eLearning • Lernvideos (YouTube) – auch von den Lernenden selbst zu erstellen • Serious Games
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Folie Nr. 18 18.09.2018
Neurodidaktische Forderungen und digitales Lernen (inkl. Beispiele)
Forderungen der Neurodidaktik Mögliche Umsetzung durch digitale Medien
Lernen ist stets selbstgesteuert Lernspiele, Lernabenteuer (serious games) mit Selbststeuerung
(Goethe: Das Geheimnis der Himmelsscheibe; ein Rätselhafter
Auftrag); YouTube-Videos; Berücksichtigung der Lebenswelt der
Lernenden (YouTube, Instagram, WhatsApp, Facebook, skype, etc.);
Blogs als Lerntagebuch, Wortschatz-App für den eigenen Gebrauch
oder zum Austausch erstellen Quizlet, Anki
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Folie Nr. 19 18.09.2018
Forderungen der Neurodidaktik Mögliche Umsetzung durch digitale Medien
Lernen findet im Austausch mit
Menschen statt
Austausch unter den Lernenden bei Webquests; Internet-Recherche-
Aufgaben; kollaboratives Schreiben z.B. über Wikis, Etherpad, aber auch:
Titanpad oder Quip (kostenpflichtig); gemeinsames Erstellen von Prezi-
Präsentationen (oder auch Padlet); gemeinsames Erstellen von
MindMaps z.B. mit Coogle (vs. FreeMind für EinzelnutzerInnen);
Integration von WhatsApp-Aufgaben und Blogs (z.B. Lehrwerk Starten
wir!); Austausch über Lernplattformen: Forenbeiträge und Chats;
Vernetzung über Blogs (z.B. tumblr, wordpress); Assoziogramme mit
Wordle
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Folie Nr. 20 18.09.2018
Coogle oder https://www.mindmup.com/
VHS
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Folie Nr. 21 18.09.2018
Wordle http://www.wordle.net/create (Internet Explorer)
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Folie Nr. 22 18.09.2018
Padlet https://padlet.com/dashboard
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Folie Nr. 23 18.09.2018
Forderungen der Neurodidaktik
Mögliche Umsetzung durch digitale Medien
Unterschiedliche Lernstile sind zu berücksichtigen
Einsatz des Interactive Whiteboards: Hören, Sehen und Interagieren;
Abspielen von Hörtexten und Filmen über QR-Code (Augmented Reality,
z.B. Schritte international neu), der Zugriff auf ergänzende Materialien
über die Lernplattform Moodle oder andere LMS, Blog; individuelles
oder kollaboratives Erstellen von Audio- oder Filmdateien (Podcasts,
Vodcasts; Adobe Voice, Youtube & Capture); Erstellen von eigenen Apps
(z.B. mit https://learningapps.org); Erstellen von online-Aufgaben (z.B.
mit HotPotatoes); Erstellen von Wortschatzübungen (Quizlet und co.);
eigene Bildergeschichten schreiben und teilen (z.B. Storybird;
kostenpflichtig: Halftone: Comicstrips)
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Folie Nr. 24 18.09.2018
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Folie Nr. 25 18.09.2018
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Folie Nr. 26 18.09.2018
Quizlet – und aktiv Quizlet live https://quizlet.com/ https://quizlet.com/_51e5jn
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Folie Nr. 27 18.09.2018
https://kahoot.it -> Pinseite https://create.kahoot.it/login
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https://www.classroomscreen.com/
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Folie Nr. 29 18.09.2018
https://www.mentimeter.com/app/welcome#welcome https://www.menti.com/ Aufgabe: Erstellen einer Umfrage mit Learning Apps Org https://learningapps.org/ -> Anmelden wahrscheinlich notwendig Tipp für Anfänger: Vorhandene Apps betrachten und verändern!! 1. Einfache Übung heute
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Folie Nr. 30 18.09.2018
Mal nach den Übungsformen schauen Dann ganz nach unten: Werkzeuge Abstimmung wählen
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Folie Nr. 31 18.09.2018
Überlegen Sie sich ein Thema und formulieren Sie gegebenfalls eine Aufgabenstellung
Ihre Kreativität ist gefragt
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Folie Nr. 32 18.09.2018
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Folie Nr. 33 18.09.2018
QR Code-Leser - Handy
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Folie Nr. 34 18.09.2018
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit
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