Date post: | 01-Jan-2016 |
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Einführung in dieTourismuswirtschaft
Marc Sölter
Hotelfachmann / Tourismusreferent([email protected])
(Definitionen und Grundlagen der Tourismuswirtschaft)
Standardwerke der TourismuslehreAlthof, Wolfgang: Incoming-Tourismus 2002Berg, Waldemar: Tourismusmanagement 1. Auflage 2006Bieger, Thomas: Tourismuslehre ein Grundriss 1 . Aufl. 2004Bieger, Thomas: Management von Destinationen und Tourismusorganisationen 3. Aufl. 1997Breidenbach, Raphael: Freizeitwirtschaft und Tourismus 1. Aufl. 2002Dettmer, Harald: Tourismus 1 – Tourismuswirtschaft 1. Aufl. 1998Freyer, Walter: Tourismus – Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie 6. Aufl. 1998Haedrich / Kaspar / Klemm / Kreilkamp: Tourismus-Management 3. Aufl. 1998Iwersen-Sioltsidis: Tourismuslehre 1. Aufl. 1997Kaspar, Claude: Die Tourismuslehre im Grundrss 5. Auflage 1996Luft, Hartmut: Grundlagen der kommunalen Fremdenverkehrsförderung – Kommunale Fremdenverkehrsbetriebslehre 2. Aufl. 1995Luft, Hartmut: Grundlegende Tourismusbetriebslehre 1.Aufl. 1996Luft, Hartmut: Grundlegende Tourismuslehre 1. Aufl. 2005Mundt, Jörn: Einführung in den Tourismus 1. Aufl. 1998Müller, Hansruedi: Freizeit und Tourismus 9 Aufl. 2002Opaschowski, Horst: Tourismusforschung 1. Aufl. 1989Opaschowski, Horst: Tourismus ein systematische Einführung 3. Aufl. 2002Rudolfp, Harry: Tourismus-Betriebswirtschaftslehre 2. Aufl. 2002Steinbach, Josef: Tourismus – Einführung in das räumlich-zeitliche System 1. Aufl. 2003Steinecke, Albrecht: Tourismus, Eine geographische Einführung 1. Aufl. 2006
Standardwerke der frühen FremdenverkehrslehreBormann, Arthur: Die Lehre vom FremdenverkehrBernecker Paul: Grundlagenlehre des Fremdenverkehrs 1962Bernecker Paul: Der moderne Fremdenverkehr 1955Bernecker Paul: Die Stellung des Fremdenverkehrs im Leitsystem der Wirtschaft 1957Ebner / Klambauer: Fremdenverkehrslehre 1985Glücksmann, Robert: Fremdenverkehrskunde 1. Aufl. 1935Hochreiter, R. and Arndt, U., Die Tourismus-Industrie. Eine Markt- und Wettbewerbsanalyse 1978.Hunziker / Krapf: Allgemeine Fremdenverkehrslehre 1942Hunziker, Walter: System und Hauptprobleme einer wissenschaftlichen Fremdenverkehrslehre 1943Hunziker, Walter: Betriebswirtschaftslehre des Fremdenverkehr 1959Kaspar, Claude: Die Fremdenverkehrslehre im Grundriss 1. Aufl. 1975Krippendorf, Jost: Allpsegen – Alptraum für eine Tourismusentwicklung im Einklang mit Mensch und Natur 1986Oppitz, W., Fremdenverkehr - Organisation und Verwaltung1970Spatt, Ernst: Allgemeine Fremdenverkehrslehre 1. Aufl. 1975Thoms, Walter: Handbuch für Fremdenverkehrsbetriebe 1952Tietz, Bruno: Handbuch der Tourismuswirtschaft 1980Zedek Gustaf: Fremdenverkehr – Grundlagen… 1. Aufl. 1970Zinnburg Karl: Kleine Fremdenverkehrlehre 3. Aufl. 1978
Tourismus und Reisen:die touristische Reise
Gegenstand der Tourismuslehre ist die Ortsveränderung von Menschen
und alle damit zusammenhängenden Phänomene( Freyer 1997). Das wichtigste
Element der Tourismuslehre ist somit die Reise. Um zu reisen, verlassen
Menschen ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort (ihr Zuhause) und halten sich
vorübergehend an anderen Orten (in der Fremde) auf.
Touristische Reisen unterscheiden sich hinsichtlich anderer Formen der
Ortsveränderung vor allem hinsichtlich:
� Ihrer Dauer („Zeit“) und Zeiterlebens
� Des Reiseziels („Ort“ / „Raum“ / „Entfernung“) und des Raumerlebens
� Der Reisemotivation oder des Motiverlebnis
Freyer: Grundlagen der Tourismuswirtschaft für den KulturTourismus 1997
Definition „Reise“
Wir verstehen im folgenden unter einer „Reise“
die zeitliche begrenzte Entfernung vom Wohnort zu geschäftlichen oder privaten Zwecken. Beim Reisenden besteht außerdem die Absicht, wieder an den Heimatort zurückzukehren.
Ottmar Braun in Heinz Hahn/ Hans-Jürgen Kagelmann (Hg.): Tourismuspsychologie und Tourismus-soziologie. Ein Handbuch zur Tourismuswissenschaft, München 1993, S. 199-207
Definition Reise
Begrifflich ist das Wort „Reise“ in etwa genauso breit wie der Begriff „Tourismus“:
� Als Reise werden sowohl beruflich bedingte Reisen (Geschäftsreisen) sowie auch Urlaubs / Freizeitreisen bezeichnet
� Ärztlich verordnete / empfohlene Reisen werden als Kuren oder Rehabilitation bezeichnet
� Eine wichtige Unterscheidung innerhalb der Tourismuswirtschaft wird zwischen Reisen im beruflichen Zusammenhang = Geschäftsreiseverkehr und Reisen in der Freizeit = Freizeitreiseverkehr vorgenommen
Definition Reisende
Reisende sind nach der Definition der EU:
Besucher, Touristen, Tagesbesucher
Jede Person auf einer Reise zwischen zwei
oder mehr Länder oder zwischen zwei oder
mehr Orten im Inland
(Quelle: vgl. Europäische Kommission (DG XXIII, Eurostat), 1998.)
Erklärungsgegenstand der Tourismuslehre: die Reise
„Zu Hause“
Wohn-, Entsende-,Quellort / -gebiet
„Die Fremde“Ziel-, Empfängerort /
gebiet
Destination
Hinreise
Rückreise
Umfelder: ökonomisch, sozial, politisch,juristisch, medizinisch etc.
Erklärungsgegenstand der Tourismuslehre: die Reise
In Anlehnung an das touristische Grundmodell können 3 Räume erlebtwerden:
� Der Heimatraum als gewöhnlicher Aufenthaltsort. An diesem Ort er-folgt auch die eigentliche Vorbereitung der Reise (Information bei Reisebüros, Katalogen usw.). In diesem Raum werden auch Fahrten und kleinere Ausflüge unternommen bei denen es sich noch nicht um Tourismus handelt.
� Der Transportraum, der in der Regel der Raumüberwindung vom Heimatort ins Zielgebiet dient. Dieser Raum kann ebenfalls schonzum Haupterlebnis der Reise werden z.B. bei Kreuzfahrten
� Der Destinationsraum (die „Fremde“), in dem sich der Tourist vor-übergehend aufhält. Hier unternimmt er weitere raumbezogene Aktivitäten, wie Besichtigungen, Ausflüge usw.
vgl. Freyer: Grundlagen der Tourismuswirtschaft für den Kulturtourismus
Merkmale der Reise = bzw. der touristischen (Dienst-) Leistung
� Immaterialität: zunächst weder sehen noch fühlen, schwer zu beschreiben; primär nicht Kauf von Transport, Beherbergung, etc,sondern „Urlaubsglück“, Urlaub als Gegenalltag,
� Abstraktheit: Tourismusprodukt ist zus. gesetzt aus Zeit, Raum, Personen (Motive), es untersch. sich von Land zu Land, von Reisendem zu Reisendem,
� Vergänglichkeit= keine Lagerfähigkeit: Zeit- u. Raumabhängigkeit, z.B. nicht genutztes Hotelbett „verfällt“,
� Uno actu Prinzip: Produktion bzw. Leistungserstellung u. Absatz der DL fallen zeitlich u. örtlich zusammen,
� Verbrauch am Ort der Leistungserstellung: Reisende müssen zum Produkt kommen,
� Leistungsbündel: zahlreiche Teilkomponenten.
(Freyer, Walter. Tourismus. 8. Aufl. München. 2006. S. 135.)
Dienstleistungseigenschaften des Produkts (Pauschal-) Reise
Immaterialität
Produktion u.Konsum zeitgleich
IntegrationexternenFaktors
tendenziell geringeKapitalintensität
leichteImitierbarkeit
Qualitäts-schwankungen
Bedeutung mat.Trägermedien
Nicht-Lagerfähigkeit
probl. Messungvon DL-qualität
mangelndeKonkretisierbarkeit
Standort-gebundenheit
schwierige An-passg. an Nachfrage-schwankungen
unregelmäßigesAuftreten ext. d.Faktors
Überschneiden zw.Konsumenten- u.Produzentensphäre
Verlagerung vonHerstellerfunktionauf Konsumenten
Besondere Bedeutg.des Dienstleistgs.-personals
(Quelle: Kirstges: Expansionsstrategien im Tourismus 1996)
Die Definitionsvielfalt in der Tourismuswirtschaft
Reise Urlaub
Tourismus
Fremdenverkehr
Touristik
Reiseverkehr
Freizeit
FerienTourist
Definition des Tourismus 1
Fremdenverkehr ist somit der Inbegriff der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem Aufenthalt Ortsfremder ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Niederlassung zur Ausübung einer dauernden oder zeitweiligen hauptsächlichen Erwerbstätigkeit begründet wird.AIEST 1954
Fremdenverkehr oder Tourismus wird definiert als Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächliche und dauernder Wohn-und Arbeitsort ist.C. Kaspar 1991, Die Tourismuslehre im Grundriss
Definition des Tourismus 2
„Fremdenverkehr ist die lokale oder gebietliche Häufung von Fremden mit einem jeweils vorübergehenden Aufenthalt, der die Summe von Wechselwirkungen zwischen den Fremden einerseits und der ortsansässigen Bevölkerung, dem Ort und der Landschaft andererseits zum Inhalt hat.“H. Poser 1939
Fremdenverkehr ist der Inbegriff aller jener und in erster Reihealler wirtschaftlichen Vorgänge, die sich im Zuströmen, Verweilen und Abströmen Fremder nach, in und aus einer bestimmten Gemeinde, einem Lande einem Staate bestätigen und damit unmittelbar verbunden sind.(Schullern zu Schrattenhofen 1911)
Definition des Tourismus 3„Im engsten Sinne ist als Fremdenverkehr der Verkehr der Personenzu begreifen, die sich vorübergehend von ihrem Dauerwohnsitz entfernen, um zur Befriedigung von Lebens- und Kulturbedürfnissen oder persönlichen Wünschen verschiedenster Art anderwärts, lediglich als Verbraucher von Wirtschafts- und Kulturgütern zu verweilen.“ (MORGENROTH 1927)
Am bekanntesten ist die Definition der Welt-Tourismus-Organisation
Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken (außer einer Tätigkeit, die vom besuchten Ort bezahlt wird) nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.WTO 1991
Definitionen des Tourismus
Besonderst die Fremdenverkehrsdefinitionen lassen sich in drei Definitionskreise gliedern, nämlich:
� Nominaldefinitionen (Ableitung aus den Wortteilen „fremd“ und „Verkehr“ z.B. Morgenroth 1927)
� Realdefinitionen (hauptsächlich wirtschaftliche Auswirkungen z.B. Schullern zu Schrattenhofen 1911)
� Universaldefinitionen (Erfassen der Komplexität des Fremdenverkehrs z.B. AIEST 1954)
(vgl. Bernecker: Grundlagenlehre des Fremdenverkehrs 1962)
Definition und Abgrenzung des TourismusAngebotsseitiger Ansatz� Tourismus „als Industrie, die aus den Unternehmen besteht,
welche Leistungen für die Bedürfnisse und Anliegen von Touristen erbringen“ (vgl. Leiper 1979)
Nachfrageseitiger Ansatz� erst die Frage: Wer ist ein Tourist? Person, welche eine Reise
außerhalb ihres gewohnten Arbeits- und Lebensumfeldes unternimmt … (vgl. Bieger 2004)
Ergebnis: Es gibt keine allgemein gültige und akzeptierte
Definition des Tourismus.
Merkmale der Tourismus-Definitionen
� Der Tourismus umfasst sowohl Geschäfts- wie Freizeitreisen, aus-
schlaggebend, ist die Bewegung außerhalb des normalen Arbeits-
und Wohnumfeldes.
� Der Tourismus ist nicht nur ein Wirtschaftsbereich sondern auch
ein Lebensbereich
� Der Tourismusbegriff ist grundsätzlich an zwei Grundvoraussetz-ungen gebunden:
- Der Besuch eines Ortes außerhalb des gewöhnlichen Aufenthalts-
ortes ist nur vorübergehend.
- Am Zielort ausgeübte Tätigkeiten werden nicht von dort entlohnt.
(Qulle: Opaschowski, Tourismus S. 21)
Hinführung zum Begriff Tourismus
Tourismus
Rückfahrt
Wohnort
Hinfahrt
Zeitweilige/rAufenthaltsort/e
Abb. Eigene Darstellung nach J. Mundt, Einführung in den Tourismus 1998
Etymologische Herleitungdes Begriffs „Tourismus“
Das Wort Tourismus stammt aus dem griechischen topvo (= tornus)
und bezeichnete ein zirkelähnliches Werkzeug
� tornare lateinisch = runden� tornum mittelllatein. = Rundung� tour französisch = Rundgang, Umlauf� Tourist = Person, die eine solche Tour macht
Kennzeichnend für diese Wortgruppe, war der Begriff der Rundung, der eine zum Ausgangspunkt zurückkehrende Wendung beinhaltete.
Tour: Eine Tour ist ein „Wohin und zurück“ im 17th Jahrhundert hatte Begriff die Bedeutung „Umgang, Rundgang, Spaziergang“
Quelle: Nach Opaschowski, Tourismus 3. Aufl. und Mundt, Einführung in den Tourismus 1998
Etymologische Herleitungdes Begriffs „Tourismus“In Adelskreisen wurde zwischen der „kleinen Tour“ und der „großen
Tour“ unterschieden. (Die große Tour, auch als „grand tour“ bezeichnet
War ein pflichtmäßiger Bestandteil des adligen Erziehungsprogramms)
Ca ab 1870, im Zusammenhang mit der aufkommenden Bergtouristik
bedeutete das Wort „Tour“ = „alpine Bergbesteigung“
1870/71 Nach dem deutsch-französischen Krieg, im neuen Deutschen
Reich, wurde das Wort „Tour“ zunehmend verpönt, und durch Begriffe
wie z.B. Reise oder Wanderung ersetzt
Der Begriff 'Tourismus' geht zurück auf das französische Substantiv 'le
tour' (die Reise), ist aber erstmals um 1800 im Englischen belegt; im
Französischen taucht er 1816 auf und im Deutschen um 1830. (Quelle Tourismus im globalen Wettbewerb, Referat von Bundesrat Hans-Rudolf Merz)
Quelle: Nach Opaschowski, Tourismus 3. Aufl. und Mundt, Einführung in den Tourismus 1998
Geschichtliche Entwicklung des Begriffs „Tourismus“
.
Nach Opaschowsiki, ist der Begriff „Tourismus“ eine junge Wortbildung,die in Deutschland erst nach dem 2. Weltkrieg Verbreitung fand. So war der Begriff in den 60er Jahren, in einigen Wörterbüchern nicht einmal aufgeführt.
Der Begriff „Tourismus“ wird heute als Ersatz, teilweise auch synonym für den Begriff „Fremdenverkehr“ verwendet. Daher macht es Sinn die geschichtliche Entwicklung des Begriffs „Fremdenverkehr“ näher zu beschreiben.
Geschichtliche Entwicklung des Begriffs „Fremdenverkehr“
Der Begriff „Fremdenverkehr“ taucht vermutlich zum ersten Mal 1850 in
einem von Dr. F.J. Beherend verfasstem Buch das den
Fremdenverkehr im Zusammenhang mit der zunehmenden Prostitution
in Berlin erwähnt, auf.
In einem im Jahre 1858 von E. Curtius gehaltenem Vortrag über den
„Weltuntergang der griechischen Cultur“ an der Universität Göttingen,
wird der Begriff „Fremdenverkehr“ ebenfalls genannt.
Literarisch allgemein nachweisbar, wird der Begriff in etwa 1866.
Geschichtliche Entwicklung des Begriffs „Fremdenverkehr“
Es wurden vor allem, von geographischer Seite verschiedene
Definitionen für den Begriff Fremdenverkehr verfasst:
1905- Stradner, Buch „Der Fremdenverkehr“ (Volkswirtschaftslehre)
1911 –Prof. H. v. Schullern-Schrattenhofen (erste wissenschaftliche
Untersuchung, die den Fremdenverkehr als ein Objekt behandelt
1922 – Definition von Paul Neff
1927 – Artikel „Fremdenverkehr“ von W. Morgenroth im Handwörter-
buch der Sozialwissenschaften
1931 – A. Bormann, Buch „Die Lehre vom Fremdenverkehr“
1935 – Robert Glücksmann „Allgemeine Fremdenverkehrskunde“
1942 – Hunziker/Krapf „Grundriss der allg. Fremdenverkehrslehre“
(Beginn der modernen Fremdenverkehrlehre)
Geschichtliche Entwicklung des Begriffs „Fremdenverkehr“
Fremdenverkehr oder Gastverkehr ist die Zusammenfassung aller Le-
bensvorgänge, die dadurch entstehen, dass Menschen reisen; sie ver-
lassen ihre eigene Häuslichkeit und werden unterwegs in der Fremde
willkommene Gäste (Thoms: Handbuch der Fremdenverkehrsbetriebe 1952 S.138)
Als wichtig für die wissenschaftliche Klarheit wurde 1951 die Zweiteil-
ung in:a) unterwegs: Der reisende Mensch ist auf dem Wege zu einem Reiseziel; dabei
kann ihm das Reisen selbst schon eine permanentes Reiseziel bedeuten. Der Reisende ist Gast; man spricht ja auch vom Reisegast der Bahn Post, Schifffahrts-, Omnibus- und Fluggesellschaft.
b) Am Reiseziel: Der Gast will hier nicht dauernd bleiben, sondern er will einmal zu-rück „nach Hause“ auch am Reiseziel will er nur einen vorübergehenden Aufent-
halt nehmen.
(vgl. Benscheid: Der Begriff Fremdenverkehr als Grundlage einer Fremdenverkehswissenschaft. Der Fremdverkehr Heft 1 1951)
Fremdenverkehr
Die Bezeichnung Fremdenverkehr:
� Reflektiert mehr die Sicht der Gastgeber, insbesondere mit Bezug auf Ausländer
� Beinhaltet auch das Interesse an den Phänomenen der Mobilität aber auch des Kontaktes (mit Fremden verkehren)
� Wirkt wenig sympathisch (ängstlich, ablehnend)
(Quelle: Bausch, Vorlesung Einführung in den Tourismus – FH-München WS03/04 – Internetseite
www.alpenforschung.de)
Fremdenverkehr
Schon das Wort „Fremdenverkehr“ zeigt den Standort an, von dem aus die gesellschaftliche Reisetätigkeit und die Reisenden als Akteure be-trachtet werden. Der Reisende ist hier der Fremde, auch wenn er vielleicht Landsmann aus der Nachbarschaft ist. Aber er ist eben nicht Einheimischer. Im Begriff „Fremdenverkehr“ wird der Reisende von derPosition des Empfangenden oder Gastgebers aus gesehen, sei dieser ein Gasthof, ein Fremdenverkehrsamt oder die Kommune als Ganzes.
Das Wort „Fremdenverkehr“ kennzeichnet nicht einfach die Ange-botsseite des Tourismus, obwohl diese Marktseite natürlich eine zen-trale Rolle spielt.
(vgl. P. Bendixen: Fernlehrbrief „Ökonomische Grundlagen des Kulturtourismus 1997“ FernUniversität Hagen)
Tourismus und Fremdenverkehr
Die Sicht der Tourismusbranche: Begriffe sind nicht identisch
1. Tourismus ist umfassender als Fremdenverkehr (der inter-nationale Begriff „Tourismus“ umfasst alle Aspekte des Reisens, Fremdenverkehr umfasst hingegen nur den Sonderfall nationaler Reisen.)
2. Fremdenverkehr ist umfassender als Tourismus (engere Definition des Tourismus, umfasst nur die Motive Erholungs-oder Urlaubsreiseverkehr, während Fremdenverkehr z.B. auch Geschäftsreisen einschließt.
3. Tourismus und Fremdenverkehr stehen nebeneinander. (Der Begriff „Tourismus“ bezieht sich dabei vor allem auf Outgoing-und der Begriff „Fremdenverkehr“ auf Incominggeschäfte)
(vgl. Freyer: Tourismus – Einführung in die Fremdenverkehrökonomie 1998)
Tourismus und Fremdenverkehr� Beide Begriffe sind identisch; jeder Versuch, unterschiedliche
Begriffsinhalte zu definieren, scheitert spätestens bei der Übersetzung in andere Sprachen
� Das auswärtige Übernachten, stellt kein Definitionskriterium dar, denn es gibt auch Tagestourismus
� Reisen, die keinem äußerem Zwang unterliegen, die aus rein intrinsischen Motiven unternommen werden
Konstitutive Elemente des Fremdenverkehr/Tourismus sind:
� Ortswechsel von Personen, der über den normalen Aufenthaltsort hinausgeht und an einen „fremden“ Ort führt; erfolgt mit verschiedenen Transportmitteln.
� Aufenthalt am fremden Ort, der in der Regel in Hotels oder der sog. Parahotellerie, zum Teil in Privatunterkünften (...)erfolgt. Dieser Aufenthalt ist vorübergehend.
� Motive des Ortswechsels, die Frage, warum gereist wird.(Quelle: W. Freyer, Tourismus 2001)
Erweiterung des Tourismusbegriffs
Mit dieser erweiterten Definition, wird der Tourismus als Erscheinungsform über das Verhalten der Menschen an Hand der Tourismusnachfrage definiert.
Quelle: Bieger, Tourismuslehre ein Grundriss
Tourismus als Oberbegriff
„alle Reisen, unabhängig von ihren Zielen
und Zwecken, die den zeitweisen Aufenthalt
an einem anderen als dem Wohnort ein-
schließen und bei denen die Rückfahrt
Bestandteil der Reise ist“
Die Begriffe „Fremdenverkehr“ und
„Tourismus“ werden synonym verwendet.
Abgrenzung des Begriffs „Tourismus“
Der Begriff „Touristik“
Schroeder definiert den Begriff „Touristik“ so:
„…gebräuchlich als Grund- und Bestimmungsort, z.B. in Flug-, See-, Schienen- und Straßentouristik oder Touristikbranche (z.B. Touristik-Experte, Touristik-Unternehmen. Der Begriff ist weitgehend gleichgesetzt mit Tourismus- und Fremdenverkehrsgewerbe.“
(Schroeder: Lexikon der Tourismuswirtschaft)
Touristik
1.) Gesamtheit der touristischen Einrichtungen und
Veranstaltungen; Reisewesen.
(Langenscheidt Fremdwörterlexikon)
2.) Im Reisebüro:
Abteilung Touristik --> Urlaubs- und Pauschalreisen
Business-Travel --> Geschäftsreisen
Touristik
Tourismus
Quelle: Freyer Tourismus 1998, Touristik als enger Tourismusbegriff
Touristik
Der Begriff Touristik findet im internationalen Vergleich keine Entsprech-
ung. Der Begriff „Touristik“ galt ganz allgemein für alle Reisen nichtge-
schäftlicher Art, und auch die sich bildenden Vereine und Organisation-
en benutzten den Ausdruck. So wurde bereits 1888 die „Förderung der
Touristik“ ausdrücklich in der Satzung des österreichischen Touristen-
club vermerkt (vgl. Opaschowski: Tourismusforschung 1989 S. 13)
Gemäß Freyer wird Touristik als die geschäftsmäßige Beschäftigung
mit Reisen verstanden, als Synonym für „Tourismusbetriebe“ und
„Tourismuswirtschaft“, insbesondere für Reiseveranstalter und –mittler.
(Kaspar: Die Tourismuslehre im Grundriss 5. Auflage S. 13)
Reiseverkehr (touristischer Reiseverkehr)
Eine allgemeine und umsetzbare Definition für Reiseverkehr ist:Reiseverkehr umfasst alle Reisen und unterscheidet:� Privatreisen (Urlaubsreisen, VFR-Reisen, Kur- und Bäderreisen)� Geschäftliche Reisen aller Art
� Zum Reiseverkehr gehörenAlle Beziehungen zwischen dauernden Wohn/Arbeitsort (permanenter Aufenthalt) und nicht dauerndem Wohnort (nicht permanenter Aufenthalt)
Und alle daraus resultierenden Beziehungen, Strukturen und Entwicklungen (wie z.B. Verkehr, Überfremdung, Krankheiten, Umweltprobleme, Erholung, Glück, Reichtum, Kapital- und Warenströme usw.)
� Meist wird der Reiseverkehr ab einer bis zu drei Monaten Übernachtung statistisch erfasst.
Roth: Skript „Allgemeine Reiseverkehrsbetriebslehre“ 2002
Reiseverkehr(touristischer Reiseverkehr)
Reiseverkehr umfasst alles Verlassen des eigentlichen
bzw. ursprünglichen Wohnortes (auch Umzug oder
Auswandern) sowie alle Formen und Arten des Reisens un-
abhängig von Motiv, Zeit, Ort .
Reiseverkehr und Tourismus stimmen nur in einem Schnitt-
bereich, dem touristischen Reiseverkehr überein.
Fremdenverkehr /Tourismus
Reiseverkehr
touristischer
Reiseverkehr
Vgl. Freyer: Tourismus 6. Auflage S. 405
Reiseverkehr
Borchert bezeichnet den Begriff Reiseverkehr
Reiseverkehr – veraltete Bezeichnung für Tourismus / Fremdenverkehr;allerdings in der Regel nicht denAufenthalt meinend.
Borchert: Vorlesung „Tourismuswirtschaftliche Grundlagen“ WS. 05/06
Reiseverkehr bezieht sich auf die Art der Beförderung und die Verwendung der verschiedenen Verkehrsmittel.
Schröder: Lexikon der Tourismuswirtschaft
Klassifizierung des Reiseverkehrs
Nach Luft lässt sich die Gliederung des Reiseverkehrs auf folgende übergeordnete Kriterien abstellen:
� Erholung� Berufs- bzw. erwerbsorientierte Bildung� Erledigung von dienstlichen bzw. geschäftlichen Aufgaben
Der Geschäfts- und Dienstreiseverkehr ist zwar dem Reiseverkehr zu-zurechnen zeichnet sich aber zugleich als untypischer Tourismus aus.
Im Erholungsreiseverkehr verbinden sich die Reisemotive mit den be-sondern Aufenthaltsbedingungen für den Erholungskonsum
(H. Luft: Grundlegende Tourismusbetriebslehre 1996 S. 16)
Wie kann der Begriff Tourist definiert werden ?Im internationalen Reiseverkehr beschränkt sich der Begriff „Tourist“ auf eine Person, die sich für maximal drei Monate in einem anderen Land vorübergehend aufhält, ohne dort zu arbeiten (H. Luft: Grundlegende Tourismuslehre S. 19)
Nach dem Zweck der Reise
� Berufsbedingt, Zweck der Reise ist ein geschäftlicher. Anlass = Geschäftsreise� Die Reise dient der Erholung, Entspannung = Urlaubs- und Erholungstourismus� Reisen zu Freunden, Verwandten = sog. (VFR)� Aus- und Weiterbildung = sog. Bildungstourismus
Nach der zeitlichen Dauer� Mehr als 24 Stunden� Weniger als ein Jahr
Tagesbesucher, Tages-Ausflügler
� Streng genommen sind dies keine Touristen, jedoch sind sie maßgeblich an z.B. der touristischen Aktivität eines Ortes beteiligt.
� Zwar benutzen Tagesbesucher, Ausflügler touristische Einrichtungen, jedoch mit dem Unterschied, das sie keine Unterkunft benötigen
Wie kann der Begriff „Tourist“ definiert werden
Trotz definitorischer Probleme, besteht in der Wissenschaft Konsens
bezüglich drei zentraler Merkmale des Touristen:
� Touristen sind Ortsfremde: Der Tourismus ist jeweils mit einem Wechsel vom Wohn- zum Zielort verbunden; dabei wird üblicher-weise das überschreiten einer Grenzgemeinde als Ortswechsel verstanden.
� Touristen sind temporäre Bewohner: Der Aufenthalt am Zielort ist zeitlich begrenzt; nach vorübergehender Abwesenheit im Zielort kehrt der Reisende in seinen Wohnort zurück. (höchstens 12 Monate)
� Touristen sind Konsumenten: Mit dem Aufenthalt am Zielort ist keine dauerhafte berufliche Tätigkeit in einer Arbeitsstätte verbunden(auch Geschäftreisende treten am Zielort als Konsumenten auf)
(A. Steinecke: Tourismus, Eine geographische Einführung 2005 S. 13ff.)
Tourist - Definition der OECD
Touristen sind Personen, die sich für mindestens 24 Stunden
außerhalb ihres Wohnortes aufhalten zu beruflichen, vergnüglichen
oder anderen Zwecken (außer Arbeit, Studium und Daueraufenthalt
Touristen/Reisende nutzen Leistungen der touristischen Infrastruktur (z.B. Einrichtungen der Beherbergung, Verpflegung und Unterhaltung) und verbrauchen fremde Wirtschafts- und Kulturgüter, ohne dagegenProduktivleistungen für das besuchte Land zu erbringen.
(Opaschowski: Tourismus 3. Aufl. 2002)
Definition Tourist
Touristen sind also zeitweilige Besucher eines Landes / Destination die sich für mindestens24 Stunden an einem anderen Ort als ihren Wohnort aufhalten jedoch weniger als 1 Jahr
Touristen sind Besucher, die am (im) besuchten Ort
(Land) wenigstens einmal in einem Beherbergungs-
betrieb oder einer Privatunterkunft übernachten.
(Quelle: Europäische Kommission (DG XXIII, Eurostat), 1998).
Tourist: Besucherzeck
� familienorientiert (Verwandten- und Bekanntenbesuche)
� freizeitorientiert (Urlaub, Erholung, Gesundheit, Sport, Religion)
� Weiterbildung (Kongress, Tagung, Studium)� geschäftliche Tätigkeit
(Opaschowski: Tourismus 3. Aufl. 2002)
Besucher
Besucher sind alle Reisenden, die sich zeitweilig an einem anderen Ort als dem ihres ständigen Wohnsitzes aufhalten
Jede Person, die für die Dauer von weniger als zwölf
Monaten ihre gewohnte Umgebung verlässt, um an einen anderen Ort zu reisen, und deren hauptsäch-licher Reisezweck nicht die Ausübung einer Tätigkeit
ist, die von dem besuchten Ort aus entgolten
Quelle: Europäische Kommission (DG XXIII, Eurostat), 1998.
Ausflügler
Ausflügler bzw. Tagesbesucher:vorübergehende Besucher, die nicht mindestens eine Nacht im Gastland verbringen, obwohl sie das Land ggf. an einem oder mehreren Tagen besuchen und zum Schlafen auf ihr Schiff oder in ihren Zug zurückkehren.
Zweck der Reise:� 2/3 der Urlaubsreisen� davon wird jede 2. Reise selbst organisiert� Rest Reiseveranstalter/Reisebüros
vgl. Opaschowski: Tourismus 3. Aufl. 2002
Ausflügler
� Der Besuch von Ausflugszielen ist nicht der alltäglichen Freizeitverwendung zuzurechnen, da Ausflugsziele in der Regel nur selten aufgesucht werden
� Bei Ausflügen wird meist, allerdings nicht immer der alltägliche Mobilitätsrahmen räumlich überschritten
� Ausflüge sind in der Regel sehr Zeitintensiv z.B. zwischen mehren Stunden bis Wochen; daher ist es schwer eine Mindestzeit für Ausflügler zu definieren
� Es gibt Ausflüge ohne (Tagesausflüge) und mit Übernachtung (z.B. Wochendausflüge)
Urlaub
� Urlaub kann i. w. S. als Zeiten definiert werden , in denen ein Arbeitnehmer nicht arbeitet („Jahresurlaub“, „Urlaubsanspruch“ etc.) Urlaub ist in diesem Sinne eine arbeitsfreie Phase ohne das daraus eine bestimmte Zweckbestimmung folgt.
� Umgangssprachlich ist Urlaub für einen Großteil der Bevölkerung ein Synonym für eine meist mehrtägige Reise
� Urlaub: Urlaubsreisen ohne berufliche oder der Ausbildung dienliche Zwecke
� Kurzurlaub: Mindestens eine, maximal drei auswärtige Übernachtungen ohne geschäftlichen Anlass
� Urlaub (im Sinne der Reiseanalyse): mindestens vier Übernachtungen (5 Tage) außerhalb des gewohnten Wohnortes ohne geschäftlichen Anlass
� Wochenendurlaub: Kurzurlaub unter Einschluss eines Wochenendes
Urlaub
Arbeit Freizeit
URLAUB
REISEN
Urlaub ist ein Teilbereich der Freizeitreisen
Formen des Tourismus
Binnen-
reise-
verkehr
Ausreise-
verkehr
Einreise-
verkehr
Internationaler Tourismus
Nationaler Tourismus
Inlandstourismus
Formen des Tourismus nach WTO
� Binnenreiseverkehr (domestic tourism) =Reisen von Inländern im Inland� Einreiseverkehr (inbound tourism) =Reisen von Ausländern ins Inland� Ausreiseverkehr (outbound tourism)= Reisen von Inländern ins Ausland
daraus abgeleitet werden drei Formen des Tourismus� 1. Inlandstourismus (internal Tourism) = Binnenreiseverkehr und
Einreiseverkehr� 2. Nationaler Tourismus (national tourism) = Binnenreise- +
Ausreiseverkehr� 3. Internationaler Tourismus (international tourism) = Einreise- und
Ausreiseverkehr
Formen des TourismusBinnentourismus:Als Binnentourismus wird die Gesamtheit aller Phänomene verstanden, diesich aus der Reise oder dem Aufenthalt von Inländern im Inland ergeben,für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn-Und Arbeitsort ist (vgl. Kaspar, 1996 S. 16)
Incoming Tourismus:Als Incoming Tourismus wird die Gesamtheit aller Phänomene verstanden,die sich aus der Reise oder dem Aufenthalt von Ausländern im Inlandergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernderWohn- und Arbeitsort ist. (Dettmer, Tourismus 1 Tourismuswirtschaft S. 53)
Outgoing TourismusAls Outgoing Tourismus wird die Gesamtheit aller Phänomene verstandendie sich aus der Reise von Inländern im Ausland ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn- und Arbeitsort ist. (Dettmer, Tourismus 1 Tourismuswirtschaft S. 53)
Besucher
National International
Tagesbesucher Touristen Tagesbesucher Touristen
Zweck: - Freizeit, Erholung, Ferien- Besuch von Verwandten und Freunden- Dienst- und Geschäftsreisen- Medizinische Behandlungen- Religion (Pilger)- andere (z.B. Besatzungsmitglieder von Schiffen oder Flugzeugen auf dem Transport zum Einsatzort)
(Quelle: WTO 1994)
Tourismusdefinition der WTO
Unterscheidungen
Unterscheidungen anhand der Aufenthaltsdauer:
� Tagesausflug (kommunale Grenze wird überschritten)
� Kurzreise (1-4 Übernachtungen)
� Urlaubsreise (5-28 Übernachtungen)
� Langzeiturlaub (über 28 Übernachtungen bis ein Jahr)
� Daueraufenthalt (über ein Jahr ≠ Tourismus)
Abgrenzung des Tourismus
Reichweite des Tourismus
Wissenschaftlich strittig:
Weiter Tourismusbegriff:
Tourismus umfasst alle Erscheinungen, die mit dem Verlassen des
gewöhnlichen Aufenthaltsortes und dem Aufenthaltsort am anderen Ort
verbunden sind = alle Ortsveränderungen
Engere Tourismusbegriffe:
Sie grenzen Tourismus vor allem hinsichtlich der Zeit/Reisedauer, des
Ortes/der Entfernung und der Motive des Ortswechsels und der
wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung ein.
Reichweite des Tourismus
Touristischer Kernbereich:
Bei allen Tourismusdefinitionen ist die –mindestens –
mehrtägige Urlaubs- oder Erholungsreise enthalten
(touristischer Kernbereich). Uneinigkeit besteht vor allem,
ob z.B. Geschäftsreisen (Motiv), Tagesreisen (Zeit),
Ausflugsverkehr (Entfernung), Studien- und
Arbeitsaufenthalte (nicht vorübergehend) usw. zum
Tourismus zu rechnen.
Die Tourismuswirtschaft
Die Tourismuswirtschaft umfasst all jene Branchen,
deren Erträge in einem hohen Maß durch Touristen, also
durch Kunden, die sich außerhalb ihrer alltäglichen
Umgebung aufhalten, erwirtschaftet werden.(H.R. Müller: Freizeit und Tourismus 2002)
Die Tourismuswirtschaft, umfasst demnach alle Leistungsträger im Dienste der Reiseplanung, und Reiseorganisation, Reisevermittlung und Distanzüberbrückung sowie Aufenthaltsgewährung
(H. Luft: Grundlegende Tourismuslehre 1. Aufl.)
Die Tourismuswirtschaft
Die Tourismuswirtschaft
Die Tourismuswirtschaft in Deutschland trägt zu ca.
8% zur Entstehung des Volkseinkommens bei und
bewirkt etwa 2,8 Mio. Arbeitsplätze. Dies entspricht ca.
8% der Erwerbstätigen in Deutschland. Bei
deutschen Reisebüros und Reiseveranstaltern sind ca.
77.000 Personen beschäftigt, davon befinden sich ca.
9.900 in der Ausbildung.
(Quelle: DRV 2001: Fakten und Zahlen zum deutschen Reisemarkt)
Säulen der Tourismuswirtschaft
TOURISMUSWIRTSCHAFT
Reisemittler-Reise-
veranstalter
Beförderungs-Betriebe /
Verkehrsträger
Hotellerie /Parahotellerietouristische
Gastronomie
DestinationZielgebiets-Agenturen
FreizeitAnimation
EntertainmentKultur
TourismusartenC. KASPAR unterscheidet sechs Tourismusarten:
� Erholungstourismus
� kulturorientierter Tourismus
� gesellschaftsorientierter Tourismus
� Sporttourismus
� wirtschaftsorientierter Tourismus
� politikorientierter Tourismus
Bei der Gliederung der Tourismusarten wird von dem hauptsächlichen Motiv das einer Reise zugrunde liegt ausgegangen. (Quelle, C. Kaspar, Die Tourismuslehre im Grundriss 1996)
Tourismusformen
Bei den Tourismusformen geht man von den
verursachenden oder abgrenzenden äußeren
Merkmalen aus. Man unterscheidet z.B.
� Massentourismus
� Individualtourismus
� Binnentourismus
� Seniorentourismus
(Quelle, C. Kaspar, Die Tourismuslehre im Grundriss 1996)
Tourismusarten und - formen
Tourismus als Querschnittsbereich
Der Tourismus tangiert verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, Tourismuswissenschaft ist somit als angewandte Wissenschaft zu verstehen, die ihre Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten bezieht.
Tourismus ist jedoch auch ein wirtschaftliches Phänomen, an dem sich paratypisch wichtige Erscheinungen und Entwicklungen leicht erkennbar aufzeigen lassen.
Quelle: Bieger Tourismuslehre S. 20
Tourismus als Querschnittsbereich
Querschnittsmaterie Tourismus
Wissenschaftlich gilt der Tourismus als klassische Querschnittsmaterie, alseine Erscheinung, die viele verschiedene Fachbereiche tangiert und sich damit einer eindimensionalen Betrachtung entzieht.
Drei verschiedene Hauptkategorien von Tourismustheorien versuchen
das Phänomen Tourismus zu beschreiben:
� Reisemotivtheorien
� Raumstrukturtheorien
� Sozialstrukturtheorien
Einführung in dieTourismuswirtschaft
Marc Sölter
Hotelfachmann / Tourismusreferent
(Das System „Tourismus“ – Systemmodelle des Tourismus)
Das System Fremdenverkehr / Tourismus
In der Fremdenverkehrslehre / Tourismuswissenschaft wurde von
mehreren Wissenschaftlern versucht das Gesamtsystem des
Tourismus zu erfassen und graphisch darzustellen.
Zur Zeit bestehen mehrere Tourismusmodelle, von denen sich
jedoch keines allgemein durchgesetzt hat. Die meisten Ansätze
beziehen sich auf Elemente der Systemtheorie und wählen zur
Darstellung Elemente der Mengenlehre.
(Quelle. Vgl. Freyer: Tourismus, Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie 6. Aufl. S. 26)
Das System Fremdenverkehr / Tourismus
Notwendigkeit zu vernetztem Denken
Tourismus ist eine Querschnittsdisziplin. Alle Entscheidungen sind Entscheidungen in einem komplexen System. Diese Denkweise ist jedoch lange Zeit nicht in Betracht gezogen worden. Das Streben nach Detail- und Spezialwissen war vorrangig. Es herrscht, auch in der Forschung, die stillschweigende Übereinkunft, dass das GanzeVerstanden werden kann, wenn die Eigenschaften der einzelnen Teile gründlich genug bekannt sind.
(H.R. Müller: Vorlesung – Freizeit und Tourismus als System WS05/06)
Das System TourismusGrundlagen von Systemen
Systeme sind eine „geordnete Gesamtheit von
Elementen, zwischen denen irgendwelche
Beziehungen bestehen oder hergestellt werden
können“ (Ulrich 1968: 105)
Das System Tourismus
Kennzeichen von Systemen:
� Dynamik
� Eigenständigkeit
� eigene Verhaltensweisen und Eigenschaften (nicht als Summe der Eigenschaften der Teile)
� Zusammenwirken einzelner Teile, die miteinander verknüpft sind und voneinander abhängig sind
� Verhalten wird beeinflusst vom Zusammenwirken der Teile
Das System Tourismus
Charakteristika, die ein System konstituieren:
� System besteht aus zwei oder mehr Elementen
� Systeme reagieren gesamthaft auf Umfeldveränderungen,
� weshalb alle Objekte verbunden sein müssen und Ströme auf allen Verbindungen erforderlich sind
� Die Systemkomponenten müssen komplementär sein
Das System Tourismus
Der Systemansatz in der Tourismusforschung
Allein die begriffliche Umschreibung des Phänomens
Fremdenverkehr oder Tourismus als die Gesamtheit der
Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem
Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder
hauptsächlicher noch dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist, weist
auf ein vielschichtiges System von Beziehungen hin.
Quelle: C. Kaspar: Die Anwendung der Systemtheorie zur Lösung methodischer Probleme der Fremdenverkehrswissenschaft und –wirtschaft in
Beiträge zur Fremdenverkehrsforschung, Festschrift zur Vollendung des 70 Lebensjahres von Prof. Bernecker 1978.
Das System Tourismus
Der Systemansatz in der Tourismusforschung
E. Hömberg (1977) startete den Versuch Tourismusforschung aus systemtheoretischer Sicht, gemäß der funktional-strukturellen Theorie von Niklas Luhmann zu betreiben.
Im systemtheoretischen Verständnis kann Tourismus nach Hömberg als ein soziales System, dessen Strukturen aus generalisierten Verhaltenserwartungen wie Motiven, Rollen, Stereotypen und Images bestehen, die sich dadurch kennzeichnen, dass sie von den Systemmitgliedern nur für einen begrenzten Zeitraum, der durch Eintritts- und Austrittsentscheidungen klar definiert ist beschrieben werden. (Hömberg: Reisen zwischen Kritik und Analyse – Zum Stamd
der Tourismusforschung 1978)
Das System Tourismus
Der System-Ansatzes in der Tourismusforschung
� Vielfältige Beziehungen zwischen dem Tourismus und seinen Umwelten (Reisemittler, Reiseveranstalter, Hotel…)
� Innerhalb des Tourismussystems bestehen eine Vielzahl von Vernetzungen und Subsysteme
� Das touristische Produkt stellt ein Leistungsbündel dar, welchessich aus vielen Teilleistungen zusammengesetzt
� Tourismusforschung wird interdisziplinär betrieben, die Systemtheorie wird als eine Art „Kernwissenschaft“ herangezogen.
(nach Bieger: Tourismuslehre 1. Aufl.)
Das System Tourismus
Der Systemansatz in der Tourismusforschung
Eine multidisziplinäre Tourismusforschung muss den Anspruch haben, das Phänomen Tourismus in seiner komplexen Gesamtheit zu erfassen. Die Systemtheorie
hält man aufgrund der Universalität des Ansatzes und des fundamentalen Bezugsproblems der Komplexität für
geeignet, diesem Anliegen nachzukommen
(Quelle: T. Reeh: Dissertation „Der Wunsch nach Urlaubsreisen in Abhängigkeit von Lebenszufriedenheit und Sensation Seeking“)
Das System Tourismus von Claude Kaspar
Der Schweizer Tourismusökonom Claude Kaspar, hat
einen in der Tourismusforschung viel verwendeten
Ansatz zur Systematisierung der touristischen
Phänomene entwickelt. Der Ansatz von Kaspar
Konzentriert sich auf die Betrachtung des Subjekt-
Objekt-Verhältnisses im Fremdenverkehr. Dieser
makroanalytische Ansatz, stellt den Bezugsrahmen
der Tourismusunternehmungen und –organisationen
dar.
Das System Tourismus von Claude Kaspar
Das System Tourismus
Tourismus – als offenes System – das von der
Umwelt beeinflusst wird, und diese wiederum
selbst beeinflusst.
Die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen des
Tourismus bezeichnen wir als „System Tourismus“ (oder
Fremdenverkehr)
(C. KASPAR Management im Tourismus 1995 )
Die Umwelten des Systems Tourismus
Kaspar bettet die Subsysteme des Tourismus in eine
entsprechende Umwelt ein. Diese Umwelt des System
Tourismus, besteht aus der ökonomischen, der sozialen,
der technologischen, der politischen und der
ökologischen Umwelt.
Zur Komplexitätsreduktion, werden diese Umwelten von
einigen Autoren z.B. Rühr und Sachs 1993 auf den
Dreiklang Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft
reduziert.
Die Umwelten des System Tourismus
Die Umweltbedingungen wirken einerseits als
Rahmenbedingung für den Tourismus, indem
sie ihn beschränken oder fördern. Auf der
anderen Seite werden die Umweltbedingungen
auch von dem Tourismus beeinflusst
(STRASDAS 2000, 53)
Das System TourismusSchlüsselfaktoren der übergeordneten Systeme für den Tourismus
Ökonomische Umwelt: Konsumklima, Kapital, Arbeitskräfte, Preis- / Lohnniveau, Einkommensverteilung, Währungsstabilität, Konjunktursituation
Soziale Umwelt : Gesundheitssystem, Renten, Absicherung benachteiligter Gruppen, Budgets für Kultur & Bildung
Ökologische Umwelt: Umweltqualität in Zielgebieten, Klimawandel, Naturkatastrophen (Hurrikan, Erdbeben, Lawinen…)
Politische Umwelt: Rahmenbedingungen für Wirtschaft, Sicherheit fürReisende, Freizügigkeit für Reisende
Technologische Umwelt: Transportsysteme, Großeinrichtungen (z.B. Freizeitparks, Museen), Kommunikation, Sportgeräte, Gesundheit/Medizin, Umweltschutz
Das System Tourismus
� Technologie: Leute buchen im Internet, Billigflieger
� Ökologie: Trend: Leute suchen bewusst intakte Natur
� Politik:Tourismusgesetze, Mehrwertssteuervorteile
� Gesellschaft:Immer weniger Leute betreiben Wintersport
� WirtschaftWechselkurse (Franken ist teuer), Leute haben wenig Geld (Konjunktur)
Das System Tourismus
Subsysteme des System Tourismus
� Tourismussubjekt (Reisender, Tourist)
� Tourismusobjekt (Institutionelle Subsysteme):- Tourismusort- Tourismusbetriebe bzw. -unternehmen- Fremdenverkehrsorganisationen (öffentlich-rechtliche und privat-rechtlich Organisations-strukturen)
Elemente im System Tourismus
Tina Höbling: Vorlesung Spezielle BWL: Tourismusanalyse und Freizeitmarketing WS04/05 an der WU-Wien
Das Tourismussubjekt
Tourismussubjekt (Der Mensch, der die Tourismusleistungen in Anspruch nimmt)
� Tourismussubjekte haben vielfältige Motive und Bedürfnisse, die teilweise widersprüchlich sind.
� Tourismussubjekte werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst
� Tourismussubjekte lassen sich anhand von bestimmten Kriterien unterscheiden und klassifizieren
� Tourismussubjekte und ihre Verhaltensweisen werden statistisch erfasst und bewertet
Das Tourismusobjekt
„Unter dem Begriff des Tourismusobjektes lässt sich somit all jenes
subsummieren, das zum Ziel touristischer Ortsveränderung werden
kann“ (MÜLLER 1999, S. 15f.).
� Tourismussubjekte können ihre touristischen Bedürfnisse nur befriedigen, wenn sie die ihrer touristischen Motivation entsprechenden Leistungen in Anspruch nehmen können.
� Dementsprechend ist jedes Element im System Tourismus dem Subsystem Tourismusobjekt zuzuordnen, das die Verwirklichung des Subsystems Tourismussubjekt ermöglicht.
Das Tourismusobjekt umfasst die Institutionen des Tourismus. Dazu gehören der Tourismusort, die Tourismusbetriebe und die Tourismusorganisation
Das gesellschaftliche Umfeld des Systems Tourismus
Marc Sölter: Skript, Tourismuswissenschaft 2006
Als offenes, komplexes und dynamisches System ist der Tourismus umgebenden von der
ökonomischen, sozialen, technologischen, ökologischen und politischen Umwelt.
Der Tourismus wird nicht nur von diesen Umwelten beeinflusst, sondern prägt diese
ebenfalls im erheblichen Maße mit.
Zusammenfassung System Tourismus von C. Kaspar
Der Tourismus ist ein offenes System. Dieses System
steht in Wechselbeziehungen zum gesellschaftlichen
Umfeld, das durch die übergeordneten Systeme
ökonomische Umwelt, ökologische Umwelt, soziale
Umwelt, politische Umwelt und technologische
Umwelt vertreten ist. Das System Tourismus selbst
gliedert sich in die Subsysteme Tourismussubjekt und
TourismusobjektC. Kaspar: Tourismuslehre Lehreinheit 1 AKAD-Hochschule Stuttgart
Das mikroanalytische Tourismussystem
SYSTEM UMWELT
UMWELT
WIRTSCHAFT
GESELLSCHAFT
POLITIK
KERNSYSTEMTOURISTIK
•Reiseveranstalter•Reisemittler
•Reisende
KERNSYSTEMTOURISTIK
•Reiseveranstalter•Reisemittler
•Reisende
INSTITUTIONENFremdenverkehrsvereineÖffentl. KörperschaftenInteressenvereinigungenAusbildungs-, ForschungseinrichtungenMedienAktionsgruppen
ZULIEFERER
Werbeagenturen,MarktforschungsinstituteDruckverlageBankenAutoherstellerLebensmittelbranchen
LEISTUNGSTRÄGERBeförderungsunternehmenUnterkufts-/Verpflegungs-betriebeZielortagenturenKur- und BäderbetriebeSportuntenehmenFahrzeugvermietungen
ATTRAKTIONEN
natürliche Faktorensoziale FaktorenInfrastrukturanlagenarrangierte EreignisseSouvenirs
SYSTEM T
OURISM
US
SYSTEM T
OURISM
US
Quelle: W. Pompl: Touristikmanagement Bd.1
Das mikroanalytische Tourismussystem
Eine mikroanalytische Betrachtungsweise verfolgt POMPL (1995) mit seinem Entwurf des System Tourismus. In Pompl`s System stehen Reiseveranstalter, Reisemittler und Reisende im Zentrum des sog. Kernsystem Touristik. Dieses Kernsystem steht in Interaktion mit verschiedenen Systemwelten, wie Zulieferer, Leistungsträger, Institutionen und Attraktionen, die gemeinsam das Tourismussystem abgrenzen
(vgl. MÜLLER 1999).
Das mikroanalytische Tourismussystem
Das Kernsystem Touristik (Reiseveranstalter, Reisemittler und Reisende) ist Teil des Tourismussystems und steht in interdepentenBeziehungen zu den anderen Subsystemen Leistungsträgern, Zulieferern, Institutionen und Attraktionen.
Zu den Leistungsträgern zählen alle Unternehmen in der Tourismusbranche, deren Leistungen von Reiseveranstaltern zur Erstellung einer Pauschalreise eingekauft werden. Dem System derLeistungsträger sind auch Unternehmen zugeordnet, deren touristische Produkte nur einen Teil ihres gesamten Leistungsprogramms ausmachen, also z.B. Versicherungen, die unter anderen auch Reiseversicherungen anbieten
(Quelle: Pompl, Touristikmanagement Bd.1 S. 5-6)
Das Schweizer Tourismuskonzept
Das Schweizer Tourismuskonzept
Das touristische Strukturmodell stellt die wesentlichsten
touristischen Elemente und Beziehungen in einem einfachen
formalen Modell dar. Das Grundraster dieses Systems, besteht aus
drei voneinander abhängigen Subsystemen Gesellschaft, Wirtschaft
und Umwelt. Das sozi-ökonomische System wird aus der
Überschneidung des wirtschaftlichen und des gesellschaftlichen
Subsystems gebildet.
.
Die Steuerung des Systems Tourismus erfolgt im Wesentlichen über die gesellschaftlichen und rechtlichen Normen, die
touristischen Investitionen und Konsumausgaben sowie über jede Art direkter und indirekter Tourismuspolitik.
Quelle: Müller, H.R. Freizeit und Tourismus 9. Auflage
Das Schweizer Tourismuskonzept
Subsystem Gesellschaft: Stichworte sind, Touristen, Bereiste (Ortsansässige) Begegnung
Subsystem Wirtschaft: Stichworte sind, Nachfrage, Angebot,Markt
Subsystem Umwelt: Stichworte sind, Tourismus und Umwelt-Belastung, Tourismus und Umwelt-Erhaltung
Das Schweizer Tourismuskonzept von 1979 war in vielerlei Hinsicht wegweisend. Aber auch in der Schweiz blieb das Konzept weitgehendTheorie.
Vgl. H.R. Müller, Freizeit und Tourismus 9. Auflage
Neuzeitliches Lebensmodell von Jost Krippendorf
Das neuzeitliche Lebensmodell von Jost Krippendorf
Im Mittelpunkt der Betrachtung steht in Krippendorf`s Modell der Kreislauf der Wiederherstellung des Menschen in der Industrie-gesellschaft. Ausgangsbereich ist hierbei der Mensch mit seinen Lebensbereichen Arbeit, Wohnen und Freizeit, die den Alltag ausmachen. Krippendorf: Die Ferienmenschen 1984 S. 29
Von Zeit zu Zeit erfährt dieser Alltag eine Öffnung nach außen: Der mobile Mensch verbringt rund ein Drittel seiner Freizeit als mobile Freizeit auf Reisen. Dieser Ausflug in den Gegenalltag ist durchbesondere Beeinflussungen, Motive und Erwartungen gekennzeichnet. Die Reiseziele bilden den Gegenpol zur Alltagswelt.
H.R. Müller: Freizeit und Tourismus S.19
Das neuzeitliche Lebensmodell von Krippendorf
Das Gefüge Arbeit-Wohnen-Freizeit-Reisen ist in einen größeren
Rahmen eingebettet und wird von da aus gestaltet und beeinflusst.
Hier lassen sich vier große Kraftfelder unterscheiden, die unter
einander wiederum durch ein vielfältiges Netz von Wechsel-
wirkungen verknüpft sind:
� Die Gesellschaft mit ihren Wertehaltungen (sozio-kulturellesSubsystem)
� Die Wirtschaft und ihre Struktur (ökonomisches Subsystem)
� Die Umwelt und ihre Ressourcen (ökologisches Subsystem)
� Der Staat und seine Politik (politisches Subsystem)
Das neuzeitliche Lebensmodell von Krippendorf
So harmonisch wie es das Schaubild glauben machen könnte,
funktioniert das System nämlich nicht. Im Unterschied zur Abbildung
haben in Wirklichkeit nicht alle Elemente das gleiche Gewicht. Die
Bereiche sind nicht gleichwertig, die Spieße nicht gleich lang.
Einzelne Pole und Teilbereiche überwiegen auf Kosten anderer.
Zum Teil sind sie, anstatt sich zu ergänzen, zu sich gegenseitig
aufhebenden, ja sich bekämpfenden Systemgrößen geworden.Krippendorf: Die Ferienmenschen 1984 S. 29
Merke: Das neuzeitliche Lebensmodell, ist nicht wie im Lehrbuch von
Freyer dargestellt, das Schweizer Tourismuskonzept. Zwar war
Krippendorf ein Schweizer, doch das Schweizer Tourismuskonzept
wurde bereits 1979 entwickelt. Krippendorf entwickelte sein Modell erst
1984 in der Publikation die Ferienmenschen.
Das Prognosmodell
Das Prognosmodell
Im Prognosmodell ist der touristische Kernbereich eingebettet in
verschiedene andere gesellschaftliche Bereiche. Es werden von
Prognos vorwiegend drei verschiedene Bereiche unterschieden:
Der gesellschaftliche Bereich: Als gesellschaftliche Einflüsse stehen in diesem
Bereich, die Umweltbelastung, Information, Freizeitverhalten, Arbeit und Freizeit
Der ökonomische Bereich: Hier stehen ökonomische Einflussgrößen wie Infrastruktur,
die Arbeitsnehmenden im Tourismus, Stadt- und Siedlungsstruktur, Agglomeration und
Verkehrsaufkommen.
Die Außenbeziehungen: Zu den Außenbeziehungen zählen internationale Freizügigkeit,
Zahlungsbilanzausgleich und Devisen
Das Prognosmodell
Im inneren Bereich des Prognosmodell wird der eigentliche Fremdenverkehr/Tourismus dargestellt. Im Gegensatz zuanderen touristischen Modellen, wurden im Prognosmodell auchder Geschäftsreiseverkehr integriert.
Weitere Teilbereiche sind hier:
1. Privater Fremdenverkehr: Nationaler und internationaler Fremdenverkehr, die Teilbereiche Freizeit, Erholung, Gesundheit, Vorsorge, Bildung, Kommunikation.
2. Geschäftlicher Reiseverkehr: Nationale und internationale Unterteilung, Teilbereiche: Kommunikation, Bildung, Kongresse und Tagungen, Messen und Ausstellungen
Ganzheitliches Tourismusmodell von Freyer
Das ganzheitliche Tourismusmodell von Freyer
Anhand der in der Diskussion um Tourismus vorherrschenden Bereiche konstruiert Freyer (2001, 31ff) ein ganzheitliches odermodulares Tourismusmodell mit den Modulen Ökonomie, Gesellschaft, Umwelt oder Ökologie, Freizeit, Individuum und Politik. Diese repräsentieren die jeweiligen Blickwinkel der jeweiligen wissenschaftlichen Disziplin in Hinblick auf touristische Phänomene.
Im folgenden werden in Freyer`s Modell 6 große Bereiche (Module)Unterschieden (Ökonomie, Gesellschaft, Politik, Individuum, Freizeit, Ökologie) in der vorherigen Abbildung, wurden diese 6 Module noch von den Modulen Jura, Medien, Medizin, Krisenmanagement, Terrorismus und Psychologie ergänzt.
Ganzheitliches Tourismusmodell von Freyer
Die sechs bei Freyer unterschiedenen Module für ein ganzheilichesTourismusmodell sind: (In Klammern stehen die entsprechenden Wissenschaftsdisziplinen)
Ökonomie-Modul: (Volks- und Betriebswirtschaftslehre) � Angebot und Nachfrage von bzw. nach touristischen Produkten� Auswirkungen des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs� Brutto- und Nettowertschöpfung des Tourismus� Berechnungen zu ökonomischen Effekten� Kosten-Nutzen-Analysen� Analyse des touristischen Angebots� Analyse der touristischen Nachfrage/Märkte� Methoden des Marketing und Management
Marc Sölter: Skript Tourismuswissenschaft S.3
Das ganzheitliches Tourismusmodell von FreyerGesellschafts-Modell: (Soziologie)
� Übertragung der gewonnen Ergebnisse der allg. Soziologie, z.B. über das Wesen des Sozialen, über die Sozialität des Menschen, über soziale Strukturen und Prozesse auf den Tourismus. (Vester, die soziale Organisation des Tourismus, in Tourismus-Journal 2. Jg 1998)
� Beschreibung und Erklärung der gesellschaftlichen und kulturellen Erscheinungen, Ursachen und Ursachen des Tourismus. (Vester, Beitrag Tourismussoziologie inHahn/Kagelmann S. 36)
� Die Soziologie untersucht den Tourismus in seiner gesellschaftlichen Dimension, wie Gruppenaktivitäten, Sozialordnungen, gesellschaftliche Werte (und ihren Wandel),
� Organisation, Bürokratie usw. (Freyer, Grundlagen der Tourismuswirtschaft für der Skript der Fern Uni Hagen)
� gesellschaftliche Steuerfaktoren des Tourismus
� Reiseverhalten sozi-demographischer Gruppen
Das ganzheitliche Tourismusmodell von FreyerGesellschafts-Modul (Soziologie)
Nach Bachleitner (Tourismussoziologie oder zur Soziologie des Reisens) hat ein Tourismussoziologie die vorrangige Aufgabe:
� die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die für die Tourismusgenese entscheidend sind, zu identifizieren und zu analysieren
� die Effekte des Reisens auf Reisende (=Reissozialisationsprozesse), bereiste und die im Dienstleistungssektor Tätigen zu untersuchen sowie die daraus resultierenden interaktiven Prozesse auf Kultur-, Raum- und Zeitebene zu beleuchten (= kulturelle, soziale, ökonomische und ökologische Touristifizierungsprozesse) ; daraus resultiert insgesamt
� die Theorieentwicklung vor allem im Zusammenhang mit der Ausdifferenzierung des Systems Tourismus zu forcieren, da die Erklärungsansätze für Tourismus über seine konkreten Erscheinungsformen erfolgversprechender sein dürften als nur über individuelle Motivationen (Fluchtheorien vs. Explorationstheorien)
Das ganzheitliche Tourismusmodell von Freyer
Umwelt-Modul: (Ökologie)Ein besonderst aktuelle Modell eines ganzheitlichen Tourismusmodells
beinhaltet Fragen der Umweltbelastung und –gestaltung des Tourismus
� Umweltbelastung durch Tourismus
� Sanfter Tourismus, ökologischer Tourismus, nachhaltiger Tourismus, Tourismus mit Einsicht.
� Umweltgestaltung des Tourismus
� Sustainable tourism
� Abschätzen von Umweltfolgen
Das ganzheitliche Tourismusmodell von Freyer
Das Individual-Modul (Psychologie)
� Reisemotive (Einflüsse, Motivgruppen,...)
� Reiseentscheidungen (Steuerfaktoren, Ablauf)
� Reisezufriedenheit (Bewertung, Raitings)
� Umweltwahrnehmung der Touristen
� Tourismuspsychologie kann und muss etwas beitragen zur Analyse der humanen, der sozialkulturellen und ökonomischen Bedingungen für Mobilität
� Konzepte z.B. Crowding, Behavior Setting , Territorialität und deren Anwendbarkeit auf den Tourismus
� Reisen als Mittel symbolischer Selbstergänzung
Das ganzheitliche Tourismusmodell von Freyer
Freizeit-Modul (Freizeitwissenschaft)
� Erforschung des Einflusses spezifischer Persönlichkeitsstrukturen oder Persönlichkeitsmerkmale auf das Freizeitverhalten;
� Erforschung der Freizeitinteressen und -bedürfnisse und ihre Verankerung im persönlichen, sozialen und situativen Kontext;
� Erforschung der Zusammenhänge von Interessen/Motiven und Freizeitaktivitäten;
� Erforschung unterschiedlicher Erlebnisbereiche in der Freizeit.
Das ganzheitliche Tourismusmodell von FreyerFreizeit-Modul (Freizeitwissenschaft)
Freizeitwissenschaft als neue SpektrumswissenschaftDie Interdisziplinarität der Freizeitforschung ist zwingend geboten.Die Freizeitwissenschaft ist eine neue Spektrumswissenschaft, inder die Hauptbereiche der Freizeit:
� Tourismus/Fremdenverkehr� Medien/Kommunikation� Kultur/Kulturelle Bildung� Sport/Spiel� Konsum/Unterhaltung
Opaschowski: Freizeitwissenschaft 3. Aufl.
Das ganzheitliche Tourismusmodell von Freyer
Freizeit-Modul (Freizeitwissenschaft)
Tourismus ist im wesentlichen Teil des Freizeitverhalten (Freizeit-Tourismus),
woher Tendenzen zu veränderten Freizeitgestaltung auch den Tourismus deutlich
prägen (werden) (Freyer, Tourismus.. 1996)
Die Freizeitwissenschaftler sehen den Tourismus als einen der 5 Hauptbereiche
der Freizeit. Der Tourismus stellt also nur eine der möglichen
Freizeitbeschäftigungen innerhalb der Freizeit dar. Das frühere Konzept,
Tourismus und Freizeit als Gegenwelt zur Alltag, gilt heut zu tage nicht mehr.
Das ganzheitliche Tourismusmodell von FreyerDas Politik-Modul (z.T. Politologie)
� Erklärungen für die politischen Aktivitäten im Tourismus� Tourismusförderung� Verordnungen im nationalen Reiseverkehr� Schaffung der Infrastruktur und den Rahmen für den Tourismus
Tourismuspolitik kann als die Summe aller Maßnahmen, die bewusst zur Beeinflussung des Tourismus wahrgenommen werden definiert werden.Man unterscheidet:
Direkte Tourismuspolitik
Aktivitäten die tourismusspezifisch sind (Verabschiedung von Tourismusgesetzen,touristisches Abgabewesen)
Indirekte Tourismuspolitik
Tätigkeiten die keine primären Ziele im Tourismus haben, diesen aber als Wirtschaftszweig tangieren. (Währungspolitik, Kulturpolitik, Umweltpolitik, Verkehrspolitik)
Das touristische Gesamtmodell von Freyer
Der Kernbereich des Tourismus an sich wird im wesentlichen angesehen als:
� Beziehung von Menschen � Geflecht von Institutionen � Regel- und Beziehungsgeflecht zwischen Menschen und
Institutionen � Versuch von Erklärungen (Philosophien, Motivationen) � Aufzeigen von Gestaltungsmöglichkeiten (z.B. durch
Tourismuspolitik) � Reise als Kernelement des Tourismus, die alle mit der
Ortsveränderung zusammenhängenden Beziehungen beinhaltet
Freyer: Tourismus, Einführung in der Fremdenverkehrsökonomie 6. Auflage
.
Herkunftsland
der
Reisenden
Der touristische
Bestimmungsort
Destination
bzw. das
Reiseziel
Einreisende Personen
Ausreisende Personen
Transit Route
Region
Umgebungen: menschliche, sozio-kulturelle,
ökonomische, technologische, physische, politische,
gesetzliche, usw.
Standort der Reisenden, Besucher und der Reise- und Tourismusíndustrie
Model eines grundlegenden Tourismus-System
Wichtige räumliche Aspekte in Leipner`s Tourismus-SystemHierbei ist zu beachten, dass die Tourismusforschung drei räumliche Aspekte desTourismus zu beachten hat:
- das Quellgebiet (Wohngebiet der Touristen und in der Regel auch Sitz der Reiseveranstalterund -mittler): Hier fallen die Entscheidungen über touristische Ziele, Tourismusformen, benutzteVerkehrsmittel usw.
- den Weg vom Quellgebiet zur Destination: Hier wirken sich die Touristenströme und dieVerkehrsmittelwahl direkt auf die Landschaft und die Bewohner aus, die ihrerseits nur gering
– wenn überhaupt – wirtschaftlich vom Tourismus profitieren, aber häufig große Belastungenzu tragen haben.
- Das Zielgebiet (die Destination mit ihrer natur- wie kulturräumlichen Ausstattung, ihrer tourismusorientiertenInfrastruktur und ihrer Bevölkerung, die mehr oder weniger an der Tourismuswirtschaftpartizipiert). Hier kommt die Frage der Nachhaltigkeit besonders stark zumTragen: bei den ökologischen Auswirkungen auf die Natur, den ökonomischen Auswirkungenauf Hotellerie, Gastronomie und die sonstigen am Tourismus beteiligten Branchen undauf die als Arbeitskräfte oder nur als Einwohner einer Fremdenverkehrsgemeinde vom Tourismusprofitierende Bevölkerung und schließlich bei den sozio-kulturellen Auswirkungenauf die einheimische Bevölkerung. Insbesondere auf das Zielgebiet beziehen sich die Forderungennach nachhaltiger Regionalentwicklung durch Tourismus.
Leiper`s Tourismussystem
Das System Tourismus von Prof. Bieger
Das System Tourismus
Das „System Tourismus“ von Thomas Bieger steht genau so, wie das
„System Tourismus“ von Kaspar in Interaktion mit seiner Umwelt. Die
Umwelt des Systems wird durch Wirtschaft, Technologie,
Gesellschaft, Ökologie und Politik bestimmt.
Wie auch bei Kaspar`s „Tourismus-System“. können diese Umwelten
zur Komplexitätsreduktion vereinfachend auf Wirtschaft, Natur und
Gesellschaft reduziert werden.
Politik ist Ausdruck des gesellschaftlichen Willens, Technologie ist ein
Schnittstellenbereich innerhalb Gesellschaft, Wirtschaft und Natur(vgl. Bieger: Tourismuslehre 1. Aufl.)
Das System Tourismus
Das Tourismussystem nach Professor Biegerzeigt die Einflussfaktoren auf, welche nicht oder nur beding beeinflusst werden können. Man redet hier von sog. exogenen Faktoren: Technologie, Ökologie, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.
Dynamik in einem Tourismussystem
� Die Operationalisierung der Systemtheorie vor allem durch Vester, ermöglicht es dynamische Entwicklungen zu erfassen und auch in ihrer Ausprägung zu berechnen
� Ausgangspunkt: Die Prämisse, dass Systeme/Netzwerke durch die Flüsse auf den Kanten/Verbindungen charakterisiert werden können
� Diese Flüsse sind gerichtet und weisen spezifische Intensitäten auf
� In visuellen Modellen werden Wechselwirkungen unter Berücksichtigung von Rückkoppelungen und Selbstverstärkungs-effekten sichtbar
� Dynamisierung als Instrument ermöglicht:– Modellierung von einfachen Wirkungs- u. Erklärungsmodellen– Beurteilung der Wirkungsweise von Eingriffen
Nach Bieger, Tourismuslehre 2004
Grundlagen der neuern Systemtheorie
Die Weiterentwicklung der Systemtheorie: Der Fokus liegt auf derAnalyse von Ungleichgewichtszuständen und
Veränderungsprozesse vonNetzwerken� Offene Systeme verändern sich durch
– Hinzutreten neuer Elemente– Veränderung der Flüsse auf den Kante, Entstehung neuer
Kanten, Verschwinden von Verbindungen� – Dadurch produziertes Auseinanderbrechen in neue
Teilnetzwerke oder Gesamtnetzwerke� Analyse von Netzwerken muss verzeitlicht werden� Ereignisse werden zu wesentlicher Analyseeinheit� Fähigkeit von Systemen sich verändern zu können im
Vordergrund des Forschungsinteresses
Nach Bieger, Tourismuslehre 2004
Selbstreferenzielle Systeme
= Systeme, deren Zustände zyklisch gekoppelt sind, so dassfrühere Zustände an der Hervorbringung der jeweils folgendenZustände konstitutiv beteiligt sind.
•Nicht mehr äußere Umwelteinflüsse sondern Systemelemente selbst und systeminterne Relationen rücken in den Mittelpunkt der Betrachtung•Selbstreferenzielle Systeme sowohl geschlossene als auchoffeneSysteme
•Fähigkeit zur Selbstorganisation bezieht sich auch auf Reproduktion der Elemente („Autopoiesis“)
•System als strukturierter Strom von Ereignissen oderKommunikationen
• Entscheidend für Systemerhalt ist die Anschlussfähigkeit
Nach Bieger, Tourismuslehre 2004
Konstruktivismus und Strukturationstheorie
� Tourismussysteme sind immer soziale Systeme
� Selbstorganisation u. Strukturierung stark abhängig von der Wahrnehmung der betroffenen Elemente oder Akteure (Konstruktivismus)
� Dualität von Struktur: Strukturen sind sowohl Ausgangspunkt als auch Erzeugnis des Handelns (z.B.Tourismusorganisationen)
� Transaktionskostentheorie erklärt Funktionsweise von Systemen durch Betrachtung der Verbindung zwischen den Elementen als Kontrakte
Nach Bieger, Tourismuslehre 2004
Komplexitätsbewältigung in Systemen� Komplexität = Eigenschaft, viele Zustände oder Verhaltensweisen
annehmen zu können� Komplexität ausgedrückt durch Varietät = Anzahl möglicher Zustände
eines Systems� Bestimmungsgrößen der Varietät: Verhaltensoptionen,
Verhaltensrestriktionen, Berechenbarkeit des Verhaltens
Bewältigung der Komplexität durch Reduktion der Varietät– Dämpfung = Einschränkung der aktuellen auf eine gewünschte Varietät– Verstärkung = Vergrößerung des eigenen VerhaltensrepertoiresAshbys Gesetz: Nur Varietät kann Varietät absorbieren– Modellbildung– Schwarzer Kasten („Black box“)– Lernen– Lenkung
Nach Bieger, Tourismuslehre 2004
Tourismus als selbstreferenzielles System
Bieger, Tourismuslehre 2004
Dynamische Komponente des Systems Tourismus
Bieger, Tourismuslehre 2004
Das dynamische System Tourismus
Ansätze für die Gestaltung des Wandels von Tourismussystemen
Was bringt nun die neue Systembetrachtung im Tourismus?
� Sensibilisierungsfunktion: Sensibilisierung auf die laufende Rekonfiguration der Tourismussysteme
� Analytische Funktion: Instrumente für die Darstellung und Analyse von Veränderungsprozessen
� Normative Funktion: Ableitung von Grundsätzen im Umgang mit Systemen im Wandel– Beeinflussung des Wandels durch bewusstes Setzen von
Ereignissen– Anschlussfähigkeit von Ereignissen gibt Leitlinie für Wahl der
Art der Eingriffe– Varianzmanagement– Konfiguration von Systemen mit Selbststeuerungsfähigkeit
Nach Bieger, Tourismuslehre 2004
Tourismus-Systeme
Zur Beschreibung des System Fremdenverkehr / Tourismus existieren
mehrere Modelle, denen jeweils unterschiedliche Kategorisierungen
von Einflussgrößen zu Grunde liegen.
Dabei ist den Autoren bewusst, dass sie die komplexen Strukturen und
Funktionen innerhalb und zwischen den von ihnen unterschiedenen
Teilsystemen (bzw. ihren generalisierten Abbildungen in Modellen oder
Modulen) nur Ansatzweise beschreiben und im noch geringerem
Ausmaß erklären können. (Steinbach: Tourismus – Einführung in das räumlich zeitliche System S. 3)
Exkurs: Der Tourismus als soziales System
Mit Hilfe des AGIL-Schemas lässt sich der Tourismus als soziales System konzipieren und analysieren. (vgl. Vester: Tourismustheorie)
Exkurs: Der Tourismus als soziales System
A: (adaption) Wie jedes System muss sich der Tourismus an seine Systemumwelt anpassen.
G: (goal attainment) Zur Zieldefinition und Zielerreichung tragen die unzähligen Handlungen der Touristiker und Touristen bei.
I: (integration) Im System Tourismus wird soziale Integration bewerkstelligt durch die Rollenmuster und Aufgabenstrukturen, über die das touristische Gewerbe verfügt.
L: (latency – Bewahrung kultureller Grundmuster) Der Tourismus ist auch ein kulturelles Phänomen, er trägt zur Bewahrung, Entwicklung oder Veränderung von Wertmustern bei, wie er um-gekehrt auf kulturelle Ressourcen angewiesen ist.
(vgl. Vester: Tourismustheorie 1999 S. 87-89)
Tourismus-Systeme
Von Seiten der Ökonomen wurden z.B. das makroanalytische und das
mikroanalytische Tourismus-System entworfen. Der Soziologe
Vester versucht das Tourismussystem anhand des AGIL-Schemas
darzustellen. Auch von Seiten der Geographie, wurde versucht den
Tourismus als System darzustellen. Gerade in den damaligen sozial-
Istischen Ländern des Osteuropas fand die These der Existenz räum-
licher Rekreationssysteme Eingang in die Theorie und Praxis der
Geographie (vgl. Benthien: Geographie der Erholung und des Tourismus 1997). Die Abbildung
des territorialen Rekreationssystem wird hier nur zu Veranschaulichung
abgebildet – jedoch soll hierauf nicht weiter eingegangen werden. Bei
Interesse vgl. Bruno Benthien: Geographie der Erholung und des
Tourismus 1997 S. 28 ff.
Tourismus-Systeme
Ursprüngliches und abgeleitetes touristisches Angebot
Ursprüngliches Angebot Abgeleitetes Angebot
Natürliches Angebot (naturgegeben) - Landschaft, Topographie - Flora, Fauna - Klima, Wetter - Naturdenkmäler
Touristische Infrastruktur (allgemein) - Reiseberatung, -organisation - Touristisches Transportwesen - Überbetriebliche
Tourismusorganisationen
Sozio-kulturelles Angebot - Kultur, Tradition, Brauchtum - Sprache Mentalität, Gastfreundschaft - Denkmäler (hist., kult., tech.)
Freizeitinfrastruktur - Freizeitwesen: Sport, Kultur - Wander- und Radwege
Allgemeine Infrastruktur (mit Einfluß auf Tourismus) - Politik, Soziales, Bildung, - Ver- und Entsorgung - Kommunikations-, Verkehrswesen
Spezielle touristische Angebote - Kur- und Bäderwesen - Messen, Tagungen, Ausstellungen - Events
Einführung in dieTourismuswirtschaft
Marc Sölter
Hotelfachmann / Tourismusreferent
(Grundlagen der Tourismusforschung - Tourismuswissenschaft)
Tourismusforschung
Bieger 1994
Tourismusforschung
Die Tourismusforschung ist eine jungeDisziplin, die für eine fächerübergreifende, interdisziplinäre Arbeitsweise prädestiniert ist.
Die Tourismusforschung ist ausgesprochen problem- und praxisorientiert, die angewandte Forschung nimmt daher einen besonderen Stellenwert ein.
(Haimayer: Tourismusforschung im Spannungsfeld von Wirtschaft und Praxis)
Tourismusforschung
Ein fächerübergreifender, interdisziplinärer Ansatz in der Tourismusforschung, ist auch notwendig, denn die
Tourismusforschung muss auf Wissen anderen Fachdisziplinen zurückgreifen können, um
den wirtschaftlichen, ökologischen, soziokulturellen und politischen Prozessen und Auswirkungen des Phänomens Tourismus gerecht werden zu können.
Sölter: Artikel Tourismusforschung 2006
Tourismusforschung
Doch was ist eigentlich Tourismusforschung bzw. wo ist sie wissenschaftliche einzuordnen?
Bis zu Beginn der 60er Jahre, war Tourismusforschung vorrangig ein Teilgebiet der Ökonomie und der Geographie. In der Geographie, entwickelte sich die anfängliche Fremdenverkehrsgeographie zur Geographie des Freizeitverhaltens – zur Geographie der Freizeit. In den Ostblockstaaten entwickelte sich indessen die sog. Rekreationsgeographie. Heute wird allgemein von einer Geographieder Freizeit und des Tourismus, Tourismusgeographie oder einer Geographie der Erholung und des Tourismus gesprochen.
Tourismusforschung
Die Gründung des ehemaligen Starnberger Studienkreis für Tourismus im Jahre 1961 kann als Geburtsstunde der sozialwissenschaftlichen Tourismusforschung bezeichnet werden. Jedoch scheinen die Forschungsbemühungen zu Reisen und Tourismus aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive nur marginal zu sein. So zeigen Soziologie, Psychologie, Politik-, und Kommunikations- und Erziehungswissenschaften(Freizeitpädagogik) eine hohe Zurückhaltung gegenüber dem Reisen (Bachleitner 2005). Im Laufe der Zeit konnte sich jedoch eine eigenständige sozial- und kulturwissenschaftliche Tourismusforschung entwickeln. Der Tourismusforschung stehen somit auch alle Methoden der qualitativen Sozialforschung zur Verfügung.
Sölter: Artikel Tourismusforschung
Tourismusforschung
Teilweise sind diejenigen Wissenschafts-richtungen die sich mit dem Phänomen „Tourismus“ beschäftigen, zu eigenständigen und anerkannten Teildisziplinen innerhalb ihrer jeweiligen Mutterfächer geworden (vgl. Hopfinger 2004).
Geographie – TourismusgeographieSoziologie – Tourismussoziologie ???
Tourismusforschung
Tourismus ist ein Forschungsgebiet, das
verschiedene wissenschaftliche Disziplinen
betrifft, Tourismusforschung wird von
Ökonomen, Soziologen, Psychologen,
Historikern, Politologen, Ethnologen,
Kulturwissenschaftlern - um hier nur einige zu
Nennen - betrieben.
Jeder kann im Tourismus forschen
Tourismusforschung
Die anfänglich sehr stark auf betriebs- und volkswirtschaftliche Probleme ausgerichtete Tourismusforschung gibt sich heute als umfassender interdisziplinärer Verbund: Ökonomie, Betriebswissenschaft, Psychologie, Sozialpsychologie, Soziologie, Geographie, Architektur, Biologie und Medizin u.a.m. formieren eine primär anwendungsorientiereQuerschnittsdisziplin (vgl. U. Gyr: Tourismus und Tourismusforschung)
TourismusforschungAber was ist eigentlich Tourismusforschung und womit beschäftig sie sich? Das Wort Tourismusforschung setzt sich zusammen aus dem Begriff „Tourismus“ und dem Begriff „Forschung“.
WISSENSCHAFTLICHES ERFAHREN = Ursächliche Zusammenhänge und Erscheinungen aufdecken, gefundene Tatsachen erklären, ordnen und zukünftige Erscheinungen prognostizieren.
Zweck der wissenschaftlichen ForschungTheoretischer ZweckErklärungen und Prognosen erarbeiten, um daraus logisch konsistenteTheorien und Lehren zu gewinnen → gesetzartige Aussagen.
Praktischer (pragmatischer) ZweckErarbeiten von Entscheidungsgrundlagen, die zusammen mit den Theorien zur Gestaltung von Handlungsprozessen dienen. (Quelle: Müller, Freizeit und Tourismus 1996)
Tourismusforschung
Es gilt zu beachten, dass Forschung immer zwei Seiten hat:
� Die eine Seite ist forschungsimmanent und für sie gilt eigentlich ständig, dass weitere Forschung unbedingt gebraucht wird. Wie jeder empirisch arbeitende Wissenschaftler weiß, werden mit allen Untersuchungen weniger Fragen beantwortet als durch sie an neuen Fragen aufgeworfen wird.
� Die andere Seite ist die der Rezeption und Umsetzung oder Verwertung von Forschungsergebnissen.
C-B-R Tourismus Symposion Dienstag, 17. Februar 2004 Jörn W. Mundt
Tourismusforschung
Die vielen Probleme und Schwierigkeiten der
Tourismusforschung zeigen sich schon bei der
Definition des Forschungsgegenstandes.
(Steinbach, Tourismus 1.Auflage)
Die verwendete Tourismus-Definition, bestimmt
den Forschungsgegenstand der Tourismus-
Forscher - zu breiter Bezugsrahmen
- zu enger Tourismusbegriff
Entwicklung der Tourismusforschung
Entwicklung der Tourismusforschung
� (1) Messung der Bedeutung der Tourismus und Freizeitwirtschaft
� (2) Suche nach Informationen, Methoden Werkzeugen, welche die Dienstleistungs-(Produktion, die Regionalplanung, die Verteilung von Ressourcen, die Marketingplanung unterstützen und die Evaluierung daraus resultierender Maßnahmen ermöglichen.
Vorlesung: Management und Infromationsbedarf
WS04/05 WU-Wien
Entwicklung der Tourismusforschung
Ausprägungen der Tourismusforschung
� ... psychologische Sicht
� ... verhaltenswissenschaftliche Sicht
� ... geographische Sicht
� ... betriebswirtschaftliche Sicht
� ... volkswirtschaftliche Sicht
� ... philosophische Sicht
(nach Smith, 1995)
Aufgaben der Tourismusforschung
Erfassen des Wirkungsgefüges „Fremdenverkehr“ unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer, politischer und sozio-kultureller Faktoren in Analyse, Diagnose und Planung
Aufzeigen von evtl. Gefährdungen durch den Tourismus für Ökonomie, Gesellschaft und Ökologie
Aufgaben der Tourismusforschung
� Abschätzen von Folgewirkungen touristischer Projekte und Festlegen von Leitlinien für zukünftige touristische Entwicklung
� Definieren und Evaluieren von Potentialen für eine ausgewogene und vorausschau-ende Planung
Aufgaben der Tourismusforschung
� Theorien für die Motivation des Reisens
� Theorien der Reiseentscheidung
� Marktsegmentierung und Produktpositionierung
� Messung der ökonomische Bedeutung des
Tourismus
� Prognosemodelle
� Bedeutung von Informations- und
Kommunikationstechnologie
� Probleme der nachhaltigen Tourismusentwicklung
Themen der Tourismusforschung
Das Thema Authentizität findet seit den 70 er
Jahren Betrachtung in der sozialpsycho-
logischen und soziologischen Tourismusforschung
Die sozialwissenschaftliche Tourismusforschung
behandelte bisher Themen wie z.B. das
Urlaubsverhalten, Reisemotive und
Urlaubertypologien
Sozialwissenschaftliche Tourismusforschung
Einen der ersten Anstöße zur soziologischen
Betrachtungsweise des Fremdenverkehrs, gab
Leopold von Wiese mit seinem Aufsatz
„Fremdenverkehr als zwischenmenschliche
Beziehungen“
1960 versuchte Knebel mit seinem Buch
„Soziologische Strukturwandelungen im
Modernen Tourismus“ den Tourismus vom Standpunkt
der Soziologie wissenschaftlich zu erfassen.
Sozialwissenschaftliche Tourismusforschung
1973 wurde die Dissertation von Keller „Soziologische
Probleme im modernen Tourismus“ veröffentlicht. In
dem 2. Kapitel seiner Arbeit beschäftigt der sich mit
dem Thema „Tourismus als Objekt der Soziologie“
Dabei kann er auf einige Aufsätze seines
akademischen Lehrers J. Leugger zurückgreifen z.B.- Einige soziologische Aspekte des Fremdenverkehrs 1956
- Weitere soziologische Aspekte des Fremdenverkehrs 1958
- Zur soziologische Literatur über den Fremdenverkehr
- Verkehrs- und Fremdenverkehrssoziologie 1966
Sozialwissenschaftliche Tourismusforschung
Neben der Forschungsergebnissen des Starnberger-Studienkreis für Tourismus – waren es besonderst zwei Bücher, die zu Beginn der 90er Jahre die Diskussion um eine kultur- und sozialwissenschaftliche (interdisziplinäre) Tourismusforschung vorantrieben.
1. Storbeck: Moderner Tourismus 1988 / 902. Hahn / Kagelmann: Tourismussoziologie – und
psychologie – Ein Handbuch zur Tourismuswissen-schaft 1993
Sozialwissenschaftliche Tourismusforschung
Die Sozialwissenschaftler Christoph Henning und
Heinz-Günther Vester versuchen mit ihren Veröffent-
lichungen die Tourismusforschung um soziologische
Erklärungsansätze / Theorien des Tourismus zu be-
Reichern.
- C. Henning: Reiselust – Touristen, Tourismus und Urlaubskultur 1997
- H.G. Vester: Tourismustheorie 1999
Sozialwissenschaftliche Tourismusforschung
Eine allgemeine, umfassende und von allen Wissen-
schaftsdisziplinen akzeptierte Theorie des Tourismus /
Erklärungsansatz für das Reisen konnte bisher nicht
gefunden werden.
Oftmals wird der von Enzensberger – mit Sicherheit
brillant formulierte Essay „Eine Theorie des Tourismus“
von 1958 als Erklärungsansatz für das Reisen verwendet.
Die Hauptthese: Industrialisierung und daraus resultierende
„Unwirtlichkeit“ der Städte wird als Auslöser für Reisen gesehen;
Verdrängung der unattraktiven alltäglichen Lebenswelt sowie die Flucht-
These können heute jedoch deutlich widerlegt werden.
Sozialwissenschaftliche Tourismusforschung
interdisziplinärfachimmanentWissensproduktion
ThemaDisziplinOrganisationsprinzip
Tourismus als Kulturphänomen
Tourismus als Verhalten
Forschungsgegenstand
KontextbezogenFachbezogenPerspektive
Sozialwirtschaftl. Tourismusforschung
Tourismus-Soziologie
Indikator
Von der Tourismussoziologie zur sozialwissenschaftlichen Tourismusforschung
Schimany: Tourismussoziologie zwischen Begrenzung und Endgrenzung 1999
Sozialwissenschaftliche Tourismusforschung (Ausland)
Wichtige Impulse in der soziologische
Tourismusforschung lieferte John Urry mit
seinem Buch „The tourist gaze“.
Er betonte die enge Verbindung von Tourismus
und visueller Wahrnehmung
Tourismusforschung aus geographischer Sicht
Analyse und Erklärung von Raumstrukturen, die
durch� sozialräumliche Verhaltensweisen,
� Standortbildung,
� (natur- ) geographische Standortfaktoren,
� planerische Steuerung
entstanden sind oder entstehen können
(Quelle: Ringvorlesung Geographie WS 2003/2004 „ Warum Geographen in der Tourismusforschung)
Ethnologie und Tourismusforschung
Das Jahr 1977 kann als Eintritt der Ethnologie in die
Tourismusforschung betrachtet werden. Das Buch
„host and guest“ von Value Smith, war die erste
Publikation die den Tourismus ethnologisch
betrachtete.
Ethnologie und Tourismusforschung
Nach Smith, kann die Ethnologie einen Beitrag
Zur Tourismusforschung leisten, da sie zum
Einen über ethnographische Basisdaten ver-
Fügt, sich mit Akkulturation beschäftig und sich
Bewusst ist, das Tourismus nur ein einziges
Element des Kulturwandels ausmacht.
Bekannte Tourismusforscher(Begründer der Fremdenverkehrslehre)
Besonderst in den Wissenschaftsdisziplinen
„Betriebswirtschaftslehre“ und „Geographie“,
haben bekannte Persönlichkeiten dazu
beigetragen das sich ein Lehrgebäude für den
Fremdenverkehr bzw. eine Fremdenverkehrs-
lehre entwickeln konnte. Einige dieser Wissen-
schaftler und ihre Verdienste sollen hier kurz
erwähnt werden.
Bekannte Tourismusforscher(Begründer der Fremdenverkehrslehre)
1929 – Robert Glücksmann (1877-1942) (Betriebswirtschaftslehre) Forschungsinstitut für den Fremdenverkehr in Berlin – Archiv für den Fremdenverkehr- verschiedene Lehrbücher zum Gastgewerbe und Fremdenverkehr z.B. Allgemeine Fremdenverkehrskunde 1935, Betriebslehre der Gasstätten – Vorlesungen zum Fremdenverkehr und Gasstättenwesen
1941 - Walter Hunziker und Kurt Krapf gelten als Begründer der modernen Fremdenverkehrswissenschaft. Als Bibel der modernen Fremdenverkehrslehre gilt das von den Autoren verfasste Buch „Allgemeine Fremdenverkehrslehre“ welches 1942 erschienen ist. In seinem Buch „System und Hauptprobleme einer wissenschaftlichen Fremdenverkehrslehre“ schlug Hunziker vor den Tourismus als Kulturerscheinung zu verstehen, und versuchte eine wissenschaftliche Fremdenverkehrslehre zu entwickeln. Mit der Publikation „Betriebs-wirtschaftslehre des Fremdenverkehrs 1959“ legte Hunziker dieGrundlagen für die heutige betriebswirtschaftliche Betrachtung desTourismus.
Bekannte Tourismusforscher(Begründer der Fremdenverkehrslehre)
1941 - Walter Thoms: Institut für Betriebswirtschaft des Fremdenverkehrs ander Universität Heidelberg (Schließung 1948). Thoms war Herausge-ber der „Mitteilungen des Institut für Betriebswirtschaft des Fremden-verkehr. Auch eine Schriftreihe für Fremdenverkehrbetriebe wurdevon dem Institut veröffentlicht. Auch das über 1000 Seiten umfassende Handbuch für Fremdenverkehrsbetriebe entstand unter der Federführung von W. Thoms.
1950 - Unter Leitung von Dr. Pfister und Dr. Rössel wird in München das„Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr“ gegründet
1951 - Paul Bernecker (1908 – 2003) (Betriebswirtschaftslehre) – Wiener Institut für Fremdenverkehrsforschung: Bernecker gilt zusammen mit seinen Schweizer Kollegen Hunziker und Krapf, zu einem der Begründer der wissenschaftlichen Fremdenverkehrsforschung. Erwar Gründer der Gesellschaft für Fremdenverkehrswissenschaft. Wichtige Publikationen sind: „Der moderne Fremdenverkehr“ 1955,„Die Stellung des Fremdenverkehrs im Leistungssystem der Wirtschaft" (1957) und die "Grundlagenlehre des Fremdenverkehrs" (1962).
Bekannte Tourismusforscher(Begründer der Fremdenverkehrslehre)
1971 – Jost Krippendorf (1938 – 2003) – Forschungsinstitut für den Fremden-verkehr in Bern. Publizierte die erste deutschsprachige Studie zumMarketingverständnis im Fremdenverkehr. Er ist Mitverfasser desLehrbuch „Freizeit und Tourismus“ welches die Fremdenverkehrs-lehre um den Aspekt der Freizeit bereicherte. Aber besonderst mittourismuskritischen Publikationen verschaffte sich Krippendorf Gehörin der Öffentlichkeit – „Die Landschaftsfresser“, „Alpsegen – Alptraum“„Die Ferienmenschen“…
1973 - Claude Kaspar (1931 – 2004) – Institut für Tourismus und Verkehrs-wirtschaft Hochschule St. Gallen. Kaspar versuchte der Fremdenver-kehrslehre mit der Systemtheorie eine neue Dimension zu geben. Mitzahlreichen Publikationen trug er dazu bei eine touristische Marketing-und Managementlehre zu entwickeln. Wichtige Lehrbücher sind:„Die Fremdenverkehrlehre im Grundriss“, „Unternehmensführung imFremdenverkehr“ und „Einführung in das touristische Management“
Bekannte Tourismusforscher(Begründer der Fremdenverkehrs- / Tourismusgeographie)
1939 - Poser: Hans (1939) Geographische Studien über den Fremdenverkehr im Riesengebirge. Er entwickelte eine besonderst
für die geographische Tourismusforschung geeignete Definition des
Fremdenverkehrs. In seiner Studie über das Riesengebirge
berücksichtige er sowohl die naturgeographischen Grundlagen des
Fremdenverkehrs als auch den Umfang und die Arten des
Fremdenverkehrs sowie schließlich die Gestaltung und Typisierungvon Fremdenverkehrsorten und –räumen. Er lieferte somit ein ge-
schlossenes Konzept zur fremdenverkehrsgeo. Raumanalyse.
1955 - W. Christaller: Mitte der 50er Jahre schlägt Christaller vor den gesamt-
en Fremdenverkehr einheitlich in der Geographie des Fremdenverkehrs
zu behandeln. Er versuchte, mit Hilfe eines standorttheoretischen An-
satzes die Regelhaftigkeiten in der räumlichen Verteilung touristischer
Standorte zu ermitteln (vgl. Steinecke: Tourismus – Eine geographische Einführung 2006 S. 24)
Bekannte Tourismusforscher(Begründer der Fremdenverkehrs- / Tourismusgeographie)
1970 – Ruppert / Maier: Weiterentwicklung der Fremdenverkehrsgeo-
graphie zur Geographie des Freizeitverhaltens = sozialgeographischer
Ansatz auf der Grundlage der Typologie der sog. Daseinsgrund funkt-ionen (J. PARTZSCH 1964).
1984 - 2004: Erst in dieser Zeit sind die Ersten Lehrbücher zur Geo-
graphie der Freizeit und des Tourismus entstanden. 1984 Kulinat /
Steinecke: „Geographie des Freizeit- und Fremdenverkehrs“ 1986
Wolf / Jurczek: „Geographie der Freizeit und des Tourismus“. BrunoBenthien: „Geographie der Erholung und des Tourismus“ 1997
Becker /Hopfinger / Steinecke: „Geographie der Freizeit und des Tourismus“ 2004
Der Tourismus als Wissenschaft
Die gegenwärtige Tourismusforschung ist weit davon entfernt eine Tourismuswissenschaft
im Sinne eines die einzelnen Disziplinen übergreifenden Systems von Aussagen
darzustellen.
W. Pompl 1994
Der Tourismus als Wissenschaft
Tourismus kann als angewandte interdisziplinäre Wissenschaft verstanden
werden, die sich zur Abgrenzung von Forschungsobjekten und zum Erfassen der
Wechselwirkungen der Systemtheorie bedientBieger 1994
Der Tourismus als Wissenschaft
Bieger 1994
Entwicklung einer TourismuswissenschaftBei der Entwicklung einer Tourismuswissenschaft, können nach Prof.Nahrstedt, (vergl. Nahrstedt 1994) generell drei verschiedene Herangehensweisen / Entwicklungsstufen identifiziert werden :
� Tourismusforschung in bestehenden Disziplinen (z.B. Geographie des Tourismus, Wirtschaftswissenschaften des Tourismus, Geschichte des Tourismus usw.)
� Interdisziplinäre Tourismusforschung in Kooperation mehrerer Disziplinen.
• Tourismuswissenschaft: Tourismusforschung aufgrund eines einheitlichen wissenschaftlichen Paradigmas für den Gegenstand Tourismus als Gesamtphänomen. Diese Perspektive steht noch zur Diskussion. Zwar unterbreiten viele Wissenschaftler Vorschläge für ein Paradigma, jedoch wurde noch kein Paradigma gefunden, das von allen Wissenschaftlern akzeptiert bzw. mit deren wissenschaftlichen Disziplinen vereinbar wäre.
Der Tourismus als WissenschaftDer Entwicklungsprozess einer entsprechenden angewandtenWissenschaft kann sich in drei Phasen (Heinen 1991 & Bea/Haas1997)vollziehen:
In der Systematisierungsphase entdecken diverse Kernwissenschaften (wie z.B. Ökonomie, Geographie, Soziologie, Psychologie) bestimmtePhänomene, befassen sich mit diesen und definieren sie zunächst isoliert voneinander. In der Erklärungsphase wird Interdisziplinarität erkannt und die vorher strikte Trennung zwischen den Kernwissenschaften aufgelöst; hier werden die eigentlichen Lehrmeinungen formuliert, Modelle entwickelt und die Auswirkungen einzelner Phänomene auf seine verschiedenen Umwelten analysiert.In der dritten Phase, der Gestaltungsphase, werden konkrete Fragestellungen im Zusammenhang und vor dem Hintergrund der verschiedenen Disziplinen untersucht mit dem Ziel, konkrete Verhaltens- und Gestaltungsempfehlungen für die Praxis zu erarbeiten.
Paradigmen der Tourismuslehre
Folgende Positionen der Tourismus-
Wissenschaft werden immer noch diskutiert:
Additative Tourismuswissenschaft, die Fragestellungen des
Tourismus werden als Teildisziplinen anderer Wissenschaftszweige
gesehen
Die Tourismuslehre als eigenständiger Wissenschaftszweig
Additive Tourismuswissenschaft
Nach Freyer 1997
Additive Tourismuswissenschaft
� Was sind die Wesenselemente dieser Tourismuslehre als Teil verschiedener „Mutterwissenschaften ?� Aufsplittung der Tourismuswissenschaft in verschiedene
Einzelwissenschaften� jede Einzelwissenschaft geht mit unterschiedlichen
Zielsetzungen an das Phänomen Tourismus� Methodik und Fragestellungen der Mutterdisziplinen
überwiegen� keine eigenständigen Methoden werden entwickelt� es gibt keinen einheitliches Erkenntnisobjekt� wissenschaftstheoretisch dem Reduktionismus zuzuordnen
� Totalität eines Phänomens (= Tourismus) wird in Segmente unterteilt, die als eigenständige Einheit systematisch (= mit den Methoden einer Disziplin) untersucht wird
Nach Freyer 1997
Additive Tourismuswissenschaft
Verschiedene Teildisziplinen analysieren den Tourismus in der jeweiligen Tradition der Mutterdisziplin. Diese Herangehensweiseüberwiegt in der heutigen Tourismusforschung. Aus der Sicht der jeweiligen Teilwissenschaft wird das Phänomen Tourismus mit unterschiedlichen Fragestellungen und Zielsetzungen analysiert. Es werden keine eigenständigen Methoden entwickelt und es gibt keinen einheitliches Erkenntnisobjekt. Bei addidativen Tourismustheoriemodellen, werden die Betrachtungen der jeweiligen Einzelwissenschaften zu einem Gesamtmodell zusammengefügt bzw. addiert. Dabei ist die jeweilige Mutterdisziplin mit der entsprechenden Methodik Ausgangspunkt der Betrachtung und die verschiedenen Ausprägungen sind der Erklärungsgegenstand („das Objekt) eines solchen wissenschaftlichen Ansatz (Freyer 1996) Wissenschaftstheoretisch ist dieser Ansatz dem Reduktionismus zuzuordnen
(vgl. Freyer, 1996 / Sölter 2006)
Additive Tourismuswissenschaft
Bei dem additiven Ansatz „alles was es an
Wissen über den Tourismus gibt, zusammen
zuführen“, handelt es sich nach Pompl,
wissenschaftstheoretisch lediglich um einen
klassifikatorischen Oberbegriff, aber eine
eigenständige Tourismuswissenschaft wäre
damit nicht geschaffen
Pompl 1994
EigenständigeTourismuswissenschaft
(Quelle: Freyer: Tourismus 8. Aufl.)
Eigenständige Tourismuswissenschaft� Was sind die Wesenselemente dieser eigenständigen
Tourismuslehre mit „Hilfswissenschaften“ ?
� Ausgangspunkt für die Entwicklung ist die Klärung der Wesenselemente („ Besonderheiten“) des Tourismus
� „Objekt“ der Erklärung sind die verschiedenen Ausprägungen der jeweiligen Phänomene
� z.B. ökonomische / kulturwissenschaftlich / psychologische Aspekte der Reiseentscheidung(= Objekt)
� führt zu einer umfassenden Tourismuswissenschaft
� entwickelt ein einheitliches Methodenverständnis Nach Freyer 1997
Eigenständige Tourismuswissenschaft
� Was sind die konstituierenden Wesenselemente und „Besonderheiten“, die zu analysieren sind:
� der Ortswechsel (vom Aufenthaltsort in die Fremde)� Konsum und Produktion an verschiedenen Orten
� der Zeitaspekt (jede Reise ist „vorübergehend“)� Tourismus als „zeitraumbezogenes Phänomen“
� Motive des Reisens:� Ortswechsel ist nicht Selbstzweck � erfolgt aus bestimmten Gründen
� Motive� Mobilität von Alltag in Gegenalltag bzw. Arbeitszeit � Freizeit� Alltagskultur und Ferienkultur
� Gesamtphänomen („Gesamtprodukt“) Tourismus� Zusammenwirken zahlreicher Akteure und Elemente� Ökonomische, soziologische, kulturwissenschaftliche, ökologische,
medizinische, juristische Elemente
Säulen einer eigenständigen Tourismuswissenschaft
� Gemeinsamer Erklärungsgegenstand: Wie ist das Erkenntnisobjekt einer Tourismuswissenschaft?
� Interdisziplinäres oder ganzheitliches Vorgehen: Wie gelingt es die Interdisziplinarität in der Tourismuswissenschaft zu erreichen?
� Dynamischer Ansatz: Inwieweit können der Zeitfaktor und die Dynamik der Tourismuswissenschaft integriert werden?
� Praxisorientierte Tourismuswissenschaft: Ist die Praxisorientierung ein Wesens-element der Tourismuswissenschaft?
� Internationalität der Tourismuswissenschaft: Muss eine Tourismuswissenschaft international ausgerichtet sein?
Freyer: Tourismus und Wissenschaft
Kritik an einer Tourismuswissenschaft
Eine Tourismuswissenschaft, könnte nur dort existierten wo der Tourismus in seiner Gesamtheit bzw. in einzelnen Problem-
bereichen ganz spezifische Aspekte aufweist die mit Hilfe anderer Wissenschaften nicht zu
analysieren wären.
Vgl. H.R. Müller, Freizeit und Tourismus 2002
Kritik an einerTourismuswissenschaftEine Tourismuswissenschaft könnte nur existieren
wenn sie sich:
� durch Isolierung vom Begriff her (mit genau abgrenzbaren, messbaren, problemorientierten und zeitabhängigen Definitionen) oder
� durch Isolierung vom systemtheoretischen Ansatz her (Zusammenfassung der wissenschaftlich relevanten Elemente und Merkmale) von anderen Wissenschaften abgrenzen ließe.
H.R. Müller: Freizeit und Tourismus 2002
Kritik an einer Tourismuswissenschaft
Für die Erforschung des Tourismus bestehen
keine spezifischen Methoden. Es wird auf
Methoden anderer Kerndisziplinen zurück-
gegriffen. In diesem Sinne ist Tourismus nicht
eine Wissenschaft, sondern ein
Forschungsobjekt oder Forschungsgebiet.
Bieger: Tourismuslehre 2004
Kritik an einer Tourismuswissenschaft
„Das Theoriedefizit in der Tourismuswissenschaft
ist offensichtlich und beklagenswert, zumindest,
wenn man mit ‚Wissenschaft’ die Vorstellung
verbindet, dass sich Wissenschaftlichkeit nicht
allein durch die Ansammlung von Daten und
Ansichten erreichen lässt, sondern auf die
systematische Verknüpfung von Begriffen zu
Aussagen nicht verzichten kann, die überprüfbar
sein sollen und die zu einem [...] Zuwachs an
Erkenntnis über einen Sachverhalt führen sollten.“
(Vester 1998 in Bachleitner/Kagelmann)
Kritik an einer Tourismuswissenschaft
Auch der Tourismus als vielfältiges gesellschaftliches, ökonomisches, kulturelles Phänomen benötigt eine Theorie � Tourismustheorie
� Die Tourismustheorie ist eine noch relativ junge Disziplin, die gegenwärtig vor allem durch einen großen Forschungsbedarf gekennzeichnet ist.
� Anforderungen an eine Tourismustheorie� Phänomene des Tourismus „erforschen“� Die verschiedenen Teildisziplinen die sich mit Tourismus
beschäftigen zu integrieren („vernetzen“)� Multifunktional, interdisziplinär und „ganzheitlich“ ausgerichtet
sein� Tourismus als eine „Querschnittsdisziplin“ verstehen
(Nach Freyer: Tourismus-Ökonomie oder Ökonomie des Tourismus?)
Kritik an einer Tourismuswissenschaft
Hauptsächlich wird kritisiert, das es weder eine
einheitliche Theorie des Tourismus, keine
eigenständigen und allgemein akzeptierte
Methoden und Modelle gibt. Außerdem reichen
die bestehenden Wissenschaften aus, um den
Tourismus in seiner Gesamtheit zu
beschreiben.
Kritik an der Kritik der Tourismuswissenschaft
Wöhler: Perspektiven der dt. Tourismusforschung
Zukunft ???
Fakt ist, das Wissenschaft auch im Tourismus betrieben wird. Ob allerdings dem Tourismus das Prädikat „Tourismuswissenschaft“ verliehen werden kann, steht noch zur Diskussion.
Gründungen wie die „Deutsche Gesellschaft für Tourismuswissenschaft“ oder des INIT-Forschungsinstitut für interdisziplinäreTourismuswissenschaften an der Universität Salzburg und die Professur für empirische und angewandete Tourismuswissenschaft an der Universität Lüneburg werden auch in Zukunft dazu beitragen das dass Thema Tourismus als Wissenschaft weiter diskutiert wird.
Kreislauf des Tourismus
Universität Duisburg Essen: Wirtschaftsinformatik SS 05
Beziehungen zwischen Freizeit, Tourismus, Erholung
FREIZEIT
TOURISMUS
ERHOLUNGGeschäfts-Reisen
Freizeit-
Reisen