(Kommunale)
Politikfeldanalyse. Ein neues Forschungskonzept
für die Kinder- und Jugendarbeit:
Ausblicke auf ein Forschungsprojekt
Prof. Dr. Werner Lindner / EAH Jena
Kolloquium „Was ist Jugendarbeit?“ 13./14. Feb. 2017
epistemische
(fachliche)
Robustheit (nach Weingart/ Lensch 2008)
politische
Robustheit (nach Weingart(Lensch 2008)
Die Expertise der Jugendarbeit
muss sich im politischen
Kontext vor einer größeren
Gruppe als nur der eigenen,
fachwissenschaftlichen
bewähren.
Sie ist für unterschiedliche
(politische) Werthaltungen
annehmbar und ohne
Umdeutungen und
Instrumentalisierungen
anschlussfähig für den
(kommunal)politischen Prozess.
Die fachwissenschaftliche
Expertise der Jugendarbeit ist
gekennzeichnet durch eine
Stabilität ihrer methodischen
Verfahren, theoretischen,
juristischen Grundlagen und
empirischen Ergebnisse
(Wirkungen), die auch bei
ungenau bekannten oder
schwankenden
Sachumständen unverändert
bleibt. Sie wird von
unterschiedlichen Adressaten
als valide eingeschätzt.
epistemische
(fachliche)
Robustheit (nach Weingart/ Lensch 2008)
politische
Robustheit (nach Weingart(Lensch 2008)
Die Expertise der Jugendarbeit
muss sich im politischen
Kontext vor einer größeren
Gruppe als nur der eigenen,
fachwissenschaftlichen
bewähren.
Sie ist für unterschiedliche
(politische) Werthaltungen
annehmbar und ohne
Umdeutungen und
Instrumentalisierungen
anschlussfähig für den
(kommunal)politischen Prozess.
Die fachwissenschaftliche
Expertise der Jugendarbeit ist
gekennzeichnet durch eine
Stabilität ihrer methodischen
Verfahren, theoretischen,
juristischen Grundlagen und
empirischen Ergebnisse
(Wirkungen), die auch bei
ungenau bekannten oder
schwankenden
Sachumständen unverändert
bleibt. Sie wird von
unterschiedlichen Adressaten
als valide eingeschätzt.
Zentrales Steuerungskriterium:
„Wahrheiten“
Zentrales Steuerungskriterium:
„Mehrheiten“
niedrige
epistemische
Robustheit
hohe
politische
Robustheit
niedrige
politische
Robustheit
hohe
epistemische
Robustheit
keine Akzeptanz der
Expertise
nur fachwissen-schaftliche Akzeptanz
nur politische Akzeptanz der
Expertise
fachwissen-schaftliche und
politische Akzeptanz
Expertise und
Anerkennung
der Jugend-
arbeit
Hypothese:
Die Themen/ Ziele der Jugendarbeit
können umso besser platziert/
implementiert werden, je präziser und
fundierter deren Kenntnisse über die
jeweiligen politischen
Rahmenbedingungen sind.
Politikfeld Politikfeldanalyse
Wissens-soziologische
Diskursanalyse
Interpretative Policyforschung
Soziologische Stadtpolitik-
forschung (Local
Government Studies)
Politische Handlungsfelder/ Politikfelder
sind „diskursiv konstruierte soziale
Räume.“
„Politikfelder dienen (…) der Vermessung und
Kartographierung der Politik. (….) (Deren) Topographie
(ist) (…) weder konstant noch stabil. Nicht nur die
Grenzen einzelner Politikfelder sind einem steten Wandel
unterworfen, auch die innere Struktur der gegeneinander
abgegrenzten Bereiche bleibt in der Regel nicht
konstant.“ (Blätte 2015, S.3)
Politikfeld/ Politikfeldanalyse
Initialereignisse:
• exogene Ereignisse (Focussing Events, z. B. Tschernobyl:
Umweltministerium)
• technologischer/ demografischer Wandel (z. B. Netzpolitik)
• Aktionen „politischer Unternehmer“: Umdeutung/ Neudeutung:
„policies determines politics“ (Lowy 1972, S. 229)
„Politikfelder bilden sich in einem Prozess der
institutionellen Spezialisierung und Verdichtung aus einem
zuvor unspezifischen Regelzusammenhang heraus. (….)
Der Rohstoff, aus dem Sinn und Handlung generiert
werden, ist immer ein als regelungsbedürftig
wahrgenommenes Problem (bzw.:Thema; WL), für dessen
Bearbeitung die vorhandenen politisch-institutionellen
Kapazitäten funktional nicht mehr ausreichen.“ (Döhler 2015, S. 60)
Beispiel I:
Beispiel II
http://www.politik-kommunikation.de/ressorts/artikel/das-sind-die-wichtigsten-
akteure-der-digitalisierung-938984952 (02.01.2017)
Blätte, A. (2015): Grenzen und Konfigurationen politischer Handlungsfelder. Skizze einer
typologischen Theorie. In: dms – der moderne staat, 8. Jg., H.1, S. 91-112
Beispiel III:
Reiter, R. (2017): Sozialpolitik aus politikfeldanalytischer Perspektive. Wiesbaden, S. 41
Neue
Eigenständige
Jugendpolitik
X
X
X
Jugendarbeitspolitik
Neue und Eigen-ständige
Jugendpolitik
Kommunale Politikfeld-Analyse
Weitere Informationen unter:
http://www.beltz.de/fachmedien/sozialpa
edagogik_soziale_arbeit/buecher/produk
t_produktdetails/33128-
kommunale_jugendpolitik.html
Zur
konzeptionellen
Grundlegung:
Politikfeldanalyse
BEGRIFFE:
Policy-Analyse, Policy Studies; Comparative Public Policy,
Implementationsforschung, Evaluationsforschung, interpretative
Policy Forschung, legislative studies
DEFINITIONEN:
„Politikfeldanalyse ist der Prozess, in dem lösungsbedürftige
Probleme artikuliert, politische Ziele formuliert, alternative
Handlungsmöglichkeiten entwickelt und schließlich als verbindliche
Festlegung gewählt werden“ (Scharpf 1973, S.15)
„Public policy is whatever governments choose to do or not to do.“ (Dye, 1987, S. 2)
„Im Zentrum der Policy-Analyse stehen Fragen nach der Entstehung,
der Form und den Folgen staatlichen Handelns.“ (Knill/Tosun 2015, S.9)
Interpretative Policy-Analyse
Wissenssoziologische
Diskursanalyse
FOKUS: Diskurse sind grundlegend für das
Verständnis von Wirklichkeitskonstitutionen
„Wissenspolitologie“ (Nullmeier 2001, Kercher 2016, Heinelt 2016)
Wissen gilt als optionales Deutungsmuster in einem
Fundus ko-existierender Möglichkeiten.
Das Politische ist eine Ordnung, die durch Diskurse
„hergestellt“ wird (►„Wissensbasare“).
Politik ist nicht nur rationales Handeln, sondern immer
auch interessens- und normorientiertes Handeln in
diversen „Diskursarenen“.
Politische Handlungsalternativen werden dann ver-
wirklicht, wenn sich dafür die größte argumentativ-
rhetorische Unterstützung innerhalb von
Wissenssystemen mobilisieren lässt.
( ►Frames, Diskurse, Narrative, Storylines, Issue Relabeling, etc.)
Stadtpolitikforschung
Lokale Kontextbedingungen variieren Politikprogramme
(Implementation/ Gegenimplementation)
Städte als zentrale Knotenpunkte globaler Ströme
(critical urban theory)
Städte unterscheiden sich. Jede Stadt „tickt“ anders.
Jede Stadt markiert eine eigenständige Arena politischer
Auseinandersetzungen und Problemlösungen.
In jeder Stadt existieren eigenwillige Erfahrungsräume
der Politik (Eigenlogik) mit je spezifischen Akteurs-
konstellationen, Wissensbeständen, Diskursformationen
und Regelungsroutinen. (Barbehön/Münch 2015 u. 2017)
Politik-Fallanalyse
Worum geht es?
Wer sind die beteiligten Akteure?
Was prägt deren Handeln? • Wahrnehmung (des Falles, des Themas, der eigenen Lage, der anderen Akteure),
Interessen, Absichten und Ziele
Welche Mittel stehen den Akteuren für die Verfolgung ihrer Interessen zur
Verfügung?
• mit welcher „Durchschlagskraft“, welchen Ressourcen?
• mit welcher Nachhaltigkeit?
Wie entwickelt sich das Thema Jugendpolitik/ Jugendarbeit? Wer tut (oder: blockiert) was, warum und mit welchen Folgen?
Wie wird das Thema bearbeitet?
Welche Probleme sollen damit gelöst werden?
Problem- bzw. Themenanalyse: SITUATIONSANALYSE
• Was ist los? Wie werden Jugendpolitik und Jugendarbeit
in der (lokalen) Diskursarena verhandelt?
OPTIONSANALYSE
• Was kann im Prinzip getan werden?
• Was könnte in Anbetracht der vorhandenen Interessenlagen, Mehr-
heitsverhältnisse, technischen, administrativen und finanziellen
Möglichkeiten getan werden?
FOLGENABSCHÄTZUNG
• Welche Folgen/ Nebenwirkungen dürfte welche Maßnahme haben?
• Wie passen Folgen/ Nebenwirkungen mit den ansonsten prokla-
mierten oder verfolgten Grundlagen der eigenen Politik zusammen?
ENTSCHEIDUNGSVORSCHLAG
• Was soll von wem wann und wie getan werden?
Forschungszugänge
Dokumentenanalyse
z. B. Ratsprotokolle, Kommunaldaten, Medienanalyse, …..
Experteninterviews
z. B. Bürgermeister*in, Fraktionsvorsitzende, Dezernent*in,
Schlüsselakteure der (Jugend)Politik, Jugendarbeit i.w.S…...
Option/ Desiderat 1: ethnografische Zugänge (vgl. Brichzin 2016)
z. B. Teilnahme an Rats- und Ausschusssitzungen
Option/ Desiderat 2: Netzwerkanalyse (vgl. Fuhse 2016, Schubert, H. (2017) in: Lindner/Pletzer, S. 285-297)
Schubert, H. (2017): Identifizierung und Gestaltung von Netzwerken in der Kommune. In: Lindner, W./ Pletzer, W. (Hrsg): Kommunale Jugendpolitik. Grundlagen, Leitlinien, Realisierung. Weinheim u. Basel, S. 285-297
Lokale Ebene
Landesebene
Bundesebene
EU-Ebene
Option/ Desiderat 3: Jugendpolitik/ Jugendarbeitspolitik
auf anderen Politikebenen (Multi-Level-Governance)
Option/ Desiderat 4:
Andere Themen- bzw. Sub-Politikfelder der Jugendarbeit,
z. B.:
- Bildungslandschaften
- Internationale Jugendarbeit
- Kulturelle/ Politische Bildung
- ………
- Streetwork/ Mobile Jugendarbeit
- (Berufsbezogene) Jugendsozialarbeit
- Schulsozialarbeit
- …..
Realisierung/ Rahmenbedingungen
Eigenständige Jugendpolitik Rheinland-Pfalz: („JES!“) (>> Nachfolgeprojekt PEP 2013-2015)
6 teilnehmende Kommunen
Vorbereitende bzw. Begleitforschung (in Koordination/ Kooperation mit sozialpädagogischen Fachkräften)
Durchführung: 2017 / anschließende Implementation