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EN 1090 in HEPHAISTOS - Teil 3

Date post: 07-Mar-2016
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Berichte der HEPHAISTOS Ausgabe 9/10 2011, weitere Informationen finden Sie auf www.metall-aktiv.de
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Internationale Zeitschrift für Metallgestalter 9/10 2011
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Page 1: EN 1090 in HEPHAISTOS - Teil 3

Internationale

Zeitschrift für

Metallgestalter

9/102011

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DIE NEBELSCHWADENSCHEINEN SICH ZU LICHTEN

IFGS denkt über mehrere Modelle nach – Bundesfachgruppenleiter Markus Balbach ist zertifiziert

Noch ist vieles im Fluss, was die Umsetzung der Zertifizierungspflicht nach der neuen StahlbaunormEN 1090 für Schmiedewerkstätten angeht, die Stahlkonstruktionen im bauaufsichtlichen Bereichfertigen. Doch lichten sich die Nebelschwaden, seit HEPHAISTOS und der Internationale FachverbandGestaltender Schmiede e.V. (IFGS) ihre umfassende Aufklärungsarbeit begonnen haben. Nachfolgendfasst Chefredakteur Tobias Schumacher den aktuellen Sachstand zusammen

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Die Erleichterung war ihmdurchs Telefon anzuhören, alsMarkus Balbach am 9. August,

am letzten Tag vor Drucklegung dieserAusgabe, vermeldete: »Ich habe meinezwei Zertifizierungsurkunden heuteerhalten.« Der erste, gescheiterte Ver-such des Bundesfachgruppenleiters der

Metallgestalter im BundesverbandMetall (BVM), seine Werkstätte nachEN 1090 zertifizieren zu lassen, hatteim Frühjahr für helle Aufregung ge-sorgt – im Kreis der Berufskollegenwie auch beim BVM. Nun gab es denzweiten Anlauf, und der verlief erfolg-reich. Am 19. Juli hatte ein Vertreter

der notifizierten Stelle TÜV Rheinlandaus Köln Balbachs Werkstatt in Laubus -eschbach im Taunus besucht, knappdrei Wochen später hatte er seine Ur-kunden in den Händen. Die Schmiede-werkstatt ist nun berechtigt, Stahlkon-struktionen im bauaufsichtlichen Be-reich zu fertigen, wobei Balbach nachnicht unerheblichen Investitionen inPersonal, Werkzeug und vor allem Zeitdie sogenannte Ausführungsklasse 2(EXC 2) angestrebt und auch erlangthat (siehe auf Seite 21).Die EXC 2 ist nötig, um beispielsweisefür öffentliche Gebäude Stahlkonstruk-tionen zu montieren, etwa an und inKirchen, Schulen, Kindergärten oderAmtsgebäuden. Auch Treppen oderTreppen- und Balkongeländer an ge-werblich genutzten Häusern fallen indie EXC 2, und sei es ein Mehrfamilien-haus, in dessen Erdgeschoss eine Gast-stätte eingemietet ist.

Wichtige DetailsWeitere Klarheit in wichtigen Detailsbrachten die EN-1090-Informations -seminare des IFGS zwischen Mai undJuli in Kolbermoor, Celle und Stolbergim Rheinland. Die beiden Referenten,Dieter Haberberger und MatthiasMahnkopf von den GSI-Niederlassun-gen in München und Hannover, be-stätigten den knapp 100 interessiertenSchmieden, dass die Autoren der EN1090 mit der Erwähnung der »Warm -umformung« in der EN 1090 und dieZuordnung von in diesem Verfahrengefertigten Stahlkonstruktionen in dieEXC 2 keinesfalls das Kunstschmiede-handwerk gemeint haben dürften.Matthias Mahnkopf, selbst gelernterSchlosser, nun Zertifizierungsberaterder SLV in Hannover, sagte gegenüberHEPHAISTOS, dass er, wenn er Metall-Fo

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HEPHAISTOS hat Matthias Mahnkopf, Referent bei denIFGS-Seminaren in Celle und Stolberg, um eine Einschätzunggebeten, wie das Balkongeländer im Foto unten nach EN1090 zu beurteilen ist. Die Arbeit stammt aus der Metall -gestalter-Werkstatt von Uwe Weber und Roland Hermann inSeukendorf bei Nürnberg. Mahnkopf schreibt: »Dieses Bau-teil ist eigentlich in keinerEXC zu finden, aber wennman es nun unbedingteiner EXC zuordnen will,kann es nur die EXC1 sein!Begründung: Es handeltsich um ein nicht nach EN287-1 geschweißtes Bau-teil, da in der EN 287-1keine Feuerschweißungberücksichtigt ist. Somitist das Bauteil der PC1 zu -zuordnen, der SC1 undder CC1. Nach der Matrix(Tabelle B.3 aus EN 1090-2, Anhang B) liegt dasBauteil dann in der EXC1.Sicher kann hier nocheiner nach dem Warm -umformen fragen, wasdann in die PC2 fällt, aberdas wiederum gilt fürgeschweißte Bauteile!«

»Feuerschweißung nicht berücksichtigt«

Markus BalbachMatthias MahnkopfKlarseher

Der erste hat seine Zertifizierungin der Tasche, der zweite willdafür sorgen, dass ihm vieleSchmiedekollegen folgen können

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gestalterwerkstätten in Zukunft nachEN 1090 zertifiziere, die Kunstschmie-de arbeiten explizit ausnehmen werde.Hierzu habe er mit der neuen »Baupro-duktenverordnung« der EuropäischenUnion (305/2011) eine hinreichendeHandhabe. In den Artikeln 5 und 38der Verordnung, die europaweit diePflicht zur CE-Kennzeichnung regeltund die rechtlich über dem Normen-text der EN 1090 steht, finden sichexplizite Ausnahmen von der Pflichtzur Abgabe einer sogenannten »Leis -tungserklärung« für kunsthandwerk -liche Einzelfertigungen oder Restaurie -rungsarbeiten (HEPHAISTOS 7/8 2011).»Eine Schweißaufsichtsperson nachDIN 287 ist im Betrieb allerdings unab -dingbar«, betont Mahnkopf. Und bei derEinschätzung, welche Ausführungs-klasse eine Werkstatt anstreben sollte,helfe ein Blick in die Tabelle A3 inEN 1090-2, wo fünf Punkte zur EXC 1und 18 Punkte zur EXC 2 aufgelistetsind. »Bei der Zertifizierung halte ichmich an diese Tabelle«, sagt Mahnkopf.So ist die Zertifizierung noch längstnicht vom Tisch. Sie kann durchaus er-forderlich sein und betriebswirtschaft-lich auch einen Sinn ergeben, um wei-ter an öffentlichen Ausschreibungenteilnehmen zu können – oder, um derGefahr vorzubeugen, bei fehlenderZertifizierung von vornherein und un-geprüft durch das Auswahlraster beiArchitekten oder Bauämtern zu fallen.

Modelle angedachtMehrere Gedankenmodelle stehen des-halb im Raum: Laut IFGS-PräsidentCornelis Pronk hat Matthias Mahnkopfnach den Rückmeldungen der Schmie-dekollegen während der Informations-seminare zur EN 1090 in Celle undStolberg die Möglichkeit aufgezeigt,dass ein Kooperationsmodell zwischenden GSI-Niederlassungen und demIFGS denkbar wäre, das das Zertifizie-rungsverfahren für Schmiedewerkstät-ten erheblich vereinfacht. Pronk:»Wenn es uns zum Beispiel gelingt,regional fünf Schmiedewerkstätten zu-sammenzufassen und an einem Tag zubesuchen, dann könnten bei Kostenzwischen 200 und 300 Euro pro Be-trieb die Zertifizierungen gestemmtwerden, wenn wir die entsprechendeVorarbeit leisten. Das ist ein Modell fürunsere Mitglieder, über das wir imMoment nachdenken.«Ein zweiter Lösungsweg steht ebenfallszur Diskussion. Jener, den die Tischlerund Schreiner seit 2006 beschrittenhaben. Damals herrschte im Holz eineähnliche Aufregung wie aktuell im

Stahl, weil Fenster und Türen von derEU als CE-kennzeichnungspflichtig er-klärt wurden. Das gilt seit 2010. Die Re-aktion der kleinen Holzhandwerkerwar daraufhin die Gründung einesMarkenverbandes – im Internet unterwww.fenster-marke-tischler.de zu fin-den. Der bietet seinen inzwischen über1000 Mitgliedern praktische Hilfestel-lung für die Erarbeitung eines Hand -buches im Falle einer erforderlichen»Leistungserklärung« für das CE-Kenn-zeichen an ihren Produkten. Aller-dings: Hinter der Organisation der»Marke Fenster« stehen mehrere be-rufsständische Landesverbände imHolz- und Kunststoffhandwerk.Im IFGS wird nun geprüft, ob er alsvon der Mitgliederzahl relativ kleiner

Fachverband so viel fachliche Kompe-tenz und juristisches Know-how bün-deln und dafür auch die finanziellenMittel aufbringen kann, um ähnlicheDokumente zu erarbeiten. Und derenrechtliche Durchsetzbarkeit in Brüsselsteht noch einmal auf einem ganz an-deren Blatt.

Rennen ums BuchHier läuft im Moment so etwas wie einoffenes Rennen. Denn aus Kreishand-werkerschaften oder Handwerkskam-mern ist zu hören, dass ebenfalls anAnleitungshilfen und im Vergleich zurEN 1090 »abgespeckten« Handbücherngearbeitet wird, in Zusammenarbeitmit den notifizierten Stellen und auch

für Kunstschmiede. Außerdem dürfteder BVM den Erfolg von Markus Bal-bach bei seiner Zertifizierung als Belegdafür verkaufen, dass auch das überden BVM angebotene EN-1090-Hand-buch von Heiko Wienecke in Metallge-stalterbetrieben durchaus umsetzbarist. Wienecke hat Balbach auf demWeg zur Zertifizierung begleitet.Im Juli ging der BVM jedenfalls mit derMeldung im Internet online, dass dererste Kleinbetrieb zertifiziert ist –Überschrift: »EN 1090: Schlosserei Dör-höfer ist die Nummer 1.« Die Werkstattin Hessen hat acht Mitarbeiter und ar-beitet schon seit zehn Jahren nach deralten DIN 18800-7 in der Herstellerqua-lifikationsklasse B. Kunstschmiede -arbeiten werden hier nicht ausgeführt.

In Kurzform hat Markus Balbach seine erfolgreiche Zertifizie-rung für HEPHAISTOS zusammengefasst:»Ich hatte meinen Kollegen im Februar als BFGL (Bundesfach-gruppenleiter) versprochen, die Zertifizierung sozusagen alsPilotbetrieb zu versuchen. Ist die EN 1090 tatsächlich für einenKleinbetrieb umsetzbar, und wenn ja, wie viel Zeit muss investiertwerden und welche Kosten entstehen – den Sinn der Zertifizie-rung dabei außer Acht lassend. Selbst bin ich seit 1987 Schweiß -fachmann, hatte die letzte Prüfung im Schweißen 1994 abgelegt.Am 19. Juli war der Zertifizierungstermin. Diese Erstzertifizie-rung meines Betriebes in Hessen habe ich beim TÜV Rheinlandin der EXC 2 ausführen lassen.Die EXC 2 ist wichtig, da ich und viele Kollegen aus dem Metall-bau in dieser Klasse Arbeiten ausführen. Die eigentliche Zertifi-zierung im Betrieb hat 5,5 Stunden gedauert. Darauf vorbereitetund damit beschäftigt habe ich mich 101 Stunden ohne einenBerater. Dabei mitgerechnet auch eine Fahrt nach Essen zumBVM und das Studieren des Fachregelwerkes in den Punkten, diemeinen Betrieb bzw. unsere Arbeiten betreffen. Die Zeit für vieleTelefonate, E-Mails und weiteren Schriftverkehr etc. mit Kollegenin der Sache EN 1090 habe ich nicht mitgerechnet.Nach Fertigstellung des Handbuches mit Teil 1 und Teil 2 ließ ichdiese von Rainer Böddecker vom Fachverband Metall Hessenhier in der Firma ‘nachschauen’. Bis auf Kleinigkeiten hatte ichalles richtig gemacht.Die reinen Kosten betrugen 2797,- Euro netto für das Fachregel-werk, für zwei Schweißlehrgänge (ein Auszubildender im erstenLehrjahr, ein Geselle), fünf Prüfungen Schweißen – auch ich habewieder eine gültige Schweißerprüfung! –, die Überprüfung sämt-licher Elektrogeräte, Kleinigkeiten wie Ordner, Einschweißfolien,Papier, Schweißnahtlehre etc. und die eigentliche Zertifizierung(860,- Euro). Viele Dinge befinden sich nun in Papierform inOrdnern, viele sehr umfangreiche, zum Beispiel DIN-Normen,in Ordnern auf der Festplatte. Leicht gefallen ist mir das besonders am Anfang nicht. Das mussman erst alles überschauen und begreifen lernen, da ich in dieser Sache bis dato absolut unbe-darft war. Im Nachhinein bin ich schlauer, habe einige sinnvolle Dinge gelernt und werde dasauch entsprechend umsetzen.« Markus Balbach, Bundesfachgruppenleiter Metallgestaltung

3657,- Euro und 106,5 Stunden

So sehen die Zertifizierungsurkunden aus

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