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FAMILIE MARTY SUCHT DAS GLÜCK Es ist nicht ganz so leicht, den eigenen Traum zu leben. HOCH GEWACHSEN In Welt-Metropolen entstehen Gärten an ungewöhnlichen Orten. RUHR.2010 – PORTRÄT EINER SELTENEN SCHÖNHEIT Der Blick des Fotografen Peter Liedtke auf seine Heimat. VON MOTTEN UND MÄUSEN Ein Besuch im Nationalpark Eifel. TITELTHEMA LEBEN AUF KLEINEM FUSS grad 21 DAS VAILLANT MAGAZIN AUSGABE 2 HERBST/WINTER 2009 5,00 Euro
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Page 1: e 2 B G das Vaillant maGaZin ausGaBe 2 · Jeder Mensch trägt zur e rd-erwärmung bei. w ie groß der individuelle co 2-fußabdruck ist, lässt sich mit sogenannten co 2-Rechnern

Familie marty sucht das Glück Es ist nicht ganz so leicht, den eigenen Traum zu leben.

hoch Gewachsen In Welt-Metropolen entstehen Gärten an ungewöhnlichen Orten.

ruhr.2010 – Porträt einer seltenen schönheit Der Blick des Fotografen Peter Liedtke auf seine Heimat.

Von motten und mäusen Ein Besuch im Nationalpark Eifel.

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21das Vaillant maGaZin ausGaBe 2

herbst/winter 2009

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Inmitten der idyllischen Landschaft Südfrankreichs hat sich die Schweizer Familie Marty einen Traum erfüllt (Seite 22): Sie hat die eidgenössische Sicherheit über Bord geworfen und sich entschlossen,

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Leben auf kleinem Fuß“ ist das Titelthema der zweiten Ausgabe von 21 grad. Es ist eine Anspielung auf den sogenannten Kohlendioxid-Abdruck, den jeder Mensch täglich auf der Erde hinterlässt. Und je kleiner der ist, desto besser ist das für die Umwelt und das Klima.

Kleine Fußabdrücke zu hinterlassen, darin sind wir stark. Denn wir bieten ausschließlich Produkte an, die eine hohe Energieeffizienz besitzen und das Klima schonen. Darüber hinaus sind wir führend im Angebot von Heiztechnik-Produkten, die mit regenerativen Energiequellen betrieben werden, wie Solarthermieanlagen, Wärmepumpen oder Holzpelletkessel. Auch bei der Herstellung sind wir konsequent und berücksichtigen den Schutz von Umwelt und Ressourcen. Als Familienunternehmen mit einer 135-jährigen Tradition ist unser Denken und Handeln werteorientiert und nachhaltig ge-prägt. Wir möchten dazu beitragen, dass nachkommende Generationen das Leben genießen können, so wie wir das heute tun. Es ist also wichtig, die Welt von morgen bereits heute im Blick zu haben.

So wie in den Geschichten unseres Magazins: Da lernt die Familie Eichenberg aus Berlin mithilfe einer Energieexpertin des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, wie sie auf kleinstem CO2-Fuß leben kann (Seite 10); für Herrn Marty aus der Schweiz ging es im Alter von 56 Jahren erst so richtig los. Er er-füllte sich einen Traum, den seine Töchter nun weiterleben (Seite 22); und wer dem Gelsenkirchener Fotografen Peter Liedtke folgt, lernt das Ruhrgebiet als zukünftiges Biotop kennen – und lieben (Seite 48).

21 grad versammelt Geschichten, die vom Morgen erzählen, die inspirieren und Mut machen, neue Wege zu gehen.

Andreas Epple Natascha Swientek Leiter Vertrieb Leiterin Kommunikation und Zielgruppenmarketing

editorial

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10leben auf Kleinem fussWie viel CO2 verursacht Familie Eichenberg aus Berlin? Eine Spurensuche. 28

hoch gewachsen

28hoch gewachsen

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22faMilie MaRty suchtdas glück

glüCKsmomente in bildern6 diese teMPeRatuRen bRingen uns übeR den winteR

titelthema10 leben auf kleineM fuss

Weiter denKen18 tagebuch aus buRundiCatherine Eisner über ihr Engagement als Entwicklungshelferin in Ostafrika.

22 faMilie MaRty sucht das glückMit 56 Jahren auf einmal ohne Job. Endlich Zeit, den eigenen Traum zu erfüllen.

26 ideen füR MoRgenSolartürme auf den Feldern, Öko-Oasen in der Wüste und Leben auf dem Mars: Was die Zukunft für uns bereithält.

mehr Wissen36 Zeitenwende Seit dem Mauerfall ist alles anders. Die Berliner Autorin Anja Dilk über die Veränderungen ihrer Stadt.

40 Von Motten und MäusenPerfektes Familienausfl ugspaket: ein Tag im Nationalpark Eifel.

grüner Wohnen28 hoch gewachsen Ein Rundfl ug über die versteckten grünen Oasen der Welt-Metropolen.

34 die biohaus-schneideRinSchön transparent. Dagmar Fritz-Kramer baut Öko-Fertighäuser nach Maß.

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48RuhR.2010 – PoRtRät eineR seltenen schönheit

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inhalt

40Von Motten und Mäusen

48 RuhR.2010 – PoRtRät eineR seltenen schönheitPeter Liedtke kommt aus Gelsenkirchen und ist Fotograf. Er gehört zu denjenigen, die den Blick auf das Ruhrgebiet verändert haben.

54 natüRliche stiMMungsaufhelleR Produkte, die die Seele wärmen und die Umwelt schonen.

hasenpost56 ayuRVedaHält die hochgepriesene Kur in Indien, was sie verspricht? Eine sehr persönliche Erfahrung.

besser leben44 gibt‘s das auch in gRün?Die Zahl der Öko-Labels wächst stetig – ein Wegweiser durch den Schilderwald.

46 nichts wie RausDer kleine Urlaub um die Ecke: Tagestrips in Hochmoore, Eiswelten, Tropen und andere Klimazonen.

54natüRliche stiMMungsaufhelleR

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Kühle brise: -3°

Wie wir eine Temperatur empfinden, hängt vom Wetter ab. Gefühlte sechs Grad kühler nimmt sie dieser Junge wahr. Schuld ist eine Windstärke von 15 km/h.

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süsse Wärme: 44°

Bienen zittern sich durch den Winter. Sie spannen ihre Muskeln an und entspannen sie – ohne ihre Flügel zu bewegen. Denn das würde die Luft zu stark abkühlen.

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heisse liebe: 200°

Kleine Power-Pakete: Eine Tüte Maronen aus dem glühenden Ofen ersetzt eine komplette Mahlzeit – mitsamt gesunden Spurenelementen und Mineralstoffen, aber mit nur zwei Gramm Fett pro 100 Gramm.

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Wohliges türKis: 21°

Das ist die durchschnittliche Wassertemperatur am Bahia Honda State Park in Florida von November bis Januar. Da lässt es sich schön entspannen.

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leben aufkleineM fuss wir alle produzieren zu viel kohlendioxid. um den klimawandel zu stoppen, muss der co2-ausstoß deutlich verringert werden. aber was bedeutet das für den einzelnen? das auto stehen lassen, kalt duschen, die heizung herunterdrehen? klingt unbequem. ein besuch bei familie eichenberg in berlin zeigt: es geht auch anders.

TEXT silKe butKe FOTOGraFiE oliver Wolff

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titelthema

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wer zu den Eichenbergs will, muss durchs Grüne. Der Weg zu ihrer Haustür führt durch ihren mehr

als 2.500 Quadratmeter großen Garten. „Hallo, hier oben wohnen wir!“, ruft Toni Eichenberg und winkt dem Besuch von der Dachterrasse aus zu. Corinna Altenburg, Mitarbeiterin des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), ist nach Ber-lin-Karow gekommen, um mit der vier-köpfigen Familie auf Spurensuche zu ge-hen. Gemeinsam wollen sie nach CO2-Verur-sachern im Haushalt fahnden.

Seit 2004 leben Toni und Angelika Eichen-berg mit ihren Kindern Lukas (9) und Mile-na (5) im Dachgeschoss des mehr als 100 Jahre alten Hauses. „Gedanken über das Energiesparen machen wir uns schon lange. Besonders intensiv haben wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt, als wir vor fünf Jahren das Dach ausgebaut haben und dabei unsere Heizung modernisieren wollten. Aber mit der Frage, wie viel CO2 unsere Familie produziert, haben wir uns bisher eigentlich nicht systematisch beschäftigt“, erzählt der 34-jährige Berater für Medizin-produkte.

So wie den Eichenbergs geht es vielen. Dass Industrie und Verkehr für hohe Kohlen-dioxid-Emissionen verantwortlich sind, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch wer kennt schon seinen persönlichen CO2-Fuß-abdruck? Dabei gibt es mittlerweile kon-krete Angaben, welche Mengen des klima-schädigenden Gases jeder Einzelne im Jahr

Co2-abdruCK – Was ist das?Der CO2-Fußabdruck ist ein Bild für alle Treibhausgas-Emissionen, die durch die Herstellung, den Transport, die Nutzung und Entsorgung von Produkten und Dienst-leistungen anfallen. Er lässt sich für einzelne Personen und Haushalte, Städte oder Staaten, aber auch für Produkte und Dienstleistungen (Product Carbon Footprint) berechnen. Wird der CO2-Fußabdruck für Haushalte ermittelt, sollte er die gesamten Emissionen des Haushaltskonsums – also auch vor- und nachgelagerte Herstellungs-stufen von genutzten Produkten – einbeziehen.

der große garten der eichenbergs bietet viel Platz zum erkunden, spielen und Planschen

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„gedanken über das energiesparen machen wir uns schon lange. besonders intensiv haben wir uns mit dem thema auseinander-gesetzt, als wir vor fünf Jahren das dach ausgebaut haben und dabei unsere heizung modernisieren wollten. aber mit der frage, wie viel Co2 unsere familie produziert, haben wir uns bisher eigentlich nicht syste-matisch beschäftigt.“ toni eichenberg

Jeder Mensch trägt zur erd-erwärmung bei. wie groß der individuelle co2-fußabdruck ist, lässt sich mit sogenannten co2-Rechnern ermitteln. das angebot im internet ist groß – viele berücksichtigen allerdings ausschließlich die bereiche Verkehr, heizung und strom. empfehlenswert sind Rechner, die auf einem umfassenderen ansatz basieren:

www.lfu.bayern.de

der Rechner auf der website des bayerischen landesamts für umwelt prüft insgesamt 35 fragen zu allen lebens-bereichen. Zudem bietet er nützliche Zusatzinformationen zur persönlichen klimabilanz.

www.co2-rechner.wwf.de

der world wide fund for nature (wwf) bietet einen detaillier- ten Rechner, der unter anderem die themen ernährung und konsum in die bilanz ein bezieht. ein balkendiagramm begleitet bei der kalkulation und zeigt den persönlichen co2-Verbrauch im Vergleich zum deutschen durchschnitt an. am ende gibt’s individuelle tipps zur Verringe-rung des co2-ausstoßes.

http://ifeu.klima-aktiv.de

der co2-Rechner des instituts für energie- und umwelt-forschung heidelberg (ifeu) berechnet den kohlendioxid-ausstoß für die bereiche Zu-hause, unterwegs, ernährung und konsum. er berücksichtigt außerdem die treibhausgase Methan und lachgas mit der entsprechenden klimawirkung im Vergleich zu co2.

das 1 x 1 des Co2-fuss- abdruCKs

heizen, essen, Zähne putzen: es gibt zahlreiche Möglichkeiten,co2 einzusparen

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verursacht: Elf Tonnen CO2 – so hoch ist im Durchschnitt der jährliche Pro-Kopf-Aus-stoß in Deutschland. Das ist entschieden zu viel. Klimaforscher haben errechnet: Damit sich die Erde bis zum Jahr 2100 nach den heutigen Prognosen nur noch um maximal weitere zwei Grad erwärmt, darf der CO2-Verbrauch pro Kopf und Jahr langfristig nur zwei Tonnen betragen. Neun Tonnen Diffe-renz zwischen Anspruch und Wirklichkeit verdeutlichen die große Kluft zwischen Ist und Soll. Was aber kann eine Familie wie die Eichenbergs konkret tun, um diese Lücke zu schließen?

gut für Klima und portemonnaie„Einsparmöglichkeiten beim Energiever-brauch und somit bei den CO2-Emissionen im eigenen Zuhause gibt es viele“, sagt Co-rinna Altenburg. „Bei der Heizung und beim Warmwasserverbrauch anzufangen, ist eine gute Idee. Denn eine Hauptquelle für Treibhausgase, insbesondere Kohlen-dioxid, ist die Erzeugung von Energie aus fossilen Ressourcen. Jeder Haushalt in Deutschland verursacht jährlich rund 2,5 Tonnen CO2, nur um die eigenen vier Wän-de zu heizen und warmes Wasser aufzube-reiten. Vor allem veraltete Technik setzt hier große Mengen des Treibhausgases frei.“ Die Investition in eine moderne Heiz-anlage lohnt sich aber nicht nur mit Blick auf den Klimaschutz. „Wir hatten früher eine alte Heizung – entsprechend hoch war unsere Jahresabrechnung“, erinnert sich Toni Eichenberg. „Dank unserer modernen

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Gas-Brennwertheizung und einem Warm-wasserspeicher für 100 Liter konnten wir unsere Energiekosten deutlich senken – im-merhin um 30 Prozent.“

Einmal im Monat kontrolliert der 34-Jährige jetzt den Gaszähler, um den Verbrauch lau-fend im Blick zu behalten. Das ganze Jahr auf Sparflamme zu leben, kommt für ihn und seine Familie aber nicht infrage: „Wir möchten nicht frieren, nur um Heizkosten zu sparen. Ein gutes Raumklima muss einfach drin sein“, sagt Toni Eichenberg. Ähnlich halten er und seine Frau es auch in puncto Warmwasserverbrauch: „Unsere Milena badet gerne, und das darf sie natür-lich auch“, erzählt Angelika Eichenberg. „Aber natürlich braucht die Wanne für sie nicht ganz voll zu sein.“ Die fünfjährige Wasserratte kommt bequem auch mit einer halben Füllung aus. „Wir anderen duschen ohnehin lieber“, ergänzt ihr Mann.

Die gute Nachricht für Familie Eichenberg und alle anderen, die in ihrem Zuhause mehr für die Umwelt tun möchten: Wer seinen CO2-Fußabdruck verkleinern will, muss des-halb nicht gleich spartanisch leben. „Manch-mal erzielt schon ein kleiner Handgriff eine große Wirkung“, sagt Corinna Altenburg. „Wer beim Zähneputzen den Wasserhahn zudreht, kann bereits drei Kilogramm CO2 pro Jahr sparen.“ Auch der fußballbegeister-te Lukas kennt einen Trick: „Wenn ich nach dem Training dusche, schalte ich beim Ein-seifen einfach das Wasser ab“, erklärt der

neunjährige bekennende Bayern-Fan. Corin-na Altenburg hat noch einen weiteren Tipp fürs Bad: „Wechseln Sie einfach Ihren her-kömmlichen Duschkopf gegen einen Nied-rigdruck-Brausekopf aus.“ Der Clou: Unter der Dusche spürt man keinen Unterschied, beim Fußabdruck schon: 230 Kilogramm Kohlendioxid lassen sich auf diese Weise pro Jahr einsparen.

investitionen für die umWelt„Wir würden gerne auch in anderen Berei-chen noch mehr tun. Aber alle Anschaffun-gen müssen natürlich in unseren Kosten-rahmen passen“, gibt Toni Eichenberg zu bedenken. Und der ist bei einer vierköpfigen Familie nun mal begrenzt. Trotzdem ist es für die Eichenbergs selbstverständlich, dass Umweltverträglichkeit bei allen not-wendigen Investitionen ein wichtiges Ent-scheidungskriterium ist. Das zeigt ein Blick in die Küche. Dort stehen ausschließlich Ge-räte der höchsten Energieeffizienzklasse – angefangen vom Elektroherd bis hin zum Geschirrspüler. „Wir haben uns gesagt: So schnell möchten wir uns keine neue Küche mehr kaufen, da investieren wir langfristig in energiesparende Haushaltsgeräte“, er-klärt Angelika Eichenberg.

Wer seinen persönlichen CO2-Fußabdruck auf einem der Rechner im Internet erstellt, erkennt schnell: Das klimaschädliche Gas entsteht nicht nur beim Heizen oder durch Stromverbrauch. Für einen Großteil der in-

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Corinna altenburg

ist seit Januar 2009 doktorandin am Potsdam-institut für klima- folgenforschung. im Rahmen eines europäischen forschungsprojekts beschäftigt sie sich mit der frage, wie sich energieverbrauch und -nachfrage in Privathaushalten reduzieren lassen. Zuvor studierte altenburg umweltmanagement an der freien universität berlin. in dieser Zeit engagierte sie sich für zahlreiche Projekte: unter anderem setzte sie sich für einen nachhaltigen tourismus in der Mongolei ein.

„oft erzielt schon ein kleiner hand- griff eine große Wirkung.“Corinna altenburg

primärenergieverbrauCh in der eu

gebäude sind in der eu die größten energieverbraucher. mehr als zwei drittel der energie fließen in heizungen und die Warmwasserbereitung.

85% raumwärme

und Warmwasser

15% Strom

28% industrie

41% Gebäude

31%Verkehr

Quelle: European Commission „Doing more with less – Green Paper on energy efficiency“

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tipps für Co2-sparer Mit kleinen Tricks, sinnvollen anschaffungen und grundsätzlichem Umdenken kann jeder in seinem alltag Kohlendioxid einsparen. Wie viel pro Jahr – das zeigt die Liste:

heute tun• Wäsche an der Luft trocknen: 200 kg CO2

• GeschirrspülervollbeladenundSparprogrammwählen:390kgCO2 • FünfnichtbenötigteLampenausschalten:400kgCO2

morgen erledigen • WassersparendenBrausekopfeinbauen:230kgCO2

• RegionaleProduktekaufen:300kgCO2

• ÜberallimHausEnergiesparlampeneindrehen:330kgCO2

ideen für übermorgen • Heizungsanlagemodernisieren:1.000kgCO2

• GrünenStromauserneuerbarenEnergiennutzen:520kgCO2

• KühlschrankderEnergieeffizienzklasseA++anschaffen:100kgCO2

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dividuellen Treibhausgas-Bilanz sind die Ernährung und der Gebrauch von Alltags-produkten wie Shampoo oder Waschmittel verantwortlich. „Dies sind Bereiche, die je-der durch bewusstes Einkaufen und aufge-klärte Nutzung beeinflussen kann“, sagt Corinna Altenburg. Klingt einfach, ist es aber nicht unbedingt. Denn Verbraucher haben beim Einkauf in der Regel weniger den Klimaschutz, sondern vor allem die Preise im Blick. Zudem ist es schwer, lang-jährige Konsumgewohnheiten kurzfristig zu ändern.

Familie Eichenberg hat diesbezüglich eine ganz pragmatische Einstellung: „Wir le- gen großen Wert auf eine ausgewogene Ernährung. Gleichzeitig muss aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. Aus-schließlich Bioprodukte zu kaufen, könnten wir uns nicht leisten“, sagt Toni Eichenberg. „Und außerdem mögen Lukas und Milena bestimmte Produkte halt besonders gerne.“ Mortadella, Tiefkühlpizza und Dosenmais finden sich daher ebenso im Warenkorb der Familie wie Obst und Gemüse von den Bau-ern aus der Umgebung. „Produkte wie etwa Äpfel, Kartoffeln oder Möhren aus regiona-lem Anbau zu beziehen, ist ein wichtiger Schritt, um den CO2-Fußabdruck zu verklei-nern“, erklärt Corinna Altenburg. „Denn wenn Waren von ihrem Ernte- oder Produk-tionsort weite Strecken bis in den Super-markt zurücklegen müssen, verbraucht das viel Energie und schadet somit der Klima-bilanz.“ Die Expertin rät außerdem, ver-

Natürlich weiterdeNkeNNeben einer umweltbewussten Lebensweise im Alltag lässt sich der CO2-Aus-stoß vor allem mit moderner Technik und erneuerbaren Energien reduzieren. Mit beidem kennt sich Vaillant bestens aus. So bietet das Unternehmen Produkte an, die Solar- und Brennwerttechnik intelligent kombinieren und so Wärme effizient und umweltschonend erzeugen. Brennwert-Heizgeräte sorgen dafür, dass keine Energie verloren geht, während die Solarkollektoren Wärme liefern, aber keine Abgase erzeugen – eine rundum saubere Sache.

„So schnell möchten wir uns keine neue küche mehr kaufen, wir investieren lieber langfristig in energiesparende haushaltsgeräte.“angelika eichenberg

cO2-emiSSiON*

* Bezieht sich auf den durchschnittlichen Strommix in Deutschland.

Quelle: Vaillant

100%

80%

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Warmwasser)

durch moderne Brennwerttechnologie lässt sich viel cO2 einsparen. in kombination mit Solarthermie ist das ergebnis noch besser.

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dr. fritz Reusswig leitet den bereich konsum- und lebensstilforschung am Pots-dam-institut für klima folgenforschung (Pik). im interview plädiert er für die ein-führung eines co2-labels und erklärt, warum ein regionaler apfel nicht immer der klimafreundlichste ist.

mülltrennung, Jutebeutel, Wanderurlaub – beim naturschutz gelten die deutschen als vorreiter. Wie klimafreundlich kaufen wir ein? das bleibt dem Zufall überlassen. den konsumenten fehlen konkrete anhaltspunkte, um klimabewusst einzukaufen. andere länder sind da schon weiter. in großbri-tannien beispielsweise können unternehmen ihre Produkte mit einem co2-label kennzeichnen lassen. dieser sogenannte carbon footprint zeigt an, wie viel gramm kohlendioxid ein bestimmtes Produkt verursacht. Von der herstellung über transport und Verwendung bis zur entsorgung. für den deutschen Markt arbeiten wir gemeinsam mit kollegen des wwf, des öko-instituts und der for-schungsgruppe thema1 an einer ähnlichen lösung.

ein label, das verbrauchern auf einen blick zeigt, wie klimafreund-lich ein bestimmtes produkt ist? Ja, das ist das Ziel unseres Projekts, für das wir in der ersten Phase knapp zwanzig Produkte von zehn unternehmen untersucht haben. wie so oft, steckt der teufel im detail. bei obst ist der co2-fußabdruck beispielsweise saisonabhängig. das heißt, ein europäischer apfel ist klimafreundlich, wenn er im herbst gegessen wird. kaufen sie denselben apfel erst im frühjahr, nachdem er ein halbes Jahr gekühlt gelagert wurde, ist sein fußabdruck ungefähr so groß wie der eines neuseeländischen braeburns, der verschifft wurde. bei anderen Produkten ist vor allem die Zubereitung aus-schlaggebend. so haben eier einen vergleichsweise kleinen fußabdruck, wenn sie nicht im offenen topf, sondern im eierkocher zubereitet werden. diese fein-heiten muss ich als Verbraucher erst einmal wissen.

sie plädieren also für eine bundesweite Co2-aufklärungskampagne? warum nicht? die co2-grammzahl allein erlaubt mir als Verbraucher lediglich, Produkte zu vergleichen. diese Mühe mache ich mir nur, wenn ich einen sinn darin sehe, gezielt co2 einzusparen. aufseiten der hersteller zeichnet sich dieser be-wusstseinswandel bereits ab. Viele unternehmen arbeiten daran, ihren energie- verbrauch zu senken und damit letztlich auch klimafreundlichere Produkte herzu-stellen. ein co2-label könnte sich für sie zum wettbewerbsvorteil entwickeln.

viele menschen sind der ansicht, dass sie ohnehin keinen einfluss auf die verringerung des treibhauseffekts haben. stimmt das? nein, im gegenteil. in der summe können konsumenten enorm viel bewirken. es ist schon viel getan, wenn jeder etwas beisteuert. und dabei nicht so sehr auf den nachbarn schimpft, der vielleicht häufig fliegt, aber dafür ganz bewusst heiz-kosten spart. letztlich arbeiten wir alle gemeinsam am selben klimaprojekt.

Was ist ihr persönlicher beitrag? wir haben unser auto abgeschafft. das war anfangs eine große umstellung, zumal wir drei kinder haben. inzwischen ist das busfahren selbstverständlich geworden. bei großeinkäufen stimmen wir uns mit den nachbarn ab. außerdem sind wir fans der mediterranen küche. sie ist nicht nur fleischarm und deshalb gut fürs klima, sondern auch richtig lecker.

„mediterrane KüChe ist gut fürs Klima“

stärkt saisonale Produkte zu verwenden – etwa Rosenkohl im Winter oder Erdbeeren im Frühsommer. Auch auf diese Weise wer-den weite Transportwege und lange Zeiten in Kühlhäusern vermieden. So hat beispiels-weise ein Kilogramm Tomaten während der Saison eine CO2-Bilanz von 0,35 Kilogramm. Außerhalb der Saison ist der spezifische Fußabdruck der Frucht neunmal so hoch. sChon heute beginnen Bislang haben es Verbraucher in Super-märkten schwer, klimabewusst einzukau-fen. Nachvollziehbare Informationen zur Klimarelevanz von Produkten und Kon-sumgütern fehlen meist. Doch das könnte sich bald schon ändern: Um die Basis für eine einheitliche Kennzeichnung zu schaf-fen, haben zehn Unternehmen mit vier Um-welteinrichtungen und Forschungsinstitu-ten ein Pilotprojekt zum „Product Carbon Footprint“ (PCF) durchgeführt. Die Teilneh-mer – darunter auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – haben für aus-gewählte Produkte und Dienstleistungen die Emissionen an CO2 und anderen Treib-hausgasen über den gesamten Lebenszyklus ermittelt. Bis es flächendeckend ein Label mit Informationen über produktbezogene Treibhausgas-Emissionen gibt, wird zwar noch einige Zeit vergehen. Doch die muss nicht ungenutzt verstreichen. Das Beispiel der Berliner Familie Eichenbergs zeigt: Jeder Einzelne kann bereits heute die ersten Schritte auf dem Weg zum kleineren Fuß-abdruck zurücklegen.

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tagebuch aus buRundi

catherina eisner möchte flüchtlingshelferin werden. um die lebensumstände ihrer künftigen schützlinge kennenzulernen, ging die studentin der alice salomon

hochschule als freiwillige nach bujumbura, burundi (ostafrika). dort betreute sie sechs Monate

lang waisenkinder und allein erziehende junge frauen. für 21 grad hat sie einige ihrer

eindrücklichsten erlebnisse niedergeschrieben.

FOTOGraFiE philipp Ziser

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15.5.2009, Die Zeit allein Seit letzter Woche Freitag bin ich die einzige Freiwillige im Kinder-heim. Die anderen sind gerade in Ruanda und Tansania unterwegs. Natürlich finde ich es ein wenig schade, nach nur einer Woche hier schon ohne die anderen Freiwilligen allein zu sein. Aber es ist auch gut, mich selbstständig in Bujumbura orientieren zu müssen und ei-gene Erfahrungen zu machen. Ich bin selbst dafür verantwortlich, Projekte zu planen und umzusetzen. Beispielsweise mache ich mit meinen Schützlingen Akrobatik, was ich früher in meinem Kinder-zirkus gelernt habe. Zuerst wärmen wir uns auf, stretchen ein we-nig, wobei die Kinder noch nicht so richtig verstehen, warum wir nicht einfach anfangen. Anschließend machen wir verschiedene Übungen. Das Gleiche habe ich auch schon in Deutschland gemacht. Aber das Training läuft hier ganz anders ab: In Deutschland sind alle viel konzentrierter und ehrgeiziger. Die Kinder hier purzeln durch-einander, lachen und schreien. Wir haben viel Spaß zusammen. Da-von abgesehen bin ich einfach nur für sie da, wenn sie etwas brau-chen: verarzte kleine Verletzungen, spiele mit ihnen oder wir unter-halten uns. Die großen Mädchen waren zunächst sehr verschlossen. Mittlerweile kommen sie zu mir in die Küche auf einen Plausch. Ich finde es schön, dass schon nach einer guten Woche der Kontakt zu den Kindern immer vertrauter und intensiver wird. Das fühlt sich gut an und gibt mir Motivation für die nächsten Monate.

Nach und nach erfahre ich von den anderen Freiwilligen, Mitarbeite-rinnen sowie von den Kindern selbst auch mehr über deren Lebens-geschichte. Was einige Kinder durchstehen mussten, ist für mich unvorstellbar. Einige wurden von ihren Eltern missbraucht und ver-stoßen, andere mussten den Tod ihrer Angehörigen mit ansehen. Das Leben auf der Straße ist hart: Die Kinder haben gebettelt oder gestohlen und bekamen die Aggression der Polizei zu spüren. Aber irgendwie gelingt es mir, damit umzugehen. Das liegt hauptsäch- lich daran, dass die Menschen hier sich mit ihrem Schicksal arran-gieren. Sie versuchen, das Beste daraus zu machen, lachen viel, ver-zagen nicht. Sie wollen ein „glückliches Leben“ führen. „Das Leben geht weiter“, so lautet ihr Mantra. Es muss. Hier kann keiner ein- fach in Therapie gehen und Geschehenes aufarbeiten.

19.5.2009, Chanella Ich bin jetzt seit drei Wochen in Burundi, fühle mich wohl hier und denke, alle Kinder zu kennen. Aber heute habe ich eine schreckliche Erfahrung gemacht. Ich entdeckte ein Mädchen, das ich zuvor nie gesehen hatte. Und erzählt hatte mir von ihr auch niemand. Sie ist mehrfach behindert, kann weder laufen noch sprechen, hat Atemprobleme und ihr Körper ist durch-gehend verkrampft. Genaue Diagnosen gibt es hier nicht. Den ganzen Tag ist sie in ihrem Zimmer. Noch nicht mal zum Essen wird sie rausgeholt. Als ich sie sah, lag sie alleine im Raum auf ihrer Matratze in ihren vollgepinkelten Hosen. Mein Herz hat sich zusammengezogen und ich war zunächst völlig sprachlos. Wie kann so etwas möglich sein? Ich habe mich zu ihr gesetzt: habe mit ihr gesprochen – auch wenn sie mich nicht versteht, ihre Hand gehalten und mit ihr gespielt. Als ich dann die an-deren Kinder zur Rede stellte, erfuhr ich, dass das Mädchen Chanella heißt. Letitia ist für sie verantwortlich. Das 17-jährige Mädchen kam vor nicht allzu langer Zeit ins Centre Uranderera. Sie kümmert sich um zwei Kleinkinder, Pascal und Eric, und soll sich eigentlich auch Chanellas annehmen. Damit verdient sie etwas Geld. Ich habe mir eine von den großen Mädchen ge-sucht, die gut Französisch sprechen, damit ich mich mit Letitia unterhalten kann.

Letitia selbst geht nicht zur Schule und spricht auch kein Fran-zösisch. Zuerst habe ich gesagt, dass es mich sehr traurig macht, nicht von Chanella gewusst zu haben. Anschließend habe ich versucht zu erklären, wie wichtig es auch für Chanella ist, unter anderen Kindern zu sein, an die frische Luft zu kommen und Aufmerksamkeit zu spüren. Ich will Letitia keine Vorschriften machen, wünsche mir aber, dass sie mich versteht und von sich aus etwas ändert. Ich hoffe, dass sie sich das zu Herzen genom-men hat und Chanella wieder mehr rauskommt. Ich werde ab jetzt auf jeden Fall immer mal wieder nach ihr sehen.

entWiCKlungsarbeit hautnah erleben

diesen traum erfüllt das Projekt „weltwärts“ des bun-desministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und entwicklung. freiwillige können sich in afrika, asien, südamerika oder osteuropa engagieren. in den verschie-denen Regionen arbeitet die initiative mit lokalen Part-nerorganisationen zusammen. so kooperiert „weltwärts“ im afrikanischen burundi mit dem gemeinnützigen Ver-ein „burundikids e.V.“. die Partner ermöglichen burundi-schen kindern und Jugendlichen die schulbildung und sorgen für angemessene unterkünfte vor ort – wichtige Voraussetzungen für eine hoffnungsvolle Zukunft.

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21.5.2009, Mutter-Kind-Heim Die Arbeit im Mutter-Kind-Heim ist sehr viel schwieriger als die Arbeit mit den Waisen. Die Mädchen aus dem Heim sind zwischen 16 und 23 Jahre alt und fast alle sind ungewollt schwanger gewor-den. Teils wurden sie vergewaltigt, teils haben sie nicht verhütet. Ihre Familien haben sie verstoßen. Viele der Mädchen sind so sehr in ihrer täglichen Routine gefangen, dass es schwer ist, sie für neue Ideen zu gewinnen. Sie kochen, stillen ihre Babys, schauen nach ihren größeren Kindern und diskutieren auf Kirundi. Und ich sitze dabei, ohne etwas zu verstehen.

Es gibt vieles, was ich gerne ändern würde: Aber das schaffe ich nicht allein. Zum Beispiel vernachlässigen die jungen Frauen ihre Kinder. Die Babys tragen sie zwar auf dem Rücken, aber die größe-ren, das heißt die Zwei- bis Fünfjährigen, müssen sich hauptsäch-lich alleine beschäftigen. Die Mütter spielen und sprechen kaum mit ihnen, sie kommandieren die Kinder nur herum: Tu dies nicht, mach das so und so. Wenn ich versuche, mit den Mädchen über Er-ziehung zu sprechen, verteidigen sie sich: Deutschland sei ein ent-wickeltes Land und Burundi arm und dass man die Länder und die Menschen nicht vergleichen könne. Ich will die kulturellen Un-terschiede ja nicht ignorieren. Mir ist es wichtig, die Frauen zum Nachdenken zu bringen. Es gibt zwar eine Heimleiterin im Centre. Sie muss sich jedoch vorrangig um alltägliche Dinge wie Einkauf, Sauberkeit und Hygiene kümmern. Es bleibt ihr kaum Zeit, sich in-tensiv mit den Erziehungsmethoden auseinanderzu setzen. Davon abgesehen hat sie keine entsprechende Ausbildung.

6.6.2009, Trommeln und AlkoholMittlerweile ist so etwas Ähnliches wie Routine in meinen Alltag gekommen. Dreimal pro Woche bin ich im Waisenheim, diens-tags und donnerstags im Mutter-Kind-Heim und samstags gehe ich meistens nach Kanyosha in das Straßenkinderheim für Jun-gen. Die anderen Freiwilligen arbeiten hauptsächlich im Straßen-kinderheim. Das kann ich gut verstehen. Viele der Jungs sprechen Französisch und sind jedes Mal wieder für neue Ideen offen und motiviert. In diesem Heim, dem „Centre Birashoboka“, gibt es eine Trommelgruppe, die gelegentlich auf Familienfesten auf-tritt. Heute war ich mit Ana (Name geändert), einer anderen Frei-willigen, im Centre und die Jungs luden uns ein, zu einer Hoch-zeit mitzukommen, auf der sie spielen sollten. Wir wurden von einem Pick-up abgeholt. Schon allein der Transport war ein Aben-teuer. Zuerst wurden die riesigen Trommeln auf das Auto geladen und anschließend setzten sich die Jungs auf die Trommeln und wir uns zwischen sie. Vollgeladen fuhren wir los und die ersten Lieder wurden angestimmt. Die Einheimischen auf der Straße jubelten uns zu. Ein Pick-up mit Trommlern und zwei Muzungus, zwei Weißen: Das war für sie die Krönung. Als wir bei der Hoch-zeitsgesellschaft ankamen, war es ein Erlebnis, den Jungs zuzu-sehen. Sobald sie anfingen zu trommeln, waren sie wie in Trance und sie versprühten so viel Freude. In einer kurzen Spielpause boten die Gastgeber Bier an. Die Jungs nahmen gern an. Immer wieder wurde Nachschub gebracht. Ziemlich schnell waren einige angetrunken und die heitere Stimmung veränderte sich. Die Nach- denklichen unter ihnen wurden immer melancholischer, die leicht Aggressiven lauter und unangenehmer. Andere redeten ein-fach nur viel. Diese Mischung aus Emotionen war für uns ganz neu und ungewohnt.

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linKs Zum thema:

21-grad.deWeitere Tagebucheinträge von Catherina Eisner

WeltWärts.defondation-stamm.orgburundiKids.orgInformationen und Hintergründe

Ana und ich bekamen mit, wie ein 13-Jähriger dabei heimlich Bier trank. Ana kennt ihn schon länger und erklärte ihm, dass Alkohol gefährlich sein könne. Sie wollte es anhand eines Beispiels ver-deutlichen. Ihre Mutter, sagte sie, habe ein Alkoholproblem. Da nahm das Gespräch eine völlig unerwartete Wendung. Der kleine, eigentlich immer stark wirkende Junge fing plötzlich an zu wei-nen und sagte: „Wenigstens hast du eine Mutter, ich kenne noch nicht mal die Gesichter meiner Eltern.“ Von seinem Gefühlsaus-bruch war ich in dieser Situation überfordert und fühlte mich plötzlich ganz hilflos. Solche Momente gibt es immer wieder. So oft öffnen die Kinder uns die Augen dafür, dass Dinge, die wir in Deutschland als selbstverständlich wahrnehmen, hier etwas Besonderes sind. So bekommen diese Dinge auch für uns wieder mehr Bedeutung und Wertschätzung.

10.7.2009, Auszug der Kinder aus dem Centre Uranderera Der letzte Monat war für uns alle sehr anstrengend und schwie-rig. Wir wussten, dass das Waisenheim aufgrund der wirt-schaftlichen Situation in Burundi und gekürzter Mittel bald schließen muss oder zumindest viel kleiner werden wird. Die Kinder sollten in die Ferien zu Verwandten geschickt und einige von ihnen reintegriert werden. Für einige der älteren Mädchen werden Internatsplätze gesucht, da ein Internat hier in Burundi eine große Chance auf eine sehr gute Ausbildung bietet. Andere werden im Landesinneren bei Familienangehörigen wohnen, aber weiterhin mit Schulgeld versorgt. Seit fünf Tagen ist es nun so weit. Jeden Tag bringen wir einige Kinder zu den Bussen und verabschieden uns von ihnen. Die Kinder vergießen viele Tränen. Wir auch. Zum Abschied haben wir den Kindern fran-kierte Briefumschläge geschenkt, sodass sie uns schreiben kön-nen, wie es ihnen geht. Glücklicherweise haben wir auch ein neues Haus gefunden, in dem das Centre Uranderera weiter be-stehen wird. Jedoch ist dieses viel kleiner, sodass nicht alle Kinder dort Platz finden. Erst heute wird mir bewusst, dass die Kinder jetzt wirklich weg sind. Und auch wenn ich viele von ih-nen nach den Ferien noch einmal wiedersehen werde, wird es nur für eine kurze Zeit sein, weil dann mein Aufenthalt leider bald zu Ende sein wird.

„So oft öffnen die Kinder uns die Augen dafür, dass Dinge , die wir in Deutschland als selbst-verständlich wahr- nehmen, hier etwas Besonderes sind.“

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sich besser auskannte als so mancher Franzose. Das Ehepaar beriet sich mit den drei Töchtern. „Ohne ihre Zustimmung hätten wir das nicht gemacht“, sagt Balz Marty. Die waren stolz auf den Mut der El-tern und freuten sich auf das, was ein Abenteuer zu werden schien und ihnen eine gewisse Freiheit jenseits der Enge ihrer eidgenössischen Heimat versprach. „Die Entscheidung war eine Entscheidung der Familie“, sagt Balz Marty mit einer Ernsthaftigkeit, als hätte die Fa-milie damals den Rütlischwur geleistet – mit allen Konsequenzen.

Weingut der hoffnungenEine erste Konsequenz beispielsweise war der Verzicht auf den bis dahin gekannten Lebensstandard eines großzügigen Hauses mit Wasseranschluss, Strom und Internet. Das neue Land, das sie mit-hilfe eines Immobilienmaklers innerhalb eines halben Jahres fan-den, war verwildert und bot lediglich einen Stall – kein Wohnhaus, kein Wasser, keinen Strom. Bis der Hangar gebaut wurde, der maß-geblich zum Keltern und zur Lagerung des Weines dient und in dem sich auch heute noch der viel zu kleine Wohnbereich von rund 60 Quadratmetern befindet, vergingen zwei Jahre. Bis dahin lebte die Familie in einem Dorf, rund 30 Minuten von ihrem Traum entfernt, den sie schnell „Domaine des Espérances“ – Weingut der Hoffnungen – tauften.

lilafarbenes, ärmelloses T-Shirt, kurze blaue Sporthose, die Haut französisch sonnengebräunt. Ein ungewöhnliches Outfit für einen Winzer mit Schweizer Herkunft. „Ungewöhnlich“

und „etwas verrückt“ – das sind Formulierungen, die im Zusam-menhang mit der Familie Marty häufiger vorkommen. Und genau damit beginnt die Geschichte. Denn das Ungewöhnliche ist hier auf dem Weingut zu Hause, einem Hochplateau über dem südfranzö-sischen Ort Lézignan-Corbières: Weinfelder, die Spalier stehen und bis zum Horizont reichen; Zypressen, die wie Kerzen Richtung Himmel ragen und den kleinen Gemüsegarten einfrieden; Laven-del, Rosmarin und Thymian, die einen Duft verströmen, den man so nirgendwo kaufen kann.

Mit 56 Jahren wurde Balz Marty arbeitslos. Damals waren die Töch-ter Alexandra 13, Franziska 15 und Chantal 16 Jahre alt. Als Informa-tiker weiterzuarbeiten, war für den Schweizer nicht mehr vorstell-bar. „Mir war klar, dass ich bei einer neuen Anstellung wieder der Erste sein würde, der gehen müsste“, sagt der heute 66-Jährige. Auf langen Spaziergängen mit seiner Frau Irma entwickelte sich die Idee, ein Weingut zu kaufen und sich als Winzer zu versuchen. Die Gegend um Montpellier schien der richtige Ort für das Wagnis zu sein. Hier hatte die Familie schon so oft Urlaub gemacht, dass sie

faMilie MaRty sucht das glück Mit 56 Jahren verlor balz Marty seinen Job als informatiker. gemeinsam mit seiner familie beschloss der schweizer, winzer zu werden, und kaufte ein kleines weingut in südfrankreich. Mittlerweile baut er mit seinen drei töchtern bio-weine an.

TEXT anette frisCh FOTOGraFiE miChael neuhaus

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Balz Marty hatte den Idealismus, die Leidenschaft, den Enthusias-mus – vom Weinanbau hatte er allerdings keine Ahnung. Ausgestat-tet mit dem Wissen aus zwei Lehrbüchern und dem Rat eines benach-barten Weinbauern startete der Autodidakt das Projekt – während seine Frau in der Schweiz blieb und wieder ihren Beruf als Kranken-schwester praktizierte. Geplant waren zwei, drei Jahre Trennung, mittlerweile sind zehn daraus geworden. Irma Marty lebt immer noch in der Schweiz, um mit ihrem Gehalt die finanzielle Existenz der Familie zu sichern. Drei- bis viermal im Jahr sieht sich das Ehe-paar. Und auch die älteste Tochter Chantal hat einen Zweitwohnsitz in Luzern, von wo aus sie den Vertrieb des Weines vorantreibt.

Trotz der räumlichen Trennung und der finanziellen Einschrän-kungen ist die Domaine des Espérances immer noch ein Familien-projekt, hinter dem jedes Mitglied steht – mittlerweile nicht nur

mit Leidenschaft und Idealismus, sondern auch mit dem nötigen Fachwissen. Alexandra und Chantal, 23 und 26 Jahre alt, haben in Carcassonne eine Ausbildung als Winzerinnen mit Schwerpunkt auf dem biologisch kontrollierten Weinanbau gemacht; die 25-jäh-rige Franziska absolvierte in Montpellier ein Biologie-Studium mit dem Spezialgebiet Weinkultur. Das Know-how und das Gespür der Frauen für die Pflege und die richtige Kombination der Trauben haben sich zum Kapital des vergleichsweise jungen Weinguts ent-wickelt. Im Sommer 2008 gewannen ihre Rotweine Syrah 2006 und Alpha 2006 bei der internationalen Weinprämierung Zürich (IWPZ) jeweils eine Goldmedaille.

ein bissChen verrüCKt Knapp die Hälfte des insgesamt 30 Hektar großen Areals sind Reb-flächen. Darauf wachsen acht Traubensorten, darunter Grenache, Syrah, Mourvèdre und Carignan, die zum größten Teil zu Rotwei-nen verarbeitet werden. Hier auf dem Feld, das Buntspecht heißt, gehen Franziska und Alexandra durch die Reihen, inspizieren die Trauben und reißen Blätter ab, die zu viel Schatten auf die Früchte werfen. Sie sollen uneingeschränkt von den Sonnenstrahlen profi-tieren und zur letzten Reife kommen, bis Anfang September die dreiwöchige Erntezeit beginnt. Die beiden Schwestern sind ein inniges Team. Auf den Feldern laufen sie neben- und nicht hinter-einander und stecken ihre Köpfe zusammen, wenn sie die Reben prüfen. „Ich lerne viel von Alexandra“, sagt Franziska, die nach dem Studium nun über die praktische Arbeit auf dem Weingut das

„die arbeit auf den feldern hat auch etwas rituelles und sinnliches und zu zweit macht es viel spaß.“ alexandra marty

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Winzerhandwerk lernen will. Eine zweite Ausbildung kommt für sie nicht infrage. Aber auf dem Weingut leben und arbeiten: mit absoluter Sicherheit! So wie Franziska. So wie Chantal. So wie Balz. So wie bald auch Irma Marty.

Insgesamt sind es zwölf Weinfelder mit je rund 3.700 Pflanzen, die die beiden Frauen regelmäßig durchstreifen und die sie von Hand bearbeiten. Wenn sie die Runde abgeschlossen haben, beginnt der Kreislauf von Neuem. „Das ist sehr anstrengend“, sagt Alexandra. „Aber die Arbeit auf den Feldern hat auch etwas Rituelles und Sinn-liches und zu zweit macht es viel Spaß.“ Die benachbarten fran-zösischen Winzer finden die Praxis der Martys ein „bisschen verrückt“. Zu viel Arbeit sei es, das 14 Hektar große Land manuell zu pflegen, schon gar für Frauen.

Kräuter gegen sChädlinge 2002 sind die Martys auf kontrolliert biologischen Anbau umge-stiegen. Ihre Reben werden regelmäßig von der unabhängigen Organisation ECOCERT geprüft. Die Familie verwendet ausschließ-lich organischen Dünger, keine Pestizide oder Unkrautvernichter. Schädlingsbefall und Mehltau werden mit Brennnesselbrühe, essig-saurer Tonerde, Schwefel und in Ausnahmen mit sehr wenig Kupfer bekämpft. Beim Unkraut kommt ein kleiner Traktor zum Einsatz, dessen messerscharfer Aufsatz ganz vorsichtig an den Reben-wurzeln vorbei das Unkraut schneidet. Bewässern müssen die Martys ihre Felder im Übrigen auch bei Temperaturen um die 40

linKs Zum thema wer die familie Marty bei der nächsten ernte unterstützen möchte, erhält mehr infos unter: esperanCes.Ch beantworten sie eine frage auf 21-grad.de und gewinnen sie bio-wein der familie Marty.

Wein natürliChBei ökologisch angebautem Wein ver-zichten Winzer auf chemische Dünge- mittel sowie Pestizide und erledigen viele ihrer arbeitsschritte von Hand. Sie schonen damit nicht nur das Grund-wasser, sondern fördern vor allem die na-türliche Bodenfruchtbarkeit. Öko-Wein-bau unterliegt regelmäßigen Kontrollen: außer der Europäischen Union prüfen verschiedene Bio-anbauverbände wie EcoVin oder ECOCErT, dass die geltenden Mindeststandards eingehalten werden.

Grad nicht. Die Wurzeln reichen bis zu drei Meter tief in den Boden und nehmen sich dort, was sie brauchen. Nur beim Neuanbau müs-sen die jungen Pflanzen kräftig eingeschwämmt werden.

Rund 10.000 Flaschen Wein produziert die Domaine des Espérances derzeit. Das Ziel der Martys ist es, ihr Weingut auch weiterhin nach biologischen Richtlinien zu bewirtschaften und im eigenen Keller natürliche und gesunde Weine zu keltern. Der Vertrieb der Marty-Weine entwickelt sich positiv. So haben sie mit Peter Riegel einen Bioweinhändler aus Deutschland gefunden, der ihren offenen Wein importiert. Das nächste Ziel aber ist ein ganz anderes. Anfang 2010 wird Irma Marty endgültig die Schweiz verlassen und auf die Domaine des Espérances ziehen. Dann wird es spätestens Zeit, den Umbau des ursprünglichen Stalls in ein Wohnhaus abzuschließen. „Zehn Jahre Fernbeziehung sind genug“, sagt Balz Marty. In zwei, drei Jahren, so schätzt er, wird die Familie von ihrem Wein leben können. Dann ist Balz Marty fast 70 Jahre alt und das Weingut noch stärker als jetzt in den Händen von drei Frauen – in der von Männern dominierten Branche sicher etwas sehr Ungewöhnliches.

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ideen füR MoRgenum die erde zu erhalten, muss die Menschheit umdenken. nachhaltigkeit ist das gebot der Zukunft. wie also werden wir in zehn, hundert, tausend Jahren leben? oder gibt es eine alternative zum blauen Planeten?

TEXT leonie tessmer

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siedende steinChen

die besten ideen für innovationen kommen aus der natur – das gilt auch für die neue generation umweltfreundlicher heizgeräte. sie nut-zen die ungewöhnliche eigenschaft von Zeolith: das keramikähnliche, ungiftige Mineral kann eine enorme Menge wasser aufnehmen und gibt dabei große Mengen wärme ab. heizt man dem Zeolith dann noch weiter ein, gibt es das gespeicherte wasser als dampf wieder frei. diese wärme lässt sich effektiv zum heizen nutzen. ist der Zeo-lith trocken, kann er neuen wasserdampf aufnehmen und der Prozess beginnt von vorn. die energie für dieses Verfahren gewinnen Zeolith- heizgeräte aus erdgas und solarwärme. das ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll: kohlendioxidemissionen, energieverbrauch und heizkosten reduzieren sich im Vergleich zu gasbrennwertgeräten um ein Viertel. hinzu kommt, dass kein chemisches kältemittel zur kühlung benötigt wird – diese aufgabe übernimmt das im Mineral ge-speicherte wasser. Zeolith-heizgeräte für den familienhaushalt be-finden sich derzeit noch in der letzten testphase. als erster hersteller wird Vaillant im nächsten Jahr ein Modell auf den Markt bringen.

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tauWetter auf dem marsMenschliches Leben auf dem roten Planeten – was wie Science-Fiction klingt, ist gar nicht so weit hergeholt. Terraforming, die Umformung des Mars in einen erdähnlichen Himmels- körper, ist nach dem Stand der Wissenschaft technisch möglich.

Derzeit herrschen dort im Schnitt minus 60 Grad, die Luft besteht aus Kohlendioxid. Um diese lebensfeindlichen Bedingungen zu beseitigen, setzen die Forscher auf den Treibhauseffekt. Fluorhaltige Gase sollen das Klima kippen, den atmosphärendruck anheben und so den eiskalten Planeten all mählich erwärmen. Wer hofft, die terres-trischen Treibhausgase könnten zum inter-stellaren Exportschlager werden, wird jedoch enttäuscht. Die notwendigen 25.700 Tonnen müssten direkt auf dem Mars produziert werden. Und so stellen sich die Forscher ihre Schöpfung vor: ist der Klimawandel einmal in Gang, tauen nach etwa 100 Jahren die Böden und Gletscher. Wasserdampf steigt auf und nach fast vier Milliarden Jahren regnet es auf dem Mars wieder. antarktische Fauna zur Sauerstoffproduktion lässt sich ansiedeln: Nach200JahrenwachsenMoose,nach900Jahren erste Nadelwälder.

Doch eignet sich der Mars wirklich als zweite Heimat für die Menschheit? auch wenn alles nach Plan läuft, dauert es etwa 100.000 Jahre, bis Menschen ohne Sauerstoffgerät atmen können. Bäume würden nur auf dem Äquator wachsen, der rest des Planeten gliche einer Kombination aus australischem Outback und sibirischer Steppe. Tropische regenwälder oder gar echte Ozeane – Fehlanzeige. Eine ruinierte Erde ließe sich durch ein Terraforming des ro-ten Planeten nicht ersetzen. Zudem ginge ein solcher Eingriff in die Biosphäre des Mars auf Kosten der Ureinwohner. Etwa der Methanver-strömenden Mikroben, die Forscher unter dem rostroten Sand vermuten.

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Klimastadt im Wüstenland

die Vereinigten arabischen emirate haben schon einige spektakuläre architekturprojekte in den wüstensand gesetzt. umweltschutz war dabei eher nebensache. das soll sich mit Masdar ändern. 30 kilometer östlich der öl- Metropole abu dhabi entsteht die erste co2-freie stadt der welt. sonne und wind liefern den strom, elektronische hightech-gondeln und Züge ersetzen autos. kupferfolien an den gebäuden spiegeln hitze und entlasten die klimaanlagen. entworfen hat die öko-oase das britische architekturbüro foster + Partners. 22 Milliarden dollar soll sie kosten, acht Jahre soll ihr bau dauern. das konzept der nachhal-tigkeit verfolgen die Planer dabei bis in das kleinste detail. Jeder tropfen wasser wird mithilfe von sonnenenergie aufbereitet, Müll gelangt über Vakuumröhren zu einer zentralen Recyclingstelle. bis 2016 sollen 50.000 Men-schen in Masdar klimaneutral leben und arbeiten.

spieglein, spieglein

statt an der wand sollen spiegel künftig auf dem feld den größten nutzen bringen – dieser Meinung sind solarforscher und energieversorger in Jülich. auf einer fläche von etwa drei fußballplätzen haben sie ein weltweit einzigartiges solarturmkraft-werk errichtet. über 2.000 spiegel, so genannte heliostate, reflektieren licht auf einen Receiver, der in 55 Meter höhe auf einem turm installiert ist. der Receiver saugt umgebungsluft an und erwärmt sie mithilfe der gespiegelten sonnenstrahlen auf bis zu 700 grad. die erhitzte luft wandelt wasser in dampf um, der wiederum eine turbine antreibt. aus sonnenkraft wird so strom – vollkommen emissionsfrei. im Januar 2009 startete der zweijährige testbetrieb des solarturms. erfüllen sich die erwartungen der betreiber, könnte das kraftwerk künftig 400 Privathaushalte in der Region mit sonnenstrom versorgen.

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grüner Wohnen

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hoch gewachsenes muss nicht immer der ausflug aufs land sein. oft sind es nur ein paar treppenstufen oder die fahrt mit dem aufzug, die den stadtbewohner vom naturerlebnis trennen. denn auf den dächern der Metropolen entstehen viele grüne oasen. der ausblick wird dabei fast zur nebensache.

TEXT leonie tessmer

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grüner Wohnen

links: ausladende dachwiesen geben der grünen Zitadelle in Magdeburg ihren namen. wer in das gebäude des österreichischen künstlers friedensreich hundert-wasser einzieht, teilt sich die wohnung mit ungewöhnlichen Mitbewohnern – aus den fenstern herauswachsenden ahornbäumen, eschen oder birken.

Mitte: nur einen schritt von der eigenen wiese entfernt: die Mieter der nullenergiesiedlung bedZed in der nähe von london öffnen nur ihre balkontür, um ihren earl grey barfuß im gras zu trinken.

Rechts: Vom liegestuhl aus genie-ßen Prager bewohner den blick über das hradschin-Viertel.

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etwas ungezähmt: das bewaldete dach des kaiser-friedrich-hauses in wiesbaden (Mitte). deutlich akkurater ist hingegen die grünanlage auf dem huamao center in Peking (rechts). die wohlproportionierten Rasenflächen wirken wie mit der nagelschere gestutzt. Mit insgesamt 28.000 Quadratmetern fläche bilden sie den größten hochgarten der chinesischen hauptstadt.

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JoelSternfeld„LookingEaston30thStreetonaLateSeptemberMorning,2000“,CourtesyoftheartistandLuhringAugustine,NewYork

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dieser wildwuchs hat konzept (Mitte): auf der ehemaligen hochbahntrasse „high line“ im new yorker stadtteil Manhattan wächst seit 2006 ein Park. 50 Millionen us-dollar investierte die stadt in die grünanlage, die im Juni 2009 eröffnet wurde. deutlich kultivierter genießen die bewohner die natur in der outdoor-lounge „230 fifth“ (rechts). bei einem cocktail unter Palmen im 20. stock gibt es den faszinierenden blick auf das empire state building gratis.

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klare Linien, harmonische Farben und ganz viel Licht. Wer ein Holzhaus von Baufritz betritt, dem fällt es schwer zu

glauben, dass es sich hierbei um einen Fer-tigbau handelt. Und einen Bio-Fertigbau noch dazu. Ausschließlich Werkstoffe, die sich ohne Rückstände wieder in die Natur zurückführen lassen, kommen im 1896 ge-gründeten Allgäuer Familienbetrieb zum Einsatz. „Als ich vor fünf Jahren die Lei-tung übernahm, hatten wir noch gegen unser Birkenstock-Image zu kämpfen“, sagt Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer. „Mittlerweile ist es uns gelungen, grünes Wohnen aus der ,Müsli-Ecke‘ zu holen.“ Mit ihren schlanken Profilen, stromlinien-förmigen Verschalungen und dem Wech-selspiel aus Holz, Aluminium und Glas verbinden die Voll-Werte-Häuser des All-gäuer Familienbetriebs Design mit biologi-scher Bauweise. Ob verschiebbare Innen-wände im Wohnzimmer, Wellnessbereich mit ausfahrbarem Cabrio-Dach oder groß-zügige Dachterrasse – ein Baufritz-Haus lässt sich innen und außen je nach dem Wohnwunsch des Kunden gestalten. Öko kann chic sein.

tradition und überZeugungHolz ist seit jeher die Basis für Häuser von Baufritz. Sylvester Fritz, Unternehmens-gründer und Dagmar Fritz-Kramers Ur-großvater, baute aus dem nachwachsenden Rohstoff Kirchtürme und Dachstühle, seit

die biohaus- schneideRin wer gesund und nachhaltig wohnen will, muss auf design nicht verzichten, lautet die Philosophie von dagmar fritz-kramer. der Vaillant Partner baut in der vierten generation wohlfühlhäuser aus holz. Maß- geschneidert, durch und durch ökologisch.

TEXT leonie tessmer

grüner Wohnen

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grüner Wohnen

1935 komplette Häuser. Sein Enkel Hubert richtete Ende der 1970er-Jahre das Unter-nehmen schließlich ökologisch aus. Die Krebserkrankung seiner Frau brachte ihn auf den Gesundheitsweg. „Damals begann mein Vater, alle Materialien aus der Pro-duktion zu verbannen, die für Mensch und Umwelt schädlich sind. Im Selbstversuch bezogen wir das erste Voll-Werte-Haus – in-klusive Klärteich und Kompost-Toilette“, erzählt Dagmar Fritz-Kramer. „Diese Zeit hat mich absolut geprägt und ich kann heu-te von mir behaupten, dass ich eine ,Über-zeugungstäterin‘ bin.“

Den Weg ihres Vaters verfolgt Dagmar Fritz-Kramer seither konsequent weiter. „Wir wollen mit unseren Häusern der Na-tur zurückgeben, was wir ihr entziehen“, sagt sie. Von der Innenfarbe aus Harz bis hin zur Naturgips-Schutzhülle gegen Elek-trosmog sind alle Baumaterialien aus nach-wachsenden Rohstoffen und streng schad-stoffgeprüft. „Erfüllt ein Werkstoff unsere Anforderungen nicht, forschen und entwi-ckeln wir so lange, bis wir eine Alternative haben“, sagt Dagmar-Fritz Kramer. So sind auch die 40 Zentimeter starken Wände mit einem patentierten Biodämmstoff aus Hobelspänen gefüllt – eine Erfindung von Hubert Fritz. Praktischer Nebeneffekt: Die diffusionsoffenen Wände reduzieren den Energieaufwand des Hauses deutlich. Das spart Kosten und Kohlendioxidemissio-

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baufritZ – ÖKohäuser aus dem allgäudagmar fritz-kramer wurde 1971 in Memmingen geboren. 1988 stieg sie nach ihrem innenarchitektur-studium in den familienbetrieb baufritz ein. berufsbegleitend studierte sie wirt-schaftsingenieurwesen. seit 2004 leitet sie das unternehmen als kauf-männische geschäftsführerin. die baufritz gmbh mit sitz in erkheim wurde 1896 gegründet und befindet sich seit vier generationen im famili-enbesitz. Vor rund 30 Jahren speziali-sierte sich das allgäuer unternehmen auf ökologische designhäuser aus holz. die Preise beginnen schlüssel-fertig bei 260.000 euro. bei umwelt-freundlichen heizsystemen setzt das unternehmen auf energieeffiziente geräte von Vaillant. baufritz-häuser tragen unter anderem das bio-güte-siegel natureplus, das allökh-siegel für allergikergerechtes bauen und das igef-siegel der internationalen gesell-schaft für elektrosmog-forschung.

nen. „Wir gehen mit unserem ganzheitli-chen Konzept sogar so weit, dass wir unse-ren Kunden ein Rücknahmeangebot zusi-chern“, sagt Dagmar Fritz-Kramer. „Unsere Häuser lassen sich problemlos in den Kreis-lauf der Natur zurückführen.“

anKommen und aufatmenDass die Naturbauweise einen Unterschied macht, davon ist Dagmar Fritz-Kramer überzeugt. „Die Biodämmung führt zu einer Konzentration negativ geladener Ionen in der Luft“, sagt sie. „So entsteht ein frisches, gesundes Raumklima, das Sie schon beim Betreten eines Baufritz-Hau-ses spüren.“ Auf Wunsch lässt sich ein Haus auch allergikergerecht ausstatten. Seit Kurzem stellt das Unternehmen Bau-herren zudem ein individuelles Gesund-heitszertifikat für ihr Heim aus. Dass De-signerhäuser aus der Natur die Zukunft sind, daran glaubt Dagmar Fritz-Kramer fest. „Das eigene Heim ist zur Rückzugsoa-se in einer schnellen und globalisierten Welt geworden – hier möchte man sich wohlfühlen und Luft holen.“ Sie selbst wohnt mit Mann und zwei Kindern seit sieben Jahren in einem Voll-Werte-Haus. Nach eigenen Aussagen glücklich und ab-solut zufrieden. „Ich habe das Haus selbst geplant und ganz auf die Bedürfnisse meiner Familie abgestimmt“, sagt die stu-dierte Innenarchitektin. Doch das sei bei Baufritz schließlich Standard.

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Zeitenwendeam 9. november 1989 öffnete das ddR-Regime die ersten grenz- übergänge nach west-berlin – und läutete damit den fall der Mauer ein. 28 Jahre war die stadt geteilt, dann wurde sie wiedervereint. was hat das mit der Metropole und den Menschen, die in ihr leben, gemacht? beobachtungen der berliner autorin anja dilk.

iLLUSTraTiON tim dinter

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stadt der musiK

es ist ein auszug gen osten. Verwaist bleiben die diskotheken am kurfürstendamm zurück. die jungen westberliner ziehen in den nächten über die grenze, treffen sich mit ostlern in verlassenen hallen, kellern und hinterhöfen der alten ddR-hauptstadt. die neue Musik, die gerade aus detroit nach europa schwappt, passt perfekt zum rauen charme der Räume. harte bässe, schlichte anlagen, eine nebelmaschine. dJs aus aller welt legen auf. ein neues ausgehmodell etabliert sich, feiern bis in den Vormittag, ein wochenende lang. berlin wird technohauptstadt der welt.

in der Redaktion des groove-Magazins ist nachmittagsruhe. Müde streift die sonne über die schreibtische. nur ab und an braust ein auto über die köpenicker straße, kreuzberg ist noch nicht erwacht. heiko hoffmann reicht eine groove herüber. „weiter geht’s“, titelte der chefredakteur in der aktuellen ausgabe. seit zehn Jahren ist der 36-Jährige herr über die weltweit führende Zeitschrift für elektronische Musik und clubkultur. hochglanzcover, 60.000 auflage. hoffmann hat die bewegung von anfang an begleitet. die erste welle bis Mitte der 1990er-Jahre als die love Parade zum karneval verkam. den Rückzug in den underground, die zweite welle in den nullerjahren mit ihrem Minimal techno. die clubs sind professioneller geworden, das Publikum ist so international wie nie. Zu tausenden reisen sie mit billigfliegern aus new york, Madrid oder london an, für 48 stunden weekend-Party. easyJet-techno ist zum geflügelten wort geworden. hoffmann lacht: „berlin ist das bayreuth der technoszene.“

neuerdings versammelt sie sich open air, zu Partys in Parks oder auf brachen. bis vor kurzem zogen viele zur bar 25, die viel mehr war als ein treffpunkt auf dem ehemaligen todesstreifen an der spree: club, kommune, Restaurant, Zirkuszelt, ein lebens-gefühl zwischen autonomie und avantgarde, Provisorium und kunst. dJs rissen sich um ein booking, der berliner afterhour-sound wurde hier geprägt. doch seit september ist schluss mit der nummer eins unter den berliner open-air-locations der szene. die bar 25 musste weichen. der Vertrag mit der stadt ist ausgelaufen. bald wird aufgeräumt, saniert, bebaut. der jahre-lange kampf ist verloren, selbst die Petitionen aus der internationalen clubszene gegen die schließung des kulttempels waren erfolglos. im herbst will berlin das gelände für die investoren der Mediaspree präparieren.

an einem spätnachmittag im august liegt schwermut über der bar 25. in den letzten warmen sommertagen schaukeln noch ein-mal Pärchen unter der gewaltigen birke, deren äste bis ins wasser reichen. die diskokugel unter ihren Zweigen glitzert im sonnen-licht, gäste in flip-flops schlappen mit beck’s und bionade vom blockhaus zu den uferstegen. Rund um die uhr hat die bar in diesen letzten zwei wochen geöffnet, 250 stunden nonstop, „das große closing“. katharina und nina lassen die flaschen knallen. noch einmal anstoßen. „so einen ort wird es so schnell nicht wieder geben“, sagt katharina. nina nickt. „selbst in berlin.“

bargründer Juval dieziger reicht ein bier über den tresen und lässt den blick schweifen. der fluss schimmert orange im abend-licht. er weiß: an diesem letzten aus gibt es keinen weg vorbei. „aber wir gehen mit einem großen knall ab.“ und bald gibt es sicher eine neue bar 25. irgendwo, irgendwie. wie immer in diesem berlin. ganz bestimmt.

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die umspülte mitte

Doris Luchtenbach (Name geändert) sortiert Schrippen ins regal der Bäckerei Balzer, ganz in der Nähe der Hackeschen Höfe. Die Bäckereiverkäuferin ist seit 5 Uhr auf den Beinen, ist mit der Tram in die Sophienstraße gezuckelt, wie seit 25 Jahren schon. in Berlin fand einst die junge Frau aus Thüringen den Mann ihres Lebens und diesen wunderbaren Job. Eine tolle Zeit damals. Die Kunden stehen Schlange, man plaudert, hilft sich, arbeitet. Das Leben ist friedlich, nur die Freiheit, die fehlt. „Heute kommt man sich manchmal vor wie im Zoo.“

„Drei Euro fuffzig, bitte“, Doris Luchtenbach reicht Mohnschnitten und Möhrenkuchen über den Tresen, wünscht einen schönen Tag und streicht ihren weißen Kittel glatt. Die Bäckerei ist die gleiche geblieben. Spitzengardinen umrahmen die auslage im Schaufenster, Brot und Torten liegen in den Holzregalen, die alte Kasse klingelt. „aber die Welt draußen hat sich umgekrempelt.“ Viele Geschäfte sind pleitegegangen, die alte Kastanie gegenüber musste Neubauten weichen. ab mit- tags ziehen die Touristen durch die pittoreske Straße am rande des Hackeschen Marktes. Manche schlüpfen auf einen Kaffee bei Bäcker Balzer rein, fragen: „Wie war das damals in der DDr?“ Luchtenbach kichert. „Gut, dass sie wenigstens fragen.“

Nach dem Mauerfall hat Luchtenbach selbst gerne nachgefragt. ist mit weichen Knien am 10. November über die Grenze gegangen, einfach mal schauen. Ku’damm, Zoo, Charlottenburg. „Jetzt ist das Teil meiner Stadt.“ Neugierig schaut sie zu, wie die alte Mitte zum neuen Zentrum wächst, sich Kunst mit Lifestyle verschraubt, Kulinarisches mit Haute Couture, wie Menschen in anzug und Krawatte, die aktentasche unterm arm, das Handy am Ohr, zum regierungsviertel ein paar Blocks weiter hasten. Nach Dienstschluss schlendert die Mittfünfzigerin vorbei an Geschäften und Cafés, die geöffnet ha-ben bis in die Nacht. „Herrlich. Das ist unser Berliner Flair.“ Sie schüttelt den Kopf über Neuberliner, die an den Prenzlauer Berg ziehen, weil er in ist, und sich jetzt über den Lärm beschweren. „Wer meckert, soll doch gehen.“

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stay West

bespöttelter westen? „ach, ist das so?“ inge trimbur zieht an ihrer Zigarette. „wir fühlen uns nach wie vor sehr wohl hier.“ go east – die-sem Ruf ist die chefin des schwarzen cafés nie gefolgt. ebenso wenig wie ihr Publikum, das „mit mir älter geworden ist“. das schwarze café ist seit 30 Jahren eine institution im savignykiez zwischen ku’damm und Zoo. schwarz ist die farbe der anarchie, schwarz war lange ein teil der Räume, anarchisch das lebensgefühl der gründer ende der 1970er: 30 selbst organisierte westberliner. essen und trinken rund um die uhr, Musik querbeet („bis heute auf kassette gemischt“), ein treffpunkt für künstler, studenten, schwule und schräge. „nie waren wir ausschließlich.“ ein via türpolitik zusammen-geschustertes Publikum, wie an so vielen orten im osten der stadt – das findet inge trimbur „lächerlich“. künstler kommen heute noch, Regisseur detlev buck wohnt um die ecke, aus dem hotel savoy schaut die Prominenz vorbei. hier ist der kiez noch kiez, wohlige heimstatt für dorfhungrige urbanisten. Man kennt sich, grüßt sich, mag sich – von Paris bar bis zum Zwiebelfisch. „wir sind eine große familie“, sagt trimbur.

während der osten implodierte, hat der westen seine Version bun-desrepublikanischer normalität gepflegt weiterentwickelt. wo früher das café hegel einsame wacht hielt, locken heute zwei dutzend Restaurants und kneipen die besucher. wo einst die stundendamen kasse machten, nippen heute charlottenburger am Martini in der bar brel. ein moderner bolzplatz schmiegt sich zwischen s-bahn-trasse und designstore, ein paar 100 Meter weiter hat starfriseur udo walz Platz bezogen. die ganzen Jungen zieht es schon lange nicht mehr hierher, ebenso wenig wie neuberliner mit Mitte-chic.

splitter der ddr-vergangenheit

wer in die normannenstraße 19 kommt, hat sich entweder verirrt oder sehr gut aufgepasst. auch im Jahr zwanzig nach dem Mauer- fall ist die ehemalige Zentrale des Ministeriums für staatssicherheit (Mfs) so etwas wie ein geheimtipp. während sich am alten grenz-übergang checkpoint charlie die touristen drängen, hallt hier das klackern der absätze einzelner besucher durch die Plattenbau-schluchten. ein areal aus beton und rostigem stahl, das alte ärzte-haus für Mfs-beschäftigte, die birthler-behörde mit den stasiakten, der Verwaltungstrakt von alt-spion Markus wolf, die kantine und, natürlich, erich Mielkes Reich. im zweiten stock bat der stasi-chef staatsgäste auf königsblauen sesseln zum gespräch, im tresor hin-ter seinem schreibtisch lagen unterlagen gegen Verdächtige griff-bereit. hölzerne schrankwände, Plasteparkett, drehknaufradio. die teeküche erinnert an westberliner studentenwohnheime, das bad an sozialwohnungen der siebziger. „bewusst proletarisch“, nennt das der freundliche herr an der kasse. „die botschaft sollte sein: der Mielke ist auf dem teppich geblieben.“ was hätte er wohl gesagt zu den kichernden briten, die nicht müde werden zu knipsen? „oh, it’s seventies style!“ die sich staunend über die gießkanne mit integ rierter kamera beugen. „Just like James bond props.“

was hätte er erst gesagt zu seiner kantine? wo einst Mfs-kadetten broiler und soljanka aßen, blüht heute das kunstleben. Mit scharfem gerät hat thomas kilpper Motive zu Repression und überwachung in das linoleum des bodens geschnitzt. Zum beispiel Porträts von opfern der ddR-Justiz. eine bizarre inszenierung auf 1.600 Quadrat-metern, am wochenende musikalisch erweitert um konzerte. es ist wie so oft in der stadt seit den 1990er-Jahren: leer stehende gebäude sind Raum für neues, futter für experimente. bald 1.000 besucher kommen derzeit jede woche zu gast, gehen erst zu kilpper, dann zu Mielke. der freundliche herr an der Mielke-kasse nickt. „lange haben die Menschen über spreewaldgurken und trabbis gelacht. neuerdings fragen sie: wie war eigentlich dieser staat?“

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Von Motten und Mäusenunbeschwert in der natur herumtoben, käfer sammeln und auf bäume klettern – ist das für kinder heute eine attraktive alternative zur spielekonsole? ein besuch im nationalpark eifel zeigt: auf jeden fall.

TEXT petra lipsKi FOTOGraFiE miChael neuhaus

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noah ist eine superschnelle Motte. Geschickt duckt er sich jedes Mal weg, wenn der kleine Nils die Hände

nach ihm ausstreckt. Der spielt mit ver-bundenen Augen die Fledermaus. „Motte, Motte!“, ruft Nils immer wieder. Dann klatschen die anderen Kinder in die Hände und helfen ihm damit, sich zu orientieren. Der 8-Jährige versucht, die vorbeihuschen-den „Insekten“ nur anhand ihrer Geräu-sche zu orten – ganz so, wie echte Fleder-mäuse das im Dunkeln tun. Endlich ge-lingt es Nils, auch den flinken Noah einzu-fangen. Große Begeisterung bei den kleinen und großen Zuschauern. Und sofort drän-gen die nächsten Kinder in den Kreis und wollen Motte sein.

Zwölf Kinder sind an diesem Nachmittag mit ihren Eltern in die Eifel gekommen, um gemeinsam mit einem Nationalpark-Ran-ger den „wilden Wald“ zu erforschen. Der Jüngste, Justin, ist erst fünf Jahre alt, Simon mit seinen zwölf Jahren der Älteste. Dass für den ganzen Tag strömender Regen bei 13 Grad angesagt ist, hat niemanden abge-schreckt. Auf die Minute pünktlich finden sich alle angemeldeten Familien am Natio-nalparktor Gemünd ein, ausgestattet mit Regenkleidung und Butterkeksen. Mit da-bei ist auch der siebenjährige Alex aus Mexiko. Seine anfängliche Scheu legt sich schnell: Als es darum geht, einen Mistkäfer

über die Hand krabbeln zu lassen, ist er ebenso begeistert dabei wie alle anderen.

von Wegen lila KuhDass die Kinder sich hier so ungezwungen im Wald bewegen, erscheint keineswegs selbstverständlich. Zahlreiche Studien beschäftigen sich seit Jahren mit der zuneh-menden Entfremdung der Jugend von der Natur. Zwar ist der Mythos der „lila Kuh“ entzaubert: Die meisten Großstadtkinder wissen heute durchaus, dass die Wieder-käuer nicht schokoladenpapierfarben über die Wiese laufen. Dafür denken aber viele, Enten seien gelb – weil sie in Kinderbüchern häufig so abgebildet sind. Und beunruhi-gender noch: Zwei Drittel aller deutschen Schüler zwischen zwölf und fünfzehn Jah-ren haben noch nie einen Käfer oder Schmet-terling gefangen. Auch gehen Jugendliche immer seltener Fahrrad fahren, klettern oder paddeln. Das hat der „Jugendreport Natur“ der Universität Marburg aus dem Jahr 2006 gezeigt.

Ähnliche Beobachtungen hat auch Natio-nalpark-Ranger Stephan Lagier gemacht, der die Familientruppe an diesem Nachmit-tag über feuchte Trampelpfade führt. „Bei Schulklassen sind schon mal Kinder dabei, die sich vor dem Wald fürchten oder Angst haben, von Zecken angefallen zu werden“, erzählt der 41-jährige Forstwirtschafts-

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„unser Ziel ist es, jedes zweite Kind in deutschland zu erreichen – unter anderem mit angeboten für schul klassen.“ gudrun batek

ein bisschen Mut braucht es schon, einen käfer aufzusammeln oder mit verbundenen augen durch den wald zu gehen

grüne filterWälder sind nicht nur beliebte Kulissen für abenteuerliche Streifzüge – sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klima-schutz.ÜberihreBlätternehmenBäumeumweltschädliches Kohlendioxid aus der atmosphäre auf und wandeln es in Trau-benzucker um. Diesen Energielieferanten verwerten sie entweder gleich, um zu wachsen, oder speichern ihn. Deutsch-lands Wälder nehmen so im Jahr etwa 15 Millionen Tonnen CO2 auf – und entlas-ten die Umwelt auf ganz natürliche Weise.

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meister. Manches Grundschulkind betritt mit ihm zum ersten Mal einen Wald. „Daher ist mir das Naturwissen gar nicht so wich-tig“, so der vierfache Vater. „Ich möchte, dass die Kinder Spaß haben und nachher sagen: ‚Ich war im Wald und es war toll. Da will ich wieder hin.’ Das ist viel mehr wert, als eine Kiefer von der Fichte unterscheiden zu können.“

KernZiel umWeltbildungKinder unterschiedlichster Herkunft für die Natur zu begeistern, ist erklärtes Ziel der Nationalparks. Anders als zum Beispiel in Naturschutzgebieten geht mit dem Natio-nalparkstatus ein Bildungsauftrag einher. Daher können Familien allein in der Eifel wöchentlich zwischen Dutzenden, meist kostenlosen Angeboten wählen: von der Fossilienpräparation bis zur Fledermaus-wanderung. Zu den jüngsten Initiativen zählt das Junior-Ranger-Programm von WWF und EUROPARC Deutschland, dem Dachverband der deutschen Großschutzge-biete. Kinder zwischen sieben und fünfzehn streifen dabei regelmäßig mit Rangern wie Stephan Lagier durch Wald und Wiesen. Die Resonanz hat die Organisatoren überwäl-tigt: Teilweise kamen auf einen Platz acht Bewerbungen. „Bisher haben sich vor allem Kinder aus den umliegenden Regionen ge-meldet“, sagt Gudrun Batek, Leiterin des bundesweiten Junior-Ranger-Programms. „Doch wir haben noch viel vor: Unser Ziel ist es, jedes zweite Kind in Deutschland zu er-reichen – unter anderem mit Angeboten für Schulklassen.“

Die Eifel ist erst seit 2004 als Nationalpark ausgewiesen und zählt damit zu den jüngs-ten der 14 deutschen Schutzgebiete dieser Kategorie. Ähnlich wie das Wattenmeer und der Bayerische Wald war sie traditio- nell ein beliebtes Ausflugsziel. Der Natio-

nalpark status brachte aber neuen Schub – und üppigere Fördergelder von Land, Kom-munen und EU. Das macht die vielen kosten-freien Angebote für Familien möglich. In Zeiten knapper Haushaltskassen werden die Schutzgebiete dadurch vielfach zu einer echten Alternative zum Skandinavien- oder Spanien-Urlaub. In einer Emnid-Umfrage aus dem Jahr 2006 gaben fast zwei Drittel der Befragten an, ihren Urlaub bevorzugt in den Nationalen Naturlandschaften zu verbrin-gen, also dort, wo der Schutz der Natur im Mittelpunkt steht.

Wie leicht sich Kinder in solcher Umgebung für Naturthemen begeistern lassen, zeigt das Programm von Ranger Stephan in der Eifel: Wer will Brennnesseln probieren? Wer eine Rehpfote anfassen? Bei jeder Frage re-cken sich die Arme in die Höhe. Manchen Spielen geben die Kinder einen ganz neuen Dreh: Nachdem alle Teilnehmer Blumen auf kleine Kartonstücke geklebt haben, ent-deckt der kleine Max, dass sich die recht-eckige Pappe auch anders nutzen lässt – und spielt mit seinem Bildchen Walkie-Talkie. Schnell ist ein Junge gefunden, der die Idee auch toll findet, und die beiden flitzen auf-geregt „funkend“ hin und her. Die neunjäh- rigen Zwillinge Julia und Jana erfreuen sich stiller an ihren Kunstwerken und sind stolz darauf, zufällig eine Zecke mit aufgeklebt zu haben.

Nach zweieinhalb Stunden Wanderung sind vor allem die Erwachsenen erschöpft. „Da-bei macht man so was eigentlich, um die Kinder mal müde zu bekommen“, gesteht ein Vater schmunzelnd. Er will die National-park-Angebote zukünftig häufiger nutzen. Und was hat Noah am besten gefallen? Die Antwort kommt ohne Zögern: „Das Spiel, wo ich die Motte war.“ Das wird auf jeden Fall zu Hause wiederholt.

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Wenig tradition, aber viel ZuKunft„natur natur sein lassen“ – das ist das Motto der weltweiten national-parks. Rund um den yellowstone River in den usa wurde 1872 erst-mals ein solches großes schutz-gebiet eingerichtet. Merkmal: auf einer großen, zusammenhängen-den fläche laufen natürliche Pro-zesse weitgehend ohne eingreifen des Menschen ab. die geschichte der deutschen nationalparks ist mit rund 40 Jahren noch recht jung. hierzulande hat man sich lange mehr auf die Pflege des kulturellen als des natürlichen erbes konzent-riert. umso erfreulicher der erfolg: Rund 50 Millionen Menschen be-suchen pro Jahr die 14 deutschen nationalparks. das wattenmeer zählt seit 2009 sogar zum welt-naturerbe der unesco – als einzige landschaft in deutschland.

wie viele Zehen hat ein Reh? aufmerksam lauschen die kinder den anschaulichen erklärungen des nationalpark-Rangers.

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nationalparKs in deutsChland*

nationalpark müritz

gründung: 12.9.1990besucherzahl. 390.000säugetiere: 54fische: 25Vögel: 214

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nationalpark vorpommersche bodenlandschaft

gründung: 12.9.1990besucherzahl: 2.055.479säugetiere: 38fische: 48Vögel: 240

nationalpark Jasmund

gründung: 12.9.1990besucherzahl: 1.126.762säugetiere: 38fische: 11Vögel: 153

nationalpark schleswig-holsteini-sches Wattenmeer

gründung: 1.10.1985besucherzahl: 19.089.307säugetiere: 3fische: 63Vögel: 260

nationalpark hamburgisches Wattenmeer

gründung: 9.4.1990besucherzahl: k. a.säugetiere: 10fische: 37Vögel: 193

nationalpark niedersächsisches Wattenmeer

gründung: 1.1.1986besucherzahl: 20.650.000säugetiere: 39fische: 78Vögel: 88

nationalpark Kellerwald edersee

gründung: 1.1.2004besucherzahl: 200.000säugetiere: 42fische: 27Vögel: 70

nationalpark eifel:

gründung: 1.1.2004besucherzahl: 450.000säugetiere: 50fische: 22Vögel: 124

Quellen:

Job, h., woltering, M., harrer, b.: Regionalökonomische effekte des tourismus in deutschen nationalparken, 2009

euRoPaRc deutschland, dachverband der nationalparks, biosphärenreservate und naturparks in deutschland (www.europarc-deutschland.de)

*die größe der symbole gibt einen hinweis auf die anzahl der vorhandenen arten.

nationalpark unteres odertal

gründung: 29.6.1995besucherzahl: 160.012säugetiere: 50fische: 50Vögel: 284

nationalpark harz

gründung: 1.1.2006besucherzahl: 3.145.044säugetiere: 49fische: 5Vögel: 103

nationalpark sächsische schweizgründung: 1.10.1990besucherzahl: 1.421.054säugetiere: 53fische: 7Vögel: 102

nationalpark hainich

gründung: 31.12.1997besucherzahl: 290.000säugetiere: 46fische: 5Vögel: 185

nationalpark bayerischer Wald

gründung: 1.8.1969besucherzahl: 760.000säugetiere: 50fische: 3Vögel: 130

nationalpark berchtesgaden

gründung: 1.8.1978besucherzahl: 1.129.000säugetiere: 55fische: 15Vögel: 92

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blauer engel der pionier: das erste internationale umweltkennzeichen ist in deutschland entstanden. seit 1978 ziert der blaue engel Produkte und dienstleistungen, die besonders umweltfreundlich sind. heute sind 10.000 Produkte und dienstleistungen in 80 kategorien ausgezeichnet. die Palette reicht von Möbeln über espressomaschinen bis hin zu notebooks. wer das label tragen darf, entscheidet ein unabhängiges gremium unter anderem aus Vertretern von umwelt- und Verbraucher verbänden, des handels sowie der industrie. schön transparent: seine begründung steht dabei, zum beispiel „weil energiesparend“. www.blauer-engel.de

bio der minimalist: das sechseckige staatliche biosiegel kennt jeder. seit 2001 kennzeichnet es lebensmittel, die den kriterien der eu-öko-Verordnung entsprechen. die Voraussetzungen: bauern dürfen erzeugnisse nicht radioaktiv bestrahlen, gentechnisch verändern oder chemische Pflanzenschutzmittel einsetzen. auch die tierhaltung muss artgerecht sein; antibiotika sind nicht erlaubt. was viele nicht wissen: lediglich 95 Prozent der erzeugnisse müssen aus ökologischem anbau stammen. www.bio-siegel.de

grüner strom label der lotse: wer ökostrom kauft, will keinen atom- oder kohlestrom aus der steckdose. ein verlässlicher hüter vor greenwashing ist das grüner strom label, 1999 von natur-, umwelt- und Verbraucherschutzverbänden ins leben gerufen. nur wer tatsächlich die energie von wind, sonne und wasser oder die höchst effiziente kraft-wärme-kopp-lung (kwk) einsetzt, erhält die auszeichnung. gold gibt es für die anbieter, die keine fossilen brennstoffe verwenden; silber für diejenigen, die zu 50 Prozent auf regenerative energien und kwk setzen. www.gruenerstromlabel.de

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gibt’s das auch in gRün? diese frage stellen immer mehr Menschen beim einkauf von äpfeln, toastern und Pullovern – und meinen damit nicht die farbe des Produkts. sie interessieren sich vielmehr für die bedingungen, unter denen die ware hergestellt wurde. was versprechen die rund 100 öko-siegel, Marken und warenzeichen? acht grüne erkennungsmarken kurz vorgestellt.

TEXT diane sellenmerten

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eu-energielabel der Wandelbare: „a“, „a +“ oder doch „a ++“? die Verwirrung beim energieeffizienzlabel für haushaltsgeräte ist groß. seit 1998 sind kühlschränke, waschmaschinen und co. nach dem amerikanischen schulnotensystem in die kategorien a bis g eingeteilt. Zunächst war a der klassenprimus in sachen energiesparen. dann hat die industrie die Vorgaben jedoch übertroffen. kühlschränke beispielsweise erfüllten fast alle den höchsten standard. neue kategorien mussten her, 2004 legte die eu a+ und a++ nach. 2010 soll das etikett mehr transparenz bringen: Mit angaben von minus 20, 40 oder bestenfalls 60 Prozent wissen Verbraucher dann immerhin, wie viel energie sie im Verhältnis zum ehemaligen bestwert a einsparen. aha. www.stromeffizienz.de

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fairtrade der menschenfreund: der name ist selbsterklärend. Produkte mit dem fairtrade-label sind gerecht gehandelt. das bedeutet, dass das geld für eine ware auch denjenigen zugutekommt, die sie herstellen. und dass diese davon leben können. die fairtrade labelling organizations international (flo) stellen demnach vor allem direkten handel und Mindestpreise über dem weltmarktniveau sicher. ökologische Mindestanforderungen wie minimaler einsatz von Pestiziden sind ebenfalls bestandteil der fairtrade-standards. denn das, was der umwelt schadet, kann für den Menschen nicht gut sein. www.transfair.org

fsC der Waldschützer: 250 kilogramm Papier werden jedes Jahr in deutschland pro Person verbraucht. für einen bewussten umgang mit der Ressource holz setzt sich die internationale organisation forest stewardship council ein. 1993 gegründet, zertifiziert die fsc Produkte, die unter ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen aspekten hergestellt werden. dabei sollen vor allem die wälder erhalten bleiben und nicht nur den lebensraum für tiere und Pflanzen sichern, sondern auch die wirtschaftliche grundlage der beschäftigten. in der kritik steht das fsc-siegel trotzdem: denn auch zertifiziertes tropenholz bleibt tropenholz – und das gehört zum schutz der Regenwälder grundsätzlich unberührt. www.fsc.org

marine steWardship CounCil der lebensretter: wer achtet schon darauf, wie der lachs gefangen wurde, der auf seinem frühstücksbrötchen gelandet ist? Mit dem blauen label vom Marine stewardship council (Msc) ist dem gedankenlosen konsum der kampf erklärt. die unabhängige organisation fördert weltweit umweltgerechte fischerei und kennzeichnet seit 1997 nachhaltig gefangenen fisch und Meeresfrüchte. die bedingungen: die entsprechende fischerei muss sich an fangquoten halten und sicherstellen, dass sich die befischten bestände erholen können. www.msc.org

stiftung Warentest die glaubwürdige: fast so bekannt wie die bundeskanzlerin: 94 Prozent aller deutschen kennen die stiftung warentest. Mit nähmaschinen und Rührgeräten ging es los, als 1966 die erste ausgabe der Zeitschrift „test“ er-schien. heute testet sie Produkte und dienstleistungen auch auf umweltfreundlichkeit. das können bio-würstchen, ökostrom oder solaranlagen sein. aufgrund ihrer neutralität verlässt sich ein drittel der Verbraucher auf das urteil der stiftung warentest. sie ist frei in der testplanung sowie in der auswahl der kriterien, testet anonym und ver zichtet in ihren heften auf anzeigen. die getesteten Marken dürfen die ergebnisse auf ihren Produkten bewerben. www.test.de

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ÖKo-test der missverstandene: kolibakterien im badesee, asbest aus dem wasserhahn oder gen-soja in nussnougat-creme – die investigativen erfolge des öko-test-Verlags aus fast 25 Jahren sind beachtlich. die vergleichenden Pro-dukttests genießen in der bevölkerung hohe glaubwürdigkeit. Jedoch handelt es sich bei dem aufkleber „öko-test gut“ nicht um ein gütesiegel. auch die bezeichnung „öko-test“ ist irreführend: die tests beschäftigen sich nach aus-sagen des Verlags zunächst mit gesundheitlichen Risiken von Produkten, dann mit ihrem nutzen und erst an dritter stelle mit ihrer umweltverträglichkeit. herstellungsbedingungen beurteilt öko-test ebenfalls nicht. www.oekotest.de

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nichts wie Raus!der sommer ist vorbei – kein grund zur tristesse. Jetzt beginnt die beste Zeit für kleine fluchten. ausgiebige wandertouren, entspannt und hitzefrei. lernspaß im Museum. übernachten im schnee. wer in bewegung bleibt, hat auch an kurzen tagen sein helles Vergnügen. Vier ausflugstipps für aktive, Romantiker und wissbegierige.

TEXT simone flattiCh

dem himmel ganz nahÜbernachten auf dem höchsten Berg Deutschlands und die Sterne zählen: Die ZugspitZe ist genau das richtige Reiseziel für romantische Abenteurer. Inmitten der imposanten Bergkulisse laden Schnee- iglus zum Wohnen ein. Urlauber können zwischen Standard-Iglus oder Romantik-Iglus wählen. Auch die Inneneinrichtung wird jedem Wunsch gerecht – allerdings bestehen das Mobiliar und die Kunst-werke an den Wänden aus Schnee und Eis. In dicke Lammfelle und warme Schlafsäcke eingehüllt, wird das Schlafen im Eisbett jedoch zum kuscheli-gen Vergnügen. Wenn schließlich die Stille auf dem Berg Einzug hält, beginnt das Iglu-Abenteuer mit heißen Getränken und einem herzhaften Fondue. Sollte es doch kalt werden, entschädigt spätestens der atemberaubende Sonnenaufgang am nächsten Morgen für eine Nacht mit klappernden Zähnen. Wer sichergehen möchte, dass er nicht friert, kann auch ein geheiztes Schneezimmer oder ein Eishaus mit Whirlpool buchen.www.iglu-dorf.com

wandern im westenDie Luft ist angenehm kühl. Laubbäume leuchten in Gelb, Rostbraun und Rot. Für viele Naturfreunde bietet der Herbst die schönsten Tage zum Wandern. Zu Streifzügen durch den abwechslungsreichen Westen Deutschlands lädt der eifelsteig ein. Der rund 300 Kilometer lange Weg verbindet in 15 Ta-ges-Etappen die Städte Aachen und Trier. Im Nor-den führt er durch die urwüchsige Moorlandschaft des Hohen Venns. Hier haben sich zahlreiche Pflan-zenarten erhalten, die in Nordeuropa sonst sehr selten sind. Weiter südöstlich schlängelt sich der Pfad durch den Nationalpark Eifel. Majestätische Buchen, malerische Stauseen und Felsformationen charakterisieren dieses Gebiet. Wer Glück hat, er-späht Tiere wie Biber, Eisvogel oder Schwarzstorch. Außerdem sind Spuren der alten Römer zu finden, etwa eine Wasserleitung, die einst bis nach Köln führte. Ein großer Abschnitt des Wanderwegs ver-läuft durch den spektakulären Vulkaneifel Euro-pean Geopark. Von der Geschichte der Erde zeugen hier aktive Geysire ebenso wie riesige, mit Wasser gefüllte Trichter erloschener Vulkane, sogenannte Maare – in diese „blauen Augen“ der Eifel sollte je-der Trekking-Fan einmal gesehen haben.www.eifelsteig.com

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schwäbische tropen Wenn es draußen richtig ungemütlich wird, hilft die Flucht in eine andere Klimazone. Dorthin, wo kostbare Orchideen, üppige Bananenstauden und haushohe Farne wachsen. So eine duftende, immergrüne Oase liegt in der stuttgarter Wilhelma. In dem botanisch-zoologischen Gar-ten steht das älteste Gewächshaus Zentral europas. Der Bau im maurischen Stil wurde im Jahr 1853 für König Wilhelm I. von Württemberg errichtet. In seinem wohltemperierten Inneren gedeihen noch heute einige Pflanzen aus der alten Zeit. Volieren mit tropischen Vögeln und ein Teich mit schillern-den Koi-Karpfen machen die exotische Atmosphäre perfekt. Der beliebte botanische Garten wurde ste-tig erweitert. Heute beherbergt er rund 6.000 Pflan-zenarten von allen Kontinenten. Besonders stolz sind die Gärtner auf die größte europäische Fuch-siensammlung. Wem es bei Azaleen und Kakteen noch nicht warm genug ist, der kann ins Amazo-nienhaus weiterziehen und bei Dschungelhitze die Flora des Regenwalds entdecken. Bei 28 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit ist der Winterblues rasch verflogen.www.wilhelma.de

klimareisen um die weltWer ins Museum geht, stellt sich kaum auf einen Kampf mit den Elementen ein. Aber im Klima-haus bremerhaven 8° ost ist das anders. Hier werden Besucher Zeugen eines Vulkanausbruchs, lösen Stürme aus und riskieren eine kalte Regen-dusche. An rund 100 interaktiven Experimen tier-statio nen erfahren Kinder und Erwachsene, was unser Wetter bestimmt. Bei einer virtuellen Reise um den Globus entdecken sie die Vielfalt der Klima-zonen. Dabei zeigen lebensnahe Geschichten, welche Folgen die Erderwärmung für Mensch und Natur hat. Wem der Weg nach Bremerhaven zu weit und zu CO2-trächtig ist, kann das Deutsche Museum in München ansteuern. Auch dort gibt es eine span-nende Ausstellung zum Klima – unter anderem mit Computersimulationen und Ratespielen. Ein spezi-elles Angebot rund um klimafreundliches Wohnen ist energie@home, eine Wanderausstellung, die bis 2011 durch Deutschland tourt. Darin wird zum Beispiel erklärt, warum Eisbären nie frieren und was sich daraus für die Wärmedämmung lernen lässt. Nächste Stationen der Schau sind Herrenberg, Euskirchen und Lemgo. Die Gemeinsamkeit der Lern- und Erlebniswelten: Sie vermitteln das kom-plexe Thema Klimawandel leicht verständlich und geben Tipps für einen umweltschonenden Alltag. So macht Wissenschaft Spaß!www.klimahaus-bremerhaven.de

www.energie-at-home.de

www.deutsches-museum.de

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RuhR.2010 – PoRtRät eineR seltenen schönheitVor mehr als 20 Jahren hatte der fotograf Peter liedtke eine Vision. er wollte den Menschen im Ruhrgebiet die augen öffnen – und zwar für den Zauber der Region. damit hat auch er dazu beigetragen, die Metropole Ruhr zur europäischen kulturhauptstadt zu machen.

TEXT martina ostermeier FOTOGraFiE peter liedtKe

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peter liedtKe

wurde 1959 in gelsenkirchen geboren. seit 1986 arbeitet er als frei beruflicher foto-graf. nachdem er zunächst viel im ausland unterwegs war und sich dem genre der sozialreportage widmete, wendete er sich 1991 wieder seiner heimat zu. seitdem fo-tografiert er vor allem den strukturwandel und den ökologischen umbau im Ruhrgebiet.

Mein Traum war, den Menschen Wege durch die Natur im Ruhrgebiet zu zeigen“, erinnert sich Peter Liedtke

an die 80er-Jahre des vergangenen Jahrhun-derts. „Ich konnte nicht verstehen, dass die Leute dafür in den Bayerischen Wald fuh-ren.“ Also kletterte Liedtke über Zäune und fotografierte das, was die Bewohner der Re-gion umgab. Die Ergebnisse präsentierte er 1986 unter dem Titel „Ruhrgebietsnatur – Halden, Bergsenkungsgebiete, Industrie-brachen“. Dass die Ausstellung gut ankam, bestätigte ihn in seiner Ansicht: „Fotografie kann anderen etwas nahebringen, was sie so noch nicht kennen. Sie kann Vorstellungen von Ästhetik verändern.“

Viele alte, vor sich hin rostende Industrie-anlagen wie das stillgelegte Thyssen-Hoch-ofenwerk Duisburg-Meiderich standen schon kurz vor dem Abriss. Dann wurde die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) ins Leben gerufen. Sie war ein Zukunftsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen zwischen 1989 und 1999 mit dem Ziel, eine vom Niedergang geprägte Indus-trieregion ökonomisch und ökologisch zu erneuern.

Peter Liedtke hat den Wandel in seinen Bil-dern dokumentiert, teilweise im Auftrag der IBA-Macher, teilweise als freischaffen-der Fotograf. Der Wunsch, neue Ansichten auf eine alte Industrielandschaft zu prägen, war das Thema, das beide verband. Es ist auch diesem Engagement zu verdanken, dass das Thyssen-Hochofenwerk Duisburg-Meiderich noch steht und der dort entstan-

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dene Landschaftspark heute jährlich rund 700.000 Besucher anzieht. 300 verschiedene Pflanzenarten haben sich zwischen Stahl-gerüsten und Rohren angesiedelt.

ästhetiK und naturKeine Frage: Die Landschaft im Ruhrgebiet unterscheidet sich deutlich von der im Bay-erischen Wald. Dort, wo einst Bergwerke produzierten und Abraumhalden aufge-schüttet wurden, finden wir heute die so-genannte Industrienatur. Das, was ihre Fas-zination ausmacht, wird deutlich, wenn man Liedtke zum Beispiel in den Essener Norden, nach Altenessen, zur Schurenbach-halde folgt. Vor allem die Zeche Zollverein, inzwischen UNESCO-Welterbe, lud hier bis 1986 den Überschuss an Bergematerial ab, der bei der Kohlegewinnung entsteht. Nach der Schließung von Zollverein nutzten an-dere Bergwerke den Ort, 1998 wurde die

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linke seite: Zeche Zollverein, essen

Rechte seite: gasometer, oberhausen

Vorige seite: bramme für das Ruhrgebiet von Richard serra, halde schurenbach, essen

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„alte industrie-anlagen sind wertvoller als ein forst. sie bieten einfach mehr lebensraum.“ peter liedtke

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Haldenschüttung abgeschlossen. Im selben Jahr setzte der Künstler Richard Serra mit seiner Bramme für das Ruhrgebiet der in-dustriellen Vergangenheit ein Denkmal. Die Platte aus rostigem Metall ist schon aus der Ferne sichtbar; vollkommen aber erst, wenn der Besucher auf den Wanderwegen entlang der Hänge den oberen Rand der Hal-de erreicht hat. Um auf die karge Halden-oberfläche zu gelangen, steigt Liedtke wieder ein wenig hinab. „Für mich ist es ein Hinein-tauchen in eine andere Welt“, beschreibt er. „Von der A 42 hört man auf einmal nichts mehr. Erst wenn ich wieder oben auf dem Rand stehe, kehrt das Ruhrgebiet zurück.“

Nicht nur Menschen finden die Industriena-tur anziehend. Auch Pflanzen und Tiere ha-ben sich hier schnell wieder ausgebreitet. Manch einer mag darüber staunen: Gerade bedrohte Tierarten finden in den ehemaligen

Bergbaugebieten einen neuen Lebensraum. Ein Beispiel ist die Kreuzkröte, die auf den vegetationsarmen Halden mit kleineren, oft sporadischen Wasseransammlungen – also Pfützen – ideale Laichbedingungen vorfin-det. Um solche Zusammenhänge zu begrei-fen, hat Peter Liedtke nach seinem Studium im Fach Kommunikationsdesign einen Fern-lehrgang in Ökologie absolviert. „Jetzt weiß ich, warum alte Industrieanlagen wertvoller sind als ein Forst. Sie bieten einfach mehr Lebensraum.“ Auch deshalb bedauert Liedt-ke, dass Stadtplaner und Politiker die IBA-Philosophie, den Erhalt von Gebäuden und Industrieanlagen zu fördern, nicht konse-quent weiterverfolgen.

gestalten und festhaltenWie aus alten Industrieanlagen Orte der Freizeit und Kultur werden, offenbart der Landschaftspark Duisburg-Nord. Seit 2002

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sonne statt KohleNicht rauchende Schlote, sondern große Solaranlagen prägen zunehmend das Bild Gelsenkirchens, zum Beispiel auf dem Dach der Veltins arena oder am Hauptbahnhof. auch Vaillant konzentriert sich im ruhrgebiet auf erneuerbare Energien. Seit 2008 produziert das Unternehmen Solarkollektoren am Gelsenkirchener Standort; 2006 hatte es dort bereits mit der Fertigung energiesparender Wärmepumpen begonnen. Produkte auf Basis regenerativer Energien gewinnen für das Geschäft von Vaillant zunehmend an Bedeu-tung. Damit setzt das Unternehmen mit Hauptsitz in remscheid auf ein überdurchschnittlich wachsendes Geschäftsfeld und leistet gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems.

technologie- und gründerzentrum lünen

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gehört die frühere Gebläsehalle zu den Aus-tragungsorten der Ruhrtriennale, im ehe-maligen Erzbunker besitzt die Sektion Duisburg des Deutschen Alpenvereins ei-nen Klettergarten, in einem Lehr- und Lern-bauernhof erleben Kinder, wie Heu gemacht wird oder Tiere versorgt werden. Liedtke hat den Umbau in den 1990er-Jahren in Bildern festgehalten. Sein Lieblingsort: der Sinter-platz. Einst wurde dort Eisenerz verarbeitet, heute flanieren Spaziergänger durch eine Gartenlandschaft. Die vom Erz rot leuchten-den Wände sind aufgeschnitten und heben sich kontrastreich vom Grün der Pflanzen ab. Zusammen mit der herrschenden Ruhe erin-nert die Anlage ein wenig an einen Kloster-garten. Für Liedtke sind die Sintergärten ein Beleg für die Gestaltungsmöglichkeiten, die Menschen haben: „Sie zeigen uns, dass wir aus Hässlichem etwas Ästhetisches schaffen können. Diese Fantasie fehlt leider vielen.“ Trotzdem: Auch wenn ihnen die Vorstel-lungskraft fehlen mag, haben die Bürger im Ruhrgebiet ihre Umgebung schätzen gelernt und sind stolz auf ihre Industriekultur und -natur. Der Bewusstseinswandel gehört für Liedtke mit zu den größten Erfolgen der IBA Emscher Park.

Um den äußeren Wandel des Ruhrgebiets in Bildern sichtbar zu machen, hat Liedtke 2002 das Pixelprojekt_Ruhrgebiet initiiert. Es ist eine digitale Sammlung von Fotogra-fien, die im Laufe der Jahre zu einem foto-grafischen Gedächtnis der Region heran-wachsen soll. Seine erste Wirkung konnte das Projekt bereits entfalten. Als Bürger, dem seine Heimat am Herzen liegt, hat sich Liedtke aktiv für die Bewerbung des Ruhr-gebiets zur Europäischen Kulturhauptstadt eingesetzt. Fotografien aus dem Pixelpro-jekt_Ruhrgebiet porträtierten im Goethe-Institut Brüssel und im Europäischen Par-lament das Ruhrgebiet. Sie offenbarten den ganz eigenen Charme der Region und be-geisterten viele Menschen. 2010 wird die seltene Schönheit weitere Besucher für sich einnehmen.

spannendes sehenZum ersten Mal wird im kommenden Jahr eine ganze Region euro päische kultur hauptstadt. Peter liedtke und 21 grad haben einen blick in das umfang-reiche Programm von Ruhr.2010 geworfen:

ruhr-atoll: „kunst ist energie – energie ist bewegung“, das ist die formel für das Ruhr-atoll. wissenschaftler und künstler konzipieren dafür unter einsatz von wasser, wind, sonne und kreativität schwimmende kunstwerke. sie sind zwischen Mai und oktober auf dem essener baldeneysee und der Ruhr zu sehen.

KulturKanal: das Projekt kulturkanal belebt den Rhein-herne-kanal nach - haltig mit kunst und kultur. dafür werden beispielsweise Rast- und Picknick-plätze entlang der wasserstraße künstlerisch gestaltet. beim „!sing day of song“ am 5. Juni singen mehr als 2.500 chöre unter anderem auf schiffen, an schleusen und weiteren orten entlang des kanals.

extraschicht: die extraschicht inszeniert seit dem Jahr 2000 die orte des wandels im Ruhrgebiet bei nacht. Zu ihrem zehnjährigen bestehen am 19. Juni ist die extraschicht das große sommerfest der europäischen kulturhauptstadt 2010.

anders Wohnenunperfekthaus: sie reisen als gruppe von maximal 14 leuten in die Ruhr-metropole? im essener unperfekthaus können sie das wg-hotel beziehen – mit Vollpension und sauna. www.unperfekthaus.de

vierspänner: im Vierspänner aus dem Jahr 1899 können sie in die atmo - s phäre eines ehemaligen bergmann-hauses eintauchen. die ferienwohnung ist originalgetreu eingerichtet und befindet sich in der nähe der Zeche Zoll- verein in essen. www.ferienwohnung-vierspaenner.de

hotel am ruhrufer im hotel am Ruhrufer schlafen besucher in edel eingerichteten Zimmern mit direktem blick auf die Mülheimer flussauen. www.hotel-am-ruhrufer.de

linKs Zum thema:

ruhr2010.depixelproJeKt-ruhrgebiet.deWeitere Informationen und Hintergründe

Jahrhunderthalle bochum

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natüRliche stiMMungsaufhelleR gegen den novemberblues gibt es unterschiedliche strategien. den einen reicht eine gute cd. andere schwören auf schokolade. und wieder andere aktivieren das kind in sich und gehen rodeln. sechs ideen, um gut über den winter zu kommen.

TEXT diane sellenmerten sChiCKer bambus

herbst- und Winter-KolleKtion 2009hersteller: kuyichi Preis: shirts ab 59,90 euroJeans ab 129,90 eurolederjacke Macbuff 375 euro

beim amsterdamer label kuyichi bekommt „stilbewusst“ eine ganz neue bedeutung. seit 2001 plädieren die Modemacher mit ihrer botschaft „style conscious“ für verantwortungsvollen konsum. kuyichi verwendet ausschließ-lich unbehandelte baumwolle und experi-mentiert mit ungewöhnlichen Materialien wie bambus, soja oder recycelten ge-tränkefl aschen. das schönste: der Mode sieht man die ungewöhnlichen stoffe nicht an. sie hat mit Jutehemden oder schlabberpullis nichts zu tun. leder hat das label zwar im sortiment, gerbt es aber mit pfl anzlichen stoffen. ob die schicke lederjacke also in den kleider-schrank gehört oder nicht, muss jeder selbst entscheiden.www.kuyichi.comsChÖner absChied

pete yorn & sCarlett Johansson: breaK up label: warner Preis: ca. 15 euro

diane sellenmerten sChiCKer bambus

herbst- und Winter-KolleKtion 2009hersteller: kuyichi Preis: shirts ab 59,90 euroJeans ab 129,90 eurolederjacke Macbuff 375 euro

beim amsterdamer label kuyichi bekommt „stilbewusst“ eine ganz neue bedeutung. seit 2001 plädieren die

grüne pistengaudi

hÖrnersChlitten mit lattensitZ (bis 6 Jahre) hersteller: gloco Preis: 67 euro

anlauf nehmen, aufspringen und los geht’s – fertig ist das winterglück. Rodeln ist so kinderleicht, dass es keiner teuren ausrüstung, keiner schulung, ja noch nicht einmal einer echten alpenkulisse bedarf. ein einfacher hang im stadtpark tut es auch, damit kinder wie eltern rote wangen und leuchtende augen bekom-men. Mit dem gebirgsrodler von gloco

brigitte bardot und serge gainsbourg. nicole kidman und Robbie williams. campino und brigit Minichmayr: gemeinsame liebesduette hauchen sich wohl besonders gut zwischen schauspielerinnen und Musikern. das dachte auch der amerikanische songwriter Pete yorn und überredete hollywood-star scarlett Johansson per sMs zu einem gemeinsamen Projekt. die schauspielerin, die 2008 ihr debüt als sängerin gab, sagte zu. natürlich geht es in „break up“ um die liebe – vom ersten Rausch bis zur ernüchternden schlussphase. das Video zu ihrer ersten single „Relator“ gibt einen eindruck vom musikalischen Paar-ex-periment. netter, leichter gitarrenpop mit sixties-einschlag. wer the kooks mag, zu dem passen auch die beiden. gewinnend: die leicht kratzige stimme von scarlett Johansson hat den charme des unperfekten. www.thebreakupalbum.com

jagen schlittenfans umweltschonend die hänge hinunter: seit fast 90 Jahren pro-duziert das unternehmen ausschließlich mit holz aus deutschen wäldern – und zwar nachhaltig. sämtliche Produkte tra-gen das fsc-siegel für ökologische wald-bewirtschaftung. und die schlitten glän-zen so schön dank wasserbasierterlacke. www.gloco.de

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eChte gebrauChsspuren

tasChe „pferd“ hersteller: Zirkeltraining by bernd dörr Preis: rund 330 euro

stilvolle ordnung

roterfaden-tasChenbegleiter mit filZeinband hersteller: Roterfaden Preis: 69 euro „der kopf ist rund, damit die gedanken die Richtung ändern können“, so der französische künstler francis Picabia. wie aber lassen sich plötzliche einfälle festhalten, vor allem aber struk-turiert sammeln? die Roterfaden-taschenbegleiter schaffen mit einem äußerst einfachen Prinzip ordnung in der gedan-kenverlorenen Zettelwirtschaft: klammer auf. Papiere drunter. klammer zu. dank des praktischen kleinen buches kann der anfang eines entwurfs kurzerhand ans ende gepackt, können skizzen untersortiert werden oder notizen einfach in den Pa-pierkorb wandern – ohne dass die fehlenden seiten den kleinen begleiter aus der form bringen. die hefte aus naturmateria-lien wie filz und holz halten all das zusammen, was zusam-mengehört – oder auch nicht. www.roterfaden.com

Zutaten wie chili, thymian oder lavendel in schokolade sind längst nicht mehr unge-wöhnlich. deshalb geht konditor Johannes Pernsteiner aus Regensburg mit seinen kre-ationen einen schritt weiter und überrascht durch extravagante kombinationen: oliven treffen auf weißen trüffel, erdbeeren auf roten Pfeffer und koriander auf Vanille.

oder er karamellisiert kakaobohnen wie in seiner kreation „criollo crunch“, ausgezeich-net mit dem silbernen dlg-Preis 2009 und dem living at home award 2007 in der ka-

tegorie „Verwöhnen“. die süßen köstlich-keiten tragen das bio-siegel, sind hand-

geschöpft und enthalten kein soja- lecithin sowie andere emulgatoren.

www.pernsteiner.net

KÖstliCher KnusperKaKao

sChoKolade Criollo CrunCh Versandhändler: konditorei Pernsteiner, RegensburgPreis: ca. 4 euro

spätestens nach einer unsanften landung auf einem kasten, Pferd oder bock kennt man das Material: festes, glattes, kühles leder. designer bernd dörr heilt mit seiner taschenkollektion „Zirkeltraining“ alte traumata aus dem sportunterricht und bewahrt nur das schönste, die originellen Materialien. der Retro-turnvater stieß vor rund zwei Jahren in einem alten hinterhof auf aus rangierte turngeräte und Mat-ten und rettete sie vor dem sperrmüll. seitdem schneidert der Mülheimer einzelstücke aus den alten beg leitern – vom klassischen turnbeutel bis zur

laptop-tasche. die Recycling-taschen kommen gut an: die kolle ktion ge- wann den „ispo brandnew award winter ’09“ der sportartikel-Messe und war unter den nominierten für den designpreis der bundes-republik deutschland 2010.www.zirkeltraining.biz

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hasenpost

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ayurveda

Ein kleiner Preis für die ewige JugendTEXT sepideh honarbaCht

„Revitalisieren Sie Körper und Seele. Fühlen Sie sich schön und erfrischt.“ Das waren die Worte, mit denen ein mehrfach ausgezeichnetes Ayurveda-Zentrum in Indien für sich warb. Ich weiß nicht, warum diese Sätze eine Vision von überirdischem Wohlbefinden in mir heraufbeschworen. Vielleicht sehnte ich mich nach Ruhe; viel-leicht ließ ich mich von der Lektüre diverser Frauenmagazine inspirieren; vielleicht löste aber auch der Aus-druck „Rejuvenation Package“ einfach zu viel in einer fast Vierzigjährigen aus. Jedenfalls folgte ich gemeinsam mit einer Freundin diesem Lockruf nach Kerala. Was uns dort erwartete, war im besten Sinne des Wortes exo-tisch. Nachdem die Ärzte des Zentrums uns wogen, untersuchten und uns ausführlich nach unseren Lebens- und Liebesgewohnheiten befragten, erstellten sie individuelle Speise- und Behandlungspläne. Wir bekamen jede Menge Pillen und Säfte, die wir dreimal täglich vor den Mahlzeiten einnehmen sollten. Sie schmeckten und rochen sehr speziell. Alles gut, wenn’s schön macht – dachte ich. Als Begrüßungsgetränk reichten uns die Therapeutinnen geklärte Butter: Ghee, hierzulande als Butterschmalz bekannt. Meine Freundin roch vorsichtig daran, trank einen kleinen Schluck und übergab sich fast. Was für eine Mimose, dachte ich, und nahm selbst einen etwas größeren Schluck. Meine Freundin war keine Mimose. Die zeremonielle Ölung unserer Häupter ver-sprach Entspannung, Reinheit, Schönheit, den ultimativen Kleopatra-Effekt. Willig hielten wir unsere Köpfe in den Ölguss. Ich fragte, was dieses Aroma sei: „Herbes“ war die Antwort. Ist schon klar: andere Länder, andere Kräuter. Ob das Kleopatra gefallen hätte? Unsere Haare dufteten nach Garküche und waren völlig verklebt. Na ja, von alten Zöpfen soll man sich beizeiten trennen, dachte ich. Während ich mir meinen neuen Look vorzustellen versuchte, wurden wir zur nächsten Behandlung gebeten. Dafür musste ich mich entkleiden. Vollständig. Und auf den Boden legen. Von dort aus blickte ich nach oben zur Decke, von wo ein Seil baumelte. Nun wickelte die Thera-peutin ihren Sari so, dass sie ausreichend Beinfreiheit hatte. Sie ergriff das Seil und balancierte dann mit ihren bloßen Füßen und mit leichtem Druck auf meinen Armen, Beinen und auf meinem Bauch. Ich sagte mir, Shiva sei gütig und würde mir innere Verletzungen und einen Anruf beim ärztlichen Notdienst ersparen. Ein paar Tage da-nach sollte es den Höhepunkt der Verjüngungskur geben: das Vasthi. Klang hübsch. Aber wir waren mittlerweile skeptisch. Zu Recht. Denn Vasthi war ein „Einlauf“. Meine Therapeutin kicherte, als sie mein entsetztes Gesicht sah. Keine Details. Das Ergebnis: Ich war vollkommen leer. Das Maß an Erniedrigungen, das ich bereit war für die ewige Jugend zu erdulden, war voll. Schluss damit! Ayurveda ist Sanskrit und bedeutet übersetzt „das Wissen vom Leben“. Darüber weiß ich seit meiner Kur auf jeden Fall mehr. Zum Beispiel, dass ich ein Vata-Kapha-Typ bin: Der erste Teil macht mich grundlos fröhlich, fantasierend und genusssüchtig. Der zweite phlegmatisch und leicht übergewichtig. Damit habe ich gelernt umzugehen und komme nun bestens klar. Meistens jedenfalls. Ob ich das Ganze noch mal machen würde? Nicht so bald. Ayurveda wirkt ja glücklicherweise nachhaltig!

impressum herausgeber (v. i. s. d. p.) Vaillant deutschland gmbh & co. kg, Julia narwark und Marcus scherf, berghauser straße 40, 42859 Remscheid Konzeption und realisation Pleon gmbh, düsseldorf Chefredaktion sepideh honarbacht Chefin vom dienst anette frisch gestaltung Pleon gmbh, düsseldorf projektmanagement Julia fettweis autoren dieser ausgabe katja bobbert, silke butke, anja dilk, catherina eisner, simone flattich, Martina ostermeier, Petra lipski, diane sellenmerten, leonie tessmer fotos harald hoffmann (s. 50), dominik ketz (s. 46), Peter liedtke (s. 48-53), Michael neuhaus (s. 3, s. 23-25, s. 40-42), Joel sternfeld (s. 32), oliver wolff (s. 12-13, 15), Philipp Ziser (s. 19-21) illustrationen tim dinter (s. 36-39) produktionsüberwachung stefanie strieker lithografie digibox, düsseldorf druck Meinke Print Media Partner, neuss bildnachweis adrian smith + gordon gill architecture (s. 27), artur images (s. 28, 29, 30), bau-fritz gmbh & co. kg (s. 34-35), bernd dörr Recycling goods (s. 55), deutsche energie-agentur gmbh (eu-energielabel, s. 44), forest stewardship council (fsc-siegel, s. 45), fotolia (s. 4, 5, 44, 47, 54, 56), getty images (s. 1, 18, 26), gloco holzwaren gmbh (s. 54), grüner strom label e. V. (s. 45), iglu-dorf gmbh (s. 46), Jan Rathke ©klimahaus® bremerhaven 8° ost (s. 47), Johannes Pernsteiner (s. 55), kraftanlagen München (s. 27), kuyichi (s. 54), laif (s. 9, 29, 31, 33), http://www.oekolandbau.de/journalisten/bildservice/ (bio-siegel, s. 44), öko-test Verlag gmbh (s. 45), Marine stewardship council (Msc-siegel, s. 45), Mauritius images (s. 8, 12), Plainpicture (s. 2, 6, 7, 10-11), Potsdam-institut für klimafolgenforschung (s. 14, 17), Ral ggmbh (blauer engel, s. 44), Roterfaden (s. 55), stiftung warentest (s. 45), transfair Verein zur förderung des fairen handels mit der „dritten welt“ e. V. (fairtrade; s. 44), Vaillant (s. 16, 26), warner Music group (s. 54)

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Gewinnen sie Bio-wein aus Frankreich!

Inmitten der idyllischen Landschaft Südfrankreichs hat sich die Schweizer Familie Marty einen Traum erfüllt (Seite 22): Sie hat die eidgenössische Sicherheit über Bord geworfen und sich entschlossen,

Bio-Wein anzubauen. Grund für uns, das mutige Familienprojekt zu unterstützen und den exzellenten Rebensaft zu verlosen – der in diesem Jahr gleich zweifach mit Gold ausgezeichnet wurde.

Besuchen Sie unsere Website www.21-grad.de und tragen Sie dort den Namen des Weinguts ein. Mit etwas Glück gewinnen Sie eine von sechs Kisten des prämierten Weines.

Teilnahmeschluss ist der 31. Dezember 2009. Die Gewinner werden bis zum 31. Januar 2010 benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mitarbeiter der Vaillant Group und deren Angehörige dürfen am Gewinnspiel nicht teilnehmen.

aBobestellung unter

21-Grad.de

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Familie marty sucht das Glück Es ist nicht ganz so leicht, den eigenen Traum zu leben.

hoch Gewachsen In Welt-Metropolen entstehen Gärten an ungewöhnlichen Orten.

ruhr.2010 – Porträt einer seltenen schönheit Der Blick des Fotografen Peter Liedtke auf seine Heimat.

Von motten und mäusen Ein Besuch im Nationalpark Eifel.

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leben auf kleinem fuss

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herbst/winter 2009

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Weil ich gerne rund um die Uhr in der Sonne bade.

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