Date post: | 06-Apr-2015 |
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Einführung in die empirischeEinführung in die empirischeSozialforschung für GeographenSozialforschung für Geographen
EESG/03/04/01
© Peter Weichhart
Modul 03/04Modul 03/04Die Delphi-Methode alsDie Delphi-Methode als
Beispiel für eine Panel-StudieBeispiel für eine Panel-Studie
SS2009
290217 VU2 Std., 3 ECTS-Punkte
Mittwoch 12.30 -14.00; Hs. I (NIG) , Kapitel 29.01; 29.04; 29.05
Die Delphi-Methodik
Die Delphi-Methodik wurde in den 1940er Jahren von derRAND-Corporation entwickelt und in der Folge zu einem
Standardinstrument der Sozialforschung weiterentwickelt.
Mit dieser Methode wird der Versuch unternommen, dieVorteile kollektiver Problemlösungsansätze zu nutzen,
dabei aber deren negative Begleiterscheinungen zuvermeiden.
Haupteinsatzgebiete: Koordination von Expertenmeinungen,Zukunftsforschung, Strategieentwicklung etc.
EESG/03/04/02
Begründung der Methode
Die Standardmethode zur Nutzung des Mehrwertes vonGruppenanstrengungen, die Face-to-Face-Diskussion,
weist aber eine Reihe von Nachteilen auf, die sich aus dersozialpsychologischen Dynamik von Gruppenprozessen
ergeben.
„n-Head-Rule“ (N. C. DALKEY, 1969)
Die Meinungsbildung kann sehr erheblich durch die Eigen-dynamik der sozialen Interaktion innerhalb der Gruppe
beeinflusst werden.
EESG/03/04/03
Probleme der Face-to-Face-Diskussion
• Animositäten zwischen Gruppenmitgliedern.
• Konkurrenzsituation; Durchsetzen der eigenen Meinung kann wichtiger werden, als gründliche Reflexion und sachliche Abwägung.
• Scheu vor Revision einmal geäußerter Meinungen trotz neuer Sachargumente.
• Entwicklung von Kommunikationsbarrieren, die auf unterschiedliche kognitive Stile oder Rollen- und Status- differenzen zurückzuführen sind.
• Gruppenzwang durch Mehrheitsmeinung, Unterdrückung von Minderheitenpositionen.
• Einfluss eines allzu dominanten Moderators etc.
EESG/03/04/04
Methodische Grundstruktur der Delphi-Technik
Monitorgruppe
• definiert Problemstellung, • wählt Expertengruppe aus,• arbeitet Fragenprogramm aus,• administriert Antworten,• wertet Ergebnisse aus,• anonymisiert Ergebnisse,• entwickelt Fragenpro- gramm der 2. Runde,• Auswertung,• Fragenprogramm Runde 3• …
Beantwortet Fragen der 1. Runde
1. Feedback-Runde
Beantwortet Fragender 2. Runde
2. Feedback-Runde
Expertengruppe
…EESG/03/04/05
Die Pointe der Delphi-MethodikBei den Feedback-Runden werden die Mitglieder der Ex-
pertengruppe mit den anonymisierten Ergebnissen konfron-tiert. Sie sollen auf diese Ergebnisse reagieren, Stellung
nehmen und Abweichungen der eigenen Meinung vomMainstream begründen.
Intersubjektiven Kritik, ohne dass dabei gruppendynamischeAbwehrreaktionen wirksam werden können!
Zusätzlich können weitere Fragen gestellt werden.
Weil Abweichungen von der Mehrheitsmeinung jeweils be-gründet werden müssen, können sich auch Minderheitsauf-
fassungen argumentativ durchsetzen.
Möglichkeiten bewusster Manipulation.
EESG/03/04/06
„Standard-“ und „Quick-Delphi“
„Standard-Delphi“:
• 15-25 Teilnehmer für die Expertengruppe
• Problem: „Mortalität der Stichprobe“
• 3-4 Befragungsrunden reichen meist aus, um stabile Ergebnisse und Konsens über Problemlösungen zu erreichen
„Quick-Delphi“:
• vereinfachte Version mit nur einer Feedback-Runde.
EESG/03/04/07
Umsetzung für das Projekt ZORE
• Monitorgruppe: ZORE-Team (Weichhart) und E. Kment
• Expertengruppe:
• Abteilungsleiter der Planungsabteilungen der Bundesländer sowie die für die überörtliche Raumordnung zuständigen Fachbeamten (18 Personen).
• Gruppe von Fachbeamten verschiedener Ministerien, die mit Standortfragen und der Vorbereitung von Allokationsentschei- dungen befasst sind (16 Personen).
• Zwei Durchgänge, Beginn der 1. Runde 15. 04. 2004, Beginn der zweiten Runde 13. 06.
• sehr hohe Ausfälle bei den Ministerialbeamten (nur 3 Antworten).
EESG/03/04/08
Auswertung der Erhebung
Die Antworten auf den ersten Fragebogen wurden in-haltsanalytisch interpretiert und von der Monitorgruppe
zu Kategorien zusammengefasst.
Die Ergebnisse wurden nach den neuen Kategorienquantitativ ausgewertet und den Probanden in der zweiten
Runde mitgeteilt.
Für die zweite Runde wurde ein Diskriminierungsverfahreneingesetzt, das auch bei Moderationen Verwendung findet.
EESG/03/04/09
Zwang zur Diskriminierung und Pointierung
„Im Folgenden setzen wir bei einer Reihe von Fragen ein einfaches Instrument aus dem Bereich der Moderationstechniken ein, das Ihnen sicher bekannt ist. Dabei listen wir Ihre Reaktionen auf Fragen des ersten Fragebogens auf und bitten Sie, diese durch Vergabe von Punkten aus Ihrer Sicht zu bewerten. Im Summenfeld der neben den Aussagenlisten stehenden Wertungstabellen ist jeweils angegeben, wie viele Wertungspunkte Sie insgesamt für Ihr Urteil zur Verfügung haben. Pro Aussage können dabei – wenn es sich um eine Ihrer Meinung nach besonders wichtige Aussage handelt – auch mehrere Punkte vergeben werden. Allerdings stehen Ihnen jeweils nur halb so viel Punkte zur Verfügung, als Aussagen angeführt werden. Sie werden durch dieses Verfah-ren also genötigt, scharf zu diskriminieren und nur die wichtigsten Aussagen hervorzuheben. Die Reihung der Aussagen ist zufällig und sagt nichts über die Nennungshäufigkeit in der ersten Erhebung aus. Ein Beispiel:“
ZORE-QDelphi, Erhebungsblatt 2
EESG/03/04/10
Aussage Subjektive Punkteverteilung
Aussage 1
Aussage 2
Aussage 3 2
Aussage 4Aussage 5
Aussage 6
Aussage 7 1
Aussage 8 1
SUMME der PUNKTE 4
Zwang zur Diskriminierung und Pointierung
EESG/03/04/11
Item 1: Einschätzung der generellen Problemlösungskapazität des Z-O-K
0 1 2 3 4 5 6
Leitbilder für Entwicklungsstrategien begründen
Öffentliche Standortentscheidungen begründen
Versorgung mit öffentlichen Diensten sichern
Versorgung mit privaten Diensten sichern
Private Standortentscheidungen begründen
Dezentrale Konzentration sicherstellen
Nachhaltige Siedlungsstruktur entwickeln
Ansiedlung großflächiger Handelsbetriebe steuern
Analyseinstrument
Siedlungsentwicklung steuern
Einsatz von Fördermitteln steuern
Daseinsvorsorge sichern
Schwerpunktorte für die Regonalentwicklung fördern
Erste Runde:
EESG/03/04/12
0 1 2 3 4 5 6
Ansiedlung großflächiger Handelsbetriebe steuern
Leitbilder für Entwicklungsstrategien begründen
Öffentliche Standortentscheidungen begründen
Dezentrale Konzentration sicherstellen
Versorgung mit öffentlichen Diensten sichern
Private Standortentscheidungen begründen
Schwerpunktorte für die Regonalentwicklung fördern
Festlegung von Baulandwidmungen
Ansiedlung großflächiger Gewerbe- und Industriebetriebe steuern;
interkommunale Kooperation begründen;
Verkehrskonzept begründen
Versorgung mit privaten Diensten sichern
Nachhaltige Siedlungsstruktur entwickeln
Siedlungsentwicklung steuern
Daseinsvorsorge sichern
Regulierung zulässiger Verkaufsflächen
Ansiedlung von Technologiezentren steuern
Item 2: Einschätzung der Problemlösungskapazität des Z-O-K im eigenen Bundesland/Arbeitsbereich
Erste Runde:
EESG/03/04/13
Problemlösungskapazität Z-O-K, zweite Runde
Ein Proband ver-gab 8 Punkte!
EESG/03/04/14
0 2 4 6 8 10 12 14 16
Öffentliche Standortentscheidungen begründen
Dezentrale Konzentration sicherstellen
Schwerpunktorte für die Regionalentwicklung fördern
Ansiedlung großflächiger Handelsbetriebe steuern
Einsatz von Fördermitteln steuern
Siedlungsentwicklung steuern
Versorgung mit öffentlichen Diensten sichern
Nachhaltige Siedlungsstruktur entwickeln
Verkehrskonzept begründen
Analyseinstrument
Daseinsvorsorge sichern
interkommunale Kooperation begründen
Festlegung von Baulandwidmungen
Leitbilder für Entwicklungsstrategien begründen
Private Standortentscheidungen begründen
Ansiedlung großflächiger Gewerbe- und Industriebetriebe steuern
Versorgung mit privaten Diensten sichern
Ansiedlung von Technologiezentren steuern
Regulierung zulässiger Verkaufsflächen
Quantitative Bewertung der Problemlösungskapazität des Z-O-K
„Wie schätzen Sie generell die Problemlösungskapazität des Z-O-K ein? Bewerten Sie die Wirksamkeit des Z-O-K auf einer Skala, die von 0 bis 10 reicht.“
1. Runde:
2. Runde:
„Fasst man alle Antworten auf diese Frage zusammen, dann ergibt sich als Median (Zentralwert) 5, der Mittelwert ist 5,25, der Modalwert (häufigster Wert) ist 7. Bitte geben Sie in der rechten Spalte der Ta-belle nochmals Ihre Einschätzung der Problemlösungskapazität des Z-O-K ein (X oder Zahl in der entsprechenden Zeile). Falls Ihr Urteil vom Durchschnitt des Gruppenurteils deutlich abweicht, geben Sie bitte in den Zeilen nach der Tabelle eine kurze Begründung an.“
EESG/03/04/15
Wirksamkeit und Problemlösungskapazität des Z-O-K
0 1 2 3
völlig wirkungslos 0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
höchst effizient 10
1. Runde
MEDIAN
MODAL-WERT
EESG/03/04/16
0 1 2 3 4
Höchst effizient 10
9
8
7
6
MEDIAN, MODALWERT 5
4
3
2
1
Völlig wirkungslos 0
2. Runde
Wirksamkeit und Problemlösungskapazität des Z-O-K
EESG/03/04/17
Raumordnungsprobleme, bei deren Lösung sich das Z-O-K bewährt hat
0 1 2 3 4 5
Begründung überörtlicherStrukturmodelle
Standortpolitik für Technologie
Standortpolitik fürBildungseinrichtungen
Steuerung von EKZ undanderen großflächigen
Betrieben des Einzelhandels
Standortpolitik für sozialeInfrastruktur
1. Runde
9 Experten wollten keine Angaben machen.EESG/03/04/18
Raumordnungsfragen, bei denen das Z-O-K versagt hat
0 1 2 3
in Fremdenverkehrsregionen
führt zum Niedergang derPeripherie
Steuerung vonBetriebsansiedlungen
Bindung andererPlanungsträger
in Agglomerationen undGrenzräumen
EKZ-Steuerung
generell wirkungslos
Steuerung derSiedlungsentwicklung
1. Runde
6 Experten wollten keine Angaben machen.EESG/03/04/19
Veränderungstendenzen von Zentralitätsphänomenen
Median,Modal-wert
2. Runde
EESG/03/04/20
0 1 2 3
Erheblicher Bedeutungsgewinn 10
8
6
4
2
Keine Veränderung 0
-2
-4
-6
-8
Erheblicher Bedeutungsverlust -10
Veränderungstendenzen des Z-O-K
0 1 2 3
Erheblicher Bedeutungsgewinn 10
8
6
4
2
Keine Veränderung 0
-2
-4
-6
-8
Erheblicher Bedeutungsverlust -10
2. Runde
EESG/03/04/21
Einstellung gegenüber dem Z-O-K: „Alter Hut“
0 1 2 3 4 5
1 völlige Zustimmung
2 stimme mit Einschränkung zu
3 neutral, weder Zustimmungnoch Ablehnung
4 lehne ich eher ab
5 lehne ich völlig ab
1. Runde
EESG/03/04/22
Einstellung gegenüber dem Z-O-K: „Herzstück der Raumordnung“
0 1 2 3 4 5 6 7
1 völlige Zustimmung
2 stimme mit Einschränkung zu
3 neutral, weder Zustimmungnoch Ablehnung
4 lehne ich eher ab
5 lehne ich völlig ab 1. Runde
EESG/03/04/23
Einstellung gegenüber dem Z-O-K: „Reformbedarf“
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
1 völlige Zustimmung
2 stimme mit Einschränkung zu
3 neutral, weder Zustimmungnoch Ablehnung
4 lehne ich eher ab
5 lehne ich völlig ab 1. Runde
EESG/03/04/24
0 2 4 6 8 10 12 14 16
Berücksichtigung neuer Formen von zentralenStandorten
Anpassung an aktuelle Entwicklungsdynamik
Berücksichtigung grenzüberschreitenderVerflechtungen
Entwicklungsorientierung
Entwicklung eines zeitgemäßen Governance-Modells
Verbindliche regionale Kooperation
Berücksichtigung eines Kosten-Nutzen-Ausgleichs
Betonung der Leitbildfunktion
Verkehrserregung vs. Verkehrsvermeidung alsKriterium berücksichtigen
Orientierung an Agglomerationen
Qualitative Bewertung von Gütern und Diensten
Kein normativer Top-Down-Ansatz
Rücknahme der Steuerungswirksamkeit
Reformbedarf für das Z-O-K
2. Runde
EESG/03/04/25
0 2 4 6 8 10 12 14 16
Abstimmung von Verkehrssystem und Siedlungsentwicklung
Aktive Baulandpolitik und Baulandmobilisierung
Flächenverbrauch und Zersiedelung
Freiraumsicherung
Grenzüberschreitende Abstimmung
Verbesserung des politischen Stellenwerts der Raumordnung
Regionale Kooperation
Verknüpfung von Ordnungs- und Entwicklungsplanung
Förderung der gewachsenen Zentren
Sicherung und Entwicklung der Infrastruktur
Raumordnung in Ballungsräumen
Regionale Governance
Ressourcenschutz und nachhaltige Raumentwicklung
Verhinderung der Entsiedlung in der Peripherie
Alpine Raumordnung
Regulierung der Einzelhandelsflächen
Ungleichzeitigkeit von Planung und politischen Entscheidungszyklen
Überalterung der Bevölkerung
Dringliche Raumordnungsprobleme in Österreich
2. Runde
EESG/03/04/26
Modelle einer Regulierung des Z-O-K auf Bundesebene
„Mit Frage 15 (B14) der ersten Runde wurden die Möglich-keiten einer bundesweiten Regulierung und Vereinheit-lichung des Z-O-K thematisiert. Die Reaktion der Experten-gruppe war sehr differenziert und lässt sich zu den in der folgenden Tabelle ausgewiesenen Optionen zusammen-fassen. Bitte wählen Sie jene Option(en), die Sie für die beste(n) halten und vergeben Sie dafür wie gewohnt wieder Wertungspunkte.“
ZORE-QDelphi, Erhebungsblatt 2
EESG/03/04/27
Modelle einer Regulierung des Z-O-K auf Bundesebene
EESG/03/04/28
0 2 4 6 8 10 12 14
Keine Änderung des status quo.
Eigenes "Bundes-Z-O-K" neben dem der Länder für jene Bereiche, bei denenStandortentscheidungen in der Kompetenz des Bundes liegen.
Bundeseinheitliche Regelungen für Definitionen, Hierarchiestufen undMessmethoden, länderspezifische Umsetzung.
Bundeseinheitliche Regelungen für Definitionen, Hierarchiestufen undMessmethoden; bundeseinheitliche Rahmenrichtlinien und Zielsetzungen,
länderspezifische Umsetzung.
Bundeseinheitliche Regelung