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Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms zur ... · PDF file6.1.4.2...

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Abschlussbericht Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms zur Partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation (PEFiT) Förderkennzeichen: 01GX720 Laufzeit: 1.04.2008-31.08.2011 Projektleiterin: Dr. Mirjam Körner Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie Medizinische Fakultät, Universität Freiburg, Hebelstr. 29, 79104 Freiburg [email protected], Tel. 07631-209 5519
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Abschlussbericht

Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms zur

Partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen

Rehabilitation (PEFiT)

Förderkennzeichen: 01GX720

Laufzeit: 1.04.2008-31.08.2011

Projektleiterin: Dr. Mirjam Körner

Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie

Medizinische Fakultät, Universität Freiburg, Hebelstr. 29, 79104 Freiburg

[email protected], Tel. 07631-209 5519

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3

Zusammenfassung

In der medizinischen Rehabilitation werden chronische Erkrankungen ganzheitlich – von ver-

schiedenen Berufsgruppen mit unterschiedlichen Behandlungsmethoden behandelt. Für die

Abstimmung bzw. Entscheidung über die Behandlung wird ein Vorgehen nach dem Ansatz

der partizipativen Entscheidungsfindung empfohlen. Dieser Ansatz wurde in den letzten Jah-

ren insbesondere in der stationären Akutversorgung implementiert. Der Fokus des Modells

der partizipativen Entscheidungsfindung liegt bei den Ärzten und den medizinischen

Entscheidungen mit dem Patienten. Dies ist bezogen auf den ganzheitlichen, interprofessio-

nellen Ansatz der medizinischen Rehabilitation nicht ausreichend, doch Konzepte zur inter-

professionellen partizipativen Entscheidungsfindung existieren bislang nur vereinzelt. Daher

wird das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung für das interprofessionelle Setting

der medizinischen Rehabilitation auf der Basis des Modells der integrierten Patientenorien-

tierung erweitert. Dies bedeutet, dass alle Behandler sowie deren Interaktionen mit den Pa-

tienten (externe Partizipation) sowie im Team/in der Organisation (interne Partizipation) be-

rücksichtigt werden.

Das Ziel des Projektes „Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms zur Partizi-

pativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation“ (PEFiT) war die Entwick-

lung und Evaluation eines interprofessionellen Trainingsprogramms für die Implementierung

der partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation. Hierzu sollten

die verschiedenen Gesundheitsfachberufe in Führungspositionen als Multiplikatoren für Ihre

Teams (Train-the-Trainer) ausgebildet werden.

In einer Pilotstudie wurden mit Hilfe einer Expertenbefragung und Fokusgruppen die Wün-

sche und Präferenzen der Patienten und Behandler in vier Rehabilitationskliniken erfasst.

Die Patienten (n = 36) wünschten sich für die Behandler-Patient-Interaktion insbesondere

Zeit (f=29), Wertschätzung (f=28), Partizipation (f=21), Individualität (f = 20), Vertrauen (f =

20) und Fachwissen (f = 20). Die Experten (n = 34) bestätigen die Wichtigkeit aller Aspekte

in der Befragung. Daneben konstatierten die Experten insbesondere Schulungsbedarf bei

Aspekten, welche die interne Partizipation betreffen, z.B. der Umgang mit Mitarbeitern in

schwierigen Situationen, Konflikt- und Kritiksituationen.

Basierend auf den Ergebnissen Pilotstudie und dem bereits vorhandenen deutschsprachigen

Trainingsmanual zur partizipativen Entscheidungsfindung von Bieber, Loh, Ringel und Eich

(2007) wurde das interprofessionelle Trainingsprogramm „Fit für PEF“ entwickelt, welches

sich im Modul 1 auf die externe Partizipation (partizipative Entscheidungsfindung in der Be-

handler-Patient Interaktion) und im Modul 2 auf die interne Partizipation (Kommunikation und

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Entscheidungsfindung im Team und die partizipative Führung) sowie auf die Vorbereitung

der Führungskräfte als Multiplikatoren konzentriert.

Das Training wurde in 6 Rehabilitationskliniken der Interventionsgruppe an zwei halben Ta-

gen in einem Abstand von einer Woche durchgeführt. Die geschulten Führungskräfte be-

werteten das Trainingsprogramm sehr positiv und fühlten sich gut vorbereitet als Multiplikato-

ren. Die Multiplikatoren führten die Trainings zur partizipativen Entscheidungsfindung an-

schließend in den Behandlerteams in ihren Kliniken durch.

In einer cluster-randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie wurde das Training an-

schließend mit Hilfe einer Mitarbeiterbefragung (prä, post) und Patientenbefragung (prä, post

und nach sechs Monaten) evaluiert. In die endgültige Evaluation konnten die Daten von 11

Kliniken (fünf Kliniken Interventions- und sechs Kliniken Kontrollgruppe) einbezogen werden.

Die geschulten Behandler (Interventionsgruppe) bewerteten die Umsetzung der

partizipativen Entscheidungsfindung im Anschluss an das Trainingsprogramm signifikant

besser im Vergleich zur Kontrollgruppe, in welcher keine Veränderung festzustellen war. Am

deutlichsten profitierten die Pflegekräfte. Die interne Partizipation verbesserte sich sowohl in

der Interventions- als auch die Kontrollgruppe. Für die Patienten konnten keine signifikanten

Verbesserungen durch das Training nachgewiesen werden. Die Patienten beurteilten im

Anschluss an die Trainings sowohl die interne als auch die externe Partizipation minimal

besser, während die Werte in der Kontrollgruppe stabil blieben oder leicht abfielen. Durch

eine stärkere interne und externe Partizipation kann die Behandlungsakzeptanz und die

Patientenzufriedenheit erhöht werden. Als der stärkste Prädiktor für die Vorhersage der

Behandlungsakzeptanz und der Patientenzufriedenheit zeigte sich die interne Partizipation

(Teamskala), daneben sind die externe Partizipation, die Zufriedenheit mit der Entscheidung

als auch der Gesundheitszustand bedeutende Prädiktoren. Strukturanalyen bestätigten die

Bedeutung der internen Partizipation für die Erfolgskriterien Akzeptanz, Zufriedenheit und

Compliance.

Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigten, dass es wichtig ist das Modell der partizipativen Ent-

scheidungsfindung für das interprofessionelle Setting der medizinischen Rehabilitation durch

die interne Partizipation zu erweitern und das Trainingsprogramm entsprechend zu adaptie-

ren. Das interprofessionelle Train-the-Trainer Programm „Fit für PEF“ erwies sich als nützlich

und effektiv. Die Behandler der Kliniken zogen Ihre Patienten im Anschluss an das Training

mehr als bislang in die Entscheidungsfindung mit ein. Die Studie ist ein erster Ansatz

Patientenorientierung nicht nur in Arzt-Patient-Interkationen zu implementieren, sondern

auch in interprofessionellen Settings durch die Etablierung einer partizipativen Versorgungs-

gestaltung.

5

6

7

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung ................................................................................................................... 3 Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................................... 7 

1  Einleitung ..................................................................................................................... 11 

2  Theoretischer Hintergrund ........................................................................................... 15 

2.1  Das interprofessionelle Modell der partizipativen Entscheidungsfindung ................ 15 

2.2  Trainings zur partizipativen Entscheidungsfindung .................................................. 18 

2.3  Schulungsbedarf und erwartete Effekte ................................................................... 20 

3  Ziele und Fragestellungen ........................................................................................... 21 

4  Projektverlauf ............................................................................................................... 25 

5  Pilotstudie .................................................................................................................... 27 

5.1  Design und Forschungsmethodik der Pilotstudie ..................................................... 27 

5.1.1  Fokusgruppen ................................................................................................... 27 

5.1.2  Experteninterviews ........................................................................................... 28 

5.2  Ergebnisse der Pilotstudie ....................................................................................... 28 

5.2.1  Präferenzen und Wünsche der Patienten ......................................................... 29 

5.2.2  Schulungsbedarf der Experten ......................................................................... 32 

5.2.3  Konzeption des Trainings „Fit für PEF“ ............................................................. 38 

6  Hauptstudie ................................................................................................................. 43 

6.1  Design und Instrumente ........................................................................................... 43 

6.1.1  Erfassung der externen Partizipation ................................................................ 45 

6.1.1.1  Fragebogen zur Partizipativen Entscheidungsfindung(PEF-FB-9) ............ 45 

6.1.1.2  Mitarbeiterfragebogen zur Umsetzung

der partizipativen Entscheidungsfindung (MU-PEF) .................................................... 46 

6.1.2  Erfassung der internen Partizipation (Team Skala) .......................................... 46 

6.1.3  Fragebogen zur Erfassung der sekundären Zielgrößen ................................... 47 

6.1.3.1  ZUF-8 ........................................................................................................ 47 

8

6.1.3.2  Behandlungsakzeptanz ............................................................................. 48 

6.1.3.3  MiZu-Reha ................................................................................................. 48 

6.1.4  Sonstige Zielkriterien ........................................................................................ 49 

6.1.4.1  Indikatoren des Reha-Status – Kurzversion IRES-24 ............................... 49 

6.1.4.2  Man-Son-Hing-Skala ................................................................................. 49 

6.1.4.3  Compliance ................................................................................................ 50 

6.2  Datenanalyse ........................................................................................................... 50 

6.3  Datenerhebung/Stichprobenrekrutierung ................................................................. 52 

6.4  Ergebnisse der Hauptstudie ..................................................................................... 53 

6.4.1  Evaluation im Anschluss an das Training der Multiplikatoren ........................... 53 

6.4.2  Stichprobenbeschreibung ................................................................................. 56 

6.4.2.1  Patientenstichproben ................................................................................. 57 

6.4.2.2  Beschreibung und Vergleich der Mitarbeiterstichproben ........................... 62 

6.4.2.3  Zusammenfassende Betrachtung der Stichproben ................................... 65 

6.4.3  Prä-Post-Vergleich der internen und externen Partizipation ............................. 66 

6.4.4  Zusammenhang zwischen der internen und externen Partizipation ................. 70 

6.4.5  Einfluss der internen und externen Partizipation auf die

Mitarbeiterzufriedenheit ................................................................................................... 71 

6.4.6  Einfluss der Partizipation auf die Behandlungsakzeptanz und die

Patientenzufriedenheit .................................................................................................... 71 

6.4.7  Modellüberprüfung ............................................................................................ 73 

6.5  Wissenschaftliche Nutzungs- und Verwertungsmöglichkeiten ................................. 76 

7  Diskussion und Ausblick .............................................................................................. 77 

7.1  Partizipative Versorgungsgestaltung ....................................................................... 77 

7.2  Inhaltliche Diskussion .............................................................................................. 79 

7.2.1  Entwicklungsprozess des Trainingsansatzes ................................................... 79 

7.2.2  Wirksamkeit des Trainingsprogramms ............................................................. 81 

7.2.3  Einfluss der Partizipation auf Ergebniskriterien ................................................ 83 

7.3  Diskussion organisatorischer Aspekte ..................................................................... 84 

9

7.4  Methodische Diskussion .......................................................................................... 85 

7.5  Ausblick .................................................................................................................... 88 

Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 89 

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................ 97 

Tabellenverzeichnis ................................................................................................................ 98 

Anhang ................................................................................................................................... 99 

I Zusätzliche Tabellen .......................................................................................................... 101 

II Fragebögen ....................................................................................................................... 108 

10

11

1 Einleitung

Patienten- bzw. Rehabilitandenorientierung ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal der medi-

zinischen Rehabilitation (Bleses, 2005; Kockert, 2011). Beschrieben wird damit die Ausrich-

tung von Strukturen, Prozessen, Ergebnissen in der Rehabilitationseinrichtung auf die Wün-

sche und Bedürfnisse der Rehabilitanden (Klemperer, 2000). Bereits 2001 forderte der

Sachverständigenrat der Konzentrierten Aktion im Gesundheitswesen, dass Patienten um-

fassend und verständlich informiert werden, am Behandlungsprozess beteiligt werden, ihre

Bedürfnisse und Erwartungen mit dem diagnostisch, therapeutisch, pflegerisch, rechtlich und

wirtschaftlich Möglichen abstimmen, motivierte und kompetente Mitarbeiter sowie eine auf

Qualitäts- und Patientenorientierung angepasste Ablauforganisation (Huber, 2011).

Bisherige Studien zur Patientenorientierung und Partizipation konzentrieren sich auf die Be-

rücksichtigung der Wünsche, Bedürfnisse und Präferenzen der Patienten im Arzt-Patient

Gespräch, weitere Berufsgruppen sowie die internen Prozesse bleiben dabei

unberücksichtigt. Gerade in der Rehabilitation, in welcher das Ziel eine ganzheitliche,

interdisziplinäre Behandlung ist, sind jedoch die anderen Gesundheitsfachberufe, deren

Interaktion mit den Patienten sowie im Behandlungsteam von besonderer Bedeutung für eine

patientenorientierte Behandlung.

Das Modell der integrierten Patientenorientierung, welches in Anlehnung an das Modell der

integrierten Kundenorientierung von Bruhn (2002) entwickelt wurde, berücksichtigt sowohl

die Bedürfnisse, Präferenzen und Wünsche der Patienten als auch die internen Strukturen

und Prozesse in der Rehabilitationsklinik. Es wird zwischen der internen und externen Pa-

tientenorientierung unterschieden. Als externe Patientenorientierung wird die Arzt-Patient-

Beziehung bzw. Behandler-Patient-Beziehung mit der Ausrichtung an den Patientenbedürf-

nissen und dem primären Ziel die Erwartungen der Patienten zu erfüllen bezeichnet. Das

Interaktionsmodell der partizipativen Entscheidungsfindung ermöglicht dem Patienten in Si-

tuationen, in denen mehrere Behandlungsoptionen existieren als gleichberechtigter aktiver

Partner in Entscheidungsfindungsprozesse mit einbezogen zu werden (Körner, 2009). Auf-

bau, Organisation und Koordination innerbetrieblicher Strukturen und Prozesse in der Klinik

und im Behandlungsteam wird als interne Patientenorientierung bezeichnet (s. Abb. 1).

Dies ist eine Voraussetzung um eine kontinuierlich an den Erwartungen der Patienten ausge-

richtete Behandlungsstrategie umzusetzen (Körner, 2009).

12

Markt Organisation/

Klinik

Modell der integrierten Patientenorientierung

(in Anlehnung an Bruhn, 2002)

BehandlerPatienten

Externe Patienten-

orientierung

Interne Patienten-

orientierung

PARTIZIPATION

- Kommunikation

- Koordination

- Kooperation

EXTERNE

INTERNE

Patienten-Behandler Interaktion

Teaminteraktion

Abb. 1 Modell der integrierten Patientenorientierung (in Anlehnung an Bruhn, 2002; Körner,

2009)

Sowohl in der Behandler-Patient-Interaktion (extern) als auch in der Teaminteraktion (intern)

nimmt die Partizipation (Information, Kommunikation, Koordination und Kooperation) eine

essentielle Rolle ein, um eine patientenorientierte Behandlung bzw. partizipative Versor-

gungsgestaltung sicherzustellen.

Ein Ansatz die externe Partizipation im Sinne der patientenorientierten Information, Kommu-

nikation, Koordination und Kooperation zu implementieren ist die partizipative Entschei-

dungsfindung (Abkürzung: PEF). Das Modell bezieht sich auf Behandlungsentscheidungen,

in welchen mehrere Optionen vorhanden sind. Die Behandler sollen den Patienten über die

Wahlmöglichkeiten, deren Vor- und Nachteile informieren, die Erwartungen, Befürchtungen,

Gedanken der Patienten abfragen, ihre Präferenzen ermitteln und mit ihnen eine Entschei-

dung aushandeln, um im Anschluss eine gemeinsame Entscheidung zu treffen, sowie über

deren Umsetzung Vereinbarungen zu treffen. Behandler und Patient sind dabei gleichbe-

rechtigte Partner (Dierks & Seidel, 2005; Klemperer, 2003). Es wird davon ausgegangen,

dass das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung Akzeptanz, Zufriedenheit, Compli-

ance und Behandlungserfolg verbessert (Loh & Härter, 2005; Scheibler, Janssen & Pfaff,

2003; Faller, 2003).

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Um die interne Partizipation patientenorientiert zu gestalten, ist eine gute Teamarbeit zwi-

schen den verschiedenen Berufsgruppen im Behandlungs-/Rehabilitationsteam erforderlich

(Baldwin, Royer & Edinberg, 2007; Körner, 2009). Voraussetzung hierfür ist ein partizipativer

Führungsstil, welcher die Beteiligung aller Berufsgruppen an Behandlungs-, Team- und Or-

ganisationsentscheidungen ermöglicht (Wunderer, 2007). Behandler, die mehr Mitsprache-

und Entscheidungsbefugnisse haben, sind zufriedener (Körner, 2006). Es ist anzunehmen,

dass sich dies auf die Patientenzufriedenheit, Behandlungsakzeptanz und den Behand-

lungserfolg auswirkt. Studien zur Teamarbeit in der medizinischen Versorgung zeigen, dass

verbesserte Teamarbeit mit verbesserten Behandlungsergebnissen sowie Kostenersparnis-

sen einhergehen (Valentine, Nembhard & Edmondson, 2011).

Das Interaktionsmodell der partizipativen Entscheidungsfindung wird basierend auf dem Mo-

dell der integrierten Patientenorientierung (s. Abb. 1) zu einem interprofessionellen Modell

der partizipativen Entscheidungsfindung erweitert (s. Kap. 2.1). Die bisherigen Schulungs-

programme zur Implementierung der partizipative Entscheidungsfindung werden in Kapitel.

2.2 erläutert und der Schulungsbedarf sowie die erwarteten Schulungseffekte auf der Basis

der Literatur in Kapitel 2.3. aufgezeigt. Ziel der Studie war die Entwicklung und Evaluation

eines interprofessionellen Trainingsprogramms zur partizipativen Entscheidungsfindung in

der medizinischen Rehabilitation (Kap. 3). Die Studie gliedert sich in eine Pilot- (Entwicklung

des Trainings) und eine Hauptstudie (Evaluation des Trainings, s. Kap. 4). In der Pilotstudie

(Kap. 5) werden die Bedürfnisse und Präferenzen der Patienten (Fokusgruppen, Kap. 5.1.1)

und der Schulungsbedarf der Behandler (Expertenbefragung, Kap. 5.1.2) ermittelt. Ausge-

hend von den Ergebnissen dieser Befragungen, dem entwickelten interprofessionellen Mo-

dell der partizipativen Entscheidungsfindung und dem deutschsprachigen Manual zum Trai-

ning von partizipativer Entscheidungsfindung von Bieber, Loh, Ringel, Eich und Härter (2007)

wurde das Train-the-Trainer Programm „Fit für PEF“ konzipiert, was sowohl die interne als

auch externe Partizipation beinhaltet (Kap. 5.2.3). Das Training wurde in sechs Kliniken der

medizinischen Rehabilitation mit Behandlern in Führungspositionen durchgeführt. Sie wur-

den als Multiplikatoren für Ihre Teammitglieder ausgebildet. Sie bewerteten das Training po-

sitiv und schulten anschließend ihre Mitarbeiter in der partizipativen Entscheidungsfindung.

Die Implementierung der partizipativen Entscheidungsfindung mittels des Train-the-Trainer

Ansatzes wurde in einer cluster-randomisierten kontrollierten Interventionsstudie durch den

Einsatz von Patienten- und Mitarbeiterbefragungen vor und nach den Trainings überprüft

(Kap. 6). Die Ergebnisse (Kap. 6.4) belegen, dass das Training auch für andere Berufsgrup-

pen als Ärzte wirksam ist und deuten auf eine positive Entwicklung einer patientenorientier-

ten partizipativen Versorgungsgestaltung in der med. Rehabilitation (Kap.7.1 und Kap. 7.2)

hin. Einige organisatorische (Kap. 7.3) und methodische Limitationen (Kap. 7.4) sind bei der

14

Interpretation zu berücksichtigen und weitere insbesondere kontinuierliche Maßnahmen im

Sinne der Personal-, Team- und Organisationsentwicklung werden zum Aufbau der partizi-

pativen Versorgungsgestaltung unterstützend empfohlen (Kap.7.5).

15

2 Theoretischer Hintergrund

In Kap. 2.1 wird ausgehend vom Originalmodell der partizipativen Entscheidungsfindung das

interprofessionelle Modell der partizipativen Entscheidungsfindung vorgestellt. Bisherige

Schulungsprogramme zur Implementierung der partizipativen Entscheidungsfindung in Ein-

richtungen der medizinischen Versorgung werden anschließend (Kap. 2.2.) dargestellt. Ab-

schließend wird der Schulungsbedarf bezüglich der Patientenorientierung sowie die zu er-

wartenden Effekte von Trainings diesbezüglich beschrieben (Kap. 2.3).

2.1 Das interprofessionelle Modell der partizipativen Ent-

scheidungsfindung

Der Wandel der Patientenrolle zu mehr Eigenverantwortung und Mitentscheidung erfordert in

Abgrenzung zu dem bislang vorherrschenden paternalistischen Modell (der Arzt entscheidet

alleine) eine neue Interaktionsform, welche den Einbezug der Patienten in die Entschei-

dungsfindung durch eine entsprechende Information, Kommunikation, Koordination und Ko-

operation mit dem Patienten ermöglicht. Das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung

wird definiert als ein „Interaktionsprozess mit dem Ziel, unter gleichberechtigter aktiver Betei-

ligung von Patient und Arzt auf Basis geteilter Information zu einer gemeinsam verantworte-

ten Übereinkunft zu kommen“ (Härter, 2004, S. 90). Kennzeichen partizipativer Entschei-

dungsfindung sind (Charles, Gafni & Whelan, 1997; Klemperer, 2006; Rockenbauch &

Schildmann, 2011):

mindestens zwei Teilnehmer,

Informationsaustausch, der in beide Richtungen stattfindet,

es wird alles, für die Entscheidung Relevante besprochen,

beide Partner wissen, welche Optionen bezüglich der Entscheidung bestehen,

beide Partner bringen die Entscheidungskriterien aktiv und gleichberechtigt in den

Abwägungs- und Entscheidungsprozess mit ein,

die Auswahl der Behandlung erfolgt gemeinsam

und die Partner tragen die Verantwortung für die Entscheidung gemeinsam.

Das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung wird häufig in Abgrenzung zum pater-

nalistischen Modell als auch zum Informationsmodell beschrieben. Das paternalistische Mo-

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dell entspricht dem traditionellen Vorgehen, bei dem der Arzt die Behandlung anweist, d.h.

der Arzt ist autonom. Er bewertet vorliegende Informationen, informiert den Patienten, wägt

ab und entscheidet über die Behandlung, dabei bleiben die Wünsche und Präferenzen des

Patienten unberücksichtigt. Der Gegenpol zu dem paternalistischen Modell ist das Informati-

onsmodell. Hier informiert der Arzt den Patienten, der Patient wägt die Vor- und Nachteile

der Optionen alleine ab, entscheidet selbst und trägt auch die Verantwortung für die Ent-

scheidung alleine. Dies setzt einen sehr aktiven, informierten und kompetenten Patienten

voraus. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es die Mischform der partizipativen Entschei-

dungsfindung (PEF). Hier treffen Arzt und Patient als gleichberechtigte Partner die Entschei-

dung gemeinsam und teilen auch die Verantwortung für die Entscheidung. Der Arzt gilt dabei

als „Experte bezüglich des medizinischen Fachwissens“ und der Patient ist „Experte bezüg-

lich seiner persönlichen Wünsche und Bedürfnisse“ (Makoul & Clayman, 2006; Rockenbauch

& Schildmann, 2011).

Das Vorgehen gemäß dem Modell der partizipativen Entscheidungsfindung kann die Arzt-

Patient-Interaktionen erleichtern und Schwierigkeiten in der Arzt-Patient-Interaktion reduzie-

ren (Bieber, Ringel, Blumenstiel & Eich, 2006). Zudem kann eine Beteiligung an Behand-

lungsentscheidungen die Akzeptanz, Compliance, Zufriedenheit und den Behandlungserfolg

verbessern (Loh & Härter, 2005; Scheibler, Janssen & Pfaff, 2003; Faller, 2003). Weitere

Effekte durch die partizipative Entscheidungsfindung sind eine verbesserte Lebensqualität,

ein verbessertes Krankheitsverständnis, eine Zunahme der wahrgenommenen Kontrolle über

die Erkrankung durch den Patienten, ein Rückgang der Beschwerden, eine Verbesserung

der funktionellen Kapazität und eine Verringerung von Ängsten (Scheibler, Schwantes,

Kampmann & Pfaff, 2005; Loh, Simon, Kriston & Härter, 2007a).

Das bisherige Modell der partizipativen Entscheidungsfindung fokussiert die Arzt-Patient-

Dyade, andere für die Behandlung relevante Berufsgruppen (z.B. Pflegekräfte, Psychologen,

Physiotherapeuten etc.) bleiben dabei unberücksichtigt. Neben der Sicht der Ärzte und Pa-

tienten, erscheint es jedoch notwendig, auch die anderen an der medizinischen Behandlung

beteiligten Professionen in den Entscheidungsprozess zu integrieren (Körner, 2009;

Scheibler & Pfaff, 2003). Insbesondere bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen

in der medizinischen Rehabilitation, sind alle an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen

(Behandler) durch interprofessionelle Ansätze für die partizipative Entscheidungsfindung

mehr als bislang zu berücksichtigen. Lediglich zwei der 15 analysierten PEF-Modelle im Re-

view von Stacey, Légaré, Pouliot, Kryworuchko und Dunn (2010) schlossen zwei verschie-

dene Berufsgruppen mit ein, dabei wurde jedoch auch nur die Entscheidungsfindung zwi-

schen Behandler und Patient beschrieben, aber die Kommunikation, Abstimmung und

Kooperation der Berufsgruppen untereinander im Team wurde nicht erwähnt, d.h. die zehn

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Kernelemente der interprofessionellen Kooperation (1. zwei oder mehr Berufsgruppen

verschiedener Disziplinen, 2. ein gemeinsames Ziel, 3. wechselseitige Zusammenarbeit, 4.

integrative Behandlung, 5. kein Machtgefälle, 6. geteiltes Wissen, 7. Interaktion über die Zeit,

8. geteiltes Rollenverständnis, 9. wechselseitige Abhängigkeit und 10. unterstützende organi-

satorische Bedingungen) blieben weitgehend außer Acht (Stacey et al., 2010). Um die Lücke

zu schließen entwickelte die Arbeitsgruppe um Légaré (2011) auf der Basis eines

Konsensusprozesses ein interprofessionelles Modell der partizipativen Entscheidungsfin-

dung, welches neben der individuellen Ebene (Mikroebene: Behandler-Patient-Interaktion)

auch die Mesoebene (Einfluss der verschiedenen Teammitglieder, den Entscheidungscoach

und die organisatorischen Routinen mit eingeschlossen) und die Makroebene (Gesundheits-

politik, die Organisation, und der soziale Kontext) mit abbildet (Légaré et al., 2011; Stacey, et

al., 2010); doch auch hier werden keine Aussagen darüber getroffen, wie die verschiedenen

Berufsgruppen zusammenkommen, um im Entscheidungsfindungsprozess gemeinsam mit-

zuwirken. Das interprofessionelle PEF-Modell, welches auf der Basis der internen und exter-

nen Patientenorientierung (Körner, 2009) entwickelt wurde, berücksichtigt ebenfalls die drei

verschiedenen Entscheidungsebenen, wobei es sich schwerpunktmäßig auf die Behandler-

Patient-Interaktion (externe Partizipation) und die Teaminteraktion (interne Partizipation)

konzentriert. Eine Erweiterung des Modells fand bezüglich der Akteure (Behandler), der

Team- und Klinikeben, der Art der Entscheidungssituationen sowie der Partizipationsform

statt (s. Tab. 1).

Die charakteristischen Merkmale der partizipativen Entscheidungsfindung (Vorhandensein

von Wahloptionen bzw. mehreren Behandlungsmöglichkeiten, mindestens zwei Teilnehmer,

gleichberechtigter und aktiver Abwägungs- und Entscheidungsprozess, gemeinsam getra-

gene Verantwortung) können von der Arzt-Patient-Beziehung auf Entscheidungssituationen,

die Behandler-Patient, Behandler-Behandler und/oder das Rehabilitations-/Behandlungs-

team betreffen, übertragen werden. Der Aufbau einer Beziehung und die Vermittlung von

Informationen sowie das Treffen von Behandlungsentscheidungen sind auch in den Gesprä-

chen anderer Gesundheitsberufe (Behandler) zentral. Ferner kann zwischen den Behandlern

im Rehabilitationsteam eine Informationsvermittlung, eine Abstimmung der Ziele und eine

gemeinsame Entscheidungsfindung notwendig sein, um einen ganzheitlich orientierten, in-

terdisziplinär aufeinander abgestimmten Behandlungsplan zu erzielen (Quinlan & Robertson,

2010; Reeves, Lewin, Espin & Zwarenstein, 2010).

18

Tab. 1 Vergleich des PEF-Modells mit dem interprofessionellen PEF-Modells PEF-Modell Interprofessionelles PEF-Modell

Akteure Arzt, Patient Behandler, Patient

Interaktionsebene Arzt-Patient-Interaktion (Mikro-ebene)

Behandler-Patient-Interaktion (Mikroebene)

Teaminteraktion (Mesoebene)

Klinikebene (Makroebene)

Fokus der Entscheidung Medizinische Entscheidungen Behandlungsentscheidungen aller Art, Organisations-, Teament-scheidungen

Partizipationsform Externe Partizipation Externe und interne Partizipation

2.2 Trainings zur partizipativen Entscheidungsfindung

Um die partizipative Entscheidungsfindung in Einrichtungen zu implementieren sind

Ärzte/Behandlerschulungen, Patientenschulungen als auch Entscheidungshilfen (Decision-

Aids) einsetzbar (Haywood, Marshall & Fitzpatrick, 2006; Reuter, Loh & Härter, 2009). Ärzte-

bzw. Behandlertrainings sind die bevorzugte Strategie (Härter, 2004; Reuter et al, 2009).

Eine Übersicht zu Trainingsprogrammen zur partizipativen Entscheidungsfindung gibt das

aktuell erschienene Review von Légaré, Politi, Drolet, Desroches, Stacey, Bekker und the

SDM CPD team (2012) und ist im Internet auf der Homepage der kanadischen Universität

Laval (http://decision.chaire.fmed.ulaval.ca) zu finden. Insgesamt sind zwischen 1996 und

2011 in 14 Ländern und 10 Sprachen 54Trainingsprogramme entwickelt worden (Légaré et

al., 2012). Die meisten davon wurden für Ärzte und medizinische Entscheidungen in der

Arzt-Patient Interaktion entwickelt (Bieber et al., 2007; Haywood, Marshall & Fitzpatrick,

2006; Légaré et al, 2010, 2012; Loh, Simon, Wills, Kriston, Niebling & Härter, 2007b; Towle

& Godolphin, 2009). Interprofessionelle Aspekte, wie zum Beispiel die patientenorientierte

Kommunikation, Koordination und Kooperation im Team fehlen bislang in den Trainings

(Stacey et al., 2010).

Ein deutschsprachiges Training, welches für Ärzte bei der Behandlung von Depression, Dia-

betes mellitus, Hypertonie und onkologische Erkrankungen entwickelt wurde, ist von Bieber

et al. (2007). Es besteht aus einem Modul A: Einführung in die partizipative Entscheidungs-

findung, Modul B: Patientenzentrierte Kommunikation und Modul C: Umsetzung bei beispiel-

haften Indikationen wie Depression, Diabetes mellitus, Hypertonie oder onkologische Er-

krankungen (Bieber et al., 2007). Durch das Training konnte eine verbesserte Zufriedenheit

bei Patienten und Ärzten erzielt werden. Die Ärzte beurteilten den Umgang mit den Patienten

nach der Schulung als weniger anstrengend (Bieber, Müller, Blumenstiel, Richter, Hochleh-

nert, Wilke & Eich, 2005). Des Weiteren gaben die Ärzte nach dem Training an, weniger

19

Interaktionsschwierigkeiten zu haben und die von diesen Ärzten behandelten Patienten be-

werteten die Interaktionsqualität im Vergleich zu einer Informationsgruppe (Kontrollgruppe)

signifikant besser (Bieber et al., 2006).

Ein Trainingsprogramm für Pflegekräfte in Kanada entwickelten Stacey, Murray, Légaré,

Dunn, Menard, und O´Connor (2008). Dieses wird sowohl in der Ausbildung der Pflegekräfte,

als auch für bereits ausgebildete Pflegekräfte in Form eines Online-Tutorials und Workshops

eingesetzt. Das Training dient dazu die Pflegekräfte als Entscheidungscoach auszubilden,

d.h. sie werden befähigt schwierige Entscheidungssituationen und/oder Entscheidungskon-

flikte der Patienten zu erkennen und den Patienten im Entscheidungsfindungsprozess aktiv

zu unterstützen (Stacey et al., 2008). Ebenfalls ein Trainingsprogramm für Pflegekräfte, ent-

stand in der spanischen Arbeitsgruppe Arranz, Ulla, Ramos, del Rincón und Lopez-Fando

(2005), welches aus sieben Modulen besteht (18 Stunden in einer Woche). Hier werden nicht

spezifisch die PEF-Kompetenzen geschult, sondern die Beratungs-,Kommunikations- und

Problemlösekompetenzen sowie auch die Teamkompetenzen.

Für die Rehabilitation entwickelte die Arbeitsgruppe um Doering (2006) ein Ärzteschulungs-

programm für die medizinische Rehabilitation, welches als Grundlage für eine Reha-Mitar-

beiterschulung zur Verbesserung der partizipativen Entscheidungsfindung diente (Doering,

Petrynowski, Schmidt & Matschewsky, 2006). In der dazu gebildeten Experten-Fokusgruppe

zeigte sich ein hoher Konsens bezüglich der Schulungsinhalte. Kommunikation, die partner-

schaftliche Entscheidungsfindung und die Ablaufplanung wurden als die drei wichtigsten

Schulungsinhalte herausgearbeitet. Bezüglich der Methoden wurden die praktischen Trai-

nings z.B. mit Rollenspielen am häufigsten (58%) genannt (Doering et al., 2006). Entspre-

chend dieser Vorgaben wurde ein Training entwickelt, mit dem die Mehrheit der geschulten

Mitarbeiter zufrieden war. Als Fazit wurde festgehalten, dass es unverzichtbar ist, in der me-

dizinischen Rehabilitation das gesamte medizinische Personal, das Kontakt zu den Patienten

hat, in eine Schulung zur partizipativen Entscheidungsfindung zu integrieren (Doering et al.,

2006). Auch Scheibler und Pfaff (2003) betonen, dass Studien zur partizipativen Entschei-

dungsfindung andere professionelle Berufsgruppen im medizinischen Kontext über die Arzt-

Patient-Interaktion hinaus stärker berücksichtigen sollten. Dabei sollte der Frage nachge-

gangen werden, wie sich die Interaktionen im System, z.B. im Behandlungsteam, auf aus-

gewählte Ergebniskriterien auswirken.

20

2.3 Schulungsbedarf und erwartete Effekte

Die Patienten fordern an den Entscheidungsprozessen bezüglich ihrer Behandlung beteiligt

zu werden (Niebling & Fließgarten, 2009; Schmid, Petrynowski, Matschewsky & Doering,

2006). Studien zeigen, dass derzeit etwa ein Drittel (McKinstrey, 2000) bis die Hälfte der Pa-

tienten in Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden möchten (Neuderth, Steinbüchel,

Schowalter, Richard, Störk, Angermann & Faller, 2006). Die Tendenz ist steigend, d.h. für

die Zukunft wird ein Trend in Richtung Partizipativer Entscheidungsfindung prognostiziert

(BMJ-Internetbefragung, 1999, zit. nach Scheibler, Janssen & Pfaff, 2003). Eine Vielzahl an

Patienten wünschen mehr als bislang praktiziert an Entscheidungen beteiligt zu werden

(Dierks & Seidel, 2005). Neben diesem Schulungsbedarf bezüglich der partizipativen Ent-

scheidungsfindung (externen Partizipation) wünschen sich Mitarbeiter in Rehabilitationsein-

richtungen auch Trainings zur Verbesserung der internen Partizipation bzw. Teamarbeit

(Körner, 2006; Matschewsky, Schmidt, Doering, Steuernagel, Niederstadt & Hübner, 2006).

Nahezu die Hälfte der Beschäftigten (48%) in den Teams der stationären medizinischen Re-

habilitation konstatiert einen hohen Schulungsbedarf bezüglich der Kommunikation und Ab-

stimmung zwischen den verschiedenen Disziplinen im Behandlungsteam. Jeweils ein Drittel

der Mitarbeiter sieht Optimierungsbedarf hinsichtlich der Organisation der Arbeitsabläufe und

der Mitsprachemöglichkeiten und Entscheidungsbefugnisse (Körner, 2006) – also für die

Aspekte, welche für den Aufbau einer internen Patientenorientierung zentral sind.

Es kann davon ausgegangen werden, dass Behandler, die in den Grundsätzen der partizipa-

tiven Entscheidungsfindung und Kommunikation geschult werden, über Fähigkeiten und Fer-

tigkeiten verfügen, welche die Interaktion sowohl mit den Patienten (externe Partizipation) als

auch mit den Mitarbeitern (interne Partizipation) in der Rehabilitationseinrichtung verbessern,

woraus wiederum positive Effekte für den Behandlungserfolg resultieren (Faller, 2003; Loh et

al., 2007a; Scheibler et al., 2003).

Studien belegen die Wirksamkeit der Ärztetrainings zur partizipativen Entscheidungsfindung

im ambulanten und stationären Akutsektor für verschiedene Erkrankungen (Bieber et al.,

2005; Loh, Meier, Simon, Hänselmann, Jahn, Niebling & Härter, M., 2004; Müller, Richter,

Bieber, Blumenstil, Wilke, Hochlehnert & Eich, 2004). Für die medizinische Rehabilitation

liegt derzeit lediglich ein Schulungsprogramm zur partizipativen Entscheidungsfindung vor

(Matschewsky et al., 2006), welches sich insbesondere auf die Arzt-Patient-Interaktion (ex-

terne Partizipation) konzentriert. Auch beachtet dieses die Vermittlung von kommunikativen

Fertigkeiten, die Ärzte/Bezugstherapeuten befähigen, mehr als bisher auf die Bedürfnisse

der Patienten einzugehen, die Präferenzen der Patienten zu ermitteln und ihnen durch In-

formationsvermittlung die Möglichkeit zu geben, sich an Entscheidungen zu beteiligen. Die

21

Interaktionen des medizinischen Personals mit dem Behandlungsteam, welche ein zentraler

Bestandteil der medizinischen Rehabilitation sind, bleiben dabei unberücksichtigt. Das Pro-

gramm wurde bislang lediglich in einer Einrichtung an einer kleinen Stichprobe (38 Mitarbei-

ter) getestet und ist auch nicht veröffentlicht, da es speziell für diese Klinik entwickelt wurde.

Ansonsten existieren derzeit keine Effektivitätsstudien zu Behandlerschulungen bezüglich

der partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation.

22

23

3 Ziele und Fragestellungen

Ziel der vorliegenden Studie ist die Entwicklung (Pilotstudie) und die Evaluation (Hauptstu-

die) eines interprofessionellen Trainingsprogramms zur partizipativen Entscheidungsfindung

in der medizinischen Rehabilitation, welches sowohl die Partizipation der Rehabilitanden

(externe Partizipation) als auch der Mitarbeiter/Behandler (interne Partizipation) bei der Re-

habilitationsbehandlung erhöht. Bisherige Schulungsprogramme berücksichtigten lediglich

die Patientenpartizipation (externe Partizipation) und lassen die Mitarbeiterpartizipation (in-

terne Partizipation) außen vor.

Für die partizipative Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation gelten die

folgenden Besonderheiten:

Die partizipative Entscheidungsfindung betrifft neben dem Arzt-Patient-Gespräch auch das

multidisziplinäre Behandlungsteam (medizinisches Personal, das an der Behandlung beteiligt

ist).

Die Behandler des Rehabilitationsteams sollen neben dem Arzt und dem Patienten

auch in die Entscheidungen bezüglich der Behandlung mit einbezogen werden, da

sie Wissen und Informationen bereitstellen können, welches die Entscheidungsqua-

lität erhöht.

Der Arzt steuert dabei den Prozess des Informationsaustausches und der Entschei-

dungsfindung sowohl in den Gesprächen mit den Patienten als auch im Behand-

lungs-/Rehabilitationsteam.

Die partizipative Führung ermöglicht die Partizipation der Behandler im Team.

Behandlungsentscheidungen, welche in Abstimmung mit dem Patienten (externe Pa-

tientenorientierung) und dem Behandlungsteam (interne Patientenorientierung) ge-

troffen werden, werden von allen stärker akzeptiert und konsequenter umgesetzt.

Es wird davon ausgegangen, dass eine Rehabilitationsbehandlung nach den Grundsätzen

der partizipativen Entscheidungsfindung über die stärkere Partizipation der Patien-

ten/Rehabilitanden und Mitarbeiter zu einer höheren Akzeptanz der Behandlung, besseren

Behandlungsergebnissen und mehr Zufriedenheit bei den Rehabilitanden und den Mitarbei-

tern im Behandlungsteam führt.

24

Die Hauptfragestellung zielt auf die externe Patientenorientierung und lautet:

(1) Erhöht das Training zur partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen

Rehabilitation die Partizipation der Rehabilitanden in den persönlichen Gesprächen

mit den Behandlern (externe Partizipation)?

Die zweite zentrale Fragestellung bezieht sich auf die interne Patientenorientierung

und lautet:

(2) Erhöht das Training zur partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen

Rehabilitation die Partizipation der Mitarbeiter bei Entscheidungen im Reha-Team

(interne Partizipation)?

Daneben werden die folgenden Fragestellungen untersucht:

(3) Gibt es einen Zusammenhang zwischen der internen und externen Partizipation?

(4) Verbessert sich durch eine stärkere externe und/oder interne Partizipation die

Mitarbeiterzufriedenheit?

(5) Werden durch die stärkere Partizipation der Patienten die Behandlungsakzeptanz

und die Zufriedenheit der Patienten verbessert?

(6) Können durch die interne, externe Partizipation und die Zufriedenheit mit der

Entscheidung, die Compliance, die Behandlungsakzeptanz sowie die Patientenzu-

friedenheit vorhergesagt werden?

Zur Einführung der partizipativen Entscheidungsfindung in die Rehabilitationsbehandlung

und eine entsprechende Konzeption der Schulung bzw. Adaptation der bisherigen Schu-

lungsinhalte an die Erfordernisse der medizinischen Rehabilitation ist es zunächst erforder-

lich, die Präferenzen der Patienten, Ärzte und Bezugstherapeuten sowie die organisations-

bedingten Rahmenbedingungen der Einrichtungen zu erfassen.

Dabei werden in der Pilotstudie die folgenden Fragestellungen untersucht:

Welche Bedürfnisse/Präferenzen haben die Patienten im Hinblick auf Informationen

zur Behandlung und bezüglich der Partizipation bei der Entscheidungsfindung?

Welche Wünsche äußern die Ärzte und Bezugstherapeuten bezüglich der Partizipati-

ven Entscheidungsfindung?

Welche organisationsbedingten Faktoren sind für die Umsetzung der Partizipativen

Entscheidungsfindung in den Arzt/Bezugstherapeut-Patienten-Gesprächen und im

Behandlungsteam zu berücksichtigen?

25

4 Projektverlauf

Das Projekt gliedert sich in zwei Phasen (Pilot- und Hauptstudie).

I. Pilotstudie:

Fokusgruppen: August 2008

Expertenbefragung 1: November/Dezember 2008

Expertenbefragung 2: Januar/Februar 2009

II. Hauptstudie:

Patientenbefragung

t1: April bis September 2009

t2: Juni bis September 2010

t3: März bis August 2011

Mitarbeiterbefragung

t1: Mai bis September 2009

t2: Juli bis November 2010

26

Abb. 2 Der Ablauf des Projektes

Pilotstudie

Hauptstudie Parallelisierung der Kliniken nach Indikationsgebiet und Klinikgröße (Matched Groups)

Interventionsgruppe (6 Kliniken) (Warte)Kontrollgruppe (6 Kliniken)

Rehabilitanden

Führungskräfte & Mitarbeiter 

der Reha‐Teams

Rehabilitanden

Training der Multiplikatoren durch Projektteam

Training der Mitarbeiter durch die Multiplikatoren

Rehabilitanden Rehabilitanden

Führungskräfte & Mitarbeiter 

der Reha‐Teams

Führungskräfte & Mitarbeiter 

der Reha‐Teams

Rehabilitanden Rehabilitanden

Messzeit‐

punkte

t₁

t₂

t3

Führungskräfte & Mitarbeiter 

der Reha‐Teams

27

5 Pilotstudie

Zur Entwicklung des Trainingsprogramms wurde in einer Querschnittstudie mittels Fokus-

gruppen und Expertenbefragung (Kap. 5.1) die Wünsche und Bedürfnisse der Behandler und

Patienten erhoben und basierend auf den Ergebnissen ein Trainingsprogramm konzipiert

(Kap. 5.2).

5.1 Design und Forschungsmethodik der Pilotstudie

Die Pilotstudie gliederte sich dabei in eine Befragung der Patienten (Fokusgruppen: Kap.

5.1.1) und eine Expertenbefragung (zweistufige Befragung: Kap. 5.1.2) in der medizinischen

Rehabilitation.

5.1.1 Fokusgruppen

Für die Durchführung der Fokusgruppen wurde ein semistrukturierter Fragenkatalog erstellt

und eine Dauer von maximal zwei Stunden in den Kliniken festgelegt. Nach einer Warm-

up/Eröffnungsphase wurden die Rehabilitanden mittels einer Punktabfrage gebeten Stellung

dazu zu beziehen, wie Sie Ihre bisherigen Erfahrungen bezüglich der partizipativen Ent-

scheidungsfindung einschätzen, d.h. inwiefern sie von den Behandlern in Entscheidungen

einbezogen wurden (Skala 0=Arzt entscheidet alleine bis 10=Patient entscheidet alleine) und

welches Ausmaß an Beteiligung Sie sich wünschen würden.

Die Fragen bezogen sich insbesondere auf die folgenden Themenschwerpunkte: Informa-

tion, Kommunikation, Entscheidung, tragfähige Therapeuten-Patienten-Beziehung, andere

Berufsgruppen – Kommunikation/Information im Team und Konsequenzen von PEF.

Rekrutiert wurden die Patienten durch einen Ansprechpartner (Arzt/Psychologe) der jeweili-

gen Rehabilitationseinrichtung. Die Stichprobe sollte dabei möglichst repräsentativ für die

Belegung der Klinik sein. Desweiteren waren Patienten verschiedener Altersgruppen und

eine Gleichverteilung nach Geschlecht gewünscht. Die Teilnahme war für die Patienten frei-

willig.

Nach dem Transkribieren der Diskussionen in den Fokusgruppen, fand eine Inhaltsanalyse

nach Mayring (2010) statt. Hierzu wurde das Programm MAXQdA verwendet. Dabei wurde

eine induktive Kategorienbildung verwendet, d.h. es wurden anhand des Textmaterials Kate-

gorien gebildet, indem Textabschnitte inhaltlich zusammenfasst wurden und unwichtige

28

Textelemente solange gestrichen wurden bis Kategorien des gewünschten Abstraktionsni-

veaus erhält.

5.1.2 Experteninterviews

Für die Erfassung der Expertenmeinung wurde eine schriftliche zweistufige Expertenbefra-

gung konzipiert, welche in der ersten Befragungsrunde die Wichtigkeit (1=gar nicht wichtig

bis 6=sehr wichtig) und Kompetenzen (1=fällt mir sehr leicht bis 6=fällt mir sehr schwer) be-

züglich verschiedener Themenaspekte der Interaktionskompetenzen sowie der internen und

externen Partizipation in der Rehabilitationseinrichtung erfasste. In der zweiten Befragungs-

runde wurden dann basierend auf den Ergebnissen der ersten Befragung gezielter die wich-

tigsten Themenaspekte nochmals mit einer anderen Skalierung (1= wichtig bis 6= unver-

zichtbar) abgefragt. Zusätzlich wurde in der ersten Befragungsrunde mit sieben fünfstufigen

Items (1= trifft nie zu bis 5= trifft immer zu) das Führungsverhalten in Entscheidungssituatio-

nen im Team (gemäß der Klassifikation von Tannenbaum und Schmidt, 1958 zitiert nach

Wunderer, 2007) abgefragt und in der zweiten Befragungsrunde mit der identischen Skalie-

rung die Partizipationsstufen: keine Partizipation, Information, Konsultation, Mitwirkung und

Mitbestimmung (in Anlehnung an Antoni, 1990, Heller, 1998, Vroom & Jago, 1995). Pro und

contra der partizipativen Entscheidungsfindung in der Führungssituation (Mitarbeiter-Füh-

rungskraft-Interaktion) als auch Entscheidungssituationen in welchen die partizipative Ent-

scheidungsfindung im Team angewendet werden kann und in welchen nicht, wurde in der

zweiten Befragungsrunde in Form von Freitexten erfasst.

Die Experten (verschiedene Behandler in Führungsfunktionen) in den Rehabilitationskliniken

konnten die Fragebogen wahlweise via Internet oder in Papierform bearbeiten. Es handelte

sich dabei sowohl um offene als auch geschlossene bzw. Rating-Fragen. Die Auswertung

erfolgte deskriptiv-explorativ mittels quantitativer als auch Freitext-Analysen (qualitativ).

5.2 Ergebnisse der Pilotstudie

An der Pilotstudie beteiligten sich vier Kliniken unterschiedlicher Indikationsbereiche:

Klinik 1: Innere Medizin/Onkologie

Klinik 2: Orthopädie/Neurologie/Innere Medizin

Klinik 3: Orthopädie/Innere Medizin/Kardiologie/Angiologie und

Klinik 4: Psychiatrie/Psychosomatik/Sucht

29

In Kap. 5.2.1 werden die Ergebnisse der Fokusgruppen und in Kap. 5.2.2 die Ergebnisse der

Expertenbefragungen berichtet, welche in die Konzeption des Trainingsprogramms (Kap.

5.2.3) eingehen.

5.2.1 Präferenzen und Wünsche der Patienten

In vier Kliniken wurde je eine Fokusgruppe mit jeweils 6 -10 Patienten durchgeführt. Insge-

samt konnten 23 Frauen und 13 Männer für die Pilotstudie gewonnen werden (N = 36). Das

Durchschnittsalter lag bei 57 Jahren (Range: 19-84 Jahre). Die Berufsverteilung war hetero-

gen.

Der von den Patienten gewünschte Partizipationsgrad (M = 6.78, SD = 2.26) unterscheidet

sich signifikant (tabhängig = -4.37, df = 35; p ≤ .001) momentan erlebte (M = 4.84; SD = 3.25).

Differenz ist mit Md = 1.95 (SD = 2.71) und signifikant. Die Rehabilitanden wünschen sich

mehr Beteiligung als sie tatsächlich erhalten.

Die Einschätzungen der momentanen Partizipationsmöglichkeiten der Patienten streuen breit

und sind stark von der Rehabilitationseinrichtung als auch von Patientenmerkmalen abhän-

gig. Patienten in der psychosomatischen Einrichtung berichten gegenüber Patienten in so-

matischen Einrichtungen, stärker in Behandlungsentscheidungen einbezogen zu werden.

Der gewünschte Partizipationsgrad liegt durchschnittlich höher als der momentan erlebte.

Der Wunsch nach mehr Partizipation ist über alle Indikationsbereiche gleichmäßig verteilt,

wobei die meisten Patienten eine gleichberechtigte Rollenverteilung im Sinne des Modells

der Partizipativen Entscheidungsfindung wünschen.

Zu den zehn häufigsten Kategorien bezüglich der Bedürfnisse, Wünsche und Präferenzen

der Patienten gehören in absteigender Reihenfolge folgende Kategorien:

1. Zeit (n = 29)

2. Wertschätzung/Ernst genommen werden (n = 28)

3. Wunsch nach Partizipation (n = 21)

4. Auf speziellen medizinischen Fall eingehen (n = 20)

5. Vertrauen (n=20)

6. Fachwissen (n=20)

7. Erklärungen (n=19)

8. Als Individuum behandelt werden (n=19)

30

9. Kooperation mit Kollegen (n = 19)

10. Grenzen des eigenen Wissens eingestehen (n = 18)

Auf dem ersten Rangplatz findet sich der Wunsch nach mehr Zeit mit dem jeweiligen Be-

handler. Die Patienten beklagen einen Zeitmangel der Behandler, speziell der Ärzte.

Weiterhin äußern sie einen Mangel an Wertschätzung und darin vom Behandler ernst ge-

nommen zu werden. Patienten haben in den Fokusgruppen mehrfach berichtet, dass sie ein

Anliegen mehrmals vorbringen mussten, bis der jeweilige Behandler reagiert hat.

An dritter Stelle findet sich bereits die Kategorie Wunsch nach Partizipation. In allen vier

Fokusgruppen äußerten die Patienten einen Wunsch nach mehr Mitbestimmung bei Behand-

lungsentscheidungen. Eine ausführliche Informationsvermittlung wurde dabei als Grundlage

für Partizipative Entscheidungsfindung genannt.

Ein Eingehen auf den speziellen medizinischen Fall wurde an vierter Stelle genannt. Pa-

tienten äußern hierzu, dass die Behandler sich gar nicht ihren speziellen Fall ansehen, son-

dern „nach Schema F“ behandeln.

Vertrauen war ein häufig genannter Wunsch. Dies ist jedoch nicht im Sinne eines blinden

Vertrauens zu verstehen, sondern Patienten wünschen sich, dass der Behandler sich seine

Grenzen klar eingesteht und ggf. auf einen anderen Behandler weiter verweist. Der Wunsch

nach Vertrauen ist also keinesfalls mit einem paternalistischen Arztverständnis gleichzuset-

zen, sondern mit einer gegenseitigen Haltung des Respekts zwischen Behandler und Pa-

tient, die auch beinhaltet, dass der Behandler dem Patienten nichts verschweigt.

Eine weitere häufige Nennung war der Wunsch nach Fachwissen. Generell kann man sa-

gen, dass die meisten Patienten mit ihrer medizinisch-technischen Versorgung zufrieden

sind.

Patienten wünschten sich darüber hinaus Erklärungen, wobei betont wurde, dass sie diese

gern in einem persönlichen Gespräch mit ihrem Behandler erhalten würden und dass sie

speziell auf sie zugeschnitten sein müssten. Dabei sollten die Erklärungen verständlich sein,

dazu gehören auch allgemeinverständliche Formulierungen und Angaben von Risiken. Spe-

ziell bei den Angaben zu Risiken wurde angemerkt, dass Formulierungen ähnlich wie denen

in Beipackzetteln (z.B. Nebenwirkungen treten häufig, d.h. bei einem von 10 Behandelten

auf) hilfreich sein könnten. Eine undifferenzierte Wiedergabe, welche Risiken und Nebenwir-

kungen auftreten könnten, würde lediglich verunsichern und keinen Informationsgehalt bein-

halten. Die Angaben zum Wunsch nach schriftlichem Informationsmaterial waren uneinheit-

lich. Manche Patienten sprachen sich für schriftliches Informationsmaterial aus, da es eine

31

zusätzliche „Gedankenstütze“ nach einem Behandlungsgespräch darstellen kann. Die Ge-

samtheit der Patienten verwies aber darauf, dass schriftliches Informationsmaterial das per-

sönliche Gespräch nicht ersetzen kann und sollte.

Unter dem Punkt „als Individuum behandelt werden“ verstehen die Patienten, dass auch

ihr persönlicher Hintergrund berücksichtigt und thematisiert wird. Hierzu gehören Fragen zu

Familien, Beruf und Freizeitaktivitäten. Die nächsten beiden Punkte wurden z.T. schon an-

gesprochen.

Die Patienten wünschen sich eine bessere Kooperation der Fachkollegen, auch über die

Rehabilitationsklinik hinaus.

Damit verknüpft ist der Wunsch, dass vor allem Mediziner die Grenzen des eigenen Wis-

sens eingestehen und dann ggf. an einen Kollegen weiter verweisen.

Moderierende Faktoren beim Wunsch nach Partizipation und den Bedürfnissen und Präfe-

renzen der Patienten waren: Alter, Geschlecht, Indikation, Bildung und „Erfahrung im medi-

zinischen Setting“ (Krankheitsdauer). Jüngere Patienten waren fordernder in ihrem Wunsch

nach Partizipation. Auch sie sahen die Rolle des Behandlers kritischer als ältere Patienten.

Ältere Patienten äußerten häufiger, dass man sich auf die Behandler verlassen müsste, wo-

hingegen jüngere Patienten eher davon ausgingen, sich sehr wohl an ihrer Behandlung und

den entsprechenden Entscheidungen beteiligen zu müssen, auch um ein gewisses Gegen-

gewicht zu den (ökonomischen) Interessen des Behandler darstellen zu können.

In Bezug auf das Geschlecht fanden sich hinsichtlich des Wunsches nach Partizipation keine

Unterschiede. Sie unterschieden sich jedoch in der Wahl persönlicher Themen, die sie gern

mit ihrem Arzt besprochen hätten oder worauf sie gerne von diesem angesprochen werden

wollten. Bei Frauen war dies häufiger der familiäre Hintergrund, Männer thematisierten eher

Beruf und Freizeitaktivitäten, mit denen sie sich identifizierten.

Zwischen den somatischen Indikationen fand sich kein Unterschied bezüglich des Partizipa-

tionswunsches. Lediglich die psychosomatischen Patienten äußerten sich zufriedener über

ihre Partizipationsmöglichkeiten. Psychosomatische Patienten gaben häufiger an, in ihre Be-

handlungsentscheidungen mit einbezogen worden zu sein.

Der Faktor Bildung spielt ebenfalls eine Rolle. Wir konnten jedoch keinen Unterschied hin-

sichtlich des Partizipationsbedürfnisses, wohl aber bei den Möglichkeiten dazu finden. Pati-

enten mit einem höheren Bildungsabschluss gaben häufiger an, sich an Behandlungsent-

32

scheidungen beteiligen zu können und gaben außerdem weniger Beschwerden zum Thema

Wertschätzung/Ernst genommen werden an.

Mit fortschreitender Erfahrung im medizinischen Setting, welche mit einer längeren Krank-

heitsdauer verbunden ist, gaben Patienten einen zunehmenden Partizipationswunsch an. Oft

beschrieben Patienten, dass sie am Anfang nicht in der Lage waren, sich einzubringen, dass

es ihnen aber mit zunehmender Erfahrung ein Anliegen war, mehr Partizipation einzufordern.

Die Patienten wurden auch dazu befragt, wer im Falle eines Konflikts das Entscheidungsvor-

recht hat. Die Antworten gingen mehrheitlich in Richtung Patient, wobei dieser Punkt inner-

halb der Fokusgruppen durchaus kontrovers diskutiert wurde. Letztendlich bestanden auch

wenige Erfahrungen von Seiten der Patienten zu so einem Fall.

Die Patienten unterscheiden klar zwischen den einzelnen Berufsgruppen. Wobei die häu-

figsten negativen Äußerungen in Bezug auf Mediziner und deren Kommunikations- und In-

formationsverhalten fielen. Die Zufriedenheit mit anderen Berufsgruppen war durchweg hö-

her. Die multi- oder interdisziplinäre Zusammenarbeit wurde von den Patienten durchaus

wahrgenommen und positiv bewertet, wenn es um Behandlungsentscheidungen z.B. im

Sinne von Modifikationen des Behandlungsplans ging. Wie der Informationsaustausch inner-

halb des Teams im Rehabilitationsklinikalltag genau ablief, war für die meisten Patienten

jedoch intransparent.

Als eine positive Konsequenz von partizipativer Entscheidungsfindung gaben Patienten eine

höhere Behandlungsmotivation, mehr Eigenverantwortung und eine stärkere Bindung an die

Behandlung an.

5.2.2 Schulungsbedarf der Experten

An der Expertenbefragung beteiligten sich in der ersten Befragungsrunde 34 von 48 Be-

handler in Führungsfunktionen (Rücklauf: 71%). 31 Fragebogen konnten in die Auswertung

eingeschlossen werden (18 Frauen und 13 Männer). Drei Fragebogen mussten ausge-

schlossen werden, da sie die Stichprobenkriterien nicht erfüllten (d.h. nicht unmittelbar an

der Behandlung beteiligte Berufsgruppen, wie z.B. Sekretärinnen). Die Berufsgruppen ver-

teilten sich wie folgt: Zehn Ärzte, vier Psychologen/Psychotherapeuten, sechs Physiothera-

peuten/Sportlehrer/Masseure, sieben Pflegekräfte und vier weitere behandlungsrelevante

Berufsgruppen.

Für die zweite Befragungsrunde konnten noch drei der vier Kliniken gewonnen werden. Eine

Klinik aus dem somatischen Indikationsbereich beteiligte sich aus zeitlichen Gründen nicht

mehr. Die Anzahl der befragten Behandler in Führungspositionen belief sich auf 23, wovon

33

17 antworteten (neun Frauen und acht Männer). Dies entspricht einem Rücklauf von 74%.

Die Berufsgruppen waren wiederum wenn auch in einer geringeren Anzahl alle vertreten

(fünf Ärzte, vier Psychologen/Psychotherapeuten, vier Physiotherapeuten, eine Pflegekraft

und drei weitere behandlungsrelevante Berufsgruppen).

Erste Befragungsrunde

Der partizipative und autonome Führungsstil (M = 3.19 auf einer Skala von 1=trifft nie zu bis

5= trifft immer zu) zeigt sich nur manchmal in den Rehabilitationskliniken. Meistens zeigt sich

der patriarchalische (M = 3.96 auf einer Skala von 1-5), informierende (M = 4.15 auf einer

Skala von 1 - 5) oder konsultative (M = 3.92 auf einer Skala von 1 - 5) Führungsstil. Aufgrund

des überwiegend autoritären, patriarchalischen Führungsverhaltens ist von wenig Partizipa-

tion in Entscheidungssituationen im Behandlungsteam auszugehen.

Sämtliche Schulungsthemen wurden als wichtig bis sehr wichtig eingestuft (Range der Mit-

telwerte: 5 bis 5.74 auf einer Skala von 1 - 6). Als die wichtigsten Schulungsthemen zeigten

sich bei der ersten Expertenbefragung: Vertrauen in die Gesprächspartner aufbauen (M=

5.74) und Konfliktgespräche moderieren (M = 5.74) sowie Gespräche mit schwierigen Pa-

tienten führen (M = 5.61). Bei der Einschätzung der eigenen Kompetenzen stufen die Füh-

rungskräfte diese in allen Bereichen als mittelmäßig bis hoch ein. Im Vergleich zu anderen

Kompetenzen fällt den Führungskräften laut eigenen Angaben eher schwer (Mittelwerte der

Einschätzungen der eigenen Kompetenzen bewegen sich hier im mittleren Bereich auf einer

Skala von 1 - 6), Vertrauen in die Gesprächspartner aufbauen (M = 3.57), Führungsstile und

deren Wirkung kennen (M = 3.62) und mit schwierigen Teammitglieder zu kommunizieren (M

= 3.62). Die Bewertungen der Wichtigkeit und Kompetenzen sind in Tab. 2 für alle abgefrag-

ten Schulungsthemen dargestellt. Aufgrund der Deckeneffekte war es schwierig die Themen

zu priorisieren.

Für die Priorisierung der Schulungsthemen wurde die Einschätzung der Wichtigkeit mit der

Bewertung der Kompetenzen multipliziert. Hier ergab sich die folgende Rangfolge für die fünf

wichtigsten Schulungsthemen mit den geringsten Kompetenzen: 1. Kritikgespräche moderie-

ren, 2. Mit schwierigen Teammitgliedern kommunizieren, 3. Konfliktgespräche moderieren, 4.

Delegieren an Mitarbeiter und 5. Teamprozesse moderieren.

34

Tab. 2 Wichtigkeit und Selbsteinschätzung der Kompetenzen für die 30 abgefragten

potentiellen Schulungsthemen (Expertenbefragung; N = 31) (entnommen aus: Körner,

Ehrhardt, Steger, 2011)

Schulungsinhalte/-themen Wichtigkeit1) Selbst-

einschätzung

der Kompetenz2)

M (SD) M (SD)

Allgemeine Interaktionskompetenzen

Vertrauen zum Gesprächspartner aufbauen 5.74 (0.51) 1.87 (0.72)

Konflikte in der Entscheidungsfindung besprechen 5.53 (0.68) 2.50 (0.82)

Techniken der Gesprächsführung 5.43 (0.77) 2.63 (1.07)

Grundlagen der Kommunikation/ Kommunikationsmodelle 5.21 (0.77) 2.79 (0.98)

Techniken zur Entscheidungsfindung 5.00 (1.07) 3.17 (0.85)

Körpersprache und nonverbale Kommunikation 4.52 (1.09) 2.90 (1.01)

Externe Partizipation

Wahrnehmen des Patienten als Individuum 5.74 (0.51) 1.55 (0.62)

Gespräche mit schwierigen Patienten führen 5.61 (0.67) 2.77 (1.09)

Wahrnehmen der Erwartungen des Patienten an das Team 5.39 (0.62) 2.32 (0.65)

Fallstricke in der Behandler-Patient-Interaktion umgehen 5.36 (0.71) 2.92 (0.89)

Gemeinsam mit Patienten Ziele vereinbaren 5.35 (0.88) 2.19 (0.83)

PEF mit dem Patienten umsetzen 5.34 (0.67) 2.24 (0.87)

Gemeinsam mit Patienten Handlungspläne entwerfen 5.33 (0.66) 2.30 (0.75)

Folgevereinbarungen mit dem Patienten treffen 5.27 (0.83) 2.27 (0.83)

Herausfinden, ob und wie der Patient an der Entscheidung partizipieren möchte 5.20 (0.63) 2.60 (0.70)

35

Fortsetzung Tab. 2 Wichtigkeit und Selbsteinschätzung der Kompetenzen für die 30 abge-

fragten potentiellen Schulungsthemen (Expertenbefragung. N=31) (entnommen aus:

Körner et al., 2011)

Schulungsinhalte/-themen Wichtigkeit1) Selbst-

einschätzung

der Kompetenz2)

M (SD) M (SD)

Interne Partizipation

Kommunizieren und kooperieren im interdisziplinären Team 5.50 (0.63) 2.53 (0,97)

Mit schwierigen Teammitgliedern kommunizieren 5.48 (0.64) 3.38 (1,27)

Methoden zur Motivation von Mitarbeitern anwenden 5.48 (0.62) 2.87 (0.96)

Kritikgespräche führen 5.47 (0.73) 3.43 (1.18)

Delegieren an Mitarbeiter 5.47 (0.68) 3.00 (1.16)

Verantwortung als Führungskraft übernehmen 5.45 (0.72) 2.23 (1.06)

Partizipative Entscheidungsfindung im Team umsetzen 5.43 (0.63) 2.53 (1.08)

Konfliktgespräche moderieren 5.38 (0.90) 3.38 (1.18)

Ziele mit Mitarbeitern vereinbaren 5.30 (0.84) 2.87 (1.20)

Gemeinsam mit dem Team Handlungspläne entwerfen 5.28 (0.80) 2.62 (0.98)

Die Rolle als Führungskraft speziell bei Ent-scheidungsprozessen im Team ausüben 5.23 (0.96) 2.55 (1.12)

Führungsstile 5.17 (0.87) 2.90 (1.21)

Teamprozesse moderieren 5.14 (1.21) 3.14 (1.21)

Verschiedene Berufsgruppen bei Entscheidungen mit beteiligen 5.07 (1.11) 2.32 (0.72)

Legende: M = Mittelwert, SD = Standardabweichung; 1)Wichtigkeit (1 = gar nicht wichtig bis 6= sehr wichtig); 2)Selbsteinschätzung (1 = fällt mir sehr leicht bis 6 = fällt mir sehr schwer)

Zweite Befragungsrunde

In der zweiten Befragungsrunde wurden vertiefend die Partizipationsstufen (1 = keine Parti-

zipation, 2 = Information, 3 = Konsultation, 4 = Mitwirkung, 5 = Mitbestimmung) jeweils auf

einer Skala von 1 (trifft nie zu) bis 5 (trifft häufig zu) gemessen. Dabei zeigten sich insbeson-

dere die Konsultation (M = 4.25 auf einer Skala von 1 - 5) und Mitwirkung (M = 4 auf einer

Skala von 1-5) als die dominierenden Partizipationsstufen. Außerdem wird von den Befrag-

ten in den offenen Antwortfeldern die Kontextabhängigkeit betont, d.h. dass der Grad der

Partizipation maßgeblich vom Gegenstand der Entscheidung abhängt.

36

Bei der zweiten Befragungsrunde wurden die 14 wichtigsten Aspekte mit den geringsten

Kompetenzen nochmals mit einer Skala von 1 = wichtig bis 5 = unverzichtbar abgefragt. Die

Rangfolge der fünf wichtigsten Themen veränderte sich hierbei (s. Abb. 3).Die ersten drei

Inhalte verändern lediglich die Reihenfolge, an vierter und fünfter Stelle stehen Techniken

der Gesprächsführung und Entscheidungsfindung im Team. An sechster Stelle kommt dann

die Moderation von Teamprozessen (in der ersten Befragungsrunde an fünfter Stelle). Doch

auch hier bewegten sich alle abgefragten Schulungsinhalte in einem Bereich von 2.5 bis 3.4.

Abb. 3 Wichtigkeit der Schulungsinhalte (zweite Runde der Expertenbefragung)

Die Führungskräfte betonen, dass die Kontexte/Situationen bestimmen, ob eine partizipative

Entscheidungsfindung zum Einsatz kommen kann oder nicht. Eine Freitextanalyse ergab die

folgenden Entscheidungssituationen (absteigend sortiert nach der Häufigkeit der Nennungen

(n = 14 bis n = 4)), in denen die befragten Experten partizipative Entscheidungsfindung für

die Führungskraft-Mitarbeiter-Interaktion bzw. Team-Interaktion für geeignet halten:

Personalplanung (Dienstplan, Urlaub…) (n = 14)

Therapiegestaltung (z.B. Therapiefähigkeit, -methoden, Behandlungskonzept,

Therapiedichte, Therapieziele, Therapieverlauf) (n = 12)

Aufgabenverteilung (n = 5)

Interdisziplinäre Zusammenarbeit/Teamarbeit (n = 5)

Arbeitsabläufe (n = 4)

Wichtigkeit der Schulungsinhalte (Mittelwert)

1 2 3 4 5 6

Delegieren an Mitarbeiter

Grundlagen der Kommunikation / Kommunikationsmodelle anwenden

Führungsstile und deren Wirkung kennen

Beteiligung von itarbeitern an Entscheidungen

Methoden zur Motivation von Mitarbeitern anwenden

Ziele mit Mitarbeitern vereinbaren

Besonderheiten der interdisziplinären Zusammenarbeit

Moderieren von Team-/Gruppenprozessen

Techniken zur Entscheidungsfindung im Team anwenden

Techniken der Gesprächsführung (z.B. aktives Zuhören, konstruktivesFeedback, Fragetechniken)

Konfliktegespräche im Team moderieren

Kritikgespräche mit Mitarbeitern / Team führen

Mit schwierigen Teammitgliedern kommunizieren

1=wichtig bis 6=unverzichtbar

37

Organisatorische Änderungen (n = 4)

Persönliche Betroffenheit des Mitarbeiters (n = 4)

Die Führungskräfte betrachten die partizipative Entscheidungsfindung als Interaktionsmodell

in der Führungskraft-Mitarbeiter-Interaktion bei den nachfolgenden Aufgaben und Kontext-

bedingungen als nicht geeignet:

bei fehlenden Handlungsalternativen (n = 7)

Konsens nicht erreichbar (n = 7)

finanzielle Entscheidungen / Investitionen (n = 4)

fehlender Weitblick/Kompetenz der MA (n = 3)

Patientenversorgung erfordert rasche Entscheidungen o. Patientenwohl leidet (n= 3)

Delegation und Aufgabenverteilung (n = 3)

disziplinarische Maßnahmen (n = 2)

wenn Vereinbarungen nicht eingehalten wurden (n = 2)

bei zu wenig Zeit (n = 2)

zum Teil bei organisatorischen Entscheidungen (n = 2)

Als Argumente für die partizipative Entscheidungsfindung im Team wurden von dem Exper-

ten genannt:

Besseres Commitment der Mitarbeiter

Akzeptanz und Wertschätzung der Entscheidungen und Ziele

Höhere Motivation, mehr Engagement, mehr Leistung

Höhere Identifikation mit Team und Betrieb

Stärkung der gemeinsamen und Eigenverantwortung

Mehr Transparenz und Verständnis

Besserer (interdisziplinärer) Erfahrungs- und Informationsaustausch

Weniger Konflikte, besseres Teamklima

Höhere Arbeitszufriedenheit

Lerneffekte für Team / Weiterentwicklung der Mitarbeiter

38

Gegen die partizipative Entscheidungsfindung im Team wurden die folgenden Argumente

aufgezählt:

Zeitmangel, Zeitdruck,

Konsens nicht erreichbar,

Informations-, Wissenstand des Teams nicht ausreichend,

Vorgaben der Geschäftsführung,

Parteienbildung

Insbesondere der Zeitmangel, der eher patriarchalische/autoritäre Führungsstil aufgrund von

häufig vorkommenden starker Hierarchie der Einrichtung, sowie mangelnde Information und

Kompetenzen im Team werden für eine partizipative Klinikkultur als erschwerende organisa-

tionsbedingte Rahmenbedingungen genannt (Fragestellung 3 der Pilotstudie). Der Zeitman-

gel wird auch von Seiten der Patienten beklagt (s. Kap. 5.2.1)

Insgesamt halten knapp 80% der Führungskräfte eine Teilnahme an einer Schulung zur par-

tizipativen Kommunikation und Entscheidungsfindung für wichtig bis sehr wichtig. Dabei

sollte berücksichtigt werden, dass die Schulung organisationsbedingt nicht ganztägig son-

dern eher an zwei Halbtagen erfolgen sollte. Insgesamt ca. 77% der befragten Führungs-

kräfte sprechen sich für eine Schulung an zwei Halbtagen aus.

5.2.3 Konzeption des Trainings „Fit für PEF“

Die dargestellten Ergebnisse der Pilotstudie flossen in die Konzeption des Trainingspro-

gramms und die Planung der Implementierung der Schulung (Multiplikatorenansatz) ein.

Modul 1 konzentriert sich auf die Partizipative Entscheidungsfindung in der Behandler-Pati-

ent-Interaktion der medizinischen Rehabilitation. Dieses Modul wurde basierend auf dem

bereits bestehenden Trainingsprogramm von Bieber et al. (2007) konzipiert. Es erfolgte eine

stärkere Fokussierung auf Wertschätzung und Empathie. Verschiedene Handlungsschritte

der partizipativen Entscheidungsfindung wie z.B. das Erfragen von Verständnis, Gedanken

und Erwartungen werden hierbei als das geeignete Mittel angesehen, um eine stärkere per-

sönliche Ansprache des Patienten zu ermöglichen. Aus diesem Grund wird in dem Trai-

ningsmodul verstärkt auf die Handlungsschritte 5 und 6 eingegangen (s. Abb. 3).

39

PEF – Schritt für Schritt

1 • Mitteilen, dass eine Entscheidung ansteht

2 • Gleichberechtigung der Partner formulieren

3 • Über Wahlmöglichkeiten informieren

4 • Information über Vor- und Nachteile der Optionen geben

5 • Verständnis, Gedanken und Erwartungen erfragen

6 • Partizipationspräferenzen ermitteln

7 • Aushandeln

8 • Gemeinsame Entscheidung herbeiführen

9 • Vereinbarung zur Umsetzung der Entscheidung treffen

Abb. 3 Partizipative Entscheidungsfindung Schritt für Schritt

Im Modul 2 wurde die partizipative Kommunikation und Entscheidungsfindung auf die Füh-

rungskraft-Mitarbeiter-Interaktion bzw. das interprofessionelle Team transferiert. Dabei ste-

hen insbesondere Gesprächs- und Entscheidungstechniken zur Umsetzung der partizipati-

ven Kommunikation und Entscheidungsfindung im Klinikalltag im Vordergrund. Dieses Modul

wurde neu zu konzipieren. Der Schwerpunkt dieses Moduls ist die Ausbildung der Führungs-

kräfte als Multiplikatoren.

Abb. 4 fasst die Ergebnisse der Pilotstudie sowie die daraus resultierenden Inhalte des Trai-

nings zusammen.

40

Fokusgruppen

(N=4 Kliniken, 36 Patienten)

Expertenbefragung

(N=4 Kliniken, 34 Führungskräfte)

Modul 1: Externe PartizipationPartizipative Entscheidungsfindung in der Behandler-Patient-Interaktion.

PEF Modell mit verstärkter Fokussierung auf die Individualität des Patienten durch das Abfragen der Präferenzen und der Erwartungen der Patienten an die Behandlung, Respekt, Empathie, Wertschätzung als wichtige Grundlage des Interaktionsverhaltens und um Vertrauen aufzubauen

Fragestellung 1:

Bedürfnisse und Präferenzen der Patienten

Fragestellung 2 und 3:

Präferenzen der Führungskräfte und Situationen für Partizipation

Modul 2: Interne PartizipationPartizipation und Entscheidungsfindung im Team

Vor dem Hintergrund der Multiplikatoren-funktion liegt der Schwerpunkt auf der partizipativen Führung. Dabei werden Instrumente und Methoden behandelt, die für den Umgang mit schwierigen Situationenund Konflikten im interdisziplinären Team hilfreich sind.

Entwicklung des Trainings

METHODEN

ERGEBNISSE

INHALTE DES TRAININGS

Die 10 wichtigsten Bedürfnisse derPatienten:

Zeit, Wertschätzung, Partizipation,Vertrauen, Individualität, Fachwissen,Erklärungen, Kooperation, Eingehen aufspeziellen medizinischen Fall,Eingestehen von Grenzen

Präferenzen der Experten (die 10 wichtigsten Schulungsthemen):

Vertrauen aufbauen, Wahrnehmen des Patienten als Individuum, Gespräche mit schwierigen Patienten und Mitarbeiter, interdisziplinäre Teamarbeit, Motivation von Mitarbeitern, Kritikgespräche, Delegation, Verantwortung als Führungskraft, Partizipative Entscheidungsfindung im Team umsetzen

Abb. 4 Entwicklung des Trainingsprogramms (entnommen aus: Körner, Steger, Erhardt,

2011)

Zur Implementierung des Trainings wurde ein Multiplikatorenkonzept (s. Abb. 5) gewählt, d.h.

die Führungskräfte wurden von den Projektmitarbeitern in den beiden Modulen geschult und

41

schulten danach ihre Mitarbeiter in der Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung

(einmalig eine ca. zwei-stündige Schulung). Die dafür benötigten Schulungsunterlagen wur-

den den Multiplikatoren zur Verfügung gestellt.

Schulung des Teams

Multiplikatoren-schulung

PEFiT Team

Führungs-kraft

Team-mitglied

Team-mitglied

Führungs-kraft

Team-mitglied

Team-mitglied

Multiplikatoren-Konzept

4

Wochen

Schulung des gesamten behandlungsrelevanten Personals

Umsetzung von PEF in der ganzen Klinik

Abb. 5 Multiplikatorenkonzept (entnommen aus dem Trainingsprogramm „Fit für PEF“, Modul

2, Ehrhardt, Steger & Körner, 2010)

In der Schulung wurden neben den Vorträgen verschiedene didaktische Methoden (Grup-

pendiskussion, Kleingruppendiskussion, Rollenspiele, etc.) eingesetzt.

42

43

6 Hauptstudie

Ziel der Hauptstudie war die Evaluation des in der Pilotstudie entwickelten Train-the-Trainer-

Programms. Hierzu wurden Patienten- und Mitarbeiterbefragungen eingesetzt (s. Kap. 6.1),

welche sowohl deskriptiv explorativ als auch konfirmatorisch ausgewertet wurden (s. Kap.

6.2). Befragt wurden die Behandler des Rehabilitationsteams sowie die Patienten in mehre-

ren Kliniken unterschiedlicher Indikationsbereiche (s. Kap. 6.3). Die Ergebnisse werden in

Kapitel 6.4 beschrieben und ihre wissenschaftlichen Nutzungs- und Verwertungsmöglichkei-

ten werden in Kapitel 6.5 dargelegt.

6.1 Design und Instrumente

Die Effekte des Trainingsprogramms werden in einer multizentrischen cluster-randomisierten

Interventionsstudie überprüft. Hierzu werden Behandler der Reha-Teams vor und nach der

Intervention mit Hilfe eines Mitarbeiterfragebogens untersucht sowie drei Patientenkohorten

mittels Fragebogen am Ende Ihrer Rehabilitationsbehandlung befragt. Eine Kohorte vor der

Intervention (t1), eine Kohorte nach der Intervention (t2) und eine weitere sechs Monate

nach der Intervention (t3).

Die von den Projektmitarbeiterinnen geleitete Intervention für die Ausbildung der Multiplikato-

ren (s. Train-the-TrainerKonzept, Kap.5.2.3) wird zusätzlich direkt im Anschluss an die bei-

den Module mit Hilfe eines Evaluationsbogens für die Trainingsteilnehmer, der in Anleh-

nung an den Fragebogen der Arbeitsgruppe Loh, Bieber, Härter und Eich (2003) entwickelt

wurde. Der Fragebogen umfasst soziodemographische Informationen (Alter, Geschlecht und

Berufsgruppe), sechs Items zur Bewertung des Inhalts (z.B. Erkenntnis- und Wissensgewinn,

Neuigkeitswert, praktische-klinische Relevanz), sechs Items zur Zufriedenheit mit dem Trai-

ning(z.B. klare Gliederung, Verständlichkeit, Organisation), fünf Items zur Zufriedenheit mit

der Kursleitung (z.B. Vorbereitung, Engagement, Freundlichkeit, Interesse am Lernerfolg),

neun Items zur Selbsteinschätzung der PEF-Kompetenzen in Modul 1 (z.B. Vertrautheit mit

dem Konzept, Schritte des PEF-Modells kennen, Sinnhaftigkeit von PEF, Praktikabilität,

Wichtigkeit). und sieben Items zur Selbstbewertung der PEF-Kompetenzen (bezogen auf die

interne Partizipation) in Modul 2 (z.B. Wichtigkeit, Wissen über interne Partizipation, partizi-

pative Führung, Wirkung der partizipativen Führung). Zudem werden im Evaluationsbogen

von Modul 2 das Multiplikatorenkonzept mit vier Items bewertet (z.B. Sinn, Praktikabilität,

Vertrautheit, Vorbereitung). Der Fragebogen zur Evaluation von Modul 1 umfasst zudem

12Multiple-Choice Fragen zur inhaltlichen Reflexion. Alle Fragen werden auf einer Skala von

44

1 (trifft voll zu) bis 6 (trifft überhaupt nicht zu) bewertet und danach umkodiert, d.h.1 - 3 ent-

spricht dann den negativen Bewertungen (1 = trifft überhaupt nicht zu, 2 = trifft nicht zu, 3 =

trifft weniger zu) und 4-6 den positiven Bewertungen (4 = trifft eher zu, 5 = trifft zu, 6 = trifft

voll zu).

Im Patientenfragebogen zur Erfassung der Hauptzielgröße „Partizipation der Patienten“

werden der PEF-FB-9 und die Man-Son-Hing-Skala eingesetzt. Beide Instrumente sind

krankheitsübergreifend einsetzbar. Für die Erhebung auf Behandlerseite wird der PEF-FB-9

adaptiert (MU-PEF). Die interne Partizipation wird als Kommunikation, Koordination und Ko-

operation im Team definiert und über eine selbsterstellte Teamskala erfasst. Als sekundäre

Zielgrößen werden bei den Patienten erhoben: Gesundheitszustand (IRES), Behandlungs-

akzeptanz (vier selbstkonzipierte Items) und Zufriedenheit (ZUF-8).

Ergänzend werden bei den Patienten Kovariaten erhoben. In Anlehnung an die Empfehlun-

gen von Deck und Röcklein (1999) werden ein soziodemographischer Kerndatensatz so-

wie sozioökonomische Parameter erfasst.

Der Mitarbeiterfragebogen misst mit Hilfe eines an den PEF-FB-9 selbst erstellten Fragebo-

gens (MU-PEF) die Umsetzung der Partizipation aus Sicht der Mitarbeiter. Er enthält die

gleichen Items wie der Patientenfragebogen zur Erfassung der internen Partizipation (Team-

Skala). Die Zufriedenheit wird mit dem MiZu-Reha erhoben.

Tab. 4 gibt eine Übersicht über die Konstrukte, die verwendeten Messinstrumente in der Pa-

tienten- und Mitarbeiterbefragung sowie die Erhebungszeitpunkte.

Tab. 3 Operationalisierung der Konstrukte

Konstrukte Erhebungs-instrument Patient

Erhebungs-instrument Mitarbeiter

Erhebungs-zeitpunkt

Primäre Zielgrößen

Externe Partizipation

(Partizipation im medizinischen Entscheidungsfindungsprozess)

PEF-FB-9 MU-PEF t1, t2,(t3)

Interne Partizipation

(Partizipation der Behandler im Behandlungsteam)

Teamskala Teamskala t1, t2, (t3)

45

Fortsetzung Tab.3 Operationalisierung der Konstrukte

Konstrukte Erhebungs-instrument Patient

Erhebungs-instrument Mitarbeiter

Erhebungs-zeitpunkt

Sekundäre Zielgrößen

Behandlungsakzeptanz Selbstkonzipierte Items

t1, t2,t3

Patientenzufriedenheit ZUF-8

t1, t2, t3

Mitarbeiterzufriedenheit MiZu-Reha t1, t2

Weitere Zielgrößen

Gesundheitszustand IRES-24 - t1, t2,t3

Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung

Man-Son-Hing - t1, t2,t3

Compliance Selbstkonzipierte Items

- t1, t2,t3

6.1.1 Erfassung der externen Partizipation

Die externe Partizipation wurde auf Seiten der Patienten mittels des PEF-FB-9 (Kap. 6.1.1.1)

und auf Seiten der Behandler mit Hilfe des MU-PEF (6.1.1.2) gemessen.

6.1.1.1 Fragebogen zur Partizipativen Entscheidungsfindung(PEF-FB-9)

Mit dem PEF-FB-9 erhebt mit neun Items das Ausmaß, in dem Patienten am Entschei-

dungsfindungsprozess beteiligt werden (Simon et al., 2006; Kriston, Scholl, Hölzel, Simon,

Loh & Härter, 2010). Die neun Items orientieren sich an dem Prozess der partizipativen Ent-

scheidungsfindung (s. Kap. 4, Abb.2). Die Items werden von den Patienten auf einer

sechstufigen Likert-Skala von 0 (trifft überhaupt nicht zu) bis 5 (trifft völlig zu) bewertet. Der

standardisierte Gesamtwert für den Fragebogen wird durch Addition aller neun Werte be-

rechnet; dieser Wert wird mit 20/9 multipliziert, so dass ein Summenwert zwischen 0 (mini-

male Partizipation) und 100 (maximale Partizipation) resultiert.

Die Objektivität des Verfahrens ist durch die Standardisierung des Fragebogens als auch der

Auswertung gewährleistet. Die Reliabilität (interne Konsistenz: Cronbach´s α=.938) ist sehr

gut. Alle Items laden auf einen Faktor (Konstruktvalidität: 62.4% Varianzaufklärung). Die In-

haltsvalidität ist durch die konsensbasierte Definition des Konstrukts als auch durch die theo-

riegeleitete Entwicklung des Verfahrens ebenso erfüllt (Kriston et al., 2010). In der vorliegen-

46

den Studie (Patientendaten zu t1, n = 580) konnte die sehr gute Reliabilität (Cronbach´s α =

.921) und die Konstruktvalidität bestätigt werden (eine Varianzaufklärung des Gesamtfaktors

durch die neun Items von 62%). Die mittlere Korrelation mit der Man-Son-Hing-Skala (Pear-

son´s Korrelationskoeffizient r = .47) belegt die Konvergenzvalidität, während die Korrelation

mit konstruktfernen Skalen (z.B. der IRES-Skalen) sehr gering ausfällt (r = .062-.099).

Da das Ausmaß der Entscheidungsbeteiligung in der Behandlung in der Rehabilitation für die

verschiedenen Berufsgruppen erhoben werden sollte, wurde der Fragebogen für den Einsatz

in der Studie leicht modifiziert. Es wurde anstelle von „meinem Arzt“ von „meinen Behand-

lern“ gesprochen (modifizierte Form des Fragebogens: s. Anhang: Fragebogen A).

6.1.1.2 Mitarbeiterfragebogen zur Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfin-

dung (MU-PEF)

Der Mitarbeiterfragebogen zur Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung (s. An-

hang: Fragebogen B). wurde in Anlehnung des PEF-FB-9 entwickelt. Die Items des Frage-

bogens wurden umformuliert, um die Sichtweise der Behandler bezüglich der Beteiligung der

Patienten an Entscheidungen zu bestimmen. Der Fragebogen wurde mit den Mitarbeiterda-

ten von t1 (n = 272) hinsichtlich seiner Reliabilität überprüft (α = .921). Die

Itemschwierigkeiten bewegten sich zwischen 2.85 und 4.12 auf einer Skala von 0 bis 5. Die

Trennschärfen aller Items sind über .56.

6.1.2 Erfassung der internen Partizipation (Team Skala)

Die Teamskala wurde neu entwickelt um die interne Partizipation sowohl aus Sicht der Pati-

enten (s. Anhang: Fragebogen C) als auch aus Sicht der Mitarbeiter (s. Anhang Fragebogen

D) zu determinieren. Hierzu wurden Items verwendet, welche die interne Kommunikation,

Koordination, Kooperation und Kultur abbilden. Die sechs Items (s. Tab. 6) wurden sowohl

von den Patienten als auch von den Mitarbeitern auf einer vierstufigen Likertskala (von

1=trifft überhaupt nicht zu, 2 = trifft eher nicht zu, 3 = trifft eher zu, 4 = trifft völlig zu) beant-

wortet.

47

Tab. 4 Teamskala zur Messung der internen Partizipation

1. In der Klinik herrscht insgesamt ein freundliches Klima.

2. Die Behandler arbeiten Hand in Hand.

3. Die Absprachen zwischen den Behandlern untereinander haben gut funktioniert.

4. Die einzelnen Behandlungen waren gut aufeinander abgestimmt.

5. Die Kommunikation im Team funktioniert gut.

6. Die einzelnen Teammitglieder gehen respektvoll miteinander um.

Die Überprüfung der Reliabilität für die sechs Items ergab für die Mitarbeiter (t1, n = 272) ein

Cronbach´s α von .871 und für die Patientenbefragung (t1, n = 580) ein Cronbach´s α von

.879. Die Korrelationen mit inhaltsähnlichen Skalen z.B. Einbindung in Prozesse (Nübling,

Stößel, Hasselhorn, Michaelis & Hofmann, 2005) und Organisation und Kommunikation des

MiZu-Reha (Farin, Meixner & Jäckel, 2000; Farin, Meixner, Follert, Jäckel & Jacob, 2002)

waren alle mittel bis hoch (.4 - .6).

6.1.3 Fragebogen zur Erfassung der sekundären Zielgrößen

Mittels ZUF-8 wurde die Patientenzufriedenheit (6.1.3.1) erfasst. Für die Festlegung der Be-

handlungsakzeptanz wurden eigene Items konzipiert (6.1.3.2). Bei den Mitarbeitern wurde

zur Messung der Zufriedenheit der MiZu-Reha (6.1.3.3) verwendet.

6.1.3.1 ZUF-8

Der Fragebogen zur Patientenzufriedenheit ZUF-8 (Schmidt, Lamprecht & Wittmann 1989;

Schmidt & Wittmann, 2002) ist ein ökonomisches Verfahren. Er ist eindimensional (Varianz-

aufklärung des Faktors: 53%, Jacob, 2002) und erfasst mit acht vierstufigen (unterschiedlich

skalierten) Items die globale Zufriedenheit mit den klinischen Aspekten der Versorgung (s.

Anhang Fragebogen E). Die Berechnung des Gesamtwertes erfolgt nach Umpolung von Item

1,3,6 und 7 durch die Addition der Itemrohwerte, damit ergibt sich ein Range für den Ge-

samtwert von 8-32. Ein höherer Gesamtwert bedeutet eine höhere Zufriedenheit. Für die

ZUF-8-Skala wurde in allen Studien gute Reliabilitätskennwerte ermittelt (interne Konsisten-

zen: Cronbach´s α = .87-.93). Allerdings sind Deckeneffekte zu verzeichnen, welche bei der

Interpretation der Daten zu berücksichtigen sind. In der vorliegenden Studie (Patientendaten

zu t1, n = 580) wurde eine interne Konsistenz von Cronbach´s α =.91 ermittelt. Die Korrela-

tionen mit inhaltsverwandten Skalen (z.B. Health Alliance Questionnaire) ist hoch und die

48

Korrelation mit divergenten Skalen (z.B. IRES-Skalen) ist gering, was die Konstruktvalidität

des ZUF-8 bestätigt.

6.1.3.2 Behandlungsakzeptanz

Die Behandlungsakzeptanz wird mit Hilfe der in Tab.5 aufgeführten selbstkonstruierten Items

auf einer jeweils vierstufigen Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 4 = trifft völlig zu er-

fasst und nach Umpolung von Item 2 zu einem Gesamtwert aggregiert. Die Varianzaufklä-

rung des Gesamtwertes durch die Items beträgt 57,7% und die Reliabilität (Cronbach´s α)

liegt bei .746 (Patientendaten zu t1, n = 580).

Tab. 5 Items zur Erfassung der Behandlungsakzeptanz

1. Die Behandler haben die für mich richtigen Behandlungen und Therapien veranlasst.

2. Ich glaube, ein anderes Vorgehen bei der Behandlung wäre für mich besser geeignet.

3. Ich glaube, dass mir die Behandlung geholfen hat.

4. Einer Freundin/einem Freund mit ähnlichen Gesundheitsproblemen würde ich diese Klinik empfehlen.

6.1.3.3 MiZu-Reha

Der Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit (MiZu-Reha) misst die Zufriedenheit der

Mitarbeiter bezogen auf spezifische Facetten der Arbeit in einer Rehabilitationsklinik. Die

Skalen bilden die interne Organisation und Kommunikation (10 Items), das Betriebsklima (7

Items) und den Führungsstil des unmittelbar Vorgesetzten (14 Items) ab (Farin et al., 2000,

2002).

Zur Berechnung der Skalenwerte des MiZu-Reha werden die Werte der Ratingskala (1 bis 6)

zunächst auf Werte zwischen 0 bis 5 transformiert, die Skalenmittelwerte, dann mit dem

Faktor zwei multipliziert. Die resultierenden Mittelwerte bewegen sich dann zwischen 0 (ge-

ringe Zufriedenheit) bis 10 (hohe Zufriedenheit).

Die Einzelitems beziehen sich auf die verschiedenen Bereiche der Arbeitszufriedenheit (12

fünfstufige Items) sowie die persönliche Wichtigkeit dieser Bereiche (elf fünfstufige Items).

Anhand der Einzelfragen können Schwachstellen (sieben vierstufige Items) identifiziert wer-

den. Diese Items können deskriptiv ausgewertet werden, sie bilden keine Skalen. Die Items

zur wahrgenommenen Patientenzufriedenheit wurden in der vorliegenden Befragung ausge-

schlossen (s. Anhang: Fragebogen G).

49

Der MiZu-Reha ist psychometrisch überprüft. Die Skalen des MiZu-Reha wurden faktoren-

analytisch bestätigt und weisen gute bis sehr gute Kennwerte für die Reliabilität auf

(Cronbach´s α =.86-.95). Die mittleren Trennschärfen der Items sind zufriedenstellend (Werte

zwischen .61 bis .73). Es liegen Hinweise auf konkurrente bzw. diskriminante Validität vor,

da die Skalen hoch mit den inhaltsverwandten, aber von den Skalen unabhängigen Indikato-

ren der Arbeitszufriedenheit (Einzelitems zur Allgemeinen Arbeitszufriedenheit; r = .61 -.81)

korrelieren. Mit den nicht inhaltsverwandten Einzelitems korrelieren sie hingegen gering (r =

.11-.54) (Farin et al., 2002).

6.1.4 Sonstige Zielkriterien

Als weitere relevante Zielkriterien wurde der Reha-Status (IRES-24), die Zufriedenheit mit

der Entscheidungsfindung (Man-Son-Hing-Skala) sowie die Compliance (selbstentwickelte

Skala) erfasst (s. Kap. 6.1.4.1 – 6.1.4.3).

6.1.4.1 Indikatoren des Reha-Status – Kurzversion IRES-24

Der Gesundheitszustand wird mit der Kurzversion des Fragebogens Indikatoren des Reha-

Status (IRES-24, Frey, Bührlen, Gerdes & Jäckel, 2007; Wirtz, Farin, Bengel, Jäckel, Häm-

merer & Gerdes, 2005) erhoben (s. Anhang: Fragebogen H). Der Fragebogen ist speziell für

die Rehabilitation entwickelt (Grundlage: Theoriemodell der Rehabilitation), welches auf der

Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit beruht

(ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2006) basiert. Der IRES-24 ermöglicht mit ins-

gesamt 42 Items ein ökonomisches und zuverlässiges Screening der Dimensionen Psychi-

sches Befinden (19 Items), Funktionsfähigkeit im Alltag (12 Items), Somatische Gesundheit

(8 Items) und Schmerzen (3 Items). Zusammengefasst zum Summenscore kann der Reha-

Status abgebildet werden (Frey et al., 2007). Zur Interpretation der Messwerte können

Normwerttabellen (T-Werte und Prozentränge) herangezogen werden. Bei Prozenträngen

von zehn oder kleiner ist von einer gravierenden Belastung auszugehen, bei Prozenträngen

im Bereich größer zehn und kleiner/gleich 25 von einer auffälligen Belastung. Die Güte des

Fragebogens gilt als belegt (Frey et al., 2007; Wirtz et al., 2005).

6.1.4.2 Man-Son-Hing-Skala

Die Man-Son-Hing-Skala (Man-Son-Hing, Laupacis, O´Connor, Biggs, Drake, Yetisir & Hart,

1999) misst mit einem Item, wer im Rahmen der Behandlung die Entscheidung getroffen hat

(s. Anhang: Fragebogen I). Daneben werden mit einer Skala (sechs Items) die wahrgenom-

mene Beteiligung, die Information, die der Arzt (im Fall der vorliegenden Studie modifiziert

50

zu: die Behandler) den Patienten gegeben hat, erhoben. Der Skalenwert gibt Auskunft über

die Zufriedenheit mit der Entscheidungsbeteiligung. Sie besteht aus sechs fünfstufigen Items

(1 = stimme stark zu bis 5 = lehne stark ab). Die interne Reliabilität ist mit einem Cronbach’s

α von .9 hoch und die Faktorenanalyse zeigt, dass mit den sechs Items 67% des Faktors

(der Skala) aufgeklärt werden können (überprüft mit den Patientendaten zu t1, n = 580).

6.1.4.3 Compliance

Zur Erfassung des kooperativen Verhaltens der Patienten bzw. seiner Mitwirkung, Beteili-

gung an der Behandlung (Compliance) wurden fünf vierstufige Items (trifft überhaupt nicht zu

bis trifft völlig zu) erstellt (s. Tab. 6 und Anhang: Fragebogen J).

Eine Faktorenanalyse zeigt, dass sich die fünf Items auf zwei Faktoren aufteilen (Item 1-3

Faktor 1 und Item 4 - 5 Faktor 2). Diese beiden Faktoren haben eine Varianzaufklärung von

63% (Patientendaten zu t1, n = 580). Die Reliabilität (Interne Konsistenz,Cronbach´s α) ist

gering ausgeprägt, sie beträgt für den Faktor 1 ( .67) und den Faktor 2 ( .51).

Tab. 6 Items zur Erfassung der Compliance

Ich arbeite aktiv bei meiner Behandlung mit.

Compliance 1

Zu den Empfehlungen der Behandler habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich sie nach der Reha zuhause umsetzen werde.

Ich bemühe mich selbstständig um ein ideales Krankheitsmanagement.

Ich habe nur Teile der Empfehlungen der Behandler umgesetzt.

Compliance 2 Ich habe während der Reha auch schon mal die Empfehlung der Behand-ler verändert (z.B. Medikamente in geringerer Dosis, Einnahme zu einem anderen Zeitpunkt).

6.2 Datenanalyse

Die Originaldaten wurden in ein Data-Entry-File eingegeben und in SPSS transformiert. Die

Qualität der Dateneingabe wurde stichprobenartig mit doppelter Eingabe kontrolliert (ca. 5%

der Fälle) dabei lag die Fehlerquote sowohl für die Patientenbefragung als auch für die Mit-

arbeiterbefragung unter 1%.

Vor Beginn der Datenauswertung erfolgte eine Missing-Data-Analyse. Hierbei wurden die

empfohlenen Standards zum Umgang mit Missing Data zur Korrektur von Informationsbiases

51

angewendet (Lüdtke, Robitzsch, Trautwein & Köller, 2007; Schäfer & Graham, 2002). Alle

Fälle mit mehr als drei Missings im PEF-Fragebogen und/oder über 30% Missings im ge-

samten Fragebogen wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Die übrigen fehlenden Werte,

wenn die Daten vollständig oder bedingt zufällig fehlten, wurden mittels Expectations-

Maximization-Algorithmus (Programm NORM) imputiert.

Die Auswertung der Daten erfolgt sowohl explorativ als auch inferenzstatistisch mittels des

Statistikprogramms IBM SPSS Statistics 19. Die Daten der Mitarbeiter und Patienten werden

über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg anhand von Varianzanalysen miteinander

verglichen. Die Datenanalyse erfolgt durch eine zweifaktoriellen Varianzanalyse (Faktor 1:

Gruppe = Interventionsgruppe und Kontrollgruppe, Faktor 2: Zeit = Messzeitpunkte t1, t2, t3).

Die postulierten Zusammenhänge zwischen der internen und externen Partizipation werden

durch die Berechnung von Korrelationskoeffizienten für die Behandler als auch die Patienten

bestimmt. Ferner werden die postulierten multivariaten Abhängigkeiten und Regressionsbe-

ziehungen (z.B. zwischen interner und externer Partizipation, Partizipation der Patienten und

Behandlungsakzeptanz, Partizipation der Patienten/Mitarbeiter und Patienten-

/Mitarbeiterzufriedenheit) mittels Regressionsanalysen und Strukturgleichungsmodellen

überprüft. Zur Erstellung des Strukturgleichungsmodells wird IBM SPSS AMOS 19 verwen-

det. Verzerrende Einflüsse von Stichprobenhomogenitäten werden bei allen Analysen durch

die Berücksichtigung geeigneter Kovariaten regressionsanalytisch kontrolliert.

Der statistische Einfluss der Gruppenzugehörigkeit der Patienten auf die partizipative Ent-

scheidungsfindung (PEF-FB-9) und interne Partizipation (Teamskala) wurde mittels linearer

Regression überprüft. Die in anderen Studien bereits identifizierten Einflussfaktoren Alter,

Geschlecht und Bildungsniveau wurden dabei mit in die Berechnungen einbezogen. Explo-

rativ wurden die Schätzwerte für den Reha-Status (Summenscore IRES-24) und die Anzahl

der bereits erlebten Rehabilitationen (Behandlungserfahrung) kontrolliert.

Für die Zielgrößen Behandlungsakzeptanz und Patientenzufriedenheit gilt das gleiche Vor-

gehen. Allerdings wurde die externe Partizipation (Gesamtwert des PEF-FB-9), die Zufrie-

denheit mit der Entscheidung (Man-Son-Hing-Skala) als auch die interne Partizipation

(Teamskala) als Prädiktoren eingeführt. Einen detaillierten Überblick über die Prädiktoren

gibt Tab. 7.

52

Tab. 7 Datenniveau, Codierung und Referenzkategorie der Prädiktoren in der

Patientenbefragung

Prädiktor Variable Daten-niveau

Codierung/

Spannen

Referenz-kategorie

Kollektiv-

zugehörigkeit

zeit1 (2009)

zeit2 (2010)

zeit3 (2011)

dichotom 0= nein

1=ja 2009

Gruppen- zugehörigkeit

gruppe dichotom 0= Kontrollgruppe

1=Interventionsgruppe Kontrollgruppe

Geschlecht sex dichotom 0= männlich

1= weiblich Männer

Bildungsniveau (höchster Schulabschluss)

Bildung dichotom

1 max. Hauptschule

2 max. Realschule

3 max. Abitur oder Universitätsabschluss

Hauptschul-abschluss

Anzahl der Reha-Erfahrungen

anzahl Reha metrisch 0-12

Alter alter metrisch 16-91

Reha-Status (Gesamtskala)

IRES24 metrisch 0-10 (max. Gesundheits-belastung bis unbelastet)

Externe Partizipation PEF-FB-.9 metrisch 0-100 (min. bis max. Partizipation)

Interne Partizipation Teamskala Metrisch 0-100 (min. bis max. Partizipation)

-

Zufriedenheit mit der Entscheidung

Man-Son-Hing-Skala

1-5 (1= Zustimmung, 5= Ablehnung)

6.3 Datenerhebung/Stichprobenrekrutierung

Von 21 Kliniken, die eine Kooperation an der Studie zugesagt hatten, konnten letztendlich zu

Beginn 17 Kliniken eingeschlossen werden. In vier der 17 Kliniken wurden jeweils eine Fo-

kusgruppe und eine Expertenbefragung der Behandler in Führungspositionen (Pilotstudie)

durchgeführt. Die Planung sowie die Organisation der Patienten- und Mitarbeiterbefragung

erfolgte über einen Studienverantwortlichen (i.d.R. einen Arzt oder Psychologen) in den Kli-

niken. Ziel war es in jeder Klinik mindestens 50 Patienten pro Erhebungszeitpunkt konsekutiv

53

zu erfassen. Ebenso sollten alle Behandler des Rehabilitationsteams, die direkt an der Pati-

entenbehandlung beteiligt sind (Ärzte, Pflege, Physiotherapie, Psychotherapie, etc.), vor und

nach der Intervention befragt werden.

6.4 Ergebnisse der Hauptstudie

Zunächst wird die Evaluation des Trainings von Seiten der Multiplikatoren dargestellt (Kap.

6.4.1). Anschließend werden die Stichproben der Patienten- und Mitarbeiterbefragungen in

den Kliniken beschrieben und verglichen (Kap. 6.4.2). Kapitel 6.4.3 stellt die Effektivität des

Trainings durch den prä-post-Vergleich der Patienten- und Mitarbeiterdaten sowie die Über-

prüfung der postulierten Zusammenhänge dar. Anschließend wird der Zusammenhang zwi-

schen der internen Partizipation und externen Partizipation mittels Korrelationskoeffizienten

bestimmt (6.4.4) und überprüft inwiefern die externe und interne Partizipation einen Einfluss

auf die Mitarbeiterzufriedenheit haben (Kap. 6.4.5). Die Patientendaten werden ebenfalls

regressionsanalytisch dahingehend untersucht, ob eine stärkere interne und externe mit ei-

ner höheren Behandlungsakzeptanz oder einer verbesserten Patientenzufriedenheit einher-

geht (Kap 6.4.6). Abschließend wird mittels einer strukturanalytischen Untersuchung der Pa-

tientendaten von t1 (n =402) das Modell überprüft, inwiefern die Konstrukte (interne, externe

Partizipation und Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung) sich eignen, um die Comp-

liance, Patientenzufriedenheit und Behandlungsakzeptanz vorherzusagen (Kap. 6.4.7).

6.4.1 Evaluation im Anschluss an das Training der Multiplikatoren

Die Interventionsgruppe besteht aus sechs Rehabilitationskliniken unterschiedlicher Indikati-

onsbereiche. Teilgenommen am Training für die Multiplikatoren haben im:

Modul 1: N = 74 Teilnehmer, Rücklauf n = 39 (bei n = 47 befragten Personen: eine

Klinik beteiligte sich nicht an der Evaluation); Geschlecht: 41% weiblich, 59% männ-

lich

Modul 2: N = 68 Teilnehmer, Rücklauf n = 50; Geschlecht: 44% weiblich, 50% männ-

lich, 6% fehlend

Im Durchschnitt waren neun Führungskräfte (TNmin = 8, TNmax = 27, berechnet ohne

Ausreissergruppe mit 27 TN) in den Trainings für die Multiplikatoren. Die Trainingsgruppen

waren interprofessionell zusammengesetzt (s. Abb. 6).

54

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Modul 1 (n=39) Modul 2 (n=50)

Interdisziplinäre Gruppenzusammensetzung "Fit für PEF"

Ärzte (M1=28.2%, M2=24.0%)

Psychotherapeuten (M1=15.4%, M2=14.0%)

Pflegedienst (M1=15.4%, M2=20.0%)

Physiotherapeuten (M1=10.3%, M2=14.0%)

Psychologen (M1=7.7%, M2=10.0%)

Arbeitstherapeuten (M1=7.7%, M2=4.0%)

Sportlehrer (M1=5.1%, M2=4.0%)

Sozialarbeiter/Sozialpädagogen  (M1=2.6%, M2=4.0%)

andere Berufsgruppen (M1=7.7%, M2=6.0%)

Abb. 6 Stichprobe der trainierten Führungskräfte (Multiplikatoren) in den sechs Klini-

ken

Die Beurteilung des Trainings durch die teilnehmenden Führungskräfte/Multiplikatoren direkt

im Anschluss an das Training für Modul 1 (Externe Patientenorientierung) und Modul 2 (In-

terne Patientenorientierung) ergaben ein sehr positive Bild (s. Abb. 7). Die Multiplikatoren

schätzten Ihre PEF-Kompetenzen nach Abschluss des Trainings mit 5 auf einer Skala von 1-

6 ein. Ebenso wies die Zufriedenheit mit der Kursleitung und das Training insgesamt Werte

zwischen 5 und 6 auf, wohingegen die Zufriedenheit mit den Inhalten geringer ausfiel (M =

4.5). Dies ist insbesondere auf das Item zurückzuführen, welches angab, dass die Inhalte als

nicht neu eingeschätzt wurden.

Abb. 7 Bewertung der Multiplikatoren im Anschluss an das Training

5,1

5,43

4,54

4,96

5,04

5,34

4,54

5,07

1 2 3 4 5 6

Generelle Trainingsbewertung

Zufriedenheit mit Kursleitung

Zufriedenheit mit Inhalten 

Einschätzung PEF‐Kompetenz

Skala (umkodiert) von 1 = schlechteste bis 6 = beste Bewertung

Trainingserfolg und ‐effekte von "Fit für PEF"Interne Patientenorientierung /  PEF intern M (SD) (n=50)

Externe Patientenorientierung / PEF extern M (SD) (n=39)

55

Abb. 8 Korrekte Antworten der Multiple-Choice-Fragen zu Modul 1

Eine Überprüfung der Trainingseffekte anhand inhaltlicher Reflexionsfragen (Multiple-

Choice) zeigte, dass die Teilnehmer die meisten Antworten korrekt beantworten konnten (s.

Abb. 8). Eine Ausnahme bildet die Frage nach dem besonderen Kennzeichen der partizipati-

ven Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation (erweitertes Modell). Bei die-

ser Frage fiel es den Teilnehmern schwer zwischen dem Ursprungsmodell, in dem Entschei-

dungen zwischen einem Behandler und einem Patienten gefällt werden und dem erweiterten

Modell, bei dem das Rehabilitationsteam in den Entscheidungsprozess einbezogen wird, zu

unterscheiden. Die restlichen elf Fragen wurden von 66-97% richtig beantwortet.

Das Multiplikatorenkonzept wurde von 84%-88% der Teilnehmer als sinnvoll, praktikabel und

vertraut beurteilt im Anschluss an das Modul 2 des Trainingsprogramms. 80% fühlten sich

gut auf die Multiplikatorenrolle vorbereitet (s. Tab. 8)

68,4

86,8

82,1

12,8

94,9

87,2

76,3

69,4

68,6

65,7

90,9

97,1

0 20 40 60 80 100

Welches Modell kennzeichnet den Behandlungsstil, bei dem der Patient die größte Entscheidungsautonomie  besitzt?

Welches der folgenden Merkmale charakterisiert die Partizipative Entscheidungsfindung maßgeblich?

In welchem Fall ist die Partizipative Entscheidungsfindung  besonders sinnvoll?

Was ist das besondere Kennzeichen der partizipativen Entscheidungsfindung in der medzinischen Rehabilitation (erweitertes Modell)

Was spricht für Partizipative  Entscheidungsfindung?

Was spricht gegen Partizipative  Entscheidungsfindung?

Wann sollte Partizipative Entscheidungsfindung nicht angewendet werden?

Was ist kein Handlungsschritt bei der Umsetzung  von Partizipativer Entscheidungsfindung?

Was ist eine Funktion von Handlungsschritt  5: Verständnis, Gedanken und Erwartungen erfragen?

Was ist eine Funktion von Handlungsschritt  7: Aushandeln?

Welche Aussage zu qualitätsgeprüften  Informationen  ist falsch?

Bei der Bestimmung  genauer Ziele hilft die SMART‐Regel. Das Akronym bedeutet nicht, dass die Ziele…

Korekte Antworten in %

Fragen zur inhaltlichen Reflexion zu Modul 1 "Externe Patientenorientierung" (korrekte Antworten in %, N=39)

56

Tab. 8 Häufigkeiten (in Prozent) der positiven Bewertungen (eine Bewertung mit 4, 5, 6 auf

einer Skala von 1 - 6) des Multiplikatorenkonzeptes im Evaluationsbogen für Modul 2

Fragen Prozent Gültige

Prozent

Multiplikatorenkonzept sinnvoll 86 93.5

Multiplikatorenkonzept praktikabel 84 93.3

Mit Aufgaben als Multiplikator vertraut sein 88 95.7

Vorbereitung auf Multiplikatorenrolle 80 87

6.4.2 Stichprobenbeschreibung

Zu Beginn der Studie (t1) beteiligten sich 17 Rehabilitationskliniken unterschiedlicher Indika-

tionsbereiche (Orthopädie/Rheumatologie, Neurologie, Pneumologie, Innere Medizin, Kardi-

ologie, Onkologie, Psychosomatik/Sucht, Schmerz, Stoffwechselerkrankung) und Größen

(60-270 Betten). Insgesamt sind elf somatische Kliniken und sechs psychosomatische Klini-

ken (drei davon nur Sucht) in der Stichprobe eingeschlossen worden. Die Kliniken wurden

entsprechend Ihres Indikationsbereichs und Ihrer Größe parallelisiert.

Die Patientenbefragung konnte zu t1 in allen 17 Kliniken durchgeführt werden, dabei sind

neun Kliniken der Interventions- und acht Kliniken der Kontrollgruppe zuzuordnen. Von die-

sen 17 Kliniken sagen sechs Kliniken zum Zeitpunkt t2 Ihre Teilnahme ab, so dass zu t2 als

auch t3 noch Patienten in 12 Kliniken befragt werden konnten (in der Interventionsgruppe

fünf und Kontrollgruppe sieben Kliniken). Zwei Kliniken beteiligten sich von Beginn an nicht

an der Mitarbeiterbefragung, so dass die Mitarbeiterbefragung in 15 Kliniken (Interventions-

gruppe: Neun Kliniken, Kontrollgruppe: Sechs Kliniken) erfolgte. Die Absage der Kliniken

hatte zur Folge, dass auch hier noch 12 Kliniken für die Erhebung verblieben (je Gruppe

sechs Kliniken). Eine Klinik der Kontrollgruppe beteiligte sich nur an der Patientenbefragung,

weshalb sie aus der Gesamtdatenanalyse ebenfalls ausgeschlossen wurde. So konnte in elf

Kliniken sowohl die Patienten- als auch die Mitarbeiterbefragung durchgeführt werden. Diese

elf Kliniken wurden als Basis für alle nachfolgenden Ergebnisanalysen herangezogen.

Tab. 9 gibt einen Überblick zu den Stichproben. Eine detaillierte Beschreibung der Stich-

proben für die Patienten und Behandler (Mitarbeiter) wird anschließend in Kapitel 6.4.2.1-

6.4.2.2 vorgenommen.

57

Tab. 9 Stichproben zu den verschiedenen Erhebungszeitpunkten

Patienten Behandler

Erhebungszeitraum t1 t2 t3 t1 t2

Anzahl der Kliniken 17 12 12 15 12

Anzahl der Fragebogen 1392 1280 1280 658 506

Rücklauf 662

48%

524

41%

505

39%

275

41%

189

37%

Kompletter Datensatz(nach der Durchführung der Fehlwertanalyse und Datenimputation)

580 477 490

272 179

Datensatz für Analyse (11 Klinik) 402* 463* 461* 195* 168*

Von diesen elf Kliniken sind acht der somatischen Rehabilitation (IG: vier, KG: vier Kliniken)

und drei Kliniken psychosomatischen Rehabilitation (IG: eine Klinik, KG: zwei Kliniken) zuzu-

rechnen. Eine detaillierte Aufstellung der Stichproben für die somatische und psychosomati-

sche Rehabilitation bzw. auf Klinikebene ist im Anhang in Tab. A zu finden.

6.4.2.1 Patientenstichproben

Zum Datenerhebungszeitpunkt t1 wurden an 17 Kliniken 1392 Fragebogen versandt, 662

kamen ausgefüllt zurück (Rücklauf von 47%). Nach einer Fehlwertanalyse (Ausschluss aller

Fälle mit Fehlwerten über 30% und/oder mehr als drei Fehlwerten im Kerninstrument PEF-

FB) und einer Datenimputation für die übrigen Fälle mittels Expectation-Maximation-Algo-

rithmus (Software NORM) konnten 580 Fälle in die Datenanalyse einbezogen werden. Die

82 Fälle die ausgeschlossen wurden, waren etwas mehr Frauen ( = 3.95, df= 1, pzweiseitig =

.047), älter (t = -5.63, df = 639, pzweiseitig≤ .001), mehr Hauptschüler ( = 17.85, df= 1,

pzweiseitig≤.001), weniger Realschüler ( = 7.82, df= 1, pzweiseitig =.005), mehr Rentner ( =

27.20, df = 1, pzweiseitig≤.001) und weniger Vollzeiterwerbstätige ( = 6.25, df = 1, pzweiseitig=

.01). Für die vergleichende Datenanalyse der drei Messzeitpunkte wurden im Studienverlauf

sechs Kliniken ausgeschlossen, die sich nicht an der gesamten Studie beteiligten. Es waren

vier Kliniken der Interventions- und zwei Kliniken der Kontrollgruppe. Die Patienten der Klini-

ken, welche zum Datenerhebungszeitpunkt t1 aus den Auswertungen ausgeschlossen wur-

den, sind im Schnitt acht Jahre jünger (49 Jahre im Vergleich zu 57 Jahren), eher weiblich

(48% im Vergleich zu 40.6%) und haben eher einen höheren Bildungsabschluss (weniger

einen Hauptschulabschluss: 33.5% im Vergleich zu 45.2%). Indem die Kliniken, welche die

Studie nicht zu Ende geführt haben sowie die Fälle mit zu vielen Fehlwerten ausgeschlossen

58

wurden, verbleiben 486 Patienten in dem Datensatz (IG = 244 Patienten, KG = 242 Patien-

ten).

Zu den beiden nachfolgenden Datenerhebungszeitpunkten wurden an die verbleibenden 12

Kliniken 1280 Fragebogen gesendet. Zum Messzeitpunkt t2 kamen 524 zurück, zum Zeit-

punkt t3 waren es 506 Frageböben. Für die Analysen verblieben elf Kliniken mit 463 Patien-

ten im Datensatz zu t2 (IG= 199 Patienten, KG= 264 Patienten) und mit 461 Patienten zu t3

(IG= 168 Patienten, KG = 293 Patienten). Die Fälle, welche aufgrund von zu vielen Fehl-

werten im Fragebogen ausgeschlossen wurden, sind ebenfalls älter, eher weiblich und eher

Hauptschüler.

So stand über alle drei Messzeitpunkte ein Datensatz mit 1326 Patienten zur Verfügung. Die

drei Datenkollektive von t1, t2 und t3 unterschieden sich lediglich bezüglich des Alters. Die

Patienten zum Datenerhebungszeitpunkt t1 sind signifikant jünger als die Patienten zum

Datenerhebungszeitpunkt t3 (Vergleich 2009, 2011 mittels Scheffé-Test p = .021). Sonst lie-

gen keine signifikanten Unterschiede vor.

Eine separate Betrachtung der Interventions- und Kontrollgruppe zu den drei Erhebungszeit-

punkten zeigte einen signifikanten Unterschied bezüglich des Alters zu den beiden Datener-

hebungszeitpunkten t1 (F = 6.54, p = .011) und t3 (F = 20.78, p < .001). Die Patienten der

Interventionsgruppe sind durchschnittlich älter als die der Kontrollgruppe. Zu t2 sind die Pati-

entenstichproben annähernd gleich alt. Desweiteren gibt es signifikante Unterschiede bezüg-

lich der Erwerbstätigkeit. Zu t1 und t2 arbeiten mehr Patienten in der Interventionsgruppe

ganztags und zu t3 sind es mehr Personen in der Kontrollgruppe die im Vergleich zur Inter-

ventionsgruppe einer Ganztagestätigkeit nachgehen. Zu t2 und t3 ist ein höherer Anteil an

Patienten der Kontrollgruppen arbeitslos im Vergleich zur Interventionsgruppe. Zum Zeit-

punkt t3 sind deutlich mehr Rentner in der Kontrollgruppe im Vergleich zur Interventions-

gruppe (s. Tab. 10, 11).

59

Tab. 10 Stichprobenbeschreibung der Interventionsgruppe der Patienten zu t1, t2 und t3

(Häufigkeiten und gültige Prozente)

t1 t2 t3

Alter Mittelwert (SD) 57.1 (13.8) 56.7 (12.99) 61.5 (13.2)

n % n % n %

Geschlecht

männlich 92 59.4 115 58.4 89 53.0

weibliche 63 40.6 82 41.6 79 47.0

Staatsangehörigkeit

deutsch 146 94.2 193 97 159 94.6

nicht-deutsch 9 5.8 4 2.0 9 5,4

Bildung

Max. Hauptschule 70 45.2 93 47.2 77 46,4

Max. Realschule/Mittlere Reife 55 35.5 57 28.9 52 31.3

Max. Abitur 30 19.4 47 23.9 37 22.3

Derzeitige Erwerbstätigkeit

ganztags 48 31.0 63 31.7 31 18.5

mind. Halbtags 10 6.5 6 3.0 13 7.7

weniger als halbtags 6 3.9 5 2.5 3 1.8

Hausfrau/ Hausmann 11 7.1 11 5.5 10 6.0

in Ausbildung 0 0 0 0 1 .6

arbeitslos/erwerbslos 23 14.8 23 11.6 10 6.0

Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsrente 13 8.4 16 8.0 17 10.1

Altersrente 38 24.5 65 32.7 70 41.7

Sonstiges 6 3.9 9 4.5 8 4.8

60

Tab. 11 Stichprobenbeschreibung der Kontrollgruppe der Patienten zu t1, t2 und t3 (Häufig-

keiten und gültige Prozente)

t1 t2 t3

Alter Mittelwert (SD) 53.6 (12.7) 57.5 (13.7) 55.3 (13.9)

n % n % n %

Geschlecht

Männlich 162 66.9 175 67.0 180 61,4

Weibliche 80 33.1 86 33.0 113 38.6

Staatsangehörigkeit

Deutsch 228 93.8 249 95.8 280 95.6

nicht-deutsch 15 6.2 11 4.2 12 4.1

Bildung

Max. Hauptschule 108 44.6 121 46.4 152 52.1

Max. Realschule/Mittlere Reife

83 34.3 73 28.0 89 30.5

Max. Abitur 51 21.1 67 25.7 51 17.5

Derzeitige Erwerbstätigkeit

Ganztags 98 40.5 79 29.9 87 30.3

mind. Halbtags 15 6.2 19 7.2 13 4.5

weniger als halbtags 1 .4 7 2.7 8 2.8

Hausfrau/ Hausmann 9 3.7 8 3.0 10 3.5

in Ausbildung 1 .4 1 .4 3 1.0

arbeitslos/erwerbslos 51 21.1 53 20.1 53 18.5

Erwerbs- und Berufsunfähig-keitsrente

6 2.5 9 3.4 10 3.5

Altersrente 54 22.3 78 29.5 83 28.9

Sonstiges 7 2.9 10 3.8 20 7.0

Die Krankheitsdauer (s. Tab. 12), die Staatsangehörigkeit, die Bildung und das Alter (s. Tab.

10, 11) sind für die Patienten der Interventions- und Kontrollgruppe zu den drei Messzeit-

punkten nicht signifikant unterschiedlich, so dass von einer guten Vergleichbarkeit der Stich-

proben ausgegangen werden kann. Es gibt jedoch signifikante Unterschiede für die Interven-

tionsgruppe der Patienten über die drei Messzeitpunkte bezogen auf die Erwerbsfähigkeit

(Kontingenzkoeffizient = .23, p = .025) und die Indikationsbereiche (Somatik- versus Psycho-

somatik; C = .166, p = .001). Zum Zeitpunkt t3 sind nur noch 19 psychosomatische Patienten

von 41 zu t1 und 52 zu t2 in der Stichprobe.

61

Tab. 12 Krankheitserfahrung für die IG und KG zu t1,t2 und t3

Interventionsgruppe Kontrollgruppe

t1

(n= 244)

t2

(n=199)

t3

(n= 168)

t1

(n= 242)

t2

(n= 264)

t3

(n= 293)

Reha-Erfahrung

N % N % n % n % n % n %

vor weniger als 3 Monaten

13 5.3 25 12.6 26 15.5 10 6.3 22 8.3 13 4.4

Vor etwa 3 bis 6

Monaten

33 13.5 15 7.5 21 12.5 13 8.2 23 8.7 36 12.3

vor etwa 6 bis 12 Monaten

48 19.7 37 18.6 23 13.7 25 15.8 34 12.9 53 18.1

vor mehr als 1-2 Jahren

27 11.1 22 11.1 20 11.9 20 12.7 47 17.8 40 13.7

vor mehr als 2-5 Jahren

32 13.1 20 10.1 17 10.1 26 16.5 47 17.8 44 15.0

vor mehr als 5-10 Jahren

29 11.9 19 9.5 16 9.5 18 11.4 40 15.2 34 11.6

vor mehr als 10- 15 Jahren

24 9.8 19 9.5 16 9.5 5 3.2 17 6.4 35 11.9

vor mehr als 15 Jahren

35 14.3 41 20.6 28 16.7 38 24.1 32 12.1 34 11.6

fehlende Werte

3 1.2 1 .5 1 .6 3 1.9 2 .8 4 1.4

Der Vergleich der Indikationsbereiche über die drei Zeitpunkte mit den Daten der DRV Sta-

tistik (2009, Band 179) zeigt, dass die Repräsentativität der Stichprobe für die Gesamtheit

der Rehabilitation eingeschränkt ist (s. Tab. 13). In der Stichprobe sind orthopädische und

onkologische Patienten unterrepräsentiert, wohingegen kardiologische, psychosomatische

und Schmerzpatienten überrepräsentiert sind.

62

Tab. 13 Vergleich der Aufteilung der Indikationsbereiche

Datenkollektive der Studie DRV

stationäre med. Leistungen 1)

t1 t2 t3 N = 735 791

n % n % n % n %

Orthopädie/Rheumatologie/Krankheiten MS-System und des Bindegewebes

108 26.9 80 17.3 81 17.6 276291 37.5

Neurologie/Krankheiten des Nervensystems

14 3.5 12 2.6 6 1.3 16608 2.3

Pneumologie/Krankheiten des Atmungssystems

12 3.0 14 3.0 8 1.7 20334 2.8

Innere Medizin1 9 2.2 12 2.6 16 3.5 - 9.8

Kardiologie/Krankheiten des Kreislaufsystems

48 11.9 73 15.8 120 26.0 72228 9.7

Onkologie/Neubildungen 18 4.5 48 10.4 43 9.3 71301 21.7

Psychosomatik/Sucht/Psychische und Verhaltensstörungen

66 16.4 70 15.1 67 14.5 159592 4.2

Schmerz 82 20.4 107 23.1 73 15.8 - -

Stoffwechselerkrankung/Krankheiten des Verdauungssystems/

11 2.7 11 2.4 5 1.1 30545 1.1

Krankheiten des Urogenitaltrakts² 28 7.0 28 6.0 35 7.6 2516 7.7

Krankheiten der Haut und der Unterhaut²

- - - - - - 8111 2.9

Sonstige/Sonstige Krankheiten - - - - - - 56898 37.5

Fehlend/Keine Aussage möglich 6 1.5 8 1.7 7 1.5 21367 2.3

6.4.2.2 Beschreibung und Vergleich der Mitarbeiterstichproben

Insgesamt wurden 658 Mitarbeiter der interprofessionellen Behandlungsteams in 15 der 17

Kliniken befragt, von denen 275 den Fragebogen ausfüllten. Das entspricht einer Rücklauf-

quote von 41%. Nach Ausschluss der Fälle mit mehr als 30% Fehlwerten ergab sich ein voll-

ständiger Datensatz von n = 272.Der weitere Ausschluss der drei Kliniken, die sich nur zu t1

beteiligten sowie der einen Klinik, welche sich zwar an der Mitarbeiterbefragung zu beiden

Zeitpunkten beteiligte, jedoch die Patientenbefragung nur zu t1 durchführte verblieben elf

Kliniken für die Auswertung (n = 195 Behandler). Zu t2 beteiligten sich noch 12 der 17 Klini-

ken. Aufgrund des Ausschlusses einer Klinik, in welcher lediglich die Daten der Behandler

vorlagen, jedoch nicht der Patienten, verblieben auch hier elf Kliniken (n = 168 Mitarbeiter

der Behandlungsteams) für die weiteren Analysen.

63

Ausgeschlossen aus der Datenanalyse wurden zum Datenerhebungszeitpunkt t1 die drei

Kliniken, welche zu t2 nicht mehr an der Mitarbeiterbefragung teilnahmen (n = 46 Behandler),

eine Klinik, welche die letzte Patientenbefragung nicht mehr durchführte (n = 9 Behandler)

und 22 Behandler, die keiner Klinik zuordenbar waren. Von den insgesamt 77 ausgeschlos-

senen Fragebogen waren bei fünf keine soziodemographischen Angaben vorhanden, 15.6%

der Fragebogen kamen von Ärzten, 16.9% von Pflegekräften, 27.3% von psychosozialen

Therapeuten und 14.3% Physiotherapeuten sowie 13% andere Berufsgruppen und 13%

ohne Angaben. Die Behandler der aus der Datenanalyse ausgeschlossenen Kliniken unter-

scheiden sich nicht bezüglich der Berufsgruppen, des Geschlechts, des Alters und der Dauer

der Erwerbstätigkeit in der Klinik. Bezogen auf das Arbeitspensum unterscheiden sich die

ausgeschlossenen Behandler von den in die Auswertung eingegangenen Datensätzen der

Behandler. In der Auswertungsstichprobe zeigt sich, dass mehr Behandler in einem Vollzeit-

beschäftigungsverhältnis und weniger Teilzeit arbeiten als in der Stichprobe der ausge-

schlossenen Behandler.

Die Berufsgruppen der Stichproben der Mitarbeiter-/Behandlerbefragung in den elf Kliniken

unterscheiden sich für die Interventions- und Kontrollgruppe sowie im Vergleich mit den Da-

ten der Personalstatistik der DRV (s. Tab. 14). In den Interventionskliniken beteiligten sich

mehr Ärzte und Pflegekräfte an der Befragung als in der Kontrollgruppe, wohingegen in der

Kontrollgruppe (im Vergleich zur Interventionsgruppe) zu t1 mehr Therapeuten aus dem psy-

chosozialen Bereich und in der Kontrollgruppe zu t2 mehr Physiotherapeuten teilnahmen. Zu

beiden Messzeitpunkten ist der Anteil der anderen Berufsgruppen (z.B. Diätassistenten,

Seelsorger, etc.) in der Kontrollgruppe höher als in der Interventionsgruppe.

Im Vergleich zur DRV Statistik ist der Anteil der Ärzte in der Interventionsgruppe zu beiden

Messzeitpunkten überrepräsentiert, während sie in der Kontrollgruppe unterrepräsentiert

sind. Die Pflegekräfte sind in allen Gruppen unterrepräsentiert im Vergleich mit der DRV-

Personalstatistik. In allen Gruppen der Studie ist das andere Fachpersonal (psychosoziale

Therapie, Physiotherapie, etc.) zu höheren Anteilen vertreten als in der DRV Statistik. Insge-

samt kann aufgrund des Vergleichs mit der DRV Stichprobe nicht von einer repräsentativen

Stichprobe ausgegangen werden.

Bei den Vergleichen der Interventions- und Kontrollgruppe ist die unterschiedliche Stichpro-

benzusammensetzung zu beachten. In der Interventionsgruppe sind zum Beispiel mehr

Ärzte und Pflegekräfte als in der Kontrollgruppe (s. Tab. 14).

64

Tab. 14 Häufigkeiten von Berufsgruppen für Interventions- und Kontrollgruppe zu t1 und t2

t1

N=195

t2

N=168 DRV1

IG

(n= 82)

KG

(n=113)

IG

(n= 58)

KG

(n=110)

n=6181

n % n % n % n % n %

Ärztlicher Bereich 22 26.8 15 13.3 15 25.9 16 14.5 1291 20.9

Pflege 20 24.4 15 13.3 9 15.5 15 13.6 1780 28.8

Therapie (psychosozial) 14 17.1 32 28.3 17 29.3 29 26.4

3110 50.32Physiotherapie (inkl. Balneo, Masseure)

17 20.7 22 19.5 10 17.2 29 26.4

andere 7 8.5 20 17.7 7 12.1 21 19.1

mehr als eine Berufs-gruppe angegeben

2 2.4 5 4.4 - - - - - -

Nicht ausgefüllt 2 2.4 4 3.5 - - - - - -

1 Die Daten der DRV beziehen sich auf die Personalstatistik nach § 11 RSVwV zum 30. Juni 2009. 2 Bei den DRV-Daten sind die Arbeitsbereiche: Therapieabteilungen (psychosozial), Physio-therapeuten, Pädagogischer Bereich und Ökotrophologen zu der Gruppe Sonstiges Fachper-sonal zusammengefasst.

Sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe beteiligten sich mehr Frauen als

Männer an der Mitarbeiterbefragung. Die Mehrzahl der Behandler ist zwischen 26 und 55

Jahre alt, arbeitet Vollzeit (100%) und ist seit über fünf Jahren in der Klinik (s. Tab. 15). Auch

bezüglich dieser Merkmale zeigten sich zu beiden Messzeitpunkten Unterschiede zwischen

der Interventions- und Kontrollgruppe. In der Kontrollgruppe sind zu beiden Messzeitpunkten

weniger Männer im Vergleich zur Interventionsgruppe, mehr jüngere Mitarbeiter (zwischen

17 und 35 Jahren) und mehr Vollzeitbeschäftigte. Zudem sind die Mitarbeiter der Kontroll-

gruppe zu t1 und t2 durchschnittlich länger in der Klinik beschäftigt als die Mitarbeiter der

Interventionsgruppen (s. Tab. 15).

65

Tab. 15 Mitarbeiterbefragung Geschlecht, Alter Arbeitspensum, Anstellungszeitraum

t1 t2

IG (n=82) KG (n= 113) IG (n=58) KG (n=110)

n % n % n % n %

Geschlecht

männlich 34 41.5 38 33.6 21 35.2 29 26.4

weibliche 43 52.4 70 61.9 34 58.6 77 70

Fehlende Werte 5 6.1 5 4.4 3 5.2 4 3.6

Alter

17-25 Jahre 3 3.7 8 7.1 2 3.4 8 7.3

26-35 Jahre 9 11.0 24 21.2 3 5.2 17 15.5

36-45 Jahre 28 34.1 27 23.9 18 31.0 23 20.9

46-55 Jahre 32 39.0 32 28.3 23 39.7 34 30.9

56-65 Jahre 8 9.8 17 15.0 8 13.8 24 21.8

66 oder älter 1 .9

Fehlende Werte 2 2.4 4 3.5 4 6.9 4 3.6

Arbeitspensum

< 50% 1 1.2 11 9.7 2 3.4 12 10.9

50% - 70 % 7 8.5 12 10.6 9 15.5 15 13.6

> 70% aber < 100% 22 26.8 4 3.5 16 27.6 9 8.2

100% 50 61.0 84 74.3 28 48.3 71 64.5

Fehlende Werte 2 2.4 2 1.8 3 5.2 3 2.7

Beschäftigungs-dauer

< 1 Jahr 4 4.9 5 4.4 2 3.4 9 8.2

> 1 Jahr aber < 3 Jahre

17 20.7 12 10.6 13 22.4 9 8.2

3-5 Jahre 5 6.1 16 14.2 7 12.1 12 10.9

> 5 Jahre 55 67.1 78 69 34 58.6 79 71.8

fehlende Werte 1 1.2 2 1.8 2 3.4 1 .9

6.4.2.3 Zusammenfassende Betrachtung der Stichproben

Der Indikationsmix der sich beteiligenden Kliniken unterscheidet sich von dem Datenkollektiv

der Rentenversicherung (s. Tab. 13). Die Patientenkollektive zu den drei Datenerhebungs-

zeitpunkten sind vor allem bezüglich des Alters nicht vergleichbar, jedoch getrennt für die

Interventions- und Kontrollgruppe zu den jeweiligen Datenerhebungszeitpunkten vergleich-

bar bezüglich Alter Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Krankheitserfahrung.

66

Die Stichproben der Mitarbeiter der Behandlungsteams sind für die Interventions- und Kont-

rollgruppen unterschiedlich groß (die Kontrollgruppen sind deutlich größer), unterscheiden

sich bezüglich Geschlecht, Alter, Arbeitspensum und Beschäftigungsdauer sowie in der Be-

rufsgruppenzusammensetzung.

6.4.3 Prä-Post-Vergleich der internen und externen Partizipation

Der Vergleich der Patientenbewertungen der externen Partizipation (PEF-FB 9) über die drei

Messzeitpunkte hinweg, zeigt sich für die Interventionsgruppe ein leichter Anstieg der Werte

der externen Partizipation (s. Tab. 16), während die Werte der Kontrollgruppe konstant blei-

ben (t2) bzw. leicht zurückgehen (t3). Die Patientenbewertung der internen Partizipation fällt

deutlich höher aus als die Bewertung der externen Partizipation. Dabei ist sowohl für die

Interventions- als auch für die Kontrollgruppe ein leichter Anstieg von t1 zu t2 zu verzeich-

nen, der sich in der Interventionsgruppe zu t3 auch fortsetzt, während die Werte der Kont-

rollgruppe unter das Anfangsniveau zurückfallen (s. Tab. 16).

Tab. 16 Der Vergleich der Patientenbewertung der internen und externen Partizipation zu

t1,t2 und t3 (0=keine Partizipation, 100=maximale Partizipation)

Zeitpunkt t1 Zeitpunkt t2 Zeitpunkt t3

IG KG IG KG IG KG

Externe Par-tizipation

(PEF-FB 9)

M=55.6

SD=26,2

(n=158)

M=59.1

SD=26.3

(n=244)

M=57.0

SD=25.9

(n=199)

M=59.0

SD=25.2

(n=264)

M=57.5

SD=26.4

(n=168)

M=58.3

SD=27.7

(n=293)

Interne Parti-zipation

(Teamskala)

M=82.5

SD=15.6

(n=122)

M=86.5

SD=14.5

(n=178)

M=83.2

SD=15.1

(n=143)

M=87.9

SD=13.7

(n=186)

M=84.8

SD=15.8

(n=130)

M=83.9

SD=16.5

(n=223)

Sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe erzielen die psychosomatischen

Rehabilitationskliniken höhere Werte als die somatischen Rehabilitationskliniken (signifikan-

ter Unterschied: F = 20.532, df = 1, p < .001, partielles η²= .015). Die Zufriedenheit mit der

Entscheidung (Man-Son-Hing-Skala) unterscheidet sich jedoch nicht zwischen den beiden

Indikationsbereichen (F = 1.07, df = 1, p=.301). Ebenso zeigen sich auch für beide Gruppen

(IG und KG) keine Veränderungen über die Zeit (IG: M = 4.1, SD = .69, KG: M = 4.1/4.2, SD

= .7).

67

Ergänzend wurde untersucht, welche Faktoren einen Einfluss auf die Ausprägungen der in-

ternen und externen Partizipation haben. Das Ausmaß der externen Partizipation wird durch

den Gesundheitszustand geprägt. Ein besserer Gesundheitszustand der Patienten (β = .12,

p < .001) geht einher mit einer höheren Partizipation an der Behandlung. Die Bewertung der

internen Partizipation wird neben dem Gesundheitszustand noch durch die Zugehörigkeit der

Gruppe, das Geschlecht, die Bildung und das Alter beeinflusst (siehe Tab. F im Anhang).

Für beide Modell gilt jedoch eine schlechte Varianzaufklärung (R² = .024, R² = .079).

Die Behandler der Kontrollgruppe bewerten die externe und interne Partizipation zu Beginn

der Studie höher als die Behandler in der Interventionsgruppe. Zum Zeitpunkt t2 zeigt sich

bezüglich der externen Partizipation für die Interventionsgruppe ein deutlicher Anstieg be-

züglich der Einschätzung der Umsetzung der externen Partizipation (MU-PEF), wohinge-

gen die Werte der Kontrollgruppe konstant bleiben (s. Tab. 17 und Abb. 9,) signifikanter

Interaktionseffekt: F = 4.1, df=1, p = .04, partielles η²= .012). Die interne Partizipation (Team-

skala) steigt sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe an (s. Tab. 17). Der

Anstieg ist dabei in der Interventionsgruppe stärker als in der Kontrollgruppe. Zu t2 sind die

Bewertungen nahezu identisch (s. Tab. 17, Abb. 10).

Tab. 17 Der Vergleich der Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung für die interne und externe

Partizipation zu t1 und t2 (0=keine Partizipation, 100=maximale Partizipation)

Zeitpunkt t1 Zeitpunkt t2

IG KG IG KG

Externe Partizipation

(MU-PEF 9)

M=62.5

SD=21.7

(n=89)

M=67.2

SD=21.6

(n=103)

M=72.6

SD=17.3

(n=58)

M=67.9

SD=22.5

(n=109)

Interne Partizipation

(Teamskala)

M=65.3

SD=20.2

(n=82)

M=66.8

SD=14.8

(n=97)

M=69.7

SD=16.1

(n=54)

M=70.0

SD=15.9

(n=105)

68

Abb. 9 Prä-Post-Vergleich der externen Parti-

zipation (MU-PEF) für die IG und KG

Abb. 10 Prä-Post-Vergleich der internen

Partizipation (Teamskala) für die IG

und KG

Die Berufsgruppen unterscheiden sich signifikant (F = 7.41, df = 4, p < .001, partielles η²

=.080) in der Bewertung der externen Partizipation. In der Interventionsgruppe zeigt sich für

alle Berufsgruppen ein Anstieg der Werte nach der Intervention, besonders deutlich ist die

verbesserte Bewertung nach der Intervention für die Pflegekräfte. Für die Kontrollgruppe

zeigt sich bei den Pflegekräften als auch bei den psychosozialen Therapeuten sowie dem

sonstigen Fachpersonal ein Anstieg, während die Bewertungen der Ärzte und Physiothera-

peuten zu t2 niedriger ausfallen als zu t1 (s. Abb. 11).

62,5

72,667,267,9

0102030405060708090

100

t1 t2

Externe Partizipation (MU-PEF)

IG KG

65,369,7

66,8 70

0102030405060708090

100

t1 t2

Interne Partizipation (Teamskala)

IG KG

69

Abb. 11 Prä-post-Vergleich der verschiedenen Berufsgruppen für die externe Partizipation

(MU-PEF) getrennt für die Interventions- und Kontrollgruppe

Auch bei der Bewertung der internen Partizipation unterscheiden sich die Berufsgruppen

signifikant (F = 10.26, df = 4, p<.001, partielles η²=.114).

Der Anstieg ist auch bei der internen Partizipation für die Pflegekräfte in der Interventions-

gruppe am höchsten, in der Kontrollgruppe hingegen sinkt die Beurteilung der internen Parti-

zipation von Seiten der Pflegekräfte. Auch die Physiotherapeuten und Therapeuten im psy-

chosozialen Bereich zeigen im Anschluss an das Trainingsprogramm (Interventionsgruppe)

bessere Bewertungen, bei den Ärzten ist der Anstieg am geringsten und bei den anderen

Berufsgruppen (sonstige Fachberufe) sinkt die Beurteilung der internen Partizipation nach

dem Training. In der Kontrollgruppe ist für alle Berufsgruppen (mit Ausnahme der Pflege-

kräfte) ein kleiner Anstieg der Beurteilung zu sehen (außer bei den Pflegekräften) (s. Abb.

12).

70

Abb. 12 Prä-post-Vergleich der verschiedenen Berufsgruppen für die interne Partizipation

(Teamskala) getrennt für die Interventions- und Kontrollgruppe

Die Behandler der verschiedenen Indikationsbereiche (Somatik, Psychosomatik) bewerten

die interne Partizipation nicht signifikant unterschiedlich (F = 1.243, df = 1, p = .266).

6.4.4 Zusammenhang zwischen der internen und externen Partizipa-

tion

Die Korrelationen (zweiseitig) zwischen den beiden Konstrukten interne und externe Partizi-

pation sind sowohl in der Mitarbeiter- als auch in der Patientenbefragung gering. Die Korre-

lation beträgt nach Spearman Rho (nichtparametrische Korrelation, da die Variablen nicht

normalverteilt sind) für den gesamten Datensatz der Mitarbeiterbefragung (t1 und t2, n =

363) .20 (p < .001). Die Korrelation bei den Patientendaten (n = 1326 über alle drei Mess-

zeitpunkte) fällt minimal positiver aus .236 ( p <.001). Die Korrelationen zwischen der exter-

nen Partizipation (PEF-FB-9) und der Zufriedenheit mit der partizipativen Entscheidungsfin-

dung (Man-Son-Hing) ist hoch (r = .512, p<.001). Ebenso korreliert die Zufriedenheit mit der

partizipativen Entscheidungsfindung (Man-Son-Hing Skala) im mittleren Bereich mit der inter-

nen Partizipation (Teamskala, r = .469, p <.001).

71

6.4.5 Einfluss der internen und externen Partizipation auf die

Mitarbeiterzufriedenheit

Die Mitarbeiter bewerten insbesondere die interne Partizipation als bedeutend für die Zufrie-

denheit. Die Teambewertung ist für alle Zufriedenheitswerte ein signifikanter Prädiktor im

Gegensatz zur externen Partizipation (MU-PEF). Die allgemeine Zufriedenheit der Mitarbei-

ter kann mittels der internen Partizipation zu 20% aufgeklärt werden (standardisierter Beta-

Koeffizient: .450, T = 9.255, p < .001). Das Betriebsklima (Skala des Mizu-Reha) kann durch

die interne Partizipation zu 57% vorhergesagt werden (standardisierter β-Koeffizient: .758, T

= 21.409, p < .001).

6.4.6 Einfluss der Partizipation auf die Behandlungsakzeptanz und

die Patientenzufriedenheit

Bei den regressionsanalytischen Auswertungen ergibt sich (nach Bühner & Ziegler, 2009) für

die Behandlungsakzeptanz ein moderater Effekt (R² > .21) und für die Patientenzufriedenheit

ein starker Effekt (R² > .49). Für die Behandlungsakzeptanz als auch für die Patientenzufrie-

denheit ist die interne Partizipation (Teamskala) der bedeutsamste Prädiktor, gefolgt von der

Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung (Man-Son-Hing-Skala). Ebenso kommt der ex-

ternen Partizipation (PEF-FB-9) und dem Gesundheitszustand eine signifikante Bedeutung

für die Vorhersage der Behandlungsakzeptanz zu (s. Tab. 18 und Tab. 19). Des weiteren ist

die Behandlungsakzeptanz als auch die Patientenzufriedenheit abhängig von der Zugehörig-

keit zu der Kontroll- oder Interventionsgruppe. Für die Patientenzufriedenheit sind zudem

Geschlecht und Bildung signifikante Prädiktoren (s. Tab. 19).

72

Tab. 18 Prädiktoren der Behandlungsakzeptanz

B SD Beta T p (B) CI95% für B

(Konstante) 1.96 .08 23.29 .000 1.80 2.13

zeit2 T2 -.03 .02 -.04 -1.17 .241 -.08 .02

zeit3 T3 01 .02 .01 .21 .833 -.04 .05

Gruppe -.08 .02 -.11 -3.88 .000 -.12 -.04

Geschlecht -.01 .02 -.02 -.65 .519 -,05 .,03

BILDUNG Hauptschule -02 .03 -.03 -,85 .394 -,07 .03

BILDUNG Realschule .00 .03 .00 -.07 .941 -.06 .05

Alter .00 .00 -.02 -.53 .594 .00 .00

Anzahl Reha-Erfahrungen .01 .01 .03 1.10 .273 -.01 .02

IRES24 Skala „Reha-Status“ .01 .01 .07 2.43 .015 .00 .02

PEF-FB-9 .00 .00 .08 2.65 .008 .00 .00

Teamskala .01 .00 .28 9.00 .000 .00 .01

Man-Son-Hing-Skala .12 .02 .22 6.76 .000 .08 .15

Modellzusammenfassung R R2 p (Modell)

Erklärte Varianz .458 .210 .000

Teststärke/n=12 Prädiktoren 1.000

N (von 1326 Datensätzen) 1070

Tab. 19 Prädiktoren der Patientenzufriedenheit

B SD Beta T p (B) CI95% für B

(Konstante) 10.26 .73 13.98 .000 8.82 11.70

zeit2 T2 -.18 .21 -.02 -.84 .402 -.59 .24

zeit3 T3 .01 .21 .00 .04 .970 -.41 .42

Gruppe -.53 .17 -.07 -3.04 .002 -.87 -.19

Geschlecht .41 .18 .05 2.26 -024 .05 .76

BILDUNG Hauptschule -.60 .22 -.08 -2.67 .008 -.04 -.16

BILDUNG Realschule -.57 .24 -.07 -2.35 .019 -.05 -.09

Alter .00 .01 -.02 -.67 .504 -.02 .01

Anzahl Reha-Erfahrungen .06 .05 .03 1.09 .277 -.05 .16

IRES24 Skala „Reha-Status“ .17 .04 .09 3.79 .000 .08 .25

PEF-FB-9 .01 .00 .10 3.96 .000 .01 .02

Teamskala .10 .01 .40 15.86 .000 .08 .11

Man-Son-Hing-Skala 1.95 .15 .34 12.68 .000 1.64 2.25

73

Fortsetzung Tab. 19 Prädiktoren der Patientenzufriedenheit

Modellzusammenfassung R R2 p (Modell)

Erklärte Varianz .701 .491 .000

Teststärke (post-hoc, n=12 Prädiktoren)

1.000

N (von 1326 Datensätzen) 1070

6.4.7 Modellüberprüfung

Die Überprüfung inwiefern das postulierte Modell, dass die interne und externe Partizipation

sowie die Zufriedenheit mit der Entscheidung eine prognostische Bedeutung für die Comp-

liance sowie für den Behandlungserfolg (Behandlungsakzeptanz und Patientenzufriedenheit)

wurde mittels einer strukturanalytischen Betrachtung der Daten des ersten Messzeitpunktes

(n = 402) vorgenommen (s. Abb. 13 und 14). Auch hier wird deutlich, dass die Bewertung der

internen Partizipation (Teamskala) einen bedeutenderen Effekt auf die Ergebniskriterien hat

als die externe Partizipation (PEF-FB-9). Die interne Partizipation (Team) prädiziert die Ak-

zeptanz, Zufriedenheit und Compliance 1 und 2, die Zufriedenheit mit der Entscheidung vor

allem die Akzeptanz und die externe Partizipation insbesondere die Compliance 2. Das Vor-

hersagemodell bestätigt die Bedeutung der internen Partizipation für eine erfolgreiche Pati-

entenbehandlung (s. Abb. 13 und 14).

74

Abb. 13 Modifiziertes Strukturgleichungsmodell (vollständige Darstellung)

Abb. 14 Vereinfachte Darstellung desmodifizierten Strukturgleichungsmodell

Das Modell (Abb. 14) zeigt das vereinfachte modifizierte Strukturgleichungsmodell mit den

Parameterschätzungen. Es werden alle Pfade signifikant mit Ausnahme der Pfade „Zufrie-

denheit mit der Entscheidung und Compliance“, „Partizipation (PEF) und Compliance 1“ und

„Partizipation und Akzeptanz“.

75

Die in Tab. 20 aufgeführten Maße der globalen Modellpassung (Zeile Originalmodell) zei-

gen, dass die Maße der inkrementellen Modellpassung die Schwellen für ein akzeptables

Modell erreicht werden, d.h. die Daten bilden das Modell noch nicht adäquat ab. Um die Ur-

sachen für die Modellverletzungen zu analysieren, wurden Modification Indizes berechnet,

die es erlauben, zusätzliche Pfade zu identifizieren, die eine systematische Verbesserung

der Modelleigenschaften bewirken. Diese Indizes zeigen, dass die Fehlerterme der Item-

paare PEF1 und PEF2, PEF3 und PEF4, ZUF4 und ZUF8 als auch die Fehlerterme des

Items ZUF 8 mit dem Konstrukt Zufriedenheit (s. Abb. 13 und 14) als korreliert modelliert

werden sollten. Ebenso sollten die Fehlerterme der Konstrukte Partizipation und Zufrieden-

heit mit der Entscheidung, Akzeptanz und Zufriedenheit miteinander korreliert im Modell sein.

Für dieses modifizierte Modell ergeben sich verbesserte Maße der Modellpassung, sodass

insgesamt von einer akzeptablen Modellpassung ausgegangen werden kann.

Tab. 20 Übersicht über die Maße der globalen Modellpassung für alle Strukturgleichungsmo-

delle (n = 402)

X2 df P X2/df TLI CFI RMSEA

Schwellenwert

akzeptabler Pas-

sung1

<.05 < 2.5 > . 90 > . 90 < . 08

Originalmodell 2211.886 804 .000 2.751 .822 .842 .066

Modifiziertes

Modell

1655.666 608 .000 2.723 .862 .874 .066

Vorhersagemodell 1289.533 608 .000 2.121 .910 .918 .053

1Vgl. Hair, Black, Babin& Anderson, 2010, S. 667-672; Klime, 2005, S. 139-145; Weiber & Mühlhaus,

2010, S. 176

76

6.5 Wissenschaftliche Nutzungs- und Verwertungs-

möglichkeiten

Der Bestätigung der großen Bedeutung der internen Partizipation neben der externen Parti-

zipation auf den Behandlungserfolg in der medizinischen Rehabilitation, hat dazu geführt,

dass in der zweiten Förderphase im Förderschwerpunkt „Chronische Krankheiten und Pati-

entenorientierung“ (Förderkennzeichen: 01GX1024) geförderte neue Projekt „Entwicklung

und Evaluation eines Konzeptes zur patientenorientierten Teamentwicklung in Rehabilitati-

onskliniken“ (Akronym PATENT) das Augenmerk verstärkt auf das Team gelegt wird. Dabei

wird insbesondere versucht die internen Bedingungen für ein patientenorientiertes Team

durch Teamentwicklung zu fördern. Weitere Projekte zu dem Themenschwerpunkt interne

und externe Partizipation bzw. zur Implementierung von partizipativer Entscheidungsfindung

im interprofessionellen Setting der Behandlung von chronisch Kranken sind derzeit in Pla-

nung.

Die im Bericht referierten zentralen Ergebnisse der Hauptstudie sowie darüber hinausge-

hende Erkenntnisse werden derzeit für Publikationen vorbereitet. Die konzeptionellen Über-

legungen – das Modell der integrierten Patientenorientierung – sowie die Ergebnisse der

Pilotstudie sind bereits deutschsprachig publiziert (Körner, 2009, Körner et al., 2011) und

englischsprachig noch im Begutachtungsprozess (z.B. Körner, Ehrhardt, Steger, in review).

Das Projekt wurde auf vielen nationalen und internationalen Konferenzen präsentiert und die

Hauptergebnisse werden in diesem Jahr auf Konferenzen im In-und Ausland vorgestellt.

Weitere statistische und strukturanalytische Auswertungen werden durchgeführt und die Er-

stellung eines Trainingsmanuals zu dem Trainingsprogramm ist ebenfalls in Bearbeitung und

soll im Laufe des Jahres fertiggestellt und verfügbar gemacht werden. Das Training ist eine

gute Basis für die Implementierung der partizipativen Entscheidungsfindung in Einrichtungen

der medizinischen Rehabilitation, weshalb eine Fortführung der Trainings in modifizierter

Form (z.B. über einen längeren Zeitraum, mit begleitendem Coaching, mit weiteren Modulen)

von großer Bedeutung für die nachhaltige Etablierung der partizipativen Versorgungsgestal-

tung sind.

77

7 Diskussion und Ausblick

Die Ergebnisse werden zunächst in Bezug zu den übergeordneten Fragestellungen des För-

derschwerpunkts sowie die gesundheitsökonomische Relevanz betreffend, in Kapitel 7.1

„Partizipative Versorgungsgestaltung“ diskutiert. Daran anschließend werden die Ergebnisse

der Studie inhaltlich in Bezug zu aktuellen nationalen und internationalen Studienergebnisse

erörtert (Kap. 7.2) und organisatorisch (Kap. 7.3) sowie methodisch kritisch betrachtet (Kap.

7.4). Zum Abschluss werden Relevanz und Nutzen für die Versorgungspraxis sowie Überle-

gungen zum Praxistransfer dargestellt (Kap. 7.5).

7.1 Partizipative Versorgungsgestaltung

Die Studie liefert einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau der partizipativen Versorgungsge-

staltung in medizinischen Rehabilitationskliniken, insbesondere auch dadurch, dass zum

ersten Mal auch die internen Bedingungen (interne Patientenorientierung) neben der Be-

handler-Patient-Interaktionen (externe Patientenorientierung) in die Betrachtung mit einbe-

zogen wurden. Das Modell der integrierten Patientenorientierung konstatiert, dass mehrere

Ebenen (1. Individuen: Patient und Behandler, 2: Team und 3: Organisation) für den Aufbau

der partizipativen Versorgungsgestaltung von Bedeutung sind. Bislang werden hauptsächlich

die Mikroebene (Individuen) untersucht, doch die Ergebnisse zeigen, dass die Teamebene

einen bedeutsamen Einfluss auf die Patientenzufriedenheit und die Behandlungsakzeptanz

haben.

Der zeitgleich entwickelte interprofessionelle PEF-Ansatz einer kanadischen Forschergruppe

betrachtet ebenfalls die verschiedenen Ebenen (Légaré et al., 2011). Hier wird der Einfluss

der Umweltfaktoren auf die Implementierung von partizipativer Entscheidungsfindung aufge-

zeigt. Als die wichtigsten Umweltfaktoren werden Gesundheitspolitik, Werte, Regeln, Kultur,

Ressourcen, sozialer Kontext und Gesundheitsorganisationen genannt. Es wird davon aus-

gegangen, dass die Umwelt die organisatorischen Bedingungen beeinflusst und diese wiede-

rum das Verhalten der interprofessionellen Teammitglieder des Behandlungsteams (Légaré

et al., 2011). Das kanadische Modell inkludiert die gesellschaftlichen Bedingungen und geht

somit über das von uns konzipierte hinaus. In unserem Modell nehmen neben der

individuumsbezogenen Ebene, die organisatorischen, im speziellen die teambezogenen As-

pekte eine wesentliche Rolle ein.

In der Definition der Patientenorientierung wird bereits darauf hingewiesen, dass die Struktu-

ren, Prozesse und Ergebnisse auf die Wünsche der Patienten ausgerichtet werden sollten,

78

dies impliziert weniger standardisierte mehr individualisierte Behandlungsabläufe, was wie-

derum bedeutet, dass Organisations-/Teamstrukturen und -prozesse dahingehend anzupas-

sen sind. Der Paradigmenwechsel von der disziplinorientierten zur patientenorientierten Be-

handlung, fordert auch ein Perspektivenwechsel bezüglich der Weiterbildungsangebote. In-

terprofessionelle Angebote zur Vorbereitung der Implementierung neuer Methoden, wie z.B.

der partizipativen Entscheidungsfindung und auch die Schulung der Teams, sollten sich an

das gesamte Team richten und als interprofessionelles Training stattfinden (D´Amour,

Ferrada-Videlam, San Martin Rodriguez & Beaulieu, 2005; Lown, Kryworuchko, Bieber, Lillie,

Kelly, Berger & Loh, 2011). Ein interprofessioneller Trainingsansatz kann helfen die ver-

schiedenen Berufsgruppen mit den bestehenden Subkulturen zu einem Team zusammen zu

führen (Pecukonis, Doyle & Bliss, 2008; Zacher, Felfe & Glander, 2008).

Der im Projekt entwickelte indikationsübergreifende, interprofessionelle Train-the-Trainer

Ansatz, um partizipative Entscheidungsfindung im Versorgungsalltag der medizinischen Re-

habilitation zu implementieren, kann neue Lernstrukturen (Führungskräfte und/oder ausge-

bildete Schlüsselpersonen schulen ihre Teams) und eine neue Lernkultur (gemeinsam, in-

terprofessionell statt berufsgruppenbezogene Weiterbildung) schaffen. Studien belegen den

Erfolg von interprofessionellen Implementierungsstrategien. Diese interprofessionellen An-

sätze beinhalten neben der Wissensvermittlung zu PEF und dem Erlernen der Fertigkeiten

zur Anwendung von PEF sowie der Vorbereitung der Implementierung von PEF in den Ar-

beitsalltag, vor allem auch die gegenseitige Wertschätzung, das Verständnis für die anderen

Berufsgruppen/Rollen im interprofessionellen Team (Col, Bozzuto, Kirkegaard, Koelewijn-

van Loon, Majeed, Jen Ng & Pacheco-Huergo, 2011). Die Konfliktbewältigung (mit Patienten,

Kollegen und Vorgesetzten) sowie die Organisation von Teambesprechungen gehören zu

den wichtigsten interprofessionellen Kommunikationsfertigkeiten (Col et al., 2011). Die be-

fragten Führungskräfte bestätigten dies, indem sie hier den höchsten Schulungsbedarf an-

gaben.

Für Trainings stehen in Teams meist wenig Zeit und Ressourcen zur Verfügung. Multiplikato-

renkonzepte verbinden Arbeit und Lernen, verbessern hierdurch den Transfer des Gelernten

in die Praxis und versprechen ein hohes Maß an Effektivität und Effizienz (Zacher et al.,

2008).

Defizite in der internen Partizipation (Führung, Kommunikation und Mitarbeitermotivation)

gehen einher mit schlechteren betriebswirtschaftlichen Ergebnissen (z.B. höheren Kosten)

und negativeren Behandlungsergebnisse (Kockert, 2011; Valentine et al., 2011). Des weite-

ren wirken sich Merkmale der internen Partizipation auch auf den Teamerfolg, wie zum Bei-

spiel die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die Fluktuation und den Krankenstand aus (Körner,

2006; Xyrichs & Ream, 2007).

79

7.2 Inhaltliche Diskussion

Die Diskussion der Ergebnisse in Bezug auf den nationalen und internationalen Forschungs-

stand wird für die Zielsetzungen des Projektes getrennt vorgenommen, Kapitel 7.2.1 beurteilt

die Entwicklung des Trainingsprogramms, Kapitel 7.2.2 die Wirksamkeit des Trainingsprog-

ramms und Kapitel 7.2.3 die postulierten Zusammenhänge zwischen den untersuchten Krite-

rien.

7.2.1 Entwicklungsprozess des Trainingsansatzes

Ziel der Pilotstudie war die Entwicklung eines Trainingsprogramms zur Implementierung der

partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation. Ausgehend von den

Modellen der partizipativen Entscheidungsfindung wurde zunächst ein interprofessioneller

Ansatz entwickelt, welcher sich von den bisherigen PEF-Ansätzen dahingehend unterschei-

det, dass die interne Partizipation (Teaminteraktion) neben der externen Partizipation (PEF)

mitberücksichtigt wird. Der Fokus der Partizipation vernachlässigt andere wichtige Bereiche,

die in dem übergeordneten Modell der integrierten Patientenorientierung (Körner, 2009)

ebenfalls von Bedeutung sind. Es ist jedoch ein erster Versuch Patientenorientierung zu ope-

rationalisieren und dabei mehr als die Ebene der Behandler-Patient-Interaktion (Mikroebene)

zu beachten.

In der Pilotstudie wurden die Wünsche und Präferenzen der Patienten erfasst. Trotz metho-

discher Limitationen (geringe Größe und Selektivität der Stichprobe) sind die Ergebnisse der

Patientenbefragungen in den Fokusgruppen konform mit denen anderer empirischer Studien

z.B. Dierks und Seidel (2005) und Langewitz, Conen, Nübling und Weber (2002). Auch in der

Rehabilitation finden sich wie im Akutbereich eine Diskrepanz zwischen erlebter und ge-

wünschter Partizipation und ein Defizit in der persönlichen Ansprache des Patienten. Dass

die geäußerten Bedürfnisse und Präferenzen über die verschiedenen Indikationsbereiche

hinweg recht homogen sind, unterstützt die Konzeption eines indikationsübergreifenden

Trainingsprogramms zur partizipativen Entscheidungsfindung für die medizinische Rehabili-

tation.

Die Präferenzen und Wünsche der Patienten sowie der Schulungsbedarf von Seiten der Be-

handler (Expertenbefragung) werden in Abb. 15 zusammengefasst wiedergegeben. Dabei

sind für die individuellen Interaktionen (Behandler-Patient, aber auch Behandler-Behandler-

80

Interaktion) Zeit, Wertschätzung, Beteiligung an Entscheidungen (PEF), Individualität und

Vertrauen sehr wichtig. Der Wunsch nach mehr Wertschätzung, Partizipation und Vertrauen

zeigen auch andere empirische Studienergebnissen (Bieber et al., 2007; Dierks & Seidel,

2005; Langewitz, et al., 2002; Kraetschmer, Sharpe, Urowitz & Deber, 2004; van Oorschot,

Leppert & Schweitzer, 2007). Ebenso hängt die Zusammenarbeit im Team von diesen Fakto-

ren ab (Xyrichs & Ream, 2008; Zacher et al., 2008). Vertrauen und Wertschätzung zwischen

den Behandlern sind insbesondere für den Zusammenhalt im Team bedeutsam (Zacher et

al., 2008). Montori, Gafni und Charles (2006) erwähnen in ihrem Modell der partizipativen

Behandlungsentscheidung bei chronischen Erkrankungen die Partnerschaft zwischen den

Behandlern (Arzt, Pflege, Diätassistenten, etc.) und den Patienten (sowie deren Familien).

Eine Elaboration der Zusammenarbeit der verschiedenen Behandlern bleibt jedoch aus.

Für die Ausprägung der internen Partizipation auf der Ebene des Teams und der Organisa-

tion sind die Kommunikations- und Kooperationsstrukturen und –prozesse, die Führung, die

Beteiligung an Entscheidungen sowie das Konfliktmanagement wichtige Merkmale, die sich

im von den Experten angeführten Schulungsbedarf offenbaren. Teammodelle postulieren

diese Aspekte als die wesentlichen Prozessmerkmale. Baldwin, Royer und Edinberg (2006)

beschreiben nahezu identisch mit unseren Ergebnissen als die internen Dimensionen: Ziel-

setzung, Rollenverhandlung, Führung, Entscheidungsfindung und Konfliktmanagement.

Xyrichs und Reams (2008) benennen die Kooperation und die partizipative Entscheidungs-

findung als Voraussetzungen für eine gute interne Partizipation.

81

Abb. 15 Die verschiedenen Ebenen und Dimensionen der Partizipation

Das in der Studie entwickelte Modell (s. Abb. 15) berücksichtigt die interne und externe Par-

tizipation gleichermaßen und wird damit dem interprofessionellen Kontext der medizinischen

Rehabilitation gerecht.

7.2.2 Wirksamkeit des Trainingsprogramms

Ziel der Hauptstudie war die Evaluation des Trainingsprogramms. Zuerst wurden die Multipli-

katoren mittels eines Evaluationsbogens zur Qualität des Trainings befragt (s. Kap. 6.4.1).

Insgesamt ergaben sich hier sehr positive Ergebnisse für beide Module, wobei die Ergeb-

nisse etwas unter den von Bieber et al. (2009) publizierten lagen. Ein Grund hierfür ist si-

cherlich die größere Homogenität der Trainingsgruppen von Bieber et al. (2009). Sie schul-

ten Ärzte, während wir alle Behandler des Rehabilitationsteams in unseren Trainings ein-

schlossen.

Individuum

Team  

Organi‐

sation 

Externe Partizipation

(Behandler-Patient-

Interaktion)

Zeit

Respekt

Partizipative Entscheidungs-findung

IndividualitätVertrauen

Kommunikation und Kooperation

Führung

Partizipative Entscheidungs-findung

Konfliktmanagement

Interne Partizipation

(Team, Organisation)

82

Die Effektivität des Trainings konnte auf Seiten der Behandler nachgewiesen werden, hier

zeigte sich für die Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung eine signifikante Ver-

besserung in den Kliniken, in welchen das Train-the-Trainer-Programm implementiert wurde.

Keine deutliche Verbessrung zeigte sich allerdings in der Wahrnehmung der Patienten be-

züglich der Partizipation bei Entscheidungen. Hier ist lediglich ein kleiner Trend feststellbar.

„Fit für PEF“ ist bislang das einzige interprofessionelle PEF-Trainingsprogramm. Bisherige

PEF-Trainings sind ausschließlich für Ärzte konzipiert. Auch Trainings zur patientenorien-

tierten Kommunikation sind in den meisten Fällen für Ärzte. Lewin, Skea, Entwistle, Zwa-

renstein und Dick (2009) zeigten in einem Cochrane Review, dass lediglich zwei von 14 Trai-

nings zur patientenorientierten Kommunikation bei Ärzten und Pflegekräften durchgeführt

wurden. Andere Berufsgruppen bleiben bislang unberücksichtigt, so dass in dem Review zu

der Schlussfolgerung gekommen wurde, dass weitere Forschung in dem Bereich benötigt

wird, um zu sehen, ob die Trainingsansätze auf andere Berufsgruppen übertragbar sind. Hier

knüpfte die vorliegende Studie an und adaptierte das ursprünglich für Ärzte in medizinischen

Entscheidungssituationen entwickelte Trainingsprogramm für den interprofessionellen Kon-

text. Die Ergebnisse zeigen, dass die anderen Berufsgruppen (z.T. sogar mehr als die Ärzte

selbst) von dem Trainingsprogramm profitierten, so dass geschlussfolgert werden kann, dass

PEF-Trainings sinnvollerweise auch für andere Berufsgruppen bzw. für ganze Teams ange-

boten werden sollten. Trainingsprogramme für nichtärztliche Behandler zeigen positive Ef-

fekte auf das Kommunikationsverhalten der Behandler und die Zufriedenheit der Patienten

(Parry, 2008). Das Trainingsprogramm von Arranz et al. (2004) beispielsweise, welches ins-

besondere für Pflegekräfte entwickelt wurde, konzentrierte sich vor allem auf Beratung und

effektive Kommunikationstechniken in schwierigen Situationen und reduzierte die von den

Pflegekräften wahrgenommenen Interaktionsschwierigkeiten, so dass davon ausgegangen

werden kann, dass sich die Interaktion mit den Patienten verbessert.

Um die Nachhaltigkeit von Trainings zu sichern, sollten langfristige, organisatorische Imple-

mentierungsstrategien, welche interne Barrieren der Umsetzung mitberücksichtigen verwen-

det werden (Farin, 2010). Mit dem Train-the-Trainer-Ansatz wurde die Unterstützung der

Führungskräfte sichergestellt und damit organisatorische Barrieren, die auf das nicht vertre-

ten des Ansatzes, bzw. das nicht einräumen von Zeit für das Erlernen von PEF zu vermei-

den. Eine weitere Barrieren für interprofessionelle Trainings sind die unterschiedlichen Kultu-

ren der Berufsgruppen und das daraus resultierende Behandlungsverständnis (Pecukonis et

al., 2008), weshalb alle Berufsgruppen von Beginn an in die Trainings einbezogen wurden.

Damit wurde zum ersten Mal ein interprofessionelles Multiplikatoren Training (Train-the-Trai-

ner) mit Vorgesetzten in Rehabilitationskliniken durchgeführt und evaluiert. Die Teilnehmer

bewerteten das Training sehr positiv. Über die Patientenbefragung konnte jedoch kein be-

83

deutsamer Effekt des Trainings abgebildet werden. Dies kann einerseits auf die geringe Do-

sis des Trainings zurückzuführen sein. Lediglich zwei mal vier Stunden wurden die Multipli-

katoren/Trainer vorbereitet, welche dann wiederum ihr Team in ca. 1-2 Stunden schulten.

Insgesamt scheint es ein intensiveres Training oder ein entsprechendes Coaching der Multi-

plikatoren im weiteren Trainingsprozess zu erfordern. Eine kombinierte Intervention, welche

den Patienten Informationsmaterial, Entscheidungshilfen und/oder eine Patientenschulung

zukommen lässt, würde die Intervention voraussichtlich auch auf Seiten der Patienten wirk-

sam einstufen lassen. Aus vorhergegangenen Studien mit Ärzten im medizinischen Setting

ist bekannt, dass sich insbesondere kombinierte Interventionen als wirksam erwiesen (Bieber

et al., 2006, Bieber, Müller, Blumenstiel, Hochlehnert, Wilke, Hartmann & Eich, 2008; Sulli-

van, Gaster, Russo, Bowlby, Rocco, Sinex, Livovich, Jast & Robert, 2010).

Weitere Studien sollten auch die interne Ebene – das Team, die Organisation– für die Im-

plementierung stärker nutzen (Farin, 2010; Légaré et al., 2011; Körner, 2009). Im vorliegen-

den Ansatzwurde die Teamebene über die interne Partizipation berücksichtigt. Sie konnte

ebenfalls verbessert werden, jedoch in beiden Gruppen (IG und KG). Dies kann damit erklärt

werden, dass Mitarbeiterbefragungen eine Intervention darstellen (Liebig & Bungard, 2006).

Interessanterweise bewerten die Patienten die interne Partizipation besser als die Mitarbeiter

selbst, d.h. die Patienten nehmen nicht alles wahr, was im Behandlungsteam an Verbesse-

rungspotentialen steckt. Der Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der internen Par-

tizipation der Patienten auf die Behandlungsakzeptanz und die Patientenzufriedenheit be-

deutet jedoch, dass das Team ein relevanter Erfolgsfaktor für den Rehabilitationserfolg dar-

stellt, welche verstärkt untersucht werden sollte.

7.2.3 Einfluss der Partizipation auf Ergebniskriterien

Aufgrund bisheriger Forschungsergebnisse wurde davon ausgegangen, dass durch das

Trainingsprogramm, die Partizipation der Patienten an Behandlungsentscheidungen verbes-

sert werden kann (Edwards, Elwyn, Hood, Robling, Atwell, Robling, Houston, Kinnersley &

Russell, 2004; Farin, 2010) und damit die Diskrepanz zwischen erlebter und gewünschter

Partizipation verkleinert werden kann, was in Folge zu einem verbesserten Umgang mit der

Erkrankung, mehr Zufriedenheit und besseren Behandlungsergebnissen führen kann (Faller,

2003; Farin, 2010, Scheibler, Janssen & Pfaff, 2003).

Die externe Partizipation (partizipative Entscheidungsfindung) konnte wie in vielen Studien

(Scheibler, et al., 2005) als Prädiktor für den Behandlungserfolg gemessen und an der Pati-

entenzufriedenheit und Behandlungsakzeptanz, bestätigt werden. Eine größere Vorhersage-

kraft zeigte jedoch die Zufriedenheit mit der Entscheidung. Dies deutet darauf hin, dass eine

84

Patientenorientierung erfordert zunächst die Entscheidungspräferenzen zu erörtern bevor

partizipativ vorgegangen wird. Denn es gibt auch die Patienten (insbesondere auch in Ab-

hängigkeit vom Gesundheitszustand und Behandlungsstadium), welche die Entscheidung

delegieren möchten. Die Erfassung der Kommunikationspräferenzen ist daher von hoher

Relevanz (Farin, 2010).

Die Bewertung der internen Partizipation (Kommunikation, Koordination, Klima, Respekt)

offenbart sich als der bedeutendste Prädiktor. Auch für die Compliance der Patienten spielt

das Team eine bedeutende Rolle. Diese Ergebnisse unterstreichen die Relevanz des

Teams. Hierzu gibt es bislang keine vergleichbaren Forschungsergebnisse. Deshalb sind

hier weitere Untersuchungen anzusetzen.

Die interne und externe Partizipation zeigen sich als „eher“ unabhängig voneinander (kleine

Korrelationen zwischen den Konstrukten), so dass separate Interventionen empfehlenswert

sind. Während für die Förderung der externen Partizipation sowohl bei Patienten- als auch

Mitarbeitertrainings ggf. kombiniert mit Entscheidungshilfen in Frage kommen, sind für die

interne Partizipation Mitarbeiter-, Führungskräftetrainings, Coaching und Teamentwick-

lungsinterventionen zu etablieren. In diesem Bereich wurde bislang wenig investiert, doch

das Wissen, dass sowohl die Zufriedenheit als auch die Gesundheit der Mitarbeiter, sowie

Fehltage und Fluktuation und damit auch betriebswirtschaftliche Kennzahlen beeinflusst

werden können (z.B. Körner, 2006; Kockert, 2011) unterstreicht die Bedeutung in diesem

Bereich weitere Ansätze zu entwickeln.

7.3 Diskussion organisatorischer Aspekte

Der Zeitrahmen der Schulung war sehr knapp bemessen. Die Trainings der Multiplikatoren

fanden an zwei Halbtagen statt (insgesamt acht Stunden). Die Mitarbeiter erhielten ein bis

zwei stündigem Training zur partizipativen Entscheidungsfindung. Nicht alle Multiplikatoren

waren an beiden Terminen oder die volle Zeit eines Trainingsmoduls anwesend. Ein länge-

res bzw. intensiveres Training war jedoch sowohl für die Multiplikatoren als auch der Be-

handler aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens in den Kliniken und der limitierten zeitlichen

Freistellung für das Training nicht möglich. Aus zeitlichen Gründen konnten die Projektmit-

arbeiterinnen die Behandler in Führungspositionen (Multiplikatoren) nicht bei ihren Trainings

in den Kliniken unterstützen oder begleiten. Hier wird eine engere Zusammenarbeit zwischen

den Kliniken und Projektmitarbeitern (z.B. durch ein Coaching über einen gewissen Zeit-

raum)für sinnvoll erachtet. Dies war in der Studienplanung nicht vorgesehen und damit we-

gen fehlenden Ressourcen nicht umsetzbar.

85

In einer Klinik der Interventionsgruppe, war aufgrund von wirtschaftlicher Unsicherheit (inzwi-

schen Insolvenz) und damit verbundener Kurzarbeit eine extrem hohe Mitarbeiterfluktuation

zu verzeichnen. Hinzu kam, dass die Klinik auch zum dritten Erhebungszeitpunkt keine Pati-

entenbefragung mehr durchführte, so dass diese Klinik trotz dem durchgeführten Training in

der Klinik aus der Ergebnisanalyse ausgeschlossen wurde. In einzelnen Kliniken war das

Training der Multiplikatoren aufgrund von mangelnder Freistellung der Mitarbeiter, zu hoher

Arbeitsbelastung und Streiks erschwert.

Um die partizipative Entscheidungsfindung flächendeckend in den Kliniken einzusetzen

wurde ein Multiplikatorenansatz gewählt. Die Behandler in Führungspositionen wurden ge-

schult, um ihre Mitarbeiter intern zu schulen. Das Lehren von selbst erlernten Aspekten ist

die beste Lernmethode und stellt sicher, dass die Führungskräfte hinter der Einführung der

Methode stehen (Covey, 2004). Laut Auskunft der Studienverantwortlichen in den Kliniken

haben die Multiplikatoren in jeder Klinik Trainings durchgeführt. Die Daten der Mitarbeiterbe-

fragung weisen allerdings darauf hin, dass nicht alle Behandler in den Kliniken eine Schulung

erhalten hat. Der Multiplikatorenansatz des Trainings wurde von den Führungskräften be-

fürwortet. Sie bewerteten auch Ihre Kompetenzen nach dem Training sehr gut. Art, Umfang

als auch Qualität der Schulungen, welche die Multiplikatoren in den Kliniken anboten haben,

können im Nachhinein nicht ausreichend abgebildet werden.

7.4 Methodische Diskussion

Die Rekrutierung der Patienten und Experten (Behandler in Führungspositionen) für die Er-

hebungen in der Pilotstudie übernahmen die Studienverantwortlichen in den Kliniken vor Ort.

Insgesamt wurde lediglich eine sehr kleine und selektive Stichprobe befragt, was die

Generalisierbarkeit der Ergebnisse einschränkt. Zudem zeigten die Ergebnisse der Exper-

tenbefragung zu den potentiellen Schulungsinhalte Deckeneffekte und vermutlich auch Ef-

fekte der sozialen Erwünschtheit. Alle abgefragten Schulungsthemen erhielten eine Wichtig-

keitseinschätzung zwischen fünf und sechs auf einer Skala von eins (überhaupt nicht wich-

tig) bis sechs (sehr wichtig). Auch die Einschätzungen der eigenen Kompetenzen bezüglich

der Schulungsthemen waren im mittleren bis hohen Bereich.

Die Studie hat mit dem kontrollierten cluster-randomisierten Studiendesign einen hohen me-

thodischen Anspruch. Aufgrund des Studienabbruchs von fünf der 17 Kliniken und dem Aus-

schluss einer weiteren Klinik, ergab sich im Nachhinein eine ungleiche Verteilung der Klini-

ken in beiden Gruppen; So war nur noch eine psychosomatische Klinik in der Interventions-

86

und zwei in der Kontrollgruppe. Der Grund des Ausschlusses lag daran, dass manche Klini-

ken z.B. nur an der Patienten- und nicht an der Mitarbeiterbefragung teilgenommen hatten.

Es kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere motivierte und für Veränderungen

offene Kliniken sich an der Studie beteiligten, denn die Teilnahme war freiwillig. Dies und die

durchschnittlichen Rücklaufquoten führen zu selektiven Stichproben. In der Studie handelt es

sich um drei unterschiedliche Patientenkohorten, welche zu dem jeweiligen Zeitpunkt in den

Kliniken rekrutiert wurden. Die Stichproben sind daher nicht vollständig miteinander ver-

gleichbar, wie die Stichprobenbeschreibung in Kapitel 6.4.2 zeigt. Auch bei der Mitarbeiter-

befragung kann keine eindeutige Zuordnung der Fragebogen von t1 und t2 zu einem Mitar-

beiter (im Sinne einer Längsschnitterhebung) erfolgen, da die Befragung anonym erfolgte,

d.h. es können sich aus den unterschiedlichen Kollektiven Ergebnisverzerrungen ergeben,

welche nicht vollständig kontrolliert werden können. Die Patienten unterschieden sich vor

allem bezüglich des Alters und der Erwerbstätigkeit zwischen den drei Datenkollektiven. Die

Repräsentativität und Generalisierbarkeit der Ergebnisse ist somit eingeschränkt. Auf einen

Vergleich der soziodemographischen Daten hinsichtlich Ihrer Repräsentativität wurde ver-

zichtet, da der Kostenträger nicht mit erfasst wurden und ein Vergleich mit den Daten der

Deutschen Rentenversicherung (Statistik der Deutschen Rentenversicherung, 2010, Band

179) damit als nicht sinnvoll betrachtet wurde. Dies lag daran, dass ein nicht zuordenbarer

Teil der Rehabilitationsmaßnahmen von der Kranken- oder Unfallversicherung getragen

wurde.

Deutliche Unterschiede konnten bereits in der Anzahl der Befragten in den Kliniken der Inter-

ventions- und Kontrollgruppe hinsichtlich der Stichproben der Behandler gefunden werden.

In der Kontrollgruppe wurden zum zweiten Erhebungszeitpunkt doppelt so viele Behandler

befragt als in der Interventionsgruppe. Desweiteren unterschieden sich die Behandler der

Interventions- und Kontrollgruppe auch bezüglich der wesentlichen soziodemographischen

Merkmale (s. Kap. 6.4.2.2 ).

Die gesonderte Betrachtung der Berufsgruppen hat zum Problem, dass die Stichproben sehr

klein sind, weshalb auch der deutliche Effekt des Trainings bei den Pflegekräften nicht signi-

fikant wird. In der Interventionsgruppe sind zum Zeitpunkt vor dem Training 20 und nach dem

Training 10 Pflegekräfte in der Stichprobe. Die Ärzte haben die höchsten Werte bei der ex-

ternen Partizipation. Diese Deckeneffekte sind auch aus anderen Studien mit dem PEF-FB-9

bekannt (Scholl, Kriston, Dirmaier & Härter, 2011).

Aufgrund fehlender Erhebungsinstrumente wurden viele Fragebogen selbst konzipiert

(Teamskala, Compliance, Behandlungsakzeptanz) oder modifiziert (PEF, MU-PEF) und be-

züglich ihrer Gütekriterien überprüft, eine umfassende psychometrische Überprüfung der

Instrumente steht jedoch noch aus.

87

Bisherige PEF-Studien messen die Partizipation bei medizinischen Entscheidungen in einer

bestimmten Arzt-Patient-Konsultation (z.B. Bieber, Nicolai, Hartmann, Blumenstil, Ringel,

Schneider, Härter, Eich & Loh, 2009), während der Fragebogen in der vorliegenden Studie

generalisiert wurde und die Partizipation der Behandler (also verschiedener Berufsgruppen)

im Allgemeinen für Behandlungsentscheidungen im Rahmen des Rehabilitationsaufenthaltes

abfragte.

Der MU-PEF wurde aus dem modifizierten PEF-FB-9 entwickelt. Dabei wurden die Items des

modifizierten PEF-FB-9 übernommen und umformuliert, so dass Sie auch Sicht der Be-

handler zu beantworten sind. Parallel zu dieser Entwicklung wurde von Scholl, Kriston,

Dirmaier, Buchholz und Härter (2010) der PEF-FB-Doc entwickelt. Auch dieser ist wie die

Originalversion des PEF-FB-9 für eine spezifische Behandlungssituation konzipiert, während

der MU-PEF generell nach der Beteiligung der Patienten an Entscheidungen fragt (beurteilt

aus Sicht der Behandler). Die Reliabilität des Fragebogens ist mit Cronbach´s α von .921

sehr gut und höher als die bislang ermittelte für den PEF-FB-Doc (.872, n = 27) (Scholl et al.,

2010).

Der Gesundheitszustand (IRES-24) wurde als ein wesentlicher Prädiktor für die interne und

externe Partizipation sowie die Behandlungsakzeptanz und Patientenzufriedenheit berück-

sichtigt. Um den Behandlungserfolg abzubilden hätte der IRES-24 zu zwei Zeitpunkten (zu

Beginn und am Ende der Behandlung) eingesetzt werden müssen. Aufgrund der einmaligen

Befragung der Patienten ist mit dem Instrument somit lediglich eine Status-quo Aufnahme

des Gesundheitszustandes jedoch keine Veränderung im Sinne der Erfolgsmessung mög-

lich.

Die Teamskala erfasst mit den sechs Items vor allem die Kommunikation, Kooperation, Ko-

ordination und das Klima im Team. Es gibt bislang keine spezifisch entwickelten Fragebogen

zur Messung der internen Partizipation bzw. Teamarbeit in medizinischen Einrichtungen, so

dass mit dieser Konzeption ein erstes Kurzscreening mit sechs Items verfügbar ist, welches

sowohl in Mitarbeiter als auch Patientenbefragungen eingesetzt werden kann.

Nicht immer waren die Voraussetzungen für die parametrischen Verfahren vollständig erfüllt,

z.B. Normalverteilung, Gleichheit der Varianzen, Gleichheit der Zellenbesetzung, sodass

gegebenenfalls auch auf die nichtparametrischen Verfahren ausgewichen wurde. In den

meisten Fällen wurden jedoch trotz allem die parametrischen Verfahren verwendet, da die

Unterschiede nicht bedeutsam waren.

88

7.5 Ausblick

In Deutschland ist das Trainingsprogramm „Fit für PEF“ die erste interprofessionelle Inter-

vention zur Implementierung von partizipativer Entscheidungsfindung in Teams mit unter-

schiedlichen Gesundheitsfachberufen. Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen zur partizipati-

ven Entscheidungsfindung stehen dabei im Vordergrund des Curriculums. Als Barrieren

zeigte sich, wie auch bereits bei Harrison, Masya, Buttow, Solomon, Young, Salkeld und

Whelan (2009) sowie Légaré, Ratte, Gravel und Graham (2008) genannt, v.a. die Zeit. Effizi-

ente Versorgungsgestaltung führt zu einer zunehmenden Arbeitsverdichtung und einer Re-

duktion von frei verfügbarer Arbeitszeit. Die Empfehlungen zur Konzeption von interprofessi-

onellen Interventionen wurden bei der Konzeption eingehalten (Col et al., 2011). Das Train-

the-Trainerprogramm wird derzeit manualisiert und ist dann für die Behandler in der Versor-

gungspraxis einsetzbar.

Eine patientenorientierte Behandlung mit partizipativer Entscheidungsfindung bei chroni-

schen Erkrankungen erfordert eine Kooperation zwischen den verschiedenen Gesundheits-

berufen und den Patienten (Lown et al., 2011, Montori et al., 2006). Das Team ist neben der

Patientenorientierung ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Rehabilitationserfolg (Kockert,

2011; Körner, 2006). Die Studie zeigt, dass die Patientenzufriedenheit mehr von der Bewer-

tung des Teams beeinflusst wird als von der Partizipation am Entscheidungsprozess. Dies

unterstreicht die Bedeutung die internen Bedingungen bzw. Organisationsmerkmale, wie die

interne Partizipation im Team für den Aufbau der partizipativen Versorgungsgestaltung in

Forschung und Praxis stärker als bislang zu berücksichtigen. Aus diesem Grund sollten

weitere Anstrengungen erfolgen die Bedeutung des Teams für eine partizipative Versor-

gungsgestaltung zu erforschen und die Teams in den Rehabilitationskliniken diesbezüglich

zu optimieren. Daher werden in einem neuen Forschungsprojekt in der zweiten Förderperi-

ode des Förderschwerpunktes Patientenorientierung und chronische Erkrankungen (Körner,

Stößel & Bengel, 2010) Erfolgsfaktoren des Teams für eine partizipative Versorgungsge-

staltung ermittelt und durch eine Teamentwicklung in die Kliniken transferiert.

89

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96

97

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Modell der integrierten Patientenorientierung

(in Anlehnung an Bruhn, 2002; Körner, 2009) ........................................................................ 12 

Abb. 2 Der Ablauf des Projektes ............................................................................................ 26 

Abb. 3 Partizipative Entscheidungsfindung Schritt für Schritt ................................................ 39 

Abb. 4 Entwicklung des Trainingsprogramms (entnommen aus:

Körner, Steger, Erhardt , 2011) .............................................................................................. 40

Abb. 5 Multiplikatorenkonzept (entnommen aus dem Trainingsprogramm

„Fit für PEF“, Modul 2, Ehrhardt, Steger & Körner, 2010) ...................................................... 41

Abb. 6 Stichprobe der trainierten Führungskräfte (Multiplikatoren) in den sechs Kliniken ..... 54 

Abb. 7 Bewertung der Multiplikatoren im Anschluss an das Training .................................... 54 

Abb. 8 Korrekte Antworten der Multiple-Choice-Fragen zu Modul 1 ...................................... 55 

Abb. 9 Prä-Post-Vergleich der externen Partizipation (MU-PEF) für die IG und KG .............. 68 

Abb. 10 Prä-Post-Vergleich der internen Partizipation (Teamskala) für die IG und KG ......... 68 

Abb. 11 Prä-post-Vergleich der verschiedenen Berufsgruppen für die externe

Partizipation (MU-PEF) getrennt für die Interventions- und Kontrollgruppe ........................... 69

Abb. 12 Prä-post-Vergleich der verschiedenen Berufsgruppen für die interne

Partizipation (Teamskala) getrennt für die Interventions- und Kontrollgruppe ....................... 70

Abb. 13 Modifiziertes Strukturgleichungsmodell (vollständige Darstellung) ........................... 74 

Abb. 14 Vereinfachte Darstellung desmodifizierten Strukturgleichungsmodell ...................... 74 

Abb. 15 Die verschiedenen Ebenen und Dimensionen der Partizipation ............................... 81 

98

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Vergleich des PEF-Modells mit dem interprofessionellen PEF-Modells ..................... 18 

Tab. 2 Wichtigkeit und Selbsteinschätzung der Kompetenzen für die 30 abgefragten

potentiellen Schulungsthemen (Expertenbefragung; N = 31) ................................................. 34 

Tab. 3 Operationalisierung der Konstrukte ............................................................................. 44 

Tab. 4 Teamskala zur Messung der internen Partizipation .................................................... 47 

Tab. 5 Items zur Erfassung der Behandlungsakzeptanz ........................................................ 48 

Tab. 6 Items zur Erfassung der Compliance .......................................................................... 50 

Tab. 7 Datenniveau, Codierung und Referenzkategorie der Prädiktoren in der

Patientenbefragung ................................................................................................................ 52 

Tab. 8 Häufigkeiten (in Prozent) der positiven Bewertungen (eine Bewertung mit 4, 5, 6 auf

einer Skala von 1 - 6) des Multiplikatorenkonzeptes im Evaluationsbogen für Modul 2 ....... 56 

Tab. 9 Stichproben zu den verschiedenen Erhebungszeitpunkten ........................................ 57 

Tab. 10 Stichprobenbeschreibung der Interventionsgruppe der Patienten zu t1, t2

und t3 (Häufigkeiten und gültige Prozente) ............................................................................ 59 

Tab. 11 Stichprobenbeschreibung der Kontrollgruppe der Patienten zu t1, t2

und t3 (Häufigkeiten und gültige Prozente) ............................................................................ 60 

Tab. 12 Krankheitserfahrung für die IG und KG zu t1,t2 und t3 ............................................. 61 

Tab. 13 Vergleich der Aufteilung der Indikationsbereiche ...................................................... 62 

Tab. 14 Häufigkeiten von Berufsgruppenbfür Interventions- und

Kontrollgruppe zu t1 und t2 .................................................................................................... 64 

Tab. 15 Mitarbeiterbefragung Geschlecht, Alter Arbeitspensum, Anstellungszeitraum ......... 65 

Tab. 16 Der Vergleich der Patientenbewertung der internen und externen Partizipation

zu t1,t2 und t3 (0=keine Partizipation, 100=maximale Partizipation) ..................................... 66 

Tab. 17 Der Vergleich der Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung für die interne und

externe Partizipation zu t1 und t2 (0=keine Partizipation, 100=maximale Partizipation) ........ 67 

Tab. 18 Prädiktoren der Behandlungsakzeptanz .................................................................. 72 

Tab. 19 Prädiktoren der Patientenzufriedenheit ..................................................................... 72 

Tab. 20 Übersicht über die Maße der globalen Modellpassung

für alle Strukturgleichungsmodelle (n = 402) .......................................................................... 75

99

Anhang

 

 

   

100

101

I Zusätzliche Tabellen

Tab. A Klinikspezifische Stichproben für Behandler und Patienten

Interventionsgruppe Kontrollgruppe

Behandler Patienten Behandler Patienten

Indikationsbereich ID nt1 nt2 nt1 nt2 nt3 ID nt1 nt2 nt1 nt2 nt3

Somatische Rehabilitation

1 17 25 44 35 26 2 15 22 52 50 59

10 16 7 15 17 28 5 27 26 36 53 66

12 26 8 38 50 45 8 8 3 37 39 38

15 14 7 20 45 50 13 37 34 40 49 38

Gesamt somatische Rehabilitation

73 47 117 147 149 87 85 165 191 202

Psychosomatische Rehabilitation

11 9 12 41 52 19 3 12 10 21 20 39

17 15 13 58 53 52

Gesamt psychosomatische Rehabilitation

9 12 41 52 19 27 23 79 73 91

Tab. B Dreifaktorielle Varianzanalyse (Uni-ANOVA) für die partizipative

Entscheidungsfindung aus Behandlersicht (MU-PEF-Score) – Deskriptive Statistik

Deskriptive Statistiken

Abhängige Variable: MU-PEF_score

Gruppen-zugehörig-keit

Zeit BG_zsf M SD N

IG

1

Ärztlicher Bereich 76.7150 17.05434 23

Pflege 43.0000 21.82421 20

Therapie (psychosozial) 68.8889 13.22709 22

Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure

61.5686 22.61820 17

Sonstige Fachberufe 68.5714 10.84333 7

Gesamt 63.6704 21.66758 89

2 Ärztlicher Bereich 80.8889 14.14962 15

Pflege 71.3580 20.41073 9

102

Therapie (psychosozial) 69.1503 21.18237 17

Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure

66.6667 14.43970 10

Sonstige Fachberufe 73.6508 6.96004 7

Gesamt 72.6437 17.31466 58

KG

1

Ärztlicher Bereich 81.9259 8.88360 15

Pflege 60.7407 17.85038 15

Therapie (psychosozial) 71.1806 16.05927 32

Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure

68.1818 19.07177 22

Sonstige Fachberufe 56.8421 31.28975 19

Gesamt 67.9396 21.05336 103

2

Ärztlicher Bereich 71.1111 25.72408 16

Pflege 63.1111 20.22449 15

Therapie (psychosozial) 74.7126 14.47998 29

Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure

64.1270 23.08383 28

Sonstige Fachberufe 62.3280 27.96361 21

Gesamt 67,4822 22.45080 109

103

Tab. C Dreifaktorielle Varianzanalyse (Uni-ANOVA) für die partizipative

Entscheidungsfindung aus Behandlersicht (MU-PEF-Score) – Tests der

Zwischensubjekteffekte

Tests der Zwischensubjekteffekte

Abhängige Variable:MU-PEF_score

Quelle Quadrat-summe vom Typ III

df Mittel der Quadrate

F Sig. Partielles Eta-Quadrat

Korrigiertes Modell 27042.960a 19 1423.314 3.604 .000 .168

Konstanter Term 1380185.02

8 1

1380185.028

3495.135

.000 .912

Gruppe 28.886 1 28.886 .073 .787 .000

Zeit 1172.742 1 1172.742 2.970 .086 .009

BG_zsf 11706.886 4 2926.722 7.412 .000 .080

Gruppe * Zeit 1622.736 1 1622.736 4.109 .043 .012

Gruppe * BG_zsf 2188.398 4 547.099 1.385 .239 .016

Zeit * BG_zsf 2925.170 4 731.292 1.852 .119 .021

Gruppe * Zeit * BG_zsf

2236.336 4 559.084 1.416 .228 .016

Fehler 133866.838 339 394.887

Gesamt 1796716.04

9 359

Korrigierte Gesamtvariation

160909.797 358

a. = .168 (korrigiertes = ,121)

104

Tab. D Dreifaktorielle Varianzanalyse für die interne Partizipation (Teamskala) aus

Behandlersicht (Uni-ANOVA)-Deskriptive Statistik

Deskriptive Statistiken

Abhängige Variable:Team_neu

Gruppenzuge-hörigkeit

Zeit BG_zsf Mittelwert

Standardabweichung

N

IG

1

Ärztlicher Bereich 67.9855 23.61336 23

Pflege 58.2667 22.19268 15

Therapie (psychosozial) 53.7540 14.07131 21

Physiotherapie inkl. Balneotherapie, Masseure

65.8333 21.49410 17

Sonstige Fachberufe 76.1389 12.40493 6

Gesamt 62.7134 20.83211 82

2

Ärztlicher Bereich 70.7262 23.74766 14

Pflege 71.7593 12.01680 9

Therapie (psychosozial) 65.2619 11.74802 14

Physiotherapie inkl. Balneotherapie, Masseure

75.7500 13.06896 10

Sonstige Fachberufe 65.3333 13.20459 7

Gesamt 69.7130 16.07312 54

KG

1

Ärztlicher Bereich 75.7889 10.15836 15

Pflege 60.0889 17.59012 15

Therapie (psychosozial) 60.3444 12.04906 30

Physiotherapie inkl. Balneotherapie, Masseure

76.1190 12.39905 21

Sonstige Fachberufe 68.2292 14.18161 16

Gesamt 67.4089 14.80303 97

2

Ärztlicher Bereich 80.2000 12.26319 15

Pflege 58.8571 13.17013 14

Therapie (psychosozial) 63.4881 14.08016 28

Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure

76.5862 15.02410 29

Sonstige Fachberufe 69.7456 15.79258 19

Gesamt 70.0079 15.89268 105

105

Tab. E Dreifaktorielle Varianzanalyse für die interne Partizipation (Teamskala) aus

Behandlersicht (Uni-ANOVA)- Tests der Zwischensubjekteffekte

Tests der Zwischensubjekteffekte

Abhängige Variable:Team_neu

Quelle Quadratsumme vom Typ III

df Mittel der Quadrate

F Sig. Partielles Eta-Quadrat

Korrigiertes Modell 18203.755a 19 958.092 3.773 .000 .184

Konstanter Term 1305058.57

2 1

1305058.572

5139.519

.000 .942

Gruppe 245.023 1 245.023 .965 .327 .003

Zeit 871.887 1 871.887 3.434 .065 .011

BG_zsf 10428.634 4 2607.158 10.267 .000 .114

Gruppe * Zeit 242.591 1 242.591 .955 .329 .003

Gruppe * BG_zsf 1751.065 4 437.766 1.724 .144 .021

Zeit * BG_zsf 1011.841 4 252.960 .996 .410 .012

Gruppe * Zeit * BG_zsf

1327.522 4 331.880 1.307 .267 .016

Fehler 80748.538 318 253.926

Gesamt 1636468.30

6 338

Korrigierte Gesamtvariation

98952.293 337

a. R-Quadrat = .184 (korrigiertes = .135)

106

Tab. F Regressionsanalytische Betrachtung der Einflussfaktoren auf die externe

Partizipation

PEF Modell B SD Beta T p (B) CI95% für B

(Konstante) 44.29 4.63 9.56 .000 35.20 53.37

t2 .77 1.83 .01 .42 .674 -2.82 4.35

t3 .90 1.84 .02 .49 .623 -2.70 4.51

Gruppe -1.33 1.52 -.02 -.87 .382 -4.32 1.66

Geschlecht -2.75 1.56 -.05 -1.76 .078 -5.82 0.31

BILDUNG Hauptschule 3.61 1.91 .07 1.89 .059 -0.14 7.36

BILDUNG Realschule 1.21 2.05 .02 .59 .556 -2.82 5.24

Alter Patienten (Jahre) .08 .06 .04 1.41 .158 -.03 0.19

Anzahl Rehaerfahrung -.40 .46 -.03 -.87 .383 -1.30 0.50

IRES24scale 1.49 .38 .12 3.94 .000 .75 2.23

Modellzusammenfassung R R2 p (Modell)

Erklärte Varianz .155 .024 .000

Teststärke (post-hoc, n=9 Prädiktoren)

.999

N (von 1326 Datensätzen) 1265

107

Tab. G Regressionsanalyse für die interne Partizipation (Teamskala)

TEAM Modell B SD Beta T p (B) CI95% für B

(Konstante) 61.20 2.99 20.44 .000 55.32 67.07

T2 -.22 1.17 -0,01 -.19 .848 -2.52 2.07

T3 -1.85 1.17 -0,06 -1.58 .115 -4.16 0.45

Gruppe -2.76 .97 -0,09 -2.84 .005 -4.66 -0.86

Geschlecht 2.05 1.00 0,06 2.05 .040 0.09 4.01

BILDUNG Hauptschule 2.65 1.25 0,08 2.12 .034 0.20 5.11

BILDUNG Realschule 1.41 1.35 0,04 1.05 .296 -1.24 4.07

Alter Patienten (Jahre) .29 .04 0,24 7.84 .000 0.21 0.36

Anzahl Reha-Erfahrung .42 .30 0,04 1.39 .163 -0.17 1.01

IRES24scale .77 .24 0,10 3.18 .002 0.29 1.24

Modellzusammenfassung R R2 p (Modell)

Erklärte Varianz .280 .079 .000

Teststärke (post-hoc, n=9 Prädiktoren)

1.000

N (von 1326 Datensätzen) 1070

108

II Fragebögen

A PEF-FB-9 Partizipation des Patienten

Trifft

über-

haupt

nicht zu

Trifft

weit-

gehend

nicht zu

Trifft eher

nicht zu

Trifft eher

zu

Trifft

weit-

gehend

zu

Trifft

völlig zu

Meine Behandler haben mir ausdrücklich mitgeteilt, dass eine Entscheidung getroffen werden muss.

1

Meine Behandler wollten genau von mir wissen, wie ich mich an der Entscheidung beteiligen möchte.

2

Meine Behandler haben mir mitgeteilt, dass es bei meinen Beschwerden unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten gibt.

3

Meine Behandler haben mir Vor- und Nachteile der Behandlungsmöglichkeiten genau erklärt.

4

Meine Behandler haben mir geholfen, alle Informationen zu verstehen.

5

Meine Behandler haben mich gefragt, welche Behandlungsmöglichkeit ich bevorzuge.

6

Meine Behandler und ich haben die unter-schiedlichen Behandlungsmöglichkeiten gründlich abgewogen.

7

Meine Behandler und ich haben gemeinsam Behandlungsmöglichkeiten ausgewählt.

8

Meine Behandler und ich haben eine Vereinbarung für das weitere Vorgehen getroffen.

9

109

B MU-PEF Zur Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung

Nachfolgende Aussagen beziehen sich auf die Situation, in der Sie mit ihren Patienten

Behandlungsentscheidungen treffen. Bitte kreuzen Sie bei jeder Aussage zur

Vorgehensweise an, in welchem Ausmaß die Aussagen auf Sie zutreffen.

Trifft über-

haupt

nicht zu

Trifft weit-

gehend

nicht zu

Trifft eher

nicht zu

Trifft eher

zu

Trifft weit-

gehend zu

Trifft völlig

zu

Ich teile den Patienten ausdrücklich mit, dass eine Entscheidung getroffen werden muss.

Ich will von den Patienten genau wissen, wie sie sich an der Entscheidung beteiligen möchten.

Ich teile den Patienten mit, dass es bei ihren Beschwerden unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Ich erkläre den Patienten die Vor- und Nachteile der Behandlungsmöglichkeiten.

Ich helfe den Patienten alle Informationen zu verstehen.

Ich frage die Patienten, welche Behandlungsmöglichkeit sie bevorzugen.

Ich wäge gemeinsam mit den Patienten die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten gründlich ab.

Ich wähle mit den Patienten gemeinsam eine Behandlungsmöglichkeit aus.

Ich treffe mit den Patienten eine Vereinbarung für das weitere Vorgehen.

(PEF-FB, Härter et al., 2008 modifiziert für Behandler)

110

C Teamskala Patienten

Trifft

überhaupt

nicht zu

Trifft

eher

nicht zu

Trifft

eher zu

Trifft

völlig zu

Kann ich

nicht be-

urteilen

In der Klinik herrscht insgesamt ein freundliches Klima.

Die Behandler arbeiten Hand in Hand. Absprachen zwischen den Behandlern untereinander haben gut funktioniert.

Die einzelnen Behandlungen waren gut aufeinander abgestimmt.

Die Kommunikation im Team funktioniert gut. Die einzelnen Teammitglieder gehen respektvoll miteinander um.

D Teamskala Mitarbeiter

Trifft

überhaupt

nicht zu

Trifft eher

nicht zu

Trifft

eher zu

Trifft

völlig zu

Kann ich

nicht be-

urteilen

In der Klinik herrscht insgesamt ein freundliches Klima. O Die Behandler arbeiten Hand in Hand. OAbsprachen zwischen den Behandlern untereinander funktionieren gut. O Die einzelnen Teammitglieder gehen respektvoll miteinander um. O Die einzelnen Behandlungen sind gut aufeinander abgestimmt. O Die Kommunikation im Team funktioniert gut. O

111

E ZUF-8

Wie würden Sie die Qualität der Behandlung, welche Sie erhalten haben, beurteilen?

Ausgezeichnet Gut Weniger gut Schlecht

1

Haben Sie die Art von Behandlung erhalten, die Sie wollten?

Eindeutig nicht Eigentlich nicht Im Allgemeinen ja Eindeutig ja

2

In welchem Maße hat unsere Klinik Ihren Bedürfnissen entsprochen?

Sie hat fast allen meinen Bedürfnissen

entsprochen

Sie hat den meisten meiner Bedürfnissen

entsprochen

Sie hat nur wenigen meiner Bedürfnisse

entsprochen

Sie hat meinen Bedürfnissen nicht

entsprochen

3

Würden Sie einem Freund / einer Freundin unsere Klinik empfehlen, wenn er / sie eine

ähnliche Hilfe benötigen würde?

Eindeutig nicht Ich glaube nicht Ich glaube ja Eindeutig ja

4

Wie zufrieden sind Sie mit dem Ausmaß der Hilfe, welche Sie hier erhalten haben?

Ziemlich unzufrieden Leidlich oder leicht unzufrieden

Weitgehend zufrieden

Sehr zufrieden

5

Hat die Behandlung, die Sie hier erhielten, Ihnen dabei geholfen, angemessener mit Ihren Problemen umzugehen?

Ja, sie half eine ganze Menge

Ja, sie half etwas Nein, sie half eigentlich nicht

Nein, sie hat mir die Dinge schwerer

gemacht

6

Wie zufrieden sind Sie mit der Behandlung, die Sie erhalten haben, im Großen und Ganzen?

112

Sehr zufrieden Weitgehend zufrieden Leidlich oder leicht unzufrieden

Ziemlich unzufrieden

7

Würden Sie wieder in unsere Klinik kommen, wenn Sie eine Hilfe bräuchten?

Eindeutig nicht Ich glaube nicht Ich glaube ja Eindeutig ja

8

F Behandlungsakzeptanz

Trifft

überhaupt

nicht zu

Trifft eher

nicht zu

Trifft eher

zu

Trifft

völlig zu

Die Behandler haben die für mich richtigen Behandlungen und Therapien veranlasst.

1

Ich glaube, ein anderes Vorgehen bei der Behandlung wäre für mich besser geeignet.

2

Ich glaube, dass mir die Behandlung geholfen hat. 3

Einer Freundin/einem Freund mit ähnlichen Gesundheitsproblemen würde ich diese Klinik empfehlen.

4

113

G MiZu- Reha

Betriebsklima

trifft

voll

und

ganz

zu

trifft

überhaupt

nicht zu

Bei uns gibt es häufig Spannungen

zwischen Kollegen/-innen J1a

Wenn bei uns jemand Schwierigkeiten bei

der Arbeit hat, wird ihm von Kollegen/-

innen geholfen

J1b

Das gegenseitige Vertrauen ist bei uns so

groß, dass wir offen über alles, auch über

persönliche Dinge, reden können

J1c

Das Betriebsklima ist bei uns zu

unpersönlich J1d

Bei uns kann jeder frei seine Meinung

sagen, ohne dass er dadurch Nachteile

hat

J1e

Konflikte werden bei uns nicht offen

ausgetragen, sondern „vertuscht“........ J1f

Manchmal spiele ich mit dem Gedanken,

meine Stelle hier in der Klinik zu kündigen J1g

Ich betrachte meine Arbeit als ein Mittel

zum Lebensunterhalt; die mich wirklich

interessierenden Dinge tue ich in meiner

Freizeit

J1h

Bei uns herrscht zwischen den Kollegen/-

innen ein reger Erfahrungsaustausch J1i

114

Führungsstil des Vorgesetzten

Die folgenden Fragen beziehen sich auf Ihre/n unmittelbare/n Vorgesetzte/n, d.h. auf

diejenige Person, die eine Stufe über Ihnen steht und Ihnen üblicherweise Anweisungen gibt.

Gehört Ihr/e unmittelbare/r Vorgesetzte/r zur Klinikleitung (hier begrenzt auf Chefarzt/-ärztin

und Verwaltungsleiter/-in, ohne Oberärzte) oder ist es eine Person außerhalb der

Klinikleitung?

... gehört zur Klinikleitung (Chefarzt/-ärztin und

Verwaltungsleiter/in)

A1a

... ist eine Person außerhalb der Klinikleitung A1b

Bitte geben Sie im Folgenden wiederum an, inwieweit die jeweiligen Aussagen Ihrer

Ansicht nach zutreffen.

Mein/e unmittelbare/r

Vorgesetzte/r ...

trifft voll

und ganz

zu

trifft

überhaupt

nicht zu

...äußert bei guten Leistungen der

Mitarbeiter/-innen Anerkennung A1c

...sorgt dafür, dass die

Zusammenarbeit unter den Kollegen/-

innen reibungslos funktioniert

A1d

...versucht manchmal, selbst

gemachte Fehler auf uns abzuwälzen. A1e

...versteht es, die Arbeitssituation so

zu gestalten, dass jeder seine

tatsächliche Leistungsfähigkeit

entfalten kann.

A1f

...geht auf die Sorgen und

Beschwerden der Mitarbeiter/-innen

ein

A1g

...nimmt die Ergebnisse meiner Arbeit

kaum zur Kenntnis A1h

115

...kann mit Kritik, die die Mitarbeiter/-

innen äußern, gut umgehen. A1i

...fragt selbst bei Entscheidungen, die

direkt die Interessen der Mitarbeiter/-

innen betreffen, nicht nach unserer

Meinung

A1j

...behandelt die Mitarbeiter/-innen oft

ungerecht und unfair A1k

...nimmt sich Zeit, mit den Mitarbeiter/-

innen über die Ziele Ihrer Arbeit zu

sprechen

A1l

...informiert regelmäßig und

umfassend über Dinge, die die Arbeit

der Mitarbeiter/-innen betreffen

A1m

...versteht es, bei den Mitarbeiter/-

innen Interesse und Engagement für

die Arbeit zu wecken

A1n

...bespricht mit Mitarbeiter/-innen

ihren Leistungsfortschritt A1o

...äußert Kritik an Mitarbeiter/-innen

auf eine konstruktive und sachliche

Weise

A1p

116

Interne Organisation und Kommunikation

Bitte geben Sie im Folgenden an, inwieweit die jeweiligen Aussagen Ihrer Ansicht nach

zutreffen. Bitte gehen Sie dabei – wenn nicht anders angegeben – von der Situation in Ihrer

Abteilung bzw. in Ihrem Arbeitsbereich aus!

Mein/e unmittelbare/r

Vorgesetzte/r ...

trifft voll

und ganz

zu

trifft

überhaupt

nicht zu

Die Aufgaben und Zuständigkeiten

sind bei uns nur unklar festgelegt A1q

Bei uns sind viele Mitarbeiter/-innen

entweder überfordert oder unterfordert A1r

Es mangelt bei uns an Möglichkeiten

des schnellen, informellen

Informationsaustauschs zwischen

Mitarbeiter/-innen

A1s

Bei uns kommt es oft vor, dass wir bei

Entscheidungen vor vollendete

Tatsachen gestellt werden

A1t

Bei langfristigen Planungen werden

diejenigen, die von den Auswirkungen

der Planungen betroffen sind, oft nicht

beteiligt

A1u

Meiner Ansicht nach könnte man bei

uns viele Arbeitsabläufe verbessern,

aber es hat niemand die Zeit, sich

darum zu kümmern

A1v

Bei uns sind die Tätigkeiten der

Mitarbeiter /-innen zu wenig

aufeinander abgestimmt

A1w

Vieles ist bei uns sehr kompliziert und

umständlich geregelt; man könnte das

viel einfacher machen

A1x

117

Der Informationsaustausch unserer

Abteilung mit anderen Abteilungen ist

oft unzureichend

A1y

Wenn bei uns Entscheidungen mit

den Mitarbeiter/-innen besprochen

werden, sieht die Verwirklichung

hinterher immer ganz anders aus

A1z

Allgemeine Arbeitszufriedenheit

Wie zufrieden sind Sie alles in allem betrachtet...

sehr

unzu-

frieden

unzufrieden

weder

zufrieden

noch

unzu-

frieden

zufrieden sehr

zufrieden

mit Ihrer Arbeit allgemein A1a

mit der Beziehung zu Ihren Kollegen/-innen A1b

mit der Führung durch Ihre/n unmittelbare/n

Vorgesetzte/n A1c

mit der Organisation Ihres Arbeitsbereichs A1d

mit der Information über Dinge, die für Ihre Arbeit

wichtig sind A1e

mit Ihrer Selbständigkeit und

Entscheidungsfreiheit am Arbeitsplatz A1f

118

Schwachstellen

In welchen der folgenden Bereiche müssten Ihrer Einschätzung nach Verbesserungen

vorgenommen werden, damit Sie Ihre Arbeit effizienter und wirkungsvoller ausführen

könnten? Wie umfangreich müssten diese Verbesserungen sein?

sehr große

Ver-

besserungen

notwendig

große Ver-

besserungen

notwendig

geringe Ver-

besserungen

notwendig

keine

Verbes-

serungen

notwendig

Zusammenarbeit und

Informationsaustausch mit Kollegen/-

innen aus meiner Abteilung

A1g

Zusammenarbeit und

Informationsaustausch mit anderen

Abteilungen

A1h

Zusammenarbeit mit und Information

durch meinen unmittelbaren

Vorgesetzten

A1i

Ausstattung meines Arbeitsplatzes A1jj

Organisation der Arbeitsabläufe A1k

Fortbildungsangebote für

Mitarbeiter/innen..

A1l

Mitsprachemöglichkeiten und

Entscheidungsbefugnisse der

Mitarbeiter/innen

A1m

(aus MiZu Reha, Farin, Meixner, Follert, Jäckel & Jacob, 2002)

119

H IRES-24

Wie häufig haben Sie in der letzten Zeit unter Schmerzen gelitten?

So gut wie nie

Selten Manchmal Ziemlich oft Meistens Immer

1

Wie stark waren diese Schmerzen?

Ich hatte keine

Schmerzen

Sehr leicht Leicht Mäßig Stark Sehr stark

2

Wie stark fühlten Sie sich durch diese Schmerzen im täglichen Leben beeinträchtigt?

Nicht beeinträchtigt

Wenig beeinträchtigt

Etwas beeinträchtigt

Ziemlich beeinträchtigt

Stark beeinträchtigt

Sehr stark beeinträchtigt

3

Bitte kreuzen Sie an, wie stark Sie in den letzten 4 Wochen unter Kurzatmigkeit oder

Herzschmerzen gelitten haben:

Ich hatte Kurzatmigkeit oder Herzschmerzen Stark Ziemlich Mäßig Ein wenig Gar nicht

... beim schnellen Treppensteigen über drei Stockwerke.

4

... bei starker körperlicher Anstrengung über einen längeren Zeitraum.

5

Wie stark haben Sie in den letzten 4 Wochen unter Muskel- oder Gelenkschmerzen

gelitten?

Ich hatte Muskel- oder Gelenkschmerzen... Stark Ziemlich Mäßig Ein wenig Gar nicht

... beim Aufstehen nach längerem Sitzen. 6

... beim Bücken, Strecken und längerem Stehen. 7

...beim Heben und Tragen von schweren Gegenständen.

8

120

Wie oft hatten Sie in den letzten 4 Wochen das Gefühl...

Meistens Ziemlich

oft

Manchmal Selten Nie

... dass Sie sich zu nichts entschließen können? 9

... dass Ihnen nichts mehr Spaß macht? 10

... dass nichts so läuft, wie Sie es eigentlich wollten? 11

... völlig erschöpft? 12

... lustloser als früher? 13

... wie eine Batterie, die allmählich verbraucht ist? 14

Ich war innerlich gespannt und habe mich nervös gefühlt.

15

Ich hatte das Gefühl, dass es mir schwer fällt, mich zu beruhigen.

16

Bitte kreuzen Sie an, in welchem Maße Sie in den letzten 4 Wochen Schwierigkeiten

hatten, folgendes zu tun:

Unmöglich Große

Schwierig-

keiten

Mäßige

Schwierig-

keiten

Geringe

Schwierig-

keiten

Ohne

Schwierig-

keiten

Körperlich schwere Arbeiten verrichten (z.B. schwere Gegenstände heben).

17

Sich strecken, um ein Buch von einem Regal zu holen

18

Einen Gegenstand vom Boden aufheben oder Schuhe zubinden.

19

Einen schweren Gegenstand über 5 Meter tragen (z.B. Mineralwasserkasten)

20

Eine halbe Stunde körperlich arbeiten (wie z.B. Staub saugen, Rasen mähen).

21

Sportarten betreiben, bei denen man richtig ins Schwitzen kommt (z.B. Joggen, Skilaufen, Bergwandern)

22

30 Minuten lang ohne Unterbrechung stehen. 23

Eine Treppe über drei Etagen hinaufgehen. 24

121

I Man-Son-Hing (Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung)

Wer hat im Rahmen dieses Rehaaufenthaltes Entscheidungen über Ihre Behandlung

gefällt?

Nur Sie selbst Hauptsächlich Sie selbst

Sie und Ihre Behandler

Hauptsächlich Ihre Behandler

Nur Ihre Behandler

1

Stimme

stark zu

Stimme

eher zu

Weder

noch

Lehne

eher ab

Lehne

stark ab

Meine Behandler haben mir geholfen, alle Informationen zu verstehen.

2

Meine Behandler haben verstanden, was wichtig für mich ist.

3

Meine Behandler haben mir alle meine Fragen beantwortet.

4

Ich bin ausreichend in Entscheidungen über meine Behandlung miteinbezogen worden.

5

Ich habe mit meinen Behandler gemeinsam die weitere Behandlung festgelegt und bin mit dem Ergebnis zufrieden.

6

Mit der Art und Weise, wie meine Behandlung im Rahmen dieses Rehaaufenthaltes besprochen und entschieden worden ist, bin ich zufrieden.

7

J Compliance

Stimmt nicht Stimmt

kaum

Stimmt

eher

Stimmt

genau

Ich fühle mich verpflichtet, die Vereinbarungen zur Behandlung mit meinen Behandlern einzuhalten.

1

Ich möchte meine Behandler nicht enttäuschen. 2

Wenn es mir nicht gelingt die Folgevereinbarungen umzusetzen, bin ich unzufrieden mit mir selbst.

3

Ich bin für das Umsetzen der Folgevereinbarungen allein verantwortlich.

4

Ich habe mich für eine Behandlung entschieden, nun halte ich sie auch ein.

5

122


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