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Dreidimensionale Ansicht des ZEUS-Detektors mit dem Mikro ... · Spurdetektor vor dem...

Date post: 20-Aug-2019
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ZEUS Abbildung 13: Dreidimensionale Ansicht des ZEUS-Detektors mit dem Mikro-Vertex- Detektor und den supraleitenden HERA-Magneten. 52
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ZEUS

Abbildung 13: Dreidimensionale Ansicht des ZEUS-Detektors mit dem Mikro-Vertex-Detektor und den supraleitenden HERA-Magneten.

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ZEUS

ZEUS-Experiment

Beteiligte Institute: Univ. und INFN Torino Alessandria, NIKHEF und Univ. Amsterdam, ANL Argonne, AndrewsUniv. Berrien Springs, Univ. und INFN Bologna, Univ. Bonn, Univ. Bristol, RAL Chilton, Ohio State Univ.Columbus, Univ. della Calabrie und INFN Cosenza, Acad. of Mining and Metallurgy, Inst. of Nucl. Physics undJagellonian Univ. Cracow, Univ. und INFN Firenze, INFN Frascati, Univ. Freiburg, Univ. Glasgow, DESY undUniv. Hamburg, Univ. of Iowa Iowa City, Columbia Univ. Irvington, FZJ Jülich, Chonnam Nat. Univ. Kwangju,Imperial Coll. und Univ. Coll. London, Univ. of Wisconsin Madison, Univ. Autonoma Madrid, McGill Univ.Montreal, Engin. Phys. Inst. und State Univ. Moscow, Yale Univ. New Haven, York Univ. North York, OxfordUniv., Univ. und INFN Padova, Weizmann Inst. Rehovot, Univ. La Sapienza und INFN Roma, Polytech. Univ.Sagamihara, Univ. of California Santa Cruz, Korea Univ. Seoul, Univ.-GH Siegen, Kyungpook Nat. Univ. Taegu,Tel Aviv Univ., Metropolitan Univ. und Univ. Tokyo, Univ. und INFN Torino, Univ. Toronto, Inst. of Part. andNucl. Stud. KEK Tsukuba, Pennsylvania State Univ. University Park, Inst. of Nucl. Stud. und Univ. Warsaw, MeijiGakuin Univ. Yokohama, DESY Zeuthen.

Sprecher: B. Foster, Univ. of Bristol

Die Datennahme des ZEUS-Detektors wurde vomHerbst 1998 bis Dezember 1999 nur durch zweikurze Wartungsperioden von etwa eineinhalb Mo-naten Dauer und anschließendenMaschinenstudienunterbrochen.

Bis Ende April 1999 wurden Elektron-Proton-Kollisionen entsprechend einer integrierten Lumi-nosität von17pb−1 aufgezeichnet. In der folgendenWartungsperiodewurdederHERA-Elektronenringauf Positronen umgestellt. Bis zum Ende desLuminositätsbetriebs im Dezember 1999 betrugdie integrierte Luminosität mit Positron-Proton-Kollisionen 18pb−1. Die Strahl-Energien betru-gen 920GeV (Protonen) und 27.5 GeV (Elektro-nen bzw. Positronen). Insgesamt stehen somit Da-tenmengen mit integrierten Luminositäten von66pb−1 mit e+p Kollisionen und 18pb−1 mit e−pKollisionen für die Physik-Analyse zur Verfü-gung.

Die beiden Wartungsperioden wurden für routine-mäßige Wartungsarbeiten verwendet. Es gab keinegrößeren Reparaturen oder Umbauten des Detek-tors.

Im Laufe des Jahres 1999 wurde weiter intensiv anden neuen Detektorkomponenten gearbeitet, demMikro-Vertex-Detektor (MVD), dem ,,Straw TubeTracker“ (STT) und einem neuen Luminositäts-Monitorsystem, die nach der HERA Luminositäts-erhöhung zum Einsatz kommen werden (Abb. 13).ZEUS hat in diesem Jahr 12 Veröffentlichungenverfasst. Einige der Physik-Resultate werden kurzvorgestellt.

Datennahme

Die Datennahme des ZEUS-Detektors ab Herbst 1998erfolgte einschließlich der in der Wartungsperiode1998 verbesserten oder neu eingebauten Detektorkom-ponenten: dem Vorwärts-Hadron-Elektron-Separator(FHES), dem Pre-Sample-Detektor vor dem zentra-len Teil des Kalorimeters (BPRES), dem Vorwärts-Plug-Kalorimeter, einem Positionsdetektor vor demVorwärts-Neutron-Kalorimeter und einem Silizium-Spurdetektor vor dem Strahlrohr-Kalorimeter, außer-dem mit der vervollständigten Elektronik zur Spurre-konstruktion im Eisenjoch (,,Backing Calorimeter“).

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Abbildung 14: Ansicht des Mikro-Vertex-Detektors und des zentralen Strahlrohrs inner-halb des zentralen Spurdetektors. Die um das Strahlrohr angeordneten Komponenten desMVD, also die Leitern (,,ladders“) im Barrel-Detektor und die Halbringe (,,wheels“) desVorwärtsdetektors sind noch einmal vergrößert dargestellt.

Die Triggerraten und Untergrundbedingungen berei-teten auch bei hohen Strahlströmen und der Design-Luminosität von HERA keine Schwierigkeiten. DieTotzeit des Datennahmesystems betrug in der Re-gel etwa 1%. Das zentrale Datennahmesystem wurdedurch ein neues Überwachungssystem,,Slow Control“,Erweiterung des Rechnernetzwerkes und ein neuesProgramm zur Qualitätskontrolle der aufgenomme-nen Daten weiter verbessert. Nach einem Probebe-trieb konnte die Schichtbesetzung auf zwei Personenreduziert werden.

ImOffline-Bereichwurdedersogenannte ,,ZEUSEventStore“ eingeführt. Es handelt sich dabei um eine ob-jektorientierte Datenbank, welche über 200 Variablenenthält, die für jedes Ereignis bei der Rekonstruktionberechnet werden.

Neue Detektorkomponenten

Mehrere neue Detektorkomponenten sind zur Zeit fürdie im Jahr 2000 geplante Luminositätserhöhung vonHERA im Bau.

Mikro-Vertex-Detektor (MVD)

ZEUS wird in der Wartungsperiode im Jahr 2000zur HERA Luminositätserhöhung einen neuen Mikro-Vertex-Detektor mit hochauflösenden Silizium-Strei-fendioden einbauen. Abbildung 14 zeigt eine dreidi-mensionale Ansicht des MVD mit dem neuen zentra-len Strahlrohr innerhalb des zentralen Spurdetektors.

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Im Berichtsjahr wurden Entwurf und Konstruktion ab-geschlossen, Prototypen hergestellt und getestet undmit der Produktion aller wesentlichen Komponentenbegonnen.

Für die Detektormechanik sind die meisten Teile bereitsangefertigt worden. So existieren schon viele der Hal-testrukturen für die aktiven Detektormodule aus Koh-lefaserwerkstoffen, das heißt die Leitern (,,ladders“ inAbb. 14) für den Barrel-Detektor und die Halbringe(,,wheels“ in Abb. 14) für den Vorwärts-Detektor. DerKohlefaser-Zylinder mit den Flanschen zur Aufnahmeund Positionierung der Leitern und Halbringe ist fer-tig. Die Versorgungsleitungen und Kabel werden an-schließend in dem Zylinder verlegt. Dann werden diemitDetektormodulen bestückten Leitern und Halbringeeingebaut.

Jede der 30 Leitern im Barrel trägt zehn Detektormo-dule. Diese Module bestehen aus zwei6×6cm2großenStreifenzählern und der Frontend-Elektronik. Die achtHalbringe für den Vorwärtsdetektor tragen jeweils sie-ben Vorwärtsmodule, die aus einem7.5cm langen tra-pezförmigen Streifenzähler und der gleichen Frontend-Elektronik bestehen. Die Detektormodule werden seitMitte 1999 amDESY in Hamburg und in Zeuthen gefer-tigt. Die Produktion soll bis Mitte 2000 abgeschlossensein.

Fürein Barrel-Modulwerden je zweiZähler2mmüber-lappend mitAbstandsstücken hochpräziseverklebt. DieAuslesestreifen der beiden Dioden werden mit Fanout-Kabeln untereinander sowie mit dem Hybriden für dieFrontend-Elektronik verbunden. Die flexiblen Verbin-dungskabel bestehen aus einer Upilex Folie mit ver-goldeten Kupfer-Leiterbahnen. Sie werden präzise aufdie Dioden und die Hybride geklebt. Die Kontakte wer-den mit einem Dünndrahtbonder gebondet. Die Modul-fertigung findet in einem eigens dafür eingerichtetenReinraum statt.

Die Frontend-Ausleseelektronik ist in SMD-TechnikaufeinemKeramik-Substrataufgebaut. JederHybrid istfür die Auslese der 512 Kanäle eines Moduls zuständig.Dazu werden je vier ASICS des Typs HELIX-128 3.0eingesetzt. Alle benötigten Chips sind geliefert und er-folgreich getestet worden. Die Produktion der Hybridehat begonnen.

Zur Qualitätssicherung der Modul-Produktion wirdnach jedem Produktionsschritt die Strom-Spannungs-

Charakteristik der Dioden gemessen. Dioden mit zugroßen Strömen werden aussortiert. Vor und nach demZusammenbauzuModulenwirddasVerhaltenderDun-kelströme der Dioden mehrere Tage lang in einemLangzeittest beobachtet.

Um auch einzelne Auslesestreifen und -kanäle testen zukönnen, wurde ein Lasersystem entwickelt und gebaut.Jedes fertige Detektormodul wird unter dem auf20µmfokussiertenStrahleinesHalbleiterlasersverfahren.Diedurch das gepulste Laserlicht induzierten Signale wer-den ausgelesen. Damit lassen sich Fehler in einzelnenKanälen, wie etwa schlechte Verbindungen oder Kurz-schlüsse, diagnostizieren. Die detaillierte Informationsteht für die spätere Datennahme und Kalibrierung zurVerfügung.

Die Infrastruktur, wie Kabel und ,,Patch-Panel“,Stromversorgungen, Kühlung und Verrohrung, wirdvorbereitet. Von den zur Auslese der Frontend-Elektronik benötigten Modulen, wie den ADC-VME-Karten, ,,Clock&Control“-Einheiten, Analog-Linkusw., existieren getestete Prototypen. Für das Detektor-Alignmentsystem mit Laserstrahlen, deren Position re-lativ zu Detektorkomponenten durch teildurchlässigePhotodioden gemessen wird, wurden erfolgreich Testsaufgebaut.

Das System zur Datenauslese und -formatierung unddas System zur Überwachung und Steuerung der De-tektorparameter befinden sich in der Entwicklung. Esist vorgesehen, die MVD-Daten einem Spurtrigger zurVerfügung zu stellen, der auch die Informationen vonder zentralen und den vorwärtsgerichteten Kammernverarbeitet.

Es wurde mit der Entwicklung der zur Datenaus-wertung benötigten Software begonnen. Hauptschwer-punkte sind die Mustererkennung für die Spurrekon-struktion, der Spurfit und die Simulation des Detektorsim ZEUS Monte Carlo-Programm.

DieEigenschaftenderStreifendetektorenwurdendurchMessungen mit einem ortsauflösenden Testteleskop imDESY-Teststrahl untersucht. Die über die Detektorengewonnenen Erkenntnisse fließen direkt ein in die Ent-wicklung von Algorithmen zur Ortsbestimmung vonKoordinaten und in die Simulation der Detektorsignale.

Für das Jahr 2000 ist die Installation des Detektors inZEUS vorgesehen. Vor dem Einbau ist ein mehrmonati-

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ger Testaufbau des Gesamtsystems zur Inbetriebnahmedes Detektors geplant.

Straw Tube Tracker (STT)

Der Vorwärtsspurdetektor von ZEUS besteht aus dreiplanaren Driftkammern und vier Übergangsstrahlungs-detektoren (TRDs). Für die HERA-Luminositätserhö-hung werden die TRDs durch den sogenannten ,,StrawTube Tracker“ (STT) ersetzt, der wie die TRDs aus vierDetektoren besteht. Jeder Detektor ist aus sechs Modu-len zusammengesetzt, die jeweils einen Winkelbereichvon 60◦ überdecken und quer zur Strahlrichtung an-geordnet sind. Ein Teilchen durchquert insgesamt 24Ebenen, die in vier verschiedenen Winkeln angeordnetsind.

Eine ,,Straw Tube“ (Strohhalm) besteht aus einem sehrdünnen Rohr aus Kaptonfolie (7.5mm Durchmesser,120µm Wanddicke) mit einem in der Mitte gespanntenDraht, an den eine Hochspannung angelegt wird. DerSTT enthält insgesamt etwa11 000Straw Tubes, die20 bis102cm lang sind. Die Vorteile dieser Detektor-technologie, die für die LHC-Experimente entwickeltwurde, sind robustes Verhalten bei hohem Untergrund,eine gute Ortsauflösung von etwa140µm und einegeringe Hit-Multiplizität.

Nachdem ein Prototyp des Detektors gebaut und er-folgreich im Teststrahl untersucht wurde, ist der STTzur Zeit im Bau. Die beteiligten Institute sind MEPhI inMoskau, die Universitäten Bonn, Freiburg, Hamburg,Siegen,TelAviv,Toronto,York,PennsylvaniaState,dasArgonne National Laboratory sowie DESY. Die Pro-duktion der Röhren in Moskau und das Verkleben zuSektoren sind inzwischen abgeschlossen. Das Draht-spannen, derZusammenbau unddie Endkontrolle erfol-gen zur Zeit in York, Freiburg, Moskau und bei DESY.

Abbildung 15 zeigt einen Teil eines STT-Sektors mitdrei Lagen ,,Straw Tubes“. Die Hochspannungs- undGasversorgung sind im Vordergrund.

Die bisherige Ausleseelektronik der TRDs mit etwa2000 Kanälen soll für den STT weiter verwendet wer-den, was ein ,,Multiplexing“ der etwa11 000Kanäleerfordert. Die Frontend-Elektronik besteht deshalb auszwei Boards. Das ,,Multiplex-Board“ befindet sich un-mittelbar an den ,,Straws“, das Treiber-Board am Rand

des Detektors. Eine Prototypversion der Elektronikwurde am ANL getestet und anschließend bei Mes-sungen am DESY-Teststrahl erfolgreich verwendet.

An den Programmen zur Rekonstruktion der Hits, zurSpurerkennung und zur Monte Carlo-Simulation wirdgearbeitet.

Luminositätsmonitor

Zur Messung der HERA-Luminosität wird der Bethe-Heitler-Prozess ep→ epγ verwendet. Die erzeugtenPhotonen werden mit einem elektromagnetischen Ka-lorimeter nachgewiesen, das sich im HERA-Tunnel in107m Abstand von der ZEUS-Wechselwirkungszonebefindet. Bisher wurde eine Genauigkeit der Luminosi-tätsmessung von etwa 1.5% erreicht. Eine ebenso großePräzision wird auch nach der Luminositätserhöhungverlangt.

Die Luminositätsmessung wird nach der HERA-Luminositätserhöhung aus mehreren Gründen wesent-lich erschwert. Die stärkere Ablenkung des Elektronen-Strahls in der Wechselwirkungszone führt zu einer Er-höhung der charakteristischen Energie der Synchro-tronstrahlung und zu einer Erhöhung der Anzahl derSynchrotronstrahlungs-Photonen um einen Faktor sie-ben. Dank der höheren Luminosität wird sich auchdie Anzahl von Bremsstrahlungs-Photonen (Bethe-Heitler-Prozess) um das Fünffache erhöhen. Die grö-ßere Photonen-Rate erhöht auch die Wahrscheinlich-keit, dass bei einer Kollision der Elektronen- undProtonen-Strahlen mehrere Photonen abgestrahlt undgleichzeitig im Photon-Kalorimeter nachgewiesen wer-den und so zu einer Verfälschung der Luminositäts-messung führen. Ohne eine Abschirmung von mehre-ren Strahlungslängen Dicke würde das jetzige Photon-Kalorimeter innerhalb kurzer Zeit durch Strahlenschä-den beschädigt werden. Eine dickere Abschirmungwürde aber die Energieauflösung des Kalorimeters ver-schlechtern und eine präzise Luminositätsmessung un-möglich machen.

Der neue Luminositätsmonitor muss auch unter denerschwerten Bedingungen eine präzise Messung derLuminosität ermöglichen. Außerdem ist es sinnvoll,zwei voneinander unabhängige Messmethoden mit un-terschiedlichen systematischen Fehlern zu verwenden.

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ZEUS

Abbildung 15: Teil eines STT-Sektors mit drei Lagen ,,Straw Tubes“. Die Hochspannungs-und Gasversorgung sind im Vordergrund.

Das bisherige Photon-Kalorimeter wird durch ein neuesKalorimeter (Szintillator-Blei-Sandwich) mit strah-lenfestem Szintillator ersetzt. Zur Reduzierung desSynchrotronstrahlungs-Untergrunds befindet sich un-mittelbar vor dem Kalorimeter ein sogenannter ak-tiver Filter aus Kohlenstoff mit vier Strahlungslän-gen Dicke. Der Filter ist in zwei Teile unterteilt,hinter denen sich jeweils ein Aerogel-Cherenkov-Detektor befindet. Die niederenergetischen Photonender Synchrotronstrahlung werden in den Cherenkov-Detektoren nicht nachgewiesen. Der Energieverlustvon Bethe-Heitler-Photonen im Filter wird dagegengemessen und zur Korrektur der Energiemessungverwendet.

Monte Carlo-Studien und Teststrahlmessungen ha-ben gezeigt, dass die Energieauflösung des Photon-Kalorimeters mit dem aktiven Filter entscheidend ver-bessert werden kann. Die Cherenkov-Detektoren kön-nen außerdem dazu verwendet werden, den Beitrag vonMehrfach-Photonen zu reduzieren.

Eine zweite unabhängige Luminositätsmessung wirdmit einem Elektron-Positron Paarspektrometer durch-geführt. Als Konversionstarget der Bethe-Heitler-Photonen dient das Austrittsfenster in92m Abstandvom Wechselwirkungspunkt. Die erzeugten Elektron-und Positronpaare werden durch einen Dipolmagne-ten abgelenkt und mit zwei kleinen Kalorimetern,

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die unmittelbar vor dem Photon-Kalorimeter ange-ordnet sind, gemessen. Als Detektoren werden diebeiden Module des jetzigen Strahlrohr-Kalorimetersverwendet, die für die HERA-Luminositätserhöhungausgebaut werden müssen. Der Vorteil dieser Mess-methode besteht in einer entsprechend geringe-ren Anzahl von Photonen im Spektrometerdetek-tor aufgrund der geringen Konversionswahrschein-lichkeit, das heißt es gibt keine Mehrfach-Photonen,Synchrotronstrahlungs-Untergrund und Strahlungs-schäden.

Zur Bestimmung der Akzeptanz und der Eichung desPhoton-Kalorimeters und des Spektrometers wird einkleines elektromagnetisches Kalorimeter verwendet,der sogenannte ,,6m-Tagger“, mit dem in Koinzidenzmit dem Photon das gestreute Elektron gemessen wer-den kann.

Vorbereitung auf die Lumino-sitätserhöhung von HERA

Die Luminositätserhöhung von HERA erfordert denEinbau von supraleitenden Strahlführungsmagneten inden ZEUS-Detektor. Abbildung 13 zeigt eine dreidi-mensionale Darstellung des Detektors mit den neuenHERA-Magneten. Dies erfordert eine Reihe von Mo-difikationen, unter anderem ein neues zentrales Strahl-rohr, Lagerung der Magnete, Einbau der Helium-Kryoversorgung, Verbesserung der magnetischen Ab-schirmung des Kalorimeters (F/RCAL), Entfernendes Vorwärts-Plug-Kalorimeters und des Strahlrohr-Kalorimeters sowie Änderungen der Infrastruktur. Au-ßerdem muss der gesamte ZEUS-Detektor um10mmin Richtung Süden, HERA-Ring außen, verfahren wer-den. Die jeweiligen Konstruktionen sind inzwischenweitgehend abgeschlossen.

Physikalische Ergebnisse

Im Folgenden werden einige der von ZEUS im Jahre1999 veröffentlichten Physikresultate diskutiert.

γ∗p-Streuung im Übergangsbereichzwischen hohen und niedrigenQ2

Über die Messung der totalen und diffraktiven Photon-Proton-Wirkungsquerschnitte wurden bei HERA neueErkenntnisse über die Parton-Dynamik von Gluonenund Quarks in der Elektron-Proton-Streuung gewon-nen. Es wird ein steiler Anstieg des totalenγ∗p-Wirkungsquerschnitts mit derγ∗p-Schwerpunktsener-gie W beobachtet. Der Anstieg wurde zunächst bei Wer-ten von Q2 oberhalb einiger GeV2 gemessen, dabei istQ2 die Photon-,,Virtualität“, die das räumliche Auflö-sungsvermögen des Photons bestimmt. Dieses Verhal-ten des Wirkungsquerschnitts ist in der Theorie der star-ken Wechselwirkung, der störungstheoretischen QCD,beschreibbar.

Das ZEUS-Experiment hat mit Hilfe des BPC, einesnahe am Strahl eingebauten Kalorimeters, denγ∗p-Wirkungsquerschnitt bei sehr niedrigen Werten vonQ2 zwischen0.11GeV2 und 6.5GeV2 gemessen. MitHilfe eines neuen Spurteleskops vor dem Kalorime-ter wurde der kinematische Bereich bis hinunter zuQ2= 0.045GeV2 erschlossen und die Auflösung wurdeverbessert. Zusammen mit bereits veröffentlichten Da-ten konnte die Abhängigkeit des Wirkungsquerschnittsvon W und Q2 in einem großen Bereich bestimmtwerden.

Abbildung 16 (links) zeigt, dass der steile Anstieg desWirkungsquerschnitts mit W, der bei hohen Werten vonQ2 sichtbar ist, bei niedrigeren Werten von Q2 deutlichgedämpft wird. Wie Abbildung 16 (rechts) zeigt, wirdbei größeren Werten von Q2 ein Abfall des Wirkungs-querschnitts∼ 1/Q2 beobachtet, was dem Verhalteneiner punktförmigen Wechselwirkung des Photons mitden Quarks im Proton entspricht. Dagegen flacht beikleinen Werten von Q2 diese Abhängigkeit des Wir-kungsquerschnittsvonQ2deutlichab.DerVergleichderbeiden Abbildungen zeigt, dass in diesem Bereich auchdie Dämpfung des Anstiegs des Wirkungsquerschnittsmit W einsetzt und dieses Abflachen mit dem Übergangvon der punktförmigen Wechselwirkung bei größerenQ2-Werten zu einer ausgedehnten Wechselwirkung beiniedrigen Werten von Q2 verbunden ist.

Diese Ergebnisse über die Wechselwirkung von Pho-tonen mit Materie können zum Verständnis des Über-gangs von der tiefunelastischen punktförmigen Streu-

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Abbildung 16:Links:γ ∗p-Wirkungsquerschnitt als Funktion von W2 bei festen Werten vonQ2; rechts:γ ∗p-Wirkungsquerschnitt als Funktion von Q2 bei festen Werten von W; dieLinien zeigen die Anpassung durch ein Sättigungsmodell von Golec-Biernat und Wüsthoff.

ung des Photons an Partonen, die von der störungs-theoretischen QCD beschrieben wird, zum Bereich derHadron-Physik und des ,,Confinements“ Wesentlichesbeitragen.

Man kann dieγ∗p-Wechselwirkung als einen Zwei-stufen-Prozess betrachten. Nach der HeisenbergschenUnschärferelation kann sich das einlaufende virtuellePhoton kurzzeitig in ein Quark-Antiquark-Paar qq̄ ver-wandeln. Im Schwerpunktssystem des Protons hat dasPhoton eine sehr hohe Energie, in der Größenordnungvon mehreren tausend Proton-Massen, und durch dierelativistische Dilatation kann der q̄q-Zustand lange vor

der eigentlichen Wechselwirkung mit dem Proton ent-standen sein. Das q̄q-Paar hat also Zeit, sich durch meh-rere QCD-Abstrahlungen mit einer Wolke aus weiterenQuarks und Gluonen zu umgeben. Auch das einlau-fende Proton führt eine Wolke aus Quarks und Gluo-nen mit sich. Die Partonen aus der Strahlungswolke desPhotons können mit denjenigen aus der Proton-Wolkewechselwirken, die dieselbe transversale Ausdehnunghaben.

Der Wirkungsquerschnitt hängt dabei von der Anzahlder Partonen in den beiden Wolken ab. Die Zahl derPartonen hängt wiederum von W und Q2 ab. Bei wach-

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sender Energie haben die Wolken mehr Zeit für die Ab-strahlung weiterer Partonen. Die transversale Größe rdes q̄q-Paares hängt von Q2 ab, r2∼ 1/Q2. Bei großenWerten von Q2, wo die Wechselwirkung fast punkt-förmig ist, ist auch die transversale Ausdehnung desqq̄-Paares klein. In diesem Fall wird die Abstrahlungder Gluonen und Quarks durch die störungstheoretischeQCD beschrieben. Die Feldgleichungen der QCD sa-gen eine raschen Zunahme der Anzahl der Partonen mitQ2 und Wvoraus, und dies führt zumsteilen Anstieg desWirkungsquerschnitts. Wenn die Partondichte so weitangewachsen ist, dass mehrere GluonenausderPhoton-Wolke gleichzeitig entsprechende Partner inderProton-Wolke finden, setzen Sättigungseffekte ein. Die paar-weise oder, allgemeiner gesagt, kohärente Wechselwir-kung der Partonen der beiden Wolken führt zur Dämp-fung des Anstiegs des Wirkungsquerschnittes mit W.

Die Vorhersage eines einfachen Modells, das aus die-sem physikalischen Bild entwickelt wurde und das dieSättigungseffekte parametrisiert, ist in Abbildung 16gezeigt. Die Daten für den totalen Wirkungsquerschnittund ebenso derdiffraktive Wirkungsquerschnittwerdendurch dieses Modell ebenfalls gut beschrieben.

Helizitätserhaltung bei der Erzeugungvon ρ0-Mesonen

Die QCD ist als Störungstheorie der starken Wechsel-wirkung nur dann anwendbar, wenn die von der Ener-gieskala abhängige Kopplungskonstante klein genugist, das heißt bei Skalen� 1GeV2. Im ,,Confinement“-BereichkanndieQCDzurZeit keineAussagenmachen,stattdessen benutzt man Modelle, um die Wechselwir-kung zu beschreiben.

Wenn das Photon, wie oben beschrieben, in ein Quark-Antiquark-Paar fluktuiert, kann es ein Vektormeson,zum Beispiel einρ0-Meson, bilden. Die Wechselwir-kung des Photons mit dem Proton verhält sich dann wieeine Streuung von zwei Hadronen. Etwa 10% dieserStreuungen geschehen elastisch. Im Endzustand zer-fällt das gestreute Meson nach10−23 sec in ein posi-tiv und ein negativ geladenes Pion, die im Detektornachgewiesen werden.

Man kann elastisch gestreute Photonen über die Zer-fallsprodukte desρ0-Mesons auch in Ereignissen fin-

den, wo das Photon einen größeren Impulsübertrag Q2

trägt. Wie erwähnt bestimmt die ,,Virtualität“ des Pho-tons die Konfiguration des Quark-Antiquark-Zustandswährend der Streuung, wobei die transversale Aus-dehnung des Paares umgekehrt proportional zu Q ist.So kann die starke Wechselwirkung als Funktion derAusdehnung des Quark-Antiquark-Zustandes studiertwerden.

Man weiß, dass bei solch ,,peripheren“ Streuungendie Helizität erhalten bleibt und nennt das ,,Helizi-tätserhaltung im s-Streukanal“ (SCHC). Aus der Win-kelverteilung der beiden Zerfalls-Pionen lassen sichRückschlüsse auf die Helizität desρ0-Mesons ziehenund die Hypothese der Helizitätserhaltung lässt sich soüberprüfen.

Das ZEUS-Experimenthatdie Helizitätsamplituden fürden Prozess der Elektroproduktion vonρ0-Mesonen ge-messen. Man findet, dass sich mit einer Wahrschein-lichkeit von etwas weniger als 10% die Helizität wäh-rend des Streuvorgangs ändert, und es zeigt sich damiteine Verletzung der SCHC. Die SCHC-Verletzung zeigtAbbildung 17, wo die 15 gemessenen Parameter derSpin-Dichtematrix zusammen mit der Vorhersage derSCHC (gestrichelte Linie) gezeigt sind.

Es gibt verschiedene Ansätze, die dynamische Ursacheder Helizitätsverletzung zu erklären. Die störungstheo-retischen Modelle lehnen sich an die QCD an und geltendaher erst bei größeren Q2. Sie beschreiben die ,,peri-phere“ Streuung durch den Austausch zweier kohären-ter Gluonen. Die durchgezogene Linie in Abbildung 17zeigt die Vorhersage eines solchen Modells. Tatsäch-lich werden viele Aspekte der ZEUS-Daten durch dieQCD-Modelle recht gut beschrieben.

Zwei-Jet-Ereignisse und „ResolvedPhoton“-Komponente bei größerenQ2

Auch in der Photoproduktion, also der Streuung re-eller Photonen an Protonen bei Q2∼ 0, gibt es Pro-zesse, die in der QCD störungstheoretisch berechnetwerden können. Das fast reelle Photon fluktuiert in einQuark-Antiquark-Paar. In einzelnen Ereignissen kanngenug Transversalenergie auftreten, um einen ,,harten“Sub-Prozess zwischen den Partonen des Photons und

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ZEUS

-0.4 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.6 0.7 0.8

ZEUS 1995

H1

r04 r00

Re{ r 04} Re{ r 10}

r04 r1-1

r1 r11

r1 r00

Re{ r 1 Re{ r 10}

r1 r1-1

Im{ r 2 Im{ r 10}

Im{ r 2 Im{ r 1-1}

r5 r11

r5 r00

Re{ r 5 Re{ r 10}

r5 r1-1

Im{ r 6 Im{ r 10}

Im{ r 6 Im{ r 1-1}

Abbildung 17:Ergebnisse für die 15 Parameter derρ0-Spin-Dichtematrix, die aus den gemessenen Winkelver-teilungen der Pionen ausρ0-Zerfällen gewonnen wur-den. Die Symbole zeigen die HERA-Resultate. Die ge-strichelte Linie ist die Vorhersage der SCHC, die durch-gezogene Linie zeigt die Vorhersage des QCD-Modellsvon Ivanov und Kirschner.

des Protons zu ermöglichen. Solche Ereignisse werdenselektiert, indem man die auslaufenden Partonen alsHadron-Jets mit großer Transversalenergie im Detektornachweist.

Dabei kann das Quark-Antiquark-Paar direkt in denharten Subprozess eingehen, man spricht von einem,,Direct Photon“-Ereignis. Dagegen handelt es sich umein ,,Resolved Photon“-Ereignis, wenn nur ein Teilder Energie des Photons am harten Subprozess teil-nimmt, und demnach weitere Partonen des Photonsweiterfliegen.

Das ZEUS-Experiment hat nun gemessen, wie sichder Anteil der ,,Resolved Photon“-Prozesse am Wir-kungsquerschnitt als Funktion der Photon-VirtualitätQ2 verhält. Man geht daher der Frage nach, bei wel-chem Impulsübertrag das Photon nur noch ,,punktför-mig“ an der Wechselwirkung teilnimmt bzw. nur noch

die direkte Kopplung des Photons an ein Quark desProtons zu dem Prozess beiträgt.

In Ereignissen mit zwei Hadron-Jets misst die GrößexOBS

γ den Energieanteil der beiden Jets an der Energiedes Photons. Für ein ,,Resolved Photon“-Ereignis ver-langt man xOBS

γ < 0.75. Man misst dann das Verhältnisder Anzahl von Zwei-Jet-Ereignissen mit xOBS

γ < 0.75zu denen mit xOBS

γ > 0.75 als Funktion von Q2.

In Abbildung 18 ist das Verhältnis der Wirkungsquer-schnitte als Funktion von Q2 gezeigt, wobei für dieTransversalenergie der Jets mindestens5.5GeV (a)bzw. mindestens6.5GeV (b) gefordert wurden. Der,,Resolved Photon“-Anteil nimmt mit Q2 stark ab. ImVergleich mit QCD-Rechnungen (mit JetViP bezeich-nete Linien) bleibt das Verhältnis jedoch auch nochbei Q2 = 4.5GeV2 groß. In dem Monte Carlo-Modell(mit HERWIG bezeichnet) bleibt das Verhältnis durchPartonschauer-Effekte größer als null, jedoch kann kei-nes der Modelle alle Datenpunkte befriedigend be-schreiben.

Man kann dieses Ergebnis so interpretieren, dass die,,Resolved Photon“-Komponente auch bei größeren Q2

nicht verschwindet.

Wirkungsquerschnitt für Jetsin Vorwärtsrichtung

Im Bild der Elektron-Proton-Wechselwirkung als tief-unelastische Streuung (DIS) tauscht das Elektron direktmit einem Quark im Proton ein Photon mit dem Impuls-übertrag Q aus und schlägt so einen Quark-Jet mit trans-versalerEnergieET,jetausdemProtonheraus.Demstehtkomplementär das bereits erwähnte Bild gegenüber,in dem das Wechselwirkungs-Photon zwischen Elek-tron und Proton sich zunächst in ein Quark-Antiquark-Paar aufspaltet, bevor dieses hadronische System dannmit dem Proton wechselwirkt. Welches dieser Bilderdie Phänomene der Elektron-Proton-Streuung erfolg-reich beschreibt, hängt vom kinematischen Bereich derWechselwirkung ab und davon, welche Energieskaladen betrachteten Prozess bestimmt.

Die ZEUS-Kollaboration hat den Wirkungsquerschnittfür die Erzeugung von Teilchenjets in Vorwärtsrich-tung, also in Richtung des einlaufenden Protons und

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ZEUS

Abbildung 18:Das Verhältnis der Wirkungsquerschnitte für die Erzeugung zweier Hadron-Jets,σ(xOBS

γ < 0.75)/σ(xOBSγ > 0.75), als Funktion von Q2, für (a) niedrige und (b) hö-

here Jet-Transversalenergie-Schwellen. Die Linien zeigen die Vorhersagen verschiedenerModellrechnungen.

des auslaufenden Proton-Rests, gemessen. Für dieseEreignisse sind sowohl der Impulsübertrag Q als auchdie Jet-Energie ET,jet bestimmend, also zwei vonein-ander unabhängige Energieskalen. Beide Skalen va-riieren bei HERA über einen weiten Bereich. DerJet-Wirkungsquerschnitt wurde als Funktion des Ver-hältnisses E2T,jet/Q

2 zwischen10−2 und 102 gemes-sen. Das Ergebnis zeigt Abbildung 19. Da nur Ereig-nisse ausgewähltwurden, in denen beide Energieskalen,,groß“ sind, Q2 > 10GeV2 und E2

T,jet> 25GeV2, soll-ten störungstheoretische QCD-Rechnungen des Wir-kungsquerschnitts anwendbar sein. Während alle be-trachteten Modelle mit den Messungen im Bereich klei-ner E2

T,jet/Q2 übereinstimmen, gibt es nur zwei Rech-

nungen bzw. Modelle, die über den gesamten Bereichden Wirkungsquerschnitt vorhersagen können. Diese

beiden Ansätze sind ebenfalls in Abbildung 19 gezeigt.In der ersten Rechnung wurde exakt bis zu einer be-stimmten Ordnung in der starken Kopplungskonstan-ten gerechnet (Next-to-Leading-Order-Programm Jet-ViP, gepunktete Linie). Im anderen Modell wurde nurdie führende Ordnung exakt gerechnet und die Beiträgehöherer Ordnung durch phänomenologische Beschrei-bungen berücksichtigt (RAPGAP, durchgezogene Li-nie). Beide Modelle benutzen den Ansatz des sich inein Quark-Antiquark aufspaltenden Photons, der alsodie ,,Resolved Photon“-Komponente berücksichtigt. Eszeigt sich, dass dieser Beitrag für E2

T,jet/Q2 > 1 bei

kleinen Bjorken-x auch bei hohen Q2 wichtig ist.

Dies Ergebnis ist insofern zunächst überraschend, alsman für tiefunelastische Streuung bei Q2 > 10GeV2

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Abbildung 19: Wirkungsquerschnitt für die Produk-tion von Jets in Vorwärtsrichtung als Funktion vonE2

T,jet/Q2.GezeigtsindauchdieVorhersageneinerphä-nomenologischen Beschreibung (durchgezogene Linie)und einer Next-to-Leading-Order QCD-Rechung (ge-punktete Linie).

Abbildung 20:Vergleich der differentiellen Wirkungsquerschnitte für neutrale Ströme (links)und für geladene Ströme (rechts) in e+p und e−p Wechselwirkungen. Die Vorhersagen desStandard-Modells sind als Linien dargestellt.

bisher annahm, das Photon als punktförmiges Teilchenbehandeln zu können. Wenn aber die transversale Ener-gie des Quark-Jets größer wird als der Impulsübertragdes Photons, gilt dieses Bild in seiner einfachen Formoffenbar nicht mehr. Die Beiträge der hadronischen,,ResolvedPhoton“-Komponentesindoffenbarauchbeigroßer ,,Virtualität“ Q2 des Photons wichtig und tragenwesentlich zum Wirkungsquerschnitt bei.

Das Bild von der tiefunelastischen Streuung zwischenElektronundProtonmussalsoentsprechendmodifiziertwerden.

Messung der Wirkungsquerschnittefür neutrale und geladene Strömebei hohenQ2

Die Messungen der Wirkungsquerschnitte für neutraleund geladene Ströme bei hohen Q2 überprüfen die prä-zisen Vorhersagen des Standard-Modells der schwa-chen und elektromagnetischen Wechselwirkung. Von1998 bis April 1999 wurde HERA mit Elektronen an-statt mit Positronen betrieben. So können nun e+p- und

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e−p-Wirkungsquerschnitte analysiert und verglichenwerden.

Die schwache Wechselwirkung wird durch den Aus-tausch der schweren Vektorbosonen W± und Z0 ver-mittelt. Photon und Z0 sind beide elektrisch neutral undtragenzudenselbenEndzuständenbei.DieWechselwir-kungen, die sie vermitteln, werden als neutrale Ströme(NC für ,,neutral current“) bezeichnet. Die Interferenzzwischen Photon- und Z0-Austausch trägt zur e+p- unde−p-Streuung mitunterschiedlichemVorzeichen bei, dadie elektrische Ladung von Elektron undPositron unter-schiedlich, die schwache Ladung aber gleich ist. Ab-bildung 20 zeigt links den NC-Wirkungsquerschnitt,gemessen als Funktion von Q2. Für Q2-Werte zwi-schen 400 und50 000GeV2 fällt der Wirkungsquer-schnitt um sechs Größenordnungen ab, hauptsächlichbedingt durch den Photon-Propagator, dσ/dQ2∝ 1/Q4.Für Q2-Werte> 3000GeV2 zeigt sich ein klarer Un-terschied zwischen den beiden Ladungszuständen. DerWirkungsquerschnitt für e−p-Streuung ist größer alsder für e+p-Streuung, was direkt auf die Existenz desschwachen neutralen Stromes hindeutet.

Die W-Bosonen sind elektrisch geladen und koppeln anden geladenen Strom (CC für ,,charged current“). DasNeutrino bzw. das Antineutrino im Endzustand kannim Detektor nicht direkt nachgewiesen werden, son-dern manifestiert sich durch den im Ereignis fehlendenTransversalimpuls. Die Wirkungsquerschnitte für dieReaktionen e+p→ ν̄+X und e−p→ ν+X (Abb. 20rechts) sind verschieden, da das W− hauptsächlich andas u-Quark koppelt während das W+ bevorzugt andas d-Quark koppelt und zusätzlich die Ankopplungdes W+ durch die Händigkeit des Antineutrinos starkunterdrückt ist. Bei Werten von Q2 um 10 000GeV2

übersteigt der e−p- den e+p-Wirkungsquerschnitt umfast eine Größenordnung.

Im Vergleich der differentiellen Wirkungsquerschnittefür geladene und neutrale Ströme in e+p- und e−p-Wechselwirkungen sieht man, dass bei niedrigen Q2derPhoton-Austausch, das heißt der elektromagnetischeStrom, dominiert. Mit steigendem Q2 wachsen die rela-tivenBeiträgederschwachenStröme.BeihohenQ2sinddie Wirkungsquerschnitte für neutrale und geladeneStrömeetwagleich, wasdieVereinigungderschwachenund elektromagnetischen Kräfte demonstriert.

Während die geladenen Vektorbosonen W± bei CERNund Fermilab direkt in ihren Zerfällen beobach-tet werden, kann erst bei HERA der Einfluss derMasse des W-Austauschteilchens, also der Propagator-Masse, auf den Wirkungsquerschnitt der schwachenWechselwirkung direkt beobachtet werden. Der Q2-Abfall des CC-Wirkungsquerschnitts hängt primärvon der Masse MWP des W-Austauschteilchens ab,dσ/dQ2 ∝ (M2

WP/(M2

WP+Q2))2. Wenn man die im

Myon-Zerfall präzise gemessene Kopplungskonstantebenutzt, kann man aus der Form des Wirkungsquer-schnitts die Propagator-Masse bestimmen:

MWP = 81.4+2.7−2.6(stat)±2.0(sys)+3.3

−3.0(pdf) GeV.

U6

U5

U4

U3

U2

U1

X6

X5

X4

X3

X2

X1

AA

VA

VV

-0.4 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.3

ε/Λ2 (TeV-2)

5.0 4.7

2.6 2.5

3.7 2.6

2.8 1.8

3.1 3.4

2.8 2.9

4.3 4.0

3.3 3.5

1.7 2.8

2.6 2.0

3.9 4.0

3.5 3.7

4.8 4.4

4.2 4.0

1.8 2.4

ZEUS e+p 1994-97

(95% C.L.)Λ±min (TeV) Λ+

min (TeV)

Abbildung 21: In der rechten bzw. linken Spalte sinddie MassenskalenΛ gezeigt, bis zu denen Kontakt-Wechselwirkungen in e+p-Streuung mitε =+1 bzw.ε =−1 für die unterschiedlichen Typen von Wechsel-wirkungen (Helizität, Quark-Flavor-Kopplungen) aus-geschlossen werden können. Die Punkte stellen diewahrscheinlichsten Werte fürε/Λ2 dar, die alle mitdem Standard-Modell-Wert vonε/Λ2= 0 kompatibelsind.

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Dieser Wert ist in guter Übereinstimmung mit dem Wertder Masse des W-Bosons aus der direkten Beobachtungder W-Zerfälle, MW = 80.41±0.10GeV. Bei HERAwurde die W-Masse im raumartigen W-Austausch be-stimmt. Diese Messung ist daher komplementär zu denMessungen in der zeitartigen W-Produktion in der pp̄oder e+e−-Annihilation. Damit zeigt dieses wichtigeErgebnis die Konsistenz des Standard-Modells.

Suche nach Abweichungenvom Standard-Modell

Abbildung 20 zeigt die gute Übereinstimmung der Vor-hersagen des Standard-Modells mit den bei HERA ge-messen Wirkungsquerschnitten. Dies erlaubt es, eineReihe von Phänomenen auszuschließen, die nicht imStandard-Modell vorhanden sind. HERA-Daten sindbesonders geeignet, nach der Existenz von Leptoquarkszu suchen, da sie in der Elektron-Quark-Streuung di-rekt resonant erzeugt würden. Man würde dann eineAnhäufung in der Verteilung der invarianten Masse desEndzustands beobachten. Die ZEUS-Kollaboration hat

in e+- und e−-Daten in NC- und CC-Signaturen solcheElektron-Quark-Resonanzen gesucht. Aus der Tatsa-che, dass solche Signale nicht beobachtet wurden, kannman Leptoquarks bei einer Kopplungsstärkeλ= 0.3mit Massen zwischen 150 und280GeV ausschließen.

ZEUS-Daten sind auch sensitiv auf neue Phy-sik bei Energieskalen jenseits der HERA-Schwer-punktsenergie. Man fasst die Auswirkungen von sol-chen hypothetischen Prozessen als effektive Theo-rie der Kontakt-Wechselwirkungen (,,Contact Inter-actions“) zusammen. Die Form des Wirkungsquer-schnitts bei hohen Q2 würde dadurch modifiziert. DieZEUS-Kollaboration hat nach verschiedenen Artenvon Kontakt-Wechselwirkungen gesucht. Da in dendifferentiellen Wirkungsquerschnitten bisher keine si-gnifikanten Abweichungen von den Vorhersagen desStandard-Modells gefunden wurden, konnte eine Viel-zahl von Ausschlussgrenzen von effektiven Massenpa-rameternΛ gesetzt werden. Diese sind in Abbildung 21dargestellt. Die Ergebnisse sind von vergleichbarerAussagekraft und zum Teil komplementär zu jenen,die an anderen Beschleuniger-Experimenten gefundenworden sind.

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