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Ehrenamtliches Engagement im Vogelmonitoring in …...Naturschutz und Biologische Vielfalt 95 2010...

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199 Naturschutz und Biologische Vielfalt 95 2010 199-230 Bundesamt für Naturschutz Ehrenamtliches Engagement im Vogelmonitoring in Deutschland JOHANNES WAHL und CHRISTOPH SUDFELDT 1 Einleitung Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 1 bilden die tragende Säule aller über- regionalen Vogelerfassungsprogramme in Deutschland (SUDFELDT et al. 2010b). In vermutlich keiner anderen Naturwissenschaft ist eine ähnlich hohe Anzahl ehrenamtlich Aktiver tätig (HÖTKER et al. 2001, GREENWOOD 2007). Ohne ihr enormes Engagement wären Brutvogelatlanten auf regionaler, nationaler oder internationaler Ebene undenkbar (z. B. RHEINWALD 1993, HAGEMEIJER & BLAIR 1997, GEDEON et al. 2004b, GIBBONS et al. 2007). Ebenso verdanken wir ihrer Unterstützung unser enormes Wissen über Ver- breitung, Bestand, Trend und Gefährdung vieler Brut- und Rastvogelpopulationen (z. B. FLADE & SCHWARZ 2004, BOSCHERT 2005, BLEW et al. 2005, WAHL & SUDFELDT 2005, SÜDBECK et al. 2007) und sie trugen ganz überwiegend die Datengrundlagen für Verzeichnisse prioritär zu schützender Lebensräume von Vögeln zusammen (z. B. SUDFELDT et al. 2002a, SUDFELDT et al. 2002b). Auf vielfältige Weise werden Daten und Ergebnisse aus ehrenamtlich gestützten Monitoringprogrammen herangezogen, z. B. zur Erfüllung von Berichtspflichten im Rahmen internationaler Konventionen oder zur Beantwortung naturschutzfachlicher Fragestellungen auf nationaler, landesweiter und lokaler Ebene. Auch der Nachhaltigkeitsindikator der Bundesregierung für die Artenvielfalt (ACHTZIGER et al. 2004, STATISTISCHES BUNDESAMT 2007) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene (GREGORY et al. 2005, GREGORY et al. 2009) basieren im Wesentlichen auf ehrenamtlich erhobenen Daten. Dennoch wissen wir vergleichsweise wenig über die Ehrenamtlichen selbst. Was treibt die Hobby-Ornithologen an? Wieviel Zeit spendet jeder Einzelne der gemeinnützig anerkannten Sache? Was erwarten ehrenamtliche Mitarbeiter von den Organisatoren der Monitoringprogramme, damit sie sich für ein längerfristiges Engagement entscheiden? Und wie steht es um die gesellschaftliche Anerkennung dieser beachtlichen Wert- schöpfung? Um Möglichkeiten und Grenzen des ehrenamtlichen Engagements richtig einzuordnen zu können, haben wir Ergebnisse aus zwei Umfragen herangezogen, die im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens (F+E) „Monitoring von Vogelarten in Deutschland – Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes für die Einbeziehung ehrenamtlicher Mitarbeit in ein Monitoring freilebender Vogelarten in Deutschland“ (SUDFELDT et al. 2003) durchgeführt wurden, einerseits unter den Teilnehmern avifau- 1 Im Folgenden sprechen wir nur noch von Mitarbeitern, meinen jedoch stets – auch bei allen anderen Bezeichnungen ähnlicher Art – stets beide Geschlechter (nicht zuletzt, weil bei einigen Bezeichnungen eine Differenzierung sprachlich nicht möglich ist, z. B. Ehrenamtliche).
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Naturschutz und Biologische Vielfalt 95 2010 199-230 Bundesamt für Naturschutz

Ehrenamtliches Engagement im Vogelmonitoring in Deutschland

JOHANNES WAHL und CHRISTOPH SUDFELDT

1 Einleitung

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter1 bilden die tragende Säule aller über-regionalen Vogelerfassungsprogramme in Deutschland (SUDFELDT et al. 2010b). In vermutlich keiner anderen Naturwissenschaft ist eine ähnlich hohe Anzahl ehrenamtlich Aktiver tätig (HÖTKER et al. 2001, GREENWOOD 2007). Ohne ihr enormes Engagement wären Brutvogelatlanten auf regionaler, nationaler oder internationaler Ebene undenkbar (z. B. RHEINWALD 1993, HAGEMEIJER & BLAIR 1997, GEDEON et al. 2004b, GIBBONS et al. 2007). Ebenso verdanken wir ihrer Unterstützung unser enormes Wissen über Ver-breitung, Bestand, Trend und Gefährdung vieler Brut- und Rastvogelpopulationen (z. B. FLADE & SCHWARZ 2004, BOSCHERT 2005, BLEW et al. 2005, WAHL & SUDFELDT 2005, SÜDBECK et al. 2007) und sie trugen ganz überwiegend die Datengrundlagen für Verzeichnisse prioritär zu schützender Lebensräume von Vögeln zusammen (z. B. SUDFELDT et al. 2002a, SUDFELDT et al. 2002b). Auf vielfältige Weise werden Daten und Ergebnisse aus ehrenamtlich gestützten Monitoringprogrammen herangezogen, z. B. zur Erfüllung von Berichtspflichten im Rahmen internationaler Konventionen oder zur Beantwortung naturschutzfachlicher Fragestellungen auf nationaler, landesweiter und lokaler Ebene. Auch der Nachhaltigkeitsindikator der Bundesregierung für die Artenvielfalt (ACHTZIGER et al. 2004, STATISTISCHES BUNDESAMT 2007) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene (GREGORY et al. 2005, GREGORY et al. 2009) basieren im Wesentlichen auf ehrenamtlich erhobenen Daten.

Dennoch wissen wir vergleichsweise wenig über die Ehrenamtlichen selbst. Was treibt die Hobby-Ornithologen an? Wieviel Zeit spendet jeder Einzelne der gemeinnützig anerkannten Sache? Was erwarten ehrenamtliche Mitarbeiter von den Organisatoren der Monitoringprogramme, damit sie sich für ein längerfristiges Engagement entscheiden? Und wie steht es um die gesellschaftliche Anerkennung dieser beachtlichen Wert-schöpfung?

Um Möglichkeiten und Grenzen des ehrenamtlichen Engagements richtig einzuordnen zu können, haben wir Ergebnisse aus zwei Umfragen herangezogen, die im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens (F+E) „Monitoring von Vogelarten in Deutschland – Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes für die Einbeziehung ehrenamtlicher Mitarbeit in ein Monitoring freilebender Vogelarten in Deutschland“ (SUDFELDT et al. 2003) durchgeführt wurden, einerseits unter den Teilnehmern avifau-

1 Im Folgenden sprechen wir nur noch von Mitarbeitern, meinen jedoch stets – auch bei allen anderen

Bezeichnungen ähnlicher Art – stets beide Geschlechter (nicht zuletzt, weil bei einigen Bezeichnungen eine Differenzierung sprachlich nicht möglich ist, z. B. Ehrenamtliche).

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nistischer Fachtagungen, andererseits unter den Mitarbeitern des bundesweiten Monitoringprogramms mit der längsten Laufzeit, der Wasservogelzählung. Die Antwor-ten helfen uns nicht nur, Möglichkeiten und Grenzen des ehrenamtlichen Engagements richtig einzuordnen, sondern liefern uns darüber hinaus wichtige Informationen über die Erwartungen an die Koordinatoren und Organisatoren der Erfassungsprogramme. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich konkrete Konzepte und Initiativen zur Gewinnung neuer sowie zur Steigerung der Motivation und langfristigen Bindung bereits aktiver ehrenamtlicher Mitarbeiter ableiten.

Abschließend wenden wir uns der Frage zu: Wie steht es um die gesellschaftliche Anerkennung dieser beachtlichen Wertschöpfung? Während Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung ehrenamtliches Engagement zur unverzichtbaren Säule unseres Gemeinwesens erklären, wird von Naturschutzunternehmen und freiberuflichen Natur-schützern die vermeintliche ehrenamtliche Konkurrenz für das Aussterben ausgebildeter Taxonomen mitverantwortlich gemacht (FROEHLICH-SCHMITT 2009). Mit einem Diskurs über das Verhältnis zwischen der „scientia naturalis“, stellvertretend für den hauptamtlichen Naturschutz, und der „scientia amabilis“, das Ehrenamt repräsentierend, wollen wir deshalb zur Versachlichung der Diskussion beitragen.

1.1 Vogelmonitoring in Deutschland

Avifaunistische Forschung hat in Deutschland eine lange Tradition, die bis ins späte 18. Jahrhundert zurückreicht (FISCHER & SUDFELDT 2008). Als erstes bundesweit abge-stimmtes und auch in internationale Bestanderhebungen eingebundenes langfristiges Erfassungsprogramm wurden bereits in den 1950er Jahren die so genannten Enten-vogelzählungen aufgenommen (REQUATE 1954, NEHLS 1961, SZIJJ 1963). Die Erfas-sung seltener Brutvögel wurde in der ehemaligen DDR ab 1956 vom Arbeitskreis zum Schutz vom Aussterben bedrohter Tierarten (AKSAT) organisiert (FISCHER et al. 2007). 1977 folgte der Aufbau eines Monitoringprogramms zur Erfassung seltener Brutvogel-arten in den westdeutschen Bundesländern. Ein systematisches Monitoring häufiger Brutvögel setzte dann nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ein (FLADE & SCHWARZ 1996).

Anfang des neuen Jahrtausends erkannte der behördliche Naturschutz das große Poten-zial der ehrenamtlich getragenen Monitoringprogramme: Mit dem F+E-Vorhaben „Monitoring von Vogelarten in Deutschland“ wurden die finanziellen Voraussetzungen für eine grundlegende Erneuerung der Programme bzw. die Entwicklung fachlich ver-besserter Module, wie z. B. das neue Monitoring häufiger Brutvögel (MITSCHKE et al. 2005), geschaffen. Nach Abschluss des Vorhabens erklärten Bund und Länder das Vogelmonitoring zur unverzichtbaren Grundlage für die Erfüllung der ihnen obliegen-den Naturschutzaufgaben. Sie entschlossen sich deshalb dazu, die Fortführung der im Vorhaben (weiter-)entwickelten Monitoringmodule über die „Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring“ dauerhaft finanziell zu unterstützen. Diese trat am 1. Januar 2008 in Kraft (GÖDEKE & DRÖSCHMEISTER 2008). Ihr sind mittlerweile alle Bundesländer beigetreten.

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2 Material und Methoden

Zur Charakterisierung ehrenamtlicher Mitarbeiter bzw. ihrer Motive und Erwartungen wurden Umfragen unter Teilnehmern von fünf landesweiten Tagungen zum Thema „Vogelmonitoring“ durchgeführt. Diese fanden zwischen Februar 2004 und Februar 2005 in Bayern, Niedersachsen mit Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz mit Saarland sowie Thüringen statt. Die Tagungen wurden über unterschiedliche Kommuni-kationswege beworben: Zum einen durch die direkte Ansprache über Rundschreiben oder E-Mail-Verteiler an Mitglieder oder Mitarbeiter der ausrichtenden Verbände und Fachbehörden, zum anderen durch die Veröffentlichung in Akademieprogrammen sowie durch Hinweise und Ankündigungen im Internet. Durch die Herausgabe von Pressemit-teilungen sollten auch Interessenten außerhalb der Fachverbände und Naturschutz-gruppen erreicht werden. An den Befragungen nahmen insgesamt 320 Personen teil (Tab. 1). Bei 476 Tagungsteilnehmern entspricht das einer Rücklaufquote von 67 %. Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage sind in Tabelle 2 zusammengestellt.

Unter den Mitarbeitern der Wasservogelzählungen wurde in der Zählsaison 2004/2005 eine spezielle Umfrage durchgeführt. Über 1.300 Fragebögen wurden durch die Landes-koordinatoren verteilt. In einigen Bundesländern erfolgte eine eigenständige Verviel-fältigung der Bögen oder sie wurden per E-Mail verschickt, so dass die tatsächliche Anzahl versandter Fragebögen darüber liegen dürfte. Insgesamt wurden 353 Fragebögen zurückgesandt. Die Rückkehrrate lag in den meisten Bundesländern bei 20-30 %, in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg bei über 50 %. Nicht in allen Fällen wurden auch alle Fragen beantwortet, so dass die Stichprobe von Frage zu Frage geringfügig variiert. Da die Zählungen in Bremen und Niedersachsen gemeinsam von der Vogelschutzwarte Niedersachsen koordiniert werden, wurden diese zusammengefasst.

Das zeitliche Engagement im Rahmen der übrigen Programme des Vogelmonitorings in Deutschland wurde anhand der beim DDA vorliegenden Unterlagen sowie durch Ge-spräche mit Mitarbeitern und Landes- oder Regionalkoordinatoren ermittelt. Die statis-tischen Tests wurden mit SPSS 8.0 durchgeführt. Alle Prozentwerte im Text wurden kaufmännisch auf die nächste Ganzzahl gerundet, xm bezeichnet den Median, sd die Standardabweichung des arithmetischen Mittels.

Tab. 1: Mitarbeiter und Interessierte im Vogelmonitoring, die an den Umfragen während fünf Regionaltagungen teilnahmen. Angegeben sind die Häufigkeiten in %.

aktive Mitarbeiter Interessenten n 205 115 Geschlecht weiblich 9,3 10,4

männlich 90,7 89,6

Alter < 27 Jahre 4,9 4,3

28-40 Jahre 24,9 21,7

41-50 Jahre 21,0 26,1

51-60 Jahre 18,0 13,9

> 60 Jahre 31,2 33,9

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Tab. 2: Charakterisierung von Mitarbeitern und Interessenten im Vogelmonitoring auf Basis der Umfragen auf fünf Regionaltagungen. Angegeben sind die Häufigkeiten in %, mehr-fache Antworten waren möglich.

aktive Mitarbeiter Interessenten Dauer des Engagements < 2 Jahre 13,7 -

3-4 Jahre 10,2 -

5-10 Jahre 25,4 -

>10 Jahre 50,2 -

keine Angaben 0,5 -

Wöchentliches Engagement > 5 Stunden 58,0 -

< 5 Stunden 41,0 -

keine Angaben 1,0 -

Ausbildungsabschluss Schüler/Student 4,7 1,7

Fachhochschule/Universität 59,5 67,5

Beruf/Lehre 28,6 27,4

sonstige Ausbildung 6,2 3,4

ohne Ausbildung 1,0 0,0

Wohnorte Großstadt 5,4 6,1

Mittelstadt 20,0 24,3

Kleinstadt 30,2 20,0

Ländlich 43,9 49,6

keine Angaben 0,5 0,0

Vereinszugehörigkeit Ornithol. Arbeitsgemeinschaft 64,4 47,8

DO-G Deutsche Ornithologen-Gesellschaft 25,9 12,2

NABU – Naturschutzbund Deutschland 66,8 62,6 BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland 20,0 21,7

andere Vereine 29,3 22,6

keine Vereinszugehörigkeit 1,5 5,2

Wie wurden Sie auf die Tagung aufmerksam Presse 2,0 4,3

Internet 7,3 13,9

Rundschreiben 70,2 53,9

Fachzeitschrift 23,9 14,8

Kollegen/Freunde 28,8 33,0

sonstige Wege 12,2 10,4

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3 Ergebnisse

3.1 Charakteristika ehrenamtlicher Mitarbeiter und ihres Engagements

Am Monitoring häufiger Brutvögel waren 2010 rund 950 Mitarbeiter beteiligt. Der Frauenanteil lag bei 11 %. Aus der Umfrage unter den Mitarbeitern der Wasservogel-zählung in der Zählsaison 2004/5 ging ein Frauenanteil von gerundet 10 % hervor (n = 327). Bei den Möwen-Schlafplatzzählungen im Winter 2008/09 waren von den 219 Mitarbeitern bekannten Geschlechts 25 Frauen. Das entspricht einem Anteil von rund 11 %. In derselben Größenordnung liegen die Ergebnisse der Befragung im Rahmen der Vogelmonitoring-Tagungen. Die Altersgruppen waren sowohl bei den aktiven Kartie-rern und Zählern, als auch bei den Interessierten sehr ähnlich verteilt (Tab. 1).

Zwei Drittel der befragten Aktiven und Interessenten besaßen eine akademische Aus-bildung, ein Drittel eine andere Berufsausbildung oder Lehre. Sowohl bei den Aktiven als auch bei den Interessenten zeigte sich ein deutlicher Stadt-Land-Gradient: nur 5 bzw. 6 % wohnten in Großstädten, dagegen gaben 44 bzw. 50 % an, in ländlicher Umgebung zu leben (Tab. 2).

98,5 % der aktiven Mitarbeiter sowie 94,8 % der Interessenten waren Mitglied in einem Naturschutzverband oder einer ornithologischen Organisation. Die meisten der im Rahmen der Vogelmonitoring-Tagungen Befragten – sowohl der aktiven Mitarbeiter als auch der Interessenten – erfuhren über Rundbriefe oder Mitteilungen von Vereinen und Verbänden über die Tagung. Die zweitwichtigste Informationsquelle waren Kollegen bzw. Freunde und Bekannte. Ankündigungen in Fachzeitschriften spielten vor allem bei bereits aktiven Mitarbeitern eine bedeutende Rolle. Über das Internet wurden dem-gegenüber vor allem Interessenten auf die Tagung aufmerksam. Kurzfristige Aufrufe vor den Tagungen in der lokalen und überregionalen Presse scheinen demgegenüber für die Ansprache neuer Mitarbeiter kaum geeignet zu sein (vgl. Tab. 2).

Aktive und Interessenten wiesen im Rahmen der Vogelmonitoring-Tagungen nur geringfügige Unterschiede in ihrem Motivationsmuster auf. Besonders wichtig war allen Befragten, dass ihnen die Tätigkeit Freude und Spaß bereitet und dass sie ihre Kennt-nisse und Erfahrungen erweitern können. Etwas weniger bedeutsam war es, an einem bundesweiten Gemeinschaftsprogramm teilzunehmen, durch die Mitarbeit an den Pro-grammen den Vogelschutz zu unterstützen, neue Kontakte zu erhalten, beruflichen Nutzen daraus zu ziehen oder persönliche Anerkennung zu finden (Tab. 3).

Die Befragten erwarten von der Projektleitung der Monitoringprogramme primär eine Unterstützung in fachlichen Aufgaben. Sowohl den Aktiven als auch den Interessenten ist es besonders wichtig, regelmäßig über die Ergebnisse informiert zu werden, ein Handbuch und Leitfäden für die Kartierung zu erhalten, eine Kontaktstelle zur Infor-mation und Beratung zur Verfügung zu haben und Weiterbildungsseminare besuchen zu können. Der Versicherungsschutz oder Kostenerstattungen sowie ein amtlicher Kartie-rerausweis waren weniger bedeutsam. In der Rangliste der Erwartungen auf dem letzten Platz folgte die öffentliche Anerkennung ihres ehrenamtlichen Engagement (Tab. 3).

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Tab. 3: Motive und Erwartungen von Aktiven und Interessenten für ein Engagement im Vogel-monitoring. Angegeben ist jeweils der Mittelwert der Bedeutung von 1 = „sehr wichtig“ bis 5 = „unwichtig“. Je kleiner der Wert ist, desto wichtiger ist der Faktor.

aktiver Mitarbeiter Interessenten Anzahl [n] 205 115 Motive Freude und Spaß haben 1,61 1,80 Kenntnisse und Erfahrungen erweitern 1,94 2,02 an Gemeinschaftsprogramm teilnehmen 2,48 2,76 für Beruf nützen 2,48 3,76 Kontakte bekommen 2,88 2,82 Vogelschutz fördern 2,91 2,99 den Behörden helfen 3,87 3,98 persönliche Anerkennung finden 4,02 4,36 Erwartungen Mitteilungen über Projektergebnisse 1,53 1,70 Kartiermaterialien und Leitfäden 1,60 1,45 Kontaktstelle/Betreuung 1,95 1,92 Weiterbildungsseminare 2,34 2,07 Versicherungsschutz 2,74 2,93 Fahrtkostenerstattung 3,13 3,16 amtlicher Ausweis 3,17 3,34 pauschale Aufwandsentschädigung 3,45 3,57 öffentliche Anerkennung 3,76 4,09

3.2 Zeitliches Engagement im Rahmen des bundesweiten Vogelmonitorings

3.2.1 Monitoring häufiger Brutvögel

Die Kartierungen erfolgen in vier festgelegten Zeiträumen auf zufällig gezogenen, 1 km² großen Probeflächen entlang einer vorgegebenen, etwa 3 km langen Route (MITSCHKE et al. 2005). Der durchschnittliche Zeitaufwand je Probefläche lässt sich im Durch-schnitt auf rund 40 Stunden jährlich taxieren:

2 h Vorbereitung (Materialien) 12 h Kartierung 4 h An- und Abfahrt 12 h Datenauswertung sowie 10 h für sonstige zeitliche Aufwendung, u. a. Kommunikation mit dem

Koordinator, Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen und Fachseminaren (im Durchschnitt einmal jährlich)

Im Jahr 2009 wurden bundesweit rund 1.370 Probeflächen bearbeitet (Abb. 1), woraus sich ein zeitliches Engagement von über 55.000 Stunden ergibt. Über die Dauer der Beteiligung lässt sich bei der kurzen Laufzeit des Programms (Start bundesweit: 2004) noch keine Aussage treffen.

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Abb. 1: Vergabestand im Monitoring häufiger Brutvögel in der Kartiersaison 2010.

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Neben dem „neuen“ Monitoring häufiger Brutvögel läuft derzeit noch das nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten begonnene „alte“ Monitoring häufiger Vogelarten, das nach der Brutsaison 2010 – nach einer siebenjährigen Übergangsphase zwischen beiden Programmbausteinen – beendet wird. Das Programm fußt auf zwei Feldmethoden, die einen deutlich unterschiedlichen Erfassungsaufwand mit sich brin-gen: den methodisch einfacheren und weniger zeitaufwändigen Punkt-Stopp-Zählungen und den mit hohem Zeitaufwand verbundenen Revierkartierungen. Derzeit werden alljährlich noch etwa 250 Punkt-Stopp-Routen und etwa 50 Revierkartierungsflächen bearbeitet. Die jährliche Stichprobengröße lag bei maximal 497 Punkt-Stopp-Routen und 147 Revierkartierungsflächen (FLADE & SCHWARZ 2004). Legt man den Zeitbedarf für die Datenerhebung und Auswertung der Ergebnisse beider Methoden nach SÜDBECK & FISCHER (2005) zugrunde und berücksichtigt zudem die weiteren bereits genannten Aspekte (An- und Abfahrt, Fortbildung), so lässt sich das aktuelle ehrenamtliche Enga-gement auf über 8.000 Stunden für die Punkt-Stopp-Zählungen und etwa 4.000 Stunden für die Revierkartierungen, insgesamt also etwa 12.000 Stunden, taxieren.

3.2.2 Monitoring seltener Brutvögel

Das Monitoring seltener Brutvögel (BOSCHERT 2005) wird derzeit neu organisiert und zu einem auf Probeflächen und Zählgebieten basierenden Erfassungsprogramm um-strukturiert (SUDFELDT et al., in Vorb.). Eine Angabe des ehrenamtlichen Engagements kann deshalb nur anhand von Erfahrungswerten geschätzt werden. Einen guten Anhalts-punkt liefern hierzu die Erfassungen zum Atlas deutscher Brutvogelarten (GEDEON et al. 2004a), da ein Großteil der von den Mitarbeitern 2004-2009 zu kartierenden Arten Teil des Artenspektrums des neuen Monitorings seltener Brutvögel ist. Der durchschnittliche Aufwand je Mitarbeiter und einem Quadranten eines Kartenblattes der Topografischen Karte 1:25.000, die auch die organisatorische Grundlage des neuen Monitorings seltener Brutvögel bilden, lag bei etwa 80 Stunden. Angesichts eines insgesamt reduzierten Artenspektrums im künftigen Monitoring seltener Brütvögel gehen wir davon aus, dass auf die ehrenamtlichen Mitarbeiter ein Aufwand in der Größenordnung zwischen 20 und 40 Stunden alljährlich zukommen wird. Nach einer vorsichtigen ersten Prognose hoffen wir auf die Mitarbeit von mindestens 1.000 Ehrenamtlichen. Somit ergibt sich als erste Schätzung ein ehrenamtliches Engagement von mindestens 30.000 Stunden im Rahmen des neuen Monitorings seltener Brutvögel.

3.2.3 Monitoring rastender Wasservögel

Wasservogelzählung sowie Rastvogelerfassungen im Rahmen von TMAP

Nach Angaben der Landes- und Regionalkoordinatoren beteiligten sich 2004/2005 min-destens 2.100 Personen an der Wasservogelzählung und den Rastvogelerfassungen im Rahmen von TMAP (Abb. 2), von denen 5-10 % die Zählungen im Rahmen ihrer Dienstzeit oder im Auftrag staatlicher Stellen durchführen2. Wir gehen daher davon aus,

2 Aus der Umfrage unter den Mitarbeitern ergab sich ein Anteil von 3 %, der jedoch sicherlich zu niedrig

angesetzt ist, da nur eine Antwort eines Zivildienstleistenden vorlag und Mitarbeiter von Nationalparken und Biosphärenreservaten ebenfalls an den Erfassungen beteiligt sind.

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dass zur Zeit der Umfrage rund 2.000 Mitarbeiter an der Wasservogelzählung beteiligt waren – eine Mindestbeteiligung, die in den letzten Jahren sogar noch angestiegen ist.

Abb. 2: Lage der rund 3.500 Zählgebiete der Wasservogelzählung, die seit dem Winter 1966/67 mindestens einmal erfasst wurden.

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Zur Erfassung der Wasservögel wurden im Mittel 4 Stunden pro Zähltermin benötigt (Min. = 0,5, Max. = 20)3. Die je Zähltermin insgesamt aufgewendete Zeit, d. h. ein-schließlich der An- und Abfahrt sowie Ausfüllen des Zählbogens, betrug im Durch-schnitt 5,5 Stunden (Min. = 1; Max. = 27).

Die Anzahl der je Mitarbeiter wahrgenommenen Zähltermine (für die teilweise mehr als ein Tag investiert wird) variierte zwischen einer Erfassung im Mittwinter und Zählun-gen im 14-tägigen Rhythmus im Wattenmeer sowie in einigen Gebieten Niedersachsens. In allen Bundesländern wurden mindestens 6 Zähltermine wahrgenommen.

Das durchschnittliche Engagement je Mitarbeiter und Zählsaison (= Anzahl Zähltermine x Gesamtaufwand je Zähltermin) betrug 42,5 Stunden (Min. = 2; Max. = 324). Hinzu kommen noch sonstige zeitliche Aufwendungen von geschätzten 7–8 Stunden (Kommu-nikation mit dem Koordinator, benachbarten Zählern, Studium von Rundbriefen und Unterlagen, Besuch von Fortbildungen und Fachveranstaltungen etc.), so dass von einem durchschnittlichen Aufwand von rund 50 Stunden je Mitarbeiter und Zählsaison ausgegangen werden kann. Daraus ergibt sich bei rund 2.000 Ehrenamtlichen ein jähr-licher Gesamtaufwand von ca. 100.000 ehrenamtlichen Stunden.

Einige Zähler(gruppen) schlüsselten – beispielhaft und vermutlich stellvertretend für viele andere – den zeitlichen Aufwand, den sie im Laufe der Jahre erbracht haben, detailliert auf, wodurch eindrucksvoll das große Engagement unterstrichen wird:

Joachim Höland aus Thüringen erfasste die Strecke „Werra: Tiefenort bis Vacha“ zwischen November 1972 und Frühjahr 2004 insgesamt 81-mal, wobei er 1.053 km zu Fuß in 486 Stunden zurücklegte.

Im Landkreis Greiz (Thüringen) beteiligen sich durchschnittlich 25 Personen an den Erfassungen. Für die Erfassung von 50 km Fließ- und 5 Stillgewässern werden je Zähltermin ca. 90 Stunden benötigt und eine Fahrstrecke von ca. 150 km zurückgelegt. Bei 6 Zählterminen pro Winter sind das entsprechend 540 Stunden und 900 km; eine Fahrtkostenerstattung erfolgt nicht (Zusammen-stellung: Hartmut Lange).

Im Unteren Odertal (einschl. des Felchowsees) werden seit Oktober 1975 an sechs Terminen je Winter Wasservögel gezählt. An den Zählungen beteiligten sich insgesamt 29 Zähler. Die Hauptarbeit leisteten jedoch bis März 2004 elf Personen, die 1.311 Zählungen (Teilgebiete) durchführten, 6.647 Stunden ihrer Freizeit in den Dienst der Wasservogelzählung stellten und 21.469 km zurück-legten – jeweils ohne An- und Abfahrt gerechnet (Zusammenstellung: Dieter Krummholz).

Im bundesweiten Durchschnitt beteiligten sich die Mitarbeiter seit 18 Jahren an den Erfassungen (Min. = 0,2; Max. = 55; n = 341), 28 % der Mitarbeiter seit über 25 Jahren. 37 % der Mitarbeiter sind in den vorangegangenen 10 Jahren neu in die Erfassungen eingestiegen. Die Dauer der Beteiligung unterschied sich signifikant zwischen den Bundesländern Ost- und Westdeutschlands: während der Mittelwert in den Bundes- 3 Bei Angaben von mehr als 8 Stunden sind die Zähler je Zähltermin an zwei, teilweise auch an drei Tagen

unterwegs. Die Zähler bearbeiten dann entweder mehrere Zählgebiete oder haben lange Anfahrtsstrecken.

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ländern des ehemaligen Westdeutschlands bei 15,5 Jahren lag (n = 216), betrug er in Ostdeutschland 22,5 Jahre (n = 125; Mann-Whitney U = 9274, p < 0,001). Ein Ver-gleich der westdeutschen und ostdeutschen Bundesländer jeweils untereinander ergab keine signifikanten Unterschiede (Kruskal-Wallis-Test, Ost: Chi²4 = 4,1; p = 0,390; West: Chi²8 = 10,3; p = 0,244). Die Differenzierung nach Ost und West verdeutlicht, dass neue Mitarbeiter vor allem in den westlichen Bundesländern hinzukamen. In den östlichen Bundesländern stützte sich die Wasservogelzählung im Winter 2004/2005 überwiegend auf Mitarbeiter, die sich bereits vor der deutschen Wiedervereinigung 1989 an den Erfassungen beteiligten (67 %; West: 41 %). Insbesondere in den gewässer-reichen Regionen Nordostdeutschlands, die ohnehin vergleichsweise dünn besiedelt sind, ist daher in Zukunft mit zunehmend größeren Lücken im Zählernetz zu rechnen, wenn die wirtschaftliche Entwicklung nicht wieder mehr Menschen in diese Regionen (zurück)führt.

Monitoring „Gänse und Schwäne“

Spezielle Gänseerfassungen haben in Deutschland eine fast ebenso lange Tradition wie die Wasservogelzählung (NAACKE 1971, HUMMEL 1976, MOOIJ 2000). Das im Rahmen des F+E-Vorhabens zum Vogelmonitoring neu konzipierte Monitoring „Gänse und Schwäne“ ergänzt die Wasservogelzählung insbesondere in den gänse- und schwanen-reichen Regionen (z. B. WILLE et al. 2007, LUDWIG et al. 2009). Spezielle Erfassungen von Gänsen und Schwänen sowie einigen weiteren Arten der Agrarlandschaft finden somit in deutlich unterschiedlicher Intensität in den einzelnen Bundesländern, in einigen gar nicht statt. In einigen Bundesländern ist der Übergang zur Wasservogelzählung zudem fließend. Dementsprechend schwierig ist eine Angabe zum ehrenamtlichen Enga-gement. Als Minimalangabe gehen wir davon aus, dass sich 200 ehrenamtliche Zähler außerhalb der Wasservogelzählung an den speziellen Erfassungen von Gänsen und Schwänen beteiligen, die durchschnittlich 5 Stunden (höherer Aufwand als bei der Wasservogelzählung) mit der Erfassung und 6,5 Stunden insgesamt je Zähltermin beschäftigt sind und die vier internationale Zähltermine im Winterhalbjahr wahrnehmen. Hinzukommen dürften ebenso wie bei den anderen Erfassungsprogrammen pauschal 2 Stunden an sonstigen zeitlichen Aufwendungen, so dass von einem jährlichen Aufwand von rund 30 Stunden je Mitarbeiter ausgegangen werden kann. Daraus ergibt sich ein ehrenamtlicher Gesamtaufwand von rund 6.000 Stunden.

Möwen-Schlafplatzzählung

Im Rahmen der bundesweiten Möwen-Schlafplatzzählung werden je Winterhalbjahr zwei Zählungen durchgeführt. Die Auswertung der Erfassungszeiten von 1.084 Zählun-gen der Winter 2003/2004 bis 2008/2009 mit einer Dauer von mind. 15 Minuten und maximal 4 Stunden wurde eine durchschnittliche Erfassungszeit von durchschnittlich 1,5 Stunden ermittelt. Davon ausgehend, dass durch An- und Abfahrt sowie Ausfüllen des Zählbogens wie bei der Wasservogelzählung 1,5 Stunden je Zähltermin sowie pau-schal mindestens 1 Stunde an sonstigen zeitlichen Aufwendungen hinzukommen, be-trägt der jährliche Aufwand je Mitarbeiter 7 Stunden, d. h. bei 200-250 Mitarbeitern rund 1.500 Stunden je Zählsaison. Erfassungen im Rahmen der Dienstzeit sind uns aus diesem Programm nicht bekannt.

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Kormoran-Schlafplatzzählung

Kormoran-Schlafplatzzählungen finden bislang nur im Rahmen internationaler Syn-chronzählungen im Abstand von mindestens fünf Jahren bundesweit statt (WAHL et al. 2004), so dass kein bundesweiter Wert für dieses Programm angegeben werden kann. Unter der Annahme, dass in den Bundesländern mit regelmäßigen Schlafplatzzählungen (SH, HH, NW, HE, RP, SL, TH, BY, teils BW) 1 Stunde je Schlafplatz und Zählung aufgewandt wird, ebenso wie bei der Wasservogelzählung 1,5 Stunden für An- und Abfahrt sowie Ausfüllen des Zählbogens anfallen und durchschnittlich 6 Zählungen je Winter durchgeführt werden, ergibt sich ein Aufwand je Schlafplatz und Zählperiode von mindestens 15 Stunden. Geht man davon aus, dass in den genannten Bundesländern rund 400 Schlafplätze jährlich erfasst werden, dann kann das ehrenamtliche Engagement mit 6.000 Stunden angesetzt werden. Der Anteil dienstlicher Erfassungen liegt unseres Wissens im Rahmen dieses Erfassungsprogramms bei unter 5 %.

3.2.4 Engagement im Rahmen mehrerer Erfassungsprogramme

Die wichtige Frage, ob vergleichsweise wenige Mitarbeiter die Erfassungsprogramme tragen, indem sie in mehreren gleichzeitig mitarbeiten, oder ob sich das Engagement auf viele Schultern verteilt, lässt sich bislang nur für die Mitarbeiter der Wasservogel-zählung beantworten. Im bundesweiten Durchschnitt beteiligten sich von den Zählern rund 54 % ausschließlich an diesem Programm, 35 % an zwei und 11 % an drei bundes-weiten Programmen (neben der Wasservogelzählung am Monitoring häufiger Brutvögel sowie Möwen-/Kormoran-Schlafplatzzählungen4).

Am häufigsten beteiligten sich die Wasservogelzähler dabei an den themenverwandten Erfassungen von Kormoranen und/oder Möwen an Schlafplätzen: 30 % aller Einsender bzw. 57 % derjenigen, die an mindestens zwei bundesweiten Programmen teilnahmen. Nur geringfügig kleiner war die Überschneidung mit dem Monitoring häufiger Brutvögel (28 % bzw. 54 %)5.

Diejenigen, die sich ausschließlich an der Wasservogelzählung beteiligten, waren an 8 Tagen im Jahr für dieses Programm unterwegs (xm; Min.: 1, Max.: 56, n = 188). Bei denjenigen, die sich an mehreren bundesweiten Erfassungsprogrammen beteiligten, lag das zeitliche Engagement entsprechend höher:

2 Programme: xm = 13 Tage (Min.: 3, Max.: 54, n = 123),

3 Programme: xm = 19 Tage (Min.: 5, Max.: 61, n = 40),

Eine Beteiligung an mindestens einem weiteren Erfassungsprogramm hatte keinen Einfluss auf die Anzahl jährlich im Rahmen der Wasservogelzählung aufgewandten Tage (Mann-Whitney U = 14610; p = 0,442; n = 351).

4 Obgleich es sich um zwei getrennte Programme handelt, wurden diese als „bundesweite Spezial-

erfassungen“ bei der Umfrage zusammengefasst. 5 Dieser Anteil dürfte mittlerweile darüber liegen, da 2004, zum Zeitpunkt der Umfrage, das neue

Monitoring häufiger Brutvögel gerade erst anlief.

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3.2.5 Engagement auf koordinativer Ebene

Die Koordinatoren engagieren sich ebenfalls in erheblichem Maße für das Vogelmoni-toring hierzulande. Daten hierzu liegen aus einer Umfrage im Herbst 2004 unter den überwiegend ehrenamtlich tätigen Regional- und Landeskoordinatoren der Wasser-vogelzählung vor (Tab. 4). Auf Landesebene wandten vier von neun über 100 Stunden jährlich auf, vier über 50 Stunden und nur einer zwischen 11 und 50 Stunden. Auf der regionalen Ebene war der jährliche Aufwand etwas geringer, dennoch gaben vier der Befragten an, jährlich über 100 Stunden für die Koordination aufzuwenden, bei sechs Personen waren es noch über 50 Stunden.

Auf Landes- und regionaler Ebene war die Verteilung der koordinativen Aufgaben ähnlich. Den höchsten Anteil nahmen allgemeine koordinative Aufgaben (Betreuung der Mitarbeiter, Versand von Unterlagen) sowie die Dateneingabe ein. Die Landeskoordina-toren wandten mit durchschnittlich 25 % jedoch etwas mehr Zeit für die Datenaus-wertung auf (höherer Anteil hauptamtlich Tätiger; Tab. 4).

Für die übrigen Erfassungsprogramme liegen derartige Angaben nicht vor. Es ist jedoch davon auszugehen, dass im Monitoring häufiger Brutvögel mindestens ein ebenso hoher zeitlicher Aufwand betrieben werden muss und sich die Aufgaben ähnlich verteilen. Der Anteil hauptamtlich Tätiger ist bei diesem Erfassungsprogramm jedoch höher. Für das neu strukturierte Monitoring seltener Brutvögel wird ein Aufwand in ähnlicher Größen-ordnung erwartet. Die ergänzenden Programme des Monitorings rastender Wasservögel lassen sich mit einem etwas geringeren Aufwand koordinieren (v. a. Kormoran- und Möwen-Schlafplatzzählungen). Die Koordinatoren sind bei diesen Programmen jedoch fast ausschließlich ehrenamtlich tätig.

Tab. 4: Jährlicher Aufwand auf koordinativer Ebene sowie Anteil wichtiger Aufgaben am Gesamtaufwand im Rahmen der Wasservogelzählung (Mittelwerte auf 5 % gerundet).

Anzahl Koordinatoren: Landesebene Regionale Ebene

hauptamtlich 3 2 ehrenamtlich 6 12 Zeitlicher Aufwand in Stunden

< 10 - - 11-50 1 4 51-100 4 6 > 100 4 4

Aufgabenverteilung [%] Min.-Max. Min.-Max. Koordination 30 10-75 40 10-100 Dateneingabe 30 0-50 35 80 weitere EDV-Arbeiten 10 0-30 10 0-30 Datenauswertung 25 10-40 10 0-30 Sonstiges 5 0-12,5 5 0-20

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3.3 Jährliche Wertschöpfung im Rahmen des Vogelmonitorings in Deutschland

Die obigen Ergebnisse zugrunde legend, lässt sich die geldwerte Leistung berechnen, die jährlich im Rahmen des bundesweiten Vogelmonitorings ehrenamtlich erbracht wird. Wir haben dazu 10 Euro je ehrenamtlicher Stunde, die beispielsweise als Eigen-leistung für ehrenamtliche Tätigkeiten vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz angesetzt werden (MUNLV 2009), einer bezahlten Erfassung in Höhe von 25 Euro/h6 gegenübergestellt. 25 Dollar setzten auch an DANIELSEN et al. 2009 an, um die jährliche Wertschöpfung durch ehrenamtliche Vogelbeobachter in Großbritannien zu berechnen.

Bei über 200.000 ehrenamtlichen Stunden, die jährlich im Rahmen der vom DDA und seinen Partnern (Fachverbände und Fachbehörden) koordinierten Vogelmonitoring-programme geleistet werden, ergibt sich somit eine Wertschöpfung in Höhe von über 2 Mio. bzw. 5 Mio. Euro pro Jahr (Tab. 5).7

Tab. 5: Schätzung der jährlichen Wertschöpfung durch Ehrenamtliche im Rahmen des Vogel-monitorings in Deutschland.

Wertschöpfung bei Progamm Ehrenamtliche Stunden pro Jahr 10 Euro/h 25 Euro/h

Monitoring häufiger Brutvögel (neu, seit 2004) 55.000 550.000 € 1.375.000 € Monitoring häufiger Brutvögel (alt, bis 2010) 12.000 120.000 € 300.000 € Monitoring seltener Brutvögel 30.000 300.000 € 750.000 € Monitoring rastender Wasservögel

Wasservogelzählung 100.000 1.000.000 € 2.500.000 € Monitoring Gänse und Schwäne 6.000 60.000 € 150.000 € Möwen-Schlafplatzzählung 1.500 15.000 € 37.500 € Kormoran-Schlafplatzzählung 6.000 60.000 € 150.000 €

Summe 210.500 2.105.000 € 5.262.500 €

Nicht berücksichtigt sind darin die Fahrtkosten, die durch die An- und Abfahrt zur Probefläche oder zum Zählgebiet entstehen. Sie werden separat betrachtet, da sie – zumindest partiell (abhängig vom Programm und vom betroffenen Bundesland) als Aufwand erstattet werden. Die einzigen Informationen hierzu liegen aus der Umfrage unter den Mitarbeitern der Wasservogelzählung vor. Rund ein Viertel der Mitarbeiter bewältigten die Strecke zum Zählgewässer zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffent-lichen Verkehrsmitteln (oder sie griffen nur gelegentlich auf das Auto zurück), die

6 Dieser Satz wurde auf Basis üblicher Stundensätze für einfache Erfassungstätigkeiten herangezogen, für

gutachterliche Tätigkeiten (z. B. Bewertungen) wäre ein entsprechend höherer Stundensatz anzusetzen. 7 Auch das Integrierte Monitoring von Singvogelpopulationen (IMS; BAIRLEIN et al. 2007) und das Moni-

toring Greifvögel und Eulen (MGE; MAMMEN 2007) setzen auf eine ehrenamtliche Beteiligung bei der Datenerhebung, die beim IMS (ca. 75 Fangplätze) alljährlich etwa 120 h/Fangplatz umfasst und beim MGE in einer den DDA-Programmen vergleichbaren Größenordnung liegt.

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übrigen benutzten ein Auto zur An-/Abfahrt. Dabei wurden zwischen einem und 260 km je Zähltermin zurückgelegt, im Mittel 42,5 Kilometer (n = 264). Vereinfachend wird daher für alle Programme von einem durchschnittlichen Aufwand von 40 km je Kartier-gang oder Zählung ausgegangen.

Der Anteil derjenigen, die regelmäßig ein Auto nutzen, wurde von uns selbst geschätzt. Die Wasservogelzählung bildet hier sicherlich eine Ausnahme, da auch zahlreiche Zähl-gebiete im Siedlungsbereich oder dem näheren Umfeld liegen. Legt man als Kilometer-pauschale 0,30 Euro nach Bundesreisekostengesetz (2005) zugrunde, so ergeben sich jährliche Fahrtkosten in Höhe von rund 175.000 Euro, die von den ehrenamtlichen Mitarbeitern größtenteils selbst getragen werden.

Voraussetzung für die Teilnahme an Erfassungsprogrammen ist neben der Kenntnis der zu erfassenden Arten auch eine adäquate Ausrüstung. Diese bringen die ehrenamtlichen Mitarbeiter ebenfalls vollständig ein. Diese reicht von passender Kleidung über Bestim-mungsbücher und Vogelstimmen-CDs, das für alle Erfassungsprogramme obligatorische Fernglas bis hin zum Spektiv, das insbesondere für Erfassungen im Rahmen des Moni-torings rastender Wasservögel in vielen Fällen unentbehrlich ist. Nach einer Zusammen-stellung der Staatlichen Vogelschutzwarte in Bayern belaufen sich die Kosten für eine qualitativ gute Ausrüstung eines Mitarbeiters des Monitorings rastender Wasservögel sowie deren Unterhalt auf rund 4.000 Euro über einen Zeitraum von rund 10 Jahren. Der Gesamtwert der Ausrüstung der Mitarbeiter am Vogelmonitoring dürfte gut und gerne zwischen 5 und 10 Mio. Euro liegen.

Ehrenamtliche können Aufwandsentschädigungen erhalten. Oft sind sie pauschaliert und auch im Rahmen bestimmter Grenzen steuerfrei (Ehrenamtspauschale bis zu 500 Euro, § 3 Nr. 26a EStG). Mit den Aufwandsentschädigungen decken die ehrenamtlichen Mitar-beiter überwiegend Fahrtkosten zu den Probeflächen oder Zählgebieten ab. Aber auch die Anschaffung von Literatur oder technischem Equipment (Fernglas, Spektiv, Klang-attrappe) wird zumindest partiell aus diesen Mitteln bestritten. Die Aufwandsentschädi-gungen stellen in keinem Fall eine Honorierung der erbrachten Leistungen im Rahmen der Monitoringprogramme dar.

4 Diskussion zur Zukunft des ehrenamtlichen Engagements im Vogelmonitoring im Deutschland

Die Ergebnisse verdeutlichen, welch enorme gesellschaftliche Wertschöpfung von den rund 5.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern im Rahmen des Vogelmonitorings alljährlich erbracht wird. Viele Ehrenamtliche engagieren sich dabei über den gesamten Jahresver-lauf durch die Mitarbeit in mehreren Erfassungsprogrammen – oft über einen beträcht-lichen Teil ihres Lebens. Das führte die Umfrage unter den Mitarbeitern der Wasser-vogelzählung eindrucksvoll vor Augen: Über ein Viertel der Ehrenamtlichen war seit mehr als 25 Jahren an den Erfassungen beteiligt, und knapp 8 % der Antwortenden gaben im Winter 2004/2005 an, dass sie seit über 38 Jahren, also seit Beginn des International Waterbird Census im Winter 1966/1967, zählen. Der überwiegende Teil der Mitarbeiter blieb dabei vermutlich seinem Zählgewässer treu oder wechselte dieses nur bedingt durch die Änderung des Wohnorts. Dieses hohe Maß an Kontinuität sichert somit nicht nur die Aufrechterhaltung des Programms, sondern erhöht gleichzeitig die

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Vergleichbarkeit der Zählergebnisse – eine essentielle Voraussetzung von Erfassungs-programmen, deren Ziel die langfristige Beschreibung von Bestandsveränderungen ist.

Ergänzend zum Engagement im Rahmen des Vogelmonitorings kam zwischen 2004 und 2009 bei einem beachtlichen Teil der Mitarbeiter die Unterstützung des ADEBAR-Projektes hinzu, an dem sich über 2.000 Kartierer beteiligten. Eine wahrlich beein-druckende Gemeinschaftsleistung, die zu einer fundierten Datengrundlage und Wissens-basis für den Erhalt einer artenreichen Vogelwelt und ihrer Lebensräume in den vergan-genen Jahrzehnten führte. Dieses Engagement, das sich bei vielen nicht in Kartierungen oder Zählungen erschöpft (z. B. HÖTKER et al. 2001, GERß 2002, GREENWOOD 2007, VERMANEN 2007, FURRER 2008) und vermutlich auch in andere gesellschaftliche Bereiche eindringt, gilt es zu nicht nur zu erhalten, sondern durch die Begeisterung weiterer Menschen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten hoffentlich noch zu erweitern. Wie das gelingen könnte und in welchen Bereichen dazu möglicherweise auch neue Wege in der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen beschritten werden sollten, darauf gehen wir im Folgenden etwas ausführlicher ein.

4.1 „Es gibt keinen Nachwuchs mehr!“

Dass diese immer wieder zu vernehmende Behauptung zumindest dann nicht zutreffend ist, wenn man den Begriff „Nachwuchs“ auf alle neu hinzukommenden Mitarbeiter an den Erfassungsprogrammen ausdehnt, das verdeutlichen die Ergebnisse beider Um-fragen. Wir sind jedoch der Meinung, dass das auch im Hinblick auf die nachwachsende Generation von Vogelkundlern nicht zutreffend ist, zumindest nicht pauschal.

Obgleich Aussagen zur Altersstruktur der Wasservogelzähler nicht unmittelbar möglich sind, weil deren Alter nicht abgefragt wurde, gehen wir aufgrund von Aussagen der Koordinatoren davon aus, dass der Anteil der Unter-30-Jährigen an der Wasservogel-zählung unter 5 % und damit ähnlich niedrig liegt wie auf den Regionaltagungen zum Vogelmonitoring (Tab. 1). Auch bei den Mitarbeitern der niederländischen SOVON (4,2 % unter 30 Jahre; VERMANEN 2007), der Schweizerischen Vogelwarte Sempach (7 % unter 30 Jahre; FURRER 2008) sowie den Kartierern des australischen Brutvogelatlasses (7,6 % unter 40 Jahren; WESTON et al. 2006) war diese Altersklasse deutlich unterrepräsentiert. Eine geringe Beteiligung der jungen Generation ist also kein auf Deutschland beschränktes „Problem“, sondern vielmehr ein gut nachvollziehbares Charakteristikum u. a. von Vogelerfassungsprogrammen. Ein Einstieg in eine längerfristige Mitarbeit erfolgt oft erst mit der Festlegung auf einen dauerhaften Wohn-sitz, der Festigung sozialer Bindungen (Familie, Beruf) oder auch der Pensionierung (vgl. MITLACHER & SCHULTE 2005, GREENWOOD 2007). Das verdeutlichen Ergebnisse aus den Niederlanden: 73 % der Mitarbeiter an der Wasservogelzählung waren dort 30 Jahre oder älter, 46 % waren 40 Jahre oder älter und 22 % waren 50 Jahre oder älter, als sie in die Erfassungen einstiegen (K. Koffijberg, schriftl.).

Ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter sowie ein hoher Anteil von über 60-Jähri-gen ist somit für Vogelerfassungsprojekte durchaus charakteristisch. In den Nieder-landen lag das Durchschnittsalter der SOVON-Mitarbeiter bei 50-55 Jahre Jahren (VERMANEN 2007), in der Schweiz bei 53 Jahren (FURRER 2008) und in Australien war über die Hälfte der Mitarbeiter am dortigen Brutvogelatlas älter als 60 Jahre. Doch nur

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etwas mehr als ein Viertel hatte bereits am ersten australischen Atlas rund 25 Jahre zuvor mitgearbeitet (WESTON et al. 2006); es handelte sich also nicht um eine „Atlas-generation“, die beide Werke erstellte.

Obgleich der Einstieg in eine regelmäßige und längerfristige Mitarbeit in Vogelerfas-sungsprojekte vielfach erst in der zweiten Lebenshälfte erfolgt, ist es wichtig, dass das für eine spätere Mitarbeit notwendige Interesse an der Vogelwelt auch im unteren Drittel der Alterspyramide gelegt wird. Hier gilt es Ideen zu entwickeln, wie sowohl im Rahmen der schulischen Ausbildung als auch in der Freizeit attraktive Angebote ge-schaffen werden können, um Kinder und Jugendliche für die Natur im Allgemeinen und die Vogelwelt im Speziellen zu begeistern und damit auch deren oft sehr geringe Arten-kenntnis zu verbessern (ZAHNER et al. 2007). Ein kleiner Baustein kann dabei auch ein Wettbewerb wie das bundesweite Birdrace des DDA sein: 35 % der Teilnehmer im Jahr 2010 waren jünger als 30 Jahre, 9 % jünger als 20 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt lag bei 36,5 Jahren. Mit einem speziell auf Schüler zugeschnittenen Wettbewerb könnten durch den sportlichen Charakter sicherlich viel weitere Kreise angesprochen werden.

Überraschend gering ist der Anteil der Mitarbeiterinnen an den Erfassungsprogrammen. Ganz gleich, ob beim Monitoring häufiger Brutvögel, bei der Wasservogelzählung, bei den Möwen-Schlafplatzzählungen oder den Tagungen zum Vogelmonitoring, der Anteil der Mitarbeiterinnen lag durchweg nur bei rund 10 %. Auch unter den Ehrenamtlichen in der Schweiz ist der Anteil der Mitarbeiterinnen mit 16 % gering (jedoch mit steigen-der Tendenz; FURRER 2008). Warum die systematische Beobachtung der Vogelwelt fast ausschließlich von Männern betrieben wird, ist bisher nicht untersucht worden. Denn eine grundsätzliche Abneigung von Frauen gegenüber biologischen Themen gibt es keinesfalls, denn 64,9 % der in Deutschland zum Wintersemester 2008/09 für Biologie eingeschriebenen Studierenden waren weiblich (STATISTISCHES BUNDESAMT 2009), beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) sind 47 % der Mitglieder Mädchen oder Frauen (A. Pille, schriftl.) und bei den Birdraces der Jahre 2004-2010 lag der Frauen-anteil mit 18-24 % deutlich über jenen bei den Erfassungsprogrammen.

Unseres Erachtens sollten wir uns also nicht die Frage nach der Zukunft der Erfassungs-programme an sich stellen, sondern uns darauf konzentrieren, wie wir Interessierte insgesamt, aber auch einzelne Zielgruppen besser ansprechen, die Mitarbeit attraktiver machen und Ehrenamtlichen eine Beteiligung an den Monitoringprogrammen – bei gleichbleibender wissenschaftlicher Qualität – erleichtern können.

4.2 Motivation und Erwartungen der Ehrenamtlichen – Richtschnur für die Organisation des Vogelmonitorings in Deutschland

Die Umfrage unter den Teilnehmern der Vogelmonitoring-Tagungen brachte die durch-aus etwas überraschende Erkenntnis, dass es bereits Aktiven wie Interessenten vor allem wichtig ist, dass die Tätigkeit Spaß macht und zur Erweiterung der eigenen Kenntnisse beiträgt. Von deutlich untergeordneter Bedeutung ist es dagegen, durch die Unter-stützung der Programme einen Beitrag zum Natur- und Vogelschutz zu leisten – ein Beweggrund, dem wir im Voraus eine deutlich höhere Bedeutung beigemessen hatten. Ein Ergebnis, das sich auch im bundesweiten Freiwilligensurvey zumindest teilweise widerspiegelt (BMFSFJ 2005).

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Hinsichtlich der Erwartungen, die die Ehrenamtlichen an ein Engagement knüpfen, kam deutlich zum Ausdruck, wie wichtig eine (zeitnahe) Mitteilung von Projektergebnissen sowohl an die aktiven als auch potenziellen Mitarbeitern ist. Eine ähnlich hohe Bedeutung kommt der Bereitstellung von methodischen Anleitungen zur Durchführung der Erfassungen zu; bei den Interessenten stehen Leitfäden/Kartierunterlagen sogar an erster Stelle der Erwartungen. Weiterbildungsseminaren wird eine hohe Bedeutung zugemessen. Sowohl Aktive als auch Interessenten erwarteten zudem eine gute Betreuung seitens der Koordinatoren. Eine Aufwandsentschädigung, Fahrtkosten-erstattungen oder eine öffentliche Anerkennung spielten dagegen bei den Befragten eine deutlich nachrangige Rolle. Ganz ähnliche Ergebnisse erbrachte eine Umfrage unter Ehrenamtlichen des Australian Threatened Bird Network (WESTON et al. 2003). Besonders wichtig war diesen, dass die Ziele der Tätigkeiten klar definiert waren, regelmäßig über Ergebnisse und Erfolge berichtet wurde und eine gute Betreuung erfolgte. Ebenso steigt die Beteiligung an der „Stunde der Gartenvögel“ in Bayern wieder an, seit die Ergebnisse zeitnah und leicht verständlich kommuniziert werden (A. Pille, schriftl.).

In diesem Bereich lagen in der Vergangenheit die größten Defizite im Rahmen des bundesweiten Vogelmonitorings. In sehr komprimierter und öffentlichkeitswirksam aufbereiteter Form werden deshalb seit 2007 jährlich mit wechselnden Schwerpunkten Ergebnisse aus dem Vogelmonitoring im Bericht „Vögel in Deutschland“ publiziert (SUDFELDT et al. 2007) und es erscheinen auf Bundesebene jährliche Rundschreiben zum Vogelmonitoring, die aktuelle Ergebnisse sowie Informationen und Auswertungen enthalten 8 . In vielen Bundesländern finden mittlerweile regelmäßig Tagungen und Seminare statt, auf denen über Ergebnisse berichtet wird und sich Interessierte infor-mieren können.

Wie ausschlaggebend eine einfache Erfassungsmethode, ein überschaubarer Zeitauf-wand sowie intensive Werbung und Betreuung für eine hohe Mitarbeiterbeteiligung sind, zeigte sich auch anhand der nach britischem Vorbild vorgenommenen Umstellung der Erfassung häufiger Brutvogelarten (MITSCHKE et al. 2005), die zu einem deutlichen Mitarbeiterzuwachs führte: Nachdem in den Jahren 1989-2003 323 Revierkartierungs-flächen und 697 Punkt-Stopp-Routen bearbeitet wurden (FLADE & SCHWARZ 2004), konnten 2009 rund 1.370 Probeflächen mittels der Linienkartierung erfasst werden. Neben der Vereinfachung der Methode waren für den Aufschwung auch eine hauptamt-liche Koordination und die wesentlich intensivere Mitarbeiterwerbung (z. B. im Rahmen vieler regionaler Tagungen) verantwortlich. Die bundes- und landesweiten Koordinato-ren des „alten“ Erfassungsprogramms arbeiteten fast ausschließlich ehrenamtlich.

Ähnlich positive Auswirkungen hatte ein neues, speziell auf die Erfassung der Bestands-entwicklung städtischer Arten ausgerichtetes Programm (Meetnet Urbane Soorten [MUS]; VAN TURNHOUT & AARTS 2007) in den Niederlanden: es beteiligten sich wesentlich mehr Personen als erwartet; etwa 40 % der Mitarbeiter kamen neu hinzu und der Anteil der Mitarbeiterinnen liegt mit 25 % deutlich über dem der übrigen Erfas-sungsprogramme (K. Koffijberg, schriftl.). Auch hier ist das Prinzip ähnlich: geringer

8 verfügbar unter www.dda-web.de/publikationen

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Zeitaufwand (3 x 1,5 h), vorgegebene Zählgebiete und Zählpunkte, streng standardi-sierte, leicht verständliche und einfach zu erlernende Methode. Ein Anreiz dürfte gerade für Einsteiger auch das überschaubare Artenspektrum in vielen städtischen Gebieten sein, das zudem mit speziellem Schulungsmaterial im Internet erlernt werden kann.

Aus diesen Ergebnissen lassen sich drei Kernsätze ableiten, denen im Hinblick auf die Konzeption von Erfassungsprogrammen (v. a. die auf eine hohe ehrenamtliche Mitarbei-terzahl angewiesen sind), aus unserer Sicht eine große Bedeutung beizumessen ist:

Die Erfassungsmethoden müssen möglichst einfach, eindeutig vermittelbar und der mindestens zu erbringende Zeitaufwand so gering wie möglich sein.

Die Ergebnisse der Erfassungen bzw. ihre Verwendung in Naturschutz und Wissen-schaft müssen zeitnah, regelmäßig, attraktiv und über unterschiedliche Medien kommuniziert werden, wobei sich die Mitarbeiter darin möglichst persönlich wiederfinden sollten.

Durch regelmäßige, ortsnahe Informations- und Fortbildungsveranstaltungen sowie attraktive Internetangebote muss Interessierten der Einstieg leicht gemacht bzw. aktiven Mitarbeitern ein persönlicher Austausch mit den Koordinatoren ermöglicht und Hilfestellungen angeboten werden.

Sind diese wichtigen Grundsätze erfüllt, dann stehen die Erfassungsprogramme einer großen Anzahl an ehrenamtlichen Mitarbeitern offen, denen die Beteiligung auch lang-fristig Spaß macht, weil sie nicht überfordert sind, regelmäßig über die Ergebnisse und Erfolge ihrer Tätigkeit informiert werden und bei anfangs vorhandenen Unsicherheiten Unterstützung erhalten. Gleichzeitig werden wissenschaftlich belastbare Grundlagen-daten erhoben, da eine große Anzahl an Ehrenamtlichen in der Lage ist, sich an der Datenerhebung zu beteiligen und durch einfache, klar vermittelbare Erfassungs-methoden bzw. eine gute Betreuung eine hohe Datenqualität erreicht wird.

4.3 Das Internet als wichtiges Medium für die Zukunft der Avifaunistik in Deutschland

Über die gedruckten Medien hinaus rückt das Internet als stets verfügbare und laufend aktualisierbare Informationsplattform zunehmend stärker in den Mittelpunkt, die zudem einer deutlich über die etablierten Kreise der Vereine und Verbände interessierten Öffentlichkeit hinaus zur Verfügung steht. Vor diesem Hintergrund und in Ergänzung der vorgenannten Druckerzeugnisse wurde das Informationssystem „Vögel in Deutsch-land“ geschaffen, über das umfangreiche Informationen zu den in Deutschland auf-tretenden Vogelarten abrufbar sind – insbesondere Ergebnisse aus den Monitoring-programmen (z. B. Bestandstrends, Verbreitungskarten).

Erfassungsprogramme, die in hohem Maße auf ehrenamtliches Engagement setzen, müssen nicht nur einfach strukturiert sein, auch der Zugang zu den Beteiligungs-möglichkeiten muss unkompliziert erfolgen können. Deshalb wurde das Informations-system „Vogelzählung in Deutschland“ auf der Internetseite des DDA entwickelt. Dort können Interessierte jederzeit nach Beteiligungsmöglichkeiten in der Umgebung ihres Wohnorts suchen, sich mit Hilfe von Luftbildern und Karten ein Bild von Probeflächen oder Zählgebieten machen und mit den Koordinatoren in Kontakt treten (Abb. 4).

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Abb. 4: Im Informationssystem „Vogelzählung in Deutschland“ können Interessierte nach Wasservogelzählgebieten suchen, durch die Einbindung von GoogleMaps® diese über Luftbilder und Karten in Augenschein nehmen und bei Interesse reservieren lassen. Für das Monitoring häufiger Brutvögel wurde ein solches System ebenfalls umgesetzt; die Ausweitung auf weitere Programme ist geplant. Über 30 neue Mitarbeiter konnten darüber bereits geworben werden.

Als konsequente Weiterentwicklung wird derzeit unter Federführung des DDA und in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Fachverbänden und -behörden das Internetportal ornitho.de aufgebaut (WAHL 2010). Ornitho.de ist die Übertragung des überaus erfolgreichen Portals www.ornitho.ch nach Deutschland. Es verfolgt das Ziel, avifaunistische Daten in Deutschland an einem Ort zu bündeln – sowohl zufällig als auch systematisch im Rahmen des Vogelmonitorings erhobene – und diese in geprüfter Form für wissenschaftliche Auswertungen vorzuhalten und im Sinne des Naturschutzes einzusetzen. Es soll ein Internetportal entstehen, das Zufallsbeobachtungen vieler Tausend Beobachter zusammenführen und somit die Datenbasis über Verbreitung, zeitliches Auftreten und Häufigkeit von Vogelarten in Deutschland erheblich erweitern

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wird. Wir hoffen, dass das Portal an der Vogelwelt Interessierte verbinden und weitere Menschen für die Avifaunistik und damit auch für die Mitarbeit an Erfassungspro-grammen begeistern wird.

4.4 Den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen

Mit dem Inkrafttreten der „Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring“ zum 1. Januar 2008 (GÖDEKE & DRÖSCHMEISTER 2008) erfolgte ein wichtiger Schritt im Vogelmoni-toring in Deutschland. Bund und Länder kommen seither gemeinsam für die Finanzie-rung hauptamtlicher Stellen zur Koordination der Erfassungsprogramme auf Bundes-ebene auf. Damit wurden die Grundlagen für das Erfolgsmodell einer engen Zusammen-arbeit zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen („Amateur-professional partner-ship“; GREENWOOD 2007) gelegt – ein Modell, das bereits in der Schweiz, den Nieder-landen und am längsten in Großbritannien zur Etablierung eines landesweiten Vogel-monitorings führte. Die Voraussetzungen für einen weiteren Aufschwung eines lang-fristigen, von Ehrenamtlichen getragenen Vogelmonitorings auf einem hohen Niveau als Grundlage für den Erhalt der Artenvielfalt sind unseres Erachtens damit gegeben. Wenn es gelingt, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen und die Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten Jahre umzusetzen, dann steht der Avifaunistik in Deutsch-land eine ähnlich erfolgreiche Zukunft bevor wie in anderen europäischen Ländern, die bislang als Vorbild galten.

5 Naturschutzmonitoring im Spannungsfeld zwischen Haupt- und Ehrenamt

Es ist unbestritten ein Verdienst ehrenamtlichen Einsatzes, dass der Naturschutz heute als gesellschaftlich anerkannte Gemeinschaftsaufgabe fest in Politik und Verwaltung, in Gesetzen und im öffentlichen Bewusstsein verankert ist. Das gilt auch für diejenigen, die das Auftreten von Tier- und Pflanzenarten und dessen Veränderungen, Bestandszu- und -abnahmen oder das Verschwinden oder die Ansiedlung von Arten dokumentiert haben. Es waren meist ehrenamtlich erhobene Datensätze, die den „stummen Frühling“ kund taten und messbar werden ließen und die die vor allem in den 1970er Jahren verabschiedeten internationalen Übereinkommen und Richtlinien mit Zahlen und Leben füllten.

Spätestens mit der Anerkennung des Naturschutzes als gesellschaftliche Aufgabe (BFN

2008) wuchs der Bedarf an wissenschaftlich belastbaren Daten stark an, galt es doch nun, die ergriffenen Initiativen zum Schutz der heimischen Tiere und Pflanzen (Gesetze, Regelwerke, Richtlinien, Förderprogramme) auf ihre Tauglichkeit im Hinblick auf das Erreichen der Schutzziele zu bewerten. Und spätestens seit dieser Zeit bewegt sich das Naturschutzmonitoring im Spannungsfeld zwischen Ehren- und Hauptamt. Zunächst war es die Naturschutzverwaltung selbst, die die zunehmende Datenflut engagierter Hobby-Naturschützer argwöhnisch betrachtete, dem Ehrenamt die Kompetenzen ab-sprach, sich oftmals von den Ergebnissen unter dem Vorwand fehlender Wissenschaft-lichkeit distanzierte und sich darum bemühte, die Bewertung des Erhaltungszustandes unserer natürlichen Ressourcen unter behördlicher Obhut zu kontrollieren. Heute sind es vor allem freiberufliche oder unternehmerisch tätige Naturschützer, denen die vermeint-

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liche ehrenamtliche Konkurrenz ein Dorn im Auge ist. Während Bund und Länder 2008 über die „Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring“ eine in Deutschland beispielhafte Zusammenarbeit zwischen dem behördlichen und dem verbandlichen, ehrenamtlich gestützten Naturschutzmonitoring unterzeichneten, wurde auf der Jahresversammlung 2009 des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz beklagt: „Die Amateurforscher schaden … letztlich dem Naturschutz.“ (FROEHLICH-SCHMITT 2009).

Diese Kritik nehmen wir hier zum Anlass, um Möglichkeiten und Grenzen der Zusam-menarbeit zwischen hauptamtlichen Ökologen und Biologen und ehrenamtlich tätigen Hobbyforschern und Naturkundlern tiefer auszuloten und Vorschläge für eine sinnvolle Arbeitsteilung im Naturschutzmonitoring zu unterbreiten.

5.1 Bürgerschaftliches Engagement als unverzichtbare Säule des Gemeinwohls

Hoheitliche Obliegenheiten sind grundsätzlich Angelegenheit des Staates, ehrenamtliche Tätigkeiten setzen eigenständige Akzente. Gleichwohl können sie staatliche Aktivitäten ergänzen und der öffentlichen Hand helfen, gesellschaftliche, sogar gesetzlich vorge-schriebene Aufgaben zu erfüllen (z. B. Freiwillige Feuerwehr). Erfolgreiche „Arbeits-teilungen“ in vielen Bereichen gesellschaftlichen Handelns zeigen eindrucksvoll, dass die sinnvolle Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt im wahrsten Sinne des Wortes gewinnbringend sein kann (z. B. Rettungsdienst, Pflegebereich, Sport und sogar in der Politik). Wissend um die angespannte Haushaltslage öffentlicher Kassen käme heute wohl kaum ein Entscheidungsträger auf den Gedanken, von den Ehrenamtlichen gern gegebene, „unbezahlbare“ Wertschöpfung durch hauptamtliches Engagement ersetzen zu wollen.

Ehrenamtliche schöpfen nicht nur Werte im Rahmen ihres gemeinnützigen bürgerschaft-lichen Engagements; die Mitarbeiter im Vogelmonitoring (wie auch bei anderen Daten-erhebungen für den Naturschutz) leisten vielmehr auch unverzichtbare Dienste als Multiplikatoren für die gesamtgesellschaftliche Aufgabe „Vogel- und Naturschutz“. Hier besteht eine enge Wechselwirkung zwischen dem Kennenlernen, Erfassen, Bewer-ten und Wertschätzen der belebten Umwelt und der Übernahme von Verantwortung für den Erhalt unserer natürlichen Ressourcen bzw. ihrer nachhaltigen Bewirtschaftung. Nicht zuletzt stärkt ein gesteigertes Naturbewusstsein in der Bevölkerung den Bedarf an zuverlässigen Informationen – was auch den Einsatz hauptamtlicher oder beruflicher Experten fördert.

5.2 Grenzen ehrenamtlichen Engagements

Gelegentlich wird die fachliche Kompetenz ehrenamtlicher Mitarbeiter in Frage gestellt: Der „durchschnittliche“ Ehrenamtliche könne unmöglich in seiner Freizeit ein fach-liches Wissen erwerben, das dem studierter oder ausgebildeter Bio- und Ökologen auch nur annähernd gleichzusetzen wäre. Das ist – die reine Artenkenntnis einmal ausgenom-men – auch unter den Ehernamtlichen unbestritten.

Doch ist ein solcher Vergleich völlig fehl am Platz: Die Anziehungskraft von Pro-grammen unter Einbindung ehrenamtlichen Engagements ist ja insbesondere darauf zurückzuführen, dass die fachlichen Anforderungen an eine Mitarbeit so ausgerichtet sind, dass Hobby-Naturwissenschaftler teilnehmen können, ohne dass einerseits der

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Aufwand für das Erlernen der fachlichen Kenntnisse unverhältnismäßig groß werden und andererseits weder die erfassungsmethodischen Vorgaben noch das zeitliche Ausmaß des Engagements das zumutbare Maß übersteigen.

Wesentliche Voraussetzungen für die Beteiligung am Vogelmonitoring sind das sichere Bestimmen von Vogelarten, die korrekte Interpretation ihrer Verhaltensweisen sowie das fehlerfreie Übertragen der Beobachtungen in Karten oder Ergebnislisten. Für die Erfassungsmethoden wurden von den Fachverbänden und Fachbehörden Standards entwickelt (SÜDBECK et al. 2005, WAHL et al. 2010), die generell von ehrenamtlichen wie behördlichen Mitarbeitern einzuhalten sind.

Es gibt also keinen Grund, die Fachkompetenzen ehrenamtlicher Kartierer zu diskredi-tieren, zumal am Vogelmonitoring in nicht unbeträchtlichem Umfang ausgebildete Biologen und Ökologen in ihrer Freizeit teilnehmen. Umgekehrt garantiert ein akademi-scher Abschluss nicht automatisch qualitativ hochwertige Erhebungsdaten: Auch studierte Bio- oder Ökologen müssen sich die erforderlichen Kenntnisse oftmals erst im Eigenstudium erwerben, da die Vermittlung von Artenkenntnissen aus den Lehrplänen der Schulen wie Universitäten inzwischen weitgehend verschwunden ist. Unabhängig von der Herkunft der Daten wird beim Vogelmonitoring eine Qualitätskontrolle mit verschiedenen Instrumenten (Schulungen, direkte Ansprache und Betreuung durch Regionalkoordinatoren, EDV-gestützte Plausibilitätskontrollen der Ergebnisse) durch-geführt.

Einen wichtigen Unterschied gibt es dennoch: Ehrenamtliche Mitarbeiter sind bei den Erfassungsprogrammen meist von zusammenfassenden Datenauswertungen und -bewer-tungen befreit, die i.d.R. von den – oftmals hauptberuflichen – Koordinatoren der Moni-toringprogramme vorgenommen werden. Überhaupt sind dem ehrenamtlichen Engage-ment naturgemäß Grenzen gesetzt: Die planerische Bewertung von Eingriffen und die Erhebung gerichtsfester Daten in Bezug zu konkreten Planungsvorhaben ist grundsätz-lich eine berufliche Aufgabe. Ehrenamtliche Daten – sofern verfügbar – können und sollten in solchen Fällen als Hintergrundinformation herangezogen werden, um den Umfang notwendiger, professioneller Untersuchungen besser abschätzen zu können. Sie können tiefer gehende Umweltverträglichkeitsprüfungen oder vergleichbare Unter-suchungen aber nicht ersetzen. Ehrenamtlich erhobene Daten entbinden weder die Behörden noch beauftragte Dritte von der Aufgabe, im Rahmen konkreter Vorhaben planungsrelevante, auf spezifische Fragestellungen zugeschnittene, qualitativ verläss-liche Daten erheben zu lassen (s. a. DRÖSCHMEISTER & DOERPINGHAUS 2010).

Hinweise auf mögliche Vorkommen besonders schutzbedürftiger Arten, die in die Vorgaben zur Erstellung entsprechender Gutachten aufgenommen werden, stammen oftmals von Ehrenamtlichen. Somit tragen Hobby-Ornithologen in nicht unerheblichem Maße sogar zur Steigerung des Bedarfs an professionellen Kartierungen bei. Grund-lagenwerke zur Verbreitung und Häufigkeit von Artengruppen, z. B. bundesweite Atlas-vorhaben wie der Atlas deutscher Brutvogelarten (ADEBAR), wären ohne ehrenamt-liches Engagement nicht durchführbar, da die bereitstehenden Mittel unter den gegen-wärtigen Förderbedingungen dafür nicht einmal ansatzweise für die Datenerhebung ausreichen würden. Verbreitungsinformationen über Arten der FFH-Richtlinie werden ebenfalls mit Hilfe zumeist ehrenamtlicher Daten fortlaufend aktualisiert.

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Pflichtaufgaben des FFH-Monitorings und der Berichterstattung zur Vogelschutz-richtlinie werden i.d.R. nicht von Ehrenamtlichen durchgeführt. Die Bewertung von Arten und Lebensraumtypen im bundesweiten FFH-Monitoring dient der Erstellung des Berichtes an die EU. Bei der sich zurzeit noch in Abstimmung befindlichen Erstellung eines Fachkonzeptes für ein Monitoring gemäß Vogelschutzrichtlinie ist eine enge Verzahnung zwischen beruflichen Erhebungen und ehrenamtlichen Ergänzungen vorge-sehen, um größtmögliche Synergien zu erschließen (s. FISCHER 2010, DRÖSCHMEISTER & DOERPINGHAUS 2010). Das nach Bundesnaturschutzgesetz verpflichtende Vogel-monitoring in den Europäischen Vogelschutzgebieten soll jedoch im Auftrage der Länderfachbehörden auf professioneller Basis aufgebaut werden. Die ehrenamtlichen Kartierungen im Rahmen des Vogelmonitorings sollen ergänzend dazu dienen, Bewer-tungen über den Erhaltungszustand der Zielarten auch außerhalb von Schutzgebieten in der Normallandschaft zu ermöglichen.

5.3 Grenzen eines hauptamtlich gestützten Monitorings

Das Ausmaß beruflichen Engagements im Naturschutzmonitoring ist in seiner Gesamt-heit wie auch im Einzelfall unmittelbar gekoppelt an die dafür bereitgestellten Mittel, die stark vom gesellschaftlichen Auftrag und politischem Willen wie auch den insge-samt zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen abhängen. Das gilt selbstver-ständlich auch für die koordinative (meist hauptamtliche) Ebene im ehrenamtlich ge-stützten Vogelmonitoring, doch ist hier die Anfälligkeit gegenüber äußeren Einflüssen um ein Vielfaches geringer. So wurden die koordinativen Tätigkeiten und die Unter-haltung der Vogelmonitoringprogramme vom DDA jahrzehntelang auch ohne staatliche Förderung betrieben – finanziell unterstützt wurden lediglich einzelne Auswertungen.

Gerade wegen dieses weitgehend unabhängigen, selbstlosen Engagements können Fach-behörden wie Fachverbände zur Beantwortung naturschutzfachlicher Fragestellungen heute auf Datenreihen zurückgreifen, die bis in die 1960er Jahre zurückreichen. Erst der Bedarf an Vogelbestandsdaten für weitergehende Einsatzwecke (z. B. Indikatoren) hat dazu geführt, dass von der öffentlichen Hand für die koordinative Ebene im Rahmen der 2008 in Kraft getretenen Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring entsprechende Ressourcen dauerhaft bereit gestellt werden.

5.4 Haupt- und Ehrenamtliche im Wettbewerb

Auf der Jahrestagung des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz wurde beklagt (FROEHLICH-SCHMITT 2009), dass „staatlich geförderte Naturschutzverbände und Vereine von Naturforschern in finanziellen Wettbewerb mit freiberuflich tätigen Arten-kennern treten.“ Weiter wird gefolgert: „Es kommt zu einer Wettbewerbsverzerrung, die mit zum Aussterben der beruflichen Artenkenner und Ökologen beiträgt.“

Gemeinnützige Einrichtungen können und dürfen durchaus Einkünfte erzielen, die im Rahmen eines Leistungsaustausches erbracht werden – aber mit vollem Steuersatz zu versteuern sind, wenn derartige Leistungen auch durch Dritte erbracht werden können. Hier achtet der Staat sehr genau darauf, dass gemeinnützige Einrichtungen nicht besser gestellt werden als professionelle Anbieter. Anders ist es nur bei sogenannten Zuwen-dungen an gemeinnützige Einrichtungen, mit denen deren satzungsgemäße Zwecke

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unterstützt werden sollen, denen aber ausdrücklich kein Leistungsaustausch zugrunde liegt. Wenn also gemeinnützige Verbände mit Freiberuflern oder Planungsbüros um ausgeschriebene Leistungen in den Wettbewerb treten, gelten für alle dieselben Spiel-regeln: Betätigt sich eine gemeinnützige Einrichtung beispielsweise als Gutachter und steht damit in unmittelbarer Konkurrenz zu Planungsbüros oder Freiberuflern, so ent-fallen die steuerlichen Vorteile, eben um Vereine und Verbände nicht besser zu stellen. Nur dann, wenn die Angebote gemeinnütziger Einrichtungen im Wesentlichen auf ehrenamtlich erbrachten Leistungen – sofern sie den als gemeinnützig anerkannten Vereinszwecken dienen – basieren, fällt für die erbrachten Leistungen lediglich der ermäßigte Steuersatz an. Hier tritt die gemeinnützige Einrichtung im Regelfall aber gar nicht in Konkurrenz zu Planungsbüros oder Freiberuflern, es sei denn, diese wollten die Grundlagendaten nochmals selbst gegen Honorar erheben (lassen) oder zusätzlich Nutzungsgebühren budgetieren, die ihnen die gemeinnützigen Einrichtungen in Rech-nung stellen würden.

Einer Vergütung liegt im Regelfall ein konkreter Leistungsaustausch zugrunde, so dass auch eine gemeinnützige Einrichtung die vereinbarte Leistung erbringen muss. In der Regel stellt sie dafür qualifiziert ausgebildete Ökologen an. Unterm Strich wird also immer ein Ökologe beschäftigt: je nachdem, wer den Zuschlag erhält, entweder bei einer gemeinnützigen Einrichtung oder bei einem Planungsbüro oder als Freiberufler. Am Bedarf für ausgebildete Ökologen ändert sich dadurch nichts.

Was dem beruflichen Naturschutz zu wünschen ist, sind konkrete Honorarordnungen für biologisch-naturschützerische Gutachten und vergleichbare Tätigkeiten, die auch Kartie-rungen einschließen. Darüber hinaus sollten Mindeststandards z.B. im Bereich spezieller artenschutzrechtlicher Prüfungen bzw. umfassender Eingriffsbewertungen festgelegt werden, um die Beauftragung von nicht ausreichend qualifizierten Mitbewerbern zu unterbinden.

Fazit: Es sollte eine offene und möglichst frei von Polemik geführte Diskussion über die Grenze zwischen Ehrenamt und Beruf geführt werden. Diese sollte auf Fachebene stattfinden. Ziel muss es sein, gegenseitiges Verständnis zu erzeugen und eine für alle Beteiligten klare und nachvollziehbare Aufgabenteilung zu erreichen. Dabei kann man sich an Erfahrungen aus anderen Bereichen des Ehrenamtes (Pflege, Feuerwehr) orientieren.

6 Dank

K. Billinger, R. Burkhardt, T. Dolich, H. Eichstädt, K. Fiedler, G. Fröhlich, A. Gaum, A. Goedecke, K. Günther, R. Hagen, J. Kieckbusch, S. Kluth, A. Kurz, K. Kussmaul, G. Müller, W. Nachtigall, H.-W. Nehls, F. Radon, D. Schlorf, B. Schonert, M. Schulze, I. Stodian, S. Sudmann, D. Will und H. Zimmermann beantworteten den umfangreichen Fragebogen an die Koordinatoren der Wasservogelzählung. Sie übernahmen die Vertei-lung der Fragebögen an die Mitarbeiter. J. Höland, D. Krummholz und H. Lange über-mittelten umfangreiche Informationen zum eigenen Engagement sowie dem ihrer Mit-arbeiter. 353 Wasservogelzähler sowie 320 Tagungsteilnehmer nahmen sich die Zeit und beantworteten den Fragebogen. Ihnen allen danken wir aufs Herzlichste!

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Unser Dank gilt weiterhin dem Verlag Natur und Text, dem Verlag Eugen Ulmer, dem Aula-Verlag, der Firma Delinat, dem Deutschen Rat für Vogelschutz sowie dem Landesbund für Vogelschutz, die attraktive Buch- und Sachpreise für eine Verlosung zur Verfügung stellten bzw. P. Dieker für die Eingabe der Fragebögen. K. Koffijberg (SOVON) stellte unkompliziert unveröffentlichte Ergebnisse einer Umfrage unter Mit-arbeitern der SOVON in den Niederlanden zur Verfügung. Hierfür und für viele anre-gende Diskussionen zum Vogelmonitoring danken wir ihm herzlich. R. Dröschmeister, A. Pille sowie A. von Lindeiner nahmen sich die Zeit, das umfangreiche Manuskript zu lesen und machten wichtige Ergänzungen. Herzlichen Dank!

Die Umfragen wurden im Rahmen des F+E-Vorhabens „Monitoring von Vogelarten in Deutschland“ (FKZ 803 82 120) vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

7 Zusammenfassung

Ehrenamtliche bilden die tragende Säule der Avifaunistik in Deutschland. Kein Brut-vogelatlas, kein bundesweites Vogelerfassungsprogramm ließe sich in Deutschland ohne sie realisieren. Basierend auf Umfragen unter den Mitarbeitern der Wasservogelzählung und Teilnehmern von Tagungen zum Vogelmonitoring sowie eigenen Recherchen quantifizieren wir erstmals das Engagement im Vogelmonitoring hierzulande. Demnach leisten die rund 5.000 Mitarbeiter jährlich rund 200.000 Stunden, was einer Wert-schöpfung von mindestens 2 Mio. Euro entspricht. Hinzu kommt ein beachtliches, ebenfalls größtenteils ehrenamtliches Engagement auf koordinativer Ebene. Die Fahrt-kosten in Höhe von rund 175.000 Euro sowie die beachtlichen Ausrüstungskosten werden größtenteils selbst getragen.

Die Mitarbeiter sind mit rund 90 % ganz überwiegend männlich und in ihrer zweiten Lebenshälfte. Den Anteil der Unter-30-Jährigen schätzen wir auf weniger als 5 %. Die Mitarbeiter der Wasservogelzählung beteiligten sich durchschnittlich seit 18 Jahren an den Erfassungen, 28 % seit über 25 Jahren. 37 % der Mitarbeiter sind in den vorange-gangenen 10 Jahren eingestiegen. 46 % der Wasservogelzähler arbeiteten an mindestens einem weiteren Erfassungsprogramm mit.

Als wichtigste Beweggründe für eine Mitarbeit am Vogelmonitoring wurden genannt, dass die Mitarbeit Spaß machen muss und zur Erweiterung der Kenntnisse und Erfah-rungen beiträgt. Etwas weniger bedeutsam war, an einem bundesweiten Gemeinschafts-programm teilzunehmen, durch die Unterstützung der Programme den Vogelschutz zu unterstützen, neue Kontakte aufzunehmen oder beruflichen Nutzen daraus zu ziehen. Aktive und Interessenten wiesen nur geringfügige Unterschiede in ihrem Motivations-muster auf. Die wichtigsten Erwartungen an die Organisatoren des Vogelmonitorings waren die Mitteilung von Ergebnissen, leicht verständliche Methodenanleitungen, eine persönliche Betreuung und Weiterbildungsseminare.

Diskutiert werden die Ursachen für die geringe Beteiligung junger Beobachter (die durchaus typisch zu sein scheint) sowie die Konsequenzen aus den Ergebnissen zu den Erwartungen sowie der Motivation. Wir sind überzeugt, dass (deutlich) mehr Menschen für die Mitarbeit an systematischen Vogelerfassungsprogrammen begeistert werden

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können, wenn diese auf die Möglichkeiten und Wünsche von Ehrenamtlichen ausge-richtet werden und die Möglichkeiten des Internets konsequenter genutzt werden. Das im Aufbau befindliche Internetportal ornitho.de wird hierbei eine wichtige Rolle spielen. Abschließend gehen wir auf die Grenzen des ehrenamtlichen Engagements und dessen Abgrenzung zu hauptamtlichen Biologen im Naturschutzmonitoring ein. Wir sind der Meinung, dass von der Anerkennung des Naturschutzes als gesellschaftliche Aufgabe und der mittlerweile hohen Wertschätzung ehrenamtlich erhobener Daten auch das Hauptamt profitiert hat und plädieren für eine für alle Beteiligten klare und nachvoll-ziehbare Aufgabenteilung im Naturschutzmonitoring.

8 Abstract

Commitment and expectations of volunteers in bird monitoring in Germany

Volunteer birdwatchers are the essential basis of all atlas works and long-term bird monitoring in Germany. Based on surveys among participants of the waterbird census and regional conferences with additional information from other monitoring schemes we estimate that c. 5,000 volunteers work c. 200,000 hours per year. This equals an added value of at least 2 Mio. Euro per year. Additionally there is substantial volunteer commitment on the coordinative level. Travel expenses add up to c. 175,000 Euro per year. These as well as the substantial costs for equipment are borne by the volunteers.

Volunteers are predominantly male and in the second half of their life. The percentage of young bird watchers (<30 years) is estimated at less than 5 %. Counters of the water-bird census were involved for 18 years on average, 28 % for more than 25 years, 37 % got involved within the last 10 years. 46 % of the counters of the waterbird census participated in at least one other monitoring programme.

Regarding motives and expectations of volunteers already actively involved or interested in bird monitoring it was the sheer fun and an increase of own knowledge that were most important. Less important were the actual data contribution to a national monitoring scheme, the support of bird protection, the social contacts or the benefit for their own job. In turn for their contribution, both groups expected timely feedback on results, easily understandable manuals/methods, help with questions from coordinators, and training courses. Rather unimportant was refunding of costs or appreciation by the public.

We discuss the causes of the low participation rate of young birdwatchers (seems to be quite typical for bird monitoring schemes) and the consequences from the results regar-ding motivation and expectations of volunteers in bird monitoring. We are convinced that (many) more volunteers can be inspired if the programmes were more focused on their needs and expectations, if more is invested in recruiting new volunteers and if the chances of the internet are used to a greater extend. The platform ornitho.de, which is currently being built up, will play a major role in this framework.

Finally we discuss the limits of volunteer-based monitoring in Germany and its role within nature monitoring overall, especially regarding its bounds towards paid work. We think that there is no competition between volunteers and full-time biologists.

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Anschrift der Autoren:

Dr. Johannes Wahl und Dr. Christoph Sudfeldt Dachverband Deutscher Avifaunisten e. V. An den Speichern 4a D-48157 Münster

E-Mail: [email protected] [email protected]


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