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Eröffnung der Walhallabahn - heimatforschung-regensburg.de Dezember 2014.pdf · Im vor 1634...

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Mitteilungen aus Donaustauf und Sulzbach Heft 2/2014 Erscheint seit März 1971 Dezember 2014 D er 22. Juni 1889 ist einer der ganz großen Tage in der jüngeren Geschichte des Markts Donaustauf. Der Markt an der Donau bekommt an diesem Samstag An- schluss an das Bahnnetz. Nach gut acht Monaten Bauzeit geht die Walhallabahn vom damals noch selbständigen Vorstädtchen Stadtamhof nach Donaustauf in Betrieb. Neun Kilometer ist die Schmalspurstrecke mit einer Spurweite von 1000 Millimetern lang. Der Streckenbeginn in Stadtam- hof hatte den Vorteil, dass für die Bahn keine Do- naubrücke gebaut werden musste und der Regen auf einer vorhandenen Straßenbrücke (allerdings mit einer ziemlich starken Steigung) überquert werden konnte. Die gesamte Bahnstrecke ein- schließlich der Loks und Waggons kostete damals 307 000 Mark. Den Namen »Walhallabahn« hatte Prinzregent Luitpold eigens genehmigt, weil damit Werbung für die von König Ludwig I. errichtete Walhalla verbunden war. Im Festwagen zur Eröffnung am 22. Juni 1889 waren dabei der »Generaldirector« der königlich bayerischen Staatseisenbahnen, Karl Freiherr Schnorr von Carolsfeld (1830 bis 1895), ein Sohn des berühmten Historienmalers Julius Schnorr von Carolsfeld, und der Regierungspräsident der Oberpfalz, Dr. Friedrich von Ziegler. Aus Donaus- tauf fuhren bei der Jungfernfahrt Bürgermeister Joseph Hetzenecker und Pfarrer Forster mit. Sie durften außerdem, wie die Quellen angeben, »am Festessen nachmittags 1 Uhr im Walhallawirtshaus (das ist das heutige Rathaus des Markts Donaus- tauf ) unentgeltlich teilnehmen«. Der bekannte Walhallabahn-Historiker Josef Dollhofer fängt die Stimmung des Eröffnungstags mit diesen Worten ein: »Unter den staunenden Blicken einer großen Menschenmenge, begleitet von schneidiger Marschmusik, dampf- te der Festzug am Sams tag um die Mit- tagszeit in Stadtamhof ab.« Nach gut einer Stunde Fahrzeit war Donaustauf erreicht. Hier heißt es im Bericht weiter: »Einen besonders glanzvollen Empfang bereitete der Markt Donaustauf, der die Bahn mit dem sinnigen Spruch begrüßte ‚Um die Kurve langsam, geradeaus schnell / so fährt man si- cher, kommt zur Stell / Walhallabahn und Stauf, Glück auf!« Fortsetzung Seite 2 Vor 125 Jahren Eröffnung der Walhallabahn Stadtamhof nach Donaustauf Die Walhallabahn-Lokomotive Nr. 99.253 wurde 1908 von der Lokomotiv-Fabrik Krauss & Co. in München gebaut und hatte 100 PS. Sie wurde 1960 ausgemustert und stand als Denkmallok vor der Bundesbahndirektion Regensburg in der Bahnhof- straße. Seit 18. Mai 1976 steht sie in Stadtamhof unmittelbar neben der Schleuse am Protzenweiher.
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Page 1: Eröffnung der Walhallabahn - heimatforschung-regensburg.de Dezember 2014.pdf · Im vor 1634 entstandenen Merian-Stich ist die Ringmauer Donauseite hin partiell mit Häuser-fronten

Mitteilungen aus Donaustauf und Sulzbach

Heft 2/2014 Erscheint seit März 1971 Dezember 2014

D er 22. Juni 1889 ist einer der ganz großenTage in der jüngeren Geschichte desMarkts Donaustauf. Der Markt an derDonau bekommt an diesem Samstag An-

schluss an das Bahnnetz. Nach gut acht MonatenBauzeit geht die Walhallabahn vom damals nochselbständigen Vorstädtchen Stadtamhof nachDonaustauf in Betrieb. Neun Kilometer ist dieSchmalspurstrecke mit einer Spurweite von 1000Millimetern lang. Der Streckenbeginn in Stadtam-hof hatte den Vorteil, dass für die Bahn keine Do-naubrücke gebaut werden musste und der Regenauf einer vorhandenen Straßenbrücke (allerdingsmit einer ziemlich starken Steigung) überquertwerden konnte. Die gesamte Bahnstrecke ein-schließlich der Loks und Waggons kostete damals307 000 Mark. Den Namen »Walhallabahn« hattePrinzregent Luitpold eigens genehmigt, weil damitWerbung für die von König Ludwig I. errichteteWalhalla verbunden war.

Im Festwagen zur Eröffnung am 22. Juni 1889waren dabei der »Generaldirector« der königlichbayerischen Staatseisenbahnen, Karl FreiherrSchnorr von Carolsfeld (1830 bis 1895), ein Sohndes berühmten Historienmalers Julius Schnorr

von Carolsfeld, und der Regierungspräsident derOberpfalz, Dr. Friedrich von Ziegler. Aus Donaus-tauf fuhren bei der Jungfernfahrt BürgermeisterJoseph Hetzenecker und Pfarrer Forster mit. Siedurften außerdem, wie die Quellen angeben, »amFestessen nachmittags 1 Uhr im Walhallawirtshaus(das ist das heutige Rathaus des Markts Donaus-tauf ) unentgeltlich teilnehmen«. Der bekannteWalhallabahn-Historiker Josef Dollhofer fängt dieStimmung des Eröffnungstags mit diesen Wortenein: »Unter den staunenden Blicken einer großenMenschenmenge, begleitet von schneidiger

Marschmusik, dampf-te der Festzug amSams tag um die Mit-tagszeit in Stadtamhof ab.« Nach gut einer StundeFahrzeit war Donaustauf erreicht. Hier heißt es imBericht weiter: »Einen besonders glanzvollenEmpfang bereitete der Markt Donaustauf, der dieBahn mit dem sinnigen Spruch begrüßte ‚Um dieKurve langsam, geradeaus schnell / so fährt man si-cher, kommt zur Stell / Walhallabahn und Stauf,Glück auf!«

Fortsetzung Seite 2

Vor 125 Jahren

Eröffnung der WalhallabahnStadtamhof nach Donaustauf

Die Walhallabahn-Lokomotive Nr. 99.253 wurde 1908 von der Lokomotiv-FabrikKrauss & Co. in München gebaut und hatte 100 PS. Sie wurde 1960 ausgemustertund stand als Denkmallok vor der Bundesbahndirektion Regensburg in der Bahnhof -straße. Seit 18. Mai 1976 steht sie in Stadtamhof unmittelbar neben der Schleuse amProtzenweiher.

Page 2: Eröffnung der Walhallabahn - heimatforschung-regensburg.de Dezember 2014.pdf · Im vor 1634 entstandenen Merian-Stich ist die Ringmauer Donauseite hin partiell mit Häuser-fronten

2 Burgpfeifer Dezember 2014

Einen Tag später, am Sonntag, dem 23. Juni1889, nahm die Walhallabahn ihren regulären Be-trieb auf. Dem Fahrplan ist zu entnehmen, dass dieBahn sieben Stationen hatte: Stadtamhof, Stein-weg / Reinhausen, Weichs, Walhallastraße, Schwa-belweis, Tegernheim und Donaustauf. Der ersteZug fuhr um sechs Uhr früh in Donaustauf ab undwar um 6.50 Uhr in Stadtamhof. Das war aus da-maliger Sicht eine geradezu unglaubliche Be-schleunigung. Bisher gab es zwischen Regensburgnur eine staubige Straße, auf der man entweder zuFuß oder – das war besonderer Luxus! – mit demPferdefuhrwerk vom kleinen Markt an der Donauin die große Stadt kam. Der letzte Zug fährt um21.10 Uhr von Stadtamhof ab und erreicht um 22Uhr Donaustauf. Auf dem Fahrplanaushang wirdübrigens eigens dies erwähnt: »Handgepäck biszum Gewichte von 10 kg, welches ohne Belästi-gung der Mitreisenden in die Wagen mitgenom-men werden kann, ist frei.« Die Preise für das neueLuxus-Reisemittel schauen so aus: Eine Fahrt vonDonaustauf nach Stadtamhof in der 2. Klasse kos-tet 75 Pfennig, in der 3. Klasse 45 Pfennig. Schü-lertarife gab’s noch keine, dafür aber einen »Mili-

tärtarif«. Ein Soldat zahlte 20 Pfennig für die ein-fache Fahrt. Betreiber der Walhallabahn war die»Localbahn-Actiengesellschaft in München«, einTochterunternehmen der Lokomotivfarbik Krauss& Co., die heute noch im Industrie-, Technologie-und Rüstungskonzern KraussMaffei GmbH inMünchen fortlebt.

Nach den Quellen, die Dr. Hermann Hage fürdas »Heimatbuch Donaustauf« ausgewertet hat,wurde die Walhallabahn hervorragend angenom-men. Im ersten Jahr transportierte die Bahn zwi-schen der Eröffnung im Juni und Dezember be-reits 71 000 Fahrgäste, im Jahr 1890 waren es be-reits 121 000. Daraufhin ging die Localbahn-Ac-tiengesellschaft daran, die Strecke zu verlängern,um sie für Ausflügler zur Walhalla noch attraktiverzu machen. Das stieß aber auf den energischenWiderstand der Geschäftsleute in Donaustauf, dieum die Einnahmen aus dem Touristenstrom fürch-teten. Sie bestürmten die damaligen »Magistratsrä-the« und »Gemeindebevollmächtigten«. HermannHage fand ein Dokument, in dem es heißt, dieVertreter der Bürger von Donaustauf seien gegendie Verlängerung der Strecke Richtung Walhalla

»bis zur Haltestelle Schloßpark«, weil »die Ge-schäftsleute dahier, nämlich die Brauer, Wirte undMetzger deshalb erheblich Schaden haben«. Dieeinflußreiche Aktiengesellschaft in München fa-ckelte den widerständigen Stauferer Geschäftsleu-ten nicht lange, sondern beantragte die Zwangs-enteignung der benötigten Grundstücke. Weil sichdas Enteignungsverfahren hinzog, ging dasMünchner Unternehmen gleich an die Verlänge-rung der Bahn von Donaustauf nach Wörth an derDonau. Um 1900 dann tatsächlich einige Grund-stückseigentümer in Donaustauf enteignet. Außer-dem wurde vom »Königlichen Staatsministeriumdes Königlichen Hauses und des Äußeren« eine Pe-tition des Markts Donaustauf verworfen, mit derder Bau der Haltestelle »Walhalla« verhindert wer-den und das Geschäft der Geschäftsleute gerettetwerden sollte. Am 30. April 1903 wurde dann dieStrecke nach Wörth freigegeben.

Ab 1892 wurden auf der Walhallabahn auch Gü-ter befördert. Hier erreichte der Transport dann1928, einem der goldenen Jahre der Weimarer Re-publik, seinen Höchststand. 90 000 Tonnen wur-den transportiert, darunter vor allem Vieh, Getrei-de, Zuckerrüben, Holz aus den Wäldern des Für-sten von urn und Taxis und Flußspat aus Sulz-bach, für den eine eigene Abfüllanlage errichtetwurde. Für den Markt Donaustauf war die Wal-hallabahn ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Hierwar die Betriebsleitung für die gesamte Strecke,hier arbeiteten die Reparaturwerkstätten. Im Jahr1914 war die Walhallabahn in Donaustauf Arbeit-geber für 20 Menschen, was damals ein enorm war.1925 wurde die Werkstatt in Donaustauf nochmalserweitert. Auch ein politischer Faktor war die Wal-hallabahn. Die dort arbeitenden Eisenbahner wa-ren traditionell Sozialdemokraten, die die Bahnbenutzenden Bauern und ihre Angehörigen stan-den der Bayerischen Volkspartei, dem Vorläuferder CSU, nahe.

Ab 1933 ging es mit der Walhallabahn bergab.Nach jahrelangen Streitereien wurde der End-bahnhof am 17. Juli von Stadtamhof nach Rein-hausen verlegt, 1938 wurde die Bahn dann ver-staatlicht. 1954 wurden der Bahnhof und die Bahn-anlagen in Donaustauf beim Jahrhunderthochwas-ser überflutet. Ab 1959 endete die Bahnstreckedann schon am Kalkwerk in Schwabelweis. Am 1.Oktober 1960 wurde der Personenverkehr einge-stellt, am 31. Dezember 1968 fuhr dann der letzteGüterzug auf der letzten Schmalspurbahn derDeutschen Bundesbahn in der Oberpfalz. Das En-de der Bahn beschreibt Walhallabahn-HistorikerWolfgang Löckel so: »Gegen 16.30 Uhr, mit Ein-treten der Dunkelheit, ist schließlich ein Kapitelbayerischer Kleinbahngeschichte beendet.«

Bernd Kellermann

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Eröffung der WalhallabahnFortsetzung von Seite 1

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Baumaßnahmen in Bereichen von ausgewie-senen Bodendenkmälern können immerwieder Konfliktpotenzial bergen. Die Inter-

essen des Bauherren – hier durch den Bau in dasDenkmal eingreifen zu müssen – und die Interes-sen der Staatlichen Fachbehörde, dem BayerischenLandesamt für Denkmalpflege, – das Bodendenk-mal ungestört zu erhalten – zielen nicht in die glei-che Richtung. Eine Ausgrabung ist dabei eine Er-satzmaßnahme, bei der das Bodendenkmal imInteresse und auf Kosten der Bauherren zerstörtwird. Für zukünftige Generationen bleibt nurnoch die Dokumentation – Fotos, Zeichnungen,Beschreibungen und die Funde –erhalten. Manch-mal gelingt es aber auch, Teile des Bodendenkmalszu erhalten. Dies ist die Geschichte eines solchenBeispiels.

Die Familie Forster plante in Donaustauf einenAnbau an ihr Hotel und Gasthof zur Post. Auf demGelände waren als Bodendenkmal die ehemaligeMarktbefestigung und mittelalterliche Bebauun-gen ausgewiesen. Erste Gespräche zwischen Inve-stor und dem Bayerischen Landesamt für Denk-malpflege gab es im Juli 2011. Sondagen im Augustund September 2011 sollten klären, ob der vermu-tete Verlauf der Marktbefestigung mehr oder we-niger identisch mit den Gebäuderückseiten der be-stehenden Bebauung sein kann. NachfolgendeAusgrabungen wurden im Oktober und Ende No-vember / Anfang Dezember 2011 durch die archä-ologische Fachfirma ArcTron durchgeführt.

Doch wie ist die Bedeutung des Bodendenkmalseinzuschätzen? Dazu ist ein Blick auf die Ge-schichte des Ortes notwendig. Bereits für 914 und930 gibt es erste schriftliche Nachweise der Burg inDonaustauf: »castellum quod dicitur Stufo«. InBezug auf die Ansiedlung unterhalb der Burg be-stätigt 1285 Rudolf von Habsburg dem Regensbur-ger Bischof dort gräfliche Rechte. Schon 1331 ist ei-ne Donaubrücke aus Holz nachweisbar, die einfa-che Verbindungen in die Ackerbauregion südlichder Donau ermöglichte. Im Jahr 1494 wird demOrt durch Herzog Albrecht Marktrecht verliehen:

spätestens jetzt war mit einer Befestigung desMarktes zu rechnen.

Im vor 1634 entstandenen Merian-Stich ist dieRingmauer Donauseite hin partiell mit Häuser-fronten durchsetzt – es wird bis ins 19. Jahrhundertdirekt und teils quasi auf der Mauer gewohnt, anderen Fuß die Donau fließt (Abb. 1). Einschnei-dend für die Marktgeschichte ist der Brand von1880, bei dem 100 Häuser zerstört werden – ver-mutlich damit auch ein Großteil der Befestigung.Danach ist sie nämlich nicht mehr im Ortsbild zuerkennen.

Unklar ist, in wie weit sich die Bebauung nachdem Brand von 1880 wirklich mit den vorherigenmauernahen Gebäuden deckt. Die Sondagen zeig-ten, dass massive neuzeitliche Auffüllungen jen-seits der Gebäudefronten in Richtung Donau vor-herrschen. Aber die gemauerten Fundamente derzwei betroffenen Gebäude sitzen auf einer Mauerauf, die sich bis in eine Tiefe von deutlich über dreiMeter unter heutigem Geländeniveau fortsetzt.

Die Mauerzüge innerhalb der anschließend ab-gebrochenen Gebäude von 1880 zeigten, dass diesenur in tiefgründige Auffüllungen hineingebautwurden. Dementsprechend konnten die nicht rele-vanten Bereiche des Bodendenkmals ohne Beden-ken maschinell entfernt werden. Schließlich gelanges, die ehemalige Marktmauer auf insgesamt 30Metern Länge innerhalb der Baustelle freizulegen.Zu diesem Zeitpunkt war bereits eine Umplanungdurch den Architekten der Familie Forster erfolgt,die ermöglichte, bis auf zwei Durchbrüche die Jahr-

hunderte alte Marktmauer untertägig zu erhalten.Ein Abschnitt wurde sogar in den extra neu ge-planten Lichthof der Hotelerweiterung integriert(vgl. Abb. 2). Dieser ebenfalls kostenintensive Um-gang mit der Denkmalsubstanz ist als ungewöhn-lich vorbildlich hervorzuheben!

Die Datierung der Marktmauer war eine derwichtigen Fragen, die im Laufe der Ausgrabungenbeantwortet werden sollte. Eine zeitliche Einord-nung der Bauphase ist anhand der wenigen Kera-mikfunde aber nicht genau möglich. Keramikfun-de aus den Verfüllungen am Mauerfuß, die erstdort gelandet sein, als die Mauer bereits stand, da-tieren frühestens in das 15. Jahrhundert. An dessenEnde steht die Verleihung der Marktrechte durch

Fortsetzung Seite 4

Burgpfeifer Dezember 2014 3

Verborgen und vergessen?Der Umgang mit der mittelalterlichen Marktbefestigung von Donaustauf

Abb. 1 Donaustauf 1820: Die Marktmauer ist gut zu erkennen, auch wenn die Hausbebauung zum Teil direkt aufsitzt (Faxi-mile einer Kupferradierung J. Alt & J.S.Steingrübel in französischer Buchausgabe mit Städteansichten entlang Donau).

Abb. 2Ein Stück der erhaltenen Marktmauer ist im extra ange-legten Lichthof des Hotels fachgerecht restauriert understmals wieder zugänglich. (Foto: C. Steinmann, BLfD)

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4 Burgpfeifer Dezember 2014

Herzog Albrecht. Die Marktmauer von Donaus-tauf kann somit in ihrer erhaltenen sehr massivenForm sicher in das 15. Jh. und frühestens noch vordie herzogliche Rechtezusprechung datieren. Einevorherige »schwächere« Befestigung ist denkbar,aber an dieser Stelle nicht nachweisbar gewesen.

Eine genauere Datierung erhoffte man sich mitHilfe eines Eichenstammes, der unterhalb einesehemaligen Abwasserkanals an der Außenseite derMarktmauer geborgen wurde (Abb. 3). Handeltees sich dabei um eine Fundamentierung aus derZeit des Mauerbaus oder aus späteren Zeiten? Dieobere Seite des Stammes war flach abgearbeitetund diente wahrscheinlich als Träger für Mauer-werk. Dass der Stamm ansonsten nicht weiter be-arbeitet wurde, spricht dafür, dass er bald nachdem Fällen auch verbaut wurde.

Im Rahmen einer dendrochronologischen Un -ter suchung konnten die bei dem Stamm vermesse-ne Serie von 168 Jahresringen mit der BayerischenEichenchronologie eindeutig in Übereinstim-mung gebracht werden (Dank an Franz Herzig,BLfD, Dienststelle ierhaupten). Als Fälljahrkonnte eindeutig 1773 festgestellt werden – unddamit kein Datum, was für den Erbau der Mark-mauer relevant ist, aber die Umbauten des Abwas-serkanals datiert.

Für die Ausgrabungen sind aber noch weitereBesonderheiten der Grabungstechnik zu nennen.Durch Einsatz neuartiger 3D-Technik bei derWeiterverarbeitung von Digitalfotos gelingt es in-zwischen aber, maßgenaue dreidimensionale Mo-delle zu generieren. Punktwolken werden erzeugt,bei denen gleiche Bildpunkte der verschiedenenAufnahmen verrechnet werden. Am Ende entstehtein Modell mit fotorealistischer Oberfläche (Abb.4), bei dem zusätzlich vielfältige Schnittdarstellun-gen möglich sind, die auf der Grabung gar nichtangelegt wurden (bzw. überhaupt angelegt werdenkonnten).

Die Vorteile sind unter anderem eine schnelleBearbeitung vor Ort, die Erfassung schwierigsterGrabungssituationen und nachvollziehbare Be-sonderheiten der Befundlage. So lässt sich nach-vollziehen, wo und wie jeder einzelne Stein derMarktmauer verbaut worden ist. Es ist damit aufGrabungen ein ergänzendes bzw. die baubegleiten-den Untersuchungen erweiterndes Verfahren undvertieft späteres Verständnis.

Wichtigste Erkenntnis von Seiten der Boden-denkmalpflege ist, dass die Marktmauer in Don-austauf großteils als Fundament bestehender Be-bauung immer noch erhalten sein dürfte. Sie isttiefgründig in neuzeitliche Auffüllungen eingebet-tet.

Eine wichtige Erkenntnis zu historischen Ent-wicklungen ist, dass es auch in Donaustauf, wie ananderen Orten vermutet bzw. nachgewiesen, einezeitliche Lücke von einem Jahrhundert oder mehrzwischen den Ersterwähnungen bzw. Zusprechun-gen von Rechten und den baulichen Tatsachen ge-ben dürfte. Das kann bedeuten, kein Ort wurdeMarkt, wenn er sich nicht bereits angemessen ver-teidigen konnte. In bestimmten Fällen schrieben

Urkunden also fest bzw. bestätigten, was schonlängst Realität war.

Ein nicht nur wichtiges, sondern auch schönesFazit der Zusammenarbeit der Familie Forster unddes Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflegeist, dass der Lichthof des Wellness-Bereichs dereinzige Ort ist, an dem ein Abschnitt der Markt-mauer von Donaustauf wieder sichtbar und zu-gänglich ist (Abb. 4). Dr. Christoph Steinmann

Verborgen und vergessen?Fortsetzung von Seite 3

Abb. 3Ein Mauerdurchlass wurde vermutlich im 18. Jahrhundert durch eine Kanalisation zugesetzt. (Foto: Fa. ArcTron)

Abb. 4Die Marktmauer 2011: Durch ein Spezialprogramm der Grabungsfirma ArcTron lassen sich dreidimensionale Darstel-lungen der Mauer erzeugen (Darstellungen: Fa. ArcTron).

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Burgpfeifer Dezember 2014 5

Jedes Jahr am Pfingstmontag wird in unsererPfarrgemeinde beim Schaueramt in St. Salva-tor um gedeihliches Wetter für die kommen-

de Ernte gebetet. Bei der anschließenden Flur-prozession trägt der Pfarrer das »Wetterkreuz«durch die Wiesen und die Ortschaft. Dabei erteilter an drei Kapellen mit dem Kreuz den Wetterse-gen.

Nur wenigen ist bekannt, welche Schätze dieses»Wetterkreuz« birgt. Beim genauen Betrachten er-kennt man, dass es kein einfaches Altarkreuz ist.Auf der Frontseite sind 15 und im Fuß des Kreuzesdrei gleich große, mit einem Glas abgedeckte ova-le Kapseln zu finden. In der Mitte des Kreuzes istein etwas größeres Behältnis.

Die Kapseln enthalten Reliquien bekannterHeiliger. Reliquie kommt von »Zurücklassen«.Was haben die Heiligen und Seligen (an Sichtba-rem) von sich zurückgelassen? Vor allem die Kno-chen ihres Leibes (Reliquien erster Ordnung), aberauch Kleidungsstücke und andere Gebrauchs-gegenstände (Reliquien zweiter Ordnung). Als Re-liquien gelten auch Stoffteile, mit denen man dieGebeine der verstorbenen Heiligen oder Seligenberührt hat (Berührungsreliquien).

Schon in der Frühzeit des Christentums brach-te man den Märtyrern, später auch den übrigenHeiligen besondere Verehrung entgegen, indemman über ihren Gräbern Altäre und Kirchen er-richtete. Seit dem 4. Jahrhundert ist es üblich, beider Weihe eines Altars eine Reliquie erster Ord-

nung, also einen kleinen Teilvon den Knochen, in den Altareinzulassen. Auch die Gewohn-heit, solche Teilchen anderwei-tig zu verehren oder damit zusegnen, geht auf diese Zeit zu-rück. Die Praxis, bei Flurum-gängen oder zum Wettersegenin der Kirche Reliquien zu ver-wenden, ist seit Jahrhundertenbezeugt.

Bereits im Alten Testamentwird im zweiten Buch der Kö-nige (2 Kön 13, 20 – 21) davonberichtet, dass durch den Kon-takt mit den Gebeinen des Pro-pheten Elischa die Auferste-hung eines Toten bewirkt wur-de. Auch aus jüngster Zeit sindHeilungen bezeugt. Von der imJahr 1946 gestorbenen heiligenOrdensschwester Alphonsa ausIndien etwa wird berichtet, dassein schwer krankes Kind, wel-ches man auf ihr Grab gelegthatte, unmittelbar danach gesund wurde.

Die Wurzel der Reliquienverehrung ist derGlaube an die leibliche Auferstehung der Toten.Weil der Mensch dazu berufen ist, dereinst mitLeib und Seele bei Gott zu sein, behält der Leibauch nach dem Tod seine Würde. Die Verehrung

der Reliquien ist letztlich eine Form der VerehrungGottes, der durch das Leben und Sterben der Hei-ligen verherrlicht worden ist. Darum beten wir dieReliquien wie ebenso die Heiligen und Seligenselbst nicht an. Der Kult der Anbetung gebührtGott allein. Aber wir ehren die Leiber dieser vor-bildlichen Christen eben, weil Gott in ihnen be-sonders wirksam gegenwärtig war und durch sieauch nach ihrem Tod wirkt. Außerdem entsprichtdie Reliquienverehrung einem ganz menschlichenBedürfnis, Andenken von Personen, die einem be-sonders nahe stehen oder die man verehrt, bei sichaufzubewahren.

In unserem Reliquienkreuz sind Reliquien von18 Heiligen enthalten, darunter von allen Apostelnmit Ausnahme des heiligen Johannes. Es handeltsich um 17 Reliquien »ex ossibus« (aus den Gebei-nen) dieser Heiligen und um eine Blutreliquie. Inder Mitte befindet sich ein Partikel vom HeiligenKreuz Christi.

Über die Herkunft des Kreuzes ist wenig be-kannt. Durch das Zusammentragen von Reliquienerhoffte man in früherer Zeit, einen Bedeutungs-zuwachs für einen Wallfahrtsort zu erwirken. ImFuß des Kreuzes wurden 19 Urkunden gefunden.Auf diesen Urkunden bestätigt im Jahr 1727 Ber-nardin Ciani, Bischof von Montalcino, die Echt-heit der Reliquien. mj

Ein großer SchatzDas Wetterkreuz in St. Salvator

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6 Burgpfeifer Dezember 2014

Das kleine italienische Lokal »Casa dieMatti« im Herzen von Donaustauf ver-sprüht mediterranes Flair pur. Das be-

ginnt beim Wohnzimmerambiente mit allerlei Ac-cessoires, Klavier und Spielen für die Kinder undhört bei der vitalen, gesunden, italienischen Küchenoch lange nicht auf. Vorgekochtes gibt es nicht,selbst die Nudeln werden frisch aus glutenfreiemTeig zubereitet. Die Standardkarte ist wunderbarüberschaubar, Pizzen werden nach Wunsch belegt.Wechselnde italienische Fleisch- und Fisch-Spezi-alitäten werden auf Tafeln angekündigt – herrlich,wie im Urlaub! Dazu gibt es biologische Limona-den und südländische Weine, auch alkoholfreie.Im Übrigen legt man Wert auf gesunde Ernäh-rung, Cola und gezuckerte Limonaden gibt es hiernicht.Das kleine Lokal mit angeschlossenem Eiscafé bie-tet innen knapp 30 Plätze und noch einmal genau-so viele auf der herrlichen Terrasse. Eine behinder-tengerechte Rampe sorgt für barrierefreien Zu-gang.ÖffnungszeitenSommer: Täglich 11.30 – 14.00 Uhr, 17.30 – 22.00 UhrWinter: Mo, Mi –Fr 17.30 – 22.00 Uhr, Sa, So 11.30 – 14.00 Uhr, 17.30 – 22.00 UhrDienstag RuhetagLa Casa dei Matti, Maxstraße 24, 93093 Donaustauf, Telefon (0 94 03) 5 18 15 47www.casa-dei.matti.de

Mediterranes Flair

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Burgpfeifer Dezember 2014 7

Vereine der Gemeinde im BurgpfeiferDer Heimat- und Fremdenverkehrsverein bietet allen Donaus-taufer und Sulzbacher Vereinen an, sich im BURGPFEIFER –auch mit Bild – kostenlos vorstellen zu können. Machen Sievon diesem Angebot Gebrauch und wenden Sie sich diesbe-züglich an Herrn Mihalyi, Donaustauf. Gerade Neubürgerinteressieren sich für das Geschehen in der Heimat. Aber auchAlteingesessene möchten erfahren, wie sich das heimatlicheVereinsgeschehen gestaltet.

Impressum

Herausgeber: Heimat- und Fremden verkehrsverein Donaustauf e.V.Verantwortlicher Redakteur: Jenö Mihalyi, OrtsheimatpflegerSatz und Gestaltung: Lehrdruckerei Buchwissenschaft, Universität MainzDruckabwicklung: print digital design Helmut Freilinger, TegernheimAuflage: 1600 Exemplare

Besuchen Sie den Bauernmarkt in DonaustaufJeden Freitag von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr wartenvielseitige Angeboteauf Käufer, die umweltbewusst einkaufen wollen:

Fleisch- und Wurst-waren, Käse, Geflügel, Spirituosenaus dem BayerischenWald, Imkerproduk-te, Obst, Gemüse,Brot (Vollkorn), Eier, Kartoffeln und und und

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Der Burgpfeifer und die gesamte Vorandscha des Heim- undFremdenverkehrsvereins Donauauf wünschen aen

Bürgerinnen und Bürgern besinnliche und erholsame Weihnachtsfeierge.

Wir wünschen für d Jahr 2015 aes Gute, Erfolg und vor aem Gesundheit.


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