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Dr. Roman Schweidlenka, Mag. Veronika Strauß ......6 ÜBER DIE DYNAMIK EINER FACHBROSCHÜRE Roman...

Date post: 04-Feb-2021
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Dr. Roman Schweidlenka, Mag. a Veronika Strauß DIE SCHWARZE SZENE Populäre Jugendkulturen und ihr Verhältnis zu Spiritualität, Satanismus und Rechtsextremismus
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  • Dr. Roman Schweidlenka, Mag.a Veronika Strauß

    DIE SCHWARZE SZENE

    Populäre Jugendkulturen und ihr Verhältnis zu Spiritualität, Satanismus und Rechtsextremismus

  • Anmerkung der Verfasser: Die Verfasser/-innen verwenden in dieser Broschüre das generische Maskulinum und bitten die Leser/-innen das weibliche Geschlecht stets mitzudenken. Impressum

    Medieneigentümer und Herausgeber: LOGO jugendmanagement gmbh. Verfasser: Roman Schweidlenka, Veronika Strauß, 1. Auflage 2004, 2.Vollständig überarbeitete Auflage 2011, ergänzt und erweitert unter der Mithilfe von Roland Filzwieser, Katharina Ganster, Benjamin Grilj, Alexandra Koch, Alex Mikusch und René Molnar, Layout/Lektorat: Veronika Strauß, Johannes Heher, 3., inhaltlich weitgehend unveränderte Auflage 2017.

  • 3

    INHALT VORWORT DER LANDESRÄTIN MAG.A ELISABETH GROSSMANN................................................................. 4

    VORWORT DER LEITERIN DER FA6A, HR.IN MAG.A ALEXANDRA NAGL ......................................................... 5

    ÜBER DIE DYNAMIK EINER FACHBROSCHÜRE .............................................................................................. 6

    BEGRIFFSDEFINITIONEN ............................................................................................................................... 8

    1. DIE SCHWARZE SZENE ........................................................................................................................... 11

    2. HEADBANGER SCHOCKEN DAS SYSTEM: METAL .................................................................................. 14

    2.1 DER BEGRIFF (HEAVY) METAL ..........................................................................................................15

    2.2 GESCHICHTE UND STRÖMUNGEN DES METAL ................................................................................16

    2.3 ERSCHEINUNGSBILD UND AUSDRUCKSFORMEN .............................................................................41

    2.4 VERBREITUNG DES METAL – ZUSAMMENSETZUNG DER MUSIKER UND FANS .............................55

    2.5 FRAUEN IM METAL ............................................................................................................................58

    2.6 KRITIKER DES METAL ........................................................................................................................60

    2.6.1 SATAN IM METAL ..................................................................................................................... 64

    2.6.2 NATIONALSOZIALISMUS UND METAL ..................................................................................... 69

    2.6.3 WIDERSTAND GEGEN NSBM .................................................................................................... 99

    3. DIE SCHWARZE ROMANTIK: GOTHIC ................................................................................................... 109

    3.1 GESCHICHTE DER GOTHIC-BEWEGUNG ........................................................................................ 109

    3.2 DIE WELT DES GOTHIC ................................................................................................................... 114

    3.2.1 DAS OUTFIT DER GOTHS........................................................................................................ 114

    3.2.2 WELTBILD DER GOTHIC-SZENE ............................................................................................. 116

    3.3 VORWÜRFE GEGEN DIE GOTHIC-BEWEGUNG ................................................................................ 121

    3.3.1 DER VORWURF DES SATANISMUS ......................................................................................... 121

    3.3.2 DER RECHTE RAND ................................................................................................................ 122

    3.4 WIDERSTAND .................................................................................................................................. 128

    3.5 ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................................................... 129

    3.6 EXKURS: LAIBACH .......................................................................................................................... 129

    3.7 EMOTIONAL HARDCORE (EMO) ...................................................................................................... 130

    4. LAVEYS SATANISMUS ........................................................................................................................... 133

    5. EXKURS: VAMPIRISMUS ........................................................................................................................ 141

    6. DIE SZENE SIND WIR – DAS JUGENDKULTURZENTRUM eXplOsiV ..................................................... 155

    7. FÜR EINE OFFENE DISKUSSION ............................................................................................................ 156

    8. QUELLENVERZEICHNIS ......................................................................................................................... 159

    9. WEITERFÜHRENDE MEDIEN ................................................................................................................. 170

    10. ABBILDUNGEN ...................................................................................................................................... 174

    11. AUTORENBIOGRAPHIEN ...................................................................................................................... 176

  • 4

    VORWORT DER LANDESRÄTIN MAG.A ELISABETH GROSSMANN

    Jugendbewegungen haben in der Vergangenheit Geschichte geprägt und

    schreiben sie auch heute maßgeblich mit. Gerade innovative Bewegungen,

    die sich vom Mainstream der Gesellschaft distanzieren, schockieren dabei

    oft durch ihr Aussehen oder radikale inhaltliche Positionen. In unserer

    Gegenwart ist es die schwarze Szene, die Jugendkulturen wie Metal, Gothic

    oder auch den Jugendsatanismus umfasst, die durch ihr Outfit – vielfach

    schwarze Kleidung und ungewöhnliche Formen des Schminkens – für

    Aufsehen und Ablehnung bei manchen Mitbürger/-innen sorgt. Aufgabe der

    Politik, wie ich sie sehe, ist es, auch Raum für ungewohnte, subkulturelle

    Strömungen zu sichern, sofern diese im Rahmen der Gesetze agieren.

    Die vorliegende LOGO- Fachbroschüre, in einem langen, konstruktiven Prozess unter der wissenschaftlichen

    Leitung von Dr. Roman Schweidlenka, unterstützt von freiwillig mitarbeitenden Insider/-innen, erstellt, geht

    auf Inhalte und Entwicklungen der verschiedenen Strömungen der schwarzen Szene ein, die wir ja auch in

    der Steiermark kennen. Dabei werden viele Vorurteile ausgeräumt, die einzelnen Strömungen können auch

    vom Außenstehenden verstanden und eingeschätzt werden. Wenn damit auch mehr Toleranz und

    Sympathie für die in der Szene Tätigen geweckt wird, kommt die kritische Auseinandersetzung, vor allem

    mit Rechtsextremismus und Satanismus, nicht zu kurz. In diesem Zusammenhang ist es erfreulich zu lesen,

    dass sich die Grazer Metalszene erfolgreich gegen rechtsextreme Vereinnahmungsversuche gewehrt hat.

    Ihre

    Mag.a Elisabeth Grossmann

    (Landesrätin für Bildung, Familie, Frauen und Jugend)

  • 5

    VORWORT DER LEITERIN DER FA6A, HR.IN MAG.A ALEXANDRA NAGL

    Jugend bewegt. Sie erprobt neue Ausdrucksformen, entwickelt

    neue Lebensstile, reagiert auf die kulturellen und politischen

    Anforderungen ihrer Zeit. Manchmal gehen Jugendkulturen dabei

    ausgefallene Wege. Die schwarze Szene, zu der Wissenschaftler/

    -innen Metal, Gothic und Satanismus zählen, fordert die

    Gesellschaft immer wieder heraus.

    Das Outfit der Szenevertreter/-innen, meist schwarze Kleidung und

    ungewöhnliche Frisuren, ruft oft Misstrauen, sogar Aggressionen hervor. Die

    intensive Beschäftigung mit nicht christlichen religiösen Weltanschauungen,

    die vor allem den Bereich des neuen Heidentums betreffen, provozierte schon manche ideelle

    Auseinandersetzung. Nicht zuletzt führten rechtsextreme Unterwanderungsversuche der betreffenden

    Jugendszenen zu medialen Schlagzeilen.

    Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Roman Schweidlenka hat ein engagiertes Team jugendlicher

    Mitarbeiter/-innen eine zweite, völlig neu überarbeitete und erweiterte LOGO-Fachbroschüre zur schwarzen

    Szene entwickelt. Die vielfältigen Beiträge, die unterschiedliche Perspektiven beinhalten, garantieren ein

    Werk von hoher Qualität. Die Darstellung von Inhalten und Entwicklungen, die die angesprochenen

    Jugendkulturen prägen, bringen die Diskussion auf eine sachliche Ebene und entschärfen viele Sorgen und

    Ängste, die etliche Mütter und Väter haben, deren Kinder in der schwarzen Szene unterwegs sind.

    Gleichzeitig stellt die Fachbroschüre klar, dass – zumindest an den Rändern – auch antidemokratische

    Kräfte bemüht sind, die Jugendlichen über das Medium Musik für ihre eigenen Interessen zu vereinnahmen.

    Jugend lebt. Die Lektüre der vorliegenden Fachbroschüre führt das anschaulich vor Augen. Für diese vitale

    jugendliche Entwicklung, die nicht ohne Einflüsse auf die Erwachsenenwelt bleibt, sollen die notwendigen

    Rahmenbedingungen gesichert sein. Denn unsere Jugend ist unsere Zukunft.

    Ihre

    HR.in Mag.a Alexandra Nagl

    (Leiterin der Fachabteilung 6A Gesellschaft und Generationen)

  • 6

    ÜBER DIE DYNAMIK EINER FACHBROSCHÜRE Roman Schweidlenka

    Die schwarze Szene, ein Begriff, der Jugendkulturen wie Metal, Gothic, Jugend-Satanismus und ihre weit

    ausladenden, dynamischen Weiter- und Nebenentwicklungen umfasst, begleitete meine Arbeit im Rahmen

    der LOGO ESO.INFO bereits seit Mitte der neunziger Jahre. Aus Texten, die ich von Zeit zu Zeit zu dieser

    Thematik entwarf entstand allmählich eine beachtliche Sammlung. Die Religionswissenschaftlerin Simone

    Philipp konnte im Rahmen eines geförderten Projekts weitere Recherchen durchführen und einen Teil meiner

    Studien aktualisieren. So konnten wir 2004 die LOGO-Fachbroschüre „Die schwarze Szene“ der Öffentlichkeit

    präsentieren. Bereits damals halfen uns einige Szeneninsider bei der manchmal schwierig zu treffenden

    Einordnung verschiedener Trends und Bands. Was ich schnell erkannte: Auch bei den in der Szene

    Beheimateten gehen Einschätzungen und Perspektiven oft weit auseinander, was durchaus als gelebte

    Demokratie bewertet werden kann. Bald erreichten mich dann Statements zur Broschüre: Viele

    Zustimmende, auch solche mit konstruktiver Kritik.

    Nun ist die schwarze Szene, neben Goa, vermutlich die kreativste, die am stärksten kulturelle Impulse

    vermittelnde, Jugendkultur unserer Gegenwart und daher in stetem Wandel. Das führte zur Erkenntnis, eine

    völlig überarbeitete, erweiterte Neuauflage in Angriff zu nehmen. Während ich die wissenschaftliche Leitung

    übernahm, leistete Veronika Strausz umfassende wissenschaftliche und organisatorische Arbeit, um die

    Broschüre zu einem fundierten Werk von, wie ich hoffe, hoher Qualität zu machen. Neben ausführlicher

    Recherche-, Analyse- und Schreibarbeit organisierte sie die Beiträge unserer ehrenamtlich arbeitenden

    Gastautoren und eine ganztägige Arbeitsklausur mit hochkarätigen Szeneninsidern, die vielfältige

    Erkenntnisse hervorbrachte. René Molnar schließlich stellte uns gegen Ende der Arbeit an der Broschüre

    seine Fachstudie „Hitler´s Headbanger?“ selbstlos zur Verfügung, die die Grazer Metalszene analysierte.

    So danke ich neben den bereits erwähnten Kollegen Veronika Strausz, René Molnar und Simone Philipp

    unseren ehrenamtlich Mitarbeitenden Roland Filzwieser, Katharina Ganster, Benjamin Grilj, Alex Mikusch,

    Alexandra Koch (Textbeiträge); Frank Kumnig und Susanne Sackl (Anmerkungen) die sich aus Idealismus

    am Projekt beteiligten. Detaillierte Autorenbiografien finden Sie im Anhang.

    Ich hoffe, mit dieser Fachbroschüre dazu beizutragen, Klischees und Ängste über die behandelten

    markanten Jugendkulturen abzubauen, gleichzeitig aber auch den kritischen Finger auf problematische

    Randerscheinungen und Teilbereiche zu legen. Eine Anmerkung sei abschließend gestattet: In der Szene,

    auch in der medialen Welt, wird oft der Begriff „rechts“ für rechtsextreme Gruppen und Ideologien verwendet.

    So haben sich „rechte Bands“, die eigentlich rechtsextrem sind, in der Literatur eingenistet. Wir konnten uns

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    nicht völlig von dieser üblich gewordenen Begriffsverwendung freimachen. Um der Fairness und

    wissenschaftlichen Redlichkeit die erforderliche Ehre zu erweisen, möchte ich klarstellen, dass „rechts“ eine

    legitime politische Ideologie und Praxis der Demokratie darstellt, während „rechtsextrem“ meist mit

    antidemokratischen Einstellungen verbunden ist.

    Ich wünsche unserer LOGO-Fachbroschüre eine weite Verbreitung und interessierte Leserschaft!

    Dr. Roman Schweidlenka

    (Leiter des Bereichs „Esoterik, Sekten, Okkultismus“ bei LOGO jugendmanagement gmbh)

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    BEGRIFFSDEFINITIONEN Roman Schweidlenka

    RASSISMUS:

    Prozess, durch den soziale Gruppen auf Grund physischer, kultureller oder sozioökonomischer Merkmale

    oder Staatsangehörigkeit andere Gruppen als unterschiedlich wertig, beziehungsweise minderwertig,

    kategorisieren. Rassistisches Denken geht von der unabänderlichen Zugehörigkeit des einzelnen Menschen

    zu einer Volksgruppe aus. Dieser werden allgemeingültige Charakterzüge unterstellt, die dann auf alle

    Gruppenmitglieder projiziert werden. Es wird die natürliche Überlegenheit der eigenen Gruppe behauptet

    und dadurch das Recht zur Benachteiligung anderer Gruppen abgeleitet.

    NATIONALISMUS:

    Selbst in einschlägigen Lexika findet man zu diesem Begriff keine einheitliche Definition. Am ehesten lässt

    sich Nationalismus als Forderung und Streben nach Schaffung und Sicherung eines Nationalstaates

    darstellen. Weiters ist er auch als aggressive Äußerung eines übersteigerten Nationalgefühls auf Kosten

    anderer Nationen und Nationalitäten verstehbar. Völkischer Nationalismus wird charakterisiert durch die

    Idee einer ethnisch reinen Nation, die auf genetischer Abstammung basiert.

    RECHTSPOPULISMUS:

    Ist eine Strömung, die seit Anfang der 1980er Jahre existiert, mittlerweile aber in ganz Europa verbreitet ist.

    Hier werden populäre Meinungen des Volkes oft widersprüchlich vertreten. Die Anhänger sehen sich als

    Vertreter von traditionellen, „echten“ Werten. Oft werden einfache Lösungen für komplexe Probleme

    angeboten. Rechtspopulismus zeigt sich auch in der Intoleranz gegenüber „Anderen“ und „Fremden“. Als

    Feindbilder gelten vor allem Ausländer, linke Demonstranten und „ausgeflippte“ oder nicht der bürgerlichen

    Norm angepasste Jugendliche.

    RECHTSRADIKALISMUS:

    Um die nicht immer leicht zu bestimmende Grenzlinie zwischen Demokratie und Extremismus besser ziehen

    zu können, wurde der Begriff Rechtsradikalismus eingeführt. Gemeinsam mit dem Linksradikalismus bildet

    er die entgegengesetzten Eckpunkte eines Kontinuums, dessen Zentrum vom demokratischen Sektor

    gebildet wird.

    RECHTSEXTREMISMUS:

    Gesamtheit von Einstellungen, Verhaltensweisen und Aktionen die von der rassisch oder ethnisch bedingten

    sozialen Ungleichheit der Menschen ausgehen, nach ethnischer Homogenität von Völkern verlangen und

  • 9

    das Gleichheitsgebot der Menschenrechts-Deklaration ablehnen. Im Zusammenhang damit werden

    Demokratie und Multikulturalismus abgelehnt und bekämpft.

    Rechtsextremismus schließt folgende Anschauungen ein:

    • Ablehnung des Prinzips der Gleichheit

    • Ausländerfeindlichkeit

    • Antisemitismus

    • Ablehnung von Demokratie

    • Gewaltakzeptanz und -bereitschaft

    • Wunsch nach einem starken Führer

    • Schwarz-Weiß-Malerei

    • Glaube an Weltverschwörungstheorien

    ALS NEONAZISTISCH/NEOFASCHISTISCH

    bezeichnet man nur Organisationen, Parteien und Personen, die sich auf den 1922 in Italien unter Mussolini

    oder den 1933 in Deutschland unter Hitler zur Macht gelangten Faschismus beziehungsweise

    Nationalsozialismus berufen. Neonazismus ist ein radikalisierter und gewaltbereiter Rechtsextremismus.

    So ist jeder Neonazi ein Rechtsextremist, aber keineswegs jeder Rechtsextremist ein Neonazi.

    Wichtig: die Grenze zwischen den Strömungen verläuft oft fließend!

  • 10

  • 11

    1. DIE SCHWARZE SZENE Veronika Strauß

    Unter diesem Begriff werden heute für gewöhnlich

    subkulturelle Strömungen zusammengefasst, die auf

    Grund ihres optischen und akustischen Profils für

    Außenstehende eine homogene Gruppe bilden, deren

    tatsächliche Schnittmenge sich aber lediglich durch

    ähnliche Vorlieben hinsichtlich Musik, Kunst, Mode

    und oft auch Ansichten bezüglich der

    gesellschaftlichen Situation bildet.

    „Die klassische Schwarze Szene wurde in den 1980ern

    und in der ersten Hälfte der 1990er Jahre zunächst

    aus der Dark-Wave-Bewegung gebildet, deren Mitglieder ursprünglich in Jugendkulturen wie Punk, New

    Wave, Gothic, New Romantic oder im Post-Industrial-Umfeld verankert waren.“1 Ab Mitte der Neunziger

    Jahre wurden die Grenzen zwischen den Szenen immer diffuser. Dark Wave und Metalszene, sowie

    Mittelalter-, Neofolk- & Neuheidenszene rückten enger zusammen bzw. bedienten sich gegenseitig an den

    Stileigenheiten der anderen Genres. Dasselbe gilt für Teile der Electroszene. „Die Schwarze Szene

    präsentiert sich heute als eine [...] alternative Bewegung junger (und nicht mehr ganz so junger) Menschen,

    deren Erscheinungsbild von einer bemerkenswerten Vielfalt ist. Symptomatisch für diese Vielfalt ist auch

    die Schwierigkeit, einen geeigneten Oberbegriff für diese Szene zu finden.“2

    Die Vielfalt, die durch die Vermischung dieser Szenen entstanden ist, bringt aber nicht nur kreatives Potential

    mit sich. Vielfach tauchen Vorwürfe der „Verwässerung“ und Kommerzialisierung auf, was gegen die

    Grundideen vieler Basisströmungen verstoßen würde.3 Die Befürchtung des „Ausverkaufes“ ist naheliegend,

    sieht man sich die mittlerweile ins uferlose expandierenden (ehemaligen) Szene- bzw. Underground –

    Festivals, Lokale, Verkaufsläden und Versandhandelvertriebe an.

    Die Frage, welche Gruppierungen nun genau unter den Begriff „Schwarze Szene“ fallen, ist nicht einmal von

    Szenevertretern eindeutig zu beantworten. Obwohl sicherlich größtenteils ein Gefühl der Solidarität

    entstehen kann, wenn Teile der Szene öffentlichen Angriffen ausgesetzt werden, so gilt in „friedlichen Zeiten“

    untereinander wohl eher der Spruch „Familie kann man sich nicht aussuchen“.

    1 http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Szene, 2011. 2 Farin, 2001, S. 147. 3 Vgl. dazu: Fiebag, 2006, S. 80, und http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Szene, 2011.

    Abb. 1

    http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Szenehttp://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Szene

  • 12

    Im Umfang dieser Broschüre werden im speziellen die Metal- und Gothic Szene beachtet, in ihren

    Grundlagen erklärt und hinsichtlich ihrer Einflüsse antidemokratischer, satanistischer, okkultistischer

    und esoterischer Art beleuchtet. Jedoch sehen die Verfasser die hier nur am Rande erwähnten Szenen

    Dark Wave, Neofolk, Industrial, Medivial und Electro genauso zugehörig zur großen „Familie“ der

    „Schwarze Szene“.

  • 13

  • 14

    2. HEADBANGER SCHOCKEN DAS SYSTEM: METAL Roman Schweidlenka/Veronika Strauß

    Da der ursprünglich für die gesamte Szene verwendete Begriff „Heavy Metal“ inzwischen nur mehr ein

    bestimmtes Subgenre bezeichnet, wird in der Broschüre der Überbegriff „Metal“ für die Gesamtheit der

    Strömungen verwendet.

    Metal war in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren eine der beliebtesten und zugleich von

    konservativen Moralhütern am meisten gefürchtetsten Musikrichtungen. 1984 brachte der so genannte

    „Heavy Metal“ bereits 10% des Gesamtumsatzes der Musikindustrie ein, ab 1987 war trotz massiver

    Widerstände von Metalgegnern ein „Peak“ erreicht. Nach einer Krise, in der das Interesse sowohl an der

    Musik, als auch an der Subkultur massiv zurückging, breitete sich spätestens ab Mitte der neunziger Jahre

    eine rundum erneuerte Metalbewegung aus, die sowohl die „Urformen“ zuließ, als auch Anleihen bei anderen

    Musikstilen nahm. Metal entwickelte sich zu einer gesellschaftlich relevanten Szene und damit zu einem

    kontinuierlich wachsenden Wirtschaftsfeld. Die Musik, die Künstler und die Anhänger des Metal werden

    häufig als musikalisch, kulturell und sogar intellektuell oberflächlich angesehen. Tatsächlich hat Metal die

    Konturen der Rockmusikgeschichte neu geschärft und damit einhergehend auch die Sexualpolitik, kulturelle

    und ästhetische Normen und sogar die Musikindustrie in den Vereinigten Staaten, Europa und anderen

    fortgeschrittenen Demokratien neu mitgeprägt.4

    Trotz des hohen Erfolgskurses hat Metal fast ebenso viele Gegner wie Fans. So fordern zahlreiche

    „Experten“ seit Beginn der achtziger Jahre ein Verbot des Metal. Der Hauptvorwurf lautet: Verbreitung von

    satanistischen Ideologien und Anstiftung zu ebensolchen Praktiken. Auch Drogeneinnahme, Sexismus,

    „Unzucht“, Gewalttätigkeit und Selbstmord sowie antidemokratische und neonazistische Betätigung sollen

    mit dem Metal einhergehen.

    Bettina Roccor beschreibt die Problematik der selbsternannten Experten in ihrem Buch „Heavy Metal – Die

    Bands, die Fans, die Gegner“ vortrefflich, indem sie anmerkt: „Es sind in der Regel Menschen mit

    Hochschulabschluss, die ihre Ansichten über Heavy Metal in der Öffentlichkeit äußern dürfen – der Titel

    verleiht ihnen eine Autorität, die den meisten Fans fehlt. Der Normalbürger ohne nähere

    Hintergrundinformation schenkt automatisch eher dem Herrn in Anzug und Krawatte Glauben als dem

    nietenbewehrten, tätowierten, mit Schmuck behängten Langhaarigen in schmuddeligen Jeans und

    Lederweste.“5

    4 Vgl. LeVine, 2010, S. 11. 5 Roccor, 1998, S. 15.

  • 15

    Was ist eigentlich Metal? Auf welchen (musik)historischen Hintergrund baut diese Szene auf? Und was ist

    dran an den Vorwürfen der Kritiker? Die vorliegende Broschüre hofft, ein weiteres kleines Stück dieses

    großen, problembehafteten Feldes zurück in die lebendige Diskussion bringen und angemessen beleuchten

    zu können.

    2.1 DER BEGRIFF (HEAVY) METAL

    Um den später für etliche, sich aus Hard/Heavy Rock entwickelnde Gruppen verwendeten Begriff des „Heavy

    Metal“ ranken sich zahlreiche Entstehungs- bzw. Einführungsmythen.

    „The Soft Machine“, der 1962 veröffentlichte Roman von William Burroughs beinhaltet die Figur des „Uranian

    Willy, the Heavy Metal Kid“. Wikipedia spricht dabei von einer „frühe[n] Verwendung [des Begriffes] im

    populärkulturellen Kontext“6. Weiters wird darauf verwiesen, dass die Veröffentlichung seiner Werke die

    spätere Begriffsentwicklung der Szene- und Stilbezeichnung vermutlich beeinflusst hat. Steppenwolf sang

    1968 im Klassiker „Born to be wild“ von „heavy metal thunder“.

    „I like smoke and lightning

    Heavy metal thunder

    Racin’ with the wind

    And the feelin' that I’m under“

    Steppenwolf, Born to be Wild, 1968

    Daneben gibt es die militärische Bezeichnung „heavy metal“ für schwere Waffen und den chemischen Begriff

    des „heavy metal“ für Schwermetall. Unleugbar dokumentiert ist die Anwendung des Begriffes auf die

    Musikszene in einer 1971 erschienenen Ausgabe der Zeitschrift „Creem“, in der es in einem Review7 heißt:

    „All you true blue Heavy fans, take heart. This album is a crusher. […] Sir Lord Baltimore seems to have

    down pat most all the best heavy metal tricks in the book.“8

    Die Bezeichnung wurde auch für die Musik von Led Zeppelin und Black Sabbath verwendet, wobei sich der

    Begriff zuerst in den USA und ab ca. 1979 in Europa durchsetzte.

    6 http://de.wikipedia.org/wiki/Heavy_Metal, 2011. 7 Die Kritik bezieht sich auf das Album „Kingdome Come“ der amerikanischen Band „Sir Lord Baltimore“. 8 http://www.creemmagazine.com/_site/BeatGoesOn/SirLordBaltimore/KingdomCome001.html, 2011.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Heavy_Metalhttp://www.creemmagazine.com/_site/BeatGoesOn/SirLordBaltimore/KingdomCome001.html

  • 16

    „(Heavy) Metal“ stand und steht für Härte und Unverwüstlichkeit. In ebendieser Tradition wirbt zum Beispiel

    das weltgrößte Metal Festival „Wacken Open Air“9 mit den Slogans „Faster, Harder, Louder“10 und „Louder

    Than Hell“. Auch die im englischen und deutschen Sprachraum sehr verbreitete Redewendung: „Ist es zu

    laut, bist du zu alt!/If it’s too loud, you’re too old!“11 lässt sich hier einbinden, wobei in letzterer Wendung

    auch noch der Bezug zur ausdrücklichen Jugendszene hinzukommt. So wesentlich die jugendlich-

    revolutionäre Prägung des Metal in seinem Ursprung war – in den letzten Jahren und Jahrzenten hat sich

    auch hinsichtlich des Alters der Mitglieder in dieser Szene einiges verändert.

    Szene-Insider wie René Molnar12 weisen, wie am Anfang des Kapitels angemerkt, darauf hin, dass als

    Überbegriff heute nur noch „Metal“ legitim sei, da sich neben der Spielart, welche als „Heavy Metal“

    bezeichnet wird, noch eine Vielzahl anderer „Metal“-Stilrichtungen entwickelt haben. In der öffentlichen

    Diskussion hat sich der Begriff „Heavy Metal“ aber derart verankert, dass eine Korrektur nur schwer möglich

    ist.

    2.2 GESCHICHTE UND STRÖMUNGEN DES METAL

    Die Wurzeln dieser Musikrichtung reichen bis in die sechziger Jahre zurück, konkret in die englische

    Arbeiterklasse mit ihrer damals noch relativ ungebrochenen Arbeiterkultur, die Rocker und Skins prägten.

    Dieser Arbeiterkultur werden von Soziologen die Eigenschaften hierarchisch, territorial und maskulin

    zugeordnet. Körperliche Kraft stand hoch im Kurs.

    In ebendiesem Umfeld wuchs der 1948 geborene Ozzy Osbourne13 als „Spinner“, Querdenker und Rebell auf.

    Nach zahlreichen Gelegenheitsjobs und einer Gefängnisstrafe, die er auf Grund einiger Einbrüche absaß,

    gründete er 1968 mit einigen Schulfreunden die Polka Tulk Blues Band. Als zwei Mitglieder die Gruppe

    verließen, erfolgte die Umbenennung in Earth. Musikalisch waren v. a. Jazz und Blues dominant. Im

    Gegensatz zur anlaufenden Love & Peace-Bewegung waren die Songs von Earth „böse“ und beschäftigten

    sich mit Hass, Unrecht, Gewalt, Repression und Verzweiflung. Um Verwechslungen mit einer gleichnamigen

    Band zu vermeiden wurde die Band 1969 nach einem von Geeze Butler, dem Bassisten der Band

    geschriebenen Song, Black Sabbath14 benannt. Gleichzeitig erfolgte ein Stilwechsel – tiefer gestimmte

    Gitarren unterstützten die besondere Düsterheit der von virtuosen Soli durchzogenen Musik.

    9 www.wacken.com 10 Woher der Slogan, der 1994 von der österreichischen Hard Rock und Heavy Metal Band „Alkbottle“ zu „Blader, fetter, lauter & a bissl mehr“ persifliert wird, originär stammt, ist leider nicht nachvollziehbar. 11 Mancherorts wird behauptet, die Wendung sei von Ted Nugent, einem US-amerikanischen Rockmusiker, geprägt worden. 12 Geschäftsführer des Jugendkulturzentrums Explosiv, Metal-Musiker, siehe Autorenbiographie. 13 Bürgerlicher Name: John Michael Osbourne. 14 Anspielung auf den gleichnamigen italienischen Horrorfilm von Mario Bava,1963.

  • 17

    Ihre Bühnenshow wurde zunehmend okkulter und beinhaltete Utensilien wie Grabkreuze und schwarze

    Kerzen. Mit Aktionen wie symbolischen Menschen- oder Mädchenopferungen machten Black Sabbath

    besonders schnell von sich reden. Die Fans fanden sich auf den Konzerten in einer Welt der Dunkelheit

    wider, die Band zelebrierte nach Selbsteinschätzung symbolisch die „Austreibung“ des Bösen.

    Der Aufstieg von Black Sabbath war auch die Zeit, in der in Künstlerkreisen der Satanismus Anton Szandor

    LaVeys15 populär wurde. Die entsetzten Reaktionen, die Boykotte durch die Fachpresse und Radiosender

    waren für Black Sabbath die beste Werbung. Die Band setzte bewusst auf den inszenierten Okkultismus,

    begleitet von der Sensationspresse, die über schwarze Messen, Entjungferungs- und Tieropferrituale auf der

    Bühne berichtete. Wegen seiner extremen Drogen- und Alkoholexzesse trennte sich Black Sabbath 1981 von

    „Madman“ Ozzy Osbourne, der nach Entziehungskuren erfolgreich als Solokünstler weitermachte und bis

    heute für volle Konzerthallen und Festivalwiesen sorgt.

    Neben Black Sabbath zählen Deep Purple16 und Led Zeppelin17, die kommerziell erfolgreichste der drei

    Bands, zu den „Vätern“ des Hard bzw. Heavy Rock auf deren Basis sich der Metal erst entwickeln konnte.

    Frontman Jimmy Page18 von Led Zeppelin (gegründet 1968) bekannte sich zu schwarzmagischen Praktiken

    und eröffnete einen Buchladen für okkulte Literatur. Des Weiteren kaufte er das ehemals von Aleister

    Crowley19 bewohnte Boleskine-Haus am Ufer des Loch Ness in Schottland, in dem 1980 der Schlagzeuger

    der Band an seinem Erbrochenen erstickte. Dieses Ereignis schien in manchen Augen den „Beweis“ für den

    ledzeppelinschen Teufels-Pakt zu erbringen.

    Dem Heavy Rock kann zwar durchaus nachgesagt werden, emotionalen Entladungen zu dienen und

    Möglichkeit zum „Herausschreien“ des Alltagsfrusts zu bieten, sie kann aber nicht, wie lange tradiert, nur als

    aggressives Geschrei20 per se abgetan werden. „Die Formen des Schreiens in Stilen wie Hard Rock oder

    Heavy Metal sind weniger als einfaches Geschrei zu bezeichnen, sondern einer besondere Form des

    gesanglichen Ausdrucks, der ebenso wie ein Belcanto21 erlernt werden muss.“22 Als stiltypisch erklärte

    Vorurteile vereinfachen und verzerren das Verständnis des Genres stark.23 Trotzdem ist festzustellen, dass

    in den Ursprüngen der Heavy Rock Musik, Musiker und Publikum meist aus derselben benachteiligten

    15 siehe dazu Kapitel „LaVeys Satanismus“. 16 www.deeppurple.com, 2011. 17 www.ledzeppelin.com, 2011. 18 Bürgerlicher Name: James Patrick Page. 19 Okkultist, Kabbalist, Magier, Mystiker, Poet und Verleger, 1875–1947. 20 Vgl. Kemmelmeyer, 2006, S. 189. 21 Ital. „schöner Gesang“. 22 Finkl, 2009, S. 28. 23 Vgl. ebda.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Loch_Nesshttp://www.deeppurple.com/http://www.ledzeppelin.com/

  • 18

    Unterschicht stammten. So waren die Texte extrem hart, laut und unbequem. Sie hatten nicht die Love &

    Peace-Freiräume der Hippies zum Thema, sondern Presslufthämmer, Straßenlärm, Kreissägen und

    Maschinengewehre; extreme Gesellschaftskritik. Die kritischen Töne, zugegeben nicht immer einfach zu

    erahnen, wurden von der Öffentlichkeit oft vollständig ignoriert. Die offizielle Elite des Rock und die

    dazugehörenden Medien wollten sich mit diesem proletarischen Auswuchs nicht weiter beschäftigen. Eine

    eher musiktheoretisch ausgerichtete Betrachtung macht den Unterschied zwischen Hard Rock und Heavy

    Metal wie folgt fest: „Für die Begleitgitarre im Hard Rock sind Quintakkorde auf Grund ihres besonders im

    Verbindung mit Verzerrung harten Klanges typisch, während im Heavy Metal eher der Gebrauch von

    Quartakkorden vorgesehen ist.“24

    In Kanada punktete in den siebziger Jahren die Heavy Rock-Band Rush25 und in Australien gründeten sich

    AC/DC26, die als eine der beliebtesten und langlebigsten Formationen dieser Art bezeichnet werden kann. In

    Deutschland etablierten sich zur selben Zeit die Scorpions27. Rund um den Globus bildeten sich „Heavy“-

    Bands – die „Szene“ begann sich in größerem Ausmaß zu bilden.

    Zu den Pionieren der in den späten Siebziger bzw. frühen achtziger Jahren neuen Musikrichtung Heavy

    Metal zählt die Band Judas Priest28 (gegründet 1969), deren Mitglieder aus der englischen Arbeiterstadt

    Birmingham stammen. In der Anfangszeit wechselten sich noch Jobs am Bau mit diversen Musikauftritten

    ab. Judas Priest hatten schließlich mit einem neuen Outfit Erfolg: hautenges, schwarzes Leder, Nieten und

    Ketten. Dieses gern als „Machokluft“ gesehene Outfit wurde im Lauf der Zeit kennzeichnend für die Heavy

    Metal-Szene. Zu Beginn eines Konzerts erschienen die Bandmitglieder auch gerne mit einem Motorrad,

    üblicher Weise einer Harley-Davidson auf der Bühne – einem Symbol für Freiheit und Abenteuer. Gerade vor

    dem Hintergrund des damals so exzessiv männliche Macht und Potenz demonstrierenden Szene-Umfelds

    ist es interessant, dass Judas Priest-Sänger Rob Halford29 der erste Metal-Sänger war, der sich öffentlich

    zu seiner Homosexualität bekannte – allerdings erst 1998. Die Band ist auch heute noch sehr erfolgreich.

    Den ersten großen Generationswechsel innerhalb des Metal, der zu Beginn der achtziger Jahre stattfand,

    kennzeichnet der Begriff „New Wave of British Heavy Metal“ (NWoBHM).

    Das Aufkommen der NWoBHM signalisierte die Rebellion gegen die kommerzielle Zähmung des Rock, gegen

    den Kapitalismus, gegen die Unterhaltungsindustrie und für die künstlerische Autonomie und Authentizität

    der Musikgruppen. Scharen von Fans, als „neue Wilde“ bezeichnet, füllten die Pubs an speziellen Metal-

    24 www.radical-music.com/genres_de/rock/hard_rock.html, 2011. 25 www.rush.com, 2011. 26 www.acdc.com, 2011. 27 www.the-scorpions.com, 2011. 28 www.judaspriest.com, 2011. 29 *1951, Sutton Coldfield, Warwickshire, England.

    http://www.rush.com/http://www.acdc.com/http://www.the-scorpions.com/http://www.judaspriest.com/

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    Clubabenden. Neben dem üblichen schwarzen Lederoutfit gab es die „Kutte“, üblicherweise eine ärmellose

    Jeans- oder Lederweste mit Aufnähern („patches“) der verschiedenen Lieblingsbands.30 Die

    Eigenständigkeit dauerte so lange, bis die großen Plattenfirmen die bis dahin verpönte Musikrichtung

    entdeckten und vermarkteten.

    Mit der NWoBHM begann auch die Aufsplitterung des Genres. Zu den Bands dieser Zeit zählten neben Judas

    Priest unter anderem Girlschool, Iron Maiden, Motörhead und Saxon. Die Bands der NWoBHM werden heute

    oft unter dem Subgenre-Begriff Heavy Metal zusammengefasst.

    Zeitgleich mit der Revolution des Punkrock veröffentlichte die Band Motörhead31 ihre ersten erfolgreichen

    Alben. Der ehemalige „Jimi Hendrix Experience“–Roadie und Frontman der Band Ian „Lemmy“ Kilmister32

    bildete optisch und künstlerisch einen Kontrast zu den etablierten „hübschen Rockstarjungs“33. „Er war ein

    schlagfertiges und charismatisches Argument für ein gefährliches Leben und wurde zum Großherzog der

    dreckigen Gleichgültigkeit; Fans imitierten seine Outlawkleidung aus Patronengürteln, Jeansweste,

    Cowboyhemden und Motörhead-Aufnähern. […] Black Sabbath hatten den Heavy Metal eingeführt, Judas

    Priest verliehen im Glanz, und Motörhead stabilisierten ihn mit neuem Mumm. Heavy Metal schluckte den

    Punkrock und drängte weiter voran.“34

    1981 erschien erstmals Kerrang!35 – ursprünglich eine Beilage zum britischen

    Musikmagazin Sounds. Dieses „Nebenprodukt“ wurde zu einem wichtigen

    Medium der NWoBHM und verdrängte schließlich sein Herkunftsmagazin vom

    Markt. Die Titelseite der Erstausgabe zierte Angus Young von AC/DC.

    „1980 stand die Bewegung in voller Blüte […]. Obwohl es sich hauptsächlich

    um aufstrebende Londoner Bands handelte, dominierten sie mit ihren

    überzeugenden Liveauftritten den Heavy Metal des kommenden

    Jahrzehntes.“36 Im selben Jahr erschien das gleichnamige Debüt-Album der

    Band „Iron Maiden“37, die hinsichtlich der stilistischen Entwicklung des Heavy

    Metal eine zentrale Rolle spielte. Der von Steve Harris38 etablierte Bandname

    30 Zahlreiche Beispiele für „Kutten“ gibt in der der „Kuttengalerie“ von igelmetal.de: http://www.igelmetal.de/uploads/oldschool/kutten/kutten.htm, 2011. 31 Gegründet 1975, Großbritannien, www.imotorhead.com, 2011. 32 * 1945, in Stoke-on-Trent, Staffordshire, England. 33 Christe, 2004, S. 42. 34 Ebda. 35 www.kerrang.com, 2011. 36 Christe, 2004, S. 53. 37 Gegründet 1975, Großbritannien, www.ironmaiden.com, 2011. 38 Stephen P. Harris, *1956 in London, England. Bassist und Songwriter der Band „Iron Maiden”.

    Abb. 2: Erstausgabe „Kerrang“

    http://www.imotorhead.com/http://www.kerrang.com/http://www.ironmaiden.com/

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    dürfte auf das mittelalterliche Foltergerät, die „Eiserne Jungfrau“ zurückzuführen sein. Eine weitere

    Dimension erhielt der Name durch die Anspielungen auf die damalige Parteivorsitzende der britischen

    Konservativen, Margaret Thatcher (die sich selbst als „Iron Lady“ bezeichnete), deren Konterfei die Cover

    der Singles „Women in Uniform“ und „Sanctuary“ ziert. Auf erstgenanntem lauert sie dem Bandmaskottchen

    „Eddie“ mit einem Maschinengewehr auf, auf dem zweiten wird sie bei dem Versuch ein Konzertplakat von

    „Iron Maiden“ herunterzureißen von „Eddie“ getötet. „Die britische Regierung reagierte auf die Beliebtheit der

    Platte mit Zensur […]“39 und ließ Teile des Gesichtes von Thatcher verdecken.

    Obwohl bereits 1975 gegründet, stellten sich die ersten musikalischen Erfolge der Gruppe erst zu Beginn

    der 80er Jahre ein. „Mit der Single Running Free traten Iron Maiden bei BBCs Top of the Pops auf und spielten

    dort als erste Band seit The Who ohne Playback. Damit wurden sie ebenso außerhalb der Umgebung

    Londons bekannt. Es folgte eine ausgedehnte Großbritannien-Tournee als Vorband von Judas Priest, eine

    Europatournee mit den US-Hardrockern Kiss40 und ein Auftritt im Vorprogramm von UFO41 im Rahmen des

    Reading-Festivals.“42

    Iron Maiden verstanden es, inhaltlich Arbeiter-Ethos, (öko-)politische Themen und Horror zu abenteuerlichen

    Geschichten zu verbinden und musikalisch fundiert auf die Bühne zu bringen. Der Einsatz einer zweiten

    Leadgitarre gilt unter vielen Fans als einer der Schlüssel zu ihrer musikalischen Durchsetzungskraft. Das

    39 Christe, 2004, S. 48. 40 Gegründet 1973, New York City, New York, USA, www.kissonline.com, 2011. 41 Gegründet 1969, London, England, www.ufo-music.info, 2011. 42 http://de.wikipedia.org/wiki/Iron_Maiden, 2011.

    Abb. 4: Women in Uniform Abb. 3: Sanctuary

    http://de.wikipedia.org/wiki/Single_(Musik)http://de.wikipedia.org/wiki/British_Broadcasting_Corporationhttp://de.wikipedia.org/wiki/Top_of_the_Popshttp://de.wikipedia.org/wiki/The_Whohttp://de.wikipedia.org/wiki/Playbackhttp://de.wikipedia.org/wiki/Vorbandhttp://de.wikipedia.org/wiki/Judas_Priesthttp://de.wikipedia.org/wiki/Kiss_(Band)http://de.wikipedia.org/wiki/UFO_(Band)http://www.kissonline.com/http://www.ufo-music.info/

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    Album „Killers“ steigerte ihre internationale Popularität was zu Spannungen43 mit dem Sänger Paul Di’Anno44

    und schließlich zu dessen Rausschmiss führte. Der Einstieg von Bruce Dickinson45 als neuer Frontman von

    Iron Maiden erwies sich als äußerst fruchtbar.

    „Im August 1980 präsentierte Sounds46 ein Konzert mit dem Titel Monsters of Rock, bei dem Judas Prist,

    Saxon, die Scorpions, Rainbow, Riot, April Wine und sechzigtausend Fans auf dem Gelände von Castle

    Donington zum ersten reinen Heavy-Metal-Festival zusammenkamen.“47 Rückbetrachtet war die wichtigste

    Dimension dieser Zusammenkunft laut Ian Christe, „dass die loyalen Heavy-Metal-Fans in Massen

    herbeiströmten, sobald sie zeigen durften, wie zahlreich sie waren. „Das Monsters of Rock entwickelte sich

    zum bedeutendsten Heavy-Metal-Festival der 80er und frühen 90er Jahre. Auch Iron Maiden traten

    mehrmals in Donington auf.48

    Ebenfalls aus dem NWoBHM Umfeld stammt die heute dem „Black Metal“ zugeordnete Formation Venom49.

    Ihre erste Single „In League with Satan/Live Like an Angel” erregte auf Grund ihrer antichristlichen Aussagen

    Aufmerksamkeit. Ian Christe wirft (und das sicher nicht als Einziger) der Band musikalisches Unvermögen

    vor, gesteht ihnen aber durchaus künstlerische Qualitäten zu. „Venom brachen mit der Vorstellung von

    Sorgfalt und künstlerischer Raffinesse und ersetzten sie durch einen aufregenden chaotischen Strudel.“50

    Das zweite Album trug den Titel „Black Metal“ und wurde so zum Namensgeber für ein ganzes Subgenre.51

    Musikalisch beeinflussten Venom auch die Richtungen Speed Metal, Thrash Metal und Death Metal. Sie

    genießen in der Szene Kultstatus.

    Metal traf in den Vereinigten Staaten von Amerika direkt auf das abebbende Diskofieber und die Überbleibsel

    der Punkbewegung. Nur allmählich entwickelte sich auch hier eine zusammenhängende Szene. Durch das

    Tauschen von Musikkassetten und Szenemagazinen versuchten die Fans an Neuigkeiten über Bands und

    Konzerte heran zu kommen. „Als Metalhead musste man außergewöhnlich engagiert sein, um an neue

    43 Vgl. Christe, 2004, S. 58. 44 Bürgerlicher Name: Paul Andrews, *1958 in Chingford, England. 1977-1981 Sänger von Iron Maiden. 45 Bürgerlicher Name: Paul Bruce Dickinson, *1958 in Worksop, Nottinghamshire, England. 1981-1993 und gegenwärtig seit 1999 Sänger von Iron Maiden. 46 Britisches Musikmagazin, das vom Spin-Off „Kerrang!“ (ursprünglich als Beilage von Sounds erschienen) abgelöst wurde. Siehe S. 27. 47 Christe, 2004, S. 49. 48 Nach Höhenflügen in den 80er und frühen 90er Jahren bargen die späten 90er einige Krisen. Bruce Dickinson und Adrian Smith (Gitarre) verließen die Band, kehrten aber beide 1999 wieder zurück. Iron Maiden erlebten – pünktlich zur „Wiederauferstehung des Metal“ ein Comeback der Sonderklasse. Die ansonsten ansich sehr stiltreu operierende Gruppierung vollzog 2006 einen deutlichen Schwenk hin zu einer progressiven Spielweise. 49 Gegründet 1979, Newcastle, England, www.venomslegions.com, 2011. 50 Christe, 2004, S. 54. 51 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Venom_(Band), 2011.

    http://www.venomslegions.com/http://de.wikipedia.org/wiki/Venom_(Band)

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    Musik zu kommen“.52 Amerikanische Metal-Magazine gab es vorerst nicht, sehr wohl aber aufstrebende

    Metal-Bands.

    Als Wegbereiter des US-amerikanischen Metal gelten vor allem (Hard) Rock-Formationen wie Van Halen53

    (Westküste) und Kiss (Ostküste). „Die Musik von Kiss war eine kommerziell funktionierende Mischung aus

    hymnischem, gitarrengeprägtem Hard Rock und Balladen, bei denen die Gitarren dann wegflossen. Das war

    der Sound, der den „Stadion-Rock“ und das „Pop-Metal“ ermöglichten, die später in den 1980er Jahren die

    Rockmusik beherrschten.“54 Van Halen wird von Christe als DER musikalische Vorreiter des Metal genannt.

    „Spielte man 1980 in Los Angeles etwas, das auch nur entfernt nach Heavy Metal klang, ohne Van Halen zu

    sein… galt man als Idiot.“55 Auch Alice Cooper56, der mit Horror-Schock-Effekten seine Kritik an der

    bürgerlichen Doppelmoral auszudrücken suchte, kann dazu gezählt werden. „Ozzy Osbourne“57, der in Los

    Angeles wohnte, seit er mit Black Sabbath 1976 dorthin übersiedelt war, schaffte den Brückenschlag

    zwischen den europäischen und amerikanischen Einflüssen.“58

    Der amerikanische Metal war in seinen Anfängen düster und aufgeladen mit Showeffekten. Es entwickelten

    sich zahlreiche neue Stilrichtungen. „Den ursprünglichen Heavy Metal an Geschwindigkeit und Aggressivität

    übertreffend, entwickelten sich so in den USA der vom Hardcore-Punk beeinflusste Thrash Metal und der

    Speed Metal […].“59 Parallel dazu etablierte sich Glam Metal. Auch in Europa erfolgten Weiterentwicklungen.

    Als die Hard’n’Heavy-Welle nach Österreich kam geschah dies im Underground und unter starker

    Einflussnahme der deutschen Nachbarn. Einige lokale Bands waren aber durchaus bekannt: „[…] U8, No Bros,

    Blind Petitition, Cat Walk, Sextiger, Ballroom Blitz. Was sich konkret im österreichischen Underground tat,

    ist nicht überprüfbar, da es keine gesicherte Dokumentation des Geschehens gibt.“60 Auch über die

    Entwicklung der eigentlichen Metal Szene ist wenig bekannt. Sicher ist, dass provokante Vorarbeiter wie

    Drahdiwaberl61 den kritischen Umgang mit politischen Themen und das Aufzeigen sowohl von

    gesellschaftlich tolerierten menschlichen Grausamkeiten, als auch tabuisierten „Grauslichkeiten“ einen

    Platz auf der Bühne des Metal sicherten. Aber auch die okkulten und rechts bis rechtsextrem orientierten

    Strömungen scheinen durchaus auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.

    52 Christe, 2004, S. 62. 53 Gegründet 1974, Pasadena, Kalifornien, USA, www.van-halen.com, 2011 54 Erlewine, 1995. 55 Christe, 2004, S. 62. 56 *1948 in Detroit, Michigan, USA, bürgerlicher Name: Vincent Damon Furnier, www.alicecooper.com, 2011. 57 *1948 in Aston, Birmingham, England, www.ozzy.com, 2011. 58 Christe, 2004, S. 63. 59 http://de.wikipedia.org/wiki/Metal, 2011. 60 Anastasiadis, 2000, S. 171. 61 Gegründet 1969, Österreich, www.drahdiwaberl.at, 2011, Hardrock/Heavy Metal/Punk.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Staatenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Hardcore_Punkhttp://de.wikipedia.org/wiki/Thrash_Metalhttp://de.wikipedia.org/wiki/Speed_Metalhttp://de.wikipedia.org/wiki/Glam_Metalhttp://www.van-halen.com/http://www.alicecooper.com/http://www.ozzy.com/http://de.wikipedia.org/wiki/Metalhttp://www.drahdiwaberl.at/

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    Bedeutsam waren in den ersten Jahren auch die Formation No Bros62, deren Hit „Heavy Metal Party“

    Geschichte geschrieben hat und Liquid Gallon, die allerdings nie einen Plattenvertrag bekamen.

    Auf Grund der chronologischen Gleichzeitigkeit und wechselweisen Beeinflussung sind nachfolgend

    ohne zeitliche oder geographische Reihung einige Subgenres beschrieben.

    LITE METAL

    Musikalisch bereits in den siebziger Jahren durch US-amerikanische Hard Rock Bands wie Kiss oder

    Aerosmith63 vorbereitet, wurde die Genrebezeichnung später auf Gruppen wie Van Halen oder Bon Jovi64

    übertragen. Die Texte des Lite Metal behandeln gern tabuisierte Themen wie Sexualität und Lust. Der Begriff

    „Lite Metal“ ist allerdings umstritten. Sam Dunn rechnet z. B. Van Halen und Guns’n’Roses65 der Kategorie

    Pop Metal66 zu, die aber (zumindest in Europa noch) nicht als geläufige Bezeichnung gesehen werden kann.

    Gerade die Zuordnung von Bands in diesem speziellen Bereich des Metal erweist sich als schwierig und

    uneinheitlich. So kann es geschehen, dass dieselben Bands als dem Lite, dem Glam, dem Hair und dem

    Power Metal zugehörig beschrieben werden. Bettina Roccor67 blendet z. B. die Bezeichnung Lite Metal völlig

    aus und führt die hier unterschiedlich kategorisierten Gruppen alle unter Glam Metal.

    GLAM METAL (HAIR METAL)

    Der Glam Metal hat seine Wurzeln im Glam Rock, einer Anfang der 1970er Jahre vor allem im britischen

    Raum populären Spielart des Rock. Der Stil des Glam Metal ist geprägt von seiner Vorliebe für Lidschatten,

    Lippenstift und femininer Kleidung. Daher wurde er von anderen Metal-Richtungen als „Schwulenmusik“

    diffamiert. Die Musik ist einfach und für Metal relativ melodisch. Glam Metal erweiterte das Spektrum der

    Hörerschaft. Vertreter sind z. B. Poison68, Mötley Crüe69, Twisted Sister70, W.A.S.P.71, Ratt72 und Cinderella73.

    62 Gegründet 1974, Österreich, www.nobros.com, 2011, Hard Rock/NWoBHM. 63 Gegründet 1969, Sunapee, New Hampshire, USA, www.aerosmith.com, 2011. 64 Gegründet 1983, New Jersey, USA, www.bonjovi.com, 2011. 65 Gegründet 1985, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.gunsnroses.com, 2011. 66 Vgl. Dunn/McFayden, 2005. 67 Vgl. Roccor, 1998, S. 117. 68 Gegründet 1983, Harrisburg, Pennsylvania, USA, www.poisonweb.com, 2011. 69 Gegründet 1981, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.motley.com, 2011. 70 Gegründet 1973, New York City, New York USA, www.twistedsister.com, 2011. 71 Gegründet 1982, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.waspnation.com, 2011. 72 Gegründet 1979, San Diego, Kalifornien, USA, www.therattpack.com, 2011. 73 Gegründet 1982, Philadelphia, Pennsylvania, USA, www.cinderella.net, 2011.

    http://www.nobros.com/http://www.aerosmith.com/http://www.bonjovi.com/http://www.gunsnroses.com/http://www.poisonweb.com/http://www.motley.com/http://www.twistedsister.com/http://www.waspnation.com/http://www.therattpack.com/http://www.cinderella.net/

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    SLEAZE METAL

    Ähnlich problematisch wie schon beim Speed Metal ist die Bestimmung des Subgenres Sleaze Metal. Die

    Bezeichnung taucht in Schriftstücken zwar auf, allerdings nur selten und wenn, dann vor allem in Verbindung

    mit Hair und Glam Metal. Häufiger ist die Rede von Sleaze Rock74. „Sleaze-Rocker pflegten eine Underdog-

    Mentalität, sahen sich als die Ausgestoßenen der Gesellschaft und unterstrichen ihre Rebellen-Attitüde mit

    entsprechenden optischen Merkmalen und Kleidungsvorlieben: Toupierte Haarpracht war passé, dafür

    diente nun nicht selten ein möglichst breites Stirnband als Kopfschmuck; Tattoos als Hautverzierung und

    zerrissene Jeans als Standard-Beinkleid waren obligatorisch, Westernboots unterstrichen die Outlaw-

    Mentalität.“75 Die Texte weisen oft auch rassistische und homophobe Elemente auf. Vertreter sind unter

    anderem Guns’n´Roses76, Skid Row77 und The 69 Eyes78

    DOOM METAL

    Als Doom Metal wird eine kontemplative Richtung im Metal bezeichnet, als deren Wurzel gerne Black

    Sabbath angenommen wird. Kennzeichnend sind langsame, schwere Gitarrenriffs und eine allgemein

    düstere Stimmung. Melancholie, Trauer, Endzeitstimmung, Sehnsucht, Verzweiflung und Tod gehören zu

    den klassischen Inhalten der Songs.79 Vertreter sind z. B. Cathedral80, Jack Frost81, My Dying Bride82,

    Empyrium83, Type O Negative84.

    POWER METAL

    Markige Texte, die heroische Zeiten und Fantasy-Ereignisse behandeln, gehören wohl zu den

    hervorstechendsten Merkmalen auf inhaltlicher Seite. Kriegslüsterne Heiden oder mittelalterliches

    Schlachtgetümmel stehen im Mittelpunkt. Die Melodien sind eingängig und, bis auf die häufig

    anzutreffenden Balladen, in relativ hohem Tempo gespielt, was dem europäischen Zweig dieser Kategorie

    74 Siehe dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Sleaze_Rock, 2010. 75 www.breakoutmagazin.de/archiv/aglam3.html, 2011. 76 Gegründet 1985, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.gunsnroses.com, 2011. 77 Gegründet 1987, New Jersey, USA, www.skidrow.com, 2011. 78 Gegründet 1990, Helsinki, Finnland, www.69eyes.com, 2011. 79 Vgl. www.doom-metal.com/whatisdoom.html, 2010. 80 Gegründet 1990, England, www.cathedralcoven.com, 2011; nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen US-amerikanischen Progressive Rock Band www.cathedralprogrock.com, 2011. 81 Gegründet 1993, Linz, Österreich, www.jackfrost.at, 2011. 82 Gegründet 1990, Halifax, England, www.mydyingbride.org, 2011. 83 Gegründet 1994, Hendungen, Deutschland, www.empyrium.de, 2011. 84 Gegründet 1989/90, New York City, New York, USA, www.typeonegative.net, 2011.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Melancholiehttp://de.wikipedia.org/wiki/Trauerhttp://de.wikipedia.org/wiki/Endzeithttp://de.wikipedia.org/wiki/Sehnsuchthttp://de.wikipedia.org/wiki/Verzweiflunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Todhttp://de.wikipedia.org/wiki/Sleaze_Rockhttp://www.breakoutmagazin.de/archiv/aglam3.htmlhttp://www.gunsnroses.com/http://www.skidrow.com/http://www.69eyes.com/http://www.doom-metal.com/whatisdoom.htmlhttp://www.cathedralcoven.com/http://www.cathedralprogrock.com/http://www.jackfrost.at/http://www.mydyingbride.org/http://www.empyrium.de/http://www.typeonegative.net/

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    unter anderem auch den Namen Melodic Speed Metal eingetragen hat. Vertreter sind z. B. Virgin Steele85,

    Fates Warning86, Manowar87, Rhapsody of Fire88, Hammerfall89.

    SYMPHONIC METAL

    Ursprünglich wurde diese Bezeichnung vor allem auf Gruppierungen angewandt, die sich besonders durch

    pompöse Arrangements mit symphonischen Elementen auszeichneten. Symphonische Elemente der

    klassischen Musik verschmolzen mit stilistischen Eigenheiten des Metal. Es ist dies eines der Subgenres,

    das sich stilistisch bei derart vielen anderen bedient, dass kaum festgelegt werden kann, welchem

    Hauptgenre es zuzuordnen ist. Sowohl Progressive, als auch Power Metal und Gothic Metal sind stilistisch

    spürbar. Als Vertreter dieses Genres können z.B Blind Guardian90, Haggard91, Nightwish92, Within

    Temptation93, After Forever94, Sonata Arctica95 und Therion genannt werden. Für die mystischen Texte

    Therions zeichnet Thomas Karlsson verantwortlich, der Gründer der inzwischen internationalen

    esoterischen Loge „Dragon Rouge“96.

    CLASSIC METAL

    Unter diesem Begriff wird zu viel grundlegend Verschiedenes verstanden, als dass er hier tatsächlich

    definiert werden kann. Einerseits wird er bezüglich des „klassischen“ Heavy Metal der 80er Jahre97

    (NWoBHM; …) verwendet, andererseits wird „classic“ auch als Bezug zur „klassischen Musik“98 gewertet, was

    dem Symphonic Metal entspräche.

    PROGRESSIVE METAL

    „Progressive Metal ist eine stilistische Synthese aus den Musikrichtungen Heavy Metal, Progressive Rock

    und Psychedelic Rock, die seit den 1990er Jahren zu großer Popularität gelangte.“99 Auch Elemente aus

    Jazz und Klassik spielen eine wesentliche Rolle. Dadurch finden sich unter den Fans dieses Subgenres auch

    85 Gegründet 1981, New York City, New York, USA, www.virgin-steele.com, 2011. 86 Gegründet 1983, Connecticut, USA, www.fateswarning.com, 2011. 87 Gegründet 1980, Auburn, New York, www.manowar.com, 2011. 88 Gegründet 1993 (urspr. „Rhapsody“), Triest, Italien, www.rhapsodyoffire.com, 2011. 89 Gegründet 1993, Göteborg, Schweden, www.hammerfall.net, 2011. 90 Gegründet 1984, Krefeld/Meerbusch, Deutschland, www.blind-guardian.com, 2011. 91 Gegründet 1989, München, Deutschland, www.haggard.de, 2011. 92 Gegründet 1996, Kitee, Finnland, www.nightwish.com, 2011. 93 Gegründet 1996, Niederlande, www.within-temptation.com, 2011. 94 Gegründet 1995, Niederlande, www.afterforever.com, 2011. 95 Gegründet 1996, Finnland, www.sonataarctica.info, 2011. 96 www.dragonrouge.net, 2010. 97 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Heavy_Metal, 11.04.2011. 98 http://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Musik, 11.04.2011. 99 http://de.wikipedia.org/wiki/Progressive_Metal, 11.04.2011.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Heavy_Metalhttp://de.wikipedia.org/wiki/Progressive_Rockhttp://de.wikipedia.org/wiki/Psychedelic_Rockhttp://www.virgin-steele.com/http://www.fateswarning.com/http://www.manowar.com/http://www.rhapsodyoffire.com/http://www.hammerfall.net/http://www.blind-guardian.com/http://www.haggard.de/http://www.nightwish.com/http://www.within-temptation.com/http://www.afterforever.com/http://www.sonataarctica.info/http://www.dragonrouge.net/http://de.wikipedia.org/wiki/Heavy_Metalhttp://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Musikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Progressive_Metal

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    oft „Nicht-Metaller“. Die Musik ist von kompositorischer Vielfalt geprägt und technisch anspruchsvoll. Neben

    der klassischen Band-Besetzung (Gitarren, Schlagzeug, Gesang) werden häufig auch Synthesizer sowie

    Streich- und Blasinstrumente miteinbezogen. Vertreter sind z. B. Fates Warning100, Psychotic Waltz101,

    Dream Theater102, Queensryche103, Tool104und Pain of Salvation105.

    EXTREME METAL

    Black, Death und Thrashmetal können unter dem Oberbegriff Extreme Metal zusammengefasst werden.

    „Der Name suggeriert bereits die wichtigsten musikalischen Parameter: Schnelle Tempi sowie vielfältige

    Tempowechsel und extreme Kakophonie und Ähnliches sind für jene Substile charakteristisch. Auf textueller

    Ebene finden sich oftmals ebenfalls extreme Elemente und Thematiken, wie etwa die explizite Darstellung

    von Gewalt, Misanthropie oder extremistische politische Ansichten.“106 Ausführliche Infos zu Extreme Metal

    liefert das 2007 erschienene Buch „Extreme Metal“107 von Keith Kahn-Harris.

    Die Stilrichtungen des Extreme Metal sind für diese Broschüren besonders relevant und deshalb etwas

    ausführlicher beschrieben als andere.

    THRASH METAL

    Häufig wird der Name des Subgenres falsch ausgesprochen und so vom Thrash (von engl. to thrash:

    dreschen/prügeln) zum Trash (engl. „Müll“) Metal. „Der ursprüngliche Thrash Metal zeichnet sich vor allem

    durch schnelles und präzises Riffing aus. […] Thrash Metal wird allgemein als Ausgangspunkt für die

    extremen Metal-Stile angesehen. Typisch für die Texte von Thrash-Metal-Bands sind die Thematisierung

    von Gewalt oder politische Themen. Einige der frühen Bands spielten mit satanistischen Themen, die aber

    oft mit Schilderungen von Krieg und sozialen Missständen vermischt wurden oder später durch diese ersetzt

    wurden.“108

    Drei für die gesamte Musikgeschichte des Metal wichtige Zentren, abgesehen von England und

    Skandinavien, sind auch in der Entstehungsgeschichte des Thrash im Focus:

    100 Gegründet 1983, Connecticut, USA, www.fateswarning.com, 2011. 101 Gegründet 1988, El Cajon, San Diego, www.psychoticwaltz.com. 2011. 102 Gegründet 1985 (urspr. als „Majesty“), New York City, New York, www.dreamtheater.net, 2011. 103 Gegründet 1981, Seattle, Washington, USA, www.queensryche.com, 2011. 104 Gegründet 1990, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.toolband.com. 2011. 105 Gegründet 1984 (urspr. als „Reality“), Eskilstuna, Schweden, www.painofsalvation.com, 2011. 106 http://de.wikipedia.org/wiki/Extreme_Metal, 2010. 107 Kahn-Harris, 2007. 108 http://de.wikipedia.org/wiki/Thrash_Metal, 11.04.2011.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Synthesizerhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kakophoniehttp://de.wikipedia.org/wiki/Gewalthttp://de.wikipedia.org/wiki/Misanthropiehttp://www.fateswarning.com/http://www.psychoticwaltz.com/http://www.dreamtheater.net/http://www.queensryche.com/http://www.toolband.com/http://www.painofsalvation.com/http://de.wikipedia.org/wiki/Thrash_Metal

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    • San Francisco Bay Area (US-Westküste)

    • New York (US Ostküste)

    • Ruhrgebiet (Deutschland)

    Metallica109, Exodus110, und Kreator111 gelten neben Slayer112, Anthrax113 und Megadeth114 als früheste

    Thrasher. Slayer, deren Markenzeichen Geschwindigkeit, Brachialität und sprachliche Aggression sind,

    gerieten später durch ihr nicht unproblematisches Spiel mit Satanismus und neofaschistischem

    Gedankengut in den Blickpunkt der Kritik. Einige der folgenden Kapitel beschäftigen sich damit im Detail.

    In der Szene wurde zur damaligen Zeit allerdings streng zwischen künstlerischer und

    privater/gesellschaftlicher Ebene getrennt. Auf der künstlerischen Ebene war alles erlaubt, was als Fiktion

    und Kritik realer Vorkommnisse interpretiert werden konnte. So erhielten z. B. Horrortexte und satanistische

    Elemente ihre Legitimität. Auf privater Ebene sollten die Musiker sich nicht zu rassistischen, rechtsextremen

    oder sexistischen Statements bekennen. Die Übertragung von z. B. gewalttätigen Phantasien in die

    gesellschaftliche Realität war tabu. Dieser Ehrenkodex, der bis zum Auftreten neonazistischer Black Metal-

    Bands eingehalten wurde, ist zum Verständnis der Metal-Szene wichtig. Unterschätzt wurde die

    metapolitische Bedeutung derartiger künstlerischer „Visionen“: Was auf der Ebene der Kunst und der Ideen

    dargestellt wird, kann nur allzu leicht in die gesellschaftliche Realität hinein kippen und sich auch

    realpolitisch manifestieren.

    SPEED-METAL

    Es ist umstritten, ob Speed-Metal als eigenständiges Genre bezeichnet werden kann oder eine frühe

    Unterkategorie des Thrash-Metal darstellt. Die meisten Bands, die stilistisch Speed-Metal Elemente

    verwenden, sind nicht ausschließlich diesem Subgenre zuordenbar. Als Vorreiter dieses „Zwischen-Genres“

    gilt die kanadische Band Anvil115. Als weitere Vertreter können (partiell) Motörhead und Exciter116 gesehen

    werden.117

    109 Gegründet 1981, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.metallica.com, 2011. 110 Gegründet 1982, Bay Area, Kalifornien, USA, www.exodusattack.com, 2011. 111 Gegründet 1982, Essen, Deutschland, www.kreator-terrorzone.de. 2011. 112 Gegründet 1981, Huntington Park, Kalifornien, USA, www.slayer.net, 2011. 113 Gegründet 1981, New York City, New York, USA, www.anthrax.com, 2011. 114 Gegründet 1983, USA, www.megadeath.com, 2011. 115 Gegründet 1978, Kanada, www.anvilmetal.com, 2011. Sehenswert ist der 2010 erschienene Film „Anvil! The Story of Anvil“, der den kurzen weltweiten Erfolg und das Versinken in der Vergessenheit der Band Anvil dokumentiert. Siehe www.anvilthemovie.com, 2011. 116 Gegründet 1978, Kanada, www.hemidata.se/exciter, 2011. 117 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Speed_Metal, 2011.

    http://www.kreator-terrorzone.de/http://www.slayer.net/http://www.anthrax.com/http://www.megadeath.com/http://www.anvilmetal.com/http://www.anvilthemovie.com/http://de.wikipedia.org/wiki/Speed_Metal

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    BLACK METAL

    Der Black Metal erhielt seinen Genre-Namen durch den Titel der 1982 erschienenen zweiten Platte der

    Gruppe Venom118, die aber musikalisch eher dem Thrash Metal zuzuordnen ist. Inhaltlich befassten sich die

    Texte von Venom, wie auch die der frühen Black Metal Bands, bevorzugt mit Satanismus. Die Beinamen der

    Bandmitglieder sollten das Image noch unterstreichen. So nannte sich der Sänger und Bassist von Venom,

    Conrad Lant „Cronos“119 und der Schlagzeiger Anthony Bray „Abbadon“120. Das Verwenden von Beinamen

    oder Pseudonymen ist in diesem Genre häufig zu beobachten.

    Black Metal hantiert eindeutig mit satanistischen und okkulten Texten und Symbolen und es fällt schwer,

    Show-Satanismus von tatsächlichem Satanismus zu unterscheiden. Offen angegriffen wird generell die

    (christliche) Kirche als Institution, wohingegen Glaube und/oder Religion an sich oft als zumindest neutral

    gewertet werden. Besonders bei der Betrachtung amerikanischer Black Metal Bands muss das Handeln

    einiger konservativer, oft als doppelmoralisch empfundener christlich-fundamentalistischer Kirchen

    mitgedacht werden, deren Einfluss auf Gesellschaft und Politik in den USA sehr groß ist. Die

    Auseinandersetzung zwischen Musik und Kirche hat (nicht nur in den USA) bereits lange Tradition. Blues,

    Rock’n’Roll, Rock und Metal wurde (und wird teilweise noch) nachgesagt, ein Medium des Teufels zu sein,

    um junge Menschen vom Glauben bzw. „dem rechten Weg“ abzubringen. Black Metal bemüht sich so

    gesehen in erster Linie um Abgrenzung zur herrschenden bürgerlichen Religiosität. Der Satanismus ist

    hierbei als die größtmögliche Provokation für Kirche und Bürgertum zu verstehen.

    Skandinavien gilt als Wiege des Black Metal. Musikalische Vorreiter sind unter anderem King Diamond121

    bzw. dessen Band Mercyful Fate122. King Diamond brachte unter anderem eine Vorform des später für den

    Black Metal so typischen Corpse Paint auf die Bühne. Die Ausbreitung des Black Metal erfolgte in drei

    Wellen, wobei die erste etwa Mitte der 80er Jahre abebbte. Bands wie Celtic Frost123, Darkthrone124,

    Hellhammer125 und Mayhem126 waren bis dahin prägend. „1984 veröffentlichte die schwedische Band

    Bathory127 (die musikalisch eher dem Thrash und Viking Metal zugeordnet wird) ihr […] Debüt-Album, mit

    118 Newcastle, England. 119 Figur aus der griechischen Mythologie, Vater des Zeus, Anführer der Titanen. 120 Biblische Figur; Name abgeleitet von hebräisch abad „Untergang, Vertilgung, Abgrund“. 121 Bürgerlicher Name: Kim Bendix Petersen, *1956 in Kopenhagen. 122 Gegründet 1981, Dänemark, Heavy-Metal, www.covenworldwide.org, 2011. 123 Gegründet 1984, Schweiz, www.celticfrost.com, 2011. 124 Gegründet 1986, Norwegen, www.darkthrone.no, 2011. 125 Gegründet 1982, Nürensdorf, Schweiz, www.hellhammer.org, 2011. 126 Gegründet 1984, Norwegen, www.thetruemayhem.com, 2011. 127 Gegründet 1983, Schweden, www.bathory.se, 2011.

    http://www.covenworldwide.org/http://www.celticfrost.com/http://www.darkthrone.no/http://www.hellhammer.org/http://www.thetruemayhem.com/http://www.bathory.se/

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    dem der typische Krächzgesang aufkam und dessen roher Proberaum-Klang den Standard des

    „schmutzigen“ Klangs setzte, der dem Black Metal seither eigen ist.“128

    Die zweite Welle rollte in den frühen 90ern los. Maßgeblich an der Ausformung beteiligt ist der Mayhem-

    Gitarrist „Euronymous“. Varg Vikernes129, ein Freund und der spätere Mörder von Euronymous, der sich auch

    „Count Grishnackh“ nannte, gründete das Black Metal/Ambient Projekt Burzum130. Vikernes verband

    satanistische Vorstellungen mit neonazistischen Agitationen (siehe Ausführungen zum NS-Kult im Heavy

    Metal). Emperor131, Darkthrone und Immortal132 vollzogen Stilwechsel und passten sich dem neuen Bild des

    Black Metal an. Grundsätzlich ging es um die klare Abgrenzung vom als zu massentauglich empfundenen

    Death Metal.133 „Durch ein Interview, das Varg Vikernes einer norwegischen Tageszeitung gab und in dem

    er die Black-Metal-Szene mit den Kirchenbränden134 in Verbindung brachte, und einen kurz darauf

    veröffentlichten, reißerischen Artikel über die Vorgänge innerhalb der norwegischen Black-Metal-Szene im

    britischen Magazin Kerrang! geriet die Szene 1993 ins Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit. Musiker von

    Bands wie Satyricon135, Marduk136, Emperor, Burzum, Dimmu Borgir137 und Darkthrone gaben in Interviews

    neben gewaltverherrlichenden Aussagen auch solche von sich, in denen sie mit Rassismus und

    Rechtsextremismus kokettierten und so für den Boykott des Black Metal durch zahlreiche Medien

    sorgten.“138

    128 http://de.wikipedia.org/wiki/Black_Metal, 2011. 129 1994 wegen Mordes und Brandstiftung zu 21 Jahren Haft verurteilt. 2009 auf Bewährung entlassen. 130 Gegründet 1991, Norwegen, www.burzum.org, 2011. 131 Gegründet 1991, Norwegen, www.emperorhorde.com, 2011. 132 Gegründet 1990 (urspr. als „Amputation“), Norwegen, www.immortalofficial.com, 2011. 133 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Black_Metal, 2011. 134 Es gab in Norwegen zahlreiche Brandstiftungen, die mit der Black-Metal Szene in Verbindung gebracht wurden. Burzum vermarktet sogar eine Art Kirchenbrand-Tourshirt. Vgl. Abb. 5 und 6. 135 Gegründet 1990 (urspr. als „Eczema“), Norwegen, www.satyricon.no, 2011. 136 Gegründet 1990, Norrköping, Schweden, www.marduk.nu, 2011. 137 Gegründet 1993, Norwegen, www.dimmu-borgir.com, 2011. 138 http://de.wikipedia.org/wiki/Black_Metal, 2011.

    Abb. 5 Abb. 6

    http://de.wikipedia.org/wiki/Black_Metalhttp://www.burzum.org/http://www.emperorhorde.com/http://www.immortalofficial.com/http://de.wikipedia.org/wiki/Black_Metalhttp://www.satyricon.no/http://www.marduk.nu/http://www.dimmu-borgir.com/http://de.wikipedia.org/wiki/Black_Metal

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    Die dritte Welle, etwa ab Mitte der 90er, spaltete die „Szene“. Einerseits erfolgt eine Hereinnahme von

    musikalischen Einflüssen anderer Genres, wie z. B. der klassischen und der elektronischen139 Musik,

    andererseits bemühten sich die – aus ihrer Sicht – einzig „wahren“ Black Metal Bands um härtere

    Ausdrucksformen und die intensivstmögliche Abgrenzung gegenüber „Kommerz“ und Massentauglichkeit.

    Weltweit setzte ein Nachahmungsprozess des nordischen Black Metal ein, den Mortiis140 schlichtweg als

    „peinlich“ bezeichnete: „Wenn sich ein Typ aus Griechenland an Thors Hammer festhält, wozu soll das gut

    sein? Er soll ein Symbol für Zeus oder Kronos nehmen und wenigstens seinen eigenen mythologischen

    Göttern Respekt entgegenbringen!“141 Nicht nur die Musik, auch das aggressive Verhalten wurde als

    „dazugehörig“ kopiert – es kam zu zahlreichen Friedhofsschändungen und Kirchenbränden. „Von der Black-

    Metal-Welle peinlich berührt, versuchte eine engagierte Fraktion an möglichst rohen, einfachen Sounds

    festzuhalten und echtem Gefühl den Vorzug vor greller Symbolik zu geben.“142 Dazu gehörten Bands wie

    Darkthrone, Carpathian Forest143, Havohej144 und Hemlock145.

    Christe führt in seinem erstmals 2003 erschienen Buch „Höllenlärm“ aus, dass sich das „Extreme in

    Norwegen in die soziale Akzeptanz ergeben“ hat, „da die Bands jetzt unverständlicher Weise Zuspruch dafür

    erhielten, dem Land eine musikalische Identität verschafft zu haben.“146 Bands wie Cradle of Filth147 und

    Dimmu Borgir verliehen den nicht im Untergrund verwurzelten Teilen der Szene neuen Glanz. Was Christe

    nicht erwähnt, aber der Wahrnehmung bei Konzerten, Festivals und in einschlägigen Kneipen entspricht: Der

    „Underground“ existiert weiterhin. Jene, die die Inhalte des Black Metal so ernst meinen, dass jede Art von

    finanziellem Profit zu einer Beleidigung der Idee würde, scheren sich natürlich nicht um Breitenwirksamkeit

    und öffentliches Aufsehen.

    Der Politologe Dr. Rainer Fromm bezeichnet in einem Gutachten für die BPiM148 den Black Metal als „eine

    Subkultur der Widersprüche, die Blut, Gewalt und Stärke glorifiziert und gleichzeitig ihren Frieden mit der

    oftmals schockierenden Umwelt sucht.“149

    139 Verbindung zu Industrial/Black/Dark Ambient 140 Gründungsmitglied von Emperor, später bekannt für seine Dark Ambient Solo-Projekte. 141 Christe, 2004, S. 296. 142 Ebda. 143 Gegründet 1990, Sandens, Norwegen, www.tnbm.no, 2011. 144 Gegründet 1993, New York City, New York, USA, keine Website auffindbar. 145 Gegründet 1992, New York City, New York, USA, keine Website, Fansite: www.myspace.com/hemlockworship, 2011. 146 Christe, 2004, S. 296.; Man denke an Metal-Bands beim Euro-Visions-Songcontest, in Werbungen etc. 147 Gegründet 1991, Suffolk, England, www.cradleoffilth.com, 2011. 148 Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Deutschland. 149 Genese der Black Metal-Subkultur und des Neosatanismus in der Rockmusik, www.bundespruefstelle.de, 2011.

    http://www.tnbm.no/http://www.myspace.com/hemlockworshiphttp://www.cradleoffilth.com/http://www.bundespruefstelle.de/bpjm/redaktion/PDF-Anlagen/bpjm-aktuell-genese-der-black-metal-subkultur-und-neosatanismus-in-der-rockmusik-aus-04-03,property=pdf,bereich=bpjm,sprache=de,rwb=true.pdfhttp://www.bundespruefstelle.de/

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    2009 erschien der nicht unumstrittene Dokumentarfilm „Until The Light Takes Us“150, der sich der

    norwegischen Black Metal Szene widmet.

    DEATH METAL

    Als die erste Welle des Black Metal abebbte, gewannen Death Metal und etwas später auch Viking Metal an

    Bedeutung. 1985 nimmt die Formation Death151 die Demo „Infernal Death“ in Florida auf. Chuck

    Schuldiner152, der Sänger von Death, gilt als Begründer des Death Metal. Im Unterschied zum schrillen, hohen

    „Gekreische“ das im Black Metal üblich ist, sind hier tiefe dunkle „Growls“ ein wesentliches Stilelement. Als

    wichtiger Vorarbeiter des Death Metal gilt die, ebenfalls kalifornische, Thrash-Metal Gruppe Slayer.

    Possessed153, auch aus der Bay Area stammend, gelten als eine der ersten tatsächlichen Death Metal

    Formationen. „Durch das rasende, vernichtende Tempo des Grindcore154 entzündet, machte die massive

    Feuersbrunst des Death Metal alles andere vergessen. Die letzten Spuren von traditionellem Rock’n’Roll

    wurden von den neuen Gebietern – dem Triumvirat Death, Morbid Angel155 und Deicide156 – endgültig

    verwischt.“157 Deicide gelten als die bekannteste Death Metal-Formation. Der Sänger und Bassist von

    Deicide, Glen Benton158, ließ sich ein umgedrehtes Kreuz in die Stirn einbrennen159, bezeichnete sich selbst

    wie auch die übrigen Bandmitglieder als von Dämonen besessen und tätigte ferner die Aussage, dass „Death

    Metal und Satanismus Hand in Hand zu gehen hätte[n].“160 Zu den einflussreichsten Vertretern des Florida

    Death Metal161 zählen auch Obituary162 und Brutality163.

    Inhaltlich liegt dem Death Metal eine zutiefst pessimistische Weltsicht zu Grunde. Der Tod an sich ist

    Angelpunkt und Richtung. Weiters handeln die Texte vom Horror der Gentechnik, von Aufrüstung und

    Umweltzerstörung, sozialem Leid und Massenvernichtung. Die Bühnenshows dürften vor allem von

    sogenannten Splatter164-Filmen inspiriert worden sein. Die Sexualität, sofern sie besungen wird, ist

    manchmal ebenfalls auf den Nach-Todesbereich (Nekrophilie) verschoben, etwa bei zahlreichen Texten der

    150 Aites, Aaron, Ewell, Audrey: „Until The Light Takes Us“, Variance Films, 2009. 151 Gegründet 1983 (urspr. als „Mantas“), Tampa, Florida, USA, www.emptywords.org, 2011. 152 *1967 in Long Island, New York, USA. 153 Gegründet 1983, San Francisco, Kalifornien, USA, www.myspace.com/666possessed, 2011. 154 Im Hardcore-Punk wurzelnder Musik-Stil. 155 Gegründet 1984, Tampa, Florida, USA, www.morbidangel.com, 2011. 156 Gegründet 1987 (urspr. als „Amon“), Florida, USA, www.deicide.com, 2011. 157 Christe, 2004, S. 250. 158 *1967 in den USA. 159 Vgl. Abb. 24. 160 Dornbusch/Killguss, 2005, S. 227. 161 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Florida_Death_Metal, 2011. 162 Gegründet 1984 (urspr. als „Executioner“), Tampa, Florida, USA, www.obituary.cc, 2011. 163 Gegründet 1986, Tampa, Florida, USA, http://originalbrutality.tripod.com, 2011. 164 „Splatter“ setzt sich aus den engl. Worten „splash“ und „to spatter“ zusammen – beide bedeuten „spritzen“, hier vor allem das Herumspritzen des Blutes.

    http://www.emptywords.org/http://www.myspace.com/666possessedhttp://www.morbidangel.com/http://www.deicide.com/http://de.wikipedia.org/wiki/Florida_Death_Metalhttp://www.obituary.cc/http://originalbrutality.tripod.com/

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    Formation Cannibal Corpse165. Der Death Metal verherrlicht allerdings nicht die Freude an dieser

    dargestellten Welt, sondern besingt die Angst davor. Die menschliche Existenz gilt ihm als ständig von Tod

    und/oder Irrsinn bedroht.

    „Während England das Heimatland des Heavy Metal gewesen war und das Herz des Thrash in San Francisco

    pochte [wie das des Black Metal in Skandinavien], gedieh Death Metal auf der ganzen Welt.“166 Neben der

    bedeutenden US-amerikanischen Szene begann sich zu Anfang der 90er Jahre auch im skandinavischen

    Raum eine Szene zu entwickeln, die im sogenannten Melodic Death Metal (auch New Wave of Swedish

    Death Metal, NWoSDM) gipfelte167: „Entombed168, Dismember169, At the Gates170, Grave171, Dissection172, In

    Flames173 – diese energiegeladenen Verwalter des schwedischen Göteborg-Sounds betonten Power neben

    Groteskem und lockten viele bereitwillige Mainstream-Rockfans in die Tiefen des Death Metal.“174

    Der Bezug zu okkulten und satanistischen Themen ist nicht von der Hand zu weisen. „Metallica, Megadeth

    und Anthrax hatten dem Satanismus bereits zu Beginn ihrer Laufbahn abgeschworen, Death Metal aber

    stellte die mythische Auslegung wieder in den Vordergrund.“175 Es wird immer wieder versucht, die Bands

    des Black und Death Metal zu unterteilen nach jenen die tatsächlichen Satanismus praktizieren und

    propagieren (hier werden oft Deicide, Mayhem, Dark Funeral und Marduk genannt), und jenen, die Protest-

    bzw. Show-Satanismus betreiben (wie Possessed, Dimmu Borgir und Cradle of Filth). Show-Satanismus

    äußert sich durch ein betont dämonisches Image der Musiker und eine entsprechende Aura, die durch

    hasserfüllte, verbitterte Bühnenshows mit Kunst-Blut und Tierkadavern verstärkt wird.176

    WHITE METAL UND UNBLACK METAL

    Beides sind Untergenres des so genannten Christlichen Metal die sich ausschließlich mit christlichen

    Inhalten befassen.177 Diese Strömungen stellten eine Gegenreaktion auf die satanistische Welt des Black

    Metal dar und entstanden in den USA ab ca. 1985. Die Gruppen dieser Richtungen vertreten meist ein

    strenges „Recht- und Ordnung“-Christentum mit reaktionären, fundamentalistischen Inhalten. Armut,

    Hunger oder AIDS werden z. B. als Strafen Gottes für vorehelichen Geschlechtsverkehr gesehen und auch

    165 Gegründet 1988, Buffalo, New York, USA, www.cannibalcorpse.net, 2011. 166 Christe, 2004, S. 251. 167 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Melodic_Death_Metal, 2011. 168 Gegründet 1989, Stockholm, Schweden, www.entombed.org, 2011. 169 Gegründet 1988, Stockholm, Schweden, www.dismember.se, 2011. 170 Gegründet 1990, Göteborg, Schweden, www.atthegates.se, 2011. 171 Gegründet 1988, Visby, Schweden, www.grave.se, 2011. 172 Gegründet 1989, Strömstad, Schweden, www.dissection.se, 2011. 173 Gegründet 1990, Göteborg, Schweden, www.inflames.com, 2011. 174 Christe, 2004, S. 262. 175 Ebda. S. 254. 176 Vgl. Schweidlenka: Satanismus, 2010. 177 http://de.wikipedia.org/wiki/Christlicher_Metal, 2010.

    http://www.cannibalcorpse.net/http://www.entombed.org/http://www.dismember.se/http://www.atthegates.se/http://www.grave.se/http://www.dissection.se/http://www.inflames.com/http://de.wikipedia.org/wiki/Christlicher_Metal

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    antisemitische Weltverschwörungstheorien sind aus diesen Musikerkreisen bekannt. „Im Gegensatz zum

    später entstandenen Unblack Metal wirken die Texte [des White Metal] positiv, direkt und plakativ und sind

    stark von reformatorischen und evangelikalen Einflüssen geprägt. Die Band Stryper verband ihr

    musikalisches Schaffen zudem mit offensiver Evangelisation, etwa durch das Verschenken von tausenden

    Bibeln während ihrer Konzerte. […] Im Unblack Metal werden primär negative Aspekte des Lebens wie

    Melancholie, Trauer und innere Verzweiflung, die mühsame Suche nach Gott oder Hass und Wut

    beleuchtet.“178

    Vertreter sind z. B. Stryper179, Bloodgood180, 7th Angel181 und Horde182. Auch in anderen Metal Subgenres

    wie z. B. dem Heavy, Power, Death, Doom und Gothic Metal sind Bands mit christlichen Inhalten vertreten.183

    CROSSOVER – DIE VERSCHMELZUNG MUSIKALISCHER STILE MIT METAL

    Der ursprünglich Mitte der siebziger Jahre aufgekommene Begriff des „Crossover“ erlebte Ende der

    achtziger bzw. zu Beginn der neunziger Jahre eine Renaissance, als Vermischungen zwischen Metal, Hip-

    Hop, Alternative Rock, Rap, Punk und Funk versucht wurden. „Den Startschuss gab wahrscheinlich 1992 das

    Debütalbum von Rage Against The Machine184, obwohl schon Jahre vorher Gruppen wie Fugazi,185 White

    Zombie186, aber auch Rapper wie Run DMC187 damit begonnen hatten, die bis dahin als unvereinbar

    geltenden stilistischen Grenzen bis zur Unkenntlichkeit zu verwischen.“188 Die stilistische Öffnung führte

    auch zu einer Erweiterung des Hörerkreises.

    Der Rap war, neben dem Punk, eine der ersten Musikrichtungen, die für die „Metalvariante“ des Crossover

    bedeutend wurden. Metal galt lange Zeit als Musik der weißen Unterschicht, die gegen das wohlhabende

    Bürgertum rebellierte, doch spätestens diese Fusion machte die Musik und Szene auch für schwarze Fans

    zugänglich und interessant. Auch oder gerade die Fachliteratur189 definierte den „Metalfan“ lange als

    männlichen, weißen, sozial unterprivilegierten Arbeiter in den mittleren Zwanzigern. Mittlerweile

    widersprechen viele Autoren dieser Annahme deutlich und bestreiten – zumindest seit der

    178 Ebda, 2011. 179 Gegründet 1983, Orange County, Kalifornien, USA, www.stryper.com, 2011. 180 Gegründet 1984, Seattle, Washington, USA, www.bloodgoodband.com, 2011. 181 Gründungsjahr unbekannt, USA, keine Website auffindbar. 182 Gegründet 1994, Australien, keine Website auffindbar, Fansite: www.thanatosmetal.com/horde, 2011. 183 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Christlicher_Metal, 2010. 184 Gegründet 1991, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.ratm.com, 2011. 185 Gegründet 1987, Washington D.C., USA, Post-Hardcore/Indie-Rock/Art-Punk, www.southern.net, 2011. 186 Gegründet 1985, USA, www.zombiefaq.com, 2011. 187 Gegründet 1982, New York City, New York, USA, www.rundmc.com, 2011. 188 Graf, 2001, S. 5. 189 Siehe dazu: Roccor, 1998; Kemper/Langhoff/Sonnenschein, 1998, S. 244-259.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Christlicher_Metalhttp://www.stryper.com/http://www.bloodgoodband.com/http://www.thanatosmetal.com/hordehttp://de.wikipedia.org/wiki/Christlicher_Metalhttp://www.ratm.com/http://www.southern.net/http://www.zombiefaq.com/http://www.rundmc.com/

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    „Gattungsaufweichung und den daraus resultierenden Stilbastarden“190 – die Gegebenheit dieses

    homogenen Szenebildes.

    Zwar gab es auch rassistische Färbungen, verbale Rassismen wie „Speak English or die“ von M.O.D.191

    (Method of Destruction). Sozial-darwinistische Texte wie „Der Untermensch“ von Type o Negative192 blieben

    aber Ausnahmen. Mit der zunehmenden Politisierung der Metal-Szene entdeckten „Metalintellektuelle“

    Gemeinsamkeiten von Fans aller Hautfarben und Schichten: Das gesellschaftliche Außenseitertum, der

    Hass auf das System und die Wünsche nach Sozialreformen. Es kam zu einigen Allianzen, bei denen

    schwarze Anliegen in die Metal-Szene hineingetragen wurden (Run DMC, Beastie Boys, …).

    Bekannte Bands, die sich des Crossover bedienen sind z. B. Biohazard193, Body Count194, Clawfinger195, Dirty

    Rotten Imbeciles196, Dog eat Dog197, Faith No More198, Living Colour199, und Suicidal Tendencies200.

    NU METAL/NEW METAL

    Hier werden vornehmlich Elemente des Thrash Metal, Hardcore, Grunge, Industrial, Punk und Rap

    kombiniert, wobei der Unterschied zum Crossover in der härteren Spielart, tiefer gestimmten Gitarren und

    dem eher spärlichen Einsatz von Rap-Passagen201 liegt. Graf202 bezeichnet den Nu Metal als „populäre

    Schnittstelle“ zwischen den oben genannten Musikgenres und schreibt die Etablierung des Begriffes den

    medialen Erfolgen der Bands Korn (bzw. KoЯn )203, Slipknot204 und Papa Roach205 zu. Weitere bekannte

    Bands sind z. B. Coal Chamber206, Limp Bizkit207, Linkin Park208, Ill Niño209.

    190 Schäfer, 2002. 191 Gegründet 1986, New York City, New York, USA, www.billymilano.com, 2011. 192 Gegründet 1989/90, New York City, New York, USA, www.typeonegative.net, 2011. 193 Gegründet 1987, New York City, New York, USA, www.biohazard.com, 2011. 194 Gegründet 1989, USA, keine Website auffindbar. 195 Gegründet 1991, Schweden/Norwegen, www.clawfinger.net, 2011. 196 Gegründet 1982 (urspr. als „US-Dirty Rotten Imbeciles“), Houston, Texas, USA, www.dirtyrottenimbeciles.com, 2011. 197 Gegründet 1991, New Jersey, USA, www.dogeatdog.nl, 2011. 198 Gegründet 1982, San Francisco, Kalifornien, USA, www.fnm.com, 2011. 199 Gegründet 1984, New York City, New York, USA, www.myspace.com/livingcolourmusic, 2011. 200 Gegründet 1982, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.suicidaltendencies.com, 2011. 201 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Nu_Metal, 2010. 202 Graf, 2001, S. 202. 203 Gegründet 1993, Bakersfield, Kalifornien, USA, www.korn.com, 2011. 204 Gegründet 1995, Des Moines, Iowa, USA, www.slipknot1.com, 2011. 205 Gegründet 1993, Vacaville, Kalifornien, USA, www.paparoach.com, 2011. 206 Gegründet 1994, Los Angeles, Kalifornien, USA, www.myspace.com/coalchambermusic, 2011. 207 Gegründet 1994, Jacksonville, Florida, USA, www.limpbizkit.com, 2011. 208 Gegründet 1996 (urspr. als „Xero“ bzw. „Hybrid Theory“), Los Angeles, Kalifornien, USA, www.linkinpark.com, 2011. 209 Gegründet 1999, New Jersey, USA, www.illnino.com, 2011.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Slipknothttp://de.wikipedia.org/wiki/Papa_Roachhttp://de.wikipedia.org/wiki/Limp_Bizkithttp://de.wikipedia.org/wiki/Linkin_Parkhttp://www.billymilano.com/http://www.typeonegative.net/http://www.biohazard.com/http://www.clawfinger.net/http://www.dirtyrottenimbeciles.com/http://www.dogeatdog.nl/http://www.fnm.com/http://www.myspace.com/livingcolourmusichttp://www.suicidaltendencies.com/http://www.korn.com/http://www.slipknot1.com/http://www.paparoach.com/http://www.myspace.com/coalchambermusichttp://www.limpbizkit.com/http://www.linkingpark.com/http://www.illnino.com/

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    METALCORE

    Aus Elementen von Heavy, Threash und Melodic Death Metal sowie des Hardcore Punk entwickelte sich der

    Metalcore, in Anspielung auf die NWoBHM auch „New Wave of American Heavy Metal“ genannt. Aus dem

    Metalcore entwickelte sich der schnellere und aggressiver gespielte Death Core. Musikalisch orientiert sich

    dieses Genre mehrheitlich am Metal, inhaltlich jedoch mehrheitl


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