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Endlagerung hochradioaktiver Abfälle - kernenergie.de · sind radioaktiv Bei dem...

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Endlagerung hochradioaktiver Abfälle
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Endlagerung hochradioaktiver Abfälle

Geschichte der Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle in Deutschland2

Einführung������������������������������������������� 3

1 WieentstehenhochradioaktiveAbfälle?���������������������������� 4

2 WiegroßsinddieAbfallmengen?������������������������������� 6

3 WasgeschiehtbishermitdenAbfällen? ���������������������������� 8

4 WiesolldieEntsorgunggelöstwerden? ��������������������������� 10

5 EineneueStandortsuchewirdindieWegegeleitet��������������������� 11

6 SicherheitsanforderungenandieEndlagerunghochradioaktiverAbfälle����������� 15

7 WirtsgesteineimVergleich���������������������������������� 18

8 WeristzuständigundwerkommtfürdieKostenauf? ������������������� 21

9 EndlagerunghochradioaktiverAbfälleweltweit ����������������������� 23

10 Kurzzusammengefasst ������������������������������������ 26

GeschichtederSuchenacheinemEndlagerfürhochradioaktiveAbfälle

inDeutschland��������������������������������������� 2-27

Inhalt

1957DieDeutscheAtomkommissionweistaufdieNotwendigkeithin,radioaktiveAbfällesicherbeseitigenzukönnen 3

Beim Betrieb und Rückbau von Kernkraft werken,

in Forschung und Medizin sowie in einigen

Industriebereichen entstehen radio aktive Abfälle.

Für die langfristig sichere Entsorgung dieser

Abfälle, insbesondere der hochradio aktiven sind

nach dem internatio nalen Stand von Wissen­

schaft und Technik Endlager, in denen Rest stoffe

dauerhaft eingeschlossen und von den Stoffkreis­

läufen der Biosphäre sicher isoliert sind, die

beste Ent sorgungsoption.

Standortauswahl, Erkundung, Errichtung und

Betrieb von Endlagern sind in Deutschland

staatliche Aufgaben. Die dafür notwendigen

Kosten werden von den Abfallverursachern

getragen. Deutschland hat sich frühzeitig dafür

entschieden, alle Arten radioaktiver Abfälle in

stabilen geologischen Formationen tief unter

der Erdoberfläche einzulagern. Für schwach­ und

mittelradioaktive Abfälle wurde das ehemalige

Eisenerzbergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter

ausgewählt und seine Umrüstung zum Endlager

genehmigt; es befindet sich derzeit in Bau und

wird zeitnah benötigt.

Für hochradioaktive Abfälle ist noch kein End­

lager gefunden. Der Bund und das Land Nieder­

sachsen hatten den Salzstock Gorleben als

Endlagerstandort unter der Voraussetzung aus­

gewählt, dass bei seiner Erkundung nichts gegen

die Eignung spricht. Das Projekt wurde jedoch

zu einem Schwerpunkt von Kontroversen um die

Nutzung der Kernenergie. Im Juli 2013 hat der

Deutsche Bundestag aus politischen Gründen

mit dem Standortauswahlgesetz (StandAG) eine

neue Standortsuche beschlossen, in die auch der

Standort Gorleben einbezogen wurde.

Einführung

4

Abb. 1

Kernprozesse bei der Nutzung der Kernenergie

Beim Betrieb von Kernkraftwerken und For-

schungsreaktoren entstehen hochradioaktive,

wärmeentwickelnde Abfälle� Schwere Atom-

kernewieUranundPlutoniumwerdenbeider

Kernspaltunginzwei(seltendrei)entsprechend

leichtereAtomkerneaufgespalten�Diesesoge-

nannten Spaltprodukte enthalten gegenüber

den stabilen Isotopen dieser chemischen Ele-

mente einen Überschuss an Neutronen und

sinddeswegeninstabil�Dasheißt:Siewandeln

sichunterAussendungvonionisierenderStrah-

lung in andere chemische Elemente um, sie

sindradioaktiv�BeidemUmwandlungsprozess

wirdzugleichWärmefreigesetzt�JenachIsotop

1 Wie entstehen hochradioaktive Abfälle?

Uran-238

z.B. Tellur-133

z.B. Zirkonium-101

z.B. Barium-139

z.B. Krypton-95

1963DieBundesanstaltfürBodenforschungempfiehlt,alleArtenvonradioaktivenAbfälleninSteinsalzformationenendzulagern�

1964DieBundesregierungerwirbtdasSalzbergwerkAsseIIundüberträgtesaufdiebundeseigeneGesellschaftfürStrahlenforschung(GSF)zurEndlagerforschung�

5

können unterschiedlich viele Umwandlungs-

schritteerforderlichsein,biseinstabilerAtom-

kern erreicht ist� Diese Umwandlung erfolgt

naturgesetzlich und zufallsgesteuert, wobei

jedes Isotop seine eigene charakteristische

Strahlung und Halbwertszeit hat, die von

Bruchteilen einer Sekunde bis zu vielen Jahr-

tausendenoderlängerreichenkann�

Die radioaktiven Spaltprodukte bilden zusam-

men mit dem im Reaktor nicht verbrauch-

ten Uran den Großteil der hochradioaktiven

Abfälle� Während des Einsatzes im Reaktor

wird parallel zur Kernspaltung ein kleiner Teil

des Urans durch Einfang von Neutronen in

Plutonium und andere Transurane (Elemente

mit Atomkernen schwerer als Uran) umge-

wandelt� Ein Teil davon ist spaltbar, trägt im

Reaktor durch Kernspaltung zur Energieerzeu-

gungbeiundwirdsomitverbraucht;derRest

findetsichindenverbrauchten(abgebrannten)

Brennelementenwieder�

Bei der Wiederaufarbeitung werden das nicht

verbrauchte Uran und das entstandene Plu-

tonium abgetrennt und können erneut zur

Energieerzeugung verwendet werden� Bei

diesem Prozess kann das Volumen der end-

zulagernden hochradioaktiven Abfälle ver-

ringert werden� Zur weiteren Entsorgung

verbleiben die Spaltprodukte und die übrigen

Transurane, die zusammen etwa 4-5% des

aus dem Reaktor entladenen Kernbrennstoffs

ausmachen�InDeutschlandwardieWiederauf-

arbeitung bis 1994 gesetzlich vorgeschrieben

undbis2005alsAlternative zueinerdirekten

EndlagerungderabgebranntenBrennelemente

wählbar�Seit2005istdiedirekteEndlagerung

der einzige zugelassene Entsorgungsweg in

Deutschland�

1974DasBundesforschungsministeriumlegtseinKonzepteinesNuklearenEntsorgungszentrums(NEZ)vor,mitWiederaufarbeitung,KonditionierungundEndlagerunganeinemStandort�

Abfallarten

DieradioaktivenAbfällewerdeninDeutschlandinzweiKategorieneingeteilt:hochradioaktive Abfälle, die wärmeentwickelnd sind, sowie schwach- undmittelradioaktiveAbfällemitvernachlässigbarerWärmeentwicklung�

Bei den hochradioaktiven Abfällen gibt es zum einen die Brennelemente, diedirekt(d�h�ohneWiederaufarbeitung)zuentsorgensind,zumanderendieausder Wiederaufarbeitung resultierenden Abfälle in Form von verglasten Spalt-produkten� Darüberhinaussollendie übrigenWiederaufarbeitungsabfälle,diemittelradioaktiven verglasten Spaltproduktlösungen sowie die mittelradio-aktiven kompaktierten (zusammengepressten) Brennelement-Strukturteile,ebenfallsimEndlagerfürhochradioaktiveAbfälleeingelagertwerden�

6

Das Bundesministerium für Umwelt, Natur-

schutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

erfasst periodisch den Bestand an endzula-

gerndenradioaktivenAbfällenundführthierzu

Abfragen bei den Abfallverursachern und den

Landessammelstellen durch� Weiterhin wird

das noch zu erwartende Abfallaufkommen

bis zum Jahr 2080 prognostiziert� Aus solchen

Erhebungen wurde unter anderem das „Ver-

zeichnis radioaktiver Abfälle – Bestand zum

31� Dezember 2014 und Prognose“ erstellt�

EsistBestandteildes„Programmfüreinever-

antwortungsvolle und sichere Entsorgung

bestrahlter Brennelemente und radioaktiver

Abfälle (Nationales Entsorgungsprogramm)“,

daserstmalsimAugust2015andieEuropäische

Kommission übermittelt worden ist� Damit

erfülltedieBundesregierungihreVerpflichtung

ausderRichtlinie2011/70/Euratom�DieNatio-

nalenEntsorgungsprogramme(NaPro)müssen

alledreiJahreaktualisiertwerden�

2 Wie groß sind die Abfallmengen?

Abfallmengen

HochradioaktiveAbfällemachen lediglich einenAnteil von rund 10 Prozent des Abfallvolumensaus, enthalten jedoch mehr als 99 Prozent desgesamtenRadioaktivitätsinventars�Rund90Pro-zentdesinDeutschlandanfallendenradioaktivenAbfallvolumens sind schwach- und mittel-radioaktiv�

DieKernbrennstoff-Wiederaufarbeitungs-GesellschaftmbH(KEWA)schlägtinihrerStudiezurStandortauswahlvierStandortevor;Gorlebenistnichtdarunter,weilesineinemausgewiesenenFerien-undNaherholungsgebietundnahederinnerdeutschenGrenzeliegt�

VorangegangenisteinmehrstufigerAuswahl-prozessfürStandorteimgesamtenBundesgebietanhandeinesKriterienkatalogs,derUmwelt-,Sicherheits-undInfrastrukturkriterienumfasste�

1974

7

Abb. 2

Mengen hochradioaktiver und assoziierter Abfälle

Quellen: BfS, BMUB (Nationales Entsor­gungsprogramm, Verzeichnis radioaktiver Abfälle – Bestand zum 31. Dezember 2014 und Prognose)

Abgebrannte Brennelemente aus Kernkraftwerken (Schwermetall, d. h. Uran und Plutonium), die bis Ende 2013 angefallen sind.

Davon bis 2005 zur Wiederaufarbei­tung nach Frankreich oder Großbri­tannien gebracht.

Werden bis zur Stilllegung aller Kernkraftwerke in Deutschland noch anfallen.

Brennelemente aus Forschungs­reaktoren sowie Kugelbrennelemente aus den Hochtemperaturreaktoren AVR Jülich und THTR­300 in Hamm­Uentrop, die direkt endgelagert werden sollen.

Hochradioaktive Abfälle, die von 1971 bis 1990 in der WAK aufgearbeitet wurden.

Aus der Wiederarbeitung im Ausland resultieren:

Verfestigte hochradioaktive Abfälle

Verfestigte mittelradioaktive Abfälle

Kompaktierte mittelradioaktive Metallabfälle (Bennstab­Hülsen und Brennelement­Strukturteile)

Hochradioaktive Abfälle aus der Kernenergienutzung

Radioaktive Reststoffe aus der Wiederaufarbeitung

Radioaktive Abfälle

Glas-kokillen

Kokillen

Hochradioaktiver Abfall

Mittel-radioaktiver

Abfall

Abfallvolumen zur Endlagerung

15.042 Tonnen (t) abgebrannte

Brennelemente aus Kernkraftwerken

Wiederaufarbeitung

Uran und Plutonium zur Weiterverwertung

6.662 t zur Wiederauf-

arbeitung

140 Kokillen (verglast) hochradioaktive Abfälle

aus der WAK

28.100 m3

prognostiziertes Gesamtvolumen hochradioaktiven endzulagernden Abfalls in Deutschland (einschließlich Abfallbehältern)

Entspricht einem Würfel mit einer Kantenlänge von rund 30 m.

2.100 t bis zur Stilllegung

10–12 t Brennelemente aus

Forschungsreaktoren

3.595

4.104

140 Glas-kokillen

1976DasNiedersächsischeWirtschaftsministeriumhatEinwändegegenmehrereKEWA-StandorteundschlägtAlternativenvor,darunterGorleben�

DerInterministerielleArbeitskreis(IMAK)dernieder-sächsischenLandesregierungführteinenbreitenAus-wahlprozessmitanfangs140Salzstrukturendurch,andessenEndevierStandortestehen,darunterGorleben�

8

1977DieniedersächsischeLandes-regierungentscheidetsicham22�FebruarfürGorleben�

DerbetroffeneLandkreisLüchow-DannenbergbegrüßtdasVorhabenundrichtetdie„Gorleben-Kommission“einalsForumfürdieamVorhabenbeteiligtenInstitutionen,LokalpolitikerunddieÖffentlichkeit�

Am5�JuliakzeptierteinKabinettsausschussderBundesregierungdieStandortentscheidungderLandesregierungtrotzihrerBedenkenwegenderNähezurinnerdeutschenGrenze�

AbgebrannteBrennelementehabeneinehohe

spezifischeRadioaktivitätunddamitaucheine

hohe Wärmeproduktion� Daher lagert man

die Brennelemente zunächst in einem mit

Wasser gefüllten Becken innerhalb des Kern-

kraftwerks� In den ersten 12 Monaten gehen

die Radioaktivität und die Wärmeproduktion

aufetwa0,1%derAnfangswertezurück�Nach

einer mehrjährigen Abklingphase werden die

Brennelemente in Transport- und Lagerbe-

hälter (z� B� vom Typ CASTOR®) verpackt und

zwischengelagert�Bis1994wardieWiederauf-

arbeitung der abgebrannten Brennelemente

vorgeschrieben�EinigewurdenzuForschungs-

und Erprobungszwecken an die Pilot-Wieder-

aufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) abge-

geben,derenBetrieb1990beendetwurde� In

größerem Umfang wurden nach dem Verzicht

auf die Errichtung einer Wiederaufarbeitungs-

anlageinDeutschlanddieabgebranntenBrenn-

elemente zu Wiederaufarbeitungsanlagen in

FrankreichoderGroßbritanniengebracht�

Die dabei anfallenden radioaktiven Abfälle in

Form von Glaskokillen mit verfestigten Spalt-

produktlösungen und Behältern mit kompak-

tierten Brennelement-Strukturteilen mussten

bzw� müssen von Deutschland zurückgenom-

men werden und werden zwischengelagert,

biseinEndlagerfürhochradioaktiveAbfällezur

Verfügungsteht�

In Gorleben steht seit 1995 ein zentrales

Zwischenlager für Transport- und Lagerbe-

hälterfürhochradioaktiveAbfällemit420Stell-

plätzen zur Verfügung� Es wird von der GNS

Gesellschaft für Nuklear-Service mbH betrie-

ben, einem Unternehmen der in Deutschland

KernkraftwerkebetreibendenEnergieversorger�

Aktuellsinddort113Großbehältereingelagert�

Ein weiteres zentrales Zwischenlager betreibt

die GNS in Ahaus� Dort sind 329 Behälter

mit abgebrannten Brennelementen gelagert�

Im Zwischenlager Nord, das von der bundes-

eigenen Energiewerke Nord GmbH (EWN) in

3 Was geschieht bisher mit den Abfällen?

9

1979AngesichtsderWiderständegegendasNukleareEntsorgungszentrum(NEZ)veranstaltetunterTeilnahmederÖffentlichkeitdieniedersächsischeLandesregierungvon28�Märzbis3�AprildasinternationaleGorleben-Hearing;ErgebnisdesHearingsist,dasseinEntsorgungszentrumaneinemStandortsinnvollist�

Lubminbetriebenwird,werdenimBereichder

wärmeentwickelnden Abfälle überwiegend

abgebrannte Brennelemente aus den Kern-

kraftwerkenderDDRsowieBrennelementeder

KNK (Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktor-

anlage Karlsruhe) und Kokillen mit verfestig-

ter hochradioaktiver Spaltproduktlösung aus

der WAK gelagert, für deren Stilllegung und

Rückbau die EWN im Auftrag der öffentlichen

Handverantwortlichist�ImZwischenlagerdes

Forschungszentrums Jülich werden 152 Behäl-

termitBrennelementkugelndesAVRgelagert�

Mit der Atomgesetznovelle von 2002 wurden

die Kernkraftwerksbetreiber verpflichtet, an

ihren Anlagen standortnahe Zwischenlager

für Transport- und Lagerbehälter zu errichten,

um Transporte abgebrannter Brennelemente

zur Wiederaufarbeitung bzw� nach Gorleben

oder Ahaus zu vermeiden� Diese sind bis 2007

in Betrieb gegangen und wie die zentralen

Zwischenlager für jeweils 40 Jahre genehmigt�

Die abgebrannten Brennelemente aus den

Kernkraftwerken sollen dort gelagert werden

bis ein Endlager zur Verfügung steht oder ein

sogenanntesEingangslageraneinemimneuen

Auswahlverfahren zu bestimmenden Standort

errichtetist�

Die Betreiber der Kernkraftwerke wurden im

Zusammenhang mit dem StandAG durch eine

ÄnderungdesAtomgesetzesverpflichtet,auch

die restlichen aus dem Ausland zurückzu-

nehmenden Behälter mit verfestigten Spalt-

produktlösungen (insgesamt 26 CASTOR®-

Behälter) in standortnahen Zwischenlagern

aufzubewahren, obgleich mit dem Zwischen-

lager Gorleben und der angeschlossenen

technischen Infrastruktur eine gute Lösung

zur Verfügung stand� Damit wurde der Forde-

rung des Landes Niedersachsen entsprochen,

dass keine weiteren Behälter mit Glasko-

killen im Transportbehälterlager Gorleben

zwischengelagert werden� Die grundsätzliche

Verständigung über die in Frage kommenden

Zwischenlagerstandorte obliegt Bund und

Ländern�

10

In den politischen Institutionen und in der

Wissenschaft besteht weltweit weitgehend

Einigkeit, dass hochradioaktive Abfälle tief

unter der Erdoberfläche endgelagert werden

sollten (geologische Tiefenlagerung)� Die Tie-

fenlagerung soll auf Dauer wirksam gegen

unbeabsichtigte Freisetzung radioaktiver

Stoffe in die Stoffkreisläufe der Biosphäre

und den unbefugten Zugriff auf die Abfälle

schützen� Für die Tiefenlagerung hochradio-

aktiver Abfällewerden international insbeson-

dere Salzgestein, Tongestein und kristalline

Gesteine(Granit/Gneis)untersucht�

Deutschland und die Schweiz haben sich

darüber hinaus darauf festgelegt, auch für

schwach-undmittelradioaktiveAbfälleTiefen-

lagerzuerrichten,währendandereLänderfür

solche Abfälle, die nur geringe Mengen lang-

lebiger Radionuklide enthalten, oberflächen-

nahe Endlager bereits betreiben oder in

Zukunftschaffenwollen�

Weit fortgeschrittene Endlagerprojekte im

Ausland, so insbesondere in Finnland und

Schweden, zeigen, dass die Endlagerung

hochradioaktiver Abfälle technisch gelöst ist�

In Deutschland, das sich im Rahmen seiner

wissenschaftlichen Arbeiten zur Entsorgungs-

vorsorge bereits vor Jahrzehnten für Steinsalz

als Wirtsgestein entschieden hatte, wurde

der1977vomLandNiedersachsenmitZustim-

mung des Bundes ausgewählte Salzstock Gor-

leben als Endlagerstandort erkundet� Im Jahr

2000 wurde die Erkundung im Rahmen der

Vereinbarung zwischen der Bundesregierung

und den Energieversorgungsunternehmen

zur Beendigung der Nutzung der Kernenergie

4 Wie soll die Entsorgung gelöst werden?

DerBauderWiederaufarbeitungsanlagewirdals„politischnichtdurchsetzbar“abgelehnt,GorlebenkommtnurnochalsZwischen-undEndlagerstandortinBetracht�

DieübertägigeErkundungdesSalzstocksGorlebenbeginnt�

1979

Geologische Tiefenlagerung

DietiefengeologischeEndlagerungistkeineneueTechnik,sondern eingeführte Praxis im In- und Ausland bei derEntsorgung hochgiftiger Abfälle der Industrie, wie zumBeispielarsen-,cyanid-undquecksilberhaltigerAbfälle�InDeutschland werden u� a� geeignete ehemalige Kalisalz-Bergwerke als Endlager für solche Substanzen genutzt�AufdieseWeisewurdeninDeutschlandbereitsmehrals2,5MillionenKubikmeterhochgiftigerAbfälleentsorgt�

11

1983DasBundesinnenministeriumstellt„SicherheitskriterienfürdieEndlagerungradioaktiverAbfälleineinemBergwerk“auf�

unterbrochen (Moratorium)� Dabei wurde

die sogenannte Eignungshöffigkeit, also die

Einschätzung, dass für die Feststellung der

EignungeinegutePrognosebesteht,bestätigt,

da bis dahin keine Erkenntnisse gewonnen

wurden,diegegeneineEignungsprechen�

Nach Ablauf des Moratoriums wurde die

ErkundungimJahr2010wiederaufgenommen,

jedoch 2012 im Zuge der politischen Kompro-

missfindung über einen Neubeginn einer

Standortsuche erneut gestoppt� Im März

2013 wurde die von der Bundesregierung in

Auftrag gegebene Vorläufige Sicherheits-

analyse Gorleben (VSG) mit einem Synthese-

berichtabgeschlossen�UnterFederführungder

Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicher-

heit (GRS) gGmbH mit acht Projektpartnern

aus Wissenschaft, Staat und Privatwirtschaft

hatesinderVSGkeineErkenntnissegegeben,

die eine Eignung des Salzstocks Gorleben als

Endlager für hochradioaktive Abfälle in Frage

stellen�EswurdeninvierArbeitsschrittenund

13ArbeitspaketenEmpfehlungenzurweiteren

Standorterkundung und zu Aspekten des End-

lagerkonzepts gegeben� Mit Inkrafttreten des

StandAG im Juli 2013 ist die Erkundung auch

formaleingestelltworden� ImStandAG istdie

Offenhaltung des Standortes Gorleben und

seineBerücksichtigungineinemneuenStand-

ortauswahlverfahren als möglicher Kandidat

vorgesehen�

Eine neue Standortsuche wird in die Wege geleitet 5

Nach dem Unfall im japanischen Kernkraft-

werk Fukushima Daiichi im März 2011 suchte

die Bundesregierung mit der Opposition eine

gemeinsame Linie in der Energiepolitik, deren

zentraler Punkt ein beschleunigter Ausstieg

aus der Kernenergienutzung war� Auch in der

FragederEndlagerunghochradioaktiverAbfälle

wurdeseitNovember2011einKompromissmit

der Opposition gesucht und kurz vor Ende der

Legislaturperiode gefunden: Am 28� Juni 2013

verabschiedetederBundestagmitgroßerMehr-

heit das „Gesetz zur Suche und Auswahl eines

12

Standortes für ein Endlager für Wärme ent-

wickelnde radioaktive Abfälle (Standortaus-

wahlgesetz–StandAG)“�DerBundesratstimmte

am 5� Juli 2013 zu� Zur Zielsetzung heißt es in

§ 1: „Ziel des Standortauswahlverfahrens ist,

in einem wissenschaftsbasierten und trans-

parentenVerfahrenfürdieimInlandverursach-

ten,insbesonderehochradioaktivenAbfälleden

StandortfüreineAnlagezurEndlagerungnach

§ 9a Absatz 3 Satz 1 des Atomgesetzes in der

Bundesrepublik Deutschland zu finden, der die

bestmöglicheSicherheitfüreinenZeitraumvon

einerMillionJahrengewährleistet�“

Das Gesetz sieht eine neue Standortsuche

in unterschiedlichen Wirtsgesteinen in einem

mehrstufigenAuswahlverfahrenvor�DemStand-

ortauswahlverfahren ist eine Kommission aus

Vertretern der Gesellschaft, der Wissenschaft

und der Politik vorangestellt� Die Kommission

„LagerunghochradioaktiverAbfallstoffe“(End-

lagerkommission) soll bis spätestens Mitte

2016 Grundsatzfragen beantworten und Anfor-

derungenfestlegen,soz�B�

• obanstellederEndlagerungintiefengeolo-

gischenFormationenandereMöglichkeiten

derEntsorgunguntersuchtwerdensollen

• dieallgemeinenSicherheitsanforderungen

andieLagerung,geowissenschaft-

liche,wasserwirtschaftlicheundraum-

planerischeAusschlusskriterienund

AufderBasiseinesZwischenberichtsderPhysikalisch-TechnischenBundesanstalt(PTB)überdiepositivenErgebnissederübertägigenErkundungbeschließtdieBundesregierungdieuntertägigeErkundungdesSalzstocksGorleben�

1983

MECKLENBURG-VORPOMMERN

BRANDENBURG

SACHSEN-ANHALT

THÜRINGEN

SAARLAND

BAYERN

HESSEN

SACHSEN

SCHLESWIG-HOLSTEIN

NIEDERSACHSEN

HAMBURG

BREMEN

BERLIN

NORDRHEIN-WESTFALEN

RHEINLAND-PFALZ

BADEN-WÜRTTEMBERG

Kiel

PotsdamMagdeburg

Dresden

Erfurt

München

Stuttgart

Wiesbaden

Hannover

Düsseldorf

Saarbrücken

Mainz

Schwerin

Abb. 3

Nach heutigem Kenntnisstand untersuchungswürdige Wirts­gesteine (ohne flach lagernde

Salzformationen)

Untersuchungswürdige

Salzstöcke (nach BGR 1995)

Kristalline Gesteins forma­tionen (nach BGR 1994)

Tonsteinformationen (nach BGR 2007)

Standort Gorleben

Quelle: In Anlehnung an BGR, 2014

13

1986BeginnderAbteufungvonSchacht1;Schacht2folgtimJahr1987;ineinerTiefevon840mwerdendiebeidenSchächte1996verbunden�

Mindestanforderungenbzgl�derEignung

geologischerFormationen

• wirtsgesteinsspezifischeAusschluss-und

AuswahlkriterienfürdiemöglichenWirts-

gesteineSalz,TonundKristallin(Granit)

• undwelcheAnforderungenandieOrganisa-

tionunddasVerfahrendesAuswahlprozesses

sowieandieBeteiligungundInformation

derÖffentlichkeitgestelltwerdensollen�

Die33-köpfigeKommissionhat ihreArbeitam

22�Mai2014aufgenommenundsetztsichaus

VertreternvonPolitik,WissenschaftundZivil-

gesellschaftzusammen:

• AchtVertreterderWissenschaft

• JeweilszweiVertretervonUmweltver-

bänden,Religionsgemeinschaften,der

WirtschaftundderGewerkschaften

• AchtVertreterdesBundestags,wobeijede

FraktionvertretenistsowieachtVertreter

derLandesregierungen

Der Vorsitz wechselt sitzungsweise zwischen

der früheren Parlamentarischen Staatssekre-

tärin im Bundesumweltministerium Ursula

Heinen-Esser (CDU) und dem ehemaligen

Parlamentarischen Staatssekretär im Bundes-

umweltministerium und jetzigen Vorsitzenden

derNaturFreundeDeutschlandsMichaelMüller

(SPD)�

Im eigentlichen Auswahlverfahren gemäß

StandAG sollen zunächst ungeeignete Stand-

ortregionen ausgeschlossen, mehrere Stand-

orte zur übertägigen Erkundung ausgewählt

und erkundet sowie bis 2023 entschieden

werden, welche unter Tage erkundet werden�

Die Benennung des endgültigen Standorts soll

spätestens im Jahr2031erfolgen�DieEntschei-

dungenüberdiezuerkundendenStandorteund

überdenendgültigenStandortsollvomBundim

AuswahlverfahrenperGesetzgetroffenwerden�

Daran anschließen sollen sich ein atomrecht-

lichesGenehmigungsverfahrennach§9bAtom-

gesetzsowiedieErrichtungdesEndlagers�Zur

Durchführung des Genehmigungsverfahrens

und die Errichtung des Endlagers sollte aus

den bisherigen Erfahrungen mit Endlager-

projekten mit mindestens zwei Jahrzehnten

gerechnet werden� Allerdings vertreten Ex-

perten angesichts der bisherigen Erfahrungen

14

Was wird aus dem Erkundungsstandort Gorleben?

BeidenVerhandlungenüberdasStandAGwareinbesondererStreitpunkt,wiemitdemErkundungs-bergwerkGorlebenumgegangenwerdesollte�DasLandNiedersachsen forderte,Gorlebenendgültigauszuschließen� Man einigte sich schließlich aufdieRegelungin§29desGesetzes:GorlebenwirdwiejederandereinBetrachtkommendeStandortindasAuswahlverfahreneinbezogen;erdientabernicht als Referenzstandort für andere zu erkun-dendeStandorte�

Die bergmännische Erkundung des SalzstocksGorleben wurde mit Inkrafttreten des Gesetzesauch formell beendet� Das Erkundungsbergwerkwird bis zur Standortentscheidung nach demStandAG „unter Gewährleistung aller rechtlichenErfordernisse und der notwendigen Erhaltungs-arbeiten offen gehalten“, solange der SalzstockGorleben nicht im Laufe des Verfahrens ausge-schlossenwird�

Im Einvernehmen mit dem Land NiedersachsenhatdasBundesamtfürStrahlenschutz(BfS)fürdasErkundungsbergwerkGorlebeneinenneuenHaupt-betriebsplanvorgelegt�ErsolldasinBetriebgehal-teneGrubengebäudeaufeinMinimumreduzieren�Der bisherige Erkundungsbereich 1 wird außerBetrieb genommen� Alle Anlagen, KomponentenundSystemewerdenausdemErkundungsbereichentfernt,derBereichabgesperrt�

Im Offenhaltungsbetrieb werden lediglich diebeiden Schächte sowie die aus bergbaulichenAnforderungen notwendigen Teile des Infra-strukturbereichs für Frischluft und Fluchtwegeweiterbetrieben�DamitwerdenauchdieübervieleJahre durchgeführten Messungen unterbrochenundesgehenzukünftigmöglicherweisewertvollesicherheitsrelevante Langzeitinformationen überdasgeologischeVerhaltendesSalzstocksverloren�Die Sicherungsanlagen des Geländes sollenauf den Stand einer normalen industriellenAnlage zurückgebaut werden� Der Besucher-verkehr wird eingestellt� Das 1977 eingeleitetePlanfeststellungsverfahren wurde für erledigterklärt�

Die Gorleben-Veränderungssperren-Verordnung,die Veränderungen im Bereich des SalzstocksGorlebenunterhalbvon50MeterunterderOber-fläche verbietet, wurde mit Zustimmung desBundesrates bis zum 31� März 2017 verlängert�Zugleich wird die Bundesregierung spätestensbiszum31�März2017einegesetzlicheRegelungunter Beteiligung der Kommission „Lagerunghoch radioaktiver Abfallstoffe“ erarbeiten, dieeine frühzeitige Sicherung von Standortregionenoder Planungsgebieten für potenzielle Endlager-standorteermöglicht�

1995DerersteTransporteinesCASTOR®-BehältersinsTransportbehälterlagerGorlebenwirdvongroßenProtestaktionendurchKernenergiegegnerbegleitet�

15

DieBGRkommtinihrerStudieüberpotentielleErsatzstandortezudemErgebnis,dassausgeowissenschaftlicherSichtkeineNotwendigkeitbesteht,ErsatzstandortezuGorlebenzuuntersuchen�

die Auffassung, dass das Ziel, das Auswahlver-

fahren2031abzuschließen,deutlichzuoptimis-

tischundeineGesamtverzögerungvoneinbis

zwei Jahrzehnten vorstellbar ist� Die Betriebs-

bereitschaft eines Endlagers könnte sich

somitbisweit indiezweiteHälftedieses Jahr-

hundertsverzögern�

DieoperativeUmsetzungdesStandortauswahl-

verfahrensistgemäßStandAGAufgabedesBfS

als Vorhabenträger� Der Vorhabenträger soll

Standortregionen und – zunächst obertägig,

in einem zweiten Verfahrensschritt unter-

tägig–zuerkundendeStandortevorschlagen,

standortbezogeneErkundungsprogrammeund

Prüfkriterien erarbeiten, die Erkundungen

und vorläufige Sicherheitsuntersuchungen an

den jeweiligen Standorten durchführen und

schlussendlich einen Endlagerstandort vor-

schlagen� Als Aufsichtsbehörde für dieses Vor-

haben wurde im Geschäftsbereich des BMUB

am1� September2014eineneueBundesober-

behördeerrichtet,dasBundesamtfürkerntech-

nischeEntsorgung(BfE);andieseBehördesoll

das BfS berichten� Das BfE soll auf Vorschlag

des BfS Erkundungsprogramme und standort-

bezogene Prüfkriterien festlegen und zu ge-

gebener Zeit der Bundesregierung Vorschläge

für zu erkundende Standorte und schließlich

fürdieStandortentscheidungmachen�

Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle 6

FürPlanung,Errichtung,BetriebundVerschluss

eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle

wurden konkrete Kriterien für die Sicherheit

festgelegt� Sie geben das Sicherheitsniveau

eines solchen Endlagers nach Stand von Wis-

senschaftundTechnikvor�DieSicherheitsanfor-

derungen wurden vom BMUB (ehemals BMU)

unter Berücksichtigung von Stellungnahmen

undEmpfehlungenderEntsorgungskommission

(ESK)erarbeitetundveröffentlicht�

Die „Sicherheitsanforderungen an die Endlage-

rungwärmeentwickelnderradioaktiverAbfälle“

wurden vom BMUB im Jahr 2010 neu gefasst�

16

1999DasBundesumweltministeriumsetzteineExpertenkommissionein,den„ArbeitskreisAuswahlverfahrenEndlagerstandorte(AkEnd)“,dereinVerfahrenfürdieSucheunddieAuswahlvonStandortenzurEndlagerungallerArtenvonradioaktivenAbfälleninDeutschlandentwickelnsoll�

DieESKhatsichdanachmitEinzelaspektender

Sicherheitsanforderungen wie Wahrscheinlich-

keitsklassenmöglicherEntwicklungenineinem

Endlager, menschliches Eindringen sowie Rück-

holung/Rückholbarkeitbefasst�

Sie leiten sich von den Schutzzielen ab, die

dasEndlagerverwirklichensoll:

• DauerhafterSchutzvonMenschundUmwelt

vorderionisierendenStrahlungundsons-

tigenschädlichenWirkungendieserAbfälle

• VermeidungunzumutbarerLastenundVer-

pflichtungenfürzukünftigeGenerationen

Das Grundkonzept istdie Isolierungder radio-

aktiven Stoffe gegenüber den Stoffkreisläu-

fenderBiosphäreineinertiefengeologischen

FormationmithohemEinschlussvermögenfür

einen möglichst langen Zeitraum� Der Bemes-

sungszeitraum für den Sicherheitsnachweis

beträgteineMillionJahre,wobeiimLaufeder

Zeit die Radioaktivität der Abfälle stark ab-

nimmt� Die Endlagerung muss sicherstellen,

dass mögliche Freisetzungen radioaktiver

Stoffe aus dem Endlager langfristig die aus

der natürlichen Radioaktivität resultierende

Strahlenexpositionnichtbzw�nursehrwenig,

alsovernachlässigbarerhöhen�

DemdauerhaftenundzuverlässigenEinschluss

der radioaktiven Stoffe dient ein System aus

der natürlichen Gesteinsbarriere und tech-

nischenBarrieren:

• Abfallmatrizen,indiedieradioaktiven

Stoffeeingebettetsind(z�B�dieGlasmasse,

inwelchenachderWiederaufarbeitungdas

Spaltproduktkonzentrateingeschmolzen

wurdeoderdergesinterteWerkstoffdes

Kernbrennstoffs)

• Abfallbehälter

• VerschlussbauwerkederEinlagerungs-

kammernundderSchächte

• EinschlusswirksamerGebirgsbereich

• Umgebendeoderüberlagerndegeologische

Schichten

DiesesBarrierensystemmussrobustsein,d�h�

unempfindlichgegenüberinnerenundäußeren

EinflüssenundStörungen�Außerdemmussdas

Langzeitverhalten des einschlusswirksamen

Gebirgsbereichs, der langfristig die Rückhal-

tung der radioaktiven Stoffe gewährleistet,

17

2000DieErkundungdesSalzstocksGorlebenwirdam1�Oktoberfürmindestens3,höchstens10JahrezurKlärungvonkonzeptionellenundsicherheitstechnischenZweifelsfragenausgesetzt(Moratorium)�

Abb. 4

Schematische Darstellung der Barrieren eines verschlossenen Endlagers

gut prognostizierbar sein, da dieser für die

Langzeitsicherheit die größte Bedeutung hat�

BeiderFestlegungderGrenzendeseinschluss-

wirksamen Gebirgsbereichs müssen sowohl

einehinreichendeTiefenlagewieaucheinaus-

reichenderAbstandzugeologischenStörungen

eingehaltenwerden�

Die Verantwortung gegenüber kommenden

Generationen gebietet, zügig ein Endlager

zu errichten� Das Endlager ist so zu errichten

undsozubetreiben,dassesnachseinemend-

gültigen Verschluss wartungsfrei ist� Ferner

wird gefordert, dass in der Betriebsphase des

EndlagersbiszumVerschlussderSchächteoder

Rampen eine Rückholung möglich sein muss�

DarüberhinausmusseineHandhabbarkeitder

Abfallbehälter bei einer eventuellen Bergung

aus dem stillgelegten und verschlossenen

Endlager für einen Zeitraum von 500 Jahren

gegebensein�

Die Forderung, die Endlagerung auf Dauer

rückholbar zu gestalten, hat sich das BMUB

auf Empfehlung der Entsorgungskommission

des Bundes nicht zu eigen gemacht� Denn

dies stünde im Widerspruch zu der Forderung

nach einem sicheren Einschluss der Abfälle im

Sinne der Langzeitsicherheit� Dieser erfordert

einen optimalen Verschluss aller Strecken und

Schächte� Der Arbeitskreis Auswahlverfahren

Endlagerstandorte (AkEnd) plädierte in seinen

Empfehlungenvon2002dafür,dieRückholbar-

keit beim Standortauswahlverfahren nicht zu

berücksichtigen,dadiesesausschließlichaufdie

LangzeitsicherheiteinesEndlagers zielensolle�

RückholbarkeitalsKriteriumkönntegemäßden

Empfehlungen bei der abschließenden Stand-

ortentscheidungberücksichtigtwerden�

Endlager (schematisch)

Grundwasserleiter im Deckgebirge

Deckgebirge

Wirtsgestein

Schachtverschluss

Schacht

EinschlusswirksamerGebirgsbereich

18

7 Wirtsgesteine im Vergleich

ZurEndlagerunghochradioaktiverAbfällewer-

den international hauptsächlich drei Wirts-

gesteine auf ihre Eignung hin untersucht:

Salz, Ton und kristalline Wirtsgesteine, z� B�

Granit� In Deutschland wurde bereits seit den

1960er-JahrenSalzalsWirtsgesteinfavorisiert�

Die wesentlichen Gründe dafür sind die gute

Wärmeleitfähigkeit und die Isolationsfähig-

keit des Steinsalzes aufgrund der Plastizität,

d� h� der Eigenschaft des Gesteins die Abfälle

dicht zu umschließen� Weiterhin existieren

in Deutschland über 150 Jahre Erfahrung im

SalzbergbauundSalzgesteinesindinDeutsch-

land weit verbreitet� Der 1977 ausgewählte

Salzstock Gorleben wurde seit 1979 erkundet�

Am 1� Oktober 2000 trat ein Erkundungsmo-

ratorium in Kraft, das die damalige Bundes-

regierung mit Zweifeln am Entsorgungs-

konzept begründet hat� Diese betrafen nicht

denStandortGorlebenselbst,sondernkonzep-

tionelleGrundfragenderEndlagerung,u�a�die

generelle Eignung von Salz als Wirtsgestein

im Vergleich zu Tongestein oder Granit� Zur

AbarbeitungdieserZweifelvergabdasBfSzwölf

Studien an einschlägige wissenschaftliche

Einrichtungen und fasste die Ergebnisse Ende

2005ineinemSyntheseberichtzusammen�

Der Synthesebericht stellt fest, dass es kein

Wirtsgesteingibt,dasgrundsätzlichimmerdie

größteEndlagersicherheitaufweistundfüralle

inDeutschlandrelevantenWirtsgesteinsforma-

tionenangepassteEndlagerkonzepteentwickelt

werden können� Die Reaktorsicherheitskom-

mission (RSK), die im Auftrag des BMUB den

SyntheseberichtdesBfSbegutachtete,stimmte

mitdenBewertungendesBfSimWesentlichen

überein� Die Zweifelsfragen waren damit aus-

geräumt�

Im Vergleich der generischen Eigenschaften

derdreibetrachtetenWirtsgesteineschneidet

Salz sogar besonders gut ab, wie eine tabel-

larische Gegenüberstellung der Bundesanstalt

für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)

zeigt(Tab�1)�

2002InseinemAbschlussberichtkonzipiertderAkEndeinVerfahrenfüreineneueStandortsuche�

19

2005DasBfSlegtseinenSynthesebericht„KonzeptionelleundsicherheitstechnischeFragenderEndlagerungradioaktiverAbfälle–WirtsgesteineimVergleich“vorundkommtzudemErgebnis,dasseskeinWirtsgesteingibt,dasgrundsätzlichimmereinegrößteEndlagersicherheitgewährleis-tet;dieZweifelsfragenbzgl�derkonzeptionellenGrundfragenderEndlagerungunddergenerellenEignungvonSalzsindausgeräumt�

Steinsalz Ton/Tonstein Kristallingestein (z.B. Granit)

Eige

nsch

afte

n de

r W

irts

gest

eine

Temperaturleitfähigkeit hoch gering mittel

Durchlässigkeitpraktisch

undurchlässigsehrgeringbisgering

sehrgering(ungeklüftet)bisdurchlässig(geklüftet)

Festigkeit mittel geringbismittel hoch

Verformungsverhalten viskos(Kriechen) plastischbisspröde spröde

Hohlraumstabilität Eigenstabilität Ausbaunotwendighoch(ungeklüftet)bisgering(starkgeklüftet)

In-situSpannungen lithostatischisotrop1 anisotrop2 anisotrop2

Lösungsverhalten hoch sehrgering sehrgering

Sorptionsverhalten3 sehrgering sehrhoch mittelbishoch

Temperaturbelastbarkeit hoch gering hoch

Kom

pone

nten

des

End

lage

rsys

tem

s

Einlagerungssohle ca�900m ca�500m 500-1�200m

Lagerungstechnik* StreckenundtiefeBohrlöcher

Streckenbzw�kurzeBohrlöcher

BohrlöcheroderStrecken

Auslegungstemperatur max�200°C max�100°Cmax�100°C

(Bentonitversatz)

Versatzmaterial* Salzgrus Bentonit Bentonit

Zwischenlagerzeit(BEundHAW-Kokillen)

min�15Jahre min�30-40Jahre min�30-40Jahre

Streckenausbau nichterforderlicherforderlich,

ggf�sehraufwändiginstarkgeklüfteten

Bereichenerforderlich

Behälterkonzept vorhandenfürDeutschland

neuzuentwickelnfürDeutschland

neuzuentwickeln

Bergbauerfahrungsehrgroß

(Salzbergbau)kaum

groß(Erzbergbau)

Günstige Eigenschaft

Ungünstige Eigenschaft

Mittel

Tab. 1

Endlagerrelevante Eigenschaften poten tieller Wirtsgesteine

Quelle: BGR: „Endlagerung radioaktiver Abfälle in Deutschland. Untersuchung und Bewertung von Regionen mit potenziell geeigneten Wirtsgesteinsformationen“, April 2007

* Wird an das jeweilige Wirtsgestein angepasst

1 Einwirkung des Gebirgsdrucks aus allen Richtungen gleichmäßig und spannungsfrei

2 Hier, richtungsabhängige mecha­nische Eigenschaften, die zu Span­nungen im Gestein führen können

3 Hier, Aufnahme und Einschluss von Stoffen im Gestein im Sinne der Rückhalte fähigkeit

Tab. 2

Endlagerkonzepte in unterschiedlichen Wirtsgesteinen

Quelle: BGR, DBE TECHNOLOGY GmbH: „Entwicklung und Umsetzung von technischen Konzepten für Endlager in tiefen geologischen Formationen in un­terschiedlichen Wirtsgesteinen (EUGENIA) Synthesebericht“, November 2011

Wirtsgesteine und ihre Eigenschaften im Vergleich

Salz

• DeutschlandverfügtübereinegroßeZahlvonSteinsalz-Lager-stätten

• SteinsalzverhältsichbeiDruckplastisch,KlüfteundSpaltenwerdenweitestgehendverhin-dertbzw�inkurzerZeitwiederverschlossen

• EsweisteinesehrgeringeDurch-lässigkeitauf,d�h�esistfürRadionuklideundandereStoffepraktischundurchlässig

• DieAuffahrunggroßerHohlräumeistaufgrundderpositivengebirgs-mechanischenEigenschaftenohnespeziellenAusbaumöglich

• SteinsalzweisteinesehrhoheTemperaturleitfähigkeitauf,dieAbleitungderZerfallswärmebeihochradioaktivenAbfällenwirdbegünstigt

• Steinsalzkannthermischbiszuüber200°Cbelastetwerden

• Deutschlandhatmehrals150JahreErfahrungimSalzbergbau

Ton

• Tonweistaufgrundseinertypi-schenPlastizitätundchemischenEigenschafteneinegeringebissehrgeringeDurchlässigkeitauf

• AufgrundseineshohenSorptions-vermögenskannTongesteinfreigesetzteradioaktiveStoffegutzurückhalten

• DiethermischeBelastungsgrenzeliegtbei100°C

• ImVergleichzuSteinsalzsinddaherfürdieEndlagerungder-selbenMengenhochradioaktiverAbfälleeinegrößereFlächezurEndlagerungundgenerelleinelängereZwischenlagerdauerzumAbklingennötig

• InTonistfürdieStandsicherheiteinbergmännischerAusbaunot-wendig,derdenEinschlussderAbfällewiederumbehindert

• Erfahrungenmitdemberg-männischenAusbauimTonsteinliegeninDeutschlandnursehrbegrenztvor

Kristallin

• KristallinemagmatischeGesteinewiebeispielsweiseGranitweiseneinesehrguteStandfestigkeitauf

• DurchdienichtauszuschließendeKlüftigkeit(Rissbildung)desGesteinsmüssenAbfallbehälterbzw�dasEndlagersystemdiesonstvomWirtsgesteinmitgebrachteBarrierefunktionübernehmen

• DieAnforderungenanEndlager-konzeptundspezifischdafürentwickelteBehältersindent-sprechendhöher

• ImVergleichzuSteinsalzistgenerelleinelängereZwischen-lagerdauerzumAbklingennötig

20

2010DerBundestagsetzteinenUntersuchungsausschussein,derVorwürfeprüfensoll,derZwischenberichtderPTBvon1983seiaufpolitischenDruckgeändertworden�

Quelle:InAnlehnunganBGR

21

Die„SicherheitsanforderungenandieEndlagerungwärmeentwickelnderradioaktiverAbfälle“werdenvomBundesumweltministeriumneugefasst�

DasErkundungsmoratoriumfürGorlebenwirdauf-gehoben�DieGRSwirdalsfederführendeOrgani-sationmiteiner„VorläufigenSicherheitsanalysefürdenStandortGorleben“(VSG)beauftragt�

Verantwortung von Staat und

Abfallverursacher

Nach § 9a Atomgesetz gibt es eine klare

Aufgabenteilung zwischen dem Staat und

den sogenannten Ablieferungspflichtigen, bei

denen radioaktive Abfälle anfallen� Der Ablie-

ferungspflichtige „hat dafür zu sorgen, dass

anfallende Reststoffe sowie ausgebaute oder

abgebauteradioaktiveAnlagenteile���schadlos

verwertet werden oder als radioaktive Abfälle

geordnet beseitigt werden“� Und: „Wer radio-

aktiveAbfällebesitzt,hatdiesean���[einEnd-

lager]abzuliefern“�EristalsoaufdasEndlager

desBundesangewiesen�DaserklärteZielistes,

radioaktiveAbfälleausDeutschlandhierzulande

endzulagern� Zum Verantwortungsbereich der

Ablieferungspflichtigen gehören die Behand-

lungsowiedietransport-undendlagergerechte

Verpackung der Abfälle (Konditionierung), die

Zwischenlagerung bis zur Verfügbarkeit eines

geeignetenEndlagerssowiederTransportzum

Endlager�

Der Staat, d�h� der Bund, „hat Anlagen zur

Sicherstellung und zur Endlagerung radio-

aktiver Abfälle einzurichten�“ Das umfasst die

Standortsuche,dieErrichtungunddenBetrieb

vonEndlagernsowiederenStilllegung,zuder

vor allem der dauerhafte Verschluss der End-

lagergehört�

Seit1989istdasBfSalsnachgeordneteBehörde

des BMUB mit der Durchführung dieser Auf-

gaben betraut� Zuvor nahm die Physikalisch-

TechnischeBundesanstalt(PTB)dieseAufgaben

wahr�DasBMUBübtdabeidieRechts-undFach-

aufsichtüberdasBfSausundistverantwortlich

fürGrundsatzentscheidungen�

Im Jahr 2014 wurde wie im StandAG vorge-

sehen das BfE als neue Bundesoberbehörde

unter der Aufsicht des BMUB gegründet� Es

solldasStandortauswahlverfahrenregulieren,

das BMUB auf dem Gebiet der Endlagerung

radioaktiverAbfälleunterstützenundGenehmi-

gungsbehördefürEndlagersein�

Wer ist zuständig und wer kommt für die Kosten auf? 8

22

2012ImZugedesbeschleunigtenAusstiegsausderKernenergiesuchtdieBundesregierungauchinderEndlagerfrageeinenKompromissmitderOpposition�DiezweiJahrezuvorwiederaufgenommeneErkundungvonGorlebenwirdgestoppt�

Wer kommt für die Kosten auf?

Die Ablieferungspflichtigen tragen die Kosten

der Endlagerung im Rahmen des notwendigen

AufwandsentsprechendihresAnteilsandenAb-

fällen�ImFallderhochradioaktivenAbfällesind

96,5 Prozent dem Betrieb von Kernkraftwerken

mit einer Leistung von > 200 MW (Energiever-

sorgerundEnergiewerkeNord)und3,5Prozent

sonstigen Abfallverursachern zuzurechnen� Bei

den schwach- und mittelradioaktiven Abfällen

werden bis 2080 rund 300�000 Kubikmeter an-

fallen, die zu 60 Prozent auf die Betreiber der

KernkraftwerkeunddieIndustrie,zu40Prozent

aufdieöffentlicheHand(Forschung,Landessam-

melstellen) entfallen� Gemäß der Endlagervor-

ausleistungsverordnung erhebt das BfS von

den Ablieferungspflichtigen Vorausleistungen

zur Deckung des notwendigen Aufwands für

Anlagen zur Endlagerung radioaktiver Abfälle�

So sind bislang für das Endlager Konrad, das

derzeit für die Einlagerung schwach- und mit-

telradioaktiver Abfälle errichtet wird, Kosten in

Höhevon1,8MilliardenEuroangefallen�Indie

ergebnisoffene Erkundung des Salzstocks Gor-

leben als Endlager für hochradioaktive Abfälle

wurden bisher 1,7 Milliarden Euro investiert,

die entsprechend ihrer Abfallmengen zu über

90 Prozent von den Kernkraftwerke betreiben-

den Energieversorgungsunternehmen getragen

wurden�

DasStandAGvon2013siehtvor,dassdieKosten

zur Deckung des Aufwands im Zusammen-

hang mit der neuen Standortsuche und der

Endlagerung von den Ablieferungspflichtigen

über eine Umlage getragen werden sollen�

Die Betreiber der Kernkraftwerke vertreten

allerdings die Rechtsauffassung, dass für die

Übernahme der Kosten für eine alternative

Standortauswahl durch sie keine Grundlage

besteht, solange keine abschließende Bewer-

tung zur Eignung von Gorleben vorliegt und

eine sachliche Notwendigkeit einer neuen

Standortauswahlnichtbesteht�

Für noch nicht angefallene, aber in Zukunft

anfallende Kosten im Zusammenhang mit

Stilllegung und Rückbau von Kernkraftwerken

sowieEntsorgung,habendieKernkraftwerksbe-

treiberRückstellungen inHöhevon insgesamt

rund 38,5 Milliarden Euro (Stand: 31�12�2014)

23

2013DerGorleben-UntersuchungsausschussdesBundestagslegtseinenAbschlussberichtvorundstelltu�a�fest,dassdieEntscheidungvon1983zuruntertägigenErkundungdesSalzstocksalleinaufderGrundlagefachlicherBewertungengetroffenwurde;dasMinderheitsvotumwidersprichtdem�

gebildet� Die Höhe der benötigten Rückstel-

lungen wird von den Betreibern auf Basis be-

stehenderEntsorgungsverträgesowieexterner

Expertisen und Gutachten ermittelt und wird

von unabhängigen Wirtschaftsprüfern testiert

sowie von den Finanzbehörden geprüft� Die

Rückstellungen werden jährlich überprüft und

aktualisiert�

Genehmigungsbehörden

Das Planfeststellungsverfahren und andere

atomrechtliche Genehmigungen für Endlager

lagenbis2013 inderZuständigkeitderAtom-

aufsichtsbehördedesjeweiligenBundeslandes�

Im Zusammenhang mit dem neuen Stand-

ortauswahlverfahren soll das BfE u� a� Plan-

feststellungs- und Genehmigungsbehörde für

Endlagerwerden�FüreinzukünftigesEndlager

für insbesondere hochradioaktive Abfälle,

dessen Standort durch Bundesgesetz fest-

gelegt werden soll, soll ein Genehmigungs-

verfahren durchgeführt werden� Diese Rege-

lungensindGegenstandderEvaluierungdurch

dieEndlagerkommission�Transportevonradio-

aktiven Stoffen, z� B� Kernbrennstoffen sowie

Zwischenlager bedürfen einer Genehmigung

durchdasBfS�

Endlagerung hochradioaktiver Abfälle weltweit 9

Während Deutschland bei der Suche nach

einem Endlager für hochradioaktive Abfälle

wieder bei Null anfängt, sind andere Länder

bereits deutlich weiter� Einige Länder haben

fürEndlagerfürhochradioaktiveAbfälleschon

Standortentscheidungengetroffenoderstehen

kurz davor� In Finnland und Schweden ist be-

reits das Genehmigungsverfahren im Gange,

und in beiden Ländern sowie in Frankreich

werden die Endlager voraussichtlich um 2030

denBetriebaufnehmen�

24

Am27�JulitrittdasStandortauswahlgesetz(StandAG)inKraft,mitdemeineneueStandort-auswahlermöglichtwerdensoll�

DieGRSveröffentlichtdenSyntheseberichtzurVorläufigenSicherheits-analysefürdenStandortGorleben�

2013

Nur wenige Länder z� B� Deutschland und die

Schweizhabensichentschieden,auchschwach-

und mittelradioaktive Abfälle in ein geolo-

gischesEndlagerzuverbringen�Esistdagegen

internationaler Konsens, dass hochradioaktive

Abfälle in geologischen Tiefenlagern entsorgt

werdensollen�

Forschungs- und Entwicklungsprogramme zur

Untertagelagerung von radioaktiven Abfällen

sind in großem Umfang seit Jahrzehnten im

Gange� Auf diesem Gebiet gibt es eine enge

internationale Zusammenarbeit� In zahlreichen

Ländern sind Untertage-Laboratorien geschaf-

fenworden,diederGewinnungvonGrundlagen-

wissenwieauchvonStandortdatenfürPlanung,

BetriebundStilllegungdesEndlagersdienen�

Eine Übersicht über die Programme zur End lagerung

radioaktiver Abfälle in verschiedenen Ländern finden Sie online unter:

http://www.kernenergie.de/kernenergie/themen/entsorgung/index.php

Abb. 5

Experten untersuchen das Wirtsgestein im Untertagelabor Onkalo.

Quelle: Posiva Oy

Beispiel Finnland: Kurz vor der Ziellinie

InFinnlandsinddieKernkraftwerke Loviisa1und2 sowie Olkiluoto 1 und 2 in Betrieb, Olkiluoto3 ist im Bau, ein vierter Block beabsichtigt�Ein weiteres Kernkraftwerk ist am StandortHanhikivi geplant� Kernkraft deckt ein Drit-tel des finnischen Strombedarfs� Die Betreibersind für Schaffung und Betrieb von Endlagernselbst verantwortlich� An den Standorten Lo-viisa und Olkiluoto sind bereits Endlager fürschwach-undmittelradioaktiveAbfälleinBetrieb�FürdasEndlager fürabgebrannteBrennelemente–FinnlandhatsichvonAnfanganfürdirekteEnd-lagerung entschieden – gründeten die Betreiberim Jahr 1995 ein gemeinsames Unternehmen�

Aufgrund eines Regierungsbeschlusses von1983 wurden von 1986 bis 2000 in unterschied-lichen Regionen vier mögliche Standorte, dar-unter die beiden Kraftwerksstandorte, obertägigund mit Tiefbohrungen erkundet� Alle vier sindGranitstandorte, die dominierende tiefengeologi-scheFormationinFinnland�NachdemsichallevierStandortealsgeeigneterwiesenhaben,wurdederStandort Olkiluoto ausgewählt� Mit großer Mehr-heit unterstützten der Gemeinderat, auf dessenGebietderStandortliegt,unddieansässigeBevöl-kerungdieseEntscheidung�DieRegierungbilligtedie Standortwahl im Dezember 2000� Das Parla-ment ratifizierte die Regierungsentscheidung im

25

BundundLandNiedersachseneinigensichaufeinenstarkreduziertenOffenhaltungsbetriebfürdasehemaligeErkundungsbergwerkGorleben�

2014Am22�MainimmtdieKommission„Lage-runghochradioaktiverAbfallstoffe“ihreArbeitauf�

Abb. 6

Geplantes Endlager am Standort Forsmark. (schematische visuelle Anmutung)

Quelle: Svensk Kärnbränslehantering AB (SKB)

Mai 2001 nahezu einstimmig, mit UnterstützungauchderMehrzahldergrünenAbgeordneten�

Seit Baubeginn 2004 liefert das UntertagelaborOnkalo die für die Genehmigung und den Baudes Endlagers erforderlichen Daten� Ende 2012wurde bei der atomrechtlichen Genehmigungs-behörde die Baugenehmigung beantragt, dieAufsichtsbehörde Radiation and Nuclear SafetyAuthority(STUK)gabimJanuar2015einepositiveSicherheitsbewertungimGenehmigungsverfahren

ab�DiefinnischeRegierunghatam12�November2015 die Genehmigung für den Bau erteilt� DerAntragaufBetriebsgenehmigungsollimJahr2020eingereichtwerden�DieEinlagerungin400-700mTiefe soll ab den 2020er-Jahren in einer Granit-formationerfolgen�

NachderzeitigemPlanungsstandkönnteFinnlandals erstes Land ein Endlager für hochradioaktiveAbfälleinBetriebnehmen�

Beispiel Schweden: Das Endlager soll 2030 betriebsbereit sein

InSchwedensindzehnKernkraftwerkseinheiteninBetrieb, vier davon am Standort Ringhals und jedreiinForsmarkundinOskarshamn;zweiweitereKernkraftwerke in Barsebäck wurden 1999 bzw�2005 abgeschaltet� Schweden deckt über 40 %seines Strombedarfs mit Kernkraft� Auch inSchweden ist aufgrund der geologischen Gege-benheiten die Endlagerung in Granit vorgesehen�EbensowieinFinnlandsinddieBetreiberderKern-kraftwerkefürdieEntsorgungverantwortlich�

Mehrere Gemeinden hatten sich um das End-lager beworben� Nach Untersuchungen sowieErkundungsbohrungen an zwei potentiellenStandorten fiel 2009 die Standortentscheidungzugunsten von Östhammar bei Forsmark� DieGemeinde Oskarshamn wurde aufgrund der Ab-lehnung als Endlagerstandort finanziell entschä-digt� Der Antrag auf Errichtung für das Endlagerbei Forsmark wurde im Jahr2011beidenzustän-digenBehördeneingereicht�DerBeginndesBausdes Endlagers ist für die 2020er-Jahre geplant,die Bauzeitwirdmit ca�10 Jahrenkalkuliert�DasEndlagerkönntedannzuBeginnder2030er-Jahrebetriebsbereitsein�

26

Die internationale Erfahrung zeigt, dass die

Endlagerung hochradioaktiver Abfälle ein

erreichbares Ziel ist� Deutschland verfügt im

internationalen Vergleich über sehr gute geo-

logische Bedingungen für eine sichere End-

lagerung hochradioaktiver Abfälle� Die bereits

in den 1960er-Jahren getroffene Entscheidung

fürSalzalsWirtsgestein istunverändertnach

demheutigenKenntnisstandvielversprechend�

Die Entscheidung für den Salzstock Gorleben

alsmöglicherEndlagerstandort inden1970er

Jahren fiel in einem politischen und wissen-

schaftlich fundiertenAuswahlverfahren� Dabei

erfolgte die Beteiligung gesellschaftlicher

Gruppen bzw� der breiten Öffentlichkeit nach

den damaligen, geeigneten Kriterien� Die

Erkundungsarbeiten konnten aus politischen

Gründen bisher nicht abgeschlossen werden�

Gleichwohl haben bisherige Untersuchungen

keine Erkenntnisse ergeben, die eine Eignung

inFragestellen�

Die Bundesregierung und die Landesregie-

rungen haben sich trotz dieser Sachlage im

Jahr 2013 für eine neue Standortsuche für

ein Endlager für hochradioaktive Abfälle ent-

schieden� Gegenüber dem ursprünglich vor-

gesehenen Vorgehen mit dem Abschluss der

Erkundung des Standorts Gorleben wird sich

die Bereitstellung eines Endlagers infolge der

neuenStandortsucheummindestens20Jahre

verschieben und volkswirtschaftlich erheblich

verteuern� So ist nach heutigem Stand mit

einem genehmigten Endlager für hochradio-

aktive Abfälle in Deutschland nicht vor der

zweitenHälftediesesJahrhundertszurechnen�

10 Kurz zusammengefasst

...

2727

Quellen und weiterführende Informationen

• BundesamtfürStrahlenschutz(BfS) | www�bfs�de- BestandanradioaktivenAbfällen | http://www�bfs�de/DE/themen/ne/abfaelle/bestand/bestand�html- Abfallprognose | http://www�bfs�de/DE/themen/ne/abfaelle/prognosen/prognosen�html- AuswahlverfahrenfürEndlagerstandorte–EmpfehlungendesArbeitskreisesAuswahlverfahrenEndlagerstandorte(AkEnd),Dezember2002

| http://www�bfs�de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/berichte/ne/langfassung-abschlussbericht-akend�pdf- KonzeptionelleundsicherheitstechnischeFragenderEndlagerungradioaktiverAbfälle:WirtsgesteineimVergleich–Synthesebericht�04�11�2005

| http://www�bfs�de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/berichte/ne/Synthesebericht-Endfassung�pdf

• BundesanstaltfürGeowissenschaftenundRohstoffe(BGR) | www�bgr�bund�deundDBETECHNOLOGYGmbH(DBETEC) | www�dbe�de- EntwicklungundUmsetzungvontechnischenKonzeptenfürEndlagerintiefengeologischenFormationeninunterschiedlichenWirtsgesteinen(EUGENIA-Studie,

Synthesebericht),BGRund,November2011 | https://www�dbe-technology�de/fileadmin/user_upload/unterlagen/vortrag/EUGENIA_Abschlussbericht�pdf

• BundesministeriumfürUmwelt,Naturschutz,BauundReaktorsicherheit(BMUB) | www�bmub�bund�de- SicherheitsanforderungenandieEndlagerungwärmeentwickelnderradioaktiverAbfälle,Stand30�September2010

| http://www�bmub�bund�de/themen/atomenergie-strahlenschutz/nukleare-sicherheit/sicherheit-endlager/sicherheitsanforderungen/- ProgrammfüreineverantwortungsvolleundsichereEntsorgungbestrahlterBrennelementeundradioaktiverAbfälle(NationalesEntsorgungsprogramm)

| http://www�bmub�bund�de/themen/atomenergie-strahlenschutz/nukleare-sicherheit/sicherheit-endlager/nationales-entsorgungsprogramm/- VerzeichnisradioaktiverAbfälle(Bestandzum31�Dezember2014undPrognose)

• BundesministeriumfürWirtschaftundEnergie(BMWi) | www�bmwi�bund�de- EndlagerunghochradioaktiverAbfälleinDeutschland-DasEndlagerprojektGorleben�Oktober2008

| http://www�bmwi�de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/endlagerung-hochradioaktiver-abfaelle-endlagerprojekt-gorleben,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true�pdf

• DAtF | www�kernenergie�de

• GesellschaftfürAnlagen-undReaktorsicherheit(GRS)gGmbH | www�grs�de- VorläufigeSicherheitsanalysefürdenStandortGorleben(VSG)–Synthesebericht | http://www�grs�de/sites/default/files/pdf/GRS-290�pdf- LinklistederBerichtezurVSG | http://www�grs�de/node/1647

• GNSGesellschaftfürNuklear-ServicembH | www�endlagerung�de

• AbschlussberichtdesGorleben-UntersuchungsausschussesdesDeutschenBundestags,Bundestagsdrucksache17/13700vom23�Mai2013 | http://dipbt�bundestag�de/doc/btd/17/137/1713700�pdf

• GesetzzurSucheundAuswahleinesStandortesfüreinEndlagerfürWärmeentwickelnderadioaktiveAbfälle(Standortauswahlgesetz–StandAG)vom23�Juli2013 | http://www�gesetze-im-internet�de/bundesrecht/standag/gesamt�pdf

• WebsitesausgewählterEndlagerprojekteinEuropa |- Finnland: www�posiva�fi- Schweden:www�skb�se

November2015

AlleRechtevorbehalten�

Herausgeber:

DAtF

DeutschesAtomforume�V�

Robert-Koch-Platz4

10115Berlin

info@

www� kernenergie�de


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