+ All Categories
Home > Documents > ein stücK türKische Geschichte - Kayik TurkiyeDie 1887 gebaute Yawl „Kanat“, zu deutsch...

ein stücK türKische Geschichte - Kayik TurkiyeDie 1887 gebaute Yawl „Kanat“, zu deutsch...

Date post: 08-Mar-2021
Category:
Upload: others
View: 0 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
4
FOTO: YACHT/A. FRITSCH 118 Das BesonDere Boot • „Kanat“ 1 2015 Probeschlag nahe Bodrum. Das Boot fährt reichlich Tuch am extrem langen Klüverbaum und hat enorm viel Deckssprung Die 1887 gebaute Yawl „Kanat“, zu deutsch Flügel, ist die älteste private Yacht in der Türkei. Das Schiff gehörte einst sogar einem osmanischen Prinzen. Ihr heutiger Eigner hat sie kaum verändert ein stücK türKische Geschichte
Transcript
Page 1: ein stücK türKische Geschichte - Kayik TurkiyeDie 1887 gebaute Yawl „Kanat“, zu deutsch Flügel, ist die älteste private Yacht in der Türkei. Das Schiff gehörte einst sogar

fo

to

: Y

AC

Ht

/A.

fr

its

CH

118 Da s BesonDere Boot • „Kanat“1 — 2 0 1 5

Probeschlag nahe Bodrum. Das Boot fährt reichlich Tuch am extrem langen Klüverbaum und hat enorm viel Deckssprung

Die 1887 gebaute Yawl „Kanat“, zu deutsch Flügel, ist die älteste private Yacht in der Türkei. Das Schiff gehörte einst sogar einem osmanischen

Prinzen. Ihr heutiger Eigner hat sie kaum verändert

ein stücK türKische Geschichte

Page 2: ein stücK türKische Geschichte - Kayik TurkiyeDie 1887 gebaute Yawl „Kanat“, zu deutsch Flügel, ist die älteste private Yacht in der Türkei. Das Schiff gehörte einst sogar

1 — 2 0 1 5120 Da s BesonDere Boot • „Kanat“

fo

to

s:

YA

CH

t/A

. f

rit

sC

H

»Manche RestauRatoRen

beRauben Yachten ihrer

seele«

können, engagierte er den maltesischen Bootsbauer Emilio Usta, und der ließ in der Werft Ayban saray nach Entwürfen Bonds die familienyacht anfertigen. Das Boot wuchs um eine struktur aus Eichenspanten; die Planken bestehen aus indischer Pitch-Pine, einer besonders festen Kiefernart, für das Deck wurde teak verlegt.

Das fertige schiff tauften sie auf den Na-men „Kanat“, türkisch für flügel, bezugneh-mend auf die reichliche segelfläche, die es zu einer schnellen Yawl macht. tatsächlich weist das Boot eine segeltragezahl von stol-zen 5,7 auf, vorausgesetzt, die Gewichts-angabe von 16 tonnen stimmt. somit wäre es als racer einzustufen.

D ass das schneeweiße Juwel ein richtiger segler ist, beweist es nach dem Ablegen von der Boje. Nachdem Groß, Besan, fock und

Klüver gesetzt sind, neigt sich das Boot sanft bis zur niedrigen fußreling ins Wasser und marschiert los. Die mächtige, schön ge-schnitzte Pinne in der Hand, ma növriert Eig-ner Edin die Yacht auf die Ägäis.

Nach ein paar trimmschlägen darf der Besucher ans ruder und erlebt die erste Überraschung: ob der riesigen Pinne und des angehängten Blattes auf ordentlich ru-derdruck vorbereitet, verblüfft die alte Dame durch fast jollenhafte Ausgeglichenheit, spielerisch lässt sie sich dirigieren. Das Kon-zept der Yawl, dass sich durch die auf zwei Masten verteilte segelfläche die Druckpunk-te gut platzieren lassen, funktioniert auf der „Kanat“ offenbar ganz hervorragend. „Und der geteilte segelplan macht das Boot auch mit kleiner Crew gut beherrschbar“, ergänzt der Eigner. Das ist ihm wichtig, damit hält sich der logistische Aufwand in Grenzen.

toppsegel und flieger bleiben allerdings auf dieser Ausfahrt verstaut. Die seien, so Edin, mehr etwas für richtige Leichtwind-ta-ge, nicht für den Meltemi, der die Yacht trifft, sobald wir die Nase aus der Landab deckung herausstecken.

Die ersten Wellen lecken am Laufdeck entlang, wenn sich die „Kanat“ bei verstärk-tem Winddruck ein paar Grad weiter auf die seite legt. Die Wasseroberfläche ist im wahrsten sinne des Wortes zum Greifen

Eigner Rifat Edin an der Pinne. Das Boot liegt ausgeglichen auf dem Ruder

Das schiff hat mich gefun-den“, sagt Eigner rifat Edin mit einem Lächeln. „ich sah es im Hafen: Diesen enorm tiefen freibord achtern, so-dass man praktisch direkt

am Wasser sitzt, ein bisschen wie auf einer Jolle! Das zog mich magisch an.“

Klingt wie eine „Liebe auf den ersten Blick“-Geschichte, nur mit einem schön-heitsfehler: Das Boot am steg, das er 1987 fand, war kein herausgeputztes schmuck-stück, sondern ein noch schwimmendes, aber langsam verfallendes teehaus. Der da-malige Eigner hatte die nicht mehr segel-klare Yacht kurzerhand zu einer im Hafen dümpelnden Gaststätte umfunktioniert.

Doch rifat Edin stört das nicht. Der is-tanbuler Geschäftsmann restauriert alte Häuser, segelt seit Kindesbeinen auf Holz- yachten und hat einen Blick für schöne Li-nien mit Potenzial. so kommt er mit dem Eigner ins Gespräch, und plötzlich fügt sich alles wie von selbst. seit Jahren hat dieser schon Angebote für die „Kanat“ bekommen, wollte auch verkaufen, doch die interessen-

ten waren für ihn nicht die richtigen. Er sag-te stets ab und behielt das Boot. „obwohl er es nur als teesalon benutzte, fühlte er, dass das schiff eigentlich eine schönheit ist und etwas Besseres verdient“, erzählt Edin.

Als plötzlich dieser Holzboot-Verrückte vor ihm steht, dem der salon-Betreiber an-sieht, dass er die alte Yawl zu dem machen will, was sie sein könnte, trennt er sich ganz leicht von ihr. Ein Wink des schicksals.

Auch heute geht es dem Betrachter noch so: segler, die an der „Kanat“ vorbeigehen, drehen sich um, wie der seemann nach der ersten hübschen frau beim Landgang. Ent-sprechend ist der reflex beim Bordbesuch in der Bucht Kuçuk Bükü bei Bodrum, wo das schiff an der Boje liegt: Das gibt es doch nicht! Eine ausgewachsene 15 Meter lange Yacht mit gerade einmal 80 Zenti meter frei-bord im Heck- und Cockpitbereich. Dazu ein ungewöhnlich langer Heckspriet und vorn ein monströser Klüverbaum! Und was für ein Deckssprung: Wie eine rampe steigt der rumpf steil zum Bug an.

„Das war um die Jahrhundertwende eine Mode im Bootsbau, ‚sink in boats‘ nannte

man die hier“, erklärt Edin, wohl in Anspie-lung an die Crew, die in den ausgeschnitte-nen Cockpitböden der flachen Boote wirkte, als ob sie im Deck versinkt.

Die Yawl ist damit optisch wahrlich das, was man einen echten Hingucker nennt. Nur das sehr flache, kleine Kajütdach und ein gläsernes skylight unterbrechen die Decks-linien. 1887 fertiggestellt, ist sie mit 128 Jah-ren die älteste erhaltene Privatyacht in der türkei und damit eine maritime Preziose. Damit gilt sie auch als schwimmender Be-weis dafür, dass die Holzbootsbau-Ge-schichte der türkei sehr viel mehr zu bieten hat als die riesigen Gulets, die alten fracht-segler und heutigen touristen-schiffe, die viele mit dem revier verbinden.

Gebaut wurde das schiff ursprünglich für Engländer noch zu Zeiten des osmani-schen reiches. schon um die Jahrhundert-wende war istanbul eine Handelsmetropole, in der auch viele Ausländer dauerhaft leb-ten. so auch die britisch-osmanische fa-milie Bond. Deren oberhaupt war zugleich Yacht-Konstrukteur. Um vor der Haustür im Marmarameer stilgerecht segeln gehen zu

Noch heute benutztes Relikt der langen Boots-Historie: Flüstertüte aus Kupferblech. Stern-Verzierung an der Baumnock. Die Schotwinschen haben schon einen Wellenanschluss für Grinder, wurden also vermutlich nachgerüstet

r i f a t e d i n

Der 57-jährige Geschäftsmann betreibt auch einen Segelclub in Tuzla

Page 3: ein stücK türKische Geschichte - Kayik TurkiyeDie 1887 gebaute Yawl „Kanat“, zu deutsch Flügel, ist die älteste private Yacht in der Türkei. Das Schiff gehörte einst sogar

123 1 — 2 0 1 5Da s BesonDere Boot • „Kanat“

fo

to

s:

YA

CH

t/A

. f

rit

sC

H,

Pr

iVA

t (

L.

M.)

FReiboRD Fast wie bei

eineR Jolle – bei 16 tonnen

Gewicht

„Deswegen liebe ich die ‚Kanat‘. sie ist ei-gentlich eine große Jolle und dazu hochsee-tauglich“, schwärmt er. Und eben ein schnel-les schiff: Zwölf Knoten hatten sie schon mehrfach auf der Logge. Auf einer stürmi-schen rückfahrt von einer regatta sahen sie sogar die 16.

Viel wichtiger ist dem Eigner aber, das Kleinod möglichst dicht am originalzustand zu halten. „Wenn man ein Boot zu sehr re-stauriert, es in alle teile zerlegt und viel er-setzt, obwohl es noch seine funktion erfüllt, verliert es leicht seine seele! ich habe schon Yachten gesehen, die ich vor restaurationen geliebt habe, und hinterher waren sie mir fremd!“ Wie ein schlecht gelifteter filmstar sozusagen.

Einen fehler kreidet sich der 57-Jährige auch heute noch an. Als er die „Kanat“ kauf-te, war der rumpf komplett mit Kupferblech beschlagen. „ich hatte sorge, dass sie darun-ter nach mehr als hundert Jahren schaden genommen hätte und ließ die Platten ent-fernen. Ein fehler – der rumpf war in ver-blüffend gutem Zustand!“ Lediglich große

haben schon einiges an Meilen auf dem Bu-ckel. Das schiff verleugnet seine Jahre nicht, ist eben auch Gebrauchsgegenstand.

D as gehört zu den Dingen, die Edin liebt: historische Gegenstände und fakten rund um seine schif-fe. Er hat insgesamt neun, gilt als

Experte der türkischen Holzbootszene. so erzählt er die Geschichte des zweiten Eig-ners der „Kanat“, des osmanischen Prinzen saba Hattin, der das Land Hals über Kopf verlassen musste, da er beim sultan in Un-gnade gefallen war. Er hat fotos, die die „Ka-nat“ bis über die toppen geflaggt bei staats-empfängen zeigt. oder mit elegant geklei-deten Besuchern an Bord, als sie dem türki-schen Lebemann Ali Bey gehörte, der sie als treffpunkt für die istanbuler society nutzte.

Auch von ihm weiß Edin eine Anekdote zu erzählen: „Damals war in der türkei noch die Bigamie verbreitet. Ali Bey hatte zwei frauen, die eine ausgezeichnete seglerin, die andere ausgezeichnete Köchin. so ließ er die gute Köchin immer das Essen für die

Französisch-arabisch beschriftetes Barometer und Patina allerorten. Die alte Trillerpfeife der Voreigner ist immer noch an Bord wie auch die geflochtenen Kordeln vor den Weingläsern, die die ausgeklappten Kojen sichern

nah. Die Crew segelt unmittelbar im Kon-takt zum Element, das sie trägt.

Wie nass es bei viel Wind und mehr Wel-le bei diesem niedrigen freibord wird? „Gar nicht so schlimm“, versichert Edin, „sie hat ein ausgezeichnetes seeverhalten und geht sehr weich durch die Wellen. Und durch den hohen Bug kommt nicht so viel Wasser über Deck, wie man zunächst glaubt! Wir sind sie schon in sieben Meter hohen Wellen bei ei-nem sturm in der Ägäis gefahren. Das ging sehr gut!“

V iele törns ist der istanbuler mit dem Boot schon gesegelt, meist im Marmarameer, dem Haus-revier istanbuls. Vor einigen Jah-

ren hat er die Yacht aber in die Nähe von Bo-drum verlegt, wo er ein ferienhaus besitzt. Von dort ging es bereits durch die griechi-sche inselwelt.

Auch haarige situationen hat das Boot schon gemeistert. in der Ägäis geraten sie bei einer Nachtfahrt in einen schweren sturm. Brecher waschen das Dingi aus den Davits,

die nur dreiköpfige Crew hat alle Hände voll zu tun. „Und die ‚Kanat‘ war stärker als wir: sie segelte noch immer tapfer. Doch wir wa-ren alle irgendwann so seekrank und er-schöpft, dass kaum noch einer sprechen wollte“, er innert sich der Eigner. Als sie sich einer insel nähern und sie anlaufen wollen, vertörnt sich eine Leine in der schraube, blockiert das ruder. Edin sieht keinen Aus-weg mehr und schießt rot.

„Ein riesiger frachter kam uns zur Hilfe. seine Bordwand war doppelt so hoch wie das rigg der ‚Kanat‘!“ schließlich entscheiden sie, sich von dem riesigen schiff einschlep-pen zu lassen. „Es war schrecklich. Der Ka-pitän fuhr viel zu schnell, das schiff machte enorm Wasser, und wir drohten zu sinken.“ Doch alles geht letztlich gut, nur segelt der Eigner seitdem nicht mehr gern nachts.

Dafür aber auf regatten. Den Bodrum Cup, eine regatta für Gulets und andere klas-sische Yachten, haben sie schon gewonnen. Edin liebt den Wettstreit. Wenn er nicht auf seiner Yacht antritt, dann auf historischen 12-fuß-Dinghies.

t ec h nisc h e Daten

Baujahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 8 7

Werft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ay v a n S a r a y, i s t a n b u l

Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 m

Gesamtlänge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 t

Segelfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 0 5 m 2

Leichtwindsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 0 m 2

Segeltragezahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 ,7

Volle Fahrt: Das Boot hat eine enorme Segelfläche. Die Aufteilung ist sehr praxisgerecht

teile des riggs und ein neues teakdeck wa-ren fällig.

Das faible für das Erhalten des origina-len, das Altern in Würde findet sich auf dem ganzen schiff wieder. selbst Dinge, die nicht mehr richtig genutzt werden, haben hier ihren dauerhaften Platz, wie der antiquierte seagull-Außenborder, der noch immer an Deck in seiner Halterung steht. Lufthutzen, Beschläge, Bulleyes aus Bronze sind ange-laufen und dürfen es sein, betagte rettungs-ringe verbleichen in der Mittelmeer-sonne, Holz teilen sieht man ihr Alter an. Der Lack ist längst nicht überall makellos, die segel

Page 4: ein stücK türKische Geschichte - Kayik TurkiyeDie 1887 gebaute Yawl „Kanat“, zu deutsch Flügel, ist die älteste private Yacht in der Türkei. Das Schiff gehörte einst sogar

125 1 — 2 0 1 5Da s BesonDere Boot • „Kanat“

Noch im sultanat entstand das Schiff für eine britisch-osmanische Familie. Es folgten

die unvermeidlichen Höhen und Tiefen

128 Jahre historie

Stilecht: Das Boot diente zeitweise zu Repräsentations­zwecken

V o l l z e u g

Das Schiff bei Leichtwind mit kompletter Segelgarderobe

l e b e n S l i n i e n

Wann und warum sich die ersten Eigner entschlossen, das Schiff zu verkaufen, ist unklar. Doch danach ist die Yawl kurz in der Hand eines osmanischen Prin-zen, bevor dieser das Land flucht-artig wegen Differenzen mit dem Sultan verlassen muss. Dann übernahm sie der Lebenskünst-ler Ali Bey, er nutzte das Boot als Treff der Istanbuler Gesellschaft. Das Foto links zeigt eine seiner Ausfahrten mit Gästen an Bord. Danach war das Schiff 15 Jahre im Familienbesitz. Wenig später beginnt der Nie-dergang: Ein prominenter türki-scher Boxer kauft die „Kanat“, behält sie aber nur für kurze Zeit. Anschließend wechselt sie in immer kürzeren Abständen den Besitzer. Später wird sie bei einer Fahrt beschädigt, und es

fehlen die Mittel zur Reparatur. In der Folge fristet das Schiff ein Dasein als Party-Plattform. Spä-ter geht es in die Hand einer tür-kischen Familie über, die das Boot zumindest pflegt. 1987 kauft Rifat Edin, der heu-tige Eigner, die Yawl und re-stauriert sie drei Jahre lang. Sein Traum: mit ihr zu den Voiles de St. Tropez an die Côte d’Azur.

fo

to

s:

YA

CH

t/A

. f

rit

sC

H,

Pr

iVA

t:

2/r

segeltage vorbereiten, und sie musste es auch an Bord bringen. Verständlich, dass das Ärger gab“, erzählt er lachend.

Unter Deck wird im türkischen Hoch-sommer schnell klar, dass dieser Lebens-raum in der tat zum Kochen nicht ideal ist. fast unerträglich heiß wird es, der schweiß fließt. Vielleicht auch einer der Gründe, wa-rum das Boot eher spartanisch gehalten ist: Zwischen den mit dicken roten Kordeln ge-sicherten aufgeklappten Kojen fällt der Blick direkt auf spanten und stringer. Er verrät, dass die Bootsbauer damals diverse Ver-bindungen nicht mit schrauben, sondern mit Holznägeln ausführten.

Das Leben auf solchen Booten findet im östlichen Mittelmeer aber ohnehin an Deck statt, in der Kajüte wird spät nachts geschla-fen, selten gekocht. Man sitzt an Deck oder im Hafen- oder Bucht-restaurant.

Das heißt aber nicht, dass das schiff un-ter Deck karg eingerichtet wäre. Die weiß ab-gesetzten Decken lassen den raum hell und luftig erscheinen, und überall finden sich kleine, mal liebevolle, mal pfiffige Details. Et-wa die skurrilen gewebten Lampenschirme,

Halter für verschnörkelte Weingläser sowie das Barometer mit französischer und arabi-scher Beschriftung.

Ungewöhnlich ist auch die Klapp-Glas-tür zur Vorschiffskoje. sie vergrößert optisch geschickt den knappen raum, genau wie spiegel am Hauptschott und an der tür zum winzigen Bad. im Vorschiff werden die sitz-duchten, die Durchgang zum stauraum bie-ten, zum schlafen ausgezogen. so entstehen zwei geräumige Längs kojen – die Lieblings-schlafplätze des Eigners.

Die Pantry ist sehr kompakt, sie liegt un-mittelbar neben der Niedergangs treppe. Eine

simple spüle, ein Herd, ein schrank für Ge-schirr – viel mehr ist da nicht.

Direkt hinter dem Niedergang teilt ein weiteres schott eine winzige, räumlich sepa-rierte Kajüte ab, die über einen zweiten Nie-dergang achtern zugänglich ist.

D och lange ist es in der sommer-lichen Hitze Bodrums bei fast 40 Grad unter Deck nicht auszuhal-ten, schnell zurück nach oben.

Dort fährt rifat Edin gerade den Aufschießer zurück zur Boje – genug gesegelt. Er sieht, wie dem Besucher der schweiß von den schläfen rinnt und lacht. „Das Wasser ist herrlich, komm schwimmen!“ – und springt komplett bekleidet ins 25 Grad warme Meer. Grazil folgt ihm freundin tonja im Bikini, während Bordhund Mischa an der reling ängstlich seinem frauchen hinterherbellt.

Der Bootsmann hängt die Badeleiter über die reling. Nur ein kurzer stummel, das niedrige Deck kann man aus dem Wasser praktisch mit dem Arm greifen.

Gelebt wiRD im mittelmeeR an

DecK, Die PantRy bleibt

Meist Kalt

Im Salon schaffen einige Spiegel und die Glastür zum Vorschiff ein großzügiges Raumgefühl

anDreas Fritsch

Erhältlich im Buch- und Fachhandel • www.delius-klasing.de • 0521 | 55 99 11

Michael Sachweh Segelwetter westliches Mittelmeer

6 16,90 [D] • ISBN 978-3-7688-3915-0Auch als eBook erhältlich

6 16,90 [D] • ISBN 978-3-7688-3577-0

Foto

: © M

arce

l Sch

auer

- Fo

tolia

6 14,90 [D] • ISBN 978-3-7688-3391-2

Es gibt kEin schlEchtEs WEttEr, nur dEn falschEn ratgEbEr.

84714-Anz-Segelwetter-westl-Mittelmeer_215x140.indd 1 01.09.14 12:16

Ein ausführliches Porträt über den Eigner Rifat Edin, den Hüter der türkischen Holzboote, lesen Sie in YACHT classic, Ausgabe 1/2015, ab 18. 12. am Kiosk!


Recommended