+ All Categories
Home > Documents > Einige Bemerkungen zur Biographie des Ammianus Marcellinus

Einige Bemerkungen zur Biographie des Ammianus Marcellinus

Date post: 23-Jan-2017
Category:
Upload: vuongque
View: 214 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
5
Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy of Sciences in Prague Einige Bemerkungen zur Biographie des Ammianus Marcellinus Author(s): JOSEF ČEŠKA Source: Listy filologické / Folia philologica, Roč. 107, Čís. 4 (1984), pp. 208-211 Published by: Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy of Sciences in Prague Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23462495 . Accessed: 16/06/2014 01:59 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy of Sciences in Prague is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Listy filologické / Folia philologica. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.51 on Mon, 16 Jun 2014 01:59:24 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
Transcript

Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academyof Sciences in Prague

Einige Bemerkungen zur Biographie des Ammianus MarcellinusAuthor(s): JOSEF ČEŠKASource: Listy filologické / Folia philologica, Roč. 107, Čís. 4 (1984), pp. 208-211Published by: Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy ofSciences in PragueStable URL: http://www.jstor.org/stable/23462495 .

Accessed: 16/06/2014 01:59

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy of Sciences in Prague iscollaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Listy filologické / Folia philologica.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 195.78.108.51 on Mon, 16 Jun 2014 01:59:24 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Einige Bemerkungen zur Biographie des Ammianus Marcellinus

JOSEF ČEŠKA (BRNO)

In der lůckenhaften Biographie des Ammianus Marcellinus, die ûberwiegend aus den von ihm selbst erwâhnten persônlichen Erlebnissen zusammengestellt wurde, bemûhen sich die Forscher insbesondere vier Fragen zu erklàren: seine Standeszugehôrigkeit, seine Stellung als Protector domesticus, sein Verháltnis zur rômischen Aristokratie wàhrend seines Romaufenthaltes und die Bedeutung der sog. Sphragis am SchluB seines Werkes.

Dies wurde ausdriicklich von Klaus Rosen in seinem neuen Buch

(Ammianus Marcellinus. Ertrage der Forschung, Bd. 183, Wissenschaftliche

Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, S. VII + 237) festgestellt,1 dessen Schwer

gewicht auf den Ergebnissen der neubelebten Ammianstudien liegt,2 die vora Verfasser schôpferisch so verwendet wurden, daB eine neue problemreich konzipierte Ammianmonographie entstanden ist.3 Von ihr inspiriert, will ich zur

Lôsung der oben erwâhnten Fragen mit einigen Bemerkungen ein wenig beitragen.

Da die autobiographische SchluBnotiz in der „Sphragis" (XXXI 16,9) dem aufmerksamen Leser des Gesamtwerkes Ammians inhaltlich nichts Neues sagt, ist sie zum Gegenstand hâufiger wisssenschaftlicher Auseinandersetzungen und

Hypothesen geworden.4 Eine fremde Zugabe in ihr zu suchen, muB jetzt fiir eine

ganz verlorene Miihe gelten, denn ihre Echtheit wurde durch den typisch ammianischen Satzrhythmus am Ende eines jeden Kolons iiberzeugend bewiesen. Obrigens nicht einmal in dem nochmaligen Vorkommen einiger Angaben gibt es etwas auBerordentlich Besonderes. Es kann einfach dadurch bedingt sein, daB Ammian dem urspriinglichen Plan gemàB sein Geschichtswerk in funfund zwanzig Bûcher einteilte und daB er sich erst spàter entschloB, seine „Res gestae" um die Ereignisse der Jahre 364—378 zu erweitern.5 Fur die Abfassungs dauer der letzten sechs Bûcher (XXVI—XXXI) ist natûrlich zu berûcksichtigen, daB Ammian das Sammeln des Materials neu beginnen muBte6 und daB er

infolgedessen die Wiederholung einiger Angaben keineswegs vermeiden konnte. Wenn also Ammian z. B. trotz des Romexkurses des XIV. Bûches (Kap. 6)

die Sittenverderbnis in Rom im XXVIII. Buch (Kap. 4) aufs neue scharf kritisiert, braucht man sich darûber nicht wundern, daB er nach einer làngeren

' S. 15.

2 , Vgl. S. 7.

3 Das Buch mit seinen fiinf Kapiteln (I. Biographie und Umwelt Ammians, II. Das literarische

Werk, III. Ammians Weltanschauung, IV. Die Glaubwûrdigkeit der „Res gestae", V. Zeitgenôssisches) besprecheich in Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity (= Studia minora Facultatis philosophicae Universitatis Brunensis), E 30, Brno 1985.

G . C a 1 b o 1 i, La credibilità di Ammiano Marcellino e la sua arte espositiva, in: Bolletino di Studi latini 4, Napoli 1974, S. 71—75; vgl. K . Rosen, Ammianus Marcellinus, Darmstadt 1982, S. 41.

5 Als schlagender Beweis fůr die spàtere Verfassung der Bûcher XXVI—XXXI gilt das Vorwort

XXVI l,lf., das dem Autor zugleich als Begrůndung fůr die Anderung seiner Arbeitsmethode und Kompositionsweise diente (vgl. W. Seyfarthin seiner lateinisch-deutschen Edition des Ammianus Marcellinus, Rômische Geschichte, Berlin 1968—1971, IV, S. 304). 6 K . Rosen , a. a. O., S 33f.

208

This content downloaded from 195.78.108.51 on Mon, 16 Jun 2014 01:59:24 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

EINIGE BEMERKUNGEN ZUR BIOGRAPHIE DES AMMIANUS MARCELLINUS

Pause zum SchluB seines Gesamtwerkes die Wesensziige seiner Persônlichkeit sowie auch seine Wahrheitsliebe nochmals in Erinnerung bringen wollte. Denn die Worte der sog. Sphragis (XXXI 16,9) Haec ut miles quondam et Graecus/ a principátu Caesaris Neruae exorsus/ ad usque Valentis interitum /pro uirium

explicaui mensura,/ opus ueritatem professum/ numquam, ut arbitr or,/' sciens silentio ausus corrumpere uel mendacio kônnen kaum etwas anderes bedeuten.

Daran, dafi Ammian einer antiochenischen Kurialenfamilie entstammte, besteht kein Zweifel mehr, offen bleibt jedoch die Frage, wie er Protector domesticus

geworden ist.8 Die Hypothèse Otto S e e c k s,9 daB Ammian zuletzt sogar in den rômischen Sénat aufgenommen wurde, kommt nicht mehr in Betracht, da man

jetzt fur unwahrscheinlich hait, den Brief des Symmachus (IX 110) an einen nicht genannten Historiker auf Ammian zu beziehen.10 Au Ber dem Brief des Libanios (Epist. 1063 ed. Foerster), laut dessen Markellinos — so spricht der berůhmte antiochenische Rhetor seinen Landsmann an — im J. 392 in Rom sein Geschichtswerk unter groBem Beifall vorlas, gibt es nun kein anderes direktes Zeugnis vom Ammians Leben in Rom. Sonst muB man ailes iibrige nur aus den indirekten Anspielungen in der subjektiv verfaBten Darlegung Ammians deduzieren: daB er sich nach dem freundlichen Empfang in einer Senatoren familie spâter — wenigstens fur einige Zeit — zurùckgesetzt fiihlte (XIV 6,12f.), wobei er im J. 383 sogar bêfûrchtete, von der Ausweisung der Fremden aus der westlichen Hauptstadt (XIV 6,19) betroffen zu werden.

Die Méthode von indirekten und folglich wenig iiberzeugenden Beweisen ist

jedoch damit nicht erschôpft, ja sie bietet sogar Gelegenheit, wenigstens einen Blick in das Privatleben Ammians zu werfen, denn seine Erbitterung gegen die Beliebtheit der Kinderlosen und Junggesellen in den stadtrômischen hochnoblen Kreisen (XIV 6,22) kann andeuten, daB er selbst in Rom verheiratet und mit Kindern beschenkt lebte.

Die Wir-Form, die Ammian bei seiner Geschichtsschilderung ôfters benutzt, ermôglicht manches aus seinem Lebenslauf zuverlâssig zu erkennen. In seinen erhaltenen Biichern làBt er zum erstenmal von sich hôren, als er mit dem

Magister equitum Ursicinus, dem er durch kaiserlichen Befehl unterstellt war

(XIV 9,1), im J. 354 von Nisibis nach Antiochia abkommandiert wurde. In der

syrischen Hauptstadt, wo Ursicinus vom Caesar Gallus beauftragt wurde, die

Leitung von Hochverratsprozessen zu iibernehmen, hat Ammian miBliche poli tische Verháltnisse von der Náhe wahrgenommen (XIV 9), die auch den Kaiser Constantius II. beunruhigten. Infolgedessen wurde Ursicinus zum kaiserlichen Hof berufen, der sich damais in Mailand aufhielt, und Ammian reiste wieder mit (XIV 11,5). Ursicinus entrann damais der Gefahr, die ihm im Zusammenhang mit der Verurteilung und Hinrichtung des Gallus drohte (XV 2,1—6) nur durch

Zufall, denn auf ihn ist die Wahl gefallen, den Aufstand des Silvanus an der rheinischen Grenze zu unterdriicken. Ammian begleitete also seinen Vorsteher nach Kòln (XV 5,22—24) und nahm am listigen Plan teil (XV 5,25f. u. 30f.), der zum Meuchelmord an Silvanus fiihrte.

7 So C . U. C 1 a r k in seiner Edition (Vol. I—II, Berolini 1910—1915), wâhrend W.

S e y f a r t h (a. a. O.) mit den grôfieren Zwischenrâumen ein Kolon numquam, ut arbitror, sciens abgrenzt. In Seyfarths Teubneriana (Lipsiae 1978) ist das Spatium nach dem Partizip sciens

auch deutlich vergrôfiert. 8

K . Rosen, a. a. O, 5. /9. 9 RE I (1894), Sp. 1846. 10 K . R o s e n , a. a. O., S. 28.

209

This content downloaded from 195.78.108.51 on Mon, 16 Jun 2014 01:59:24 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

JOSEF ČESKA

Mit Ursicinus blieb Ammian einige Zeit in Gallien und hatte Gelegenheit, Zeuge der ersten Taten des Caesars Julian zu sein. Schon im J. 357 befahl jedoch Constantius II. Ursicinus, zu ihm nach Sirmium zu kommen. Dort wurden die àlteren Adjutanten des Ursicinus zu Truppenfuhrern befôrdert, wáhrend die

Jiingeren, zu denen Ammian noch immer gehôrte, Befehl erhielten, ihrem

Magister equitum nach dem Osten zu folgen (XVI 10,21). Nachdem Ursicinus mit seiner Begleitung nach Samosata am Eufrat gekommen war, rief ihn Constantius wieder zuriick. In Thrakien erhielt er aber den Gegenbefehl, eiligst nach Mesopotamien zuriickzukehren, wo man einen Angriff der Perser erwartete. Dem jungen Ammian, der das ailes als Intrigen des kaiserlichen Hofes verstand," blieben von diesem Hinundherreisen und von dem unmittelbar darauf ausgebrochenen Perserkrieg bunte und gefàhrliche Erlebnisse dauernd im Gedàchtnis haften (XVIII 6 u. 8; XIX 1 u. 2; 4—8). Zuletzt erduldete er im J. 359 am eigenen Leibe alle Greuel der belagerten Stadt Amida, und als sie endlich fiel, rettete er sich durch das gliickliche Entkommen nach Melitene (XIX 8,5—12), von wo er sich nach Antiochia begab (XIX 8,12).

Ob sich Ammian anschlieBend an die vorzeitige Pensionierung des Ursicinus im J. 360 (XX 2,5) entschloB, sich gleichermaBen ins Privatleben zuriickzuziehen, làBt sich nur hypothetisch beantworten.12 Soviel steht natiirlich sicher, daB er sich fur drei nachsten Jahre nicht mehr befugt fiihlte, an der Geschichtsgestaltung aktiv mitzuwirken.

Auf Ammians Teilnahme am Perserfeldzug im J. 363 schlieBt man daraus, daB er wieder mehrmals die Wir-Form verwendet (XXIII 5,7; 6,21; 6,30; XXIV 1,5; 1,16; 2,3; 3,10; 4,31; 5,5; 6,3; 7,7; XXV 8,3; 10,1). In welcher Stellung er sich damais befand, laBt sich nicht sagen. Wenn aber noch heute jemand

3 den Gedanken von E. Gibbon aufgreift, Ammian verberge sich hinter dem honoratior aliquis miles, der nach Julians Tod riet, erst das Heer in Sicherheit zu bringen und nachher den neuen Kaiser zu wàhlen (XXV 5,3), dann erregt er damit eher Staunen als eine grôBere Aufmerksamkeit.14

Neben seinem Lieblingshelden Julian sympathisierte Ammian in erster Reihe mit Ursicinus und durch die Anwendung der Wir-Form wollte er sowohl die Wirkung seiner Geschichtsschilderung als auch den Eindruck ihrer Glaub wiirdigkeit erhôhen. Daraus profitierte besonders das historische Bild des Ursicinus, dessen problematische Gerichtstatigkeit in Antiochia und nicht gerade ehrenvolle Liquidierung des Silvanus seinem guten Ruf geschadet hatten. Ammian ist jedoch in seiner Bemuhung, Ursicinus einen guten Dienst zu erweisen, noch

" Ammians Schilderungsweise des Verlaufes der Ereignisse der Jahre 357—359 und deren

Motivation wurde kritisch bewertet von G . A . C r u m p, Ammianus Marcellinus as Military Historian (Historia-Einzelschriften, Heft 27), Wiesbaden 1975, S. 13—17.

12 Der Voraussetzung O. Seecks, Ammian habe sich zugleich mit seinem Gônner in das

Privatleben zuriickgezogen (RE I, Sp. 1846), stimmte u. a. auch W. Seyfarthzu (Ammianus Marcellinus, Rômische Geschichte, I, S. 20), wahrend É. Galletier (Ammien Marcellin, Histoire, Tome I, Paris 1968, S. 11) sich vorsichtiger uber „1' éclipse momentanée de la carrière militaire ď Ammien" ausdruckt. Keinen Widerhall fand dagegen die Vermutung W . E n 8 1 i n s (Zur Geschichtschreibung und Weltanschauung des Ammianus Marcellinus, Klio-Beiheft 16, Leipzig 1923, S. 4f.), ein gewisser Ammianos, Soldat, der etwa 360 anlâBlich seiner Dienstreise von Antiochia nach Kilikien einen Brief von Libanios (Epist. 233,4 ed. Foerster) mitnahm, kônne fiir unseren Historiker gehalten werden.

13 H. Drexler, Ammianstudien, in: Spudasmata 31, Hildesheim 1974, S. 171 f.; vgl. auch

Le storie di Ammiano Marcellino (Testo e traduzione), ed. A . Selem, Torino 1965 (2. Aufl. 1973), S. 13.

14 Vgl. K. Rosen, a. a. O., S. 21.

210

This content downloaded from 195.78.108.51 on Mon, 16 Jun 2014 01:59:24 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

EINIGE BEMEKKUNGEN ZUR BIOGRAPHIE DES AMMIANUS MARCELLINUS

weiter gegangen. Denn er nimmt sogar die Verantwortung fur die Ermordung des Silvanus teilweise auf sich und offensichtlich prahite er damit.15

Mit vollem Recht riihmte sich Ammian der erfolgreichen Spàhertàtigkeit, als er sich, im J. 359 zu dem Satrapen von Corduene gesandt, von ihm auf einen hohen Berg fûhren liefi, von wo er das Tigristal weithin uberblicken und den Anmarsch der Perser beobachten konnte (XVIII 6,20—22). Sonst hat er sich allem Anschein nach durch keine auBerordentliche Tapferkeit ausgezeichnet, ja sogar wegen einer Sache machie er sich wohl immer Gedanken, u. zw., weil er in auBerster Gefahr seinen verwundeten Kameraden Verinianus hilflos seinem Schicksal uberlieB. Die Darstellung dieser Episode (XVIII 8,11) weckt nàmlich den Eindruck, daB sich Ammian noch nach dreiBig Jahren vor sich selbst durch die objektive Notwendigkeit rechtfertigen wollte.

Die 1. Pers. Plur. verwendet Ammian auch spàter, um anzudeuten, daB er die

Majestàtsprozesse unter Valens in Antiochia aus der Náhe miterlebt hat (XXIX 1,24; 2,4). Dazu kommen noch Hinweise darauf, was er mit eigenen Augen in Àgypten (XVII 4,6; XXII 15,1), Griechenland (XXVI 10,19) und Thrakien (XXVII 4,2) gesehen hat.16 Die Wir-Form fehlt jedoch in der

Beschreibung des Schlachtfeldes bei Salices, wo bleichende Knochen lange zu sehen waren. O. Seeck lieB seiner Phantasie freien Lauf, wenn er den Satz ut indicarli nunc usque albentes ossibus campi (XXXI 7,16) so interpretierte, daB Ammian die Schlachtfelder des Gotenkrieges besucht hatte.17 Aber auch die

jetzt verbreitete Meinung, der gemàB hier eher als das Augenzeugnis eine literarische Reminiszenz vorkommt,18 kann nicht als einzig und allein richtige Lôsung gelten.

Obwohl stilistisch durch die vergilianische Ausdrucksweise beeinflufit19 und inhaltich mit Libanios ubereinstimmend,20 brauchte Ammian nicht, sich nur auf seine literarischen Vorlagen zu stiitzen. Vielmehr kann man m. E. annehmen, daB sich Mitte der neunziger Jahre des IV. Jh.21 immer jemand fand, der versicherte, er habe in Thrakien die von Gebeinen weifi schimmernden Schlacht felder der unglůcklichen Jahre 377—378 gesehen.

16 A m m i a n . XV 5,30 In hoc aestu mentis ancipiti ad effectum tendens consilium occulta scrutabamus indagine.

16Vgl. K . Rosen (a. a. O., S. 21), der jedoch in diesem Zusammenhang die personlichen Erinnerungen Ammians an die thrakischen Regionen (XXVII 4,2 ea, quae uidisse meminimus) beiseite làfit.

17 RE I, Sp. 1846; vgl. auch W . E n 6 1 i n , a. a. O., S. 6. 18 W. Richter, Die Darstellung der Hunnen bei Ammianus Marcellinus, in: Historia 23, 1974,

S. 366f.; G. S a b b a h , La méthode ď Ammien Marcellin, Paris 1978, S. 282; vgl. auch K . Rosen, a. a. O., S. 22.

19 Ver g. Aen XII 36 campique ingéniés ossibus albent; vgl. Tac. Ann. I 61,2 medio campi

albentia ossa. 20 L i b a n . Orat. 24,4 awÇovxai §è ot TÛV ÔCJTtùV XOXcûVol. Dazu vgl. G . S a b b a h ,

a. a. O., S. 282. 21 K. Rosen (a. a. O., S. 34) datiert die Beendingung der Arbeit Ammians zwischen

395 und 397.

211

This content downloaded from 195.78.108.51 on Mon, 16 Jun 2014 01:59:24 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions


Recommended