+ All Categories
Home > Documents > dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h...

dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h...

Date post: 09-Sep-2019
Category:
Upload: others
View: 1 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
20
dtv
Transcript
Page 1: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

dtv

Page 2: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Man schreibt das Jahr 1937. Georg Rentmeister, ein

junger Schriftsteller, bekommt eine Einladung zu den

Salzburger Festspielen. Leider kann sich die zuständige

Behörde nicht entschließen, seinen Antrag auf Devi-

senbewilligung zu genehmigen. Da Georg aber nicht

willens ist, sich den >Rosenkavalier> oder die Mozart-

konzerte entgehen zu lassen, quartiert er sich kurzer-

hand in Bad Reichenhall ein und verschafft sich die

ersehnten Genüsse auf dem Wege des »kleinen Grenz-verkehrs«, ohne einen Schilling, versteht sich. KeinWunder, daß er in höchst prekäre Situationen gerät.ZumGlück ist aber eine junge, außerordentlich hüb-sche Dame zur Stelle, um ihm aus der Patsche zu helfen.

Erich Kästner, geboren am 23. Februar 1899 in Dres-

den, studierte Germanistik, Geschichte und Philoso-

phie. 1925 Promotion. Neben schriftstellerischer

Tätigkeit Theaterkritiker und freier Mitarbeiter bei

verschiedenen Zeitungen. Während der Nazizeit hatte

er Publikationsverbot und schrieb vor allem Dreh-

bücher. Von 1945 bis zu seinem Tode am 29. Juli 1974lebte Kästner in München und war dort u. a. Feuille-

tonchef der >Neuen Zeitung< und Mitarbeiter der Kaba-

rett-Ensembles >Die Schaubude> und >Die kleine Frei-heit<.

Page 3: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Erich Kästner

Der kleine Grenzverkehr

oderGeorg und die Zwischenfälle

Deutscher Taschenbuch Verlag

Page 4: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Ungekürzte AusgabeNach dem Text der >Gesammelten Schriften<

(Atrium Verlag, Zürich 1959) unter Hinzuziehungder Erstausgabe von 193 8

November 1988

16. Auflage September 2006

Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,München

www.dtv.de

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung desCecilie Dressler Verlags, Hamburg

193 8 Atrium Verlag, ZürichUmschlagkonzept: Balk & Brumshagen

Umschlagbild: >Le Violon jaune< (1949) von Raoul Dufy(VG Bild-Kunst, Bonn 2006)

Gesamtherstellung: Druckerei C. H. Beck, NördlingenGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier

Printed in GermanyISBN -13: 978-3-423-11010-5

ISBN-I0: 3-423-11010-4

Page 5: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Inhaltsverzeichnis

Vorwort an die Leser .................. 7Vorrede an die Leser .................. 9Vorrede an den Verfasser ............... 13

Die Vorgeschichte .................... 17

Der Plan ...........................................

20

Der kleine Grenzverkehr 22

Das große Er lebnis .................... 27

Der freie Tag ....................................

48

Der Blitz aus heiterem Himmel 6o.... ........................Die neue Wendungendung .................... 64

Das Spiel im Schoß ................... 70Die Tischszene ...................... 78

Das Interregnum ..................... 83

Für alle Fälle ........................ 87Der Abschied 9696Die Heimkehr ....................... io7

Page 6: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,
Page 7: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Vorwort an die Leser

Als ich dieses kleine Buch, während der SalzburgerFestspiele Anno 1937, im Kopf vorbereitete, warenÖsterreich und Deutschland durch Grenzpfähle,Schlagbäume und unterschiedliche Briefmarken»auf ewig« voneinander getrennt. Als das Büchleinim Jahre 1938 erschien, waren die beiden Ländergerade »auf ewig« miteinander verbunden worden.Man hatte nun die gleichen Briefmarken und kei-nerlei Schranken mehr. Und das kleine Buch begabsich, um nicht beschlagnahmt zu werden, hastig au-ßer Landes.

Habent sua fata libelli, wahrhaftig, Bücher habenauch ihre Schicksale. Jetzt, da das Buch in einerneuen Auflage herauskommen soll, sind Deutsch-land und Österreich wieder voneinander getrennt.Wieder durch Grenzpfähle, Schlagbäume und un-terschiedliche Briefmarken. Die neuere Geschichtesteht, scheint mir, nicht auf seiten der Schriftsteller,sondern der Briefmarkensammler. Soweit das einsanfter Vorwurf sein soll, gilt er beileibe nicht derPhilatelie, sondern allenfalls der neueren Geschich-te.

Der Verleger, der Autor und der Illustrator desBuches'' lebten früher einmal in derselben Stadt. Ineiner Stadt namens Berlin. Nun haust der eine in

Die Ausgabe von 1948 enthielt farbige Illustrationen vonWalter Trier.

Page 8: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

London, der andere in München und der dritte inToronto. Sie haben, jeder auf seine Weise, mancher-lei erlebt. Klio, die gefährliche alte Jungfer, hat sieaus ihren Häusern, Gewohnheiten und Träumengetrieben und zu Zigeunern gemacht. Wenn sievoneinander Briefe bekommen, mit seltsamen Mar-ken und Stempeln, lächeln sie und schenken die Ku-verts irgendwelchen kleinen Jungen. Denn ob inEngland, Deutschland oder Kanada — kleine Jun-gen, die Briefmarken sammeln, findet man immer.

Zürich, im Frühjahr 1948 Erich Kästner

Page 9: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Vorrede an die LeserAus dem Vorwort der ersten Auflage 1938

Dieses Salzburger Tagebuch, das ich hiermit derÖffentlichkeit übergebe, stammt von meinem be-sten Freunde. Georg Rentmeister heißt der jungeMann. Als er, vor nunmehr einem Jahr, von Berlinnach Salzburg reiste, mußte er eine Landesgrenzeüberschreiten, die es heute nicht mehr gibt.

Da fällt mir ein, daß Sie meinen Freund Rentmei-ster noch gar nicht kennen. Deshalb sollen Sie, be-vor Sie seine Aufzeichnungen lesen, erst einmaleiniges über ihn selber erfahren. Das ist Ihr gutesRecht, und schaden kann es auch nicht, denn Georgist ein Kapitel für sich. Zum Beispiel: seit wir be-freundet sind, nunmehr fünfzehn Jahre, betätigt ersich als Schriftsteller, ohne daß bis heute auch nureine Zeile von ihm erschienen wäre.

Woran das liege, werden Sie fragen. Er besaß vonAnfang an den imposanten Fehler, sich Aufgabenzu stellen, deren jede einzelne als Lebenszweck an-gesprochen werden muß.

Ich will Ihnen ein paar seiner Arbeiten, die mitGrund kein Ende finden, aufzählen und bin halb-wegs sicher, daß Sie ihm die rückhaltlose Bewunde-rung, die er verdient und in die sich wohl gar einleiser Schauder mischen dürfte, nicht länger vorent-halten werden.

Georg arbeitet unter anderem an einem Buch>Über den Konjunktiv in der deutschen Sprache,

Page 10: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

unter Berücksichtigung des althochdeutschen, desmittelhochdeutschen und des frühneuhochdeut-schen Satzbaus<.

In einem seiner fünf Arbeitszimmer türmen sich,in Kisten und Kästen gestapelt, die auf dieses The-ma bezüglichen Exzerpte aus den Werken ältererund neuerer Schriftsteller, und an der Tür des Kon-junktiv-Zimmers hängt ein Schild mit der drohen-

den Aufschrift: »Consecutio temporum!«An der Nebentür liest man: »Antike und Chri-

stentum !« Und auch hinter dieser Tür stehen rand-voll beladene Schränke, Kisten und Kästen. Hierbirgt Georg die Ergebnisse und Erkenntnisse fürdas von ihm geplante Fundamentalwerk >Über diemutierenden Einflüsse der Antike und des Chri-stentums auf die mitteleuropäische Kunst und Kul-tur<.

Soviel ich verstanden habe, handelt es sich um dieDarstellung des Verlaufs zweier eingeschleppterKrankheiten, die seit je, manchmal gleichzeitig,manchmal zyklisch auftretend, an einem Organis-mus namens Mitteleuropa zehien. Ungefähr seit

dem Jahr i000 p. Chr. n. sei der genannte geographi-

sche Bezirk für den Kulturhistoriker ein pathologi-

scher Fall, behauptet Georg.Der arme Mensch!An der dritten Tür steht das Wort »Stenogra-

phie!« Georg arbeitet seit zehn Jahren an einer fun-

kelnagelneuen Kurzschrift, welche die Mängel derbisherigen Systeme beseitigen und unabsehbareVorzüge hinzufügen soll. Georgs Augenmerk rich-tet sich auf die Erhöhung der pro Minute schreib-

10

Page 11: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

möglichen Silbenzahl, und zwar mit Hilfe der Me-thode, ganze Sätze in einem ununterbrochenenSchriftzuge niederzuschreiben. Er glaubt zuver-sichtlich, daß man dann in der Minute bequem wirddreihundert Silben stenographieren können. Danun auch der hastigste Redner nicht mehr als zwei-hundertfünfzig Silben spricht, leuchtet mir die Be-deutung des Projekts, dreihundert zu schreiben,freilich nicht ganz ein. Aber Georg hat sich in dieSache verrannt. Er ist ein Sisyphus, der sich freiwil-lig gemeldet hat.

Es wird niemanden überraschen, daß auch dieseArbeit noch in den Kinderschuhen steckt.

Der Wortlaut der übrigen Türschilder ist mirnicht gegenwärtig. Eins aber steht fest: In jedem derfünf Arbeitszimmer befindet sich, außer den ein-schlägigen Büchern, den Schränken, Kisten und Kä-sten, je ein Schreibtisch.

Fünf Schreibtische also, fünf Schreibtischstühle,fünf Tintenfässer, fünf Schreibblocks und fünf Ter-minkalender! Und so wandert denn Georg, der Un-heimliche, zwischen seinen unvollendeten Lebens-werken, bald an dem einen, bald am andern arbei-tend, äußerst gedankenvoll hin und her. Die Sekre-tärin, die er hat und »die kleine Tante« nennt, machteinen leicht verwirrten Eindruck. Das ist verzeih-lich.

Glücklicherweise kann Georg es sich leisten, sei-nen kostspieligen geistigen Begierden nachzugeben.Er ist der Miterbe einer sehr großen Fabrik, in derBadewannen aus Zink hergestellt werden; Wannen,in denen man sitzen, Wannen, in denen man liegen,

M

Page 12: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

und winzige Wannen, in denen man kleine Kinderein- und abseifen kann. Die Fabrik liegt in einemromantischen deutschen Mittelgebirge; und der äl-

tere Bruder, der das blühende Unternehmen leitet,zahlt Georg jede Summe, vorausgesetzt, daß dieser

clen Zinkbadewannen fernbleibt.

Georg bleibt fern.Er wohnt in Berlin und kommt selten aus seinen

fünf Studierzimmern heraus. Im vergangenen Spät-

sommer, da verließ »Doktor Fäustchen«, wie wirihn nennen, allerdings den Konjunktiv, die Antike,die Stenographie und das Christentum, um sich zuerholen. Als er, einige Wochen später, zurückkam,drückte er mir das Tagebuch in die Hand, das erwährend der Ferien geführt hatte. Es ist begreiflich,daß ein Mann wie er nicht hatte untätig sein kön-nen; und ich fand's erfreulich, daß er endlich einmaleine Arbeit, wenn auch nur ein Ferientagebuch, zuEnde gebracht hatte.

Ich las das Manuskript und schickte es meinemVerleger. Dem gefiel's, und er ließ es drucken. Ihnund mich würde es freuen, wenn das Buch auch

dem Publikum gefiele.

Erich Kästner Berlin, Sommer 1938

P. S. Mein Freund Georg hat übrigens keine Ah-nung, daß sein Tagebuch gedruckt worden ist, und

wird aus allen Wolken fallen.

I2

Page 13: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Vorrede an den Verfasser

Mein lieber Georg!Du hast keine Ahnung, daß Dein Tagebuch ge-druckt worden ist, und wirst aus allen Wolken fal-len. Ich besaß Deine Erlaubnis nicht, das Manu-skript aus der Hand, geschweige in Druck zu geben.Doch was willst Du? Warum sollst Du es besserhaben als andere Schriftsteller?

Ich hoffe, daß Dir das einleuchtet. Immerhin binich, ehrlich gestanden, froh, daß Du, während dasBuch erscheint, nicht in Berlin, sondern auf Ceylonweilst. Die Vorstellung, die ich mir von DeinerÜberraschung mache, genügt meinem Sensations-hunger vollkommen. Der Erfahrung kann ich indiesem Falle, wie auch in vielen anderen Fällen,durchaus entraten. Möge Dein Zorn, bis Du heim-kehrst, verraucht sein und womöglich der sanftenGenugtuung darüber Platz gemacht haben, so daßDu ohne eigenes Zutun begonnen hast, ein nützli-ches Glied der menschlichen Gesellschaft zu wer-den.

Grüße Deine junge Frau von mir! Es ist mir nachwie vor unverständlich, daß dieses hinreißende Ge-schöpf Dich heiraten konnte. Gewiß, Du bist ge-scheit, gesund, wohlhabend, hübsch, ein bißchenverrückt und von heiterem Gemüte — aber sind dasausreichende Gründe? Doch ich ahne, woran es zu-letzt gelegen hat, daß sie Dich nahm. Du wirst ge-fragt haben, ob sie Dich nehmen wolle! (Ich verges-

'3

Page 14: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

se jedes Mal zu fragen und werde demzufolge Jung-geselle bleiben. Denn wenn man in den Wald nichthineinruft, braucht man sich nicht zu wundern —doch Du weißt schon, was ich sagen will.)

Eurer baldigen Heimkunft sieht in edler Fassungentgegen

Euer Erich

P. S. In den Briefen des J. M. R. Lenz habe ich eini-ge Konjunktivsätze gefunden, die Dich interessie-ren werden. Ich habe sie der kleinen Tante zur Ab-schrift gegeben, und Du kannst das Exzerpt zu denübrigen legen, falls in Deinen Kisten noch Platz ist.

N. B. Als Schriftsteller und Mensch wirst Du mitBefriedigung feststellen, daß der Wortlaut DeinesManuskriptes nicht angetastet worden ist. Ich habemir lediglich erlaubt, das Tagebuch durch Kapitel-überschriften zu gliedern.

Entschuldige, Fäustchen!

Page 15: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Das Salzburger Tagebuchdes Georg RentmeisteroderDer kleine Grenzverkehr

Geschrieben im August und September des Jahres 1937 (nachChristi Geburt)

Page 16: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Motto: »Hic habitat felicitas! «'`

»Hier wohnt das Glück.« Diese Inschrift stand auf einemaltrömischen Mosaikfußboden, den man in Salzburg fand, alsman für das Mozart-Denkmal den Grund legte.

Page 17: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Die Vorgeschichte

Berlin, Ende Juli 1937Karl hat mir aus London geschrieben und fragt, obich ihn Mitte August in Salzburg treffen will. Er istvon der Leitung der Salzburger Festspiele eingela-den worden, da man ihn fürs nächste Jahr als Büh-nenbildner gewinnen möchte. Diesmal wollen siesich ihn und er soll sich einige Aufführungen an-schauen. Man hat ihm für eine Reihe von Stücken jezwei Karten in Aussicht gestellt. Ich war lange nichtim Theater und werde fahren.

Ich darf nicht vergessen, ein Devisengesuch ein-zureichen. Denn da Salzburg in Österreich liegt,muß ich die Grenze überschreiten; und wer zur Zeitdie Grenze überschreitet, darf, pro Monat, ohneweitere Erlaubnis höchstens zehn Reichsmark mit-nehmen. Nun habe ich mathematisch einwandfreifestgestellt, daß ich in diesem Fall an jedem Tag —den Monat zu dreißig Tagen gerechnet — genau

3 3, 3 3 3 3 Pfennige ausgeben kann, noch genauer

3 3 ,3 3 3 3 3 3 3 Pfennige. Was zu wenig ist, ist zu we-nig! Das Gesuch um die Bewilligung einer größerenSumme ist unerläßlich. Ich werde es noch heute derkleinen Tante diktieren und abschicken.

17

Page 18: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Berlin, Mitte AugustKarl ist schon seit Tagen in Salzburg und hat, unge-cLuldig wie er ist, depeschiert. Er will wissen, warumich noch nicht dort bin und wann ich wohl eintref-

fe. Daraufhin habe ich die Devisenstelle angerufenund mich erkundigt, ob ich in absehbarer Zeit aufeine Beantwortung meines Gesuchs rechnen könne;ich bäte, meine Neugierde zu entschuldigen, aber

die Salzburger Festspiele gingen programmgemäßam i. September zu Ende. Der Beamte hat mir we-nig Hoffnung gemacht. Die Gesuche, meinte er,türmten sich in den Büros; und es gäbe begreifli-

cherweise dringlichere Anträge als solche von Ver-gnügungsreisenden. Nun habe ich also die Erlaub-nis des Wehrkreiskommandos und die der Paßstel-le: Ich darf für vier Wochen nach Österreich.

Doch was nützt mir das, solange ich nur zehnMark mitnehmen kann?

Berlin, 19. AugustKarl bombardiert mich mit Depeschen. Ob ichglaubte, daß die Festspiele meinetwegen verlängertwürden, telegrafiert er, und er sei bereit, mit Tosca-nini wegen einer Prolongation zu verhandeln; ich

müsse nur noch angeben, wann ich genauestens zu

kommen gedächte; ob schon im November oder

erst im Dezember.Was kann ich tun? Die Devisenstelle hat noch

keinen Bescheid geschickt. Und ich traue michnicht, schon wieder anzurufen. Die Leute habenschließlich andre Dinge im Kopf als meine Ferien.

Z

Page 19: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Erich hat mich auf eine Idee gebracht, die nichtübel ist. Ich habe anschließend mit dem HotelAxelmannstein in Bad Reichenhall telefoniert undein Zimmer mit Bad bestellt. Ich kenne das Hotelvon früher. Sehr komfortabel; Golfplatz,Schwimmbad, Tennisplätze, alles im Hause. Um dieFahr- und Bettkarte ist die kleine Tante unterwegs.Sie ist auch angewiesen, mir die Antwort der Devi-senstelle nachzusenden. Heute abend kann die Rei-se losgehen.

Page 20: dtv · t n ptl für h. Z Bpl: t r b frndt nd, nnhr fünfzhn Jhr, btätt r h l hrfttllr, hn d b ht h nr n Zl vn h rhnn är. rn d l, rdn frn. r b vn nfn n dn pntn Fhlr, h fbn z tlln,

Der Plan

Im Schlafwagen, 19. AugustMir ist recht verschmitzt zumute. Es ist Nacht. DerZug donnert durch Franken. Ich liege im Bett, trin-ke eine halbe Flasche Roten, rauche und freue michauf Karls dummes Gesicht.

Er wird kein klügeres ziehen als vor wenigenStunden der alte Justizrat Scheinert am AnhalterBahnhof. »Hallo, Doktor«, rief er, als er mich sah,»wo fahren Sie denn hin?«

»Nach Salzburg!« antwortete ich.»Nach Salzburg? Sie Glücklicher! Wo werden Sie

denn wohnen?«»In Reichenhall!«Der gute Mann hat schon von Hause aus kein sehr

durchgeistigtes Antlitz, doch jetzt wirkte er tatsäch-lich wie ein Schaf mit Hornbrille.

In Österreich ins Theater gehen, in Deutschlandessen und schlafen: die Ferien versprechen einiger-maßen originell zu werden! Mein alter Schulatlashat mich davon überzeugt, daß Reichenhall undSalzburg keine halbe Bahnstunde auseinanderlie-gen. Eisenbahnverbindungen sind vorhanden. DerPaß ist in Ordnung. So werde ich denn für meinePerson den sogenannten kleinen Grenzverkehr per-manent gestalten.

In Reichenhall werde ich als Grandseigneur leben,in Salzburg als Habenichts; und jeden Tag werdeich der eine und der andere sein. Welch komödien-

20


Recommended