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Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung · Hier eine Zusammenfassung der Folien,...

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www.ksa-nadine.jimdo.com 2013 1 Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung Hier eine Zusammenfassung der Folien, mit den Mitschriften von Julia Kreimer ergänzt. _________________________________________________________________ 1.Bewusstseinsforschung Interdisziplinäre Einbettung: * Medizin (Psychiatrie, psychosomatische Medizin, …) * Psychotherapie * Psychologie * Kognitionswissenschaften * Philosophie (Erkenntnistheorie, Phänomenologie) * Religionswissenschaften * Kultur- und Sozialanthropologie * Neurowissenschaften * … Bewusstsein * „Das Bewusstsein ist ein unbewusster Akt.“ Wolfgang Pauli * Wir wissen nicht wie es entsteht, es scheint einfach da zu sein. * Unerforschbar und zugleich Grundlage alles Glaubens-Wissens und aller Religion-Wissenschaft. * Bewusstseinsforschung = Beforschung des Bewusstseins mit Hilfe des Bewusstseins. * Bewusstsein als Erkennen des Erkennens (vgl. „Metagewahrsein“) „Das Problem des Bewusstseins bildet heute – vielleicht zusammen mit der Frage nach der Entstehung unseres Universums – die äußerste Grenze des menschlichen Strebens nach Erkenntnis.“ Thomas Metzinger Bewusstseinsbegriff „Als Produkt einer hochentwickelten Hirnphysiologie dient das Bewusstsein in erster Linie der Ermöglichung komplexer zielorientierter Verhaltensstrategien aufgrund einer multimodalen und holistisch integrierten Perzeptionsfähigkeit. Es vermittelt die integrierende Berücksichtigung einer Vielzahl von intra- und intersubjektiven Variablen sowie einer komplexen, die präsente Gegenwart übergreifenden Vielfalt von Umweltvariablen.“ T. Passie „Auch deshalb wird davon ausgegangen, dass es sich beim Bewusstsein um ein globales Integrations- und Übertragungssystem handelt, welches eine spezifische Synchronisierung großer Verbände von Hirnzellen voraussetzt, um die als Ganzheit erfahrene subjektive Erlebniswelt zu erzeugen.“ T. Passie Bewusstsein verändert sich * Wachsein – Träumen. * Bewusstseinsentfaltung im Verlauf des Lebens. * Bewusstseinsveränderung durch andere. * Bewusstseinsveränderung durch das Andere.
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Page 1: Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung · Hier eine Zusammenfassung der Folien, mit den Mitschriften von Julia Kreimer ... * Religionsgeschichte: Schamanismus als

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Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung

Hier eine Zusammenfassung der Folien, mit den Mitschriften von Julia Kreimer ergänzt.

_________________________________________________________________

1.Bewusstseinsforschung Interdisziplinäre Einbettung: * Medizin (Psychiatrie, psychosomatische Medizin, …) * Psychotherapie * Psychologie * Kognitionswissenschaften * Philosophie (Erkenntnistheorie, Phänomenologie) * Religionswissenschaften * Kultur- und Sozialanthropologie * Neurowissenschaften * … Bewusstsein * „Das Bewusstsein ist ein unbewusster Akt.“ Wolfgang Pauli * Wir wissen nicht wie es entsteht, es scheint einfach da zu sein. * Unerforschbar und zugleich Grundlage alles Glaubens-Wissens und aller Religion-Wissenschaft. * Bewusstseinsforschung = Beforschung des Bewusstseins mit Hilfe des Bewusstseins. * Bewusstsein als Erkennen des Erkennens (vgl. „Metagewahrsein“) „Das Problem des Bewusstseins bildet heute – vielleicht zusammen mit der Frage nach der Entstehung unseres Universums – die äußerste Grenze des menschlichen Strebens nach Erkenntnis.“ Thomas Metzinger Bewusstseinsbegriff „Als Produkt einer hochentwickelten Hirnphysiologie dient das Bewusstsein in erster Linie der Ermöglichung komplexer zielorientierter Verhaltensstrategien aufgrund einer multimodalen und holistisch integrierten Perzeptionsfähigkeit. Es vermittelt die integrierende Berücksichtigung einer Vielzahl von intra- und intersubjektiven Variablen sowie einer komplexen, die präsente Gegenwart übergreifenden Vielfalt von Umweltvariablen.“ T. Passie „Auch deshalb wird davon ausgegangen, dass es sich beim Bewusstsein um ein globales Integrations- und Übertragungssystem handelt, welches eine spezifische Synchronisierung großer Verbände von Hirnzellen voraussetzt, um die als Ganzheit erfahrene subjektive Erlebniswelt zu erzeugen.“ T. Passie Bewusstsein verändert sich * Wachsein – Träumen. * Bewusstseinsentfaltung im Verlauf des Lebens. * Bewusstseinsveränderung durch andere. * Bewusstseinsveränderung durch das Andere.

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Bewusstseinskartographien Christian Scharfetter (1997:26): Bewusstseinszustände Wach-Bewusstsein………………………Schlaf-Bewusstsein Mittleres Tageswach-Bewusstsein……………Ausser-Alltags-Bewusstsein (Alltagsbewusstsein)

Über-Bewusstsein Unter-Bewusstsein Ausser-Alltags-Bewusstsein Das Bewusstsein zwischen Unter- und Über-Bewusstsein * Über-Bewusstsein: cosmic-divine, transpersonal-transrational, Über-Ich – Oberwelt/Himmel – Größere Ordnung spricht zu-durch uns * Mittleres Tageswach-Bewusstsein: alltäglich, personal-rational, ordinary-reality, Sekundärprozess * Unter-Bewusstsein: präpersonal-prärational, kollektiv, Traum-Bewusstsein, Es – Unterwelt – Ahnen stecken uns in den Gebeinen, Primärprozess Bewusstseinskartographien Daniel Stern (2007): Drei Bewusstseinstypen * Phänomenales Bewusstsein * Intersubjektives Bewusstsein * Introspektives Bewusstsein „Der Begriff Gewahrsein bezeichnet das mentale Fokussieren eines Erfahrungsobjekts. Der Begriff Bewusstsein bezeichnet den Prozess, in dem man sich des Gewahrseins gewahr wird und gewahr ist, das heißt, er benennt ein Metagewahrsein.“ D. Stern (2007:132f.) Bewusstseinskartographien Antonio Damasio „Ich fühle, also bin ich“ (2009): Höhere Denkprozesse - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - B E W U S S T S E I N Gefühle Emotionen Basale Lebensregulation „Basale Regelsysteme des Körpers schaffen […] die Voraussetzung für bewusste kognitive Prozesse.“ Bewusstseinskartographien Joachim Bauer (2007) - Nervenzellnetzwerke 3 Assoziationsbahnen: - Repräsentationen (Welt)

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- Körperschema (Organismus) - Selbstgefühl (Verbindung von Selbstbefinden und Objekten/Situationen in der Welt)

Altered States of

Consciousness (ASC) Ch. Tart, W. Belschner, G. Koch-Göppert, T. Passie: * State specific science (bewusstseinszustandsspezifisches Forschen) * „mindset“ (state dependent) und „setting“ (situated) * „hypnotic trance” vs. „consensus trance” Transpersonale Psychologie / Anthropologie: * Maslow, Wilber, Grof, Walch, Wolinsky, Laughlin Phänomenologie veränderter Bewusstseinszustände * Veränderung der Denkabläufe * Veränderung des Zeiterlebens * Angst vor Verlust der Selbstkontrolle * Intensive Emotionen (Glückseligkeit bis Panik) * Veränderung des Körperschemas * Wahrnehmungsveränderung (optisch-halluzinatorisch bzw. synästhetisch) * Veränderung des Bedeutungserlebens * Gefühl des Unaussprechlichen * Gefühle von Erneuerung und Wiedergeburt * Hypersuggestibilität Induktion veränderter Bewusstseinszustände * Physiologisch: Fasten, Joggen, Überatmung * Psychopharmakologisch: Halluzinogene, Psychedelika * Psychisch/Wahrnehmung: Reizentzug, Reizsteigerung, Rhythmizität

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* Psychisch/Gefühle: Provokation starker Gefühle * Psychisch/Wachheit: Überwachheit, Übermüdung, Schlafstadien * Psycho-mental: Meditation, Hypnose * Psychosozial: Alleinsein, Gruppenerlebnis ASC und Psychotherapie Bewusstseinsveränderung omnipräsent, jedoch selten explizit. * Hypnotherapie: es wird mit Hypnose gearbeitet * Hypnosystematik: Vermischung von systemischen Theorien/Denken; hier wird zusätzlich mit Hypnose gearbeitet * KIP (Katathym imaginative Psychotherapie): inneres Bilderleben wird angeleitet; Imagination * Autogene Psychotherapie: Autosuggestion wird angeleitet * Auf Achtsamkeit basierende Verfahren: das sind v.a. Psychotherapieschulen, die sehr stark

von örtlichen Philosophien beeinflusst sind; z.B. Focusing (= konzentrierte Aufmerksamkeit

fokussiert auf z.B. Atem, gewisse Bewegungen)

* Psychoanalyse (freie Assoziationen, Couch)

* „Transpersonale“ Verfahren (z.B. holotropes Atmen, rebirthing, neoschamanische

Methoden)

* Psycholytische Psychotherapie: Verwenden von Bewusstseinserweiterten Substanzen

„… dass unser normales Wachbewusstsein, rationales Bewusstsein, wie wir es nennen, nur eine bestimmte Art von Bewusstsein ist, während um es herum, abgeteilt nur durch eine hauchdünne Scheidewand, potenzielle Formen des Bewusstseins liegen, die ganz andersartig sind. Wir mögen durchs Leben gehen, ohne ihre Existenz zu ahnen, sobald jedoch der erforderliche Stimulus angewendet wird, sind sie mit einem Schlag in all ihrer Vollständigkeit da; wohlbestimmte Typen der Mentalität, welche sicher irgendwo ihre Brauchbarkeit und Anwendung haben. Keine Betrachtung des Universums in seiner Gesamtheit kann abschließend sein, welche diese anderen Formen des Bewusstseins außer Acht läßt. Wie sie angehen, ist die Frage …“ W. James (1903) zit. Passie (2007:5)

2. Religionsethnologie * Klärung des Religionsbegriffs: grundlegende Aufgabe = Religionsbegriff benennt den Gegenstandsbereich der Religionsethnologie * Keine Einheitlichkeit hinsichtlich des Begriffs von Religion * Klassische, etymologisch orientierte Deutungen des Wortes ‚religio‘ * Abendländische Tradition: 3 etymologische Definitionsversuche (1) Nigidius Figulus (ca. 100-45 v. Chr.): religio/religiosus: religere: ‚gewissenhafte, gottesfürchtige Erfüllung von kultischen Pflichten‘ (2) Cicero (106-43 v. Chr.): von relegere abgeleitet: ‚sorgfältig beachten‘, ‚immer wieder durchgehen‘, gewissenhafte Berücksichtigung, Sorgfalt (3) Augustinus (354-430) bedeutender christlicher Bischof: von religari abgeleitet: ‚verbunden sein‘, ‘wieder anbinden‘: menschliche Seelen verbinden sich mit Gott

Alle europäischen Sprachen haben den Begriff von Religion dem zugrunde liegenden lateinischen

Wort entlehnt.

Religionsdefinitonen

(a) Substantialistische/Essentialistische

Anspruch: das Wesentliche der Religion soll erfasst und die wichtigsten Merkmale genannt

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werden

* Religion als Glaube an ein ‚höheres Wesen‘ bzw. ‚übernatürliche Kräfte’

* Religion als Heiligkeits- und Transzendenzerfahrung

(b) Funktionalistische

Anspruch: Religion wird von der Funktion, die sie einnimmt, bestimmt

* Gesellschaftlich: Religion als Faktor der sozialen Integration

* Individuell: Religion als Mittel der Orientierung und Sinngebung

Funktion für Individuum und Gesellschaft

„Religion ist erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen

bestimmten Menschen.“ Definition von Gustav Mensching

= klassische substantialistische Religionsdefinition

Religionsphänomenologie

Zentrales Anliegen: Das “Religiöse”, der existentielle Bezug zwischen dem Menschen und einer als

heilig gedachten transzendenten Größe, liegt im Zentrum der Betrachtung.

Religionsethnologie = Subdisziplin der Religionswissenschaft * Religiöse Phänomene werden nicht nur als Produkte menschlicher Kultur gesehen, sondern das “Religiöse”, der existentielle Bezug zwischen dem Menschen und einer als heilig gedachten transzendenten Größe, liegt im Zentrum der Betrachtung. * Offenheit & Vorurteilsfreiheit

Felicitas Goodman (1914-2005) …arbeitet fünf universale Eigenschaften der Religion heraus: 1. Das Ritual: stellt Bezug zu Transzendentem her 2. Der veränderte Bewusstseinszustand: Klarträume und religiöse Trance/Ekstase ermöglichen den Eintritt in eine andere Wirklichkeit 3. Die andere Wirklichkeit: = transzendente Dimension; Erlebnisse offenbaren spezifische Einsicht in Wirklichkeit 4. Glück, Unglück, Wahrsageritual: unerwartete Lebensveränderungen werden übernatürlichen Wesen und transzendenten Größen zugeschrieben 5. Die Ethik: Verhaltensregeln müssen eingehalten werden

Bedeutendste Definition von Religion:

"Religion ist (1) ein Symbolsystem, das darauf zielt, (2) starke, umfassende und dauerhafte

Stimmungen und Motivationen in den Menschen zu schaffen, (3) indem es Vorstellungen einer

allgemeinen Seinsordnung formuliert und (4) diese Vorstellungen mit einer solchen Aura von

Faktizität umgibt, dass (5) die Stimmungen und Motivationen völlig der Wirklichkeit zu entsprechen

scheinen.„ Clifford Geertz

Gesellschaftliche und Wissenschaftliche Kontexte zur Zeit der Anfänge der Religionsethnologie im 19.

Jahrhundert

* Beschäftigung mit fremden Glaubenssystemen, Weltbildern, Mythen, religiösen Praktiken,

Heilsvorstellungen

* Wissenschaft in der Tradition der Aufklärung

* Technische Fortschritte: Dampfkraft; Eisenbahn: rapide Beschleunigung

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* Gültigkeit der biblischen Chronologie (6000 Jahre) endgültig bestritten

* Darwinismus: zentrale Ideologie in der Naturwissenschaft zu dieser Zeit

* Entwicklung des Sozial-Darwinismus

* Frage nach dem Ursprung von Religion war zentral

Charles Darwin (1809-1882) “On the Origin of Species by Means of Natural Selection” (1859)___ „The Descent of Men“ (1871) * Englischer Naturforscher, 5 Jahre lang - Umsegelung der Welt. * Theorie über die evolutive Entwicklung aller Organismen * Formulierung einer biologischen Evolutionstheorie

Herbert Spencer (1820-1903)

* Englischer Philosoph und Soziologe

* Sozial-Darwinismus: „survival of the fittest“

* Alle Kulturen durchlaufen die gleiche Entwicklung: Ursprung von Religion

Sir Edward Burnett Tylor (1832-1917) „Primitive Culture “(1871) * Einer der Gründerväter der Ethnologie und der Religionsethnologie * sah die Vorstellung von Seelen, die Beseeltheit aller Erscheinungen (von Pflanzen, Tier, Menschen) als den Ursprung von Religion an: Animismus * Evolution der Religion: 3 Stufen der sozialen Evolution: Animismus—Polytheismus— Monotheismus * einheitlichen, progressiven Entwicklung menschlicher Kulturen Sir James Frazer (1854-1941) * 1907 Lehrstuhl für Sozialanthropologie, Universität Liverpool * „The Golden Bough: A Study in Magic and Religion“ (1890) * Ziel: universelle Theorie über Magie, Religion und Gesellschaft * Magie — Religion — Wissenschaft * Magie: Vorläufer von Religion * Religion → Wissenschaft Wilhelm Schmidt S.V.D. (1886-1954) * röm.-kath. Priester, Sprachwissenschaftler, Ethnologe * Begründer und Vertreter der ‚Wiener Schule‘ der Kulturkreislehre: Universalgeschichte der Kultur * suchte nach dem Ursprung von Religion, speziell dem monotheistischen Glauben * „Der Ursprung der Gottes-Idee“ (1912) * Vorstellung des Ur- Monotheismus: frühe Kulturen glaubten an einen Schöpfergott; dieser Glaube zerbrach und konnte sich erst später wieder über den Umweg des Polytheismus entwickeln Émile Durkheim (1858-1917) * Französischer Soziologe und Ethnologe * Begründer der empirischen soziologischen Wissenschaft * „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“ (1912) * Hauptziel: Erforschung der Funktion von Religion für die Gesellschaft * Hauptvertreter der funktionalistischen Schule Bronislaw Kasper Malinowski (1884-1942)

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* „Argonauten des westlichen Pazifik“ 1922: Feldforschung auf den Trobriand-Inseln * gilt als "Erfinder" der ethnologischen Feldforschung * Funktionalismus: Magie und Religion dienen dazu die Angst im Angesicht der Unvorhersehbarkeit des menschlichen Lebens zu lindern und zu erklären: Religion hat psychologische Funktion * Seit Malinowski stellt man sich in der Religionsethnologie die Frage nach der Rolle von Religion im Leben der Menschen, und versucht weniger den Ursprung von Religion zu verstehen Alfred Reginald Radcliffe-Brown (1881-1955) * Pionier der britischen Sozialanthropologie und Mitbegründer des Strukturfunktionalismus * „The Andaman Islanders“, 1922: erste religionsethnologische Arbeit auf der Basis einer Feldforschung * untersuchte, ähnlich wie Malinowski, die Funktionen die religiöse Elemente in der Gesellschaft erfüllen Lucien Lévy-Bruhl (1857-1939) * Französischer Philosoph und Ethnologe * “Les fonctions mentale dans les ___ sociétés inférieures” (1910) * Zwei Formen des Denkens: ___ rational, prälogisch/mystisch * Religion ist nicht rational erklärbar Rudolf Otto (1869-1937) * „Das Heilige: Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen. “ (1917) * Spontane religiöse Erfahrung * Definierte die Erfahrung des Numinosen (der Heiligen) als mysterium tremendum et fascinans * Betonung der Erfahrung als Basis für Religion Franz Boas (1858-1942) * Deutsch-US-amerikanischer Ethnologe * Begründer des Kulturrelativismus: Kulturen können nicht aus dem Blickwinkel anderer Kulturen betrachtet werden, sondern nur aus sich selbst heraus verstanden werden * Feldforschung: Kawakiutl, Potlatch Sir Edward Evan Evans-Pritchard (1902-1973) * Britischer Sozialanthropologe, Schüler von Malinowski * „Witchcraft, Magic and Oracles among the Azande“ (1937) * Zentral in der Ethnologie: die Frage nach der „Übersetzung“: Kontextualisierung * religiöse Erfahrung muss in ihrem sozialen Kontext erfasst werden Mircea Eliade (1907-1986) * Rumänischer Religionswissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller * Pionier und Begründer der Schamanismus-Forschung * Klassisches Standardwerk: „Schamanismus und archaische Ekstasetechnik“ (1951/75) * Religionsgeschichte: Schamanismus als älteste aller Religionen * Schamane als Ekstase-Spezialist Claude Lévi-Strauss (1908-2008)

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* Französischer Ethnologe * Begründer des Strukturalismus * 1949: Structures élémentaires de la parenté * 1955: Tristes Tropiques Mary Douglas (1921-2007) • Britische Sozialanthropologin, Schülerin von Evans-Pritchard • “Purity and Danger” (1966) • Soziale Dimension der religiösen Praktiken, Symbole und Rituale. • Konzepte von “rein” und “verunreinigt” werden in kulturellen Symbolen ausgedrückt Victor Turner (1920-1983) * Feldforschung bei den Ndembu, bantusprachige Ethnie im damaligen Protektorat Nordrhodesien, heutiges Zambia * Gilt als bedeutendster Ritualforscher * 1969: „The Ritual Process: Structure and Antistructure“ * Wichtigste Begriffe bei Turner: ‚soziales Drama’, ‚Liminalität’, ‚Communitas’ * Rituale und Symbole der Ndembu, Zambia Edith Turner (1921) * Brit. Religionsethnologin, Frau von Victor Turner * 1992 – „Experiencing Ritual: A New Interpretation of African Healing„ * 2006 - “Among the Healers: Stories of Spiritual and Ritual Healing around the World” * Forschungen: Ritual, Religion und Bewusstsein * FF in Zambia (Ndembu), Alaska, Irland, Mexiko Zitat von Edith Turner: “The ethnographer’s own experience of spirits and witches should be treated as anthropological data. Is it correct for our discipline to close itself off from what is of major concern to its field people? I am afraid there is a realm ahead for some of us- a rather frightening one- into which we must pass if we are to hold up our heads as anthropologists: the realm of spiritual experience.“ Clifford Geertz (1926 - 2006) * Bedeutendster Vertreter der Interpretativen Ethnologie * Feldforschungen auf Java und Bali * Wichtigste Religions-Definition * Kultur als „selbst-gesponnenes Bedeutungsgewebe“ * 1973: „Dichte Beschreibung: Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme“ Religionsethnologie Zusammenfassung * „Religion“ als Produkt europäischer Wissenschaften * Gegenstand der Religionsethnologie: ursprünglich fremde Glaubensvorstellungen, nicht Erforschung der eigenen Religion * Religionsethnologie heute: Untersuchung von Einzelfällen und von Beziehungen in neuen, globalen Zusammenhängen * Dialogische Interpretative Methoden: Wer schreibt, spricht, analysiert? * Zwei Positionen: Insider-Outsider

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3. Geschichte der anthropologischen Bewusstseinsforschung Überblick * Trance (Hypnosystemik) … to be continued! * Ontologie, Epistemologie * 3einige Autopoiese * Kybernetische Erkenntnistheorie (G. Bateson) * Paradigmen (Psychologie, Kognitionswissenschaften) Gelebtes Leben 3einige Autopoiese Autopoiese = biologische Erkenntnistheorie, die auf die Sozialwissenschaften übertragen wurde; wir erkennen die Welt aus uns heraus Arnold Retzer teilt das autopoietische Leben in 3 Teile: 1) Gelebtes Leben: biologische, physiologische Konzeption des Menschen, phänomenales Bewusstsein, biologisches Leben, perception (= Wahrnehmung), 1.Person 2) Erlebtes Leben: = Psyche; narratives Selbst; introspektives Bewusstsein; psychische Systeme, conception, 3.Person 3) Erzähltes Leben = das tatsächlich in der sozialen Interaktion dargestellte Leben; Kommunikation; intersubjektives Bewusstsein; soziale Systeme, action, 2. Person Different threefold concepts * Salutogenesis (Antonovsky): Handhabbarkeit – Bedeutsamkeit – Verstehbarkeit * Psychoanalysis (Freud): Ich – Über Ich – Es * Triune brain (MacLean): R-complex-limbic system-neocortex * Kahuna: Ku-Kane-Lono * Taoism: Three pure ones * Trimurti (Hinduism): Brahma-Shiva-Vishnu * Three Doshas (Ayurveda): Kapha-Pitta-Vata * Dreieinigkeit (Christentum): Vater-Sohn-Heiliger Geist sind nicht gleich, aber in Gott sind sie gleich * Three jewels (Buddhismus): Buddha-Sangha (=Gemeinschaft der Gläubigen)-Dharma (=Lehre) * Three vajras (tibetischer Buddhismus): Body-Speech-Mind Zirkularität DREI Bereiche sind nicht abzugrenzen, sondern beeinflussen sich gegenseitig! Gregory Bateson Leben und Wirken

„Person“

Gelebtes

Leben

„Performance“ Erzähltes

Leben „Beschreibung“

Erlebtes

Leben „Erfahrung“

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* Gregory musste als jüngster Sohn das Erbe seines Vaters (=Biologe) weitertragen, da seine zwei Brüder verstorben sind. * Studierte Biologie und dann Ethnologie. * Forschung in Papua Neuguinea bei Yatmul (waren oft in der Öffentlichkeit gewalttätig) Bateson entwickelte neue Konzepte der Schismogenese * Kommunikationsstudien, v.a. mit Ruesch (Psychologe) * Macy-Konferenzen * Psychiatrieforschung (zw. Therapeut und Patient) * Palo Alto = Forschungsgruppe rund um Bateson haben dann z.B. neue Therapierichtungen gegründet * Schizophrenieforschung * Tierkommunikation Zentrale Konzepte Bateson versucht Evolution und individuelles Lernen zu verbinden: „Muster, das verbindet“. * double-bind (= Doppelbindung; Schizrophrenieforschung) was anderes mit der Sprache sagen, als man es mit der Körpersprache tut * Schismogenese: Zwei Grundformen der Interaktion - symmetrisch und komplementär Symmetrische Schismogenese = eine wettbewerbsartige Beziehung zwischen gleichrangigen Partnern; gleichrangige Partner versuchen ständig sich zu übertreffen. Komplementäre Schismogenese = eine eskalierende Beziehung zwischen ungleichen Partnern; Dominanzstreben einerseits, Unterwerfung andererseits. positive Rückkoppelung * lockeres (freies assoziieren) und strenges Denken * Meta-Kommunikation, von der Ebene sieht man auf die tatsächliche Kommunikation "hinab"; * Dominanz des Beziehungsaspektes * Geist - Ökologie - Abduktion * Kybernetische Erkenntnistheorie Kybernetische Erkenntnistheorie = Geist/mind; es geht darum, wie mind/Bewusstsein überhaupt entstehen kann. Mind setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen: 1. Ein Geist ist ein Aggregat interagierender Teile oder Komponenten. 2. Die Interaktion zwischen Teilen des Geistes wird durch Unterschiede ausgelöst. 3. Geistige Prozesse erfordern kollaterale Energie. 4. Geistige Prozesse erfordern zirkuläre (oder komplexere) Determinationsketten. Bateson (1993:34) Kognitivismus * Introspektion (Wundt) * Behaviourismus (Watson, Skinner) * Kognitive Wende (Kognitivismus) * Kybernetik * Reflexive Monism (Velmans 2000): das Universum betrachtet sich durch uns bzw. wird sich durch uns seiner selbst bewusst!

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Kognitionswissenschaft Vorgeschichte: Kybernetik Paradigmata:

• Kognitivismus (Symbolverarbeitung) Ebenenmodelle (Hardware, Syntax, Semantik)

• Emergenz (Netzwerke, Selbstorganisation)

• Welterzeugung (Autopoiese, Enaktivismus, Neurophänomenologie) Rezente Ansätze: situated, distributed, enactive cognition

„Liebe, Arbeit und Wissen sind die Quellen unseres Lebens. Sie sollten es auch beherrschen.“ Wilhelm Reich

4. Schamanismus “Wir wurden dahingehend indoktriniert, Dinge, die nicht gesehen, gewogen oder mit konventionellen wissenschaftlichen Methoden nachgewiesen werden können, für nicht real zu halten.” Definition

* = ältestes religiöses, heilkundliches und psychologisches Phänomen

* Begriff = Konstruktion keine Klarheit bezüglich Etymologie

* Vermutung: Tungusisch/Evenkisch (Ostsibirien): „saman“: sa bedeutet „wissen“, „können“ oder auch jemand, der erregt, bewegt, erhoben ist

* bis heute noch keine allgemein anerkannte Definition

* Definition von S.M. Shirokogoroff (1999): (1) Schamane ist Herr oder Herrin der Geister (2) Er oder sie hat eine Gruppe von Geistern unter Kontrolle (3) Anerkannter Komplex von Methoden, Praktiken und Paraphernalia (4) Theoretische Rechtfertigung der Praktiken (5) Schamanen verfügen über eine spezielle soziale Position „Der Schamane ist ein religiös-medizinischer Spezialist, der durch ekstatische Techniken mit transzendenten Wesen in Verbindung treten kann. Ebenso gehören das Erleben anderer Wirklichkeitsebenen und das Eintreten in visionäre Bereiche zum Wesen schamanischer Betätigung. Aufgrund ihrer Fähigkeiten zur Bewusstseinstransformation werden Schamanen jüngst auch als Pioniere der Bewusstseinsforschung bezeichnet.“ Manfred Kremser, 2002 Kommunikation mit transzendenten Wesen Heilen als wichtigste Funktion, um Harmonie wiederherzustellen Erleben anderer Wirklichkeitsebenen

Mircea Eliade: „Schamanismus und archaische Ekstasetechnik“

* Schamanismus = Technik der Ekstase

* Schamanismus wird bei Eliade auf den Begriff der Seelenwanderung begrenzt: „Wie wir festgestellt haben, ist das spezifische Element des Schamanismus nicht die Einkörperung von Geistern durch den Schamanen, sondern die Ekstase durch welche die Himmel- oder Unterweltsfahrt herbeigeführt wird.“ (Eliade 1975: 461) Ioan M. Lewis: „Ecstatic Religion: A Study of Shamanism and Spirit Possession“ * Schamanismus ist eine ekstatische Religion: Sowohl Seelenreise als auch Inkorporation von Geistwesen!

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* Schamane: „Meister von Geistern“; Schamane ist also kein Opfer, sondern inszeniert bewusst Verbindung mit Geister, hat also Geister unter Kontrolle - im Gegensatz zu Besessenheit * Verschiedene Formen sind konstitutive Elemente des heterogenen schamanischen Komplexes! Manfred Kremser * Wander-/Reiseschamane: ist in der Lage in die obere und untere Welt zu reisen und Menschen zu heilen, indem er mit Geistern verhandelt * Besessenheitsschamane: inkorporiert Geister, dabei geht das eigene Bewusstsein nicht verloren Vier Elemente sind zentral für den Schamanismus: * veränderten Bewusstseinszustände * die seelisch-geistige Reise in andere Wirklichkeitsbereiche * der Kontakt mit Wesenheiten der anderen Welt * therapeutische Aspekt für sich selbst, eine andere Person oder eine Gruppe Wirkmechanismen schamanischer Heilrituale (Andreas Reimers) * Anteilnahme des Schamanen, emotionale Wärme, Empathie. * Korrektur gestörter Beziehungsmuster: Familie, Freunde etc. sind anwesend (horizontale Beziehungsachse) * Verbindung der kosmischen Ordnung wird wiederhergestellt. Individuelles Leiden erhält Sinn in einem überindividuellen Zusammenhang des Mythos. * Veränderung des Bewusstseins: Schwächung der rationalen Anteile, psychische Energie für die Heilung wird geweckt. * Krankheitssymptome werden in einem spirituellen Zusammenhang gesetzt. Katharsis. Kontakt mit der inneren Lebensenergie. * Psychoneuroimmunologische Wirkmechanismen aktivieren die Selbstheilungskräfte. * Rückgewinnung des Platzes in der sozialen Gemeinschaft der Menschen und der kosmischen Ordnung der Geister und ‚wissenden Instanzen‘. Kosmologie, Krankheitsursachen und Geister + Universum = beseelt; alles was physisch existiert hat einen Geist, der mit dem Universum verbunden ist

+ Vorstellungen von Geistern und „wissenden Instanzen“ (Vgl. Kremser 2002)

+ Beziehungen zur geistigen Welt

+ Kosmologie (Bsp. Pablo Amaringo)

+ Krankheitsursachen: natürlich, übernatürlich

+ Versöhnung, Heilung von Beziehungen Berufung/Initiation + Wer wird Schamane? – Berufung, Initiation + Wahl und Berufung durch die Geister: Träume, Visionen, Auditionen + Krankheit, Krise, Bruch mit sozialem, gesellschaftlichem Umfeld + Zurückweisung des Rufs: lebensbedrohliche Krise + Annahme des Rufs: Initiationsweg + Unterweisung unter Anleitung älterer Schamanen + Mystische Erfahrung von Tod und Wiedergeburt Armin Prinz: 6 Elementare Charakteristika im Ablauf der schamanischen Initialeerlebnisse:

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1. Das spontane ("blitzartige") Ersterlebnis als Anstoß zur Laufbahn 2. Der Traum als Ausdruck der Hinführung und geistigen Vorbereitung 3. Die Ablehnung gegen das Außergewöhnliche 4. Das begleitende transzendentale Wesen als Führer und helfende Instanz 5. Das entbehrungsreiche Leben als Voraussetzung zu Krankheit und Läuterung 6. Die Krankheit als Zeichen des Beginns der Transformation des Adepten zum Schamanen

Heilung ist immer gemeinschaftliche Angelegenheit (Menschen, „wissende Instanzen“, Geister,

Ahnen). Kontinuität des Lebens über die Generationen hinweg.

Ritual = Verbindung zwischen der sozialen Welt der Menschen und der Welt der „wissenden Instanzen“ Schamanische Heilmethoden: Voraussetzung des Heilens ist die Diagnose; das Erkennen der Krankheit und ihrer Ursachen als Voraussetzung für das Finden der rechten therapeutischen Maßnahmen. Krankheitsursache: Seelenverlust oder der negative Einfluss von Kräften und Geistern Struktur eines schamanischen Heilrituals 1. Diagnose: Trancereise, Divination. 2. Errichten eines Altars, Schreins oder heiligen Ort, Ritualplatz. 3. Spirituelle Kräfte werden angerufen. 4. Besänftigung, Versöhnung, Heilung von Beziehungen. 5. Dank an alle anwesenden Kräfte, Opfergaben. 6. Anordnungen und Richtlinien zum Verhalten im Alltag. Neo-Schamanismus Carlos Castaneda: „Die Lehren des Don Juan“ Michael Harner: „Core-Shamanism“ Foundation for Shamanic Studies: Zentral für den modernen Schamanimus Hauptkonzepte des Neo-Schamanismus * Demokratisierung des Schamanismus * Zugang zur nicht-alltäglichen Realität, Geistern und Krafttieren * Heilung von Krankheit

5. Kognitionswissenschaften – Hypnosystemik - Ritualforschung Kognitivismus: Computer model of the mind/Kognition entsteht durch (unbewusste) Symbolverarbeitung im Gehirn. Konnektionismus: neural network model of the mind / Kognition entsteht durch die Interaktion neuraler Netze mit symbolischen Aspekten der Umwelt. Enaktivismus: dynamische Systemtheorie und Embodiment, Autopoiese, Perturbation, strukturelle Kopplung. Hypnosystemik Hypnose, Trance und possession Wer ist in Trance? (KlientIn und/oder HeilerIn)

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Primär- | Sekundär- | Tertiärprozess Orishas – Entitäten – Geister (a) Animistische versus (b) psychologisierende Position: (a) Entitäten kommunizieren mit uns (b) Innere Anteile kommunizieren miteinander; es handelt sich um eigene Gehirnaktivitäten

6. Qualitative Religionsforschung Beschäftigung mit übernatürlichen Phänomenen zeigt Grenzen der Wissenschaft auf; daraus ergeben sich folgende zentrale Fragen: * Wie vollzieht sich der Prozess des wissenschaftlichen Forschens im Alltag einer Universität und welche Annahmen darüber finden sich innerhalb einer Wissenschaftsgemeinschaft? * Welche Zugänge zu einem Forschungsgegenstand haben wir ganz selbstverständlich etabliert? * Wo sind die Grenzen wissenschaftlichen Forschens und wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung und inwiefern könnte ein AuXeben oder Erweitern dieser Grenzen neue und tiefgründigere Erkenntnismöglichkeiten offenbaren? * Welche Wege oder Methoden könnte es geben die Facetten und unterschiedlichen Dimensionen unseres Bewusstseins in den Forschungsprozess zu integrieren? Was könnten die Vorteile einer solchen „Integrativen Forschungsmethodik“ sein? Feldforschung o Feldforschung als Ideal der Ethnologie o zentrale Forschungsmethode: Teilnehmende Beobachtung o ‚Kontextualisierung‘ o Kennzeichnende Methode der Datengewinnung o Malinowski: Pionier der Teilnehmenden Beobachtung o Zeitliche Kontexte: Versuche die Entwicklung der ethnologischen FF in unterschiedliche Phasen einzuteilen o Historischer Bewusstseinswandel soll beleuchtet werden: von den Anfängen der FF bis in die Gegenwart Manfred Kremser: „Von der Feldforschung zur Felderforschung“ (1998) Die vier anthropologischen Perspektiven: Beziehungsverhältnisse (1) Wie sehe ich mich selbst? = Selbstwahrnehmung des Forschers (2) Wie sehe ich den „Anderen“? = Fremdwahrnehmung des Forschers (3) Wie sieht der „Andere“ sich selbst? = Selbstwahrnehmung des Fremden (4) Wie sieht der „Andere“ mich? = Fremdwahrnehmung des Fremden Zeitliche Kontexte: (1) Die enzyklopädische Ära (bis 1921): armchair- anthropologists; möglichst viele Daten der auszusterben drohenden Naturvölker sammeln; Datensammeln machten Laien; Analyse und Interpretation des Materials durch Wissenschaftler. (2) Die positivistische Ära (1922‐1968): Wende durch Malinowski, Feldforschung; trotzdem noch Vorstellung von unveränderten, statischen Kulturen; Forschung oft im kolonialen Kontext; Machtverhältnis unbeachtet

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(3) Die reflexive Ära (seit 1969): Die Forscherin/der Forscher verstand sich schließlich als Beteiligte/r und begann ihre/seine eigene Person als aktiven Teil des Untersuchungsgegenstandes aufzufassen. Die Reflexive Position des Forschers/in wurde erkannt. Der wissenschaftliche Text ist demnach nicht mehr Darstellung einer Kultur, sondern Ergebnis eines Zusammentreffens von Forscher/in und Kultur. Idee der Objektivität wurde überdacht. Aspekte qualitativer Religionsforschung - Zusammenfassung * Die einseitige und asymmetrische Wahrnehmung des Fremden wird erweitert hin zu einem selbstreflexiven und zirkulären Wahrnehmungsprozess der Beziehungsverhältnisse zwischen den einzelnen Akteuren. * Verschiebung des „Feld“‐Begriffes vom „territorialen Raum“ hin zum „sozialen Raum“. Der Forscher bezieht sich selbst in seine Untersuchung mit ein. * Das Forschungsparadigma der „Teilnehmenden Beobachtung“ verändert sich hin zu einem diskursiven Feldforschungsparadigma der Postmoderne. * Beziehung zwischen ForscherIn und Feld: Wandlung im Laufe der Geschichte * Übersetzung: Die fremde Kultur den Mitgliedern der eigenen Kultur näher bringen * Kenneth Pike (1967): emisch/etisch „The etic viewpoint studies behaviour as from outside of a particular system, the emic viewpoint results from studying behaviour as from inside the system.“ * Religionsforschung: Insider/Outsider-‐‐Debatte * Michael Pye: Beobachtende Teilnahme/Observant Participation * Graham Harvey: Gastgeber -‐‐ Konzept der Maori * EthnologInnen: GrenzgängerInnen zwischen Wissenschaft und Religion: Verbindung/Eintauchen in die fremde Religion bei Bewahrung der Wissenschaft Interpretative Ethnologie + Die Bezeichnung „interpretative Ethnologie“ steht als Gegenpol zu den „analytischen“ Ansätzen der funktionalen und strukturalen Schulen + Die interpretative Ethnologie geht davon aus, dass Menschen in nicht endende Prozesse von Interpretationen verstrickt sind + Schwerpunktverlagerung von ‚Erklären‘ auf ‚Verstehen‘ "Anthropology is not an experimental science in search of law, but an interpretative one in search of meaning" (Geertz, 1973) + ‚Krise der Repräsentation‘: In den 1980er Jahren entstand eine Debatte über die Möglichkeiten und Grenzen der textuellen oder visuellen Darstellung fremder Kulturen + Suche nach neuen, polyphonen Schreibstilen: „Writing-‐‐Culture“-‐‐ Debatte + James Clifford und George E. Marcus 1986 (Hg.), Writing Culture. The Poetics and Politics of Ethnography, Berkeley Auto‐Ethnographie als Methode und Produkt qualitativer Forschung Burowski: Unterscheidung zwischen knowledge (=strukturierte, präzise Form von Wissen) und knowing (= Prozess, flexibel) Feldforschung: man sollte sich auf den Prozess des knowing einlassen (also Intuition integrieren), und dann sollten wir knowledge generieren, also auch für Menschen außerhalb der Wissenschaft! Zentrale Rolle des „Ich“ in der Forschung Wir bemühen uns, persönliche Erfahrungen zu beschreiben, um kulturelle Phänomene zu verstehen: wir reflektieren uns selbst, unsere persönlichen Wandlungsprozesse, Einsichten,

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Gedanken, Gefühle, persönliche Erfahrungen; diese werden genauso als Daten behandelt. Kommunikation, Beziehungen im Feld sind im Fokus! Schnittstelle der eigenen Position, also Feldforscher und erforschte Kultur soll überwunden werden Methode nur dann sinnvoll, wenn beim Leser das Verständnis für das Thema verbessert Wird. Fallen, Gefahren!! * Über-‐‐Betonung der eigenen Erzählung/Position/Erfahrungen * Dimensionen von Intersubjektiviät, Analyse und Interpretation kommen zu kurz * Persönliche Erinnerungen als ausschliessliche Form der Daten * Über‐Betonung oder exzessiver Fokus auf das eigene Selbst, Isolation Von der Interpretativen/Reflexiven Ethnologie zur Transpersonalen Anthropologie Transpersonale Psychologie * Westküste USA, 1960er Jahre: Vietnam-Krieg; Flower‐Power- Bewegung; Psychoaktive Drogen; Interesse für indigene Kulturen; Reisen nach Asien; Faszination östlicher Weisheitstraditionen * Etymologie: lat. trans: hindurch, darüber hinaus; persona: Person, Maske, Fassade. Grundannahmen: * Keine Trennung zwischen Individuum und Universum, Existenz einer allumfassenden, allesdurchdringenden Einheit die alle lebenden Wesen und physischen Formen verbindet * Orthodoxe, westliche Wissenschaft beschränkt auf eine rationale Perspektive auf das menschliche Bewusstsein * Östliche spirituelle Psychologien und Weisheitstraditionen: alternativen, transzendenten, erweiterten Zugang zum menschlichen Bewusstsein * Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Bewusstseinszustände * Es gibt eine Vielfalt von Methoden um diese zu initiieren und zu erfahren Nicht nur Einsichten in unserem Verstand/Ratio sind wertvoll, sondern auch Einsichten z.B. aus anderen Bewusstseinszuständen! Von der Interpretativen/Reflexiven Ethnologie zur Transpersonalen Anthropologie Beispiel aus der Psychologie und Erkenntnistheorie Gudrun Koch‐Göppert: Wissenschaftliches Forschen: Topographie der Bewusstseinzustände (2007) Zentrale Überlegungen: (1) Phänomen des Bewusstseins und seine Bedeutung für den wissenschaftlichen Forschungs- und Erkenntnisprozess (2) Die 5 Kriterien des Alltags‐Wachbewusstseins * Der dreidimensionale Raum * Die Lineare Zeit * Die Subjekt-Objekt-Trennung * Die lokale Kausalität * Die konsistente Ich‐Organisation (3) Zentraler Gedanke: Es gibt mehrere Bewusstseinzustände und wissenschaftliches Forschen kann sich grundsätzlich in einem weiten Spektrum verschiedener Bewusstseinszustände vollziehen

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Transpersonale Erkenntnis- und Forschungszugänge Zahlreiche Momente wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens geschehen außerhalb unseres bewussten Seins, außerhalb des vertrauten Alltags-Wachbewusstseins. Die orthodoxen westlichen Wissenschaften negieren das in der Regel, denn sie verfügen über keinerlei Instrumentarium, die in Phasen nicht-bewussten Denkens erworbenen Kenntnisse für den Forschungsprozess fruchtbar zu machen. Phänomenologisches Forschen als fundamentale Brücke zwischen den orthodoxen Wissenschaften und einer bewusstseinszustands-spezifischen Forschungsmethodik. Transpersonale Anthropologie o Polyphasisches/Monophasisches Bewusstsein- Cross- Phasing (Unterschied zw. Monophaisschen Gesellschaften: nur ein Bewusstseinszustand wird zur Generierung von Informationen zugelassen - auch andere Bewusstseinszustände sind zur Wissensgenerierung wichtig!) Cross-Phasing: Fähigkeiten in einem Bewusstseinszustand Informationen zu erhalten und sie in einen anderen Bewusstseinszustand umzusetzen. o Training für transpersonale AnthropologInnen o „Extraordinary Anthropology“: Crucial transformative moments o Dialog, Interaktion, Intersubjektivität

7. Edith Turner „the Anthropology of Experience“ Biographie Edith Turners * geboren als Edith Lucy Brocklesby Davies („Edie“) am 17. Juni 1921 (Ely, im Osten Englands) * Verheiratet: 30. Januar 1943 mit Victor Turner. Fünf Kinder, sechs Enkelkinder. * Verwitwet: Dezember 18, 1983 * 1985: neuerliche Feldforschungen bei den Ndembu, Zambia. * seit 1984: Dozentin an der University of Virginia, Charlottesville, VA. * Zwei Ehren-Doktorate Curing vs. Healing/Genesung vs. Heilung Heilung: Akzeptanz, Integration, Erneuerung von Beziehungen, Veränderung, Transformation in einen neuen Seinszustand Curing/Healing: wichtige Unterscheidung in der Medizinanthropologie Curing: biologisch-physischer Genesungsprozess Healing: psychosozialer Prozess; kulturelle, religiöse und spirituelle Dimensionen werden mitberücksichtigt Healing with energy, power and spirits 1. Healing with Energy: Energieterminus kann in unterschiedlichsten Kulturen gefunden werden; wahre zustand des Universums: grund-energie/ Urenergie = allumfassend z.B. Num „Boiling Energy“ der Kalahari Kung, Süd-Westafrika 2. Healing with Power: Größeres, mächtigeres, kräftigeres Phänomen; Energie, die sich aus Gott/Göttin ausströmt z.B. Heilung im Kontext der Kali Verehrung, Kalkutta, Indien 3. Healing with Spirits: zur Heilung mit Geistern kommunizieren, siehe Schamanismus

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z.B. Ihamba Ritual der Ndembu, Zambia, Afrika „Good anthropology rests on humanism - that is, respect for the ideas and religions of other cultures and, where possible, the willingness to experiene through the eyes of others.“ “The ethnographer’s own experience of spirits and witches should be treated as anthropological data. Is it correct for our discipline to close itself off from what is of major concern to its field people?“

8. Ritualtheorie – Ritualforschung – Liminalität Ritualtheorie Ritus und river: Ritualtheorie (Der Fluss ist niemals derselbe und dennoch mit einem identifizierbarem Wesen ausgestattet) Zwei zentrale Quellen: * A. Henn / K. P. Koepping (eds.) 2008 Rituals in an unstable world: contingency – hybridity - embodiment * A. Bellinger / D. J. Krieger (Hrsg.) 1998 Ritualtheorien: ein einführendes Handbuch * Ritual als Funktion des kollektiven Bewusstseins (E. Durkheim, S. Freud, C. G. Jung) * Ritual als Erzählung über sich selbst (C. Geertz, M. Eliade) * Ritual als dialektischer Prozess (Struktur~Anti-Struktur) (A. van Gennep, V. Turner) * Ritual als Erfahrung von Communitas und Liminalität (V. Turner) * Ritual als Verhandlungsraum der vertikalen und horizontalen Spannungen (Kremser, Sloterdijk) * Ritual als religiöse und säkulare/säkularisierte Tatsache * Ritual als „self-authorizing, generative principle of human agency“ – Habitus (P. Bourdieu) * Ritual als Ausdruck verkörperten Wissens – Embodiment (T. Csordas, F. Varela) * Ritual als Medium, Interaktions- bzw. Organisationssystem (N. Luhmann) * Ritual als Performance (S. Tambiah) Drei Ansatzpunkte: * Sprachformen, die sich auf eine Symbolische Ebene beziehen * Rollenverständnis: es wird ein Geschehen dramatisch reaktioniert * Wirksamkeit an den Teilnehmenden Personen, über das Ritual hinweg ins Alltagsleben Performance: am eigenen Leib erfahrbar (1.Person), wissenschaftlich reflektierbar (3. Person) und intersubjektiv vermittelbar (2. Person) Rituale als soziale Systeme: * Rituale dienen der Kommunikation (sozialer Grundsachverhalt) * Als Medium betrachtet leistet das Ritual die Fähigkeit Komplexität zu reduzieren (Luhmann) * Kommunikationen stellen kontextgebundene, rhetorische Verbindungen her (Esposito) * Verweis auf das Nervensystem als prädestiniertes Medium der Herstellung von Verbindungen (Reyna) * Mind. 3 Ebenen: phylogenetische, ontogenetische, systemische * Interaktionssysteme, Organisationssysteme, Gesellschaft

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Das Übergangsritual * Konzept von Arnold van Gennep, revitalisiert von Victor Turner * Es gibt in jeder Gesellschaft signifikante Übergänge in ritueller Form * Ziel: Rangerhöhung * Separation, „margin“, reintegration – preliminal, liminal, postliinal * Turner: Strucutre & anti-structure (Antistrukturelle Phase – meistens gekennzeichnet durch irgendeine Form der Bewusstseinsveränderung) * Turner beschreit am Beispiel bei Ndembu, dass junger eine Zeit lang separiert wird, sich dem Spott der Bevölkerung aussetzen muss, bevor es zur Rangerhöhung kommt * Beispiel Fasching (für begrenzte Zeit aus Rolle schlüpfen & dann wieder zurückkehren) Victor Turner britischer Sozialanthropologe, schon als Kind mit Theater konfrontiert (Mutter), Manchester School (Max Gluckman), kritisch gegenüber Kolonialapparat, Forschung Auswirkung von Kolonialisierung (Konflikte) Ritual = ernstes Spiel; Theater = gespielter Ernst Zentrale Konzepte o Schism and Continuity o Performative Process (z.B. conflict, ritual), o Social drama, o Liminality and Communitas („betwixt-and-between“) o Key symbols, multivocality, o Performance, Meta-theatre, o „Liminal to liminoid, in Play, Flow, and Ritual“ (1982) o „From Ritual to Theatre“ (1982) o „Body, Brain and Culture“ (1983) Zentrale Symbole zeichnen sich durch Multivokalität aus, sie können verschieden interpretiert werden.

9. Achtsamkeitsforschung Meditation SCHARFETTER 1987 (in Dittrich & Scharfetter): S. 215: „Meditieren heißt: Seine und der Welt Mitte als eine erfahren.“ S. 216: „Meditation ist die durch regelmäßiges Üben, eingebettet in eine gesamthaft darauf ausgerichtete Lebensführung, zu gewinnende, temporäre, intentionierte, selbstgesteuerte Einstellung eines besonderen (d.h. vom mittleren Tageswachbewußtsein unterschiedenen) Bewußtseinszustandes.“ S. 217: deskriptive Phänomenologie: * Erhöhung der Wachheit * Erweiterung des Umfanges * Steigerung der Helligkeit/Klarheit * Erhöhte fokussierte Aufmerksamkeit * Versenkung bis Versunkenheit * dissoziative Störungen möglich („spirituelle Krise“) HEHR 1987 (in Dittrich & Scharfetter): 92f.: Vier Modi des Yoga:

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* Wachheit auf spontane Sensationen (z.B. Vipassana-Meditation; Fokussieren auf eine kleine Körperstelle wie Berührung des Atems der Haut unter der Nase dort wird eine große Sensibilität aufgebaut) * Wache Beobachtung willkürlicher Bewegungen (z.B. Atmung, Anapana) * Aufmerksamkeit auf Imagination (Hypnose, Autosuggestion, Beten) * Physische Übungen (Gehen, Laufen, Askese, Formen von Yoga…) Konzentration und Achtsamkeit Vipassana: zwei Techniken: A) Anapana und B) Vipassana A) Bewusstsein an ein bestimmtes Objekt binden Konzentration (z.B. Atmung, Dreieck zwischen Oberlippe und Nase) B) Achtsamkeit streift herum (Aufmerksamkeitslenkung), ist sich selbst Objekt Zwei Tendenzen und eine bedeutungsgenerierende Instanz (Bewusstheit): Auflösung (Schwingung/Welle/Leere) Verfestigung (Masse/Teilchen/Substanz) Vipassana - ten day course Die vierte edle Wahrheit des Buddha: der edle achtfache Pfad * Drei Teile: Weisheit – Sittlichkeit – Konzentration panna – sila – samadhi * Discipline of bodily actions – discipline of speech – discipline of thought (Jayaram/Goenka)

Etymologie Satipaṭṭhāna (= Vipassana) Sati (Achtsamkeit): - eine der 5 Fähigkeiten und Kräfte (neben Vertrauen, Energie, Konzentration und Weisheit) - siebentes Glied des edlen, achtfachen Pfades - erster Erwachensfaktor (neben Ergründung, Energie, Freude, Ruhe, Konzentration und Gleichmut) Upaṭṭhāna: „in der Nähe platzieren“ gegenwärtig sein 3 Wege zur Erkenntnis im frühen Buddhismus: Mündliche Überlieferung (Brahmanen), logische Beweisführung (Upanishaden), unmittelbare Intuition (Yogis, Buddha) Focusing 1) Freiraum schaffen 2) Thema vorstellen 3) Felt sense (FS) aufsuchen 4) Symbolisieren 5) FS mit Symbol vergleichen (evtl. felt shift) 6) Annehmen und schützen

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10. Gastvortrag von Paul Uccusic = Leiter der European foundation for shamanic studies Schamanismus = System für die Praxis; in jedem von uns schlummern heilerische Fähigkeiten; mithilfe von speziellen Techniken (z.B. Pflanzen wie Ayahuasca, Perkussionsintrumente Trommeln, Rasseln) wird ein veränderter Bewusstseinszustand erreicht; Schamanische Voraussetzungen * Es gibt eine alltägliche und nicht-alltägliche Wirklichkeit, die spirituelle Welt, eine 2. Wirklichkeit; in veränderten Bewusstseinszuständen hat man Zutritt zu dieser nicht alltäglichen Wirklichkeit; * Wir haben, die Realität der Spirits, die 2. Wirklichkeit anzuerkennen; = persönliche Erfahrung der Schamanin, jeder kann diese machen; hierbei werden Lehrsätze, Prinzipien erfahren Core- Schamanismus: Michael Harner * zielt auf das Verstehen ab, dass es eine nicht-alltägliche Wirklichkeit gibt, die jeder selbst erfahren kann; * Schamanismus = Heilen; Schamanen wollen helfen und heilen * Das was Wissen der indigenen Kulturen, das Harner und seine Lehrbeauftragten weitergeben stammt aus der Ethnologie und wurde überprüft bevor es weitergegeben wird. [Beweis dafür, dass es schon in der Steinzeit schamanische Praktiken gab: Malerei] [Schamane ist auch Wahrsager, z.B. Steinorakel] Weltbild des Schamanismus – Dreiteilung der Welt Baum als Symbol des kosmischen Zusammenhaltes = Weltenachse/Axis Mundi Schamane reist entlang dieser. Schamane will Menschen heilen/helfen, dafür braucht er Kraft, die er aus den Reisen in die obere/untere Welt aus der bedingungslosen Hilfe der Spirits dort nimmt. obere Welt: zeitlos, mystischer Erlebnisraum des Menschen, wo man innere Zusammenhänge/Gott erfährt; dort trifft der Schamane seine Krafttiere/ Spirits/etc. mittlere Welt: in der wir leben, materielle Welt; nach Ansicht des Schamanen gibt es auch nicht-sichtbare Spirits, die in dieser Welt leben; Naturgeister, Nixen, Zwerge und Spirits von verwirrten Seelen oder solcher, die noch etwas zu erledigen haben (Ahnen); untere Welt: zeitlos, mystischer Erlebnisraum des Menschen, wo man innere Zusammenhänge/Gott erfährt; dort trifft der Schamane seine Krafttiere/ Spirits/etc. Bsp.: Amerikanische Publo-Vöker, die ihre heiligen unter der Erde haben unterirdische Zerimonialräume (= Kiva); Beispiel: Jivaro-Volk

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Kopfjäger sammelten Seelen, um Stärke zu erwerben. Wenn du mithilfe deiner Stärke (Schamanismus) deinen Feind tötest, dann wird das irgendwann auf die zurückfallen, weil du zum Opfer eines anderen Seelenjägers wirst. Schamanismus = nicht automatisch moralisch Beispiel: Tuwa Lange abgeschiedene Lage, wahrscheinlich Grund dafür, dass sich der Schamanismus so gut erhalten hat; dann in den 20er Jahren zur Sowjet Union Schamanen wurden verfolgt (Geister = abergläubisch) Heute: trotz Vereinbarungen werden Schamanen und deren Praktiken nicht von der Regierung anerkannt (von der Bevölkerung schon). Aufklärung ist grob, rationalistisch vorgegangen und hat die nicht-alltägliche Wirklichkeit wegrationalisiert; einige Phänomene, die nicht mit der Wissenschaft erklärt werden konnten, wurden dann ignoriert bzw. zur Parapsychologie zugewiesen. Kants Vorlesungen zur Psychologie wurden neu herausgegeben: Er anerkennt auch die nicht-alltägliche Wirklichkeit; Seele und Körper seien miteinander verknüpft es besteht eine Interdependenz, der Sitz der Seele könnte aber im Körper nicht lokalisiert werden. Seiner Meinung nach bleibt die Seele über den Tod hinweg erhalten Widergeburt. Zeitlosigkeit Marc Aurel: betont die Hochschätzung und des mystischen Erlebnisraums der Menschen; Augustinus: christlicher Philosoph, der sich mit dem Begriff der Zeitlosigkeit auseinandersetzt; "Zeit ist eine Art Ausdehnung/Dimension"; Existenz der Seele, der Bewusstheit ist Voraussetzung; caelum ceali = der Himmel wird heute mit nicht-alltäglicher Welt übersetzt.


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