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e n Ländliche Entwicklung und Ressourcenschutz fileded | forum Ländliche Entwicklung und...

Date post: 07-Apr-2019
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ded | forum Lndliche Entwicklung und Ressourcenschutz W e l t w e i t e s E n g a g e m e n t | P a r t n e r s c h a f t v o r O r t
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ded | forum

Ländliche Entwicklung und Ressourcenschutz

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men

t | Partnerschaft vor Ort

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Vorwort .................................................................................3

Von Tominian nach Johannesburg .......................................4

Streit zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern in Niger ....7

Wissenschaftler und Farmer in Papua-Neuguinea arbeiten zusammen ............................................................10

Was wollen die Bauern und Bäuerinnen in Guatemala? ...14

Als Entwicklungsstipendiat in Bolivien ..............................17

Kakaozertifizierung in der Dominikanischen Republik .....20

Eine Alternative für Kleinbauern in Honduras ...................22

Vom Nutzen der Vielfalt des Tropenwaldes in Brasilien....26

Zusammenarbeit mit Minderheiten in Vietnam................29

Eichen statt Eukalyptus in Laos ..........................................32

Baumschulen für ein grünes Mali ......................................35

Nachhaltige Forstwirtschaft in Chile ..................................38

Entwicklungschancen für Bergdörfer in Nepal ..................41

Küstenfischer auf den Philippinen schützen ihre Korallenriffe ................................................................44

Nachhhaltige Nutzung der Ressourcen in Äthiopien.........47

Inhaltsverzeichnis

Inh

alts

verz

eich

nis

Jürgen Hopp, Dr. Ralf Sanftenberg

Heiko Lütjen

Rixta Lycklama à Nijeholt und Martina Wegner

Dr. Adrian Schuhbeck

Carsta Neuenroth

Harald Weinert

Petra Heid

Manfred Fürst und Bärbel Sagi

Ekkehard Gutjahr

Thomas Kustermann

Lutz Lehmann

Dorothee Kolbe

Inge Lamberz

Martina Shakya

Dr. Kai-Jens Kühlmann

Matthias Reusing

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Viele Länder in Afrika, Asienund Lateinamerika sind voneiner immer noch zunehmen-den Zerstörung der natürlichenLebensgrundlagen Boden,Wasser, Vegetation und Biodi-versität betroffen. Ehemalsintakte Ökosysteme sind vongroßflächiger Ressourcenzer-störung bedroht, vielfachschon irreversibel verloren. DieAuswirkungen sind nicht mehrlokal begrenzt, sondern ent-wickeln sich immer mehr zueiner globalen Bedrohung, wieder Klimawandel, die Ausbrei-tung der Wüsten oder das Ver-schwinden der letzen großenNaturwälder zeigen.

Damit einher geht die inimmer bedrohlicherem Aus-maß anwachsende Verschlech-terung der Lebensgrundlagengroßer Teile der vor allemländlichen Bevölkerung. Gera-de die Zerstörung der Lebens-grundlagen Wasser und Bodenführen zu sinkenden landwirt-schaftlichen Erträgen und Ein-kommen der Bauern. DieFolge ist Armut, die den Nut-zungsdruck auf die natürlichenRessourcen weiter erhöht.Weltweit leben 75 bis 85 Pro-zent der Armen auf dem Landund die Zahl der Armen miteinem täglichen Pro-Kopf-Ein-kommen von unter 1 US-Dol-lar wird auf etwa 1,3 Mrd.geschätzt.

Armutsbekämpfung heißtdaher vor allem Ernährungs-sicherheit und ausreichendeVersorgung mit Wasser herstel-len. Es gilt, der Förderung derLandwirtschaft und dem Erhaltder natürlichen Ressourceneine größere Aufmerksamkeitzu widmen. Hier setzt derDED an und hier hat er mitden Partnern und seinen Fach-kräften vorzeigbare Erfahrun-gen gemacht.

Ländliche Entwicklung undRessourcenschutz ist mit 32Prozent aller Entwicklungshel-fer der größte Arbeitsbereichdes DED. Das Engagementzielt insbesondere darauf, dieFähigkeit der lokalen Bevölke-rung zu stärken, ihre Problemein der Landbewirtschaftungund beim Erhalt der natür-lichen Ressourcen so weit wiemöglich mit den ihnen zur Ver-fügung stehenden Mittel selbstzu lösen. Sie sollen in die Lageversetzt werden, externe Ein-richtungen wie Beratungsdiens-te oder Kreditfonds selbstbe-stimmt zu nutzen.

Der DED arbeitet vor allem inden Bereichen Land- undForstwirtschaft sowie Ressour-censchutz. In der Landwirt-schaft fördert er insbesonderedie Verbreitung von Methodendes standortgerechten Land-baus, den Erhalt der Boden-fruchtbarkeit sowie die Diversi-fizierung, Weiterverarbeitung

Vorwort

Vor

wor

tund Vermarktung von Agrar-produkten. Im Mittelpunkt desEngagements im BereichForstwirtschaft stehen die The-men Schutz und Bewirtschaf-tung von Naturwäldern,Gemeindewaldbewirtschaftung,silvi-pastorale Landnutzungund Agroforstwirtschaft. Imimmer mehr an Bedeutunggewinnenden Bereich Ressour-censchutz geht es vor allemum Desertifikationsbekämp-fung, Erosionsschutz, dörflicheund kommunale Landnut-zungsplanung und Ressourcen-bewirtschaftung, das Manage-ment von Wassereinzugsgebie-ten sowie Schutzgebiets- undPufferzonenbewirtschaftungeinschließlich Ökotourismus.

Übergreifende Themen sinddie Zertifizierung land- undforstwirtschaftlicher Produkte,land- und forstwirtschaftlicheBeratung, Umweltbildungsowie Organisationsberatungund Lobbyarbeit.

Wir wollen mit diesem Fach-heft über das Engagement desDED im Sektor LändlicheEntwicklung und Ressourcen-schutz informieren, zur kriti-schen Reflexion anregen undfür eine Arbeit mit dem DEDwerben. Dazu können die sehrkonkreten Erfahrungsberichteder DED-Fachkräfte, die wirin diesem Heft zusammenge-stellt haben, einen wertvollenBeitrag leisten.

Jürgen HoppLeiter des Fachreferates Ländliche Entwicklung undRessourcenschutz

Dr. Ralf SanftenbergFachreferent für LändlicheEntwicklung und Ressourcen-schutz

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Im Jahr 2002 wurde in Johan-nisburg die Folgekonferenz

�Rio +10� durchgeführt, umnach 10 Jahren Bilanz über dasErreichte zu ziehen. Wiederwaren die Erwartungen hoch,wieder wurde über den Wertder Ergebnisse gestritten.

Nach dem Scheitern eines ers-ten Aktionsplans zur Bekämp-fung der Wüstenbildung (1977)wurde bei der Weltkonferenzüber Umwelt und Entwicklung1992 in Rio auf Drängen eini-ger afrikanischer Staaten einKomitee zur Vorbereitung

einer rechtlich verbindlichenKonvention zur Wüstenbe-kämpfung (UNCCD) einge-setzt. Diese wurde im Juni1994 in Paris angenommenund trat am 26. Dezember1996 in Kraft, nachdem sie von50 Staaten ratifiziert wordenwar. Mitte 2002 haben über175 Staaten die Konventionratifiziert.

Die Struktur der UNCCD

Oberstes Gremium ist dieKonferenz der Vertragsstaaten(COP), die seit 1997 jährlichstattfand und nun in einemZweijahresrhythmus tagt.Weiterhin gibt es seit 1999 dasStändige Sekretariat der Kon-vention mit Sitz in Bonn. Esorganisiert die Sitzungen, stelltBerichte zusammen und unter-stützt die Entwicklungsländer.Darüber hinaus gibt es Aus-schüsse und Nebenorgane, u.a.zur permanenten Überprüfungder Umsetzung der Konven-tion.

Die Instrumente zur Umset-zung bilden die NationalenAktionsprogramme (NAP), diemit der betroffenen Bevölke-

rung und unter Berücksichti-gung bisheriger Erfahrungenund Traditionen erarbeitet wer-den. Sie sollen sich in nationaleund regionale Strategien einernachhaltigen Entwicklungspoli-tik einbinden und auf beste-henden Plänen und Program-men aufbauen. In den Ver-tragsstaaten werden die Akti-vitäten von sog. �focal points�koordiniert, die zumeist beiden zuständigen Fachministe-rien angesiedelt sind.Es gibt keinen eigenen Finan-zierungsmechanismus. AlleVertragsparteien verpflichtensich lediglich �angemesseneMittel für die Durchführungder NAP� aufzubringen undvorhandene Mittel effizientereinzusetzen. Auch der globaleMechanismus stellt kein neuesFinanzierungsinstrument dar,sondern soll die Effektivitätund Effizienz bestehenderFinanzierungsquellen erhöhen.Im Herbst 2002 wurde aufDruck der Entwicklungsländerbeschlossen, �Bodendegradie-rung und Desertifikation� alsneuen Förderbereich der Glo-balen Umweltfazilität (GEF)anzuerkennen. Ob dies dieFinanzierungsprobleme lösenwird, bleibt abzuwarten.

Von Tominian nach Johannesburg

Die Euphorie vor und die Ernüchterung nach dem �Erdgipfel� von Rio 1992, die laute Stim-me mit der sich die Nichtregierungsorganisationen zu Wort meldeten, sind mir gut in Erin-nerung geblieben - ich war damals in Deutschland entwicklungspolitisch engagiert. Nur zweiJahre später habe ich als Entwicklungshelfer in Tominian, Mali, meine Arbeit in einem Res-sourcensicherungsprojekt am Rande des Sahel aufgenommen. In meine Zeit dort fiel 1994die Annahme der Wüstenkonvention und zwei Jahre später ihr Inkrafttreten, was in Mali aberkaum wahr genommen wurde. Vertragsstaatenkonferenzen, Weltgipfel, Konventionen - habensie Auswirkungen auf die konkrete Arbeit des DED vor Ort? Was trägt der DED zur Umset-zung der Ergebnisse bei?

Die angelegten Steinwälle dienen zur Rückhaltung desRegenwassers.

Wüstenbekämpfung

Heiko Lütjen

Foto: PATECORE/A. Becker

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Leitlinien der Konventionund Probleme derUmsetzung

Im Gegensatz zu anderenKonventionen ist die UNCCDrechtsverbindlich. Das innova-tive Leitbild beinhaltet Prinzi-pien wie Partnerschaft und Par-tizipation (�bottom-up�-Ansatz), aber auch eine pro-gramm- und prozessorientierteVorgehensweise. Desertifika-tion hat nicht nur ökologische,sondern auch soziale und wirt-schaftliche Auswirkungen.Deswegen muss die Konven-tion zur Wüstenbekämpfung(CCD) auch einen Beitrag zuDemokratisierung und Dezen-tralisierung leisten und mitanderen wichtigen Konventio-nen und Entwicklungsstrate-gien (Armutsbekämpfungsstra-tegien, Biodiversität und Kli-marahmenkonvention) ver-zahnt werden. Somit ist siekeine reine Umweltkonvention.

Von den über 175 Vertrags-staaten, die bis Mitte 2002 dieKonvention ratifiziert hatten,haben mehr als 40 Staaten ihrnationales Aktionsprogrammerstellt. Den prozentual höch-sten Anteil hat dabei dieRegion Afrika. Der Stand derImplementierung der nationa-len Aktionsprogramme ist sehrunterschiedlich, nicht nur ausfinanziellen Gründen. Für dieProzessorientierung der Kon-vention gibt es in vielen Län-dern wenig Verständnis, klassi-sches Projektdenken überwiegt.In den meisten Ländern ist esnicht gelungen, die meist sehrholistisch angelegten Aktions-

programme mit anderen natio-nalen Programmen und Pro-jekten zu verzahnen. Fernersind die rechtlichen und politi-schen Rahmenbedingungen füreine Umsetzung oft nicht odernicht ausreichend gegeben.Trotz des �bottom-up�-Ansat-zes sind die CCD und dienationalen Aktionsprogrammebei der Bevölkerung, lokalenEntwicklungsagenturen, Nicht-regierungsorganisationen undauch bei vielen Projekten undProgrammen nicht bekannt,obwohl diese eigentlich direktzur Umsetzung beitragen. DieUmsetzung der Konventionhängt aber entscheidend vonihrer Implementierung auflokaler Ebene ab.

Was hat der DED damitzu tun?

Desertifikationsprozessebetreffen ca. 40 Prozent derLandoberfläche der Erde undgefährden den Lebens- undWirtschaftsraum von mehr alszwei Milliarden Menschen.Betroffen ist vor allem dieBevölkerung in ländlichen Tro-ckengebieten, in denen 90 Pro-zent der weltweit unter der

Armutsgrenze lebenden Men-schen wohnen.Diese Menschen sind Zielgrup-pe des DED. Seit über 20 Jah-ren engagiert sich der DEDunter anderem in den westafri-kanischen Sahelländern in Pro-jekten seiner lokalen Partner,die einen direkten Beitrag zurWüstenbekämpfung leisten.

Dieses Engagement führt derDED auch in anderen Regio-nen bis heute fort. Währendfrüher �auf dem Feld� neueTechniken ausprobiert wurden,beraten die Fachkräfte desDED heute ihre Partner meistkonzeptionell. Damit trägt derDED aktiv zur Umsetzung derUNCCD bei, auch wenn derBezug dazu und die Verzah-nung mit den nationalenAktionsprogrammen nichtimmer explizit erwähnt werden.

Von der Theorie zur Praxis

Der Verbindung von Theorieund Praxis und den verschiede-nen Ebenen internationalerPolitik bis zu lokalen Akteurenist noch zu schwach. Die deut-sche Entwicklungszusammen-

Aufgaben des DED in derWüstenbekämpfung:

Ausarbeiten und Umset-zen von Techniken desErosionsschutzes

Steigern der Boden-fruchtbarkeit

effizientere Brennholz-nutzung

Verbreiten agroforstlicherPraktiken

Verbessern des Weidema-nagements

Sensibilisierung undUmwelterziehung

Anwenden partizipativerBeratungsmethoden

Mitarbeit in agroökologi-schen Projekten

Auf diese Weise kann daswenige Wasser besser genutztwerden.

Foto: PATECORE/A. Becker

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arbeit, aber auch wissenschaft-liche Einrichtungen und Uni-versitäten engagieren sich beider Umsetzung der Konven-tion. Der DED verfügt aufzentraler wie auf lokaler Ebeneüber zahlreiche Kontakte zulokalen Akteuren, nationalenund internationalen Unterstüt-zungsagenturen, zumUNCCD-Sekretariat in Bonn,zum GTZ-KonventionsprojektCCD und seinem Netzwerk,zum RIOD Netzwerk (NRO),zur AG Desertifikation desFORUM Umwelt und Ent-wicklung, zum UNCCD-Unter-stützungsprogramm von Brotfür die Welt/FAKT u.v.a.m.

Doch der DED könnte nochmehr für die Umsetzung derKonvention tun. Die Koordi-natoren für Ländliche Entwick-

lung / Ressourcenschutz derSahelregion haben daher Vor-schläge für einen verstärktenBeitrag und eine intensivereVerbindung des DED zurUNCCD gemacht:

die bestehenden Kontaktehalten, pflegen und weiter aus-bauen; neue Kontakte zu inter-nationalen und nationalenAkteuren der UNCCD suchen

die Entwicklungshelferinnenund -helfer, die lokalen Partnerund eventuell auch die Koope-rationspartner über dieUNCCD und die NAP infor-mieren

bestehende Überlegungenweiterführen, wie CCD-Unter-stützungsagenturen und -pro-gramme direkt durch DED-Fachkräfte unterstützt werdenkönnen

in Deutschland Lobbyarbeitbetreiben, Informationen sam-meln und aufarbeiten.

Gerade zur Umsetzung derKonvention zur Wüstenbe-kämpfung kann der DEDeinen wichtigen Beitrag leisten.

Heiko Lütjen ist Diplom-Geo-graph und arbeitete von 1994bis 1998 für den DED im �Pro-gramme Agro-Ecologique� inMali. Anschließend war er alsRegionaler Fachassistent fürdie westafrikanischen Sahel-länder zuständig.

Das Anhäufen der Wällegeschieht in Handarbeit.

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Wüstenbekämpfung

Foto:

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RE/A

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Niger ist ein typischesSahelland. Der Großteil

der Bevölkerung lebt von Hir-seanbau und Viehhaltung. Dieklimatischen Bedingungen mitregelmäßigen Trockenperiodenund das hohe Bevölkerungs-wachstum führen zu wachsen-dem Druck auf die natürlichenRessourcen. Die Landschafts-zonen erlauben im Süden desLandes eine Kombination vonAckerbau und sesshafter Vieh-haltung (Ackerbauzone), imNorden eine mobile (nomadi-sche oder seminomadische)Viehhaltung (Pastoralzone)sowie Gartenbau im Bereichvon Brunnen und Oasen.Am Ende der Regenzeit ziehendie Viehhalter mit ihren Her-den über Hunderte von Kilo-metern in die Ackerbauzonedes Südens. Dort beweidet dasVieh die abgeernteten Äcker,was eine ideale Art der Dün-gung darstellt. Zu Beginn derRegenzeit kehren die Viehhal-ter zu den Weiden der Pastoral-zone in den Norden zurück, sodass die Bauern ihre Felderbestellen können. Diese Wan-derungen werden als Transhu-manz bezeichnet.

So der Idealfall, doch in derRealität kommt es immer wie-der zu Konflikten zwischenden Ackerbauern und dennomadischen Viehhaltern.

Konflikte um Wasser-und Weiderechte

Bei allen Konflikten geht esum den Zugang zu den knappgewordenen natürlichen Res-sourcen, vor allem Wasser undWeideflächen. Manchmal spie-len politische Autoritäten undEntwicklungsprojekte einekonfliktverschärfende Rolle. ImEinzelnen können die Konflik-te folgendermaßen beschriebenwerden:

Hauptursache für die Konflikteist der Zugang zu und dieKontrolle von Wasserstellenund Weideland. Personen oderGruppen von Viehhaltern, dieeinen Brunnen besitzen oderbeherrschen, bestimmen überdie Nutzung der umgebendenWeiden und haben daherMacht gegenüber anderen Nut-zern.Das Thema Wasser- und Wei-denutzungsrechte ist sehr sen-sibel und wird nicht immertransparent behandelt, wasdazu führt, dass Brunnenbau-projekte in der Pastoralzoneund deren nachhaltige Inwert-setzung und Pflege oft schei-tern.Besonders Nutzungsrechte und-traditionen müssen sehr genauidentifiziert werden, um nichteinerseits Weidegebiete für

Nutzergruppen zu erschließen,die diesen womöglich nichtzustehen und andererseits nichtNutzergruppen Macht überWasser und Weide zu verlei-hen, die diese missbrauchenkönnten.

Durch die Dürren im SahelAnfang der siebziger und acht-ziger Jahre waren die Men-schen gezwungen, die Produk-tionsweisen zu erweitern, umdas Risiko von Einkommens-ausfällen zu minimieren: Vieh-halter fingen an, Land zubestellen und Ackerbauernkauften zunehmend Vieh.Ackerbauern und Viehhalterwurden dadurch zunehmendunabhängig voneinander undso zu Konkurrenten umRessourcen.

Streit zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern in Niger

Konflikte um natürliche Ressourcen spielen in vielen Ländern im Zeitalter von Bevölkerungs-wachstum und Ressourcenverknappung eine immer größere Rolle. Der DED in Niger hatsich diesem Problem gestellt und Konfliktmanagement schon seit einigen Jahren in seineArbeit im Ressourcenschutz integriert.Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung der Studie von Rixta Lycklama à Nijeholt mit demTitel �Des champs qui ont des pieds et des vaches qui veulent marcher - Conflits liés auxressources naturelles au Niger� aus dem Jahr 2000 und gibt einen Überblick über die Kon-flikte, die im Sahel um die Nutzung von und den Zugang zu natürlichen Ressourcen beste-hen. Schlichtungsmöglichkeiten und -instanzen im Land und Möglichkeiten der Konfliktprä-vention werden benannt.

Ackerbauern und Viehzüchterteilen sich die Rechte für dieNutzung der Brunnen.

Konfliktmanagement

Rixta Lycklama à Nijeholt und Martina Wegner

Foto:

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Nach wie vor wandern jedochdie Nomaden des Nordens indie Ackerbauzone des Südens.Ständige Streitpunkte sindDurchzugswege und dasAbweiden der abgeerntetenAckerflächen. Da Ackerbauernzunehmend selbst über Viehverfügen, ist es nicht mehr not-wendig, die Flächen den noma-dischen Viehherden zugänglichzu machen, um Dünger zugewinnen. Die Konflikte häu-fen sich zu Beginn und zumEnde der Regenzeit: Wasser-mangel im Norden, wo dieRegenzeit kürzer und weniger

ergiebig ist, führt dazu, dassNomaden gezwungen sind,während der Anbauzeit zuwandern. Da die Weideflächenund Durchzugswege nahe anFeldern liegen, sind Verbiss-schäden auf den Feldern dieFolgen. Die Ackerbauern hal-ten auf Grund der rückläufi-gen Bodenfruchtbarkeit dieDurchzugswege nicht frei, sodass Nomaden gezwungensind, ihre Tiere über frischbestellte Ackerflächen zu trei-ben.

Viele der großen Ressourcen-schutzprojekte sind in derAckerbauzone angesiedelt, dazum einen hier die landschaftli-che Degradierung durch denerhöhten Bevölkerungsdruckschlimmer ist als in der Pasto-ralzone, zum anderen sesshafteBevölkerungsgruppen wesent-lich leichter zu beraten sind alsnicht sesshafte. Früher wurdevor allem die sesshafte Bevöl-kerung in Erosionsschutz undAufforstung beraten. Heuteversucht man, alle Nutzergrup-pen an der Landnutzungspla-nung zu beteiligen. Diesgeschieht vor allem durch Ein-richten von Komitees zurLandnutzungsplanung aufDorfebene. Oft dauert esjedoch lange, derartige Komi-tees einzurichten und Nut-zungsregeln zu erstellen. Undan diesem Prozess nehmen nurdie konstant anwesendenGruppen teil. Saisonal hinzu-kommende oder durchziehen-de Gruppen werden nichtangemessen beteiligt, sondernhöchstens über die Existenzvon Komitees und Regelninformiert und angehalten,diese zu respektieren, da sonstStrafen drohen. Hinzu kommt,

dass in den Ressourcenschutz-projekten im Süden Nigersgroße Flächen aufgeforstet undanschließend unter Schutzgestellt werden. Für die Noma-den auf ihrer Transhumanzheißt das, dass sie diese ehe-mals freien Flächen nicht mehrnutzen können, und oft nichteinmal mehr Durchzugswegefinden. Um dies zu vermeiden,sollten den Interventionenlange Orientierungsphasen vor-ausgehen, in denen alle Nut-zergruppen und -typen einerRegion erkannt und berück-sichtigt werden.

Konflikte um die Nut-zung von Ackerland

Konflikte innerhalb derAckerbaugesellschaften sindmeist dorfintern und gehendarauf zurück, dass Nutzungs-rechte und Feldergrenzen nichtrespektiert werden. Häufigwerden beispielsweise verlasse-ne Brachen von anderen Bau-ern okkupiert, ohne diesenneuen Nutzerstatus zu regeln.Nutzungsrechte von Ackerlandwerden auch heute noch vomDorfchef vergeben, meistmündlich und ohne schriftlicheGrundlage. Traditionell hattedas den Vorteil, dass Ackerflä-chen flexibler (um-)verteiltwerden konnten. Heute gibt esjedoch kaum noch Flächen fürdie Ausweisung von neuemAckerland. Daher ist es zuneh-mend wichtig, die Nutzungs-rechte auf bestehenden Acker-flächen zu sichern und zudokumentieren.Frauen als Ressourcennutzerin-nen sind häufig Konfliktpartei,da sie bei Erbangelegenheitenund bei Abwesenheit ihrer

Brunnen sind wichtige Orte, andenen die Menschen zusam-men kommen und Informatio-nen austauschen, zum Beispielüber Plätze mit gutem Futter-angebot.

Konfliktmanagement

Foto:

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Männer, die oft in den Nach-barländern als Saisonarbeiterarbeiten, meistens übergangenwerden. Derartige Konfliktesind für sie schwer zu lösen, dasie innerhalb der Gesellschaftdarauf angewiesen sind, ihreInteressen von Männern ver-treten zu lassen.

Chancen für die Konflikt-lösung

In Niger sind unterschiedlicheInstanzen damit beauftragt,Konflikte um Ressourcennut-zung zu lösen.In erster Instanz versuchenbeide Konfliktparteien direktund indirekt, d.h. mit Hilfe vonFamilien und Klans, die Strei-tigkeiten durch Verhandlungselbständig beizulegen. Kön-nen sich beide Parteien nichteinigen, ist in zweiter Instanzdie Kompetenz der traditionel-len Dorfchefs gefragt. Hierwird versucht, durch Vermitt-lung einen Konsens zu errei-chen. Die Mehrzahl der Kon-flikte wird auf der Ebene dertraditionellen Instanzen ent-schieden. Erst wenn die Media-tionsbestrebungen der traditio-nellen Chefs gescheitert sind,wird die unterste Ebene derAdministration (Arrondisse-ments) informiert. Diesenimmt den Tatbestand schrift-lich auf und leitet ihn an dieJustiz weiter. Sie besitzt selbstnicht die Autorität, Konfliktezu schlichten. In den Gerichtenwerden die Konflikte dannrechtsverbindlich verhandelt.Hier gibt es gemäß der moder-nen Verwaltung mehrere In-stanzen, die allgemein bekanntsind und daher hier nichtbehandelt werden müssen.

Konfliktprävention

In Niger gibt es in vorbild-licher Weise für alle Nutzerverbindliche konfliktpräventiveVorgaben auf staatlicherEbene, die ein Miteinander derbeiden unterschiedlichen Wirt-schaftsweisen erleichtern sol-len. Zum Beispiel gibt es eineoffiziell festgelegte Nordgrenzedes Ackerbaus, den 14. Brei-tengrad. Nördlich davon dür-fen Ackerbauern keine Felderanlegen, allerdings könnenNomaden der Region hierpunktuell Flächen temporärlandwirtschaftlich bestellen.Die Saison der Transhumanzwird jedes Jahr im Radio ange-kündigt: Es wird ein Datumbekannt gegeben, zu dem dieFelder abgeerntet sein müssen,um die Wanderungen der Vieh-halter und ihrer Herden ausdem Norden nach Süden zuermöglichen. Die großen Wan-derungsachsen sind bekanntund zum Teil sogar mit Beton-pfeilern markiert.

Wie können Konflikte einge-schränkt oder sogar vermiedenwerden? Alle Akteure, Ressour-cennutzer, traditionelle undstaatliche Autoritäten, Organi-sationen, die in Ressourcen-konflikten eine Rolle spielen,können und sollen in die Kon-fliktprävention miteinbezogenwerden. Ansätze sind:

Bevor Projekte gestartetwerden, sollten traditionelleLebens- und Wirtschaftsweisender verschiedenen Nutzergrup-pen erforscht sein, um mögli-che Konfliktpotenziale um denZugang zu natürlichen Res-sourcen im Voraus zu benen-nen.

Von Beginn an sollten sichalle Nutzergruppen am Prozessdes Ressourcenmanagementsbeteiligen.

Einflussreiche Vertreter derBevölkerung, der traditionellenund staatlichen Autoritätensowie Projektmitarbeiter soll-ten in Konfliktprävention undKonfliktschlichtungsmethodenberaten und fortgebildet wer-den.

Aufklärungsarbeit über dieNotwendigkeit des Nebenein-anders unterschiedlicher Wirt-schaftsweisen verschiedenerBevölkerungsgruppen undüber Konfliktvermeidung sollteöffentlich betrieben werden.

Nationale und internationalePartner, wie der DED, könnenund müssen hierbei eine unter-stützende und beratende Rollespielen.

Rixta Lycklama à Nijeholt istAgrar-Ingenieurin und war von1998 bis 2000 Entwick-lungshelferin im Niger.

Martina Wegner ist Diplom-Geographin und seit 1996 fürden DED im Sahel. Seit 2002 istsie Koordinatorin in Niger.

In der Trockenzeit gibt es nurnoch wenige Wasserstellen.

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Ich stehe im Feld mit LesterPoloat Aussell und seiner

Frau Margaret. Die beidenleben im Dorf Rai, auf derkleinen Insel Lou, etwa fünfAußenbordmotorstunden vonder Hauptinsel Manus entfernt.Die Provinz Manus ist diekleinste und abgelegenste Pro-vinz des pazifischen Inselstaa-tes Papua-Neuguinea. Lester istein charismatischer Mann mitrelativ hoher Schulbildung.Doch leider gibt es in Papua-Neuguinea und besonders aufManus auch für Menschen mithöherer Bildung kaum Arbeits-plätze auf dem formalenArbeitsmarkt. Statt in dieHauptstadt abzuwandern, umdort ein zweifelhaftes Glück zusuchen (und wahrscheinlich

nicht zu finden), hat Lestersich entschieden, in seinemDorf etwas auf die Beine zustellen.Das ist nicht so einfach in Lou.Durch seine abgelegene Lageist die Vermarktung von land-wirtschaftlichen Produktenextrem schwierig. Gewiss, aufLou kann man sich gut mitNahrungsmitteln selbst versor-gen, denn auf den vulkani-schen Böden können zahlrei-che Kulturpflanzen angebautwerden. Auch das Meer bieteteine große Vielfalt. Doch auchein Dorfbewohner brauchtGeld: für den neuen Regenwas-sertank, die Schulgebühren derKinder oder die Behandlungs-kosten im Krankheitsfall. DieProduktion von Kopra aus

Kokosnüssen bringt mittlerwei-le aber so wenig ein, dass dieEinnahmen nicht einmal dieTransportkosten decken.

Neue Wege finden - Beispiel Vanille

Was tun? Lester hat sich umge-hört und vom Vanilleanbau aufder Landwirtschaftsstation desnationalen Agrarforschungsin-stituts NARI erfahren. Vanilleist neu hier in Manus. Kurzent-schlossen hat Lester die Stationum Pflanzmaterial gebeten. Mitfünfzig Pflanztrieben hat erangefangen, in seinem Haus-garten zwischen Taro (ein stär-kehaltiges Knollengemüse) undTomaten, Vanille anzupflanzen.Die Kokospalmen hat er ste-hen lassen. Man weiß ja nie.So gut es geht, haben meineKollegen auf der NARI-Sta-tion versucht, ihm mit Rat undTat zur Seite zu stehen, genau-so wie vielen anderen Farmern,die ihre Produktion diversifi-zieren. Doch so nah am Äqua-tor wird Vanille sonst nichtangebaut. Die Schattenpflan-zen, die in Madagaskar oderTonga verwendet werden,geben hier nicht genug Schat-ten. Und so manches Insekt,das es nirgendwo sonst auf der

Wissenschaftler und Farmer in Papua-Neuguineaarbeiten zusammen

Für Kleinbauern in Entwicklungsländern ist es alles andere als einfach, Informationen zubekommen. Dies gilt auch für Papua-Neuguinea, da viele ländliche Gemeinden sehr abgele-gen sind und die Infrastruktur schlecht ist. Einrichtungen der Grundbildung und der land-wirtschaftlichen Beratung sowie Basisgesundheitsdienste sind nur spärlich vorhanden. DieserMangel ist eines der großen Entwicklungshemmnisse des Landes.Der DED unterstützt daher Projekte der landwirtschaftlichen Forschung und Beratung sowiederen Vernetzung. Beim nationalen Agrarforschungsinstitut NARI (National AgriculturalResearch Institute) fördern Entwicklungshelfer des DED unter anderem den Aufbau einerzielgruppenorientierten und angewandten Agrarforschung. Dieser Artikel zeigt auf, dass esfür Entwicklungsländer trotz chronisch knapper Mittel lebenswichtig ist, ihre eigene For-schung zu betreiben, anstatt ausschließlich die neusten Sorten und Anbaumethoden aus denIndustrieländern zu übernehmen.

Der einheimische Projektmitar-beiter John Bokosou diskutiertmit Farmern über selbstge-machte Spritzbrühe aus Pflan-zenextrakten.

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Partizipative Agrarforschung

Dr. Adrian Schuhbeck

Foto: Adrian Schuhbeck

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Welt gibt, hat Appetit aufVanille entwickelt. Viele Lek-tionen muss man hier schlichtund einfach neu lernen.

Erschwernis durch andere Bewirtschaftungs-systeme

Die Landwirtschaft in Papua-Neuguinea hat sich über Jahr-tausende an die sehr diversenTeilökosysteme des Landesangepasst. Bis heute sind 287verschiedene landwirtschaftli-che Nutzungsysteme in einerDatenbank erfasst. Allebeschriebenen Systeme unter-scheiden sich von der Land-wirtschaft in anderen feucht-tropischen Regionen der Erde.Es gibt zum Beispiel traditio-nell keinen Anbau von Getrei-de, denn nutzbare Gräser kom-men in der natürlichen Florades Südpazifik nicht vor. Aufder anderen Seite gibt es mitüber 400 Kulturarten einegroße Vielfalt. Viele sindaußerhalb des Pazifik unbe-kannt, wie z.B. Sumpftaro (Alo-casia macrorrhiza), Tulip (Gnetumgnemon) oder Aibika (Abelmo-schus manihot).Tierhaltung hingegen spieltkaum eine Rolle. Außer Beutel-tieren, Nagern und Fledermäu-sen kommen keine Säugetiereöstlich von Sulawesi vor.Schweine und Hühner, die beieiner der Einwanderungswellenvon Südostasien mitgebrachtwurden, sind auf den meistenFarmen die einzigen Nutztiere.Dementsprechend gibt es keineTrag- oder Zugtiere und allepazifischen Agrarsysteme wirt-schaften seit je her pfluglos.Alle Lasten müssen von Men-schen getragen werden. Dung

aus der Viehhaltung zurBodenverbesserung steht kaumzur Verfügung.Die Mehrzahl der Farmer ver-wendet kaum kommerzielleProduktionsmittel. Durch dieextremen Distanzen, die dünneBesiedlungsdichte und dasschlecht ausgebaute Straßen-netz in allen pazifischen Staa-ten sind die Transportkostenhoch. Dünger, Geräte undPflanzenschutzmittel sind des-halb viel teurer als in Deutsch-land. Viele Farmer besitzen nurein Buschmesser und einenSpaten, einige wenige zusätz-lich noch einen Plastikeimer,eine kleine Rückenspritze undeine Gießkanne.

Partizipative Forschungin der Landwirtschaft

Ergebnisse aus der landwirt-schaftlichen Forschung andererLänder lassen sich nicht belie-big übertragen. Zu sehr variie-ren die naturräumlichen undsozialen Rahmenbedingungen.Viele Empfehlungen aus Afrika

etwa werden von den Bauernals irrelevant verworfen undnicht umgesetzt. Für einebedarfsgerechte Beratung istangewandte Agrarforschungam Standort unverzichtbar.Der Beratungsbedarf und dieBeratungsinhalte sollten dabeivon den Bauern selbst mitbe-stimmt werden.In den partizipativen Erhe-bungsmethoden wie Participa-tory Rural Appraisal (PRA)bringen Bauern und Agrarwis-senschaftler Erfahrungen vonverschiedenen Ebenen ein. DerBerater von außen sieht dabeinur eine Momentaufnahme.Der Bauer verfolgt Prozessekontinuierlich und kennt dielokalen Hintergründe. DemBerater stehen auf der anderenSeite Methoden zur Verfügung,um die Ursachen auf eineranderen Ebene abzuklären. MitHilfe wissenschaftlicherMethoden kann er die Gründeermitteln, warum Kokospal-men verdorren oder Mangosnoch unreif am Baum verfau-len.

Gemeinsam mit den Farmernwerden genetische Ressourcenerforscht.

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PRA ist ein wissenschaftlichesInstrument zur Erhebung desIst-Zustandes und somit nurder erste Schritt in der partizi-pativen Agrarforschung. Identi-fizierte Probleme müssen dannangegangen werden. Je nachProblemlage kommen für dieDorfgemeinschaft verschiede-nen Partner in Betracht: derBeratungsdienst, die Landwirt-schaftsbank oder die For-schungsinstitution. In jedemFall muss am Ende einer Erhe-bung der nächste Handlungs-schritt festgelegt werden.

Geoinformationssysteme

Moderne Informationstechno-logien und traditionelle dörfli-che Landnutzung müssen sichnicht ausschließen.Das NARI hat das GIS �Map-ping of Agricultural Systems ofPapua-Neuguinea� (MASP)aufgebaut, das mit über 80Parametern die Landnutzungbeschreibt. Über die Jahre istdiese Datensammlung zueinem wertvollen Planungsin-strument geworden. Durch die

Überlagerung der verschiede-nen Parameter lassen sichZusammenhänge identifizieren.Zum Beispiel kann man ausklimatischen und bodenbiologi-schen Daten die optimalenAnbauregionen für einebestimmte Kulturpflanze durchKarten genau darstellen: Vomnationalen Maßstab bis hin zurkommunalen Ebene. Auchzukünftige Risiken wie Ero-sionsanfälligkeit oder die Aus-breitung von Schädlingen las-sen sich so modellhaft simulie-ren. Seit sich die Verfügbarkeitvon MASP herumgesprochenhat, fordern immer mehr Dorf-gemeinschaften über ihre loka-len Verwaltungsgremien Analy-sen und Karten für ihre Hei-matregion ein.

On Farm Research

PRA und Desktop-Forschungsind jedoch nur die Grundlagefür die eigentliche angewandteForschung. Der wissenschaftli-che Versuch auf der Anbauflä-che der Bauern (On FarmResearch) hat dabei viele Vor-

teile gegenüber Experimentenauf der Versuchsstation. Diekomplexen ökologischenBedingungen eines pazifischenAnbausystems lassen sich imParzellenversuch nie realitäts-getreu widerspiegeln. Stations-versuche sind deshalb immermodellhafte Vereinfachungen.Ein einheimischer Kollegemeinte dazu: Nur die Realitätist wirklich real. On FarmResearch ist methodisch flexi-bel und ermöglicht verschiede-ne Arten von Erhebungen:Von deskriptiver FarmingSystem Research und Fallstu-dien bis zum Bewirtschaftungs-vergleich im Feldversuch unterPraxisbedingungen.

Kritiker des Ansatzes führenoft an, dass bei On Farm Re-search nicht die gleiche Exakt-heit der Ergebnisse erreichtwerden kann, wie beim Experi-ment auf der Versuchsstation.So seien vielfach keine Wieder-holungen der verschiedenenVersuchsvarianten möglich undeine systematische statistischeAnalyse der Daten sei ausge-schlossen. Diese Anschauungist jedoch überholt. ModifiedStability Analysis ist nur eineder Methoden, die in ihrerExaktheit klassischen statisti-schen Tests kaum nachsteht.

Verknüpfung von For-schung und Praxis

Um erfolgreich zu sein, müs-sen Farmer und Wissenschaft-ler intensiv und partnerschaft-lich zusammenarbeiten. Dabeigibt es unterschiedliche Mög-lichkeiten der Kooperation:

Forscher und Farmer diskutie-ren über Probleme beim Anbauvon Taro.

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Partizipative Agrarforschung

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Vom Experiment, das nochganz vom Wissenschaftlergesteuert wird, bis zum FarmerPartizipatory On Farm Trial,bei dem der Agrarwissenschaft-ler nur berät. Die Bauern pla-nen, organisieren und imple-mentieren die Versuchsvorha-ben eigenständig. Dabei istkeine Methode per se richtigoder falsch. Wichtig ist nur,dass die Beteiligten sich vorhergemeinschaftlich auf eine Vor-gehensweise einigen.Der Wissenschaftler soll imGesamtsystem mitarbeiten undvon monokausalen Fragestel-lungen zu einem vernetztenDenken gelangen. SeineBedeutung nimmt dabei nichtab, seine Rolle wird nur neudefiniert. Er motiviert zureigenständigen Problemanalyse,hilft beim Planen, unterstütztbeim Erfassen der Anbauein-flüsse und beim Auswerten derErgebnisse. Die Dokumenta-tion bleibt vielfach Aufgabedes Wissenschaftlers, dennviele der Farmer-Forscher sindpfiffig im Experiment, könnenaber weder lesen noch schrei-ben.Durch diese Zusammenarbeitrücken Forschung und Bera-tung viel näher zusammen undverzahnen miteinander. Bauernsehen direkt die Ergebnisseund sind in alle Entscheidungs-prozesse einbezogen. Dadurchwächst das Selbstbewusstseinenorm. Farmer, die Regenmes-ser ablesen, Nützlingspopula-tionen im Feld erfassen undihre Erfahrungen auf Work-shops selbst vortragen, fangenan, sich als Fachleute im primä-ren Sektor zu begreifen.Auch die Agrarverwaltungen

Dr. Adrian Schuhbeck istDiplom-Biologe und arbeitetevon 1996 bis 2001 als Entwick-lungshelfer des DED in Papua-Neuguinea. Er ist dort seit2001 Koordinator für LändlicheEntwicklung und Ressourcen-schutz.

und Entwicklungsorganisatio-nen zwingt der On FarmAnsatz zum Umdenken. OnFarm Research ist hocheffi-zient, aber leider nicht spekta-kulär. Bewusst kleine und ziel-gruppennahe Projekte lassenbeim Ministerbesuch nichtgerade die Augen leuchten.Komplizierte Geräte in weißge-kachelten Labors kommen daimmer noch besser an.

Zurück zum BeispielVanille

Wie ist es nun Lester und Mar-garet ergangen? Jede Familie inRai baut mittlerweile Vanillean. Lester und Margaret habenmindestens fünf Parzellen,aber ganz genau wollen sie dasnicht erzählen. Lester hat näm-lich einige Geheimnisse, die ergerade ausprobiert und überdie er im Moment noch nichtsprechen will. Margaret hateine neue Methode der Bestäu-bung gefunden, für die mannur die eigenen Finger braucht.Sie ist darin unschlagbar: Sieschafft über 80 Prozent erfolg-reiche Bestäubungen undbraucht weniger als halb solang wie mit der klassischenMethode.Lester hat bei seinem Bruder,der im Provinzstädtchen einenkleinen Laden betreibt, aufdessen Computer eine E-mail-Adresse eingerichtet. Er kor-respondiert jetzt mit Käufernin Übersee. Deren Adressenhat er im Internet gefunden.Von Mittelsmännern will ernichts wissen, von staatlichenOffiziellen erst recht nichts.Bei unseren Landwirtschaftsbe-

ratern (�didiman�) von derNARI Station macht er eineAusnahme. Er fachsimpelteben gerne unter Kollegen.�Die neuesten Entwicklungenin der Vanille-Industrie austau-schen�, nennt er das. Margaretund er holen sich gerne nochunsere Meinung zu ihremjeweils neuesten Projekt ein.Aber auf uns angewiesen sindsie schon lange nicht mehr.

Die Vanille ist eine Orchidee.Sie klettert an anderen Bäu-men hoch und eignet sich des-halb hervorragend zum Anbauin Agroforstsystemen.

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�Weißt du eigentlich,dass wir unser eige-

nes Gemüse haben? Esschmeckt gut und wächst inder Milpa. Der Samen befindetsich in der Erde, aber nurwenn sie fruchtbar ist. Manmuss beim Jäten einfach diejungen Pflänzchen stehen las-sen. Sie wachsen ohne chemi-schen Dünger, nur durch dieKraft des Bodens.� Das sagtemir vor einigen Jahren einBauer aus dem Maya-Volk inChiapas, Mexiko, nachdem erdurch meine Beratung gelernthatte, Karotten und andere uns

bekannte Gemüsesorten (müh-sam) anzubauen. Diese Erfah-rung führte dazu, dass ich spä-ter in Guatemala zusammenmit meinen Kolleginnen undKollegen von ASECSA, derPartnerorganisation des DED,Bauern und Bäuerinnen grund-sätzlich zuerst nach ihrenErfahrungen und Bedürfnissenfragte. Wir wollten dadurchsicherstellen, dass die eigeneLogik der bäuerlichen Bevölke-rung, die häufig nicht unsererentspricht, und das lokale Wis-sen zum Tragen kommen.,denn dieses ist an den Standortund die sozialen Bedingungenangepasst. Wir planten undentschieden deshalb gemein-sam über die Durchführungvon Aktivitäten, z.B. über Fort-bildungen oder Besuche beibenachbarten Familien zumlandwirtschaftlichen Erfah-rungsaustausch. Ziel meinerArbeit bei ASECSA war es,agrarökologische Produktions-systeme zu stärken und zu för-dern.

Die lokalen Gemeinschaftenhaben ein stark ausgeprägtesZusammengehörigkeitsgefühlund vieles ihrer indigenenIdentität bewahrt. Lokales Wis-sen und Erfahrungen sindnicht verschwunden und tragendie kleinbäuerliche Landwirt-schaft auch heute noch. Sie lie-fern wertvolle Beiträge, ummoderne agrarökologische Pro-duktionssysteme zu entwickeln.So bauten wir unsere Arbeit inverschiedenen Gemeinden vonSan Martín Jilotepeque im zen-tralen Hochland von Guatema-la auf der Existenz lokalerSysteme mit agroökologischerPrägung auf. Dazu gehörtenMilpa, Landwirtschaft, Haus-gärten mit Kleinviehhaltungund diversifizierte Dauerkultur-systeme, die auf Kaffee, Bana-nen, Obst- und Schattenbäu-men basierten. Wir konntenauf die Experimentierfreudig-keit der Bauern und Bäuerin-nen und die positive Einstel-lung der Bevölkerung gegenü-ber partizipativer Projektarbeitzählen.

Was wollen die Bauern und Bäuerinnen in Guatemala?

Immer noch leidet Guatemala an den Folgen eines über drei Jahrzehnte dauernden Bürger-krieges, der tiefe Risse in der guatemaltekischen Gesellschaft hinterlassen hat. Wirtschafts-krise, hohe Staatsverschuldung und die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) verordne-ten Strukturanpassungsprogramme haben die Armut im Land weiter verschärft. Über dieHälfte der guatemaltekischen Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft, aber fehlenderZugang zu Land, Umweltzerstörung und sinkende Preise für landwirtschaftliche Produkteerschweren das tägliche Überleben, besonders der kleinbäuerlichen Maya - Bevölkerung. AlsFolge wandern viele Männer entweder in die guatemaltekischen Städte oder in die USA ab.Bürgerkrieg und Migration haben auch zu einer Feminisierung der Landwirtschaft geführt.Die Förderung kleinbäuerlicher Betriebe ist im agrarpolitischen Programm der guatemalteki-schen Regierung jedoch nicht vorgesehen. Die Agrarpolitik ist vielmehr einseitig auf die Ver-breitung von Exportkulturen ausgerichtet.

Bauern während eines Erfah-rungsaustauschs auf der Par-zelle eines lokalen Multiplika-tors

Landwirtschaftliche Beratung

Carsta Neuenroth

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Agrarökologie orientiertsich an lokaler kleinbäu-erlicher Landwirtschaft

Mit Instrumenten des Partici-patory Rural Appraisal (PRA)führten wir Situationsanalysendurch. Die teilnehmenden Bau-ern und Bäuerinnen reflektier-ten darüber, was sich in denvergangenen Jahren in ihremUmfeld geändert hatte, identifi-zierten und priorisierten land-wirtschaftliche Probleme undermittelten verfügbare Ressour-cen und Potenziale für die Ent-wicklung der Landwirtschaft.Eine Genderanalyse sensibili-sierte Männer und Frauen fürihre unterschiedlichen Rollenund Bedürfnisse. Sie unter-stützte besonders Frauen inihren Aktivitäten, häufig imZusammenhang mit Anbau,Nutzung und Vermarktungvon Medizinalpflanzen oderder Anlage von Baumschulenund dem Verkauf der Setzlinge.Auf Betriebsebene wurde eineinfacher Plan erstellt, der Pro-bleme, Potenziale und diegewünschte zukünftige Ent-wicklung des Betriebs aufzeig-te. Alle Bäuerinnen und Bauernentschieden, in welchemBereich die Arbeit beginnen

sollte. Entsprechend bildetensich Interessengruppen, z.B.eine für Erosionsschutz, eineandere für Medizinalpflanzen.Je nach Interesse wurden Tref-fen organisiert, die den teilneh-menden Personen die Gelegen-heit gab, bereits bestehendeErfahrungen von Bauern undBäuerinnen in der Umgebungkennen zu lernen, zu reflektie-ren und zu übernehmen bzw.an die eigenen Bedürfnisseanzupassen. Wichtige Akteureim Innovationsprozess sindlokale Multiplikatoren undMultiplikatorinnen, die auf-grund ihrer Erfahrungen,Experimentierfreudigkeit undKommunikationsbereitschaftBauern und Bäuerinnen ausder Nachbarschaft bei derArbeit in deren Betrieben bera-ten und unterstützen. LokaleMultiplikatoren haben einenleichteren Zugang und konti-nuierliche Kontakte zu derBevölkerung, sind also vertrautund stehen ihr kulturell nah, sodass ein prozesshaftes undnachhaltiges Wirken möglichist. Die Aus- und Weiterbil-dung dieser Multiplikatorinnengehörte zu meinen wichtigstenAktivitäten bei ASECSA.

Der DED arbeitet mitlokalen Organisationenzusammen

In Guatemala arbeiten Hun-derte von NRO und Basisorga-nisationen, so auch in San Mar-tín Jilotepeque. Wir versuchten,unsere Arbeit mit ihnen zukoordinieren. Eine Initiative,die von der lokalen Bevölke-rung begrüßt wurde mit Kom-mentaren wie: �Das ist sehrgut! Dann finden nicht mehrso viele verschiedene Ver-sammlungen statt, und wir ver-lieren weniger Zeit.� Wir erar-beiteten ein gemeinsames Ver-ständnis bezüglich der techni-schen und methodischenGrundlagen des agrarökologi-schen Ansatzes. SpannendeDiskussionen entwickelten sichüber die Rolle des technischenPersonals. Bisher wurde Wis-sen in hierarchischen Struktu-ren vermittelt und die Lehrerstanden oben. Nun sollten ausWissensvermittlern Moderato-ren und Begleiter werden, waszunächst als bedrohlich erlebtund entsprechend zögerlichangenommen wurde.Der häufige Personalwechselbzw. der aus finanziellen Grün-den erfolgte Personalabbau in

Bauern und Bäuerinnen in SanMartín Jilotepeque beratengemeinsam über Anbaumetho-den.

Milpa nennen die Mayasdas Feld, auf dem dieGrundnahrungsmittel Maisund Bohnen und eine Viel-zahl anderer lokaler Nah-rungspflanzen und Kräuterkultiviert werden.

Der agroökologischeAnsatz richtet sich an Bau-ern und Bäuerinnen, dieüber geringe Ressourcenverfügen und basiert aufihrem lokalen Wissen undihren landwirtschaftlichenErfahrungen. Er zielt daraufab, die ökologische, ökono-mische und soziale Ent-wicklung miteinander inÜbereinstimmung zu brin-gen. Es handelt sich umeinen prozessorientiertenAnsatz, dessen Gestaltungund Erfolg von der aktivenMitwirkung der ländlichenBevölkerung abhängt.

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Foto:

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den Organisationen erschwerteeine kontinuierliche Arbeit. Oftwurde der agroökologischeAnsatz auch nicht von der ge-samten Organisation getragen.Entscheidungsträger in derOrganisation setzten sich nichtmit ihm auseinander, und dastechnische Personal, das an sei-ner Umsetzung im Feld arbei-tete, erhielt nicht die nötigeUnterstützung. So verändertensich auch Projektanträge nichtentsprechend den Anforderun-gen eines prozessorientiertendemokratischen Ansatzes.

Grundsätzlich sind langfristigeProzesse kaum in Projekt-zyklen erfassbar. Der Druck,innerhalb eines Projektzyklus-ses bestimmte Ziele zu errei-chen, kann sich dann kontra-produktiv auswirken.

Trotz aller Widerstände arbei-teten viele Bauern und Bäue-rinnen unermüdlich für eineVerbesserung ihrer Landwirt-schaft. Erosionsschutzlinienwurden angelegt, Mischkultu-ren gepflanzt und Gründün-gung genutzt. Erfolge stärktendas Selbstbewusstsein undführten dazu, dass Bedürfnisseidentifiziert und artikuliertwurden. Dennoch standen wir,als mein Einsatz endete, erstam Anfang des Prozesses füreine nachhaltige landwirtschaft-liche Entwicklung. Meine Kol-leginnen und Kollegen arbeitenweiter. Einige der gemeinsambegonnenen Initiativen sind

inzwischen im Sande verlaufen,andere haben sich verändert,und wieder andere werdenweitergeführt und entwickelnsich.

Als Fazit meiner Arbeit kannich sagen, dass gut gemeinteund fortschrittliche Ansätzenur dann Erfolg haben, wennes gelingt, die Bevölkerung zubefähigen, den Entwicklungs-prozess selbst zu gestalten.

Fortführen des Engage-ments in Deutschland

�Was nun?� war die Frage, dieich mir bei meiner Rückkehrnach Deutschland stellte.Schon in Guatemala hatte ichbeschlossen, ein Aufbaustu-dium zu machen, um meineErfahrungen aufzuarbeiten.Inzwischen bin ich seit Okt-ober 2001 bei FAKT Consultfür Management, Bildung undTechnologien in Stuttgart alsBeraterin im GeschäftsbereichLandwirtschaft und ländlicheEntwicklung tätig.

Nachhaltige Landwirtschaftund partizipative Methodensind Themen, die mich weiter-hin beschäftigen, z.B. bei derBeratung argentinischer NROund der Erarbeitung einesHandbuchs über die �Farmerto Farmer� - Methode. Auf deranderen Seite hat mich dieArbeit an agrarpolitische The-men herangeführt, besonders

an die den Agrarbereich betref-fenden Verträge der Welthan-delsorganisation (WTO). Mirwurde klar, wie bestimmendinternationale Rahmenbedin-gungen und ihre Auswirkungenauf die Politik der National-staaten auch für den Erfolgbzw. Misserfolg lokaler Prozes-se sind. Die Arbeit bei FAKTerlaubt mir, meine Auslandser-fahrungen weiterhin zu nutzenund mich in neue Themen ein-zuarbeiten.

Multiplikatoren erarbeiten eineListe der in der Gemeinde ver-fügbaren Ressourcen und Produktionstechniken.

Carsta Neuenroth ist Agrar-Ingenieurin und Entwicklungs-politologin und war von 1995bis 1999 Entwicklungshelferinin Guatemala.

Landwirtschaftliche Beratung

Foto: Frank Taylor

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Schon seit den 80er Jahrenberaten die Fachkräfte des

DED verschiedene Nichtregie-rungsorganisationen (NRO) imAlto Beni mit dem Ziel, Alter-nativen im Landbau zu finden.Denn seit Beginn der Koloni-sierung durch ethnische Grup-pen aus dem Hochland Boli-viens in den 60er Jahren sinddie weltweit bekannten Folgenmenschlichen Handelns in denTropen auch hier spürbar:Brandrodungsfeldbau, Erosion,einseitige Ernährung. Wirt-schaftliche Armut und Land-flucht sind die typischen Statio-nen einer verhängnisvollenEntwicklung. Mit dem ökologi-schen Landbau verband mandie Hoffnung, diese Entwick-lung aufzuhalten und langfris-tig umzukehren. Der DED warmaßgeblich daran beteiligt,dass die Kleinbauernorganisa-tion EL CEIBO im Jahre 1993durch Naturland e.V. zum ers-ten Mal zertifiziert wurde undsomit Zugang zum internatio-nalen Öko- und FairtradeMarkt hat. Diese Chance hatman bei EL CEIBO genutzt:Ein großer Teil des inDeutschland gehandelten Öko-Kakaos kommt von hier.

Der Multiestrato Ansatz:Natur als Vorbild

Spricht man über Landwirt-schaft in den Tropen, werdendie Begriffe Nachhaltigkeit undAgroforstwirtschaft immer ineinem Atemzug genannt. BeideBegriffe haben gemeinsam,dass sie oft benutzt werden,jeder sie gut findet, dass abervielen nicht wirklich klar ist,was sich dahinter verbirgt. ImAlto Beni wurden seit den 80erJahren verschiedene Ansätzevon Agroforstsystemen aus-probiert. Keiner dieser Ansätzetrug spürbar zur Verbesserungder Lebensumstände der Men-schen bei und keiner war auchökologisch eine Alternative,wie eine Evaluierung derArbeit des DED aus dem Jahre1995 ergab. Fazit dieser Unter-suchung war, dass wir wiederlernen sollten, uns als Men-schen positiv in ein gut funk-tionierendes Ökosystem einzu-bringen. In anderen Wortenlautet das scheinbar einfachePrinzip: Wir versuchen dieNatur zu imitieren, denn siehat sich über Millionen vonJahren entwickelt und sichoptimal an den jeweiligenStandort angepasst. Beim Blick

auf einen üppigen Primärwaldscheinen Probleme wie Wasser-knappheit und Erosion fern.

Im Regenwald beginnt aufeiner Lichtung spontan einenatürliche Sukzession, in dersich verschiedene funktionelleGruppen abwechseln bisschließlich der Primärwalderreicht wird (z.B. einjährigePflanzen > schnellwüchsigeBäume > Primärwald). EineEntwicklungsphase ist dabeiVoraussetzung für die nächste.Beim Installieren einer Multi-estrato-Parzelle wird eine sol-che Lichtung in einer Brachedurch Roden mit Motorsägeoder Axt geschaffen. DerMensch greift in dieses Systemein, indem er die natürlicheArtenzusammensetzung durchnutzbare Arten anreichert, ein-schließlich der Cash Crops.Durch selektives Beikrautjähtenund regelmäßigen Schnitt derPflanzen werden die Energie-

Die Früchte der Entwicklungszusammenarbeit sind auch in Deutschland greifbar. Und zwarin den Regalen der Bio- und Eine-Welt-Läden und inzwischen auch einiger Supermärkte.Dort gibt es Kaffee, Kakao, Schokoladenprodukte und anderes Leckeres, meist mit Bio- undimmer mit Transfairsiegel. Der DED unterstützt Kleinbauernkooperativen bei der Produk-tion, in der Organisation, in der Zertifizierung und im Marktzugang. Ein Jahr lang war ichals Entwicklungsstipendiat im Amazonastiefland in Bolivien tätig, dort wo der Öko-Kakaoder Kleinbauernorganisation EL CEIBO wächst. Die Machete zählte ebenso zu meinenArbeitsgeräten wie das Notebook und die Videokamera.

Als Entwicklungsstipendiat in Bolivien

Das Nachwuchsförderungsprogramm (NFP) ist ein Stipen-dienprogramm, das fachlich qualifizierten Berufsanfängerndie Möglichkeit bietet, während eines einjährigen Aufent-halts in einem Partnerland des DED entwicklungspolitische,berufliche, persönliche und interkulturelle Erfahrungen inder Praxis zu sammeln. Die Entwicklungsstipendiaten können unter der Anleitungerfahrener Entwicklungshelfer und hauptamtlicher Mitar-beiter des DED ihre vorhandenen Kenntnisse und Fähigkei-ten anwenden und zugleich die Arbeit des DED und seinerPartner kennen lernen.

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Die Jackfruit ist noch nahezuunbekannt im Alto Beni.

Agroforstwirtschaft

Harald Weinert

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und Stoffkreisläufe erhöht. Fürdiesen Ansatz wurde im AltoBeni das Wort Multiestratogeprägt. Ebenfalls ist die Redevon sukzessionalen Agroforst-systemen.

Durch die beeindruckendenErgebnisse einiger Praktikermotiviert, machten sich ver-schiedene NRO in der land-wirtschaftlichen Beratung andie Umsetzung dieses Ansat-zes. Der Enthusiasmus war beiden Beteiligten zunächst groß,obwohl einige Bauern auchskeptisch waren. Man installier-te zusammen mit den Bauernauf deren Landstücken Modell-parzellen von etwa einem Vier-tel Hektar. So sollen etwa 200Parzellen entstanden sein.Sechs Jahre stellten sich Bau-ern, Berater, Entwicklungshel-fer und Finanziers die Fragenach messbaren Erfolgen. Wieviele Parzellen gab es? Wie ren-tabel arbeiteten sie? Wie wurdeMultiestrato von den Men-schen akzeptiert?Leider hatte vor lauter Taten-drang niemand daran gedacht,die Arbeit in diesem Zeitraum

zu dokumentieren. Einige die-ser Fragen zu beantworten unddie Erfahrungen zu systemati-sieren, war meine Hauptaufga-be als Entwicklungsstipendiat.Außerdem sollte ich die Praxisvon Multiestrato lernen, umspäter an Kursen für Bauernund Berater mitzuwirken, dennder Lernbedarf ist hoch.

Die Idee ist toll - und dieRealität?

Ein detaillierter Fragebogensollte Licht ins Dunkel brin-gen. Der kleinbäuerlicheBetrieb im Alto Beni ist ein-fach strukturiert. Das Land-stück einer Familie misst etwazwölf Hektar. Fast jeder besitzteine Kakaopflanzung, meistzwischen einem und drei Hek-tar Größe; andere wichtigeKulturpflanzen sind Bananen,Papayas und Zitrusfrüchte. DieArbeitsgeräte beschränken sichauf Machete, Schubkarre undähnliche Werkzeuge. AndereProduktionsmittel werdenpraktisch nicht eingesetzt, dahierfür die finanziellen Mittelfehlen. Die Handelsbeziehun-gen beschränken sich nebenEL CEIBO auf Zwischen-händler zum Verkauf der CashCrops. Daher hielt ich es füreine lösbare Aufgabe herauszu-finden, was es mit Multiestratoauf sich hat.Mit Machete, Klemmbrett undKamera nahm ich auf demMotorrad hinter den landwirt-schaftlichen Beratern Platz undbegleitete sie zu ihren Bera-tungsbesuchen bei den Klein-bauern. Einer kurzen Pflege-maßnahme in der Multiestrato-Parzelle sollte ein informatives

Interview folgen, sodass amEnde klar sein sollte, wasgenau wie oft gemacht wurde,was es zu ernten gab und wieviel Geld der Bauer dafürbekommen hatte.Nach kürzester Zeit musste ichfest stellen, dass die Erhebungin der geplanten Form nichtmöglich war. Entweder hattendie Bauern tatsächlich kaumkonkrete Vorstellungen überihre Arbeit oder sie wollteneinem netten jungen Gringonicht einfach so Informationengeben. Oder eine Mischung ausbeidem traf zu. Aber selbst dielandwirtschaftlichen Berater,

Eine Multiestrato-Parzellewenige Wochen nach derInstallation

Die Bäume in der Parzelle wer-den regelmäßig zurückge-schnitten, um Stoff- und Ener-giekreisläufe zu steigern.

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Agroforstwirtschaft

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mit denen das Verhältnis sehrkameradschaftlich ist, hattenoft mit ähnlichen Problemenzu kämpfen.Es wurde aber deutlich: Mul-tiestrato spielt im Alltag derMenschen kaum eine Rolle. Eswird nicht wirklich als Alterna-tive zu den einfachen Anbau-systemen verstanden. Die Rat-schläge des Technikers werdenoft nicht umgesetzt. Es gibtkaum Eigeninitiative. Hat sichin der ersten Phase die Parzellenicht so entwickelt, wieerwünscht, fallen die Parzellenoft Brach. Bei der Installationwerden seitens der Bauern oft-mals viele Kosten und Mühengescheut, so dass das Pflanz-material von der beratendenNRO oder gar von den moti-vierten Technikern gestellt wer-den muss.Es würde den Rahmen diesesArtikels sprengen, all die Fra-gen und Probleme zu nennen,mit denen ich bei meinenBesuchen von ca. 70 Parzellenkonfrontiert wurde.Doch das ist nur die eine Seite.Andererseits waren die erstenBesuche der Multiestrato-Par-zellen beeindruckend. Manzeigte mir natürlich zuerst diegelungenen. Eine HandvollBauern hatte es geschafft,�wirkliche� Multiestrato-Par-zellen zu installieren und weiterzu pflegen. Sie sind begeistertund wollen ihre kleinenModellparzellen vergrößern.Sie wollen ihre Kollegen über-zeugen, dass diese Alternativefunktioniert. Es kam sogar vor,dass ihre Kinder in der Schuledem Lehrer zeigten, wie Multi-estrato funktioniert.

Zum Weitermachenmotiviert

Ein paar Fragen konnte ich indiesem Jahr im Alto Beni klä-ren. Aber es sind mindestensgenauso viele neue dazugekommen. Und diese motivie-ren mich mit Multiestrato wei-ter zu arbeiten. Es besteht gro-ßer Bedarf, systematisch zuarbeiten und Ergebnisse zudokumentieren. Dies sollte aufverschiedenen Ebenen gesche-hen. Nach den Erfahrungensollte man kurzfristig erreich-bare Ziele abstecken und nichtauf eine großflächige Ausbrei-tung des Systems hoffen. Auchkleine Parzellen sind wichtig,denn sie sind Anschauungsob-jekte und Genpool. Innovatio-nen, so gut sie auch seinmögen, brauchen immer vielZeit, bis sie akzeptiert werdenund die breite Bevölkerung sie

Harald Weinert ist Diplom-Landschaftsökologe und war2001 als Entwicklungsstipen-diat in Bolivien.

umsetzt. Aber wer einmal ineiner Multiestrato Parzellegestanden hat und einem über-zeugten Bauern zugehört hat,wird nicht zweifeln, dass diesein Weg sein kann.

Eine Multiestrato-Parzelle nachetwa zwei Jahren

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Erste Maßnahmen zur Ver-besserung der Produkt-

qualität und interner Struktu-ren sollten die Wettbewerbsfä-higkeit der Organisation erhö-hen. Um CONACADO einzusätzliches Standbein bei derVermarktung ihres Öko-Kaka-os zu verschaffen, war die Pro-duktion und Vermarktung vonbiodynamischem Kakaogeplant, der unter dem Zertifi-kat �Demeter� an die deutscheNaturkostfirma Rapunzel gelie-fert werden sollte. Rapunzel isteiner der führenden Produzen-ten und Vermarkter von zertifi-zierten Produkten aus demökologischen Landbau. Zu sei-nen erfolgreichsten Produktengehören Schokolade und Brot-aufstriche aus Öko-Kakao.CONACADO deckt mittler-weile einen großen Teil desgesamten Kakao-Bedarfs vonRapunzel. Seit einiger Zeit hat

Rapunzel auch die Vermark-tungsrechte für Demeter zerti-fizierte Produkte. Da es welt-weit noch keinen Demeter zer-tifizierten Kakao gibt, istRapunzel sehr an diesemKakao interessiert und wirdnach der Umstellungszeit vonzwei Jahren den von Demeterzertifizierten Kakao vermark-ten.Das gemeinsame Interesse derbeiden GeschäftspartnerCONACADO und Rapunzelan der Entwicklung eines kon-kreten Vorhabens zum beider-seitigen Nutzen passte hervor-ragend in den Rahmen desPublic-Private-Partnership-Pro-grammes. Zunächst sollte einfunktionierendes internes Kon-trollsystem aufgebaut werden.Außerdem sollten Maßnahmenzur Qualitätssicherung und zurQualifizierung von Multiplika-toren durchgeführt werden.Schließlich sollte ein Teil desCONACADO-Kakaos dasDemeter-Zertifikat erhalten.

Schritte zur Umsetzungdes Projektes

Eine Entwicklungshelferin desDED, die bereits Erfahrungmit PPP hat, ist bei CONACA-DO als Beraterin in der Ver-marktung im Einsatz. Sie ver-mittelte den ersten Kontakt

zwischen der Gesellschaft fürTechnische Zusammenarbeit(GTZ) in der DominikanischenRepublik und CONACADO.Klärende Gespräche der Ent-wicklungshelferin mit Rapunzelund der GTZ in Eschborn unddie darauf folgenden erstenschriftlichen Projektentwürfekonkretisierten das Vorhaben.Auf dieser Grundlage wurde inenger Abstimmung mitCONACADO, Rapunzel undder GTZ der endgültige Pro-jektantrag geschrieben undAnfang des Jahres 2002 geneh-migt. Seither ist die Entwick-lungshelferin bei CONACA-DO mit der Projektsteuerungbetraut. Projektdokumentationund Berichterstattung der beiCONACADO durchgeführtenAktivitäten sowie die Überwa-chung der Projektfinanzen zäh-len ebenfalls zu ihren Aufga-ben. Darüber hinaus fungiertsie als Mittlerin zwischenCONACADO und Rapunzelund trägt somit wesentlich zurreibungslosen Kommunikationund Durchführung des Projek-tes bei. Sehr hilfreich sinddabei ihre Erfahrungen mitfrüheren PPP-Projekten undihre Kontakte zur deutschenEZ- und Bio-Szene (Demeter,Rapunzel, GTZ, Öko-Zertifi-zierer wie Naturland). Eineweitere DED Fachkraft unter-stützt die konkrete Umsetzung

Kakaozertifizierung in der DominikanischenRepublik

Der Dachverband der nationalen Kakaogenossenschaften der Dominikanischen RepublikCONACADO (Confederación Nacional de Cacaocultores Dominicanos Inc.) vermarktet seitacht Jahren erfolgreich den ökologisch produzierten Kakao seiner Mitglieder. Bei etwa 6.000Öko-Bauern sind dies jährlich bis zu 5.000 Tonnen, die vorwiegend an die europäische Öko-Schokoladenindustrie geliefert werden. Im Laufe der letzten Jahre haben sich die Marktbe-dingungen für CONACADO wesentlich verschlechtert. Um trotz steigender Konkurrenzweiterhin erfolgreich auf dem Markt bestehen zu können, muss die Organisation die stren-gen Auflagen der Öko-Zertifizierung und der europäischen Qualitätsansprüche erfüllen.

Was ist Public Private Partnership (PPP)?

In den letzten Jahren wurde zunehmend deutlich, dass sichZiele von Privatwirtschaft und Entwicklungsorganisationenin vieler Hinsicht ergänzen können. Die EZ hat erkannt, dassdie Armut in Entwicklungsländern nur gemeinsam mit derPrivatwirtschaft als zentralem Motor der Wirtschafts- undBeschäftigungsentwicklung bekämpft werden kann.Wenn DED und Partnerunternehmen Hand in Hand arbei-ten, können Synergieeffekte genutzt und gemeinsame Zielebesser, schneller und kostengünstiger erreicht werden. Fürdiese Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft undOrganisationen der EZ - im internationalen Geschäft PublicPrivate Partnerships (PPP) genannt - hat der DED ein eige-nes Programm entwickelt.

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Ein Berater für biodynami-schen Anbau erklärt die Herr-stellung von �Hornmist� , dascharakteristisch für die biody-namische Anbauweise ist.

Public Private Partnership

Petra Heid

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des Projekts in den Kakao-Pflanzungen. Zusammen mitseinem Counterpart über-nimmt er die Verantwortungfür die Hälfte der biodynami-schen Kakao-Produktion.

Problematisch an diesem Pro-jekt ist, dass der Finanzrahmenweder für die Projektsteuerungund das Monitoring noch fürdie Unterstützung in der kon-kreten Umsetzung Mittel vor-sieht. Fest steht jedoch, dassohne die tatkräftige Unterstüt-zung der beiden Entwicklungs-helfer das Projekt so nichtdurchgeführt werden könnte.Dies sollte zukünftig realisti-scher in die Budgetplanungaufgenommen werden.Der Kooperationsvertragwurde lediglich zwischen derGTZ und Rapunzel, dem deut-schen Partner, abgeschlossen.Die Interessen von CONACA-DO, dem Partner vor Ort, sindnicht vertraglich fixiert. DiePartnerorganisation solltezukünftig bei der Planung vielstärker einbezogen werden.

Mittlerfunktion des DED

Die Funktion der DED-Fach-kraft als Mittler zwischen deut-schen und ausländischen Part-nern vor und während derDurchführung eines PPP-Pro-jekts ist eine der zentralen Auf-gaben. Denn selbst bei glei-chen Zielen, können Interes-sen, Vorgehensweisen, Erwar-tungen und Einschätzungender beiden Partner auseinanderliegen. Hier ist eine Person, diebeide Seiten und Welten kenntvon großem Wert.

Als Experten-Pool könnte dieGesamtheit der Entwicklungs-helferinnen und -helfer desDED mit ihren vielschichtigenErfahrungen und vielseitigenFähigkeiten genutzt werden.Dies wäre dann interessant,wenn der DED konkreteAnfragen aus der Wirtschaftbekommt und die geeignetenPersonen gefunden werdenmüssen. Das zeitaufwendigeVerfahren der Besetzung einesProjektplatzes ist nicht für dieAnforderungen eines PPP-Vor-habens geeignet. Hier gilt es,künftig schnelle und flexibleVerfahren zu finden, umgegenüber der Konkurrenzbestehen zu können und denAnsprüchen der Wirtschaftgerecht zu werden. Von großerBedeutung wird zudem sein,die Fähigkeiten und Erfahrun-gen von Bewerbern detailiertzu erfassen, um schneller dierichtige Peson mit dem geeig-neten Profil zu finden.

Petra Heid ist Diplom-Geo-ökologin und seit 2000 alsEntwicklungshelferin in derDominikanischen Republiktätig.

Die Kakaofrüchte werden manuell geerntet und noch in den Kakaopflanzungen geöffnet, um die Samen mit der Fruchtpulpeheraus zu holen.

Eine typische Kakaotrocknungsanlage im Aufkaufzentrumeiner Kooperative

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In einem Land, in dem diebesten Ackerflächen in den

Tal-Lagen von Großgrundbe-sitzern mit extensiver Rinder-haltung vergeudet werden undtransnationale Firmen intensi-ven Plantagenanbau von Bana-nen, Ananas und Ölpalmenbetreiben, werden die Klein-bauern in Gebiete gedrängt,die nicht für intensiven Acker-bau geeignet sind. So auch inder Merendón, wo fast aus-schließlich Hanglagen von 30bis zu 110 Prozent Gefälleintensiv bewirtschaftet werden.Die Mehrzahl der Bauern undBäuerinnen kultivieren Kaffeeund bauen zur Subsistenz Maisund Bohnen an. Sie bewirt-schaften Kaffeeplantagen inGrößen von 0,5 bis 5 Hektar,nur wenige verfügen über Flä-chen von mehr als 10 Hektar.

Wo genügend Wasser währendder Trockenzeit von März bisMai zur Verfügung steht, wirdin höher gelegenen Gebietenauch Gemüse zum Teil groß-flächig angebaut.

Der Ökolandbau garan-tiert Boden- und Wasser-schutz

Will man nachhaltig Lebens-mittel produzieren, kommtman gerade in einem so ero-sionsgefährdeten, fragilen Öko-system wie der Merendón amÖkolandbau nicht vorbei. Dieswar auch ein Schwerpunkt derDED Kooperation mit derStiftung FUNBANHCAFE,der honduranischen Kaffee-bauernorganisation. Es solltengezielte Maßnahmen zum

Boden- und Wasserschutz ent-wickelt sowie die Weichen aufökologischen Landbau umge-stellt werden. Im Laufe derKooperation kristallisiertensich drei Schwerpunkte derMitarbeit heraus:

Entwicklung von regionalangepassten, nachhaltigen Pro-duktionsformen

Förderung eines partizipati-ven Beratungsmodells

Beratung zur Umstellung aufökologischen Kaffee.

Es wurden Gründüngungs-pflanzen eingeführt, Erosions-schutzstreifen angelegt undSchattenbäume im Kaffeegepflanzt, wodurch die Boden-fruchtbarkeit verbessert unddie Erosionsschäden verringertwurden. Bessere Technikenbeim Kompostieren der Kaf-fee-Pulpe, der Einsatz regionalverfügbarer organischer Dün-ger und Maßnahmen des inte-grierten und biologischenPflanzenschutzes sollten syn-thetische Dünger und Pflan-zenschutzmittel langfristigersetzen. In den Kaffeeplanta-

Eine Alternative für Kleinbauern in Honduras

�Ich lebe in der Merendón und möchte weiter hier leben�, schreit ein fröhlicher, bunterTukan von den T-Shirts und Plakaten, die ein zentralamerikanisches Ressourcenschutzpro-jekt in der Merendón verteilt. Den flüchtigen Besucher der Zone täuscht er etwas über dieangespannte Situation in der Region hinweg. Die Projektzone liegt im nördlichsten Ausläuferdes Merondóngebirges. Sie ist Trinkwasserreservoir für eine halbe Million Menschen in SanPedro Sula, der zweitgrößten Stadt von Honduras, und Puffer- und Kernzone des National-parks Cusuco. Das Gebiet und seine Bewohner unterliegen daher den strengen Verordnun-gen des Wasserschutzes und des Nationalparks.

Gemeinsam erarbeiten die Promotoren partizipativeMethoden für die landwirt-schaftliche Beratung.

Ökologischer Landbau

Manfred Fürst und Bärbel Sagi

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gen wurden Kochbananen, ver-schiedene Obstbäume undEsspalmen gepflanzt, was dieProduktivität nachhaltig erhöh-te und den Boden- und Was-serschutz verbesserte.Alle Maßnahmen trugenunmittelbar dazu bei, denstrengen Auflagen der Wasser-schutzbehörde gerecht zu wer-den und sicherten somit denVerbleib der Menschen in derMerendón. Außerdem förder-ten sie deren Möglichkeitenund die Bereitschaft auf Öko-landbau umzustellen.

Schritt für Schritt aufÖko umstellen

Der Interessenkonflikt zwi-schen den Bewohnern derMerendón auf der einen Seitesowie der Wasserschutzbehör-de und der Verwaltung desNationalparks auf der anderenSeite war zu Beginn derKooperation derartig eskaliert,dass man androhte, die Zonezu räumen. In der Folge warendie Bauern gegenüber jeglichenBeratungsbemühen von außensehr skeptisch. Ohne einenpartizipativen Beratungsansatzwar kein Stich zu machen. AnFeldtagen, auf Lehrfahrten undWorkshops wurden die Erfah-rungen und das Wissen derBauern und Bäuerinnen ausge-tauscht und systematisiert.Techniker und Promotoren der

Beratungsorganisation waren�lediglich� Fazilitatoren, dieProzesse initiierten und beglei-teten. Aus den Reihen der Bau-ern wurden Frauen und Män-ner zur Erwachsenenbildunggewählt, die in einer Reihe auf-einander aufbauender Seminarefortgebildet wurden, umEntwicklungsprozesse in Dör-fern zu begleiten und voranzu-bringen.Zu Beginn der Tätigkeit alsEntwicklungshelfer war Gen-der noch kein Thema im Pro-jekt. Aber im Laufe der Zeitwurde immer deutlicher, dassvor allem die Stellung der Frauverbessert werden musste.Denn solange die Frauen nichtdarin gestärkt werden, ihreInteressen zu artikulieren undwahrzunehmen, profitieren oftnur die Männer.Nachdem ein gutes Vertrauens-verhältnis zwischen Beraterin-nen und Beratern sowie denBauern aufgebaut war, wurdeSchritt für Schritt mit derUmstellung auf zertifiziertenökologischen Kaffee begon-nen. Interessierte bepflanzten

kleine Demonstrationsflächen(ca. 0,2 Hektar) mit Kaffee.Der Austausch mit bereits öko-logisch wirtschaftenden Bauerneiner anderen Region erhöhtenicht nur das Interesse amÖkoanbau, sondern brachteauch einen großen Erfahrungs-zuwachs. In den Dörfern ver-sammelte man sich, um so diewährend der Lehrfahrt gewon-nen Erfahrungen zu multipli-zieren, denn nicht alle könnenund wollen reisen. Auch dieBesitzer der Demonstrations-parzellen stellten ihre Erfah-rungen des ersten Jahres vor.In einem zweiten Schritt wur-den 50 Kaffeeparzellen vominternational anerkannten Zer-tifizierer Biolatina kontrolliert.Die Umstellungszeit begann.Gemeinsam erarbeiteten unddokumentierten Ökobauernund Berater die Grundlagendes Anbaus von Ökokaffee wieauch für dessen Verarbeitung,Zertifizierung und Vermark-tung. Danach schlossen sichdie Bauern zu einer Genossen-schaft für ökologisch erzeugteProdukte zusammen.

Auf so genannten �Feldtagen�lernen Bauern von Bauern.

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Es geht nicht nur umÖko-Zertifizierung

Nach meiner Rückkehr nachDeutschland nahm ich dieArbeit in der InternationalenAbteilung des weltweit tätigenÖko-Zertifizierers Naturlande.V. auf. Auch heute befürwor-te ich nach wie vor eine mög-lichst vielseitig angelegte Bera-tung, um den Ökolandbau vor-anzubringen.Im Mittelpunkt der Umstel-lungsberatung steht oftmals dieeine oder andere Exportfrucht.Die Grundnahrungsmittel undDiversifikationsfrüchte dürfenaber nicht zu kurz kommen.Eine einseitige Beratung ver-stärkt die ohnehin oft schonbestehenden Abhängigkeiten.Das birgt auch im Öko-Sektorgroße Risiken, denn die Preisefür Öko-Kaffee, -Kakao, -Teeund -Rohrzucker schwankenerfahrungsgemäß auch mit denWeltmarktpreisen für konven-tionelle Ware. So ziehen zumBeispiel die 2003 sehr niedri-gen konventionellen Rohkaf-feepreise auch die Ökokaffee-preise in den Keller. Könnendie Produzenten ihren Ökokaf-fee nicht über den Fairen Han-del vermarkten, sind oftmalsnicht einmal die Produktions-kosten gedeckt.Für eine auf alle landwirt-schaftlichen Aktivitäten ausge-richtete Beratung spricht auch,dass in Zukunft immer mehrZertifizierer die Umstellungdes Gesamtbetriebs fordern,

d.h. alle landwirtschaftlichenKulturen eines Bauern sindökologisch zu erzeugen. Siegel-organisationen wie die in derSchweiz marktbestimmendeBioSuisse verlangen dies schonjetzt.

Mit internen Kontroll-systemen Kosten sparen

Ein wichtiger Schritt, der inder Beratung von Kleinbauern-organisationen möglichst frühangegangen werden sollte, istder Aufbau eines internenKontrollsystems, um die exter-nen Kontrollkosten der Zertifi-zierung zu verringern. InterneKontrollsysteme sind in abgele-genen Gegenden mit schlech-ter Infrastruktur mitunter dieeinzige effektive Art, Kontrol-len in Kleinbauernorganisatio-nen durchzuführen. Sie sehenvor, dass 100 Prozent der Öko-bauern der Organisation jähr-lich intern (das heißt von eige-nen Inspektoren) kontrolliertwerden. Der externe Inspektorder international anerkanntenKontrollstelle bzw. des Zertifi-zierers prüft dann nur dasinterne Kontrollsystem. Beidessen positiver Beurteilungakzeptieren die EU-Behördeneine Stichprobenanzahl vonmindestens 10 Prozent externkontrollierter Ökokleinbauern.Je nach Ökoverordnung dauertdie Umstellungszeit zwischenzwei und drei Jahren. Ein funk-tionierendes internes Kontroll-

Der Anbau von Sojabohnen in Kleinterrassen mit Mulchschichtschützt den Boden und erhöht die Bodenfruchtbarkeit.

Ökologischer Landbau

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system verkürzt dies um einJahr. Nach dem ersten Umstel-lungsjahr können pflanzlicheProdukte als �Ware in Umstel-lung� verkauft werden. Auchwenn ein Bauer de facto schonseit Jahren ökologisch wirt-schaftet, läuft die Umstellungs-zeit in der Regel erst nach derersten Ökokontrolle an undbemisst sich nicht nach der Artder vorherigen Bewirtschaf-tung. Es ist also wichtig, dassdie erste Ökokontrolle recht-zeitig erfolgt.

Die Entscheidung trifftder Verbraucher

Abschließend soll betont sein,dass zertifizierte ökologischeProduktion nur dann Sinnmacht, wenn es sich für denErzeuger auszahlt: Dafürbedarf es attraktiver Preise aufeinem für den Produzentenzugänglichen Markt. In vielensüdlichen Ländern ist dernationale Ökomarkt noch sehrklein, weshalb die Ökozertifi-zierung bislang hauptsächlichauf Exportprodukte begrenztist. Doch auch da unterliegendie Preise den Weltmarkt-schwankungen. Es bleibt dieMarktnische des Fairen Han-dels, die den Erzeugern Min-destpreise garantiert. Doch die-ser Markt ist immer noch sehrklein. Im Schnitt können nur 1bis 4 Prozent der Produktionzu entsprechenden Konditio-

nen verkauft werden. Demge-genüber wollen Hunderte vonKleinbauernkooperativen faireund somit attraktive Mindest-preise erzielen. Der Schlüsselliegt in den Händen der Ver-braucher. In Europa und inanderen Teilen der Erde. Mitihrem Kaufverhalten entschei-den sie, ob dieser Markt wach-sen wird oder nicht.

Manfred Fürst ist Agraringe-nieur. Er war von 1988 bis1992 in Sambia und von 1994bis 1999 in Honduras als EHtätig. Seit 2000 arbeitet er inder Auslandsabteilung vonNaturland e.V.

Bärbel Sagi ist Agraringeni-eurin. Sie war von 1988 bis1991 EH in Sambia und von1994 bis 1999 Koordinatorinfür Einheimische Organisatio-nen und Selbsthilfeinitiativenin Zentralamerika.

In einem Workshop wurde die große Arbeitsbelastung und diegeringe Entscheidungsbefugnis der Frauen in der Landwirtschaftbildlich dargestellt.

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Seit altersher war der Açaí-saft wichtiger Bestandteil in

der Ernährung der Flussanrai-ner. Der Anbau kam über dieSubsistenzproduktion jedochnicht hinaus. In den fünfzigerJahren des letzten Jahrhundertswurden im großen Stil dieendemischen Açaíwälder derVárzea abgeholzt, um demlukrativeren ZuckerrohranbauPlatz zu machen. Der destillier-te Schnaps aus Abaetetuba,einem Munizip in der Nähevon Belém, wurde über dieGrenzen hinaus berühmt. Mitder nationalen Förderung desZuckerrohranbaus war diekleinflächige Produktion nichtmehr rentabel. Die Nutzungder Flächen wurde aufgegeben,die Natur übernahm wiederdas Kommando. Tukane, Papa-geien und andere Vögel, dieebenfalls die Frucht verzehren,

reicherten die verlassenen Fel-der mit Açaíkernen an.Inzwischen ist Açaí aus demWarenkorb der Bewohner vonBelém, der Hauptstadt desBundesstaates Pará im Nordos-ten Brasiliens, nicht mehr weg-zudenken: Während der Ernte-monate Juli bis Dezember wer-den täglich etwa 200.000 LiterAçaísaft konsumiert. Dank sei-ner vorzüglichen energetischenEigenschaften gewinnt Açaíauch zunehmend Märkteaußerhalb des BundesstaatesPará. Açaí ist reich an Mineral-stoffen, Vitaminen und im Ver-gleich zur Milch besitzt erzweimal so viel Fette, die imhohen Maße ungesättigt sind.Bezeichnend für Brasilien wares die Fernsehserie �Malhação�,die dem Açaísaft zur nationa-len Anerkennung verhalf.Angesprochen sind vor allemSportler und Gesundheitsbe-wusste. In den Sommermona-ten werden in Rio de Janeiromonatlich 500 Tonnen und inSão Paulo 150 Tonnen gefrore-ne Açaípulpe umgesetzt.

Ein angepasstes Land-nutzungssystem

Bisher hat sich der Anbau inanderen Regionen Brasiliens,insbesondere aus klimatischenGründen, nicht durchgesetzt.Das eröffnet ein ungeahntesPotenzial für das Gebiet der

Amazonasmündung. Da dieAçaífrüchte nach der Ernte zufermentieren beginnen undinnerhalb der nächsten 24Stunden verarbeitet werdensollten, wird sich die Produk-tion nur auf marktnahe Stand-orte konzentrieren. Bei markt-fernen Regionen bleibt alsAlternative nur die Gewinnungvon Palmherzen (bras. pal-mito).

In produktionsnahen undinfrastrukturell erschlossenenRegionen bestehen für Açaíkeine Absatzprobleme, was zueiner deutlichen Ausweitungder Produktion führen wird.Aufgrund des günstigenAbsatzmarktes ist die Produkti-vitätssteigerung bei konstantknapper Várzea-Fläche einwichtiges Anliegen der Fluss-anrainer. Die Inwertsetzungnativer Açaí-Bestände geringerProduktivität ist daher vongroßer Bedeutung. Dazu wer-den folgende Eingriffe vorge-nommen: Der Abstand zwi-schen den Açai-Palmen wirdauf etwa drei bis vier Meterstandardisiert; was zu dichtsteht, wird rausgeschlagen undals organischer Dünger zurBodenbedeckung genutzt. Wozu große Lücken bestehen,wird nachgepflanzt. Die Stau-den werden auf vier bis fünfSchösslinge zurückgestutzt.Überschreitet der Stammdurch-messer 20cm, wird dieser

Vom Nutzen der Vielfalt des Tropenwaldesin Brasilien

Açaí (Euterpe oleracea) ist eine Palme, die natürlicherweise in Überschwemmungsgebieten derAmazonasmündung vorkommt, der sog. Várzea, die das Pendant zu den Auenwäldern in dengemäßigten Breiten darstellt. Açaí wurde bereits traditionell genutzt. Heute gibt es ein gro-ßes Marktpotenzial für den Saft dieser Frucht, sowohl auf nationaler als auch internationalerEbene. Der DED unterstützt Organisationen von Kleinbauern darin, neben Açaí auch andereKulturen, die natürlicherweise in der Amazonasmündung vorkommen, zu nutzen. Die Klein-bauern können durch diese Zusammenarbeit ökologisch nachhaltiger wirtschaften undgleichzeitig ein alternatives Einkommen erhalten.

Stelzhaus umrahmt von Açaíund anderen Palmen

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Waldmanagement

Ekkehard Gutjahr

Foto: Ekkehard Gutjahr

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wegen abnehmender Ertrags-leistung geschlagen. Beimselektiven Fällen der Açai-Schösslinge fallen als Neben-produkt die Palmenherzen an.Andere Bäume werden gestutztoder vollständig aus demSystem genommen, wie z.B.bei Sterilität. Beim selektivenAusdünnen ist Vorsicht gebo-ten, da bei zu starkem Eingriffder Unkrautdruck zum Pro-blem werden kann. Der wirt-schaftliche Erfolg dieser Maß-nahmen wird bereits nach demdritten Jahr sichtbar: Ingepflegten Beständen beginntder Fruchtansatz früher, und eswerden zwei bis drei mal mehrFruchtstände gebildet.

Aller Anfang ist schwer

Bereits in den achtziger Jahrenwurden von Anderson und Jar-dim vom Museo Emilio Goeldiaus Belém Managementmodel-le für natürliche Açaíbeständeauf der Várzea vorgestellt. Siewaren aber ihrer Zeit voraus,die Ergebnisse verschwandenin der Schublade. Erst Mitteder 90er Jahre wurden dieErgebnisse wieder aufgegriffen.Dabei leistete ein Kreditpro-gramm großen Vorschub, dasgerade diese beschriebeneForm der Pflege von natür-lichen Açai-Beständen finan-ziell förderte. Die anfänglichenEmpfehlungen waren auf denZukauf von Açaí-Setzlingenund die Anwendung von Mine-raldüngern ausgelegt, Empfeh-lungen, die auf die Realität derTerra firme (Festlandgebiete)ausgerichtet sind, nicht aber dieBesonderheiten des Ökosys-tems Várzea berücksichtigen.Inzwischen ist auch die wichti-

ge FinanzierungsinstitutionPRODEX davon überzeugt,dass die periodischen Über-schwemmungen der Várzea dienatürliche Bodenfruchtbarkeitbegründen und die Flussanrai-ner ihre Setzlinge selber besseraufziehen können. In Abaete-tuba werden von PRODEX R$ 900 (ca. 250 Euro) proHektar als Kredit gezahlt undnicht mehr als drei Hektar proFamilie finanziert. Viele Fluss-anrainer, die einen solchenKredit nutzten, nahmen dieKursangebote des Centro Tipi-tis zur Bestandspflege von Açaíwahr. Centro Tipiti ist ein Fort-bildungszentrum der Gewerk-schaftsbewegung, welches zurVerbreitung von agrarökologi-schen Alternativen genutztwird. In technischen und orga-nisatorischen Fragen wird dasZentrum von FASE, einer bra-silianischen NRO und demDED begleitet. Bis 2001 erhieltes finanzielle Unterstützungvon der G7-Initiative zumSchutz der brasilianischen Tro-penwälder (PPG7).Nach Auskunft des landwirt-schaftlichen Beratungsdienstessind das die besten Projekte.Vorschläge, diese Kursangebo-te fest in die Kreditlinie vonPRODEX zu integrieren, sindbisher an administrativen Hin-dernissen der ausführendenBank gescheitert. Der Bera-tungsaufwand ist aufgrund deseinfachen Anbausystems rechtgering. Die Flussanrainerakzeptieren diese Bewirtschaf-tungsform gut, da keine exter-nen Betriebsmitteln verwendetwerden, sondern in ein bereitsbestehendes produktivesSystem eingegriffen wird.Relativ straff organisierte Bau-ernorganisationen ermöglichen

Ein Indianerstamm lebte imMündungsgebiet des Amazo-nas unter schwierigsten Bedin-gungen und nagte untentwegtam Hungertuch. Eines Tagesbeschloss der Ältestenrat, jedesNeugeborene zu opfern, umdas wenige Essen nicht nochauf weitere Münder verteilenzu müssen. Dieses Gebot soll-te so lange gelten, bis es wie-der genug Nahrung für allegeben würde. Über viele Jahrewurde dieses Gebot eingehal-ten, bis Iaçã, die Tochter desHäuptlings Itaki, ein wunder-schönes Kind zur Welt brachte.Ihr Vater jedoch, der eisernüber die Einhaltung diesesGebots wachte, erlaubte keineAusnahme und opferte eigen-händig das Neugeborene. Inihrer Verzweiflung zog sichIaçã in ihre Hütte zurück undbegann, zum Gott Tupã zubeten, dass er nach einerLösung aus der Krise suchenmöge, damit nicht mehr Neu-geborene geopfert werdenmüssten. In der gleichen Nacht

hörte sie das Schreien einesKindes, lief in die Dunkelheithinaus und sah ihr Kind, amFusse einer Palme angelehnt.Iaçã lief auf ihr Kind zu, umes in den Arm zu nehmen,umarmte stattdessen die Palme.Untröstlich über die Täu-schung der Erscheinung ergosssie sich in Tränen. Am näch-sten Morgen fand man Iaçaleblos bei dieser Palme, denBlick nach oben auf schwarz-blaue Beeren gerichtet. Itakiwurde dieser Beeren gewahrund befahl, sie zu pflücken.Beim Verreiben der Beerenentstand ein blaurot gefärbternahrhafter Saft. Daraufhindankte der Häuptling demGott Tupã für die neue Nah-rungsquelle und taufte diePalme nach dem Namen seinerTochter, in invertierter Form:Açaí. Die Geburtenkontrollewurde aufgehoben, und seit-dem hat die Açaípalme vieleGenerationen ernährt, und bisheute fühlen sich viele durchdie Tränen von Iaçã gestärkt.

Das Opfer von Iaçã

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den Zugang zu einer Kreditli-nie, sowie Fortbildungsveran-staltungen und die Ausbildungvon Bauern zu entlohntenBeratern, die für den notwen-digen Wissenstransfer sorgen.Nicht zuletzt die günstige Ver-marktungssituation für Açai-Saft ist für den Boom verant-wortlich.

Von der Monokultur zuAgrarökosystemen

Bei allen Erfolgen dieserBewirtschaftungsform - inAbaetetuba sollen seit Beste-hen der Kreditlinie bereitsmehr als 3000 Hektar finan-ziert worden seien - muss dar-auf hingewiesen werden, dasssie nur eine einzige Kulturartfördert, nämlich Açaí. Demge-genüber steht das ÖkosystemVárzea, welches eine wesentlichhöhere Biodiversität aufweistund, bedingt durch die periodi-schen Überschwemmungen,durch einen hohen Biomasse-umsatz gekennzeichnet ist. Die

Bestrebungen des DED undseiner Partner richten sich nundarauf, die einseitige Bewirt-schaftung zu diversifizieren,um in der Zwischenerntezeit,die sich von Januar bis Junierstreckt, zusätzliche Einkom-mensalternativen für die Flus-sanrainer anzubieten. Dafüreignen sich vor allem Kakao,Gummi und Andiroba, ausdessen Samen ein Öl für Kos-metik, Naturmedizin und zurAbwehr von Denge-Mückengewonnen wird. In solchenMischbeständen wächst Açaíharmonisch über dem Kakao,aber unter Gummi und Andi-roba. Und wie der Açaí habenauch diese Kulturen ihrennatürlichen Standort auf derVárzea. Durch die fallendenPreise dieser Alternativkulturenin den beiden letzten Jahrzehn-ten ging der Anbau starkzurück. Gleichzeitig weitetensich die Açaí-Bestände aus.Doch nur bei einer höherenNachfrage nach weiteren Pro-dukten werden die Bauern denAnbau in der Várzea diversifi-zieren.Es ist schwierig, die Produzen-ten ökonomisch bedeutenderKulturen, wie z.B. Açaí, zuüberzeugen, dass es sich lohnt,ökologisch und ökonomisch zudiversifizieren. Daher ist es fürdie nahe Zukunft Hauptaufga-be, die Erfahrungen systema-tisch zu dokumentieren.

Ekkehard Gutjahr ist Agrarin-genieur. Von 1996 bis 2002arbeitete er als Entwicklungs-helfer im Amazonasgebiet. Seit2002 koordiniert er im Rahmendes internationalen Tropen-waldprogrammes agroforstli-che Initiativen für den DED.

Waldmanagement

Junger Bauer beim Pflückenvon Açaí-Früchten

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Neben der Volksgruppe derKinh, die ca. 90 Prozent

der Bevölkerung ausmacht,leben in Vietnam 53 ethnischeMinderheiten. Die Volksgrup-pe der Kinh besiedelteursprünglich das küstennaheTiefland, die Minderheiten vor-nehmlich die Bergregionen.Mit zunehmender Bevölke-rungsdichte und der Entwick-lung der Infrastruktur des Lan-des verwischte sich diese ehe-mals relativ klare Trennung,weil nun auch die traditionellvon Minderheiten bewohntenGebiete sukzessiv von denKinh besiedelt werden. EinigeMinderheiten, wie zum Beispieldie Muong, gingen vor langerZeit aus den Kinh hervor undhaben daher sehr vieleGemeinsamkeiten mit ihnen.Viele andere jedoch unterschei-den sich vollkommen durchKleidung, Schrift und Spracheund beherrschen die Amtsspra-che kaum.Die traditionellen Anbaume-thoden vieler Minderheitensind unter den heutigen Gege-benheiten ökologisch nichtmehr tragfähig. Alternativenzur landwirtschaftlichen Pro-duktion gibt es in diesenGebieten jedoch kaum und siewerden sich in den nächstenJahren - wenn überhaupt - nursehr langsam entwickeln.Mit der rasanten Entwicklungder Städte können die abgele-

genen Regionen in keinerWeise mithalten und das öko-nomische Ungleichgewichtzwischen der fruchtbaren Küs-tenregion und den Berggebie-ten wird immer größer. Diesführt zu einer weiteren Schwä-chung der Position der Minder-heiten.Die Regierung sieht dieses Pro-blem und propagiert ein gleich-wertiges Miteinander der ver-schiedenen Volksgruppen. Mitzahlreichen Förderprogram-men bemühen sich inzwischennationale und internationaleOrganisationen, die Lebensbe-dingungen der Bevölkerung inden strukturschwachen Gebie-ten zu verbessern.

Honig - eine Alternative?

Wer sich in Vietnam imBereich Landwirtschaft undRessourcenschutz effektivengagieren will, muss dieBereitschaft mitbringen, direktmit den Minderheiten zusam-men zu arbeiten. Die Einbezie-hung der Betroffenen ist schonab der Planungsphase enormwichtig. Wie positiv dieseZusammenarbeit verlaufenkann, zeigt das Imkereiprojektin der Muong-Gemeinde CucPhuong.Der 1962 gegründete National-park Cuc Phuong (222 km2) isteiner der letzten Primärwälder

in Vietnam. Von den Urwald-riesen stehen nur noch wenigeExemplare. Wildtiere und vomAussterben bedrohte Affenar-ten finden hier ihren Lebens-raum. Um die fortschreitendeZerstörung einzudämmen,wurden 1986 sechs Dörfer ausdem Schutzgebiet in eine neugeschaffene Pufferzone umge-siedelt.Die am Eingang des National-parks liegende Gemeinde CucPhuong (ca. 100 km südwest-lich von Hanoi) gehört zu denärmsten in der Provinz NinhBinh. Bei den 2.300 Bewoh-nern handelt es sich zu über 90Prozent um Angehörige derMuong Minderheit. 700 vonihnen lebten bis 1986 im

Zusammenarbeit mit Minderheiten in Vietnam

Bis 1986 wurde das sozialistische Vietnam streng planwirtschaftlich geführt. �Doi Moi�, dasPendant zu �Perestroika� und �Glasnost�, führt seither zu einer immer weiteren Öffnung desLandes. 1993 wurde durch den Abschluss eines Rahmenabkommens die Basis für ein Enga-gement des DED geschaffen. Seit dem werden Entwicklungshelferinnen und -helfer nachVietnam entsandt. Einer von ihnen ist der Autor dieses Beitrags, der über die erfolgreicheZusammenarbeit mit der Gemeinede Cuc Phuong berichtet. Durch verschiedene Maßnah-men, vor allem durch ein Imkereiprojekt konnte das Einkommen der dort lebenden Men-schen, die Angehörige der Muong-Minderheit sind, signifikant erhöht werden.

Reisernte in Cuc Phuong - allesgeschieht in Handarbeit.

Thomas Kustermann

Imkerei

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Nationalpark. Die Erlöse ausder Landwirtschaft reichen fürden Lebensunterhalt meistnicht aus. Armut und fehlendeAlternativen trieben die Bevöl-kerung immer wieder in denWald, um sich aus illegalemHolzeinschlag, durch Sammelnvon Wurzeln und Fangen vonTieren ein Zusatzeinkommenzu verschaffen. Vereinzelt wer-den Bienen gehalten. In derGegend gibt es ein gutes Nek-tar- und Pollenangebot. DieVölker werden im Wald einge-fangen und am Haus in ausge-höhlten Baumstämmen gehal-ten. Die Arbeit der Imkerbeschränkt sich im Wesent-lichen auf die Honigernte -eine Pflege der Völker erfolgtmangels Wissens nicht. Trotzeiner Ernte von nur einemLiter Honig je Volk lohnt sichdiese Art der Bienenhaltung

für den Imker, da er den Honigfür bis zu 10 US-Dollar proLiter verkaufen kann. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 25US-Dollar pro Jahr. Der Natio-nalpark entwickelt sich zuneh-mend zu einem Ziel für in-und ausländische Touristen,denen bei steigendem Angebotder Honig verkauft werdenkann.

Das Imkereiprojektentsteht

Nach ausführlichen Gesprä-chen mit der Gemeindeverwal-tung und den potenziellen Pro-jektteilnehmern wurde dasImkereiprojekt gemeinschaft-lich geplant und Verantwort-lichkeiten verteilt. Im August1994 wurden die ersten 15Familien mit Bienenvölkernund dem notwendigen Zube-hör ausgestattet. In der erstenZeit wurden die Projektteilneh-mer besonders intensiv betreutund monatlich besucht. Es fan-den Lehr- und Rundgängestatt. Die Völker wurdengemeinsam durchgesehen, Fra-gen beantwortet und Lösungen

entwickelt. Diese geschultenImker als Ansprechpartner bil-deten den Kern für den Auf-bau einer organisierten Imker-gemeinschaft.Nachdem sich erste Erfolgezeigten, erhielten weitere 40interessierte Familien in derzweiten Phase des Projekts dieMöglichkeit zum Einstieg indie Bienenhaltung. Für sie wur-den in Kooperation mit denbereits ausgebildeten ImkernAnfängerkurse durchgeführt,Schulungen auch auf entlege-nere Siedlungen der Gemeindeausgedehnt und die Familienmit jeweils zwei Völkern sowieder nötigen Grundausstattungversorgt. Die zur Verfügunggestellten Mittel sind Eigentumdes neu gegründeten Imkerver-eins. Während die Imker imersten Jahr alle vier bis sechsWochen für mehrere Tagebesucht wurden, konnte schonim Folgejahr auf einen dreimo-natigen Rhythmus umgestelltwerden. Der neu gegründeteImkerverein verwaltet undpflegt die Gemeinschaftsaus-rüstung. Er organisiert Sam-melbestellungen und Lehrgänge,betreut alte und neue Mitglie-

Die Bienenkästen sind denMöglichkeiten der Bauernangepasst.

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der und unterstützt sie bei derHonigvermarktung. Außerdemwerden relevante Daten gesam-melt und der Kontakt zumnationalen Imkerei Zentrum inHanoi und anderen Imkerge-meinschaften gehalten.

Im Mittelpunkt steht dernachhaltige Nutzen fürdie Gemeinde

Nach anfänglichen Schwierig-keiten motivierten die erstenErnten die Imker so sehr, dasssie weitere Bienenvölkeranschafften. Das Projekt erfuhrgroße Beachtung und Anerken-nung und diente als Modell fürandere Gemeinden in Puffer-zonen um Nationalparks. DieFörderung der Bienenhaltungin solchen Gemeinden kanneinen großen Beitrag zur Ver-besserung der Lebensbedin-gungen und somit auch zumSchutz der Nationalparksleisten. Die Imkerei bedeutetheute für ca. 10 Prozent derHaushalte der Gemeinde CucPhuong eine wichtige zusätzli-che Einkommensquelle. DieHonigproduktion der Gemein-de stieg von ca. 10 kg (1993)auf knapp 4.000 kg pro Jahr(2001). Die Nachfrage über-steigt das Angebot noch beiweitem, so dass mit 4 bis 4,5US-Dollar pro kg weiterhinhohe Preise erzielt werden.Dieses erste DED-Projekt, beidem direkt mit einer Minder-heit in Vietnam kooperiertwurde, verlief so positiv, dassin der Gemeinde Cuc Phuongvon 1996 bis 2001 ein perma-nenter Projektplatz eingerichtet

wurde und eine Fachkraft stän-dig dort lebte und arbeitete.Dem Imkereiprojekt, das zumSelbstläufer wurde, folgtenvielfältige Kleinprojekte. Zahl-reiche Projekte zur Schaffungalternativer Einkommensmög-lichkeiten und zur Steigerungder landwirtschaftlichen Pro-duktion wurden von Infra-strukturmaßnahmen begleitet.Gästehäuser, eine Kulturgrup-pe und die wiederbelebte tradi-tionelle Weberei, lassen dieGemeinde nun am Tourismus-geschäft partizipieren, waszuvor das Monopol der Natio-nalparkverwaltung war. Brenn-holzsparende Kochstellen undBiogasanlagen tragen zusätzlichzum Nationalparkschutz bei.Besonders hervorzuheben istdie Erfahrung, dass der Pro-jektpartner nicht vorrangig amGeld interessiert war, sondern

am erfolgreichen Projektverlaufund dem nachhaltigen Nutzenfür die Gemeinde. Diese positi-ve Erfahrung konnte speziellbei der Arbeit mit Minderhei-ten immer wieder gemachtwerden.

Thomas Kustermann ist Agrar-Ingenieur und Imker. Er warvon 1993 bis 2001 Entwik-klungshelfer in Vietnam.

Regelmäßig werden die Völkerauf mögliche Brutkrankheitendurchgesehen.

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Ein Schwerpunkt der Arbeitdes DED in Laos ist die

ländliche Entwicklung in denBergregionen, vor allem inKooperation mit Projekten derDeutschen Gesellschaft fürTechnische Zusammenarbeit(GTZ). Sie konzentriert sichauf landwirtschaftliche Bera-tung, beinhaltet aber auch dieUnterstützung der kommuna-len Entwicklung und die Forst-wirtschaft. Eines dieser Projek-te ist das Nam Ngum Water-shed Management and Conser-vation Project (NAWACOP) in

der bergigen Provinz XiengKhouang. Die Waldfläche aus-zuweiten wird von der laoti-schen Regierung als ein wichti-ges Ziel angesehen. Eine Auf-gabe bestand darin, geeignetelokale Baumarten für die Auf-forstung zu finden, um Alter-nativen zu den bisher angeleg-ten Monokulturen von Euka-lyptus und Akazien zu bieten.Dabei war es immer sehr wich-tig geeignetes Forstsaatgut zubeschaffen. Einerseits liegen imProjektgebiet ausgedehnte Flä-chen mit natürlichem Grasland,die für Aufforstung ins Augegefasst wurden, andererseitsgibt es einige Projektdörfer, dienoch über ausreichend gutenWald verfügen und sich daherals Gebiete für die Gewinnungvon Saatgut heimischer Baum-arten eignen. Angebot undNachfrage zusammenzubrin-gen, lag hier auf der Hand.

Von einem Waldspazier-gang zu einem Projekt

Alles begann mit einer sponta-nen Sammelaktion herabgefal-lener Eicheln während einesWaldspaziergangs mit meinerFamilie. Ich sammelte etwa 30kg und gab sie an verschiedeneBaumschulen. Die Sämlingeentwickelten sich gut und wur-den komplett von den Bauern

zu einem geringen Preisgekauft. Durch die positiveErfahrung animiert, versuchtenwir das gleiche mit verschiede-nen einheimischen Baumartenund führten erste Schulungenfür das gesamte Feldpersonalzum Thema Saatgutgewinnung,Baumschule und Aufforstungdurch. Die ersten �Versuchsan-zuchten� nahmen überhand, sodass die Baumschulen das Pro-jekt NAWACOP um finanzielleUnterstützung baten. Aus des-sen Projektbudget wurden2.000 US-Dollar bereit gestellt.Ich organisierte nun größereMengen an Saatgut, um dieKapazität der Baumschulenvoll auszulasten. Parallel dazubegann NAWACOP, in dreiProjektdörfern die Aufforstungzu fördern. Den Bauern wur-den einfache Techniken derSämlingsanzucht vermittelt.Die Nachfrage war bei Män-nern und Frauen gleicherma-ßen groß.

Meine Arbeit war eineMischung aus Managementund Forschung. Die unter-schiedlichen Baumarten ver-suchten wir je nach Typ desSaatgutes mit verschiedenenTechniken anzuziehen, wie z.B.mit Breitsaat in einem Beetund Umtopfen der jungenSämlinge. Im Mai 2000 hattenProvinz und Distrikt zusam-

Eichen statt Eukalyptus in Laos

Laos gehört nach den UN-Statistiken zur Gruppe der ärmsten Länder der Welt. Etwa 90 Pro-zent seiner fünf Millionen Einwohner leben im ländlichen Raum, hauptsächlich von der Sub-sistenzwirtschaft. Das Land hat nur wenige konkurrenzfähige Industriebetriebe und ist daherstark auf die Nutzung seiner natürlichen Ressourcen angewiesen. Dazu zählen vor allemWasserkraft und die noch vorhandenen Wälder, die 45 Prozent der laotischen Landesflächebedecken. Die Wälder werden bereits von Staats- und Privatbetrieben in Einschlagskonzes-sionen ausgebeutet. Hinzu kommt, dass viele der etwa 70 in Laos beheimateten ethnischenGruppen in den Bergregionen Brandrodungsfeldbau betreiben, was die verbliebenen Waldbe-stände landesweit bedroht.

Mitglieder einer Frauengruppesähen Eicheln und Kiefernsa-men aus.

Lutz Lehmann

Foto: Lutz Lehmann

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men 200.000 Sämlinge von 30Arten pflanzfertig zu stehen,unsere Projektdörfer weitere30.000. Davon war keine einzi-ge Akazie oder Eukalyptus. Diebeiden großen Baumschulenhatten durch den Verkauf derSämlinge umgerechnet 1.000US-Dollar wieder eingenom-men.

Akzeptanz bei der Bevölkerung, aber dieVerwaltung spielt nichtmit

In der neuen Baumschulsaisonsollte die Zahl lokaler Baumar-ten erhöht werden. Ein Falt-blatt animierte die Bevölke-rung, entsprechendes Saatgutzu sammeln, das durch dasProjekt aufgekauft wurde.

Am Starttermin für den Auf-kauf des Saatguts musste ichmich an meinem Haus einemAnsturm der Dorfbewohnererwehren. Von früh um achtbis abends um sechs hatte ichfast pausenlos zu tun, um 57Verkäufer von Eichen- undTannensamen zu bedienen unddie Qualität ihrer Ware durchStichproben einzuschätzen. Diegeplanten Saatgutmengen dervier Hauptbaumarten Kiefer,Tanne, Eiche und Mi (einHartlaubholz) wurden um denFaktor zwei bis zehn über-schritten. Daneben kaufte ichnoch 200 kg Saatgut weiterer20 Baumarten, unter anderemWildfruchtbäume und Kasta-nien. Insgesamt verdienten dieüber 900 Bergbauern mit dieserAktion etwa 8.500 US-Dollar.

Die Anzahl der Projektdörfer,die sich an der Aufforstungbeteiligten, war in diesem Jahrvon drei auf acht Dörfer mitinsgesamt 16 Baumschulen undeiner Kapazität von etwa100.000 Sämlingen gestiegen.Unser Projekt belieferte nunalle Baumschulen der Provinz,der Distrikte und der Projekt-dörfer, die aber bald die Gren-ze ihrer Aufnahmekapazitäterreichten. Ich konnte einenTeil des Saatgutes vermarkten,indem ich es den Forstverwal-tungen der Nachbarprovinzenund verschiedenen Projekten inXieng Khouang verkaufte.Das restliche Saatgut verwen-dete ich für Versuche mitDirektsaat. Nach dem Endeder zweiten Regenzeit wareneinige Bäume bereits manns-hoch und ihre Überlebensratesehr gut. Einige Baumartenwuchsen schneller als diegepflanzten Sämlinge aus derBaumschule.Trotz dieser ermutigendenErgebnissen musste ich fest-stellen, dass die Provinzforst-verwaltung für die kommendeSaison beschlossen hatte,neben der Kiefer wieder aufdie altbewährten Exoten Euka-lyptus und Akazie zu setzen,weil das Wachstum der einhei-mischen Baumarten nichtschnell genug war. Die Unter-stützung unseres Projektes warnicht mehr willkommen. Daswar ein Schlag vor den Kopf.Aber als Entwicklungshelferweiß man, solche Rückschlägezu verkraften. Rettung nahtevon anderer Seite. Das lao-tisch-dänische Forstsaatgutpro-jekt begann sich für meine

Aspekte der Gewinnung von Forstsaatgut durch dielokale Bevölkerung:

Saatgut für Aufforstungsmaßnahmen auf Provinz-,Distrikt- und Dorfebene bereit stellen

Einkommen schaffen durch Nutzung und Vermarktungeiner speziellen Gruppe von Nichtholzprodukten zur Förderung nachhaltiger Waldnutzung in Schutzwäldern,deren Nutzung sonst starken Beschränkungen unterliegt

Erhalten der genetischen Diversität von viel genutztensowie seltenen Baumarten

Untersuchung zur Frage durchführen, ob auch Nicht-Fachleute in der Lage sind, große Mengen an Forstsaat-gut in guter Qualität zu gewinnen

Nutzung von Waldprodukten in den Dörfern analysieren

Bewusstsein zum Schutz alter Bäume schaffen

Daten zu geeigneten Herkunftsgebieten für Saatgutsowie Anwendung lokaler Methoden der Saatgutgewin-nung und -verarbeitung gewinnen

Hmong Frauen wissen fast alles über die Heilkunde mit Pflanzen-wirkstoffen.

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Erfahrungen zu interessieren,druckte Faltblätter zur Ver-mehrung von zwanzig einhei-mischen Baumarten, filmteeinige Passagen für ein Lehr-video zur Saatgutgewinnung inunseren Projektdörfern undverwandte einen Teil ihres For-schungspotenzials auf weitereVersuche mit der Forstsaatgut-gewinnung durch die Landbe-völkerung sowie die Direktsaat.

Weg mit Hindernissen

Als Fazit der gewonnenenErfahrungen lassen sich fol-gende Punkte festhalten:

Es ist schwierig, Menschendavon zu überzeugen, andereBaumarten statt der gewohntenwenigen Exoten anzupflanzen,selbst wenn erstere bereitsintensiv genutzt werden.

Insbesondere Forstverwal-tungen sind konservativ undreagieren träge auf Verände-rungen, selbst wenn sie von�oben� gefordert werden.

Finanzielle Transparenz undBeteiligung der Bergbauern aneinzelnen Planungsschrittensind manchmal nicht gewollt.

Eine träge Aufforstungspla-nung bei den Regierungsbehör-den verringert die Chance,geeignetes Saatgut rechtzeitigzu beschaffen.

Regierungsbehörden wech-seln sehr schnell ihre Politik,auch bei der Aufforstung, wasdazu führen kann, dass einbereits etablierter Markt fürForstsaatgut plötzlichzusammenbricht.

Die Verfügbarkeit von Saat-gut einheimischer Baumartenlässt sich schwer vorhersagen.Das erschwert eine exakte Pla-nung.

Mangel an finanziellen Mit-teln für Saatgutgewinnung oderBaumschulen stellt Auffor-stungspläne in Frage.

Für Forstsaatgut existiert inLaos noch kein Markt unddaher keine verlässliche Preis-grundlage. In Thailand undVietnam wird Forstsaatgutdagegen bereits kommerziellgewonnen und zu hohen Prei-sen verkauft.

Die Bergbauern werdenwenig nachhaltige Praktikender Waldbewirtschaftung nichtvon heute auf morgen ändern,da Geldeinkommen aus Saat-gutverkauf für viele lediglichein saisonales Zubrot darstellt.

Die Forschung über dieÖkologie einheimischer Baum-arten steckt in Laos noch inden Kinderschuhen.

Stand von NAWACOP bei der internationalen Konferenz überCommunity Forestry in Chiang Mai/Thailand

Lutz Lehmann ist Diplom-Inge-nieur für Forstwirtschaft. Erwar von 1998 bis 2003 Ent-wicklungshelfer des DED inLaos und ist seit September2003 in Vietnam tätig.

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Es war ein langer Weg fürdie engagierten Bauern im

Kreis Bla von den ersten selbstgezogenen Setzlingen bis zueiner weitgehend unabhängigfunktionierenden Vereinigung.Maßgeblich daran beteiligt wardas �Projet Agro-Ecologie(PAE) de Bla�, das nach 15Jahren Unterstützungsarbeit indiesem Landkreis Ende Juni2001 plangemäß seine Pfortenschloss.Im PAE hatten über all dieseJahre hinweg Entwicklungshel-fer des DED die Arbeit der�Compagnie Malienne pour leDéveloppement des Textiles(CMDT)� unterstützt, vor-nehmlich auf dem Gebiet desRessourcenschutzes. Hauptan-liegen der CMDT sind derAnbau und die Vermarktungvon Baumwolle, weshalb siesich für den Erhalt der land-wirtschaftlichen Produktivitätder Böden engagiert. Zudemhatte die CMDT von der mali-schen Regierung den Auftragerhalten, andere Aspekte derländlichen Entwicklung mit inihre Arbeit aufzunehmen. DieFinanzierung des PAE Blaerfolgte ab 1990 durch dieDeutsche Welthungerhilfe(DWHH).

Schlagwort:Desertifikation

Der Kreis Bla liegt in der suda-no-sahelischen Zone, also süd-lich angrenzend an die Sahel-zone, wo das Klima für eineLandwirtschaft in herkömm-licher Form problematisch ist.Viele denken bei �Desertifika-tion� zuerst an den Sahel, dochsind die südlich angrenzenden,etwas niederschlagsreicherenZonen genauso betroffen. DieDürren der siebziger und acht-ziger Jahre blieben auch dortnicht ohne Folgen.Schon bald nach der Grün-dung des PAE in Bla 1986 rich-teten einige Dörfer Baumschu-len ein, um den Rückgang desBaumbestandes zu stoppen.Dazu wurden meist zwei Per-sonen aus der Dorfgemein-schaft bestimmt, denen dieVerantwortung für den Aufbauübertragen wurde. Über dasPAE bekamen sie die nötigenKenntnisse für die Führungeiner Baumschule vermittelt.Die so verwalteten Baumschu-len funktionierten in der Regeljedoch nur mäßig. Die Arbei-ten zur Anzucht von kleinenPflänzchen, vor allem das Gie-ßen, waren sehr zeitintensivund blieben im Allgemeinen anden zuvor bestimmten Verant-

wortlichen hängen. Seit in Malinach der Revolution Anfangder neunziger Jahre ein Demo-kratisierungsprozess einsetzte,lassen sich kollektive Maßnah-men kaum mehr durchführen.Als Reaktion auf diese Erfah-rung wurden die Baumschulenprivatisiert. Bald zeigten sichErfolge. Durch den Verkaufvon Pflanzen erhielten die

Baumschulen für ein grünes Mali

�Benkadi� ist Bambara, die Sprache der größten Volksgruppe in Mali und heißtwörtlich übersetzt: Es ist gut sich zu begegnen. Benkadi ist auch der Name derVereinigung der bäuerlichen Baumschulbetreiber im Landkreis Bla, die mit Hilfe des �ProjetAgro-Ecologie� gegründet wurde. Mindestens einmal pro Monat treffen sich die Mitglieder,um Fragen zur Produktion von Setzlingen und deren Vermarktung zu besprechen, um sichgegenseitig mit Materialien auszuhelfen und ganz allgemein zum Gedankenaustausch.

Pflanzung eines Setzlings vonKhaya senegalensis, einer ein-heimische Art, anlässlich derAktion �Mali Vert� (grünesMali)

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Wüstenbekämpfung

Dorothee Kolbe

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Baumschulbetreiber einen klei-nen Verdienst, der sie dazuermutigte weiter zu machen.Das Projekt unterstützte siedabei in mehrfacher Weise:

Günstige Konditionen fürden Erwerb von hilfreichenGeräten (Gießkannen etc.)

Kostenlose Schulungen, z.B.zur Veredelung von Obstbäu-men

Kostenloser Transport vonSetzlingen zum Pflanzort

Abnahmegarantie für einenTeil der Produktion von Setz-lingen.

Zur Durchführung von ver-schiedenen Pflanzmaßnahmen,die durch das PAE initiiertoder gefördert wurden, benö-tigte das Projekt zahlreichePflanzen, die es in den existie-renden Baumschulen vorbe-stellte.

Aus Liebe zum Baum

Die Baumschule ist weit mehrals eine weitere Einnahmequel-

le neben Ackerbau und Vieh-haltung. Zwar muss für einenBaumschulbesitzer seineBaumschule einen ökonomi-schen Nutzen haben oderzumindest kostendeckendarbeiten. Aber die Menschenhaben auch erkannt, wie wich-tig der Baumbestand ist. Einervon ihnen sagte einmal: �On al'amour pour l'arbre�. Überset-zen könnte man das in etwa so:�Unser Verhältnis zum Baumist leidenschaftlich�.Und so werden schließlichauch die meisten Pflanzungenvon den Baumschulbetreibernselbst durchgeführt. Sie spielendadurch eine wichtige Rolle fürdie Bewahrung der Baum- undStrauchbestände im Kreis Bla.Nicht nur, weil sie Pflanzenproduzieren, sondern auch weilsie selbst als engagierte Pflan-zer mit gutem Beispiel vorangehen. 1998 gab es in Bla 22gut geführte Baumschulen, die25.000 Setzlinge produzierten.

Mit etwa 50 verschiedenenBaum- und Straucharten ist dieBandbreite der mittlerweile in

den Baumschulen produziertenPflanzen bemerkenswert. Sohaben die Baumschulbetreiberdamit begonnen, selten gewor-dene einheimische Bäume zupflanzen. Dies ist von großerBedeutung für das Leben derländlichen Bevölkerung, weilfast alle Baumarten von direk-tem Nutzen sind: Blätter undFrüchte für die Nahrung, Vieh-futter, handwerkliche Produk-tion und traditionelle Heilmit-tel. Die verbliebenen Beständekönnen diese Bedürfnisse häu-fig nicht mehr befriedigen.

Gemeinsam geht es besser

Eine wichtige Voraussetzungfür die Produktion von Setzlin-gen in den Baumschulen istderen termingerechte Versor-gung mit Pflanzsäckchen, diees in Bla nicht zu kaufen gibt.Zehn Jahre lang hatten Projekt-mitarbeiter diese Aufgabeübernommen, so dass denBaumschulbetreibern dieUmstellung schwer fiel. Alleinekonnten sie die organisatori-schen Hindernisse kaum über-winden. Unter der Leitung desPAE bekamen einige Baum-schulbesitzer die Gelegenheit,eine Vereinigung von Baum-schulbetreibern in der ca. 80km entfernten Stadt Koutialazu besuchen und deren Mitglie-der zu befragen. Die Vorteilesolch eines Zusammenschlus-ses waren offensichtlich und soerfolgte bald darauf die Grün-dung von �Benkadi� in Bla.

Wüstenbekämpfung

Monatliche Versammlung derBetreiber von Baumschulen inBla

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Fit für die Wüsten-bekämpfung

Seit der Gründung der �Verei-nigung der Baumschulbetreiberim Kreis Bla� wurde vom PAEdarauf hin gearbeitet, dass dieBaumschulbetreiber ihre Akti-vitäten nach Projektende selb-ständig weiter führen könnten.Zu den Unterstützungsmaß-nahmen zählten:

Vermitteln spezieller Kennt-nisse zur Produktion einheim-ischer Baumarten

Beraten bei der Ausarbei-tung eines Modus für die Ver-sorgung mit Pflanzsäckchen

Unterstützen beim Einrich-ten eines zentralen Verkaufs-platzes in Bla

Einführen in wichtigeAspekte des Managementseiner Organisation

Schulung der entsprechen-den Vorstandsmitglieder für dieVerwaltung der Finanzen.

Die Geschichte der bäuerlichenBaumschulen im Kreis Blazeigt deutlich, wie komplexsich ein einzelner Arbeitsbe-reich in einem Ressourcen-schutz-Projekt gestalten kann.Es ergibt sich ein hoch interes-santes und anspruchsvollesTätigkeitsfeld für Entwick-lungshelfer. Selbstverständlichist Fachwissen erforderlich,damit Problemfelder erkanntund ein entsprechender Maß-nahmenkatalog erarbeitet wer-den kann. Schulungen zu tech-nischen Detailfragen wie Saat-gutvorbereitung, Pfropfen,Pflanzabstände etc. könnenmeist durch einheimische Spe-

zialisten sehr gut durchgeführtwerden.Nachhaltigkeit kann nur dannerzielt werden, wenn nachAblauf einer Phase der Unter-stützung durch ein Projekt fol-gende Punkte zutreffen:

Eine angemessene Anzahlvon Bauern verfügt über dasnotwendige technische Wissen

Für die Maßnahmen benö-tigte Materialien können selbstbesorgt werden

die verbreiteten Maßnahmensind rentabel.

Bei den meisten Aktivitäten istes sinnvoll, einen entsprechen-den Rahmen zu schaffen, sowie sie die Vereinigung für dieBaumschulbetreiber darstellt.

Dorothee Kolbe ist Diplom-Geoökologin und arbeitete seitüber fünf Jahre in Westafrika,davon als Entwicklungshelfe-rin von 1997 bis 1999 undnoch einmal ab August 2001in Mali.

Entwicklungshelfer des DED bei einer Versammlung in Bla

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Die Idee der forstlichenZertifizierung als ein

Instrument der nachhaltigenForstwirtschaft hat zweiUrsprünge: Erstens die welt-weiten Diskussionen auf politi-scher Ebene über eine nachhal-tige Bewirtschaftung der Wäl-der (Ziel der UN-Konfernez inRío de Janeiro 1992) sowiezweitens die Erfahrungen wäh-rend des Tropenholzboykotts.

In der zweiten Hälfte der 80erJahre war dieser von zahlrei-chem Umweltverbänden ange-stoßen worden, als die Öffent-lichkeit - insbesonders in Euro-pa und USA - sich zunehmenddes dramatischen Ausmaßesder Tropenwaldzerstörung undihrer Folgen für Menschen undUmwelt bewusst wurde. Heutegeht es längst nicht mehr nurum den Schutz tropischerRegenwälder. Tropenholz kannwieder gekauft werden. Aller-dings nur, wenn es aus nach-haltiger Forstwirtschaft stammtund ein Ökosiegel dies garan-tiert.

Der DED sieht die Forstzerti-fizierung nach dem FSC(Forest Steward Councel) alsInstrument der nachhaltigenWaldnutzung. In Chile unter-stützt der DED seit 1992 ineinem groß angelegten Forst-projekt die ForstbehördeCONAF (Corporación Nacio-nal Forestal) bei der Einfüh-rung nachhaltiger Waldbaume-thoden. 1997 wurde das Pro-jekt �Nachhaltige Naturwald-bewirtschaftung � zu einemdeutschen Kooperationsvorha-ben unter Beteiligung vonDED, GTZ und KfW ausge-baut. Bis 2007 sind rund 14Millionen Euro für dieseArbeit vorgesehen.Der DED konzentriert sichhauptsächlich auf die forst-technische Beratung der

CONAF. Durchschnittlicharbeiten zehn deutsche Forst-ingenieure auf Regional- undProvinzebene. Sie haben einenForstberatungsdienst mitaufge-baut, der auf die besonderenBedürfnisse der Naturwaldbe-wirtschaftung der Kleinbauernzugeschnitten ist.

Der Wald als Einkom-mensquelle

Das Projektgebiet umfasst fünfRegionen mit über 1.000 Kilo-meter Entfernung zwischendem nördlichsten und demsüdlichsten Projektort und hatrund 100 Mitarbeiter. Bisherwurden etwa 2.700 Kleinbau-ernfamilien beraten und fürrund 56.000 Hektar Waldbe-wirtschaftungspläne erstellt. Bis2007 sollen rund 3.900 weitereFamilien hinzukommen. Hel-mut Sonnert, Koordinator desForstprogramms des DED inChile, betont: �Mit den Metho-den der nachhaltigen Forstwirt-schaft kann der Bosque Nativoökologisch vertretbar, wirt-schaftlich sinnvoll und sozialverträglich genutzt werden.�

Der Wald ist für die Kleinbau-ern eine immer wichtigere Ein-kommensquelle. Rund 250.000von ihnen sind Besitzer vonNaturwald, der insgesamt rund3,5 Mio. Hektar ausmacht. DerGroßteil des Naturwaldes

Nachhaltige Forstwirtschaft in Chile

Weltweit sind die Wälder in Gefahr: bedroht durch illegale Abholzung, Ausdehnung der land-wirtschaftlichen Flächen und schlecht geführte Forstwirtschaft. Jede Minute werden 25 Hek-tar Wald weltweit abgeholzt, das entspricht rund 35 Fußballfeldern. Über die verschiedenenMöglichkeiten, den Ursachen der Zerstörung entgegen zu wirken, wird schon lange disku-tiert. Seit rund zehn Jahren gibt es ein zusätzliches Instrument, um den Erhalt der Wälderund die nachhaltige Forstwirtschaft zu fördern: die Holzzertifizierung.

Ein Naturwald in Chile

Holzzertifizierung

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Foto: Inge Lamberz

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befindet sich jedoch in einemdegradierten Zustand. Grunddafür ist die Jahrhunderte langeunkontrollierte Ausbeutung derWälder. Hinzu kommt dieUmwandlung des Urwaldes inindustrielle Forstplantagen mitschnellwachsenden Baumarten.

Das wirtschaftliche Potenzialdes chilenischen Naturwaldeswird bisher nicht bzw. nichtrichtig genutzt. Nur ein bewus-ster Umgang mit der RessourceWald kann die schon weit fort-geschrittene Zerstörung aufhal-ten. Diese Entwicklung soll dasForstprojekt des DED ankur-beln. Der technische Schwer-punkt des Naturwaldprojekteswird durch Maßnahmen imBereich der Zivilgesellschaftunterstützt. Dazu gehört dieAusbildung von Forsttechni-kern in der nachhaltigenNaturwaldbewirtschaftung ander Forstschule IER (Institutode Educación Rural) sowie dieÖffentlichkeitsarbeit in derHolzzertifizierung bei dergrößten chilenischen Umwelt-schutzorganisation CODEFF.

Chiles Wälder: Eine Chance für die Vielfalt

Ein Schwerpunktthema vonCODEFF, die sich den Schutzund die Erhaltung des chileni-schen Naturwaldes auf die

Fahnen geschrieben hat, ist dieForstzertifizierung nach FSC.Die chilenische Umweltschutz-organisation zählt zu den wich-tigsten Akteuren der unabhän-gigen Forstzertifizierung inChile. 1998 gründeteCODEFF gemeinsam mitanderen Organisationen dienationale FSC-Arbeitsgruppe�Iniciativa Chilena de Certifica-ción Forestal Independiente -ICEFI�.

ICEFI vereinigt mittlerweilemehr als 60 Repräsentantenverschiedener Sektoren, wiezum Beispiel chilenischeUmweltschutzorganisationen(CODEFF, RENACE, Defen-sores del Bosque Chileno,IEP), Forstbetriebe (Trillium,Río Cruces, Taquihue, Millale-mu, Monte Aguila), Handels-unternehmen, Universitätensowie Gewerkschaften.

In Chile gibt es inzwischen sie-ben nach FSC-Standards zerti-fizierte Forstunternehmen. DieBetriebe Monte Aguila, Millale-mu, Berango, Río Cruces, Los

Was ist der Forest Stewardship Council (FSC)?

Eine internationale und regierungsunabhängige Dach-organisation

Gründung 1993 von Umweltorganisationen, Vertreternvon Bevölkerungsgruppen und Forstwirtschaftunterneh-men in Toronto (Kanada), seit 2003 Hauptsitz in Bonn

Weltweiter Einsatz für eine umweltgerechte und sozialverträgliche Erzeugung von Holz und Holzprodukten

Erarbeitung weltweiter Kriterien für nachhaltige Waldbe-wirtschaftung

Durch Produktkettenzertifizierung Kontrolle und Rück-verfolgung von der Waldpflege über die Holzernte bis indie Regale des Fachhandels

Bewertung von Umweltwirkungen und Aufrechterhaltenökologischer Funktionen

Zertifizierung durch unabhängige Firmen

Nationale FSC Arbeitsgruppen passen die Standards andie regionalen Bedingungen jedes einzelnen Landes an.Dabei soll die biologische Vielfalt erhalten bleiben undNutzungsrechte der einheimischen Bevölkerung und vonUreinwohnern geachtet werden.

Nachhaltigen Waldwirtschaft in Chile: Die gefällten Stämme wer-den gleich vor Ort zu Brettern kleingeschnitten.

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Alamos, Bio Bio und Regiona-les bewirtschaften zusammenmehr als 250.000 Hektar Euka-lyptus- und Kiefernplantagensowie Naturwälder. Sie benöti-gen das Ökosiegel vor allem,da Holz und Holzprodukte aufdem internationalen Markt nurnoch mit einer entsprechendenQualitätsgarantie abgesetztwerden können.

Der Verbraucherentscheidet über dieGlaubwürdigkeit

Als erste Gruppenzertifizie-rung in Chile bemüht sich dieKooperative �Silvacoop� umdas Gütesiegel des FSC. DieseVereinigung von Waldbauernwird im Rahmen des Projekts�Nachhaltige Naturwaldbewirt-schaftung� vom DED beraten.Eine Gruppe für Öffentlich-

keitsarbeit der chilenischenZertifizierungsinitiative ICEFIunterstützt diesen Prozess, umeine überzeugende und profes-sionelle Lobbyarbeit zu leisten.

Dadurch werden Forstbetriebeund Verbraucher informiertund können in die Verantwor-tung gezogen werden. Nur sokann das Bewusstsein ent-wickelt werden, dass die Wert-schöpfung der Wälder durcheine nachhaltige Forstwirt-schaft gefördert werden kann.Auch die Verbraucher werdeneinem Gütesiegel mehr Ver-trauen schenken, wenn es wiebeim FSC von einer Gruppeverschiedener Interessenvertre-ter wie Umweltorganisationen,soziale Verbände, Forst- undHolzbetriebe getragen wird.�Als der FSC gegründet wurde,hat niemand daran geglaubt,dass er solche ökologischen

Inge Lamberz ist Politologinund Journalistin und seit 1999Entwicklungshelferin in Chile.Sie berät die chilenischenUmweltschutzorganisationCODEFF in der Öffentlichkeits-arbeit.

Nach einem Bericht desGlobal Forest Watch sind inChile 70 Prozent der Urwäl-der bereits schwer geschä-digt. Jedes Jahr werden -laut des nationalen Katas-ters - rund 14.000 HektarNaturwald durch schnellerwachsende exotischeBaumarten ersetzt und120.000 Hektar Naturwaldabgeholzt oder in Mitlei-denschaft gezogen.

Messestand mit Möbeln ausHolz, das nach FSC-Standardszertifziert ist Entwicklungen in Gang brin-

gen wird�, meint Hernán Ver-scheure, Koordinator desWaldprogramms bei CODEFFbegeistert, �und heute gibt esweltweit schon mehr als 10.000Holzprodukte mit dem Güte-siegel FSC.�

Holzzertifizierung

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Der Tourismus ist zu einemlebenswichtigen Wirt-

schaftszweig Nepals geworden,von dem mehr als 200.000Menschen profitieren. Vieleausländische Touristen bereisenländliche Regionen im Rahmeneiner mehrtägigen Wandertour,dem sog. Trekking. In wenigenBerggebieten Nepals hat derTourismus zum Wohlstand dereinheimischen Bevölkerungbeigetragen und ist dort aufdem besten Wege zum Massen-tourismus - mit allen bekann-ten Vor- und Nachteilen. Inden ländlichen Regionenjedoch bleiben die großenHoffnungen der Menschen inden Tourismus oft unerfüllt.

Ziel des vom DED unterstütz-ten Programms ist es, durcheine sorgfältig geplante undkontrollierte Tourismusent-wicklung neue Einkommens-quellen und Arbeitsplätze inden Bergdörfern zu schaffen.Daneben sollen kulturelleIdentitäten bewahrt und Anrei-ze für eine nachhaltige undschonende Nutzung der natür-lichen Grundlagen gegebenwerden.Partner des DED ist die nepa-lesische Nichtregierungsorgani-sation �Center for Community

Development and Research�,kurz CCODER. Mit großemErfolg engagiert sich CCO-DER seit 1990 für eine nach-haltige Entwicklung ländlicherGemeinden und arbeitet mitt-lerweile in fünf DistriktenNepals. Hilfe zur Selbsthilfe istfür CCODER nicht nur eineunabdingbare Voraussetzungfür Entwicklung, sondern wirdim Rahmen aller Programmekonsequent praktiziert: DieGemeinden bestimmen ihreEntwicklungsprioritäten selbstund setzen alle Maßnahmeneigenständig um. Unterstüt-zung von außen, auch finan-ziell, bleibt dabei auf ein Mini-mum reduziert.

Gemeinde-Trecks: einneuartiges Tourismus-konzept

Die ersten Ideen für ein Tou-rismusprogramm hatten dieMitarbeiter von CCODERbereits vor mehr als zehn Jah-ren. Wie alle Programme sollteauch der Tourismus von denDorfgemeinden selbst getragenund in das ganzheitliche,gemeindebasierte Entwick-lungskonzept von CCODERintegriert werden.Das Ziel war somit nicht nurEinkommens- und Beschäfti-gungsmöglichkeiten für einzel-ne Haushalte zu schaffen, son-dern auch einen deutlichen

Entwicklungschancen für Bergdörfer in Nepal

Das Königreich Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa die Hälfte der Bevölke-rung lebt in der stark zerklüfteten Berglandschaft des Himalajas und seiner Vorgebirge. Dieauf Selbstversorgung ausgerichtete Landwirtschaft reicht nicht aus, um alle Menschen zuernähren. Doch ihre Heimat bietet den Dorfbewohnern nur wenige ökonomische Alternati-ven: Märkte für landwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen sind fern, und eine indus-trielle Entwicklung ist aufgrund der unzureichenden Infrastruktur und der extremen ökologi-schen Gegebenheiten unmöglich. Seit 1998 unterstützt der DED ein innovatives Tourismus-konzept im nepalesischen Bergland, das sich genau diese Eigenheiten zu Nutze macht:Abenteuerliche, organisierte Trekkingtouren fernab des Massentourismus können wichtigeImpulse für die Entwicklung ländlicher Räume geben.

Ein nepalesisches Bergdorf -Idylle nur aus Sicht der Touris-ten

Gemeindetourismus

Martina Shakya

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gemeinschaftlichen Nutzen zubringen. Allerdings war fachli-ches Wissen über Tourismusweder bei den Gemeindennoch bei den CCODER-Mitar-beitern vorhanden. So wurdeder DED um Unterstützunggebeten.

Es war nicht schwer, dreibesonders engagierte Pilot-Gemeinden entlang einer land-schaftlich attraktiven Trekking-Route für das neuartige Touris-muskonzept von CCODER zugewinnen. Die Erfolgsge-schichten aus anderen Regio-nen Nepals hatten sich auchbis in ihre Dörfer herumge-sprochen. Jedoch hatten dieMenschen bislang kaum Aus-länder, geschweige denn Tou-risten, in ihren Dörfern zuGesicht bekommen.Der erste Gemeinde-Treckfand im Herbst 1998 mit 16amerikanischen Touristen stattund begeisterte Reisende undGastgeber gleichermaßen. MitUnterstützung der DED-Ent-wicklungshelferin machten sichdie CCODER-Mitarbeiter nachAuswertung der Pilot-Tour andie detaillierte Planung, Umset-zung und Weiterentwicklungdes CCODER-Tourismuskon-zeptes.

Der Homestay-Ansatz:Was haben die Menschendavon?

Eine Besonderheit des CCO-DER-Tourismusprogrammesist der Homestay-Ansatz, d.h.die Touristen werden in denDörfern bei Gastfamilienuntergebracht. Zunächst galt esdaher, die Dörfer für ausländi-sche Touristen attraktiv zugestalten, die notwendigeInfrastruktur, wie separateGästezimmer, bereitzustellenund die Hygiene in den Haus-halten zu verbessern. Bedarfs-gerechte Trainingsprogrammewurden ebenso durchgeführtwie Planungsworkshops aufDorfebene. Bei allen Maßnah-men wurde die Bevölkerungstets sowohl über die Vorteileals auch über mögliche negati-ve Auswirkungen des Tou-rismus aufgeklärt.Ein aus Gemeindevertreternbestehender Tourismusaus-schuss koordiniert die Organi-sation der Trekkingtouren vorOrt und stellt sicher, dass eingrößtmöglicher Nutzen in denDörfern verbleibt. Alle für dieGemeinde-Trecks angestelltenLastenträger stammen aus denbereisten Dörfern. Für dieZubereitung der leckeren undgesunden Mahlzeiten für dieReisegruppe verwendet dieTrekking-Crew möglichst vielefrische Lebensmittel aus demProjektgebiet. So entstehtselbst in abgelegensten Regio-nen ein bescheidener Markt fürlandwirtschaftliche Erzeug-nisse.Neben den einzelnen Haushal-ten profitiert auch die Dorfge-meinschaft: Nur 40 Prozentder Übernachtungsgebühren

gehen an die Gastfamilien; derGroßteil der Einnahmen wan-dert in einen Gemeinschafts-fonds. Übrigens findet keindirekter Geldfluss zwischenden Touristen und den Einhei-mischen statt. Da das Wohl-standsgefälle zwischen Reisen-den und Gastgebern Bettelver-halten und Streitigkeiten zwi-schen den Gemeinden sowieeine unerwünschte Kommerzi-alisierung der nepalesischenGastfreundschaft fördernkönnte, koordiniert CCODERalle finanziellen Transaktionenim Rahmen der Gemeinde-Trecks und leitet die ihnenzustehenden Gelder an dieDorfgemeinden und ihre Mit-glieder weiter. Die Menschenprofitieren jedoch nicht nurfinanziell vom Tourismus.Durch gemeinschaftlich organi-sierte Kulturprogramme für dieTouristengruppen werden alteTraditionen gestärkt, manch-mal sogar wieder belebt undsomit vor dem Aussterbengerettet. Insbesondere Frauenwerden im Rahmen der Trai-ningsmaßnahmen auf denUmgang mit Touristen vorbe-reitet und ihre gesellschaftlicheRolle durch das neue Aufga-benfeld gestärkt. Eine verbes-serte Ernährung und Hygienein den Dörfern ist nicht nurfür die Beherbergung von Tou-risten unabdingbar, sondernkommt der Gesundheit derganzen Familie zugute. Der imRahmen des Tourismus propa-gierte allmähliche Übergang zualternativen Energiequellen(z.B. Kerosin statt Brennholzzum Kochen) wird die natür-lichen Ressourcen auch fürzukünftige Generationensichern. Und die im Rahmen

Gemeindetourismus

Touristen beim Probieren ein-heimischer Speisen: �Gemein-de-Trekking� erlaubt eineintensive Begegnung zwischenReisenden und Gastgebern.

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Foto: Martina Shakya

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des Tourismusprogramms mitviel Gemeinschaftsarbeit aus-gebesserten Fußwege - oftmalsdie einzigen Verkehrsadern inden nepalesischen Bergen -erleichtern auch jenen Men-schen das Leben, die nichtdirekt mit dem Tourismus zutun haben.

Interkulturelle Begeg-nung durch Tourismus?

Der gemeindebasierte Tou-rismus bringt jedoch nicht nurNutzen, sondern stellt auchhohe Anforderungen an Ein-heimische und Reisende. Trotzder Trainingsmaßnahmen istder Unterbringungsstandard inden Dörfern aus westlicherSicht sehr bescheiden. Damitsie ihren Gemeinde-Treck vollgenießen können, werden dieReisegruppen durch die Mitar-beiter von CCODER gründlichvorbereitet und informiert.Dazu gehören nicht nur dieSensibilisierung für ein kultu-rell angemessenes Verhalten inden Dörfern, sondern auchRichtlinien zur Vermeidungökologischer Schäden. DieTouristen sollen durch ihr eige-nes Verhalten dazu beitragen,dass bisher nicht vorhandene,aber mögliche zukünftige Pro-bleme, z.B. die aus vielen Tou-rismusregionen bekannte Müll-problematik, gar nicht erst ent-stehen.Kulturelle und sprachliche Bar-rieren zwischen den Touristenund ihren Gastfamilien erfor-dern auch während der Trek-kingtouren eine ständigeBetreuung und Übersetzungdurch die CCODER-Mitarbei-ter. Die Erfahrung zeigt

jedoch, dass diese Barrierendurch die Begegnung im Rah-men der Homestays durchausüberwunden werden können:�Es war wie in einem Videovon �National Geographic'�,berichtet eine amerikanischeTeilnehmerin über ihrenGemeinde-Treck. �Die Men-schen bereiteten uns einen sehrherzlichen Empfang in ihrenDörfern. Den ganzen Abendtanzten und feierten wirzusammen. Als wir nach zweiTagen Dorfaufenthalt aufbra-chen, hatten wir das Gefühl,unsere eigene Familie zu ver-lassen.�

Mehr Touristenerwünscht

Leider hat sich die politischeLage in Nepal in den vergange-nen Jahren zunehmend ver-schlechtert, und mittlerweilesteckt der gesamte Tourismus-sektor des Landes in einerschweren Krise. Dadurchkonnten bislang erst wenigeGemeinde-Trecks durchgeführtwerden, sodass der Nutzen fürdie Dorfbewohner hinter denErwartungen zurückblieb.Trotzdem sind die Gemeindenaufgrund der positiven Anfän-ge weiterhin hochmotiviert undbereit, mehr ausländischeGäste in ihren Dörfern zubegrüßen.Der gemeindebasierte Tou-rismus kann sicher erst dannals ungeteilter Erfolg gewertetwerden, wenn die Menschen inden Dörfern nachhaltig undspürbar von ihm profitieren.Die hierzu erforderliche Anhe-bung der Touristenzahlen ineinem ökologisch verträglichen

Rahmen wird jedoch erst dannmöglich sein, wenn sich diepolitische Situation in Nepalstabilisiert. Die Potenziale desgemeindebasierten Tourismussind also lange nicht ausge-schöpft. Dennoch zeigt dieZusammenarbeit zwischenCCODER und dem DED inNepal, wie Tourismus zu einernachhaltigen ländlichen Ent-wicklung beitragen kann.

Martina Shakya ist Diplom-Geographin und war von 1998bis 2001 in Nepal und von2002 bis 2003 in Südafrika alsEntwicklungshelferin tätig.

Touristin beobachtet eineGurung-Weberin. Gemeinde-Trekking gibt Einblicke in diekulturelle Tradition.

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Das Tropenparadies derPhilippinen besteht aus

mehr als 7.100 Inseln und hatrund 27.000 km2 biologischhoch produktive Korallenriffe,die über 400 Korallenartenvielfältigster Wuchsformenbeheimaten. Diese natürlichgewachsenen und durchanthropogene Einflüsse unge-störten Küstenzonen zählten inder Vergangenheit zu den reiz-vollsten Ökosystemen unseresPlaneten und deckten den täg-lichen Nahrungsbedarf derehemals dünn siedelnden Küs-tenbevölkerung. In der Naturwerden die Riffe nur durchstarke Taifune zerstört. Diesewehen in Samar aber nur etwaalle zehn Jahre, so dass sich dieRiffe in der Zwischenzeit wie-der regenerieren können.

Riffzerstörung aus Über-lebensdruck

In den 70er und 80er Jahrendrangen kleine Fischereiflottenin küstennahe Regionen vorund begannen, die lokalenFischbestände massiv zu dezi-mieren. Gleichzeitig lockten dienoch reichhaltigen Fischbe-stände in den Korallenriffenunzählige Hochlandbauern andie Küste, wodurch dieseRegion überbesiedelt wurde. Inden Bergen der Provinz führ-ten erhebliche Waldrodungenvon Tropenhölzern für denExport zu Überschwemmun-gen und verfrachteten Erdreichmit einhergehenden Schlamm-ablagerungen in den LeyteGolf.Verursacher massiver Riffzer-störungen ist in jüngster Zeitder Fischfang mit Sprengstoff.Dabei werden leere Glasfla-schen mit einer erhitztenMischung aus landwirtschaftli-chem Dünger und Benzingefüllt und wasserdicht ver-schlossen. Fischer werfen diese�Dynamitbomben� von ihrenkleinen Auslegerbooten ausüber einer Korallenbank ab.Durch die Detonation unterWasser werden mit den Koral-len auch die darin wohnendenFische weg gesprengt. VomMeeresboden werden die totenFische von den Dynamit-

fischern eingesammelt. Häufigzündet der Sprengstoff jedochvorzeitig und verstümmelt dieFischer an Händen undArmen. Auch Todesfälle sindnicht selten.

Während der letzten Jahrzehn-te hat die Explosivfischerei dieUnterwasserlandschaft auf 70km Küstenlinie entlang desLeyte Golfes stark zerstört. Zugroß waren Hunger undArmut, als dass die im Stichgelassene Küstenbevölkerungein Verantwortungsbewusstseinfür ihre Natur entwickelnkonnte. Zwar gibt es Gesetzefür Fischerei und Umweltma-nagement, doch finden sie inder Praxis selten Anwendung.Auch der internationale Handel

Küstenfischer auf den Philippinen schützenihre Korallenriffe

Die Korallenriffe, fragile Lebensräume für unzählige Meeresorganismen, befinden sich welt-weit in Besorgnis erregendem Zustand. Klimaveränderungen, die Verschmutzung der Meereund rücksichtsloser Tourismus haben irreparable Schäden an diesen tropischen Ökosystemenangerichtet. In der philippinischen Inselregion Eastern Samars zerstören Einheimische imkonkurrierenden Ringen um die tägliche Nahrung mit Explosiv- und Giftfischerei die einstfischreichen Korallenriffe und entziehen sich damit auf lange Sicht ihrer Lebensgrundlage.Der Autor unterstützt einheimische Organisationen gemeinsam mit den lokalen Fischern,um nachhaltige Alternativen zu finden.

Explosivfischerei zerstört mitungeheurer Macht Korallenund darin lebende Fische.

Philippinische Küstenfischerbereiten sich auf die Bewer-tung den Zustands ihrer Koral-lenriffe vor.

Küstenzonenmanagement

Dr. Kai-Jens Kühlmann

Foto: Kai-Jens Kühlmann

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mit tropischen Korallenfischenzerstörte die Riffe vor derKüste Eastern Samars. Um dieNachfrage zu bedienen, sprit-zen zu Billiglöhnen angeheuer-te Fischer freitauchend Zyanidin die Korallenstöcke. Die sobetäubten Fische werden ein-gesammelt und in Seewasserbe-hältern an Land �ausgenüch-tert�, um später an den Zier-fischhandel für Meerwasser-aquarien verkauft zu werden.Zurück bleiben zyanidvergifte-te und abgestorbene Korallen-stöcke. All diese Einwirkungenschwächen die Riffe in ihrerSchutzfunktion als Wellenbre-cher für bewohntes undbewirtschaftetes Land. Über-flutete Küstenstreifen, Miss-ernten, weggerissene Häuserund Hütten, Obdachlosigkeitund die Ausbreitung vonKrankheiten sind die Folgen.

Heute bietet sich vielerortsunter Wasser ein trauriges Bildabgestorbener, veralgter Koral-lenfelsen, die aus schlammigenBöden milchig-trüben Seewas-sers herausragen. Anstelle dereinst lebendigen Fischgründeragen nun metertiefe Kraterauf. Beim Tauchen undSchnorcheln sind nur noch sel-ten Fische zu finden.

Beratung über Einkom-mensalternativen

Die Situation erscheint ausweg-los: Die Bevölkerung nimmtweiter zu, die Nahrungsmittelwerden knapper, wodurchmehr Küste zerstört wird. UmAlternativen zu finden, hat sichdie lokale Nicht-Regierungs-

Organisation Guiuan Develop-ment Foundation Inc. (GDFI)in dem schwach entwickeltenca. 70 km langen Küstenab-schnitt der Provinz EasternSamar am Leyte Golf gegrün-det. Für drei Jahre beriet derAutor die GDFI in der Küs-tenbewirtschaftung.

Die GDFI organisierte Fischer-und Farmergruppen, umgemeinsam mit ihnen Einkom-mensalternativen zu schaffen,die die Gruppen eigenverant-wortlich weiterführen können,ohne dabei ihre Umwelt zuzerstören. Die Aufgabe desEntwicklungshelfers war es,zunächst Küstenabschnitte, dievon den Fischer- und Farmer-gruppen vor der Explosivfi-scherei geschützt wurden, öko-logisch zu bewerten. Diegewonnenen Ergebnisse solltendazu beitragen, bestehendeEinkommensalternativen zu

verbessern und neue zu ent-wickeln. Gemeinsam mit demVorstandsmitglied Jaime Sala-zar und Cathy Capanang vonder GDFI wurden die Fischer-und Farmergruppen in unse-rem Projektgebiet besucht. Wirbetauchten elf Riffgebiete imLeyte Golf, analysierten undbewerteten die erhobenenDaten. Es zeigte sich, dass dieRiffe bis zu drei Vierteln abge-storben waren. Auffallendwenige und nur kleine Fischebevölkerten ihre noch leben-den Teile. Lebende Schnecken,Muscheln oder Würmer fehl-ten. Gehäuse, Schalen undKalkröhren abgestorbenerOrganismen verwitterten anKorallenfelsen oder lagen aufdem sandigen Grund. In inten-siven Gesprächsrunden disku-tierten wir die erhobenenUmweltdaten; die beteiligtenFischer wurden sich mehr undmehr des Teufelskreises Die Zerstörung der Korallenrif-

fe ist bereits weit fortgeschrit-ten.Foto: Winfried Wiedemeir

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bewusst, in dem sie steckten,fassten aber auch zunehmendVertrauen in die Beratungstä-tigkeit von GDFI.

Vom Fischer zum Reis-bauern

Die zwei Haupteinkommens-quellen der Bevölkerung sindder Fischfang und die Herrstel-lung von getrocknetem Kokos-nussfleisch. Daneben werdenSüßkartoffeln und Reis exten-siv angebaut. Die Fischer derGemeinde Lawa-an beschlos-sen am Ende eines partizipati-ven Beratungsprozesses sichverstärkt dem Reisanbau zuwidmen. Ihre Riffe waren vonFischern benachbarter Inselnüber Jahre hinweg mit �Dyna-mit� zerbombt worden undmüssen sich mit Hilfe vonSchutzprogrammen währendder kommenden Jahre wiederregenerieren. Hier greift daslokale Selbsthilfeprogramm desDED: Ein Projektantrag zum

Reisanbau wurde bewilligt unddamit finanzielle Unterstützungfür eine einfache, mit Dieselbetriebene Pflüge- und Ernte-technik ermöglicht.Mit Hilfe der neuen Technikkönnen die Farmer die dreifa-che Fläche an Reisland bestel-len als zuvor mit Wasserbüffelund Pflug, so dass sich dadurchihre Ernten ab 1999 erhöhten.Die Gemeinde, unterstütztdurch ihren engagierten Bür-germeister Manuel Inciso,bewacht das zerstörte Riff vorweiteren Schäden durch Explo-sivfischerei und hofft nacherfolgter Regeneration wiederfischen gehen zu können.Das Beispiel von Lawa-an hatSchule gemacht. Seither sindauch benachbarte Lokalregie-rungen für umweltschützendeund einkommensförderndeAktivitäten aufgeschlossen.Bewusstseinsbildende Umwelt-seminare fanden in Schulenunseres Projektgebietes inLawa-an, Quinapondan undGuiuan statt. Dabei stellten wir

die gegenwärtige Umweltsitua-tion anhand der Küstenbewer-tungen dar und erläutertenmögliche Einkommensalterna-tiven, wie z.B. Muschel- oderAlgenaufzuchten für die einzel-nen Dörfer.

Dr. Kai-Jens Kühlmann istDiplom-Fischereiingenieur undwar 1997 bis 2000 Entwik-klungshelfer des DED auf denPhilippinen in Eastern Samar.Seit 2002 arbeitet er in einemweiteren DED-Projekt in Aklan,Philippinen.

Stolz zeigt ein Fischer eine Schuppen-Riesenmuschel aus einer künstlich angelegten Muschelfarm.

Küstenzonenmanagement

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Nachhaltige Nutzung der Ressourcen in Äthiopien

In Äthiopien leben rund 70 Mio. Menschen. Der landwirtschaftliche Sektor trägt zu 52 Pro-zent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und beschäftigt 85 Prozent der arbeitsfähigenBevölkerung. Das hohe Bevölkerungswachstum führt zu einer zunehmenden Landknappheitund zu einem steigenden Druck auf die natürlichen Ressourcen. Die landwirtschaftlicheNutzfläche breitet sich in marginale Gebiete aus, und die an die örtlichen Bedingungennicht angepassten Bewirtschaftungsmethoden lassen die Boden-, Wasser-, und Waldressour-cen degradieren. Im Jahr 2003 hungerten in Äthiopien etwa 11,3 Mio. Menschen und esbestand Bedarf an 1,5 Mio. Tonnen Nahrungsmittelhilfe und weiteren Gütern (z.B. Arznei-mittel, Wasser) im Gegenwert von 76 Mio. US-Dollar. Wie kann das Land diesen Problemenbegegnen?

Zeitungsausschnitte vonDezember 2002

Befestigung von Bodenwällenmit Sträuchern und Futter-pflanzen

Ernährungssicherung

Matthias Reusing

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Kurz nach der Regenzeitgibt es in einigen Landes-

teilen Äthiopiens bereits keineTrinkwasservorräte mehr - unddie nächste Regenzeit kommterst in vier Monaten! EineSituation, die immer wieder zubewaffneten Auseinandersetz-ungen zwischen verschiedenenVolksgruppen um den Zugangzu den Wasservorräten führt.Die Nahrungsmittelhilfe kanndas Überleben der betroffenenMenschen nur kurzfristig sich-ern. Mittel- und langfristigmüssen die natürlichen Res-sourcen wieder nutzbar ge-macht werden. Die Organisa-tionen der deutschen Entwick-lungszusammenarbeit (EZ) -und damit auch der DED -stellen sich dieser Herausforde-rung und fördern insbesonderenachhaltige Maßnahmen zurErnährungssicherung.

Wasser ist zentralesThema

Nach Beendigung des Kriegesmit Eritrea wurde Äthiopienim Jahr 2001 wieder alsSchwerpunktland der deut-schen Entwicklungszusam-menarbeit eingestuft. Für eine�Nachhaltige Nutzung dernatürlichen Ressourcen zur

verbesserten Ernährungssiche-rung� verabschiedeten beideRegierungen im April 2002 einStrategiepapier. Die deutschenOrganisationen der techni-schen (DED, GTZ, InWEnt)sowie der finanziellenZusammenarbeit (KfW) sollenin Zukunft stärker kohärentund vernetzt arbeiten und sichbesonders auf die extrem vomHunger betroffenen Hochland-regionen Amhara, Oromia undTigray konzentrieren.

Die Interventionen sollengleichzeitig auf der Makro-,Meso- und Mikro-Ebenedurchgeführt werden. Durchein integriertes Managementvon Wassereinzugsgebieten solldie Selbsthilfekapazität derländlichen Bevölkerunggestärkt werden. Primäre Ziel-gruppe ist deshalb die ländlicheBevölkerung in den Interven-tionsgebieten. Sekundäre Ziel-gruppe sind Experten öffent-licher Verwaltungs- undBeratungseinrichtungen, aberauch Nichtregierungsorganisa-tionen (NRO) und privateDienstleister.Das Schwerpunktstrategiepa-pier (SSP) gibt angesichts derkomplexen Aufgabe einenZeitraum von mindestens 15Jahren vor.

Der DED berät, bildet ausund baut Netzwerke auf

Sowohl in den äthiopisch-deut-schen Regierungsverhandlun-gen als auch im SSP selbstwurde fest gelegt, dass Fach-kräfte des DED und des Zen-trums für internationale Migra-tion (CIM) die Beratung unddie Investitionsprogrammeumsetzen sollen. Der DEDwird dabei vornehmlich inKooperationen mit der Deut-schen Gesellschaft für Techni-sche Zusamenarbeit (GTZ)und der Kreditanstalt fürWiederaufbau (KfW), aberauch mit multilateralen Organi-sationen tätig sein. Der DEDin Äthiopien entwickelte dar-aufhin ein Konzept für diezukünftige Arbeit.

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Darin werden die Beratungund Fortbildung sowie dieUnterstützung von Netzwerkenals Kernkompetenzen desDED dargestellt. Er leistetdurch Ausbildung und Stär-kung kommunaler Struktureneinen Beitrag zur Förderungder Selbsthilfekapazitätensowie zur Entwicklung derZivilgesellschaft und somitauch zur Demokratieförderung.

Der DED wird dazu beitragen,die natürlichen Ressourcennachhaltiger zu nutzen. Nebenpartizipativen Methoden, wiedem Participatory RuralAppraisal (PRA), sollen inno-vative Instrumente der Satelli-tenfernerkundung und Geo-graphische Informationssys-teme (GIS) angewandt werden.In beiden sieht der DED mit-telfristig ein großes Potenzial,um schnell und kostengünstigräumliche Basisdaten zu erfas-sen, darzustellen und zu analy-sieren. Die DED-Fachkräfteberaten vor allem in partizipati-ver Landnutzungsplanung undim Management natürlicherRessourcen.

In zunehmendem Maße wer-den auch kritische Fragen zurLandverteilung und zu Res-sourcenkonflikten zu beant-worten sein.

DED-Fachkräfte fördernzudem die Verbreitung innova-tiver Methoden zur Boden-und Wasserkonservierung alsTeil eines integrierten Wasser-einzugsgebiets-Managements.Alternative Einkommensquel-len für die ländliche Bevölke-rung sollen identifiziert wer-den. Dafür ist die engeZusammenarbeit mit NROund der Privatwirtschaft not-wendig.

In Kooperation mit der GTZwerden zwei Entwicklungshel-fer des DED in Oromia undweitere in Kooperation mitGTZ und KfW in Tigray undAmhara in Projekten der inte-grierten Ernährungssicherheitarbeiten.

Forst- und Agroforstwirt-schaft

Der DED wird sich in derkommunalen Waldbewirt-schaftung und in der Agro-forstwirtschaft engagieren, umdurch nachhaltiges Nutzen derWaldressourcen alternativeEinkommensquellen zu schaf-fen. Dazu werden die Entwick-lungshelferinnen und -helfer inKooperation mit der GTZ und

der KfW in der waldreichenOromia Region arbeiten, umdie von der GTZ entwickeltenAnsätze weiter zu verbreiten.

Mittelfristig möchte der DEDin Äthiopien auch auf demGebiet der Pufferzonenbewirt-schaftung um Wälder undNaturreservate aktiv werden.Gleichzeitig könnte dann auchdie Brücke zum kommunalenÖkotourismus geschlagen wer-den. Beides sind tragfähigeZukunftspotenziale zur Diver-sifizierung des Einkommensauf Haushaltsebene, wodurchgleichzeitig der Druck von dennatürlichen Ressourcen genom-men würde.Zur weiteren Vernetzung sei-nes Schwerpunktprogrammssowie zur Verbreitung vonInnovationen und methodi-schen Ansätzen wird der DEDbeim International Institute forRural Reconstruction, einerweltweit tätigen NRO, imBereich Monitoring und Evalu-ierung mitarbeiten.

Strategische Ziele:

Verbessern der institutio-nellen und rechtlichen Rah-menbedingungen

Entwickeln und Verbrei-ten von produktionsstei-gernden Maßnahmen zurBoden-, Wasser- und Wald-erhaltung

Unterstützen der Bauernzur Diversifizierung derLandwirtschaft, Steigerungdes Einkommens undInwertsetzen von bisherungenutzten Potenzialen

Verbessern des Verkehrs-netzes und der ländlichenDienstleistungen

Technische Aus- und Wei-terbildung von Bauern undVertretern des öffentlichenund privaten Dienstleis-tungssektors

Differenzieren zwischenNothilfe und entwicklungs-orientierten Maßnahmen

Der Wenchi-Kratersee:Potenzial für Ökotourismus

Beratung von Bauern währendeines Feldbesuchs

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Zusammenarbeit mit derPrivatwirtschaft

Darüber hinaus strebt derDED mit Unterstützung durchdie GTZ an, eine Public Priva-te Partnership (PPP) zur Zerti-fizierung und Vermarktungäthiopischen Kaffees zu initiie-ren. In der Durchführung wirdein aus PPP-Mitteln finanzier-ter Entwicklungshelfer einge-setzt (siehe Kasten).Schließlich begann der DEDzu Jahresbeginn 2003 eineKooperation mit dem UnitedNations Development Pro-gramme (UNDP) �Horn ofAfrica�. Dabei geht es unteranderem um die Rehabilitie-rung der natürlichen Produk-tionsgrundlagen im Umkreisehemaliger Flüchtlingslager,entlang der Grenze zu Nord-west-Somalia. In diesem Vor-haben bewegt sich der DEDim Spannungsfeld zwischensesshaften Bauern und trans-humanten Gesellschaften.Angesichts der Tragweite desProgramms ist vorgesehen, dieentsprechenden Entwicklungs-helferplätze mittelfristig in denZivilen Friedensdienst zu inte-grieren.Der DED hat sich zum Zielgesetzt, in Zusammenarbeitmit seinen einheimischen Part-nern und den EZ-Kooperati-onspartnern, die nachhaltigeNutzung, Sicherung und Reha-bilitierung der natürlichen Res-sourcen zu fördern, um damit

Private Public Partnership (PPP) zur nachhaltigen Qualitätssicherung im kleinbäuerlichen KaffeeanbauÄthiopiens

Problembeschreibung: Durch den Verfall des Kaffeepreisesauf dem Weltmarkt verarmen die Kaffeeproduzenten zuneh-mend.

Deutscher Unternehmer: Amber Corporation AG / AmberFoundation, Freiburg

Die Amber Foundation unterstützt Kleinbauern und Familienbe-triebe in der nachhaltigen Bewirtschaftung ihres Landes durchFörderung des ressourcenschonenden bzw. ökologischen Anbausund durch flankierende soziale und ökologisch-rehabilitierendeMaßnahmen. Die Amber Cooperation ist eine mit der Stiftungassoziierte Handelsgesellschaft, die den Kleinbauern einen ange-messenen Preis für ihre Produkte zahlt und eine Abnahmegarantieüber einen längeren Zeitraum gewährleistet.Ziele sind zudem, einen hohen Qualitätsstandard und die Rückver-folgbarkeit des Produktes zu garantieren, die Produktionsmengezu stabilisieren und den Absatz von Spezialitätenkaffee im gehobe-nen Feinkostbereich zu steigern.

Äthiopischer Partner: Oromiya Coffee Farmers CooperativeUnion (OCFCU)

Die OCFCU besteht aus 34 Kooperativen, in denen 23.000 Klein-bauern mit insgesamt rund 175.000 Familienmitgliedern organi-siert sind. Die Union erzielt für den bio- und z.T. fairtrade-zertifi-zierten Kaffee höhere Preise und zahlt den Mitgliedern sowohleinen Mindestpreis als auch eine Dividende.Ziele sind der Ausbau der Absatzmärkte in Deutschland undEuropa, die Einführung einer innovativen Qualitätssicherung, dieUnterstützung von sozialen und ökologischen Begleitmaßnahmenund die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Kooperativen undder Union durch Organisationsberatung und Maßnahmen derOrganisationsentwicklung.

Rolle und Funktion des DED:Der DED in Äthiopien beteiligt sich an der Konzipierung undPlanung der PPP-Maßnahme. Zur Durchführung wird ein ausPPP-Mitteln finanzierter Entwicklungshelfer eingesetzt.

Matthias Reusing ist Diplom-Geograph. Er war von 1999 bis2003 Entwicklungshelfer inÄthiopien. Seit 2003 ist erKoordinator für Ländliche Ent-wicklung in Sambia.

mittelbar einen Beitrag zurVerbesserung der Ernähungs-sicherung in Äthiopien zu leis-ten. Um einen sichtbaren eige-nen Beitrag zur Ernährungs-sicherung leisten zu können,sollen mittelfristig 12 bis 15Entwicklungshelferinnen und -helfer in diesem Programmteileingesetzt werden.

Die äthiopische Regie-rung ist gefordert

Es steht außer Frage, dass vorallem die äthiopische Regie-rung mittelfristig selbst geeig-nete Maßnahmen ergreifenmuss, um die Ernährungs-grundlage im Land zu sichernund sich von der Abhängigkeitvon Nahrungsmittelimportenzu befreien. In diesem Prozessist es notwendig, geeigneteStrategien zu entwickeln, wel-che die eigentlichen Ursachender fragilen Nahrungsmittel-situation langfristig bekämpfenkönnen und gleichzeitig dieländliche Entwicklung fördern.

Ernährungssicherung

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Partnerländer des DED

Südamerika1 Bolivien2 Brasilien3 Chile4 Dominikanische Republik5 Ecuador6 Guatemala7 Honduras8 Nicaragua9 Peru

Westafrika10 Benin11 Burkina Faso12 Gambia13 Ghana14 Kamerun15 Mali16 Mauretanien17 Niger18 Togo19 Tschad

Ost- undSüdliches Afrika20 Äthiopien21 Botswana22 Kenia23 Lesotho24 Malawi25 Mosambik26 Namibia27 Ruanda28 Sambia29 Simbabwe30 Sudan31 Südafrika32 Tansania33 Uganda

Asien34 Afghanistan35 Jemen36 Kambodscha37 Laos38 Mongolei39 Nepal40 Palästina41 Papua-Neuguinea42 Philippinen43 Tadschikistan44 Usbekistan45 Vietnam

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Herausgeber:DED - Deutscher Entwicklungsdienst gGmbH

Redaktion:Maria Ehrke-Hurtado, Frank Herlitschka,Harald Weinert

Gestaltung:Harald Weinert

Fotos:Titelseite links: Manfred Fürst Titelseite rechts: Christoph Piecha Rückseite links: Bäume für MenschenRückseite rechts: DED

Druck:SZ-Druck, Sankt Augustin

Bonn 2004

Impressum

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Tulpenfeld 7 | D-53113 BonnFon: +49 (0)228 2434-0Fax: +49 (0)228 2434-111E-mail: [email protected]: www.ded.de

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