EMIL – Emotionen regulieren lernen | 27. Oktober 2012
Förderung der sozial-emotionalen Kompetenz
durch Stärkung der Selbstregulationsfähigkeit
und Perspektivenübernahme im Kindergarten
EMIL – Emotionen regulieren lernen | 27. Oktober 2012
Das Gehirn lernt immer!
ü Das Gehirn ist plastisch
ü Übung / Erfahrung / Umwelt verändern das Gehirn
ü Lernen ist ein steter Prozess und führt zu Veränderung und
Anpassung im Gehirn
ü je besser die Hirnregionen miteinander „verdrahtet“ sind,
desto handlungsfähiger ist man
ü v.a. in der Kindheit ist das Gehirn besonders anpassungs-
und damit lernfähig
EMIL – Emotionen regulieren lernen | 27. Oktober 2012
Das Gehirn nimmt Informationen auf und verarbeitet sie, wenn:
• sie bedeutsam sind • sie sinn-voll sind • sie verknüpfbar sind mit Vorerfahrungen
Bedingungsfaktoren erfolgreichen Lernens
à Lernen als ein individueller Prozess!
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Lernen durch Erfahrungen
Wie machen Kinder ihre Erfahrungen?
Spielend:
ü Nachahmen ü Ausprobieren ü Mit Fragen und Herausforderungen auseinandersetzen ü Be - greifen ü So tun als ob
à Die Spielwelt als geschützter Raum!
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Der Marshmallow Test mit 4-Jährigen
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Beschreibung: Die Kinder bekommen einen Marshmallow auf einenTeller gelegt. Der Versuchsanleiter sagt, dass sie gleich den Marshmallow essen können. Wenn sie aber warten, bis er zurück kommt (er geht für 20 min (!) aus dem Raum), bekommen sie einen zweiten Marshmallow. Das ist einer der besten Tests zur Untersuchung der Selbstregulationsfähigkeit von kleinen Kindern. Man untersucht die Fähigkeit des Belohnungsaufschubs. Man kann im Video sehen, wie sehr die kleinen Kinder mit sich kämpfen, um den Marshmallow nicht zu essen. Wie sie daran scheitern oder durchhalten.
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Je länger ein Kind warten konnte… Selbstregulation
(Belohnungsaufschub im Marshmallow-Test) steht im Zusammenhang mit
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
AkademischerKompetenz
Sozialkompetenz
Coping Kompetenz
r=.27*
r=.39**
r=.23*
Mis
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988
Selbstregulation (Belohnungsaufschub im Marshmallow-Test) steht im Zusammenhang mit
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ICH WIR
ð Die eigenen Ziele mit sozial akzeptierten Mitteln verwirklichen, ohne den anderen zu benachteiligen oder ihm zu schaden. (Kanning 2002)
Sozial-emotionale Kompetenz
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Gefühlsausdruck und Kommunikation Wahrnehmung von Gefühlen
Selbstregulation Perspektivenübernahme
Sozial-emotional kompetente Kinder … § sind sich ihrer Emotionen, Gedanken und Bedürfnisse
bewusst. § kommunizieren ihre Emotionen und Bedürfnisse auf
angemessene Weise. § können sich in andere hineinversetzen und nehmen
die Emotionen anderer wahr. § können ihre Emotionen und ihr Verhalten regulieren.
Sozial-emotionale Kompetenz
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Exekutive Funktionen Arbeitsgedächtnis Inhibition
Selbstregulation
Kognitive Flexibilität
Perspektivenübernahme
Sozial-emotionale Kompetenz
Exekutive Funktionen und sozial-emotionale Kompetenz
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Was sind exekutive Funktionen?
Arbeitsgedächtnis ü Informationen kurzzeitig speichern und weiter verarbeiten ü Handlungsplanung, Zielsetzung ü Probleme lösen
Inhibition ü Impulskontrolle, Emotionsregulation ü Aufmerksamkeitssteuerung, Ausblenden von Störreizen ü unterstützt situationsangemessenes Verhalten
Kognitive Flexibilität ü sich auf neue Situationen und Anforderungen schneller und besser einstellen ü Personen und Situationen aus anderen, neuen Perspektiven betrachten und
zwischen diesen Perspektiven wechseln ü Alternativen abwägen, Prioritäten setzen, Entscheidungsfindung
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Präfrontaler Kortex – Sitz des exekutiven Systems
Ø Unterschiedliche Aufgaben benötigen unter- schiedliche EF-Aspekte
Ø Als Einheit: Regulations-, Kontrollfunktionen für zielorientiertes, planvolles, situationsangepasstes Verhalten à Selbstregulation
Ø Erforderlich in neuen, herausfordernden Situationen (keine Automatismen, Handlungsroutinen)
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Messung exekutiver Funktionen
Stroop-Aufgabe Nennen Sie die Frabe, in der das Wort geschrieben ist
rot rot
blau grün
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+ +
+ +
congruent incongruent
press left press right
press left press right
+
+
Dots-Aufgabe Bei einem roten Punkt, wird eine Taste auf der gleichen Seite gedrückt. Bei einem blauen Punkt, eine Taste auf der gegenüberliegenden Seite. 3 Konditionen: 1. nur rote Punkte 2. nur blaue Punkte 3. rote und blaue Punkte gemixt
Messung exekutiver Funktionen
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Exekutive Funktionen fördern sozial-emotionale
Kompetenzen
bessere Inhibition
bessere soziale Kompetenzen
weniger Internalisierungs-probleme
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Selbstregulation und sozial-emotionale Entwicklung
Schlechter ausgebildete Selbstregulation im frühen Kindesalter
größere Ablehnung durch
Gleichaltrige im späten Kindesalter
antisoziales Verhalten im
frühen Jugendalter
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Entwicklung exekutiver Funktionen
Gogtay et al., 2004
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Verarbeitungsphase
Murmelgruppen:
Arbeitsgedächtnis
Inhibition
Flexibilität
In welchen Situationen benötigen Kinder diese Funktionen?
Bei welchen Tätigkeiten „leuchtet“ das Frontalhirn?
Beschreiben Sie Alltagsszenen.
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s Im Alter von 2 - 6 Jahren entwickelt sich das exekutive System sehr schnell. (z. B. Diamond 1996, Huizinga 2009; Best & Miller 2010)
s Dieser Entwicklungsprozess kann durch Übung und eine förderliche Umgebung positiv beeinflusst werden. (z. B. Diamond 2007, 2011; Bodrova & Leong 2007; Bierman 2008)
Förderung exekutiver Funktionen
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Förderung exekutiver Funktionen • Bewegung, Ausdauertraining und Sport
– Davis et al. 2011 – Kubesch – Kamijo et al. 2011
• Traditioneller Kampfsport – Lakes et al. 2004 – Trulson 1986
• Mindfulness Training, Entspannung und Yoga – Krisanaprakornkit et al. 2010 – Flook et al. 2010 – Manjunath et al. 2001
• Computertraining – Klingberg 2005 – Holmes 2010 – Posner, Rothbart 2007
• Montessori – Lillard, Else-‐Quest 2006
• Tools of the Mind – Bodrova, Leong 2007 – Vygotsky 1978 – Diamond et al. 2007, 2011
Wich%g für die Förderung: • Regelmäßiges Training • Steigender Schwierigkeitsgrad
Stress, Einsamkeit und körperliche InakVvität beeinflussen FrontalhirnfunkVonen negaVv!
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Förderung exekutiver Funktionen
ü Lernsituationen mit positiven Emotionen verknüpfen.
ü Herausforderungen schaffen, weder über- noch unterfordern.
ü In sozialen Interaktionen üben.
ü Möglichst ganzheitlich, mit allen Sinnen und bewegt.
ü Kinder sollen sich als erfolgreich und selbstwirksam erleben.
ü An den Stärken ansetzen.
ü Viele Gelegenheiten zum Üben bieten.
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Gut ausgebildet
Um
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Exekutive Funktionen
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h Entwicklung exekutiver Funktionen
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Exekutive Funktionen Arbeitsgedächtnis Inhibition
Selbstregulation
Kognitive Flexibilität
Perspektivenübernahme
Sozial-emotionale Kompetenz
Exekutive Funktionen und sozial-emotionale Kompetenz
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Leitlinien des EMIL-Konzepts
Ø wissenschaftlich fundiert
Ø alltagsintegriert und kontextbezogen
Ø an gesamte Gruppe gerichtet
Ø entwicklungsbezogen und individuell
Ø ressourcen- und bedürfnisorientiert
Ø spielerische Förderung
Ø selbsttätiges Handeln
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Qualifizierung
Coaching
Handreichung Reflexions- instrument
Fortbildung
Praxis-Box
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Ebenen der Förderung
1. Haltung und Dialog Ø Feinfühligkeit, hohes Engagement der Erzieherinnen für die Kinder, positive Zuwendung, Akzeptanz, Ermutigung
2. Maßnahmen „um“ das Kind
Ø Strukturierung: Regeln, Rituale, Gruppenstruktur,
Raumgestaltung
3. Maßnahmen „mit“ dem Kind Ø Spiele, Übungen, Bewegung, Entspannung
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• Man kann nicht nicht kommunizieren (Watzlawick)
• Es wird immer auf verschiedenen Ebenen kommuniziert (z.B. Sach- und Beziehungsebene) (Schulz von Thun)
• Gespräche sind wie Kreisläufe / Wechselwirkungen (es gibt keinen Anfang)
• Jeder Beteiligte wirkt auf den Gesprächsverlauf ein
Dialog & Interaktion
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Warum wirkt sich Dialog auf die Entwicklung der exekutiven Funktionen aus?
Selbstregulation stärken im Dialog
Informationen verknüpfen, Denkprozesse aufrecht erhalten Informationen mit Inhalten aus Langzeitgedächtnis zusammenfügen Alternativen durchspielen und abwägen Probleme lösen Strategisch denken, planen, Ziele setzen Zuhören, ausreden lassen Vorschnelle Handlungen zurückhalten Aufmerksamkeit gezielt lenken Störreize ausblenden, dabei bleiben Alternativen, Antworten suchen Perspektiven wechseln Andere Personen, Gefühle, Bedürfnisse mitberücksichtigen Auf veränderten Gesprächsverlauf einstellen
A I
F
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n Traditionelle Kinderspiele Alle Vögel fliegen hoch; Kommando Bimperle, Koffer packen, Armer schwarzer Kater;…
n Lieder, Reime
Drei Chinesen mit dem Kontrabass; Auf der Mauer, auf der Lauer; Mein Hut, der hat drei Ecken;…
n Bewegungsspiele
Musik-Stopp-Spiele, Ochs am Berg, Feuer-Wasser-Sturm;… n Regelspiele
Spitz pass auf!; Memory; Schnipp Schnapp;…
Maßnahmen „mit“ dem Kind
Spiele zur Förderung exekutiver Funktionen
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Maßnahmen „um“ das Kind
Ø Materialangebot, Nutzungsweise, Sicherheit, Struktur mit dem Ziel: „Hilf‘ mir/uns, mich/uns selbstreguliert zu verhalten“
Raumstrukturen
• Raumgestaltung beeinflusst Verhalten
• Orte sind gekoppelt an Erwartungen, Verhaltensabläufe und Regeln
• Äußere Struktur unterstützt innere Struktur des Kinder
• Raumstruktur, klare Abläufe (z.B. Rituale) schaffen Sicherheit
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Raumstruktur: Beispiel
• Wo halten sich Kinder in der Kita gern auf?
• Welche Orte meiden sie? • Wo können sich die Kinder gut
selbstreguliert verhalten? • Wo fällt das schwer?
à Was kann verändert werden?
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Welche 2 – 3 Dinge wollen Sie in den nächsten 2 Wochen in Ihrer Arbeit einmal auf andere Art probieren / verändern?
⇒ Spiele, Übungen und Methoden
⇒ Strukturierende Maßnahmen
Welche Spiele, Übungen, Methoden möchten Sie einsetzen? ___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Welche strukturierende Maßnahmen wollen Sie einführen / verändern? ___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Zum Mitnehmen
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I
Musikalischer Ausklang
Drei Chinesen mit dem Kontrabass mit Buchstabenkarten hochhalten und Regelwechsel:
à Level 1: Singen der angezeigten Vokale, mit plötzlichen Wechseln à Level 2: es muss der Vokal auf der Rückseite gesungen werden
Arbeitsgedächtnis (Buchstabe auf der Rückseite) Inhibition (plötzlich neuen Vokal singen, bei ‚rot‘ die Rückseite beachten) Kognitive Flexibilität (ständiger Wechsel)
O
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Vielen Dank! [email protected] | www.znl-ulm.de