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Ein Amerikaner in Paris - dresdnerphilharmonie.de · klar, dass sich Leonard Bernstein ab Mitte der...

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KONZERTSAAL Ein Amerikaner in Paris 10. / 11. NOV 2017
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KO N Z E R T S A A L

Ein Amerikaner in Paris

10. / 11. NOV 2017

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George Gershwin (1898 – 1937) „An American in Paris“ (1928)

Tondichtung für Orchester

Maurice Ravel (1875 – 1937)Konzert für Klavier und Orchester D-Dur „für die linke Hand“ (1932)

(in einem Satz)

P A U S E

Leonard Bernstein (1918 – 1990)„Sinfonische Tänze“ (1961)

aus dem Musical „West Side Story“Prologue

SomewhereScherzoMamboCha-cha

Meeting SceneCool Fugue

RumbleFinale

Maurice Ravel„La Valse – poème chorégraphique“ für Orchester (1920)

DEBÜT

DRESDEN

Nicholas Collon | DirigentJean-Efflam Bavouzet | Klavier

Dresdner Philharmonie

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Diese Holländer! Fädeln sich auf deutschen Autobahnen Reihe an Reihe mit ihren Wohnwagen. – Ein Klischee, natürlich! Aber ungefähr so dürfte es gewesen sein, als hol-ländische Siedler im 17. Jahrhundert einen alten Indianerpfad nutzten und ihn mehr und mehr zu einer Straße quer durch das heutige Manhattan ausbauten. So entstand, verkürzt gesagt, der Broadway, jener kilometerlange Boulevard, der seither für seine reiche �eater-Kultur und -Infrastruktur bekannt ist. Vor allem in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts schossen die neuen Vergnügungs- und Kunsttempel wie Pilze aus dem Boden.Mit seiner „Rhapsody in Blue“ und dem „Concerto in F“ hatte George Gershwin, der am Anfang seiner Karriere als Aushilfspianist

AMERIKANISCHES PARISG E R S H W I N : „ A N A M E R I C A N I N PA R I S “

von Bar zu Bar getingelt war, 1924 bzw. 1925 seine ersten großen Erfolge gefeiert und damit die Grundlagen dafür gelegt, dass der Jazz wie selbstverständlich in die sinfonische Musik eingebunden wurde. Gershwin galt als die Verkörperung eines neuen musikalischen Amerikas.1928 schreibt er – nach einer zweimonatigen Paris-Reise, während der man ihn rauchend in Cafés und häufig im Montmartre-Viertel sieht – als Auftragskomposition für New Yorks Philharmoniker „An American in Paris“, im Untertitel genannt „Tone poem for orchestra“. Gershwin selbst hat über dieses Werk gesagt: „Es ist meine Absicht, die Eindrücke eines amerikanischen Reisenden wiederzugeben, der durch Paris schlendert, der auf den Straßenlärm hört und die franzö-

„Als ernster Komponist ist er nie weitergekommen als bis zu einem bestimmten Punkt. Aber er hat mit seinen für ihn charakteristischen Stücken etwas geschaffen, was nur er schaffen konnte: so frisch, neu und lebendig – ein Ohrenschmaus.“

Nachruf auf George Gershwin in der „New York Times“

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sische Atmosphäre in sich aufnimmt. Wie in meinen anderen Orchesterwerken habe ich mich dabei nicht bemüht, irgendeine bestimmte Szene in Musik zu setzen.“ Gershwin schildert Atmosphären, Stim-mungen, Momentaufnahmen wie ein Flaneur. Er fängt das Verkehrstreiben auf den Champs-Elysées ein, er vertont Taxi-Hupen im ersten Teil, Blues-Elemente im zweiten (ein Amerikaner, der Heimweh nach Amerika bekommt) und den Charleston im Schlussteil. Spätestens mit diesem Werk ist klar, warum Maurice Ravel es einst abgelehnt hatte, Gershwin zu unterrichten: „Sie sind ein erstklassiger Gershwin. Warum wollen Sie ein zweitklassiger Ravel werden?“

GEORGE GERSHWIN* 26. September 1898 in Brooklyn, New York † 11. Juli 1937 in Los Angeles

„ A N A M E R I C A N I N PA R I S “Tondichtung für Orchester

Entstehung1928Uraufführung13. Dezember 1928 in New YorkZuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt31. Dezember 1997, Dirigent: Michel PlassonSpieldauerca. 17 MinutenBesetzungPiccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 3 Saxophone, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagwerk, Celesta, Streicher

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Originell ist der Gedanke schon: gleichzeitig an zwei Werken derselben Gattung zu arbei-ten. „Ein interessantes Experiment“ nennt es Maurice Ravel gegenüber der englischen Presse. 1929 schreibt der Franzose gerade ein Klavierkonzert nach herkömmlichem Muster, als ihn aus Österreich eine Anfrage erreicht, ob er nicht auch ein Klavierkonzert für die linke Hand komponieren wolle. Absender ist der Pianist Paul Wittgenstein, der im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verloren hatte. Ravel sagt zu und pendelt fortan zwischen zwei unterschiedlichen Manuskripten: Auf der linken Seite seines Flügels liegt das Noten- papier für das Konzert in G-Dur, auf der rechten Seite das Material für sein Konzert in D für die linke Hand.

UNGLEICHE GESCHWISTERR A V E L : K L A V I E R KO N Z E R T „ F Ü R D I E L I N K E H A N D “

Legt man diese beiden Werke nun ebenso säuberlich nebeneinander wie der Komponist, werden die Unterschiede dieser zweieiigen Zwillinge schnell deutlich: Das G-Dur-Konzert setzt sich aus drei Sätzen mit der traditionellen Satzfolge schnell – langsam – schnell zusammen, für das Schwesterwerk wählt er die Einsätzigkeit, in deren Mitte ein rascher Mittelteil steht, umrahmt von zwei langsamen Abschnitten. Die Kontraste zeigen sich in fast allem: Das zweihändige Konzert setzt furios, mit Knall und Getöse und dem Rasseln der kleinen Trommel ein, dazu hohe Streicher und, noch höher, die Piccoloflöte. Das Konzert für die linke Hand eröffnen dagegen tief brummend die (geteil-ten!) Kontrabässe und Celli, bevor sich, nicht minder tief, das Kontrafagott dazu gesellt.

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Obwohl das Linke-Hand-Konzert in einer Dur-Tonart steht, zeugt es von einer gewissen Morbidität und Todesnähe. Erwachsen aus einem düster-amorphen Beginn, bricht am Ende, kurz vor Erreichen einer scheinbar glorreichen Klimax, die Katastrophe herein. Ein geradezu brutaler Marsch erklingt und das Konzert endet abrupt, zerstörerisch, gewaltsam in nur fünf Takten und mit einem rohen Posaunenglissando, das an das katas-trophische Finale von „La Valse“ erinnert.Auch die öffentliche Premiere in Wien mit Wittgenstein am Klavier besaß Katastro-phen-Potenzial. Man hatte für Ravel eine Soirée organisiert, bei der Wittgenstein als Solist und Ravel als „Orchester“ am zweiten Klavier das Werk vortragen sollten. Wittgen-stein jedoch hatte, da er mit der Komposition unzufrieden war, eigenmächtig eine Reihe von Veränderungen eingefügt. Diese wie-derum brachten Ravel auf die Palme. Nach diesem Konzert am 5. Januar 1932 kam es zum Eklat. Ravel raunzte: „Aber das stimmt doch alles gar nicht!“ Wittgenstein erwiderte, Interpreten dürften nicht zu Sklaven degra-diert werden. Es kam zu einem ausgiebigen Briefwechsel, dessen prägnantester Satz von Ravel stammt: „Interpreten sind Sklaven!“

MAURICE RAVEL* 7. März 1875 in Ciboure (bei Saint-Jean-de-Luz) † 28. Dezember 1937 in Paris

K O N Z E R T F Ü R K L A V I E R U N D O R C H E S T E R D - D U R„ F Ü R D I E L I N K E H A N D ”

Entstehung1929 – 1931Uraufführung5. Januar 1932 in WienWidmungPaul WittgensteinZuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt15. März 2014, Dirigent: James GaffiganSpieldauerca. 17 MinutenBesetzungKlavier, Piccoloflöte, 3 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, Es-Klarinette, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagwerk, Harfe, Streicher

„In einem Werk dieser Art kommt es darauf an, nicht den Eindruck eines lockeren Klanggewebes, sondern den eines für zwei Hände geschriebenen Klavierparts zu geben.“

Ravel über sein Konzert „für die linke Hand“

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Der Wandel vollzieht sich fast schleichend. Erst im Nachhinein wird mehr und mehr klar, dass sich Leonard Bernstein ab Mitte der 1940er Jahre vom anerkannten Pianis-ten hin zum international renommierten Dirigenten wandelt – spätestens seit seinem Debüt beim New York Philharmonic 1943 – und parallel dazu sein Profil als Komponist schärft. Davon zeugen zunächst die beiden ersten Sinfonien aus den Jahren 1944 und 1949 und sein erstes Broadway-Musical „On the Town“. Schluss- und Höhepunkt dieser Phase in Bernsteins Leben bildet 1957 die „West Side Story“. Es wird zehn Jahre dauern, bis er sich wieder komponierend dem Musiktheater zuwendet.

AMERICAN SINGSPIELB E R N S T E I N : „ S I N F O N I S C H E T Ä N Z E “

Erst als sich am 26. September 1957 erstmals der Vorhang zu seiner „West Side Story“ senkt, dürfte allen Beteiligten klar gewesen sein, welch außerordentlichen Rang dieses Bühnen-werk in der amerikanischen Musikgeschichte einnehmen würde. Bis dahin galt der Ausgang dieses Unternehmens noch als ungewiss. Wie würde das Publikum auf eine Modernisierung von Shakespeares „Romeo und Julia“ reagieren? Zumal in einer Version als Musical? Bernstein hat später einmal zugegeben, dass keiner der damaligen Crew an einen wirklichen Erfolg geglaubt hatte. Nur einer ließ sich nicht beirren: Bernstein himself!Während der Entstehung der „West Side Story“ vergleicht er in einer seiner

„Leonard Bernstein ist der größte Pianist unter den Dirigenten, der größte Dirigent unter den

Komponisten und der größte Komponist unter den Pianisten.“

Arthur Rubinstein

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TV-Sendungen die Situation des europä-ischen Singspiels zur Mitte des 18. Jahr-hunderts mit der der „American Musical Comedy“ im 20. Jahrhundert. Kühn behaup-tet er, dass die Amerikaner sich in einer Art Warteschleife befänden, hoffend auf einen Befreiungsschlag oder neuen Höhepunkt, ähnlich wie das Publikum vor Mozarts „Ent-führung“ und „Zauberflöte“: Steht das eine Werk noch ganz im Kontext der Tradition, so öffnet das zweite die Tür zu einer neuen Form, „and perhaps ‚opera‘ will be the wrong word for it.“ Bernstein also erwartet von sich selbst nicht weniger als die Umsetzung neuer ästhetischer Einsichten, was letztlich dazu führt, dass sich in seiner „West Side Story“ Musical und Oper miteinander mischen, sich gegenseitig durchdringen, sowohl thematisch als auch musikalisch. Keinem anderen Musiker des 20. Jahrhunderts – nach Gershwin – ist die Verknüpfung von Kunst- und Volksmusik, von Ernst und Unterhaltung und damit im weiteren Sinne die Auflösung der Trennlinien von U- und E-Musik so sehr geglückt wie Leonard Bernstein.Noch im Jahr der Uraufführung hat der Komponist seinen alten Freund Sid Ramin beauftragt, die Musical-Musik zu einer sin-fonischen Suite zu verdichten. Dabei handelt es sich durchweg um Ballettmusik. Sie trägt, wie übrigens auch die letzte Komposition von Sergej Rachmaninow, den Titel „Sinfoni-sche Tänze“.

LEONARD BERNSTEIN* 25. August 1918 in Lawrence, Massachusetts† 14. Oktober 1990 in New York

„ S I N F O N I S C H E T Ä N Z E ” ( A U S „ W E S T S I D E S T O R Y ” )

Entstehung1956 – 1961Uraufführung26. September 1957 in New York (Musical)13. Februar 1961 in New York (Tänze)Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt31. Dezember 2016, Dirigentin: Ariane MatiakhSpieldauerca. 20 MinutenBesetzungPiccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, Es-Klarinette, 2 Klarinetten, Bassklarinette, Altsaxophon, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Basstrompeten, Tuba, Pauken, Schlagwerk, Harfe, Klavier, Celesta, Streicher

„Ich schlafe kaum; ich arbeite jede – buchstäblich jede – Sekunde (zumal ich vier Dinge gleichzeitig tue: komponieren, Gesangstexte schreiben, orchestrieren und das Ensemble einstudieren). Es ist Mord, aber ich bin begeistert. Es wird vielleicht etwas Außergewöhnliches.“

Leonard Bernstein an seine Frau am 8. August 1957

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Gegen die Werke der Zweiten Wiener Schule hat er sich stets verwahrt: „Ich habe sie im-mer als eine intellektuelle Pose betrachtet.“ Das sagt ausgerechnet er, Ravel, der keine Note ohne fast manische Akribie aufge-zeichnet hat. 1982 gibt der Schweizer Pianist Franz Josef Hirt zu Protokoll, dass er Ravel noch beim Komponieren über die Schulter geschaut habe und Zeuge geworden sei, wie dieser sich stundenlang über wenige Noten den Kopf zerbrochen habe, um schließlich aufzublicken und zu nachzufragen, ob das soeben Hingeschriebene auch „logisch“ sei. Von daher verwundert es nicht, dass Ravel sich mit „La Valse“ mehr als vierzehn Jahre lang herumgeplagt hat. Bereits in einem Brief vom Februar 1906 vermeldet er, dass er „eine Hommage an Johann Strauß“ plane. Bis 1914 möchte er das Ganze „Wien“ nennen, Untertitel: „poème symphonique“. Er ändert sein Vorhaben und überschreibt sein Werk schließlich mit: „La Valse. Poème chorégraphique“. Ravel schwärmt in seiner „Autobiographischen Skizze“ von „einer Art Apotheose des Wiener Walzers“, die er mit dem „Eindruck eines phantastischen, fatalen Wirbels“ verknüpfen wolle. Konkret: „Durch wirbelnde Wolken hindurch sind Walzer tanzende Paare schwach erkennbar.

FRANZÖSISCHES WIENR A V E L : „ L A V A L S E ”

Allmählich zerstreuen sich die Wolken: Man gewahrt eine ungeheuer riesige Halle mit einer wirbelnden Menschenmenge. Die Szene wird allmählich heller. Das Licht der Kronleuchter verbreitet sich in strahlendem Fortissimo. Ein kaiserlicher Hof, um 1855.“ Neben allem Strahlen, allem rauschhaften Glanz und wirbelnden Glamour impliziert „La Valse“ aber auch eine ganz andere Form der Apotheose: den schwarzen, pessimis-tisch-katastrophennahen Taumel des Ersten Weltkriegs. Die Energie des Walzers erfährt eine Sinn-Umkehrung von feinem psycholo-gischem Kalkül.„La Valse“ teilt sich in zwei große Teile, dessen zweiter allerdings kein neues Material verwendet, sondern eine frei gestaltete Reprise darstellt. Am Beginn bleiben die Melodien recht floskelhaft, deuten die tremolierenden Streicher eine beinahe morbide Eleganz an. Erst allmählich steigern sich Rhythmus und Klangfarben, schwillt das Orchester an, entwickelt sich, nach mehrfachem Verebben, ein Rausch. Der fragile Dreiviertel-Unterbau kann all dem letztlich nicht mehr standhalten. Aller äußerlicher Glanz bricht in sich zusam-men, die kaiserliche Hofgesellschaft wankt ihrem Untergang entgegen.

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Darius Milhaud spöttelte, „La Valse“ klinge, als hätte Saint-Saëns etwas für die „Ballets russes“ geschrieben – untrügliches Zeichen dafür, dass man, wie auch Adorno 1930 konstatierte, das Werk nicht immer in seiner eigentlichen Bedeutung hat verstehen wollen. Bei der Uraufführung am 12. Dezember 1920 leitete Camille Chevillard das Orchestre Lamoureux.

MAURICE RAVEL* 7. März 1875 in Ciboure (bei Saint-Jean-de-Luz) † 28. Dezember 1937 in Paris

„ L A V A L S E – P O È M E C H O R É G R A P H I Q U E ”

Entstehung1919 / 1920Uraufführung12. Dezember 1920 in ParisZuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt31. Dezember 2016, Dirigentin: Ariane MatiakhSpieldauerca. 12 MinutenBesetzungPiccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, 3 Pauken, Schlagwerk, Harfe, Streicher

„Dieser Tanz mag tragisch erscheinen – wie jede andere Emotion, die man zum Extrem treibt. Doch man sollte nur sehen, was die Musik wirklich aus-drückt: eine aufsteigende Progression von Klang.“ Ravel über „La Valse“

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Der junge britische Dirigent NICHOLAS COLLON ist ein „geborener Unterhalter, ein innovativer Leiter und ein hochkarätiger Interpret eines gigantischen Repertoires“, schrieb der London Evening Standard. Er ist Gründer und Chef-dirigent des renommierten Aurora Orchestra, Chefdirigent des Residentie Orkest in Den Haag und Erster Gastdirigent beim Gürzenich Orchester in Köln. Sein eleganter Stil, sein musikalischer Intellekt und sein inspirierendes Spiel haben zu Ein-ladungen verschiedenster Orchester geführt, darunter das DSO Berlin, das Finnish Radio Symphony, das Orchestre National du Capitole de Toulouse, das Ensemble Intercontempo-rain, Les Siècles und viele führende britische Orchester wie das Philharmonia und das London Philharmonic. In der Saison 2017/18 dirigiert Collon zum ersten Mal die Bamber-ger Symphoniker, die Dresdner Philharmonie, die Dänische Nationalsinfonie und das Salz-burger Mozarteum Orchester und arbeitet erneut mit dem Hallé Orchestra, dem BBC Philharmonic und dem City of Birmingham Symphony Orchestra.

Seine Zusammenarbeit mit dem Residente Orkest beinhaltet in dieser Saison Konzerte beim Amsterdam Concertgebouw und dem Rotterdam De Doelen, ein Konzert in Den Haag und eine Deutschlandtournee. Unter Collons künstlerischer Leitung erarbeitete sich das Aurora Orchestra im Vereinigten König- reich sowie international einen exzellenten Ruf. Als ansässiges Orchester des Kings Place arbeiten die Musiker an einem auf fünf Jahre angelegten Zyklus von Mozarts Klavier-konzerten und als Partnerorchester des South Bank Centre an innovativen Konzertformaten im Rahmen der „Orchestral �eatre“-Reihe. Nicholas Collon, geboren in London, ist gelernter Geiger, Pianist und Organist und studierte Orgel beim Clare College in Cambridge.

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Ein Amerikaner in Paris 11

Der preisgekrönte Pianist JEAN-EFFLAM BAVOUZET blickt auf eine überragende Karriere zurück – mit internationalen Konzerten sowie Aufnahmen und Zusammenarbeiten mit renommierten Orchestern wie dem Cleveland Orchestra, San Francisco Symphony, London Philharmonic, BBC Symphony und dem NHK Sinfonieorchester. Außerdem arbeitete er mit Ausnahmedirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Vladimir Jurowski, Gianandrea Noseda, François-Xavier Roth, Charles Dutoit, Gábor Takács-Nagy, Sir Andrew Davis und vielen anderen.Viele seiner Aufnahmen, die er exklusiv für Chandos einspielt, gewannen eine Vielzahl von Preisen, darunter den Gramophone Award und den Diapason d’Or. Gemeinsam mit der Manchester Camerata und Gábor Takács-Nagy nahm Bavouzet einige Klavier-konzerte von Haydn auf und begann mit der Einspielung von Mozarts Klavierkonzerten. Andere Aufnahmen beinhalten sämtliche Beethoven-Sonaten. Ein aktuelles Projekt ist die Gesamteinspielung von Haydns Klavier-sonaten.Zum Gedenken an Debussy (anlässlich seines 100. Todesjahrs 1918) wird Bavouzet ein Rezital mit sämtlichen Werken des Franzosen zur Aufführungen bringen. Zahlreiche Auf-tritte in Europa, dem Vereinigten Königreich und Nordamerika folgen.

Bavouzet arbeitete mit Pierre Boulez, Karl-heinz Stockhausen, György Kurtág, Maurice Ohana und Bruno Mantovani zusammen. Er setzt sich sehr für die weniger bekannte französische Musik ein, insbesondere für Werke von Gabriel Pierné und Albéric Magnard. Jean-Efflam Bavouzet bekleidet den Internationalen Lehrstuhl für Klavier am Royal Northern College of Music.

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1 . V I O L I N E NProf. Ralf-Carsten Brömsel KV

Dalia Richter KV Eva Dollfuß

Marcus Gottwald KV

Ute Kelemen KV

Antje Becker KV

Johannes Groth KV

Alexander Teichmann KM

Juliane Kettschau KM

�omas Otto�eresia Hänzsche

Xianbo WenJoseph de Valle

Sihao ChenJan Paul Kussmaul

Michelle Kutz

2 . V I O L I N E NReinhard Krauß*

Denise Nittel Reinhard Lohmann KV

Viola Marzin KV

Dr. phil. Matthias Bettin KV

Heiko Seifert KV

Andreas Hoene KV

Andrea Dittrich KV

Constanze Sandmann KV

Jörn HettfleischSusanne Herberg KM

Christiane Liskowsky KM

Hayoung Kim**Kyoungjie Kim***

Die Dresdner Philharmonie im heutigen Konzert

B R A T S C H E NChristina Biwank KV

Beate Müller KV Steffen Seifert KV

Steffen Neumann KV

Heiko Mürbe KV

Hans-Burkart Henschke KV

Joanna Szumiel KM

Tilman BaubkusHarald HufnagelSusanne GoerlichBjörn Sperling*

Andriy Huchok***

V I O L O N C E L L IProf. Matthias Bräutigam KV

Victor Meister KV �omas Bäz KV

Rainer Promnitz KV

Karl-Bernhard von Stumpff KV

Clemens Krieger KV

Alexander Will KM

Bruno BorralhinhoDorothea Plans Casal

Maria Franz***

K O N T R A B Ä S S E Prof. Benedikt Hübner KM

Tobias Glöckler KV Olaf Kindel KM �ilo Ermold KV

Donatus Bergemann KV

Matthias Bohrig KV

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Ein Amerikaner in Paris 13

Ilie Cozmaţchi Joshua Chavez Marquez**

F L Ö T E NKarin Hofmann KV Claudia Rose KM

Friederike Herfurth-Bäz

O B O E NUndine Röhner-Stolle KM

Jens Prasse KV

Isabel Kern

K L A R I N E T T E N | S A X O P H O N EProf. Fabian Dirr KV

Dittmar Trebeljahr KV Klaus Jopp KV

Frank Brumme*Friedemann Seidlitz*

Frederik Virsik***

F A G O T T EFranziska Haußig*

Prof. Mario Hendel KV Selma Bauer**

H Ö R N E RHanno Westphal

Torsten Gottschalk Johannes Max KV Dietrich Schlät KV

T R O M P E T E NChristian Höcherl KV

Csaba Kelemen Nikolaus von Tippelskirch

P O S A U N E NMatthias Franz KM Stefan Langbein KM

Dietmar Pester KV

Peter Conrad KV

T U B ATeo Jin Hao***

H A R F E NNora Koch KV

Astrid von Brück*

P A U K E | S C H L A G W E R KStefan Kittlaus Oliver Mills KM Gido Maier KM

Alexej Bröse �omas März*

Philipp Kohnke*

K L A V I E R | C E L E S T AAlberto Carnevale Ricci*

KM Kammermusiker · KV Kammervirtuose * Gast · ** Akademie · *** Substitut

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12. NOV 2017, SO, 19.00 UhrS C H LO S S A L B R E C H T S B E R GCollenbusch-QuartettKammerkonzert

12. NOV 2017, SO, 20.00 UhrS C H LO S S WA C K E R B A R T HKammerkonzertAkademisten stellen sich vorVeranstalter: Kurt Masur Akademie – Orchesterakademie der Dresdner Philharmonie e.V.

15. NOV 2017, 20.00 UhrKU LT U R PA L A S TDresdner Orgelzyklus im Kulturpalast IIFrauenkirchenorganist Samuel Kummer

17. NOV 2017, 17.30 UhrS TA DT M U S E U M Kurt Masur: Die Dresdner Jahre Vortrag: Prof. Dieter Härtwigund Film

25. NOV 2017, SA, 15.30 & 17.00 UhrD E U T S C H E S H YG I E N E - M U S E U MFamilienkonzertOttos unbeantwortete FrageManacorda, Schauspieler, Dresdner Philharmonie

26. NOV 2017, SO, 11.00 UhrD E U T S C H E S H YG I E N E - M U S E U MMahler, Schumann, Ives Manacorda, Larsson, Dresdner Philharmonie10.45 Uhr Konzertino mit Konzertbesuch

2. DEZ 2017, SA, 19.30 Uhr3. DEZ 2017, SO, 18.00 UhrKU LT U R PA L A S TBruckners DrittePoschner, Melton Tuba Quartett, Dresdner Philharmonie

7. DEZ 2017, DO, 19.30 Uhr8. DEZ 2017, FR, 19.30 UhrKU LT U R PA L A S TSchumann: Cellokonzert und „Rheinische“ SinfonieSanderling, Müller-Schott, Dresdner Philharmonie

16. DEZ 2017, SA, 19.00 UhrKU LT U R PA L A S TDresdner ChortagAdventskonzertDresdner Laienchöre – Förderpreisträger

17. DEZ 2017, SO, 16.00 UhrKU LT U R PA L A S TWeihnachtskonzertKersten, Dresdner Jugendsinfonieorchesteram HSKD, Mitglieder der Dresdner Philharmonie,Philharmonischer Chor Dresden

13. JAN 2018, SA, 19.30 Uhr14. JAN 2018, SO, 11.00 UhrKU LT U R PA L A S TBruckners NeunteJanowski, Piemontesi, Dresdner Philharmonie

19. JAN 2018, FR, 19.30 Uhr21. JAN 2018, SO, 18.00 UhrKU LT U R PA L A S T„Euryanthe“: Oper konzertantJanowski, Magee, Foster, Elsner, Silins,Humes, MDR Rundfunkchor, Dresdner Philharmonie

26. JAN 2018, FR, 19.30 Uhr27. JAN 2018, SA, 19.30 UhrKU LT U R PA L A S TAnoushka ShankarSteffens, Shankar, Dresdner Philharmonie

11. FEB 2018, SO, 18 Uhr13.FEB 2018, MO, 19.30 UhrKU LT U R PA L A S TDresdner Gedenktag: SchostakowitschPetrenko, Estnischer Nationaler Männerchor, Üleoja, Dresdner Philharmonie

U N S E R E N Ä C H S T E N KO N Z E R T E ( A U S W A H L )

TICKETSERVICE IM KULTURPALAST

Telefon 0351 4 866 866ticket@dresdnerphilharmonie.dewww.dresdnerphilharmonie.dewww.kulturpalast-dresden.de

Die Reinheit des Klangs“

Steinway & Sons-VertretungComeniusstr. 99 01309 Dresden

0351 2689515 [email protected] www.piano-gaebler.de

Musik verbindet.

Piano-Gäbler wünscht

Ihnen viel Freude beim

Konzert der Dresdner

Philharmonie.

0

5

25

75

95

100

2015-08-10c-final_2015_08_14

Freitag, 14. August 2015 14:37:15

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Freitag, 14. August 2015 14:37:15

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IMPRESSUM

DRESDNER PHILHARMONIE

Schloßstraße 201067 DresdenTelefon 0351 4 866 282www.dresdnerphilharmonie.de

CHEFDIRIGENT: Michael SanderlingEHRENDIRIGENT: Kurt Masur †ERSTER GASTDIRIGENT: Bertrand de BillyINTENDANTIN: Frauke Roth

TEXT: Dr. Christoph VratzDer Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft; Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.REDAKTION: Dr. Dennis RothGRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH

BILDNACHWEIS

Wikimedia commons: S. 3, 4, 6, 9Jim Hinson: S. 10Benjamin Ealovega: S. 11

Preis: 2,50 €

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Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes durch Besucher grundsätzlich untersagt sind.

Orchester der Landeshauptstadt

Dresden

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Die Musikabteilung der Zentralbibliothek (2. OG) hält zu den aktuellen Programmen der Philharmonie für Sie in einem speziellen Regal Partituren, Bücher und CDs bereit.


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