Einführung
Kosten- und Leistungsrechnung
Einführung in die Kosten- und Leistungsrechnung
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Finanzbuchhaltung Die Finanzbuchhaltung des Unternehmens erfasst alle Geschäftsvorgänge wertmäßig als Aufwendungen und Erträge einer Periode. Sie ist unternehmensbezogen und zeigt alle Veränderungen hinsichtlich der Vermögens- und der Schuldensituation auf ohne zu unterscheiden ob die Aufwendungen oder Erträge betriebsbedingt oder betriebsfremd zustande gekommen sind. Am Ende eines Geschäftsjahres fließen die bewerteten Ergebnisse in die Bilanz ein und bieten somit in Verbindung mit der Gewinn- und Verlustrechnung einen Überblick über das Gesamtergebnis eines Unternehmens. Kosten- und Leistungsrechnung Die Kosten- und Leistungsrechnung ist ein wesentlicher Bestandteil des internen Rechnungswesens und unterliegt im Gegensatz zur Finanzbuchhaltung kaum gesetzlichen Vorgaben. Sie dient der innerbetrieblichen Informationsgewinnung der eigentlichen betrieblichen Aktivitäten und berücksichtigt ausschließlich Aufwendungen und Erträge, die in engem Zusammenhang mit den betrieblichen Aktivitäten zu sehen sind, also Kosten und Leistungen, die durch Beschaffung, Produktion und Absatz entstehen. Daher nennt man diese Aufwendungen Kosten und die Erträge Leistungen. Die Kosten- und Leistungsrechnung ermittelt das Betriebsergebnis. Zur Ermittlung von Kosten- und Leistungsinformationen werden entsprechende Planungs- und Kontrollrechnungen eingesetzt, die hauptsächlich den Werteverzehr der einzelnen Produktionsfaktoren wiedergeben sollen und die Wertschöpfungskette dokumentieren. Der Industriekontenrahmen (IKR) ist als Zweikreissystem aufgebaut, wobei die beiden äußeren Rechnungskreise jeweils einen in sich geschlossenen Rechnungskreis abbilden. Die Schnittstelle zwischen den beiden Rechnungskreisen ist die Abgrenzungsrechnung. Der Rechnungskreis I zeigt das Gesamtergebnis des Unternehmens. Der Rechnungskreis II zeigt das Betriebsergebnis des Unternehmens. Rechnungskreis 1 Finanzbuchhaltung (Bilanz und GuV) Ziel: Gesamtergebnis Externes Rechnungswesen vorwiegend extern orientiert Ziele der Buchführung - Ermittlung des Gesamtergebnisses - laufende Aufzeichnung der Geschäftsfälle - Überblick über Vermögen und Schulden - Grundlage für: - Steuerermittlung - Preiskalkulation - Entscheidungen - Info für Eigentümer, Banken ...
- unterliegt gesetzlichen Vorschriften
Ergebnis: Aufwand - Ertrag
Rechnungskreis 2 Kosten- und Leistungsrechnung Ziel: Betriebsergebnis Internes Rechnungswesen vorwiegend für interne, betriebliche Zwecke Ziele der KLR - Ermittlung des Betriebsergebnisses - Selbstkostenermittlung (für Preiskalkulation) - Kontrolle der Wirtschaftlichkeit - Bewertung fertiger & unfertiger Erzeugnisse - Grundlage für Planungen & Entscheidungen - keine gesetzlichen Vorschriften
Ergebnis: Kosten - Leistungen
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Erträge - Aufwendungen = Gesamtergebnis Leistungen – Kosten = Betriebsergebnis Abgrenzungsrechnung Die Abgrenzungsrechnung hat die Aufgabe die Zahlen und Daten der Geschäftsbuchführung so aufzubereiten, dass sie für die Kosten und Leistungsrechnung verwertbar sind. Sie untersteht keinen gesetzlichen oder handelsrechtlichen Vorgaben sondern betrachtet lediglich betriebswirtschaftliche Aspekte. Alle Aufwendungen im Unternehmen, die unmittelbar der Leistungserstellung dienen nennt man Kosten. Sie beziffern damit den leistungsbezogenen Werteverzehr im Unternehmen. Alle Erträge im Unternehmen, die unmittelbar mit dem eigentlichen Betriebszweck dienen nennt man Leistungen. Ziel der Abgrenzungsrechnung ist es, solche Aufwendungen und Erträge, die nicht unmittelbar im Zusammenhang mit dem Betriebszweck stehen, also betriebsfremd sind, von den Kosten und Leistungen sachlich abzugrenzen. Hierzu zählen auch neutrale Aufwendungen und Erträge sowie periodenfremde und außerordentliche Ergebnisse. Neben der rein sachlichen Abgrenzung neutraler Einflüsse kann es durch Zusatz- und Anderskosten erforderlich sein kostenrechnerische Korrekturen im Rahmen der Abgrenzungsrechnung vorzunehmen. Zusatzkosten Zusatzkosten sind kalkulatorische Kosten, die nicht in der Finanzbuchhaltung erfasst sind. Sie bilden keine Aufwendungen oder Ausgaben.
Anderskosten Anderskosten sind in der Finanzbuchhaltung erfasst, können aber in dieser Form nicht für die Kostenrechnung genutzt werden. Hier ist ein anderer Wertansatz gefordert.
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Gesamtergebnis, Betriebsergebnis und Neutrales Ergebnis
Kostenarten-, Kostenstellen-, Kostenträgerrechnung
Aufbau der Kostenrechnung
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Kostenartenrechnung Die Kostenartenrechnung beschäftigt sich mit der Frage welche Kosten entstehen. Sie ist die erste Stufe der Kosten- und Leistungsrechnung. Aufgaben der Kostenartenrechnung
• Erfassung der Kosten im Unternehmen • Einteilung der Kostenbeträge nach Kostenarten • Gliederung der Kosten nach der Zusammensetzung • Aufteilung der Kosten nach Zusammensetzung in Einzel- und Gemeinkosten • Verteilung der Kosten in fixe und variable Kosten
Kostenstellenrechnung Die Kostenstellenrechnung geht der Frage nach wo die Kosten entstehen. Sie ist die zweite Stufe der Kosten- und Leistungsrechnung. Aufgaben der Kostenstellenrechnung Die Kostenstellenrechnung ermittelt mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens Zuschlagssätze aus den Kostenarten für die Verrechnung der Gemeinkosten auf die jeweiligen Kostenstellen. Daher liefert sie Informationen an welcher Stelle welche Kosten entstehen. Diese Kalkulationszuschlagssätze dienen als Basis für die Kostenträgerrechnung. Der Betriebsabrechnungsbogen
Ermittlung der Summe der Gemeinkosten
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Herstellkosten des Umsatzes
Ermittlung der Zuschlagsätze
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Ermittlung des Angebotspreises
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Kostenträgerrechnung Für die Kostenträgerrechnung gibt es zwei unterschiedliche Ansätze. Kostenträgerstückrechnung Bei der Kostenträgerstückrechnung erfolgt die Verrechnung eines Kostenträgers auf einzelne Produkte oder entsprechend auf einzelne Aufträge mit entsprechenden Stückzahlen oder Losgrößen. Die Kostenträgerstückrechnung liefert die Basis für die Kalkulation der Produkte. Kostenträgerzeitrechnung Die Kostenträgerzeitrechnung verrechnet die Kosten einer Periode auf alle Erzeugnisse oder Erzeugnisgruppen unter Einbeziehung der Umsatzerlöse. Daher ist eine Ermittlung des Betriebsergebnisses mithilfe der Kostenträgerzeitrechnung möglich. Systeme der Kostenrechnung Bei der Kosten- und Leistungsrechnung werden je nach Zielsetzung unterschiedliche Systeme eingesetzt. Vollkostenrechnung, Teilkostenrechnung, Prozesskostenrechnung, Projektkostenrechnung, Vor- und Nachkalkulation,… Bei der Vollkostenrechnung kann die Ist-, Normal- oder Plankostenrechnung eingesetzt werden. Die Teilkostenrechnung nutzt lediglich die Ist- oder Plankostenrechnung.
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Vollkostenrechnung Bei der Vollkostenrechnung werden alle Kosten, also Fixkosten und variable Kosten den Kostenträgern zugerechnet. Zunächst differenziert man die Kostenarten nach Einzel- und Gemeinkosten. Im Rahmen der Kostenstellenrechnung werden die Gemeinkosten dann nach dem Durchschnittsprinzip über ermittelte Verrechnungssätze auf den Kostenträger bzw. das Produkt verrechnet. Die Vollkostenrechnung liefert im Rückblick eine gute Übersicht über den Deckungsbeitrag der Kostenträger. Problem: Die Verrechnung der Kosten erfolgt unabhängig von deren Verursachung auf die Kostenträger, insbesondere bei der Verrechnung der Fixkosten und der Gemeinkosten. Da die Vollkostenrechnung ausschließlich auf Vergangenheitswerten basiert, also nur die Istkosten einer abgelaufenen Periode berücksichtigt ist sie als Planungsinstrument für kurzfristige, operative Entscheidungen nicht geeignet. Die Erforschung von Ursachen für Kostenabweichungen ist aufgrund fehlender Planzahlen nicht möglich.
Schema der Vollkostenrechnung
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Teilkostenrechnung Die Teilkostenrechnung betrachtet in aller Regel nur die variablen Kosten oder die Einzelkosten nicht aber die Fixkosten oder Gemeinkosten. Hierzu ist Voraussetzung, dass die Kosten in der Kostenartenrechnung in die einzelnen Bestandteil (Fixkosten, variable Kosten) aufgesplittet sind. Die Fixkosten bzw. Gemeinkosten werden häufig als gesamter Block auf die Erzeugnisse verrechnet. Die Verteilung der Fixkosten bzw. der Gemeinkosten kann über die Fixkostendeckungsrechnung verursachungsgemäß erfolgen. Problem: Ein Unternehmen muss mittel- bis langfristig alle Kosten decken können. Daher ist eine ausschließliche Betrachtung auf Basis der Teilkostenrechnung kritisch zu sehen, da hier als Entscheidungsgrundlage nur Deckungsbeiträge zur Verfügung stehen. Eine Entscheidung zur Sortimentsgestaltung oder –bereinigung ist schwierig, da unprofitable Produkte nicht unbedingt rechtzeitig erkannt werden können.
Schema der Teilkostenrechnung
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Istkostenrechnung Die Istkostenrechnung ist eine vergangenheitsbezogene Rechnung auf Basis der entstandenen Kosten. Die Zuschlagsätze können erst nachträglich korrekt ermittelt werden wodurch eventuelle Schwankungen im Laufe einer Abrechnungsperiode nicht berücksichtigt werden können. Durch fehlende Sollvorgaben ist keine Kostenkontrolle in den Kostenstellen möglich und Fehlentwicklungen können nicht rechtzeitig erkannt werden.
Istverbrauchsmengen * Istpreis = Istkosten
Normalkostenrechnung Die Normalkostenrechnung ermittelt Durchschnittswerte aus den Istkosten zurückliegender Abrechnungsperioden und korrigiert diese gegebenenfalls durch aktuelle oder zu erwartende Entwicklungen. Daraus ergeben sich Sollkosten, die im Vergleich zu den Istkosten eine Kontrollmöglichkeit durch den Vergleich der beiden Kosten geben. Kostenabweichungen können so festgestellt und entsprechend korrigiert werden sofern erforderlich. Die starre Normalkostenrechnung lässt Beschäftigungsschwankungen unberücksichtigt. Bei der flexiblen Normalkostenrechnung werden auch auftretende Beschäftigungsschwankungen mit berücksichtigt, daher bietet sie in der Praxis eine genauere Darstellung.
Normalkosten > Istkosten = Kostenüberdeckung Normalkosten < Istkosten = Kostenunterdeckung
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Plankostenrechnung Die Plankostenrechnung ist eine zukunftsorientierte Rechnung und arbeitet mit Planzahlen, die einerseits aus zurückliegenden Ergebnissen abgeleitet wird und darüber hinaus zu erwartende zukünftige Entwicklungen mit in die Betrachtung einbezieht. Daraus ergeben sich die Plankosten. Die Plankostenrechnung wird auf Vollkostenbasis durchgeführt.
Die starre Plankostenrechnung ermittelt die Kosten ohne Berücksichtigung des Beschäftigungsgrades und ohne die Trennung von fixen und variablen Kosten. Die Aussagefähigkeit ist daher sehr gering und eine effiziente Kostenkontrolle nicht möglich.
Die flexible Plankostenrechnung ermöglicht unter Einbeziehung der Sollkosten einen Kostenvergleich. Auf der Ebene der Kostenstellen werden die Kosten zur Kostenkontrolle in fixe und variable Kosten aufgeteilt. Neben der Gesamtabweichung ist es möglich die Beschäftigungsabweichung und die Verbrauchsabweichung zu ermitteln. Die Fixkosten werden in Nutz- und Leerkosten aufgeschlüsselt.
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Grenzplankostenrechnung Die Grenzplankostenrechnung ist eine flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis. Hierbei werden allerdings die Kosten in die jeweiligen fixen und variablen Bestandteile zerlegt. Die fixen Kosten werden als Block betrachtet und nicht weiter auf die einzelnen Kostenstellen verrechnet. Für die variablen Kosten werden verrechnete Plankosten als Sollkosten ermittelt. Aus der Differenz zwischen den Sollkosten und den Istkosten ergibt sich die Verbrauchsabweichung, die dann näher betrachtet und aufgegliedert werden kann. Die Beschäftigungsabweichung findet keinerlei Berücksichtigung.